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[MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
torben:
Session 72: Teil 3
Am nächsten Morgen, es ist der 21. Mai 2785 3Z, überqueren die Gefährten den Mitheithel mit der Fähre und reiten dem Fluss entlang nach Süden, bis sie am Abend des 26. Mai 2785 3Z die Westseite von Tharbad erreichen und im Gasthaus "Zum Eichhorn" Quartier beziehen. Schon am nächsten Tag überqueren sie erneut den Gwathlo, wie der Fluss ab dem etwas nördlich der heruntergekommenen Stadt gelegenen Zufluss des Glanduins genanntet wird, und reisen weiter in Richtung Rohan.
Als die Gefährten drei Tage später am Abend des 29. Mai 2785 3Z die Ortschaft Larach Duhnnan erreichen, beschliessen die Zwerge, Arrohir und Maira bis zur Furt des Isen zu begleiten, bevor sie umkehren und Fürst Thrór aufsuchen wollen. Die Reise durch Dunland verläuft ohne Zwischenfälle, und am Abend des 3. Juni 2785 3Z erreichen die Gefährten die Isenfurt. Noch während sie die Furt überqueren, erscheinen am Ostufer rohirrische Wachen, worauf Arrohir die Hand zum Gruss hebt und sich und seine Begleiter vorstellt. Die Reiter von Rohan lassen die Gefährten passieren und erlauben ihnen, ihr Lager gleich neben der ganz in der Nähe der Furt gelegenen Befestigungsanlage zu errichten.
Schon am nächsten Morgen trennen sich die Wege der Zwerge und Menschen, und während Arrohir und Maira mit je 5 Silberstücken aus Bóins II. Notreserve nach Edoras aufbrechen, um König Fréaláf einen Pflichtbesuch abzustatten, überqueren Bóin II. und Khufur die Isenfurt erneut und wenden sich anschliessend nach Norden, um Fürst Thrór aufzusuchen. Beim Abschied umarmt Maira die Zwerge sehr lange und sagt, eigentlich sei ihr die erneute Aufspaltung nicht recht, allerdings sei sie auch froh, so etwas früher nach Hause zu kommen.
Am Abend des 9. Juni 2785 3Z erreichen Bóin II. und Khufur die am Eingang zum Tal von Fürst Thrór gelegene dunländische Ortschaft Dunelag und beziehen im Gasthaus "Zum schwarzen Eber" Quartier. Nachdem sie ihre edlen rohirrischen Pferde Barufax und Bjarni in den Stall gebracht und ihre Sachen in dem ihnen zugewiesenen Zimmer im ersten Stock abgelegt haben, begeben sie sich, für einmal ihrer schweren Rüstungen entledigt, nach unten in den gut besuchten Schankraum. Bóin II. fällt zwar auf, dass nur Menschen und keine Zwerge aus Thrórs Schar anwesend sind, Khufur sieht darin aber kein Grund zur Sorge. Während des Essens ruft der Wirt Khufur zu sich an den Tresen, um sich danach zu erkundigen, was es mit den wertvollen Pferden auf sich habe, welche die Zwerge mit sich führen, da sie ja wohl nicht auf ihnen reiten würden. Khufur kommt nicht mehr dazu, dem Mann eine Antwort zu geben, denn plötzlich bricht im hinteren Teil des Schankraums eine wüste Schlägerei aus. Doch nicht nur dort scheinen die Emotionen hoch zu gehen, sondern auch beim Tresen, wo gleich mehrere Männer eine Frau bedrängen und daran hindern, sich in Richtung des Getümmels zu bewegen. Dem gleich hinter den Männern stehenden Khufur kommt das reichlich suspekt vor, weshalb er Bóin II. zuruft, er solle nach den Pferden sehen. Obwohl er glaubt, von der Mitte der Schlägerei her einen erstickenden Schrei vernommen zu haben, begibt sich der erfahrene Kämpfer sogleich zu einer Seitentüre, die nach draussen sowie zur Treppe in den ersten Stock führt. Während sich Bóin II. kurz auf dem Gang umhört und anschliessend über die Aussentüre den Stall aufsucht, mischt sich Khufur in das um die Frau entstandene Gedränge ein und versucht, sich zwischen sie und die fünf streit-lustig wirkenden Männer zu stellen. Als ihn einer der Männer daraufhin schlagen will, verpasst ihm der Zwerg einen zünftigen Fausthieb in die Nieren, worauf er vor Schmerzen benommen zu Boden geht. Sein Kumpane trifft Khufur derweil an der Wade, was den Zwerg ebenfalls kurz benommen macht, aber nicht davon abhalten kann, weiter der Frau beizustehen, auch wenn der Schläger sagt, er solle sich da raushalten, und einen Bierhumpen zur Hand nimmt. Auch Khufur bewaffnet sich mit einem Bierkrug und kann sein Gegenüber kurz benommen machen, wird dann aber ebenfalls von dem ersten Schläger getroffen, der sich schon wieder aufgerappelt hatte. Um seinem ersten Fausthieb noch etwas Nachdruck zu verschaffen, knallt Khufur ihm den Bierkrug so präzise an den Kopf, dass der Mann erneut, diesmal bewusstlos, zu Boden sinkt. Unterdessen betritt Bóin II. den Stall, kann dort aber nichts Auffälliges entdecken. Nachdem drinnen zwei der Männer die Frau beim Tresen verlassen haben, um bei der Hauptschlägerei mitzumischen, kreuzt Khufur noch immer mit dem zweiten Schläger die Bierhumpen, während sein Kumpane die Frau weiterhin festhält. Als Bóin II. wenig später in die Schankstube zurückkehrt, ruft ihm die Frau auf Westron zu, er solle "Lurg" helfen, wobei sie verzweifelt zum Getümmel hinüber schaut. Da Bóin II. nicht feststellen kann, wem er helfen soll, entschliesst er sich, den Mann anzugreifen, der die Frau festhält, der Schlag aufs Schienbein kann diesen aber nicht aus der Ruhe bringen. Derweil gelingt es Khufur, seinen Kontrahenden mit einem harten Brusttreffer vorübergehend benommen zu machen. Nochmals wendet sich die Frau an Bóin II. und bittet ihn verzweifelt, "Lurg" zu helfen, wobei sie als Erkennungsmerkmal "blaues Hemd" hinzufügt. Bóin II. kann den Gesuchten zwar auch jetzt nicht ausfindig machen, sagt aber zu Khufur, er solle der Frau helfen, worauf er sich ins Getümmel begibt und schon nach kurzer Zeit einen am Boden liegenden, schwer verwundeten Mann mit einem blauen Hemd entdeckt. Vorsichtig zieht er den blutenden Menschen an der Wand des Schankraums entlang aus dem Getümmel. Da gelingt es der Frau endlich, sich von ihrem Bedränger loszureissen, worauf sie zu dem Verletzten stürzt und sein Hemd bei der Blutung zerreisst, um die Wunde mit beiden Händen zuzudrücken. Khufur läuft der Frau hinterher und wirft einen Tisch um, um so für mehr Platz zu sorgen. Schon im nächsten Moment erkennt der Zwerg, dass der Rüpel vom Tresen der Frau ebenfalls nachsetzt und sie von hinten angreifen will, doch Khufur ist schneller und macht den Mann mit einem harten Schlag benommen. Während Bóin II. einen Vorhang von der Wand reisst, um so zu Verbandsmaterial zu kommen, versucht die Frau noch immer verzweifelt die Blutung zu stillen, was ihr aber nicht zu gelingen scheint. Noch immer will der Schläger nicht aufgeben, weshalb Khufur noch einmal richtig Mass nimmt und ihn mit einem wuchtigen Schlag niederstreckt. Derweil merkt Bóin II., dass die Nervosität der Frau mit einem Mal weicht, und sie mit ruhiger und konzentrierter Stimme sagt: "Alles gut, ich bekomme ihn in den Griff." Da wird Khufur plötzlich klar, dass die Frau heilkundig sein muss.
[Spieler von Khufur: "Die will ich, die will ich! Das ist unsere Heilerin! Die will ich heiraten", wobei er vor dem Spielleiter auf die Knie geht und einen Heiratsantrag andeutet.]
Als Bóin II. fragt, ob der Verwundete irgendwohin gebracht werden solle, erwidert die Frau, dass die Ecke des Raumes vorerst genügen müsse und sie zwei Tische umkippen und als Barrikade verwenden könnten, was Khufur auch sogleich macht. Derweil löst sich das Getümmel allmählich auf, und einige Schläger flüchten durch den Haupteingang aus dem Schankraum ins Freie, wobei sie von anderen verfolgt werden. Sicherheitshalber läuft Khufur nochmals zum Stall rüber, um dort nach dem Rechten zu sehen, aber die Pferde sind noch immer an Ort und Stelle. Bevor er in den Schankraum zurückgeht, sagt er zu seinem Pferd Bjarni, er solle sich von niemand Fremdem reiten lassen, auch wenn dieser vielleicht sagen würde, dass er ihn gekauft habe, denn er dürfe gar nicht verkauft werden. Als Khufur den Schankraum wieder betritt, hat Bóin II. einen der beiden bewusstlosen Schläger bereits in den heruntergerissenen, schweren Vorhang eingewickelt und das Paket mit den Gürteln der Schläger gesichert. Der Wirt, der sich der die ganze Schlägerei über hinter seinen Tresen gebückt hatte, ist entsetzt und bietet der Frau an, den Verletzten für die Nacht in seinem Zimmer zu beherbergen. Auf Bóins II. Frage sagt der Wirt, die beiden bewusstlosen Schläger seien ihm nicht bekannt.
