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[Reign] Die Ritter von Warwark

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MSch:
So, hier mein Diary vom vorvorletzen Mal. Einige Details wußte ich einfach nicht mehr und ich habe einen Teil des Diarys vom vorletzten Mal schon vorher geschrieben, weil ich mit diesem hier nicht so recht vorankam. Also freut euch, daß es diese Woche noch ein weiteres gibt, voller pikanter Details ... wenn ich es denn posten darf  ;-)


Sie erreichten Derc Cynan gegen Mittag. nach einer kurzen Pause begaben sie sich schnurstracks zu dem, von einem kräftigen Ward gesicherten, Raum im Keller, den Pellus nicht hatte aufbrechen können.

Pellus hatte den Zugang zumauern lassen und so schlugen ein paar Soldaten die provisorische Wand kaputt.

Bragas versucht mit seiner heiligen Axt das Holz der Tür zu zerstören, doch er spürte eine Macht, wie Tentakel, die ihn umschlangen und die Magie aus seiner Axt saugten. Der Zauber scheiterte. Er teilte das Pellus mit, der es auch versuchte und mit den selben Phänomen konfrontiert wurde. Gemeinsam schafften sie es aber und die Tür schmolz weg.

Dahinter war es dunkel, undurchdringlich dunkel, auch der Schein der Fackeln konnte die Dunkelheit nicht durchdringen. Eine Fackel, die hineingeworfen wurde, erlosch sofort. Per Second Sight konnten Bragas und Pellus sehen, daß ein Bann auf dem Raum lag, der jegliches Feuer erstickte. Hier hatten die Besatzer wohl ihr Schwarzes Elixier gelagert, mit dem sie ihre Kanonen betrieben.

Keiner traute sich so recht in den Raum und man beratschlagte, was zu tun sein. Letztendlich betrat Pellus den Raum mit Gebeten auf den Lippen.

Eine Purification, die endlich klappte löste den Ward.

An den Wänden links und rechts neben Pellus lagerten tatsächlich Fässer mit Schwarzen Elixier. Vor Pellus aber stand ein Sarkophag, der mit Runen bedeckt war und hinter dem eines der dreibeinigen, zweiköpfigen Monster stand, die sie bei der Rückeroberung von Derc Cynan schon bekämpft hatten. Dieses stand aber still und rührte sich nicht.

Aus Richtung des Monsters und des Sarkophags schlängelten sich die Astraltentakel und begannen sich um Pellus' magischen Zweihänder zu winden. Pellus konnte zwar nicht drauftreten, aber ein Schlag mit dem Schwert ließ sie zusammenzucken. Pellus sah sich den Sarkophag näher an und glaubte zu erkennen, daß es der Sarkophag eines vor langer Zeit darin eingesperrten Zauberers von fast Wormking-Qualität war.

Wieso sollten die Islikliden den hierher schleppen und wo hatten die den her? Pellus hatte eine Eingebung. Er rammte einen Zweihänder mit aller Macht, durch die Tentakel, in den Boden. Die Tentakel zuckten und zitterten und versuchten des Schwert auszusaugen. Pellus sprang schnell zum Sarkophag und versuchte eine Reinigung um die Runen darauf zu brechen und mit viel Glück und Isliks Hilfe gelang es ihm. Das zweiköpfige Monster blieb unbewegt, aber der Sarkophag begann leicht zu knirschen. Pellus eilte schnell zu seinem Schwert und wolte es aus dem Boden ziehen, aber er hatte es wohl zu kräftig hineingerammt oder die Tentakel hielten es fest. Langsam bekam Pellus Angst um sein Schwert, er konnte die zersetzende, dunkle Magie spüren. Er rammte seinen Runendolch in die Tentakel, sprang mit aller macht gegen sein Schwert und es löste sich tatsächlich. Das Schwert an die Brust gepreßt torkelte er aus dem Raum.

Mittlerweile begann der Sarkophag knirschende und kratzende Geräusche zu machen, als ob sich der Deckel bewegen würde.

Die Tentakel knäulten sich derweil um den Dolch. Pellus versucht selber einen Ward gegen Durchschreiten auf den Durchgang zu sprechen, doch die Antimagie ließ ihn scheitern. Mittlerweile war ein "Pling" zu hören, als wenn einen Seite einer Laute reißen würde und die Tentakel wanden sich immer hektischer um den Dolch. Endlich saß der Ward und kaum einen Moment später zersplitterte die Magie des Dolches und er war nur noch ein Stück Metall.

Der Deckel des Sarkophags schob sich tatsächlich auf und wie gebannt schauten Freia, Bragas und Pellus zu, wie er langsam zur Seite glitt, kippte und mit einem unheimlichen Donnern auf den Boden aufprallte.

Aus dem Sarkophag stieg eine abscheuliche, mumienartige Kreatur. Mit gutturalem Knurren schaute sie sich um, die Tentakel schlängelten sich um ihn. Pellus hoffte, daß sie sich beide auslöschen würden, oder zumindest der Gewinner so geschwächt war, daß sie leichtes Spiel mit ihm haben würden. Andererseits wünderte sich Pellus, daß er einen so mächtigen Feind, der von unglaublich mächtiger Magie gebannt wurde so einfach zu befreien war. Seine Ahnung hatte ihn wohl nicht getäuscht.

Die Mumie drehte sich um ging zu dem Monster, stieß ihm seine Hand in die Brust und zog ein Amulett heraus. Jetzt konnte Pellus erkennen, daß die Tentakel davon ausgingen. Plützlich veränderte sich die Mumie in einen jungen Mann.

Dann drehte er sich um, schritt auf den Ausgang zu und sah Pellus, auf sein Schwert gelehnt, hinter dem sich Freia und Bragas postiert hatten.

Pellus hob die Hand in einer Geste, die der Kreatur anzuhalten bedeutete und sprach mit Geisterstimme: "Ich befehle dir im Namen Isliks stehen zu bleiben!". Doch die Mumie zeigte sich unbeeindruckt und mit dumpfer Stimme sagte sie: "Niemand befiehlt mir!" Er fuhr mit der Hand über sein Gesicht und darunter kam eine geisterhafte Fratze zum Vorschein.

An Pellus prallte es wirkungslos ab, Bragas zuckte zwar zusammen, blieb aber standhaft. Freia erbleichte und fing an zu zittern. Pellus versuchte noch mit dem Wesen zu verhandeln, immerhin hatte er es ja befreit und sie hätten doch einen gemeinsamen Gegner, doch es redete nur großspurig daher, was es alles könne und mit ihnen anstellen würde und forderte dann auch noch Freia als Geschenk. Da wurde es Bragas zu viel. Er wand sich zwischen Pellus und Freia durch, die ihn noch zurückhalten wollten, sprang er vor und mit einem einzigen Hieb seiner Axt trennt er dem Wesen den Kopf von der Schulter. Es zerbröselte zu Einzelteilen, die zu Boden fielen. Nur das Amulett rollte aus dem Rest heraus.

Fassungslos starrten alle drei auf das Häufchen.

Blieb nur noch das Amulett.

Pellus versuchte es in einen mit einem Ward versehenen Kästchen einzusperren, aber die Antimagie fraß sich immer durch. Also versuchte er es wieder und wieder ...

*

Vor Burg Derc Cynan standen drei Ritter hinter einem provisorischen, frisch aufgeschüttetem Wall. Ein Ritter hielt eine brennende Fackel an eine Rinne, die mit einem schwarzen Pulver gefüllt war. Eine helle Flamme leuchtete auf, die sich zischend die Rinne entlang, von der Burg und den Rittern hinter ihrem Wall wegbewegte. Sie raste auf einen Haufen zu, der aus mehreren Fässern bestand, deren tessidische Aufschrift sie als Schwarzes Elixir auswiesen. Auf den Fässern stand eine mit religiösen Symbolen verzierte Kiste und er verdörrte Leichenteile und ein goldenes Amulett lagen.

Als die Stichflamme die Fässer erreichte zuckte ein gleißender Blitz auf, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Als der Rauch sich legte war an der Stelle der Fässer nur noch ein riesiger Krater.

Ein Jubeln ertönte von den Zinnen von Burg Derc Cynan. Dort standen die Soldaten und schwenkten ihre Waffen.

*

Pellus rannte zu dem Krater und mit seinem Zweiten Gesicht suchte er die Umgebung ab. Plötzlich sackten seine Schultern herab, er ging langsam ein paar Meter weiter weg und hob das Amulett auf, das die magische Explosion unbeschadet überstanden hatte.

Sie versuchten das nochmal und gaben dann resigniert auf.

