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[Tag 2] Raumstation Bazaar
The_Kossack:
Graf Mandins Quartiere, Trainingsraum der Kossacken
Der Trainingsraum war dunkel, als der Graf und seine Gäste eintraten. Schemenhaft waren Gestalten zu erkennen, Statuen oder Rüstungen, schwarz im weniger tiefen Schwarz des Raumes. Als alle Gäste den Raum betreten hatten, flackerte Feuer auf - in großen, bronzenen Becken, je eines in jeder Ecke des Raumes. Bronzene Feuerschalen, die auf schmiedeisernen Beinen standen, die wiederrum geschmiedet waren, daß sie Askorbiten ähnelten, die ketzerisch das Feuer verehrten. Ein Geschenk von Sir Anatolij, der seine Gäste mit einem Li Halan-Schachspiel (prä-Konversion) zu schockieren pflegte. Wenige Pankreator-fürchtige Gegner konnten sich auf das Spiel konzentrieren, wenn sie es mit Figuren spielten, die alle nur erdenklichen Grausamkeiten abbildeten - Andrei wußte, daß es wenigen gelang, die Springer zu ziehen. Zu naturalistisch war das schmerzverzerrte Gesicht der Nonne oder des Mönch, die von dem Pferd bestiegen wurden. Sir Anatolij hatte die Ketzerei zu einer Kunstform erhoben.
Diese Feuerschalen waren ein hochgeschätztes Geschenk, und Andrei lächelte wohlwollend, als er sich daran erinnerte. Er sollte die alte Mantis auf seinem "Altersruhesitz" besuchen, solange noch Zeit war - Anatolij gehörte eigentlich an den Hof, nach Byzantium Secundus, aber der Adlige hatte abgewinkt: "Es lenkt mich zu sehr ab, Andrei", pflegte er zu sagen - und dann durch die riesigen Panorama-Fenster zu blicken, hinaus über die unendliche Eiswüste. Er nannte diesen Raum seinen "Wintergarten" - aber es war rein gar nichts zu sehen, bis auf Schnee und Eis.
Die aufflackernden Flammen rissen den Raum aus dem Dunkel, doch wirklich hell war es nicht - der rötliche Schein erinnerte an Blut. Zwanzig Kossacken säumten die Wände, Schwerter gezogen und vor die Brust an die Schulter gelegt, daß sich das Licht auf den Zähnen der Ketten brach. Keiner der Riesen rührte sich.
Dumpf erklang ein Laut. Severische Trommeln, durch einen Vorhang abgeteilt, der als Wand diente. Der gesamte Raum war mit Bannern verhängt, schwarz, natürlich - groß, über allem, die cadavische Mantis, darunter die gestickten Planeten - Pandemonium, Malignatius, Cadavus, Severus. Salandra würde dem Byzantium Secundus hinzufügen, wenn sie es geschickt anstellte. Kein Decados, dem dabei nicht das Herz rascher schlug.
In der Mitte des Raumes stand ein weiterer Kossacke, in den schwarzen Umhang gehüllt, im Profil zu den Gästen. In dem schwankenden Lickt war es schwer zu sagen, ob er Rüstung trug oder nicht. Der Trommelschlag war langsam, beide Trommeln wurden exakt gleichzeitig geschlagen, ein weicher, dumpfer, volltönender Klang, wie ein gewaltiges Herz - und in jenen Rhythmus fielen die unsichtbaren Trommler auch, als sie langsam schneller wurden.
Der Kossacke, der am am nächsten zu Andrei stand, bebte.
Ich kenne eure Rituale, Jevgenij, ich weiß, was eure Körper zum Rasen bringt, denn viel Geist ist ja nicht übrig. Andrei lächelte leicht.
Der Hauptmann in der Mitte des Raumes hob den behelmten Kopf, wandte sich Andrei zu - von hinter dem Vorhang kamen zwei Tänzer. Ein Mädchen und ein Junge, denen ein Lendenschurz kaum den Anstand wahrte, bemalt wie Wilde, vielleicht dreizehn, vierzehn, von vollendeter Schönheit. Der Kontrast ihrer feinen, biegsamen Leiber, die Lust versprachen, und dem grobschlächtigen Kossacken, der nichts versprach als Zerstörung, war exquisit. Flink umkreisten sie ihn, umgarnten ihn, ein eigenartiger Tanz zum Schlag der Trommeln, dann löste einer der Tänzer den Helm, der andere den Mantel - und eilten davon.
Schließlich stand der Hauprmann dort, in Stiefeln, schwarzer Uniform-Hose; Oberkörper, Arme, Schultern, Gesicht - frei. Das ganze Ausmaß der Modifikationen wurde sichtbar, als die Flammen die Linien der überzüchteten Muskeln nachzeichneten, kein Gramm Fett zuviel, Ras war selten in besserer Form gewesen, die blanke Wucht des Körpers bereits einschüchternd. An den Oberarmen trug er zwei schwarze Metallspangen in Form der Mantis, die tief in den Muskel gruben. Er hob den Kopf, sah Andrei an, welcher den Blick starr erwiderte.
