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[InPlay] Wo immer du bist Chummer! (Archiv - Read Only)

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Narsiph:
InPlay Information(en)
Jeder darf nun gerne mit seinem Charakter dort sein wo er nun gerne sein möchte, sofern es natürlich überhaupt möglich ist SR-realistisch gesehen. Beschreibt gerne euren Char allgemein einmal, als vorsorge.

Ansonsten beschreibt einfach das was euer Charakter eurer Meinung nach gerade tut, wo er sich aufhält etc. Mal sehen was die Welt so für euch bereithält.

Yvo:
Trink nie mit Orks!
Irgendwie hat Neon die gestrige Nacht, an die sie sich nur noch bruchstückhaft erinnert, scheinbar überlebt. Jetzt hatte sie den übelsten Kater ihres Lebens und versuchte, sich irgendwie am Geländer zu dem schäbigen Rattenloch, dass sich euphemistisch Appartment nannte, hochzuziehen.
Dabei war es echt ein netter Abend gewesen, gestern. Eine nette Wiedersehensfeier war das, soweit sie sich erinnern konnte. Die meisten hatte sie fast zwei Jahre nicht gesehen. Viele andere hatte sie erst an dem Abend kennengelernt. Die Redmond Rioters hatten also zuwachs bekommen. Banger hat sich also tatsächlich mit seiner eigenen Ork-Gang in den Barrens etabliert. Zwar klein, aber wachsend...
Nur mit dem Alk hatte Neon übertrieben. Nach zwei Jahren Abstinenz war sie deutlich aus dem Training und vertrug scheinbar nichts mehr. Es gibt halt kein Alk im Knast...

Die hatten sie dort ganz schön gehirngewaschen. Fast hätte sie diesen ganzen Rehabilitationsblödsinn geglaubt. "Jetzt fängt ein neues Leben an! Such dir einen legalen Job, verdiene gutes Geld, blablabla..."
Das hörte sich gut an. Nicht ständig auf der Flucht, Paranoia schieben, die Wohnung ständig wechseln und aufpassen, dass man nicht erschossen wird. Einfach seine Arbeit machen, in seine große Wohnung kommen, eine bequeme Couch, gutes Essen...
Sie stieg voll darauf ein, was die Knastpsychologen und Bewährungshelfer ihr schönes erzählten. Doch die Realität sah anders aus.

Von den 50 Bewerbungen kamen fast alle wieder zurück. Kein Schulabschluss, keine Arbeitserfahrung, Gefängnisaufenthalt... ...das war in der Tat kein erfolgsversprechender Lebenslauf. Schließlich bekam sie einen Job beim "Bratwurst King".
Der Knast war kein Zuckerschlecken, aber der Job war die Hölle und der Chef wahrscheinlich Satan höchstpersönlich. Ständig schwebte der schmächtige Deutsch-Amerikaner wie ein Schatten hinter ihr und nervte sie mit Kommentaren, wie "Du hast dem Kunden nicht auf das Sparmenü aufmerksam gemacht!", "Du musst mehr Lächeln!", "Du musst deine Tattoos verdecken", "Du darfst eine Bratwurst in der Pause essen, aber keine Bratwurst XL! Wenn das jeder machen würde..." und ihr persönlicher Favorit: "Setze deine Bratwurst-King-Mütze auf! Die Leute sollen sehen, dass du stolz bist, hier zu arbeiten..."


Einen Monat lang unterdrückte sie ihre Aggressionen, ständig die große Wohnung und das bequeme Leben vor Augen, welches ihr versprochen wurde. Schließlich kam der dürftige Gehaltscheck, von dem auch noch das Geld für die Uniform abgezogen wurde. Schließlich ging sie am nächsten morgen direkt in das Büro ihres Chefs...
"Ey, was soll der Dreck? Soll das ein Lohn sein, für den ganzen Scheiß, den ich hier mache?"
"Äääh, Hoa? Vielleicht verstehst du es noch nicht. Viele Leute wären froh, wenn sie hier arbeiten dürften. Vor allem du solltest froh sein, dass ich dich hier überhaupt arbeiten lasse. Warum solltest du mehr verdienen? Sieh dir doch einfach mal deinen Lebenslauf an. Du bist nichts und du kannst nichts..."

