Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Supersöldner am 16.06.2017 | 21:47

Titel: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Supersöldner am 16.06.2017 | 21:47
Wollen Spieler überhaupt Herrschen ? Ich persönlich finde es Gut wenn man in einem Setting Macht Positionen erlangen kann so das die SC am ende zusammen über ein Reicht oder eine Große Stadt Herrschen können. Aber ich hab irgendwie den Eindruck den meiste Spieler ist es zu anstrengend sich diese Art von Verantwortung für ihre SC auf zu Laden?
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: KhornedBeef am 16.06.2017 | 22:04
Da hast du wohl recht. Ich frage mich sogar eher wie du überhaupt auf die Idee kamst. Denn siehe da, die überwältigende Mehrzahl der Rollenspiele hat in erster Linie keine herrschenden Charaktere zum Inhalt.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Runenstahl am 16.06.2017 | 22:07
Ich denke da wird man keine allgemeingültige Antwort finden können. Einige Spieler finden es total spannend, andere finden das Sesshaftigkeit dem Abenteurerleben im Weg steht.

Und es hängt sicherlich auch davon ab wie sich das Herrschen im Spiel auswirkt. Wenn "Herrschen" heißt das aus dem Rollenspiel plötzlich eine Wirtschaftssimulation wird für die der Spieler auch noch neue Regeln lernen muß, so ist das für einige Spieler schonmal schlecht.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 16.06.2017 | 22:30
Ich find Dominionspiel cool. Wir spielen gerade Kingmaker und haben großen Spaß daran. Vor einigen Jahren hatten wir auch sowas ähnliches mit AD&D2, wo das quasi dazugehört.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: nobody@home am 16.06.2017 | 22:59
Ich denke, viele Spieler wollen die Verantwortung tatsächlich nicht. Persönliche Macht ist ja toll, aber bitte ohne größere daran hängende Verpflichtungen -- da investiert man dann doch lieber in das nächste tolle Zauberschwert als in einen Versuch, sich so was Überflüssiges wie einen Thron zu angeln...

Dazu kommt wohl noch, daß der verbreitetste Kampagnenmodus immer noch die klassische Zero-to-Hero-Nummer sein dürfte, in der man erst mal brav auf Stufe 1 (oder wie auch immer das verwendete System es nun wieder nennen mag) anfängt und sich seine richtige Power erst mal verdienen soll. Damit zieht man sich aber nicht so unbedingt wirklich Spieler heran, die den Umgang mit politischer Macht und entsprechendem Einfluß jemals wirklich im Spiel kennengelernt haben, zumal ja auch längst nicht jede Kampagne die dafür meist als nötig erachteten Stufen für so etwas jemals erreicht -- und bis sie dahin tatsächlich mal kommen, hat sich möglicherweise jedes Interesse daran schon längst erledigt, weil sie mittlerweile gründlich "gelernt" haben, daß sie als bloße Abenteurer o.ä. dafür ohnehin nicht zuständig sind.

Am ehesten, vermute ich, ließen sich Spieler noch an Charaktere in passenden "Herrscherrollen" heranführen, wenn von vornherein klar und abgesprochen wäre, daß die Kampagne bereits so anfängt. "Nein, ihr spielt diesmal keine dahergelaufenen heimatlosen Abenteurer -- ihr seid alle miteinander mehr oder weniger befreundete Adlige mit allem, was dazugehört, baut euch also eure Charaktere dazu passend zusammen." Was, nebenbei, durchaus seine literarischen Vorbilder hätte...
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Isegrim am 16.06.2017 | 23:29
Warum sollte man sowas auch spielen wollen? Ich kann mir eine Menge interessante Abenteuer vorstellen, Ausschusssitzungen gehören nicht dazu.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 16.06.2017 | 23:35
Ich denke, viele Spieler wollen die Verantwortung tatsächlich nicht. Persönliche Macht ist ja toll, aber bitte ohne größere daran hängende Verpflichtungen -- da investiert man dann doch lieber in das nächste tolle Zauberschwert als in einen Versuch, sich so was Überflüssiges wie einen Thron zu angeln...

Das mag in der Tat für viele Spieler gelten. Für mich ist es - nun, nicht genau umgekehrt, aber zumindest ist eben das, also die Übernahme von Verantwortung, eine super Motivation für meine Charaktere. Wenn ich mir so drüber Gedanken mache und feststelle: der Krempel den mein Alter Ego jetzt mit sich rumschleppt entspricht etwa dem Gegenwert einer ganzen Stadt. Warum soll er sich da überhaupt den Stress noch antun, noch mehr Kohle ranzuschaffen, der dann doch nur wieder in Ausrüstung gesenkt wird, die dazu dienen soll, noch mehr Kohle ranzuschaffen?

Zitat
Am ehesten, vermute ich, ließen sich Spieler noch an Charaktere in passenden "Herrscherrollen" heranführen, wenn von vornherein klar und abgesprochen wäre, daß die Kampagne bereits so anfängt. "Nein, ihr spielt diesmal keine dahergelaufenen heimatlosen Abenteurer -- ihr seid alle miteinander mehr oder weniger befreundete Adlige mit allem, was dazugehört, baut euch also eure Charaktere dazu passend zusammen."

Genau das finde ich nun wieder uninteressant. Klar ist es gut, wenn eine derartige Ausrichtung der Kampagne von vornherein bekannt ist, damit man sich einen Charakter ausdenken kann, der sich für die Verantwortung erwärmen können wird. Aber _gerade_ da will ich mir Rang und Titel _verdienen_. Mein Charakter soll nicht nur durch so einen fadenscheinigen Grund wie Geburtsrecht legitimiert sein, sondern durch seine eigenen Taten.

Bei AD&D ist das so vorgesehen, dass man als Fighter auf Stufe 9 zum Lord wird -- sei es, weil der örtliche Herrscher von deinem Ruf wie Donnerhall erfahren hat und dich entsprechend mit Gütern belehnt, sei es, weil der Charakter eine Siedlung in der Wildnis gründet oder was auch immer. So oder so gehört es dazu. Wer daran kein Interesse hat, sollte keinen Fighter spielen.

Im Gegenteil fand ich es da bei Kingmaker erstmal ziemlich cheesy, dass die SCs da als ziemliche Niemande mit gerade mal Stufe 4 zu Herrschern über einen Landstrich ernannt werden, einfach nur weil man zur rechten Zeit am rechten Ort war und einen kleinen Banditenhäuptling ausgeräuchert hat. Naja, inzwischen hab ich mich zähneknirschend damit abgefunden bzw es mir zurechtrationalisiert, aber deswegen ist dieser Aspekt noch lange nicht gut gemacht.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: nobody@home am 17.06.2017 | 00:39
Bei AD&D ist das so vorgesehen, dass man als Fighter auf Stufe 9 zum Lord wird -- sei es, weil der örtliche Herrscher von deinem Ruf wie Donnerhall erfahren hat und dich entsprechend mit Gütern belehnt, sei es, weil der Charakter eine Siedlung in der Wildnis gründet oder was auch immer. So oder so gehört es dazu. Wer daran kein Interesse hat, sollte keinen Fighter spielen.

Was nach allem, was ich darüber gehört habe, mit damit zusammenhängen dürfte, daß die frühen (A)D&D-Versionen eben noch viel stärker mit ihren Kriegsspielwurzeln verbunden waren. D.h., das ganze Konzept hatte ihren Ursprung zumindest teilweise in dem Gedanken "Und wenn die Spieler eine hinreichend hohe Stufe erst mal erreicht haben, lassen sie die ganze Einzelabenteueralberei weitgehend sausen und packen wieder ihre Chainmail-Regeln aus, um als Anführer von Armeen richtige Schlachten zu führen". Hat sich im Laufe der Zeit halt zunehmend verloren, weil besagte Idee bei den meisten Gruppen, die nicht zum engeren Zirkel von Gygax und Arneson gehörten, nie so richtig angekommen zu sein scheint.