// Metageblubber:
Nach der Session hat die Frau von Bóins II. Spieler meiner Partnerin per Whatsapp geschrieben: "He's still on fire! Er erzählt und erzählt, was sie aller erlebt haben." Ich werte das jetzt einfach mal als Zeichen für eine als spannend wahrgenommene Runde :-)
Wie schon angekündigt, hatte ich mir nach der letzten Session einige Gedanken zu Truchsess Beregonds wahrscheinlicher Reaktion auf ein offizielles Schreiben aus Imladris gemacht, in welchem Elrond ihm erklären würde, einen mindestens ebenso guten Anspruch auf die Verwahrung des Ringes zu haben "bis der König zurückkehrt". Ich hatte diese Idee von Tinulins Spieler zunächst für sehr gut gehalten, aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto harscher wurde der Ton, mit dem Truchsess in meinem Kopf auf so eine in seinen Augen klare Provokation gegenüber Gondor reagieren würde. Ich habe darüber auch mit den Spielern gesprochen, und wir haben auch zu Beginn dieser Session nochmals über die Motivationen und Beweggründe aller Parteien diskutiert: die nördlichen Dunedain wollen nicht als solche in Erscheinung treten, Imladris will Gondor nicht aussenpolitisch brüskieren oder innenpolitisch den Truchsess schwächen, der Truchsess will Gondor wieder zu alter Stärke führen und ist dafür auf alles angewiesen, was das Prestige des Landes und seiner Regierung steigert. Im Endeffekt sind wir zum Schluss gelangt, dass Elrond das Angebot Tinulin gegenüber, Barahirs Ring offiziell zu verwahren, unter diesen Vorzeichen nicht durchziehen kann und eine andere Lösung für Arrohirs Dilemma gefunden werden musste.
Für den Fall, dass es bei einem offiziellen Schreiben aus Imladris geblieben wäre, hatte ich mir im Vorfeld noch überlegt, ob Elrond den Elben in einer "Vision", die wir dann als quasi-real ausgespielt hätten, die Folgen dieses Vorgehen aufgezeigt hätte. Danach hätten die Spieler nämlich immer noch die Möglichkeit gehabt, sich allenfalls doch noch eine andere Variante auszudenken. Da die Spieler sich aber für eine teilweise Rückabwicklung der Geschehnisse der letzten Session aussprachen, wurde dieses Hilfsmittel gar nicht nötig.
Was die Spieler in der Vision zu sehen bekommen hätten:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Ich bin davon ausgegangen, dass Tinulin Arrohir zu Truchsess Beregond begleitet und für ihn, falls notwendig, auch das Wort ergreift. Wenn Arrohir erklären muss, dass Elrond von Imladris Barahirs Ring zurückbehält, fängt beim Truchsess eine Ader an der Schläfe an zu pochen, und er wird Arrohir aufs Schärfste dafür verurteilen, seinen klaren Befehl missachtet zu haben, zumal er ihm ja sogar ein Ermächtigungsschreiben mitgegeben hatte. Dann allerdings wird er sich Tinulin zuwenden und ihn dafür verantwortlich machen, dass er Arrohir in die Lage bringt, jetzt nochmals nach Imladris gehen zu müssen, um den Ring zu holen. Sollte sich Arrohir weigern, wird an seiner Stelle seine Schwester geschickt, wahlweise auch andere oder weitere Teile seiner Familie, notfalls wird das Gut in der Firienmark eingezogen usw. Für Tinulin hat der Besuch die unschöne Konsequenz, dass sein Schwert Luinmacil, welches er beim Betreten des obersten Ringes der Stadt abgeben muss, einbehalten wird, bis Barahirs Ring dem Truchsess ausgeliefert ist. Das ist zwar quasi ein Bruch der Etiquette, aber dass man das darf, hat Elrond mit seinem, in den Augen des Truchsessen dreisten Vorgehen ja geradeerst bewiesen.
Und das wäre wohl erst der Beginn eines immer grösser werdenden Zerwürfnisses zwischen Gondor und Imladris einerseits, aber auch zwischen den Gefährten und ihren Herren andererseits geworden, wodurch das Spiel der Kampagne sehr erschwert worden wäre.
In der Session haben wir die Hintergründe des Überfalls auf die Zwerge und Menschen natürlich genau erörtert und das Ganze auch ausgespielt. Damit der Sessionbericht aber nicht noch länger und überladener wird (und es dramaturgisch vielleicht auch ein bisschen spannender ist, wenn dieses Geschehen erst aus der Warte der einen Seite erzählt wird), folgt die Erklärung, was sich dort im Süden Rhudaurs wirklich zugetragen hat, erst im nächsten Sessionbericht.
Tinulins Spieler will als Tinulin Maira eine Auszeit oder gar das Ende ihrer Gruppenkarriere verordnen, da sie nun einfach schon zu viel Schreckliches erleben musste und eigentlich einen tollen Mann zu Hause hätte. Aus diesem Grund versuchen die Spieler bereits jetzt die Fühler nach einer möglichen Nachfolge für die Heilerin auszustrecken, denn ohne medizinische Versorgung geht's nun mal nicht. Als Spielleiter und Spieler von Maira war ich erst etwas verhalten, weil ich noch kein Konzept für eine mögliche Nachfolgefigur im Kopf hatte, denn schliesslich soll es ja nicht einfach eine Maira-Kopie werden. Mittlerweile habe ich aber eine Idee für die Nachfolge gehabt und freue mich nun sogar schon ein bisschen darauf, diesen neuen Stein hoffentlich schon bald ins Rollen bringen zu können.
Chaos:
Oh ja, die arme Maira hat mittlerweile genug gelitten. Ich bin gespannt auf ihre Nachfolgerin.
torben:
Jaja blabla 60 Tage und so ::)... bitte entschuldigt, dass ich erst jetzt dazu komme, hier den nächsten Session-Bericht einzustellen.
@Chaos: Tja also ob diese ominöse und liebreizende Dunländerin tatsächlich zu Mairas Nachfolgerin avanciert? Hier werden wir es bald erfahren, wenn auch vielleicht erst noch anderes ansteht...
Also dann, nehmen Sie eine bequeme Sitzposition ein und los geht's mit der Session 73, viel Spass :)
Session 73: Teil 1
23.5. / 4.6. /9.6.-3.7.2785 3Z
Dunelag - Thrórs Hallen - Firienmark / Isenfurt - Edoras - Firienmark / Imladris - Firienmark
Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat und im Gasthaus "Zum schwarzen Eber" Ruhe eingekehrt ist, wendet sich die äusserst gutaussehende Frau an Khufur und dankt "dem Meister" für seinen beherzten Einsatz zu ihrer Rettung und auch dafür, dass sein Schüler Lurg aus dem Getümmel geborgen habe. Der junge Zwerg glaubt seinen Ohren nicht zu trauen, denn es scheint, als würde diese braunhaarige Schönheit, die sich als "Mo" vorstellt, ihn für den Meister und Bóin II. für seinen Schüler halten. Während Bóin II. ins obere Stockwerk eilt, um sicherheitshalber seine Rüstung anzuziehen, stellt Khufur das kleine Missverständnis bezüglich des Schüler-Meister-Verhältnisses richtig. Mo will ihm dennoch zuerst nicht so recht glauben, so sehr scheint sie von Khufurs Heldenmut und übrigen Qualitäten eingenommen zu sein. Nachdem Bóin II. wieder in den Schankraum zurückgekehrt ist, erfährt er von Mo, dass der Verletzte ihr Bruder Lurg ist. Während Khufur sich ebenfalls rüsten geht, sagt Mo mit grosser Bestimmtheit zu Bóin II., dass nicht davon auszugehen sei, dass die Angreifer noch einmal zurückkehren werden. Als sich der erfahrene Kämpfer zuerst Lurgs zerrissenes und blutverschmiertes Hemd und anschliessend Mo ansieht, erklärt sie ihm, dass ihr Bruder eine Stichwunde erhalten habe und sie glücklicherweise ein bisschen heilkundig sei. Noch glücklicher sei nur der Umstand gewesen, dass ihr Khufur so heldenhaft zu Hilfe gekommen sei. Sobald der junge Zwerg in seiner Plattenrüstung wieder zurück ist, tragen sie Lurg mit der Hilfe des Wirts vorsichtig in dessen Zimmer im ersten Stock, worauf sich Mo nochmals ganz herzlich bei Khufur bedankt und sich danach erkundigt, ob er zu Fürst Thrórs Schar gehöre. Der Anblick der dunländischen Schönheit macht den jungen Zwerg gleichermassen Verlegen wie ihre Frage, die er dahingehend beantwortet, dass er zwar zu Fürst Thrórs Schar gehöre, jetzt aber mit Meister Bóin II. unterwegs sei, der aus dem Eisengebirge stamme. Bevor sie sich von den Zwergen verabschiedet, sagt sie Khufur, dass sie tief in seiner Schuld stehe und sich eines Tages für seine Hilfe erkenntlich zeigen werde. Während Khufur vor der Türe Wache hält, kehrt Bóin II. mit dem Wirt Urd nochmals in die Schankstube zurück, wo sie feststellen, dass in ihrer Abwesenheit einer der beiden gefesselten Angreifer aufgewacht und abgehauen sein muss. So setzt sich Bóin II. auf den anderen, noch immer bewusstlosen Mann und kippt ihm Wasser aus einem Krug ins Gesicht, um ihn zu wecken. Der Angreifer wacht zwar ziemlich rasch auf, erweist sich aber als sehr unkooperativ, was die Beantwortung von Bóins II. Fragen betrifft, und sagt nur, dass er sich lediglich mit der hübschen Brünette habe vergnügen wollen, als er plötzlich von einem Zwerg angegriffen worden sei. Da im Moment ansonsten nichts aus dem Mann herauszuholen ist, fesselt ihn Bóin II. mit einem von Urd bereitgestellten Seil noch besser und sperrt in anschliessend für die Nacht in der Vorratskammer des Gasthauses ein. Wenig später kehrt Bóin II. mit vier biergefüllten Krügen zu Khufur zurück, der vor Mos Zimmer Wache hält, und erzählt seinem Schüler, dass Lurg und Mo gemäss Auskunft des Wirts wohl die Anführer der Menschen dieser Gegend seien. Die ganze Nacht über bewachen Bóin II. und Khufur das Zimmer, ohne dass sich irgendetwas Verdächtiges zuträgt.
[Der Spieler von Bóin II. sagt, er wisse bereits jetzt, dass Lurg und Mo zur dunländischen Familie "vom roten Kamm" gehören müssen, deren Stammsitz in der näheren Umgebung liegt. In der rund 200 Jahre früher angesiedelten Kampagne um das Vermächtnis von König Argeleb I. hatten Artemain dû Anduin und seine Gefährten bereits Konflikte mit Grebor vom roten Kamm und seinem Clan ausgefochten (und er ist den Spielern seither immer als dreister Widersacher im Gedächtnis geblieben). Und auch Caedmon, Tinulin und Bóin II. hatten im Rahmen der gut 20 Jahre vor der Isengart-Gruppe spielenden Generationen-Gruppe schon mit diesen Dunländern zu tun gehabt.]
Am nächsten Morgen, es ist der 10. Juni 2785 3Z, ist Lurg wieder auf den Beinen und dankt Khufur und Bóin II. nun auch noch persönlich für ihren rettenden Einsatz. Den Gefangenen will der Mann zur Befragung zu seinem im Westen gelegenen Sitz mitnehmen, genauer wird Lurg bei der Nennung seines Wohnortes jedoch nicht. Nochmals versichern Mo und Lurg, dass sie sich eines Tages bei Khufur für seine Hilfe erkenntlich zeigen werden, bevor sie sich reisefertig machen und mit dem Wirt Urd in den Stall gehen, um ihre Pferde zu holen. Bóin II. und Khufur denken noch eine Weile so gut sie es eben können über das Erlebte nach und beschliessen dann, die Sache vorerst auf sich beruhen zu lassen und wie geplant zu Fürst Thrór zu gehen. Von Urd erfahren die beiden Zwerge immerhin, dass sie einfach bei ihm nachfragen können, falls sie mit Lurg und Mo Kontakt aufnehmen wollen.
Als Arrohir und Maira am Morgen den 4. Juni 2785 3Z von der Isenfurt losreiten, sehen sie mehrere "Crebain" genannte Rabenvögel, die in grosser Höhe über den Himmel ziehen und Arrohir unweigerlich an Herrn Saruman denken lassen, dem der junge Dunadan nach seiner Rückkehr aus dem Norden einen Besuch versprochen hatte. Jetzt aber zieht es die Kinder von Caedmon und Evin zur Firienmark, wobei sie auf dem Weg dorthin am Abend des 7. Juni 2785 3Z einen Zwischenhalt in Edoras einlegen. Am nächsten Morgen erhalten sie eine Audienz bei König Fréaláf, dem Arrohir ebenfalls versprochen hatte, Meldung über die Expedition in den Norden zu machen. Nachdem der junge Dunadan beim Eingang zur goldenen Halle Meduseld Schwert und Schild abgegeben hat, werden er und seine Schwester zum König vorgelassen, dem sie sowohl von ihren Taten im äussersten Norden wie auch vom Diebstahl der wiedererlangten Artefakte berichten. Als Arrohir davon erzählt, dass die Gefährten im Norden der Eisbucht von Forochel mit einem Schattenwesen gekämpft und es vertrieben hätten, erkundigt sich der König mit ernster Miene danach, ob daraus für Rohan eine Gefahr resultieren könnte. Arrohir gibt zu, dass die Elbenreiche tatsächlich einer Gefahr ausgesetzt gewesen seien und auch Gondor auf Probleme zusteuern könnte, falls das Schattenwesen nach ihm suchen sollte. Fréaláf sagt dazu, er hoffe, dass sich diese Aussicht nicht verwirklichen werde und Rohan Gondor deswegen am Ende noch zur Hilfe eilen müsse, zumal Rohan selbst schon genügend Probleme an den Grenzen habe und nach dem Krieg des Langen Winters noch immer über zu wenige wehrhafte Männer verfüge. Arrohir erwidert darauf, dass er das Schwert Farongyrth weiterhin führen und bis zu seinem letzten Atemzug gegen die Schattenwesen kämpfen werde.
Nachdem sich Arrohir und Maira von König Fréaláf verabschiedet haben, brechen sie noch am selben Tag wieder auf und reiten weiter in Richtung ihres Heimes Zadan n'Bawâb in der Firienmark, wo sie am späten Abend des 13. Juni 2785 3Z eintreffen. Als Maira den elterlichen Hof erblickt, beginnt sie vor Freude und Erlösung zu weinen, worauf Arrohir ihre Hand ergreift und sagt: "Ich werde Dich bald ganz nach Hause begleiten, liebe Schwester." Nachdem Arrohir das Weidetor geöffnet hat und Maira hindurchgeritten ist, führt er Windraes und Niestha am Zügel bis zum Tor des Hofes und klopft. Es dauert nicht lange, bis das Tor von Horing geöffnet wird und Arrohir ihn mit einem ernsten "Wir sind zurück" anspricht, bevor er ihn glücklich umarmt. Der Cairl erwidert die Umarmung des Sohnes seines Herrn, und noch während auch Maira ihm freudestrahlend um den Hals fällt, vermeldet Horing lautstark die Ankunft der Kinder des Hauses. Evin vernimmt Horings Rufe und stösst den bereits neben ihr im Bett schlummernden Caedmon an, bevor sie mit pochendem Herzen losläuft und ihren noch immer schlaftrunkenen Ehemann zurücklässt, der noch einen Moment braucht, bis ihm klar wird, was im Hof gerade vor sich geht. Bei der Haustüre angekommen, fasst und strafft sich Evin kurz, bevor sie mit festem Schritt und gehobenem Kopf auf den Hof tritt. Nachdem sie Arrohir und Maira kurz ernst und prüfend angesehen hat, lässt sie alle Strenge ihrer rohirrischen Adligkeit fahren und läuft zu ihren Kindern, um sie als liebevolle Mutter in die Arme zu schliessen. Es dauert nicht lange, bis auch Gwen, Kara und Seora sowie schliesslich auch Caedmon auf den Hof hinaus kommen und Arrohir und Maira freudig begrüssen. Auf die Frage, wo die anderen Mitglieder des Ordens der Wächter des Lichts seien, sagt Arrohir, dass die Elben in Imladris noch Aufträge zu erfüllen hätten, während die Zwerge noch in Dunland seien, um Fürst Thrór aufzusuchen. Dann jedoch beginnen die Worte nur so aus dem jungen Dunadan zu sprudeln, als er etwas wirr und unzusammenhängend erklärt, er hätte mehr mitgebracht, aber sie seien überfallen worden, gefolgt von verschiedenen Bruchstücken ihrer Erlebnisse der letzten Monate. Gwen schlägt daraufhin vor, dass sie in die grosse Stube hinüberwechseln sollten, worauf Arrohir sagt: "Erst die Pferde!", wobei er seiner Mutter ein triumphierendes Lächeln zuwirft. Evin pflichtet ihrem Sohn bei, meint dann aber, dass sie sich heute ausnahmsweise selbst um Arrohirs und Mairas Pferde kümmern werde, da sie prüfen wolle, ob es ihnen gut ergangen sei. Rasch werden in der grossen Halle des Haupthauses Essen und Getränke aufgetischt und die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht, bevor sich die beiden Heimkehrer ein wohlverdientes Bad gönnen.