Mehr konnte ihr Ex-Chef nicht sagen, da in diesem Moment seine Nase brach. Die Arbeiter der Spätschicht stoppten verwundert kurz ihre Arbeit, als das Rumpeln, Poltern und Zerbrechen von Möbelstücken aus dem Büro zu hören war. Verblüfft und schockiert starrten sie Hoa an, als sie einige Augenblicke später aus dem Büro kam.
"Was? Ich hab halt gekündigt... ...kann ich eben mal an die Kasse?"

Mit dem Tagesumsatz holte sie sich eine gefakte SIN, ein paar Waffen und mietete sich dieses Drecksloch von Unterkunft an. Die alten Kontakte, bei denen sie sich jetzt als "arbeitssuchend" gemeldet hatte, verlangten keinen Lebenslauf...

Schließlich war sie oben angelangt. SoyKaf gemacht, Kippe an, auf die Couch, Trid an... ...vielleicht läuft ja irgendwo ´ne Wiederholung von ´nem Stadtkrieg-Match oder irgendwelche Cartoons. Und dann darauf warten, dass die Kopfschmerzen vorbei gehen...

Das Grauen:
Stix stand vor dem Fenster, von dem aus er einen guten Blick auf die Straße hatte und hielt eine Tasse grünen Tee in seiner Hand. Seine roten Haare fielen über seine Schultern bis fast zum Hintern – etwas, auf das er besonders stolz war. Denn es waren seine natürlichen Haare – ohne Extensions oder ähnlichen Schnickschnack, wie es schon seit Jahrzehnten Mode ist. Natürlichkeit spiegelte sich auch sonst in seinem Aussehen wieder. Die katzenartig wirkenden grünfarbenen Augen leuchteten in dem schlanken Gesicht – typisch für Elfen. An seinem Körper konnte man keine Modifikationen durch Cyberware oder ähnliches ausmachen. Zum einen, weil er aufgrund seiner Befähigung auf gar keine Fälle welche wollte, sondern auch, weil er Cyberware einfach nicht ästhetisch fand. Sich selbst mit Maschinenteilen auszustatten, widersprach ihm zutiefst. Da hatte er schon Personen gesehen, denen die Menschlichkeit fehlte – wie eine kalte Maschine hatten sie gewirkt. Das kam vor allem im Bereich des Shadowrunning vor, in dem er tätig war. Stix war es also gewohnt, mochte es aber nicht.
Die leichte ¾-Trainingshose, und das einfache T-Shirt, die Stix daheim gerne trug, waren nichts Besonderes. Ebenso wie die Schuhe und den Rest seiner Ausstattung. Stangenware eben.
Eine Besonderheit hatte sein Körper, der ihn von den anderen deutlich abhob. Die Arme und Beine, die aus der Kleidung ragten waren komplett tätowiert. Japanische Drachen zogen sich die Arme hinauf und verschwanden unter dem T-Shirt. Seine Beine waren von Kois geschmückt, die sich durch einen Fluss nach oben kämpften. Stix mochte die japanische Kunst und hatte seinen Körper deshalb damit verziert, auch wenn man die Tattoos normalerweise nicht sah, da er sie immer bedeckte, wenn er das Haus verließ.
Die Einrichtung seiner Wohnung war kalt und grau, nichts Besonderes – keine persönliche Note. Fast schon klinisch sauber. Die Putzfrau, die bei Stix reinigte wusste nichts von der Arbeit ihres „Chefs“. Zweimal in der Woche kam sie vorbei und reinigte die Wohnung. Alles im Mietpreis inbegriffen – eigentlich eine tolle Sache, auch wenn Stix wusste, das es vorkommen konnte, seinen Wohnsitz schnell zu verlassen – vor allem bei der Form seiner Arbeit. Als Runner war man immer mit einem Bein auf der Flucht.
Der Name, der vorne an der Klingel stand, war erfunden, genauso das ganze Leben des Paul Winterfield. Auch weil die Putzfrau glaubte, er arbeite als Manager bei irgendeinem ausländischen Biotech-Konzern, dessen Namen sie nicht aussprechen konnte, hielt Stix die Tarnung aufrecht.
Hier in Auburn genoss er die Stille, die er in Tacoma, wo sich sein Zweitwohnsitz befand, nicht hatte. Dort herrschte hektische Betriebsamkeit – bedingt durch die in der Nähe befindlichen Docks. Wann immer es ging, zog sich Stix hierher zurück – auch, weil das Essen besser war. Stix wartete vor dem Fenster und sah seinen Nachbarn beim verrichten normaler Tätigkeiten, wie Rasen mähen, zu, die er selbst nie kennengelernt hatte. Er hatte seine Jugend schnell hinter sich lassen müssen – das Leben in einer Gang ebenfalls. Seit er dort nicht mehr lebte, ging es ihm besser.
Sein Kommlink meldete ihm, dass die Übertragung des Eishockey-Spiels seiner Lieblingsmannschaft gleich begann. Im Wohnzimmer aktivierte sich der Projektor und warf ihm das Spiel an die Wand. Auch wenn viele auf die AR schworen, Stix sah sich die Spiele seiner Chicago Blackhawks immer noch zweidimensional an. Er mochte die AR-Unterhaltung nicht und wusste nicht, ob er sich jemals mit ihr anfreunden konnte.

