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Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend

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Meister Analion:

--- Zitat von: Juhanito am 29.01.2004 | 16:42 ---Ich wüsste nicht wo in diesem Film anzeichen für den Überlegenheits oder Rassenwahn der Mazis gewesen sein sollte.

--- Ende Zitat ---
Der eine Lehrer sagt mal was, das man als Propaganda deuten könnte, ich weiß aber nicht mehr, was das war ;D

lunatic_Angel:

--- Zitat von: Meister Analion am 29.01.2004 | 16:50 ---
--- Zitat von: Juhanito am 29.01.2004 | 16:42 ---Ich wüsste nicht wo in diesem Film anzeichen für den Überlegenheits oder Rassenwahn der Mazis gewesen sein sollte.

--- Ende Zitat ---
Der eine Lehrer sagt mal was, das man als Propaganda deuten könnte, ich weiß aber nicht mehr, was das war ;D

--- Ende Zitat ---
Also wenn Propagande dann eher in die Richtung gehend, dass man das Volk ablenken wollte

6:
@Juhanito: Ich habe da was gefunden:

--- Zitat ---Auf der Ebene der vorgeführten Werte ist die Feuerzangenbowle aber durchaus ein Beispiel für NS-konforme ideologische Prozesse im Film. Die späten Schulstreiche des Doktor Pfeiffer sind ein Musterbeispiel dafür, wie eine harmlose Aufmüpfigkeit oder scheinbare Rebellion als eine notwendige Stufe bei der Integration in Autoritätshierarchien funktioniert. Der Bildungsprozeß der Hauptfigur gestaltet sich als Regression in die Jugendzeit. Seine Einbindung in die kleinbürgerliche Familie setzt voraus, daß er seine vorherige (erwachsene) Identität aufgibt, die dann als Angeberei gepaart mit Großstadtallüren diskreditiert wird.

Der Film verfolgt eine Doppelstrategie, indem er einerseits die Überlegenheit der Figur durch die gelungenen Streiche vorführt (Pfeiffer erscheint dabei als Führerfigur und als einer, dem alles gelingt), andererseits diese Figur verharmlost, indem die gegebene Autorität letztlich anerkannt wird. Die Streiche funktionieren nur, solange die Rollen der Schüler und Lehrer und das Autoritätsgefälle zwischen ihnen fest und klar definiert sind. Die Streiche gehören auch zum System, wie der etwas jüngere Lehrer, der den Typ einer NS-Führerfigur verkörpert, deutlich macht. Die Komik im Film entwickelt nie den Biß, die Autoritätsstrukturen selbst anzugreifen. Er hält sich bei individuellen Eigenarten und vor allem bei der Figur Pfeiffers auf. Ein Wunsch nach persönlicher Überlegenheit kann ruhig auf Pfeiffer projiziert werden, denn er wird grundsätzlich nie die Autorität untergraben, weil er schon von vornherein zu denen "oben" gehört. Mit seinen Büchern und Titeln steht er sogar "über" den Lehrern. Seine Maskerade als Schüler, die die Hauptquelle der Witze im Film hergibt, garantiert für ihre Harmlosigkeit. Die Witze sind "Ventile [...] aus denen der angehende junge Deutsche seine anarchistische Luft abläßt" – das passt sich nahtlos in Goebbels Konzept der sich als unpolitisch tarnenden Unterhaltung ein.

Nebenbei liefert der Film eine klassische Bestätigung von Moralvorstellungen und Geschlechterrollen, vor allem in der Konfrontation der "mondänen" Großstadtdame (sprich "Hure") mit dem "natürlichen", "unschuldigen" Mädchen, das "eine Frau zum Heiraten" wird. Hierin findet sich wieder die typische Bändigung der Erotik, sowohl bei der Frau als auch bei dem Mann, der erst lernen muß, heiratswillig zu werden. solche Stereotypen, die Autorität, Stand und Geschlechterrollen bestätigen, finden sich fast durchgängig in den Filmen der NS-Zeit. Sie dienen dazu, Wünsche – z.B. nach Rebellion, nach individueller Erfüllung – anzusprechen, sie umzuleiten und einzudämmen.

--- Ende Zitat ---
(Quelle:http://www.bildung.hessen.de/mversuch/tv-weiser/fzb/fzb_int.htm)
 

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