Pen & Paper - Spielsysteme > Fate
[Fate Core] Regelfragen
Thaddeus:
Nein, so funktioniert das nicht und es handelt sich nur um ein scheinbares Problem.
Es sei zu bedenken:
Ein Aspekt kann auch immer ein Hindernis darstellen, das überwunden werden muss. "Hinter Container gesprungen" ist auch kein guter Aspekt, da er sich auf einen bestimmten Akt oder ein Verhalten bezieht. Treffender wäre wahrscheinlich "Verlassener Containerhafen" oder "Rostiger Schrottplatz" oder "vollgestellt mit leeren Containern" oder "Klappriger TEU-Container" oder ähnliches...
A) Der Charakter möchte sich komplett aus der Schusslinie bringen und sich hinter den Container kauern. Vorausgesetzt, der Container ist "schussicher", müsste ein Gegner den Container (etwa durch herumlaufen oder umschießen o.ä.) in der Fiktion erst einmal überwinden, bevor er überhaupt auf den Charakter schießen kann. Ist der Container nicht "schussicher" habe ich vielfältige Möglichkeiten z.B. hat der Container freie drei Einsätze. bis er durchlöchert ist. Dann müsste sich aber auch er Aspekt ändern, weil Aspekte immer wahr sind. Ich könnte aber auch nach der bronzenen Regel gehen (Fate-Fraktal) und dem Container einen eigenen Würfelwurf gegen den Schützen gewähren (in den meisten Sitautionen wohl eher komisch).
B) Der Charakter möchte sich nur "aus der Schusslinie bringen", aber am Kampf weiter aktiv teilnehmen, indem er bspw. zurückschießt. Hier finde ich es absolut angemessen, wenn der Aspekt ganz normal eingesetzt werden muss. Denkbar wäre es aber auch hier, nach den bronzenen Regel den Container wie ein Extra zu behandeln und ihm einen Stressbalken ggf. inkl. Konsequenz einfacher Konsequenz zu verpassen.
"Hinter Container gesprungen" könnte aber ein Schub sein, also ein nur temporärer Vorteil. Dann macht es wieder voll Sinn, wenn der nach einem (oder 2 Einsätzen) auch wieder weg ist... kommt halt drauf an, wie groß oder stabil der Container ist... ;-)
Das geniale an Fate ist, dass es in jeder Situation unzählige Möglichkeiten gibt, die Fiktion zu verregeln. Wichtig ist für den Spielfluss meiner Erfahrung nach, über die Umsetzung nicht groß zu diskutieren, sondern die Spieler einfach möglichst genau beschreiben zu lassen, was Sie in der Fiktion erreichen wollen. Dann ist meiner Erfahrung nach Fate wesentlich weniger Meta als alles was ich bisher an Rollenspiel gespielt habe...
nobody@home:
Grundsätzlich würde ich da fragen: "Verteidigst du dich gerade aktiv (setzt also eine passende Fertigkeit/Methode/wasauchimmer ein und würfelst), oder läßt du's bleiben (bzw. der aktive Ansatz paßt einfach gerade nicht zur Situation) und verläßt dich einfach auf dein Glück?". Ersterer Ansatz wird normalerweise nicht noch mal extra "passiv" verbessert (klar, du kannst versuchen, auszuweichen, aber im Dunkeln siehst du genauso schlecht, wo dein Gegner hinzielt, wie der dich zum Zielen sehen kann -- du riskierst also unter Umständen, dich genau in einen Schuß hineinzuducken, der dich sonst verfehlt hätte), beim zweiten können Situationsaspekte in die passive Schwierigkeit hineinspielen, dafür trägt aber die Charakterfertigkeit nichts bei. Und in beiden Fällen können eventuelle Aspekte noch mal normal eingesetzt werden, nachdem die Würfel erst mal gefallen sind...
Weiter wäre ggf. zu klären, was der Charakter eventuell eigentlich noch machen will, außer sich zu verteidigen. Wenn er sich wirklich nur in Deckung kauert und sonst nichts tut, dann zählt das mindestens als volle Verteidigung (+2 auf was-auch-immer-sonst) und kann je nach Situation auch bedeuten, daß der Gegner ihn zumindest im Moment gar nicht angreifen kann, bis sich die Situation wieder ändert. Will er natürlich nebenbei auch noch zurückschießen oder sonst irgendwie aktiv werden, dann geht er eben schnell wieder das "normale" Risiko ein, dabei eben doch im falschen Moment erwischt zu werden.
