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[Reign] Sex, Drugs and Cannibalism

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Lord Verminaard:
Ups, vielleicht hab ich das dann falsch verstanden. Ich dachte, Al Kaida und die Aleviten sympathisieren miteinander? Sonst nimm das einfach raus, dann kam der Hinweis auf die Aleviten in Freeport von anderer Seite.

Joerg.D:
Es wäre zu viel verlangt, die komplexen Beziehungen alle zu durchblicken. Das passt aber schon, ich habe da eine gute Idee, wie ich das verwursten kann. Du hast mir da Insoirationsraum geschaffen *böse lacht*.

Die anderen werden dich dafür lieben!

Joerg.D:
Wie es bei mir so üblich ist, lasse ich nach dem Ende der Kampagne meine Gedanken zu dem Ganzen raus. Da sich hier einige tolle Leute eine menge Mühe gemacht haben, das Diary online zu stellen, bringe ich auch meine Gedanken zur Kampagne schriftlich zur Ansicht.

Ich wollte mit der Kampagne verschiedene Stilmittel ausprobieren und sehen wie Reign sich eignet um ein Intrigen und Gewalt und sexgeladenes Setting zu verwirklichen.

Zum Anfang schon eine Anmerkung: Reign eignet sich dafür hervorragend.

Der erste Abend war ein Experiment in Sachen Stimmung. Wir haben im dunklen bei Kerzenschein gespielt und über den ganzen Abend nur ein paar mal gewürfelt (sehr zum Ende hin). Das Licht im Zimmer wurde erst zu diesen späten Punkt wieder angeschaltet, weil es einfach praktischer ist, wenn man sehen kann, was man würfelt und so ein Übergang vom Stimmungsspiel zur taktischen und technischen Seite geschaffen wurde. Dennoch stand die Atmosphäre im Vordergrund und ich muss sagen, dass dieser Abend für mich etwas magisches hatte.

Experiment gelungen

Wegen der guten Erfahrung am ersten Abend habe ich so am zweiten Spieltag wieder mit dem in Kerzenlicht gehüllten Raum gearbeitet und so Stimmung aufgebaut. Dann wieder der Wechsel zum technischen Teil und das Licht an, um besser sehen zu können. An diesem Abend habe ich die Spieler besser mit den Würfelmechanismen bekannt gemacht und viele Sachen aus dem Regelwerk ausprobiert. Bei Robin, der sich anfänglich passiv verhalten hatte, zeigte mein triggern Wirkung. Er wurde aktiver und hatte die ersten guten Ideen. Die Spieler selber hatten jede Menge Ideen, wie sie was vollbringen wollten und meine Taktik, den Spielern völlig freie Hand zu lassen und nur zu reagieren ging voll auf. Das sollte sich später in der Kampagne leider ändern.

Experiment gelungen

Der dritte Spielabend stand dann im Fokus der Intrigen und war der erste Höhepunkt der Kampagne, wir haben wieder extrem viel Plott geschafft und einen sehr langwierigen Kampf gehabt, der durch schlechte Kampffertigkeiten und dicke Rüstungen in Verbindung mit einer absolut natürlichen Streuung der Würfe für viele langweilig war. Außerdem habe ich durch das vor die Tür gehen einiger der Ziele der Gruppe nicht mitbekommen und der gemeinsame Vorstellungsraum war deshalb schlecht definiert. Wir hätten uns mehr Zeit lassen sollen und das Finale auf den nächsten Spieltag verschieben sollen.
Alles in allem war es keine schlechte Runde, aber der erste kleine Rückschlag in der Kampagne. Ich habe danach eine Idee von Alexandro aufgenommen und die anderen Spieler immer weiter beschäftigt, also immer nur zwei Kampfrunden mit einem Spieler verbracht. Diese Lektion alleine macht den Abend mit der Erkenntnis, das man nicht vor die Tür gehen sollte zu einem Gewinn!

Experiment misslungen, aber ein Lernerfolg

Der vierte Spielabend stand im Zeichen, von einem neuen Charakter Timos und dem Einstieg von Martin. Ich habe viel geschnitten und versucht Stimmung auf zu bauen, aber mir fehlten etwas die Hintergründe der zwei neuen Spieler um einen vernünftigen Plott auf zu bauen. Meine Improvisation war mit Sicherheit nicht super Kreativ, aber ich werde mir in Zukunft mehr Zeit vor dem Abenteuer nehmen müssen, um neue oder Gastspieler besser ein zu bauen. Alles in allem war der Abend auch nicht wirklich schlecht, auch wenn ich teilweise zu hastig geschnitten habe und Martin sich deshalb vorkam wie in der Pension Schöller. Was mich allerdings wirklich auf die Palme bracht war der gute Frank, der obwohl er am Abend die Erklärung bekommen hatte, wie die NSCs untereinander aufgestellt waren und diese akzeptierte, im Diary den Klugscheißer raushängen lassen musst und Onkel Plausi bemühte. Im nach Hinnein betrachtet habe ich vielleicht überreagiert, aber ich kann es nicht leiden wenn jemand mir in diesem Diary vorwirft ich habe einen Logikfehler, weil er seinen Vorstellungsraum nicht mit meinem aus der Vorbereitung synchronisieren kann. Wie so oft wäre ein gezieltes Fragen sinnvoller gewesen. Im Regelwerk steht nicht umsonst trust your Gamemaster. Dieses Problem und die Besprechung des Selbigen mit Martin und Harald hat aber eine meiner größten Lehren dieser Kampagne hervorgebracht: Ich muss intensiv daran arbeiten meinen Vorstellungsraum mit dem meiner Spieler zu synchronisieren. Der gemeinsame Vorstellungsraum ist für den SL und die Spieler in einer Kampagne das A und O.

Abend trotz einiger Probleme OK, Martin von der Kampagne begeistert, die Verarbeitung im Diary war aber eine Katastrophe.

Der fünfte sechste und siebente Abend waren durchweg hervorragend und verliefen deshalb völlig zu meiner Zufriedenheit. Nur Martin, der immer mehr die Rolle des Champions in der Gruppe übernahm, hatte Probleme damit alle Mitspieler zu beschäftigen, die auf einmal recht bequem wurden. Martin musste sich deshalb komplett für die Gruppe einzusetzen und wollte weniger Spotlight. Er bat mich also um etwas mehr Struktur, da das Spielen für ihn sonst sehr anstrengend sei. Ich habe nach dem Tod von Garry Gygax ein klassisches Dungeon Abenteuer eingepasst und viel Spaß an den teilweise panischen Reaktionen meiner Spieler auf subtile Andeutungen gehabt. Ein negativer Punkt war die Tatsache, das Robin Charakter und Spielerwissen nicht trennen konnte und seinen neuen Charakter deshalb selber tötete.

Keine Experimente, aber die Erkenntnis, das meine Spieler wohl doch eine gewisse Struktur oder Führung benötigen um glücklich zu sein.

Der achte Abend war gelinde gesagt eine Katastrophe, der totale Reinfall und ich habe schwer an ihm zu knabbern gehabt. Die Runde war müde, Barbara aus sehr traurigen Gründen geknickt und Timo mit einem neuen Charakter ohne Hintergrund aufgetaucht. Martin mühte sich das Spiel in Gang zu bringen und die anderen Spieler zu triggern, aber es nutzte nichts. Der Rollenspielfaktor war über weite Strecken gleich null und ich sehr wütend. Aber ich war nicht der einzige der mit der Runde unzufrieden war. Martin sprach von einem Nasenring, weil ich die Gruppe zu den wichtigen Punkten geführt und teilweise an der Nase herumgeführt habe (die Pläne eines NSC um Djegos Ruf zu untergraben haben funktioniert). Das war also auch für die Gruppe frustrierend und ich muss mir wohl oder übel eingestehen, das ich aus Zeit und Plottgründen zu sehr auf die Tube gedrückt habe. Außerdem war es wieder offensichtlich, das mein komplexes Bild der Stadt und der Kampagne nur bei mir so rüber kam und die Spieler vieles anders sahen. Er war also Zeit am gemeinsamen Vorstellungsraum zu arbeiten.

Lerneffekt: Wenn es nicht läuft lass es sein und häng lieber einen Termin an die Planung ran.

Der neunte Spieltag lag auf einen Feiertag und wir haben eine echt lange Session gespielt. Diese Runde hat mich dann wieder mit der Gruppe hoffen lassen. Alle waren in Form und hatten sich mein Gezicke zu Herzen genommen. Viele IC Gespräche und der grob vorgegebene Plott sorgten für einen überaus harmonischen Tag. Timo hatte mir auch einen bombastischen Hintergrund gegeben und ich konnte diverse Fäden aus den jeweiligen Hintergründen und vergangenen Sitzungen wieder aufnehmen und zu einem auch für die Spieler sinnigen Netz verknüpfen. Es gab eine Menge AHA Erlebnisse und die Spieler freuten sich auf die folgende Sitzung.

Erfahrung: Kommunikation hilft und die nächste Kampagne wird mit noch genaueren Regeln, was ich will versehen.

Der Zehnte Spieltag stand schon deutlich im Fokus der Vorbereitung des BIG Bang am Ende, er war ein absolut perfekter Spieltag, der in einer kleinen Feier zu meinem Geburtstag endete. Die letzten Fäden liefen zusammen und alle trafen ihre Vorbereitungen um im folgenden Abenteuer zu Hochform auflaufen zu können.

Das Finale war wirklich bombastisch, Frank hatte sich angekündigt um die Geschichte um Ricardo zum Ende zu bringen und mein Abenteuer flutschte wie eine eins. Intrigen, Gegeninteressen und voller Einsatz von allen Spielern. Schon zur Halbzeit bekam ich ein fettes Lob von Robin, dass ich schon jetzt alle seine Erwartungen übertroffen hätte. Es wurde noch besser und das Abenteuer endete mit einem recht überraschenden Sieg, der auf die kluge Taktik der Spieler zurück zu führen war. Frank hat Ricardo als hervorragenden Supporting Cast gespielt und sich selber aus der Geschichte raus genommen, als es nicht mehr logisch erschien. Dafür hat er noch eine kleine Spotlight-Szene bekommen und ist gleich nach dem Abenteuer Ende aufgebrochen, während wir noch über die Kampagne geredet haben.

Mein Fazit:
Eine großartige Kampagne mit super Leuten!
Der Einstieg von Martin hat mir durch dessen ständiges und qualitativ hochwertiges Feedback einen extremen Lern-Faktor gebracht. Durch das zeitweise Verlassen der Kampagne von Frank habe ich aber auch gemerkt, das ich einen Spieler brauche, der mich aktiv anspielt. Diesen Part hatte früher immer Ludovico. Ich muss bei der nächsten Gruppe also darauf achten, das ich einen solchen Spieler einlade.

Robin hat mich in dieser Kampagne am meisten überrascht, er hat sich in nur 6 Monaten als Spieler gewaltig weiter entwickelt und könnte irgendwann mal ein echter Star Spieler werden, wenn sein SL ihn fördert und fordert.

Die extra EPs für die Diarys, Bluebooking und sonstige gruppendienliche Tätigkeiten werde ich genau wie den EP für den wertvollsten Spieler des Tages über das Internet beibehalten. Ich muss den Gruppenvertrag um meine Wünsche beim nächsten Mal noch deutlicher und präziser mit der Gruppe durchsprechen.

Der Kampagnenaufbau nach klassischen Gesichtspunkten aus dem Drehbuchschreiben und der Heldenpfad haben sich wieder einmal bewährt.

Ich benötige ein starkes Setting in dem sich die Spieler aus dem richtigen Hintergrund Infos holen können um so besser zu wissen, was in der Welt geht und was nicht. Wie bestimmte Sachen so funktionieren. Dieser starke Hintergrund wird mich als SL unterstützen, wenn es darum geht meine Vorstellungen der Kampagne mit der Gruppe in Einklang zu bringen. Denn er gemeinsame Vorstellungsraum hat in dieser Kampagne immer wieder für Verwirrung gesorgt, weil er einfach nicht stark genug war.

Ich bin auf jeden Fall Feuer und Flamme für meine nächste Kampagne, die sich auf der Artesia Welt mit Reign Regeln tummeln wird. Hoffen wir das sie nach dieser Vorlage nicht im Schatten einer oft an Magie grenzenden Runde versinkt, sondern noch besser wird!

Nach der Kampagne ist vor der Kampagne.

Jörg

P.S Ein Danke auch an Harald, der mir oft geholfen hat, wenn ich am Grübeln war oder nicht wusste wie ich gewisse Punkte umsetzen sollte. Es ist immer gut, sich eine dritte Meinung zu holen, wenn sie so fundiert argumentiert.

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