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[WFRSP2] - Enemy within - Kampagne ABGESCHLOSSEN
Drantos:
Rattenfraß im Märchenschloss...
Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.
28. Rattenfraß am Fundament
Keuchend standen wir vor dem Tempel und bereiteten uns darauf vor, nach Bestehen sämtlicher widerlichen Prüfungen den wohlverdienten Lohn einzuheimsen. Bernard versuchte, das Abklingen der Effekte des narkotischen Gases aus den Statuen zu beschleunigen, indem er einige der in den Höhlen gepflückten Entgiftungspilze verschlang. Die Benommenheit wich auch sofort einer schlimmen Übelkeit, und nach einer halben Stunde, in der unser Möchtegernarzt beinahe seine Eingeweide ausgekotzt hätte, konnten wir endlich den Altarraum genauer untersuchen.
Die silbernen Statuen waren leider zu schwer und sperrig, um sie mitzunehmen. Hinter dem Altar sahen wir allerdings einen Spalt, der scheinbar in einen verborgenen Kellerraum führte! Doch wie sehr wir uns auch mühten, der schwere Altarblock ließ sich nicht zur Seite schieben, und auch einen Mechanismus, der dies getan hätte, war zunächst nicht aufzufinden. Retter in dieser festgefahrenen Situation war wieder einmal Answald. Er studierte die ekligen und blasphemischen Gravuren an der Altarseite. Mit einem dreckigen Lachen begann er schließlich, an einem der drei Penisse des dort angebrachten Sigmar-Reliefs herumzuspielen. Doch kaum öffnete er den Mund, um diese Handlung mit einem schlüpfrigen Kommentar zu versehen, machte es laut hörbar “Klack!”, und der schwere Altarstein rumpelte zur Seite. Darunter verbarg sich ein Treppenabgang. Magnus sorgte für eine Beleuchtungsquelle, und gemeinsam schlichen wir in die unterirdische Kammer hinab.
In einer Ecke stand ein Tisch mit Bleihandschuhen. Doch unser Blick wurde von einem frisch in die Wand gegrabenen Tunnel angezogen, vor dem ein leerer Bleibehälter lag, der dem Transportgefäß auf unserem Schiff stark ähnelte. Rasch krochen wir in den Tunnel hinein, und als Answald seinen Kopf auf der anderen Seite wieder herausstreckte, wurden unsere Befürchtungen wahr: Gerade noch konnte Answald zurückweichen, als eine rostige Klinge dicht vor seinem Gesicht durch die Luft zischte. Quiekend hüpften drei Skaven auf der anderen Seite des Ganges herum. Die Rattenmenschen waren schneller als wir und hatten uns unseren Preis direkt vor der Nase weggeschnappt! Erzürnt warf Magnus eine Flammenwand in den Tunnel, der die Skaven quiekend flüchten ließ. Doch unsere Verfolgung sollte nicht lange dauern. Ein dumpfes Grollen ließ den Boden unter unseren Füßen erzittern, und eine schwarze Rauchwolke kam aus den Tiefen der Höhlen emporgestiegen. Die Skaven hatten den Tunnel gesprengt!
Doch dem Knall sollten noch weitere folgen, und eine Erschütterung war heftiger als die andere. Voller Panik traten wir den Rückzug an und flüchteten in Richtung der unterirdischen Hafenkammer und dem dort festgebundenen Boot. Während Richard und Magnus vorausstürmten, um das Boot klarzumachen, liefen Bernard, Answald und ich noch in den Kerkerräumen vorbei, um den Steuereintreiber als Zeugen für die Machenschaften in der Burg Wittgenstein zu retten. Mit knapper Not erreichten schließlich alle die Höhle am Fuße der Burg, obwohl Answald und Magnus von herunterstürzenden Trümmern verletzt wurden. Kaum hatten wir das Boot aus der Höhle hinaus gerudert, da stürzte mit einem ohrenbetäubenden Poltern der gesamte Berg ein. Mit heruntergeklappten Kiefern starrten wir ungläubig die Klippe hinauf, und wurden Zeuge, wie die mächtige Burg Wittgenstein wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel und schließlich nur noch ein Haufen Staub und Trümmer war. Allerdings klappten unsere Kiefer noch weiter hinab, als aus den Staubwolken eine rothaarige, weibliche Gestalt emporschwebte und mit rudernden Händen und Füßen ins Landesinnere flog.
