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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Grimtooth's Little Sister am 2.01.2018 | 17:30

Titel: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 2.01.2018 | 17:30
Gibt es im deutschsprachigen Raum Conventions die sich besonders bemühen gegen übergriffiges Verhalten wie sexuelle Belästigung und Diskrimienierung vor zu gehen?
Ich meine insbesondere soetwas wie eine  Anti-Harassment-Policy oder ein Code of Conduct. Wo gibt es sogar einen Teil der Organisationleute der extra dazu da ist diese Regeln durch zu setzen?(oft Awareness-Team genannt).

Meine Suche hat bisher nur englischsprachige Ergebnisse gebracht.
Falls sich jemand nichts unter einer Antri-Harassment-Policy Vorstellen kann ist hier ein Beispiel: http://lexicongaming.com/about-us/code-of-conduct/



Ich weiß, dass das Thema sexuelle Belästigung,Rassismus usw. auf Veranstaltungen ein heißes Eisen ist. Ich möchte einfach nur wissen ob es Con's gibt die sich dort besonders Mühe geben. Wenn ihr darüber Diskutieren möchtet ob es sexuelle Belästigung auf Cons überhaupt gibt oder ob solche Maßnahmen überhaupt Sinn ergeben tragt das bitte in einen anderen Thread.

Hier die Liste der im Thread genannten Cons, die sich dazu Positionieren:

  • Padercon (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105112.msg134572280.html#msg134572280)
  • Sparrencon (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105112.msg134572242.html#msg134572242)

Das ist halt so ein Thema das im deutschsprachigen Raum irgendwie nicht wirklich eines zu sein scheint. Ich hab auch noch nie gehört dass auf ner deutschen Con was passiert wäre. Generell gibts ja bei uns auch deutlich mehr weibliche Teilnehmer.


Anmerkung der Moderation: Thread zur reinen Diskussion abgetrennt und Zitat des Ursprungspostings eingefügt, um den Ausgang der Diskussion nachverfolgen zu können. Hier geht es um die Diskussion zum Thema, die reine Auflistung von Cons findet im Ursprungsthread (https://www.tanelorn.net/index.php?topic=105112.msg134572620#msg134572620) statt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 2.01.2018 | 18:44
Wir sind ja gerade in den Planungen für eine neue Con. Haltet ihr sowas für notwendig? Ich hab jetzt locker 25 Cons veranstaltet und bis auf ein paar hölzerne Flirtversuche bei unseren Frauen an der Theke gab es eigentlich nie Probleme. Von Seite der Spielerinnen hab ich sowas noch nie gehört.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Pyromancer am 2.01.2018 | 19:00
Die meisten deutschen Cons sind ja so im Größenbereich 80-150 Teilnehmer. Das ist einfach ein anderes Umfeld als die USAnischen Großcons mit tausenden Besuchern.




Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: alexandro am 2.01.2018 | 19:01
Bisher ist mir so etwas noch nicht untergekommen. Mag auch damit zusammenhängen, dass ich bevorzugt kleinere Cons besuche, wo ein übergriffiger Rollenspieler schlecht untertauchen kann (da kennt fast jeder jeden und die Anonymität der Masse, welche solche Leute ausnutzen, gibt es da nicht). Trotzdem halte ich es nicht für verkehrt, es anzusprechen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Infernal Teddy am 2.01.2018 | 19:06
Bisher ist mir so etwas noch nicht untergekommen. Mag auch damit zusammenhängen, dass ich bevorzugt kleinere Cons besuche, wo ein übergriffiger Rollenspieler schlecht untertauchen kann (da kennt fast jeder jeden und die Anonymität der Masse, welche solche Leute ausnutzen, gibt es da nicht). Trotzdem halte ich es nicht verkehrt, es anzusprechen.

As he said.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Bad Horse am 2.01.2018 | 19:32
Ich habe schon von sexueller Belästigung auf Cons gehört. Wir hatten dazu auch mal einen Faden, der weitgehend sehr sachlich geblieben ist, und ich hoffe sehr, dieser bleibt es auch. :)

Jedenfalls war das Fazit des letzten Threads ungefähr: Das Problem ist in Deutschland nicht so massiv wie in den USA, aber das heißt nicht, dass Aufmerksamkeit und Problembewusstsein überflüssig sind. Insofern begrüße ich solche Initiativen wie Anti-Harassment-Policys.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 2.01.2018 | 19:34
Ich habe schon von sexueller Belästigung auf Cons gehört. Wir hatten dazu auch mal einen Faden, der weitgehend sehr sachlich geblieben ist, und ich hoffe sehr, dieser bleibt es auch. :)

Jedenfalls war das Fazit des letzten Threads ungefähr: Das Problem ist in Deutschland nicht so massiv wie in den USA, aber das heißt nicht, dass Aufmerksamkeit und Problembewusstsein überflüssig sind. Insofern begrüße ich solche Initiativen wie Anti-Harassment-Policys.
Hmrpf. Aufmerksamkeit und Problembewusstsein sind nicht dasselbe wie ein Code of Conduct. Aber das ist alles oftopic. Kann man das mal abtrennen?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 2.01.2018 | 20:04
Wir sind beim zwölften Beitrag insgesamt und unterhalten uns darüber, was es gibt bzw. warum es das gibt oder nicht gibt. Und du willst schon rumschnippeln. Scheint mir ein neuer Rekord zu sein. :d

Dass es beispielsweise viele sehr kleine Cons gibt, ist da relavant. Ein Awareness Team aus zwei Leuten würde bei uns schnell mal 10 - 20% der anwesenden Vereinsmitglieder umfassen. Da gelangt man schnell an Grenzen der Praktikabilität.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: YY am 2.01.2018 | 20:11
Das ist halt so ein Thema das im deutschsprachigen Raum irgendwie nicht wirklich eines zu sein scheint.

Bei der hierzulande üblichen Con-Größe und -Zusammensetzung kann man sich als Besucher erst mal drauf verlassen, dass im Bedarfsfall entsprechend reagiert wird.


Da vorher groß irgendwelche Policies breitzutreten oder Awareness Teams aufzustellen u.Ä. richtet sich ja erst mal an jene potentiellen Besucher, die sich schon im Vorfeld sicher fühlen wollen. Bei so was sind die Amis halt ganz groß, aber unterm Strich braucht es das nicht, wenn die Reaktion vor Ort stimmt - und umgekehrt bringt es nichts, wenn sie nicht stimmt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Medizinmann am 2.01.2018 | 20:14
Aaaahhhlso
Ich bin viel & lange auf Cons in NRW(Grosse & kleine) und kenne die ein oder andere Orga .
Dass sind alles anständige Leute die gegen Sexuelle Belästigung ,Harassment etc vorgehen .
Auch viele Spieler werden dagegen sein.Es hat auch schonmal einen Fall gegeben der in Hausverbot endete.
Es gab den ein oder anderen Vorfall und sogar 1,2 .....hmmm, Leute mit suboptimalen Sozialkompetenzen....
aber die haben entweder Hausverbot oder sind unter Beobachtung .
Diese Vorfälle sind aber entweder schon etwas länger her UND eher sehr selten.

und um die Anfangsfrage
Zitat
Gibt es im deutschsprachigen Raum Conventions die sich besonders bemühen gegen übergriffiges Verhalten wie sexuelle Belästigung und Diskrimienierung vor zu gehen?

Anzugehen....
Antwort:
Nicht explizit(also nicht das ich wüßte, aber ich kenne mich nur in NRW 1/2wegs aus), weil es eigentlich kein Thema ist
und eigentlich sind alle Cons (die ich kenne)/ deren Orga gegen derartige Übergriffe

Der auf Cons tanzt
(dieses WE auf der Morpheus)
Medizinmann
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 2.01.2018 | 20:34
Ich war auch schon auf sehr großen Cons, grade im SF-Bereich, aber da ist auch nie was aufgefallen. Betrunken waren die Leute abends öfter auf den Roomparties. Das war aber auch schon alles.

Ich glaub nicht, dass alles was es so geben kann, in eine Hausordnung muss. Dinge, die an sich kriminell sind, sind selbstverständlich nicht erlaubt. Hervorzuheben, dass man Leute, die sich sexistisch, rassistisch, missionierend etc verhalten, aus dem Haus weist, sind da schon sinnvoller.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 2.01.2018 | 23:03
Bei der hierzulande üblichen Con-Größe und -Zusammensetzung kann man sich als Besucher erst mal drauf verlassen, dass im Bedarfsfall entsprechend reagiert wird.
Ich persönlich hatte bisher bei noch keiner deutschen Convention auf dem Schirm wer in einem Fall ein Ansprecherpartner ist, wie weit man da vertrauen kann, das es überhaupt eine Anlaufstelle gibt und wo diese wäre.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.01.2018 | 23:08
Eine Anlaufstelle ist immer der Organisator bzw. Veranstalter. Da diese schlechte Publicity vermeiden wollen, ist es in ihrem eigenen Interesse, in so einem Fall tätig zu werden.
Falls du den Veranstalter nicht kennst: Einfach nach vorne zur Kasse gehen und bei der Einlasskontrolle fragen, wer das organisiert hat. Du würdest gerne mit ihm sprechen. - Du musst der Person an der Kasse nichtmal explizit sagen, warum du den Organisator sprechen willst. In den meisten Fällen werden sie dich auch so an diesen verweisen. - Und bei kleinen Cons ist die Person vorne an der Kasse auch mit ein Veranstalter.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 2.01.2018 | 23:21
Ich persönlich hatte bisher bei noch keiner deutschen Convention auf dem Schirm wer in einem Fall ein Ansprecherpartner ist, wie weit man da vertrauen kann, das es überhaupt eine Anlaufstelle gibt und wo diese wäre.
Du hast in jedem Fall ein Con-Orga-Team als Ansprechpartner.
Die sind sogar verpflichtet, sich der Sache ernsthaft anzunehmen!
Immerhin ist eine Convention eine öffentliche Veranstaltung und da gibt es klare Verantwortungen.

Im Zweifel würde ich ein weibliches Orga-Mitglied wählen, wenn (und das dürfte in vielen Fällen Fällen der Fall sein) eine verfügbar ist.
Ich denke, wenn die Orga auch nur halbwegs kompetent ist, wird das im vertraulichen Rahmen mit der betroffenen Person besprochen und dann wird die Orga beraten und über notwendige Konsequenzen entscheiden.
Situationsabhängig würde auch ein Gespräch mit der Person (dem Personenkreis) gesucht, die der Tat beschuldigt wird und ggf. geschaut, ob dritte den Vorfall wahrgenommen haben.

So würde das zumindestens beim Tanelorn-Treffen ablaufen.
Über notwendige Konsequenzen möchte ich nicht spekulieren.

Und als kleine Nebenbemerkung: Keine halbwegs intelligente Con-Orga wird sowas leichtfertig abtun, denn wenn ein solcher Vorfall publik und ggf. juristisch relevant wird, dann wird kein Organisator riskieren wollen, entsprechende vernichtende „Presse“ zu kassieren. Das wäre nämlich der GAU einer jeden Veranstaltung.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: chad vader am 2.01.2018 | 23:32
Du hast in jedem Fall ein Con-Orga-Team als Ansprechpartner.
Die sind sogar verpflichtet, sich der Sache ernsthaft anzunehmen!
Immerhin ist eine Convention eine öffentliche Veranstaltung und da gibt es klare Verantwortungen.
Klingt für mich sehr theoretisch. Ich glaube nicht, dass viele ehrenamtliche Theken- und Kassendienstler(-innen) sich über so eine Möglichkeit schon mal Gedanken gemacht haben. Das Risiko, dass so jemand seine persönliche Rolle und Verantwortung in so einer Situation falsch einschätzt, halte ich nicht für gering. Mal drüber zu sprechen und Besucher(-innen) zu informieren, kann nur helfen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Nick-Nack am 2.01.2018 | 23:33
Ist ne interessante Frage. Vor ein paar Jahren gab es ja mal einen Aufschrei basierend auf einem wenn ich mich recht entsinne Tumblr-Eintrag einer Kanadierin, die über sexuelle Belästigung im Rollenspiel berichtet hat. Daraufhin gab es im deutschsprachigen Raum (überspitzt gesagt) ziemlich viel "sowas gibt es hier nicht" (natürlich zum Großteil von Männern) und ein wenig "sowas ist mir noch nie passiert - ja, mir hat mal wer an den Arsch gefasst, aber das kann man ja nicht mitzählen" von ein paar Frauen.
Zu dem Zeitpunkt habe ich dann mal im privaten Rahmen mit ein paar Frauen gesprochen bzw. geschrieben (nicht nur solche, die ich kannte, sondern hatte auch öffentlich angeboten, über das Thema unter vier Augen zu sprechen). Als Rückmeldung kamen ein paar wenige unangenehme Vorfälle von Conventions, gerne immer dann, wenn niemand anders es mitkriegt, bei denen sich die Frauen dann nicht getraut haben, wegen so etwas ein großes Aufheben zu machen. Außerdem gab es jede Menge Berichte über Vorfälle aus dem LARP. Gerade fürs LARP würde mich daher interessieren, ob es da sowas wie Awareness-Teams gibt, denn da scheint es tatsächlich äußerst relevant zu sein.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 2.01.2018 | 23:40
Klingt für mich sehr theoretisch. Ich glaube nicht, dass viele ehrenamtliche Theken- und Kassendienstler(-innen) sich über so eine Möglichkeit schon mal Gedanken gemacht haben.

Ich bin in der Con-Orga nicht hinreichend bewandert, was abseits des Tanelorn Treffens (ist keine öffentliche Veranstaltung im klassischen Sinn) liegt.
Aber ich mache seit Mitte der 90er ehrenamtliche Jugendarbeit, seit 2000 zusammen mit meiner Frau.
Und da wird man diesbezüglich (und auch bezüglich anderer sensibler Themen) inzwischen massiv geschult und sensibilisiert.
(sollten Con Veranstalter das jetzt lesen, dürfen die selbstverständlich gerne bei Interesse eine PM an mich senden, ich helfe da natürlich sehr gern weiter)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 2.01.2018 | 23:51
PS:
Wenn ihr darüber Diskutieren möchtet ob es sexuelle Belästigung auf Cons überhaupt gibt oder ob solche Maßnahmen überhaupt Sinn ergeben tragt das bitte in einen anderen Thread.


Wir sind ja gerade in den Planungen für eine neue Con. Haltet ihr sowas für notwendig?

Ich weiß nicht ob das hier so Sitte ist, bin ja neu im Forum, aber sollte man den Thread nicht spalten jetzt?

Um auf deine Frage zu Antworten:
Ja ich möchte sowas gerne haben und halte es für notwendig.
Ich war auf einer Veranstaltung mit 30 Leuten. Und es gab ein Problem mit Sexismus an meinem Tisch. Und die Orga waren alles Männer über 30 die sexistische Witzchen machten. Ich war mit der Situation als SL überfordert. Es einfach nochmal einmal kurz an zu Sprechen und expliziert Leute zu bestimmen, die man Ansprechen darf ist wichtig und gut.  Es sorgt auch dafür, dass Leute im Kopf haben, dass sie hier gerne Leute ansprechen können. Die Person sollte dann aber auch nicht sehr geschäftig aussehnen (maximal sowas wie Frontoffice) weil sonst traue ich mich im Zweifelsfall wieder nicht.

Hervorzuheben, dass man Leute, die sich sexistisch, rassistisch, missionierend etc verhalten, aus dem Haus weist, sind da schon sinnvoller.
Genau das wäre ja mMn so eine Anti Harrasment Policy, die ist Teil der AGB der Veranstaltung, die wird auf der Veranstaltung ausgehängt und einmal am Anfang drauf hingewiesen.

Viele Frauen haben mir gesagt, das Ihnen das hilft. Mir hilft das zu wissen, dass ich die Orga auf meiner Seite habe wenn ich jemanden wegen entsprechenden Verhalten melde.

Es muss ja kein großes Gewese darum gemacht werden. Vor allem nicht bei kleinen Events, das verstehe ich schon, dass die Ressourcen da knapp sind. Ein Text auf die Website, 1 Orgamensch dafür abstellen der sich dafür verantwortlich zeichnet und bei dem Willkommensworten sagen "Wir dulden keine Diskriminierung oder Belästigung und verhängen im Zweifelsfall Hausverbote, sollte es irgendetwas geben wenden euch gerne an [Orgamensch] er/sie wird die Sache klären" oder ähnliches.

Ich habe lang auch nicht gesehen warum sich viele Leute so anstellen. Vor allem Frauen haben mir dann vermittelt, dass allein dadurch, dass die meisten Männer jederzeit die meisten Frauen körperlich überwältigen können, einiges was ich okay finde für viele Frauen Angst oder wenigstens  Unwohlsein hervor ruft.
Der Knast Test ist ein Gutes Werkzeug (und lustig)
http://daserste.ndr.de/extra3/Sei-kein-Sexist-Mach-Knasttest,extra13650.html

Ich spiele in einigen Runden bei denen ich der einizge Mann bin und dort gibt es mehr als eine Person die nicht allein auf Cons geht weil sie sich da nicht sicher fühlt. Das heißt nicht, das ihre Angst berechtigt ist. Aber das heißt vielleicht, dass man etwas tun sollte wenn man auch solche Besucherinnen erreichen möchte.

Meine Anfagnsfrage stelle ich auch, weil ich so eine Veranstaltung lieber besuchen würde.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2018 | 00:03
Ok, da sind auf jeden Fall ein paar Anregungen für unsere nächste Con.

