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Fairneß oder Realität

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Gast:
Vom Grundsatz her ist ein gewisser "Fantastischer Realismus" unabdingbar. Die Welt muß m.E. einer "phantastischen Physik" folgen, die auch für die Spieler begreifbar ist. Dann fühlen sie sich in der Welt eher zu Hause und akzeptieren sie, tauchen tiefer darin ein.

Charakterwerte handhabe ich immer nach einem Kaufsystem. Für mich gehören Eigenschaften wie "Aufbrausend, Egoistisch, Kleptomanisch" etc. zu den Eigenschaften die nur durch Rollenspiel vernünftig auszuleben sind - deshalb gibts dafür keine Punkte und keine Fähigkeiten. Ich erwarte einfach daß ein Spieler seinem Charakter gewisse Eigenschaften gibt und diese dann auch ausspielt. Gut ausgespielte Eigenschaften sind die Basis für gutes Rollenspiel. Je mehr der Charakter dem Spieler gefällt, desto mehr findet er in den Charakter hinein, und desto Besser ist das Rollenspiel.

Soziale Eigenheiten sind für mich auch nichts was ich in ein Regelkonzept pressen will. Wenn ein Spieler etwas ausgefallenes spielen möchte wie z.B. einen Sohn eines Barons (oder gar den Baron selbst), dann diskutiere ich das in der Gruppe. Ebenso wenn jemand einen super-Schwertfechter spielen möchte. Die Gruppe muß mit dem Spieler klarkommen, also sollte auch über bestimmte besondere Eigenschaften der Charaktere in der Gruppe offen gesprochen werden.

Wenn die Spieler nichts gegen einen Adeligen haben, dann ist es in Ordnung wenn der Spieler einen spielt. Er muß sich dann aber darüber im klaren sein daß er sich damit viele Nachteile einhandelt... Niemand wird wirklich ehrlich zu ihm sein, er wird Feinde haben, man erwartet von ihm ein entsprechendes höfisches Auftreten, er hat seine Pflichten dem König oder dem lokalen Fürsten gegenüber zu erfüllen und er muß bei allen seinen Aktionen immer im Hinterkopf behalten, daß er im Mittelpunkt der Betrachtung durch viele Außenstehende ist. Er wird automatisch von allen als der Gruppenanführer betrachtet, man erwartet von ihm vielleicht sogar die Schlichtung des einen oder anderen Streites, erwartet Bildung und Niveau...

Es sei denn der Spieler will einen Dorfdeppen-Adeligen spielen. Sowas ist in meiner Kampagnen aber eher der ungeliebte NSC ;)

Meine Meinung also: Fairneß und Realität sind nicht so weit voneinander entfernt, wie es den Anschein hat. Wenn man eine realistische Physik wahrt, ist es für alle am Stimmungsvollsten.

L.

Dash Bannon:
es ging hier aber nicht um den Realismus im ganzen Spiel, sondern um die Charerschaffung.
Da sollte jeder das wählen können was er möchte, also wegen mir ein adliger, Meisterschwertkämpfer, der Philosophische Anwandlungen hat, warum nicht? weil irgendein Punktesystem es verbietet? das fände ich enttäuschend

Gast:
Doch, es geht definitiv um den Realismus im ganzen Spiel. Charaktererschaffung bedeutet für mich immer: Ein Wesen wird in die Welt entlassen. Dieses Wesen hat eine Vorgeschichte - wo lebte es, wo wuchs es auf, hatte es Freunde und Verwandte und wie wurde es zu dem was es nun ist?

Vor allem diese Frage ist zentral: Wie wurde es zu dem was es nun ist...?

Das ist der wichtigste Punkt. Bei Adeligen ist es vielleicht einfach nur Geburtsrecht. Aber wer einen Meisterschwertfechter spielen will, soll sich überlegen wieso er ein Meisterschwertfechter ist. "Ich habs halt drauf" ist kein Grund.