Die Skaven hatten soeben Burg Wittgenstein gesprengt.
Etelka Herzen konnte den Trümmern mit einem faulen Flugzauber entkommen.
Und wir waren Zeugen dieser geschichtsträchtigen Ereignisse, doch niemand würde uns Glauben schenken.
Rasch paddelten wir nach Wittgendorf. Während die süchtigen Penner unter schlimmen Entzugserscheinungen leidend vor sich hinvegetierten, rannten die erschrockenen Dorfbewohner panisch herum wie die Hühner, wenn der Habicht über ihnen kreist. Der Quacksalber Russeau bereitete gerade seinen Karren für eine hurtige Abreise vor. Nach ein paar kräftigen Schlägen auf sein dummschwätzendes Maul entledigten wir ihn und sein Haus von allen wertvollen Gegenständen und untersuchten noch rasch die geheime Kellerkammer (hier fand sich lediglich ein Gang zum Friedhof und ein Zombie, der schließlich von Answald verbrannt wurde). Anschließend wurde Russeau aufgrund seiner Verbrechen noch einmal anständig zusammengeschlagen, auf dem Dach seines Hauses festgebunden und letzteres schließlich in Brand gesetzt. Während die Flammen dieses improvisierten Scheiterhaufens schon an den Fußsohlen des Scharlatans leckten, wimmerte er noch irgendeinen Blödsinn von Verschwörungen, deren Rädelsführer der oberste Feuermagier, Patriarch Gorman, sei. Schallend lachten wir Russeau ob dieser Absurditäten aus und beobachteten genüsslich, wie er schreiend wie ein kleines Mädchen verbrannte.
Nach einiger Zeit gelang es uns, unsere betrunkene Schiffsbesatzung ans Ufer zu locken. Sogleich ging die Reise weiter in Richtung Altdorf. Nach zwei Tagen Fahrt über den Reik, bei der wir die abenteuerlichsten Versionen über die Ereignisse auf Burg Wittgenstein von anderen Schiffen erfuhren, kamen wir – wieder einmal – nach Kemperbad. Am Ufer standen zwei Männer, die die Ankunft unseres Schiffes aufmerksam beobachteten. Kaum hatten wir angelegt, stellten sie sich als der mächtige Händler Mathias Blücher und sein Verwalter Max Wagner vor. Das Handelshaus Blücher war selbst uns Landratten als das größte im Bereich Nuln und Kemperbad bekannt. Umso verwunderter waren wir, als er uns eine Fracht nach Marienburg anbot. Wir sollten wertvolles Porzellan, ein Geschenk für die Elfen, dorthin transportieren. Trotz einiger Vorbehalte war die Bezahlung für diesen Auftrag angemessen, und wir willigten ein. Kost und Logis in der Taverne Schwanenhals gingen ebenfalls auf Kosten Blüchers. Bevor wir uns für die Nacht zurückzogen, verramschten wir zuerst einige der Wertsachen, die sich im Laufe der Reise angesammelt hatten. Mein Besuch bei der hiesigen Diebesgilde brachte nichts weltbewegendes über Blücher hervor; Mathias ist mit Caroline Oldenhaller verheiratet, unserem alten Auftraggeber aus Nuln, allerdings ist dies nur eine Zweckehe. Der Handel mit Zwergenwaffen könnte zu Konflikten mit Elfen führen. Man solle Blücher grundsätzlich nicht in die Quere kommen, doch die Geschäfte, die man mit ihm aushandelt, sind immer fair für beide Seiten. Als Shootingstar seiner Handelsfamilie ist Mathias dicke mit Oldenhaller, und seinen ersten Hochzeitstag, zu dem auch der imperiale Bevollmächtigte geladen ist, feiert er dieser Tage. Alles in allem also keine wertvollen Informationen.
