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[Tag 2] Raumstation Bazaar

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The_Kossack:
Der Adjutant des Hauptmannes kam in die Kirche. Ah. Der Li Halan Knappe. Bevor er sich dem eher ... instabilen Li Halan selbst in den Weg stellen wollte, konnte das doch gleich der Knappe erledigen. Der Adjutant lächelte schmal. Das Leben konnte grausam sein, aber in diesem Fall beharrte er nur auf der Etikette. Er räusperte sich. "Ich soll Euch mittelen, daß Hauptmann Ras Chandra in dreißig Minuten bereit sein wird, um Eurem Herrn Satisfaktion zu gewähren."

Azzu:
Keitaro entfernte einen Glassplitter aus seiner rechten Handfläche, während er Megan hinterher blickte. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatten andere derzeit die schützende Hand des Herrn nötiger, als er. Was soll das? Wir haben sie entkommen lassen! Andererseits...

"Habt ein wenig Glauben, Commander", sagte er leise, obwohl die Sternfahrerin längst außer Sicht verschwunden war. Dann wandte er sich um, bedachte den Portier mit seinem üblichen Lächeln. "Die entstandenen Schäden werden Ihnen selbstverständlich ersetzt werden. Schicken Sie meinen Dienern die Rechnung, man wird sich darum kümmern... Quartier 4 A 07, wenn ich mich recht entsinne." Er ließ den verdutzten Mann stehen und durchquerte das Restaurant, erspähte den fehlenden Flexstahl-Handschuh in den Trümmern des Tisches.

Die Blicke der anderen Gäste folgten ihm, angsterfüllte wie ungehaltene, aber er nahm sie kaum wahr. Nahm sich selbst kaum wahr. Nur die Flamme in der Stille. Wie in weiter Ferne forderte die Maschine ihr Recht, war für einen provozierend kurzen Moment aktiviert worden, wollte wüten, zerstören, zerreißen. Ein anderer Teil von ihm, der Mensch, Keitaro, ebensoweit entfernt, schrie vor Schmerzen, hatte endlich eingesehen, dass die Botschaft des Septimus bestätigt worden war: Kiritan war tot.

Keitaro hob den Handschuh auf, zog ihn über seine blutende Hand. Zischend schlossen sich die Druckventile der Rüstung; der Panzer war wieder komplett.

Schweigend kehrte der Lextiusritter dem Old India den Rücken und verließ den Sektor.

Azzu:
Raum 4 A 07 - Sir Keitaros Quartier

Keitaro musste läuten, um in sein Quartier zu gelangen - seine Diener hatten die Zugangskarten im Terminal abgeholt, und er hatte sie seither nicht gesprochen. Arion öffnete sofort, als hätte er bereits hinter der Tür gewartet. "Sir! Welch seltener Anblick! Wir hatten Euch bereits vermisst."

"Arion. Sag den anderen, sie sollen sich bewaffnen. Ich will die Tür rund um die Uhr bewacht wissen." Keitaro trat an seinem Diener vorbei in die Räumlichkeiten, die für die nächsten Tage sein Quartier sein sollten. Es war bereits alles nach seinen Wünschen hergerichtet - er bevorzugte auf Reisen extrem spartanische Einrichtung. Ein Bett. Ein niedriger Tisch aus schwarz lackiertem Holz. Sein Kriegshelm, der einsam den ansonsten nackten Rüstungsständer in der Ecke zierte.

"Ihr habt Euch Feinde gemacht, Sir? Wir sind noch nicht einmal zwei Stunden hier... Ihr habt Euren eigenen Rekord gebrochen!" Arion war dem Ritter gefolgt, erleichtert, dass ihm die Suche nach ihm in den Korridoren der Station erspart geblieben war.

"Ich bin nicht sicher... aber es steht zu befürchten, dass Baron Enkidi einen Assassinen auf mich ansetzen wird. Es ist..." ...genau das, was wir an seiner Stelle tun würden... "...jedenfalls nicht ganz unwahrscheinlich."

Arion schauderte beim Anblick des festgeforeren Lächelns auf dem sonst so lebendigen Gesicht seines Herrn. Keitaro, wie er ihn kannte und schätzte, war emotional, aufbrausend, manchmal sogar gewalttätig, aber auch offenherzig und humorvoll. Der Mann jedoch, der vor ihm stand, zeigte keine Gefühle, schien kaum zu realisieren, was sein Diener sagte. Früher hatte Arion seinem jungen Meister selbst Meditationstechniken gelehrt; dazu hatte aber nicht gehört, sich im Zustand geistiger Leere zu bewegen und zu sprechen. Die kurze Ausbildung, die Keitaro auf Sancta Terra erhalten hatte, hatte ihn möglicherweise stärker verändert, als seine lange Zeit als Krieger. Wie sollte er mit seinem Herrn in diesem Zustand umgehen? "Baron Enkidi? Darf ich daraus schließen, dass es sich um denjenigen handelt, den wir suchen?"

Keitaro nickte, trat dann auf den Rüstungsständer zu - ein Zeichen, dass man ihm aus der Panzerung helfen solle. "Zu meinem großen Bedauern, ja. Unser erstes Gespräch verlief nicht sehr erfolgreich. Aber er ist der, von dem Septimus in seiner Botschaft schrieb. Du wirst gleich zu ihm gehen, und ihn in meinem Namen um eine weitere Audienz ersuchen."

Die beiden anderen Dienstboten eilten herbei, um dem Ritter Teil für Teil die Rüstung abzunehmen, während Arion dessen Bericht über die bisherigen Geschehnisse des Abends lauschte. Zielstrebig wie immer! Der Lextiusritter hatte wahrlich keine Zeit verloren. Aber eine Frage war unbeantwortet geblieben: "Und Euer Bruder, Sir?"

