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[Tag 2] Raumstation Bazaar

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The_Kossack:
Ras Chandra spürte das lauwarme Wasser über seine Haut rinnen, den Schweiß, das Elend, die Müdigkeit mitnehmen. Er war erschöpft - innerlich wie verbrannt, eine Schicht aus Asche lag über allen Gefühlen, über allen Gedanken, über jeder Regung, jedem Impuls.

Wie gut, daß der Graf ihn an seine Pflicht erinnert hatte. Der Alkohol brannte sich  aus seinem Körper, er war fast wieder völlig nüchtern, dank der Drogen derJakovianer. Dank der Tatsache, daß sein Körper fast so fremdartig war wie der eines Askorbiten, innerlich, nicht äußerlich. Er spannte alle Muskeln an, löste die Spannung dann langsam, prüfte jeden Muskel. Einsatzbereit. Er hatte schon unter anderen Umständen gekämpft.

Das Wasser hörte auf - es war rationiert. Es reichte, natürlich, aber Ras gab nicht viel auf übermäßigen Luxus. Er griff nach einem Handtuch, beobachtete, wie das Wasser zwischen den feinen Haaren am Unterarm perlte, und über die Hand rannen. beobachtete, wie die Adern hervorgetreten waren unter der Haut. Hob den Kopf und sein Blick fiel wieder auf die polierte Metallplatte, die hier als Spiegel diente.

Was stand da in seinen Augen? Schmerz? Verwunderung? Ratlosigkeit? Trauer? Er zog die Lider zusammen, hob die Hand, spreizte die Finger und strich sich damit über das Gesicht, als müsse er sich selbst an die Züge erinnern, Fleisch und Knochen, Atem und Empfindung. Er senkte das Handtuch, betrachtete seinen Körper im Spiegel.

Hundert weitere Jahre? In diesem Fleisch? Mit diesem Körper. Sie sagten, daß jene Adlige, die das Serum nahmen, langsam wahnsinnig wurden, weil der menschliche Geist dafür nicht gemacht war. Wie Baronet Anatolyi Yeshejevich Decados, Jakovianer, dem man nachsagte, er habe Graf Andrei den letzten Schliff gegeben. Wie alt beide Männer waren, wußte niemand so recht. Decados-Genealogien waren meist so falsch wie cadavische Heilige. Yeshejevich war wahnsinnig, Andrei war fremdartig, aber noch bei Verstand. Das sprach dafür, daß Andrei jünger war.

Und ich? Sich selbst im gleichen Atemzug zu nennen wie diese beiden fühlte sich beinahe an wie Ketzerei. Wenn er gewußt hätte, wie sich Ketzerei anfühlte. Er war aufgewachsen in einem Haushalt, in dem die Priester Unfälle erlitten oder sich das Leben nahmen - der, der es schließlich überlebt hatte, war selbst Decados, und er erzählte die Geschichten etwas anders, als sie in den Omega-Bekenntnissen zu finden waren. Nach ihm fiel es den Decados zu, das Universum zu beherrschen - erst dann würden die Sonnen wieder neu erstrahlen. So aber ächzte der Kosmos darunter, daß den Decados ihr rechtmäßiges Herrschaftsrecht nicht gegeben worden war.

Patricia hatte ihn belehren wollen, und ihn sogar teilweise überzeugt. Ihr zuliebe hatte er sich mit den Schriften beschäftigt, wenn er zum Jagen zu müde war. Sie hatte den Haß in seinem Herzen besänftigt. Und sie hatte ihn die ganze Zeit gefürchtet.

Und damit war sie gestorben, war erst vor ihm geflohen, unter den Schleier, den Schutz der Kirche, hatte dann ihr Herz, ihre Seele in Sicherheit gebracht, wie vor einem Dämon, der sie zu vernichten trachtete.

Er schüttelte den Kopf, spürte, wie er die Fäuste ballte. Dabei hatte sie von allen nie Grund gehabt, ihn zu fürchten. Seine Ehefrau, Mutter seines Sohnes. Herrin seines Landes. Seine Herrin. Er hatte sie nicht halten können, sie hatte ihn nicht halten können. Wäre ich ein besserer Mann gewesen, es wäre nicht geschehen. Wäre ich stärker gewesen, es wäre nicht geschehen.

Sein Blick fiel auf die schwarze Rüstung.

Hundert weitere Jahre als gestaltgewordene Furcht. Er zog die Lippen von den Zähnen zurück.

Dann sollte es so sein. Er hatte seine Eide abgelegt, hatte einmen Herrn und Meister. Es glaubte nicht mehr daraan, daß die Decados den Kosmos erretten würden. Die Sonnen würde nicht stärker brennen für Männer wie Andrei und Yeshevich, ausgeschlossenen.

Es ging aussschließlich ums Überleben, Überdauern, als letzter übrig zu bleiben und dem Götzen, der ihnen das Leid in vollen Kellen ausschenkte, die Stirn zu bieten.

