Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielberichte
Swanos Fighting Fantasy Thread
Skaeg:
--- Zitat von: JAW6 am 19.11.2025 | 21:00 ---Duell der Piraten
--- Ende Zitat ---
Ahja richtig. Das habe ich sogar noch.
Ja, war irgendwie nicht so der Bringer, von der Prämisse abgesehen. Dass es ein Kampfsystem für Schiffe und Mannschaften gab, fand ich cool. Aber ansonsten waren es eher Zufallsbegegnungen ohne viel Zusammenhang. Inhaltlich auch irgendwie nicht so richtig Fisch und Fleisch - stark von Elementen der Odyssee beeinflusst, aber dann weisen Namen und andere Details mehr in Richtung eines Berberpiraten-Settings und auf dem deutschen Cover waren zu allem Überfluss dann so Fantasy-Karibikpiraten des 18. Jahrhunderts. Konnte mich da nicht einfühlen.
Swanosaurus:
Inzwischen habe ich auch Crystal of Storms (dt. Wächter der Lüfte bei Ueberreuter) durchgespielt. Insgesamt gefällt es mir - schön geschrieben, verschrobene Figuren, im Gegensatz zur klassischen makabren Verschrobenheit der alten FF-Bücher aber eher cozy. Spielt auf Titan, allerdings auf dem isolationistischen Archipel fliegender Inseln Pangaria. DU bist ein noch grüner Angehöriger der Wache und bleibst durch einen Zufall als einziger übrig, als eine der Inseln mit dem Rest der Wache unerwartet ins Meer stürzt.
In der Folge klappert man fliegende Inseln auf der Suche nach Hinweisen über das geschehene ab - Gefahren drohen vor allem durch die infolge freigewordener magischer Energien durchgedrehte Natur. Aber es gibt offenbar auch eine Verschwörung, deren Spuren sich aufdecken lassen ...
Das Story-/Informationsdesign des Buchs, bei dem einem nach und nach klar wird, was passiert ist, ist wirklich gut. Große Abstriche gibt es dafür bei der Bewegungsfreiheit, es wird recht schnell klar, dass man nach und nach alles abklappern kann und das meiste auch abklappern muss, damit es weitergeht (das Buch leitet einen da ziemlich klar). Die ersten drei Inseln laufen dabei stark nach dem gleichen Schema ab: Monsterkampf - 2 Stationen - wenn beide Stationen abgeklappert sind, geht es weiter."
Das Buch arbeitet viel mit Signalwörtern, die man sich aufschreibt und die Später abgefragt werden. Die Tendenz scheint mir aber zu sein: "Hast du Signalwort KARLHEINZ? Wenn ja, weiter bei 123. Wenn nein, weiter be 234." Bei 123 kommt dann "Wie du weißt, und jetzt wird dir klar ...", bei 234: "Das ist dir total neu, und jetzt wird dir klar ...", evtl. mit einem kleinen Umweg, auf dem du die fehlende Info bekommst. Man kann also für mein Gefühl kaum versagen, es sei denn durch die teilweise sehr harten Kämpfe (aber wer würfelt die schon?).
Als Herausforderung also nicht so toll, als interaktive Geschichte sehr gelungen!
Swanosaurus:
Hab hier mal ein bisschen geschwärmt:
https://swanosaurus.blogspot.com/2025/11/will-you-join-them-at-fire.html
Swanosaurus:
Inzwischen habe ich mir (im Sammelband) Die Masken von Mayhem (ähem, lustiger Übersetzungsfehler ...) besorgt - das war einer der Bände, die ich damals von Thienemann gesehen habe, verpasst, dann kam er in der Neuausgabe bei Goldmann nicht ... und seitdem ist er einer meiner White Wales. Der Titel klang (wegen des Übersetzungsfehlers) damals für mich mystisch und geheimnisvoll, und nur deshalb habe ich mir viel von dem Band versprochen.