Da aber keiner das verfluchte Ding mitnehmen wollte grübelten sie was damit zu machen sei. Letztlich entschieden sie sich für den Vorschlag von Bragas, das Amulett im Uthedmael, wo die magische Hintergrundstrahlung eh hoch war, zu vergraben. Heimlich schlich sich Bragas am Abend hinaus und vergrub das fürchterliche Amulett an einer Stelle wo er es wiederfinden könnte.

Immer noch mißmutig ritten sie mit ihren Leuten am nächsten Tag zurück nach Burg Mizer.

Dort erfuhren sie, daß Lady Leda ihren Angriff auf Pallanwyn gestartet hatte, aber ihre Rückeroberung war durch Verrat spektakulär gescheitert, ihre Armee aufgerieben und Ser Uther verschollen.

Das waren mehr schlechte Nachrichten als Pellus hören wollte.

Er rief Freia und Bragas zu sich, legte nochmal einen Bann auf sein Zelt und sie fingen an zu beratschlagen, wer wohl der Verräter sei und wie sie das aufdecken könnten.

Schnell, sehr schnell stand Floras als einziger Verdächtiger fest. Wie weit Eva mit daran beteiligt war wagten sie nicht zu denken, aber skeptisch waren sie alle.

Der Plan war folgendermaßen: Pellus würde unter dem Vorwand Eva ein nachträgliches Hochzeitsgeschenk zu machen, sie war ja mittlerweile verheiratet, bei ihr vorstellig werden und bei ein wenig Smalltalk ganz nebenbei erzählen, daß sie ein düsteres, magisches Amulett aus Burg Derc Cynan geborgen hätten und mit dem Amulett demnächst ins Uthedmael ziehen würden um es dort mit einem mächtigen Ritual zu vernichten. Es würden nur Pellus und seine Vertraueten dort hinreisen und das Ritual durchführen. Der Ort war so gewählt, daß eine schnelle Truppe des Imperiums sie rechtzeitig erreichen würde. Natürlich würden sie früher losreiten mit 50 Mann, warten ob das Imperium kommt und dann eiligst davonreiten, bevor die mitbekamen was gespielt wird.

Also machte Pellus sich auf zu Eva. Ein Geschenk war ein kleiner goldenen Anhänger an einer goldenen Kette, den man öffnen konnte und drinnen war ein Samen des Wunderbaumes, den sie aus dem Uthedmael geholt hatten. Ein wenig wunderte er sich, daß er vorhatte Eva so schamlos anzulügen und er war irgendwie erleichtert, daß es ihm nichts ausmachte.

Bei Eva angekommen gratulierte er ihr artig, ignorierte Floras dabei geflissentlich, überreichte ihr das Amulett, plauderte noch ein wenig und noch ein wenig mehr und irgendwann merkte er, daß der jetzt doch Bammel hatte sie anzulügen und so erzählter er erst den wahren Teil, drückte sich noch um die Lüge. Aber dann dachte er daran, wie er einen Inquisitor mit Isliks Hilfe durch kreatives Antworten für kurze Zeit von Eva ablenken konnte, die gerade in der Klemme steckte, nahm allen Mut zusammen und brachte tatsächlich den Lügenteil über den Plan überzeugen heraus.

Eilig verabschiedete er sich und eilte zu seinen Leuten. Wie der Wind hetzten sie zu der Ruine im Uthedmael, die sie für ihr kleines Täuschungsmanöver vorgesehen hatten.

Vorsichtig näherten sie sich, aber der Feind war noch nicht da. Also bereiteten sie alles vor, daß es so aussah, daß ein riesiges Ritual abgehalten würde. Und tatsächlich, das Imperium ließ sie nicht lange warten. Ihre Späher meldeten das Anrücken eines kleinen Trupps imperialer Soldaten. Klein war natürlich relativ, es waren immerhin 500 Mann. Alles bereitete sich schon für die schnelle Flucht vor, als die Imperialen gerade so in Sehweite anhielten und lagerten. Dann schickten sie sogar einen Emissär .

Pellus fand das drollig und neugierig ritt er mit eine paar repräsentativen Wachen hin.

Der Emir bot ihm tatsächlich an ihnen bei ihrem Vorhaben zu helfen. Pellus mußte an sich halten, daß er nicht laut lospruste. Er bedankte sich höflich bei dem Emir, lehnte aber ab. Er wisse doch wohl wer vor ihm stand, sie würden das schon alleine schaffen.

Damit ritt er zurück zu dem Lager. Sie begannen mit dem Tarnritual, während die Soldaten Feuer vorbereiteten. In der Nacht zündeten sie die Feuer an und getarnt von dem hellen Leuchten schlichen sie sich davon und gaben als sie eine ausreichende Entfernung zum Camp erreicht hatten richtig Fersengeld. Die Imperialen bemerkten das Manöver zwar, aber zu spät und so konnten sie sie immer auf genügenden Abstand halten. Bis sie in die Nähe von Burg Mizer kamen und am Horizont die Lagerfeuer eines riesigen Heeres erblickten. Das Imperium hatte also zum, von Pellus erwarteten, Sturm auf Burg Mizer angesetzt. Es war riesig und mit seinen 50 Mann hatte Pellus keinerlei Chance bis zu Burg Mizer durchzukommen. Also wendete er seinen Trupp und trieb sie an nach Derc Cynan zu reiten, als wenn die Wilde Jagd hinter ihnen her wäre. Der sie verfolgende Trupp bemerkt ihren Schwenk und beeilte sich sie zu verfolgen, aber sie erreichten Derc Cynan rechtzeitig.

Die 500 Mann Imperiale reichten natürlich nicht für eine Belagerung und so drehten sie ab, um sich mit ihrem Heer zu vereinen.

In der Burg versuchten sie sich so gut es ging zu erholen. Pellus trommelte alle Männer zusammen und am nächsten Tag marschierten sie komplett nach Norden, Richtung Mizer.
Also sie nach Tagen in die Nähe kamen, begegneten sie den ersten Flüchtlingen. Pellus ließ die Fußsoldaten Richtung Uthed Wold marschieren, einem uralten, dichten Wald im Nordosten. Sie sollten so viele Leute, die sie trafen, mitnehmen wie sie nur konnten.

Mit der Kavallerie machte er sich auf, weiter Richtung Mizer zu ziehen. Doch es wurden immer mehr Flüchtlinge. Die Burg war gefallen, Besatzung von Mizer und der König hatten sich in ein Tal abgesetzt, das zwar gut zu verteidigen, aber eigentlich eine Mausefalle war.

Mit dem Überraschungsmoment hätte Pellus es sicherlich geschafft sich mit seiner Reiterei durchzuschlagen, aber dann hätte er auch in der Falle gesessen, auf Entsatz war nicht zu hoffen und die Übermacht war einfach zu erdrückend.

Pellus mußte sich eingestehen: Die Mauer war verloren.

Im Westen gab es nichts mehr zu kämpfen, der Krieg fand jetzt im Osten statt, Therapoli wurde belagert und Pellus würde versuchen sich dorthin durchzuschlagen.

Also richtete er sich auf seinem Pferd auf und rief die Männer und Frauen auf sich ihm anzuschließen. Sie würden sich im Uthed Wold sammeln und ein neues Heer ausheben, unter Pellus Banner.

Von neuer Hoffnung erfüllt schlossen sich viele der Flüchtlinge ihnen an und so zogen sie in den Uthed Wold.

Pellus hatte aber ein ganz anderes Ziel, er würde den Uthed Wold nur als Sammelpunkt nutzen, so tun als ob er sich dort eingräbt und dann so schnell und unauffällig wie möglich in den Erid Wold umziehen. Die Geister und Gespenster darin sollten die Eroberer abschrecken, der war der stärker bewohnt als der Uthed Wold und er lag auf dem Herrschaftsgebiet des Königs von Erid Dania, dem sein Vater als Seneschall diente, auch wenn beide jetzt in Therapoli, der Hauptstadt des Hochkönigs weilten, da Westmark, die Haupstadt von Erid Dania, schon zu Anfang des Krieges, schnell überrollt und aufgegeben wurde.

Selbst von der Hoffnung durchströmt, die er den Leuten gebracht hatte, ritt Pellus in den Uthed Wold hinein ...

Joerg.D:
Sehr gut, ein paar Kleinigkeiten sind noch zu ändern, aber die bekommst Du wo anders.

MSch:
So, hier die angekündigte vorletzte Session.

Auf Grund der Länge sind es drei Teile ... wie gut, daß ich nicht versucht habe an der Challenge teilzunehmen, wenn ich es nicht mal schaffe eine Sitzung in 5000 Worten zu schildern ;-)

Ich betrete hier Neuland und Grenzbereiche (ihr werdet merken wo, kleiner Tipp: in Teil 2) und variiere meinen Stil und wenn ich auch sonst nicht so um Aufmerksamkeit heische, würde ich mich bei diesem Diary sehr über Kritik freuen (egal welcher Art, am Besten als PM, damit der Thread nicht zu sehr unterbrochen wird).

