Das Tanelorn spielt > Albtraum in Norwegen

Irgendwo in IRLAND

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Der Läuterer:
"Ich habe Euch gesucht, Sir. Und ich habe Euch gefunden, Sir."

Ein Knie auf dem Boden, das andere gebeugt, den Oberkörper nach vorne gerichtet, den Kopf gesenkt, sieht die Person zwischen dem hohen Gras wahrhaft winzig aus... doch als er sich langsam aufrichtet und den Rücken durchstreckt, erreicht er vom Scheitel bis zur Sohle, in seinen Motorradstiefeln, sicher 1,90 m. Dann nimmt er seine Motorradkappe ab und zeigt seinen lockigen, blonden Haarschopf.

"Es ist mir eine unglaublich grosse Ehre, Euch kennenlernen zu dürfen, Sir."

Angemessenen Schrittes kommt der Mann langsam auf Dich zu.

"William Collins. Zu Euren Diensten, Sir."

Joran:
Mein Gesicht verdüstert sich. Im ersten Moment bin ich überzeugt, dass es um den Brand im Chelsea Hotel vor drei Jahren gehen muss.

Dann wird mir klar, dass niemand meinen Namen in diesem Zusammenhang kennen dürfte. "Unsere Personalien wurden bei dem Brand nie aufgenommen, nirgendwo festgehalten. Außerdem ist bei dem Brand nicht nur eine, sondern es sind mindestens zwei Personen gestorben: Mrs. Marquard und der Feuerwehrmann. Es muss um einen anderen Sachverhalt gehen.

Würde die Londoner Polizei wegen dieses Falles überhaut noch drei Jahre später ermitteln? Dann müsste es sich wohl um eine wichtiger Persönlichkeit handeln."

Wieder überlege ich, welche Spur zu mir geführt haben könnte. "Die einzige Person, wegen der ich in den letzten Jahren Kontakt mit der Londoner Polizei hatte, war Cainnech. Zumindest im Krankenhaus werden diese Mistkerle ... Constable Ron Kingston und dieser andere Copper Phil ... meinen Namen im Zusammenhang mit Cainnechs Festnahme aufgenommen haben. Und ich hatte auch vorher bei der Polizei angerufen und dabei meinen Namen genannt. Ob ich mich in der Polizeistation am Tag darauf vorgestellt habe? Ich kann mich nicht mehr sicher erinnern..." Ich spüre, wie schlagartig die Farbe aus meinem Gesicht weicht.

"Ich untersuche den Tod eines Mannes", wiederhole ich in Gedanken die Worte des Fremden. Bei dem Gedanken, dieser Mann könnte zu mir kommen, weil man Cainnechs Leiche gefunden hat, verspüre ich einen stechenden Schmerz in der Brust und einen Augenblick stockt mir der Atem.

Mir wird schlagartig bewusst, dass die drei Jahre Frieden mit diesem Tag nun zuende gehen könnten. "Natürlich habe ich im tiefsten Innern gewusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, an dem mich meine Vergangenheit einholt. Aber ich hatte gehofft ... ... nun, in Wahrheit wusste ich es besser. Ich habe mich selbst belogen. Eigentlich hätte mich schon der Besuch im Dorf misstrausch machen müssen." In meinem Gesicht spiegelt sich vermutlich das Wechselbad der Gefühle.

Ich mustere den Mann vor der Tür noch einmal genauer, von oben bis unten.

Dieser Mr. Braddock sieht mir auch nicht wie ein britischer Beamter aus. Allerdings macht er auf mich auch nicht den Eindruck eines gewalttätigen Gangsters.

"Dann hat man ihn also endlich 'wiedergefunden', ja? Mehr als drei Jahre nach seiner Festnahme?", sage ich matt und geradeheraus. Mit hochgezogener Braue setze ich nach: "Sie sind doch nicht ernsthaft von der Brandschutzbehörde? Die ermittelt doch nicht Todesfälle. Darum kümmert sich das Yard ... Verzeihung: die Met! ... Also, heraus mit der Sprache: Wer sind Sie wirklich? Ein Privatdetektiv? Ein Versicherungsagent?"

Der Läuterer:
Braddock folgt Deinen Blicken. "Ich gebe sicherlich einen sonderbaren Anblick ab."
Bei Deiner Anspielung auf Cainnech zieht er kurz die Augenbrauen zusammen und runzelt die Stirn. "Nun ja... Ich bin ein passionierter Wanderer, Sir. Und ich liebe die Natur. Ich wollte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden."

