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Reading Challenge 2025
Menthir:
#21 Kevin Crossley-Holland - The Penguin Book of Norse Myths: Gods of the Vikings
Sich den nordischen Mythen zu nähern, das wird dieser Tage nicht einfacher. Entweder man kämpft sich in das eigentliche Material, was häufig sperrig übersetzt sowie unvollständig oder in wissenschaftliche Tiefenbearbeitung verpackt ist, oder man muss einiges zur Einordnung mitbringen. Das liegt sicherlich teils an der Inanspruchnahme der Thematik.
Wer das Internet durchforstet, und das Ganze nicht quellenkritisch betreibt, findet sich schnell in amateurhaften Gefilden wieder, und dann ist es ihm gut ergangen, schlechterdings führt das nämlich dieser Tage auch zunehmend wieder in rechtsgerichtete Gefilde.
Ich habe dieses Buch mit einer Absicht gelesen. Ich habe im Jahr 2021 die neue Aufbereitung von Neil Gaiman gelesen, und fand das einen guten Einstieg in die Geschichten. Allerdings sind die Geschichten ohne Kontext und stehen für sich. Gut lesbar, aber schwer zu bearbeiten.
Die Absicht war, ein Einstiegswerk zu finden, welches auch etwas Kontext bietet, ohne gleich wissenschaftlich zu sein, welches aber auch eine Ordnung der Mythen bietet, um eine Art fiktiven oder tatsächlichen roten Faden aufzutun. Immerhin soll das helfen, diese Welt für das Rollenspiel fruchtbar zu machen, und zwar für die Spieler, die sich in den Mythen oder in Anlehnungen an diese Mythen bewegen sollen.
Dieses 1980 erschienene Werk ist dabei für mich der entsprechende, kurzweilige Durchbruch. Es lässt sich einfach lesen, hat nur kleine, assoziative Schwächen in der Übersetzung (als Beispiel verwendet er für die Oberkante der Seite eines Bootes immer das Wort gunwale, welches aufgrund der Assoziation mit seiner Herkunft als Teil eines Schiffes mit Kanone problematisch bleibt), nimmt sich erklärbare Freiheiten, aber es organisiert die Mythen entsprechend so, dass sich ein roter Faden finden lässt und etwas Ordnung in das Chaos der Mythen und ihre wenigen, und doch teils widersprüchlichen Überlieferungsvarianten bringt.
Damit hat es das, was ich von dem Buch wollte, vollends erfüllt.
Dabei bleibt es gut lesbar und nah genug am Originalmaterial, dass es ein guter, geordneter Einstieg in die Mythenwelt ist; und als solches erfüllt es auch den rollenspielerischen Zweck.
8,5 von 10 Punkten
Sindaja:
Es hat sich wieder was angesammelt über die Sommerferien. Die Ferien waren literarisch ziemlich "asiatisch" - Korea, Malayisa, Japan...
23. Oh Jung-Hee: Vögel
Zwei Kinder, die von der Mutter verlassen wurden, werden erst bei Verwandten herumgereicht, dann taucht der Vater auf, der die Kinder aber letztlich wieder alleine lässt. Aus der Sicht des älteren Kindes (10-12) erzählt. Gewalt innerhalb der Familie ist Thema, Träume, Resilienz. Erschreckende Zustände. Wäre nicht die Technologie schon so präsent (Fernseher etc. in den Haushalten) würde man denken, es spiele Anfang des 20. Jahrhunderts, nicht in den 90gern...
24. G-Geschichte 8/25: Die Phönizier & 1/18: Amerikas Geschäfte mit Hitler
Vor lauter Rom und Griechen vergisst man manchmal die ganzen anderen Großkulturen, wie eben die Phönizier, einer der wichtigsten Handelsnationen der Antike. Das hat mich auf jeden Fall mitgenommen. Das andere Heft. Na ja, überraschen tut es ja nicht, dass es auch auf der anderen Seite des Ozeans Sympathisanten des dritten Reichs in einflussreichen Positionen gab. War trotzdem interessant zu lesen, wo genau , wer nicht, was sich änderte etc.
25. Michael Wolfssohn: Wem gehört das heilige Land?
Interessantes Sachbuch zu dem Thema. Letztlich ist es komplex und die Frage wird mehr oder weniger mit „niemandem“ beantwortet. Es ist eine Gegend, die viele Umwälzungen mitgemacht hat und von verschiedensten Gruppierungen besiedelt wurde, von denen die Erstbesiedler schon längst nicht mehr existieren. Der Autor vertritt eine recht neutrale Position, bleibt eher sachlich, wobei Geschichtsschreibung nie wirklich neutral ist. Auf jeden Fall erweitert es meinen Horizont und macht in meinem Hirn das ganze noch komplizierter, eben weil es so viele Parteien mit Interessen, die im Konflikt zueinander stehen gibt. Die Lösungsansätze waren für mich angsichts der aktuellen Lage in Nahen Osten nicht wirklich erfolgsversprechend, aber das Buch ist ja auch schon etwas älter.