So, dann hier nun mein Magnum Opus Teil 1:


Die Mauer war gefallen und viele gute Männer und Frauen tot. Doch Pellus konnte sich keine Trauer leisten. Er sammelte seine Trupen und die Flüchtlinge und ließ ihnen von Bragas im Wald provisorische Stellung zuweisen.

Mittlerweile machten Gerüchte die Runde, daß im Erid Wold eine mysteriöse Lady des Waldes ihr Lager aufgeschlagen hätte. Pellus mußte grinsen. Mit Frauen im Wald hatte er es irgendwie. Und hier im Uthed Wold würde er auch noch einen Abstecher zur Fürstin Uthela von Uthmark machen, von der er als Junge so viel gehört hatte und die den aurischen Hofstaat damit brüskiert hatte, daß sie, als mann verkleidet, das große Frühlingsturnier bei Truse gewonnen hatte. Dafür hatte man ihr lebenslangen Hausarrest auferlegt. Doch jetzt war sie im Uthed Wold und hatte hier den Widerstand aufgenommen.

Er brauchte Ablenkung um sich dann neu sammeln zu können und Freia schlug vor, daß sie doch beide auf Wildschweinjagd gehen könnten. Aus einer Laune heraus sagte Pellus zu. Diese Jagd war ja auch ein symbolischer Akt und Symbole waren momentan eh das einzige was Pellus zustande bekam. Also rüsteten sie sich für die Jagd und mit ein paar Spießen bewaffnet schlichen sie, in Begleitung von Treibern und Trägern, los. Pellus fand wirklich eine Spur und sie folgten ihr. Und tatsächlich auf einer Lichtung fanden sie eine Rotte. Noch bevor Pellus ihr eine Andeutung machen konnte, wie sie vorgehen sollten, war Freia schon losgestürmt und mitten in die Rotte geplatzt. Die Treiber und Träger schlugen sich mit der Hand an die Stirn. Pellus zuckte mit den Schulter und dachte sich noch, was sie denn bei den Auriern den Knappen wohl beibrachten und stürmte hinterher.

Die Wildschweine waren schon zäher als erwartet, doch nach kurzem Kampf hatten Pellus und Freia je eines erlegt.

Plötzlich hörten sie ein theatralisches Klatschen. Und als sie sich umsahen erspähten sie einen drahtigen Mann in grüner Kleidung, der auf einem Baumstumpf saß und ihnen zugesehen hatte. Auf den Knien lag ein Jagdspeer und auf dem Rücken hatte er einen Köcher mit Pfeilen und einen mächtigen Bogen.

"Wollt ihr so eure Armee speisen, Ser Warwark?" witzelte er und sprang zu Boden. Pellus grinste ihn an und erwiederte "Im übertragenen Sinne schon. Nicht alle Handlungen eines Herrschers sind von profaner Natur. Was kann ich für euch tun, Meister...?" "Isendul," erwiederte dieser, "ich komme von der Lady des Waldes und soll ihre Tochter zu ihr bringen." Freia fuhr herum wie von einer Natter gebissen.

"Mutter ... ich meine: Lady Unfortias schickt Euch?" fragte sie ihn erstaunt. "Ja, sie hat ein kleines Heer zusammengestellt und wünscht euch zu sehen. Ihr Ser Warwark seid auch sehr herzlich eingeladen." Mittlerweile schälten sich mehrere der grün gekleideten Männer aus dem Dickicht.

Auf dem Weg ins Lager zurück einigten sie sich, daß Freia und Isendul voraus ritten und Pellus dann am nächsten Tag mit Bragas, einem kleinen Trupp und den restlichen Männern von Isendul folgen würde. Dort würden sie Lagerplätze erkunden und dann würde Istan den Rest der Einheiten so unauffällig wie man tausende von Menschen halt bewegen könnte in den Erid Wold nachziehen.

Während Freia sich mit Isendul aufmachte, nahm Pellus ein paar Männer und ritt in den Wald, die Einheimischen, die sie trafen zeigten ihm den Weg zu Gräfin Uthella. Dort wurde er, in einer kleinen Festung, freundlich empfangen. Die Stimmung war auch hier gedrückt. Pellus selber freute sich wie ein Schneekönig, daß er endlich die legendäre Uthella, Gräfin von Uthmark, persönlich kennen lernen durfte. Und auch wenn das Alter an ihr genagt hatte, war sie eine kraftvolle, charismatische und stolze Danierin. Pellus' Schwärmerei blieb ihr nicht verborgen, aber sie war so taktvoll ihn nicht damit aufzuziehen. Pellus Angebot sich ihm anzuschließen lehnte sie ab, aber als er  ihr erklärte, daß er eigentlich in den Erid Wold wollte, bot sie ihm an sein provisorisches Lager nach seinem Abzug noch eine Zeit lang zu warten, daß der Feind denken konnte, daß er noch dort sei. Außerdem gab sie ihm eine paar Eliteritter ihrer schweren Kavallerie mit. Als Letztes gab sie ihm den Rat, um das Verpflegungsproblem seiner Armee zu lösen, sollte er Heer einnehmen, die Stadt mitten im Erid Wold. Die hätte unverständlicherweise große Mengen an Verpflegung gehortet. Das könne weder mit rechten Dingen zugehen, noch dürfte das dem Feind in die Hände fallen. Aber Pellus war von der Idee, ein Brudervolk anzugreifen, nicht sehr erbaut und scheute den Gedanken. Dennoch mußte er an die Erlebnisse als Knappen in Heer denken und wie die den generischen Spion entlarvt hatten und so blieb ein mulmiges Gefühl. Die Fürstin wünschte ihm viel Erfolg und so gingen sie auseinander. Am nächsten Tag machten er sich mit Isenduls Männern, der schweren Reiterei der Gräfin Uthella, Bragas und einer Kompanie seiner Reiterei, auf den Weg in den Erid Wold.

*

Mittlerweile hatte Freia das Lager ihrer Mutter erreicht. Die Reise dort hin, war kurz aber still gewesen und so sehr sie sich auch mühte, Isendul blieb einsilbig bis stumm. Freia fragte sich, ob sie etwas falsch gemacht hätte oder er was gegen Frauen hätte, aber das kriegte sie nicht aus ihm heraus.

Ihre Mutter, eine große, dunkle, schöne Daradjanerin, drückte sie an ihren mächtigen Busen und nach einer innigen Umarmung fragte sie "Freia mein Kind, wie ist es dir ergangen? Bist du schon verheiratet? Darf ich auf Enkel hoffen?"

Freia verdrehte die Augen und preßte ein verzweifeltes "Mutter!" heraus. "Mutter, haben wir nicht andere Sorgen? Der Feind steht rings um uns herum und Du willst, daß ich schwanger daher gehe? Ich kann doch für so etwas meine Karriere nicht aufs Spiel setzen!"

Ihre Mutter  lächelte sie nur an und sagte "Ach Freia, Du hat keine Ahnung. Ich habe für meine Liebe und mein einziges Kind alles geopfert. Meine Leibe zu deinem Vater und zu dir war so groß, daß ich sogar unter Auriern gelebt habe und mein Schwert und Schild gegen Sticknadel und Lyra eingetauscht habe!"

Sie seufzte kurz, "Es gibt Dinge, die eine Frau tun muß, denn dafür ist sie Frau. Das wirst auch Du lernen. Außerdem erwarten Vater und ich, daß Du und einen Stammhalter oder eine Stammhalterin schenkst!"

Freia ignorierte das und fragte: "Vater, wo ist Vater?"

Lady Unfortias schaute traurig drein und mit leiserer Stimme erzählte sie "Dein Vater ist von angeblichen Freunden gefangen genommen worden, die nicht damit einverstanden waren, daß eine Frau ein Heer ausgehoben hat und eine Armee befehligt. Sie wollen mich anscheinend mit ihm erpressen. Und mit dieser Meinung sind sie nicht alleine. Die Mannschafen murren und haben ein Problem mit meiner Führung, weil ich eine Frau und Daradjanerin bin."

Sie atmete tief durch, schaute Freia melancholisch an und fuhr fort "Ich hatte gehofft, Du würdest mir einen kräftigen Mann mitbringen, der dieses Problem beseitigen könnte. Hast Du denn keinen Gefährten gefunden? Du bist doch eine hübsche, begehrenswerte Frau? Also unter all dem Dreck, Metall und Leder!"

