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Eine unwirtliche/lebensfeindliche Existenzebene rollenspielerisch gestalten?

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Zed:
Ich greife mal die eine oder die andere hier genannt Idee auf. Shadow Fell und Gloomwrought kenne ich nicht.

Vorschlag:

Für diejenigen, die die Ebene "Pritogaumur" zum ersten Mal besuchen, erscheint die Ebene als eine teils hyperreale, teils surreale, ineinander verschachtelte Welt immerwährender Qualen. Wann immer man durch eine Tür geht, in einen Brunnen fällt, eine Wand durchbricht oder von einem Riesenmonster verschlungen wird, landet man in einem neuen Gebiet; in einer neuen Folterkammer; einem Teich voller Piranhas; einer Gruft; einem Sarg; auf einem Berg, an dem ein Titan angekettet ist, und an dessen Leber sich ein Adler weidet.

Die unvorhersehbaren Wechsel von laut auf still, von heiß (Wüste) auf kalt (Gletscherspalte), von eng (Sarg) auf weit (Säuremeer), von hell auf stockfinster, von überfüllt auf einsam sind Teil des "Spiels".

Wie hyperreal Du werden willst (Folterkammer während des Einsatzes), musst Du wissen. Surreal sind Elemente wie ein Zimmer wie ein abstraktes Gemälde gemalt. Stimmen, die von irgendwo kommen, "Filmausschnitte", die in Teichoberflächen, Spiegeln und Fenstern auftauchen.

Die Ureinwohnenden dieser Ebene sind hier gestrandete Seelen, denen es nicht gelungen ist, Schmerz, Verlust, Trauer und Hass, den sie zu Lebzeiten angesammelt haben, hinter sich zu lassen. Pritogaumur ist ein Anagramm für Purgatorium, das Fegefeuer, und diese Wesen sind auf ewig verflucht, die schlimmsten Momente ihrer Schuld und ihres Hasses immer und immer wieder zu durchleben.

Jedes Wesen hat zwei Rollen in den Schachtelwelten, die eines (oder mehrerer) Opfers und die einer (oder mehrerer) hasserfüllten Monstrosität. Die Wesen als Opfer werden gequält, misshandelt (vielleicht eher psychisch als physisch), sind Verachtung ausgesetzt. Diese verzerrten Abbildungen ihrer Verwundungen ihrer realen Vergangenheiten halten als Legitimation dafür her, dass sie sich hasserfüllt in Monster verwandeln (ohne dass während der Transformation jemand dabei ist). (Diejenigen Wesen, die aus Selbsthass auf Pritogaumur festsitzen, sind sogar häufig zeitgleich anwesend, als Monster und als ihre eigenen Opfer.)

Die nächste Aufgabe wäre, kurze Biographien mancher dieser Seelen zu schreiben, in denen die beiden Aspekte Schmerz und Wut aufgeführt sind. Vielleicht so 8 Stück. Und dann verkettest Du sie zu einem Kreislauf aus Angst, Schmerz, Scham - Opfersein - und Wut und Hass - Monsterhaft.

Die "Lebendigkeit" hier, das Jammern und Weinen, das hysterische Fragen und Zittern, das Verfolgen, das Aufspüren, das Jagen, Ringen, Überwältigen, Durchbohren, Zerreißen ist die fortwährende Wiederaufführung dieser Verkettung von Schmerz und Hass. Die "kleinen Theaterstücke" können variieren und stetig neue Elemente einbauen oder auch an neuen Orten spielen.

Die besuchenden SCs werden so, als würden sie schon immer dazu gehört haben, in diese Szenen eingebaut ("Mama? Papa?"). Sie erleben die Szenen mit, gestalten sie mit, und doch enden sie immer in einem Blutbad oder in einer anderen Katastrophe. Alle Wesen, die in dieser Welt sterben, auch Besuchende, erstehen wieder auf in einer weiteren Szene.