Leider ist er unendlich zäh und fällt rein stilistisch extrem gegen die Bände von Jackson und Livingstone ab. Vieles wirkt ziemlich hingehuscht, darüber können auch einige schöne, den Plot vorantreibende Szenen nicht hinwegtäuschen. Einige Herausforderungen sind außerordentlich unfair und machen auch den Eindruck, dass sie einen über Steckenpferd-Themen des Autors belehren wollen (und mit einer gewissen Häme sterben lassen, wenn man nicht so oberschlau ist wie er ...). Am schlimmsten fand ich das Buschfeuer, vor dem man erst weglaufen muss, dann einen Gegenbrand legen, und das dann bitte auf der richtigen Seite. Ein großer Teil des Abenteuers ist "struggle against nature" was jetzt an sich nichts schlechtes ist, aber wie gesagt artet es eher in Autorenklugscheißerei aus, und der Autor hat auch nicht die schriftstellerischen Fähigkeiten, die Sache unterhaltsam und spannend zu gestalten.
Dazu kommt, dass die Prämisse wirklich gar keinen Sinn ergibt. Du bist König deines Landes, aber ziehst ALLEIN und schlecht ausgerüstet gegen die böse Zauberin los und nimmst dabei noch den uralten Helm mit, von dem es heißt, dass er AUF KEINEN FALL in falsche Hände geraten dürfe? Hallo? Ich bin bei Fighting Fantasy ja bereit, viel hinzunehmen, aber das geht dann doch zu weit. Dabei wäre das sogar eine schöne Gelegenheit gewesen, Anleihen an "Universum der Unendlichkeit" zu nehmen und der Hauptfigur 1-2 NSC mitzugeben. Tja, das war wohl nix ... ich habe den Band abgebrochen, als mir auch noch klar wurde, dass ich offenbar haufenweise wichtige Abzweigungen verpasst hatte.
EDIT: Ich hab's dann doch noch kurz zu einem (erfolglosen) Ende gespielt, und das dümmste kam noch: Der große Klappentext-Aufhänger sind die elf oder zwölf Golems mit den magischen Masken. Ich dachte schon, wann kommen die denn mal vorbeigetröpfelt, die muss man doch sicher nach und nach überwinden ... denkste. Einen Raum vor der Oberbösewichtin stehen alle 11 ganz unspektakulär auf der Matte; und dann hat man sich entweder die Hifle einer Geisterarmee versichert, die man rufen kann (hey, die hatte ich sogar!) und die dann kurzen Prozess mit den Golems macht, oder die Golems machen selbiges mit dir ... so oder so ist das in zwei Abschnitten abgehandelt und es wird thematisch absolut NIX draus gemacht. Dann noch gegen Morgana verloren, weil ich unterwegs nicht offiziell herausgefunden hatte, wer offensichtlich der Verräter ist, und endgültig frustriert zugeklappt.
Stattdessen habe ich mir Spectral Stalkers vorgenommen. Dimensionshiopping-Fantasy, toll geschrieben, randvoll mit schrägen Begegnungen - man wird zwar anfangs eher nach dem Zufallsprinzip durch die Welten getrieben, aber jede einzelne davon macht solchen Spaß, dass ich überhaupt nicht böse sein werde, falls ich am Ende zurück muss und noch die anderen abklappern. Schon der Beginn in der endlosen Bücherei des Limbus mit der Drachen-Bibliothekarin atmet köstliches britisches Understatement. Durch bin ich noch nicht, habe aber den Eindruck, dass ich jetzt die Zielwelt erreicht habe und es dort etwas systematischer ans Erforschen geht ... ich habe jedenfalls jetzt schon beschlossen, mir die anderen beiden Bücher des Autors Darvill-Evans ebenfalls zu holen, sollte sich die Gelegenheit ergeben.
Swanosaurus:
So, jetzt mit den Kindern auch Zitadelle des Zauberers gelöst!
Allgemein: Wirklich ein schönes Buch mit tollen Begegnungen - O'Seamus der Gnom ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen, hat uns aber trotzdem Freude gemacht; das Gespräch mit dem Geist der Wäscherin war schön und atmosphärisch. Das Glas mit dem Spinnenzwerg ist zwar zu absolut nix gut, aber ein skurriler Fund. Der Zweidechs ebenfalls sehr charmant, und die Hexenküche mit dem Zwerg am Spieß - unbezahlbar!