Im Schwanenhals, einer Taverne gehobenen Niveaus in der Nähe der Docks, ließen wir im Rahmen der beschränkten Möglichkeiten die Puppen tanzen und nutzten das Freibier auf Blüchers Kosten aus. Da Answald keine willigen Damen vorfand, begab er sich grummelnd und früh zu Bett. Die Betrunkenen in der Taverne versorgten uns mit dem interessantesten Klatsch, was den Fall der Burg Wittgenstein betraf; von der Zerstörung durch eine Dämonenschar über die Sabotage von abtrünnigen Zwergenbergleuten bis hin zu einer simplen Unterspülung der Flussufers reichten die Gerüchte. Zu denken gab uns lediglich die Geschichte des Flussschiffers Franz Bismark aus Marienburg, der heute verzweifelt eine Ladung gesucht, aber keine bekommen hatte. Wieso hat sich Blücher nicht an ihn gewandt?
Nach einer ereignislosen Nacht begann der folgende Morgen mit einer Überraschung: Der Polier der Lademannschaften Blüchers brachte uns einen Brief vom Chef persönlich, in dem wir zur Hochzeitsfeier eingeladen wurden. Da jedoch die entsprechende Abendgarderobe Voraussetzung war, mussten wir leider absagen. Im Laufe des Tages wurden die Kisten mit dem Porzellan angeliefert und eingeladen. Der einwandfreie Zustand jedes Teiles wurde streng kontrolliert. Während Answald die Beladung überwachte, brachten Bernard und ich den geistig gebrochenen Steuereintreiber zum Shallya-Tempel, da er als Zeuge vor Gorman nicht mehr zu gebrauchen war. Auf dem Rückweg schauten wir noch am Anwesen Blüchers vorbei und beobachteten die Hochzeitsgesellschaft auf dem parkähnlichen Grundstück. Als wir wieder in Richtung Hafen schlenderten, sahen wir bereits einen hellen Feuerschein im Hafenbecken. Das schlimmste befürchtend, beschleunigten wir unsere Schritte. Und tatsächlich, das Deck unseres Schiffes stand lichterloh in Flammen!
Die offizielle Version sollte später sein, dass ein unachtsamer Arbeiter Blüchers beim Beladen eine Laterne umgestoßen und den Brand so ausgelöst hatte. Richard jedoch erklärte uns später, als das Schiff gelöscht war, im Vertrauen, dass er kurz vor dem Brand eine dunkle Gestalt über die Reling springen sah. Schon bald kam Mathias Blücher, fortgeholt von seiner Feier, zum Hafen. Er nahm die Angelegenheit verhältnismäßig locker und versprach, den Fall am nächsten Tag in seinem Büro zu klären. Aus Mitleid versprach er uns eine weitere Nacht Freibier im Schwanenhals. Answald indes schien die Situation nicht so gut zu verkraften; mit irrem Blick wetterte er plötzlich drauflos, dass wir die Bevölkerung mobilisieren müssten, um Barrikaden zu errichten und der Schreckensherrschaft des Tyrannen Blücher mit Feuer und Schwert ein Ende zu bereiten. Da wir derartige Verwirrtheiten von unserem Waldmenschen aber mittlerweile gewohnt sind, schenkten wir seinen wirren Ausführungen keine weitere Beachtung.
Am nächsten Morgen suchten wir Blüchers Büro auf, um die Sache mit dem Brandschaden zu klären. Zwar zierte sich Blücher anfangs ein wenig, aber die Vertragslage der unterzeichneten Papiere war eindeutig: Der Schaden an der Ware ging zu Lasten Blüchers, und auch die Brandschäden an unserem Schiff hatte er zu tragen. Schließlich bot er uns einen Auftrag an, um die Zeit, die die Reparatur unseres Schiffes in Anspruch nehmen würde, zu überbrücken. Wir sollten eine Kiste nach Middenheim bringen; für dreihundert Goldkronen würden wir die Truhe mit persönlichen Gegenständen des Herrn Scharlach in der Hoffenstraße abgeben und anschließend nach Kemperbad zurückkehren, um unser repariertes Schiff wieder in Empfang zu nehmen. Einhundert Kronen bekamen wir als Anzahlung, der Rest sollte uns bei unserer Rückkehr ausgezahlt werden. Da uns unter Umständen ohnehin weitere Geschäfte nach Middenheim führten – der Slaneeshkult um Gotthard von Wittgenstein wollte schließlich auch noch ausgelöscht werden – sagten wir zu.