Als Evin wenig später den Rücken ihres im Badezuber sitzenden Sohnes schrubbt, bleiben ihr seine zahlreichen Narben nicht verborgen, und eine dunkel verfärbte Stelle an seinem Arm sticht ihr ganz besonders ins Auge. Nachdem sie ob der Schmerzen, die ihr Sohn aufgrund der ganzen Verletzungen durchlitten haben muss, ein paar Mal leer geschluckt hat, sagt Evin schliesslich, dass sie morgen wohl einiges zu erzählen hätten und sie froh darüber sei, dass sie auch in der Verfassung seien, von ihren Erlebnissen erzählen zu können. Sobald Arrohir und Maira ihr Bad beendet haben, begeben sie sich völlig erschöpft zu Bett.
Schon bald nachdem Arrohir und Maira am Morgen des 14. Juni 2785 3Z aufgestanden sind, erzählen sie Caedmon, Evin, Gwen und Horing sowie Kara und Seora viel von ihrer Expedition zur Eisbucht von Forochel sowie dem Verlust der Erbstücke des Nordens auf der Rückreise nach Gondor. Es ist bereits Nachmittag, als die beiden ihre nur in den Grundzügen gehaltene Erzählung beendet und die meisten der unzähligen Fragen ihrer Zuhörer beantwortet haben. Gleichwohl bricht Maira noch am selben Spätnachmittag zum Firienwald auf, wo sie ihre Lehrerin Fairin treffen möchte, um mit ihr über ihre Erlebnisse im Norden zu sprechen. Nach einigen Tagen im Wald kehren die beiden Frauen gemeinsam zurück nach Zadan n'Bawâb, wo sie freudig empfangen werden.
Im Lauf der Tage erzählt Arrohir seinen Eltern Caedmon und Evin in allen Einzelheiten von der Reise und hebt dabei auch seine Bekanntschaft mit Lirila hervor, in welche er noch immer verliebt ist. Als er von der Wiederaufnahme der Rüstung Ondrils und des Schwertes Farongyrth erzählt, welches einen Schutz gegen den vermutlich untoten König Eärnur bieten könnte, schwingt der Stolz eines unerschrockenen Ordenskämpfers ebenso mit wie die Angst vor einer weiteren Konfrontation mit dem gefährlichen Schatten. Caedmon und Evin sprechen daher lange mit ihrem Sohn über die Bedeutung der Wiederaufnahme der Gegenstände Ondrils, welche schon so viele Generationen im Besitz der Familie dû Anduin waren.
Am Abend des 1. Juli 2785 3Z meldet Kara seinem Herrn, dass sich vier Reiter dem Hof nähern, von denen zwei von grosser und zwei von kleiner Statur seien. Noch bevor die Reiter das Tor erreicht haben, sind bereits alle Bewohner von Zadan n'Bawâb im Hof versammelt, denn sie ahnen schon, wer sich da gemächlichen Schrittes nähert. Tatsächlich öffnen die Cairls Horing und Kara kurz darauf Bóin II. und Khufur das Tor, welche zur Überraschung und grossen Freude aller von Tinulin und Calendin und auch dem Packpferd Blosma begleitet werden. Nachdem Bóin II. Caedmon begrüsst und umarmt hat, streitet er sich sogleich heftig mit Khufur darum, wem von ihnen beiden die Ehre zu teil werden soll, die edlen Pferde Barufax und Bjarni zu versorgen. Schliesslich schlichtet Evin belustigt den etwas zu offensichtlich gespielten Streit der Zwerge, indem sie die Zügel aller Pferde an Seora übergibt. Caedmon sagt derweil zu Bóin II., dass Arrohir als Kind ausgezogen sei, doch als was er zurückgekommen sei, das wisse er noch nicht zu sagen. Calendin wendet sich daraufhin an den jungen Dunadan und erkundigt sich nach dessen Befinden, worauf Arrohir erwidert, er schwanke zwischen dem Heldenmut, gegen Schattenwesen zu kämpfen und der panischen Angst davor, in die Schatten zu treten. Der Waldelb kann Arrohirs Ambivalenz sehr gut verstehen und sagt, er habe durch die Zwerge vom Raub der königlichen Erbstücke im Süden Rhudaurs erfahren, was ein weiterer emotionaler Schlag gewesen sein dürfte. Nachdem Calendin Arrohir ein wenig getröstet hat, hellt sich das Gesicht des jungen Dunadans wieder auf, und er freut sich darüber, dass Calendin so rasch wieder von Imladris aufbrechen konnte.
Weniger harmonisch verläuft das Wiedersehen zwischen Tinulin und Fairin, die den Noldo sehr streng ansieht und mit zitternden Händen kurz davor zu stehen scheint, ihm eine gewaltige Ohrfeige zu verpassen. Als er sich nach dem Grund für ihre Anspannung erkundigt, sieht sie nur stumm zu Maira hinüber, bevor sie ihn wieder mit ihren Augen fixiert. Da wird Tinulin klar, weshalb die erfahrene Heilerin so wütend ist, und er erklärt schuldbewusst, dass er schon zu früheren Zeiten, als er noch mit Fairin selbst unterwegs war, geohrfeigt gehört hätte. Eine Ohrfeige vermöge jedoch nichts zu ändern, worauf Fairin ihn nochmals gefährlich anfunkelt und erwidert, dass es aber zumindest ein Anfang sein könnte. Schliesslich entspannt sich ihr Blick aber doch noch, und sie umarmt den Noldo voller Herzlichkeit.
Gleich darauf begrüsst auch Maira Tinulin freudig mit den Worten: "Traumengel, wir sind zurück!", worauf der Noldo erwidert: "Ja, und wir bleiben es auch." Auch Calendin freut sich sehr über das Wiedersehen mit Maira und dankt ihr nochmals für alles, was sie während der Expedition in den Norden für die Gefährten auf sich genommen habe, und das, wo doch die Zeit für die Elben anders vergehe als für die Menschen.
Als die Gefährten bald darauf in der grossen Halle des Hofes bewirtet werden und Bóin II. Caedmon in den Bierkeller begleitet, erzählt der erfahrene Zwerg seinem Freund, dass sie in Tharbad gewesen seien und er darüber nachgedacht habe, mit Arrohir das berüchtigte Hafenviertel zu besuchen. Zusammen erinnern sich die beiden Haudegen darauf an ihren gut 20 Jahre zurückliegenden gemeinsamen Besuch dieses Viertels, der mit einer Schlägerei und einem sehr unrühmlichen Erwachen für Bóin II. und Caedmon geendet hatte.
[Bóins II. und Caedmon Besuch des Hafenviertels von Tharbad wurde in der Kampagne "Die Generationen-Gruppe" gespielt.]
Spät abends brechen die Elben und Zwerge vom Hof auf und wandern zum wenige Kilometer entfernten Calamindo auf der Spitze des Hügels östlich von Zadan n'Bawâb, wo sie ihr Quartier beziehen.
Weiter geht's bei Teil 2
torben:
Session 73: Teil 2
Am nächsten Tag führen die Calatirnor viele Gespräche und kommen am Morgen des 3. Juli 2785 3Z schliesslich im Calamindo zusammen, um das weitere Vorgehen des Ordens der Wächter des Lichts zu besprechen und zu klären, wie es mit Maira weitergehen soll. Allen ist klar, dass die junge Heilerin möglichst bald zu ihrem Ehemann Ivradil nach Gondor gebracht werden soll. Bóin II. fasst die zurückliegende Expedition in den Norden zusammen und kommt dabei zum Schluss, dass sie erfolglos zurückgekehrt seien. Maira widerspricht ihm und meint, sie seien immerhin alle lebend zurück gekommen. Tinulin erachtet die Sicherung der Abschriften von König Arveduis Erlassen zumindest als einen Teilerfolg. Nach einer Weile kommt Bóin II. auf seinen und Khufurs Besuch bei Fürst Thrór sowie ihre Reise zur Firienmark zu sprechen:
Am Abend des 10. Juni 2785 3Z hatten sich Bóin II. und Khufur Thrórs Hallen genähert und waren rechtzeitig von ihren Pferden abgestiegen, um bei den Wachen am Tor keine Irritationen hervorzurufen. Diese reagierten aber gleichwohl sehr überrascht, als sie die beiden Zwerge ihre grossen Pferde am Zügel führen sahen. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Anführer der Torwache Khufur erkannte und den Verstossenen fragte, was es mit diesem Auftritt auf sich habe und was sein Begehr sei. Khufur erklärte, dass er von weit her zurückgekehrt sei, um Fürst Thrór seine Aufwartung zu machen. Als die Wache entgegnete, dass der Fürst Khufur nicht zu sehen wünsche, bat Khufur darum, Thrórs Enkel Thorin über seine Ankunft zu informieren, worauf sich der Mann erweichen liess und einen Meldeläufer losschickte. Bóin II. nutzte die entstandene Pause und begann ein Gespräch mit der Wache, bei dem er seinem Ziel, mehr über Mo und Lurg sowie ihren Wohnsitz herauszufinden, jedoch nicht näher kam.
Als einige Zeit später der junge Thorin beim Tor eintraf, begrüsste er die Zwerge und fragte Khufur, ob er seine Ausbildung bei Bóin II. abgeschlossen habe. Dies verneinte Khufur und fügte an, er sei gekommen, um Fürst Thrór eine Nachricht und ein Geschenk vom Kleinzwergenfürsten Harke zu überbringen, der aus dem äussersten Norden der Welt stamme. Da Thorin Khufur zu verstehen gab, dass sein Grossvater nicht gewillt sei, Khufur zu empfangen, übergab der junge Zwerg ihm den Brief sowie das Amulett, wobei er sagte, dass der im Anhänger eingeschlossene Staub von einem Siegel Mahals stamme, wie Aulë bei den Zwergen genannt wird. Einer solch hochfahrenden Behauptung gedachte Thorin keinen Glauben zu schenken, auch wenn Bóin II. ihm versicherte, dass das Siegel einen Zugang zur Festung Utumno versperre. Nachdem sich Thorin schliesslich noch nach den Vierbeinern der Zwerge erkundigt und erfahren hatte, dass es sich dabei um Geschenke von Bóins II. und Khufurs Menschenfreunden handle, brachte er das Schreiben und das Amulett Fürst Harkes zu seinem Grossvater Fürst Thrór. Eine gute Dreiviertelstunde mussten Bóin II. und Khufur ohne Bier ausharren, bis Thorin zum Eingang zurückkehrte und sagte, der Fürst würde sich freuen, die beiden Zwerge zu empfangen. Nachdem er die Wachen angewiesen hatte, die "Esel" der Zwerge zu versorgen, führte er Bóins II. und den hoch erfreuten Khufurs persönlich zu einem kleinen Raum, welcher an Thrórs grosse Halle anschloss. Dort wurden sie von Fürst Thrór begrüsst, der zusammen mit seinem Sohn Thrain und seinem Enkel Thorin an einem erhöhten Tisch Platz nahm.
Das Amulett und den Brief Harkes vor sich liegend, begrüsste der Fürst die beiden Zwerge freundlich und liess sich alsbald von Khufur mehr über den Verfasser des Briefes sowie die Herkunft des kleinzwergischen Amuletts berichten. In höchstem Masse darauf konzentriert nichts Falsches zu sagen, erzählte Khufur davon, wie er mit seinem Meister sowie seinen menschlichen und elbischen Freunden, die Fürst Thrór einst erbost hätten, im hohen Norden auf die Kleinzwerge und die Schwarzglasmine gestossen seien, welche sich als von Aulë persönlich versiegelter Zugang nach Utumno entpuppt habe. Der Fürst war von den Ausführungen so fasziniert, dass ihm Khufurs Fauxpas mit der Erwähnung der Elben völlig entging, ganz im Gegensatz zu Thrain und Thorin, was jedoch wiederrum Khufur nicht bemerkte. Bald darauf erkundigte sich Fürst Thrór auch nach Khufurs neuer Axt "Chopfab", welche er sich mit grossem Interesse besah. In diesem Zusammenhang kam Khufur auf die noch viel mächtigere Axt "Dunkelfluch" Fürst Harvkals sowie das Gestein Cropsar zu sprechen, welches einst in der längst vergessenen Kleinzwergenbinge vom Cameth Brin gefördert worden sein soll. Zwar hätten er und seine Begleiter sowie Fürst Horge versucht, Fürst Harkvals in der Nähe von Cameth Brin vermutete Crosparbinge zu finden, nach dem gewaltsamen Tods Horges durch eine Übermacht von Trollen hätten sie ihre Suche jedoch unverrichteter Dinge eingestellt.
Khufur war so in seine Erzählung vom Versuch der Rückgewinnung der verschollenen Kleinzwergenbinge von Cameth Brin vertieft, dass er gar nicht bemerkte, wie der Geist Fürst Thrórs währenddessen offenbar zu wandern begonnen hatte und er nur noch wie benebelt in eine unbekannte Ferne zu starren schien. Erst als Thrain, dem der seltsame Wandel Thrórs ebenso wenig verborgen geblieben war wie seinem Sohn Thorin, dem Fürsten eine Hand auf die Schulter legte, klärte sich sein Blick allmählich wieder auf und schien sein Geist ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Während Thorin Khufur ob des vorübergehenden, unerklärlichen Wandels seines Grossvaters fortan skeptisch beäugte, realisierte Fürst Thrór im Laufe von Khufurs weiteren Ausführungen allmählich, dass der junge Zwerg offensichtlich noch immer in Begleitung von zwei Elben unterwegs war. Über diesen in Thrórs Augen ungeheuerlichen Umstand, der einst zur Verstossung Khufurs geführt hatte, zu tiefst erschüttert und erbost, wurde der alte Fürst in seinen Worten ungerecht und schimpfte immer übler über die Elben und die Kleinzwerge. Für seine heldenhaften Taten hätte Khufur eigentlich eine richtig gute Axt verdient, so wie sie in Meister Brars Lager in Thal zu finden gewesen seien, als der Drache gekommen sei. Stattdessen hätten die unehrenhaften und kleinlichen Kleinzwerge für ihn nur eine minderwertige Waffe aus einfachem Edelstahl mit unnützem Firlefanz angefertigt. Wenn Khufur diesen verlogenen und schändlichen Elben schon den Hintern abwische und ganz offensichtlich lebensmüde sei, solle er doch lieber gleich nach Thal gehen und sich eine von Meister Brars Äxten holen, wenn sie dort noch zu finden seien. Und wenn er schon dabei sei, solle er von dem Grünstrumpf Thranduil ein Entschuldigungsschreiben für die unterlassene Hilfeleistung erwirken, schliesslich habe er ja langohrige Freunde, die ihm dabei behilflich sein könnten. Eine solche Entschuldigung würde ihm sein Königreich zwar nicht zurückbringen, aber es wäre doch zumindest eine kleine Genugtuung, wenn der tumbe Laubfresser seine Mitschuld am Untergang Erebors zugeben müsste, zumal das vielleicht auch ein kleines Fenster für eine Entschädigung von den Elben öffnen könnte. Ohne ein solches Entschuldigungsschreiben von Thranduil oder etwas Gleichwertiges brauche Khufur Fürst Thrór jedenfalls gar nicht erst wieder unter die Augen zu treten und sei auch weiterhin von der Sippe ausgeschlossen, da er ja die Elben richtigen Zwergen vorziehe.
Fürst Thrór redete sich immer weiter in Rage, bis Thrain und Thorin schliesslich aufstanden und Bóin II. und Khufur mitteilten, dass die Audienz beendet sei. Bóin II. wollte die Anwürfe gegen seine elbischen Freunde und die Kleinzwerge zwar nicht unkommentiert stehen lassen, da ihm der Fürst jedoch kein Gehör schenkte, liess er sich zusammen mit Khufur von Thorin aus dem Raum und bis zurück zum Tor führen. Nachdem sie ihre Pferde wieder in Empfang genommen hatten, sagte Bóin II. zu Thorin, der ob Khufurs elbenfreundlichen Schilderungen ebenfalls sichtlich irritiert war, dass Tinulin und Calendin mit ihm bis ans Ende der Welt gegangen seien und auch schon einen Drachen erschlagen hätten. Nicht ohne einen gewissen Zynismus in der Stimme erwiderte Thorin darauf, dass sein Grossvater Thrór vielleicht besser über die Elben zu denken bereit wäre, wenn sie ihm Smaugs Kopf bringen würden, Drachentöter, die sie ja offensichtlich seien. Zu Khufur gewandt, sagte der Fürstenenkel mit ernster Miene und fast schon einem Anflug von Besorgnis in der Stimme: "Was hast Du da bloss erzählt, das Fürst Thrór so beschäftigt hat? Irgendetwas hat sich in meinem Grossvater gewandelt, und dann kam schliesslich auch noch die Sache mit diesen Elben dazu. Geht jetzt!"
Traurig aber gleichwohl etwas gefasster als noch bei seiner ersten Verstossung, stieg Khufur auf sein Pferd Bjarni und ritt gemeinsam mit seinem Meister Bóin II. langsam fort von Thrórs Hallen. Da es bereits spät geworden war, übernachteten die beiden Zwerge auf einem Feld zwischen der Zwergenbinge und der Ortschaft Dunelag.
