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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Ludovico am 2.11.2017 | 07:36

Titel: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 2.11.2017 | 07:36
Mir kam neulich der Gedanke, ob anspruchsvolles Rollenspiel doch möglich ist.

Bevor ich erläutere, was ich meine, bitte am dieser Stelle tief durchatmen und versuchen, die negative Besetzung des Begriffes zu vergessen für einen Moment.

Wenn das geklappt hat, will ich meine These, was anspruchsvolles Rollenspiel sein könnte, darstellen:

Ich denke, es könnte diese Form des Spiels in drei Bereichen geben. Es geht bei jedem dieser Bereiche, möglichst in die Tiefe vorzudringen:
a) Setting - das Setting, welches die Gruppe nutzt (kann natürlich auch 1:1 das Setting des Regelwerks sein).
b) System - das gespielte System inklusive Hausregeln
c) System und Setting gemeinsam

Somit würde ich behaupten, dass One-Shots eher weniger anspruchsvolles Spiel sind als Kampagnen. Es ist ja auch irgendwie logisch, da weder Setting noch System sonderlich stark genutzt werden, es sei denn man spielt ein eher flaches Spiel in beiden Bereichen.

Ich bin da noch ein bisschen hin-und hergerissen. Aber ich hab eine gewisse Abneigung gegen One-Shots, weil diese immer an der Oberfläche eines Spiels kratzten. Die waren sowas wie der McDonalds-Burger für mich.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: 6 am 2.11.2017 | 07:44
Mir kam neulich der Gedanke, ob anspruchsvolles Rollenspiel doch möglich ist.
Klar geht das. Haben wir mehrmals praktiziert. Sowohl als Kampagne als auch als One-Shots.
Zitat
Ich denke, es könnte diese Form des Spiels in drei Bereichen geben. Es geht bei jedem dieser Bereiche, möglichst in die Tiefe vorzudringen:
a) Setting - das Setting, welches die Gruppe nutzt (kann natürlich auch 1:1 das Setting des Regelwerks sein).
b) System - das gespielte System inklusive Hausregeln
c) System und Setting gemeinsam
Unsinn. Anspruchsvoll kannst Du erreichen, wenn Du bei einem Thema in die Tiefe vordringst. Dabei sind das Setting und das System nur Werkzeuge um bei einem Thema in die Tiefe vorzudringen. Das Setting oder das System selber müssen dafür nicht komplex sein.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Bildpunkt am 2.11.2017 | 07:46
was ist den fuer Dich "anspruchsvoll" ? Ggf kannst Du da ein paar Synonyme oder verwandte Begriffe nennen. Fuer mich zB verweist die Kombination anspruchsvoll u Rollenspiel daraufbhin dass man seine Rolle (auf Gedeih und Verderb) ausspielt. hat also gar nix mit Regeln u Setting die du aufgerufen hast zu tun -jedenfalls fuer mich. gehe mal davon aus das dass jeder anders sieht..
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 2.11.2017 | 07:50
Was meinst Du mit Thema?

Ich denke schon, dass ein System anspruchsvoll bespielt werden kann.
So kann man an der Oberfläche bleiben und mit einfachen Grundsystem glücklich werden, oder man geht in die Tiefe. So können gerade in Kämpfen neue taktische Optionen genutzt werden. Ein Beispiel dafür wäre Savage Worlds.
Beim Setting sehe ich das ähnlich. Man kann Barbarians of Lemuria sehr flach mit den Infos aus dem Regelwerk spielen oder durch längeres Spiel geht man mehr und mehr in die Tiefe und erzeugt eine komplexe Welt.

@Pixellance
Um anspruchsvoll zu spielen, denke ich, gehört die Ausnutzung und ggf. der Ausbau von Setting und System dazu. Wie effizient oder wie sehr geh ich in die Tiefe oder wie viel nutze ich von dem Spiel.
Je mehr ich das Potential eines Spiels nutze, desto anspruchsvoller das Spiel.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: 6 am 2.11.2017 | 07:58
Was meinst Du mit Thema?
Thema kann alles Mögliche sein. Verfall eines Charakters. Hochkomplexe Taktik im Skirmish. Liebesleben der Charaktere. Wohl und Wehe eines Konigreiches oder eines Weltraumaussenpostens. Wie fühlt sich eine totalitäre Gesellschaftsordung an usw.
Zitat
Ich denke schon, dass ein System anspruchsvoll bespielt werden kann.
So kann man an der Oberfläche bleiben und mit einfachen Grundsystem glücklich werden, oder man geht in die Tiefe. So können gerade in Kämpfen neue taktische Optionen genutzt werden. Ein Beispiel dafür wäre Savage Worlds.
Das hat wiederum meiner Meinung nach erstmal nicht viel mit Anspruch zu tun, ausser Dein Anspruch ist mit möglichist vielen Regeln auf einmal spielen zu wollen. (Btw. Komplexität hat erstmal nichts mit Kompliziertheit zu tun. Siehe Go und Schach)
Zitat
Beim Setting sehe ich das ähnlich. Man kann Barbarians of Lemuria sehr flach mit den Infos aus dem Regelwerk spielen oder durch längeres Spiel geht man mehr und mehr in die Tiefe und erzeugt eine komplexe Welt.
Auch das hat erstmal nicht viel mit Anspruch zu tun, ausser es geht darum gewisse Themen in der Tiefe zu ergründen, die vom Setting vorgegeben wurden. Aber auch da ist das Setting nur das Werkzeug, um das Thema in der Tiefe ergründen zu können.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: eldaen am 2.11.2017 | 07:58
Ich sehe anspruchsvolles Spiel eher im Zusammenspiel von Setting, Charakteren Spielern), Plot (Spielleiter) und Regeln. Wenn alle gut zusammenspielen und die am Ende entstehende Erzählung stimmig und unterhaltsam ist, dann ist es für mich anspruchsvolles Rollenspiel. Das Kann bei Fate genauso passieren, wie bei DSA, Shadowrun, Vampire oder Tales of Equestria...
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 2.11.2017 | 07:58
Was meinst Du mit Thema?

Ich denke schon, dass ein System anspruchsvoll bespielt werden kann.
So kann man an der Oberfläche bleiben und mit einfachen Grundsystem glücklich werden, oder man geht in die Tiefe. So können gerade in Kämpfen neue taktische Optionen genutzt werden. Ein Beispiel dafür wäre Savage Worlds.
Beim Setting sehe ich das ähnlich. Man kann Barbarians of Lemuria sehr flach mit den Infos aus dem Regelwerk spielen oder durch längeres Spiel geht man mehr und mehr in die Tiefe und erzeugt eine komplexe Welt.

@Pixellance
Um anspruchsvoll zu spielen, denke ich, gehört die Ausnutzung und ggf. der Ausbau von Setting und System dazu. Wie effizient oder wie sehr geh ich in die Tiefe oder wie viel nutze ich von dem Spiel.
Je mehr ich das Potential eines Spiels nutze, desto anspruchsvoller das Spiel.
Wie du siehst, versteht jeder etwas anderes unter dem Begriff. Du hast quasi deine Definition geliefert: Ausnutzung der vorhandenen beschriebenen Elemente des Settings oder Systems.

Thema:  "Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung, künstlerischen Darstellung, eines Gesprächs o. Ä." Laut Duden
So wie es im Herrn der Ringe um die Versuchung der Macht geht (des Tings) und um Freundschaft und Zusammenhalt (die Gefährten, die Völker)  geht
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.11.2017 | 08:04
Ich sehe jetzt auch noch nicht, was da genau direkt mit der Spiellänge verbunden anspruchsvoll sein soll.
Je nach Zielsetzung dürften da die Anforderungen ja durchaus unterschiedlich und auch widersprüchlich sein.

Manche der üblichen Ziele erfordern dann aber im Allgemeinen ein wenig Einlaufzeit und leiden unter zu viel Hast und Zeitnot. Da ist es dann anspruchsvoller das zufriedenstellend auch in einen Oneshot zu packen, als wenn man da ein wenig mehr Zeit und Raum hat. Allerdings scheitern damit auch in Relation mehr Oneshots daran das sauber hin zu bekommen bzw. müssen dabei erhebliche Einschränkungen sonst üblicher Freiheiten vornehmen. 
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 08:26
Ich würde sagen, das kommt ganz darauf an welchen Anspruch man hat.
Wenn es mein Anspruch ist in kurzer Zeit eine moeglichst spannende und mitreißende Story zu kreieren, aehnlich einem "Kinofilm"(der hat nur eine begrenzte Dauer), dann kann ein One Shot vielleicht genau das Richtige sein.
Es gibt bei "Einweg- Charakteren" auch eine gewisse Sicherheitsdistanz. Wenn die dann scheitern oder draufgehen, dann ist das vielleicht sogar toll.
Das geht auch mit Fertigfigur und Fertigsetting


Wenn man eher der "Serien-Typ" ist, der sich gerne stärker und über längere Zeit mit einer Figur identifiziert, sie weiterentwickelt und durch sie Erfahrungen machen will, der auch die Welt Stück für Stück besser kennen lernen und erforschen möchte, dann bietet sich mMn. an Charaktere länger zu spielen.
 
Was Du mit "Tiefe" meinst, ist sicher, sich in einen Charakter weiter vertiefen bzw. einlassen. Oder eben in eine Welt.
Das würde ich persönlich auch eher mit länger spielen verbinden.

Spaß haben, kann man mMn. mit beiden Varianten. Aber der Spaß der erreicht werden soll, folgt unterschiedlichen Zielen bzw. Spassquellen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Skasi am 2.11.2017 | 08:35
Ich sehe anspruchsvolles Spiel eher im Zusammenspiel von Setting, Charakteren Spielern), Plot (Spielleiter) und Regeln. Wenn alle gut zusammenspielen und die am Ende entstehende Erzählung stimmig und unterhaltsam ist, dann ist es für mich anspruchsvolles Rollenspiel. Das Kann bei Fate genauso passieren, wie bei DSA, Shadowrun, Vampire oder Tales of Equestria...
Dem stimme ich zu.
Davon ausgehend, daß man sich vor Spielbeginn auf Setting und Regeln geeinigt hat (sonst würde man ja was anderes spielen), entsteht "anspruchsvolles" Spiel m.E. aus dem Zusammenspiel zwischen Spielern und Spielleiter. Und das gewinnt meiner Erfahrung nach erheblich mit dem allseitigen Willen, sich einzuarbeiten und einzulassen. Wenn beides nicht passiert, plätschert auch eine Kampagne nur so vor sich hin...
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: eldaen am 2.11.2017 | 08:47
entsteht "anspruchsvolles" Spiel m.E. aus dem Zusammenspiel zwischen Spielern und Spielleiter. Und das gewinnt meiner Erfahrung nach erheblich mit dem allseitigen Willen, sich einzuarbeiten und einzulassen.