Er bleckte die Zähne. "Du brichst mich nicht, Götze. Noch mit dem letzten Atemzug verfluche ich dich. Ich verwüste deine prunvollen Tempel, ich schände deine Knechte, ich breche ihre Herzen, bis sie deiner fluchen, ich brenne dein Land und die Bücher voller Lügen, ich bringe Krieg und Terror über die Deinen und zerschmettere, was dir gebaut wurde."

Dann begann er, sich zu rüsten.

Enkidi Li Halan (N.A.):
Itaru zwängte sich in den schmalen Alkoven, nestelte seine Kleidung zurecht und faltete seine Hände im Schoß. Ein skeptischer Blick traf die Pyramide, die Erland aufstellte und aktivierte. Er verschwendete aber keine Frage über ihren Zweck oder ihre Bedeutung, sondern kam gleich zum Kern seines Anliegens.
Er musste – nicht dass ihn doch noch der Mut verließ und er den Bruder mit irgendeiner fadenscheinigen Entschuldigung sitzen ließ.

"Bruder...", begann er schleppend und zog seine Augenbrauen zusammen. "Ich bin in großer Sorge um meinen Herrn, Baron Enkidi."
Als die erste Hürde genommen war, gingen ihm die Worte leichter von den Lippen.

"Eine große...Unrast hat von ihm Besitz ergriffen, in den letzten Wochen. Etwas scheint schwer auf seiner Seele zu lasten und dies hat.... einen Einfluss auf alle, die ihm nahe stehen." Wie um seine Worte zu unterstreichen, begann seine Wange wieder zu pochen, und Itarus Mundwinkel rutschten kurz nach unten.
"Ihr müsst wissen, wir reisen nun schon einige Zeit durch das All. Das Dunkel. Und es befindet sich kein geistlicher Beistand im Gefolge. Wir... Eine Schwester Eures Ordens begleitete uns bis vor kurzem, aber sie wurde abberufen." Itaru verstummte und starrte auf die leuchtende Kante der Pyramide.

Erst nach einigen Momenten der Stille überwand er sich, weiterzusprechen. "Bruder, ich..." Seine rechte Hand löste sich aus der Faltung und er machte eine hilfesuchende Geste  in Richtung des Eskatoniers. "...würde Euch bitten, dass Ihr vielleicht mit ihm sprecht, wenn Eure Zeit es erlaubt. Vielleicht findet Ihr die richtigen Worte." Die ihn wieder zur Vernunft bringen. Die den Wahnsinn aus seinen Augen vertreiben. Das Boshafte.

Itaru richtete sich auf und der Blick seiner jugendlichen Augen ruhte lange auf Bruder Erland. Er würde kein Wort über sich selbst verlieren, das war ihm jetzt klar. Er würde sich in Demut üben, seinen Stolz hinunterschlucken und später eine lange Beichte bei Vater Valentinian ablegen.

Seelischen Beistand für seinen Herrn zu erbeten, war dreist und beleidigte in gewisser Weise ihrer beider Ehre. Aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Etwas geschah mit Enkidi und er brauchte Hilfe, die er ihm nicht geben konnte. Itaru hoffte nur, dass er bei Bruder Erland nicht an den falschen geraten war.

Sir Lars Trusnikon:
Vor dem Keshit Nebula

Sir Lars musterte das Etablissement einen Augenblick lang.
"Warum nicht! Fuer meine unmittelbaren Ansprueche genuegt es"
Sie betraten den Eingangsbereich, wo sofort der Hofmeister auf sie zueilte, dann aber einen Moment stutzte. Er fing sich jedoch sofort wieder, und setzte sein professionelles Lächeln auf.
"Werteste Herren, einen guten Abend. Duerfte ich Ihnen ergebenst einen Tisch auf der zweiten Ebene anbieten?...Und vielleicht eine Schale Wasser fuer ihre vierbeinige Begleitung?"
Sir Lars musste schmunzeln.
"Ja bitte, allerdings natuerlich Kristallglas." Als sie dem Hofmeister folgten, der sie zu dem Tisch geleitete, zwinkerte er Schmalzlocke zu.

Jack Hawkins:
Acht Jahre? Konnte es wirklich schon so lange her sein? Jacks Hand fuhr über die kurz geschorenen Nackenhaare und knetete dann gedankenverloren den künstlichen Knorpel seines linken Ohres. Doch, das kam hin.

Denize hatte sich kaum verändert, bis auf ihre Frisur (Frauen änderten immer ihre Frisur, und egal wie lange man sie nicht gesehen hatte es war immer gut sie zu loben) und ein paar Lachfältchen mehr um ihre Augen.
Und Monn erst recht nicht. Jack hatte eh noch nie einen alten Ukar gesehen, wahrscheinlich gab es sowas gar nicht. Man hörte genug über dieses wilde Volk und eine liebevolle Altenpflege passte da nicht so recht ins Bild.

"Ja, bin auch erst wieder hier aufgeschlagen, war ne Weile im Criticorum unterwegs." Jack lächelte Harry dankend zu, als er ihm den rauchenden Drink rüberschob. "Phew. Ihr wollt mich noch vor der Abendmesse platt machen, oder?" Er nahm einen Löffel der glibbrigen Masse, wünschte sich umgehend, es nicht getan zu haben und war ein paar Minuten damit beschäftigt, seine Innereien davon abzuhalten auf die Theke zu klatschen.