"Mutter, ich ..." wollte Freia ansetzen, doch ihre Mutter schnitt sie ab, "Was ist denn mit diesem Ser Warwark? Wäre der denn nichts für dich? Wie ist der denn, ich habe schon einiges über ihn gehört."

"Pellus? Also Ser Warwark ist mein Dienstherr, ich bin auf ihn eingeschworen. Er ist unser Anführer und er ist ein ernster, wohl von der Last, die auf seinen jungen Schultern liegt, denn er ist so alt wie ich, eher verschlossener Mann. Er scheint nur das Wohl des Landes und seiner Leute im Kopf zu haben und mit Isliks Hilfe schafft er es auch die Herzen der Soldaten zu erobern. Frauenherzen scheinen aber nicht so sein Metier zu sein. Ich glaube er hat eine Weile einer unerreichbaren Frau hinterher geschmachtet und einer junge Hathallapriesterin ging er auch vertrauter um als für einen so aufrichtig Islikgläubigen zu erwarten war. Mich hat er aber noch keines Blickes gewürdigt. Also zumindest nicht die Blicke, die Du dir wünschst. Ich bin eine Ritterin unter seinem Kommando, einer seiner Adjutanten und so behandelt er mich auch."

"Na der erscheint mir doch ein hervorragender Kandidat zu sein. Und Frauen nicht abgeneigt. Es wird Zeit, daß Du dich ihm mal als Frau zeigst und nicht als Schildmaid. Glaub mir Tochter, das wird ein Heidenspaß. Ich lasse dir ein schönes Kleid von mir umnähen und morgen, wenn dieser Pellus hier eintrifft, wirst Du ihm zeigen, welches Blut in dir fließt. Dann geht das wie von allein. Ein junger Kerl im besten Saft, mürbe von all dem Kampf und Horror um sich rum wird einer Frau aus meinem Geschlecht nicht lange widerstehen können. Noch ein wenig Wein dazu und die Natur nimmt seinen Lauf. Du weißt doch wie das geht, oder?" "Mutter!" "Dann ist ja gut, un so, wie ich ihn einschätze, steht bei einer Schwangerschaft einer Ehe nichts im Weg."

Lady Unfortias redete noch lange auf ihre Tochter ein und immer noch skeptisch ging Freia ins Bett.

Als sie aufwachte stand aber ihr Entschluß fest, dem Wunsch ihrer Mutter zu gehorchen. Pellus war sicherlich eine mögliche Wahl, aber ganz überzeugt war sie nicht. Es könnte ja auch jemand anderes sein. Erstmal den Tag abwarten.

Inzwischen kamen ein paar Zofen und badeten und schrubten Freia, rieben sie mit gut duftenden Ölen ein, bürsteten stundenlang ihre schwarzen Haare und ließen ihr eine ausgiebige Maniküre, Pediküre und Epilation angedeihen. Freia wünschte sich zwischenzeitlich ihren Plattenpanzer zurück. Aber irgendwann war die Tortur vorüber, die Näherinnen waren auch mit dem Umnähen des Kleides fertig und als sie es hochhielten, mußten die Mädchen kichern. Es war ein wirklich schönes, kostbares, grünes Kleid, mit kunstvollen goldenen Stickereien, aber an manchen Stellen war es fast durchsichtig. Freia wollte wirklich ihren Plattenpanzer zurück.

Aber dafür war es zu spät. Boten verkündeten das Herannahen von Pellus' Troß, also schlüpfte sie in das Kleid, das sie perfekt umspielte und ließ sich die goldenen Sandalen umschnüren. Zu guter Letzt setzte ihr ihre Mutter ein feines goldenes Diadem auf und so gerüstet bestiegen sie einen kleinen Wall in der Nähe des Zeltes ihrer Mutter und schauten den ankommenden Rittern entgegen. Freia war eher mulmig und mittlerweile entfernte sie sich in Gedanken schon wieder vom Plan ihrer Mutter.
 

...

MSch:
Teil 2:


Endlich kamen sie im Lager von Freias Mutter an.

Es war ein geschäftiger Heerhaufen und Pellus staunte, wie viele Menschen hier zusammengekommen waren. Ihre Ankunft wurde freundlich und hoffnungsfroh aufgenommen. Pellus reckte sich ein wenig auf seinem Roß und versuchte eine kräftige und energische Figur zu machen, stolz und entschlossen.

Er erinnerte sich daran, wie der sich als Junge vorgestellt hatte als Goldener Ritter durch den Erid Wold zu reiten, als er noch kein verwunschener Geisterwald war, und von den Springqueens in Empfang genommen zu werden. Grimmige Entschlossenheit durchfloß ihn und die euphorischen Reaktionen der Umstehenden zeigten, daß es ihm wohl recht gut gelungen war. Er war erst ein wenig erschrocken über die überschwängliche Reaktion und wenn Pellus auch nicht eitel war, so war er dann doch recht stolz darauf und erhobenen Hauptes ritt er jetzt, mit leichtem Abstand zu seinen Begleitern, voraus ins Zentrum des Lagers.

*

Im Zentrum standen auf einer kleinen Wallanlage zwei hochgewachsene Frauen. Ihre schönen Kleider wehten leicht im Wind. Die eine, unverkennbar eine Darajanerin, nicht mehr die Jüngste, aber immer noch sehr schön, war von kräftiger, kurvenreicher Statur, doch die fülligen Formen konnten nicht darüber hinwegtäuschen, das hier eine kämpferische, machtbewußte Frau stand. Sie zupfte kurz am Kleid der Jüngeren, daß das Dekolletee besser zu Geltung kam, deutete mit einer Kopfbewegung zu den Neuankömmlingen und fragte: "Ist er das?"

Die Jüngere, damit beschäftigt, daß der Wind ihr nicht ständig das nackte Bein entblöste, denn ihr Kleid hatte, im Gegensatz zu der Frau neben ihr, wie sie mit einem Seitenblick feststellte, an strategisch günstiger Stelle einen langen Schlitz, hatte feinere Gesichtszüge als die Ältere und auch einen blasseren Teint, man konnte aber sehen, daß Arme und Gesicht sonnengebräunt waren. Ihre schulterlanges, leicht gewelltes, dunkles Haar wurden nur von einem kleinem Diadem zurückgehalten und während sie es sich von den, vom dünnen Kleid nur teilweise bedeckten, Schultern strich blickte sie auf und antwortete: "Hmm, ja."

Just in dem Moment richtete der Ritter, auf den die Ältere gedeutet hatte, sich auf und ritt stolz vorweg. Die Männer ringsrum jubelten ihm zu. Sie schaute nochmal intensiver hin und man sah wie es in ihr arbeitete, dann schaute sie nochmal kurz auf die Frau neben ihr, die eine Augenraue hochgezogen hatte, und ein leicht verschlagenes Lächeln huschte über ihr Gesicht, sie atmete tief ein und reckte sich selbst ein wenig, auch schien sie der Schlitz nicht mehr zu stören. Wenn auch nicht so üppig wie die Frau neben ihr, war ihr Körper sehr athletisch und feminin. Das feine Kleid schmiegte sich jetzt an sie und brachte ihre Rundungen und langen Beine perfekt zur Geltung. Mit jetzt fester Stimme setzte sie nochmal an: "Ja! Das ist Pellus, Ser Warwark!"

Der Frau neben ihr war das nicht entgangen und mit gespielt ernster Mine verkündete sie: "Also meinen Segen hast Du!"

"Mutter!" entfuhr es der Jüngeren.

"Was willst du, Freia?" entgegnete die Ältere "Er ist ein stattlicher Mann, aus gutem Haus und er kann die Massen begeistern. Damit hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Kräftige Enkel und eine Führung für die Truppen."

"Mutter!" zischte Freia nochmal, diesmal aber defätischtischer, durch ein aufgesetztes Lächeln, denn Pellus und Entourage waren inzwischen herangekommen.

*

Als sie auf das Zentrum zuritten, sah Pellus auf einem kleinen Wall zwei schöne, dunkelhaarige Frauen stehen, die ihnen entgegenschauten. Eine groß, drall und herrisch, nicht mehr die Jüngste, aber, wie Pellus so sinnierte, aufgrund ihrer unverkennbar daradjanischen Herkunft anscheinend mit düréischem Blut gesegnet. Sie stand in stolzer Pose da und blickte durchdringend in seine Richtung.

Die Andere war jünger, von schlankerer Statur, aber ihre Gesichtszüge, ihre Haare, Haltung und Größe deuteten unverkennbar darauf hin, daß die beiden Frauen verwandt waren. Als sie näher kamen veränderte sich die Haltung der Jüngeren ein wenig. Die erschien jetzt noch herrlicher und stolzer und Pellus blickte länger als er wollte auf ihr schönen, langen Beine, deren Porzellanteint sich wunderbar von dem dünnen, an manchen Stellen fast gazeartigen, grünen Stoff ihres mit goldenen Fäden bestickten Kleides abhob.