Wir besorgten uns eine Passage nach Altdorf an Bord des Flussschiffes Blauer Lachs unter Kapitän Alex Eisen. Kurz bevor wir ablegten, stiegen noch drei Sigmarpriester zu, die ebenfalls gen Altdorf zu reisen gedachten. Der älteste von ihnen, Vater Markus, war einigen in der Gruppe als einer der zehn hochrangigsten Sigmarpriester des Imperiums bekannt. Sie kamen von der Abtei Dunkelberg und befanden sich auf Studienreise. Als wir mit einem der jüngeren Priester, Bruder Martin Wolf, über dieses und jenes sprachen, stellte sich heraus, dass sie viel über die Burg Wittgenstein und die dortigen Vorgänge wussten. Wir hielten uns von nun an etwas bedeckter mit unseren Geschichten, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, und ertrugen auch tapfer Vater Markus' Gebete, auf die er vor jedem Essen bestand.
Am letzten Tag unserer gemeinsamen Reise bat Vater Markus Bernard schließlich um einen Gefallen. Als junger Akolyt hatte er während seines Dienstes in einem kleinen Schrein etwa fünfzig Meilen vor Middenheim, dem “Platz des schimmernden Felsens”, einen kleinen Stein desselben gestohlen. Da der Schrein ein wichtiger Ort für den Sigmar- und den in Middenheim dominanten Ulricorden ist und Gerüchten zufolge Sigmarpriester in den dortigen Breitengeraden geradezu Verfolgte seien, bat er Bernard, den Stein an seiner statt zurückzubringen. Bernard nahm den kleinen, unschuldig aussehenden schwarzen Steinbrocken mit den scharfen Kanten an sich und versprach, ihn zurückzubringen.
Ich bin gespannt, was für einen Ärger uns diese gute Tat nun wieder einbringen wird...
Dies war nun das Ende von "Death on the Reik", weiter gehts im nächsten Bericht mit "Power behind the Throne"
Drantos:
Nachdem sie der Versenkung von Burg Wittgenstein nur knapp entronnen waren, führt der weitere Weg unsere "Helden" nach Altdorf und noch weiter nach Norden...
Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.
29. Die Schummlyapriesterin
Nach einer ereignislosen Reise den Reik hinab (und gefühlten zehntausend Tischgebeten mit Vater Markus) kamen wir schließlich in Altdorf an. Ohne viel Zeit zu verlieren, schnappten wir uns Patriarch Gormans Bleikiste und machten uns auf den Weg, sie zurückzubringen. Wie schon beim letzten Male, als ein Besuch seiner Alma Mater anstand, verhielt sich Magnus sehr merkwürdig. Teilnahmslos trottete er hinter uns her, und je näher wir der Akademie kamen, desto schleppender wurden seine Schritte. Doch diesmal schien eine einfache Erklärung hinter seinem Verhalten zu stecken: Plötzlich fiel Magnus auf die Knie und erbrach sein gesamtes Frühstück auf das Straßenpflaster, die Schuhe von schimpfenden Passanten und einen nicht unerheblichen Teil auch auf seine teure Robe. Nach der langen Flussreise und dem stetigen Schaukeln des Bootes hatte ihn nun, da er festen Boden unter den Füßen hatte, die Landkrankheit darnieder gerafft. In diesem Zustand konnte sich Magnus selbstverständlich nicht auf der Akademie präsentieren, und so lieferten wir ihn in der nächsten Spelunke ab und setzten den Weg ohne unsere wandelnde Eintrittskarte zur Akademie der Feuermagier fort.