Und mit gegenseitigen Vertrauen und der Bereitschaft, auch mal zurückzustecken.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: SirRupert am 2.11.2017 | 08:48
[...]
Somit würde ich behaupten, dass One-Shots eher weniger anspruchsvolles Spiel sind als Kampagnen. Es ist ja auch irgendwie logisch, da weder Setting noch System sonderlich stark genutzt werden, es sei denn man spielt ein eher flaches Spiel in beiden Bereichen.
[...]
Ähm, nein!
Ich hab schon so großartige One-Shots gespielt. Eine gute Kampagnen oder einen guten One-Shot zu leiten sind halt zwei unterschiedliches Disziplinen im P&P-Mehrkampf  ::)

Wie haben mal einen Cthulhu One-Shot auf einem Schiff gespielt: Das Setting war wichtig, denn eine Reise um 1920 auf einem Schiff gibt einem halt schon einen guten Setting-Rahmen und durch den begrenzten Platz und die fehlende Autorität der Charaktere war eigentl. alles wichtig was diese gemacht haben. Man war in Gedanken fast immer beim Spiel auch hat auch bei dem mitgefiebert was die anderen Spieler gemacht haben, auch wenn der eigene Charakter gerade nicht involviert war.
Die Runde war schon fast körperlich anstrengend und die Erinnerung an diese Runde immer noch sehr präsent. Was übrigens auch mein Verständnis für anspruchsvolles Rollenspiel wäre: Geht ins Ohr, bleib im Kopf ;)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Turning Wheel am 2.11.2017 | 08:50
Anspruchsvolles Spiel bezieht sich bei mir vor allem auf die Zielsetzung der Teilnehmer.
Also ein Spiel, das auf verschiedenen Ebenen fordert (Rhetorik, Taktik, Führung, lehrreiche Inhalte...) und zum Ziel hat, dass man sich weiter entwickelt und
etwas dazu lernt (auch für's richtige Leben) - im Gegensatz zu einem Spiel, das zum Ziel hat anspruchslose Affekte zu bedienen (wir kicken
stundenlang Türen ein und würfeln dann Attacke-Parade.)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 2.11.2017 | 08:51
Zurückstecken finde ich nicht zwingend notwendig für Anspruch, aber es kann halt massiv den Spielfluss stören, wenn es mehr um Streitigkeiten der Spieler geht :)
Ich finde interessanterweise "stimmig und unterhaltsam" gar nicht ausreichend für "anspruchsvoll". Beispiel: Der erste "Avengers"-Film des MCU. Tonfall der Vorlage getroffen, witzige Dialoge, schöne Choreographie, kann man unterhaltsam finden. Aber wirklich anspruchsvoll?

Edit:
Anspruchsvolles Spiel bezieht sich bei mir vor allem auf die Zielsetzung der Teilnehmer.
Also ein Spiel, das auf verschiedenen Ebenen fordert (Rhetorik, Taktik, Führung, lehrreiche Inhalte...) und zum Ziel hat, dass man sich weiter entwickelt und
etwas dazu lernt (auch für's richtige Leben) - im Gegensatz zu einem Spiel, das zum Ziel hat anspruchslose Affekte zu bedienen (wir kicken
stundenlang Türen ein und würfeln dann Attacke-Parade.)
Diese Idee, dass man "etwas daraus mitnimmt", das kommt glaube ich auch meiner Vorstellung nahe.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: D. Athair am 2.11.2017 | 11:24
An der Grundthese finde ich gar nichts strittig ...

6 hat mMn gut genug ausgeführt, warum grundsätzlich anspruchsvolles Spiel sowohl in der Kampagne als auch im One-Shot umsetzbar ist. Der Hinweis von Turning Wheel, dass anspruchsvolles Spiel auch Mehr-/Multidimensionalität meinen kann, verweist dann mehr auf den Kampagnen-Ansatz. One-Shots müssen da fokussierter sein.

Was mit One-Shots gut geht: Ein oder wenige Themen in der Tiefe behandeln.
Bei Kampagnen ist dagegen besser möglich ein thematisches Netz aufzuspannen, bei dem sich verschiedene Themen ergänzen und gegenseitig vertiefen. Heißt: Da kann man mehr Kontexte nutzen und Themen in systemischen Zusammenhängen (Systemtheorie) bearbeiten.

Das sind verschiedene Möglichkeiten anspruchsvolles Spiel umzusetzen. Besser ist keines.
Ist ein bißchen wie Nahaufnahme/Portrait und Szenerie/Landschaftsaufnahme: Mit welchem lässt sich z.B. Armut besser zeigen?

Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 11:40
Der Gegenpol zu "anspruchsvoll" wäre für mich "Slapstick."
D. h.  flach aber evtl. trotzdem unterhaltsam.
Unter anspruchsvoll verstehe ich auch eine gewisse "Echtheit" oder auch "Glaubwürdigkeit". Figuren und Setting fuehlen sich moeglichst echt an. Was passiert und wie es zusammen hängt, ist nachvollziehbar, nachfühlbar. - Statt "aus heiterem Himmel"oder "an den Haaren herbei gezogen."



Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Turning Wheel am 2.11.2017 | 11:51
Der Hinweis von Turning Wheel, dass anspruchsvolles Spiel auch Mehr-/Multidimensionalität meinen kann, verweist dann mehr auf den Kampagnen-Ansatz. One-Shots müssen da fokussierter sein.
Das war eigentlich nicht mein Punkt. Anspruch kann vielschichtig sein, muss es aber nicht. Dann ist es halt nur in einer Beziehung anspruchsvoll.
Der Casus-Knacksus ist, dass die Teilnehmer in irgend einer Weise gefordert werden. Eventuell auch aus ihrer Komfortzone raus müssen. Das geht auch sehr gut in einem One-Shot.
Mein Trauma-Abenteuer "Autobahn", bei dem man an einer Massen-Carrambolage auf der A5 teil nimmt, ist z.B. so etwas.

Also, was ich damit auch sagen möchte, dass Anspruch eine subjektive Größe ist. Was 10-Jährige anspruchsvoll finden, kann für 40-Jährige Routine sein.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 2.11.2017 | 11:51
Der Gegenpol zu "anspruchsvoll" wäre für mich "Slapstick."

Hey, Komödie ist hartes Handwerk! ;)

Auch da kann man sehr unterschiedlich im Anspruch dran gehen. Wenn du die Figuren und die absurde Situation, in der  sie stecken, gerade als SL ernst nimmst und konsequent durchziehst, kannst du aber Spielsituationen erzeugen, die völlig lachhaft sind, bei der auch reichlich Lacher kommen, die aber aus dem Spiel heraus über Stunden tragen, ohne dass irgendwann mal einer sagt: "Kommt, jetzt lasst uns aber mal ernsthaft spielen." Und gerade tragfähiger Slapstick ist gar nicht einfach. Liebe die Figuren und gehe respektvoll mit ihnen um, haue ihnen aber die Absurdität der Welt um die Ohren. Greife immer wieder auf Elemente des Spiels zurück, die schon aufgetreten sind, aber bringe sie auf eine Weise ins Spiel, die das Seltsame steigert. Nimm die Einwürfe der Spieler in aller Obskurität ins Spiel rein und verdrehe sie weiter, aber verwende sie so, dass sie für die Figur und damit die Personen dahinter nicht schädigend sind. Aber verdrehe auch immer nur so weit, dass es im weitesten Sinne im Rahmen der etablierten Welt bleibt.

Da kann man hinterher narzistische Oger auf ganz faszinierende Arten niederringen, wobei eine Kröten, ein Spiegel und ein Ritter ohne Ross eine seltsame Liaison eingingen. Und ein Schwein spielte als Vertrauensperson noch eine seeehr wichtige Rolle. Völlig banane, aber irgendwie auch nicht. Und wie bei kaum einem anderen Medium fällt es in die Kategorie: "Ist nur witzig, wenn man dabei war."

Ist halt auch einer von vielen Ansprüchen, die man erfüllen kann. ;)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 2.11.2017 | 11:53
Detailreiche Interagion von Spielern und Umwelt auch im Nebengeplänkel.
Hang zur "Authenzität".
Selbstbeschränkung (zumindest bei bisher grundsätzlichem Powergaming) und umgekehrt "Taschenlampenfallenlassen NICHT um des Fallenlassenwillens).
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 12:03
Das mit der "Herausforderung" sehe ich auch.
Wenn ich z. B. ein Brettspiel anspruchsvoll finde, dann auch weil ich mir Gedanken machen musste, und weil es nicht vorhersehbar war, was passiert.

Was jetzt die jeweiligen Spieler herausfordert oder was sie als Herausforderung empfinden, kann natürlich variieren.

Das Spiel darf halt nicht als: Flach, platt, vorhersehbar oder unrealistisch empfunden werden.
Beim Rollenspiel kommt halt noch das Einfuehlen in den Charakter dazu. Das ist ja nötig um das Spiel zu erleben.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 12:13
@
Chruschtschow

Wenn ich den Humor und die Pointe geziehlt setze, und damit das Spiel gewollt  aufweiche, in der richtigen Dosis, dann ist das mMn.  toll und kann das Salz in der Suppe sein.

Ist das Spiel unfreiwillig flach, und bietet keine Ernsthaftigkeit mehr, dann flutschen auch die Pointen nicht.
Man braucht da mMn. Beides.

Edit. Vielleicht ist "Slapstick" auch ein schlechter Begriff.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Yney am 2.11.2017 | 12:19
Irre ich mich oder tauchen hier zumindest drei (vielleicht mehr) verschiedene Interpretationen von "anspruchsvoll" auf:

1. Anspruchsvoll im Bezug auf das System im Sinne von höherer Komplexität (z.B. bessere Nachbildung der "Realität").
2. Anspruchsvoll im Sinne von Herausforderung an die Charaktere - also schwierige Situationen, die zu lösen sind.
3. Anspruchsvoll bezogen auf das "Niveau". Also beispielsweise wie Shakespear im Vergleich zum Groschenroman.

Das muss man jetzt nicht theoretisch entwirren, aber ich habe bei den vielen interessanten Gedanken weiter oben teils das Gefühl, dass hier von verschiedenen Aspekten geredet wird. Hier und da scheint es mir ein wenig aneinander vorbei zu gehen (keine Kritik - ich finde die Gedanken interessant). Wenn ich den Eingangsbeitrag richtig verstehe, ist die eher 1 und 2 im Blickpunkt. Ich selbst hätte nach der Überschrift zunächst mit 3 gerechnet, will aber da nicht der Intention von Ludovico zuwider laufen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 12:23
@
Sagadur
Ja Du hast aus meiner Sicht völlig Recht.
Momentan wird noch "Brainstorming" gemacht, was man unter dem Begriff versteht oder verstehen könnte.
Vielleicht kann man das ja am Schluss noch in eine Ordnung bringen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 2.11.2017 | 12:23
Wenn ich den Humor und die Pointe geziehlt setze, und damit das Spiel gewollt  aufweiche, in der richtigen Dosis, dann ist das mMn.  toll und kann das Salz in der Suppe sein.

Siehste, ich meine das gar nicht als Auflockerung. Da habe ich eine Grundstimmung bei Beyond the Walls "Feenhandel" auf einer Con-Runde aufgenommen. Alle waren müde und durch. Der Hotzenplotz hier aus'm Forum meinte noch hinterher: "Uiuiui, ich hatte bei dem Start ein schlechtes Gefühl." Hat sich trotzdem einen Dorfhelden / Schweinehirten gebaut. Und dann ging die Fahrt in die Niederungen der Absurdität los. War eigentlich "ernst" geplant, hat aber als witzige Runde gut und über Stunden bis zum Ende des Szenarios gezogen. Das geht als Grundstimmung. Aber hinterher bist du als SL völlig aufgekratzt und erschöpft. ;)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 12:30
@
Chrutschtschow
Aber das ist doch dann auch -gewollt. - Wenn ich mir einen Helden schnappe und spontan loslege.
Schon zig mal so erlebt.