Imion:
Scheinbar endloser Wald...
Dichte Hemlocktannen zu Füssen der Flanke des Berges, wohin das Auge auch blickt.
Wie ein smaragdgrünes Meer unter blauem Himmel.
Sie wandte ihren Blick wieder dem Weg zu der sich unbeirrt und mit stetiger Steigung an der Seite des wie eine Insel emporragenden Berges hinaufzog.


Verdammt!

Ich war auch schon mal besser in Form.


Sie spürte ihren Schweiss warm den Rücken hinabfliessen.
Ihr Atem ging stossweise als sie ihrem unbekannten Ziel entgegenstrebt.
In konstantem Rhythmus trafen ihre Füsse auf den leicht rötlich schimmernden Weg.

Wieder und wieder, ein ums andere Mal.

Die fast schon meditative Kadenz ihrer Schritte liess ihre Gedanken wandern.


Ich sollte Ma und Pa mal wieder anrufen. Habe mich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr bei ihnen gemeldet. Sonst nehmen sie vielleicht an, mir sei etwas zugestossen.

Was wohl Jamie gerade macht?
Ihre Tochter, Luanne, ist jetzt auch schon 2 Jahre alt.

Ich sollte wirklich mal wieder nach South Carolina fliegen.


Sie wischte sich den Schweiss aus den Augen.


War seit '68 nicht mehr in der alten Heimat. Mann, das waren vielleicht Zeiten. Als ich mit Monty auf dem Technical College war und dann nach dem Crash mit ihm nach Seattle bin um bei seinem Onkel im Personenschutz anzufangen.


Ein nachdenkliches Lächeln erschien auf ihren Lippen.


Er stürzte ab...

Ich hab's geschafft und mich selbständig gemacht.


Und verschwand wieder.


Noch zwei Meilen, dann ist Schluss.


Einige Schritte nach diesem Entschluss erschien der Kopf einer 25- bis 30-jährigen Frau mit ungefähr schulterlangem brünettem Haar und hell blau-grauen Augen über dem Schriftzug 'Anruf - Adrienne Pettersen - Audio Only' am linken Rand ihres Blickfeldes.

Ohne ihren Lauf zu unterbrechen nahm sie an.

"Hey Addie!"

"Hi Layne. Stör' ich gerade?"

"Nein, ich jogg mich nur mal kurz ins Koma."

"Prima, mach weiter so! Ich bin stolz auf dich!"

"Sehr witzig."

"Ich wollte nur fragen ob du Lust hättest heute was essen zu gehen?
Wie hört sich das Top Side an?"

"Cool, wann kommst du heute raus?"

"Ich bin noch bis ca. 18 Uhr beschäftigt, dann mach ich mich kurz frisch und wir können. Sagen wir um 8?"

Auf einen kurzen mentalen Impuls hin blendete sich eine Box mit der Uhrzeit vor Layne's Augen ein. 16:42.

"Geht klar, ich hab noch ein paar Besorgungen zu machen aber das sollte ich schaffen. Soll ich dich abholen?"

"OK, um halb 8 bei mir."

"Bis dann."

"Bis dann."

Nachdem sie der Anruf beendet hatte lief Layne noch zwei Minute aus und kappte dann die Verbindung zum Computer des Laufbandes. Der meilenweitweite klare Blick auf das smaragdene Waldmeer überlagerte sich langsam mit dem Inneren eines Fitnesscenters in Everett, in dem noch drei Dutzend baugleiche Geräte standen von denen gut die Hälfte von schwitzenden Menschen und Elfen in Beschlag genommen waren, und verblasste schliesslich zur Gänze.

Die zierliche Frau, die gerade noch durch die unberührte Natur eines pazifischen Nordwestens von vor dreihundert Jahren gelaufen war, hängte sich ihr Handtuch um den Hals, nahm einen Schluck aus einer Flasche während sie einzelne Strähnen ihres platinblonden Haares das ihr in einem Zopf bis unter die Schulterblätter reichte hinter ihre spitzen Ohren schob.