Doch sollte uns der Einlass auch so gewährt werden. Ein Akolyt mit angesengtem Haupthaar geleitete uns zum Arbeitszimmer Gormans, in dessen Kamin – trotz der sommerlichen Hitze – ein loderndes Feuer brannte. Die spinnen, die Magier! Nach einiger Zeit betrat der Patriarch das Zimmer, und wir erzählten ihm von unserem mehr oder weniger verpatzten Auftrag. Gorman jedoch winkte ab, die Geschehnisse um Schloss Wittgenstein und dessen Zerstörung entlockte ihm lediglich den wenig von Herzen kommenden Kommentar “Interessant!”. Viel mehr Kopfzerbrechen bereitete ihm die Situation in Middenheim. Die Verfolgung von Sigmarpriestern war ja schon bekannt (obwohl sie laut Aussage der obersten Ulricpriester von offizieller Seite angeblich nicht stattfindet), und auch andere Beschützer der Stadt, hauptsächlich Magier und Zwerge, wurden unter anderem durch hohe Strafsteuern auffällig geknechtet. Fast schien es den Anschein zu haben, dass irgendeine Macht die Verteidigungsfähigkeiten Middenheims schwächen wollte. Da es ohnehin in unseren Reiseplan passte, entließ uns Gorman mit den folgenden Aufträgen:
- Findet Etelka Herzen und tötet sie (sie sollte ja nach Beschaffung des Kometen dorthin reisen).
- Findet Gotthard von Wittgenstein und vernichtet ihn und seinen Slaneesh-Orden.
- Findet heraus, warum die Beschützer der Stadt aus Middenheim vergrault werden sollen.
Gorman empfahl uns, in Middenheim Kontakt mit Janna Ebenhauer aufzunehmen, einer hochrangigen Feuermagierin. Den launischen obersten Magier seines Ordens vor Ort, Albrecht Hellseher, sollten wir aufgrund seiner wechselnden Stimmungen bei dieser Angelegenheit außen vorlassen. [Sollte an Russeaus Verschwörungstheorien etwa doch etwas dran gewesen sein? Nein, unmöglich! Oder...?]. Zudem riet er uns, Barrakul zu behalten und im Dienste des Imperiums auch fleißig einzusetzen; wir sollten es jedoch vermeiden, allzu offensichtlich damit vor den Nasen der Sigmarpriester herumzufuchteln. Zudem schickte Gorman nach einem Diener, der uns eine Kiste mit fünfzehn Heiltränken überreichte. Dies sollte ein Dank für unsere (leider fruchtlosen) Bemühungen rund um Burg Wittgenstein sein.
Wieso haben wir das Gefühl, dass wir die Tränke auch dringend brauchen werden?
Nachdem uns Gorman entlassen hatte, bereiteten wir unsere Reise über Land vor. Pferde für alle wären ein kostspieliges Unterfangen gewesen, und die Kiste vom Blücher hätten wir auch schlecht auf ein Packpferd schnallen können. Also gingen wir zum Nordtor, um dort ein Wagengespann zu erwerben. Dank meiner einstigen Berufslaufbahn konnte ich ja Wagen lenken (selbst bei hoher Geschwindigkeit in engen Gassen auf der Flucht vor erzürnten Friedhofswärtern...). Der erste Händler versuchte, uns einen rollenden Abfallhaufen, der nur noch durch die Spucke der Holzwürmer zusammengehalten wurde, zum Preis einer Prunkkutsche zu verkaufen. Die dazugehörigen Pferde wären vermutlich noch in Sichtweite der Stadt verendet, also gingen wir schallend lachend zum nächsten Händler. Hier hatten wir Glück: Mit viel Verhandlungsgeschick erstanden wir einen fast neuwertigen Wagen mit Vollausstattung, und die Pferde schienen fit genug zu sein, um den gesamten Weg nach Middenheim ohne Pause im gestreckten Galopp zurücklegen zu können. Bei dem Preis, den der Händler schließlich nannte, muss er mit dem Komma um eine Stelle verrutscht sein. Um unsere Shoppingtour abzurunden und das soeben gesparte Geld gleich umzusetzen, kaufte sich Richard einen prächtigen Bihänder. Answald erstand nach langer Suche schließlich bei einem Schmied einen Beutel mit Krähenfüßen, für dessen Preis er eine ganze Schar von Vasallen um sich hätte scharen können, die jeden Verfolger effektiver aufgehalten hätten. Das beste Geschäft machte Bernard, der bei einer alten Zigeunerin ein paar Glücksbringer erstand und hierfür nur den Jahresumsatz einer mittelgroßen Taverne auf den Tisch legen musste.