Und letztlich sind zumindest aus meiner Sicht die meisten taktischen Vorteile ohnehin nicht von großer Dauer und es ist vollkommen in Ordnung, wenn der Versuch, sie sich länger zu erhalten, zusätzliche Anstrengung erfordert. Das bilden insbesondere Vorteil erschaffen-Aktionen mMn tatsächlich besser ab als "statische" Situationsboni -- wenn mir meine Deckung wirklich durch ein ganzes Feuergefecht etwas nutzen soll, dann muß ich eben auch passende Gelegenheiten zum Gegenangriff erst mal abwarten, anstatt meinen Kopf blind in den Kugelhagel zu recken, auf Gegner achten, die sich in meine Flanke schleichen wollen, ggf. ab und zu meine Position wechseln, und was so schöner Sachen mehr sind. "Ich bin hier im Gebüsch, ich sollte allein schon dafür einen Bonus kriegen!" ist für mich letztendlich so ein bißchen überzogenes Anspruchsdenken; warum soll schließlich der Gegner nicht seinerseits einen Trefferbonus dafür kriegen, daß er weiß, daß du im Gebüsch steckst und dich nicht heraustraust? ;)
Thaddeus:
@noboby@home: lol, da haben wir grade parallel wohl mehr oder weniger das Gleiche geschrieben... 8)
Aber so wie Du sehe ich das auch...
Sgirra:
Solcherlei mache ich wirklich immer von der Situation abhängig. Mir hilft es, die Aspekte von innen – aus der Szene heraus – zu denken, nicht von außen, als klassischer Spielmodifikator.
Ich greife das Beispiel von In Dunkelheit versteckt in einer Kampfsituation auf. Wo befinden wir uns? Vielleicht in einem düsteren Lagerhaus oder einer verwinkelten Fabrik mit unzureichender Beleuchtung durch flackernde Neonröhren – also ein Umfeld, in dem es Sinn macht, dass ein Charakter sich im Kampf einen solchen Vorteil erschafft.
Er schafft es, hechtet szenisch also in die Dunkelheit, während die Schurkin noch versucht, ihn ins Visier zu bekommen. Sie sieht gerade eben noch, wie er in der Dunkelheit abtaucht und feuert in seine Richtung. Unser Held nutzt seinen freien Einsatz sowie vielleicht noch einen Fatepunkt und kann den Schüssen entgehen. (Der Modifikator greift.)
Nun ist er In Dunkelheit versteckt – dieser Aspekt existiert und ist wahr. Das bedeutet, dass die Schurkin ihn nicht sehen kann, vulgo kann sie auch nicht auf ihn feuern. Er ist schließlich »versteckt«, nicht bloß »schwerer zu erkennen«. (Anders wäre es vielleicht, wenn sie ein Nachtsichtgerät oder Wärmesensor besäße, aber das ist hier nicht der Fall.) Damit sie ihn wieder angreifen kann, müsste sie nun den bestehenden Aspekt überwinden (ihn also in der Dunkel finden).
Doch dazu kommt es nicht, denn vorher greift unser Held an. Dazu könnte er In Dunkelheit versteckt nutzen, um die Schurkin zu überraschen (weil er noch einen freien Einsatz hat oder einen Fate-Punkt ausgibt – und so einen Bonus erhält). Oder er greift einfach so an, jedoch ohne Bonus – ingame könnte das bedeuten, dass er sich vielleicht überschätzt oder mit dem Fuß gegen einen herumliegenden Schraubenschlüssel kickt. Wie auch immer, es gibt keine Überraschung (und damit keinen Bonus).
So oder so gibt er in diesem Moment seine Position preis und unsere Schurkin schießt in seine Richtung. Kann er sich schnell genug tiefer in die Dunkelheit zurückziehen (feier Einsatz/Fate-Punkt) oder ist er für einen kritischen Moment ohne Deckung (unmodifiziert)?
Nach diesem kurzem Intermezzo ist er wieder In Dunkelheit versteckt – und überlegt sich seinen nächsten Schritt ein bisschen genauer. Vielleicht ist es ratsamer, den Aspekt zu nutzen, um ungesehen zu entkommen?
Das nur einmal als Beispiel aus dem Handgelenk. Ich habe mit diesem ›Problem‹ ebenfalls länger gerungen. Am Ende hilft mir stets – wie so oft bei Fate –, dass ich einfach das Kopfkino anschmeiße. Sobald ich es filmisch denke, macht alles Sinn. ~;D
Caranthir:
Danke schon mal für die Antworten!
--- Zitat von: Thaddeus am 29.07.2019 | 19:45 ---Ein Aspekt kann auch immer ein Hindernis darstellen, das überwunden werden muss.
--- Ende Zitat ---
Klar, ich denke nur gerne in Extremen, um zu sehen, ob ich mit den Regeln klarkomme. Sagen wir dann doch, der Container ist weder schusssicher, noch macht er es dem Schützen unmöglich, anzugreifen. Das heißt, will sich der Spieler nicht aktiv verteidigen, bekommt der Angreifer erstmal einen ganz normlen Mindestwurf. Da ist ja etwas, das ihn daran hindert, das Ziel einfach abzuknallen, der Container. Sagen wir mal +4.
Im zweiten Fall verteidigt sich der Spieler dagegen, er bekommt +1, er hat keine freien Einsätze und keine Fatepunkte. Würde er dann getroffen? Natürlich könnte ich jetzt argumentieren, dass diese Figur sich dann aus Storysicht in eine extrem ungünstige Position begeben hat. Nur ist das Einsteigern, die eher aus dem klassischen Rollenspiel kommen, nicht so leicht zu erklären ;).
Eure Beispiele haben mir aber auf jeden Fall schon mal weitergeholfen, danke! :d
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