Als sie auf dem Weg zu den Duschen an einem die ganze Wand einnehmenden Spiegel vorüber ging fielen ihre grünen Augen auf den braunen Ansatz ihres Haares.


Müsste ich auch mal wieder nachfärben.

Also, Haarfarbe, Katzenfutter, n' bisschen was an Soyfood für morgen...


Auf ihrem linken Schulterblatt sah man kurz bevor sie zur Gänze in einem Durchgang verschwand, halb vom Träger ihres schwarzen Tank-tops verdeckt, das Tattoo einer Rose.

Grimtooth's Little Sister:



"Du solltest dir wirklich mal die Haare richtig machen lassen. Wie das wieder aussieht. Hast du die selbst geschnitten? So bekommst du nie einen Mann ab. Erinnerst du dich, als du noch hier gearbeitet hast, der nette Juniordoktorant aus der Cybernetikabteilung? Der hat dir immer schöne Augen gemacht, und ausserdem... Sylv, hörst du mir überhaupt zu?"

"Mhhh... was?" Sylva Lawako nimmt den Löffel aus dem Mund und stellt die Reste des Puddings auf den Labortisch. "Sorry, ich hatte diesen Artikel über molekulare Verschmelzung noch nicht gelesen." Nur widerwillig versucht sie, sich auf die Worte ihrer Freundin zu konzentrieren.

"Ich habe nur grade deine Haare bemängelt." Angie baut sich vor der Halbjapenerin auf und versucht, möglichts tadelnd zu gucken, aber das geht an Sylva, die so gut wie nie Körpersprache versteht, natürlich komplett vorbei. "Du hast sie selbst geschnitten, oder?"

"Klar. Ist billiger, und wen interessierts schon wie ich aussehe." Sylva greift nach dem Fruchtteller mit den Banapeln - so ein missglückter Kreuzungsversuch zwischen Apfel und Banane, der definitiv nicht ihre Idee gewesen war - und greift nach dem nächsten Wissenschaftsbulletin auf dem Tisch.

"Wen es interessiert wie du aussiehst? Du meine Güte! Ich dachte, du wolltest dich wieder nach einem dir angemessenen regulären Job umsehen. Da muss man doch wenigstens am Anfang auf sein Aussehen achten." Angie, eine etwas dickliche Blondine, plumpst auf den Stuhl neben Lawako und greift nach einer Schere. "Lass mich das wenigstens hinten und vorne etwas grade schneiden."

Ergeben zuckt ihr Opfer mit den Schultern. "Tu dir keinen Zwang an, aber sobald ich mein Geld habe, bin ich weg." Geld ist schließlich der einzige Grund, warum sie sich das Dauergelaber ihrer Freundin heute antut. Sylva mag Angie ja wirklich gerne, aber hin und wieder ist die Labortechnikerin einfach unerträglich redselig. Meistens, wenn es wieder mit einem Mann nicht geklappt hat.

Wärend sie noch kaut und Angie schneidet, kommt ein langer dürrer Buchhalter ins Labor, der sich offensichtlich hier nicht wohlfühlt. Die Halbjapanerin schreibt das der Laboratmosphäre zu und nicht ihrer Person. Dass hier immer noch Schauergeschichten über sie im Umlauf sind, weiß sie nicht und würde sie auch nicht interessieren. "Ihr, äh, Gehalt, Doktor, ist wie erwünscht auf das Konto ihrer Tante überwiesen worden. Darf ich fragen, warum dies auf diese Weise..."

"Nein. Warum sollte ich jedem dahergelaufenen Bürokraten was über meine Familie erzählen?" Ein kurzer Blick auf  die Uhr, und Lawako erhebt sich, Angie, die noch nicht ganz mit ihrem Versuch, den Haarschnitt zu verbessern, fertig ist, völlig vergessend. "Das nächste Mal pünktlich, ich hab ja schließlich auch Verpflichtungen." Dem entschwindenden Buchhalter nachblickend fragt sie sich wieder einmal, warum sie es nicht schafft, ihrer Familie einfach zu sagen, dass sie nicht mehr hier arbeitet und deshalb nicht unbedingt regelmässig zum Unterhalt des etwas überteuerten Familiensitzes beitragen kann. Oder will. Oder es einfach nicht mehr tun wird. Aber das Familienkonto hat ja auch seine Vorteile. Vor allem, wenn man es durchaus auch selbst nutzen kann.