Nebenbei würde es bei diesen alten Versionen auch gar nicht reichen, einfach nur keinen Kämpfer zu spielen, wenn man sich für so etwas nicht interessiert. Auch bei niedergelassene Angehörigen so ziemlich aller anderen Klassen war es ja durchaus vorgesehen, daß sich ab einer gewissen Stufe halt Gefolgsleute einstellten -- da ist man also beispielsweise frischgebackener Kleriker der neunten Stufe oder so und hat schon in den letzten paar Stufen in einer bestimmten Stadt einfach aus Bequemlichkeit seinen Hauptwohnsitz, und plötzlich klopft es an der Tür und die eigene Kirche hat Leute geschickt, die einen angemessenen Tempel mit einem selbst als örtlichem Oberhaupt bauen sollen...
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 17.06.2017 | 00:45
Das stimmt, aber immerhin ist man kein Lord und hat keine Zivilisten zu bespaßen. ;)

Bei uns war es damals aber halt auch so, dass der Priester eben seinen eigenen Tempelkomplex aufgezogen hat, und die sich um die Diebin scharende Diebesgilde fungierte quasi als Geheimdienst im Dienste des Barons, ergo meines Fighter-Barden.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Auribiel am 17.06.2017 | 01:07
Warum sollte man sowas auch spielen wollen? Ich kann mir eine Menge interessante Abenteuer vorstellen, Ausschusssitzungen gehören nicht dazu.

Aber Herrschen muss doch nicht automatisch bespielter Bundestag sein? Und selbst wenn, muss der Fokus ja nicht auf den Sitzungen liegen.

Gerade in Fantasy-Settings finde ich es sehr reizvoll, auch mal die Herrschaft und Verantwortung für einen Landstrich zu übernehmen. Um Feuersänger zu unterstützen: Bei DSA fand ich "Von eigenen Gnaden" sehr interessant, wo die SCs auch die Herrschaft über eine Stadt (und wenn möglich mehr) übernehmen.
Und auch hier geht es mir wie Feuersänger: Sich die Herrschaft erst zu erarbeiten macht einen Großteil des Reizes aus.

Allerdings habe ich auch viel Spaß daran, die Ressourcen einer Baronie zu verwalten usw. (hatte mal eine entsprechende Spielhilfe erstellt, hab sie nur leider in meinen Unterordnern irgendwo verschlampt. grmpf).

Im Zweier-Rollenspiel (da ist das allerdings auch leichter darzustellen mMn) spielen wir das sehr häufig (Herrschaft über Hauptstadt, Königreich etc. - allerdings mit Fokus auch nicht unbedingt auf dem typischen Regierungsgeschäft, sondern auf Intrigen, Mordkomplotten usw.).
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: 1of3 am 17.06.2017 | 02:12
Warum sollte man sowas auch spielen wollen? Ich kann mir eine Menge interessante Abenteuer vorstellen, Ausschusssitzungen gehören nicht dazu.

Besorg dir aufm Treffen mal ne Runde mit Pyro.

Generell ist hier die Frage, was das eigentlich bedeutet. Spieler herrschen ja nicht. Fiktive Figuren können in fiktiven Welten herrschen. Was die die Leute am Tisch dabei tun, ist ganz unterschiedlich. Beispiele:

a) Du kannst SimCity-artige Elemente haben. Also gewisse Ressourcen, mit denen du dir etwas für deine Stadt kaufst.

b) Du kannst die Rolle der Protagonisten als gesetzt annehmen und Handlung entsteht, weil immer wieder etwas den Status Quo stört.

c) Und ja, du kannst auch die Verhandlung um Polen spielen. Siehe oben.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.06.2017 | 02:37
Wenn man Herrscher spielt, kann man die Abenteuer wie bei Game of Thrones aufbauen. Dort sind die adligen Protagonisten auch häufig ohne große Eskorte unterwegs und abgesehen von den Leuten in Königsmund haben sie auch recht wenig mit Verwaltung und Administration zu tun.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: nobody@home am 17.06.2017 | 09:29
Wenn man Herrscher spielt, kann man die Abenteuer wie bei Game of Thrones aufbauen. Dort sind die adligen Protagonisten auch häufig ohne große Eskorte unterwegs und abgesehen von den Leuten in Königsmund haben sie auch recht wenig mit Verwaltung und Administration zu tun.

Es muß gar nicht mal Game of Thrones sein. Adlige Helden sind mindestens so alt wie das Epos von Gilgamesch, der ja auch gleich als König angefangen und sich trotzdem erst mal in allen möglichen Unsinn gestürzt hat...wann zum Vergleich der erste "Gewöhnliche", der sich tatsächlich nur durch seine tollen Taten Ruhm und Anerkennung und einen Thron unter seinem Hintern verdient hat, in den bekannten Geschichten der Menschheit auftaucht, müßte man dagegen, glaube ich, erst mal recherchieren, das scheint mir nämlich eine deutlich neumodischere Idee zu sein. ;)
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.06.2017 | 10:11
Ein antiker Held, der während seiner Abenteuerzeit kein Herrscher ist: Herkules.

Gilgamesch würde ich eher als Negativ-Beispiel nehmen: Wir haben hier einen König, der völlig grundlos und unplausibel seinen Hofstaat verlässt und alleine (bzw. mit seinem Freund) umherzieht. Mag sein, dass die alten Babylonier damit kein Problem hatten. Aber mich würde es total viel Suspension of Disbelief kosten, diese Geschichte so nachzuspielen.
Wenn ich mal den Gilgamesch-Epos als Plot verwursten würde, würde ich ihn mit Nicht-Herrscher SCs spielen.

Bei Game of Thrones dagegen ist kein SoD notwendig. Hier ergibt sich klar aus dem Plot, wieso Leute, die eigentlich herrschen, alleine unterwegs sind.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Chruschtschow am 17.06.2017 | 10:31
Ein antiker Held, der während seiner Abenteuerzeit kein Herrscher ist: Herkules.

Du meinst den Sohn vom Chef? ;)
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 17.06.2017 | 10:34
Gilgamesch hat mitnichten als König angefangen. Er war ein Findelkind und Ziehsohn eines Schmieds.
Iirc wurde er zum König von Uruk akklamiert, weil er sich bei dessen Eroberung besonders hervorgetan hatte, aber so genau weiss ich das auch nicht mehr.

Der war übrigens so nebenbei auch der Sohn vom Chef, genau wie Herakles. ;)
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: ElfenLied am 17.06.2017 | 10:50
War der nicht sogar 2/3 Gott? ~;D
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Isegrim am 17.06.2017 | 10:54
Und auch hier geht es mir wie Feuersänger: Sich die Herrschaft erst zu erarbeiten macht einen Großteil des Reizes aus.

Das kann ich auch noch nachvollziehen, aber sobald man es geschafft hat, verfliegt für mich jeder Reiz.

Allerdings habe ich auch viel Spaß daran, die Ressourcen einer Baronie zu verwalten usw.
a) Du kannst SimCity-artige Elemente haben. Also gewisse Ressourcen, mit denen du dir etwas für deine Stadt kaufst.

Hört sich nach Ausschusssitzung an. SimCity hab ich auch gerne gespielt, aber das ist kein Rollenspiel, und ich wüßte jetzt auch nicht, welchen Mehrwert es für mich bringt, es in ein Rollenspiel zu verpacken.

b) Du kannst die Rolle der Protagonisten als gesetzt annehmen und Handlung entsteht, weil immer wieder etwas den Status Quo stört.

Sicher, aber packen die Oberhoschis von Stadt/Land/Fluß/Baronie dann selber an, oder ist ihre Hauptaufgabe, Leute zu koordinieren, die das Problem lösen? Bei ersterem wird meine suspension of disbelief strapaziert, zweiteres läuft wieder auf Ausschusssitzungen hinaus.

Bei Game of Thrones dagegen ist kein SoD notwendig. Hier ergibt sich klar aus dem Plot, wieso Leute, die eigentlich herrschen, alleine unterwegs sind.

Welche herrschenden Personen sind denn bei GoT alleine unterwegs?

Gut, Ressourcenmanagment und Intrigen-Kram ist einfach nicht meins (und ich glaube, das gilt für viele Spieler).  Meine Erfahrung aus dem LARP, wo ich mit dem ganzen Herrschaftskram eine ganze Menge mitbekommen habe, läuft es entweder auf "Herrscher kommandieren Feldzug in der Fremde" hinaus, aber da befehligen die dann auch echte Menschen aka andere Spieler, keine gesichtslosen NSCs; oder (bzw und) auf eine Ausschusssitung nach der anderen...

