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[Netflix] Jessica Jones
Yerho:
--- Zitat von: Erdgeist am 16.02.2016 | 14:33 ---Der Grund für die Masche mit den Betäubungsmitteln und dergleichen war ja von Jessica, dass sie ein Geständnis von ihm haben wollte, um das eine Mädchen aus dem Gefängnis holen zu können.
--- Ende Zitat ---
Dass meine ich ja gerade: Vollnarkotisiert kann er gar kein Geständnis ablegen und selbst wenn er nur leicht betäubt wäre, hätte das Geständnis keinen Wert, weil unter Einfluss von Betäubungsmitteln abgelegt. Und um ihn zwecks Gefangennahme kurz zu immobilisieren bräuchte man kein schwer beschaffbares Narkotikum, sondern einfach irgend etwas, was man in Hell's Kitchen an jeder zweiten Ecke bekommt - mal ganz davon abgesehen, dass es gar keiner Inhuman-Fähigkeiten oder SpecOps-Ausbildung bedarf, um einen (schwerkranken!) Typen wie Kilgrave ohne Drogen auf die Bretter zu schicken.
Meine Güte, Jessica könnte hinter Killgrave vom Dach springen und ihm (ggf. nonletal) die Luft abdrehen, bevor er auch nur Pieps sagen kann. Auch Will sollte mit seinem SpecOps-Training profunde Kenntnisse darüber haben, wie man jemanden überrumpelt, knebelt und in einen Transporter verfrachtet. Stattdessen dilettiert die Trümmertruppe sich durch hochkomplexe Pläne (Die dann auch noch schiefgehen ...) und als Zuschauer fragt man sich natürlich, was das Brimborium soll.
Dass Kilgrave sich für den Fall seiner Gefangennahme abgesichert hat, ist eine ganz andere Baustelle, denn davon können die Protagonisten nichts wissen (sondern es allenfalls in Erwägung ziehen). Es hat auch absolut nichts damit zu tun hat, wie viel Gewese um das Verfahren seiner Gefangennahme gemacht wird.
Und auch wenn Kilgraves Fähigkeit darauf beruht, dass er andere Menschen mittels seiner Pheromonen für Suggestion empfänglich macht, bringen die Pheromone allein anscheinend gar nichts - die Leute finden Kilgrave noch nicht einmal symphatisch, wenn er nicht den Mund aufmachen und ihnen sagen kann, dass sie ihn sympathisch finden sollen.
Da fragt man sich doch, warum man ihn nicht mit simpelsten Mitteln daran hindert, den Mund zu halten oder sich die Ohren verstopft, damit man nicht hört, was er von einem will. Für ein Verhör wird es natürlich komplizierter, weil man ihn dafür reden hören muss, aber um seine Pheromone nicht schnüffeln zu müssen gibt es auch recht simple Methoden.
Wie gesagt, irgendwie hat das ganze Konzept meterbreite Lücken, die sich mit dem dicksten Trauma nicht stopfen lassen.
Uebelator:
Grundsätzlich fand ich die Serie toll, aber ich kann Fantomas´ Punkte nachvollziehen. Stelenweise haben sich die Protagonisten schon nicht sooo clever verhalten.
Kann mir zum Beispiel jemand den Plan beim Showdown erklären?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Da tarnen Sie Jessica´s Freundin mit Kapuze und Kopfhörern als Jessica und man denkt noch: "Ohhh Kilgrave ist abgelenkt, da kann sie sich jetzt prima von hinten anschleichen.", aber stattdessen kommt sie ganz vom anderen Ende der riesigen Halle und wird natürlich prompt entdeckt. Das war der Plan?!?
Elden:
Super Serie. Gefällt mir besser als Daredevil. Daredevil hat vieleicht den umfangreicheren/besseren Plot, aber JJ gefallen mir die Charaktere und das Drama besser.
Klar ist das Geschmackssache- wenn man mehr auch Popcorn-Action steht, für den sind Shield und die DC-Serien wohl eher was (bei Legends of Tomorrow ertrag ich ja nicht mal den Trailer).
Die Plausibilität mit den Aliens und Gedankenkontrolle ist doch auch super umgesetzt. Als die Anwaltskanzlei nach Opfern gesucht hat, haben sich ja 10 echte Opfer gefunden und 90 andere wollten nur die Verantwortung ihrer Taten Kilgrave in die Schuhe schieben (das war amüsant).
Zu den Plot-Holes: alles halb so schlimm- die sind bei anderen Serien (oben genannten) größer. Nur weil bei JJ der "gefühlte" Realismus-Faktor größer ist, reagiert man jetzt auf die Elemente des Drehbuchs, die für Drama sorgen, allergisch? Wann habt ihr den letzten 13 Teiler gesehen, bei dem der Bösewicht in den ersten 10 Minuten mit einem Scharfschützengewehr erschossen wird und dann für 12 Stunden das Testbild zu sehen ist? Die ganze Zeit schwebt die Gefahr unschuldiger Toter über JJs Haupt. Sie hat sich mehr Mühe gegeben, Menschen zu schützen, als Superman in seinem letzten Film.
aikar:
Ich hatte Anfangs auch so ein paar Probleme mit Jessicas Verhalten (warum kontaktiert sie nicht gleich die Avengers?), bis irgendwann klar wurde, dass sie traumatisiert ist. Sie muss und wird sich nicht rational verhalten.
Sie ist paranoid, will Rache, geht prinzipiell vom schlechtesten Ergebnis aus und fühlt sich noch dazu persönlich verantwortlich. Darüber hinaus ist sie auch noch Alkoholikerin. Die meisten Argumente treffen dann auch auf Will zu (und der ist noch dazu Kriegsveteran und drogensüchtig).
Ich denke das, was Killgraves Opfern passiert ist, geht sogar über eine Vergewaltigung oder Kriegstraumata weit hinaus. Und schon da neigen Opfer zu extremem und irrationalen Verhalten.
Nachdem das klar war, habe ich die Serie wirklich genossen.
Da waren einige Aktionen von Tony Stark deutlich mehr zum auf den Kopf greifen (und auch bei ihm kann man es zum Teil mit Ego, Traumata und Alkohol erklären).
Yerho:
--- Zitat von: Elden am 25.02.2016 | 15:42 ---Nur weil bei JJ der "gefühlte" Realismus-Faktor größer ist, reagiert man jetzt auf die Elemente des Drehbuchs, die für Drama sorgen, allergisch?
--- Ende Zitat ---
Deine Frage trägt die Antwort bereits in sich: In die quietschbunten Kino-Comicverfilmungen ist die Erwartungshaltung von vornherein eine andere. Da ist man durch Setting, Story und Erzählstil anders eingestimmt. Und nein, JJ und die Avengers / Thor teilen sich keineswegs ein gemeinsames Setting. Sie teilen sich ein gemeinsames Franchise, was ich durchaus als gravierenden Unterschied sehe.
Worin ich dir aber unbedingt beipflichte, auch wenn das angesichts meines Rant womöglich untergegangen ist: Mir war JJ jetzt einfach zu viel Drama in zu wenig bzw. zu konstruierter Handlung, aber man kann das natürlich grundsätzlich entspannt sehen. Ich freue mich mehr auf die Season 2 von "Daredevil", deren erste Staffel wiederum Anderen nicht so zugesagt hat.
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