Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Umfragen
Wie Szenisch spielt ihr?
Namo:
Ich habe mir vorhin die erste halbe Stunde von Exandria Unlimited: Calamity (eine critical role Miniserie) angesehen. Fast die ganze Zeit ist das eine 1 on 1 Eingangsszene zwischen dem DM Brennan Lee Muligan und einem Spieler. Ich gehe ja immer davon aus, dass diese Shows nicht wirklich die Tischrealität zeigen und auch immer ein stückweit geskripted sind. Nichts desto trotz, war ich aber ziemlich gefangen von der Szene. Das war im wahrsten Sinne ganz großes (Erzähl-)Kino. Die Zeit ging extrem schnell vorüber. Ich glaube in der ganzen Szene hat es gerade mal 2 Würfelwürfe gegeben. Es wurde also fast nur gesprochen. Und Brennan hat es zum einen geschafft imposante Bilder der Szene darzustellen, aber auch Gefühle und Emotionen zu erwecken. Dazu muss man sagen, dass er natürlich auch seine Stimme und Art zu sprechen extrem gut dazu eingesetzt hat. Dazu auch fantastische Um- und Beschreibungen. Realistischer Weise nichts was man so wirklich als Freizeit DM in dem Maße wirklich selbst darstellen kann. Aber das hat mich schon fasziniert und zum Denken gebracht.
Hierbei ist mir aufgefallen, dass ich manchmal auch dazu neige gewisse Szenen ausschweifend abzuhandeln um auch eine gewisse Intensität aber auch Bilder in den Köpfen der Spieler zu erreichen (ohne mich auch nur ansatzweise mit Brennan vergleichen zu wollen-das ist ne ganz andere Liga). Ich bzw. wir mögen das eigentlich ganz gerne und spielen das gesamte letzte Jahr eher von Szene zu Szene. Kämpfe oder auch Fertigkeitennutzung stehen erst an zweiter Stelle. Bei einem langjährig D&D spielenden Berufskollegen scheint das insgesamt alles eher genau gegenteilig gelagert zu sein. Auch die haben ihre Szenen, aber der Bereich Kampf ist da eher an Stelle 1. Also sind dort neben den Dialogen die Beschreibungen der Szenen eher rudimentär um den Spielern ein Bild der Situation zu geben. Den Rest sollen sie sich ausdenken. Wenn wir uns manchmal beim Laufen über unsere Runden unterhalten merkt man schon wie unterschiedlich wir spielen.
Wie ist das in euren Runden. Wie intensiv werden hier Szenen dargestellt bzw. ausgespielt vom SL? Bzw. steigen auch die Spieler entsprechend ein und verstärken die Szenewirkung noch weiter durch ihr Rollenspiel? Hierdurch können Szenen natürlich auch unheimlich lang werden. Und wenn ich da an Onlinerunden denke, die vielleicht immer nur 2 Stunden spielen, kann das schnell dazu führen, dass die an einem Abend gerade mal eine solche Szene spielen.
1of3:
Ich behaupte: In einer gut gelungenen Runde, redet die SL allerhöchstens so viel wie die anderen in Summe. Bei dem was Critical Role da veranstalten, rollen sich mir regelmäßig die Fußnägel hoch.
Du kannst also davon ausgehen, dass ich versuche das anders angehen zu lassen. Wie viel gewürfelt wird, hängt vom Spiel ab. Ich würde im Allgemeinen tippen, jede zweite Szene mindestens.
Tudor the Traveller:
Ich hab da jetzt mal ein wenig reingeschaut. Ich finde die Spielenden ziemlich passiv. Das ist ja weitgehend ein Monolog und streckeweise nur ein Dialog. In meiner Runde wären alle viel aktiver im Geschehen bzw. ich als SL würde nie so lange nur auf einen Spieler fokussieren. Ich finde den SL auch irgendwie zu dominant.
Intensive narrarive Szenen sind dadurch selten, weil halt alle etwas unkoordiniert durcheinander plappern, und die SL mehr damit beschäftigt ist, Fragen zu beantworten. Aber wir gehören zu den 2h Runden, da würde ich langatmige Szenen gar nicht haben wollen.
Issi:
@
Namo
Als SL denke ich schon in Szenen.
Bzw. plane wichtige Szenen.
Was die NSC ungefähr sagen und tun, auch.
Wie die SC genau reagieren, kann ich natürlich nie genau vorhersagen, daher ist der Rest Improvisation.
Als Gastspieler wurden wir auch schon gefragt: Habt ihr das eben jetzt vorher geplant und eingeübt?
- Glaube, meine verwirrte Antwort war: Nö wir spielen immer so.
Das jetzt fast alle in der Gruppe Schauspielerfahrung haben, mag ein Faktor sein. Aber das kriegen auch Spieler ohne hin, wenn es "der Standard " am Tisch ist, seine Figur zu verkörpern, statt nur zu sprechen.
(Critical Role kenne ich nur oberflächlich.
Was ich davon gesehen habe, passierte überwiegend nur über die Stimme.)
Edit.
Als Spieler wird natürlich nicht ins Szenen geplant. Glaube, bei den meisten Rollenspielern nicht.
Das heißt aber nicht, dass nicht auch spontan Szenen zustande kommen können, die wirken, als könnten sie zu einem "Drehbuch" gehören.
Femenmeister:
Für mich ist das Ausspielen von Szenen sowohl als Spielleiter als auch als Spieler eine der wesentlichen Merkmale meines Spielstils und der Aspekt, welchen ich bei dem ganzen Hobby am meisten schätze. Hat sicherlich auch damit zu tun, dass ich hauptberuflicher Schauspieler bin und somit eine Leidenschaft für Darstellungsformen habe.
Dementsprechend haben sich bei mir auch immer Gruppenkonstellationen ergeben, in denen die meisten SpielerInnen die Freude an szenischer Darstellung teilen. Wobei schauspielerisches Talent selbstverständlich keine Voraussetzung für unsere Gruppen ist, genauso wie es einen erheblichen Unterschied macht, auf einer Theaterbühne Szenen zu spielen oder an einem Pen&Paper Tisch. Ist einfach was völlig anderes und hat gar nicht mal so viel miteinander zu tun.
Dabei muss das Ganze natürlich sowohl dosiert eingesetzt werden, als auch zwanglos sein: Niemand ist zur ausgespielten Darstellung seiner Figur gezwungen und wenn es geschieht, versuche ich darauf zu achten, dass erstens jeder seine time-to-shine bekommt und zweitens das szenische Ausspielen nicht als Selbstdarstellungsform zu missbrauchen (gilt ganz besonders für die Spielleitung!)
Aber wie gesagt, wir lieben es. Oft ist es gerade dieses Ausspielen von Szenen, das uns Spielerlebnisse auch noch Jahre danach erinnern lässt („Oh Gott, weißt du noch damals, als du der Schwarzmagierin deine Liebe gestanden hast, bevor du ihr zitternd das Schwert in den Leib gerammt hast..?“).
Das eine schließt aber das andere überhaupt nicht aus – es wird trotzdem recht viel gewürfelt bei uns. :)
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln