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Sinn und Unsinn von "Der Spielleiter würfelt nicht"

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Kampfwurst:
Bisher hätte ich tatsächlich immer gesagt auch als Spielleiter muss ich Würfeln, alles andere ist Mist. Ich habe allerdings bisher auch immer nur Spiele gespielt, in denen die NSCs genau so wie die SCs gehandelt haben, da war das ziemlich klar.

Jetzt habe ich vor kurzem mein erstes Powered by the Apocalypse Spiel nicht nur gespielt sondern geleitet. Bei PbtA ist es ja so, dass der Spielleiter tatsächlich nicht würfelt, sondern seine "Moves" einfach ansagen kann und die passieren. Hatte mich auch sehr überrascht, aber es funktioniert ausgesprochen gut. Der Trick dabei ist, dass alles auf die Spieleraktion ausgelagert wird.

Wenn der Spielleiter z.B. angreift, dann sagt er schlicht "Die schießen mit Maschinengewehren auf dich, was tust du um dich zu wehren?" Will heißen aus dem Angriff der NSCs wird eine Verteidigung der SCs. Und das immer. Dadurch wird natürlich der Fokus stark auf die Spieleraktionen gelenkt, die NSCs halten sich da weitgehend im Hintergrund.

Ich habe das sehr genossen, muss ich sagen. Es ist eine ganz andere Art von Spielleiten, aber eine die ich sehr entspannt finde.

Positiv finde ich dabei halt, dass dadurch das Spiel auf die Spieler ausgerichtet wird. Was sie tun ist entscheidend. Ich als Spielleiter kann aber gleichermaßen davon ausgehen, dass meine Aktionen, wenn ich sie ins Spiel bringe, immer gelingen, habe also eine gewisse Planungssicherheit. Ebenso erleichtert das die Vorbereitung ungemein, da ich nicht lange überlegen muss, wie ich meine Gegner balanciere, sie können eben dieses und jenes, und gut.

Negatives fällt mir gerade schwer, da ich es als rundum positiv erlebt habe. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Spielleiter Moves nicht als "Fokus auf den Spieler" sondern als Willkür empfunden werden, da man immer auf "Ich habe Glück beim Verteidigen" anstatt auf "Der Gegner hat Pech beim Angriff" setzen muss. Das kann schon einen negativen Geschmack mit sich führen.

Amromosch:
Bei direkter Interaktion finde ich es (ohne es je gespielt zu haben) besser, wenn der SL nicht würfelt.

Es gibt aber Situationen, die in solchen Systemen einfach nicht funktionieren können. Zumindest sehe ich da keine Lösungen.
Zum Beispiel, wenn ein begleitender NSC Wache hält. Dann müsste der SL willkürlich entscheiden, ob dieser NSC in seiner Wachphase die heranschleichenden Feinde bemerkt oder nicht. Das finde ich sehr blöd, weil der SL den NSC entweder so spielt, dass er den SC die Show stiehlt oder aber er ist nutzlos. Beides ist mMn nicht so genial.

Das bedeutet für mich, dass in einem Spiel mit nicht würfelndem SL einige Dinge nicht mehr funktionieren, die eigentlich sinnvoller weise funktionieren müssten.

Ich glaube allerdings nicht, dass mich das stören würde. Aber wie gesagt: Gespielt habe ich so etwas noch nicht.

Teylen:
Für mich ist es ein starker Unterschied ob der Spielleiter die Ergebnisse der Spielmechanik von anderen Interpretiert, eine Aufgabe die für gewöhnlich zwischen Spielleiter, Spieler und Spielsystem dreigeteilt ist oder ob er die Spielmechanik selber bedient.

Die erste Aufgabe ist eine verhältnismäßig neutrale. In meinen Augen vergleichbar mit der Aufgabe welcher der Schiedsrichter oder der Trainer bei einem Ballspiel übernimmt. Es gehört natürlich zu dem Spiel, allerdings ist die Person deren Aufgabe sich nahezu ausschließlich darauf bezieht kein Mitspieler. Das sind diejenigen welche den Ball treten, schlagen oder in anderer Form damit spielen.
Es ist eine Aufgabe die mir durchaus Spaß macht wenn es eigene Ergebnisse von Spielmechaniken betrifft, die jedoch in meinen Augen öde wird wenn man auch mit spielt, selbst Ergebnisse erzeugt. Ich persönlich bin dahingehend geneigt zu sagen das ein Computer an dieser Stelle die Aufgabe besser  bewältigen bleibt.