Ich würde Besuchenden gestatten, Pritogaumur verlassen zu können, wann immer sie es wollen. Ein:e Ureinwohner:in kann man nur erlösen, wenn man a) das Monster der Einwohner:in im Kampf besiegt und b) diese Einwohner:in als Opfer "therapiert" - Ihr das Gefühl von Scham oder Schuld nimmt. Diese Seele kann dann endlich ins Jenseits wechseln.

Sofort setzt sich die Kette von Schmerz und Hass neu zusammen, denn ihr fehlt sonst ja ein Monster und ein Opfer.

Aufgabe der SCs ist, ein bestimmtes Wesen zu ermitteln und zu erlösen.

Zed:
Beispiel

Kriip
• Opfer-Avatar: 4 jähriger Junge und spricht auch wie 4jähriger Junge
• Signature-Satz: „Bist Du mein Freund?“
• Bevorzugte Orte: Unwirkliche und wirkliche Orte: Kinderzimmer, Sumpf, Salzwüste, Burgruine…
• Hasst es, verlassen zu werden und mit toten „Freundes“—Schädeln spielen zu müssen
• Bevorzugter Monster-Avatar: Ein Monsterkraken, der versucht, alle („Freunde“) zusammen zu halten - und dabei zerquetscht
• „Therapie“-Ansatz: (ist bei Kriip recht banal) Erkläre ihm, dass Schmerzen Freundschaften kaputt macht und Wut auch. Die ganzen „langweiligen Freunde“-Schädel hat er selbst „produziert“.

In dem Vorschlag oben gehört zur Kriips Erlösung dazu, dass ein Monster einer anderen Seele die „Bestrafung“ derjenigen übernimmt, die Kriip verlassen, während Kriip als Krake Wesen festhält und zerquetscht, die in Szenen anderer Seelen mitspielen. Die Krake muss Kriip zuvor zugeordnet werden. Man könnte es so machen, dass, wenn die Krake „Kriip“ genannt wird, sich in den Kindesavatar zurückverwandelt und offener für Therapieversuche ist.

Würde die Krake „nur“ niedergekämpft, braucht sie immerhin 24 Stunden, um sich neu zu manifestieren. In der Zeit kann die Gruppe sich regenerieren.

Smoothie:
gutes Zeug hier dabei!
Als Idee noch zum Problem der gewünschten sozialen Interaktion: Die Toten/Untoten/Dämonen wollen oder brauchen etwas von den Charaktern, das diese auf ihrer eigenen Heimatebene, auf die die Toten/Untoten/Dämonen keinen direkten Zugriff haben, erledigen sollen.
Deswegen haben einige! von Ihnen ein Interesse die Charaktere nicht direkt zu vernichten, sondern mit Ihnen zu interagieren, ihnen zu helfen, zu verhandeln etc. Bräuchte natürlich einen Mechanismus, der sicherstellt, dass sich die Charaktere an die Deals halten, wenn sie zurück sind, ein Dämonenmal, dass langsam ihre Seele in die düstere Dimension zieht, solange sie ihren Teil der Abmachung nicht erfüllt haben, oder sie werden langsam selbst zu einem Portal, dass den Untoten die Rückkehr in die Welt der lebenden erlaubt, solange der Deal nicht erfüllt ist etc.

Namo:
Ich wäre natürlich auch sehr an euren eigenen praktischen Beispielen für solche Situationen/Welten gespannt.

Ich fass hier aber mal ein wenig zusammen was meine Gedanken unter Berücksichtigung aller Beiträge bisher sind.

Die Dämmerebene ist eine Welt des Zerfalls und der Toten. Gleichzeitig ist sie ein düsteres Abbild der Spielwelt. Im speziellen Abenteuer wird die Gruppe sich in einem Abbild der Hauptstadt aufhalten. Hierher gelangen auch Seelen und Wesen, deren Weg im Leben unvollendet ist - oder in Qualen beendet wurde. So ist auch das Ziel der Gruppe einen NSC zu befreien, der in der echten Welt derart gefoltert wurde, dass sich Seele von Körper getrennt hat. Die Seele ist in der Dämmerebene als monströses Abbild des NSCs gefangen. Hier möchte ich eventuell auch einen etwas anderen Endkampf darstellen (gerne in Richtung Thunderbolts Ende). Aber soweit bin ich noch nicht.