"Tot." Keitaros Blick blieb ausdrucksleer. "Ich werde gleich die Kapelle der Station aufsuchen und für seine Seele beten. Anschließend wünsche ich Nahkampftraining - es wird hier irgendwo Übungshallen zur Miete geben, bitte arangiere das mit der Stationsverwaltung."

Arions Gesicht verlor sichtbar an Farbe. Er selbst hatte längst nicht mehr daran geglaubt, dass Kiritan noch am Leben sei, hatte bereits vor Wochen im Stillen um den Bruder seines Meisters getrauert. Aber Keitaros Verhalten war beängstigend. Unnatürliche Ruhe vor einem Sturm, den er nicht erleben wollte. Dennoch versuchte der alte Diener, sich nichts anmerken zu lassen, als er dem Ritter einen Becher mit Wasser reichte. "Selbstverständlich, Sir... ich werde das umgehend erledigen, sobald ich von meinem Botengang zu Lord Enkidi zurück bin."

"Gut. Wenn es möglich ist, finde heraus, wer sonst noch zum Gefolge des Barons gehört. Außerdem benötige ich noch..." Die massive Gestalt des Li Halan kam ins Wanken, sank schließlich auf die Knie. "... noch etwas..."

Er fing den schweren Körper seines bewusstlosen Meisters auf, als dieser vornüber kippte. "Ruhe, mein junger Herr, Ihr benötigt vor allen Dingen Ruhe!." Keitaro hatte seit Tagen kaum geschlafen - möglicherweise gar nicht, hätte sein Diener nicht ab und zu nachgeholfen. Mit einem Seufzen bereitete Arion eine Spritze vor, verabreichte sie dem Schlafenden. Das Schlafmittel alleine würde nicht lange wirken.

Dann hob er den Wasserbecher auf, spülte die verräterischen Pulverrückstände weg. "Legt ihn auf sein Bett, und kümmert euch um diese Wunden an seiner Hand. Ich habe noch etwas zu erledigen..."

Megan:
Die Augen der Sternfahrerin hatten sich fragend an Jacks geheftet und eine kleine Runzel beherrschte die Stirn, als wisse sie nicht, wovon er überhaupt sprach.

Es verstrichen einige Sekunden, dann schien das Thema zu ihr durchgedrungen und ein dünnes Lächeln schlich sich in ihre MIene.

"Achja....ja...nein.....wirklich kein schöner Anblick......"

Sie versank wieder in dumpfes Brüten und schien geistig irgendwo, diverse Sprünge entfernt. Sekunden verstrichen, und Jack, der nicht erwartet hatte, dass sein Gesprächsauftakt derart schnell versiegen würde, rutschte etwas unruhig auf seinem Hocker herum, der bedenklich kippelte. Dankbar registrierte er, dass die Cocktails nahten, als auch Megan zum Geschehen zurückzukehren schien.

"Mendez? Ach den von der Sicherheit meinen Sie, nicht wahr?"

Konzentriert begann sie, nach etwas zu angeln, das wie eine große rote Bohne aussah und ihr immer wieder in die hochgiftig wirkende Flüssigkeit des Glases entglitschte. Dem Zittern ihrer Hände nach zu urteilen musste sie mindestens einen Liter Kaffee getrunken haben.

"Nein...ich..ähm..bin noch nicht dazu gekommen. Dieser Li Halan..."

Mit einen leisen Knurren landete der pinke Plastikspieß auf dem Thresen und Megan fischte kurzentschlossen mit den Fingern nach der Frucht - eine Sekunde später war sie in ihrem Mund verschwunden.

"Naja, ich seh zu, dass ich das nachher noch hinter mich bringe...ich denke, das ist reine Formsache, schließlich hatte dieser Bastard nichts auf meinem Schiff zu suchen. Die kleinen Sünden bestraft der Pankreator sofort, nicht wahr?"

Megan lachte verächtlich und nahm einen tiefen Schluck ihres toten Symbionten.

Azzu:
Arion verließ das Quartier, wo die beiden anderen Diener noch unter dem Gewicht des bewusstlosen Lextiusritters ächzten - dieser war dank seiner künstlichen Muskulatur erheblich schwerer, als sein bereits massiver Körperbau vermuten ließ. Unter seinen schwarz-grauen Roben trug der grauhaarige Leibdiener nun ein leichtes Kettenhemd - Keitaro mochte Recht mit seiner Einschätzung haben, dass Lord Enkidi Mordpläne schmiedete, und Arions kurzfristige Lebensplanung sah nicht vor, an Bord einer Raumstation zu sterben. Wurfsterne und ein Kurzschwert würden notfalls seinen Rückzug decken; er hätte ein richtiges Schwert vorgezogen, das jedoch wäre weder seiner Stellung als Leibeigener, noch seiner momentanen Funktion als Bote angemessen gewesen. Aber wahrscheinlich war sein Herr schlicht paranoid geworden, angesichts des Drucks, unter dem er stand. Ein kurzer, höflicher Wortwechsel, dann würde Arion unbehelligt wieder gehen.

Mit schnellen Schritten durchquerte er die Korridore bis zum nächsten Fahrstuhl und ließ sich auf das Deck befördern, auf dem sich die Quartiere des Barons befanden. Nach wenigen Abzweigungen, grell bunt leuchtenden Pfeilen an den Wänden und auf dem Boden folgend, erreichte er sein Ziel. Er atmete tief durch, nahm eine aufrechte Haltung an und drückte auf die große Taste neben der Eingangstür, auf der das Symbol einer stilisierten Glocke abgebildet war.

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