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Weshalb spielst du einen Vampir?

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Jiba:
Hui, der Argumentation nach ist "Exalted: The Dragonblooded" das bessere Vampire, denn da kann ich wunderschön in Intrigen schwelgen, ohne das Dinge wie menschliche Lebenszeit oder gar ein verkorkstes Menschlichkeitssystem das behindern.  8]

Und eine 1000-jährige Intrige, ich weiß nicht: Spielt man denn jedes Jahr aus? Die ganzen Downtimes weggestrichen kommt man sicher auf's Gleiche raus wie bei menschlichen Intrigen.  :P

Eulenspiegel:
Mit Exalted kann man auch wunderbar Intrigen spielen. - Bloß habe ich bisher leider noch keine Spielgruppe gefunden, die mit Exalted Intrigen spielen will. (Wobei gerade die Dragonblooded sich wunderbar dafür anbieten.)

Und man spielt natürlich nicht jedes Jahr aus. - Aber gerade die Möglichkeit mal eben 50 Jahre Downtime zu haben, ist wundervoll: Durch eine Intrige habe ich meinen Erzrivalen in der römischen Republik in die Verbannung geschickt. *Schnitt - Downtime* 50 Jahre später macht sich ein riesiges Heer auf, die römische Republik zu stürzen. Hat etwas mein Erzrivale von damals seine Finger in Spiel? Und was hat der agyptische Diplomat im Sinn, der hier nach Rom gereist ist und sich auffallend für mich interessiert?

Durch die 50jährige Downtime hat mein Rivale die Möglichkeit, sich im Exil zu stärken und dort zu Macht zu kommen und etwas aufzubauen.

Boba Fett:

--- Zitat von: Althena am  8.03.2012 | 23:25 ---Sicher,

ich mag zwar Thesen lieber als Gegenthesen, aber beides hilft sich ein gesamtes Bild zu machen.

Also erweitere ich gerne die Frage um:


"Was hält dich davon ab einen Vampir zu spielen?" bzw. "Weshalb spielst du keinen Vampir?"

Es wäre aber nett, wenn sich Antworten aufs System oder Setting beziehen würden und nicht auf die typischen Vertreter in der Spielerschaft ;)

--- Ende Zitat ---

Cool!

Es ging mir nicht darum, jetzt irgendwelche Systemschwachstellen anzukritteln.
Aber ich wollte immer schon mal aufzeigen, warummmich Vampire nie vom Hocker gerissen hat.
  
Die Vampire von V:tM (im Regelwerk) sind mir kurz gesagt zu "emo"...
Zu viel Geschwelge im Pathos der eigenen Verdammnis, zu viel Intrigen und gegenseitige Arschkriecherei, während man stetig Verrat und Diablerie wittert, zu viel Superhelden-Munchkintum und viel zu destruktives Setting, als das man das sinnvoll als gemeinsames Spiel betrachten kann.

Oh je, ich bin Vampir, jetzt muss ich gegen meinen Trieb kämpfen und dagegen, dass ich unmenschlich werde. Und die stereotypen Rollen verdammen mich zu jahrtausende der Looser-Verdammnis (die Brujah schaffen keine entgültige Revolution, die Ventrue schaffen keine Herrschaft, die Toreador können keine Kunst mehr schaffen, die Tremere sind bekloppt und die Nosferatu im Gulli wegen andauerender Häßlichkeit, oh je, oh je...)
Ausserdem werde ich verrückt, wenn ich die Jahrtausende überdauer und so weiter und so fad.

Dieser endlos triefende Pathos war nichts für mich, einfach weil ich Vampire nicht mit 17 kennengelernt habe, in der "Selbstmidleidsphase", in der man die eigene Sterblichkeit begreift und verarbeitet und mit der Sinnlosigkeit der Welt hadert...

Ich mag grundsätzlich innere Konflikte bei Charakteren, aber doch nicht so sinnlos endlos.