Nach einer ruhigen Nacht reihten wir uns in die Schlange von Wagen und Reitern ein, die gen Norden aus der Stadt reisten. Magnus, der sich gerade erst wieder an den festen Boden unter seinen Füßen gewöhnt hatte, wurde durch das Schaukeln des Wagens in seinem Genesungsprozess um Tage zurückgeworfen. Er verkroch sich unter seiner Decke und ließ – abgesehen von einem gelegentlichen Würgen – nichts mehr von sich hören. Während der folgenden Tage kamen uns mehr und mehr Flüchtlinge aus Middenheim entgegen, insbesondere Magier, Zwerge und Anhänger Sigmars. Einer der Zwerge machte auf Befragen die Berater des Herzogs für die Missstände in Middenheim verantwortlich. Wie wir auch erfuhren, stand der Middenheimer Karneval innerhalb der nächsten Wochen an. Ansonsten verlief unsere Reise über die holprige Straße jedoch drei Tage lang ereignislos.
Am vierten Tage jedoch erreichten wir das Dorf Haffsig am Ufer des Delb. Sofort war klar, dass hier etwas nicht stimmte: An jeder Tür und jedem Fenster im Ort waren die Zeichen Shallyas gepinselt, und die Dorfbewohner wuselten aufgeregt und durcheinander in ihrem Dorf umher wie Ameisen, auf deren Bau soeben ein Beastman sein großes Geschäft verrichtet hat. Als sie unseren Wagen sahen, stürzten sie auf uns zu und flehten um Rettung: Die Shallyapriesterin und Heilerin des Ortes, Dema König, war am Morgen im Wald verschwunden, um Kräuter zu sammeln. Nun sei im Laufe der Nacht eine Seuche ausgebrochen! Nachdem wir ein Stück zurückgewichen waren und unsere Münder mit angefeuchteten Tüchern bedeckt hatten, ermunterten wir den Dorfsprecher, einen fetten Müller, fortzufahren. Er berichtete, dass abends zuvor drei Fremde die Taverne betreten hatten. Einer der Männer war bei der Ankunft bewusstlos, seine beiden auffällig kleinen Kameraden mussten ihn tragen. Mit hoher quietschender Fistelstimme behaupteten die in weite Roben gehüllten Gestalten mit ins Gesicht gezogener Kapuze, dass ihr Freund betrunken sei. Am nächsten Morgen waren die beiden Kleinen verschwunden, das Zimmermädchen fand nur noch den Bewusstlosen in seinem Zimmer, dem Tode näher als dem Leben. Innerhalb kurzer Zeit stellten sich die Symptome der Krankheit, die sich optisch hauptsächlich in großen nässenden Eiterpusteln, Ausschlägen und beginnenden Mutationen äußerte, auch bei Zimmermagd und Wirt ein. Bernard betrachtete die unter Zwangsquarantäne gesetzten Pechvögel durch das Tavernenfenster und diagnostizierte eine Abart von Nurgles Pest. Hier war weltliche Medizin machtlos, nur eine Priesterin konnte diese Art von Krankheit heilen!
Also galt es, Dema zu suchen. Answald hatte ihre Fährte rasch aufgenommen. Merkwürdig schien jedoch, dass sie der Spurenlage nach im Laufschritt aus dem Dorf geflohen sein musste. Nach einer halben Stunde gelangten wir zu einer Lichtung am Fuße eines Hügels. Eine abgerissene Gestalt beugte sich über etwas, das wie ein Felsen aussah. Als wir näher kamen, bot sich uns jedoch mehr und mehr ein Bild des Grauens. Der Felsen war ein Mitglied der Dorfmiliz, der ausgeschickt war, um Dema zu suchen. Der Mann, der über ihm lehnte, fuhr erschrocken herum, als er unsere Schritte hörte. In seinem Maul steckte ein großer Fetzen warmen Fleisches aus dem Leib des Milizionärs, und die zuckenden Tentakel, die den Platz seiner Arme einnahmen, hielten eine blutbesudelte Keule fest umklammert, deren Form sehr gut zu dem eingeschlagenen Schädel des Opfers passte. Wider besseres Wissen ließen wir ihn noch ein paar Worte sprechen, und um Mitleid winselnd behauptete die Kreatur, der Mann sei von zwei Rattenmenschen getötet worden, die er vertrieben habe. Als der Mutant nach dieser hanebüchenen Ausrede genüsslich das Blut des Toten von seiner Keule leckte, hatte ich genug gesehen und feuerte meine Armbrust ab. Zwar flog der Bolzen weit am Ziel vorbei, meine Kameraden jedoch verstanden was die Stunde geschlagen hatte und spickten die Kreatur wie ein Nadelkissen.
