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Million Dollar Baby

(1/1)

wjassula:
Klare Empfehlung für diesen Film. Ich habe lange schon nicht mehr etwas gesehen, was mich emotional so mitgerissen hat.

Zum Inhalt: Eine Boxerin boxt sich hoch. Überredet den Trainer ihrer Wahl, sie zu coachen, beisst die Zähne zusammen, kommt gross raus und verliert alles - oder doch nicht? Nebenbei Familientrouble zwischen ihr und ihrer Trailer-Park-Bande von Verwandten, und dem Trainer mit der komplizierten Tochterbeziehung und ihr.

Überragende Schauspieler (Clint Eastwood, die grossartige Hilary Swank, Morgan Freeman), ein dichtes, packendes Drehbuch und tolle grittige Bilder. Stärke des Films ist auf jeden Fall die Sympathie für die Figuren. Und ein paar Szenen sind super-super hart. Die Boxkämpfe sind nichts für schwache Nerven, die am Ringrand zusammengeschobene gebrochene Nase erst recht nicht und am Ende...kan ich hier nichts verraten, aber ich konnte fast nicht mehr hinsehen. In der Vorstellung ging an dieser Stelle das Licht an, weil irgend jemand einen Schwächeanfall hatte - kein Witz.

Ob das jetzt ein Film über die Stärke von Frauen ist, oder am Ende doch wieder zeigt, dass Frauen, die zu hoch hinaus wollen halt nicht gewinnen können, da haben wir noch gemütlich drüber diskutiert nach dem Film, und uns am Ende nicht geeinigt. Jedenfalls retten das Drehbuch und Hilary Swank die Boxerin sehr gut vor dem Abziehbild - sie ist weder gefühlloses Mannweib noch Boxerin, deren grösste Sorge es ist, ob sie sich einen Fingernagel abbricht (wie gesagt, wer kein Blut sehen kann, bleibt besser draussen), sondern ein sehr glaubwürdiger Charakter.

Toll aber, wie der Film alle Klischees des Boxfilms mit dem amerikanischen Traum ("du kannst der Champion werden-Joggen am Strand-Eye of the Tiger-Steh auf, wenn du am Boden liegst) souverän ignoriert und in der Erzählweise die Erwartungen an eine Hollywoodproduktion total unterläuft- ein völlig zwiespältiges Ende, viele ungeklärte Fragen und keine aufdringliche Moral. Dankenswerterwiese hat man sich auch eine Liebesgeschichte restlos verkniffen. Kein Schönling am Ringrand, wegen dem sie das Boxen aufgibt, und zwischen ihr und dem Trainer entwickelt sich auch eher eine Vater-Tochter Beziehung mit kaum angedeuteten erotischen Untertönen.

Ich finde, den muss man gesehen haben. 9 von 10 Punkten.

Lord Verminaard:
Klingt super, ich hoffe, ich komme noch dazu, ihn mir anzusehen! :d

NiceGuyEddie:
Ist super, finde ich auch. Habe ihn gerade gesehen.  :d

Ist ein sehr wunderbarer Film, ich schließe mich dem, was wjassula gesagt hat voll und ganz an. Eins will ich aber ergänzen: Es ist und bleibt ein Boxfilm und Boxen ist der widerlcihste Sport, den ich kenne.  ;)

Achtung Spoiler!


--- Zitat ---Ob das jetzt ein Film über die Stärke von Frauen ist, oder am Ende doch wieder zeigt, dass Frauen, die zu hoch hinaus wollen halt nicht gewinnen können, da haben wir noch gemütlich drüber diskutiert nach dem Film, und uns am Ende nicht geeinigt.

--- Ende Zitat ---

Ich finde daran wird kaum ein Zweifel gelassen: Was sie geleistet und vollbracht hat ist etwas Bewundernswertes. Sie ist eine Frau, sie war zu alt, sie war arm, sogar ihre Familie hat sich über sie lustig gemacht - und trotzdem wurde sie Boxerin und kämpfte um den Titel. Bis dahin hat sich ihr Traum erfüllt. Es lag nicht daran, dass sie eine Frau war, es lag nicht an ihr, dass sie gescheitert ist und es lag noch weniger an Frankie oder den Umständen. Wenn man auf das Gesicht ihrer Gegnerin achtet, dann merkt man sofort, dass auch sie darüber erschrickt, was sie getan hat. Aber da hatte sich der Ausgang des Kampfes schon vollständig jeder Kontrolle entzogen. Niemand hat gewollt, dass es so endet; nichts sprach dafür, dass es so hätte enden können; es hätte niemals so enden dürfen.

Es war ja so, dass ihre Bedingungen von Anfang an extrem schlecht waren, es sprach ja fast alles gegen sie. Die Frage ist, ob nicht schon von Anfang an klar war, dass der Kampf, den ihr Boxen und eigentlich ja ihr ganzes Leben darstellt, unter diesen Umständen überhaupt zu gewinnen war. Vielleicht war es das ganze ja gar nicht wert und sie hätte besser niemals anfangen sollen zu kämpfen nicht so zu enden wie ihre Brüder und Schwestern. Und das tragische Ende scheint dem ganzen ja auch recht zu geben - es hatte letzendlich keinen Sinn. Ihr Leben bestand aus einem gewonnenen Kampf, dessen Sieg sie trotzdem nciht erleben durfte. Aber sie hat gewonnen und das ist wichtig. Letztendlich konnte sie halt nicht entscheiden, ob ihr Sieg umsonst war oder nicht. Manches entzieht sich einfach der Kontrolle, da kann man kämpfen wie man will.

So etwas ähnliches zeigt sich auch bei dem einäugigen Freund von Frankie. Er hat gekämpft, obwohl alles gegen ihn sprach. Und als schließlich sein Gesicht blutüberströmt war, sein Trainer betrunken und er der Schwarze, da hat er auch weitergekämpft, 15 Runden lang. Und er gewann. Er hätte noch gerne einen 110. Kampf gehabt, aber er verlor sein Auge. Da wiederum hatte er keine Kontrolle drüber.

Jetzt darf man ja auch nicht vergessen, dass es ein furchtbar tragischer Film ist. Und scheinbar ist es mit Frankie ja auch so, dass er schlussendlich völlig aufgibt. Ich glaube auch kaum, dass er noch einen einzigen Brief an seine Tochter schreiben wird. Ich glaube, er hätte sehr viel besser damit umgehen können, wenn sie den letzten Kampf verloren hatte, weil sie - wie sie es halt immer machte - ihre Deckung vernachlässigt hätte. Das wäre eine Erklärung, genauso wie es eine Erklärung gewesen wäre, dass sie ja eine Frau ist(wobei man ja nicht vergessen sollte, dass es dennoch eine Frau ist, die den Titel gewinnt...). Ich glaube auch kaum, dass er einen Grund dafür gefunden hat, dass seine Tochter seinen Briefen nicht antwortet. Er weiß es einfach nicht und deshalb gibt er jetzt das Kämpfen auf. Stattdessen beschränkt er sich auf das, was man auch ohne zu Kämpfen haben kann - in der letzten Szene ist er Zitronenkuchen.

Puh, bin ich fertig. Gute Nacht.

Samael:
Ein absolut bewegender Film.

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