Plötzlich durchzuckte es Pellus und er schloß die Augen, verdrehte sie, atmete kurz durch und versuchte wieder unerschütterlich und neutral freundlich dreinzuschauen. Innerlich aber schalt er sich einen Narren. Er, der Weitsichtige, der Scharfsichtige, der sich rühmte daß ein Adler ein Omen seiner Geburt war, er, der durch die Zauber der Welt schauen konnte und die Anderswelt erblickte, er hatte Freia nicht erkannt?

Da wurde ihm bewußt, daß er sie noch nie in einem Kleid oder mit offenem Haar gesehen hatte und mehr in Rüstung als zivil. Ihm fiel plötzlich auf, daß er sich noch nie Gedanken über sie als Frau gemacht hatte und sein Puls beschleunigte sich, als ihr ein Tuch entglitt, mit denen die beiden Frauen ihnen zugewinkt hatten, sie sich umständlich danach bückte und er sich ertappte wie er ihr in den offenen Ausschnitt starrte. Er glaubte, daß die leicht Brise ein kaum zu verstehendes "Gut gemacht!" von der älteren Frau, die ja Lady Unfortias, Freias Mutter, sein mußte, zugeweht wurde, doch Pellus verstand den Sinn nicht. Noch nicht ...

*

Er stieg ab und wandte sich den Frauen zu.

Freia ging ihm entgegen deutete auf die ältere Frau und stellte sie als ihre Mutter, Lady Unfortias vor. Pellus verbeugte sich vor ihr und nach dem Austauschen von Höflichkeiten schlenderten alle zum Hauptzelt der neuen Herrin des Waldes. Freia schien wie ausgewechselt und war redselig wie noch nie. Pellus war irritiert, daß sie sich bei ihm eingehängt hatte und auch der feine spöttische Unterton in Lady Unfortias Stimme verwirrte ihn leicht. Nur einmal wurde ihre Stimme sehr streng, als Freia so herausplapperte, daß die beiden ein Problem hätten, daß ihre Armee sich nur unwillig von Frauen befehligen ließ und Pellus da gerade recht kam. Lady Unfortias knuffte ihre Tochter noch in die Seite, doch da war es schon heraus. Die Schärfe, mit der sie ihre Tochter zurechtwies entging Pellus nicht und er glaubte alles, was man vom Durchsetzungsvermögen daradjanischer Frauen sagte.

Im Zelt wurde kurz über militärische Belange gesprochen und Lady Unfortias drängte ihn, wie auch schon die Fürstin Uthella, Heer einzunehmen um die dort gebunkerten Lebensmittel zu übernehmen. Pellus konnte sich aber mit dem Gedanken immer noch anfreunden. Da es mittlerweile dämmerte, wurde fürstlich gespeist. Bragas verabschiedete sich schnell und wollte mit einigen Scouts noch die Gegend erforschen, die anderen Würdenträger gingen auch irgendwann und zum späten Abend waren nur noch Pellus und die beiden Frauen im Zelt. Während ihre Mutter sich mit Pellus über verschiedene Dinge unterhielt, hatte Freia die Rolle als Mundschenkin übernommen. Pellus entging nicht, daß sie es sehr gut mit ihm meinte und immer dafür sorgte, daß es ihm nicht an Wein mangelte, doch in seinem Stammbaum waren ein paar berüchtigte Säufer und da ihm der Trank auch gut mundete ließ er das bereitwillig geschehen. Nach ein paar Kommentaren, wie gut Pellus doch versorgt sei, entschuldigte sich Lady Unfortias und gab vor zu Bett zu gehen.

Pellus mußte plötzlich daran denken, wie Freia und er vor kurzem in der Rotte Wildschweine gewütet hatten und wie sie ihn jetzt umgarnte und unvermittelt spürte er eine körperliche Spannung zwischen ihnen beiden, wie er sie zu Eva nie empfunden hatte.  Eva, wie weit sie von ihm weg war und wie wenig sie ihm noch bedeutete. Noch ganz in Gedanken hörte er die Worte nicht, die Freia an ihn richtete aber er beobachtet sie versonnen, wie sie ihm neu einschenkte und ihr dabei, wie zufällig, der rechte Ärmel des Kleides von der Schulter rutschte. Doch statt ihn wieder zurechtzurücken, strich sie sich nur eine Haarsträne aus dem Gesicht die kokett wieder zurückrutschte und lächelte ihm geheimnisvoll zu.

Pellus war, was körperliche Nähe zu Frauen anging, nicht der Erfahrenste, doch mittlerweile dämmerte es ihm was kommen würde. Der kurze Gedanke an Eva war völlig vergessen und innerlich aufgewühlt, beobachtete er Freia, die leichtfüßig herumwirbelte, mittlerweile war der zweite Ärmel herabgerutscht, und blickte ihn über die nackte Schulter an, das füllige schwarze Haar hielt sie mit beiden Händen hoch und Pellus' Blick glitt an ihrem schlanken Hals entlang, den nackten Rücken herab zu ihrem knackigen Po und überlegte belustigt, ob der vererbt oder Ergebniss ihrer Karriere als Kavalleristin geschuldet war. Pellus mußte breit grinsen und dadurch fiel alle Anspannung von ihm ab.

Er erhob sich. Freia wandte sich ihm zu, das Haar wallte wieder um ihre Schultern und ihr Kleid wurde nur noch von ihrem linken Arm gehalten, den sie vor ihre Brüste hielt. Den rechten hatte sie Pellus entgegengestreckt, der ihre Hand ergriff und sich von ihr zu einem mit dicken Fellen bedeckten Divan führen ließ. Unterwegs glitt ihr Kleid zu Boden und als sie den Divan erreichten hatte Freia sich schon an Pellus geschmiegt und küßte ihn. Er erwiderte den Kuß und seine Hände strichen über ihre Brüste und ihren Rücken entlang zum Po. Sie sank auf den Divan und zog Pellus hinterher. Noch bevor sie lag glitten ihre Hände an seinem Waffenrock entlang und sie begann sein Schwertgehänge zu öffnen.

Pellus hatte mittlerweile seinen Verstand ausgeschaltet, kein Gedanke daran, daß sie doch seine Untergebene und Waffengefährtin war, belastet ihn und er genoß es endlich einen Moment zu haben an dem er frei und ungezwungen sein konnte. Der Krieg, der Feind, all die Pflichten waren weit weg. Er war nur noch ein junger, leidenschaftlicher Mann und sie eine hingebungsvolle, schöne Frau. Er kniete über ihr und riß sich Wams und Hemd vom Leib, während sie die Schnalle seines Gürtels schon gelöst hatte und an seiner Hose zerrte.

Sie begann ihn mit ihrem Mund zu stimulieren, drückte ihn dann sanft zurück und beide glitten mit einem Fell auf den Boden. Eilig zog sie ihm Stiefel und Hose aus. Sie kniete sich neben ihn. Dann sank sie in seine Arme und sie küßten sich leidenschaftlich. Sie rollten sie auf dem Fell herum, bis sie wieder auf ihm zu liegen kam. Freia richtete sich auf und streichelte seine kräftige Brust. Er lächelte sie stolz an, doch sie beugte sich zu ihm und flüsterte ihm nur ins Ohr "Da ist nichts, was ich nicht schon gesehen hätte" und ließ sie ihre Zunge über Pellus' Brust gleiten und küßte die Narben der Wunden, die sie selbst verbunden hatte. Lachend ließ sie sich neben ihn fallen und zog ihn auf sich.

Sie liebten sich stürmisch und ausdauernd. Pellus war ja sanft, von zwei sehr netten jungen Damen auf einer Lichtung im Erid Wold, unter Sternenlicht, in die Liebe eingeführt worden, aber jetzt war er, der Romantiker, wild und ungestüm und Freia animierte ihn immer wieder weiterzumachen. Die Pausen zwischen den Vereinigungen verbrachten sie mit Zärtlichkeiten und tranken Wein. Als sie sich wieder in einander verloren liebkosten, wurde plötzlich das Zelt aufgeschlagen und Lady Unfortias trat ein, setzte an zu sagen "Freia, ich habe da noch eine Frage an dich ..." und sah sie die Beiden. Ein "OH!" entfuhr ihr. Pellus zuckte zusammen, wunderte sich aber über den Tonfall des Ohs, Freia schien sehr gelassen zu sein und ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. Die beiden Frauen tauschten Blicke aus und zu Pellus' Erstaunen schlich sich ein triumphierender Ausdruck auf Lady Unfortias' Gesicht. Selbst Pellus, für den Frauen sonst ein Rätsel waren, begriff was der Auftritt zu bedeuten hatte und entspannte sich wieder. "Ich glaube, ich störe euch beiden Turteltauben nur" sagte Freias Mutter noch, drehte sich um und verschwand aus dem Zelt und Pellus glaubte fast noch ein "Weitermachen" zu hören.