26. Lauren St, John: Die weiße Giraffe
Ein Kinder-Fantasy-Roman, der primär in Südafrika spielt. Für mich nicht mit allzuviel Tiefgang bzw. unerwarteten Wendungen Insgesamt ziemlich linear, aber irgendwie dann doch nett.
27. G-Geschichte 7/25: Der Islam & Hitlers letzte Schlacht 5/25
Das Heft über den Islam war wiederum eine gute Ergänzungslektüre zum Wolfssohn Buch. Andere Perspektiven, viele Bilder und vor allem auch ein Heft, dass versucht die Vielschichtigkeit des Islam zu zeigen und das es doch sehr viele unterschiedliche Richtungen gibt. Die Einteilung Schiiten und Sunniten ist da schon eher grob. Ich denke dann daran, dass ich u.a. Menschen aus Bosnien, der Türkei, Palästina, Malaysia, Indonesien, Ägypten, dem Iran, Saudi-Arabien zu Freunden oder Bekannten zähl(t)e. Zu manchen schlief der Kontakt ein, aber die Religion wurde auch bei Menschen aus demselben Land schon unterschiedlich gelebt, wie es hier auch der Fall ist.
Das Heft über das Ende des zweiten Weltkriegs las sich auch recht interessant, wobei hier weniger Neues für mich war und ich mich für die militärischen Aspekte doch wenig interessiere. Eher die persönlichen Schicksale.z.B. hatte ich gerne mehr über die Vertriebenen gelesen, Kriegsgefangenschaft etc. Da gibt es in meiner Familie und der meines Mannes Geschichten, die wir wahrscheinlich nie wirklich erfahren werden, weil man wenig darüber sprach. Das Kurzthema Grönland war für mich neuer.
28. Tan Twan Eng: The Gift of Rain
Der Roman spielt primär auf meiner Geburtsinsel. Die Situation des Protagonisten ist recht speziell. Für mich war es aber insofern interessant, die Geschichte meiner Familie um den 2. Weltkrieg herum einzuordnen, auch wenn der Autor selbst schreibt, dass die „Details“ und fast alle Personen fiktiv sind.Meine direkte Familie war zu der Zeit aber größtenteils in einem anderen Ort. Interessant z.B., dass die japanische Invasion Malaysias mit Pearl Harbour quasi koordiniert war… Interessant auch die Situation für die, die mit den Invasoren gearbeitet haben. Freiwillig/unfreiwillig. Absolut schrecklich die unmenschlichen Gewaltverbrechen während des Krieges. Protagonist ist ein chinesisch-englischer Junge, der sich mit einem Japaner anfreundet und von ihm Kampfsport lernt, aber auch seinen Platz versucht zu finden in seiner Familie. Je weiter der Krieg fortschreitet, desto mehr muss er Stellung beziehen und schwere Entscheidungen treffen - sozusagen Pest und Cholera...
29. Genna Rose Nethercott: Thistlefoot
Ein Buch über ein Geschwisterpaar, das das Haus der Baba Yaga erbt. Die beiden werden von einer düsteren Person verfolgt, die Spuren der Gewalt hinter sich herzieht. Es geht um Progrome und ist eher lyrisch-düster geschrieben. Ich bin nicht 100% in das Buch reingekommen, aber schlecht fand ich es nicht. Wahrscheinlich passte es nicht so ganz in die aktuelle Lesestimmung.
30. Hill/Rodrigues: Locke & Key: Welcome to Lovecraft
Erster Locke & Key Comic. Ich bin ja nicht so der Comicleser, aberich fand ihn recht gut, auch wenn mich die Verfilmung mehr anspricht. Und Sandman mag ich einfach noch mehr...
31. Tan Twan Eng: The Garden of Evening Mists
Auch ein gutes Buch, wobei mich Gift of Rain mehr mitgenommen hat, vielleicht weil es an Orten spielt, die ich kenne und das Thema auch dichter an meiner Familiengeschichte dran war, zumindest von dem was ich gehört habe. Aber auch hier gibt es Themen der 50ger, die mich an Nebensätze aus Erzählungen erinnern – vor allem was die kommunisitsche Bewegung angeht. Dafür ging mir das Buch aber wiederum fast zu wenig auf das Thema ein, weil es den Spagat versucht aus Gegenwart, Nachkrieg und Krieg.