Also neben dem Text auf der Seite noch ein Mal die "Spielregeln" aushängen. Dazu: "Kommt das vor, dann sprecht X oder Y drauf an." an Stelle von "... sprecht jemanden vom Team an." Da können wir dann natürlich direkt die Leute benennen, die beispielsweise schon von Berufs wegen im Thema sind, und auch so drauf sind, dass sie nicht runterspielen.

Eine explizite Willkommensrede hätten wir z.B. nicht, in dem man noch ein Mal darauf hinweisen könnte.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2018 | 00:09
Ich weiß nicht ob das hier so Sitte ist, bin ja neu im Forum, aber sollte man den Thread nicht spalten jetzt?
[...]
Doch, sollte man, habe ich oben schon angeregt :) warten wir mal.
Willkommen übrigens!
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 3.01.2018 | 00:14
@Chruschtschow:

Finde ich super, dass die Padercon da eine klare Richtlinie hat. Mir scheint, ihr seid damit hierzulande eine große Ausnahme.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Darkling am 3.01.2018 | 00:34
Und es gab ein Problem mit Sexismus an meinem Tisch. Und die Orga waren alles Männer über 30 die sexistische Witzchen machten.
Mich würde genauer interessieren, was da vorgefallen ist, damit ich mir da eine bessere Meinung zu bilden kann. (Falls dir wohler dabei ist auch gerne per PN, was aber erst geht, wenn du fünf Beiträge voll hast.)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 3.01.2018 | 02:37
Außerdem gab es jede Menge Berichte über Vorfälle aus dem LARP. Gerade fürs LARP würde mich daher interessieren, ob es da sowas wie Awareness-Teams gibt, denn da scheint es tatsächlich äußerst relevant zu sein.

Die Frage wäre hier auch: welche Form von LARP. Als langjährige Vampire-Life SL könnte ich da schon einige Geschichten erzählen - in jedwede Richtung, also Mann belästigt Frau, Frau belästigt Mann, Mann belästigt Mann, Frau belästigt Frau ... wobei die V-Szene andererseits eine Zeitlang auch den Eindruck eines Kaninchenstalls vermittelte ... in der Regel haben sich die Fälle recht schnell gelöst, d.h. jemand kam zur SL liest sich: häufiger mal "zu mir" ; entsprechende Personen wurden ermittelt, Gespräche geführt - im Zweifel auch mit mehreren Beteiligten. I.d.R. war das dann eine "Grauzone", da die Beschuldigten sich oftmals nicht einer Schuld bewusst waren: "Das war doch Inplay" habe ich recht oft gehört und eine erstaunliche Anzahl von Mitspielenden hat ... Dinge "Inplay" in beiderseitigem Einvernehmen getan. Wer von den hier Anwesenden damals aktiv war erinnere sich bitte an die "Infernal Desire" Cons ...
Zumal im Vampire der 90er auch eine gewisse Freizügigkeit in der wahl der Kostüme weit verbreitet war und es zum Teil Überschneidungen mit der damals auch recht freizügigen Gothic-, sowie der BDSM-Szene gab.

Als Mann hat man natürlich primär eine andere Sichtweise, aber gerade als SL kam da auch in Grauzonen in denen man nicht so sicher war, was man tun sollte: ich erinnere mich noch sehr lebhaft an eine weibliche Neuspielerin, die "bekomme ich einen besseren Charakter wenn ich dir einen b****" von sich gegeben hat ... das ist letztlich eine sehr unangenehme Situation, in der man wirklich völlig verunsichert ist. Da geht einem schon einiges durch den Kopf (als Mann) was z.B. auch dann der Fall ist, wenn man alleine mit einer Frau Aufzug fährt oder so. Persönlich kennen ich auch zwei Männer, die mit falschen Anschuldigungen, die in einem Falle sogar vor Gericht gelandet sind vor den Trümmern ihres Lebens standen ... alles ein hochkompliziertes Thema.

Ich selbst bin schon das ein oder andere Mal "belästigt" worden - aber erklär das mal als Mann ... da wirst du eher müde belächelt oder musst dir noch dumme Sprüche gefallen lassen.

Zum Thema: eine Absichtserklärung in den Richtlinien mag schön sein, letztlich bringt sie aber wohl genausoviel wie "Schule gegen Rassissmus/ Schule gegen Gewalt". Netter Spruch, der dir im Alltag wenig hilft. Dann hat man eine Anschuldigung und eine person die das nicht gewesen ist/ das gar nicht so gesagt/gemacht/gemeint hat. Und dann? Dann steht Aussage gegen Aussage (da es i.d.R. keine Augenzeugen gibt, oder wenn, dann eben selten objektive [Meine Freundin kann es bestätigen/Mein Freund kann bestätigen, dass nicht]) ... was also tun? Letztlich wäre eine professionelle Schulung nötig und ich kann mir kaum vorstellen, dass jenseits der ganz großen CONs für so etwas Ressourcen auch nur eingeplant werden können - denn das kostet natürlich Geld.

Wie gesagt: schwieriges Thema.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: YY am 3.01.2018 | 06:22
Ich persönlich hatte bisher bei noch keiner deutschen Convention auf dem Schirm wer in einem Fall ein Ansprecherpartner ist

Wie schon geschrieben: Im Zweifelsfall die Orga.

Wenn man die mittelschweren Fälle zu Ende denkt, muss der Hausrechtsinhaber in irgendeiner Form mit im Boot sitzen, sonst ist das alles nur Augenwischerei.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2018 | 07:32
Danke an Archoangel für den Beitrag aus der Praxis. Das ist genau der Kram, weswegen ich mich ganz schwer damit tue, anderen Leuten bereitwillig ein größeres Stück vom Verantwortungskuchen zu servieren. "Och, mach doch mal nen CoC, mmmooch, mach doch mal ne Policy" ja, aber über das Lippenbekenntnis hinaus, welches ich auch als Gefahr sehe? "Wir sind gegen sexuelle Übergriffe " ja und gegen Kernwaffen und die Abholzung des Regenwaldes, aber dazu erwartet keiner ne Policy. Aber wenn ich aus irgendwelchen Gründen so ein konkretes Thema herausgreife, dann weckt das die Erwartung, das ich da auch konkrete Konzepte für hab, die über "Seid anständig sonst fliegt ihr " hinausgehen.

Nochmal Entschuldigung fürs OT, aber das wird sicher eh abgetrennt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Infernal Teddy am 3.01.2018 | 08:06
*Viel wahres*

Wie gesagt: schwieriges Thema.

Da habe ich die selben Erfahrungen gemacht wie Archo, sowohl als Spieler als auch als SL. Zumal es zumindest bei einer Inkarnation der "Domäne KL" auch einige Gerade-Noch-So Minderjährige gab, welche auch belästigt worden sind...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 3.01.2018 | 08:30
"Wir sind gegen sexuelle Übergriffe " ja und gegen Kernwaffen und die Abholzung des Regenwaldes, aber dazu erwartet keiner ne Policy. Aber wenn ich aus irgendwelchen Gründen so ein konkretes Thema herausgreife,

Mal so ins Blaue geraten, würde ich sagen, dass gegen Kernwaffen und Umweltschäden niemand eine Policy erwartet, weil es unwahrscheinlich ist, dass die auf einer Rollenspielcon auftreten.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2018 | 09:29
Mal so ins Blaue geraten, würde ich sagen, dass gegen Kernwaffen und Umweltschäden niemand eine Policy erwartet, weil es unwahrscheinlich ist, dass die auf einer Rollenspielcon auftreten.
Völlig korrekt, allenfalls Unterstützer desselbigen. Ich hatte eigentlich auch etwas aussuchen wollen, was niemand so richtig gut findet. Man hätte jetzt auch sagen können "wir sind Gegen Diebstahl und öffentliche Defäkation in der Cafeteria".
Punkt ist, wenn man etwas herausgreift und konkret nennt, obwohl es ohnehin gegen die Norm ist, dann ist das wie ein Rampenlicht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Infernal Teddy am 3.01.2018 | 09:37
Ich bin schonmal beinahe einer Con verwiesen worden, weil ich jemanden nach zehn minuten ermahnen körperlich daran hindern musste, meine damalige freundin anzutatschen...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2018 | 09:41
Ich bin schonmal beinahe einer Con verwiesen worden, weil ich jemanden nach zehn minuten ermahnen körperlich daran hindern musste, meine damalige freundin anzutatschen...
Wer hatte das denn damals entscheiden wollen? Security? Oder gabs tatsächlich eine Rücksprache mit der Orga?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 3.01.2018 | 09:46
Ich bin so ein bisschen skeptisch bei spontanen "Wende dich an den Veranstalter, die werden sich todsicher kümmern" Verkündungen. Wenn der Veranstalter da nie einen Gedanken dran verschwendet hat, kann das auch sehr schnell ins Auge gehen:
Selbst wenn wir mal annehmen, dass alle Con-Veranstalter nette Leute sind und da wirklich das Beste wollen, sind sie möglicherweise etwas überfordert, wenn vorher nie jemand dran gedacht hat, dass sowas auch auf Cons mit weniger als 100 Leuten passieren kann und wie man dann am besten sinnvoll darauf reagiert.

Wenn man dann auch noch beachtet, dass auch scheinbar nette Leute da möglicherweise in die "Abwiegeln"/"Relativieren"-Schiene fallen können und dass auch nette Leute bzgl. der eigenen Freunde oftmals ein wenig betriebsblind sind ("Ach, der Hans, ja, der ist halt so, damit muß man klar kommen."), ist da ohne zumindest eine gewisse Vorbereitung durchaus ein gewisses Potential für Bockmist.

Persönlich denke ich nicht, dass Cons da eine riesige Gefahrenzone sind, nein, so schlimm ist die Szene auch wieder nicht (imho), aber auch kleine Probleme und Einzelfälle sind halt Probleme. Und die kann man zumindest etwas am Besten angehen, wenn man sich vorher Gedanken macht, also eine klare Linie hat, und nicht erst im Notfall dann das rudern anfängt (das geht oft genug völlig schief).

Muss ja nicht ein 20-Personen Team dauernd alles kontrollieren, aber sich mal ein paar Gedanken machen, sich von anderen Cons die es besser machen inspirieren lassen, evtl. 1-2 Zuständige bestimmen (die dann auch Hausrecht haben), etc. schadet ja nicht. Die Zuständigen sind ja damit (hoffentlich) nicht 24 Stunden beschäftigt, sondern eben nur da, falls was passiert, das sollte auch für kleine Orgas machbar sein. Natürlich kann man nun behaupten, dass sich eine Policy wie "Wir haben ein Problem" anhört - aber andersrum genauso, keine Policy kann für Leute, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, klingen wie "Wir ignorieren dass wir ein Problem haben", selbst wenn das gar nicht der Fall ist und die Orga im Fall des Falles klasse reagieren würde. So oder so kann man es falsch auffassen.

Aus rein pers. Erfahrung muss ich sagen, dass ich keine Cons kenne, wo es so schien, als gäbe es irgendeine Form der Vorbereitung für so einen Fall. 
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Infernal Teddy am 3.01.2018 | 09:47
Die Orga. besagtes Mensch rannt zur Orga weil ich ihn ja voll brutal geschlagen hätte.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ginster am 3.01.2018 | 09:50
Man hätte jetzt auch sagen können "wir sind Gegen Diebstahl und öffentliche Defäkation in der Cafeteria".
Punkt ist, wenn man etwas herausgreift und konkret nennt, obwohl es ohnehin gegen die Norm ist, dann ist das wie ein Rampenlicht.

Bei diesen Beispielen liegen die Meinungen aber klarer als bei übergriffigem Verhalten, was durch Täter oft gerechtfertigt oder kleingeredet wird ("War doch nur ein Kompliment" o.ä.). Eine "Policy" könnte da evtl. schon sensibilisieren. Außerdem gehe ich davon aus, dass Opfer (aber auch Beobachtende) eher auf eine Orga zugehen, die vorher irgendwie klar gemacht hat, dass sie das ernst nehmen. Die Angst, belächelt zu werden ist schließlich auch ein Grund für eine hohe Dunkelziffer.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: kamica am 3.01.2018 | 10:00
Ich habe ein Problem damit, dass Diebstahl oder Umweltschäden auf die gleiche Stufe gesetzt wird, wie sexuelle Belästigung oder Vergewaltigung. Es zeigt halt schon die Einstellung, "ach, so schlimm wird es für die Betroffene nicht sein, da muss man einfach durch". Das ist der ideale Nährboden für sexuelle Übergriffe und ein Grund für die hohe Dunkelziffer. Sexuelle Gewalt macht stumm. Die Opfer schweigen aus Scharm oder weil ihnen der Vorwurf gemacht wird und nicht den Tätern. Sie haben Angst vor noch mehr Gewalt, nicht nur seitens der Täter, sondern auch seitens der Gesellschaft. Die Dunkelziffern, auch bei Normalbürgern, sind erschreckend hoch, grade weil es genau diese Reaktionen gibt. Wie häufig heißt es "die hat ja selbst schuld mit ihrem kurzen Rock" oder "die wollte es doch und nun will sie dem Typ eine reinwürgen".

Ich finde es richtig, auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Wenn es nur einen Übergriff verhindert, hat man schon etwas erreicht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2018 | 10:05
1. Ja, vermutlich muss man tatsächlich immer noch klar machen, was man alles nicht als "Kavaliersdelikt" (oh die Ironie!) ansieht.

2. Ich wollte nicht sagen, dass man durch Vergewaltigung "durch muss". Oder durch Umweltschäden oder durch Diebstahl oder durch Kernwaffen. Bitte mich gründlich lesen.

3. Ich bin nicht überzeugt dass ein verpflichtender Textbaustein für Cons ausreicht, um die Gesellschaft zu transformieren.

4. Ich bin immer dafür, das ich, als Teil der Gesellschaft, Verantwortung für dieses Thema trage, und erst im zweiten Schritt frage, wieviel mehr ich von ein paar Leute, die in ihrer Freizeit eine Mottoparty mit bunten Würfeln veranstalten, erwarte.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 3.01.2018 | 10:08
Ich habe ein Problem damit, dass Diebstahl oder Umweltschäden auf die gleiche Stufe gesetzt wird, wie sexuelle Belästigung oder Vergewaltigung. Es zeigt halt schon die Einstellung, "ach, so schlimm wird es für die Betroffene nicht sein, da muss man einfach durch". Das ist der ideale Nährboden für sexuelle Übergriffe und ein Grund für die hohe Dunkelziffer. Sexuelle Gewalt macht stumm. Die Opfer schweigen aus Scharm oder weil ihnen der Vorwurf gemacht wird und nicht den Tätern. Sie haben Angst vor noch mehr Gewalt, nicht nur seitens der Täter, sondern auch seitens der Gesellschaft. Die Dunkelziffern, auch bei Normalbürgern, sind erschreckend hoch, grade weil es genau diese Reaktionen gibt. Wie häufig heißt es "die hat ja selbst schuld mit ihrem kurzen Rock" oder "die wollte es doch und nun will sie dem Typ eine reinwürgen".

Ich finde es richtig, auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Wenn es nur einen Übergriff verhindert, hat man schon etwas erreicht.

Ab hier sind wir an dem Punkt wo wir den Speakers Corner erreicht haben. Keiner hier hat Diebstahl oder Umweltschäden auf die gleiche Stufe wie Vergewaltigung gesetzt.
Ich wäre dafür den Thread dicht zu machen, ab jetzt wird's eher unschön.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Achamanian am 3.01.2018 | 10:35
Zurück zur Policy: Ich glaube, dumme sexistische Sprüche wird man damit wahrscheinlich nicht verhindern. Aber es kann mit Sicherheit nicht schaden, explizit darauf hinzuweisen, dass so etwas nicht geduldet wird und dass es im Falle eines Falles auch Ansprechpartner gibt.

Verhindern lassen sich dumme sexistische Sprüche so vielleicht nicht, und ich würde sie auch nicht auf eine Stufe mit ernsthaften sexistischen Übergriffen stellen - aber wenn man in einer Anti-Harassment-Policy darauf hinweist, dass sexistische Sprüche prinzipiell nicht erwünscht sind, hat man zumindest zwei mögliche positive Effekte: Erstens, dass gutwillige Leute mal kurz darüber nachdenken, welche Sprüche sie sich vielleicht zumindest im halböffentlichen Raum eines Cons verkneifen könnten, und zweitens, dass Leute, bei denen sexistische Sprüche zur Lebenseinstellung gehören, sich nicht willkommen fühlen und gleich fernbleiben.