Pellus sah Freia an, die ihn unschuldig und verführerisch anlächelte, kniff kurz die Augen zusammen, grinste dann wölfisch und spürte wie seine Erektion zurückkam. Er küßte seinen Weg zwischen ihren Schenkeln hoch über ihre Brüste, bis zu ihrem Mund und liebte sie noch stürmischer als die Male davor. Ihr Liebesspiel dauerte bis zum Morgengrauen an und eng aneinandergeschmiegt schliefen sie endlich ein.

*

Auf dem Weltenberg stand Herrata, die Gesegnete, die Gottesmutter des Islikpantheons. Sie hielt eine goldene Waage vor sich. Vor ihr standen die Zwillingsgöttinen Ami, der Morgenstern, die Maid der Morgenröte und Dieva der Abendstern, die Maid der Abendröte. Und wo Ami frisch und strahlend und jungfräulich war, da erschien Dieva reif und glühend und lasziv, denn die eine war die Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit und der Romanzen, die jeden Morgen die Tore der Morgendämmerung öffnete um den Lenker des Sonnenwagens zu grüßen, auf seinem Weg über das Firmament, ihre Schwester war die Göttin der Sexualität und der körperlichen Vergnügungen, die jeden Abend die Tore der Abenddämmerung öffnete, um den Sonnenwagen auf seinen Weg in die Unterwelt zu lassen.

Dieva legte eine blutrot glühende, pulsierende, zuckende Kugel in die Waagschale und Ami eine in hellem Blau schimmernde Kugel in die andere. Da neigte sich die Waage hin und her, doch bevor sie endgültig auf Amis Seite verharrte, blies Ligrid, die Versucherin, die Königin der Perversion, die Tabubrecherin, die sich in Dievas Schatten versteckt hatte, unbemerkt von den drei anderen Göttinnen, in Dievas Waagschale und so senkte sich die Waage letztendlich für diese.

Während Ami stumm zu ihren Inseln der Morgendämmerung im äußersten Osten zurückkehrte, eilte Dieva schamlos lachend zu einem Liebespaar, dessen verschwitzte Körper ineinander verschlungen waren und ihre Anwesenheit ließ sie ihr Liebesspiel fortsetzen, bis Dieva sah, daß ihre Schwester die Tore des Morgens geöffnet hatte.

*

Am Morgen konnte sich Pellus einen leicht frechen Unterton Lady Unfortias gegenüber nicht verkneifen. Die ließ sich davon aber gar nicht beeindrucken und erklärte ihm daß sie selber aus Liebe alles aufgegeben hätte. Pellus konterte, die Liebe müsse wirklich groß gewesen sein, wenn sie so ein Ergebnis hatte, schade nur, daß sie ihrer Tochter diesen Luxus nicht zugestehen wolle. Aber auch damit biß Pellus auf Granit. Aber Pellus war in viel zu guter Stimmung um noch weiter trüben Gedanken nachzuhängen und bereitete die Ankunft seiner Truppen vor.

Der Tag ging viel zu langsam vorbei. Pellus gingen viel zu viele Gedanken durch den Kopf, wo er doch eigentlich nur eins wollte. Normalerweise hätte er wegen der kleine Scharade von Freia und ihrer Mutter wütend sein sollen, aber dafür hatte es ihm viel zu gut gefallen und außerdem hatte der Plan der Frauen einiges für sich. Die Mitgift war erstaunlich, quasi eine Verdoppelung seines Heers, die Braut sehr attraktiv und hingebungsvoll, aus gutem Haus und so eine Heirat hätte auch andere Vorteile. So nüchternen Gedanken konnte Pellus aber nie lange nachhängen, denn sie schweiften ständig zu letzter Nacht ab. Was ihn aber bestärkte, daß alles richtig lief war, daß er, der Moralist, sich seine körperliche Begierde ohne schlechtes Gewissen eingestehen konnte. Hah! Wenn er früher an Eva dachte und ihm dabei unkeusche Gedanken kamen, konnte er ihr tagelang nicht ins Gesicht sehen und betete stundenlang zu Islik, daß er ihm helfe diese schwere Prüfung zu überstehen.  Und jetzt? Jetzt zwinkerte er Freia zu, schaute ihr lüstern hinterher und war er sich sehr sicher, daß dies nicht der Augeblick war dem Vierten Sieg Isliks nachzueifern, den über die Versuchungen der daradjanischen Königin. 

*

Bragas war inzwischen auch nicht untätig, hatte von lokalen Führern jemanden gezeigt bekommen, der ihm bei seinem Guardian-Ritual half und so band er einen Rabengeist als Geistführer an sich. Außerdem besuchte er Heer und erkundigte sich nach der Verbreitung seiner Neuauffrischunge des Springqueen-Kultes. Und tatsächlich auch in Heer gab es inzwischen Anhänger. Natürlich wurde er erkannt und er forderte die Leute auf mehr Gläubige anzuwerben. Zufrieden kehrte er ins Lager zurück.

*

Aber endlich war es Abend und Pellus tigerte erwartungsfroh in seinem Zelt auf und ab. Freia tat das Gleiche in ihrem Zelt. Pellus war es gar nicht in den Sinn gekommen, durchs Lager zu streifen wie ein liebeskranker Kater und hatte wie selbstverständlich erwartet, daß Freia zu ihm kommen würde, er war immer noch der Ranghöhere. Freia war recht verwirrt und in Furcht, daß mit ihrem Plan irgend etwas schief zu laufen drohe, entschloß sie sich zu Pellus zu gehen. Sie hatte sie eine Amphore Wein dabei, in die sie das Pülverchen gestreut hatte, das ihr ihre Mutter mit dem Hinweis gegeben hatte, daß das Pellus' Lenden und dem was aus ihnen kam gut tun würde. Dort angekommen mußten beide lachen und begannen sich die Kleider vom Leibe zu schälen. Pellus überließ Freia die Führung und ließ sich von ihr diese Nacht mit Wein und ihrem Körper verwöhnen.

*

Ligrid erfreute sich an Dievas Sieg, der noch einige Tage anhalten sollte, doch allmählich wurde ihr das Spiel langweilig und sie sann nach Abwechslung.


...

MSch:
Teil 3:


Der nächste Tag brachte schlechte Nachrichten. Zwar waren erste Truppenteile von Pellus Armee, darunter die stärksten Teile der Kavalerie, inzwischen eingetroffen, doch aus anderer Richtung war ein Emissär der Entführer von Freias Vater mit einem kleinen Trupp Ritter angekommen. Ein Ser Giswaine, ein schmieriger, ekliger Aurier, der frech verlangte zu dem schrecklichen Weib vorgelassen zu werden, das sich anmaßte Männer zu befehligen.

Er wurde zu Lady Unfortias gebracht, die mit Freia, Pellus und Bragas gerade Rat hielt. Pellus war die Ablenkung nur recht, denn er wurde wieder gedrängt Heer angzugreifen. Er wollte aber keinen Bruderkrieg.

Giswaine spuckte Lady Unfortias die Forderungen der Entführer entgegen und zwar, daß sie all ihre Befehlsgewalt niederlegen solle und dann zu ihrem Mann bringen lassen solle, damit sie wieder die gottgewollten Aufgaben erfülle. Dann würden sie und ihr Mann freigelassen werden. Dabei steigerte er sich immer weiter in Haßtiraden, daß es Pellus zu bunt wurde. Er stand auf und gemahnte den Aurier sich seiner Rolle als Gast zu besinnen. Da hatte er genau den Richtigen gefunden, denn der baute sich vor Pellus auf und begann weiter Gift und Galle zu spucken. Als er dann auch noch Freia Promiskuität vorwarf wurde es auch ihr zu viel, doch Pellus hielt sie mit einer beruhigenden Handbewegung zurück. Das schien Giswaine erst recht zu schmecken und er zog Pellus auf, daß er es mit dieser rolligen Katze, die um jedes Zelt strich, trieb. Pellus Miene versteinerte, er kniff seine Augen leicht zusammen. Bragas bemerkte, daß Pellus sich gerade anspannte und rettete die Situation, in dem er schnell sagte: "Oh, verzeiht, wie ich hörte, habt ihr Aurier es ja eher mit jungen Knaben!".