@ Gilgamesch: Ja, der war zu zwei Dritteln Gott. Seine größte Leistung, während er wirklich über Uruk herrschte und nicht in der Gegend herumzog, war nebenbei die Koordination beim Bau einer Mauer, wen ich das richtig erinnere. Und das Vergewaltigen von Frauen...
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: CAA am 17.06.2017 | 10:55
Auch auf die Gefahr hin, dass es schlicht nur Survivor Bias ist... aber die Abenteuer in dehnen man in der ein oder anderen Form in Rang und Adel kommt, erfreuen sich doch zumindest in meiner Wahrnehmung einer sehr hohen Beliebtheit.

DSA: Königsmacher, Herren von Chorchop, Von eigenen Gnaden
Pathfinder: Königsmacher

Von daher, würde ich fast sagen: Ja, solange die Kampagnen nicht gerade am Thema vorbei gehen, wie bspw. die DSA Kampagne in der man Grande in Al Anfa wird, dann aber doch irgendwie das Abenteuer im Dschungel spielt  ~;D
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: nobody@home am 17.06.2017 | 10:57
Ein antiker Held, der während seiner Abenteuerzeit kein Herrscher ist: Herkules.

Kein Herrscher (hauptsächlich wegen seines kleinen "Problemchens" mit Hera), aber Sohn des Königs der Götter höchstpersönlich -- und nebenbei einer sterblichen Königin auf der anderen Seite des Familienstammbaums. Also schon mal mindestens doppelt Prinz, was ja auch keine schlechte Startposition ist. ;)

Das ist ja gerade der Knackpunkt: die überlieferten großen Helden- und "Abenteurer"-Protagonisten der Antike und des Mittelalters (so ab der Renaissance kann man sich vielleicht eher mal streiten) sind halt praktisch immer schon Könige und Prinzen und Halbgötter und Schießmichtot. Das scheint zum Job geradezu dazuzugehören.

War der nicht sogar 2/3 Gott? ~;D

So heißt es. Was kümmert einen König von Uruk schon so'n Typ namens Mendel, der erst Jahrtausende später überhaupt erst geboren werden wird? ;)
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Quaint am 17.06.2017 | 11:35
Naja, die Geschmäcker sind verschieden. So wie nicht jeder Spieler sich sein eigenes Abenteuer in einer Sandbox suchen mag, so mag auch nicht jeder Spieler herrschen. Potential hat trotzdem beides. Und es mag bekömmlicher werden, wenn man es nicht in Reinform macht, sondern mischt.

Man muss sich ja mal vor Augen halten: Ein "normaler" König kann ja nicht soviel tun, ausser halt bissle verhandeln, beratschlagen und beschließen. Tatsächlich umsetzen tun es dann ja im Normalfall andere. Das kann tatsächlich schwierig sein im Rollenspiel. Aber man hat es ja oft in einer Form, dass die herrschenden Charaktere dann auch große persönliche Macht haben, und neben dem "verhandeln, beratschlagen und beschließen" auch persönlich Abenteuer erleben können, die dann durchaus Relevanz für ihr Reich und den Handlungsrahmen an sich haben. Als Beispiele seien mal hochstufige DnD Charaktere genannt (bei denen das früher ja sogar zum Standard gehörte) oder auch Exalted aus dem gleichnamigen Rollenspiel, die meiner Erfahrung nach auch gerne mal Herrscher sind oder werden. Und z.B. Rogue Trader, wo man ja zumindest über eine Händlerdynastie usw herrscht, kenne ich auch mit tendentiell eher mächtigen Charakteren. Und in gewisser Weise ist das ja dann schon ein Kompromiß, eine Mischform, eben epische Abenteuer + Herrschen.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: 1of3 am 17.06.2017 | 11:43
Sicher, aber packen die Oberhoschis von Stadt/Land/Fluß/Baronie dann selber an, oder ist ihre Hauptaufgabe, Leute zu koordinieren, die das Problem lösen? Bei ersterem wird meine suspension of disbelief strapaziert, zweiteres läuft wieder auf Ausschusssitzungen hinaus.

Digga, deinen Mitdiskutanten immer wieder das selbe Schlagwort um die Ohren zu knallen, wird diese über die Maßen zugänglich stimmen. Nicht.

Und ja, natürlich kümmern sie sich selbst darum. Es gibt Rollenspiele, die funktionieren nur so. Werwolf: Paria, Vampire zu großen Teilen. Und massig Vorlagen in Funk und Fernsehen. Ich mein, guck Babylon 5. Sheridan quengelt ständig, dass ihm der Papierkram nicht liegt und dass er doch Raumschiffkomandandt habe werden wolle und nicht Gouvernör, aber er macht keinen Verwaltungskram on screen. Er sitzt hinter einem unaufgeräumten Schreibtisch und quengelt über den Verwaltungskram. Und wenn die nächste Krise kommt, ist er natürlich vorne mit dabei.

Mir ist tatsächlich kaum klar, wie man nicht so spielen kann, wenn man nicht gerade fahrende Abenteurer spielt. Die Figur wohnt halt irgendwo und ist für irgendwas verantwortlich. Wir können die Details dieser Verantwortlichkeiten ausblenden, aber das Konzept an sich ist nicht weniger plausibel als Murderhobo Roadmovies.

Und was den Simcity-Teil angeht, die Leute bauen ja auch ihre Charaktere fein. Ich mein, klar, wenn du generell mit Resourcenverwaltung nichts am Hut hast und lieber Freiform spielst, kein Ding. Aber was man da bebarbiespielt, das scheint mir keinen großen Unterschied zu machen.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.06.2017 | 11:49
Kein Herrscher (hauptsächlich wegen seines kleinen "Problemchens" mit Hera), aber Sohn des Königs der Götter höchstpersönlich -- und nebenbei einer sterblichen Königin auf der anderen Seite des Familienstammbaums. Also schon mal mindestens doppelt Prinz, was ja auch keine schlechte Startposition ist. ;)
Ob Startposition oder nicht, ist ja erstmal egal.

Es geht darum: Habe ich ein riesiges Gefolge hinter mir, dass mich dabei unterstützt, die Aufgaben zu erledigen? Oder muss ich die Aufgaben selber erledigen?
Wie gesagt: Ob Prinz oder König oder Bettler, ist hierbei völlig egal. Wichtig ist nur: Bist du Herrscher und kannst Gefolge einsetzen? Oder bist du kein Herrscher und kannst kein Gefolge einsetzen.

Ein Piratenkapitän ist in diesem Sinne Herrscher, da er die Schiffsbesatzung als Gefolge hat. Der Chef der Bettlergilde ist in diesem Sinne auch Herrscher, da auch er ein Gefolge hat. Der Zweitgeborene des Königs ist dagegen nicht unbedingt Herrscher. (Hängt davon ab, wie gut er sich mit seinem Vater und den Erstgeborenen versteht und ob diese ihm ein Gefolge zubilligen.)

Ich behaupte mal dreist:
Mit einem Bettler und dem verstoßenen Zweitgeborenen des Königs kann man relativ problemlos klassische Plots spielen.
Mit dem Chef der Bettlergilde und dem König selber, steht man vor der Wahl: Entweder man spielt klassische Plots mit extrem viel SoD. Oder man spielt Plots, die darauf ausgerichtet sind, dass die SCs Herrscher sind.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Medizinmann am 17.06.2017 | 11:50
Wollen Spieler überhaupt Herrschen ? Ich persönlich finde es Gut wenn man in einem Setting Macht Positionen erlangen kann so das die SC am ende zusammen über ein Reicht oder eine Große Stadt Herrschen können. Aber ich hab irgendwie den Eindruck den meiste Spieler ist es zu anstrengend sich diese Art von Verantwortung für ihre SC auf zu Laden?
Klar, warum nicht ?
 Also Ich als Spieler hab nix dagegen, kommt natürlich auf den Char und das Szenario an.
Ich arbeite auch gerne mit vielen NSC und kleinen taktischen Einheiten, alles kein Problem !
(gib mir 3 Drachen, eine riesenhorde Wilder Reiter und eine Flotte Schiffe,eine Eunuchen Armee und einen zwergwüchsigen klugen Berater an meine Seite und Ich erobere dir ganze Kontinente )

HokaHow
Medizinmann
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Pyromancer am 17.06.2017 | 11:51
Hört sich nach Ausschusssitzung an.

In unserer Ars-Magica-Kampagne geht so ca. jedes fünfte oder sechste Mal ein halber Spielabend für eine Ausschuss-Sitzung drauf. Das ist Rollenspiel in Reinform, weil man fast 100% in character spielt. Dauernd wollte ich das auch nicht haben, aber gelegentlich passt das schon, gerade, weil dabei der weitere Kampagnenverlauf massiv geprägt wird.

