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[Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
Yerho:
--- Zitat von: Feuersänger am 28.05.2007 | 13:37 ---(Techlevel nicht gleich Kulturlevel... die Mongolen hatten sicher weniger Kultur als die Chinesen, als sie China überrannten und eroberten... der Techlevel war halt ungefähr gleich.)
--- Ende Zitat ---
Die Mongolen waren Nomaden, die in Zelten hausten und deren technische Obergrenze durch den Bau eines funktionsfähigen Reiterbogens markiert wurde, während China imposante (Festungs-) Bauten, Hochseeschifffahrt, Schießpulver, ausgetüftelte Be- und Entwässerungsanlagen, mechanische Hilfsmittel wie den Flaschenzug und umfassende Naturwissenschaften aufzuweisen hatte.
Trotzdem hatten die Mongolen trotz ihres eklatant geringeren Techlevels und ihrer geringeren Bevölkerungszahl China überrennen.
Warum?
China war politisch nicht homogen und konnte seien Kraft nicht bündeln. E konnte auch in der jeweils betroffenen Region nicht seine komplette männliche Bevölkerung für den Kriegsdienst einsetzen, die Berufssoldaten waren weniger motiviert und es gab kaum Reiterei. Daneben gibt es noch unzählige andere Gründe, aber keiner hat etwas mit dem Techlevel zu tun.
Um genau zu sein, hat der Techlevel erst etwas mit militärischer Überlegenheit zu tun, wenn das Kriegshandwerk an sich hinreichend technisiert ist. Ansonsten sind es eher demographische und soziale Aspekte, die den Ausschlag geben. Einer der Hauptfehler in diesem Forum ist es also eher, dass historische (oder richtiger: historisierende) Settings nach den Maßstäben unserer Zeit betrachtet werden. ;)
Feuersänger:
Äh-äh. Das ist genau der Unterschied, den ich meinte, zwischen Tech- und Kulturlevel. Bewässerung, Archtitektur, etc. sindm.E. eher in den Bereich der Kultur zu schieben. Mag ja sein, daß die Chinesen Schießpulver kannten, aber für sie war es nur Spielzeug für Feuerwerke. IIRC sind erst die Mongolen auf den Trichter gekommen, dass man damit auch Raketenwerfer basteln könnte.
Du hast freilich Recht mit deinen Ausführungen, was mangelhafte Mobilmachung usw angeht, und erst recht mit dem Passus zur implementierung technischer Entwicklungen in die Kriegskunst. Da ist das mit den Raketen ja ein passendes Beispiel.
Aber im Großen und Ganzen kannst du sowohl die Mongolen als auch China mit dem Techlevel "Mittelalter" zusammenfassen. Massive Verbreitung von Feuerwaffen ist dann ein Zeichen für Techlevel "Neuzeit", und wenn die Kumpels nichtmal Stahl herstellen können, ist der Techlevel freilich noch eins drunter, Bronze- oder gar Steinzeit.
Problematisch wird's halt im Fäntelalter, wenn auf die Zusammenhänge keine Rücksicht genommen wird. Wenn z.B. in einer Gegend die Leute noch mit Vollplatte ins Feld ziehen, und im Nachbarland Rüstungen passé und Degen total in sind, obwohl der eigentliche Knackpunkt dieser Entwicklung, nämlich Feuerwaffen, in der bewussten Welt überhaupt nicht existieren. Im Kriegsfalle würden die Vollgerüsteten hier die Degenfechter einfach ungespitzt in den Boden rammen, wohingegen es bei Vorhandensein von Feuerwaffen genau umgekehrt aussähe (also wie bei uns).
P.S.: nebenbei fällt mir auf, daß sehr viele (Mainstream) Fantasy-Settings sich ausgerechnet immer mehr in Richtung Renaissance orientieren. Die Illustrationen bei den FR-Splatbooks sind z.B. eindeutig, noch deutlicher wird es bei DSA4. Ich versteh das nicht so ganz -- woher kommt dieses Streben nach Modernität im FRPG? Warum nicht mal ein Bekenntnis zum Früh- oder Hochmittelalter?
postman:
--- Zitat von: Vanis am 27.05.2007 | 15:02 ---Neben den ganzen Details solltest du dir vor allem überlegen, welchen Spielstil zu anstrebst. Also was die Gruppe will. Dann hast du schonmal ein Grobraster vor Augen, nach dem du an den Hintergrund rangehen kannst.
--- Ende Zitat ---
Sicher ein guter Ansatz. Ich werde mir auf jeden Fall mal ein paar Gedanken dazu machen.
--- Zitat von: Feuersänger am 28.05.2007 | 21:21 ---P.S.: nebenbei fällt mir auf, daß sehr viele (Mainstream) Fantasy-Settings sich ausgerechnet immer mehr in Richtung Renaissance orientieren. Die Illustrationen bei den FR-Splatbooks sind z.B. eindeutig, noch deutlicher wird es bei DSA4. Ich versteh das nicht so ganz -- woher kommt dieses Streben nach Modernität im FRPG? Warum nicht mal ein Bekenntnis zum Früh- oder Hochmittelalter?