Ich glaube, das ging sehr vielen so, deswegen wurde aus Vampire dann ja auch was ganz anderes.
Der Plan der inneren Konflikte zum Spielinhalt überlebte den Erstkontakt mit der Spezies der Rollenspieler keine Sekunde.
Die Powergames machten aus Vampire "undead Superheroes with fangs" und die Gruftis machten daraus "undead SM Master & Servant with Intrigen and fangs".
Auch daraus kann ich keinen Reiz gewinnen, schlicht, weil mir das Powergamerische doch eher abgeht und das System noch dazu total unausgewogen und denkbar ungeeignet war.
Und Intrigen sind zwar spannend aber ich bin schlicht zu wenig Schleimer und Arschkriecher, um stetig den Prinzen zu umschmeicheln. Soziale Interaktion ja, aber doch nicht so...
Und ich möchte keine Charaktergruppe aus Soziopathen, bei denen man fragt, warum sie gemeinsam irgendwelche Ziele Verfolgen, anstatt sich an die Gurgel zu gehen - weder als Spieler denn als Spielleiter. Da lauerte der stetige Verrat und die gegenseitige Diablerie.
Das war mir schlicht zu destruktiv. Und in sowas kann ich nicht lange schwelgen.

Was ich mochte, (um nicht nur destruktiv zu kommentieren) war die Idee der Maskerade und der Konflikt Camarilla gegen Sabbath.
Ebenso der Konflikt gegen die Kirche oder andere externen Feinde (Werwölfe, Jäger, ...)

Was ich mir wünschen würde, wäre ein Vampire mit einer stabilen Gesellschaftsstruktur unter den Vampiren, ohne den Pathos und das schwelgen in Verdammnis und den inneren Konflikten (die letztendlich doch nur Fassade waren).
Man ist irgendwann untot und muss sein Leben gestalten. Man lebt mit anderen Vampiren und muss seine Zukunft gestalten. Man braucht Blut zum Leben und muss ggf. Auch Menschen jagen und töten, aber wahrscheinlich muss man eher die örtliche Krankenhaus Blutsppendebank hin und wieder aufsuchen.
Die Gesellschaft hat sich zur Selbsterhaltung auf Konventionen geeinigt.
Man bekriegt die Vampire, die sich nicht daran halten (Camarilla / Sabbath) und einige fanatische Menschen, die die Maskerade durchschaut haben.
Keine Superdupervampirhelden, kein Generationslifting durch Diablerie, kein Herumgeschmeichel oder dergleichen und so. Und kein Verdammnisgeschwelge.
Statt dessen einige klar strukturierte Konflikte und ansonsten die Frage, was man mit seinem Dasein anstellen will, wenn einem quasi die Ewigkeit bleibt.

Vielleicht bin ich einfach zu wenig destruktiv, um Vampir sein zu können... ;)

Boba Fett:
Teil 2
Zum "System":
was ich nicht mochte, war die Veröffentlichungspolitik von WW.
Ich hasse es, eine LKW Lieferung an Quellenbüchern voller vager Andeutungen kaufen zu sollen, um irgendwelche Mysterien zu verfolgen. (Das habe ich auch an Engel gehasst!)

Ich will EIN Regelwerk, das man stand alone spielen kann und dann möglichst wenige Quellenbücher, die dann aber meganützlich und informativ sind.

Und wenn da irgendwelche Geheimnisse lauern, will ich dafür ein Buch, wo mir der Background erklärt wird. Ich bin nicht mehr 5, wo meine Eltern die Fassade der Weihnachtsmannexistenz noch vorgaukeln konnten. Ich kann mich an Weihnachten und schönen Geschenken erfreuen, auch wenn ich weiss, dass das nicht vom Christkind gebracht wurde.
Also, gebt mir die volle Packung an Hintergrundswissen und zwar auf einmal und labert nicht Jahrelang in bescheuerten Andeutungen um ein angebliches Großes Ganzes, von dem man schon am ersten Tag vermutet, dass es nie wirklich aufgelöst und aufgeklärt wird. So was nervt und sowas erzeugt den Anschein, dass die Macher selbst nicht wissen, was dahinter steckt. Und wirkt wirklich unprofessionell.
Als Konsument fühle ich mich dann verarscht und als Rollenspieler für nicht ernst genommen!