Wenig später klammerte er sich an ein Glas Wasser, das Harry fürsorglich in seine Reichweite gestellt hatte, und bekam den Husten in Griff. "Hammerteil." Seine Stimme klang, als würde ihm noch immer ein leibhaftiger Kossacke die Hände um den Hals legen.

"Dein Vater, Niz? Sag bloß, der lebt noch hier. Wollte er sich nicht irgendwann mal auf dem Planeten zur Ruhe setzen?"

Die Frage nach Shawn beantwortete er mit einem Schulterzucken und stockerte in seinem Slayer herum. "Na ja, er ist immer noch Offizier bei der Stationsführung. Schätze, sonst gibt's nichts Neues in seinem Leben."

"Und ihr? Irgendwelche atemberaubenden Funde gemacht in letzter Zeit?"
Da fiel ihm etwas ein und seine Augenbrauen rutschten erfreut nach oben. "Ihr wart in letzter Zeit nicht zufällig auf Obun, oder?"
Erst als der Satz raus war, viel ihm ein, dass es vielleicht nicht sonderlich diplomatisch war, das vor Monn zu erwähnen. Tja, Sternfahrer redeten halt schneller als sie dachten.
   

Denize Noy:
"Wenn du den nicht auslöffelst, bin ich beleidigt."
Sie zwinkerte ihm fröhlich zu, nahm einen weiteren Mund voll waberndes Pink und schüttelte sich.
Mit verzogenem Gesicht schielte sie Jack an.

"Werd ich wohl rausfinden müssen, ob er noch hier ist. Ich kann es schlecht verantworten, dass ich mich nicht blicken lasse, wenn er noch hier rumhängt, oder? Und irgendwas sagt mir, dass er das noch tut. Es sei denn," sie begleitete die Aussage mit einem zynischen Grinsen, "der Herr hat ein Wunder geschehen lassen, was natürlich immer im Bereich des Möglichen liegt."

Ihr Löffel zeichnete wirre Muster aus Glibber auf das Holzimitat der Theke. Harry quittierte es mit einem strengen Blick, der ihr entging.

"Offizier, ja? Naja, wenn er das kann..."
Jacks Reaktion auf Shawn bedrückte sie ein wenig. Sollten Brüder nicht besser miteinander
auskommen? Nun, sie hatte Shawn zu lange nicht mehr gesehen. Früher war sie mit ihm hervorragend klargekommen. Er war ihre erste große Liebe. Natürlich rein platonisch. Dann hatte er sich ihr komplettes Gejammer über ihre nächste große Liebe anhören müssen. Wie hatte der Junge geheissen? Egal. Hatte sie ja eh nicht angesehen. Shawn war immer die Stimme der Vernunft gewesen. So wie sie sich manchmal reden hörte, hatte er auch auf sie abgefärbt. Als ihr Vater ihr eröffnet hatte, dass sie ab sofort für die Scravers die Erde fremder Planeten durchwühlen würde, hatte sie sich bei Shawn ausgeheult.
Sein Bruder dagegen hatte sie verspottet, weil sie Angst vor dem Fliegen hatte und sie glühend beneidet. Mit Jack hatte sie sich in Kindertagen fast nur geprügelt. Eine kleine weiße Narbe unter ihrem linken Auge zeugte noch davon. Er hatte sie wegen ihrer Nase ausgelacht.

Und dennoch sah sie nun eher in dem betrunkenen Sternfahrer neben sich ein Stück ihrer selbst.
Jack kannte diesen Drang nach Draußen, den die Reisen in ihr geweckt hatten.
Er kannte die atemberaubende Aussicht im Anflug auf einen Planeten.
Die pulsierenden Raumhäfen.
Jack war in gewisser Weise wie sie.
Und sie war betrunken.
Mit einer fahrigen Bewegung, wischte sie den Gedankenmüll beiseite.

"Ach, atemberaubend würd ich andere Dinge nennen. Aber lukrativ trifft es wohl ganz gut.
Obun? Nein, eigentlich nicht. Das, äh, ist nicht so ganz unsere Klientel - meistens."
Die junge Frau grinste ihren Alienfreund von schräg unten an. Der zog nur kurz eine Augenbraue hoch und widmete sich stillschweigend wieder seinem Getränk. Als einziger der drei hatte er
bereits einen neuen vor sich stehen, diesmal eine vergleichsweise harmlose Mischung von
chromgelber Färbung, die den klangvollen Namen "Emperor's Gold" trug. Sein "Kossack Slayer"
hatte nach der ersten Überraschung recht schnell abgenommen.

"Aber wenn du irgendwas brauchst," fuhr Denize gespielt großspurig fort. "Original Obun-Zigaretten, Antiquitäten, oder sonstiges Kulturgut, dann sag's ruhig. Machen lässt sich da immer was. Ich war auf Obun, kurz bevor ich Monn kennengelernt habe. Das war auch kurz bevor wir drei uns das letzte Mal trafen. Ein paar Leute, die ich kenne, haben da noch ganz gute Verbindungen, denke ich."

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