Erst jetzt merkt sie, dass Angie ihr eine blaue Schleife ins Haar steckt und sie abschätzend betrachtet. "Ich muss los, Angie, ich habe einen Termin."

"Schon gut, aber du musst diese Woche unbedingt mit mir essen gehen. Da ist dieses neue Elfenrestaurant über das ich so viel gelesen habe. Du hast sicher schon davon gehört..." Unter weiteren Erklärungen begleitet Angie ihre Freundin zur Hintertür. Inoffizielle Mitarbeiter sieht man hier nicht gern zur Vordertür rein und raus gehen. Als die Tür hinter ihr zufällt, atmet Lawako erleichtert aus und geht zielstrebig zum Ausgang des Hofs, der natürlich gesichert und bewacht ist. Sie wird allerdings auf dem Weg raus nicht kontrolliert, ihr Dodge Scoot wird ihr wieder ausgehändigt und  sie schiebt das praktische Fahrgerät den Rest der Zuliefereinfaht runter. Die lästige blaue Schleife zieht sie sich dabei achtlos aus dem Haar und wirft sie weg.

"Hey Sanny."

Ein paar Meter hinter den Abfallcontainern der Konzernkantine für das Wachpersonal hat er auf sie gewartet. Wie immer. "Hey, Anthrax. Wie sieht's aus?"

"Sie waren sehr zufrieden mit deiner Arbeit und haben dir eigentlich zu wenig bezahlt. Du solltest sie wirklich drauf aufmerksam machen, dass du über den Wert deiner Forschung bescheid weißt." Der hochgewachsene junge Mann mit den Sommersprossen fuchtelt aufgeregt in der Luft rum. "Du bist eine der wenigen, die sie nicht abmurksen werden, nur weil du was sagst."

"Beruhige dich." Sanny sucht mit ihrem Cyberarm - ein Ersatz für einen linken Arm, den Mutter Natur bei ihrer "Herstellung" einfach vergessen hatte - in den Taschen ihrer zu weiten Hose nach einem Feuerzeug, als Anthrax wie üblich keines findet und an der kalten Kippe saugt. "Ich bekomme weit mehr, als jeder denkt. Und ich habe überhaupt kein Interesse dran, mich unbeliebt zu machen. Danke für die Info. Jetzt hau ab bevor dich jemand vermisst. "

Anthrax winkt ihr zu und verschwindet mit der ID eines Küchenburschen wieder in der Kantinenküche. Erst jetzt merkt Sanny dass er ihr Feuerzeug mitgenommen hat. Mal wieder. Mit einem Seufzen schwingt sich die Kleine zierliche Frau auf den Scoot und gibt vorsichtig Gas. Die beste Fahrerin ist sie sicher nicht, und sie hat den Scoot auch noch nicht lange. Früher wurde sie vom Konzern abgeholt und nach hause gebracht. Aber mit dem Bus fahren ist so gar nicht ihr Ding. Viel zu viele nervende Fremde die einen anrempeln und anbetteln. Ausserdem ist es nicht grade von Vorteil, einen Johnson oder Informanten mit dem Bus oder Taxi zu besuchen. Sie würde das Fahren schon noch richtig lernen.

Angie würde vor Schreck umfallen, sollte sie erfahren, dass aus der braven Sanny, die Angies Meinung nach so völlig unschuldig am Tod zweier Wissenschaftler gewesen war, ein Runner geworden war. Noch Anfänger, ja, sicher, aber sie hatte sich wenigstens schon etwas etabliert. Hoffentlich ergab sich bald wieder was aus ihren - zugegeben noch mickrigen - Kontakten. Die grade erfolgte Bezahlung war die letzte Geldquelle, die sie noch zu kassieren gehabt hatte. Miete und andere lästige Dauerkosten sind zwar für eine Weile bezahlt, aber wenn sie hin und wieder im eigenen Interesse forschen will, braucht sie auch Geld.

Als Sanny an ihrem Wohnblock ankommt und hinauf in den dritten Stock fährt, entschließt sie sich, heute den ganzen Tag einfach nur Trivid zu schauen. Seit zwei Tagen hat sie keine kompletten Nachrichten mehr mitbekommen, und das will sie nun alles nachholen. Man weiß schließlich nie, was man wissen muss, wenn man einen Run macht. Zu mindest einmal hat sich das schon sehr bezahlt gemacht.

Dass sie dann wegen akuten Schlafmangels nach ein paar Minuten wegpennt, ist einfach nur Pech...



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