Edit. Das ist lustig, wenn man das mal so macht.
Wären die Sitzungen immer so, durchgehend, würde der Reiz schnell abnehmen.







Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 2.11.2017 | 12:37
Wären die Sitzungen immer so, durchgehend, würde der Reiz schnell abnehmen.

Klar. Das ist eher eine Oneshot-Sache. Humor zeigt da deutlich schneller Abnutzungserscheinungen als zum Beispiel persönliches Drama. Drum laufen Seifenopern ja auch viel länger bzw. werden Sitcoms irgendwann immer seifenoperiger. Und nicht nur die! *hust* Supernatural *hust* ;)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 12:43
Meine besten Slapstick Erlebnisse  hatte ich als SPL auch mit One Shot Charakteren.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 2.11.2017 | 13:02
Meine besten Slapstick Erlebnisse  hatte ich als SPL auch mit One Shot Charakteren.

Übrigens trifft es das mit den Einweg-Figuren auch ganz gut, was du weiter oben geschrieben hast. :d

Wenn ich meine Figur so richtig auf links ziehen will, die mal so richtig fett eine Katharsis erleben lassen will, dann ist das im Oneshot so viel leichter. Die Kampagnen-Figur ist ja da, weil ich sie mag und sie lange spielen möchte. Und diese tiefgreifenden Umwälzungen sind meistens SEHR destruktiv für die Figur und ihre Umwelt. Wenn mein heutiger Anspruch also in die Richtung geht, dann ist der Oneshot das Ding. Will ich eine Figur in all ihren Facetten erkunden, bin ich im Oneshot falsch.

Ist halt wie mit allen Werkzeugen. Das richtige zur richtigen Zeit und für manches nehme ich halt den Oneshot und für anderes die Kampagne.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 2.11.2017 | 13:08
Ich leite und spiele fast nie Oneshots.
Dennoch gehört Slapstick mit dazu. Nicht als Grundnahrungsmittel, sondern eher als Gewürz.
Ein blutiger Kampf, eine achso anspruchsvoller Plot, eine spielleiterliche Fieslichkeit, ein "Das schaffen wir mit links" und zwischendurch mal ein Slapstickelement.
Das entspannt und unterstreicht die anderen genannten Elemente.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 13:32
Ich leite und spiele fast nie Oneshots.
Dennoch gehört Slapstick mit dazu. Nicht als Grundnahrungsmittel, sondern eher als Gewürz.
Ein blutiger Kampf, eine achso anspruchsvoller Plot, eine spielleiterliche Fieslichkeit, ein "Das schaffen wir mit links" und zwischendurch mal ein Slapstickelement.
Das entspannt und unterstreicht die anderen genannten Elemente.
Dito
Ist bei uns genauso.
Eine Art "Salz" oder besser gesagt "Zucker". Auf die Dosis kommt es an.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 2.11.2017 | 13:48
Ich finde wie Turning Wheel die Zielsetzung wichtig, aber nicht um anspruchsvolle von angeblich anspruchslosen Zielen abzusetzen. Ich würde sagen, anspruchsvolles Rollenspiel ist Rollenspiel, in dem alle Beteiligten Ansprüche an sich und das Spiel stellen, eine Vorstellung davon haben, wo sie mit dem Spiel hinwollen und sich bewusst sind, dass sie dafür auch was tun müssen - und sei es nur, sich ernsthaft auf die Prämisse einzulassen, ist Rollenspiel, über das man auch mal sagt: Das hat heute nicht so gut geklappt, das nächste Mal machen wir es besser. Das Gegenteil ist eine Runde, die einfach dahinplätschert, in der es mehr um das gesellige Beisammensein geht, in der Erwartungen nicht besprochen werden, weil das als Druck und einer Freizeitbeschäftigung unangemessen empfunden wird, in der sich Einzelne oder die Gruppe nicht bemühen bzw. nichts haben, worum sie sich bemühen möchten.
Das ist also ganz unabhängig von Setting, System, Format et cetera.

Bei Ludovicos Ansatz muss man wiederum klar sagen, was es genau heißt, in die Tiefe eines Settings oder Systems - oder Themas, in der Ergänzung von 6 - vorzudringen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 14:12
Zitat
Das Gegenteil ist eine Runde, die einfach dahinplätschert, in der es mehr um das gesellige Beisammensein geht, in der Erwartungen nicht besprochen werden, weil das als Druck und einer Freizeitbeschäftigung unangemessen empfunden wird, in der sich Einzelne oder die Gruppe nicht bemühen bzw. nichts haben, worum sie sich bemühen möchten.
Gibt es wirklich die Gruppen, die keinen Anspruch an das Spiel haben?
Ich denke, jeder Spieler hat insgeheim irgendeinen Anspruch. Die Frage ist mMn. vielmehr, wird dieser Anspruch auch erfüllt?

Vielleicht sollte die Frage des Stranges eher sein: Welchen Anspruch habe ich (aktuell)? (Was würde ich mir wünschen?)
Und wie kriege ich diesen Anspruch erfüllt?

Manchmal ist man sich vielleicht auch selbst nicht sicher, welchen Anspruch man überhaupt hat oder haben darf. Sondern man ist sich stattdessen eher bewusst, was man satt hat, oder was man langweilig findet. Oder was einem gut gefallen hat. Oder wovon man mehr haben möchte.

Beim Rollenspiel ist es halt so- Es kommt nicht nur auf einen selbst an. Ohne die "richtigen" Mitspieler (Das sind die,  die meine Vorlieben teilen oder sie zumindest unterstützen),geht es auch nicht.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 2.11.2017 | 14:23
Ich würde "Anspruch" hier "abstrakt-spießig" definieren wollen:
An dem einen Ende finden sich Transformers und der Tunnelfilm Narnia und am anderen Ende richtige Mindfuck-Filme einerseits und echte (!) Herzschmerz-Kleinodien andererseits.

Ersteres ist "anspruchslos" kann aber dennoch "Ansprüchen" hinsichtlich Spiel und Spaß genügen (Was ich bei Transformers schon schwer verstehen kann und bei Narnia gar nicht).
Letztere sind "anspruchsvoll", müssen aber nicht zwingend Spaß machen.

Stellen wir uns mal vor, GameofThrones hätte weniger Brüste und Blut. Dann wäre es sicherlich immer noch bei weeeeeitem anspruchsvoller als Narnia.
Narnia mit Nacktszenen wäre nur n schöner bunter Porno. (Egal, was man mit Narnia machen würde: Alles ist besser als das Original)

Will ich "anspruchsvoll" sein, will ich meinen und den Geist anderer anstrengen (Mittel zum Zweck) und anregen (Ziel).
Will ich "anspruchslos" sein, umgehe ich diese Anstrengung und will lediglich Auge und Lachmuskeln anregen. Was auch legitim ist.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Rorschachhamster am 2.11.2017 | 15:07
(Egal, was man mit Narnia machen würde: Alles ist besser als das Original)
Die Filme sind nicht das Original. Und die Bücher sind Klassiker und voller klaubarer Ideen jenseits von Großkatzenjesus.  ~;D

Und Ansprüche zu haben hindert einen oft genug, diese zu erfüllen. Meiner Erfahrung nach. Einfach Spielen klappt für mich viel besser.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 2.11.2017 | 15:23
[...]
Und Ansprüche zu haben hindert einen oft genug, diese zu erfüllen.[...]
Warte..(https://i.giphy.com/media/hSGBT69A9lf0s/200_s.gif)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Rorschachhamster am 2.11.2017 | 15:33
Warte...
Jo, genau das. Weil jeder Anspruch künstlich auf ein Spiel gestzt wird, das, zumindest bei mir, keine Zielgebung hat, sondern Selbstzweck ist. Der Weg ist das Ziel. Wenn du ein Ziel festsetzt, bevor du den ersten Schritt tust, hast du dich schon verlaufen. YMMV.  ;)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.11.2017 | 15:37
Der Anspruch ist "Spaß", aber der wird eben für verschiedenste Arten von Leuten unterschiedlich erzeugt. Für nicht wenige, wenn nicht abseits der reinen social Gamern sogar die fette Mehrheit ist dieser Spaß mit der Erfüllung von ihnen vorschwebenden Idealen oder Leistungskriterien verbunden. Und in dem Moment kommt eben ein (selbst)-Anspruch an diese Leistung ins Spiel - wie auch immer Maßstab dann individuell gesetzt wird.
Wie jetzt andere wiederum über diese Maßstäbe denken, ist dann Futter zahlloser flamewars ... .
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 2.11.2017 | 15:47
Bitte "Anspruch" nicht durch "Spaß " substituieren, nicht umsonst hatten wir das schon im "Der Spaß ist nicht genug "-Thread; )
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.11.2017 | 15:56
Bitte "Anspruch" nicht durch "Spaß " substituieren, nicht umsonst hatten wir das schon im "Der Spaß ist nicht genug "-Thread; )

Das meinte ich ja gerade. "Spaß" wird sonst immer wieder als Ziel oder Qualitätskriterium genannt, an sich als selbstständigen Zustand gibt es den aber nicht, sondern der kommt aus der Erfüllung gewisser Erwartungen/Bedürfnisse und damit folgend dann Ansprüchen (spätestens, wenn ein neues Bedürfnis geweckt wird zu dessen Wiederholung)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Blechpirat am 2.11.2017 | 15:57
Geht das nicht ungefähr so

Mit 16 war Rollenspiel unglaublich awesome. Immer
Mit 26 war Rollenspiel oft echt gut, aber nicht immer. Lag dann am SL.
Mit 36 weiß man, warum Rollenspiel manchmal toll ist, und manchmal nicht. Jetzt kann man einen Anspruch definieren, den es zu erfüllen gilt, damit es wieder toll ist.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Moonmoth am 2.11.2017 | 16:04
Man könnte Anspruch im Rollenspiel als einen gewissen (intellektuellen?) Grad an Herausforderung für die Spielergruppe ansehen, d.h. die Spieler werden in ihrem rollenspielerischen Vermögen gefordert. Das kann einerseits natürlich ein größerer als durchschnittlicher Anspruch an die Kenntnisse und Beherrschung sowie der Komplexität der Regeln sein, andererseits aber auch die rollenspielerisch-emotionalen Anforderungen, die das Spiel eines vielschichtigen Charakters in einer komplexen, vielschichtigen Handlung nun einmal mit sich bringt.