Wenn eine Welt einen Meisterschwertfechter beherbergt, könnten andere auch diesen Weg gegangen sein - und sogar der Meisterschwertfechter mag einem Gegner begegnen, der besser ist als er selbst. Dafür muß die Welt aber in der Lage sein, so einen Charakter zu "produzieren". In einer absolut bäuerlichen Kampagne kann der SC vielleicht sogar der Meisterfechter in seiner Heimatregion sein, weil er der Einzige ist der überhaupt ein Schwert besitzt.

Ich habe auch nicht verneint daß ein Spieler nicht das spielen kann was er mag. Ich sagte aber, und das ist für mich der springende Punkt, daß es in die Welt passen muß und das die anderen Spieler ruhig ein Wörtchen mitreden sollen. Es soll schließlich allen Spaß machen.

Eine Basis muß das Spiel jedoch immer haben. Es darf nicht reine Willkür bei der Charaktererschaffung gegeben sein, damit die Spieler sich nicht benachteiligt oder übervorteilt vorkommen. Auch hier kann mit einem guten Regelsystem viel gewonnen werden: Der Meisterschwertfechter wird sich in seinem Leben hauptsächlich mit Waffen und dem Kampf beschäftigt haben und dürfte demnach auf anderen Gebieten schwächer sein.

L.

Bitpicker:

--- Zitat von: Leo am 24.06.2003 | 11:05 ---Doch, es geht definitiv um den Realismus im ganzen Spiel. Charaktererschaffung bedeutet für mich immer: Ein Wesen wird in die Welt entlassen. Dieses Wesen hat eine Vorgeschichte - wo lebte es, wo wuchs es auf, hatte es Freunde und Verwandte und wie wurde es zu dem was es nun ist?

Vor allem diese Frage ist zentral: Wie wurde es zu dem was es nun ist...?


--- Ende Zitat ---

Genau das ist die wichtige Frage, und praktisch alle Spiele vernachlässigen das, sofern sie nicht ein Zufallssystem benutzen, das den Hintergrund für die Werte liefert.

Man kann sehr wohl ein völlig offenes System verwenden und erhält trotzdem ausgeglichene Charaktere. In meinem System wird als allererstes der Lebenslauf festgelegt, also die Antwort auf die Frage 'woher' geliefert, und erst wenn diese Vorgeschichte stimmig ist, werden ihre Aussagen einfach in Werte fürs Spiel übersetzt. Keine Würfel, Charakterklassen oder Punkt-Satz-Systeme sind notwendig.

Robin

Lord Verminaard:

--- Zitat ---ein adliger, Meisterschwertkämpfer, der Philosophische Anwandlungen hat
--- Ende Zitat ---

Ich habe in meinem System folgende Lösung gewählt: Der Hintergrund, die Herkunft etc. sind keine Vorteile, die mit Punkten bezahlt werden müssen. Jeder kann also einen Adligen spielen, wenn der SL zustimmt (was er beim drittgeborenen Sohn eines Barons wahrscheinlich tun wird, beim Erben des Herzogs von Almada vielleicht eher nicht). Der einzige "Vorteil", der ggf. bezahlt werden muss, ist ein Ausrüstungsvorteil, der aufgrund des Reichtums zustande kommt, aber auch dieser ist moderat bepunktet.

"Meisterschwertkämpfer" muss ganz normal gekauft werden, und das ist ja auch gerercht so. Bei den Attributen muss der Spieler sich überlegen, ob er voll auf körperlich geht oder sich vielleicht ein bisschen was für Geist und Wissen übrig behält. Für mich eine Frage der Ausgewogenheit. Charaktere, die in allen Attributen top sind, sind ja irgendwie auch langweilig.

"Philosophische Anwandlungen" sind eine schöne Sache, die dem Charakter mehr Profil gibt, die aber im Spiel wohl kaum irgend einen zählbaren Vorteil bringen wird. Daher ist in meinem System vorgesehen, dass der SL eine gewisse Anzahl an zusätzlichen Fertigkeitspunkten "genehmigen" kann, die in dieser Weise das Profil schärfen, ohne effektiv zu sein. Der SC wäre sicherlich kein Philosoph vom Format eines Sokrates, aber so erstes oder zweites Semester Philo würde man ihm schon zugestehen können, ohne dass es ihn Punkte kostet.

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