Ich überlege ehrlich gesagt schon seit einer ganzen Weile, eine entsprechende Policy für alle unsere Veranstaltungen im Buchladen zu verfassen. Da weiß ich auch schon von einigen Fällen, wo Frauen einfach stillschweigend wieder gegangen sind - nicht wegen ernster Übergriffe, aber weil sie das Gefühl hatten, von manchen Leuten einem ständigen Niedrigschwelligen "Höhö"-Sexismus ausgesetzt zu sein. Es geht zumindest nicht an, dass die Sprücheklopfer bleiben und diejenigen, die sich durch die Sprüche unangenehm bedrängt fühlen, stillschweigend gehen und nicht wiederkommen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2018 | 10:47
[...]
 Es geht zumindest nicht an, dass die Sprücheklopfer bleiben und diejenigen, die sich durch die Sprüche unangenehm bedrängt fühlen, stillschweigend gehen und nicht wiederkommen.
Ich glaube, das ist der Satz, der endlich "heimgehämmert" hat, wo meine Schwäche in der Diskussion liegt, nämlich in einer (wahrgenommenen) Stärke. Ich habe wenig Probleme, die Möglichkeit zu akzeptieren, dass ich in einer Situation recht habe und alle anderen nicht, und zumindest meine Belange zu verteidigen. Aber ich war auch nicht z.B. Zeit meines Lebens Ziel des "Höhö"-Mobs und kann mich vermutlich schlecht in die Rolle der gegaslighteten Diskriminierten hineinversetzen.
Also, in Ergänzung zu meinem Punkt 1oben: Policies für die Dumpfen, selbst ohne  Trauma-Schulung für die Orga, sind unterm Strich wohl besser :/
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2018 | 10:50
Eine Orga kostet es wie lange, um mal kurz zu schauen, ob es ggf. in ihren Reihen Leute gibt, die in dem Themenkomplex bewandert sind / Erfahrungen haben? Ich weiß ad hoc von einem Sozialarbeiter in unserem Verein, der vielleicht nicht spezifisch in dem Bereich unterwegs ist, aber zumindest von Berufs wegen schon nicht völlig im Walde stehen wird. Ich habe in meinem Beruf auch schon mehr als einen Fall angetragen bekommen. Spontan habe ich noch eine sichere Kandidatin, vielleicht noch zwei drei mögliche. Und damit sind ein paar Ansprechpartner benennbar. Wir sind ja allesamt nicht nur Rollenspieler. Es gibt noch ein Leben neben dem Rollenspiel, in dem Leute im beruflichen Umfeld oder anderen ehrenamtlichen oder anderen Freizeitbeschäftigungen damit konfrontiert sein können und über hinreichende Kenntnisse verfügen.

Dazu noch ein paar Minuten für die Klärung untereinander, was man denn gedenkt in der Situation zu tun. Einfach nur mal untereinander abklären. Das gibt einem auch selbst in der Situation Sicherheit und einen klareren Kopf.

Und wir reden hier über minder schwere Fälle. Anzügliche Bemerkungen etc. Flirten, das verbal übergriffig wird oder nicht enden will. Schwerwiegendere Fälle sind schnell Straftaten. Und das betrifft mittlerweile auch Grapschen. Für Pograpschen sind seit der Reform 2016 schon Haftstrafen verhängt worden. Wie konsequent das auf Dauer durchgezogen wird, muss sich zeigen, aber mittlerweile muss man sich wesentlich weniger gefallen lassen, als das vor 2016 der Fall war. Dementsprechend kann es nach Absprache mit der oder dem Betroffenen ab dem Maß schnell Polizei notwendig sein. Und die zu rufen, ist auch eine Hemmschwelle, die leichter zu überwinden ist, wenn man sich mal vorher drüber unterhalten hat.

Es wird halt auch weiterhin erstaunlich viel bagatellisiert. Ich stimme zu, dass wir wahrscheinlich nicht Schützenfests- und Karnevalsniveau erreichen, aber auf der anderen Seite muss ich ja auch nicht Augen und Ohren zuhalten, selbst wenn das Problem weniger immanent ist als anderswo oder ich mit meinem Beitrag nicht gleich die ganze Welt rette. ::)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 3.01.2018 | 11:30
Worüber reden wir?

Letztendlich darüber, dass Veranstalter eines Conventions sich eines möglichen Problems bewusst werden und präventiv handeln.

Die Veranstalter werden sich dessen bewusst, wenn man sie darauf aufmerksam macht, dass es möglicherweise ein Problem geben könnte.
Je mehr Information man mitliefert und je mehr Hilfe (zur Information, etc.) man anbietet, desto schneller sind Leute bereit, darauf einzugehen.

Was muß der Veranstalter machen?
0. sich selbst der Problematik bewusst sein und bereit sein vorbeugend Maßnahmen zu ergreifen
1. Eine Verhaltensstrategie entwickeln, wie mit solchen Fällen umzugehen ist (welches Verhalten ist an den Tag zu legen, welche Kommunikationen sind zu führen, welche Entscheidungen sind zu treffen)
2. Sein Personal informieren, dass die sich auch der Situation bewusst sind und in der Lage sind vernünftig zu reagieren.
3. Ansprechpartner mit Entscheidungskompetenz bereit stellen und diese mit dem nötigen Wissen ausstatten.
4. Die Teilnehmer informieren, dass es Ansprechpartner gibt, welche Verhalten unerwünscht sind und welche Maßnahmen sich der Veranstalter zu entscheiden vorbehält.

Wirklich komplex ist dabei nur Punkt 1 und da kann sich jeder auch Informationen und Hilfe bei professionellen Stellen holen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Blechpirat am 3.01.2018 | 11:30
Wenn man in einer Anti-Harassment-Policy darauf hinweist, dass sexistische Sprüche prinzipiell nicht erwünscht sind, hat man zumindest zwei mögliche positive Effekte: Erstens, dass gutwillige Leute mal kurz darüber nachdenken, welche Sprüche sie sich vielleicht zumindest im halböffentlichen Raum eines Cons verkneifen könnten, und zweitens, dass Leute, bei denen sexistische Sprüche zur Lebenseinstellung gehören, sich nicht willkommen fühlen und gleich fernbleiben.

Hm, das sehe ich deutlich zweischneidiger. Mal als Beispiel: Ich war (mit einigen anderen Forenmitgliedern) auf einer Veranstaltung, die auf der Website deutlich darauf hinwies, dass man Hausverbot erhält, wenn man Nazi-Sprüche, Abzeichen etc. trägt.

Wir haben uns im Vorfeld gefragt, ob wir da überhaupt hingehen wollen, wenn die da ein Naziproblem haben.

Es stellt sich mir also die Frage: Würde ich als Frau jetzt auf eine Veranstaltung gehen, die ein so schlimmes Belästigungsproblem hat, dass die eine Policy brauchen?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 3.01.2018 | 11:37
Blechi, dass ist doch eine Frage, wie man das kommuniziert...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Achamanian am 3.01.2018 | 11:39
Hm, das sehe ich deutlich zweischneidiger. Mal als Beispiel: Ich war (mit einigen anderen Forenmitgliedern) auf einer Veranstaltung, die auf der Website deutlich darauf hinwies, dass man Hausverbot erhält, wenn man Nazi-Sprüche, Abzeichen etc. trägt.

Wir haben uns im Vorfeld gefragt, ob wir da überhaupt hingehen wollen, wenn die da ein Naziproblem haben.

Es stellt sich mir also die Frage: Würde ich als Frau jetzt auf eine Veranstaltung gehen, die ein so schlimmes Belästigungsproblem hat, dass die eine Policy brauchen?

Das kann ich mir als Problem ehrlich gesagt nicht vorstellen. Wer für sexistische Übergriffe aus dem einen oder anderen Grunde sensibel ist (und dass muss ja gar nicht traumatisiert heißen, es reicht ja, wenn einen das ernsthaft nervt), weiß doch aus Erfahrung, dass die mindestens in geringem Maße ohnehin praktisch überall Alltag sind. Eine AHP-Policy sagt solchen Leuten nicht: "Oje, wir haben hier bei uns ein großes Sexismus-Problem!", sondern: "Wir sind uns bewusst, dass Sexismus ein allgemeines Gesellschaftliches Problem ist und versuchen, einen Raum zu bieten, in dem wir das zumindest etwas abfedern."

Wenn bei einer Veranstaltung z.B. die von Chrruschtschow verwendete Formulierung auftaucht, kann ich mir kaum vorstellen, dass jemand Transsexuelles sagt: "Oh, wenn die eine Policy gegen transphobe Übergriffe haben, gibt es damit sicher ein schlimmes Problem bei denen, da bleibe ich lieber weg." Viel eher wird diese Person sich doch denken: "Gut, dann wird dort (im Gegensatz zu vielen anderen Veranstaltungen) etwas unternommen, wenn ich mich über einen transphoben Übergriff beschwere."
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 3.01.2018 | 12:14
Wir haben uns im Vorfeld gefragt, ob wir da überhaupt hingehen wollen, wenn die da ein Naziproblem haben

So leid mir das tut, das halte ich für ein Erwartungsproblem. Ich würde nie auf die Idee kommen, dass ein Laden, wo steht "Nazis müssen draußen bleiben" Nazi-Probleme hat(te), sondern einfach nur, dass der Laden halt keine Nazis mag. Genauso wenn irgendwas bzgl. "Keine sexuelle Belästigung" o.ä. auf nem Schild steht, denke ich mir erstmal, dass die keine sexuelle Belästigung mögen und nicht, dass das vorher der Club der internationalen Belästiger e.V. war.

Genauso weiß ich von Leuten, die Veranstaltungen meiden, wo solche Probleme erstmal totgeschwiegen werden. Dementsprechend halte ich die Lösung, die "Policy" so zu formulieren, dass klar ist, dass es primär der Prävention dient und nicht der Bekämpfung einer akuten Seuche, für an sinnvollsten - langfristig wird sich die Erwartungshaltung ja eh mit ändern, wenn mehr Cons sowas machen und die Cons die sich keine Gedanken machen, die Minderheit werden.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Odium am 3.01.2018 | 12:49
@Glumbosch
Danke fürs Aufmachen dieses Threads :)

Am Anfang der Diskussion habe ich so eine Policy für eine unnötige Idee gehalten, aber einige Beiträge hier haben mir gezeigt, das es doch ganz sinnvoll sein kann, sowas zu haben und "Beauftragte" zu benennen (am besten beider Geschlechter)


Die Diskussion erinnert mich ein bisschen an die "Diebesregeln" von damals beim Larp. Da hätte man eigentlich auch meinen können, das die Regeln durch Gesetz und Gesellschaft eigentlich klar definiert sind. Die langen Diskussionen dazu haben aber das Gegenteil bewiesen.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2018 | 13:07
Ich habe auch ein bisschen Probleme den potentiellen Schaden durch die Ansage über den potentiellen Schaden durch Verschweigen zu stellen. Diese Variante von "Was sollen denn die Leute denken?!?" ist doch mit eines der Kernprobleme in der ganzen Debatte um sexuelle Gewalt.

@deviant (Beitrag ist im anderen Thread? Das passiert, wenn man langsamer tippt, als Moderatoren moderieren. ;)):
Das ist gut, dass du einem Spieler, einer Spielerin da klare Ansagen machst als SL. Das kannst du sicher auch ohne entsprechendes Statement der Orga, unwidersprochen. Die Absicht ist ja nicht, dass wir dir die Möglichkeit aus den Händen nehmen. Die Stoßrichtung geht entsprechend auch nur in zweiter Ordnung an dich.

1) Rumpel hat ja schon gesagt: Hinweis für Besucher. Das woll'n wir nicht. Adressat sind sowohl die Leute, die sich sagen: So ein Kack. Zu so jemandem gehe ich nicht. Wunderbar, jeder dieser Aspiranten mit der Einstellung, der fern bleibt, ist ein Gewinn für uns. Und natürlich aus nahe liegenden Gründen für Betroffene.
2) Das ist aber auch interessant für die eigenen Leute. Es geht ja nicht jeder aus dem Verein gleich offen oder konsequent damit um. So ist die Nachricht halt auch: Da ist die Grenze des Gastrechts. Jetzt dürft und sollt ihr gerne unfreundlich werden bzw. jemanden dazu holen, der gerne unfreundlich wird. Ich habe ja auch erst ein Mal Skrupel, Leuten die Tür zu weisen. Das würde ich nicht unterschätzen, in wie fern ich da durch so etwas Leute stärke. Nehmen wir mal die "Schule für Rassismus". Ich weiß nicht, ob ich meinem Schulleiter und Vorgesetzten ohne das seine Reaktion auf eine Schüleraktion derart um die Ohren gehauen hätte. Der Satz "Dann können wir das Schild an der Tür auch gleich wieder abnehmen!" hat mir da auch Rückgrat und ein bisschen mehr Gewicht verliehen. Der Impuls ist schon stark, "Dinge erst ein Mal nicht aufzubauschen". Und schon wird nicht nur aufgebauscht, sondern runtergespielt.
3) Und dann ist das sicher auch an Leute wie dich adressiert, der selbst schon aktiv werden. Ist da jemand ganz energisch, kannst du immer noch zur Orga stapfen und wir setzen mit Hinweis auf's Hausrecht vor die Tür.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 3.01.2018 | 13:10
Die Orga. besagtes Mensch rannt zur Orga weil ich ihn ja voll brutal geschlagen hätte.
Was hat deine Freundin bzw. andere dazu gesagt?

Wie sieht das eigentlich rechtlich aus wenn A zur Orga geht und sagt B hat,   ... ohne weitere Zeugen/Beweise
Orga schmeisst ohne weitere Beweise B raus; B hat aber bezahlt .... und ggf verklagt die Orga

Von der ethischen Innocent until proven gar nicht erst anzufangen
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2018 | 13:12
Da kann er gerne klagen. Wir haben keinen Eintritt. :)

Und ich stelle da an an mich auch nicht den gleichen Anspruch wie an ein komplettes Gericht mit Kläger, Verteidiger, Fachleuten. Ja, vielleicht fliegt mal jemand ungerechtfertigt. Solange ich aber vermute, dass mehr Nutzen als Schaden entsteht, stehe ich dahinter.

[Edit]
Noch ein paar Sachen an der Stelle:
- Der Verein nutzt einen Teil seiner Gelder für eine Versicherung, die Kosten für Streitigkeiten an der Stelle abdeckt.
- Auch nach Zahlung eines Eintritts dürfen Leute der Veranstaltung verwiesen werden. Vielleicht hast du schon mal mitbekommen, dass Fußballvereine so etwas am Laufenden Band machen und Stress mit dem DFB bekommen, wenn sie zu lasch sind.
- Wer bei Streitwerten in der Höhe von Eintrittsgeldern von Rollenspielcons klagt, hat noch nicht oft den Klageweg beschritten und ist quasi unbeleckt davon, was Gerichte sagen, wenn jemand meint: "Ich kriege noch fünf Euro!"
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 3.01.2018 | 13:16
Ansonsten würde ich ihm in der Rolle des Veranstalters auch seinen Eintritt erstatten und ihn dann für alle zukünftigen Events Hausverbot erteilen.
Und wenn man sich an die vier Punkte Liste hält, die ich in Beitrag #40 geschrieben habe, dann ist durch 4. auch ein Widerspruch diesbezüglich gedeckt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Infernal Teddy am 3.01.2018 | 13:24
Was hat deine Freundin bzw. andere dazu gesagt?

Der Rest hat gar nicht reagiert, und die Damalige hat zehn minuten sehr deutlich gesagt das dieses Mensch seine Finger bei sich lassen sollte.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grandala am 3.01.2018 | 13:25
Von der ethischen Innocent until proven gar nicht erst anzufangen

Gibt es nicht wenn ein Hausrecht besteht. Ich hab Jahre lang in Discotheken gearbeitet und der Fall von sexueller Belästigung in allerlei Formen und Farben war da an der Tagesordnung. Ggf wurden auch schon Individuen polizeilich unter Berufung auf das Hausrecht entfernt unter Umständen hat das sogar rechtliche Konsequenzen, wenn dich jemand der das Hausrecht besitzt verweist und man dem dann nicht nachkommt. Ob man das ethisch bewerten möchte ist was ganz anderes aber ich habe noch keinen glaubhaften Fall erlebt (und glaub mir ich habe hunderte von Anschuldigungen erlebt) bei dem die Aussage des "vermeindlichen" Opfers glaubwürdig in Zweifel zu ziehen war. Das ist in der Realität meist ein Fantasiekonstrukt (fragwürdige Vorfälle, die mir beruflich in der sozialen Arbeit über den Weg gelaufen sind gibt es zumeist dann, wenn bereits Beziehungskonstrukte bestehen und nicht wenn sich die Leute noch nicht kennen. Zumindest meiner Erfahrung mit dem Thema nach)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 3.01.2018 | 13:31
Es stellt sich mir also die Frage: Würde ich als Frau jetzt auf eine Veranstaltung gehen, die ein so schlimmes Belästigungsproblem hat, dass die eine Policy brauchen?
Als weibliche Person kommuniziert mir eine Policy nicht das die Veranstaltung ein Sexismus-/Belästigungsproblem hat.
Eine derartige Policy kommuniziert mir das die Veranstalter sich des gesellschaftlichen Problem hinsichtlich Sexismus / Belästigungen bewusst sind, ihren Standpunkt dazu kommunizieren und ein Angebot machen respektive den Versuch unternehmen eine Umgebung zu schaffen in der Rücksicht genommen wird.
 
Wenn es keine Policy gibt würde ich persönlich wahrscheinlich mit etwaigen Problemen nicht Initiativ in Kontakt mit der Orga treten.
Das heißt ich würde wahlweise über entsprechende Probleme hinweg sehen, nach entsprechenden Problemen nicht mehr erscheinen oder bei entsprechenden Problemen versuchen rechtliche Schritte einzuleiten.
 
Hinsichtlich des Kontakts bin ich einerseits zu zurückhaltend um selbst zu erkunden wer dafür zuständig ist bzw. auf Verdacht Personen anzusprechen. Hierbei können Systeme wie bei Knutepunkt, wo sich Leute die z.B. kein Alkohol trinken und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen ein blaues Band umbinden, durchaus helfen.
Mitunter noch wichtiger. Ohne einen entsprechenden Rahmen wäre meine Annahme das der Versuch es zu adressieren nicht erfolgreich sein wird. Weil die angesprochenen Personen nicht glauben, dass eine aufgezeigte Handlung problematisch ist. Weil die angesprochenen Personen für immaterielle oder eingeschränkt physische Übergriffe Beweislasten verlangen die man mitunter nicht erbringen kann. Weil die angesprochenen Personen mitunter die Ansicht vertreten das man mit dem Kontakt die beschuldigte Person zerstören möchte.

