Das Tanelorn spielt > Albtraum in Norwegen

Irgendwo in IRLAND

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Der Läuterer:
Du zählst... Das Knäuel besteht aus sieben kurzhaarigen, rosa-nasigen, blinden, fiependen und zitternden kleinen Schlawinern, die ihre Nasen der Sonne entgegen recken und sich aneinander und in die Decke im Korb kuscheln.
Luni nähert sich zaghaft und schnüffelt behutsam am Korb. Dann stupst er Dich wiederholt mit seiner Nase an und jault, während sich ein kleiner Rabauke aus dem Knäul heraus wühlt und, über die anderen hinweg, unbeholfen auf Dich zu tapst. einen Deiner Finger in sein winziges Maul nimmt und daran zu nuckeln beginnt.

Joran:
"Ich denke, es wäre nicht gut, sie von Hand zu füttern. Möglicherweise lehnen sie danach die Zitzen ihrer Mutter ab. ...

Also gut, gehen wir sie holen, dann geht es schneller", sage ich seufzend zu Luni. Ich gehe ins Haus, greife nach meinem Stock und der Börse. Dann kehre ich zurück ins Freie und hole aus einem Schuppen einen Handkarren und eine Pferdedecke. Den Korb mit den Welpen setze ich in den Karren.

Dann mache ich mich in Begleitung von Luni auf den Weg ins Dorf.

Der Läuterer:
Als Du Dich mit Luni dem Dorf näherst, fängt der Wolf an zu jaulen. Dein Pächter bewohnt ein grosses Gehöft am Rande der Ortschaft.
Der Züchter hat bereits die Hündin angeleint und scheint auf dem Weg zu Dir zu sein.
Als Du den Mann ansprichtst, erschrickt er leicht. "Ah. Hallo, Master Savage. Ich hatte gar nicht mit Ihrem Erscheinen gerechnet, Sir, und wollte Ihnen gerade Ihre Hündin vorbei bringen... Tja. Sieh an. Und Sie haben auch gleich noch den Missetäter mitgebracht."
Luni gibt einen kurzen Laut, irgendetwas zwischen Gurgeln, Jaulen und Knurren, von sich, als würde er protestieren. Dann schaut er vielsagend zu Dir hoch, als würde er etwas von Dir erwarten.

Puklat:
Ich bin noch in Brief vertieft, als Harry Blackberry sich dem Haus nähert. Ich bekomme gar nicht mit, wie er über den zarten Rasen unseres Grundstücks geht. Unser Haus ist etwas abseits der geschottertten Straße. Sein Weg führt ihn also für 20 bis 30 Meter über den kargen Rasen, der hier auf dem steinigen, kargen Boden wächst.

Wir sind nach Grundvik gezogen. Es ist ein kleiner Ort, nahe der Ostsee und nahe Pitea, einem größeren Ort. Für Harry ist es ein Ort, ein Kaff, vermutlich. In dieser Gegend nennt man Pitea eine "Stadt" ("en stad"). Die Stadt bietet uns viele Vorteile, und auch für Harry ist diese Stadt ein besserer Ausgangspunkt für seine Arbeit, als es die kleinen Dörfer sind. Auf den Dörfern kann sich niemand wirklich einen Psychiater leisten. Und hätte Harry gewusst, was wir mit "Stadt" meinten, als wir zu dritt beschlossen nach Schweden zu gehen, dann wäre er vermutlich doch nicht mitgekommen. Hier ist es so ganz anders als in England. Es ist viel rauer und karger. Außer Holzwirtschaft, den Papierfabriken, Schifffahrt (auf Fluss und Ostsee) zum Transport des Holzes oder des Papiers und natürlich die noch recht neue Eisenbahnanbindung.
Ackerbau wird hier zwar auch betrieben, aber dient er nicht dazu reich zu werden.

Der Winter ist lang und kalt, das Frühjahr ist ebenso kurz wie der Herbst und zu guter letzt bleibt noch der lange für diese nördliche Lage oft recht warme und angenehme Sommer.


Kristines Eltern wollen uns schon wieder näher zu sich holen, doch noch weiter in die karge Einöde Norrbottens, müssen wir nicht ziehen. Wir bevorzugen die Vorteile der Nähe zur Stadt und zur Ostsee. Kristines Eltern wollen, dass wir zu ihnen nach Burvik ziehen. Das sind nur wenige Kilometer, doch dort gibt es nichts, außer dem elterlichen Hof mit den Angestellten und dem See.
Und warum mache ich mir etwas vor? Ich will schlicht nicht auf dem Grundstück meiner Schwiegereltern wohnen und mir regelmäßig ihre Vorwurfsvollen Gesichter ansehen, wenn Kristine sich wieder erschrickt, weil sich eine der neugierigen Ziegen von hinten an sie anschleicht und sie anstupst. Auch mir tut es weh zu sehen, wie dann jegliche Lebensfreude, die sie zuvor wieder versprühte, aus ihr weicht und sie die nächsten Stunden traurig und ängstlich ist.
Es war schon unser Kompromiss-Eingeständnis ihren Eltern gegenüber, dass wir nach Grundvik gezogen sind. Harry riet uns dazu in die heimatlichen Gefilde zu gehen. An die Orte der guten, lebensfrohen Erinnerungen. Und Kristines Eltern wollten Sie bei sich wissen.

Ich muss gestehen, ich war sehr froh, dass Kristine auch nicht darauf bestand bei ihren Eltern zu leben, sondern lieber ein kleines Haus mit mir zu beziehen.

Ich lasse den Brief sinken, als ich Kristines fröhliche Stimme höre. Ich freue mich sehr, dass Sie sich wieder über Dinge freuen kann. Dass sie wieder fröhlich sein kann. Es hat lange gedauert, bis es so weit war.
Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht sage ich laut "Harry! Was für eine Freude. Du hast tatsächlich den weiten Weg auf dich genommen herzukommen! Das freut mich. Komm auf die Veranda, ich werde uns etwas zu Trinken holen und schauen, ob ich noch etwas von Kristines köstlichem Butterkuchen finde. Nur schade, dass die Blaubeer-Zeit noch nicht begonnen hat."

Mit einem spitzbübischen Grinsen füge ich hinzu: "Harry, der Sommer hier ist lang, hell und freundlich. Aber glaube mir. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes die Ruhe vor dem Sturm. Warte ab, bis es Herbst wird und sammel deine Kraft. Die Winter hier, sind rauh und dunkel. Sehr dunkel. Da werden viele Leute, gerade die Neu-Ankömmlinge, die neuen Fabrikarbeiter und ihre Familien ... die werden deine Dienste dann schon brauchen. Hier zu leben ist selbst für Schweden eine Umstellung."
Ich muss daran denken, wie Harry einen Teil des letzten Winters gar nicht hier war. Er musste noch ein paar Dinge in England oder sonstwo im Ausland erledigen, so dass er den dunkelsten Teil des Winters verpasst hat. Leider hat er dabei auch das lichterfüllte Lucia-Fest und das Weihnachtsfest verpasst. Das sind DIE Höhepunkte des Winters.

Dann verschwinde ich im Haus und komme erst nach einigen Minuten mit einem Tablett mit einer Karaffe voll Wasser, einem Krug Apfelsaft, Gläsern und drei kleinen Stücken Kuchen auf einem Porzellanteller wieder.
"Für Kaffee oder Tee, ist es zu warm... oder möchtest du welchen? Das ist kein Umstand." erkläre ich das Fehlen von heißen Getränken.

Joran:
"Immerhin hat der 'Missetäter' offenbar einen guten Geschmack und die nötige Intelligenz bewiesen, sein Ziel zu erreichen...

Die Welpen scheinen hungrig zu sein und da wollte ich sie und ihre Mutter nicht länger als nötig warten lassen.

Außerdem tut mir in meinem Alter ein Spaziergang immer gut."

Ich lasse meinen Blick über das Land streifen. Von hier aus kann ich in der Ferne den Rauch eines Kamins aufsteigen sehen. Der Kamin gehört zu dem Haus von Máirín Ó Caollaidhe. "Auch jetzt noch ... nach drei Jahren ... versetzt es mir einen Stich, wenn ich an sie denke ... oder mit ihr spreche. Denn das bedeutet zugleich, mich an jenden Moment zu erinnern, als ich ihr von Cainnechs Verschwinden berichten musste.

Es ist schlimm, was Cainnech in London widerfahren ist. Vermutlich liegt er irgendwo in ungeweihter Erde verscharrt ... wie Ruairí.

Es ist schlimm, dass ich Cainnech aufgegeben habe, ohne einen ernsthaften Rettungsversuch zu unternehmen. Dabei spielt es keine Rolle, dass er vermutlich bereits tot war, als wir eine Spur zu ihm gefunden hatten. Das macht es nicht wirklich besser.

Es ist schlimm, dass Máirín nach ihrem Mann nun auch noch ihren einzigen Sohn verloren hat ... und ihn nicht einmal beerdigen konnte.

Am schlimmsten aber ist, dass ich nicht im Stande bin, die angemessene tiefe Traurigkeit darüber zu empfinden. Seit jenem ersten Tag in London ... dem Taxiunfall ... der Schneiderei ... ist dieser Teil in mir, der mich mein Leben lang begleitet hat, verschollen ... wie Cainnech. Natürlich empfinde ich Bedauern über Cainnechs Tod. Aber auf einer rationalen Ebene, die mir gänzlich unzureichend erscheint."

Wieder einmal frage ich mich, ob das die Traurigkeit ist, die andere Menschen empfinden?

"Sicher war mein früherer Zustand extrem ... nun ja, vielleicht sogar pathologisch ... aber ist diese 'Normalität' nicht ein WENIGER an Menschlichkeit? Reduziert es mich nicht? Wenn dieser Zustand 'normal' ist, war mein früheres Wesen dann nicht ein MEHR gegenüber der normalen Empfindungsfähigkeit eines Menschen?"

Als O'Loughlin die Hündin herbeibringt, werde ich durch die entstehende Unruhe der Tiere von diesen trüben Gedanken abgelenkt.

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