Zitat
Sicher, aber packen die Oberhoschis von Stadt/Land/Fluß/Baronie dann selber an, oder ist ihre Hauptaufgabe, Leute zu koordinieren, die das Problem lösen? Bei ersterem wird meine suspension of disbelief strapaziert, zweiteres läuft wieder auf Ausschusssitzungen hinaus.

Unsere "Oberhoschis" (immerhin magisch talentierte Herrscher über 20 Bedienstete, ein paar Dutzend Hektar Wald und eine Fährverbindung über den Bodensee) packen regelmäßig selber an. Manche Dinge sind so wichtig, dass man sie selbst überwachen muss. (Potentielle) Interaktion mit Gleichrangigen kann man nicht seinen Unterlingen überlassen. Magische Probleme KÖNNEN die Unterlinge nicht lösen. Usw.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 17.06.2017 | 11:57
Gilgamesch erledigt, insbesondere in der Anfangszeit, durchaus Questen die für sein Königreich sinnvoll sind. Zum Beispiel sichert er den Zedernholznachschub für seine Stadt, indem er im Libanon einen Drachen erschlägt.

Naja anyway.

DSA: Königsmacher, Herren von Chorchop, Von eigenen Gnaden
Pathfinder: Königsmacher

Wie kommt man denn in den DSA-Kampagnen in die Herrschaftsposition? Soweit ich mich entsinne, gewinnt man den Titel in einem Fall buchstäblich in der Lotterie (Chorhop?).

In PF Kingmaker, wie gesagt, ist das relativ halbscharig. "Danke fürs Vertreiben der Banditen aus dem Landstrich, jetzt gründet da doch eine Baronie."

Außerdem ist Kingmaker dann auch nach Gründung dieser Baronie etwas seltsam: einerseits sollen die SCs sich um die Regierungsgeschäfte kümmern, andererseits aber auch nach wie vor die Exploration der restlichen Wildnis persönlich in die Hand nehmen (und nicht etwa bewaffnete NSC-Trupps dafür zusammenstellen). Auch ist nach wie vor vorgesehen, dass sich die Herrscher um jedes Wehwehchen persönlich kümmern, d.h. man bekommt Sidequests von seinen eigenen Untertanen und darf sich danach von diesen die Belohnung abholen. Die sich dann wohlgemerkt so im Bereich von 2-300GP aufhält, während man gleichzeitig im Monatstakt Staatseinnahmen und -ausgaben von zigtausenden GP jongliert. Aber wehe man entnimmt sich selber was aus der Staatskasse, dann fängt sofort das Volk an zu murren (was sich in Abzügen im Wirtschaftssim-Minigame niederschlägt).
Wie gesagt, erfordert alles ein gerüttelt Map an SoD.

Im Vergleich dazu war das bei unserer AD&D-Kampagne so:
Unsere SCs waren involviert im Freiheitskampf des Dolchtals, haben den rechtmäßigen König aus den Klauen der Zhentiler befreit und waren maßgeblich an der Befreiungsschlacht beteiligt. Nachdem die Zhentiler rausgeschmissen worden waren, hat sich der König entsprechend erkenntlich gezeigt und uns mit einer Baronie belehnt - und zwar ganz im Osten, direkt an den Einflussbereich der Zhentiler angrenzend.
Da hatten wir kein Minigame, sondern haben eben Bau- und Entwicklungsprojekte frei Schnauze abgehandelt. Die jährlichen Einnahmen durch Steuern und Zölle flossen ebenso selbverständlich in unsere Gruppenkasse, wie wir auch größere Projekte aus der Beute unserer Abenteurerei finanziert haben, die ansonsten in 10 Jahren nicht zu stemmen gewesen wären. Der Fokus der Abenteuer verschob sich zunächst dahin, Bedrohungen von unserem Volk abzuwenden. Sei es das aus dem Ruder gelaufene Experiment eines Magiers, sei es ein Überfall durch den Drachenkult, seien es Intrigen der Zhentiler. Und so weiter, bis hin zum epischen Krieg gegen die Zhentiler. Auch dabei kam das klassische questen nicht zu kurz, da wir diverse Artefakte als Energiequelle für Schwermagie erobern mussten, das einzige wodurch sich ein größenwahnsinniger Fzoul Chembryl noch stoppen ließ.
War schon sehr episch. ^^
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.06.2017 | 12:05
Gilgamesch erledigt, insbesondere in der Anfangszeit, durchaus Questen die für sein Königreich sinnvoll sind.
Das bestreite ich auch nicht. Was ich unplausibel finde, ist, dass er die Questen alleine erledigt.
Odysseus hatte seine gesamte Schiffsbesatzung bei seinen Questen dabei. Gilgamsch dagegen geht nur mit seinem Freund los und erledigt die Questen.

Bei ArsMagica umgeht man das Problem, indem jeder Spieler mehrere SCs spielt:
- Einen Magier als Herrscher (Magi).
- Einen nichtmagischen Helden(Companion).
- Einen gewöhnlichen Bürger (Grog).

Und je nachdem, welcher SC für das aktuelle AB am ehesten geeignet ist, nimmt man dann den entsprechenden SC.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: am 17.06.2017 | 12:07
Ja Herrschen muss ja nicht König heißen. was ist damit eine Gilde oder Mafia  oder einen Konzern oder eine kleine Streitmacht zu kontrollieren. Irgendwann indirekt die Stadt in der Hand zu haben auch wenn ein NSC Oberbürgermeister ist .
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Chruschtschow am 17.06.2017 | 12:14
Sicher, aber packen die Oberhoschis von Stadt/Land/Fluß/Baronie dann selber an, oder ist ihre Hauptaufgabe, Leute zu koordinieren, die das Problem lösen? Bei ersterem wird meine suspension of disbelief strapaziert, zweiteres läuft wieder auf Ausschusssitzungen hinaus.

Das ist eigentlich erstaunlich, da es eigentlich Kern des Feudalsystems ist, dass der Adel der Kriegerstand ist, der sich auch aus seinem Selbstverständnis heraus über Jahrhunderte mit dem Schwert in der Hand um Probleme kümmert. Die Ausschusssitzung ist eigentlich eine Erscheinung der Neuzeit, in der der Adel dank Berufsheer und Zentralisierung stärker in nun überhaupt erst existierende Offiziers- und Verwaltungsposten besetzt. Die Verwaltung hat eher das Gefolge übernommen.

Es ist deutlich unglaubwürdiger, dass irgendein Popel seine Mistforke nimmt und los zieht. From zero to hero? Neumodischer Quatsch. Der erste Stand hat sich bis zur Auflösungen der Ständegesellschaft auf die Berufung durch einen oder mehrere Götter bezogen, egal ob Tenno, Pharao oder Kaiser (und das Kroppzeug in den niedrigeren Etagen). Der Geschichtenerzähler, der damit um die Ecke biegt, dass Schorschi der Schweinehirt den Drachen erlegt und die Prinzessin kriegt, hatte lange Jahre sicher einen schweren Stand, weil seine Geschichte quer zum Feudalstaatsgedanken läuft und entsprechend die herrschende politische Agenda angreift.

Wenn du dir also bewusst machst, dass deine Suspension of Disbelieve auf ziemlicher Ahistorizität beruht und das Gegenteil eher Fakt war, wird das Thema ja vielleicht zugänglicher für dich.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Isegrim am 17.06.2017 | 12:17
Digga, deinen Mitdiskutanten immer wieder das selbe Schlagwort um die Ohren zu knallen, wird diese über die Maßen zugänglich stimmen. Nicht.

(...) aber das Konzept an sich ist nicht weniger plausibel als Murderhobo Roadmovies.

Witzig. Beschwerst dich über Schlagworte, nutzt selber aber welche, und zwar solche, die im Gegensatz zu meinem nicht Langeweile, sondern "Du spielst doch eh Verbrecher-Psychopathen" implizieren. Wie soll man dich da ernst nehmen?

Aber jut...

Und ja, natürlich kümmern sie sich selbst darum. Es gibt Rollenspiele, die funktionieren nur so. Werwolf: Paria, Vampire zu großen Teilen.