Das würde mir so als erstes einfallen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 2.11.2017 | 16:22
Die Filme sind nicht das Original. Und die Bücher sind Klassiker und voller klaubarer Ideen jenseits von Großkatzenjesus.  ~;D

"Klassiker"...na ja. Aus meiner heutigen Sicht sind sie das eigentlich nur, weil man sie in der Regel schon vorgesetzt bekommt, wenn man noch jung und unkritisch ist, und dann in späteren Jahren, in denen man es inzwischen besser wissen müßte, durch die Nostalgiebrille auf sie zurückschaut. Aber vielleicht folge ich auch nur einem gewissen Dekonstruktions-Blog (http://www.anamardoll.com/2011/02/narnia-narnia-deconstruction-index-post.html) schon zu lange und bin dementsprechend schon zu zynisch...jedenfalls würde ich Narnia selbst tatsächlich nicht als besonders "anspruchsvoll" bezeichnen, eine genauere Auseinandersetzung mit dem Setting und seinen "kleinen" Problemen -- gerne auch in Rollenspielform -- könnte es dagegen schon sein.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: D. Athair am 2.11.2017 | 18:44
Aber vielleicht folge ich auch nur einem gewissen Dekonstruktions-Blog (http://www.anamardoll.com/2011/02/narnia-narnia-deconstruction-index-post.html) schon zu lange und bin dementsprechend schon zu zynisch...jedenfalls würde ich Narnia selbst tatsächlich nicht als besonders "anspruchsvoll" bezeichnen, [...]
Narnia hat einige Ebenen mehr, die sich lohnen in ihrem geschichtlichen und religiösen/theologischen Kontext anzuschauen. Die Dekonstruktionsversuche sind tolle Texte - Danke für den Link! - dabei erscheint mir, nach dem Lesen der ersten Kapitel und weiteren Stichproben, die Blickrichtung eine recht Spezielle zu sein. Das ist auch gut so. Allerdings bleibt dieser Perspektive manches Unsichtbar, manches wird übersehen, ... im Sinne der eigenen Erfahrungswelt gedeutet, ...
Entsprechend sehe ich die Deutungshoheit der Blog-Texte doch als relativ begrenzt an. Ich werd sie trotzdem weiter lesen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: 6 am 2.11.2017 | 19:06
Gibt es wirklich die Gruppen, die keinen Anspruch an das Spiel haben?
Ich denke, jeder Spieler hat insgeheim irgendeinen Anspruch. Die Frage ist mMn. vielmehr, wird dieser Anspruch auch erfüllt?
Das ist dann OT.
Anspruchsvoll bezieht sich weniger auf den Anspruch der Spieler an das Spiel und mehr auf den Anspruch an die Spieler.
Ein Spiel ist also nicht anspruchsvoll, weil viele Wünsche der Spieler erfüllt werden, sondern weil die Spieler gefordert werden.
Zitat
Vielleicht sollte die Frage des Stranges eher sein: Welchen Anspruch habe ich (aktuell)? (Was würde ich mir wünschen?)
Und wie kriege ich diesen Anspruch erfüllt?
Dann wäre das ein komplett anderes Thema wie oben beschrieben. Kann man natürlich machen, sollte dann aber einen eigenen Thread bekommen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 19:42
Zitat
Anspruchsvoll bezieht sich weniger auf den Anspruch der Spieler an das Spiel und mehr auf den Anspruch an die Spieler.
Ein Spiel ist also nicht anspruchsvoll, weil viele Wünsche der Spieler erfüllt werden, sondern weil die Spieler gefordert werden.
Ich kann nur sagen, worauf ich mich bezog: Ich bezog mich tatsächlich auf den Anspruch der Spieler an das Spiel.
Jeder erwartet von dem gemeinsamen "Event" etwas anderes.
Für manche ist vielleicht einfach wichtig eine unbeschwerte Zeit miteinander zu verbringen und viel miteinander zu lachen.
Daraus folgt aber auch ein gewisser Anspruch an das gemeinsame Spiel.
Horrorszenarien oder ernste Themen z.B., oder stark Regellastige Systeme wären dann für die Runde vermutlich eher nix.
Dann vielleicht lieber ein lockeres Bier und Brezen System (Anspruch an das System). Oder einfach ein Abenteuer, das die Mitspieler nicht zu ernst nehmen (Anspruch an die Spieler).

Edit. Im Grunde ist mMn. die erste Frage: Was will ich in der gemeinsamen Zeit erleben ? Wie soll sich das am Besten anfühlen?
Und dann die zweite: Mit welchem System, welchen Leuten, welchem Spielfokus erreiche ich das am ehesten?

Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: 6 am 2.11.2017 | 20:04
Ich kann nur sagen, worauf ich mich bezog: Ich bezog mich tatsächlich auf den Anspruch der Spieler an das Spiel.
Und ich kann Dir nur sagen, dass Du Dich damit ausserhalb des Themas dieses Threads bewegst.
Zitat
Edit. Im Grunde ist mMn. die erste Frage: Was will ich in der gemeinsamen Zeit erleben ? Wie soll sich das am Besten anfühlen?
Und dann die zweite: Mit welchem System, welchen Leuten, welchem Spielfokus erreiche ich das am ehesten?
Und das ist im Grunde noch weiter ausserhalb des Themas dieses Threades.
Wenn Du darüber diskutieren willst, dann mach doch einen entsprechenden Thread auf, weil hier im Thread haben diese Fragen eigentlich nichts zu suchen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 2.11.2017 | 20:06
Ist etwas anspruchsvoll, dann stellt es Ansprüche. Ein anspruchsvolles Spiel stellt Ansprüche an die Spieler. So kann man das abgrenzen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 20:11
Ist etwas anspruchsvoll, dann stellt es Ansprüche. Ein anspruchsvolles Spiel stellt Ansprüche an die Spieler. So kann man das abgrenzen.
Keinen großen "Anspruch" haben zu wollen, kann mMn. auch ein Anspruch sein.
Aber wenn das zu sehr verwirrt, muss ich das nicht näher vertiefen.

Wäre schön, wenn Ludovico sich nochmal äußern würde.
Dann könnte man es noch besser eingrenzen. :)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: 1of3 am 2.11.2017 | 20:17
Mir kam neulich der Gedanke, ob anspruchsvolles Rollenspiel doch möglich ist.

Hat daran jemals jemand gezweifelt? Alles, was danach kommt, ist zweifelsfrei Bullshit.

Ist etwas anspruchsvoll, dann stellt es Ansprüche. Ein anspruchsvolles Spiel stellt Ansprüche an die Spieler. So kann man das abgrenzen.

Das Spiel kann keine Ansprüche stellen. Es denkt und fühlt nicht. Anders herum. Bei einem anspruchsvollen Spiel, stellen die Teilnehmenden Ansprüche an sich und ihre Mitspieler. Was auch immer die sein mögen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: 6 am 2.11.2017 | 20:22
Das Spiel kann keine Ansprüche stellen. Es denkt und fühlt nicht. Anders herum. Bei einem anspruchsvollen Spiel, stellen die Teilnehmenden Ansprüche an sich und ihre Mitspieler. Was auch immer die sein mögen.
Wobei man da den Spieleautor nicht unter den Tisch fallen lassen sollte. Auch er stellt mittels seinem Systems Ansprüche an die Spieler.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 2.11.2017 | 20:30
Hat daran jemals jemand gezweifelt? Alles, was danach kommt, ist zweifelsfrei Bullshit.

Das Spiel kann keine Ansprüche stellen. Es denkt und fühlt nicht. Anders herum. Bei einem anspruchsvollen Spiel, stellen die Teilnehmenden Ansprüche an sich und ihre Mitspieler. Was auch immer die sein mögen.
Ja, ok. Das Spiel als Situation, eher. Nicht unbedingt das Papierbuch :)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.11.2017 | 20:33
Zitat
Das Spiel kann keine Ansprüche stellen. Es denkt und fühlt nicht
Genau, die Spieler, stellen die Ansprüche an das gemeinsame Spiel (wie auch immer die aussehen).

Wenn man "Anspruch" mit "Herausforderung oder Schwierigkeitsgrad" gleich setzt, dann sind "leichte oder seichte " Spiele natürlich anspruchloser.




Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: 6 am 2.11.2017 | 20:37
Genau, die Spieler, stellen die Ansprüche an das gemeinsame Spiel (wie auch immer die aussehen).
Ja. Aber es geht nicht darum welche Ansprüche die Spieler haben, sondern welche Ansprüche (von wem auch immer) an die Spieler gesetzt werden.
Zitat
Wenn man "Anspruch" mit "Herausforderung oder Schwierigkeitsgrad" gleich setzt, dann sind "leichte oder seichte " Spiele natürlich anspruchloser.
Wir reden hier immer noch von "Anspruchsvollen Rollenspiel" und nicht von "Ansprüche der Spieler".
Aber ja: Das geht dann in die Richtung anspruchsvolles Rollenspiel (siehe Threadtitel). Allerdings ist der Schwierigkeitsgrad oder die Herausvorderung nicht die einzigen Möglichkeiten im Rollenspiel gefordert zu werden.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.11.2017 | 20:51
Der Anspruch ist derjenige der Spieler an das Spielerlebnis. Und da sie sowohl Ausführende wie auch Rezeptenten sind, sind sie gleichzeitig zu einem gewissen Teil selbst für das Ergebnis verantwortlich (Anspruch an sich selbst) wie auch von den Mitspielern und den benutzten Vorlagen abhängig (Ansprüche an Mitspieler, SL, Regelwerk, Setting).

Und "anspruchsvolles Rollenspiel" würde sich dann wohl daran messen, wie schwer/aufwändig diese Anforderungen zu erfüllen sind, ggf dann eben auch unter Berücksichtigung von Handicaps wie: "und das alles bitte in 4h gepackt".
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Der Läuterer am 2.11.2017 | 20:56
Ich bin ganz bei Turning Wheel's Post #12, wobei die Frage, ob etwas anspruchsvoll ist oder eben nicht ist, immer von der eigenen Sichtweise abhängt bzw. worauf man den Fokus legt.

Mich würde vor allem interessieren, welche Art RPG / welches Regelwerk als anspruchsvoll angesehen wird und welches nicht, wobei kompliziert ungleich anspruchsvoll ist.

Beispiel: Viele Systeme bemühen spezielle Supplements für Waffen und Munition. Sich da etwas Passendes für den Char rauszusuchen ist kompliziert aber nicht anspruchsvoll. Reichweite, Gewicht, Schaden etc. + noch belangloser: Hersteller, Produktionszeitraum, Haltbarkeit etc.
Mir ist es doch völlig Banane, ob mein Char durch einen Krummsäbel oder ein Langschwert, durch einen 38. Revolver oder eine 45. Automatik sein Leben aushaucht bzw. verletzt wird.

Hingegen ist es überaus anspruchsvoll, eine Welt oder einen Char glaubwürdig darzustellen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 2.11.2017 | 21:37

Beispiel: Viele Systeme bemühen spezielle Supplements für Waffen und Munition. Sich da etwas Passendes für den Char rauszusuchen ist kompliziert aber nicht anspruchsvoll. Reichweite, Gewicht, Schaden etc. + noch belangloser: Hersteller, Produktionszeitraum, Haltbarkeit etc.
Mir ist es doch völlig Banane, ob mein Char durch einen Krummsäbel oder ein Langschwert, durch einen 38. Revolver oder eine 45. Automatik sein Leben aushaucht bzw. verletzt wird.

Manche Leute haben den Anspruch dass solche Elemente unterschieden werden. Aus dieser Sicht sind Systeme, welche mehr solcher Details haben dann anspruchsvoller, in demfall weniger wegen des eigenen Raussuchens, als der Arbeit, welche hinter der Erstellung des so differenzierenden Werkes steckt.
Ob das ein dritter jetzt zu würdigen weis oder nicht ist dann Geschmackssache. Erkennbar ist der Mehraufwand bei der Erstellungung und die Fans werden auch ihre Vorstellungen von der Qualität haben,vielleicht reicht viel, viellecht soll es spielerische Entscheidungsunterschiede anbieten oder gar etwas realistisch oder wenigstens fein zisseliert abbilden.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Klopfstein am 2.11.2017 | 22:59
These:

Anspruchsvolles Rollenspiel existiert nicht. Ausschliesslich die subjektive Wahrnehmung eines Spielers entscheidet ob etwas anspruchsvoll ist oder nicht. Ein Rollenspiel/Plot/System in einer Runde von minderbegabten, kann anspruchsvoll sein, obwohl es einfach und verständlich gestrickt ist.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Wandler am 3.11.2017 | 00:08
Aber gibt es dann nicht erst Recht wieder nach dieser These anspruchsvolle Rollenspiele? Zählt irgendwas anderes als die subjektive Wahrnehmung?