Das kann natürlich anders sein und vermutlich tue ich damit entsprechend engagierten und ausgebildeten Orgas Unrecht. Allerdings ist dies so pimaldaumen nach der Betrachtung der Rollenspielszene auf verschiedenen Social Medial- wie Diskussions-Plattformen meine Grundannahme.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Medizinmann am 3.01.2018 | 13:32
Zitat
Ich bin so ein bisschen skeptisch bei spontanen "Wende dich an den Veranstalter, die werden sich todsicher kümmern" Verkündungen. Wenn der Veranstalter da nie einen Gedanken dran verschwendet hat, kann das auch sehr schnell ins Auge gehen:
WENN er sowas noch nicht gemacht hat. bei neuen Orgas/neuen Cons kann ich mir das evtl noch vorstellen, aber
Die Cons (grosse & kleine in NRW) auf die ich gehe, bestehen seit 20+ vielleicht 25 Jahren
Die Leute organisieren  auch nicht nur 1 Con Pro Jahr.
GFR  (z.B.) machen 3-5 Cons pro Jahr mit Feencon,Krähencon,Dorfcon,Morpheus usw
, das sind dann in 20-25 Jahren ca 100 Cons....
und die tauschen sich auch untereinander aus, wenn also auf einer Con was passiert weiß das recht schnell jede Orga.....
Ich kann mir nicht vorstellen, das die sich in der ganzen Zeit keine Gedanken um sowas machen oder das die sowas total überraschen würde .
Aber Ich nehme das nur an, mein GMV sagt mir das .
Ich kann gerne am WE mal fragen was so eine Orga in Petto hat :)

JahtaHey
Medizinmann

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 3.01.2018 | 13:35
Ich möchte kurz darauf hinweisen, dass es bei Anti-Harassment nicht ausschließlich um Sexismus gehen muß...

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 3.01.2018 | 13:38
@Boba Fett &  Grandala

Du hast aber als Veranstalter im vom mir geschilderten Fall keinen Beweis außer A sagte und B streitet  das ab ...

Zitat
Das ist in der Realität meist ein Fantasiekonstrukt
meist != immer
Rechtsstaat usw.

Da würde mich einfach die rechtlische und ethische Seite interessieren.

@Infernal Teddy

Ich meinte was deine Freundin zur Orga sagte
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 3.01.2018 | 13:44
@ Lichtschwerttänzer
Teilweise kann man ganz gut mit Anscheinsbeweisen arbeiten. Manchmal auch mit Zeugenaussagen. Auch wenn eine reine Auszählung von Zeugen nicht immer hilft (oft im Gegenteil).

Zu "In dubio pro reo"
Das wird oft falsch verstanden. Zum einen ist das ein Grundsatz, kein Gesetz.
Zum zweiten meinen selbst fundierte Strafrechtler meist "ernstliche Zweifel" und nicht "irgendwelche denkbaren Zweifel"

Wenn also A zur Orga geht und sagt "Der B hat mich geschlagen"
und B gibt das sogar noch zu, sagt aber "trotz mehrerer Ermahnung, auch von Seiten meiner Freundin C hat er diese wiederholt angegrabscht",
sind wir hier noch nicht in Fällen von "indubio pro reo",
da müssen erst noch "Dubii" hinzukommen...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2018 | 13:51
WENN er sowas noch nicht gemacht hat. bei neuen Orgas/neuen Cons kann ich mir das evtl noch vorstellen, aber
Die Cons (grosse & kleine in NRW) auf die ich gehe, bestehen seit 20+ vielleicht 25 Jahren
[...]
Ich kann gerne am WE mal fragen was so eine Orga in Petto hat :)

Du kannst halt auch anders herum argumentieren. In den 90ern war es noch wesentlich "normaler", wenn eine begraptschte Frau sich doch bitte nicht so anstellen möge. Und seitdem hat es ja auf der Con nie Probleme gegeben. Warum sollte man also was tun? Da könnten durchaus ordentlich Beharrungskräfte wirken.

Entsprechend fände ich das interessant, was du beim Nachfragen heraus bekommst.

[Edit]
Zum Fall Teddy vs. Offensivflirter:
Ohne mehr Details zu kennen, hätte ich an der Stelle wahrscheinlich beide vor die Tür gesetzt. Der Typ, der deine Frau bedrängt hat, fällt ganz klar unter unsere Regeln. Aber Hauen ist auch böse. Aber das ist halt nur das, was ich aus dem Gespräch hier an Information habe. Wir wollen halt auch eine Situation, in der man direkt zur Orga stampfen und sich gegen entsprechende Angriffe verteidigen und verteidigen lassen kann, bevor körperliche Gewalt zur Abwehr notwendig wird. So gerne ich da manchmal Leuten einfach kurzerhand auf die Fresse hauen würde, so sehr ist mir aber auch klar, dass es da ebenfalls ethische und gemeinerweise rechtlich so unendlich leichter ergreifbare Hindernisse gibt.

In wie weit sich das im weiteren Gespräch aufdröselt, kann die Reaktion natürlich auch anders ausfallen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Infernal Teddy am 3.01.2018 | 13:53
Infernal Teddy

Ich meinte was deine Freundin zur Orga sagte

Das wurde eine lange und lautstarke beschwerde, mit androhung die Polizei zu holen, bis die orga uns den Eintritt erließ und und kostenlosen verzehr angeboten hat damit sie ruhe gibt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2018 | 13:56
Das wurde eine lange und lautstarke beschwerde, mit androhung die Polizei zu holen, bis die orga uns den Eintritt erließ und und kostenlosen verzehr angeboten hat damit sie ruhe gibt.
Oh klasse, ein Schnuller  :q tut mir leid, dass das so lief.

Edit: ach so, Moment. Das war jetzt so "Wir schmeißen dich raus" "Halt, es lief so...[Schilderung]" "Tut uns leid, da haben wir uns vertan...äh.. können wir euch ein Entschuldigung versüßen?" ?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grandala am 3.01.2018 | 13:58
Du hast aber als Veranstalter im vom mir geschilderten Fall keinen Beweis außer A sagte und B streitet  das ab ...

Ja als Veranstalter brauche ich keinen Grund um dich von der Veranstaltung auszuschließen (Das bezieht sich auf meine praktische Erfahrung Gesetze kann ich dazu nun nicht zitieren). Solange ich dabei keine Diskriminierung im Sinne augrund deiner sexuellen Ausrichtung, deiner Herkunft u.Ä. begehe hast du keine Chance. Erst wenn ich dies im Vorfeld tue gibt es evt. ein Problem, solange du schon bezahlt hast. Ein Veranstalter muss niemanden irgendwo reinlassen und dazu muss er dir auch keinen Grund nennen. Wenn du Eintriff im Vorfeld bezahlt hast bewege ich mich auf der sicheren Seite wenn ich dich hinein lasse. Das Verweilen während einer Veranstaltung ist aber soweit ich informiert bin reine Toleranz des Veranstalters. Er kann sich auch entscheiden dich aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht mehr zu tolerieren. Damit ist die Veranstaltung dann zu verlassen und fertig.

meist != immer
Ja da hab ich mich in Umgangsprache verheddert. Ich meinte, dass meiner Erfahrung nach die Erwägung der Unschuld aus dem Kontext heraus meist zu vernachlässigen ist und mir noch kein Fall untergekommen ist, wo ich ernsthaft in mich gehen musste um mir die Frage der "rechten Handlung" zu stellen. Ich kenne aber ja nicht alle Fälle, daher habe ich das Wort "immer" nicht benutzt. Kompletter Ausschluss ist nicht möglich das ist uns allen klar. Ob ich in Kauf nehme auch mal wen unschuldiges mit einem Verweis zu treffen ist eine ethische Überlegung, die absolut interessant ist. Ich kann nur nochmal sagen, dass meiner Erfahrung nach diese Überlegung noch nie konkret von Nöten war. Und mal ganz ehrlich als Veranstalter ergibt mehr Sinn ein Mal zu viel rauszuwerfen als drei Mal zu wenig.

Rechtsstaat usw.
Ich glaube einer von uns beiden versteht komplett miss was sich hinter dem Begriff Rechtsstaat verbirgt. Könntest du zu diesem Kommentar elaborieren? Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung wie das gemeint ist.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 3.01.2018 | 14:14
Ich glaube einer von uns beiden versteht komplett miss was sich hinter dem Begriff Rechtsstaat verbirgt. Könntest du zu diesem Kommentar elaborieren? Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung wie das gemeint ist.

Könnt Ihr das via PM abwicklen, ich denke, das führt hier zu weit ins OT.
Danke!
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 3.01.2018 | 14:24
@ Lichtschwerttänzer
Teilweise kann man ganz gut mit Anscheinsbeweisen arbeiten. Manchmal auch mit Zeugenaussagen. Auch wenn eine reine Auszählung von Zeugen nicht immer hilft (oft im Gegenteil).
"

Wie gesagt, du hast nix anderes ausser A sagt B hat und B sagt habe ich nicht

--------------
Trennung

Laut Infernal Teddys Aussage hat er IMPOV in Nothilfe gehandelt und hat dafür noch Zeugen.
Da rufe man doch vielleicht besser die Polizei

@Grandala

Zitat
Erst wenn ich dies im Vorfeld tue gibt es evt. ein Problem, solange du schon bezahlt hast.
Ich habe schon mit der Kombination Eintrittskarte bestellt und entgangener Urlaubszeit den Kartenverkauf durchgedrückt.

Zitat
Das Verweilen während einer Veranstaltung ist aber soweit ich informiert bin reine Toleranz des Veranstalters.
dazu wüsste ich gerne mal die rechtliche Grundlage und zwar speziell als Conhelfer
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Medizinmann am 3.01.2018 | 14:34
Du kannst halt auch anders herum argumentieren. In den 90ern war es noch wesentlich "normaler", wenn eine begraptschte Frau sich doch bitte nicht so anstellen möge. Und seitdem hat es ja auf der Con nie Probleme gegeben. Warum sollte man also was tun? Da könnten durchaus ordentlich Beharrungskräfte wirken.

Entsprechend fände ich das interessant, was du beim Nachfragen heraus bekommst.



.....

???
Wieso andersrum argumentieren
Du schreibst von etwas GANZ anderem als Ich !
und ich kann wirklich nicht nachvollziehen, was das was ich meine mit dem da oben zu tun hat

der mit Hochgezogener Augenbraue tanzt
Medizinmann
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2018 | 14:39
@Medizinmann:
Meintest du nicht, dass du sicher bist, dass auf einer 30 Jahre alten Con sicher sich schon mal jemand Gedanken dazu gemacht hat? Ich meinte, dass gerade das Alter einer Con durchaus den Effekt haben kann, dass eben genau die Entstehung der Con zu einem diesbezüglich weniger aufmerksamen Zeitpunkt und ein Funktionieren seitdem der Entwicklung von Richtlinien auch entgegen wirken kann.

Klarer?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Medizinmann am 3.01.2018 | 14:49
Zitat
Meintest du nicht, dass du sicher bist, dass auf einer 30 Jahre alten Con sicher sich schon mal jemand Gedanken dazu gemacht hat?
Ähhh , ja....!?!
auf den Cons die schon Jahrzehntelang bestehen (und untereinander Verknüpft sind) wird sich ( so denke Ich) bestimmt schon jemand Gedanken gemacht haben, was zu tun ist, wenn es zu Harassment kommt, bzw wie sie dazu stehen....
( Ich weiß z.B. von Cons wo bestimmte Leute Hausverbot haben, weil sie sich daneben benommen haben )

Zitat
Ich meinte, dass gerade das Alter einer Con durchaus den Effekt haben kann, dass eben genau die Entstehung der Con zu einem diesbezüglich weniger aufmerksamen Zeitpunkt und ein Funktionieren seitdem der Entwicklung von Richtlinien auch entgegen wirken kann.
Ich verstehe den Satz nicht so ganz....
Nur weil die Cons Mitte/ende der 90er Entstanden sind doch die Leute nicht ...damals Hängengeblieben ?
Die Leute/Orga die Ich kenne sind keine Weinsteins !
Oder meinst Du was anderes ?

mit Verwuirrtem Tanz
Medizinmann
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 3.01.2018 | 15:05
Eine Con-Orga ist kein Gericht. Das bedeutet, eine Con-Orga kann keinem eine Haftstrafe aufbrummen, eine Con-Orga kann nicht dein Leben durch eine falsche Verurteilung versauen, etc. - das Maximum, was eine Con-Orga kann, ist jemandem vom Con zu werfen. Und das ist, seien wir mal ehrlich, kein Beinbruch. Ärgerlich, klar, aber es versaut mir auch nicht das Leben. Dementsprechend, umgekehrt, gelten für eine Orga natürlich auch nicht die gleichen Regeln wie für ein Gericht, inkl. Unschuldsvermutung. Dementsprechend bringen Vergleiche mit dem Rechtsstaat nicht sonderlich viel, weil wir hier ja nicht von Gerichten, Gerichtsurteilen, etc. sprechen, sondern von Cons, mit deutlich kleineren Auswirkungen.

Eine Orga muss wissen, dass man so und so in die Scheiße greifen kann:

* Glaubt man dem Opfer und schmeißt den Täter raus, kann das evtl. unfair sein, weil Missverständnis oder gar eine falsche Beschuldigung
* Erwartet man vom Opfer große Beweise und arbeitet strikt nach Unschuldsvermutung, können Täter länger rumlaufen ohne Probleme zu bekommen

Als Orga MUSS man also quasi einen Standpunkt wählen in dem Wissen, dass man damit quasi automatisch das Risiko eingeht, Fehler zu machen. Entweder man läßt Belästiger rumlaufen oder man wirft evtl. harmlose Leute raus. Eine Lösung, die beides verhindert, existiert nicht. Die Frage ist, welche Richtung man wählen will.

Persönlich halte ich den Schaden, der dadurch entsteht, dass jemand übertriebenerweise vom Con ausgeschlossen wird, für geringer, als den Schaden, der entsteht, wenn ein Belästiger weiter auf dem Con rumlaufen darf. Wie gesagt, klar versaut es einem das Wochenende, wenn man freundlich gebeten wird, den Con (für dieses Mal) zu verlassen - aber es ist auch kein Weltuntergang. Wenn du hingegen belästigt wirst und dir dann gesagt wird, es stünde Aussage gegen Aussage und da kann man nix machen, höchstens wenn du drei Zeugen bringst oder so, dann ist das ne deutlich härtere Nummer.

Dementsprechend würde ich da eine harte Politik fahren und Leute, denen sowas glaubwürdig vorgeworfen wird (bei entsprechender Stärke, also z.B. angrabschen, stalken, etc.) erstmal von diesem Con ausladen (freundlich und mit Geld zurück erstatten). FALLS sich später rausstellt, dass es eine falsche Anschuldigung war (kann ja auch mal passieren), kann man sich immer noch entschuldigen (in dem Wissen, dass man das nächste Mal genauso handeln würde, weil die Alternative schlechter wäre) und die Person, die falsch beschuldigt hat, permanent von den Cons ausschließen.

Das ist sicherlich hart, aber die Alternative ist genauso hart. Es ist quasi nur die Frage, welches Risiko man lieber eingehen will. Eine tolle Patentlösung, die allen gerecht wird, hat bislang leider keiner gefunden (und in den Kreisen, wo ich verkehre, wird sowas schon SEHR lange SEHR intensiv gesucht).
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2018 | 15:05
@Medizinmann:
Nein, ich meine damit nicht, dass sie sich wie die wilden Höhlenmenschen aufführen, eher dass funktionierende informelle Strukturen ein Entwickeln formeller Strukturen verhindern. Mehr "also wir machen das dann meistens so ...", weniger "das sind die Richtlinien ..."
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grandala am 3.01.2018 | 15:08
@Grandala
Ich habe schon mit der Kombination Eintrittskarte bestellt und entgangener Urlaubszeit den Kartenverkauf durchgedrückt.
Ja damit muss man dich hineinlassen, da du eine Leistung gebucht hast

dazu wüsste ich gerne mal die rechtliche Grundlage und zwar speziell als Conhelfer
Naja ich wüsste nicht wo in einem Gesetzbuch in Deutschland irgendwo das Conhelfen geregelt ist aber meiner Kenntnis nach bezieht kannst du dies als solcher tun, solange du den Veranstalter vertrittst. Der Veranstalter hat aufgrund des Hausrechts aus dem BGB die Autorität dich auch Verdacht von Handlungen, die Misbilligt werden, von der Veranstaltung auszuschließen (das gilt mKn nur bei allen Veranstaltungen, die nicht unter geschlossene Veranstaltungen fallen. Ein Rollenspielcon wäre glaube ich dann öffentlich). Wenn der Veranstalter auf der sicheren Seite sein möchte, dann erschafft er vorher ein Regelwerk indem Gründe für einen Ausschluss dargelegt werden. Bei seiner Entscheidung darf er nur nicht mit dem AGG (Gleichbehandlungsgesetz) in Konflikt geraten, was in unserem Fallbeispiel eigentlich keine Rolle spielt.

