Das Tanelorn spielt > Albtraum in Norwegen

Irgendwo in IRLAND

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Der Läuterer:
Auf der anderen Seite der Strasse fegt die Witwe O'Brian den Eingang zu ihrem Haus. Die Ponys, die ihr Mann einst erfolgreich züchtete, hat die alte Meabh nach und nach verkaufen müssen.
Sie hat noch immer die eigenartige Angewohnheit Pfeife zu rauchen. Eine langstielige Tonpfeife steckt in ihrem Mundwinkel und der aufgewirbelte Staub vermischt sich mit dem Rauch ihres Tabaks...

Du erinnerst Dich an ihren kleinen Kobold - die blonde Kayleigh, ihre Tochter. Du hast sie gerne um Dich gehabt. Manchmal ist sie zu Dir zum Tee gekommen: Du hast Tee getrunken und Kayleigh hat Deinen Abenteuergeschichten gelauscht. Gebannt hing sie immer an Deinen Lippen. Du hast Dich stets köstlich amüsiert, ohne es Dir anmerken zu lassen, wenn sie sich einen Kandis aus der Zuckerdose stibitzt hatte, wenn sie dachte, Du würdest nicht hinsehen.
Wie alt sie jetzt wohl ist? Vielleicht 18 oder 19 Jahre? Vor einem Jahr ist sie aus dem Haus ihrer Eltern ausgezogen, um Stadtluft zu atmen...

Joran:
Und wieder schweifen meine Gedanken in die Vergangenheit ab, wie so oft in den letzten Jahren. "Das ist wohl nur ein weiterer Beleg dafür, dass ich alt bin. Im Alter beginnt man in der Vergangenheit zu leben."

Während ich mit einer Hand die Börse aus der Tasche ziehe, um Mr. O'Loughlin zu bezahlen, winke freundlich zur Witwe O'Brian herüber, als sie in meine Richtung blickt:

"Céad míle fáilte, Mrs. O'Brian!
Ich hoffe, Kayleigh geht es gut und sie schreibt Ihnen?"

Während ich die Börse öffne, blicke ich weiter zu der noch älteren Frau auf der anderen Straßenseite und fühle mich bei dem Anblick ein wenig jünger. Meine Unachtsamkeit infolge der Ablenkung führt dazu, dass eine Münze aus der Börse rutscht und mit einem leisen Klingen auf den Boden fällt. Als ich herabblicke, klemmt die Münze aufrecht zwischen zwei Steinen. Ich beuge mich nachdenklich herab und hebe sie auf. Es ist ein Reul aus der ersten Ausgabe von 1928. "Die neue Währung, ein Sinnbild der irischen Unabhängigkeit und doch geprägt in der 'Royal Mint' in London. Macht und Geld gesellen sich gerne zueinander." Ich betrachte einen Augenblick den Wolfshund unter der Zahl.

"6 pingine", murmele ich gedankenverloren und lasse die Münze zögernd aus meiner Hand zurück in die Börse gleiten. "Sixpence ... Wolfshund ... London ... Hand ..."

Text:
Ich hoffe sehr dass du recht hast denke ich mir als Ove davon spricht dass mein Geschäft im Winter besser laufen wird. Nicht dass ich irgendjemandem Depressionen wünschen würde - wirklich nicht - aber von irgendwas muss ich schließlich auch leben. Und im Moment läuft mein Geschäft alles andere als gut. Ob Ove und Kristine wohl wissen dass sie meine einzigen Patienten hier sind? Vermutlich schon. In so einer ländlichen Gegend weiß doch jeder alles über jeden ...

Ein Krug Apfelsaft reißt mich jäh aus meinen Gedanke. "Oh, danke ... ja ... nein ... nicht nötig. Der Saft ist perfekt, ich brauche keinen Tee oder Kaffee." Ich nehme mir ein Glas Saft und ein Stück Kuchen. Während dem Essen fange ich an zu erzählen: "Ich habe gestern einen sehr interessanten Brief von meinem Kollegen Dr. Alt aus Deutschland bekommen. Er hat sehr vielversprechende Ergebnisse erreicht durch das Aufzeichnen von Träumen: man legt sich Stift und Papier neben sein Bett - und wenn man aus einem Traum aufwacht, dann schreibt man alles auf woran man sich erinnert, noch mit geschlossenen Augen. Ich habe das letzte Nacht versucht - und tatsächlich sehr lebhafte Erinnerungen an meinen Traum. Die Österreicher glauben ja, man kann aus Träumen sehr viel über die Psyche lernen. Dinge die wir im wachen Zustand verdrängen. Oh, aber entschuldigt bitte. Wahrscheinlich langweile ich euch mit diesen Dingen. Ich habe zu lange in London unter Psychologie-Studenten gelebt. Da unterhält man sich gerne und ausführlich beim Tee über solche Dinge."

Der Läuterer:
Die Witwe O'Brian blickt zu Dir herüber, nickt kurz mit dem Kopf und zieht an ihrer Pfeife, während Du die Hündin entgegen nimmst und den Kaufpreis bezahlst.
"Sehen Sie? Es geht schon wieder los... Sir? S...i...r?"
Du wirst unsanft aus Deinen Gedanken gerissen. Zurück ins hier und jetzt. "Sehen Sie selbst, Master Savage. Dieses Tiel ist unersättlich."
Dein Blick wandert zurück zu O'Loughlin, der auf Luni deutet, welcher sich erneut am Hinterteil der Hündin zu schaffen macht und diese genauestens beschnuppert...

Joran:
Ich überlege kurz, ob eine Hündin bereits so rasch nach dem Wurf, noch bevor die Welpen entwöhnt sind, erneut läufig wird. Ein Wurf nach dem anderen könnte zu Problemen führen...

"Nun, er ist ein ganz normaler, gesunder Rüde Mr. O'Loughlin. ... Und die beiden scheinen sich wirklich zu mögen, denn Luni ist mir sonst nicht als Draufgänger aufgefallen. Diese Welpen scheinen sein erster Nachwuchs zu sein."

Ich streichele den Kopf der Hündin und versuche die Aufmerksamkeit der Tiere auf mich zu lenken, in der wagen Hoffnung, dass Lunis Schnüffeln nicht mehr als eine herzliche Begrüßung bedeutet. Dann führe ich die Hündin zu ihren Welpen im Wagen und beginne, dieser aus dem Korb zu nehmen, damit ihr Mutter sie säugen kann.

"Tatsächlich ein schönes Tier! Sie haben nicht übertrieben", lobe ich den Zuchterfolg von Mr. O'Loughlin, um etwaige Missstimmungen auszuräumen. "Wie heißt unsere Schönheit eigentlich?"

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