Der Mann greift leicht zögerlich in die Innentasche seiner Weste "Sie besitzen einen scharfen Verstand, Sir, aber ich bin nicht vom Yard." und holt etwas unbeholfen eine Metallmarke und einen Ausweis heraus, der ihn als Mitarbeiter der Brandschutzbehörde in London legitimiert. "Sehen Sie selbst, Sir. Ich bin wer ich vorgebe zu sein - Raymond Braddock."

"Sollten Sie in diesem Ort eine Poststation haben, dürfen Sie gerne ein Telegramm nach London senden, um meine Angaben auf ihre Richtigkeit überprüfen zu lassen - Braddock mit Doppel-D."

Er dreht sich um und macht Anstalten zu gehen. "Ich habe ein Zimmer im hiesigen Pub gemietet. Dúlamán bedeutet, so glaube ich, Seegras, nicht wahr? Vielleicht ist es ihnen angenehmer, wenn ich erst morgen Mittag wiederkomme? Es ist ja auch reichlich unhöflich von mir gewesen, Sie einfach so Zuhause zu überfallen, Sir. Entschuldigen Sie bitte."

Joran:
"Nein, nein, ist schon gut ... treten Sie ein. Aber machen Sie einen Bogen um die Welpen. Die Hunde könnten sonst unruhig werden", rufe ich Braddock zurück.

Ich traue der Marke noch immer nicht so recht und ich frage mich, wie die angebliche Lust am Wandern mit dem rasenden Automobil in Einklang zu bringen sein soll, aber der Mann hat mich immerhin neugierig gemacht.

"Also treten Sie ein und sehen wir, wie ich Ihnen behilflich sein kann."

Ich führe Mr. Braddock - wie selbstverständlich meinen Stock mit mir führend - zum Wohnzimmer und lasse ihm mit einer einladenden Geste den Vortritt. Von drinnen hört man die Laute der Welpen.

Bevor ich selbst ins Wohnzimmer trete, rufe ich noch einmal durch die Eingangshalle: "Liebes ... wir haben Besuch! ... aus LONDON!"

Dann folge ich Mr. Braddock und bitte ihn, Platz zu nehmen. "Meine Tochter ... wissen Sie ... sie steckt hier irgendwo, aber das Haus ist nun einmal groß", erkläre ich entschuldigend. "Sobald sie sich zu uns gesellt, biete ich Ihnen gerne etwas an. ... Einen Tee? Einen guten irischen Whisky?" Mit einem nachsichtigen Blick füge ich nach einer kaum merklichen Pause an: "Ich könnte Ihnen selbstverständlich auch einen Cherry anbieten ... allerdings kann ich nicht mit einer britischen Marke aufwarten."

Der Läuterer:
Braddock kniet sich vor der Tür auf den Boden nieder, öffnet die Schnürsenkel und zieht seine Wanderschuhe aus, bevor er Deiner Einladung folgt und voran in Richtung Wohnzimmer geht. "Ich habe einen Umweg genommen und bin noch am Loch gewesen - sehr malerische Gegend übrigens. Dort war es an einer Stelle recht morastig, was mich bei dieser trockenen Witterung doch stark überraschte." sagt er entschuldigend und zuckt mit den Achseln. "Ich möchte ungern Ihr Haus schmutzig machen."

Nachdem er im Wohnzimmer ist, setzt er sich auf den ihm angebotenen Stuhl. "Danke, sehr freundlich von Ihnen, Sir, aber ich habe dem Alkohol entsagt..." Er hebt entschuldigend die Hände. "Keine Angst. Ich bin kein Alkoholgegner, ich vertrage ihn nur nicht mehr. Der Doktor hat es untersagt... die Leber, wissen Sie. Aber lassen Sie sich durch mich nicht zurückhalten."

Er schaut nachdenklich aus dem Fenster in denGarten. "Recht ruhig hier bei Ihnen. So beschaulich. Ich wünschte, ich würde mit meiner Familie auch ländlicher leben können. Aber EIN Automobil reicht, wenn man drunter liegt, nicht wahr? Vorhin wäre ich fast von einer schwarzen Limousine überfahren worden, als ich auf dem Weg zu Ihnen war. Es hat nicht viel gefehlt... Da hatte es wohl jemand recht eilig... Wie dem auch sei."

Er dreht sich zu Dir und faltet die Hände. "Ich denke, Sir, dass Ihnen der Name Marquard etwas sagt?"
Er schaut Dich fragend an. "In diesem Zusammenhang kam es zum Tod eines meiner Mitarbeiter. Joseph Henry. Sagt Ihnen der Name etwas?"

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