Ich persönlich aus der Sicht eines Spielleiters finde es gibt anspruchsvoll zu leitende Spiele. Das kann ein Spiel mit vielen oder schlechten regeln sein, weil es für mich anspruchsvoll wird es so zu leiten dass es mir und meinen Leuten Spaß macht. Mit einer anderen Gruppe an Personen kann aber das selbe Spiel sehr stressfrei sein, weil sie alle Regeln kennen und sich selbst Einbringen. Dann kann ein Spiel anspruchsvoll zu leiten sein weil die Geschichte komplex ist und ich möchte dass die Spieler das Gefühl haben clever zu sein wenn sie sie entwirren. Das ist dann mein Anspruch an mich beim Vorbereiten und entwerfen. Dann kann es anspruchsvolle Themen geben weil sie viel Vorwissen erfordern, sei es technischer Natur oder Spielwelt bezogen, oder z.b. Geschichtswissen oder Wissen aus anderen Geisteswissenschaften. Für eine andere Gruppe an Personen kann dies aber auch sehr einfach sein.

Dann kann für mich ein Spiel sehr komplex sein, weil bei all der Freiheit die es bietet es sehr schwer ist auszuwählen was ich vorbereiten möchte oder dies so umzusetzen, dass es glaubhaft wird.

Ich finde der Kern von anspruchsvoll ist welchen Anspruch man sich selbst oder auch andere setzen. Ob dann etwas sehr oder wenig anspruchsvoll ist, ist dann wieder sehr subjektiv
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Edvard Elch am 3.11.2017 | 00:46
Den Begriff "anspruchsoll" mit der groben Bedeutung "nicht einfach" auf Rollenspiele anzuwenden ist zwar möglich, aber tendenziell eher ungünstig – dafür gibt es sinnvollere und trennschärfere Begriffe. Ist sofern ist eine Diskussion darüber müßig – ja, mit allen Regeln von DSA 4.1 zu spielen ist anspruchsvoller als mit allen Regeln von SEUCOR.

Interessanter ist der "Anspruch" als eine Erwartung an das Spiel, die über den bloßen Zeitvertreib, den ein Spiel in der Regel bietet, hinaus geht. Dieser Anspruch kann verschiedenster Art sein – am häufigsten dürfte ein literarisch-ästhetischer oder dramatischer Anspruch sein, aber auch pädagogische, taktische oder (küchen)psychologische Ansprüche sind denkbar und werden formuliert. Dabei gibt es Spiele, die von Haus aus einen vom Designer/Autor implizit oder explizit formulierten Anspruch mitbringen (der dann von der Runde angenommen oder abgelehnt werden kann), und Spiele ohne vorformulierten Anspruch, bei dem die Spieler am Tisch – so sie denn wollen – eigene Ansprüche einbringen können (das Paradebeispiel hierfür dürften Runden mit dramaturgischem Anspruch an DnD sein). Inwiefern einzelne Spiele geeignet sind, um bestimmte Ansprüche umzusetzen, hängt stark von Regeln und Setting ab (einen künstlerisch-erzählerischen Anspruch an eine "Kobolds Ate my Baby"-Runde zu stellen ist nicht unbedingt zielführend).

Der Versuch, dem eigenen Spiel einen nicht näher definierten generellen Anspruch zu unterstellen, ist mir ein wenig suspekt und wirkt auf mich wie der Versuch, dem eigenen (wie die meisten Hobbys von außen betrachtet doch etwas lächerlichen) Zeitvertreib einen seriöseren Anstrich zu verleihen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 3.11.2017 | 07:31
Ich kann mich da, wie gesagt, nur anschließen.
Es macht für mich wenig Sinn ein Spiel (unabhängig von den persönlichen Wünschen, Zielen und Befaehigungen der Spieler) als anspruchsvoll oder anspruchslos zu deklarieren.

Edit. Es gibt beim Rollenspiel keine direkte Qualitätskontrolle.
Es mag Regelwerke geben mit qualitativ hochwertigem Inhalt. Aber wie die Umsetzung dann in der jeweiligen Runde aussieht, kann man ohne mitzuspielen nicht wirklich beurteilen.
Da kommt es mMn. auf soviel mehr als die Regeln an:
Wie werden die Figuren gespielt? Wie wird die Welt beschrieben?  Wie gut harmoniert die Gruppe? Wie werden die Abenteuer umgesetzt? Wie interessant ist der Spielfokus? Usw. usw.

Ein Rollenspiel ist auch das, was die Spieler daraus machen.

Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Bildpunkt am 3.11.2017 | 07:38


Der Versuch, dem eigenen Spiel einen nicht näher definierten generellen Anspruch zu unterstellen, ist mir ein wenig suspekt und wirkt auf mich wie der Versuch, dem eigenen (wie die meisten Hobbys von außen betrachtet doch etwas lächerlichen) Zeitvertreib einen seriöseren Anstrich zu verleihen.

welche hobbies sind den in deinem erlauchten kreis derer die keinen serioesen anstrich beduerfen?
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 07:41
Ich kann mich da, wie gesagt, nur anschließen.
Es macht für mich wenig Sinn ein Spiel (unabhängig von den persönlichen Wünschen, Zielen und Befaehigungen der Spieler) als anspruchsvoll oder anspruchslos zu deklarieren.

Und da komme ich nicht mit.
Es ist doch intuitiv auch total einfach, "Schach" als anspruchsvoller zu verstehen oder klassifizieren als "Tempo kleine Schnecke".
Selbstverständlich kann man solange eine subjektive Definition von "Anspruch" suchen, bis auch das nicht mehr gelingt...
Nur warum sollte man das tun?

Wiesooft wäre es vielleicht sinnvoll, erst ein Mal seine subjektiv bevorzugte Definition von "Anspruch" zu posten und dann zu sagen "bringt nichts/bringt was".

Ich fang mal an:
Mir kommt es bei Definition von "Anspruch" meist auf eines dieser beiden Aspekte an:
-- "literarischer/dramaturgischer Anspruch": Auch "Charaktertiefe", soziale Interaktion unter Berücksichtigung von "Authenzität" innerhalb der Spielwelt. Muss ich nicht immer haben. Aber wenn dieser Anspruch dann gestellt und auch erfüllt wird, bin ich pupszufrieden.

-- "intellektueller Anspruch": Auch "Hirnschmalz", Lösen logisch aufgebauter Rätsel, Regelwälzen und verstehen.
Hier bin ich uneins. Teilweise überfordert das zum einen. Dann wird aus einem "intellektuell anspruchsvollen" Abenteuer schnell ne Qual an Langeweile. Wenn es aber gelingt, ist es richtig töfte.
"intellektueller Anspruch" hinsichtlich Regelwälzen, - kennen, - ausnutzen ist hingegen mein Ding nicht, wenn es zu präsent ist. In Nuancen sicherlich, aber sonst ein No-Go für mich.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 3.11.2017 | 08:10
@
Greifenklause
Ich habe noch einen Edit angefügt.

Was ich ganz grob sagen möchte, ist:
Selbst mit den besten Regeln, kann ich als Spieler in einer Gruppe eine Sitzung erleben, die ich als "anspruchslos" wahrnehme und empfinde. 

Ich erinnere mich da an einen Abend als Gastspieler, wo ich mich mit einem System, das ich an sich gerne mag, zu Tode gelangweilt habe.
Und zwar deshalb, weil das Spiel meinen gewohnten "Ansprüchen"nicht gerecht wurde.

Ich weiß auch genau warum. Und habe den Vergleich zu Runden, auf die ich mich wirklich freue, genau wie meine Mitspieler, und wo es mir gar nicht so geht.

Deshalb würde ich Ludovico empfehlen nicht nur auf das Regelwerk zu schauen, von dem er sich einen höheren Anspruch erhofft, sondern auch auf die Umsetzung.
Und da spielt vieles mit rein.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 3.11.2017 | 08:47
Und da komme ich nicht mit.
Es ist doch intuitiv auch total einfach, "Schach" als anspruchsvoller zu verstehen oder klassifizieren als "Tempo kleine Schnecke".

Nicht wirklich. Schach steht aus historischen Gründen (Spiel der Könige, lange Tradition, superwichtige Weltmeisterschaften...) ja gerne in dem Ruf, furchtbar anspruchsvoll zu sein -- aber letztendlich schieben da auch nur zwei Pappnasen ihre Pöppel über ein Brett. >;D
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 3.11.2017 | 08:51
Ich kann mich da, wie gesagt, nur anschließen.
Es macht für mich wenig Sinn ein Spiel (unabhängig von den persönlichen Wünschen, Zielen und Befaehigungen der Spieler) als anspruchsvoll oder anspruchslos zu deklarieren.

Edit. Es gibt beim Rollenspiel keine direkte Qualitätskontrolle.
Es mag Regelwerke geben mit qualitativ hochwertigem Inhalt. Aber wie die Umsetzung dann in der jeweiligen Runde aussieht, kann man ohne mitzuspielen nicht wirklich beurteilen.
Da kommt es mMn. auf soviel mehr als die Regeln an:
Wie werden die Figuren gespielt? Wie wird die Welt beschrieben?  Wie gut harmoniert die Gruppe? Wie werden die Abenteuer umgesetzt? Wie interessant ist der Spielfokus? Usw. usw.

Ein Rollenspiel ist auch das, was die Spieler daraus machen.
Qualität und Anspruch sind ja nicht dasselbe. Wie gesagt, dem Wort nach beansprucht das Spiel den Spieler halt. Das kann es auch wenn es kacke ist.
Nicht wirklich. Schach steht aus historischen Gründen (Spiel der Könige, lange Tradition, superwichtige Weltmeisterschaften...) ja gerne in dem Ruf, furchtbar anspruchsvoll zu sein -- aber letztendlich schieben da auch nur zwei Pappnasen ihre Pöppel über ein Brett. >;D
Äh, ne. Sorry. Wenn du den spielerischen Unterschied zwischen "Tempo kleine Schnecke" und Schach nicht siehst, ist das deine Fehlleistung, keine gleichwertige Meinung ;)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 3.11.2017 | 09:00
Das Prädikat "anspruchsvoll" an ein Spiel ergeht wohl dann, wenn es genügend Leute in ihren Vorstellungen von "<anspruchsklasse> anspruchsvollem Spiel" maßgeblich unterstützt. Es ist also quasi eine statistische Auszeichnung aus der Summe einschlägig anspruchsvoller Spieler. 
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: 1of3 am 3.11.2017 | 09:03
Den Begriff "anspruchsoll" mit der groben Bedeutung "nicht einfach" auf Rollenspiele anzuwenden ist zwar möglich, aber tendenziell eher ungünstig – dafür gibt es sinnvollere und trennschärfere Begriffe. Ist sofern ist eine Diskussion darüber müßig – ja, mit allen Regeln von DSA 4.1 zu spielen ist anspruchsvoller als mit allen Regeln von SEUCOR.