Als sie am nächsten Morgen sie bei Nieselregen weiter nach Dunelag ritten, sprach Bóin II. Khufur auf die liebreizende Dunländerin Mo an, von welcher er glaubt, sie könnte ähnlich wie Maira eine Heilerin sein. In der dunländischen Siedlung angekommen, bezogen sie erneut Quartier im Gasthaus "Zum schwarzen Eber" und verbrachten den Rest des Tages bei ausreichend Bier mit Überlegungen, ob sie Lurg und Mo aufsuchen sollen, um mehr über die Frau herauszufinden und zu klären, ob es allenfalls noch mehr von ihrer Sorte geben könnte.
Dem Rat des Wirts Urd folgend, waren die beiden Zwerge am nächsten Morgen noch nicht lange in nordwestlicher Richtung von Dunelag aufgebrochen, als ihnen eine kleine Reiterei entgegenkam. Die fünf Reiter wurden von keiner anderen als Mo angeführt, die in eine Rüstung aus verstärktem Leder gekleidet war und einen runden Schild sowie einen Morgenstern in ihrem Waffengurt trug. Bóin II. verliebte sich sogleich beim Anblick dieser derart gerüsteten und dazu noch überaus schönen Frau, und auch Khufur war ob der sich ihnen bietenden Augenweide entzückt. Mo zeigte sich erfreut, die beiden Zwerge so rasch schon wiederzusehen und verzauberte sie während ihrer Unterhaltung so sehr mit ihrem Liebreiz, dass der vor Schüchternheit errötete Khufur schliesslich nur noch still auf seinen Sattelknauf schauen konnte. Nach einer Weile brach es dann aber plötzlich aus dem jungen Zwerg heraus, und ohne weiter nachzudenken, fragte er Mo ganz direkt, ob sie ihn und Bóin II. nicht in den fernen Osten begleiten wolle. Dieser unerwartete Ausbruch Khufurs entlockte der schönen Dunländerin ein herzliches Lachen, worauf sie Khufur zu bedenken gab, dass sie einander doch gar nicht kennen würden und auch nichts von ihren jeweiligen Zielen wüssten. Als Khufur erkannte, wie berechtigt ihre Einwände waren, war ihm seine unbedachte Frage sofort äusserst peinlich, doch Mo schien daran keinen Anstoss genommen zu haben, sondern unterhielt sich weiterhin freundlich mit den beiden Zwergen. Dabei erfuhren sie, dass Mo nach Dunelag reiten und anschliessend noch einige andere Siedlungen aufsuchen wollte, während ihr Bruder Lurg gerade sehr beschäftigt sei und daher leider kaum die Zeit habe, um sich mit den beiden Zwergen treffen zu können. Auf Mos Nachfrage erklärte Bóin II., dass die Zwerge sich eine freundschaftliche Verbundenheit mit Mo wünschen würden, worauf sie zu bedenken gab, dass sie ja offenbar vor hätten, in den fernen Osten zu reisen. Vielleicht könnten sie sich aber nach dieser Reise, oder sogar noch vor ihrem Aufbruch, nochmals sehen. Schliesslich verabschiedete sich Mo sehr freundlich von Bóin II. und Khufur und ritt in vollendeter Eleganz mit ihren Begleitern in Richtung Dunelag davon. Völlig verdattert sahen sich die beiden Zwerge an und fragten sich, was das gerade war, wobei sie noch immer ganz verzaubert vom Wesen der schönen Dunländerin waren. Schliesslich brach Khufur das Schweigen der Überwältigung und sagte, sein Ahnherr habe schon immer gesagt: "Frauen! Man kann nicht mit ihnen, aber auch nicht ohne sie." Als Bóin II. Khufur fragte, ob er sich Mo in der Gruppe der Calatirnor vorstellen könnte, erwiderte der junge Zwerg, dass er sich in ihrer Nähe gar nicht konzentrieren könne und nicht wisse, weshalb dies so sei.
Schliesslich kehrten Bóin II. und Khufur um und ritten über Dunelag zurück zur Isenfurt, welche sie am Abend des 17. Juni 2785 3Z überquerten. Nachdem sie ein paar freundliche Worte mit den rohirrischen Wachen bei der Furt gewechselt hatten und am nächsten Tag weitergeritten waren, erreichten sie am 22. Juni 2785 3Z abends Edoras. Sobald sie in einem Gasthaus Quartier bezogen hatten, stiessen sie mit ordentlich Bier auf die schöne Mo, ihren Morgenstern, an den Bóin II. noch mehrmals zurückgedacht hatte, sowie ihre übrigen, nicht zu übersehenden Vorzüge an. Am nächsten Morgen brachen sie wieder auf und wurden am Abend des 27. Juni 2785 3Z auf halbem Weg zwischen Edoras und dem Firienwald schliesslich völlig überraschend von Tinulin und Calendin eingeholt, die zum Erstaunen der Zwerge das gestohlene Packpferd Blosma bei sich hatten. Nachdem die Zwerge den Elben den Überfall in Rhudaur geklagt hatten, erklärten ihnen die Elben, dass sie das Packpferd Blosma einige Tagesritte von der Ortschaft Fennas Drunin entfernt in der Nähe eines Weges streunend vorgefunden und mitgenommen hätten. Anschliessend ritten die Elben und Zwerge das letzte Stück bis zur Firienmark zusammen und trafen schliesslich am Abend des 1. Juli 2785 3Z beim Hof Zadan n'Bawâb ein.
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torben:
Session 73: Teil 3
Nur Tinulin, Calendin und Bóin II. wissen, dass der Zwerg bei seinem Bericht einen wichtigen Teil ausgelassen hat. Nachdem nämlich Bóin II. und Khufur den Elben bei ihrem Zusammentreffen in Rohan völlig entrüstet vom Überfall auf die Zwerge sowie Arrohir und Maira berichtet hatten, hatte Tinulin Bóin II. ein Stück beiseite genommen und seinem Freund Folgendes erzählt:
Als die Gefährten am Abend des 25. April 2785 3Z Imladris erreicht hatten, kam es noch am selben Abend zur feierlichen Rückgabe der Erbstücke des nördlichen Königreiches. Im Anschluss verliessen zunächst Arrohir und Maira, später aber auch Bóin II. und Khufur die Gesellschaft, um nicht Zeuge allfälliger Gespräche zur Lösung von Arrohirs Dilemma zu werden. Dieser war sowohl verpflichtet, die Erbstücke des nördlichen Königreiches von Arnor und Arthedain zu Truchsess Beregond nach Gondor zu bringen, als auch sie in Imladris in die Obhut der letzten Dunedain des Nordens zu geben.
Nachdem nach Arrohir und Maira auch die Zwerge die Halle in Herrn Elronds Haus verlassen hatten, eröffnete der Herr von Imladris den nun noch anwesenden Tinulin, Calendin, Erestor, Arathorn, Anglas sowie dem alten Halmir seinen Plan:
"Wir werden den Gefährten mitteilen, dass sich die Waldläufer des Nordens und die Elben von Imladris entgegen dem Wunsch König Arveduis und seines Herolds Ondril dazu entschieden hätten, Arveduis Kiste, die Schriften im Original sowie in einer Abschrift und auch Barahirs Ring Truchsess Beregond zu überlassen. Damit solle das Reich Gondor und die bestehende Allianz der Reiche des Westens gestärkt werden, zumal Gondor den besten Anspruch auf diese Gegenstände vorzuweisen habe. Leider wird es Tinulin und Calendin nicht möglich sein, Arrohir und Maira sowie die Zwerge auf ihrer Reise nach Gondor zu begleiten. Calendin wird sich bis auf Weiteres um Glorwens Wohlergehen kümmern müssen, und Tinulin wird in einer anderen Angelegenheit für unbestimmte Zeit unabkömmlich sein, so dass die übrigen Ordensmitglieder ohne sie aufbrechen werden. Zum Abschied erhalten sie eine Karaffe mit Miruvor, mit dem sie am zweiten Abend nach ihrem Aufbruch auf den erfolgreichen Abschluss ihrer Expedition in den Norden anstossen sollen. Nach dem Genuss des Miruvors werden alle Gefährten die ganze Nacht über tief schlafen, da er mit einigen zusätzlichen Wirkstoffen versetzt ist. Wenn sie am nächsten Morgen erwachen, finden sie ihr Lager von Dieben heimgesucht vor, welche sicher die Kiste von König Arvedui und Barahirs Ring entwendet haben werden. Ohne Tinulin und Calendin werden die Menschen und Zwerge nicht in der Lage sein, verwertbare Spuren zu finden, denen sie folgen könnten, und auch den Eingang nach Imladris werden sie nicht wiederfinden. So bleibt ihnen schliesslich nur, ihre Reise ohne die Erbstücke des Nordens fortzusetzen und Truchsess Beregond die betrübliche, aber der Wahrheit entsprechende Nachricht zu überbringen, dass ihnen die Erbstücke des Nordens auf dem Weg von Unbekannten gestohlen wurden. Ihr, Tinulin und Calendin, werdet mit dem Wissen um die wahren Umstände des Diebstahls belastet sein, und es versteht sich von selbst, dass Arrohir und Maira wie auch sonst alle vom Haus des Windes zu keinem Zeitpunkt jetzt oder später über sie in Kenntnis gesetzt werden dürfen. In Wahrheit werden es nämlich unsere Elben sein, welche das Lager der Ordensmitglieder durchsuchen und die Erbstücke des Nordens mitnehmen, um sie wieder zurück nach Imladris und den Waldläufern des Nordens zu bringen, wo sie fortan rechtmässig verwahrt werden. Wenn es Euch beliebt, dürft Ihr Euch an der Aktion gerne auch selbst beteiligen."