Wir folgten der Spur Demas weiter in den Wald hinein. Plötzlich erscholl von einer Lichtung ein paar Dutzend Meter voraus grölendes Gelächter und das angsterfüllte Schreien einer Frau. Answald schlich voraus, um zu erkunden, was dort sei. Schon nach wenigen Augenblicken kam er zurück: Eine ganze Räuberbande versuchte gerade, die Priesterin zu schänden. Das mussten wir verhindern! Laut brüllte ich erfundene Befehle, um den Räubern vorzugaukeln, dass sie von einer kleinen Armee umstellt sind. Jedoch waren sie scheinbar zu betrunken, um mit den Kommandos etwas anfangen zu können. Hierfür sprach auch, dass der Pfeilhagel, mit dem sie uns bei unserem Sturmangriff empfingen, schlecht gezielt war und fast komplett danebenging; nur ich musste einen Kratzer am Ohr hinnehmen. Obwohl wir einer doppelten Übermacht gegenüberstanden, waren die dreckigen Tunichtgute uns unterlegen. Zwar fuchtelte ich mit meinem Knüppel etwas unbeholfen herum, jedoch lenkte ich die Halunken scheinbar genug hierdurch ab, sodass Answald und Richard metzelnd und schnetzelnd durch die Reihen der Feinde toben konnten. Blutfontänen spritzten in alle Richtungen, und abgetrennte Köpfe und Gliedmaßen schlitterten über den von zerfetztem Gedärm bedeckten Waldboden. Aus Kampfrufen wurden Schmerzensschreie, und dem letzten der Räuber schlug ich seine hässliche Visage ein, als er sich gerade zur Flucht umwenden wollte.
Bernard versorgte die oberflächlichen Wunden der hübschen jungen Dema. Schnell stellte sich heraus, dass sie keine echte Shallyapriesterin war. Unterbrochen von diversen Ohnmachtsanfällen, die Answald aufgrund seiner recht offensiven Befragungstaktiken verursachte, erzählte Dema ihre Geschichte. Nach einem abgebrochenen nutzlosen Studium in Altdorf war sie nach Haffsig gekommen, um dort zu arbeiten. Aufgrund ihrer Bildung und sanften Natur unterstellten die Dorfbewohner, dass sie eine Priesterin sei, und Dema gelang es nicht so recht, dem zu widersprechen. So heilte sie kleinere Verletzungen der dankbaren Menschen Haffsigs, und niemand bemerkte den Schwindel über Monate. Als sie jedoch von den schweren Krankheiten der Menschen in der Taverne hörte, nahm sie Reißaus. Das schlechte Gewissen plagte sie nun. Dema hatte jedoch die Räuber belauschen können und mitbekommen, dass sie ein großes Lager etwa zwei Stunden westlich haben. Dort sei die Beute aus einem Postkutschenraub des Vortages gelagert, darunter auch einige heilige Reliquien. Ob man mit diesen den Erkrankten Heilung bringen könnte?
Einen Versuch war es wert. Wir gingen in die besagte Richtung und gelangten an eine große Lichtung. Hier erhob sich, neben einem riesigen Felsen, ein hoher Baum mit dickem Stamm. Der Stamm, so hatte Dema gehört, war innen hohl; hier würden die Banditen ihre Beute verstecken. Ein genauerer Blick auf die Lichtung ergab, dass wir uns um die Räuberbande keine Gedanken machen mussten: Zu Dutzenden lagen ihre Leichen über die gesamte Lichtung verstreut, fürchterlich verstümmelt und die Gliedmaßen in unmöglichen Winkeln abstehend. Ein Windhauch wehte den Geruch von Blut und Eingeweiden zu uns herüber, und auch ein anderer Gestank wurde wahrnehmbar: Der scharfe Ammoniakgeruch von Tiermenschen! Und tatsächlich, mindestens ein halbes Dutzend der Kreaturen kroch grunzend über das Schlachtfeld und fraß sich an den Leichen der Banditen und nicht selten auch denen ihrer gefallenen Artgenossen satt.