Ich glaube das SEUCOR durchaus anspruchsvoller sein kann. Es tut nämlich nichts. (Und mit ALLEN Regeln zu spielen ist logisch unmöglich. ;))

Ich bin aber zunemend verwirrt: Glauben hier Leute, das "Anspruchsvolles Rollenspiel" sich auf das kaufbare Produkt bezieht? Das wäre merkwürdig. Ungefähr so wie zu sagen, dass ein Volleyball ein anspruchsvolles Ding ist. Natürlich, kann ich mit normalen Volleybällen sehr anspruchsvolle Dinge veranstalten, etwa das olympische Finale. Aber das liegt an der Situation, nicht an dem (Kunst-)Lederteil.

Wir können also mit jedem Rollenspiel und bei jeder Kampagnenlänge anspruchsvolle Dinge tun. So ein Anspruch muss natürlich nicht literarisch sein. Bei D&D habe ich den Anspruch, dass meine Mitspielenden bitte sehr ihre Zauberlisten und Feats kennen. Bei meiner wöchentlichen Runde Masks habe ich ganz andere Ansprüche, die könnte man dann schon eher literarisch nennen, auch wenn ich so weit vielleicht nicht gehen würde.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 3.11.2017 | 09:17
Ich bin aber zunemend verwirrt: Glauben hier Leute, das "Anspruchsvolles Rollenspiel" sich auf das kaufbare Produkt bezieht?

Nein, so ist diese Formulierung falsch.
Das Regelsystem ist nur eine Komponente all derer, die einen Beitrag zur Erfüllung des Anspruchs tragen müssen/sollten.
Aber es ist das Element, welches quasi als nutzbares Fundament einer Gruppe von Außen schon zu Anfang zur Verfügung gestellt wird (bzw. werden kann, die Gruppe könnte auch bei 0 alleien anfangen. In dem Sinne ist das Prodkt unnötig).

Aber dieses Vorprodukt erlaubt schon eine Orientierung (je nach Produktausführung mehr oder weniger deutlich und konsistent) in welche Richtung die Ansprüche in diesem Spiel gehen sollen und gibt dafür dann mehr oder weniger gelungene Unterstützung.

Was ich an Werkzeug schon einmal vorgefertigt dabei habe, beeinflusst eben auch, was damit sinnvollerweise gebaut werden kann und unterstützt dann die Ausführungsqualität, auch wenn ich es letztlich als wesentlicher Faktor immer noch selber benutzen muss.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 3.11.2017 | 09:24
Besteht eine Chance, dass wir für "Erfüllt Ansprüche" mal ein korrektes deutsches Wort benutzen? Der Thread ist ohne Fremdsprachen schon anspruchsvoll genug.  8)

Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 09:32
Besteht eine Chance, dass wir für "Erfüllt Ansprüche" mal ein korrektes deutsches Wort benutzen? Der Thread ist ohne Fremdsprachen schon anspruchsvoll genug.  8)
Ich verstehe dich nicht
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 3.11.2017 | 09:37
Ich verstehe dich nicht
War auch etwas passiv-aggressiv. "Anspruchsvoll" als Wort bedeutet halt nicht "erfüllt viele Ansprüche". Natürlich kann man erklären, dass gerade ein Rollenspiel anspruchsvoll als Konsequenz der Ansprüche der Spieler wird. Aber dann wird mir zunehmend unklar, wann sich das Wort auf was bezieht. Ergo wird mir der Thread zu anspruchsvoll. Und zwar nicht weil er meine Ansprüche erfüllt.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 09:39
War auch etwas passiv-aggressiv. "Anspruchsvoll" als Wort bedeutet halt nicht "erfüllt viele Ansprüche". Natürlich kann man erklären, dass gerade ein Rollenspiel anspruchsvoll als Konsequenz der Ansprüche der Spieler wird. Aber dann wird mir zunehmend unklar, wann sich das Wort auf was bezieht. Ergo wird mir der Thread zu anspruchsvoll. Und zwar nicht weil er meine Ansprüche erfüllt.

Man sollte also zwischen "anspruchsvoll" einerseits und "erfüllt (meine) Ansprüche" andererseits unterscheiden?
Find ich gut! Machen wir so!

@ All: Irgendwelche Gegenstimmen?
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 3.11.2017 | 09:44
Man sollte also zwischen "anspruchsvoll" einerseits und "erfüllt (meine) Ansprüche" andererseits unterscheiden?
Find ich gut! Machen wir so!

@ All: Irgendwelche Gegenstimmen?
Ich kann nicht unterscheiden ob du mich trollst oder das komplett ernst meinst, daher Hut ab  ;D könnte ich beides nachvollziehen
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Krassgeilertyp am 3.11.2017 | 09:45
Wenn du mit "Anspruch" Qualität in der Erzählung meinst, ist das natürlich möglich.
Für mich IST das Rollenspiel. Das andere ist eher eine Art Ersatz und beziechne ich kaum als Rollenspiel.

Qualität (oder Anspruch) hat aber nichts mit dem Genre zu tun. Eine Komödie kann verdammt tiefsinnig und megawitzig sein. Ein Drama kann hingegen total hohl und klischeebehaftet sein.
Würde man von einem Roman sprechen, hängt dies vom Autor ab. Beim Rollenspiel hängt dies vom SL und den Spielern ab. Du kannst zwar theoretisch einen Querschläger dabei haben, aber Erzählqualität kann nur im Team erreicht werden.

Ansprüche können logischerweise getrennt betrachtet werden. Wenn hohe Qualität in der Erzählung die einzige Möglichkeit wäre um Ansprüche zu befriedigen, gäbe es keine Trivialromane oder Seifenopern.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 09:46
Nur weil ich ein Kasper bin, heißt das nicht, dass ich dich nicht ernst nehme.

Ich nehme dich ernst. Ich meine das ernst.
Du hast zur Problemlösung beigetragen, das ist töfte.

Mit
...
@ All: Irgendwelche Gegenstimmen?
wollte ich etwas humorig vorsorgen, dass das ganze Theater nicht wieder von vorne anfängt.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 3.11.2017 | 09:47
Äh, ne. Sorry. Wenn du den spielerischen Unterschied zwischen "Tempo kleine Schnecke" und Schach nicht siehst, ist das deine Fehlleistung, keine gleichwertige Meinung ;)

Ja, verzäll' du nur. ;D Was ist denn der Hauptanspruch an "Tempo, kleine Schnecke"? Es soll Kinder auf spielerische Weise beim Lernen der einzelnen Farben unterstützen. Nun kann man sich sicher streiten, inwieweit es diesen Anspruch dann auch tatsächlich erfüllt...

...aber mach' das erst mal mit Schach und seiner Schwarzweißmalerei. ;)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 3.11.2017 | 09:48
Nur weil ich ein Kasper bin, heißt das nicht, dass ich dich nicht ernst nehme.

Ich nehme dich ernst. Ich meine das ernst.
Du hast zur Problemlösung beigetragen, das ist töfte.
Alles klar, dann, danke dafür  :d
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 09:50
...
Qualität (oder Anspruch) hat aber nichts mit dem Genre zu tun. Eine Komödie kann verdammt tiefsinnig und megawitzig sein. Ein Drama kann hingegen total hohl und klischeebehaftet sein.
Würde man von einem Roman sprechen, hängt dies vom Autor ab. Beim Rollenspiel hängt dies vom SL und den Spielern ab. Du kannst zwar theoretisch einen Querschläger dabei haben, aber Erzählqualität kann nur im Team erreicht werden.
...

Nicht zwingend in dieser Reinform.
Ich habe es auch schon erlebt, dass einzelne Spieler "sehr anspruchsvoll" spielten und alle anderen gebannt zuhörten.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 09:52
@ Nobody
Bitte trenne auch zwischen "Anspruchsvoll" und "Ansprüche erfüllen".
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Edvard Elch am 3.11.2017 | 09:52
welche hobbies sind den in deinem erlauchten kreis derer die keinen serioesen anstrich beduerfen?

Alle. Seriosität ist sowieso vollkommen überbewertet.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 3.11.2017 | 09:55
Ja, verzäll' du nur. ;D Was ist denn der Hauptanspruch an "Tempo, kleine Schnecke"? Es soll Kinder auf spielerische Weise beim Lernen der einzelnen Farben unterstützen. Nun kann man sich sicher streiten, inwieweit es diesen Anspruch dann auch tatsächlich erfüllt...

...aber mach' das erst mal mit Schach und seiner Schwarzweißmalerei. ;)
Ah, dass mich Greifenklause erst drauf stoßen muss. Ich meinte natürlich mitnichten, was sich Leute von dem Spiel erhoffen. Das wäre ja Quatsch. Man kann beides zur Unterhaltung spielen, und nur eines zum Farbenlernen. Und dass für kleine Kinder die Schnecken sogar spaßiger sind als normale Schachfiguren, kann ich mir vorstellen. Aber wie gesagt, darum ging es mir ja nicht.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Krassgeilertyp am 3.11.2017 | 09:55
Ja, verzäll' du nur. ;D Was ist denn der Hauptanspruch an "Tempo, kleine Schnecke"? Es soll Kinder auf spielerische Weise beim Lernen der einzelnen Farben unterstützen. Nun kann man sich sicher streiten, inwieweit es diesen Anspruch dann auch tatsächlich erfüllt...

...aber mach' das erst mal mit Schach und seiner Schwarzweißmalerei. ;)
Der Unterschied im Anspruch ist leicht auszumachen. Wieviel Glücksanteil? Wieviele verschiedene Entscheidungen können zu wievielen verschiedenen Ergebnissen führen? Ganz einfach.
Was du da bewertest ist der Wert in unserer Gesellschaft. Und das ist unabhängig vom Anspruch und dies zu vermischen ist tatsächlich eine "Fehlleistung".
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Bildpunkt am 3.11.2017 | 10:01
Alle. Seriosität ist sowieso vollkommen überbewertet.

aha- ich hatte deinen einwurf eher richtung kulturell wertvoll/nicht wertvoll verstanden (im rückbezug auf "anspruch")
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Krassgeilertyp am 3.11.2017 | 10:03
Nicht zwingend in dieser Reinform.
Ich habe es auch schon erlebt, dass einzelne Spieler "sehr anspruchsvoll" spielten und alle anderen gebannt zuhörten.
Natürlich kann ein Spieler viel reinbringen. Aber ich glaube kaum, dass eine Unterzahl auf Dauer die Erzählung bestimmen können. Zumindest bisher nicht erlebt. Da kam ziemlich schnell Frust auf.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 3.11.2017 | 10:06
Der Unterschied im Anspruch ist leicht auszumachen. Wieviel Glücksanteil? Wieviele verschiedene Entscheidungen können zu wievielen verschiedenen Ergebnissen führen? Ganz einfach.
Was du da bewertest ist der Wert in unserer Gesellschaft. Und das ist unabhängig vom Anspruch und dies zu vermischen ist tatsächlich eine "Fehlleistung".

Dann erklär' mir doch mal kurz, worin dieser objektive, komplett und absolut meinungsunabhängige "Anspruch" eigentlich besteht.