Den letzten Satz von Herrn Elrond, lautend: "Nach diesem Vorfall werden Arrohir, Maira und die Zwerge nicht wieder nach Imladris zurückkehren", verschwieg der Noldo selbst seinem zwergischen Freund und fuhr stattdessen folgendermassen fort:
Der von Herrn Elrond skizzierte Plan fand bei allen Anwesenden Anklang, und Tinulin verneigte sich vor der Weisheit des Herrn von Imladris. In der Folge besprachen sie zahlreiche Details des Plans und verfeinerten ihn, damit er zu einem in jeglicher Hinsicht glaubhaften Ergebnis führen würde. So waren Herr Elrond und seine Helfer dafür besorgt, dass der Miruvor seine einschläfernde Wirkung erst nach 24 Stunden zeitigt, um möglichst keinen Verdacht auf eine Vergiftung durch dieses Getränk und damit durch die Elben von Imladris zu erwecken. Auch verwarf Calendin seinen Vorschlag wieder, es nach einem Überfall durch Orks aussehen zu lassen, da diese bösartigen Wesen sicher keine Überlebenden zurücklassen würden.
Nachdem sich Tinulin und Calendin am Morgen des 15. Mai 2785 3Z von den Menschen und Zwergen verabschiedet hatten, ritten sie nur ein kleines Stück aus ihrer Sichtweite und trafen schon wenig später auf eine Gruppe von 10 Elben aus Herrn Elronds Haus, mit welchen sie die Gefährten gemeinsam zu Fuss verfolgten. Während Bóin II., Arrohir, Khufur und Maira am Abend des 16. Mai 2785 3Z mit dem schlafmittelversetzten Miruvor anstiessen, bereiteten sich Tinulin und Calendin mit den übrigen Elben bereits auf den "Überfall" am nöächsten Abend auf die Gefährten vor. Sobald Bóin II. dann am 17. Mai 2785 3Z als letzter der Gefährten vom Schlaf übermannt worden war, schlichen die Elben zum Lager und nahmen die Geldbörsen und Bóins II. Ringe, aber auch König Arveduis Kiste mit den Originalerlassen sowie Barahirs Ring an sich. Sorgsam legten sie ein paar wenige irreführende Spuren, und nachdem Tinulin die Abschriften der Erlasse von König Arvedui unordentlich in einem der Zelte verteilt hatte, banden sie die Kiste mit den königlichen Erlassen dem Packpferd Blosma auf den Rücken und führten es davon. Bis die Elben am 23. Mai 2785 3Z Imladris erreichten, hatten sie sich schon mehrfach gefragt, wie ihre Gefährten den beim "Überfall" erlittenen, herben Verlust wohl verkraften. Im verborgenen Tal angekommen, wurden Tinulin und Calendin vom Verwalter Erestor empfangen, welcher sie bat, ihm mit den Erbstücken des nördlichen Königreiches zu Herrn Elrond und Herrn Arathorn zu folgen. In der grossen Halle stellten sie Königs Arveduis Kiste und Barahirs Ring auf einen Tisch und berichteten, dass der "Überfall" plangemäss verlaufen sei und sie die Erbstücke des nördlichen Königreiches Herrn Elrond "zum Vergessen" übergeben würden, Bóin II. die Sache wohl aber noch lange Zeit nachhängen werde. Herr Elrond bedankte sich auch in Herrn Arathorns Namen für Tinulins und Calendins Einsatz und sagte, er nehme die Erbstücke des nördlichen Königreiches "nicht zum Vergessen, sondern zur Verwahrung" in Empfang.
[Spieler von Calendin: "Zum Dank bekommt Calendin jetzt so ein altes..." Spieler von Tinulin: "...so eine alte dunkle Wohnwand wie aus den 1980er Jahren." Spielleiter: "Ich hätte vorgeschlagen "...eine Tulpe"."]
Die nächsten drei Tage verbrachte Calendin mit Glorwen und Tinulin mit seiner Mutter Nenwen, welche ihm beim Abschied am 27. Mai 2785 3Z sagte, er solle aufpassen, dass ihm nicht so etwas zustosse wie es Calendin widerfahren sei und dass Calendin so etwas nicht abermals zustosse. Glorwen sagte Calendin, dass sie ihn entweder in Imladris oder Lorien erwarten werde, worauf ihr Verlobter entgegnete, sein Herz werde ihm zeigen, wo er sie finden könne. Wenig später brachen sie mit dem Packpferd Blosma im Schlepptau von Imladris auf und erreichten auf demselben Weg, den auch die Menschen und Zwerge benutzt hatten, am 19. Juni 2785 3Z die Isenfurt an der Grenze zu Rohan. Vier Tage später lagerten die Elben ein ganzes Stück vor der Königsstadt Edoras und holten am Abend des 27. Juni 2785 3Z schliesslich Bóin II. und Khufur auf halber Strecke zwischen Edoras und dem Firienwald ein. Nachdem Tinulin Bóin II. über die wahren Hintergründe des Überfalls in Rhudaur aufgeklärt und sich für das unvermeidbare Vorgehen entschuldigt hatte, sagte er seinem zunächst völlig aufgebrachten Freund, dass er nicht versagt habe, sondern Opfer eines nicht anders umsetzbaren Plans geworden sei. Während er Bóin II. seine Ringe und den Geldbeutel zurückgab, versicherte er dem erfahrenen Zwerg nochmals, dass die Erbstücke des nördlichen Königreiches nun in der sicheren Verwahrung von Imladris seien, worauf sich Bóin II. allmählich beruhigte. Bevor sich Tinulin nach dem Besuch der Zwerge bei Fürst Thrór erkundigte, schärfte er seinem Freund ein, dass nie auch nur ein Wort über die wahren Hintergründe des Überfalls in Rhudaur oder den Verwahrungsort der Erbstücke zu Khufur, Arrohir, Maira oder sonst einem Sterblichen durchsickern dürfe. Bóin II. erklärte sich mit diesem Vorgehen, das vor allem dem Schutz Arrohirs diente, einverstanden. Anschliessend erzählte er Tinulin, dass der Besuch bei Fürst Thrór schrecklich gewesen sei und er sich sehr über den zu tiefst verbitterten Fürsten habe aufregen müssen.
All diese geheimen Geschehnisse im Kopf behaltend, fuhr Bóin II. mit seiner Schilderung an der Stelle des Wiedersehens mit den Elben fort und sagte, dass er den Elben auf dem gemeinsamen Ritt zur Firienmark von der Kneipenschlägerei in Dunelag und Khufurs Einsatz für die bezaubernde Frau Mo erzählt habe. Auf Höhe des alten Zadan n'Bawâb hätten sie kurz innegehalten und sich an die Schlacht erinnert, welche sie dort im Langen Winter im Jahr 2758/59 3Z ausgefochten hatten. Calendin habe dabei über das Schicksal Mittelerdes zu sinnieren begonnen, aber Bóin II. und Tinulin hätten ihm gesagt, sie sollten sich lieber auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
Als Bóin II. am Ende seines Berichts angekommen ist, ergreift Maira das Wort und sagt, dass sie Tinulin und den übrigen Ordensmitgliedern auf die Expedition in den Norden gefolgt, für sie nun aber eigentlich die Zeit gekommen sei, das Erlebte aufzuarbeiten und bei ihrem Ehemann Ivradil zu sein. Sie sage "eigentlich", da sie vor dem Hintergrund, dass der Schatten nach Arrohir greifen wolle, keine Ruhe finden könne. Tinulin und Bóin II. verstehen das Dilemma der jungen Heilerin sehr gut und würden sie gerne zu Ivradil begleiten. Der Noldo stellt die Frage in den Raum, wie es für Maira wäre, wenn der Orden der Wächter des Lichts eine andere heilkundige Person für seine Sache gewinnen könnte. Noch bevor Maira die Frage beantworten kann, stellt Bóin II. sogleich klar, dass seiner Ansicht nach vorerst nur noch Mairas Rückkehr zu Ivradil sowie Arrohirs Meldung bei Truchsess Beregond anstehen und sich die Ordensmitglieder danach für den Rest des Jahres in der Firienmark erholen sollten. Tinulin ist damit grundsätzlich einverstanden, spricht aber gleichwohl sein Versprechen an, mit Bóin II. zu dessen Heimat in den Malachithöhlen zu reisen. Zunächst habe er daran gedacht, dass nur sie zwei alleine diese Reise antreten würden, allerdings könnten sie bei einem gemeinsamen Gang aller Calatirnor die Spur zu Arrohir verwischen. In der Folge erzählt Khufur von Fürst Thrórs in grösster Verbitterung ausgesprochenem Auftrag, von Thranduil, dem König der Elben des Düsterwalds, ein Entschuldigungsschreiben für die unterlassene Hilfeleistung nach Smaugs Überfall auf Erebor erhältlich zu machen. Dabei erwähnt er auch den Hinweis des Fürsten, dass in der nahe bei Erebor gelegenen Stadt Thal, welche allerdings höchstwahrscheinlich von Smaug zerstört worden sei, vielleicht noch Äxte aus dem Lager von Meister Brar zu finden seien. Schliesslich lädt Bóin II. alle Calatirnor zu einem Besuch der Malachithöhlen, seiner Heimat, ein. Maira hingegen erklärt, vor dem Aufbruch zu Ivradil noch ausführlich mit ihrer Lehrerin Fairin sprechen zu wollen.
