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[Kerkermond--Laufendes Spiel]An der Höhle des Mondkindes
Kriegsklinge:
Artwaart schiebt die Arme bis zum Ellbogen in den pulsierenden Schlitz und wühlt im Schleim herum. Er wühlt in der warmen Masse und zerrt. Mit einem schmatzenden Geräusch lösen sich die Falten voneinander. Fäden glänzen im Schein der am Boden liegenden Fackel. In der Stille kommt Artwaart das Geräusch unnatürlich laut vor. Er sieht sich panisch um, ob Kirchenwächer in der Nähe sind. Niemand zu sehen.
Er beugt den Kopf, um mit seinem Geweih die Öffnung aufzusperren. Mit den Händen tastet er nach dem Ur´rut-Gefäß am Gürtel. Chanaka wird stolz auf mich sein, geht es ihm durch den Kopf, während er das dampfende Ur´rut in den Tiegel schaufelt. Mein erste Ernte. Vorbeigeschmuggelt an den Kirchenhexen, die diesen heilgen Ort schänden. Sein Herz schlägt schneller, nicht mehr nur wegen der Gefahr, entdeckt zu werden, sondern aus Vorfreude auf den triumphalen Empfang in seinem Dorf und aus Zorn auf die Unterdrückerkirche. Ein Geräusch lässt ihn innehalten.
Das Geweih in der fleischigen Öffnung schielt er nach links und rechts. Niemand. Gerade will er den Tiegel zuschrauben, da hört er es wieder: Ein Mahlen und zugleich ein Zischeln, als würde sich ein Lindwurm aus Holz im Schlaf herumwälzen. Als er den Blick hebt, sieht er zwischen seinen Geweihschaufeln tief in den Falten der Ur rut-Spalte ein Auge, das ihn anstarrt. Und dann noch eins. Und noch eins. Sie blinzeln ihm zu. Er lässt den Tiegel fallen. Ein heiliger Traum, durchzuckt es ihn. Das Ur´rut spricht zu mir...
"Halt! Was machen Sie da!" bellt jemand hinter ihm im Gang.
korknadel:
Als Du herumwirbelst, siehst Du eine untersetzte Paladina im gepanzerten Kirchenhabit. An ihrem Gürtel hängen mehr Waffen als in Kaiser Vetos Rüstkammer in der sagenhaften Stadt Zuzulat!
Sie funkelt Dich weniger bedrohlich als neugierig an, kommt zügig auf Dich zu, macht aber keine Anstalten, eine Waffe zu ziehen. Seltsam, wo wie Du die Kirchenwächter kennengelernt hast, wärst Du jetzt eigentlich schon Hackfleisch.
sv:
Eine leise Melodie klingt durch die Gänge, wird einmal lauter und einmal leiser, sodass Ihr schon denkt, Ihr würdet langsam den Verstand verlieren. Es scheint, als würde sie Euch verfolgen, aber immer, wenn Ihr Euch umdreht, vermögt Ihr ihren Ursprung nicht auszumachen. Sehr seltsame Dinge gehen auf diesem Mond vor, sehr sehr seltsame Dinge...
Kriegsklinge:
Haha, Kaiser Veto ;D. Okay.
Artwaart spürt ein Ziehen in der Magengrube und das typische Schwindelgefühl, das einen Gelrausch ankündigt. Zu spät fällt ihm ein, dass es bei aller Eile nicht das Klügste war, bis zu den Schultern in den Gelspalt zu kriechen. Nicht jetzt ... kann er gerade noch denken, das ist zoosch! die Kerkerumgebung weg und die Wüstenlandschaft seiner Visonen breitet sich um ihn aus.
Diesmal ist er alledings nicht in heiliger Stille allein, um sich der Mediation zu widmen. Die Augen aus dem Spalt stehen als Sterne am Himmel, während die dicke Paladina auf ihn zustapft. Die Melodie hängt nach wie vor in der Luft.
"Entschuldigung?" Die Gepanzerte rasselt mit der Waffenkammer am Gürtel. Überdeutlich, wie Träume & Visionen manchmal sind, erkennt Artwaart zwischen Streitkolben und Klingenwaffen auch ein Schlaggerät, das ihn fatal an eine besonders harte Wurst erinnert. Kaum hat er diesen Gedanken gefasst, spürt er auch schon etwas Ähnliches in seiner Hose.
"Ist das hier eine Gelversion?". Die Kirchenhexe beschattet die Augen mit der Hand und verzieht das Gesicht. "Wie viel haben Sie denn genommen, dass Sie mich hier mit reinziehen konnten?" Sie mustert Aartwart, der unbehaglich am Boden kauert und die Hände über den Schoß breitet. "Ach, ein Geweihter. Sind Sie hier auf der Suche nach Ihrem Seelentier? Dann haben Sie die Dosis wohl von Ihrer Meisterin?"
Aartwart nickt und schluckt.
"Na schön. Wenn wir uns hier schon mal treffen, kann ich auch gleich eine Probe ihrer Lebensessenz nehmen. Oder, Moment ... Ihr Glaube verbietet das, nicht wahr?"
Sie lässt die Hand sinken, die sie an die Schließe ihres anatomisch geformten Brustpanzers geführt hatte, um sich zu entkleiden. "Dass die Kirche diesen Blödsinn bei euch Hinterwäldlern immer noch toleriert." Sie schnaubt. "Fleischliche Vereinigung zwischen Mann und Frau ist der Wille Gottes, um die Schöpfung zu vervollkommnen. Und nicht dieses ritualiserte, halb verstandene Herumpanschen mit Körperflüssigkeiten in irgendwelchen Tongefäßen."
Die Kirchenhexe seufzt. "Schade. Viel Spaß noch in dieser etwas öden Vision. Wenn Sie mir die leise Kritik verzeihen."
Plopp. Weg ist sie.
Artwaart hockt unter der violetten Sonne und weiß nicht, was heißer ist: Der Sand oder seine Körpermitte. Oben zwischen seinem Geweih stehen die Sternenaugen. Als die Vison verblasst, bemerkt er, dass sie zu einem gigantischen Tier gehören. Nur kurz kann er die Umrisse erkennen: Ein Froschmaul, die Vogelaugen, etwas wie ein Panzer, ein Federkleid...
"Geht es Ihnen gut?", fragt die Melodie. "Sind Sie ohnmächtig, Herr Geweihter? Zu viel Gel?"
Mein Seelentier! denkt Aartwart und schaut in ein besorgtes Schrumpelgesicht. Der Moschusgestank des Gels trifft ihn wie die Wurst aus dem Gürtel der Kirchenhexe. Dieses Riesending von hinter der Spalte ... mit den Augen ... ist das mein Seelentier? Und dann: Das darf ich meiner Meisterin nie erzählen! Das darf ich überhaupt keinem erzählen!
sv:
Kling von Schindel steht in einem 45°-Winkel gebeugt über dem Geweihten und versucht die Situation zu erfassen. "Hallo? Hallo!" ruft seine mechanische Stimme, und sein Gel-O-Meter schlägt bedrohlich aus. Ihm war schon vorher bewusst, dass an dieser Stelle die Präsenz des Mondes besonders stark war, und umso überraschter war er, dass dieser Gehörnte und die kleine dicke Frau sich so dicht an die Gel-Quelle gewagt hatten. Schlierig ziehen die Realitätsfetzen vorbei und Kling klammert sich an seinen Gel-Stab, um nicht in die Anomaliespalten gezogen zu werden - wie die Frau mit den vielen Waffen vor wenigen Minuten.
Auf einmal ertönte ein "Plopp" und die untersetzte Paladina steht plötzlich vor ihm, während der Geweihte immer noch sabbernd auf dem Boden zuckt. Aus Schreck setzt seine Melodie ein paar Töne aus, fängt sich aber schnell wieder. "Wie haben sie das gemacht?" fragt er sie mit monotonem Unterton. Sein Kopf ruckelt merklich. "Normalerweise kann niemand dem Gel-Sog widerstehen. Aber sie scheinen ja ein Händchen dafür zu haben, oder eine..." Irritiert bleibt sein Blick an ihrem Gürtel hängen. "... Wurst."
Die Paladina schaut weniger verwirrt, als Kling es erwartet hatte. Eine Aura des Wissens und der Berechnung schwebt um sie, und, wie Kling schon auf seinen vielen Expeditionen zum Mond davor immer und immer wieder gesehen hatte... die gewisse Aura des Giers und der Sucht, die die Nähe zum Gel bei Menschen hervorzurufen scheint.
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