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Dogs -- kurzer Vorbericht über eine äußerst gelungene Charaktererrschaffung
Fredi der Elch:
Da fällt mir ein:
--- Zitat von: Mann ohne Zähne am 26.10.2005 | 12:00 ---Ich habe ihm dann im Anschluß nochmal die PTA-Regeln erklärt, habe die Dogs-ProbeSzenen nochmal mit dem PTA-Multiflip durchgespielt...
--- Ende Zitat ---
Was war denn dein Eindruck von den Unterschieden in der Handhabung zwischen den beiden Systemen? Was war besser, was schlechter, was anders? Vor allem von der Geschwindigkeit, vom Feeling? Und was hat der "Neue" zu den Unterschieden gesagt?
Mann ohne Zähne:
--- Zitat von: Fredi der Elch am 27.10.2005 | 17:35 ---Da fällt mir ein:
Was war denn dein Eindruck von den Unterschieden in der Handhabung zwischen den beiden Systemen? Was war besser, was schlechter, was anders? Vor allem von der Geschwindigkeit, vom Feeling? Und was hat der "Neue" zu den Unterschieden gesagt?
--- Ende Zitat ---
Guten Tag Herr Elch ;)
Dogs:
Also... besser für den Umstieg vom Oldskool-Game zum NARrenspiel ist, finde ich, Dogs. Einfach, weil es "kleinteiliger" ist; die CR bei Dogs läuft durch den Raise-See-Prozess halt insgesamt taskiger ab -- oder zumindest fühlt es sich so an. Das erleichtert den Einstieg enorm, glaube ich. Auch die Tatsache, daß es einen SL gibt, unterstreicht das. Dogs führt den Spielern CR und PE mit einer Leichtigkeit vor, daß es einem schwindlig werden könnte ;) Für mich selbst als Freeform-SL war das System (eigentlich jedes System ;D) eine Umstellung, mit all den Würfeln. Aber was es damit erreicht in Sachen Charakterzeichnung und Tiefe, ist einmalig. Auch mein Kumpel war begeistert, vor allem deswegen, weil die diversen Issues, die ein Charakter so mit sich rumträgt, völlig zwanglos ins Spielgeschehen eingebaut werden. Lob auf allen Seiten also.
PTA:
Die CR geht natürlich mechanisch schneller vonstatten. Dreimal Karten flippen -- fertig ist die Konfliktauflösung. Mit dem PTA-System tendierte mein Kumpel dazu, mehr Method Acting/Actor Stance anzuwenden als bei Dogs. Das fiel mir ganz stark auf. Im Vergleich zu den Dogs-Regeln kann ich mir vorstellen, daß Spieler, die keine Method Actors oder Storytellers sind, eher Probleme bei der Umstellung auf PTA haben, weil ihnen die Anleitung durch den Raise-See-Prozess einfach fehlt. Der Abstraktionsgrad von PTA bei der CR ist weitaus höher als der von Dogs. PTA gibt dir drei Kartenergebnisse, die du interpretieren mußt. Wenn Du einen längeren Konflikt haben willst, also mehr erzählen und schauspielern willst, mußt du die Zeit zwischen zwei Kartenflips mit deiner Erzählung/deinem Acting ausfüllen. Das kann anfangs Oldskool-Spieler überfordern. Bei Dogs entfällt diese "Schwierigkeit" (isses ja eigentlich keine), weil die Spieler pro Raise und See halt ihre Aktionen beschreiben. Ihre Beschreibungen sind sozusagen an die Würfel gebunden -- das erleichtert den Überblick und ist konkreter. Meinem Kumpel als Method Actor/Storyteller haben interessanterweise beide Systeme gut gefallen. Ich persönlich glaube, daß mich Dogs bereits mit drei Spielern mechanisch fordern wird... PTA werd' ich auf alle Fälle auch bei sechs oder mehr Spielern verwenden.
Viel Gerede, kurzer Sinn:
Dogs ist geil. PTA ist geil. Bei mehr als drei Spielern nehm' ich PTA :)
Fredi der Elch:
Coole Analyse. Kann ich mich nur anschließen und bin froh, dass du das ähnlich siehst. Auch das mit der Spielerzahl würde ich so einschätzen. In meiner RL-Runde Dogs bin ich mit 3 Spielern echt schon bedient. Vor allem, weil Gruppenkonflikte echt länger dauern (noch länger bei mehr Mitspielern) und man bei der Spielerzahl noch warten kann, während mal die anderen alleine Konflikte austragen.