Das erste kenn ich nicht, aber spielen bei Vampire so viele Leute Prinzen oder ähnliches? Das wären doch die "Herrscher" in dem Setting. Und wenn ich mir das angucke, was ich vom Vampire Life mitbekomme, wo tatsächlich Leute die vampirische Oberriege bespielen... naja, s.u. "LARP"...

Babylon 5 hab ich auch nicht wirklich verfolgt. Passt Sheridan wirklich in das "Herrscher-Konzept"? Kann ich, wie gesagt, nicht wirklich drüber urteilen. Picard oder Cisko sind ja auch recht einflußreiche Leute, aber eben eher "Botschafter an der Front". Eine Serie über die Föderations-Regierung gibt es bspw nicht. (Und auch das Spielen solcher Charaktere in einer hierarchischen Organisation an einflussreichen Stellen reizt mich nicht wirklich, und ich denke, das geht vielen so. Wieviele Leute bespielen Star Trek-Offiziere, und wieviele murderhoboen sich als Star Wars-Rebellen lieber durch Massen an Sturmtruppen?)

BTW, mit "Ausschusssitzung" meine ich keinen Verwatlungskram. Das das kaum jemand interessiert ist klar. Ich meine das Spielen von sozialen Vorgängen, Konflikten, Auseinandersetzungen in Form von geordneten Gesprächen, bei denen es um die Koordination von Aktionen anderer geht, um Ressourcenmanagment und Diplomatie.

Vielleicht bin ich da zu sehr "LARP-geschädigt". Da ist das für eine Reihe von Spielern tatsächlich ein sehr wichtiger Spielinhalt, sei es auf speziellen Cons, am Rande "normaler" Abenteuer-Cons, Briefspiel etc. Und du kannst mir glauben, es läuft auf Gespräche hinaus, sehr viele und sehr lange Gespräche. Die ich (und nicht nur ich) halt ziemlich langweilig finden...

Da ist mir das Spielen von "Abenteurern" (für dich vermutlich "Murderhobos"), die in irgend einer Form am Rande oder außerhalb der Gesellschaft stehen, tatsächlich lieber, ob nun als "Road movie", auf "Sonderauftrags-Reise" oder auch stationär an einen Ort, bspw eine Stadt, gebunden. Betrachte ich die Rollenspiel-Szene, wie sich sie mir darstellt, bin ich damit nicht alleine. Beim Thread-Titel "Wollen Spieler überhaupt Herrscher spielen" kann es da mE nicht schaden, wenn es auch eine Gegenrede zum Standpunkt "Ja, das ist voll toll! Das ist es, was Rollenspieler wollen!" gibt.

In unserer Ars-Magica-Kampagne geht so ca. jedes fünfte oder sechste Mal ein halber Spielabend für eine Ausschuss-Sitzung drauf. Das ist Rollenspiel in Reinform, weil man fast 100% in character spielt.

Ich hab nicht behauptet, dass das kein Rollenspiel ist. Das ist es natürlich! Nur eine Form, die mir (und mE auch vielen anderen) nicht liegt. ;)

EDIT
Das ist eigentlich erstaunlich, da es eigentlich Kern des Feudalsystems ist, dass der Adel der Kriegerstand ist, der sich auch aus seinem Selbstverständnis heraus über Jahrhunderte mit dem Schwert in der Hand um Probleme kümmert.

"Adel" impliziert aber nicht "Herrscher" im Sinne des Thread-Titels und Supersöldners Konkretisierung in #27. Ein Ritter in einem Heer ist kein Herrscher, auch wenn er auf dem Marsch ein paar Mitglieder seiner Lanze herumscheuchen kann. "Herrscher" ist da der König oder der/die Heerführer und vielleicht die zugehörigen Berater. Ein Ritter, der mit seinem Knappen oder ein paar Bewaffneten auszieht, um sein Lehen von der Räuberbande zu befreien oder den Drachen zu erschlagen ist idS kein Herrscher, da er auch keinen größeren Personenkreis befehligt als eine durchschnittliche Abenteurer-Gruppe.

Nicht-historisch könnte man sich die klassischen Helden-Sagen ansehen, bei den alten Griechen waren wir ja schon. Betrachte die Artus-Sage: Da steht Artus im Mittelpunkt, solange er noch mehr oder minder alleine herumzieht (obwohl er teils schon König ist...), danach konzentriert sich das Ganze viel mehr auf die Ritter seiner Tafelrunde, während der König in Camelot sitzt und was macht? Genau. Klassische Helden-Sage: Der jeweilige Held zieht durch die Lande, er regiert nicht.

Zum Ende hin, wenn alles in Scherben fällt, liegt der Fokus wieder mehr auf Artus, aber da ist er Heerführer in einem (Bruder-) Krieg. In dem Szenarion interessiert es mich halt nicht, diese Position zu bespielen.

Es ist deutlich unglaubwürdiger, dass irgendein Popel seine Mistforke nimmt und los zieht. From zero to hero? Neumodischer Quatsch. (...)

Du hast insofern Recht, dass die Protagonisten in antiken und Mittelalterlichen Sagen meist aus der Herrscher-Kaste stammen, aber in sehr vielen Sagen agieren sie nicht als Herrscher und regieren nicht, sondern schlagen sich als blaublütige Landstreicher durchs Leben. Den "to hero"-Teil kann man dann nach meinem Geschmack bestens weg lassen, wenn es impliziert, dass der Landstreicher-/Außenseiter-Teil wegfällt und die Protagonisten sich in ihrer "Herrscher-Position" einrichten. Auch wenn in ihrem Herrschaftsbereich hin und wieder das Chaos ausbricht...
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.06.2017 | 13:10
Wenn du dir also bewusst machst, dass deine Suspension of Disbelieve auf ziemlicher Ahistorizität beruht und das Gegenteil eher Fakt war, wird das Thema ja vielleicht zugänglicher für dich.
In der Artus/Excalibur/Grals-Saga hat Arthur auch nur solange klassische Abenteuer erlebt, wie er noch kein König war. In dem Augenblick, in dem er König wurde, haben sich die Abenteuer von Arthur auf Intrige (in Politik und Liebe) verlagert.
Das klassische Abenteuer(Suche nach dem Heiligen Gral) hat er an seine Ritter der Tafelrunde weiter delegiert.

Wir haben hier also:
Arthur als herrschenden König: Eher Intrige (Politik und Liebe), zum Ende Heerführer
Ritter der Tafelrunde als nicht-herrschende Helden: Klassische Abenteuer

Oder schauen wir uns Robin Hood an:
Herrscher war König Löwenherz: Er hat einen spannenden Plot rund um die Kreuzzüge erlebt. Dieser Plot war aber meilenweit vom klassischen Plot entfernt.

Und dann nehmen wir Robin Hood. Dieser hat drei Phasen durchlaufen:
1. Robin Hood als herrschender Adliger: Ziemlich langweilig. Gibt keine große Geschichte darüber.
2. Robin Hood als Kriegs-Heimkehrer und Ausgestoßener: Hier herrscht er nicht. Gleichzeitig ist das die Phase von Robin Hood, um der es in der typischen Robin-Hood-Geschichte geht.
3. Robin Hood nach der Rehabilitierung durch König Löwenherz: In dem Augenblick, wo König Löwenherz heimkehrt und Robin Hood wieder sein Herrschaftsgebiet zurückgibt, beginnt die Herrschaft von Robin Hood und endet die Geschichte von Robin Hood.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: KhornedBeef am 17.06.2017 | 13:56
Wirklich, klassische Rollenspiel-Fantasy-Abenteuer sind antihistorisch und modernistisch gefärbt? *kicher* nicht böse gemeint Chruschtschow, ich weiß dass es hier im Kontext relevant ist, aber eigentlich ist das echt status quo.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 17.06.2017 | 14:08
Wirklich, klassische Rollenspiel-Fantasy-Abenteuer sind antihistorisch und modernistisch gefärbt? *kicher* nicht böse gemeint Chruschtschow, ich weiß dass es hier im Kontext relevant ist, aber eigentlich ist das echt status quo.

