Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Allgemein

Marketingstrategien für RPGs

(1/23) > >>

Ludovico:
Diejenigen, die im Blutschwerter-Forum aktiv sind, sind wahrscheinlich auch schon dort auf dieses Topic gestoßen.
Die Meinungen dort könnt ihr hier nachlesen.

Zum Thema:
Ich hatte auf dem Grofafo u.a. mit Jestocost eine interessante Diskussion zu dem Thema, die aber leider viel zu kurz ausfiel.

Erstmal stelle ich folgende Behauptungen auf:
-Die Anzahl der Rollenspieler hat nicht ab-, sondern zugenommen.
-Die Anzahl der Rollenspiele hat weit überproportional zu der Anzahl der Rollenspieler zugenommen.

Diese Annahme resultiert aus folgenden Beobachtungen:
In den 80ern gab es wenige Systeme, die sich aber gut verkaufen ließen.
Heutzutage gibt es hunderte, wenn nicht gar tausende verschiedener kommerziell vertriebener RPGs, von denen sich eine erstaunliche Menge, wenn auch nicht gut, zumindest halten kann.
Allerdings gibt es interessanterweise keine Marktforschungen zum Rollenspielmarkt, weshalb dies nur eine Behauptung ist, die mir aber sehr schlüssig vorkommt.

Weitere Behauptungen (die das Thema für mich erst interessant machen):
-Rollenspielverlage nutzen fast ausschließlich Medien, die Rollenspieler ansprechen.
-> Rollenspielverlage konzentrieren sich auf die rel. kleine Zielgruppe "Rollenspieler"
-> Zielgruppen mit ähnlichen Interessen wie Rollenspieler, also potentielle Rollenspieler, werden von den Verlagen größtenteils ignoriert oder allenfalls halbherzig umworben.

Die Gründe für diese Behauptung beruhen darauf, daß ich noch keine Werbung für RPGs außerhalb von "Fachzeitschriften" (wie den Envoyer) oder Cons gesehen habe (vllt mit einigen wenigen Ausnahmen) und daß Rollenspiele im Vergleich zu Brettspielen immer noch sehr unbekannt sind.
Man wird sicher viele finden, die mal das Wort "Rollenspiel" gehört haben, wenn man sich auf der Straße umfragt, können sich unter dem Begriff aber nichts konkretes vorstellen wie "RPG ist doch sowas wie improvisiertes Laientheater".

Da Zielgruppen mit einem großen Anteil an potentiellen RPGlern (SF-Fans, Online-RPGler, PC- und Konsolenspieler) nicht oder kaum umworben wurden, folgere ich, daß der Rollenspielmarkt wesentlich größer sein könnte.

Problem hierbei, was wahrscheinlich auch die meisten Verlage von den notwendigen Marketingausgaben abhält:
Die Werbemaßnahmen, um andere Zielgruppen als Rollenspieler zu erreichen, kosten Geld.

Leider sind diese Ausgaben nun mal absolut notwendig, wenn man sich auf einem Markt halten will und expandieren möchte.
Derzeit sieht es aber eher so aus, daß alle Rollenspielverlage über abnehmende Kundenzahlen jammern, sie sich also nicht gut auf dem Markt halten können und Expansionspläne können sie eh vergessen, wenn sie sich auf andere Produkte, die profitabler sind (wie Trading Cards) konzentrieren.

Nun nach dem ganzen Text meine Fragen:
Wie kann man Rollenspiele für wenig Geld vermarkten?
Welche Medien sollte man für die Werbung nutzen?
Welche Zielgruppen sollte man insbesondere ansprechen?

Und nebenbei dürft ihr noch meine getätigten Behauptungen auseinanderpflücken.

Roland:

--- Zitat von: Ludovico ---Ich hatte neulich eine interessante Diskussion zu dem Thema, die aber leider viel zu kurz ausfiel.
 
Erstmal stelle ich folgende Behauptungen auf:
-Die Anzahl der Rollenspieler hat nicht ab-, sondern zugenommen.
-Die Anzahl der Rollenspiele hat weit überproportional zu der Anzahl der Rollenspieler zugenommen.

--- Ende Zitat ---

Deine erste Behauptung halte ich für sehr gewagt. Die Umsatzzahlen im US Handel sind in den letzten Jahren stark gesunken (ich schätze um mindestens 25% im Vergleich zum Durchschnitt der 5 Jahre davor), auch deutsche Verlage haben Umsatzrückgänge zu beklagen und ihre Auflagen z.T. sehr stark verkleinert. Die Besucherzahlen bei Cons sind zeitweise sehr stark gesunken, eine Ausnahme bilden manche Großcons, wo sich das Besucherinteresse nun bündelt. 
Es könnte sein, dass Rollenspieler in Scharen in den Untergrund abwandern, nur noch freie Rollenspiele spielen oder sich mit den guten alten D&D Boxen begnügen. Aber für sehr wahrscheinlich halte ich das nicht.

Mit Deiner zweiten Behauptung hast Du recht.


Warum es für Rollenspiele keine bessere Werbung gibt?  Zum einen weil konventionelle Werbung sehr teuer ist. Ein Verlag, der ein paar Millionen (wenn überhaupt) im Jahr umsetzt, und damit gerade so über die Runden kommt, hat nicht mal eben 100.000 Euro für eine Werbekampagne. Und selbst wenn das Geld vorhanden wäre, bleibt es sehr zweifelhaft, ob sich die Investition rechnen würde. Zum anderen habe die wenigsten größeren Verlage ein Produkt, das für Neueinsteiger attraktiv wäre. Wofür also Werbung machen?
Es gibt zwar mindestens zwei dutzend Rollenspiele, die problemlos zum Einstieg taugen würden, die werden aber leider alle von amerikanischen Kleinstverlagen  produziert.

Jestocost:
Ein Marketingkonzept für Rollenspiele? Überhaupt kein Problem, das hab ich in der Tasche.

Machen wir kurz ne kleine Marketinganalyse:

Ziel: Bekanntheitsgrad von Rollenspielen steigern, den Einstieg erleichtern um so die Koversion zu erhöhen und die Anzahl der aktiven Spieler zu steigern.

Herausforderung: geringer Bekanntheitsgrad (nur DSA ist überhaupt in Spielwarenläden vertreten), hohe Einstiegshürden, hoher Zeitaufwand, eigene Subkultur, Anwerben findet über Ausprobieren, d.h. persönliche Kontakte statt, lokale Präsenz notwendig, um das Spiel kennen zu lernen, hoher Verwaltungsaufwand, um eine Gruppe zu organiseren und regelmäßig Sessions abzuhalten, "Verbrannte Kinder" zurückholen (ehemalige rollenspieler, die glauben, dass sie zu alt wären oder schlechte Erfahrungen gemacht haben)

Wettbewerb: CRPGs und Computerspiele, DVDs, Kino, Trading Cards und andere Zeitfresser

Zielgruppen: Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14-45, Mädchen und Frauen, Phantastik-Fans, Horror und Mystery-Fans, Serien-Fans, Leser von Groschenromanen

Benefits: soziale Kontakte, Kommunikation, Fremdsprachen, Ausleben künstlerischer Ambitionen, taktische und strategische Planung, dramaturgische Skills, Weltenbau und Story-Development

Alleinstellungsmerkmal: die Möglichkeit, um zusammen kreativ tätig zu werden und dabei Spannendes und Spaßiges zu erleben

Selling Idea: In Rollenspielen werden du und deine Freunde zu den Stars ihrer eigenen Show

Aufgabe: Sichtbarkeit steigern, Einsteig erleichtern, lokale Präsenz erhöhen und Zugangsmöglichkeiten eröffnen, Konzentration auf einsteigerfreundliche und leicht ausprobierbare Ausprägungen des Hobbys (von vorgefertigten Oneshots über 15 Minuten Demos, Episodenspielen, Saturday Night Specials bis zu party-tauglichen Forgespielen)

Nun braucht man nur noch geeignete Maßnahmen, mit denen man die obenstehenden Herausforderungen bewätligen und die anstehenden Aufgaben lösen kann...

Jestocost:
Wenn die Konversion zum Rollenspieler nicht so schwierig wäre, könnte ich sofort ne Online-Kampagne starten: Der TKP (Tausender-Kontakt-Preis") für Online-Werbung liegt bei größeren Portalen bei 25 €.

Also nehme ich mal 2500 € in die Hand: Dann habe ich 100.000 Kontakte. Ich hab ein tolles Banner, darum beträgt die Klickrate 1%: D.h. 1.000 Leute kommen auf meine Site. Damit es sich rechnen würde, bräuchte ich nun eine Konversion von 10%: Dann würden 100 Leute mein Regelbuch kaufen, dann hätte ich einen Umsatz von ca. 3000 Euros und einen Gewinn von  500 Euros..

Dummerweise liegt die Konversion voraussichtlich nicht bei 10%, sondern eher bei 1-2%... Aber das könnte man auch lösen...

Roland:

--- Zitat von: Jestocost am 24.08.2006 | 18:21 ---Dann würden 100 Leute mein Regelbuch kaufen, dann hätte ich einen Umsatz von ca. 3000 Euros und einen Gewinn von  500 Euros..

--- Ende Zitat ---

Hättest Du dann nicht eher einen Verlust von 500 Euro? Die Spiele kosten Dich doch mindestens 10 Euro in der Produktion, oder nicht?

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln