Das Tanelorn spielt > [TSOY] Gonne-on-Maire
(6) Der Handel um Paruline
Joerg.D:
Ferdinand bewegte sich wie in Trance zum Haus seines Onkels, der General war so anders als er es erwartet hatte, so edel und doch mit einer Härte, die man brachte um Menschen erfolgreich zu führen. Er hätte auch einen hervorragenden Handelsfürsten abgegeben.
Aber trotz aller Sympatie wusste Ferdinand, das der General ein eiskalter Mörder war, der Khaleaner zu Hunderten von der Blutpest hatte niederraffen lassen. Doch er hatte eine Schwäche und die galt es jetzt für den Kampf gegen seinen Onkel einzusetzen. Ferdinand wollte sich einen Trumpf, oder besser gesagt eine Königin im Kampf um die Macht und die Rache sichern. Dazu war es nötig, seinem Onkel erst einmal einen Schrecken ein zu jagen.
Der Regen prasselte auf die Dächer der Stadt und das Donnern klang, als wenn zornige Götter auf riesige Trommeln schlugen.
Die Wache wollte Ferdinand der inzwischen pitschnass war nicht ins Gebäude lassen weil sie ihn nicht erkannte.
Wie das Grollen eines wütenden Raubtieres klang die Stimme Ferdinands durch die Nacht, im Hintergrund passend unterstützt durch ein tiefes Grollen eines auflaufenden Donners:
"Dein Leben wäre normalerweise verwirkt, du jämmerlicher Narr, der seinen dünnen Speer achtlos gegen einen aus unserem Hause erhebt. Doch ich bin heute hier um eine Botschaft der Liebe zu überbringen, deshalb schenke ich dir eine zweite Chance. Wenn du dieses Fenster hier öffnest, sobald ich den Saal betrete, dann will ich auf dein Blut verzichten."
Ferdinand wusste das das offene Fenster mit der von ihm geöffneten Tür für einen Durchzug sorgen würde, der die von seinem Onkel so geliebten Kerzen bei den Proben aus pustete und nur Ferdinand in seiner Kleidung und mit der Laterne in der Hand beleuchtet ließ. Deshalb ließ Ferdinand die Lampe tief hängen, so dass nur die schlammigen Stiefel und das Glitzernde Schwert zu sehen waren, wenn er den Raum betrat.
Ferdinand wartete auf die nächsten Blitze und zählte die Sekunden bis der Donner ankam.
Nach drei Blitzen hatte er die Dauer bis der Blitz ankam verinnerlicht und machte die Tür mit einem kräftigen Stoß auf.
oliof:
Ferdinand hatte die Zeit genau abgepaßt. Ein schwerer, regennasser Windstoß fuhr durch den Saal und ließ die Kerzen verlöschen. Ein Krachen ließ vermuten, dass der Kalif vor Schreck aufgesprungen und sein Schreibpult umgerissen hatte. Als der Blitz die Nacht zerreißt, zeichnet sich Ferdinand schwarz vor der Öffnung ab, allein seine Klinge glänzt bläulich im unwirklichen Licht des Gewitters. Im nahenden Grollen hört Ferdinand Baptiste erstickt „Wachen! Wachen!” rufen, dann klappt eine Geheimtür, und noch eine, in dem Alkoven, in dem häufig unglaubliche Blumenbukette geschmückt werden.
Gut zu wissen, die ist neu denkt sich Ferdinand, während er die Gegner zählt, die in einem Regen aus Blüten auf ihn zustürmen. Vier Mann? Ich hätte sechs erwartet. Der alte Mann wird dieser Tage leichtsinnig. Mit dünnen, leichten Klingen in jeder Hand kreisen die Häscher den unerwarteten Besucher ein.
Joerg.D:
Ferdinand startete zwei schnelle Angriffe auf die erste Wache, die bei ihm war.
Im Kampf gegen mehrere Gegner war Beweglichkeit der Schlüssel zum Erfolg, also ließ er die Laterne fallen, warf seinen regennassen Umhang als Sichtschutz in die Luft und machte eine Rolle durch die beiden folgenden Angreifer um die letzte Wache mit einem wütenden Hagel aus Schlägen einzudecken.
Joerg.D:
Die Wachen sanken tot zu Boden, sie waren gut trainiert, doch Ferdinand war auf dem Weg zu seiner Rache und die wollte genossen werden.
Ein Diener einige Kerzen angezündet und die Macher der Blutoper drängten sich wie Schlachtvieh in eine Ecke.
Ferdinand lümmelte sich in ein bequemes Sofa und sprach seinen Onkel an:
"Onkel, Onkel,
da greifst du deine eigene Familie an, ohne groß nach zu denken. Und das wo ich auf den Weg bin, für den General mit dir zu verhandeln. Meinst du er würde es tolerieren, wenn du seinen Unterhändler einfach tötest? Jemanden aus deiner Familie?"
Der Kalif setzte an um etwas zu sagen und Ferdinand legte den Finger auf die Lippen:
"Psst, seine Spione sind hier überall und werden ihm mitteilen, was passiert ist."
Ferdinand sah sich kurz um.
"Der General will Paruline kaufen. Ich hätte ihm sagen können du willst nicht und du hättest nur einen schweren Stand gehabt. Aber wenn du mich und mein Leben als Unterhändler angreifst? Wie soll ich da nachgeben ohne mein Gesicht zu verlieren. Oder besser gesagt den General zu beschämen?"
"Ich weiß wie sehr du an Paruline hängst, aber unsere Familie muss stark bleiben und deshalb können wir uns einen zornigen General nicht leisten. Also müssen wir trixen um nicht das Gesicht zu verlieren."
Ferdinand holte das Medallion mit einem Bild von Juliette herraus. "Hier, sieh es dir an. Juliette, die von irgend einem Schuft aus meinem Leben gerissen wurde. Das will ich dir nicht zumuten lieber Onkel. Ich kann verstehen das du sie behalten musst, so wie ich dir Juliette nicht geben konnte."
Tränen rannten durch Ferdinands Gesicht.
"Setz eine Urkunde auf, das du mir Paruline gestern Abend geschenkt hast. Ich darf ein Geschenk des Kalifen nicht weiter veräußern oder verschenken. Ich leihe sie dann an den General aus und wenn er wieder weg ist kommt sie zurück zu dir, wo sie hingehört. Zu ihren Herren den sie abgöttisch liebt."
Ferdinand ging volles Risiko, aber mit diesem politischen Schachzug konnte er den General gegen seinen Onkel aufbringen und sich trotzdem die Dankbarkeit beider Männer sichern, was seine Position in der Stadt erheblich stärkte.
oliof:
Baptiste schaut Ferdinand einen Augenblick ausdruckslos an. Dann fängt er an zu kichern, fast wie ein kleiner Junge, den man dabei erwischt, wie er Kekse aus der Küche stibitzt. „Was für ein Auftritt. Naja, dass Du einen Hang zum Drama hast, das wissen wir ja. Aber Dir fehlt es an … Gelassenheit, Weitsicht – ja, Größe. Dein Herz brennt heute für diese, morgen für jene Sache.”
Baptiste rafft sich auf, richtet sein Schreibpult wieder her. Er klatscht zweimal, und Diener eilen herbei, die die toten Diener aus dem Raum schleifen – auf einen Wink des Kalifen beginnt ein weiterer, die Blutspuren wegzuwischen.
Er macht sich ein paar Notizen und spricht beiläufig weiter. „Die versteckte Drohung wegen Juliette kannst Du Dir sparen – wir wissen beide, auf wessen Konto sie geht. Du mußt lernen, solche Verluste nicht persönlich zu nehmen, denn sonst wird Dich irgendwann die Blindheit schlagen. Wenn das so weitergeht, dann läßt sich D'Anton bald ein Halsband wie Deines fertigen, nur weil Ariana sich irgendwo die Blutpest eingefangen hat.” Ferdinand verzieht keine Miene, trotzdem fährt Baptiste fort. „Das wußtest Du nicht? Tja, Du verläßt Dich allzusehr auf Einzelne, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind, und Dir dann nicht helfen können.”
„Manchmal frag ich mich ja, wie Du Deine Eltern aus dem Weg räumen konntest, ohne dabei in Dein eigenes Schwert zu fallen, mein Junge. Aber – ich gebe zu, das ist eine Schwäche meinerseits – ich mag Dich. Ich schlage Dir einen Handel vor: Du hegst und pflegst weiter Deinen Haß gegen mich, aber ich schmiede Dich zu einem würdigen de Maire. Und wenn Du dann irgendwann wirklich in der Lage bist, mich abzulösen – dann sei Dir Deine Rache gegönnt. So ein tragischer Abgang in Schande, das ist schon das richtige für mich. Aber nicht heute, und auch nicht morgen. Was meinst Du?”
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