32. Hiro Arikawa: The Goodbye Cat
Kurzgeschichten der Autorin der Travelling Cat Chronicles. Ich mag Katzen und Geschichten mit Katzen, auch wenn manche etwas traurig sind. Kulturell ist in Japan einiges anders im Umgang mit den Tieren als hier würde ich sagen. Das erinnert mich auch daran, was eine asiatische Cousine von ihrer Katze erzählt. Also wir baden unsere Katzen nicht… Und irgendwie scheinen die dort alle in Einzelhaltung zu sein, was aber Zufall sein mag. Ein Fazit: Wenn ich mal nach Japan komme möchte ich auf eine der Katzeninseln :-)
Bombshell:
Ich bin mit meinem gesteckten Ziel durch und ab jetzt gibt es Zusatzinhalt. Leider hatte das letzte Buch Flavia de Luce – Mord ist kein Kinderspiel mal wieder so ein typisches altkluges Superkind als Protagonistin. Gut das ich das Buch wieder ins öffentliche Bücherregal zurück bringen kann.
Menthir:
#22 Olaf Mörke - Die Ruhe im Sturm: Die katholische Landstadt Mindelheim unter der Herrschaft der Frundsberg im Zeitalter der Reformation
Zu diesem Werk gibt es ausnahmsweise keine verlinkte Rezension, die eine Gegenposition oder eine andere Gewichtung vornimmt, weil mir zu diesem Werk keine bekannt ist.
Dieses 1991 erschienene und den 80ern entstandene Werk ist eine m.E. vorbildliche Quellenstudie, die sich nicht zu weit von ihren Quellen entfernt und die Erkenntnismöglichkeiten der Quellen auch nicht überstrapaziert oder die wenigen Erkenntnisse hyperbolisiert und daraus einen allgemeinen Anspruch auf alle vergleichbaren Studien ableitet.
Wie der Titel andeutet, liefert der Autor hier eine glaubwürdige und dennoch zur Diskussion einladende Arbeit, die auf einen Negativbefund hinausläuft. Während im Umfeld von Mindelheim Bauernkrieg und Reformation, Täufertum und Ritterfehden eine gravierende Rolle spielten, wird hier untersucht, wie das katholische Mindelheim weitestgehend davon ausgenommen blieb oder sich davor verwahren konnte, in Krieg und Auseinandersetzung hineingezogen werden.
Um dieses zu beantworten, unternimmt Olaf Mörke eine strukturgeschichtliche Untersuchung Mindelheims. Aus den hinterbliebenen Steuerbüchern, die unregelmäßig überliefert sind, versucht er einen Querschnitt zu ziehen und der These Herr zu werden. Dies gelingt ihm glaubwürdig, indem er die spärlichen Quellen auch im Vergleich zu größeren Städten anlegt, und dabei herausarbeiten kann, dass weder das Zunftwesen, noch religiöse Bewegungen oder gar städtische Unabhängigkeits- oder Machtbestrebungen eine strukturelle Gefahr bedeutet haben, da die Stadt letztlich zu homogen und provinziell gewesen ist. Keine größere Zuwanderung hat neue Ideen gebracht, auch die geografische Lage Mindelheims in einer Tallage unter der Mindelburg hat für eine begrenzte Zugänglichkeit gesorgt. Die wenigen Bestrebungen reformatorisches Gedankengut in die Herrschaft zu bringen, sind nicht fruchtbar gewesen. Etwaige Meinungsverschiedenheiten zwischen Bürgern und Herrschaft sind unter den Frundsbergs ausgeräumt wurden, wobei hier immer auf eine Doppelfunktion abgestellt wurde, welche die Herrschaft strukturell gestärkt hat, ohne den Bürgern Identität oder Identifikationsmöglichkeit zu nehmen; also immer auf einen gewissen Ausgleich ausgerichtet.
So ergibt sich insgesamt und verkürzt ausgedrückt für den Untersuchungszeitraum eine geltende Herrschaftskultur, die trotz der Verwerfungen in direkter Nachbarschaft auf Stabilität ausgelegt ist, und damit ein Fleckchen, welches selbst nicht entzündet wird.
Handwerklich ist die Arbeit m.E. sehr ergiebig, zumal durch die Auswertung der Steuerbücher auch gute Nachweise für die Struktur der Berufe und Handwerke gegeben ist. Allerdings ist dies bei weitem kein literarisch spannend zu lesendes Werk oder eines, welches populärwissenschaftlich von großem Interesse sein könnte. Es setzt vieles, v.a. die Kenntnis der Reformationsbewegung und Bauernaufstände, voraus und ist dementsprechend nur mit dieser gewissen Vorkenntnis gewinnbringend lesbar. Dann jedoch ist es eine vorbildliche Studie.
8 von 10 Punkten.
Niniane:
Ich setze übrigens mein Ziel runter. 100 Bücher schaffe ich nicht, und ich habe auch keine Lust, dass das Lesen in Arbeit ausartet.
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