Bis jetzt sehe ich nämlich nur den üblichen sich selbst bestätigenden Elitismus -- "wir sind anspruchsvoll, ihr nur banal".
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 3.11.2017 | 10:10
Nochmal zu Ludovico
Zitat
Mir kam neulich der Gedanke, ob anspruchsvolles Rollenspiel doch möglich ist.
Daraus entnehme ich, dass er sein Spiel aktuell als entweder nicht so anspruchsvoll empfindet oder denkt, dass es noch anspruchsvoller sein könnte

Zitat
Ich denke, es könnte diese Form des Spiels in drei Bereichen geben. Es geht bei jedem dieser Bereiche, möglichst in die Tiefe vorzudringen:
a) Setting - das Setting, welches die Gruppe nutzt (kann natürlich auch 1:1 das Setting des Regelwerks sein).
b) System - das gespielte System inklusive Hausregeln
c) System und Setting gemeinsam
Er macht es aber bislang nur am Setting und System fest.
Nicht an der Umsetzung oder an den Mitspielern.

Zitat
Somit würde ich behaupten, dass One-Shots eher weniger anspruchsvolles Spiel sind als Kampagnen. Es ist ja auch irgendwie logisch, da weder Setting noch System sonderlich stark genutzt werden, es sei denn man spielt ein eher flaches Spiel in beiden Bereichen.
Er hat wohl mit One Shots schlechte Erfahrungen gemacht. Und hatte dabei das Gefühl, dass sowohl das Setting als auch das System nicht genug ausgenutzt wurden.
Er hat das Spiel als flach empfunden.

Zitat
Ich bin da noch ein bisschen hin-und hergerissen.
Zwischen was würde ich gerne wissen.

Zitat
Aber ich hab eine gewisse Abneigung gegen One-Shots, weil diese immer an der Oberfläche eines Spiels kratzten. Die waren sowas wie der McDonalds-Burger für mich.
Diese Negativen Erfahrungen scheinen sich wiederholt zu haben.
Offenbar hat Ludovico Ansprüche, die in One Shots bislang nicht erfüllt werden konnten.

Mich würde interessieren, ob sie denn dann in Kampagnen erfüllt wurden. Und was da für ihn anders war.
Oder ob sie generell nicht erfüllt wurden.
Mit welchem System er was spielt, wurde auch nicht erwähnt.

Nun möchte er aber seine Eindrücke mit anderen bzw. der Allgemeinheit teilen, ohne dass er wirklich konkret geworden ist.
Im Prinzp kann jetzt jeder nur schreiben, was er selbst für einen Anspruch im Rollenspiel hat(Das können ja auch verschiedene sein, je nach System und Spielfokus)
Oder was er allgemein unter anspruchvollem Rollenspiel versteht.
Und dann kann Ludovico, wenn er sich nicht näher äußert, schauen wo er sich selbst wieder findet.
Oder was ihm aktuell davon fehlt.

Edit.
Also Ludovico, (nur von mir)
1. habe ich den Anspruch, dass mir das Charakterspiel mit den anderen Spielern Spaß macht, weil die Mitspieler auch daran Spaß haben.
Und besonders der Spielleiter, der ja die meisten NSC spielt, sollte kein Wortmuffel sein und Freude daran haben.
(In einer Runde wo Soziale Interaktion nur mit dem Würfel abgehandelt wird, würde mir was Wichtiges  fehlen)

2. habe ich den Anspruch, dass die Spielregeln so flutschen, dass sie das Spiel nicht behindern oder belasten.
(Wenn ich tausend Würfel brauchen würde, bevor ich weiß, ob mir eine Aktion auch gelungen ist, dann wäre mir das zu holprig und würde mich stören)

3. habe ich den Anspruch, dass die Spieler die Welt in gewissem Maße auch ernst nehmen. Ich mag auch Humor, benutze den selber gerne aber
die Welt sollte sich einigermaßen "echt" anfühlen.
(Wenn da rosa Elefanten rum fliegen, jeder Hanswurst Magie kann, und der Himmel je nach Laune manchmal grün und dann wieder blau ist, dann ist das Setting einfach nichts für mich)

4. habe ich den Anspruch, dass im Spiel auf Augenhöhe und wertschätzend miteinander kommuniziert und umgegangen wird.
Und das Spielziele gemeinsam besprochen werden. Das man miteinander in gutem Kontakt ist.
(Wenn es in der Gruppe irgendwelche "Bandenhierachien" gibt, alla und wer am lautesten schreit hat Recht oder Spieler F ist sowieso der Liebling vom Spielleiter und kriegt deshalb eine Sonderbehandlung, dann ist das auch nichts für mich)

5.habe ich den Anspruch, dass sich der Spielleiter bei der Vorbereitung ein wenig Mühe gibt. Ich mag es in ein Setting einzutauchen und das funktioniert nur wenn der Spielleiter sich auch ein wenig darin auskennt und auch Lust hat, den Spielern die Welt näher zu bringen.
(Wenn ich durch Abenteuer X laufe, und merke, dass der Spielleiter sich vorher null Gedanken dazu gemacht hat und sich auch keine Mühe gibt da spontan was zu improvisieren. bzw. seine Vorstellungswelt mit mir zu teilen, dann wirkt das Setting auf mich gedankenlos und dementsprechend wenig interessant)

6. ist mehr eine Vorliebe, die meine Mitspieler zum Glück größtenteils teilen.
Ich mag gerne gute, spannende Gesichten. Aber keine erzwungenen sondern solche die spontan im Spiel entstehen oder fokussiert werden. Dafür braucht es natürlich Konflikte und die Entsprechenden Hintergrungbausteine im Spiel.
Endlose Dungeons sind nicht mein Ding. Ich mag es auch die Geschichte der Figuren zu verfolgen und weiterzuerzählen.
Praktisch Entwicklungen zu begleiten.


Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 3.11.2017 | 10:17
War auch etwas passiv-aggressiv. "Anspruchsvoll" als Wort bedeutet halt nicht "erfüllt viele Ansprüche". Natürlich kann man erklären, dass gerade ein Rollenspiel anspruchsvoll als Konsequenz der Ansprüche der Spieler wird. Aber dann wird mir zunehmend unklar, wann sich das Wort auf was bezieht. Ergo wird mir der Thread zu anspruchsvoll. Und zwar nicht weil er meine Ansprüche erfüllt.

Die Spieler haben Ansprüche/Erwartungen an das Spielerlebnis.
Diese Ansprüche sind unterschiedlich schwer zu erfüllen, damit steigt das "anspruchsvoll" für das angestrebte Spielerlebnis an sich.

Ein Spiel in Form von Regeln oder Setting, welches sich das Ziel setzt diese schwieriger/aufwändiger zu realisierenden Ziele zu erfüllen ist auch anspruchsvoll. Das ist letztlich der Anspruch des Autors an sich und sein Werk der ihm gestellten Supportaufgabe gerecht zu werden.

Es kann diesen Anforderungen auch nicht gerecht werden und die Ausführung sogar behindern. Dann hat es selbst den Anspruch nicht erfüllt, war für den Autor also zu anspruchsvoll und erhöht wiedeerum den Anspruch an die Spieler das dann zu kompensieren, um trotzdem ihre anderen Zielerwartungen zu erfüllen als zusätzliches Hindernis.

Anspruchsvoll wäre also letztlich das Maß für die/der bewußte, zielgerichtete Schwierigkeit oder Aufwand, der notwendig ist, um ein selbstgesetztes Ergebnis an Spielerlebnis zu generieren.

Demnach ist "anspruchsvoll" aber auch keine positive Eigenschaft an sich, sondern nur für den, der das Ziel bezgl. des Spielerlebnisses teilt und diesen Aufwand in seiner individuellen Kosten-Nutzen-Rechnung für gerechtfertigt hält.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Krassgeilertyp am 3.11.2017 | 10:18
Dann erklär' mir doch mal kurz, worin dieser objektive, komplett und absolut meinungsunabhängige "Anspruch" eigentlich besteht.

Bis jetzt sehe ich nämlich nur den üblichen sich selbst bestätigenden Elitismus -- "wir sind anspruchsvoll, ihr nur banal".
Hier haben wir bereits deinen Denkfehler.
Du siehst "Anspruch" sofort als negative Wertung dir gegenüber an. Warum?
Anspruch bedeutet letztendlich wie sehr alle Beteiligten gefordert werden. Sei es physisch oder intellektuell. Und Schach ist nunmal das wahrscheinlich intellektuell anspruchsvollste Spiel was bisher existiert.
Und ein Kinderspiel nunmal nicht. Auch wenn es wichtig für unsere Kinder ist und vielleicht sogar sehr viel Spaß macht.

Du hast damit eher ein persönliches Problem und nicht etwa die böse Elite die alles besser weiß.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Edvard Elch am 3.11.2017 | 10:35
Anspruch bedeutet letztendlich wie sehr alle Beteiligten gefordert werden.

Um es mit Shakespeares Hamlet zu sagen (1. Akt, 1. Szene): "Nein". Zumindest nicht ganz. "Anspruchsvoll" hat mehrere Bedeutungen, bei denen jedoch immer eine aufwertende Konnotation des so Bezeichneten mitschwingt. Dir jetzt eine mögliche rauszupicken und als die allein gültige weil dir passende darzustellen …
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 3.11.2017 | 10:41
Hier haben wir bereits deinen Denkfehler.
Du siehst "Anspruch" sofort als negative Wertung dir gegenüber an. Warum?

Weil das genau der Kontext ist, in dem der Begriff normalerweise verwendet wird: "anspruchsvoll" impliziert "höherwertig". Gerade in Deutschland hat ja die Trennung zwischen "richtig-echter-Kunst" einer- und "trivialem Schund" andererseits schon eine gewisse Tradition.

Zitat
Anspruch bedeutet letztendlich wie sehr alle Beteiligten gefordert werden. Sei es physisch oder intellektuell. Und Schach ist nunmal das wahrscheinlich intellektuell anspruchsvollste Spiel was bisher existiert.

Sagen die Schachspieler. ;) Ich war in meiner Jugendzeit mal für eine Weile im örtlichen Schachclub -- mein Interesse hat's auf Dauer aber nicht halten können.

Zitat
Du hast damit eher ein persönliches Problem und nicht etwa die böse Elite die alles besser weiß.

Ja, klar. "Du weißt das nur nicht besser." Das überzeugendste Argument von allen...oh, Moment mal. ::)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 3.11.2017 | 10:50
Ja, Junge, es klingt halt, als würdest du ein persönliches Problem hier herein tragen. Das wäre ja nicht zielführend. Und dass, wenn jemand Schach anspruchsvoller als "Tempo kleine Schnecke" nennt, das ein Angriff der hochnäsigen Elite ist, finde ich auch übertrieben. Vor allem wenn das über sachliche Argumente geschieht (nicht von mir, aber von krassgeilertyp z.B.) .

Edit: Wichtiger Hinweis: Das ist ein mundarthaftes "Junge", keineswegs eine väterliche Verniedlichung. Hier sind ja eh alle steinalt :)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 11:03
Mal so zum Querdaten sammeln:
Wer würde lieber eine Stunde "Schach" spielen und wer lieber eine Stunde "Tempo kleine Schnecke"?
Annahme: Mit demselben Freundeskreis. Keine Kinder, keine Schachprofis.

Bei welchem Spiel würde dein "Anspruch befriedigt" werden?
Und welches Spiel fändest du "anspruchsvoller"?