Die Gruppe war einmal kurz in der Ebene bisher. Hier waren auch Spiegel und Schattenwesen äußerst prägend. Spiegel (als Zugang zur Seele der Wesen der Welt) können insofern immer mal wieder vorkommen und eine Rolle spielen. An Untoten stelle ich ich mir viele Ghoulartige Wesen vor. Vielleicht sind sie so etwas wie die beherrschende Kaste in der Stadt. Daher gefällt mir auch der Gedanken von Todeshöfen. Wie Bauernhöfe in denen Fleisch "erschaffen/gefarmt" wird. Eventuell kann es auch Ghoullords oder einen Art Stadtrat/Zirkel aus Ghoulen geben. Oder eben eine Glaubensgemeinschaft, die den Schöpfer der Ebene verehrt. Vielleicht auch fanatisch. Aber ich weiß nicht, ob das für das eigentliche Abenteuer überhaupt relevant wäre. 

Daneben können Geister, Seelen oder andere Wesenheiten existieren die aus den verschiedensten Gründen in dieser Ebene gestrandet sind. Alle können in einem gewissen Zwiespalt leben. Aus ihrer Existenz, aber auch Erinnerungsfetzen ihres alten Lebens. Die Ebene ist unnatürlich geschaffen und ähnlich wie Ravenloft letzten Endes an eine mächtige Wesenheit gebunden oder aus ihrem Hass entstanden. Aber alle sind sie in irgendeiner Form ein Spiegel ihres alten Selbst. Ein General würde vielleicht auch noch immer diese Mentalität und Spaß an Kampf haben. Eine Küchenhilfe eher sklavisch erscheinen.

Von daher gefallen mir schonmal Ansätze wie Veränderung der Magie (Heilzauber etc. wirken schwächer/anders) und auch das Thema trinken und Nahrung ist spannend. Dazu wird die Ebene irgendwann vielleicht nochmal maximal einmal vorkommen - wenn überhaupt. Insofern genügt es tatsächlich ein paar einprägsame Setpieces und Charaktere zu schaffen denke ich. Die innere Logik muss nicht im Detail ausgearbeitet werden, sondern eher oberflächlich.

Interessant könnte auch die Idee sein, dass die Charaktere vielleicht überhaupt nicht allen Wesen dort wahrgenommen werden - ähnlich wie Geister. Also nur ein Teil der Welt mit ihnen interagiert und eine Gefahr darstellt. Wichtig wären also die NSC denen sie hier begegnen können.

Spannend wäre auch die Frage nach der Währung. Angenommen eine solche würde für einen Handel/Informationen benötigt werden. Wie würde die Aussehen? Ein Teil der eigenen Seele? Einen dauerhaften Verlust einer Erinnerung?

Aus der Idee, dass sich mit Exoten wie die Gruppe es hier darstellt, vielleicht eher nur Ausgestoßene oder ähnliche Schicksale abgeben oder sie versuchen als Verbündete aus welchem Grund auch immer zu gewinnen könnte man auch etwas gewinnen. Das würde so in jeder Welt und Szenario funktionieren. Wie auch in einer Dämonenwelt. Wenn mich hier niemand mag oder ich Probleme habe, dann wende ich mich doch an die Fremden die plötzlich auftauchen und nicht wissen wie hier die Situation ist.