Ich bin kein Jurist aber so habe ich in meiner Tätigkeit die Grundlage verstanden. Es könnte sein, dass es einen Unterschied gibt zwischen Freiwilligen und Angestellten vertretern des Hausrechtes. Ich kenne aber Beispiele wo es diesen Unterschied auf jeden Fall nicht gibt.(z.B. bei den "Umsonst und Draußen Festivals" bei denen alle unendgeltlich dabei sind. Bei diesen größeren Veranstaltungen ist aber auch klar geregelt, wer von den Freiwilligen Hausrecht durchsetzen darf und wer eben nicht. In meiner Tätigkeit in der Discothek war klar, dass alle Mitarbeiter ausdrücklich vom Hausrecht gebrauch machen sollten. Das ist schon ein Unterschied der sich aber meine ich eher darauf ergibt wie der Hausrecht Inhaber seine Vertreter anweist)

@ Irian:
+1
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Medizinmann am 3.01.2018 | 15:18
Nein, ich meine damit nicht, dass sie sich wie die wilden Höhlenmenschen aufführen, eher dass funktionierende informelle Strukturen ein Entwickeln formeller Strukturen verhindern. Mehr "also wir machen das dann meistens so ...", weniger "das sind die Richtlinien ..."
Mit "Weinstein" meinte Ich jemanden ,der ....was völlig falsches(amoralisches/widerwärtiges) tut und sich/seine Einsicht nicht weiterentwickelt
also ....: Wir haben das damals schon so gemacht und machen das auch weiterhin so .
Ich kann mir einfach nicht vorstellen das die vielen Menschen, die in den verschiedenen Orgas tärig sind .
Die werden schon richtlinien haben und sie weiterentwickeln/ändern, wenn's notwendig wird.
Und auch auf die Ggefahr hin mich als Dummerchen zu outen verstehe ich das mit den informellen & formellen Strukturen nicht so ganz

Aber....Ich bin ja selber keine Con-Orga, Ich hab ja schon geschrieben, das Ich gerne mal bei der Morpheus nachfrage was die für Anti-Harassment Pläne haben ;)

JahtaHey
Medizinmann
 
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: kamica am 3.01.2018 | 15:20
dazu wüsste ich gerne mal die rechtliche Grundlage und zwar speziell als Conhelfer
Hausrecht aus Eigentum und/oder Besitz (§§ 858ff., 903, 1004 BGB). Ob du Conhelfer bist oder nicht spielt keine Rolle. Da man selbst Angestellte im Zweifel mit dem Hausrecht vor die Tür setzen kann, geht das bei Conhelfern auch.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 3.01.2018 | 15:23
Hausrecht aus Eigentum und/oder Besitz (§§ 858ff., 903, 1004 BGB). Ob du Conhelfer bist oder nicht spielt keine Rolle. Da man selbst Angestellte im Zweifel mit dem Hausrecht vor die Tür setzen kann, geht das bei Conhelfern auch.

Ich glaube, es ging LST eher darum, welche Rechtsgrundlage ein Conhelfer besitzt.
Letztendlich die, dass die Durchsetzung des Hausrechts (auf Conhelfer) übertragbar ist.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ifram am 3.01.2018 | 15:29

 :d  Hurra, die SC ist zurück! >;D

Vor einigen Jahren ist die Schule, an der ich seinerzeit unterrichtet habe offensiv gegen das allherbstliche Läuseproblem vorgegangen. Wir haben informiert und mit Hilfe einiger Eltern alle Kinder zwei Wochen lang vor Unterrichtsbeginn nach Nissen untersucht. Befallene Kinder mussten wieder nach Hause und durften nach Erstbehandlung natürlich am nächsten Tag wieder in die Schule. Der Läusebefall ist im Grunde an den meisten Grundschulen gleich häufig bzw. selten. Dennoch hat das proaktive Vorgehen nicht für ein Sicherheitsgefühl gesorgt, sondern der Schule den Ruf der "Läuseschule" eingebracht. So kann auch gut gemeintes nach hinten losgehen.
Im Unterschied dazu erfahren Veranstalter von Conventions nicht so selbstverständlich, wenn jemand zu Hause bleibt, weil ein Hinweis abschreckend gewirkt hat. In den FAQ und unaufgeregt wie bei der PaderCon finde ich ihn trotzdem sinnig. Denn umgekehrt erfährt man ja auch nicht, wenn sich jemand deswegen zu kommen getraut oder einfach sicherer gefühlt hat.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 3.01.2018 | 15:33
Es ist - wie gesagt - keine leichte Situation. Ich kann mir schon vorstellen, dass gerade bei kleineren Cons die Überlegung vorherrscht was man sich hier gerade eventuell antut. Oftmals sind die Gäste hier ja keine unbekannten Gesichter; will sagen: jemand bekanntes wird einen besseren Stand haben, als jemand unbekanntes - egal ob es nun ein potentielles Opfer oder ein potentieller Täter ist. Eine große CON wird im Zweifel eher auf Ruf/Presse achten und daher eher Leuten einen Platzverweis aussprechen, wohingegen auf einer kleinen CON der Rattenschwanz schon ein Problem sein kann: verweise ich den "Täter" so nimmt der womöglich seine Freunde/bekannten mit, gerade wenn er der Fahrer ist. Wenn ich also regelmäßig 50-100 Besucher habe und nun 5-10 ausfallen, also 10% und sich das noch negativ rumspricht (und ja: ein Rausgeworfener wird - berechtigt oder unberechtigt - eher mieße Stimmung gegen die Orga machen, als dass es positiven Einfluss durch das Opfer bringt).
Wohlgemerkt: wir sprechen hier von "unangenehmen" Vorfällen und nicht von strafrechtlich bedenklichem. In letzterem Fall wird die Vorgehensweise wohl immer ziemlich eindeutig sein.

Hinzu kommt die Frage: was genau ist denn nun eine Belästigung? Ein sexistisches Komentar? Ein lüsterner Blick? Wie ist es mit dem Typen, der mit jedem halbwegs "gut" aussehenden Mädel anbandelt, der sich aber nun von den Flirtversuchen der Matrone belästigt fühlt? Oder dem Mädel, dass sich von jedem Surflehrer kichernd begrapschen lässt, aber nun den "Fetti" bei der Orga anzeigt, der nach so einer Aktion ein sexistisches Komentar abgibt?
Da ist dann mehr als nur "goodwill" von Seiten einer Orga gefragt und eine echte Vermittlung gefordert. Eine Absichtserklärung alleine wird nicht viel helfen. Über einen Empang mit Ermahnung würde ich mich persönlich sogar aufregen: wenn ich auf eine CON komme und mir der Türsteher erstmal einen Vortrag hält, wie mit Belästigern umgegangen wird, würde ich mich doch schon fragen was das soll, bzw. für wen die mich eigentlich halten ... und vermutlich direkt gehen. wie gesagt: bei der Nordcon wäre das "who cares" aber bei der MuRoCo bedeutet das "da gehen gerade 10% zahlende Kundschaft" - weil ich ja quasi immer der Fahrer bin.

Nach wir vor: ganz schwieriges Thema.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 3.01.2018 | 15:36
http://daserste.ndr.de/extra3/Sei-kein-Sexist-Mach-Knasttest,extra13650.html

Eine Aktion, die wiederum selbst auf homophoben und sexistischen Leitbildern fußt... .

Ansonsten:
bei schweren Fällen und besser auch noch bei Zeugen  ist so etwas ja in der Regel eindeutig.

Aber wer entscheidet nach welchen Kriterien wo Belästigung dann überhaupt beginnt.

Wer entscheidet nach welchen Kriterien wenn Aussage gegen Aussage steht?

Muss inuneindeutiogen Fällen wenigstens das Eintrittsgeld zurückgegeben werden oder drohen gar Klagen (doppelt wenn zwei Schutzgruppenangehörige aneinandergeraten ?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Silent am 3.01.2018 | 15:53
Mir liegt der Gedanke schwer im Magen, dass bei solchen Veranstaltungen Person A einfach Person B entfernen lassen kann, ohne dass es da ein gemeinsames Gespräch gibt was überhaupt passiert ist. Ebenso die Einstellung, dass wir lieber jemanden unschuldig verurteilen, damit ja kein Schuldiger davon kommen kann.

Vielleicht stell ich mir auch nur den krassen Fall vor, dass ich seit ein paar Stunden gemütlich an einer Runde teilnehme und plötzlich kommt jemand von der Orga, zeigt auf mich und meint, ich sollte die Veranstaltung verlassen. Am besten noch ohne Entschädigung, weil ich ja der Böse bin. Die Aussage, dass ich die letzten drei Stunden den Tisch nicht verlassen habe, daher vor 90 Minuten überhaupt nichts gemacht haben konnte wird dann einfach ignoriert, weil Person A sich schon was dabei gedacht hatte, als sie zur Orga ging um sich über mich zu beschweren?

Ich weiß nicht wie ich auf so einen Fall von Harassment (welche Ironie...) reagieren würde.

Die Aussage "Wir dulden soetwas nicht" ist einfach, doch die Umsetzung kann sehr kompliziert sein. Was ist den eigentlich "soetwas", was bedeutet das nicht dulden konkret? Was mache ich mit Missverständnissen? Wie sehr muss ich bereit sein etwas über mich ergehen zu lassen?

Ich war selbst mal SL einer Vampire Domäne (irgendwie lustig zu lesen, wie viele davon hier vertreten sind) und entweder gab es sowas bei uns zum Glück nicht, oder ich habe es damals nicht mitbekommen. Teilweise war ein Vampire Live auch seine eigene Art von Speed Dating und Wahrscheinlichkeiten sagen, dass es auch damals schon Personen gegeben haben müsste die ein Nein! überhört haben. Sowas macht einen dann doch schon nachdenklich.

Echt schwieriges Thema...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 3.01.2018 | 16:00
Mir liegt der Gedanke schwer im Magen, dass bei solchen Veranstaltungen Person A einfach Person B entfernen lassen kann, ohne dass es da ein gemeinsames Gespräch gibt was überhaupt passiert ist.

Davon spricht keiner - auch wenn ein "gemeinsames Gespräch" nicht automatisch angebracht ist. Oder würdest du gerne eine Person, die tatkräftig sexuell belästigt wurde, dazu zwingen, sich mit dem oder der Täter(in) an einen Tisch zu setzen? Das ist nicht immer eine gute Idee. Aber natürlich spricht keiner davon, dass es reicht, nur einen Satz zu sagen. Die Orga muss sich natürlich ein Bild von der Lage verschaffen, die Frage ist nur, was man tut, wenn es dann eben Aussage gegen Aussage ist.

Ebenso die Einstellung, dass wir lieber jemanden unschuldig verurteilen, damit ja kein Schuldiger davon kommen kann.

Du verwechselt hier eine Kleinigkeit: Es geht absolut nicht um bestrafen. Wenn ich jemanden vom Con werfen würde, dann nicht als "Strafe" für Fehlverhalten, sondern ausschließlich, um den Con wieder sicher und ruhig zu bekommen, damit auch das Opfer sich wieder besser fühlen kann. Es geht also nur darum, dass sich alle auf dem Con wieder sicher(er) fühlen können, als Strafe ist das nicht gedacht und zum bestrafen von sexueller Belästigung sind dann tatsächlich wieder die Gerichte zuständig, das geht über die Möglichkeiten einer Orga weit hinaus.

Vielleicht stell ich mir auch nur den krassen Fall vor, dass ich seit ein paar Stunden gemütlich an einer Runde teilnehme und plötzlich kommt jemand von der Orga, zeigt auf mich und meint, ich sollte die Veranstaltung verlassen. Am besten noch ohne Entschädigung, weil ich ja der Böse bin. Die Aussage, dass ich die letzten drei Stunden den Tisch nicht verlassen habe, daher vor 90 Minuten überhaupt nichts gemacht haben konnte wird dann einfach ignoriert, weil Person A sich schon was dabei gedacht hatte, als sie zur Orga ging um sich über mich zu beschweren?

Dann hast du diverse Zeugen und nach kurzer Klärung wird sich das auch alles auflösen. Wie schon gesagt, die harte Schiene bedeutet nicht, dass die Orga nicht etwas Zeit investiert, um die Situation zu verstehen. Sie bedeutet nur, dass im Zweifel (und bei deiner Situation gäbe es die ja kaum) erstmal der Beschuldigte entfernt wird (sofern die Tat dies rechtfertigt - ein einzelner unpassender Witz mag da z.B. noch nicht ausreichen).

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Achamanian am 3.01.2018 | 16:03
Irian +1.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: kamica am 3.01.2018 | 16:07
Ich glaube, es ging LST eher darum, welche Rechtsgrundlage ein Conhelfer besitzt.
Letztendlich die, dass die Durchsetzung des Hausrechts (auf Conhelfer) übertragbar ist.
Natürlich ist es das. Das Hausrecht ergibt sich aus dem Mietvertrag und wer das Ausüben darf, entscheidet der Mieter, also im Zweifel die Orgaleitung. Und wenn die entscheidet, dass die Conhelfer das machen dürfen, dann ist das so.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: YY am 3.01.2018 | 16:12
Orga schmeisst ohne weitere Beweise B raus; B hat aber bezahlt .... und ggf verklagt die Orga

Von der ethischen Innocent until proven gar nicht erst anzufangen

+1 zu allem, was Grandala schrieb.

Der Veranstalter bzw. die Hausrechtsinhaber können in der Hinsicht erst mal tun und lassen, was sie wollen.
Dass man da aus reinem Eigeninteresse nicht alles und jeden rausschmeißt, liegt auch auf der Hand - das kommt eben auf die Location an.
Wenn man als Sicherheitsfirma eine in Sachen Randale etc. beschissene Disko neu übernimmt, muss man zumindest in der ersten Zeit anders agieren als drei freiwillige Orga-Leute auf einer Rollenspielcon mit 40 Leuten in Hintertupfingen.

Ich verstehe das Problem nicht.

Wer entscheidet nach welchen Kriterien wenn Aussage gegen Aussage steht?

Muss inuneindeutiogen Fällen wenigstens das Eintrittsgeld zurückgegeben werden oder drohen gar Klagen (doppelt wenn zwei Schutzgruppenangehörige aneinandergeraten ?

Das entscheiden die Hausrechtsinhaber/-ausübenden, entweder nach Kriterien, auf die sie sich vorher geeinigt haben und/oder - spätestens wenn man feststellt, dass man an genau die aufgetretene Konstellation nicht gedacht hat - nach freier Beratung.

Wieder der Vergleich: Bei so gut wie jeder Diskoschlägerei steht Aussage gegen Aussage.
Da findet natürlich die Türstehertruppe schneller ihre Linie als eine Con-Orga, weil sie das ständig machen (müssen).
Aber genau deswegen sollte man sich im Vorfeld nicht zu sehr auf genau eine Reaktion festlegen.

Wenn es völlig nebulös ist oder sich beide Seiten fehlverhalten haben, gehen eben beide und bekommen ihr Geld zurück, wenn sie halbwegs einsichtig sind.
In anderen Fällen fliegt ggf. nur eine Seite raus und kann sich auf entsprechende Anzeige(n) einstellen.
Manchmal gibt es nur eine deutliche Ansage an eine Seite.
Ist doch alles kein Hexenwerk.

Mir liegt der Gedanke schwer im Magen, dass bei solchen Veranstaltungen Person A einfach Person B entfernen lassen kann, ohne dass es da ein gemeinsames Gespräch gibt was überhaupt passiert ist.

Wir reden immer noch von einer Rollenspielcon und nicht von irgendwelchen anderen Veranstaltungen.
Nur weil das hier gerade Thema ist, heißt das nicht, dass die Rechtslage jetzt auf einmal so ist.
Das praktische Experiment hat doch bisher eindeutig gezeigt, dass es bis auf wenige Fälle funktioniert.

Ich weiß von genau gar keinem, der völlig aus heiterem Himmel eine Con verlassen musste oder erst gar nicht rein durfte.
Das ist woanders anders.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Silent am 3.01.2018 | 16:14
Grundsätzlich gilt natürlich, nur weil mir etwas schwer im Magen liegt, muss es noch lange nicht falsch sein. Ändert aber nichts daran, dass mir das schwer im Magen liegt.

Davon spricht keiner - auch wenn ein "gemeinsames Gespräch" nicht automatisch angebracht ist. Oder würdest du gerne eine Person, die tatkräftig sexuell belästigt wurde, dazu zwingen, sich mit dem oder der Täter(in) an einen Tisch zu setzen? Das ist nicht immer eine gute Idee. Aber natürlich spricht keiner davon, dass es reicht, nur einen Satz zu sagen. Die Orga muss sich natürlich ein Bild von der Lage verschaffen, die Frage ist nur, was man tut, wenn es dann eben Aussage gegen Aussage ist.
Mir geht es eher darum einen Raum zur Klärung einzuräumen. Wenn Person A nicht anwesend sein will, weil warum auch immer, kann und sollte man A auch nicht dazu zwingen. Wenn dann Person B aber keine Ahnung hat, was überhaupt Sache ist und jede Nachfrage mit einem "Du weißt ganz genau was vorgefallen ist! Geh einfach!" abgebügelt wird, dann wird mir da schon schlecht.
Wenn bei der Befragung jedoch weiterhin eindeutige Sprüche gemacht werden, wie "A sollte doch überhaupt froh sein, dass ihn überhaupt mal jemand anbaggert. Hast du gesehen wie der aussieht, der soll mal von seinem hohen Ross runterkommen..." oder ähnliches, dann kann die Orga immer noch mit ruhigem Gewissen handeln.


