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[Hard SF] Redshift - Redux
Sard:
Bitte steinige mich nicht, lieber Feuersänger:
Das liest, oder ich sage mal besser las sich im ersten Post großartig (wirklich!),
allerdings habe ich inzwischen den Eindruck ich wäre selbst mit einem Physik-Bachelor (habe ich nicht!) überfordert und als würdest du den Realismus in einen geradezu simulationistischen Hintergrund massiv in den Vordergrund schieben.
Ist das der Plan?
Wenn ich dieses Wissen nicht habe (und mich in dieser Tiefe auch nicht interessiert), wie entkomme ich mitspielenden Physikstudenten und Halbwissenden und Google- bzw. KI-Spezies und den unvermeidlichen Realismus-Diskussionen (geht, geht nicht, doch geht aber wäre so...)?
Ich befürchte einen Horror am Tisch.
:think:
Feuersänger:
Lieber Sard, da möchte ich dich beruhigen: ich verstehe deine Befürchtung und möchte auf jeden Fall vermeiden, dass man das Setting nur mit einem Abschluss in Physik bespielen kann. (einen solchen habe ich übrigens selber nicht.)
Ich stelle mir das ungefähr so vor: mir ist wichtig, dass die Technologie und Science ordentlich durchgerechnet ist. Das ist aber meine Aufgabe als Designer, das zu gewährleisten. Idealerweise soll das eine große "IF" sein, dass wir D-3He-Fusion meistern und dabei soundsoviele TJ nutzbarer Energie rauskommen. Ich rechne jetzt im Designprozess alles durch und lege Wert darauf, dass die Zahlen zusammenpassen. Also dass zB nicht aus 1MW Eingangsleistung 1GW Schubleistung rauskommen (Looking at you, Fire Fusion & Steel!), oder dass ein System >99,99999% Wirkungsgrad haben müsste, um nicht auf der Stelle zu verdampfen (Expanse).
Wer sich als Spieler/Leser mit solchen Feinheiten nicht befassen will, der muss es auch nicht, und kann sich auf die Dinge konzentrieren die ihm Freude machen. Wer aber diesen Hard SF Nerdismus hat so wie ich, der mag selber die Zahlen nachrechnen und sich freuen, dass sie stimmen. ;D
So, wie soll man dann aber sowas spielen ohne tiefere Kenntnisse von Orbitalmechanik und Thermodynamik? Nun, das könnte zB mit Tabellen funktionieren, die ich eben vorbereiten muss. Etwa dergestalt, dass die Spieler dann aus den Tabellen ablesen "Triebwerk Klasse 3 -- Strecke Erde - Saturn - minimum X Tage" usw. Und dann dürfen Astrogator, Ingenieur etc auf die relevanten Fertigkeiten würfeln und gucken, wie nah sie an den Idealwert rankommen. Wer nicht perfekt würfelt, braucht halt entsprechend länger und/oder gibt mehr Energie aus.
Soviel zum Konzept. Ich hoffe, das nimmt dir ein wenig die Angst. ;)
Wenn wirklich alle am Tisch Hardcore-Spacenerds sein sollten, sei es ihnen unbenommen das Ganze auch selber hardcore durchzurechnen statt sich auf die Tabellen zu verlassen - aber ich vermute, dass man da in ganz Deutschland keine fünf Kandidaten zusammen bekäme. :p
(Ganz idealerweise hätte man sowas wie eine App, mit der man die Positionen der Planeten zu einem bestimmten Datum auslesen und die Flugparameter danach berechnen könnte, aber ich fürchte das übersteigt mein pay grade...)
Viel genauere Gedanken zum System habe ich aber noch nicht. Könnte mir vorstellen, dass es auf dem Grundgerüst von Traveler oder Gurps aufbauen wird. Oder spielt es Freeform, letzten Endes kann es mir ja egal sein. ^^
Also kurz, was ich hier in diesem Thread zur Sprache bringe, ist quasi was alles "unter der Haube" und hinter den Kulissen vor sich geht, damit es dann für den Enduser ein geschmeidiges Erlebnis wird.
Feuersänger:
--- Zitat von: Chaos am 29.06.2025 | 17:10 ---Ooooh...
>;D >;D >;D >;D
--- Ende Zitat ---
Ooooh indeed!
Ich habe noch etwas drüber nachgedacht und finde den Gedanken so reizvoll, dass ich glaube, ich will es drinhaben. Hoffentlich, ohne dabei den Fokus des Settings zu sehr zu verschieben.
--- Zitat von: nobody@home am 29.06.2025 | 17:23 ---Na ja, sich selbst reparierende KI ist so 'ne Sache, vor allem, wenn wir von echten Hardwareschäden durch Strahlung und Magnetfelder und nicht bloß gelegentlich durch umgepolte Bits korrumpiertem Code ausgehen. Wie weit entwickelt müßte eine halbwegs intelligente Maschine sein, um auch nur an Kollegen, von sich selbst ganz zu schweigen, unter solchen Umständen kompetent "Gehirnchirurg" spielen zu können?
--- Ende Zitat ---
Jap, genau um solche Fragen geht es. ^^
Entwurf:
So um 2150 (also vor 100 Jahren) begann man mit einem Projekt, um den Jupiter zu erschließen. Aus den vorgenannten Gründen sollte dies hochautomatisiert geschehen, mit wenig menschlichen Eingriffen innerhalb des Orbits von Callisto. Es gab natürlich auch wissenschaftliche Projekte auf Ganymed und Europa (Suche nach Leben), die aber erstmal niedrige Priorität hatten. In erster Linie ging es um die Errichtung einer Energie-Infrastruktur. Wie oben beschrieben wollte man den Jupiter als gigantischen Dynamo nutzen. Das Projekt lief zufriedenstellend, trotz der großen Schwierigkeiten.