Mann ohne Zähne:
Mittellanges Update oder Wie aus einem Horrorabenteuer ein Krankenhausdrama wurde
Wir mußten unser Spieltreffen von Samstag auf den gestrigen Freitag vorverlegen. Zwei Spieler und ich als SL. Einer der beiden Spieler war der oben genannte Method Actor, der andere war der zweite Method Actor der Gruppe. Köstlicher Zufall ;)
Allerdings konnte Nummer Zwei so rein gar nichts mit dem Dogs-Setting anfangen. Ich schlug also meine Variante Dogs in the Shadow vor. Das gefiel ihm viel besser, fand aber bei Nummer Eins so gar keinen Anklang... ich schlug vor, kein Problem, dann probieren wir nochmal PTA. Doch bei Nummer Eins regte sich Widerspruch: "Nein, nehmen wir doch einfach das Dogs-System und einen anderen Hintergrund!" Noch ein schwacher Versuch meinerseits, die Dogs-Regeln beim Dogs-Setting zu belassen -- dann mußte ich nachgeben.
Ich fragte sie also, welches Setting sie spielen wollen. Sie waren begeistert von Unknown Armies; wir hatten in der Vergangenheit einige sehr stimmungsvolle Sitzungen. Mir persönlich stand die Stimmung gar nicht nach modernem Suspense-Horror, aber bevor wir nicht spielten, gab ich lieber nach ;)
Ich bat sie dann, eine Prämisse zu formulieren (im Sinne der PTA-Premise), aber sie lehnten ab, nein, das bräuchten sie nicht... und so standen sie vor der Aufgabe (wie immer), einen Schönheitschirurgen und Fleischwerker mit einem Ex-Footballprofi als Gruppe zusammenzubringen... war natürlich schwer, aber sie wollten unbedingt ohne Prämisse spielen, selber schuld. Ich schlug ihnen vor, dann zumindest in der Vergangenheit anzusetzen und in Rückblenden zu erzählen, wie die beiden ein Team wurden. Vorschlag angenommen, und wir starteten mit einer Szene, in der der Footballprofi mit einer schweren Knieverletzung in die Universitätsklinik eingeliefert wurde. Behandelnder Arzt: der Schönheitschirurg, damals noch in der Unfallchirurgie. Die Operation mißlingt, der Footballer wird nie mehr wieder schmerzfrei spielen können. Konflikt: Schafft es der Chirurg, für den Menschen nur Operationsmaterial sind, den Footballspieler als Mensch anzusehen und seinen Fehler zu gestehen? Nein, er erzählt ihm, er hätte sein Möglichstes getan, es gäbe immer eine Ausfallquote, etc... etwas später wieder ein Konflikt, mit dem Ergebnis, daß sich der Arzt um den Jungen Sorgen macht, seinen Fehler wieder gutmachen will.
An diesem Punkt an machte es "klick" bei Spieler Nummer Zwei -- und die Geschichte wurde zu einem Ärztedrama (Unknown Armies war völlig in den Hintergrund gerückt)... der Vater des Footballers nimmt in einem dramatischen Streit seinen Sohn viel zu früh aus dem Krankenhaus und zwingt ihn, zu spielen. Er stürzt in der 20. Minute. Sein Knie ist unwiderrufbar verloren. Und immer noch schafft er es nicht, sich vom übermächtigen Vater zu lösen, verteidigt ihn, gibt dem Arzt die Schuld an seinem Gesundheitszustand. Der Chirurg versucht, ihm klarzumachen, daß er den Vater verlassen muß, um endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Die Ereignisse überschlagen sich, am Ende verklagt der Vater den Arzt und gibt ihm die Schuld, daß sein Sohn nicht mehr spielen kann.
Unser aggressives Scene Framing und CR tragen uns ohne Schwierigkeiten zur nächsten Szene: der Gerichtsverhandlung. Und aus dem Krankenhausdrama wird ein Gerichtsfilm! Fantastisch! Als Ergebnis mehrerer extrem spannenden Konflikte wird der Chirurg freigesprochen und der Footballspieler erkennt die wahren Absichten seines Vaters. Das Band zwischen den beiden Protagonisten ist geknüpft...
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Technische Anmerkungen
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Im Nachgespräch sagte auch Spieler Nummer Zwei, daß er erst ganz selten eine so intensive Charaktererfahrung gemacht hatte wie an diesem Abend. Und beide Spieler meinten, daß wir demnächst auch nochmal PTA anpacken würden, jetzt verstünden sie ja, um was es gehe ;)
EDIT:
Mein Fazit zum Abend: Dogs hat zum zweiten Mal bewiesen, daß es ein großartiges System ist. Wenn man die Regeln allerdings für andere Settings verwenden will, die nicht mehr viel mit der Prämisse (im PTA-Sinn) von Dogs zu tun haben, sollte man unbedingt darauf achten, im Spielervertrag eine andere Prämisse deutlich zu formulieren. Aber selbst prämissenloses Spiel handhabt das Dogs-System meisterlich.
@Fredi: Wir sind jetzt drei Leute auf der Liste >;D
Lord Verminaard:
Hä? Mit welchen Regeln habt ihr jetzt gespielt? Dogs-Regeln?! :o
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