Du verwechselt hier eine Kleinigkeit: Es geht absolut nicht um bestrafen. Wenn ich jemanden vom Con werfen würde, dann nicht als "Strafe" für Fehlverhalten, sondern ausschließlich, um den Con wieder sicher und ruhig zu bekommen, damit auch das Opfer sich wieder besser fühlen kann. Es geht also nur darum, dass sich alle auf dem Con wieder sicher(er) fühlen können, als Strafe ist das nicht gedacht und zum bestrafen von sexueller Belästigung sind dann tatsächlich wieder die Gerichte zuständig, das geht über die Möglichkeiten einer Orga weit hinaus.
Was du als notwendige Maßnahme zur Sicherung des Con-Friedens siehst, sehe ich als Strafe für denjenigen der gehen muss. Da ist es auch egal ob man Strafe in Anführungszeichen setzt oder nicht. Nur weil es eine gerechtfertigte Strafe ist, ändert das nichts an dem Umstand der Bestrafung.


Dann hast du diverse Zeugen und nach kurzer Klärung wird sich das auch alles auflösen. Wie schon gesagt, die harte Schiene bedeutet nicht, dass die Orga nicht etwas Zeit investiert, um die Situation zu verstehen. Sie bedeutet nur, dass im Zweifel (und bei deiner Situation gäbe es die ja kaum) erstmal der Beschuldigte entfernt wird (sofern die Tat dies rechtfertigt - ein einzelner unpassender Witz mag da z.B. noch nicht ausreichen).
Und genau dieses Einräumen eines Klärungsraumes kam für mich bisher nicht so rüber. Aber genau darum geht es ja auch bei dieser Diskussion. Es dürfen und sollten Prämissen abgeklopft werden, was dass jetzt konkret bedeuten soll.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 3.01.2018 | 16:21
Dementsprechend bringen Vergleiche mit dem Rechtsstaat nicht sonderlich viel, weil wir hier ja nicht von Gerichten, Gerichtsurteilen, etc. sprechen, sondern von Cons, mit deutlich kleineren Auswirkungen.
war wohl etwas sehr ungeschickt ausgedrückt mir ging es um das richtige ethische Verhalten und das richtige praktische Verhalten.

Es Versaut das Wochenende, ggf mit vertaner Urlaubszeit und Kosten für Anreise und Unterbringung, die Eintrittskarte läuft da ggf. unter Peanuts

Hausrecht aus Eigentum und/oder Besitz (§§ 858ff., 903, 1004 BGB). Ob du Conhelfer bist oder nicht spielt keine Rolle.
>;D ~;D

Das habe ich wirklich nicht gemeint.

@Bobba Fett

Mir ging es hauptsächlich darum auf welcher Rechtsgrundlage die Orga(in einer A sagt B sagt)  jemand von einem Con verweisen  darf ohne sich selbst strafbar zu machen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 3.01.2018 | 16:23
Mir geht es eher darum einen Raum zur Klärung einzuräumen.

Völlig sinnvoll, es geht nicht darum, zu fordern, dass Orgas innerhalb von 30 Sekunden eine Entscheidung über's Knie brechen müssen. Natürlich, ZU lange sollte man es auch nicht verschleppen. Die Orga sollte schon mit allen Betroffenen reden, die Lage so gut es geht einschätzen und dann halt eine Entscheidung treffen. Erst da ist der Knackpunkt.

Wenn bei der Befragung jedoch weiterhin eindeutige Sprüche gemacht werden

So leid es mir tut, wenn du darauf hoffst, dass sich sowas in Wohlgefallen auflöst, weil die schlechten Menschen sich wie klischeehafte Comic-Schurken verhalten, wirst du enttäuscht werden. Die Realität dürfte eher sein, dass eine Orga harte Entscheidungen (egal in welche Richtung) treffen muß ohne diese absolute Sicherheit zu haben, so dass vermutlich fast immer ein dumpfes Gefühl zurückbleiben wird.

Was du als notwendige Maßnahme zur Sicherung des Con-Friedens siehst, sehe ich als Strafe für denjenigen der gehen muss. Da ist es auch egal ob man Strafe in Anführungszeichen setzt oder nicht. Nur weil es eine gerechtfertigte Strafe ist, ändert das nichts an dem Umstand der Bestrafung.

Kannst du so sehen, ist es trotzdem nicht. Wenn du in ner Bar randalierst, fliegst du raus - das ist aber keine Strafe, sondern nur das Mittel, um zu verhindern, dass du weiter machst. Die Strafe kommt dann in Form einer Anzeige bzw. dann Verurteilung. Und wenn du was kaputt gemacht hast dabei, ist nichtmal die Tatsache, dass du das dann bezahlen darfst, eine Strafe, sondern nur eine Widergutmachung. Dass es sich wie eine Strafe anfühlt, zeigt ja nur, wie selten in solchen Situationen eine wirkliche Bestrafung passiert. Käme jeder Täter vor Gericht, wäre jeder Täter froh, wenn er nur vom Con fliegt.

war wohl etwas sehr ungeschickt ausgedrückt mir ging es um das richtige ethische Verhalten und das richtige praktische Verhalten.

Und das ist eine schwierige Frage, wie ja so ziemlich jeder zustimmt. Es gibt keine Patentlösung, sondern nur verschiedene Strategien, die alle Vor- und Nachteile haben. Welche davon man in Kauf nehmen will, ist dann Orga-Sache.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: kamica am 3.01.2018 | 16:24
Mir ging es hauptsächlich darum auf welcher Rechtsgrundlage die Orga(in einer A sagt B sagt)  jemand von einem Con verweisen  darf ohne sich selbst strafbar zu machen.
Siehe Post 78
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 3.01.2018 | 16:26
..entweder nach Kriterien, auf die sie sich vorher geeinigt haben...

Das war genau ein Teil der Frage - wie sehen solche Kriterien dann transparent aus?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grandala am 3.01.2018 | 16:27
Mir ging es hauptsächlich darum auf welcher Rechtsgrundlage die Orga(in einer A sagt B sagt)  jemand von einem Con verweisen  darf ohne sich selbst strafbar zu machen.
Wie gesagt. Solange das AGG nicht verletzt wird darf er das einfach weil dies aus dem Hausrecht hervorgeht. Es muss nur eine Begründung dafür gegeben werden. "Ein weiterer Gast fühlt sich belästigt" reicht da meiner Erfahrung nach aus. Das heißt nicht, dass die Orga das muss. Es heißt nur, dass sie das darf.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 3.01.2018 | 16:32
Es Versaut das Wochenende, ggf mit vertaner Urlaubszeit und Kosten für Anreise und Unterbringung, die Eintrittskarte läuft da ggf. unter Peanuts
Ein Convention Betreiber ist jenseits der Eintrittskarte nicht für deine Organisation, Planung, Urlaub sowie weitere Kosten verantwortlichen.
 
Als praktisches Jahr wurde 2017 Tampa by Night (WoD Convention mit Fokus LARP) aufgrund nicht näher detaillierter Sicherheitsaspekte abgesagt, ein paar Tage unter einem Monat vor geplanten Start.  Das hat meinen Jahresurlaub getroffen, einen Flug nach Florida, welcher nicht mehr umbuchbar war, sowie weitere Kosten für Hotels und dergleichen.

In einem solchen Fall wird einem das gezahlte Eintrittsgeld erstattet.
Der Rest ist mitunter bedauerlich, geht allerdings zu Lasten des Besuchers. Wobei der Veranstalter sich noch bemühen kann hinsichtlich Flug-Cancellations etc. zu unterstützen.
 
Das gleiche dürfte für Besucher gelten welche der Convention aufgrund Verstöße wegen des Code of Conduct oder im Rahmen des Hausrechts verwiesen werden. Man bekommt [mitunter] sein Eintrittsgelds bleibt jedoch dem Rest seiner Unkosten ausgesetzt.
 
Mir wäre dahingehend auch kein Fall bekannt nachdem man einen Veranstalter in einem solchen Fall für die Anreise haftbar machen kann.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 3.01.2018 | 16:35
Im LARP werden z.B. auch häufig die gleichen, ewig kopierten AGBs verwendet, die auch beinhalten, dass die Orga jeden vom Con werfen darf. Ist meiner Erfahrung nach selten, passiert aber - und von rechtlichen Folgen danach habe ich bislang nie was gehört. Dementsprechend, rein pragmatisch gesehen, ist das nicht sooo hart. Wobei sich trotzdem empfiehlt, für Cons, etc. die Rechtsform des Vereins zu wählen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Silent am 3.01.2018 | 16:35
Kannst du so sehen, ist es trotzdem nicht. Wenn du in ner Bar randalierst, fliegst du raus - das ist aber keine Strafe, sondern nur das Mittel, um zu verhindern, dass du weiter machst. Die Strafe kommt dann in Form einer Anzeige bzw. dann Verurteilung. Und wenn du was kaputt gemacht hast dabei, ist nichtmal die Tatsache, dass du das dann bezahlen darfst, eine Strafe, sondern nur eine Widergutmachung. Dass es sich wie eine Strafe anfühlt, zeigt ja nur, wie selten in solchen Situationen eine wirkliche Bestrafung passiert. Käme jeder Täter vor Gericht, wäre jeder Täter froh, wenn er nur vom Con fliegt.
Wäre für mich dennoch eine 1A Definition von Strafe, jedoch sehe ich hier keinen Sinn mehr weiter darüber zu philosophieren. Zumal du wahrscheinlich rein juristisch sogar recht hast, das ändert jedoch nichts an den allgemeinen Sprachgebrauch. Ich kann meine Kinder auch zur Strafe Hausarrest geben, ohne dass es ein Gerichtsurteil gibt. Ob meine verhängt Strafe gerechtfertigt, sinnvoll oder im Sinne des Kindes ist ändert nichts an dem Umstand der Bestrafung im Sinne des Sprachgebrauchs. Nur um vorzubeugen, dass dies auch keine Strafe sei, sondern eine erzieherische Maßnahme...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: YY am 3.01.2018 | 16:36
Das war genau ein Teil der Frage - wie sehen solche Kriterien dann transparent aus?

Unabhängig davon, wie die konkret aussehen, müssen und sollten die mMn nicht transparent sein.
Dann kommen nämlich im Zweifelsfall die Extraschlauen, die dann mit "aber das Kriterium ist doch gar nicht erfüllt" anfangen und man dreht sich ewig im Kreis, bis doch einer sagt "Basta!"

Wer auf eine Veranstaltung geht, muss damit leben, dass er ggf. von dort verwiesen wird. Ziemlich sicher wird er das anders sehen und ab und zu wird es tatsächlich unberechtigt sein.
Ich wüsste angesichts der Häufigkeit, mit der das auf Rollenspielcons passiert (nämlich so gut wie nie), aber nicht, warum man sich da jetzt auch noch krummlegen sollte, um die unbegründete Sorge auszuräumen, es könnte ja jeden einfach so treffen und da wäre reine Willkürherrschaft.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 3.01.2018 | 16:38
Aber wer entscheidet nach welchen Kriterien wo Belästigung dann überhaupt beginnt.
Wer entscheidet nach welchen Kriterien wenn Aussage gegen Aussage steht?

Das war genau ein Teil der Frage - wie sehen solche Kriterien dann transparent aus?

Wer entscheidet: Der Veranstalter, der das Hausrecht besitzt oder jemand, der sein Hausrecht vertritt (Weisungsbefugnis).

Wie wird entschieden, wenn...
Das kann man doch pauschal nicht beantworten.
Letztendlich wird anhand des Wahrgenommenen nach gesundem Menschenverstand entschieden und irgendwo auch anhand der Interessen des Veranstalters.
Wenn man befürchten muß, dass mir das Verweilen von Beteiligten die Stimmung der Veranstaltung maßgeblich beeinträchtigt, dann schmeisst man jemanden raus, bevor allen der Spaß verdorben wird und nächstes Mal die Hütte leer bleibt (auf deutsch gesagt).
Wenn man abwägen muss, ob man ein Belästigungs-Opfer davor bewahren kann, immer wieder mit der Anwesenheit des Belästigenden konfrontiert zu sehen und deswegen eventuell jemanden unschuldigen vor die Tür zu setzen, naja, wie entscheidet man da wohl? Im Zweifel für die Vermeidung des größeren Schadens, oder?
Wenn man Zweifel hat, sollte man den Anstand besitzen, dem Verwiesenen den Eintritt zurückzugeben...

Und wie gestaltet man das transparent?
In dem man möglichst seine Toleranzgrenzen formuliert, seine Maßnahmen im Voraus als Option bekannt gibt und seine Entscheidungen im Nachhinein erklärt und begründet.
Und das alles für die (potentiellen) Teilnehmer einsehbar macht.
Warum "möglichst"? Weil man nie alles voraussehen kann.

Einfach mal optimistisch davon ausgehen, dass der Veranstalter auch seinen gesunden Menschenverstand und seine Sozialkompetenz einsetzt und ein bisschen Anstand besitzt.
Denn letztendlich geht man sowieso genau davon aus, wenn man an einer Veranstaltung teilnimmt.
Wenn man generell davon ausgeht, dass man damit rechnen muß, dass man vom Veranstalter aus dubiosen Gründen rausgeworfen wird oder von irgendjemand grundlos beschuldigt wird, braucht man doch gar nicht an Veranstaltungen teilzunehmen...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 3.01.2018 | 17:02

Wenn man befürchten muß, dass mir das Verweilen von Beteiligten die Stimmung der Veranstaltung maßgeblich beeinträchtigt, dann schmeisst man jemanden raus, bevor allen der Spaß verdorben wird und nächstes Mal die Hütte leer bleibt (auf deutsch gesagt).

Danach könntest du auch das vermutliche Opfer rauswerfen (oder tust es gar, wenn du mit dem "Bauchgefühl" daneben liegst) - wenn der Übergreifende mehr Kumpels/bessere Presse etc hat.
Das müßte danneben auch generell damit rechnen "ggf. von dort verwiesen" zu werden - und dürfte das Klima wiederspiegeln, welches dann vor Zeiten vorlag, als so etwas als Kavaliersdelikt galt.

Freie Willkür ist doch wohl die schlechteste Lösung, selbst wenn sie mal gut gemeint ist, oder?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: YY am 3.01.2018 | 17:07
Freie Willkür ist doch wohl die schlechteste Lösung, selbst wenn sie mal gut gemeint ist, oder?

Wie oben schon gesagt wurde:
In der Regel sind solche Fälle selten wirklich dermaßen eindeutig, dass man im Grunde gar nicht entscheiden, sondern nur noch umsetzen muss.

Mit totaler Willkür hat das trotzdem nichts zu tun.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Achamanian am 3.01.2018 | 17:21
Vielleicht hilft es ja auch, sich mal bewusst zu machen, dass es bei praktisch allen Veranstaltungen Codes of Conduct gibt, und dass da immer weite Interpretationspielräume und selten klare Sachlagen vorliegen. Wenn jemand bei mir auf einer Party auf den Couchtisch pisst, fliegt er raus, auch ohne, dass ich das vorher öffentlich so angekündigt habe. Und wenn ich nur durch eine in meinen Augen glaubwürdige Schilderung eines dritten weiß, welche Person auf den Couchtisch gepisst hat, dann fliegt er auch raus, auch auf das geringe Risiko hin, dass dieser dritte aus unerfindlichen Motiven die betroffene Person nur anschwärzen will. Und das ist keine Straße, sondern schlicht ein: "Wer sich nicht halbwegs gemäß den ungeschriebenen, aber selbstverständlichen Regeln einer Party bei mir verhalten kann, der soll sich bitte nicht bei mir auf einer Party aufhalten."
Wenn es um Sexismus, Homophobie und ähnliches geht, steht seltsamerweise immer wieder die Angst im Raum, dass es dann plötzlich zu unbegründeten Anschuldigungen aus heiterem Himmel und kompromisslos-brutaler Ahndung beim kleinsten Verstoß käme. Ich möchte mal wissen, ob sich das aus Erfahrungen speist und wenn ja, aus welchen Mir ist sowas noch nicht untergekommen. Meine Erfahrung ist, dass jede halbwegs sozial kompetente Person schon merkt, wenn sie in der Beziehung mal verbal ins Klo gegriffen hat, und dass eine aufrichtige Entschuldigung und evtl. ein "okay, dann bleibe ich dir bis auf Weiteres von der Pelle" reicht, um die Sache halbwegs in Ordnung zu bringen. Habe ich auch schon gemacht, hat funktioniert. Das Szenario, dass man überhaupt nicht weiß, wie einem geschieht, weil einem a) jemand böses will oder man b) nicht kapiert, dass man jemandem sexistisch blöd gekommen ist, scheint mir ziemlich unwahrscheinlich. Normalerweise reicht es, souverän genug für eine Entschuldigung zu sein, anstatt defensiv darauf zu bestehen, dass man es ja nicht böse gemeint habe oder Ähnliches.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 3.01.2018 | 17:28
Siehe Post 78
Da ist für mich Laien 903 nicht eindeutig, der schränkt das auch ein.

@Teylen

Wir sind hier nicht in den USA
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 3.01.2018 | 17:59
Danach könntest du auch das vermutliche Opfer rauswerfen (oder tust es gar, wenn du mit dem "Bauchgefühl" daneben liegst) - wenn der Übergreifende mehr Kumpels/bessere Presse etc hat.
Das müßte danneben auch generell damit rechnen "ggf. von dort verwiesen" zu werden - und dürfte das Klima wiederspiegeln, welches dann vor Zeiten vorlag, als so etwas als Kavaliersdelikt galt.

