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Das Schicksal von Königen

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Lord Verminaard:
Mir spukt schon seit langem die Idee herum, mal eine Kampagne mit richtig "wichtige" Charakteren zu leiten. Wo steht denn, dass man immer irgendwelche Abenteurer, Jungvampire oder Shadowrunner spielen muss? Warum nicht gleich von Anfang an den Primogen oder den König und seine Getreuen? In vielen Filmen und Romanen wird das Schicksal solcher Personen zum Gegenstand gemacht, also warum sollten sie nicht Spielercharaktere sein?

Klar, Metaplot und detaillierte Setting-Informationen muss man dann über Bord werfen. Man gestaltet seine eigene Welt, und ihre Schicksal hängt von den Handlungen der Charaktere ab. Eine Kampagne für eine Low-Fantasy-Welt könnte etwa so aussehen:

Llorawen, das Königreich an den Ufern des Llorain, wo die Luft nach Torf und klarem Wasser duftet und die Heide in allen Farben des Regenbogens blüht. Nach langer Krankheit ist der alte König gestorben, seine einzige Erbin ist seine junge Tochter (SC). Und das kurz vor dem großen Konvent zu Mylaram, der goldenen Stadt, wo sich die Völker der Welt treffen, um Handel und Politik zu diskutieren, Streitigkeiten zu schlichten und Verträge auszuhandeln.

Die junge Königin macht sich in Begleitung des alten, undurchsichtigen Hofmagus (SC), des loyalen, kampferprobten Grafen und Anführers der Eskorte (SC) und ihrer teuersten Freundin, mit der sie als Kind bei Hofe spielte und die mittlerweile im Dienst der durchtriebenen Hohepriesterin steht (SC) auf den Weg nach Mylaram. Dort gilt es manch gefährliche Intrige zu überstehen, Feinde zu erkennen und Freunde zu finden, zumal jeder junge Prinz der neuen Königin den Hof macht, um so in Llorawen einzuheiraten. (Okay, die Idee ist von Melanie Rawn geklaut.)

Nachdem dies überstanden ist, macht sich die Gruppe auf den Rückweg, wird jedoch von den Schergen des finsteren Königs von Nysgard, dem kriegerischen Reich an der felsigen Ostküste, in einen Hinterhalt gelockt. Der Großteil der Eskorte lässt das Leben, doch die SCs entkommen in das unwegsame und von gefährlichen Wilden bewohnte Parcoc-Gebirge. Hier müssen sie sich durchschlagen, werden in eine alte Fehde der Gebirgsstämme hineingezogen und schaffen es, neue Verbündete zu finden.

Schließlich erreichen sie ihre Heimat und müssen feststellen, dass ihre Feinde sich mit dem machtgierigen Neffen der Königin verbündet und diesen auf den Thron gesetzt haben, während die Königin für tot erklärt wurde. Häscher sind ihnen auf den Fersen, und sie müssen herausfinden, wer von den Adligen auf ihrer Seite ist. Sie müssen einen Widerstand aufbauen und eine Streitmacht sammeln, die von den Parcoc-Stämmen verstärkt wird. Dann müssen sie auf ihre eigene Hauptstadt ziehen. Die Truppen des Thronräubers werden von grimmigen Nysgard-Kriegern unterstützt, und es kommt zu einer großen Entscheidungsschlacht.

So was in der Art. Man könnte auch an die Kommandocrew eines Raumschiffs in Star Trek denken, oder die Anführer einer berüchtigten Räuberbande, oder die CEOs verschiedener Konzerne in einem Konsortium, oder einen Maffia-Paten, seinen Consigliere und weitere Getreue, oder, oder, oder... Diese Art zu spielen müsste sich auch hervorragend mit Troupe-Style-Play kombinieren lassen.

Habt ihr so was schon mal gemacht? Wie lief es? Und wenn nicht, könnt ihr euch das vorstellen? Wo könnten Probleme liegen? Wie könnte man die lösen?

Riot:
Eins der größten Probleme und gleichzeitig Herausforderung sind die Pflichten, die solche Personen mit sich bringen, als König/in kann man sich nicht in ner Taverne auf eine Schlägerei einlassen, wär ja kein gutes Bild, aber ansonsten stell ich mir die ganzen Probleme, die auf einen zukommen, sehr interessant vor, es ist halt ma was anderes, nicht jeden Tag durch die Welt zu streifen, auf der Suche nach was essbaren (kam schonma bei mir vor), wenn man das ganze Land besitzt/beherrscht, auf dem das Essen wächst.
Und wie du selbst geschrieben hast, gibts ne ganze Menge Plotansätze, warum also als König immer nach Helden/Abenteuerern rufen, wenn man sich selbst der Sache annehmen kann? Scheint recht interessant