--- Ende Zitat ---
Vielleicht sehen viele Spieleschmieden eine größere Vielfalt an Möglichkeiten, wenn sie sich Richtung Renaissance orientieren. Wahrscheinlich sieht man das Früh- oder Hochmittelalter unter diesem Aspekt schlicht als eine Einschränkung.
Oder das "primitive" Mittelalter hat den Reiz für die Mainstream-Kundschaft
verloren. Wer weiß das schon?
Tele-Chinese:
--- Zitat von: Feuersänger am 28.05.2007 | 13:37 ---Faustregel: ein Volk mit höherem Techlevel macht mit niedrigeren Techleveln, was es will. Das kann aktive Ausbeutung, Unterwerfung oder Kolonisation sein, oder Abschottung gegen sie durch militärische, technische oder magische Mittel.
(Techlevel nicht gleich Kulturlevel... die Mongolen hatten sicher weniger Kultur als die Chinesen, als sie China überrannten und eroberten... der Techlevel war halt ungefähr gleich.)
--- Ende Zitat ---
Sorry fürs abgleiten ins Off-topic, aber wenn ich so nen Scheiß lese kräuseln sich meine Fußnägel. Und um das ganze von vorneherein noch schlimmer zu machen, pack ich mal die Wissenschafts-Keule aus. Auch bekannt als: ich hab mehr Recht als Du, weil ich das studier. Ätsch.
Völker (und davon kann man wirklich nur noch in Fantasy Settings sprechen. Heute spricht man als Politologe eher von Territorialstaaten) mit hohem Techlevel machen nicht zwangsläufig was sie wollen mit schwächeren Nachbarn. In den Internationalen Beziehung gibt es wesentlich mehr Nuancen. Und wenn man mit der Realismus Keule kommt (die hier zwar nicht explizit geschwungen wird, aber auf die alles hinausläuft. Man schaue sich nur Feuersängers Argumentation an) dann sollte man nicht mit zwei Maß messen, sondern bedenken, dass sich auch heute die "Starken" nicht alles mit den Schwachen erlauben können. Es kommt vielmehr auf Interessenlagen an, welche Absprachen getroffen wurden und welche ethischen und moralischen Vorstellungen sich in einem System der internationalen Beziehungen herausgebildet haben.
Die weitere Argumentation (ob Starke die Schwachen unterdrücken bzw. alles mit ihnen machen) hängt dann wirklich von den verschiedenen "Schulen" oder Sichtweisen ab. Hier mal auf die schnelle zwei Extreme: Es gibt eine Richtung die behauptet es gäbe Anarchie in den IB und eine andere spricht von Herrschaftsverhältnissen durch einen Hegemon. Dazwischen stecken, dann irgendwie die Instituionalisten, welche glauben, es gäbe Absprachen die internationale Beziehungen regeln.
Nebenbei finde ich die Kultur-Wertung daneben. Wie will man denn bitte Kultur bewerten udn da ne eindeutige Aussage treffen. Gut, dass soll jetzt nicht mehr weiter thematisiert werden.
Nun möchte ich mal wieder zum Topic kommen: Ich finde es nicht im geringsten problematisch Völker mit hohem Techlevel neben Völker mit niedrigem Techlevel zu setzen. Man kann fast alles glaubhaft begründen. Außerdem sind wir hier in der Phantasie! Dakann man allesmachen was einem Spassmacht.
Wie im China-Beispiel kann man fast alles mit sozio-kulturellen und politischen Begründungen glaubwürdig rüberbringen. Man findet genug Beispiele in Geschichtsbüchern. Sollen zwei extreme Staaten/Vöker/Territorien nebeneinander liegen die vom Techlevel her weit auseinanderklaffen konstruiert man gute Gründe: Das kleine Land ist nicht attraktiv für das Große, weil zu wenig Rohstoffe. Unwirtliche Gegend, die schwer zu besiedeln ist etc. Man kann auch - wie im kalten Krieg - schwache Länder zwischen starken positionieren: als Puffer.
Es muss nicht immer so geradlinig sein. Und der beste Tipp den du hier schon bekommen hast ist der, dir zu überlegen welche Art von Spielweise du unterstützen willst und welche Stimmung transportiert werden soll. Dementsprechend solltest du die Regeln designen. Eine gute Idee ist es auch sich hier mal die Challenge Beiträge anzuschauen. Auch die von der letzten challenge und dir genau anzuschauen wie die Gewinner versucht haben Stimmungen bzw. Spielweisen mit Regeln zu unterstützen.
Und zu guter letzt sind die Power 19 ganz hilfreich, wenn du was designen willst. Ist zwar mehr auf den Regelteil fokusiert, aber der Designprozess sollte nicht in zwei separaten Schritten ablaufen (erst Welt, dann regeln - ist überholt und mehr als nur konservativ. Wir leben im neuen Jahrtausen, Baby!). Mach es lieber in einem Guss...
Naja soweit zu meinen Mäkeleien und eventuell ein paar hilfreichen tipps.
Toast
Feuersänger:
--- Zitat von: Yerho am 28.05.2007 | 20:18 ---Einer der Hauptfehler in diesem Forum ist es also eher, dass historische (oder richtiger: historisierende) Settings nach den Maßstäben unserer Zeit betrachtet werden. ;)
--- Ende Zitat ---
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