Das war die Gelegenheit – solange die Tiermenschen noch mit Fressen beschäftigt waren, konnten wir vielleicht unbemerkt zum Baum schleichen und die heiligen Dingsdas holen! Darauf achtend, dass der Wind den Mutanten nicht unseren Geruch in die Nase weht, bewegten Answald und ich uns am Fuße des Felsens entlang auf den Baum zu. Jedoch schien die Windrichtung das Einzige zu sein, worauf Answald achtete: Laut eine schräge Melodie vor sich hin summend, ging er aufrechten Schrittes auf unser Ziel zu und war sich auch nicht zu schade, Geröll und kleine Zweige zum Spaß in der Gegend umherzutreten; hätte er seine Donnerbüchse noch gehabt, hätten Schüsse in die Luft kaum mehr Lärm verursacht. Da half es auch nicht, dass ich mich lautlos wie ein Kätzchen und getarnt wie ein Chamäleon fortbewegte; die Tiermenschen hatten uns natürlich sofort wahrgenommen und rannten, in freudiger Erwartung auf noch mehr Töten, grunzend und brüllend auf uns zu. Zwar eilten uns unsere Kameraden aus dem Wald sofort zur Hilfe, jedoch wurden sie von einem Paar der Kreaturen aufgehalten, während Answald und ich uns fünf riesigen Monstern gegenüber sahen! Mit einem glücklichen Hieb gelang es mir, die schwache Stelle zwischen den beiden Hörnern eines Gegners zu finden. Benommen stürzte der Tiermensch zu Boden, sodass ich nur noch den Hieben von zwei Feinden ausweichen musste. Bernard und Barrakul metzelten derweil einen der Angreifer nieder, und auch Richards neuer Bihänder hinterließ beeindruckende Verletzungen auf den Kadavern seiner Feinde. Als unsere Freunde schließlich zu Answald und mir vordrangen, war es auch höchste Zeit. Manche Verletzung hatten wir hinnehmen müssen, wenn die Waffen der Gegner den Weg durch unsere Rüstungen fanden, und vom Parieren und Ausweichen waren wir ausgelaugt und ermüdet. Doch als Richard einen Tiermenschen enthauptete und Bernard einen anderen in zwei Teile schnitt, schien sich das Blatt endlich zu wenden. Schwarzes, stinkendes Blut spritzte in alle Richtungen, als wie die überlebenden Monster in Stücke hackten, und schließlich war kein Feind mehr da.
Bernard und Dema säuberten und verbanden unsere Wunden, so gut es unter den gegebenen Umständen möglich war. Doch kaum erhoben wir unsere schmerzenden Leiber, um im hohlen Baum nach der Beute und den heiligen Gegenständen zu suchen, da erscholl hinter dem Felsen ein ohrenbetäubendes Brüllen, das so laut war, dass der Boden unter unseren Füßen zitterte.
Was ist das für eine neue Teufelei?
Rafael:
Geht ja spannend weiter.
Das deinen Spielern Etelka Herzen erneut entkam, ist ärgerlich zu lesen, aber immerhin gibt es einen Aufhänger ~;D.
Seid ihr eigentlich inzwischen mit der Kampagne fertig geworden?
Immer weiter, ich hab meinen Spaß(auch wenn Burg Wittgenstein ja wirklich brutal war) :).
Drantos:
Kommt Zeit, kommt Herzen ;D
Die Kampagne haben wir vor 2 Monaten beendet.
cu Drantos
Rafael:
Schöne Sache das :).
Was war denn das Ende der Kampagne? Empire at Flames(da wüsste ich gerne, wie Du an eine Kopie rangekommen bist) oder doch das von Fans verfasste Empire at War?
Oder doch was Eigenes?
Na, ich werde es ja sehen. Auf wieviele Seiten ist eigentlich der ganze Roman insgesamt gekommen? Schätze doch mal mindestens 400.
Auf, auf immer weiter mit dem guten Walter und seinen Erlebnissen :)!
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