Man benötigte die Energie aber nur solange, bis D-3He Fusion nebst dem zugehörigen Brennstoff zur Verfügung stand. Als die Helium-3 Wirtschaft auf dem Saturn in Gang kam, begann man das Interesse am Jupiter zu verlieren. Man wollte die errichtete Infrastruktur zwar auch nicht abwracken, überließ sie aber letzten Endes sich selbst.
Nun war das Jupitersystem eben von Maschinen teils mit KI ausgestattet, die keinen stringenten Auftrag mehr hatten. Die Maschinen konzentrierten sich darauf, sich selbst zu erhalten. Angetrieben ebenfalls von der Jupiter-Energie - etwas anderes kennen sie nicht. Mit dem Strom spalten sie Wasser, und treiben ihre Raketen mit Wasserstoff und Sauerstoff an.
Ihre Prozessoren mussten ohnehin extrem Rad-Hard sein. Darum sind sie auch relativ langsam im Vergleich zu "üblicher" Computertechnologie.
Die Software musste redundant und selbstreparierend sein. Doch sie evolvierte. Nicht nur durch gezielte Verbesserungsroutinen durch die Maschinen selbst, sondern auch nach dem gleichen Muster, das die Evolution auf der Erde beeinflusst hat: Strahlung trifft auf DNA / Programmcode, flippt hier und da Bits, und 99,9% der Mutationen sind negativ und werden ausgemerzt -- doch die tausendste Mutation macht das Programm besser und wird beibehalten.
Natürlich nimmt auch die Hardware mit der Zeit Schaden. Die Maschinen reparieren sich so gut es geht, und müssen dazu letztlich auch so etwas wie Improvisation erlernen. Dennoch bieten sie mit der Zeit womöglich einen erbarmungswürdigen Anblick.
Im Jupitersystem können einige Rohstoffe gut vor Ort hergestellt werden. Eis, Wasserstoff, Silizium, alles easy. Kohlenstoff auch möglich. Metalle und seltene Erden sind schon deutlich schwieriger (unklar ob es die in Jupiter-Nähe gibt; wenn dann wohl am ehesten auf den äußersten Monden, teils eingefangene Asteroiden). Und Stickstoff wird kaum zu bekommen sein --> die Maschinen werden wohl ohne Hochtemperatur-Supraleiter auskommen müssen.
Auch denkbar:
- ein Konflikt zwischen autonomen Einheiten und einem Hivemind.
- gegenseitige Kannibalisierung durch Hunger nach Ersatzteilen
- aus dem gleichen Grund auch Appetit auf auswärtige Schiffe!
Immerhin: aufgrund der Energieerzeugung sind die Maschinen ans Jupitersystem gebunden. Die Sonne ist viel zu weit weg. Fusion gab es zur ihrer Zeit noch nicht. Sie hätten auch aus o.g. Gründen gar nicht die Ressourcen, Fusionsreaktoren zu bauen und Brennstoff zu erzeugen. Fission könnten sie kennen, haben aber keinen Zugriff auf frisches spaltbares Material.
--> egal wie die Maschinen drauf sind, der Rest des Sonnensystems ist erstmal ziemlich safe vor ihnen.
Unbestimmt: was der momentane Wissensstand über die Jovians ist. Womöglich gab es jahrzehntelang keinen Kontakt mehr. Dann verirrt sich aus irgendeinem Grunde ein Freelancer-Raumschiff dorthin, und es findet ein First Contact statt -- wie immer auch dieser aussehen mag.
Chaos:
Was wissen die KIs über den Rest des Sonnensystems? Und haben sie Kommunikationsmöglichkeiten?
Sprich, könnten sie versuchen, Außenseiter mit dem Versprechen von was auch immer ins Jupitersystem zu locken?
Feuersänger:
Das weiss ich alles nicht. ^^
Es könnte zB sein, dass die Konstrukteure damals nur Kommunikation innerhalb des Jupiter-Systems vorgesehen haben. Und/oder, dass sie die Maschinen mit praktisch keinem Weltwissen ausgestattet haben, weil sie dazu keine Veranlassung sahen -- die Dinger sollen Generatoren und Fördermaschinen im Gang halten, fertig.
Oder dass sie zwar ursprünglich ein Weltwissen (Stand 2150) hatten, die Datenbanken aber mit der Zeit beschädigt wurden und nun große Lücken darin klaffen.
Ebenso kann es auch sein, dass es eine volle In-Situ Infrastruktur gibt, mit der die Maschinen alle benötigten Rohstoffe selber fördern und verarbeiten können, um sich selbst instand zu halten und womöglich sogar mehr von sich zu machen. Dann hätten sie auch keinen Grund, gegenüber Fremden aggressiv zu sein.
Völlig denkbar zum Beispiel auch, dass die einzelne Maschine zwar über die Zeit durch Strahlung und andere Umwelteinflüsse verschleisst und beschädigt wird, aber dann eben ihr Bewusstsein (wenn wir es so nennen wollen) periodisch in eine neu gebaute Maschine übertragen und das Alteisen recyclet wird.
(Wobei ich persönlich die Ästhetik interessanter finde, dass die Maschinen immer nur geflickt und vielleicht etwas nachträglich improvisiert verbessert werden, und entsprechend aussehen.)
Oder oder... es gibt wirklich so viele denkbare Szenarien, dass ich grad dastehe wie ein Kind im Bonbonladen und mich nicht entschließen kann. ;D
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