Klar, sind das nur rhetorische Fragen. Mich stört nur dieses Rumgeeier.
Nur weil etwas "Anspruchsvoll" ist (= "Das Spiel stellt Ansprüche an mich"!  Oft intellektueller Art)
muss es nicht meinen individuellen Ansprüchen genügen (= "Ich stelle Ansprüche an das Spiel"! Nicht zwingend intellektueller Art)
und umgekehrt.

Das sind zwei verschiedene Schuhe, trennt das bitte.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Krassgeilertyp am 3.11.2017 | 11:04
Weil das genau der Kontext ist, in dem der Begriff normalerweise verwendet wird: "anspruchsvoll" impliziert "höherwertig". Gerade in Deutschland hat ja die Trennung zwischen "richtig-echter-Kunst" einer- und "trivialem Schund" andererseits schon eine gewisse Tradition.

Sagen die Schachspieler. ;) Ich war in meiner Jugendzeit mal für eine Weile im örtlichen Schachclub -- mein Interesse hat's auf Dauer aber nicht halten können.

Ja, klar. "Du weißt das nur nicht besser." Das überzeugendste Argument von allen...oh, Moment mal. ::)

Also Schach ist nicht anspruchsvoll, weils dich nicht gebumst hat als Teenie oder wie? Ja dann...
Witzigerweise bin ich besonders bei Kunst kein Elitarist. Wenn ich einen Strohhalm in einen Haufen Scheiße stecke, ist das Kunst. Die Bewertung passiert dann subjektiv.

Also im Moment drehen wir uns hier im Kreis und es macht langsam keinen Sinn mehr, echte Argumente zu bringen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 3.11.2017 | 11:31
Also Leute.

Anspruch ist doch nichts, was in den Dingen liegt.

Anspruch ist etwas, das von den Menschen an die Dinge herangetragen wird.

Ich kann einfach so mal ne Partie Schach spielen, ich bin kann Amateur-Spieler sein der sich Partien anschaut oder ich kann Profi sein.

Ich kann gerne mal ins Kino gehen oder ich bin passionierter Filmgänger.

Theater gilt oft als anspruchsvoll. Wenn ich ins Theater gehe, dann deshalb, weil es für mich gute Unterhaltung ist.

Und genauso kann man auch ans Rollenspiel mit verschiedenen Einstellungen gehen. Früher sprach man vom "Casual Gamer". Inzwischen gibt es halt auch die "anspruchsvollen" Spieler und da gibt es meinem Eindruck nach zwei Gattungen. Die einen kommen eher vom Story-Spiel und ich muss da auch an die WoD-Spieler der 90er denken, die nach der Art "Rollenspiel ist eine Kunstform" gespielt haben. DSA war nicht anspruchsvolle Kunst, Vampirzähne dagegen schon. So eine Art von Anspruch zu definieren ist aber total langweilig, weil es an Inhalten festgemacht wird. Die Ressource "Menschlichkeit" ist anspruchsvoller als die Ressource "Fackeln". Die andere Richtung kenne ich eher aus der OSR und sehr prägnant und gut finde ich den Aufsatz "Excellence in Gaming" im Lamentations of the Flame Princess Referee Book, das es ja für umsonst gibt. Man könnte den Aufsatz zusammenfassen unter dem Motto Excelsior! Ich kann die Lektüre sehr empfehlen, ob man OSR-Fan ist oder nicht.

Anspruch ist, wenn man das bestmögliche Erlebnis möchte und bereit ist, dafür auch mal den eigenen Arsch hochzukriegen und etwas dafür zu tun!

Und das geht immer, egal ob One-Shot oder Kampagne, Vampirzähne oder Elfenohren, High Drama oder tiefster Dungeoncrawl.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 11:44
+1
Kudos für den Narr
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: YY am 15.01.2019 | 18:50
*raise thread*

Ich packe es mal hier mit rein, weil es zumindest halbwegs passt und ich wohl kein ausreichend griffiges, davon getrenntes Thema daraus stricken kann.

Mir sind lediglich folgende zwei Beiträge aufgefallen, die ich gerne systemneutral (also nicht am Zitat ausgerichtet auf DSA beschränkt) betrachten würde.

DSA 5 wäre meiner Meinung nach nur für die Perfekt, denen DSA 1 viel zu Oldschool ist oder die von D&D 5 kommen und DSA ausprobieren möchten da es die gröbsten Probleme DSA 4.1 für absolute Neulinge beseitigt aber meiner Meinung nach für lange Spieler nichts ist da alles viel zu casualisiert wurde.

Ich bin aber im Allgemeinen überrascht, wie viele Leute in Tanelorn DSA1 oder ähnlich simple Spiele spielen wollen. Ich dachte als Nerdtreffpunkt würden die Leute hier möglichst komplexe Dinge haben wollen.


Da ist erst mal die Frage, was in diesem Zusammenhang "casual" ist: Nicht der Laws'sche Casual Gamer, der hauptsächlich sozial orientiert ist, sondern systemseitiges casual gaming*.
Also Spiele, die keine hohe Einstiegshürde haben, die intuitiv und schnell sind und (jetzt kommt der Knackpunkt) die früh einsetzende und flott aufeinanderfolgende, störungsfreie Erfolgserlebnisse bieten, also den Spieler ganz gezielt möglichst wenig fordern und/oder frustrieren.


Komplexe Spiele sind per definitionem keine casual games, weil sie eine hohe Einstiegshürde haben und mindestens nicht schnell, meist auch nicht intuitiv sind.
Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass intuitive, schnelle, einfache Spiele mit eher niedriger Einstiegshürde zwingend casual games sind. Auch solche Spiele können fordern, Ansprüche stellen, Scheitern bzw. Verlust als grundlegende und wichtige Möglichkeit haben - siehe z.B. die OSR.

In Sachen Spieldesign schiele ich da immer ein bisschen zum Brettspiel und zum KoSim, bei denen zu einem guten Entwurf gehört, dass er exakt so komplex ist wie für das gewünschte Spiel unbedingt nötig. Da ist überflüssige Komplexität ganz entschieden kein Qualitätsmerkmal - eher ist da ein hohes Lob und ein brauchbares Prinzip für gutes Spieldesign der Satz "A minute to learn, a lifetime to master".
Für mich gilt das bei Rollenspielen ganz genau so. Ich will keine Komplexität, wenn ich davon unterm Strich nichts habe oder - etwas schwächer - der Zusatzaufwand in keinem sinnvollen Verhältnis zum Ertrag steht.

Die "Königsklasse" oder der anzustrebende Endpunkt der Entwicklung eines Systems X ist also nicht das möglichst komplexe Spiel, sondern das Spiel, bei dem man nichts mehr weglassen kann, ohne dass es seine Zielsetzung nicht mehr erfüllt. Also der möglichst elegante und (bezogen auf die Zielsetzung) schlanke Entwurf - gerne mit "versteckten" Feinheiten und Dingen, die einem erst bei eingehender Betrachtung wirklich auffallen, aber eben ohne ein stumpfes Mehr an Regeln für jeden Mist.
Über die spielrelevanten Ansprüche, die dieses Ding dann an die Spieler stellt, sagt das überhaupt nichts aus - abgesehen davon, dass ein schlanker Entwurf einen davor bewahrt, die genannte überflüssige Komplexität durchschauen zu müssen. Unnötiger Mehraufwand ist nur eine Hürde, aber kein zielführender Anspruch.


*Leicht OT:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: schneeland am 15.01.2019 | 20:11
Die "Königsklasse" oder der anzustrebende Endpunkt der Entwicklung eines Systems X ist also nicht das möglichst komplexe Spiel, sondern das Spiel, bei dem man nichts mehr weglassen kann, ohne dass es seine Zielsetzung nicht mehr erfüllt. Also der möglichst elegante und (bezogen auf die Zielsetzung) schlanke Entwurf - gerne mit "versteckten" Feinheiten und Dingen, die einem erst bei eingehender Betrachtung wirklich auffallen, aber eben ohne ein stumpfes Mehr an Regeln für jeden Mist.
Über die spielrelevanten Ansprüche, die dieses Ding dann an die Spieler stellt, sagt das überhaupt nichts aus - abgesehen davon, dass ein schlanker Entwurf einen davor bewahrt, die genannte überflüssige Komplexität durchschauen zu müssen. Unnötiger Mehraufwand ist nur eine Hürde, aber kein zielführender Anspruch.

Entschiedenes Nicken an dieser Stelle von meiner Seite (vermutlich wenig überraschend, nachdem ich an anderer Stelle schon rumgenörgelt habe, dass ich gern ein einfacheres D&D hätte). Ich kann jetzt nicht vollkommen ausschließen, dass das einfach nur eine Phase ist, aber meine generelle Präferenz geht schon seit einer Weile bei praktisch allen Arten von Spielen (Video-/Brett-/Rollenspiele) immer mehr in Richtung von Spielen, die eine relativ überschaubare Regelkomplexität haben, die ein Stück weit davon profitieren, wenn man auch ein bisschen taktiert, aber zentral ihren Spaß aus der Interaktion der Menschen am Tisch ziehen (umgekehrt stelle ich fest, dass mir z.B. Balancing im Sinne einer 100%igen Fairness weniger wichtig wird).
Grundsätzlich würde das im Rollenspielbereich ein Stück weit durch abgedeckt einerseits durch die diversen PbtA-Derivate (in meinem Fall speziell Dungeon World und The Sprawl), andererseits durch OSR- bzw. OSR-nahe Systeme (z.B. Beyond the Wall) oder ältere D&D-Versionen. Der Haken ist jetzt allerdings:

Jetzt wünsche ich mir sowas primär erstmal für D&D, sekundär für Shadowrun und Warhammer Fantasy. Aber auch wenn z.B. meine bisherigen Kontakte mit DSA eher wenig enthusiastisch verliefen, würde ich mir ein poliertes "Casual-DSA" durchaus mal anschauen.

Ansonsten übrigens Zustimmung dazu, dass der Casual-Begriff bei Videospielen zu inflationär verwendet wird, um noch etwas auszusagen (ich sehe mich ja bspw. mittlerweile auch als Casual-Spieler, nur falle ich relativ sicher trotzdem nicht in die gleiche Spielerkategorie wie meine Eltern, die ab und zu gern mal ein Mobile Game spielen).

Und jetzt geh' ich dann erstmal den Rest des Threads lesen.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: YY am 15.01.2019 | 20:52
Ja, so nehme ich das auch wahr:
Gerade bei den großen, historisch gewachsenen Dinosauriern gibt es zwar Gegenbewegungen, aber die verändern entweder den Spielstil radikal oder sind weitgehend OSR & Co. verhaftet und haben dementsprechend kaum spielmechanische Weiterentwicklung zu bieten.

Klassisches Rollenspiel mit schlanker, eleganter Mechanik ohne narrative Versatzstücke wird gefühlt schon selten versucht und die gelungenen Exemplare sind dann noch mal ein bisschen seltener.
Titel: Re: Anspruchsvolles Rollenspiel
Beitrag von: Crimson King am 15.01.2019 | 21:02
Spielregeln sind im Rollenspiel ein Hilfsmittel zur Verhandlung der Inhalte der Fiktion. Je nachdem, welche Herangehensweise man an die gemeinsame Gestaltung der Fiktion hat, können komplexe Regeln helfen oder hindern. Aus sich selbst heraus bieten komplexe Regeln nur dann einen Mehrwert, wenn man Spaß daran hat, mit diesen zu arbeiten. Damit, ob man nun Casual spielt oder intensiv, haben sie nur am Rande etwas zu tun.