Du weißt, warum ich dich so zur Schau stelle, Ras dachte Andrei. Wir sind die Mantis hier. Ob du blutest oder bluten läßt, hat dabei keine Bedeutung, denn wir haben schon gewonnen.
Ras salutierte - und keinen Herzschlag später salutierten auch die anderen Kossacken - der dumpfe Schlag der gepanzerten Fäuste auf ihre Brustplatten exakt gleichzeitig. Die Männer bebten vor Kampfeslust, unsichtbar, aber Andrei war sich nur zu bewußt, daß sie bereit waren wie eine gespannte Armbrust.
Andrei nickte, senkte sich dann in den Stuhl, den Diener herbeigebracht hatten, ohne, daß es jemand bemerkt hatte - auch die anderen Gäste fanden Stühle aus schwarzem Holz und fein gegerbtem Shriva-Leder hinter sich.
Enkidi Li Halan (N.A.):
Megans Worte spielten ihm einen Pass zu, der ihm den Hals rettete. Er... kannte... Keitaro?
Ein Frösteln lief durch seinen Körper.
Gut. Also ein weiterer schwarzer Fleck.
Nur ein kurzes Zucken der linken Augenbraue signalisierte Megan, dass er verstanden hatte. Er holte Luft, vielleicht etwas zu scharf, und bemühte sich redlich, die freundlichen Züge aufrecht zu erhalten.
"Ähm, ja..." kam es ihm knapp über die Lippen. Was sagen, ohne sich nicht endgültig in Ungereimtheiten zu verfangen? Sein Blick zuckte für einen Moment unstet durch den Raum, blieb hilfesuchend auf Megan hängen und sprang dann, gerade noch rechzeitig bevor die Stille unangenehm wurde, zurück zu Keitaro. "Die Audienz. Morgen. Sicherlich ein... besserer Zeitpunkt, sich zu unterhalten..."
Enkidis Stimme versiegte, als sich die Dunkelheit des Trainigsraumes über die kleine Gruppe senkte.
Die Eindrücke schlugen so massiv über ihm zusammen, dass er ins Stocken geriet, fast stehen geblieben wäre. Die schwarzen Banner. Wie Leichentücher entrückten sie die Grenzen des Raumes. Der flackernde Widerschein der Glutbecken, düster brodelnde Flamme – der herbsüße Geruch, der sich daraus emporkräuselte.
Kossacken an den Wänden, zwanzig, voll gerüstet und bewaffnet, Gestalt gewordener Alptraum aus den Tiefen der Qlippoth.
Über ihnen ihre Königin, die grünen Glieder zum Gebet an einen Gott erhoben, der nicht der Gott der Kirche war.
Und die Trommeln.
Schlag um Schlag. Der Ruf des Krieges, der im Morgengrauen vor der Schlacht ertönte und sich niederschmetternd in die Herzen jener fraß, die dem Ansturm des Feindes stand halten sollten. An- und abschwellend wie die Wogen eines unerbittlichen Ozeans, dessen Brandung ihre Klauen fordernd in die Küste schlug. Monoton und doch mit einem Rhythmus, der das Blut zum Kochen trieb.
Und fast, ja fast, konnte er das kreischende Heulen der Säbel hören, wenn die Ketten zu rotieren begannen, bereit, sich durch Stahl zu fressen, durch Leiber, Fleisch, Knochen.
Niemand, dem dieses Geräusch nicht die kalte Furcht in den Leib jagte.
Doch die Kossacken rührten sich nicht.
Vielleicht...noch...nicht.
Enkidis Hals schnürte sich zusammen. Er schluckte, kämpfte die Furcht nieder, die klamm in seine Magengrube schlich. Es war Wahnsinn. An diesem Ort zu sein.
Alles, alles hier, griff nach ihm, voller Vertrautheit. Verlockung. Sehnsucht.
Eine Falle, die gefährlich nahe war, zuzuschnappen.
Er wollte fort.
Aber da war Itaru, über dessen Brust das Kreuz der Li Halan leuchtete.
Und Megan, die neben ihn trat.
Er blickte in ihre dunklen Augen.
Und alle Gedanken lösten sich, bis sein Geist still war und er nur noch den Schlag seines Herzens hörte.
Dann wandte er sich um und schritt ins Zentrum des Raumes, wo der Hauptmann seinen Gegner erwartete.
Jack Hawkins:
Jack antwortete mit einem Stöhnen und einem Blick der so gequält aussah, dass sämtliche Märtyrer-Ikonen Terra Sanctas vor Neid erblasst wären. Es konnte also nicht so schlimm sein.