Am liebsten mag ich aber immer noch das Grüppchen am Feuer im Hof. So eine kleine und eigentlich unspektakuläre Szene, aber trotzdem vermittelt sie so stark die Atmosphäre einer bewohnten Welt, in der jedes Monster auch eine Person ist.
SPOILER ZUR LÖSUNG AB HIER:
Die Lösung selbst hat mich ein bisschen unbefriedigt zurückgelassen. Der richtige Weg (ich habe nach zwei Versuchen in eine Lösung gespickt, ohne es den Kindern zu verraten) führt einen leider nicht zu den Pfadfindern mit dem zaubermächtigen Amulett, von dem wir dachten, wir bräuchten es, um an den Ganjees vorbeizukommen - tatsächlich findet man von dort nicht mehr in die Bibliothek, verpasst damit eine entscheidende Information und kann das Abenteuer nicht mehr lösen. Stattdessen muss man die Ganjees mit einer Heilsalbe bestechen, was weniger plausibel erscheint und es vor allen Dingen nötig macht, das Grüppchen ums Feuer auf dem Hof zu töten - das mir wie gesagt gleich ans Herz gewachsen ist. Und dann muss man auch noch den Gwark besiegen, der sich doch so leicht mit Worten überlisten ließe, um an die Haarbürste zu kommen, die man braucht, um von Lucretia das Vlies zu erbeuten. Auch der Gwark tat uns ein bisschen leid ...
Wenn man will, kann man da recht straight durchmarschieren - wobei der direkte Weg der mit den langweiligsten Begegnungen ist und die ganzen schrägen Gestalten eher auf den Irrwegen locken. Immerhin kann man sich in der Bibliothek absichtlich ein bisschen dumm anstellen und gefangennehmen lassen, später aus der Zelle fliehen, und dann kann man den ganzen unterirdischen Teil mit O'Seamus, der Wäscherin und dem Spinnenglas noch mitnehmen, den man zwar strenggenommen nicht braucht, durch den es aber ein bisschen mehr Sinn ergibt, dass man später das Vlies mitnimmt (weil die Wäscherin einem sagt, dass man es brauchen wird). Und GANZ theoretisch kann man sogar ohne die Haarbürste/das Vlies durchkommen, aber nur, wenn man drei Spiegelzauber hat, um eine Spiegel-Hydra zu erschaffen und dann auch noch genug Würfelglück, damit diese den Kampf gewinnt ... also, wenn man den Gwark unbedingt verschonen will und auf sein Würfelglück vertrauen (oder einfach schummeln) will, geht immerhin das.
Natürlich ergibt vieles GAR KEINEN SINN: Warum hat der Ork am Feuer den Schlüssel zu Lucretias Zimmer? Warum wird einem nichts abgenommen, wenn man in die Zelle geworfen wird? Warum schreibt die Familie Dire die Geheimkonbination des Zauberschlosses in ein öffentlich zugängliches Buch und ändert sie in drei Generationen nicht ein einziges Mal (und warum enthält die Kombination keine Groß- und Kleinbuchstaben und Sonderzeichen neben den Zahlen und ist mindestens 8 Zeichen lang? Ist das überhaupt legal?). Warum steht seine geheime Schwäche in einem weiteren öffentlich zugänglichen Buch, und mehr noch, wenn er gegen Tageslicht allergisch ist, warum zum Henker hat er ÜBERHAUPT Fenster in seinem Zimmer? Noch dazu welche, wo man so einfach die Vorhänge runterreißen kann? Ein paar stabile, verschlossene Läden wären vielleicht schon angebracht, oder? Damit der neue Diener, der noch keinen Plan hat, nicht morgens mit dem Frühstück reinkommt und erst mal die Vorhänge aufmacht ... aber die anschließende Reflektion darüber war immerhin ein Grund für uns, uns gemeinsam zu beömmeln!
Insgesamt aber ein wirklich tolles Spielbuch, m.E. ein bisschen besser als Forst der Finsternis.
Morgen legen wir mit Stadt der Diebe los.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln