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[Randpatroullie] Briderchen Frost und das Casino im All
Preacher:
--- Zitat von: Dr.Boomslang am 8.11.2006 | 19:58 ---Für die Amis bleiben dann noch die Cheerleader Dummchen, die dem Captain mal ne Notiz reichen dürfen oder sowas...
--- Ende Zitat ---
Oder immer das wiederholen, was der Computer sagt ;D
wjassula:
Es liegt ein bisschen neben dem Thema, aber nicht ganz: Wer sich zu frischen Russen und Ami - Klischees inspirieren lassen möchte, und nebenbei noch ein tolles Buch lesen möchte, das auch mitliefert, wie in deutschen Köpfen solche Stereotypen wachsen, lese "Kaff auch: Mare Crisium" von Arno Schmidt.
Darin zwei parallele Handlungsstränge: Ein Erzähler und seine spröde Geliebte tragen sich 1960 mit Umzugsplänen aufs Land, und verbringen deshalb einen Kurzurlaub bei Tante Heete, einer Verwandten des Erzählers in der verregneten Norddeutschen Tiefebene. Um die sexuell gehemmte Schöne in Wallung zu bringen, lässt sich der Erzähler den zweiten Handlungsstrang einfallen, nämlich eine Fabel über eine zukünftige Mondsiedlung, in die sich nach einem Atomkrieg Russen und Amerikaner zurückgezogen haben. Die Amis kriegen nix auf die Reihe, haben für ihre Bibliothek nur Schundromane gerettet, beschäftigen einen hauptamtlichen Dichter, der jeden Tag eine neues patriotisches Verherrlichungsepos spinnt (und klaut dabei schlecht von den Nibelungen: Es ist uns in alten Geschichten/von Wundern quite a lot erzählt...bravo! fantastisch!). Ausserdem haben sie allerhand Verklemmungen mit auf den Mond geschleppt, so dass sie zwar unter ihren überheizten Kuppel alle nackt rumlaufen, aber trotzdem strenges Sexverbot herrscht.
Der Erzähler (der ja seine Geliebte endlich erregen will) lässt natürlcih keine Gelegenheit ungenutzt, dies mit der Freizügigkeit der Russen (und vor allem: Russinnen) zu kontrastieren. Die haben ihererseits einen durchrationalisierten Vernuftkommunismus errichtet, in dessen Bibliotheken zwar nur Algorhoithmentafeln schlummern, aber immerhin können sie ihre Bevölkerungsentwicklung steuern, und vögeln deshalb fröhlich der Plansollerfüllung entgegen.
Man erhält also ein sprachlich einmaliges Bild der deutschen 1960er Jahre, der Sexualmoral, den Begriffen von Männlich- und Weiblichkeit, aber vor allem auch vom Kalten Krieg - wo Schmidt weder an Russen noch an Amis noch an der BRD besonders viel Gutes findet. Dass die gute Freundin mit dem Ich - Erzähler nur zögerlich ins Bett will, versteht man im Lauf der Erzählung auch immer besser, denn der ist, wie alle Protagonisten bei Schmidt, ein granteliger Stubenhocker, den verstaubte Bücher und Landvermessungsgeräte genau so erregen wie seine Freundin, und ausserdem fürchterlich rechthaberisch.
Das Buch ist also sowohl in Punkto Stereotypen als auch für russische Babes toll ausschlachten. *Ende der Werbung*
Dr. grant. ur.:
Ja aber hallo - jetzt schaff ichs auch mal wieder hierhin. Da ich derzeit sowieso der Meinung bin das Regeln over rated sind, war´s perfekt dass nur einmal gewürfelt wurde (und das ja eigenltich auch nur damit wir mal das System zu gesicht bekommen und dann auch nicht von mir). Mit einem Wort: PrädikatUmbedingtMalAusprobieren. Selten soviel Spass ghabt: Raumschiff- und Charaktererschaffung, Russe und Ami - fein. Mein Lieblingsbild des Abends: Zu Beginn, Unendliche Weiten, schwarz nix. Man sieht nichts hört aber was. Was genau? Wird immer lauter bis man dann immer lauter die Internationale hört, aus vollen Lungen gebrüllt offentischtlich durch alle Gänge des ins Blickfeld kommenden Schrothauffens schallend. Klar auch das eingentlich pflicht weil Stereotypen - aber genau das machts ja so gut: Gelebte Voruteile. Jeder weis wie er den anderen "bedienen" kann. Beide Daumen hoch.
wjassula:
--- Zitat ---Es rettet uns kein hö´hres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!
Leeres Wort: des Armen Rechte! Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Unmündig nennt man uns und Knechte, duldet die Schmach nun länger nicht!
--- Ende Zitat ---
Ach ja. Kann ja auch mal im Rollenspiel vorkommen :).
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