--- Zitat von: Wandler am 29.09.2016 | 17:14 ---Hier scheint ein grobes Missverständnis vorzuliegen. Nur weil du nicht würfelst bedeutet dies doch nicht, dass du keine Spielregeln besitzt?
--- Ende Zitat ---
Wenn ich nicht würfele, obwohl ich in einem Spiel mitspiele bei dem alle anderen würfeln, bin ich von der elementaren Spielmechanik ausgeschlossen. Das heißt wenn in einem d20 System jeder seine d20 rollen darf, nur ich nicht, dann habe ich an diesem Punkt keine Spielmechaniken die ich einsetzen kann. Dann spielen die Personen welche fröhlich ihre d20 rollen, ich hingegen jedoch spiele nicht.

Ich kann immer noch reden, eingeschränkt davon das natürlich auch die anderen reden dürfen, aber getrennt von der Spielmechanik ist das willkürlich respektive beliebig. Man redet halt nur, denkt sich Sachen aus, aber man interagiert nicht auf der Spielebene. Selbst wenn man Würfe für andere ansagt spielt man ja nicht selbst sondern bietet anderen eine Spielplattform, Spielumgebung.

Es kann nun für einige sehr befriedigend sein anderen beim Spiel zuzusehen, ihr Spiel in einen Rahmen zu betten, ich persönlich möchte aber mitspielen.


--- Zitat ---Darum meinte ich ja, eine NSC-NSC Interaktion ist nach diesem Punkt willkürlich. Rein auf dem Willen von Spieler, Spielleitern oder einer Mischung davon basierend. Eine SC-NSC Handlung aber nicht, hinter ihr steht immer eine Probe mit einem bindenden Ergebnis und Regeln dahinter.
--- Ende Zitat ---
Da mögen unsere Spielweisen grundlegend unterschiedlich sein.
Das heißt einerseits beschränke ich das Ausmass an Interaktionen zwischen NSC auf ein Minimum. Wenn es den überhaupt vorkommt. Ich mein, ich rede nicht gerne mit mir selber und es ist für meine Spieler vermutlich auch nicht schön anzusehen.
Bei einer Begegnung zwischen einem NSC und einem SC wird zudem bei mir nicht unbedingt zwingend gewürfelt. Das heißt die Würfel kommen erst heraus wenn die Handlung hinreichend dramatisch ist respektive der Ausgang hinreichend unbestimmt.


Es ist korrekt das Powered by the Apocalypse Spiele, in der Regel, seitens des Spielleiters würfellos sind.
Ich bin hierbei allerdings durchaus nicht geneigt den, überwiegenden Anteil von, GM Moves den Rang von Spielmechaniken zuzugestehen. In der Regel handelt es sich dabei um mehr oder weniger präzise formulierte Selbstverständlichkeiten. Dinge die man als Spielleiter in anderen Systemen selbstständig macht, wo einem die Systeme mitunter noch Handlungsspielraum nehmen.

Das heißt mein ideales Powered by the Apocalypse Spiel würde dem Spielleiter GM Moves bieten welche den Moves entsprechen über die die Spieler verfügen. Alternativ kann man auch ein Powered by the Apocalypse Spiel gestalten bei dem es einfach keinen Spielleiter gibt. Eine Alternative die ich "würfellosen Spiel" durchaus vorziehe.

@Parallelisierung: Ich denke nicht das ich diese Spielweise in absehbarer Zeit gut bzw. höflich finden werde.
Natürlich kann es passieren das man einmal warten muss weil andere dran sind. Unabhängig ob es ihre Spotlight-Szene ist oder sie ihre Runde absolvieren. Da wartet man dennoch bis man wieder dran ist, meines Erachtens, und macht nicht parallel etwas. Was schließlich dazu führt das man als Spieler und mitunter gar als Spielleiter nicht mehr das ganze Spiel mitbekommt.
Im kleinem Rahmen ggf. okay, im größeren mag ich es eher nicht.

Wandler:

--- Zitat ---Und den Vorwurf, ich würde hier nur stänkern oder trollen wollen, nimmst du bitte umgehend zurück. Der Vorwurf ist lächerlich
--- Ende Zitat ---
Er ist sicher vieles aber nicht lächerlich. Ich habe geschrieben, das Zitat sei aus meinem Regelwerk war. Du fragst woher es ist. Ich hab betont, dass die Formulierung, dass dass man es nur so machen kann bevormundend ist. Du haust zynisch nach, dass man das nicht so formulieren soll. Du lässt dich mehrfach darüber aus, dass die Parallelisierung nicht funktionieren kann - trotz Gegenbeispiel, dass es möglich ist. Ganz im Ernst - ich finde es immer noch einfach nur beleidigend. Alle anderen haben es geschafft, das sachlich zu kritiseren auch wenn sie wie Teylen dem überhaupt nicht zustimmen und in der Lage waren anzugeben warum er/sie dieses oder jenes überhaupt nicht mag. Das finde ich eine höfliche Art es zu kritisieren, deine Art fand ich einfach nur unsachlich.