Freie Willkür ist doch wohl die schlechteste Lösung, selbst wenn sie mal gut gemeint ist, oder?

Lasse bitte das „du“ weg, denn ich veranstalte keine Conventions.

Ansonsten das, was Rumpel sagt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2018 | 18:14
@Marzaan:
Angesichts dessen, dass eine Con-Orga nicht die Kapazitäten, die Kompetenzen oder auch schlicht nur die gleiche Zielsetzung wie ein Justizsystem hat und dass dieses oft nach Erlassen eines Gesetzes Jahre und Jahrzehnte damit verbringt die genaue Interpretation eines Gesetzes (die übrigens in ihrer Interpretation noch gesellschaftlichem Wandel unterliegt) mit allerhand Präzedenzfällen, Grundsatzurteil etc. auszuformen, finde ich die Idee irrwitzig, dass wir da wesentlich genauer werden könnten. ::)

Natürlich müssen alle Beteiligten darauf schauen, dass es irgendeine Form von gesellschaftlichem Konsens gibt. Und da wird der eine einen anderen Blick drauf haben als andere. Als Con-Orga ist die grundsätzliche Zielsetzung: alle haben Spaß. Addendum: ... und bitte nicht auf Kosten anderer. Wir haben halt entschieden, dass diesen Auf-Kosten-anderer mit einem Passus in der FAQ auftaucht, was uns denn besonders gegen den Strich ginge. Das ist unvollständig (wer bei uns auf der Con auf eine Sitzgelegenheit pinkelt, sollte ebenfalls einen guten Grund haben, auch wenn es nicht in der FAQ steht). Das ist nicht in letzter Instanz für jeden zufriedenstellend. Da wird es im Fall der Fälle zu Ungerechtigkeiten kommen. Aber alles Umfassendere stößt auch schnell an die Grenzen der Machbarkeit. Da muss dann halt einer aus der Orga irgendwann in den saueren Apfel beißen und eine Entscheidung treffen, die möglichst fair ist. Dieses "Möglichst" wird unfraglich immer irgendwem anders übel aufstoßen.

Rauswurf ist ja auch nicht die einzige Variante. Wenn mitten im Raum eine Runde freudig johlend und einmütig metzelnd brandschatzende, plündernde, vergewaltigende Barbaren spielt und sich die Leute ringsum langsam belästigt fühlen, dann kann man auch erst ein Mal mit der Runde reden. Spätestens wenn ich nebenan nachmittags um 3 mit einer Kinderrunde sitze, werde ich den Leuten einen husten. Da hätte die SL bei der Rundenanmeldung vielleicht mal drauf hinweisen sollen, dass Köpfe rollen. Aber vielleicht können die ja auch einfach einen Gang runter schalten oder ein abgelegeneres Örtchen aufsuchen, in dem das Spiel fortgesetzt werden kann, das aus mancher Sicht geschmacklos, aber für die Gruppe völlig in Ordnung sein mag. Die meisten Leute sind zwangsweise ganz einsichtig, wenn ihnen jemand sagt: "Guckt mal, das geht hier gerade Leuten echt quer. Macht mal anders oder woanders. Eure Entscheidung."
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Scimi am 3.01.2018 | 18:16
Es geht ja aber nicht nur immer um Extremfälle, die möglicherweise strafrechtlich relevant sind und bei denen die Orga als "Polizei" einschreiten muss.

Z.B. die Anti-Harassment Policy für 13th Age Organized Play (http://site.pelgranepress.com/wp-content/uploads/2013/07/13th-Age-OP-Anti-Harassment-Policy-2014-2015.pdf) dient dazu, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass in einem Umfeld, in dem man mit unbekannten Leuten, die verschiedene Bedürfnisse haben, anders Rücksicht genommen werden muss als beim Spielen im Freundeskreis.

Hier ist in einer Runde zuerst einmal der SL erster Ansprechpartner bei Problemen, und bei Bedarf kann ein Fall dann an die Orga, Locationverantwortlichen oder Polizei eskaliert werden. Der erste Schritt ist dann auch nicht, dass ein Störer direkt von der Veranstaltung fliegt, sondern eventuell erst einmal nur die Runde verlassen muss.

Dem SL diese Verantwortung, aber auch diese Autorität zu verleihen, hat den Vorteil, dass kleinere Fälle von problematischem Verhalten zuerst von Leuten geregelt werden kann, die dabei waren und sich nicht auf irgendwelche Zeugenaussagen verlassen müssen. Und man muss nicht warten, bis ein Vorfall so extrem ist, dass da schon ein Rausschmiss drohen muss.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 3.01.2018 | 18:21
@Teylen
Wir sind hier nicht in den USA
Das ist korrekt.
Allerdings sehe ich auch in Deutschland keine Handhabe für die Rückforderung von Reisekosten, Verpflegungskosten oder anderweitiger Belastungen für den Fall das eine Veranstaltung ausfällt oder das man der Veranstaltung, auf Basis des Hausrechts, verwiesen wird.
 
Für den Fall das World of Darkness Berlin ausgefallen, oder ich ich der Veranstaltung verwiesen, worden wäre.
Eine Rückerstattung des Eintrittspreise sehe ich unproblematisch. Eine Rückerstattung der Reisekosten oder gar Kompensation von Urlaubsgeld bzw. Arbeitskraftausfall etc. nicht.
 
Das gleiche gilt auch für geschäftsbezogene Tätigkeiten wie beispielsweise die Teilnahme an einem Training zur Weiterentwicklung berufsrelevanter Fertigkeiten und Kenntnisse welches ausfällt oder dem man verwiesen wird.
 
Weshalb ich mich erkundigte wo Du dort einen Ansatzpunkt siehst.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Megavolt am 3.01.2018 | 18:45
Wie verbreitet ist denn Harassment auf irgendwelchen Cons? Hat da jemand Erfahrungswerte? Und gehts bei sowas in erster Linie um mit Met vollgedieselte Larper, die sich aggressiv streiten oder was ist da andernfalls die Hauptproblemgruppe?

Die Frage ist ernst gemeint, ich kann mir das nicht so richtig vorstellen und kenne mich nicht aus.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2018 | 18:51
@Rumpel: Die Sorge würde bei wenn einem überschwappen US-amerikanischer Sitte (vereinzelt) gelten, wo Horden ungewaschener Sexisten längst Horden ungekämmter Social Justice Warriors gegenüberstehen, die Lagerbildung fördern und jeden zum Masku erklären, der nicht jeden Verdacht mit der Todesstrafe ahnden will. In so einem Umfeld gibt es dann ungerechtfertigte Anschuldigungen mit ernsten Folgen. Kenne ich in dem Maß nicht aus Deutschland, aber schließe ich deswegen aus, dass ein ungeschickt handelndes Orga-Team aus dem Geschäft ge-#MeToo-t wird? (Und ich beziehe mich hier ausdrücklich auf trittbrettfahrenden Missbrauch legitimer feministischer Bewegungen, nicht darauf dass diese an sich ein Problem wären. Für manche Leute muss man das ja klarstellen...)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 3.01.2018 | 19:00
Die "US-amerikanische Sitte" sind Anti-Harassment Policies für Rollenspielconventions oder reden wir hier noch über was anderes? Insofern: Losschwappen bitte!
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2018 | 19:11
@Megavolt:
Das wird dir umfassend keiner sagen können. Ja, ich kenne Fälle, meistens eher aus privaten Runden, aber durchaus auch auf Cons. Ich glaube nicht, dass es oft passiert.

Aber ich denke, dass es unterm Strich hilfreich ist, die Regeln mal zu erwähnen, dass bestimmte Dinge besonders sauer aufstoßen, sowie dass es Ansprechpartner dafür gibt. Wenn es einem oder einer Betroffenen hilft? Yay! Es geht ja beispielsweise bei uns auch um rassistische Übergriffe. Himmel, ich könnte mir vorstellen, dass ich Ziel einer Beschwerde werde, wenn ich den Evil Pulp Nazi in einer Runde als SL voll durchziehe. Aber dann soll sich doch bitte jeder durch die Richtlinie ermutigt fühlen, mir auf die Schulter zu tippen und zu sagen: "Das reicht jetzt aber." Ich weiß doch auch, dass die Gäule mit mir da manchmal durchgehen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2018 | 19:17
Die "US-amerikanische Sitte" sind Anti-Harassment Policies für Rollenspielconventions oder reden wir hier noch über was anderes? Insofern: Losschwappen bitte!
Nein, ich meinte das, was ich danach so flappsig geschildert hatte: Selbsternannte Heugabelmobs und Lagerbildung. Auch in den USA nur vereinzelt, aber da ziemlich lautstark und übel.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2018 | 19:43
Bisher hatte ich den Eindruck, dass alle Dinge zu dem Thema in diesem Thread deutlich unter Heugabelniveau sind. Warum also die Sorge? Welche Äußerung erweckt den Eindruck bei dir, dass hier jemand auf einem Kreuzzug ist und hier jemandem "ungekämmte[r] Social Justice Warriors gegenüberstehen, die Lagerbildung fördern und jeden zum Masku erklären, der nicht jeden Verdacht mit der Todesstrafe ahnden will"? Falsche Beschuldigungen, beispielsweise das Vortäuschen einer Straftat sind ebenso wie der große Teil der schweren sexuellen Übergriffe meistens Taten, in denen sich Täter und Opfer schon vorher kannten.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2018 | 20:07
Bisher hatte ich den Eindruck, dass alle Dinge zu dem Thema in diesem Thread deutlich unter Heugabelniveau sind. Warum also die Sorge? Welche Äußerung erweckt den Eindruck bei dir, dass hier jemand auf einem Kreuzzug ist und hier jemandem "ungekämmte[r] Social Justice Warriors gegenüberstehen, die Lagerbildung fördern und jeden zum Masku erklären, der nicht jeden Verdacht mit der Todesstrafe ahnden will"? Falsche Beschuldigungen, beispielsweise das Vortäuschen einer Straftat sind ebenso wie der große Teil der schweren sexuellen Übergriffe meistens Taten, in denen sich Täter und Opfer schon vorher kannten.
Ja, das war eher so eine unbegründete Sorge. Hier im Thread sowieso nicht, auch sonst laufen in meinem Umfeld jetzt nicht solche Spinner herum.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Romaal am 3.01.2018 | 21:05
Ich finde das nicht OK, die "ungekämmten Social Justice Warriors" auf eine Stufe mit den Sexisten zu stellen. Unabhängig davon, ob man das gut finden will, dass manche Leute im Internet auf der Suche nach roten Ampeln sind (wenn man lang genug sucht, findet man eine), muss man hier doch einen wichtigen Unterschied betonen: Leute, die sich sexistisch verhalten, tun damit jemand anderem psychisch oder physisch etwas an - diesen Fakt kann man nicht wegdiskutieren. SJW (wenn man die so nennen möchte), wollen fordern vielleicht Verbote oder Gebote, aber diese Sachen tangieren erstmal niemanden physisch oder psychisch.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Blechpirat am 3.01.2018 | 21:18
Bitte nicht in die SC abdriften.

Praktisch alles, was mit SJW zu tun hat, ist ein politisches und damit hier unerwünschtes Thema.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.01.2018 | 23:51
Wenn also A zur Orga geht und sagt "Der B hat mich geschlagen"
und B gibt das sogar noch zu, sagt aber "trotz mehrerer Ermahnung, auch von Seiten meiner Freundin C hat er diese wiederholt angegrabscht",
sind wir hier noch nicht in Fällen von "indubio pro reo",
da müssen erst noch "Dubii" hinzukommen...
Dass B geschlagen hat, steht in diesem Fall außer Zweifel. Die Frage ist, warum er geschlagen hat.

1. Möglichkeit: Es war Notwehr (Notstand), um seine Freundin zu verteidigen.
2. Möglichkeit: Es war Selbstjustiz, weil seine Freundin belästigt wurde.
3. Möglichkeit: Es gab einen anderen Grund und die Sache mit der Freundin war eine Schutzbehauptung.

* Glaubt man dem Opfer und schmeißt den Täter raus, kann das evtl. unfair sein, weil Missverständnis oder gar eine falsche Beschuldigung
* Erwartet man vom Opfer große Beweise und arbeitet strikt nach Unschuldsvermutung, können Täter länger rumlaufen ohne Probleme zu bekommen

Als Orga MUSS man also quasi einen Standpunkt wählen in dem Wissen, dass man damit quasi automatisch das Risiko eingeht, Fehler zu machen. Entweder man läßt Belästiger rumlaufen oder man wirft evtl. harmlose Leute raus. Eine Lösung, die beides verhindert, existiert nicht. Die Frage ist, welche Richtung man wählen will.
1. In erstaunlich vielen Fällen hilft auch einfach reden. Häufig ist sich der Belästiger der Belästigung nicht bewusst.

2. Eine weitere Option ist beobachten: Wenn es keine Zeugen gibt, stellt man einen Helfer ab, der den Verdächtigen beobachtet.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 4.01.2018 | 00:02
Ich umschiffe mal das politische und bleibe allgemein ethisch.
Wenn ich jemanden Unrecht tue, und damit sein Leben zerstöre, kann das aus niederen oder proklamiert höchsten idealen geschehen, aber das Leben ist zerstört. Das kann man dann vergleichen. Das meinte ich.
Die Adjektive im konkreten Fall waren absichtlich so gewählt. Falls Morgenhygiene oder Frisur morgen für einen Schuldspruch reichen  sollten, will ich festhalten, dass ich mich satirisch dagegen gewandt habe, nicht dafür ausgesprochen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Edvard Elch am 4.01.2018 | 00:22
Ich umschiffe mal das politische und bleibe allgemein ethisch.
Wenn ich jemanden Unrecht tue, und damit sein Leben zerstöre, kann das aus niederen oder proklamiert höchsten idealen geschehen, aber das Leben ist zerstört. Das kann man dann vergleichen. Das meinte ich.

Wenn ich jemanden zwanzig Jahre ins Gefängnis werfe, weil er/sie jemanden umgebracht hat, oder jemanden zwanzig Jahre ins Gefängnis werfe, weil er (absurde Wahl für Plakativität) Schwäbisch spricht, sitzen beide als Ergebnis im Gefängnis. Ergo sind beide Haftgründe vergleichbar. Ich hoffe, du stimmst mir zu, dass das Unsinn ist – Kontext ist für die ethische Bewertung von Handlungen wichtig.


1. In erstaunlich vielen Fällen hilft auch einfach reden. Häufig ist sich der Belästiger der Belästigung nicht bewusst.

2. Eine weitere Option ist beobachten: Wenn es keine Zeugen gibt, stellt man einen Helfer ab, der den Verdächtigen beobachtet.

Zu 1.: Ich habe nichts dagegen, Leuten nochmal ausführlich zu erklären, was genau das Problem ist. Je nachdem, was genau vorgefallen ist und wie einsichtig die Person sich dann zeigt (und auch, was die betroffene Person dazu sagt), kann man die Person immer noch temporär oder ganz von der Veranstaltung ausschließen. Tendenziell ist mir allerdings unabhängig von vorhandenem Problembewusstsein das Wohlergehen der betroffenen Person wichtiger als das der übergriffigen Person.

zu 2.: Das bringt tendenziell nichts. Menschen, die sich beobachtet fühlen, verhalten sich anders. Am Ende sagt man dann "Unter Beobachtung hat er/sie nix gemacht, also muss es wohl ne falsche Anschuldigung gewesen sein."
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: nobody@home am 4.01.2018 | 00:24
Ich umschiffe mal das politische und bleibe allgemein ethisch.
Wenn ich jemanden Unrecht tue, und damit sein Leben zerstöre, kann das aus niederen oder proklamiert höchsten idealen geschehen, aber das Leben ist zerstört. Das kann man dann vergleichen. Das meinte ich.
Die Adjektive im konkreten Fall waren absichtlich so gewählt. Falls Morgenhygiene oder Frisur morgen für einen Schuldspruch reichen  sollten, will ich festhalten, dass ich mich satirisch dagegen gewandt habe, nicht dafür ausgesprochen.

Ob natürlich ein Con- oder sonstiger Veranstaltungsverweis sofort mit der Zerstörung des Lebens des so Verwiesenen gleichgesetzt werden kann, steht dann im Zweifelsfall noch mal auf einem ganz anderen Blatt...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 00:37
Also mal meine Beobachtung: in all den Jahren als V:Life-SL ... siehe oben. In all den Jahren, da ich immer auf 4 Cons der Region + Eurocon in FFM war: mitbekommen habe ich selten was. Quasi nie. Bewusst erinnere ich mich an eine Dame, die ziemlich auf Zoff aus war und sich wohl absichtlich in Gruppen begab in denen sie dann moralische Regeln bzgl. "Sexismus im Rollenspiel" vortragen konnte. Die hat sich auch - am selben Tag, nach mehreren Runden - bei den Veranstaltern beschwert, sie sei absichtlich sexuell belästigt worden. Da ich eine der betroffenen SLs war wurde ich vom veranstalter gefragt was los war. Ich hatte Warhammer Fantasy 1e geleitet und es war dark&gritty. Ihr Charakter hat In-Play ein paar dumme Sprüche abbekommen und eine paar SC sind in einen Puff gegangen. Das war - aus meiner Sicht - alles was man als "anstößig" hätte deuten können. Am Spieltisch hat sich die Dame Off-Play über die dummen Sprüche In-Play aufgeregt, woraufhin ich den Spielern geraten habe es ganz sein zu lassen. Als ich den Puff beschreiben musste, da einige Spieler dort Informationen einholen wollten ist sie wütend abgerauscht. Für mich war es damit getan, zumal noch weitere weibliche Spieler und/oder Charaktere am Tisch saßen, die keine Probleme hatten. Ich wurde aber persönlich von der Dame beschuldigt ihr persönlich gegenüber sexistisch/chauvinistisch gewesen zu sein, weshalb der Veranstalter mich ansprach; da er mich jedoch lange und gut kannte und ich auch meine Gruppe als Zeugen hatte wurde da nicht viel daraus. Ein persönliches Gespräch - um vermeindliche Mißverständnisse aus dem Weg zu räumen - wurde von ihr abgelehnt. Offensichtlich wollte sie, dass mir gegenüber ein Platzverweis ausgesprochen werden sollte, was nicht erfolgte.
Das gleiche hat sie an dem Abend noch bei zwei weiteren Runden abgezogen, wobei sie sich jeweils eher "düstere" bzw. "dark" Fantasy-Runden ausgesucht hat. Nach dem dritten Vorfall wurde sie von der Orga gebeten die CON zu verlassen.