Giswaine schäumte vor Wut und warf Pellus vor seinen Saustall nicht im Griff zu haben und überhaupt, wer wäre er denn schon, daß er sich hier so aufplusterte. "Ich bin Pellus Myradim, der amtierende Ser Warwark, ein Watchtowerking und ich stehe seit dem Überfall gegen den Feind im Feld! Was habt ihr in der Zeit geleistet? Einen Freund entführt?" zischte Pellus den Aurier an, der abschätzig lächelte und antwortete. "Ein Watchtower King, wie unbedeutend! Ihr seid hier nicht mehr in eurem Hoheitsgebiet, Jüngchen, ihr habt mir nichts zu sagen."

In Pellus kochte es immer mehr, so viel Dummheit hatte er noch nie erlebt und er fragte sich, welcher Schwachkopf diesen Idioten zum Unterhändler gemacht hatte. Wütend erwiederte er: "Ich bin der Sohn des Sennschalls des Königs vor Erid Dania, auf dessen Grund und Boden ihr euch gerade befindet. Sagt ihr aurischer Schönwetterritter mir nicht wer hier das Sagen hat."

Doch Giswaine war, so ungehobelt und borniert er auch war, nicht so leicht zu beeindrucken. "Ah der König von Erid Dania! Und wo ist der ach so tolle Erid König denn jetzt und sein stolzer Seneschall? Geflohen sind die Feiglinge, geflohen wie Weiber."

Ansatzlos schlug Pellus mit der Faust zu, doch Giswaine war ein glitschiger Aal und so konnte er noch rechtzeitig einen Arm hochreißen und Pellus Faus traf ihn nur an der Schulter. Bevor die beiden handgreiflich werden konnten ging Lady Unfortias dazwischen und erklärt sich bereit die Bedingungen zu erfüllen. In einer Woche würden sie sie abholen können. Pellus rief sie an, dem nicht nachzukommen, aber sie antwortete ihm nur, daß das eben Liebe sei und sie nicht anders könne. Da durchfuhr ein Stich Pellus Herz. Er hatte seinen Vater wilder verteidigt als seine Geliebte und er schämte sich, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen. Innerlich verfluchte er aber seine Selbstbeherrschung.

Giswaine und seine Begleiter, alles aurische Ritter, galoppierten davon. Bragas deutete an, daß er seinen Geistgefährten hinterherschicken würde und Pellus nickte mit grimmiger Miene.

Der Tag verging und abends platzte Bragas in Pellus' Zelt. Aufgeregt erzählte er, daß er durch die Augen seines Rabengeistes gesehen hätte wie der Trupp Ritter um Giswaine auf eine kleine Kolonne tessidischer Händler gestoßen sei und diese brutal niedergemetzelt hätten, die Leute waren unbewaffnet und Giswaine schonte weder Frauen noch Kinder. Ein widerliches Verbrechen, selbst im Krieg. Doch eine der Frauen hätte einen Geist als Wächter und Führer dabei gehabt und durch den Geisterraben erklärte er Bragas, daß sie vier Tage Zeit hätten die Verbrecher zu ergreifen und am Ort des Verbrechens abzuliefern, dort würden Imperiale Ritter sie in Gewahrsam nehmen. Die getötete Frau war nämlich die Yvonne, die Schwester des Paschas Hartwait, einem Mitglied der Sultansfamilie. Wenn sie dem nicht nachkämen, würden die tessidischen Soldaten, die sich bislang der Zivilbevölkerung gegenüber immer sehr anständig benommen hatten, bitter Rache an allen Zivilisten nehmen, denen sie begegnen würden.

Pellus nahm diese Drohung sehr ernst und selbst ohne sie hätte er sich um Giswaine und seine Mordbuben gekümmert.

Diese waren nicht im direkten Weg zu der Burg geritten, auf der sie Freias Vater gefangen hielten, sondern hatten einen Bogen nach Süden gemacht und waren so auf die Karawane gestoßen. Bragas' Geistervogel hatte aber die Lage der Burg ausgekundschaftet. Sie war bewacht und zu beiden Seiten der Burg lagerten zusätzlich Söldnerheere. Pellus ließ seine Männer alles für den Morgen vorbereiten. Er würde mit 500 Mann schwerer Elitekavallerie morgens losreiten und ein mehrere tausend Mann schwere Armee würde langsam nachkommen. Pellus hoffte aber, daß er sie nicht brauchen würde. Er ließ sich alles für Beerdigungszeremonien herrichten und verbrachte dann die Nacht im Gebet für die Opfer und bat Islik um Kraft.

Am frühen Morgen ritten sie los und eilten ohne Umwege, wie Giswaine sie genommen hatte, zu dem Ort des Verbrechens. Dort wachte noch der Schutzgeist der Begum Yvonne über die Leichen.

Pellus setzte sein Zweites Gesicht auf, ging gemessenen Schrittes zu dem Geist und sprach ihn mit seiner Geisterstimme an. Er erklärte ihm, wer er sein und daß er vorhabe den Forderungen nachzukommen, denn diese Verbrechen hätte ihn und seine Gefährten eben so entsetze wie die Tessiden. Vorher aber würde er gerne die Totenriten für die Opfer abhalten und ihre Leichen nach Sitte der Islikgläubigen verbrennen und beten, daß die ihren Weg zum Richter der Unterwelt rechtzeitig finden mögen. Er kenne zwar nicht die genauen Riten des Kirche des Phönixhofes aber in denen der Kirche des Sonnenhofes sei er wohl bewandert und immerhin gehen beide auf die gleiche Wurzel zurück, Islik, dem König auf der Erde und im Himmel! Und Dauban Hess hätte den Glauben sowohl den Tessiden, als auch den Auriern und Daniern gebracht. Mit einem Nicken willigte der Geist ein.

Pellus ließ drei Scheiterhaufen herrichten, einen kleinen für die Begun und zwei große für ihre Begleiter. Die Leichen wurden gesäubert und rituell gereinigt, dann sprach Pellus Gebete und las die Totenriten aus seinem Gebetsbucht. Darauf hin wurden die Scheiterhaufen angezündet. Pellus kniete sich nieder und hielt innerlich Fürbitte für die Seelen der Toten bei Islik und beschwor Todesengel des Islik, die die Toten durch die Anders- und Unterwelt zu Osidred dem Richter der Toten führen würden und die für sie vor ihm Fürsprache halten würden.

Spirituell erschöpft aber stolz den Seelen geholfen zu haben erhob Pellus sich. Sie sammelten die Gebeine aus den kokelnden Resten der Scheiterhaufen ein und wickelten sie in feine Tücher und gaben die dem Geist zur Wache. Dann eilten er und seine Ritter zu der Festung, in der Freias Vater gefangen gehalten wurde. Pellus hoffte inständig, daß das auch so war und das nicht ein perfider Trick von Freias Vater war, seine unbotmäßige Frau zur Räson zu bringen.

Am Nachmittag erreichten sie die Nähe der Festung. Vorsichtig pirschten sie sich an. Die Wachen schienen nicht sonderlich konzentriert zu sein und auch die Söldner waren es nicht. Dafür waren das wirklich viele. Je ca. 3000 Mann Axtkämpfer und Pikeniere. Das Burgtor war aber auf, die Zugbrücke heruntergelassen und einige Ritter liefen im Inneren umher unter anderen auch Giswaine und seine Spießgesellen.

Da faßten sie einen kühnen Plan. Sie würden einen Sturmangriff mitten in die Festung hinein machen, diese dann schließen, die Anführer gefangen nehmen. Dann würden die Söldner schon aufgeben und die restliche Armee müßte erst gar nicht einschreiten und sie würden keinen Bruderkrieg führen müssen. Und mal sehen, vielleicht ließen sich die Söldner ja sogar anwerben?

Mit Hilfe von Bragas magischer Axt und einem von Pellus herbeigerufenen Erdelementar würden sie verhindern, daß die Zugbrücke sich hob und das Fallgitter herunter kam. Und genau so würden sie sie wieder hinter sich verschließen.

Gesagt getan und wie ein Sturmgewitter donnerten sie in die Burg. Zugbrücke und Fallgitter ächzten und stöhnten, aber sie hielten. Als alle durch waren lösten Bragas und Pellus die Sperren, das Fallgitter rasselte herunter, die Zugbrücke hob sich und Bragas verklemmte sie wieder.