Gefragt waren einfach andere Dinge aber offensichtlich war die Frage einfach sehr schlecht formuliert. Ich hoffe der editierte Eingangspost beugt dem nun vor.

So habe ich es jedenfalls empfunden. Ich will keinen Streit und nehme es den Vorwurf daher zurück und danke für deinen letzten Post, das ist nämlich in meinen Augen viel höflicher!

--- Zitat ---Zum Beispiel, wenn ein begleitender NSC Wache hält. Dann müsste der SL willkürlich entscheiden, ob dieser NSC in seiner Wachphase die heranschleichenden Feinde bemerkt oder nicht. Das finde ich sehr blöd, weil der SL den NSC entweder so spielt, dass er den SC die Show stiehlt oder aber er ist nutzlos. Beides ist mMn nicht so genial.
--- Ende Zitat ---
Naja, die Spannung verlagert sich da ja auch nur ein bisschen. Der SL weiß ja, dass ein Angriff kommt und diese Szenarien sind immer ein bisschen komisch, weil der SL ja immer gegen sich selbst spielt. Er weiß ja von einem potentiellen Angriff (mal Zufallsencounter außen vor). Er entscheidet über die Werte des NSC. Er entscheidet, ob der NSC die richtigen Aktionen trifft um einen entsprechenden Modifikator zu erreichen. Es ist aber trotzdem ein super Einwand, eben weil es ein Problem ist, das ja deswegen nicht verschwindet!

--- Zitat ---Wenn ich nicht würfele, obwohl ich in einem Spiel mitspiele bei dem alle anderen würfeln, bin ich von der elementaren Spielmechanik ausgeschlossen. Das heißt wenn in einem d20 System jeder seine d20 rollen darf, nur ich nicht, dann habe ich an diesem Punkt keine Spielmechaniken die ich einsetzen kann. Dann spielen die Personen welche fröhlich ihre d20 rollen, ich hingegen jedoch spiele nicht.
--- Ende Zitat ---
Und wenn es asymetrisch ist? Die Spieler würfeln D20, der Spielleiter einen D4. Die Spieler würfeln D20, der Spielleiter zieht eine Karte? Die Spieler würfeln D20, der Spielleiter wirft eine Münze? Wie sieht es aus wenn ein Computer würfelt, weil man z.B. auf roll20 Würfelt? Die Frage ist ernst gemeint, weil mich interessieren würde ab wann der SL für dich von der Spielmechanik ausgeschlossen wird.


--- Zitat ---Da mögen unsere Spielweisen grundlegend unterschiedlich sein.
--- Ende Zitat ---
Weiß nicht, den 2 Sätze die du danach schreibst würde ich zu 100% zustimmen. Ich weiß also nicht genau worauf du dich beziehst?

Isegrim:

--- Zitat von: Teylen am 29.09.2016 | 18:19 ---Wenn ich nicht würfele, obwohl ich in einem Spiel mitspiele bei dem alle anderen würfeln, bin ich von der elementaren Spielmechanik ausgeschlossen. Das heißt wenn in einem d20 System jeder seine d20 rollen darf, nur ich nicht, dann habe ich an diesem Punkt keine Spielmechaniken die ich einsetzen kann. Dann spielen die Personen welche fröhlich ihre d20 rollen, ich hingegen jedoch spiele nicht.
--- Ende Zitat ---

Ich finds immer schwierig, Rollenspiel mit anderen Spielen zu vergleichen, aber: Beim Roulette "würfelt" nur einer, nämlich der Croupier. Dennoch spielen die anderen mit. Genau genommen ist es hier der Croupier, der nicht mitspielt.

Bei Fate könnte theoretisch, dem Roulette ähnlich, nur der SL würfeln, es würde technisch kaum einen Unterschied machen (wenn er offen würfelt und die Spieler dennoch die Chance haben, bspw ihre Aspekte einzusetzen etc). Dass es die Spieler sind, die würfeln, ist va für eines wichtig: Fürs Gefühl.

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