Nachdem die Versammlung der Calatirnor aufgelöst wurde und die Zwerge alleine sind, fragt Bóin II. Khufur, ob sie vielleicht schon bald wieder nach Dunelag aufbrechen und das Gespräch mit Frau Mo suchen sollten, auch wenn es zuerst nicht so ausgesehen habe, als wolle sie nicht mit ihnen zu den Malachithöhlen reisen. Im Gespräch rekapitulieren die beiden Zwerge nochmals alles, was sie bis jetzt über die schöne Dunländerin und ihre Fähigkeiten zu wissen glauben und gelangen dabei zu Ansicht, dass sie heilkundig sein muss.
Am Nachmittag des 3. Juli 2785 3Z erkundigt sich Tinulin bei Fairin, ob es vielleicht in ihrem Wasa-Stamm eine heilkundige Person gebe, welche hinaus in die weite Welt ziehe wolle. Fairin denkt kurz nach und erwidert dann, dass es in ihrem Stamm niemanden gebe, der beide gesuchten Bedürfnisse auf sich vereinige. Stattdessen schlägt sie Tinulin vor, Herrn Saruman um Hilfe bei der Suche nach einer heilkundigen Person zu fragen, da dieser selbst über grosse Heilkräfte verfüge und Caedmons Familie schon lange Zeit beistehe. Tinulin erwidert, dass er über diese Option nachdenken wolle.
// Metageblubber:
Nun sind also endlich alle wieder in Zadan n'Bawâb vereint. Meine Güte war der Aufschrieb dieser Session, der ja mit der Sicht der Elben auf den Überfall noch einen Teil der in Session 72 gespielten Ereignisse enthält, eine langwierige Geburt. Ich folge mit den Anmerkungen der Reihenfolge des Aufschriebs.
Die Spieler sind sich noch immer sehr sicher, dass Mo und Lurg zur Familie "vom roten Kamm" gehören, deren Ahnherr Grebor vom roten Kamm schon mit Artemain dû Anduin Scherereien gehabt hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich bis auf das atemberaubend gute Aussehen (UM 97) noch keine Werte für Mo festgelegt, das wird aber vielleicht noch folgen, sehen doch zumindest die Zwerge in ihr eine mögliche Nachfolgerin für Maira... und da sie freiwillig einen Morgenstern samt Schild trägt, hat sie bei Bóin II. ohnehin schon einen mächtigen Stein im Brett. Der Morgestern ist gemäss den von uns verwendeten Rolemaster-Waffentabellen die wohl schadensträchtigste einhändig geführte Schlagwaffe, welche allerdings auch mit einem sehr hohen Patzerrisiko aufwartet, weshalb sich die Spieler bis jetzt wohl noch nie an sie rangewagt haben.
Der Spieler von Khufur sagte mir im Nachgang zur Session, dass meine Darstellung von Fürst Thrór, der erst so euphorisiert war, dass er Khufurs Erwähnung der Elben überhörte, und dann allmählich immer ungehaltener und wütender wurde, sehr gut und stimmig rübergekommen sei.
Apropos Thrór:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Was die Spieler vermutlich noch nicht auf dem Schirm haben: In den Annalen der Könige wird im Text über Durins Volk erwähnt, dass Thrór eines Tages den letzten der Sieben Ringe der Zwerge an seinen Sohn Thrain übergab und anschliessend mit seinem alten Gefährten Nár von seinen Hallen in Dunland fortgegangen sei. Wohin er gehen wollte, sagte er nicht, sondern meinte nur, er wolle sehen, was er finden könne. In den Annalen steht weiter: "Er war vielleicht ein bisschen verrückt vor Alter und Unglück und langem Grübeln über den Glanz von Moria in den Tagen seiner Vorväter; oder es könnte sein, dass der Ring jetzt, da sein Herr wach war, einen unheilvollen Einfluss hatte, und ihn zu Torheit und Vernichtung trieb. Von Dunland, wo Thrór damals wohnte, ging er mit Nár nach Norden, und sie überquerten den Rothornpass und kamen hinuter nach Azanulbizar."
Mir schwebte eine andere Erklärung für Thrórs Unruhe vor: Als Khufur von der Suche nach der verschollenen Cropsarbinge der Kleinzwerge von Cameth Brin erzählte, begann Thrór insgeheim an Moria zu denken und von der Rückgewinnung der Stadt seiner Vorväter zu träumen. Khufur legte also mit seiner Erzählung den Grundstein für die Wandlung Fürst Thrórs, welche seinem Sohn und seinem Enkel nicht verborgen geblieben ist, wenn gleich sie noch nicht ahnen, was Khufur da genau ausgelöst haben könnte. Diese schicksalhafte Erzählung Khufurs wird am Ende zu Thrórs Ermordung durch den Ork Azog in Moria führen, was wiederrum den Krieg der Zwerge gegen die Orks auslösen wird. Und klar, Khufur wird für diese fatale Entwicklung ein grosses Stück Verantwortung zugeschrieben werden. Auf der anderen Seite mag ihm aber vielleicht genau diese Entwicklung auch ein Türchen für die Rückker zu seiner Sippe öffnen... grundsätzliche Ideen bestehen bereits, ich möchte an dieser Stelle aber noch nicht zu weit vorgreifen.
Die Idee mit dem Überfall auf die durch ein Gift widerstandslosen Menschen und Zwerge ist mir erst beim Nachdenken über Tinulins Vorschlag gekommen. Es wäre mir natürlich noch ein bisschen lieber gewesen, wenn die Spieler diese Lösung selbst gefunden hätten. Ansatzweise haben sie das sogar, indem nämlich Tinulins Spieler auch einen Überfall im Kopf hatte, jedoch einen, bei dem es halt zum Kampf gekommen wäre und bei dem es höchstwahrscheinlich Verletzte oder gar Tote gegeben hätte. Nachdem ich die Idee des Überfalls auf weggetretene Charakter durch Elrond präsentiert hatte, haben sich die Spieler dann bei der genauen Ausgestaltung des Schlaf-Überfalls sehr mit Ideen hervorgetan und auch das ganze Geschehen minutiös ausgespielt. Das hätten wir natürlich viel schneller abhandeln können, das genaue Ausspielen hatte aber den schönen Effekt, dass Bóin II. seine Entrüstung und Enttäuschung über sein eigenes "Versagen" auf diese Weise so richtig zum Ausdruck bringen konnte, was mit einem "gespulten" Überfall wahrscheinlich sehr viel künstlicher gewirkt hätte.
Noch etwas zu Mo:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Die Kurzform "Mo" steht nicht zuletzt angsichts der gegenwärtigen Pandemiesituation - wie könnte es anders sein - für "Morona" :-) Diese Information würde den Spielern sicher die Haare zu Berge stehen lassen würde, allerdings wohl in erster Linie aus einem anderen Grund: die Wortsilbe "Mor" bedeutet in Sindarin "Schwarz" und ist in unserer Gruppe quasi das Markenzeichen der "wirklich bösen"tm Gegenspieler...
Ich hoffe, dass es nicht wieder 60 Tage oder mehr dauern wird, bis die nächsten Sessionberichte - es wurden inzwischen schon zwei weitere Sessions gespielt - hier eingestellt können werden, kann aber leider nix versprechen.
Dennoch freuen wir uns natürlich über jegliches Feedback, welches die Spieler vor allem in Form von Mitleid für sich selbst und ihre vom Schicksal aka Spielleiter gebeutelten Charakter annehmen ~;D
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