Ich seh hier keinen Grund, Chruschtschow auszulachen. Sein Punkt ist ja gerade, dass man mal seinen Kompass eichen sollte, wenn man ausgerechnet das historische Vorbild für unplausibel / die SoD brechend hält.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: 6 am 17.06.2017 | 14:10
Sicher, aber packen die Oberhoschis von Stadt/Land/Fluß/Baronie dann selber an, oder ist ihre Hauptaufgabe, Leute zu koordinieren, die das Problem lösen? Bei ersterem wird meine suspension of disbelief strapaziert, zweiteres läuft wieder auf Ausschusssitzungen hinaus.
Wenn ich mir die Geschichte des heiligen Römischen Reiches anschaue, dann natürlich Ersteres. Verwaltung wurde deligiert (meistens an den Klerus) und Problemlösung war Sache des Herrschers. Meistens durch Anwesenheit vor Ort mit samt persönlicher Bestrafung usw.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: KhornedBeef am 17.06.2017 | 14:19
Ich seh hier keinen Grund, Chruschtschow auszulachen. Sein Punkt ist ja gerade, dass man mal seinen Kompass eichen sollte, wenn man ausgerechnet das historische Vorbild für unplausibel / die SoD brechend hält.
Absolut richtig. @Chruschtschow Sorry, wollte dich nicht auslachen, wirklich. Du hast das ja auch klar gemacht dass dir das bewusst ist.
Wenn man Rollenspiel auch als Mittel zum Geschichtenerzählen sieht, dann ist es fast nornal, anormale Charaktere zu haben, die die üblichen Grenzen der Gesellschaft sprengen.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.06.2017 | 14:24
Sein Punkt ist ja gerade, dass man mal seinen Kompass eichen sollte, wenn man ausgerechnet das historische Vorbild für unplausibel / die SoD brechend hält.
Man muss zwischen historischer Wirklichkeit und historischen Sagen unterscheiden.

Genau so wenig, wie man glauben sollte, dass die Spionagetätigkeit im Kalten Krieg wie bei James Bond ablief, so wenig sollte man glauben, dass die antike Herrschaft wie bei Gilgamesch und Odysseus ablief.

Nur weil Gilgamesch eine historische Geschichte ist, heißt es noch lange nicht, dass sie realistisch ist. Be mir erfordert der Gilgamesch-Epos enorm viel SoD. - Im Gegensatz zu Odysseus, wo ich seltsamerweise mit weniger SoD auskomme.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: nobody@home am 17.06.2017 | 14:28
Wirklich, klassische Rollenspiel-Fantasy-Abenteuer sind antihistorisch und modernistisch gefärbt? *kicher* nicht böse gemeint Chruschtschow, ich weiß dass es hier im Kontext relevant ist, aber eigentlich ist das echt status quo.

Nicht vergessen: der "klassische" D&D-Spielmodus beispielsweise ist bei genauerem Hinsehen in erster Linie eigentlich eher so was wie der wilde Fantasy-Westen komplett mit noch unerschlossenen Landschaften, Siedlern, die jenseits der eigentlichen "Zivilisation" den einheimischen "Wilden" ihr Land abtrotzen, Glücksrittern, die heute hier und morgen dort und niemandem so richtig Rechenschaft schuldig sind... Also eigentlich alles recht koloniale Neuzeit, das Sich-Hocharbeiten in einem "richtigen" und etablierten fäntelalter-europäischen Feudalsystem sähe wahrscheinlich schon recht anders aus.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 17.06.2017 | 14:32
Ich dachte dabei aber auch an die Kolonisierung Preußens, Eroberung Outremers, die Reconquista etc.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Isegrim am 17.06.2017 | 15:19
(...) wenn man ausgerechnet das historische Vorbild für unplausibel / die SoD brechend hält.

BTW, suspension of disbelief muss nicht mit historischem Kram zusammen hängen. Das sind zwei paar Schuhe.

Wenn ich mir die Geschichte des heiligen Römischen Reiches anschaue, dann natürlich Ersteres. Verwaltung wurde deligiert (meistens an den Klerus) und Problemlösung war Sache des Herrschers.

Heißt noch lange nicht, dass man die dort zu lösenden Probleme als Plot im Rollenspiel haben will. Den Gang nach Canossa oder die Kujonirung eines rebellischen Lehnsmannes sind in meiner Vorstellung keine besonders spannenden Abenteuer.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 17.06.2017 | 15:21
Naja, das ist als ob du sagst "In Australien sollen Menschen leben? Aber die fallen doch dann runter! Sorry, das bricht meine SoD".
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Isegrim am 17.06.2017 | 15:24
Wenn ich mir die Geschichte des heiligen Römischen Reiches anschaue, dann natürlich Ersteres. Verwaltung wurde deligiert (meistens an den Klerus) und Problemlösung war Sache des Herrschers.

Heißt noch lange nicht, dass man die dort zu lösenden Probleme als Plot im Rollenspiel haben will. Den Gang nach Canossa oder die Kujonirung eines rebellischen Lehnsmannes sind in meiner Vorstellung keine besonders spannenden Abenteuer.

Naja, das ist als ob du sagst "In Australien sollen Menschen leben? Aber die fallen doch dann runter! Sorry, das bricht meine SoD".

Das ist Unsinn, sry.

EDIT
Ich glaube, dass eigentliche Problem ist, dass für mich "Politik" einfach kein spannender Spielinhalt ist.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Supersöldner am 17.06.2017 | 15:30
Warum fallen die nicht Runter? Na DAS ist mal ein weg Herrscher zu werden. ,,Findet Raus warum die nicht herunter fallen die Leute auf der Insel auf der andern Seite der Welt. Dann gründe wir dort eine Kolonie zum Lohn sollt ihr dort für das Empirie Herrschen ,,.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Maarzan am 17.06.2017 | 16:41
Herrschen wollten do so einige - regieren war das unbeliebte ... .

Im Übrigen haben sich in dem Spiel, wo das doch weitgehend funktionierte, die StartSC tatsächlich dann irgendwann weitestgehend auf ihre Posten zurückgezogen und delegiert - aber eben an entsprechende eigene Sekundär-SC oder später dann an die eigenen Kinder als SC.

Maarzan, der als Verwalter/Baumeister zum Rollenspiel gekommen ist ...
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Timo am 17.06.2017 | 23:00
AAARGGGHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!

Warum hasst ihr alle so sehr Reign?

Ich meine, das hätte doch das erste sein müssen was genannt wird.

----
zweites Posting nach der Ausgangsfrage:
Sieh dir doch Reign an, ein OneROleEngine Regelsystem, das darum gebaut ist, herrschende oder auf dem Weg zum Herrscher gehende Helden zu spielen, mit einem schnellen Regelsystem, dass Konflikte zwischen Reichen schnell und nicht vom SL vorausgeplant interessant abhandeln kann.

Die Company Rules die in dem Regelsystem enthalten sind, sind sogar gut genugum sie auf viele andere Systeme aufzusetzen.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Maarzan am 18.06.2017 | 07:03
AAARGGGHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!

Warum hasst ihr alle so sehr Reign?

Ich meine, das hätte doch das erste sein müssen was genannt wird.

----
zweites Posting nach der Ausgangsfrage:
Sieh dir doch Reign an, ein OneROleEngine Regelsystem, das darum gebaut ist, herrschende oder auf dem Weg zum Herrscher gehende Helden zu spielen, mit einem schnellen Regelsystem, dass Konflikte zwischen Reichen schnell und nicht vom SL vorausgeplant interessant abhandeln kann.

Die Company Rules die in dem Regelsystem enthalten sind, sind sogar gut genugum sie auf viele andere Systeme aufzusetzen.

Weil es ungefähr dasselbe wäre, als ob man Mensch-ärger-dich-nicht als Tabletop mit 4 Armeen verkaufen würde.
Alleine schon, durch das Ansammeln mehrerer kleiner Ländern was größeres zusammen zu erobern - nicht vorgesehen ... .

Es ist meinem Eindruck nach einfach grob, schwer abstrakt und eher ein Würfelspiel, zu dessen Ergebnis man sich dann eine passende Erklärung zusammen reimen sollte.

Und der Rest war auch eher mäh.

Nach der Begeisterung beim Hören der Beschreibung dann die große Enttäuschung neben 7th sea!

Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: 6 am 18.06.2017 | 11:04
Heißt noch lange nicht, dass man die dort zu lösenden Probleme als Plot im Rollenspiel haben will. Den Gang nach Canossa oder die Kujonirung eines rebellischen Lehnsmannes sind in meiner Vorstellung keine besonders spannenden Abenteuer.
Der Weg nach Canossa (z.B.) wäre meiner Meinung nach durchaus sehr rollenspieltauglich gewesen:
„Sie krochen bald auf Händen und Füßen vorwärts, bald stützten sie sich auf die Schultern ihrer Führer; manchmal auch, wenn ihr Fuß auf dem glatten Boden ausglitt, fielen sie hin und rutschten ein ganzes Stück hinunter; schließlich gelangten sie doch unter großer Lebensgefahr in der Ebene an. Die Königin und die anderen Frauen ihres Gefolges setzten sie auf Rinderhäute, und […] zogen sie darauf hinab.“ (Quelle: Wikipedia)

Allerdings kann ich verstehen, wenn Du keine Lust auf das Intrigen- und Verwaltungsspiel hast, dass meistens mit Herrschen in Verbindung gebracht wird.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: sindar am 19.06.2017 | 18:10
Wollen Spieler überhaupt Herrschen ? Ich persönlich finde es Gut wenn man in einem Setting Macht Positionen erlangen kann so das die SC am ende zusammen über ein Reicht oder eine Große Stadt Herrschen können. Aber ich hab irgendwie den Eindruck den meiste Spieler ist es zu anstrengend sich diese Art von Verantwortung für ihre SC auf zu Laden?
Meins waere es gar nicht. Erstens will ich mit dem Helden Abenteuer erleben, nicht Verwaltungskram erledigen muessen, zweitens mag ich schon im RL keine Machtposition, im Rollenspiel noch viel weniger. Ich habe einfahc zu wenig Ahnung, was ich da moeglicherweise anrichte.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 19.06.2017 | 18:38
Ich habe einfahc zu wenig Ahnung, was ich da moeglicherweise anrichte.

Naja, meiner Erfahrung nach sind die Konsequenzen der eigenen Ansagen _in solchen Spielen_ meistens ziemlich gut abzusehen. Wenn natürlich das Spiel oder der SL so gestrickt ist, dass deine Entscheidungen nur festlegen, _welcher_ Strick dir daraus gedreht wird, ist das auch eine Möglichkeit, dem Spieler die Lust auf Dominionspiel abzutrainieren.

Also, mal so zum Beispiel konstruiert: deine Wildhüter erwischen einen Wilderer und führen ihn dir vor. Er verteidigt sich mit wohlgesetzten Worten. Was machst jetzt da. Wenn du ihn bestrafst, giltst du als fieser Tyrann; wenn du ihn laufen lässt, als rückgratloser Softie.

Sowas gilt es meines Erachtens zu vermeiden -- in einer Fantasywelt darf es durchaus auch eine Königslösung geben, für deren Weisheit du bewundert wirst.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Eulenspiegel am 19.06.2017 | 18:42
Also, mal so zum Beispiel konstruiert: deine Wildhüter erwischen einen Wilderer und führen ihn dir vor. Er verteidigt sich mit wohlgesetzten Worten. Was machst jetzt da. Wenn du ihn bestrafst, giltst du als fieser Tyrann; wenn du ihn laufen lässt, als rückgratloser Softie.
Hast du das Telltale Spiel Game of Thrones (http://de.gameofthrones.wikia.com/wiki/Game_of_Thrones_-_A_Telltale_Games_Series) gespielt? Das ist unter anderem deswegen so beliebt, weil es fast ausschließlich solche miesen Entscheidungen gab.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 19.06.2017 | 18:53
Nope, kenn ich nicht. Aber danke für die Warnung, sounds like a must-miss. ;)
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Pyromancer am 19.06.2017 | 19:12
Also, mal so zum Beispiel konstruiert: deine Wildhüter erwischen einen Wilderer und führen ihn dir vor. Er verteidigt sich mit wohlgesetzten Worten. Was machst jetzt da. Wenn du ihn bestrafst, giltst du als fieser Tyrann; wenn du ihn laufen lässt, als rückgratloser Softie.

Sowas gilt es meines Erachtens zu vermeiden -- in einer Fantasywelt darf es durchaus auch eine Königslösung geben, für deren Weisheit du bewundert wirst.

Oder zumindest sollten nicht alle Optionen NUR negative Auswirkungen haben.
Wenn man den Wilderer bestraft, dann findet die Law-and-Order-Fraktion das gut, und weitere Wilderer werden abgeschreckt. Aber die einfache Dorfbevölkerung findet das vielleicht überzogen merkt sich das, um es bei der nächsten Rebellion als Munition und Rechtfertigung zu verwenden.
Wenn man den Wilderer laufen lässt, dann zieht man das einfache Volk auf seine Seite, und vielleicht auch Mitglieder einer Barmherzigkeit predigenden Kirche, aber der Wildbestand in den Wäldern wird sich in nächster Zeit rapide verringern, weil jetzt Hinz und Kunz mit dem Wildern anfängt - passiert ja nix.
Und klar: WENN die Spieler auf einen Königsweg und eine salomonische Lösung kommen, dann MUSS man das entsprechend belohnen und darf dann nicht anfangen, das hintenrum wieder madig zu machen.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: nobody@home am 19.06.2017 | 19:52
Oder zumindest sollten nicht alle Optionen NUR negative Auswirkungen haben.
Wenn man den Wilderer bestraft, dann findet die Law-and-Order-Fraktion das gut, und weitere Wilderer werden abgeschreckt. Aber die einfache Dorfbevölkerung findet das vielleicht überzogen merkt sich das, um es bei der nächsten Rebellion als Munition und Rechtfertigung zu verwenden.
Wenn man den Wilderer laufen lässt, dann zieht man das einfache Volk auf seine Seite, und vielleicht auch Mitglieder einer Barmherzigkeit predigenden Kirche, aber der Wildbestand in den Wäldern wird sich in nächster Zeit rapide verringern, weil jetzt Hinz und Kunz mit dem Wildern anfängt - passiert ja nix.
Und klar: WENN die Spieler auf einen Königsweg und eine salomonische Lösung kommen, dann MUSS man das entsprechend belohnen und darf dann nicht anfangen, das hintenrum wieder madig zu machen.

Kommt natürlich auch auf das Strafmaß an. Zwischen "Zack, Rübe ab!" und einfach mit einem Klaps auf den Po laufen lassen gibt's ja zum Glück noch ein paar Optionen -- Bußgeld beispielsweise (wenn der Kerl das Geld nicht hat, kann er's ja abarbeiten), und als Gefängnisse noch nicht so populär waren, gab's historisch als Alternative auch gerne noch mal die Verbannung...
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 19.06.2017 | 20:15
als Gefängnisse noch nicht so populär waren, gab's historisch als Alternative auch gerne noch mal die Verbannung...

...die de facto für die meisten auch nur ein Todesurteil ohne Henker war - was willst denn machen als Bauer, wenn du nur bauern (und ein wenig wildern) kannst und dann auf einmal der komplette soziale und wirtschaftliche Unterbau ebenso wegfällt wie das Dach über dem Kopf.

Vergleiche hierzu diese Studie (http://www.der-postillon.com/2011/12/durchschnittlicher-rollenspieler-wurde.html).
(Ein bißchen Spaß muss sein)

--

Nebenbei ist das - "wie bestrafe ich welches Vergehen" - gerade ein aktueller Punkt in unserer Kingmaker-Runde. ;) Da tendiert es durchaus in die von dir genannten Richtungen: Schadenersatz leisten, Schuld abarbeiten, Rauswurf, Leibesstrafen stehen alle im Katalog, Haftstrafen nicht. ^^
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Runenstahl am 11.07.2017 | 19:42
Je nachdem wie Historisch man das handhabt sollte man bedenken das es oftmals gar kein Gesetzbuch gab und auch der König keine Gesetze erlassen hat (oder konnte). Vielmehr wurde vieles durch Traditionen und Präzedensfälle geregelt (welche von Weisen bzw Priestern ausgelegt / interpretiert wurden).
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Deep One am 12.07.2017 | 11:30
Ich lasse SCs gerne mal herrschen und auch die Kampagne als Herrschende anfangen, und es ist bisher immer gut angekommen. Dabei lasse ich mich von folgenden Annahmen leiten:

1) Herrschen soll Spaß machen. Die SCs haben einen Haufen Hol-mal-geh-mal-mach-mals, die tun, was sie wollen, leben in dem Maß an Saus und Braus, den die Domäne hergibt, und ihre Untertanen erstarren in Ehrfurcht, wenn sie sich in Gegenwart ihrer Souveräne befinden. Leute herumschubsen ist immer lustig und gefürchtet/geachtet sein auch.