NSC wären aktuell:
1. Der zu befreiende NSC, der gesucht werden muss
2. Die Seele eines von seinem eigenen Volk verstoßenen Arakniden Schattenwebers (die Bösen bei mir), der mit Hilfe der Spieler zurückkehren möchte und vielleicht wichtige Informationen für die Gesamtkampagne gewähren kann
3. Eventuell ein Hinweis oder Geist auf die verstorbene Mutter eines der Spieler? (Obwohl diese aus seiner Sicht noch lebt, aber eine Doppelgängerin ihren Platz eingenommen hat)
4. Der Statthalter des Ebenenherrn, der sich um sich um die Belange der Stadt kümmert und einst ein gefallener Held war der für das Gute gekämpft hat. Vielleicht kann er "bekehrt/therapiert" werden bzw. ist derjenige der Zugang/Informationen zu dem zu befreienden NSC hat
5. Eine (dunkle/gute) Fee? Die vielleicht überhaupt erst einen Zugang zu dem Statthalter schaffen kann. Oder ihm vielleicht helfen möchte sein altes ich wieder zu finden?
6. Vielleicht auch einen Ghoul"Händler" der Möglichkeit für Rollenspiel und Informationen bietet - aber zu welchem Preis?

Dazu Aspekte von Hass, Trauer oder Wut die durch die Straßen wandeln und so auch eine körperliche Gefahr für die Gruppe darstellt. Oder so etwas wie "Fleischjäger". Wesen die die Ebene nach Beseelten/Fleischeswesen durchkämen und diese Jagen. Einfach um auch Kampfszenarien und eine dauerhafte latente Gefahr. Wenn Heilzauber nicht so gut wirken, wie wirkt hier Schaden und natürliche Heilung an sich? Heilen die Wunden von Lebenden an sich nicht und verfärben sich über die Zeit? So dass vielleicht auch daraus eine gewisse Dringlichkeit entsteht. Hilft hier Schlaf? Existiert hier Schlaf überhaupt?

Und zum Schluss spezielle Szenen. Obwohl ich es nicht zu höllenartig - als kein Purgatorium - darstellen möchte. Es soll bewusst eine Zwischenebene sein, die verhindert, dass tote Seelen in die eigentliche Hölle/Himmel wandern können und ihren Frieden finden. Ein bißchen Abstrakt darf es werden. Vielleicht finden auch nur ein zwei Fluffszenen statt um den Spielern ein weiteres Gefühl für die Ebene zu geben bzw. weiter Atmosphäre zu schaffen. Vielleicht auch hier wieder unter Nutzung von Spiegeln, die vielleicht wirklich eine größere Bedeutung in dieser Ebene haben. Vielleicht sind sie auch einfach Portale und Fernseher die Szenen zeigen die relevant oder nicht relevant sind. Insofern können sie auch wieder zu einem Rätsel führen. Am Ende ist ja das Ziel den Ort zu finden, an dem sich die Seele des NSC befindet.

Das war jetzt einiges an Brainstorming und muss mal gesammelt werden. Die ist schon einiges an Input und Ideen hieraus entstanden, was eine gewisse Möglichkeit der Interaktion bietet ohne gleich eine Aneinanderreihung von Kämpfen zu werden. Es soll ja schon auch mystisch sein - wenn man schonmal in einer anderen Existenzebene ist. 

Namo:

--- Zitat von: Smoothie am 26.09.2025 | 08:27 ---gutes Zeug hier dabei!
Als Idee noch zum Problem der gewünschten sozialen Interaktion: Die Toten/Untoten/Dämonen wollen oder brauchen etwas von den Charaktern, das diese auf ihrer eigenen Heimatebene, auf die die Toten/Untoten/Dämonen keinen direkten Zugriff haben, erledigen sollen.
Deswegen haben einige! von Ihnen ein Interesse die Charaktere nicht direkt zu vernichten, sondern mit Ihnen zu interagieren, ihnen zu helfen, zu verhandeln etc. Bräuchte natürlich einen Mechanismus, der sicherstellt, dass sich die Charaktere an die Deals halten, wenn sie zurück sind, ein Dämonenmal, dass langsam ihre Seele in die düstere Dimension zieht, solange sie ihren Teil der Abmachung nicht erfüllt haben, oder sie werden langsam selbst zu einem Portal, dass den Untoten die Rückkehr in die Welt der lebenden erlaubt, solange der Deal nicht erfüllt ist etc.

--- Ende Zitat ---

Das ist auch eine sehr schöne Idee.  :d

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