Gast:
Lord Verminaard die Idee ist wirklich gut - jedoch muss ich sagen, deine Beispielgeschichte hat doch sehr viel änlichkeit mit dem, was ein normaler abenteuer normalerweise auch erlebt! rumreisen - überfallen werden - intrigen aufspüren - bösewichte aufhalten ... da ist kein großerunterschied, außer das man nun ein titel trägt.

ich glaube könige sind schlechte für solche rollenspiele - denn um wirklich ihr leben zu demonstrieren müsste man eine wirtschaftsimulation aufbauen.
Und das wird fürs rollenspiel glaube ich langweilig da man nicht selber in die kämpfe eingreift (wenn krieg ist) sondern nur karten vor sicht hat und die ergebnisse hört, man nicht gegen die unruhestifter in den kampf zieht, der die ernten verbrennt und intrigen lösen die engen vertrauten des herrschers ... ich glaube ein fantasiesetting lässt sich da schlecht nehmen (IMHO!!!).

das steuern eines galaxiskreuzer finde ich da schon ehr passend.... ich meine, da erlebt man die feuerbrunst selber wenn das schiff gesprengt wird.
Aber da steltl sich mir die Frage - ist sowas nicht ein wenig schlecht für eine Gruppe? Einzelrollenspiel ja - aber als Gruppe? Wenn einer die Befehlsgewallt hat? Skotti und Spok tanzen auch nur nach der Pfeife von ihrem Chef, glaube kaum das man sowas gerne einen anderen sc aufzwingen möchte ...

oder? irre ich mich jetzt total?

Lord Verminaard:
Es kommt sicher auf die Gruppe an, ob diese die Befehlsgewalt eines SC akzeptieren können. In meiner Runde würden die meisten sie gar nicht haben wollen... Aber wenn das das Problem ist, dann muss halt der oberste Charakter ein NSC bleiben, und nur die, die direkt unter ihm stehen, sind SCs. Halte ich allerdings nur für die zweitbeste Lösung, da dann letztlich doch wieder der SL entscheidet. Kann natürlich auch von Vorteil sein, um den Plot zu dirigieren.

Meine Beispielgeschichte nimmt bewusst auch einige klassische Elemente auf, weil nur höfische Intrigen halt auf die Dauer langweilig werden. Aber ich denke schon, dass bei Königen in einer Fantasy-Welt mehr drin ist als nur Wirtschaftssimulation. Den ökonomischen Aspekt gibt es, aber der muss ja nicht ausgespielt werden. Eher irgendwelche Verhandlungen mit mächtigen Interessenvertretern oder ausländischen Gesandten. Intrigenspiele und Romanzen bei Hofe. Und im Krieg natürlich die Kampagnen und Schlachten. Dann können die Strategen unter den Spielern mal zeigen, was sie draufhaben, und vor der Schlacht ist noch Zeit für reichlich pathetische Reden! Die Schlacht selbst wird dann erzählerisch dargestellt. Man kann natürlich so etwas wie Moral- oder Strategiewürfe einbauen, die es den Spielern erlauben, die Erzählgewalt an bestimmten Stellen zu übernehmen. Über die Darstellung von Schlachten gab's hier auch schon mal einen Thread.

ByC:
Also ich sehe keine Grund, warum dass nicht funktionieren sollte. Die Probleme mit der Hierarchie sind keine, wenn die SC untereinander ein freundschaftliches Verhältnis haben und der Herrscher-SC offen für die Ratschläge seiner Berater und Freunde ist und nur nach außen als den anderen übergeordnet auftritt.

Es lassen sich meiner Meinung nach auch fast alle Arten von Abenteuern mit dem Hintergrund verknüpfen, denn die Charaktere können ja durchaus auch in Verkleidung als "normale" Leute rumlaufen (z.B. wie in der Dieb von Bagdad). Allerdings sollten die Motivation der Charaktere etwas mit dem Kampagnenhintergrund zu tun haben. Aber warum sollte ein abenteuerlustiger König nicht selbst mit seinen treuesten Begleitern selbst in ein finsteres Verlies hinabsteigen um das uralte magische Schwert seiner Vorfahren wiederzufinden, dass vor lange Zeit verschwunden ist?

Auch kann und sollte eigentlich ein König seine Truppen selbst in die Schlacht führen und nicht hinten gemütlich im Sessel sitzen. Eine Armee dürfte eine viel höhere Moral haben, wenn sie vom König selbst angeführt wird und er zeigt, dass er sich selbst der Gefahr aussetzt.

Wir haben bei uns auch schon ein paar praktische Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt. Wir spielen auf der Warhammer-Welt und müssen den Sieg des Chaos verhindern. Die Charaktere sind zwar keine Könige, aber doch Adlige mit einem eigenen Gebiet und eigenen Truppen. Und gelegentliche militärische Auseinanderstzungen spielen wir mit den Warhammer-Tabletop-Regeln aus.

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