2) Ich spiele klassisches D&D und NSCs sind in meinen Herrschafts-Kampagnen 0. Stufe Punkt. Die 0.-Stufe-Stadtwachen sind gut darin, 0.-Stufe-Diebe zu drangsalieren und sich mit 0.-Stufe-Ruhestörern herumzuplagen, werden aber mit Monstern und kompliziertem Krams überfordert, so dass die SCs sich um außergewöhnliche Bedrohungen und anspruchsvolle Ermittlungen schlussendlich doch selber kümmern müssen.

2a) Weil NSCs 0. Stufe sind, habe ich keine Probleme mit Gedankenspielen wie "Was würden 100 5.-Stufe-Magier auf dem Schachtfeld anrichten?". SC-Zaubernde sind im Großen&Ganzen in ihrer Domäne die einzigen, die so was können, und gut is'.

2b) Es kam noch nicht auf, aber es kann zur Abwechslung ja auch mal ganz unterhaltsam sein zu schauen, wie B/X-Drachen gegen 50 oder 100 Bogenschützen unter Führung der SCs abschneiden (Prognose: die Drachen werden in Nullkommanix zu Nadelkissen).

3) Andererseits werden bestimmte Monster viel ekeliger, wenn man sie mit 0.-Stufe-Opfern füttert (Stufenraub-Untote z.B., die ihre Opfer als ihresgleichen und unter ihrer Kontrolle wiederauferstehen lassen), also bleibt das klassische Abenteuer-Prinzip von den SCs als Helden, die Sachen regeln müssen, im wesentlichen unangetastet.

4) Historisch betrachtet lassen Untertanen sich eine Menge gefallen, bis sie rebellieren (und vermutlich noch viel mehr in einer Welt, in der die Souveräne ihre Untertanen vor echten Monstern beschützen), also werden die SCs sicher im Sattel sitzen, so lange sie nicht ihre chaotisch-bösen Tendenzen an ihrer eigenen Bevölkerung auslassen.

5) Einnahmen und Ausgaben werden gehandwedelt. Jede Familie generiert 1 GM/Monat, die für Soldaten verwendet werden kann. Kombiniert mit den D&D-Söldnertabellen gibt das Truppenstärken, die mir nicht allzuweit entfernt von geschichtlichen Vorbildern entfernt zu sein scheinen. Truppen im Einsatz kosten das doppelte, also haben die SCs Anlaß, sich eine Kriegskasse anzulegen.

6) Massenschlachten: Jede Einheit von 10/100/wie-auch-immer Soldaten wird wie ein einzelner NSC behandelt. Eine Einheit, die Schaden nimmt, aber nicht sofort zerstört wird, macht einen Moralwurf oder flieht. Verteidiger in einer Festung erhalten +4 RK und schaffen immer ihre Moralwürfe. Ein Schlaf-Zauber tötet eine 10er-Einheit, ein Feuerball eine 100er-Einheit.

Diese Punkte erschaffen mir ein einfaches und robustes Gerüst, das ich beliebig modifizieren und komplizieren kann.   
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: bobibob bobsen am 12.07.2017 | 12:15
Also meine Mitspieler wollen.
Micromanagement kann man klein oder groß halten ganz wie die Gruppe es gern hätte. Wir halten es klein.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Nelly am 12.07.2017 | 12:49
Zitat
Genau das finde ich nun wieder uninteressant. Klar ist es gut, wenn eine derartige Ausrichtung der Kampagne von vornherein bekannt ist, damit man sich einen Charakter ausdenken kann, der sich für die Verantwortung erwärmen können wird. Aber _gerade_ da will ich mir Rang und Titel _verdienen_. Mein Charakter soll nicht nur durch so einen fadenscheinigen Grund wie Geburtsrecht legitimiert sein, sondern durch seine eigenen Taten.

Nur weil du adelig bist, heisst das noch lange nicht das du auch einen Anspruch auf den Thron hast. Du kannst auch einen armen Landsadligen spielen der ganz unten auf der Leiter steht und sich erstmal den Respekt der hohen Adligen verdienen muss.

Oder aber, du bist 15er in der Reihe zum Thron und der Thronfolger ist gerade dabei alle Nebenbuhler auszuschalten damit es niemanden gibt der ihn selbst ausschalten kann.... da gibts soviele Wege sich seinen Rang zu verdienen, Adlig selbst heisst nicht das man sich nicht etwas verdienen muss ;)
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: nobody@home am 12.07.2017 | 13:53
Nur weil du adelig bist, heisst das noch lange nicht das du auch einen Anspruch auf den Thron hast. Du kannst auch einen armen Landsadligen spielen der ganz unten auf der Leiter steht und sich erstmal den Respekt der hohen Adligen verdienen muss.

Oder aber, du bist 15er in der Reihe zum Thron und der Thronfolger ist gerade dabei alle Nebenbuhler auszuschalten damit es niemanden gibt der ihn selbst ausschalten kann.... da gibts soviele Wege sich seinen Rang zu verdienen, Adlig selbst heisst nicht das man sich nicht etwas verdienen muss ;)

Oder der Thron ist selber gar keine so wirklich große Geschichte, weil riesige Nationen mit Hunderttausenden von Untertanen unter einem einzigen Oberhäuptling ihrerseits zumindest in deiner Gegend noch gar nicht erfunden worden sind und du bestenfalls unabhängiger Chef deines eigenen Stadtstaats unter Dutzenden von anderen bist -- mehr Majestix oder Odysseus als Kaiser Wilhelm halt. ;)
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Stagger am 5.08.2017 | 21:42
Ich wurde als Spieler einst ins kalte Wasser geworfen. Mein Charakter hat durch Zufall den Herrscher eines kleinen, aber aufstrebenden Reichs gerettet und wurde geadelt. Der Charakter wollte das nicht. Ich als Spieler wollte das nicht. Aber die Homebase war da. Muss man sich drauf einlassen.
Was machte also mein Charakter, der nun Land besitzen und andere herumbossen durfte? Er nahm sich Land an der Grenze, revolutionierte das Agrarwesen, behandelte die Menschen fair und wurde mehr und mehr einflussreich. Alle Händler, Krieger und Entdecker auf gleichem Stand haben ihn gehasst, weil er per Du mit jedem Bauern, aber auch jedem einflussreichen Bewohner der Gegend war. Irgendwie avancierte er zu dem Schlag eines hipsteresken Dorian Grey mit enormer politischer Power und das garniert mit seiner defensiven, passiven Magie machte ihn zur größten spielerischen Herausforderung für mich. Es war interessant.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2017 | 22:28
Gnihihi. Das erinnert mich an einen kleinen Running Gag in unserer Kingmaker-Kampagne. Wenn das Volk mal wieder undankbar ist oder sich opportunistisch wie die Entenhausener von jedem dahergelaufenen Hinz und Kunz aufhetzen lässt, spielen wir gerne mal mit dem Gedanken, dass wir auch die Staatskasse plündern und uns absetzen könnten -- "macht euern Dreck alleene". So wie die KM-Regelmechanik funktioniert (nämlich extrem gamistisch), würde der Staat als Ganzes dadurch augenblicklich implodieren und sich in Anarchie auflösen.
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Maarzan am 5.08.2017 | 22:34
Könnte der realistischste Teil des Systems sein ?  ~;D
Titel: Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
Beitrag von: Meister Isegrimm am 9.08.2017 | 19:22


Ich glaube, den meisten Spieler(innen) würde es gefallen, wenn man sich eben nur die Rosinen herauspickt was die anstehenden Entscheidungen angeht. Wenn man vom "normalen" Abenteuerleben ausgeht, dann minimiere Ich auch Dinge wie den Garten in der Heimat jäten oder die Schindeln auf dem Dach erneuern - weil das eben nicht so spannend ist. Auch spiele Ich nicht die Rasur des Jägers jeden Morgen aus.

Wenn man zB über eine kleine Provinz herrschst, sollten also die Entscheidungen so verteilt sein, daß man eine gute Mischung aus Micromanagment und Macromanagment erreicht. Spricht, es sollte eben nicht Beamtentum - Das Rollenspiel sein, sondern eher so wie bei vielen PC-Spielen dargestellt wird - Wichtige Entscheidungen mit klaren Konsquenzen.

Bestenfalls sollte die Gruppe also viele Büttel haben und Kanzler etc. die sich um Kleinigkeiten kümmern und bei den dicken Oschis kommen die Helden ins Spiel.

Ähnlich wie bei den BioWare Spielen.