Drinnen erspähte Freia, die jetzt an der Spitze ritt, den dreckigen Giswaine und mit einem ungestümen Lanzenangriff zertrümmerte sie ihm den rechten Arm. Zwei seiner Gefährten hieben auf sie ein aber sie ignorierte diese. Sie wendete kurz vor einer Mauer und stieg ab. Sie rannte auf Githwaine zu, der auf dem Boden versuchte vor ihr wegzukrabbeln. Zornig hieb sie mit einem Schwert auf ihn ein, doch seine Panzer war gut und so krabbelte er einfach weiter. Mittlerweile hatten die zwei Ritter sich Freia zugewandt und kamen in ihrem Rücken auf sie zu. Pellus aber, gerade vom Burgtor zurück, warf sich dazwischen und hielt ihr so den Rücken frei. Und während Freia fluchend und schimpfend den schmierigen Wurm Giswaine vor sich hertrieb, wie ein Schweinehirte die Säue mit einem Stecken, waren Pellus und Bragas in mörderischen Männerkampf mit geschulten und durchaus fähigen Gegnern verstrickt.

Pellus wurde von seinen Gegner mit Schlägen eingedeckt, aber sein Plattenpanzer hielt gut stand. Und so zahlte er es beiden Gegnern mit gleicher Münze heim. Sein mächtiger Zweihänder zischte und wirbelte durch die Luft und einer der Gegner wurde schnell schwächer. Doch auch Pellus ermüdete langsam. Und in einem unvorsichtigen Moment erwischte ihn ein Hieb am Bein, daß er fast gefallen wäre. Verstärkt hieb er auf den schwächeren Kämpfer ein, der dann auch tatsächlich sein Schwert streckte und aufgab. Er war nicht an dem mörderischen Überfall beteiligt und sah es nicht ein, für seine Spießgesellen zu sterben. Er humpelte zu einem Pfosten und setzte sich gegen ihn. Der zweite Gegner fiel von Pellus' wuchtigen Hieben gefällt bewußtlos zu Boden. Pellus schaute sich um und erblickte gerade noch, wie Bragas im Getümmel, schwer verletzt die Waffen streckte.  Pellus lief auf den Gegner von Bragas zu, doch der erspähte sein verwundetes Bein und griff es vermehrt an. Jetzt zollte der andauernde Kampf seinen Tribut und auch Pellus ging zu Boden.

Glücklicherweise hatte Freia endlich Giswaine auf dem Boden festgenagelt und konnte Pellus wieder mal zu Hilfe eilen. Der robbte sich zu dem anderen Gegner, Ser Larenta, der aufgegeben hatte und beide schauten mit an, wie eine junge Frau einen ach so stolzen aurischen Ritter nach allen Regeln der Kunst kampfunfähig machte. Pellus und Larenta tauschten sich gegenseitig aus, die Missetäter wurden zusammengetrieben und Pellus bot Larenta an, bei ihnen mitzumachen. Der lehnte aber ab. Er mußte sein runenverstärktes Schwert an Freia abgeben und damit war er entlassen. Er konnte gar nicht glauben, wie günstig er davon gekommen war, aber Pellus wollte kein Lösegeld auf diese Weise.

Freia durchforstete derweil die Burg und fand endlich ihren Vater in einer abgeschlossenen Bibliothek. "Kommen Du und mein Weib um endlich aufzuhören sich wie Männer zu benehmen und mich auszulösen?" fragte er sie, doch Freia stampfte nur auf und sagte "Ich bin gekommen um dich zu befreien und zu Mutter zu bringen. Sie war bereit für dich alles aufzugeben, aber ich sehe das nicht ein. Und jetzt haben wir es der feigen Bande gezeigt, die dich festgesetzt hat!"

Draußen war Pellus mit den Söldnern der Breitaxtkompanie und der Gebrochener Helm Kompanie übereingekommen, daß sie für ihn kämpfen würden. Das kostete zwar eine ganze Stange Geld, bot aber einen kräftigen Machtzuwachs. Sie entschlossen sich, die Festung hier zu halten, die günstig vorm Erid Wold gelegen war.

Nach einer wenig erholsamen Nacht verluden sie die Mörder auf einen Karren und ritten mit ein paar repräsentativen Rittern zum Ort der Übergabe. Pellus unterrichtete den Geist, Bragas verwendete seine Axt um ein paar Bäume zu vier Galgen zu formen und sie erwarteten die tessidischen Unterhändler.

Diese ließen nicht lange auf sich warten und zu Pellus Überraschung wurden sie vom Pascha selber angeführt. Pellus ging ihnen entgegen. Der Pascha redete Pellus in der Gemeinsprache der Mittleren Königreiche an, stellte sich vor und entschuldigte sich, daß er diese nur so schlecht beherrschte. Pellus erwiderte in tessidisch, daß der Pascha besser spräche als er tessidisch könne.

Nachdem das Eis gebrochen war entschuldigte Pellus sich für die Untat, sprach dem Pascha und den Familien der Opfer sein Beileid aus und entschuldigte sich auch, daß er nur die Sonnenhof-Totenrituale für die Seelen hatte sprechen können, doch es war Eile geboten und die sieben Tage zum Erreichen der Unterwelt hätten schon begonnen. Der Pascha war sich sicher, daß Pellus dadurch den Seelen der Opfer sehr geholfen hatte und bedankte sich vielmals.

Pellus überreichte ihm die Gebeine und dann präsentierte Pellus die Schweine und stellte dem Pascha frei mit ihnen zu machen was er wolle. Doch der Pascha und sein Wesir deuteten nur auf die Galgen und meinten, daß sie sich damit solche Mühe gemacht hätten, da wäre es doch schade wenn man sie dann nicht auch ihrer Bestimmung zuführen würde.

Die Gefangenen auf dem Wagen wurden bleich. Hängen bedeutete, daß ihre Seelen den Weg in die Unterwelt nicht finden würden und im Limbo vergehen würden. Die grausamste Strafe von allen.

Als die vier zu ihren Galgen geführt, auf Kisten gestellt und ihnen der Strick um den Hals gelegt wurde verhöhnten die Ritter sie, daß sie eine stolze Frau demütigen wollten und nun von ihrer Tochter zum Schafott geleitet wurden. Vor allem Giswaine verspotteten sie, der Frauen so haßte und von einer besiegt wurde und wie der Wurm, der er sein, der nur wehrlose Frauen töten könne, vor ihr durch den Dreck gekrochen sei.

Der Pascha hörte das und sah seinen Wesir fragend an. Der flüsterte ihm etwas ins Ohr, dann tuschelten beide kurz. Der Wesir schritt nach vorne, einem nach dem anderen trat er die Kiste unter den Füßen weg, bis er sich zuletzt Giswaine zuwandte. Er nahm ein goldenes Amulett vom Hals, auf dem Pellus ein Siegel der Bindung zu erkennen glaubte. Sprach ein paar Worte, von denen Pellus glaubte, daß es ein tessidischer Dialekt war, vielleicht eine uralte Form, die er aber nicht wirklich verstand, aber mit seinem zweiten Gesicht sah er, was der Wesir machte. Er trat die Kiste weg, riß dann die Seele aus dem Leib und mit Gesten und beschwörenden Worten, sperrte er die Seele von Giswaine in dem Amulett ein und er befahl ihm und dabei deutete er auf Freia, in Geisterstimme, auf ewig auf Freia aufzupassen. Pellus spürte die Macht, die in dem Ritual lag und war ehrlich beeindruckt. Er wollte das Gaurdian-Ritual selber gerne lernen, doch die Priester weigerten sich bislang ihn vollends darin zu unterrichten.

Der Wesir ging dann zu Freia und reichte ihr das Amulett. Sie nahm es in Empfang, sah Pellus fragend an, der nickte nur und sie hängte es sich um.

Dann verabschiedeten sich beide Parteien. Der Pascha wandte sich dann noch mal an Pellus. Er überreichte ihm einen kleinen aber schweren Beutel. "Ihr habt heute einen schweren Verlust gemacht. Für diese Männer hättet ihr viel Lösegeld bekommen. Seht das als Zeichen meiner Dankbarkeit an, ein kleiner Ausgleich!". Pellus öffnete einen Beutel und darin befanden sich die schönsten Edelsteine, die er je erblickt hatte. Dieser Beutel war unfaßbar viel Wert. Sprachlos verbeugte Pellus sich vor dem Pascha. Als Pellus seine Worte wiederfand bedauerten er und der Pascha es, daß sie unter diesen Umständen zusammengekommen waren, aber die Zeiten waren nun mal so wie sie waren und das nächste Mal wenn man aufeinander traf würde man nicht mehr so höflich sein können, aber beide Seiten hofften doch wenigstens immer noch so zivilisiert.

Damit ritten sie auseinander. Pellus und seine Leute kehrten in den Erid Wold zurück und Freias Eltern feierten ihre Wiedervereinigung.

Lady Unfortias nahm Freia beiseite und offenbarte ihr, daß sie gedenke ihr Wort zu halten und ihre Armee aufzugeben. Sie würde sie Freia übergeben, die damit ihre Anführerin würde.

In Freia arbeitete es noch, als sie mit Pellus die Nacht verbrachte ...

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