Ich will aufgeklärt werden und zwar gleich und vollständig!!!
Und DANN entscheide ich, ob ich die Splatbooks weiterkaufe oder nicht!

Toey:
Weshalb spiele ich einen Vampir?
Weil der Spielleiter, der am regelmäßigsten leitet, immer wieder zu Vampire zurückirrt, äh, -findet.  >;D



--- Zitat von: Murder-of-Crows am  8.03.2012 | 17:42 ---Ich spiele bzw. leite Vampire, weil ich es am Ende als ein menschlicheres Rollenspiel als D&D erlebe. Bei D&D mähe ich massenweise Gegner nieder und kümmere mich nicht um die Konsequenzen. Bei Vampire überlegt man es sich sehr gut, ob man unnötig Menschenleben opfert. Insofern finde ich Vampire seltsamerweise als moralisch erträglicher als D&D. Deswegen spiele ich Vampire erheblich lieber, weil ich es als humaner empfinde. Paradox. Ist aber so.

--- Ende Zitat ---

Sagt derjenige welche, der bei der letzten Pathfinder-Runde enttäuscht war gegen den Gegner nicht gekämpft zu haben, weil wir ihn stattdessen in ein Pokerspiel verwickeln konnten . . . weit weniger blutig. Und dennoch gab es weitreichende, durchaus moralische Konsequenzen unserer Handlungen.

Wir haben ja schon drüber geredet - irgendwie wurdest du bei D&D falsch sozialisiert.  :D
Ganz abgesehen davon, dass ich immer noch darauf warte, dass die Charaktere, deren Spieler immer gerne ein Absinken ihrer Menschlichkeit in Kauf nehmen, bei dir entsprechende Folgen erleben. Können wir gerne beim nächsten Mal nochmal ausdiskutieren.  8]
[Wundert sich wer? Ja, ich spiele in M-o-Cs Runde mit...]

Abgesehen davon: lang ist's her, aber in meiner Spätjugend war ich von Vampire fasziniert und habe mir Tonnen WoD-Material zugelegt. Warum genau kann ich jetzt nicht mehr sagen - aber ein paar Dinge, die hier schon erwähnt wurden, waren auch bei mir der Grund. Heute schiebe ich es auf die Jugend, in der man aber auch verständlicherweise dieses Konzept des ewig schönen, jungen, dramatischen Helden faszinierend findet.
Später wird man nicht nur vom Funkeln mancher Manifestationen des Vampirmythos genervt, man realisiert auch irgendwie, dass es nix Neues ist und schon Tausende vorher fasziniert hat. Dann sucht man - oder zumindest wohl ich - auch gerne ein anderes, kleines, neues Feld, in dem man überlebenesgroße Tragödien ausspielen kann.

Ich muss zugeben, mittlerweile fällt es mir schwer mir einen neuen Vampire-Charakter auszudenken. Ich habe es Dank kreativem Geplänkel mit dem SL diesmal wieder geschafft, aber davor war ich echt blank. Wenn ich meinem Hirn sagen wollte: jetzt los, sei kreativ, dann war und ist da in Bezug auf Vampire eher sowas wie eine zähflüssige geschmacksfreie Masse.
Ich will ja schließlich ein Konzept, was nicht schon jemand in der Gruppe spielt oder zum hundertsten Mal (in direkter Folge und ohne Variation) genutzt wurde.

In mir erhärtet sich der Verdacht, dass Unsterblichkeit einen irgendwann echt langweilt.  ;)

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