"Tut höllisch weh, ich glaub der Kerl hat mir'n Zahn ausgeschlagen..." Er warf Stiernacken einen bitterbösen Blick zu, der gerade von zwei Sicherheitsleuten abgeführt wurde.
"Ist das wirklich nö..." setzte Jack an, aber Stubblefield nahm sich ein Beispiel an Mendez, schüttelte energisch den Kopf und legte die Hand dezent an die Waffe. "Lassen Sie's, Hawkins." Er deutete mit dem Kinn Richtung Ausgang und drängte sie in die Richtung. Jack seufzte resignierend. Na gut. Wenn's sein musste.
Er drehte sich um, humpelte hinter Denize und Monn her und tastete mit der Zunge nach einem ausgeschlagenen Zahn. Hmm, Glück gehabt. Ein Backenzahn wackelte etwas, sonst war aber noch alles da. Aber Hölle, tat das weh. Und seine Seite auch. Wahrscheinlich hatter er sich ein Dutzend Rippen gebrochen oder sowas.
Sie erreichten eben den Ausgang zu den Arkaden, wo sich bereits eine stattliche Menge Schaulustiger versammelt hatte, als ihm etwas siedend heiß einfiel.
"Oh, verflucht...!" Er drehte sich ruckartig um, stürzte zurück in die Bar, und prallte gegen zwei weitere Wachleute. Der eine packte ihn am Arm, der andere versperrte den Weg.
"Falsche Richtung", knurrte der Größere. Fluchend und mit energischem Gesichtsausdruck versuchte Jack, sich loszureißen. "Meine Tasche...!", stieß er hervor. Er sah sie nahe des Tresens zwischen den Barhockern liegen.
"Wird alles erst mal sicher gestellt."
"Aber..." Jack wehrte sich gegen den Griff, der immer kräftiger wurde und stieß eine Tirade wüster Flüche und Beschimpfungen aus. Die Wachleute bugsierten ihn wieder in Richtung Ausgang, keine Chance an ihnen vorbei zu kommen. Die Tasche wurde kleiner und kleiner und verschwand schließlich aus seinem Blickfeld.
Jack schrie wütend auf, legte noch einmal seine ganze Kraft in einen letzten Ausbruchsversuch und schaffte es tatsächlich für einen Augenblick frei zu kommen.
Dann griffen aber beide Sicherheitsleute zu, herzhaft, links und rechts, drehten ihm die Arme auf den Rücken und schleiften ihn endgültig aus dem Sunset. Jack schnaubte, das Gesicht, wo es nicht blau angelaufen war, hochrot.
Erst auf den Arkaden erstarb sein Widerstand und er begnügte sich damit, noch ein paar Flüche und Verwünschungen loszuwerden.
Hängenden Kopfes trottete er mit den anderen in Richtung Stationssicherheit.
» Ortswechsel nach Sektor F
Sir Lars Trusnikon:
Eine wirklich beeindruckende Zurschaustellung der Macht der Mantis. Schwarz und rot, dazu die Trommeln und der Tanz, eine perfekte Inszenierung. Ich wusste ja schon, dass man sie keinesfalls unterschätzen oder verärgern sollte, aber dieses hier stellt alle Decados in den Schatten, die ich bisher kennen gelernt habe. Zwanzig Kossacken, entweder Graf Mandin liebt das Protzen, oder aber er hat Angst, gewaltige Angst unter seiner Insektenhaut. Wenn das Spektakel so weitergeht wird es ein interessanter Abend.
Mit ein paar geschickten Schritten gelang es ihm sich an der noch freien Seite der Baroness niederzulassen, deren andere Seite bereits von der Baronin eingenommen war.
Freya, die sich die ganze Zeit dicht an seiner Seite gehalten hatte, ohne auch nur einen der Anwesenden mit einem Blick zu wuerdigen, liess sich nun neben seinem Stuhl nieder, legte gelangweilt den Kopf auf die Vorderpfoten und schloss die Augen. Sir Lars dagegen bewunderte offen den in der Mitte stehenden Kossacken.
Elisabeth Hawkwood:
Hmm, da hat sich ja Jemand wirklich Muehe bei der inszenierung gegeben. Was willst Du uns zeigen Graf? Wie furchterregend die Mantis ist? Wie beeindruckend zwanzig Kossacken sind? Dass wir uns alle fuerchten sollen und nur ja Niemand auf die Idee kommt Dummheiten zu machen? Das scheint sogar Sir Lars Guernicabiest verstanden zu haben. Sein Glueck, wenn die Dummheiten macht, verliert nicht nur er sein Leben. Oder findet Ihr es einfach nur schön? Wie gut, dass Bruder Erland diese Ketzerei nicht sehen muss..., aber wahrscheinlich wuerde er es nur hochinteressant finden und sich in Schwierigkeiten bringen.
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