Wie gesagt: das zu meinen persönlichen Erfahrungen ... und das war Ende der 90er. heutzutage hätte ich halt die Befürchtung, dass das Ganze ganz anders ausgehen würde, ja möglicherweiße damit enden würde, dass ich rausgeschmissen würde ... der Zeitgeist ist halt ein anderer. Meines Erachtens würde man heute erst einmal davon ausgehen, dass die Dame im recht ist, bzw. man hätte zu viel Angst, dass es negativ-publicity gäbe, wenn man nicht pro "vermeindliches Opfer" reagieren würde. Mag sein, dass ich mich täusche, aber so sehe ich den Zeitgeist. Weswegen ich dann auch immer wieder betone: schwieriges Thema.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 00:42
Ob natürlich ein Con- oder sonstiger Veranstaltungsverweis sofort mit der Zerstörung des Lebens des so Verwiesenen gleichgesetzt werden kann, steht dann im Zweifelsfall noch mal auf einem ganz anderen Blatt...

Ein Kollege wurde von einer Schülerin angezeigt, er habe sie sexuell belästigt. Erst vor Gericht - nachdem ihre ganze Klasse gegen sie ausgesagt hatte - gestand sie ein, dass nichts gewesen war, dass es nur um ihre Benotung ging. Der Ruf des Kollegen war ruiniert, beinahe hätte es ihn die Ehe gekostet und letztlich musste er - da sich die Leute im Kaff nach wie vor dazu erdreisteten ihn als den Perversen zu beschimpfen und die Schulleitung immer wieder Druck von erschreckten Eltern bekam [obwohl er erwiesen unschuldig/falsch beschuldigt war]) den schulort wechseln und eine Schule 80km zu seinem Wohnort wählen ... eine CON ist nochmal was anderes, aber ja: eine falsche Beschuldigung kann jemandem das Leben (nahezu) zerstören. und der Kollege hatte echt Glück, dass keiner ihrer MitschülerInnen ihre Lüge unterstützt hat!
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Edvard Elch am 4.01.2018 | 00:57
Ein Kollege wurde von einer Schülerin angezeigt, er habe sie sexuell belästigt. Erst vor Gericht - nachdem ihre ganze Klasse gegen sie ausgesagt hatte - gestand sie ein, dass nichts gewesen war, dass es nur um ihre Benotung ging. Der Ruf des Kollegen war ruiniert, beinahe hätte es ihn die Ehe gekostet und letztlich musste er - da sich die Leute im Kaff nach wie vor dazu erdreisteten ihn als den Perversen zu beschimpfen und die Schulleitung immer wieder Druck von erschreckten Eltern bekam [obwohl er erwiesen unschuldig/falsch beschuldigt war]) den schulort wechseln und eine Schule 80km zu seinem Wohnort wählen ... eine CON ist nochmal was anderes, aber ja: eine falsche Beschuldigung kann jemandem das Leben (nahezu) zerstören. und der Kollege hatte echt Glück, dass keiner ihrer MitschülerInnen ihre Lüge unterstützt hat!

Entschuldigung, aber was genau hat das jetzt mit dem Thema zu tun? Was möchtest du mit dieser Anekdote, die nichts mit AHP ode Rollenspielcons zu tun hat, aussagen? Welche Handlungsmaxime bezüglich Belästigung/Diskriminierung/Rassismus/sexualisierter Gewalt leitest du aus dieser Anekdote für die Organisatoren von Rollenspielcons ab?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 01:09
Letzter Satz.

Verbesser mich: vorletzter Satz.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 01:15
Oder genauer: aus der Geschichte kannst du ableiten, wie es möglich wäre das Leben von jemandem zu zerstören. Und genau das war die Frage. Aber das wusstest du vermutlich bereits als du deinen Post gesetzt hast. Zumindest könntest du deinen Post unter fast der Hälfte der Postings dieses Threads setzen, hast dich aber nicht dafür entschieden, jedoch hast du dich eben für diesen meinen Post entschieden. Warum?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eulenspiegel am 4.01.2018 | 02:15
Wenn ich jemanden zwanzig Jahre ins Gefängnis werfe, weil er/sie jemanden umgebracht hat, oder jemanden zwanzig Jahre ins Gefängnis werfe, weil er (absurde Wahl für Plakativität) Schwäbisch spricht, sitzen beide als Ergebnis im Gefängnis. Ergo sind beide Haftgründe vergleichbar. Ich hoffe, du stimmst mir zu, dass das Unsinn ist – Kontext ist für die ethische Bewertung von Handlungen wichtig.
Die Haftgründe sind unterschiedlich. Aber je nach Gefängnis sind die Haftbedingungen identisch.

Zitat
zu 2.: Das bringt tendenziell nichts. Menschen, die sich beobachtet fühlen, verhalten sich anders. Am Ende sagt man dann "Unter Beobachtung hat er/sie nix gemacht, also muss es wohl ne falsche Anschuldigung gewesen sein."
Es geht nicht darum, dass sich die Person beobachtet fühlt. Es geht darum, dass die Person beobachtet wird.

Ansonsten: Wenn das Gefühl der Beobachtung dazu führt, dass Personen nicht belästigen, einfach das Gefühl der Beobachtung vermitteln. Schon wird keiner mehr belästigt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 02:44
Vielleicht hilft es ja auch, sich mal bewusst zu machen, dass es bei praktisch allen Veranstaltungen Codes of Conduct gibt, und dass da immer weite Interpretationspielräume und selten klare Sachlagen vorliegen. Wenn jemand bei mir auf einer Party auf den Couchtisch pisst, fliegt er raus, auch ohne, dass ich das vorher öffentlich so angekündigt habe.
Ich würde den Notarzt rufen


2. Eine weitere Option ist beobachten: Wenn es keine Zeugen gibt, stellt man einen Helfer ab, der den Verdächtigen beobachtet.
Na den Con möchte ich sehen, der das stemmen kann
Das ist korrekt.
Allerdings sehe ich auch in Deutschland keine Handhabe für die Rückforderung von Reisekosten, Verpflegungskosten oder anderweitiger Belastungen für den Fall das eine Veranstaltung ausfällt oder das man der Veranstaltung, auf Basis des Hausrechts, verwiesen wird.
 
Auch wenn der Verweis zu Unrecht getätigt wird?

Worum es mir auch ging, war die Tatsache der Eintrittspreis bei Cons kann im Vergleich zum Gesamtaufwand irrelevant sein.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 4.01.2018 | 04:09
@Archoangel:
Dein Beispiel ist doch genau der für Cons irrelevante Fall, der hier schon x Mal angesprochen wurde. Die falsche Anschuldigung erfolgt, nachdem schon ein Beziehung zwischen den einzelnen Personen besteht. Wir sehen auf Cons doch was völlig anderes. Und in den Kontext sind Falschanschuldigungen im Allgemeinen Quatsch. Menschen wollen mit Falschanschuldigungen was bezwecken. Das macht üblicherweise nicht so mal eben nebenher.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 4.01.2018 | 07:12
Wie verbreitet ist denn Harassment auf irgendwelchen Cons? Hat da jemand Erfahrungswerte? Und gehts bei sowas in erster Linie um mit Met vollgedieselte Larper, die sich aggressiv streiten oder was ist da andernfalls die Hauptproblemgruppe?

Die Frage ist ernst gemeint, ich kann mir das nicht so richtig vorstellen und kenne mich nicht aus.

Dazu müsste man sich wieder erstmal einigen, wo Belästigung anfängt. Mich z.B. stören sexistische Witze etc gar nicht, die mach ich selber, je dämlicher desto lach, wie meine Nichte so schön sagt. Schließlich sind die ja meist absichtlich total überzogen. Anderssieht das bei Sprüchen aus, die man als ernst gemeint sehen kann. Ich kann aber auch nachvollziehen dass die blonde Mitspielerin keine Blondinenwitze mehr hören mag und das schon als sexistische Anmache betrachtet.

Als SL ist das dann einfach - diese Witze unterlassen oder die Leute sind raus aus meiner Runde. Ansonsten sehe ich aber nicht, dass man wegen derartiger Witze viel tun kann. Ausser vielleicht, der Witzemacher rennt damit der blonden Spielerin die ganze Con über hinterher.

Bei Berührungen ist das auch so eine Sache. Heutzutage kann man sich nicht mal mehr trauen, jemandem die Hand auf die Schulter zu legen. Ich bin jetzt eh nicht so der Berührungstyp, habe aber jemand in der weiteren Bekanntschaft, der dauernd die Leute anfasst. Der Mann ist leicht behindert aber nicht doof, deswegen denken dann einige, dass er ihnen an die Pelle will. Klar, erlässt die Leute in Ruhe wenn sie nicht angefasst werden wollen, aber zuerst einmal geht er immer von aus dass alle umarmt und getätschelt werden wollen wie erselbst auch. Das gab schon hier und da Ärger.

Dann gibts da noch die Frauen (und sicher auch Männer), die von bestimmten Leuten Aufmerksamkeit wollen - "der hat mir gar nicht auf die Titten geguckt" ist so ein Zitat welches mir von einer FedCon hängen geblieben ist - aber wenn halt jemand guckt, den sie nicht interessant finden, ist es dann Belästigung.

Deswegen ist die Frage, wie oft das passiert immer von abhängig, wen man fragt. Mir ist sowas eben noch nie aufgefallen, von besagten Blondinenwitzen mal abgesehen, die ich nicht so recht dazuzähle. Ich hab auch noch nie andere Arten von Diskriminierung aud deutschen Cons mitbekommen. In London schon mal.

Auch auf der Messe in Essen, wenn mans genau nimmt, allerdings war der besagte Herr total betrunken dank deutsches Bier nicht vertragen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Achamanian am 4.01.2018 | 07:33
Ich halte mich hier ab jetzt raus. Wir sind von dem Thema der AHP inzwischen zu diffusen Ängsten dazu gelangt, was Falschbeschuldigungen anrichten können. Das ganze noch gewürzt mit politischen Kampfbegriffen wie SJW. Nee, keine Lust darauf.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 4.01.2018 | 07:34
Und in den Kontext sind Falschanschuldigungen im Allgemeinen Quatsch. Menschen wollen mit Falschanschuldigungen was bezwecken. Das macht üblicherweise nicht so mal eben nebenher.

Naja ich weiß nicht. Mich hat auch mal eine Person, die ich überhaupt nicht kannte, vielleicht auf der Con mal gesehen habe (bin Gesichtsblind) morgends angemacht, was ich denn mit... ich weiß echt nicht mehr, was es war... jedenfalls irgendwas von ihren Sachen gewollt hätte. Angeblich hatte sie Zeugen, die gesehen hatten, dass ich sie bestohlen hatte - wobei sie interessanterweise um was es auch immer gegangen war noch in ihrem Besitz hatte (irgendein LARP-Zeugs). Ich hab die Sache als Missverständnis abgetan und erst Monate später mitbekommen, dass sie in verschiedenen Mailinglisten und Foren meinen echten Namen und meine Adresse sowie einige andere private Dinge und Lügen rumposaunt und mich als Dieb hingestellt hat. Keine Ahnung, wo sie meine Infos her hatte - interessanterweise hatte sie meinen Charakternamen aus dem Spiel aber völlig verkehrt. Da die Frau aber wohl mal nen Fanfilm gemacht hatte und nen eigenen kleinen Fanclub hatte (das hatte sie wohl auch immer wieder betont), haben ihr recht viele Leute geglaubt.

Dummerweise habe ich wegen diesem Quatsch später keinen Job bekommen, da wohl dieser Mist immer noch auftaucht, wenn man im Netz nach mir sucht. Deswegen bräuchte ich es auch heute gar nicht mehr versuchen.

Also glaube ich nicht, dass es viel braucht, um jemanden zu ruinieren. Und auch nicht, dass es Leute groß interessiert, was mit Leuten passiert, denen sie was Falsches vorwerfen, egal ob das nun aus Geltungsbedürfnis oder Überempfindlichkeit passiert.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Infernal Teddy am 4.01.2018 | 08:07
Ich halte mich hier ab jetzt raus. Wir sind von dem Thema der AHP inzwischen zu diffusen Ängsten dazu gelangt, was Falschbeschuldigungen anrichten können. Das ganze noch gewürzt mit politischen Kampfbegriffen wie SJW. Nee, keine Lust darauf.

Yeah, auch.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Edvard Elch am 4.01.2018 | 08:20
Oder genauer: aus der Geschichte kannst du ableiten, wie es möglich wäre das Leben von jemandem zu zerstören. Und genau das war die Frage. Aber das wusstest du vermutlich bereits als du deinen Post gesetzt hast. Zumindest könntest du deinen Post unter fast der Hälfte der Postings dieses Threads setzen, hast dich aber nicht dafür entschieden, jedoch hast du dich eben für diesen meinen Post entschieden. Warum?

Die Frage war, wie man im Rahmen eines Codes of Conduct auf einer Con (und dem eventuelen Ausschluss von der Veranstaltung) jemandes Leben zerstören kann. Dein Beispiel war ein Lehrer, der von einer Schülerin im schulischen Rahmen angezeigt wurde. Meinen Post habe ich unter deinen gesetzt, weil der in meinen Augen eklatant weiter am Thema vorbei geht als das meiste hier im Thread.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 4.01.2018 | 08:26
Ich entschuldige mich an der Stelle für das Engleisen des Themas. War nicht gewollt, hätte ich aber trotzdem vermeiden können. Der "SJW"-Kampfbegriff fiel bei mir in der gleichen Haltung wie der "Sexist"-Kampfbegriff(ja), garniert mit sarkastischem Adjektiv, weil ich auf die Frontenbildung hinweisen wollte, die diversen Seiten nützen kann. Das hatte nichts mit den im Thread hier nützlicherweise geschilderten Sachverhalten bis dahin zu tun. Da sind zwar jetzt durchaus interessante Beiträge nachgekommen, aber letztendlich sind wir vom Thema ab, und in einem Bereich, wo die Diskussion schnell vergiftet ist. Den Schuh muss ich mir also anziehen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 4.01.2018 | 09:37
Auch wenn der Verweis zu Unrecht getätigt wird?

Worum es mir auch ging, war die Tatsache der Eintrittspreis bei Cons kann im Vergleich zum Gesamtaufwand irrelevant sein.
Du brauchst um jemanden auf Basis deines Hausrechts zu verweisen keine Rechtsbasis respektive keine Rechtskräftige Begründung.
Du kannst ihn anstarren, sagen das die Person ein unsympathischer Mensch ist / stört und die Person deines Haus verweisen von deinem Hausrecht gebrauch machen.

Das die Eintrittskarte der Convention der kleinste Posten der Person ist, ist wahrscheinlich. Deswegen auch von mir das Beispiel.
Allerdings ist es für den Veranstalter und im Rahmen des Hausrechts vollkommen egal ob der Verwiesene ein Haus weiter wohnt oder vom anderen Eck Deutschlands hergeflogen ist, aufwändig etwas vorbereitete und eine Woche, gar unbezahlten, Urlaub nahm. Es gibt dahingehend nichts was, nach meiner Kenntnis der Rechtslage und normalen Handhabung nach, Veranstalter verlangt dies in irgendeinerweise in Betracht zu ziehen und die Unkosten der Person über den Ticketpreis hinaus entsprechend zu kompensieren.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 09:41
Hat jemand der Eintritt bezahlt hat, nicht einen rechtskräftigen Vertrag betreffs Aufenthalt abgeschlossen?


Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Sarakin am 4.01.2018 | 09:51
Grundsätzlich ja. Wenn dieser jemand dann aber gegen die Hausordnung verstößt oder in anderer Form Ärger macht, greift wieder das Hausrecht. Mit dem Ticket erwirbt er ja keinen Persilschein, machen zu können, was er will.

Gerade noch mal meine Frau gefragt, die in einer Rechtsanwaltskanzlei arbeitet: Wenn der Veranstalter eine Person nicht mehr dahaben will - egal aus welchem Grund -, darf er sie im Rahmen des Hausrechts entfernen (lassen). Ob der Verwiesene einen Rechtsanspruch hat, sein Eintrittsgeld zurückzubekommen, entscheidet in letzter Instanz ein Gericht. Wenig Chancen dafür gibt es, wenn gegen eine Hausordnung verstoßen oder sonst wie Ärger gemacht wurde.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Radulf St. Germain am 4.01.2018 | 10:05
Ich finde es interessant, dass jemand in seinem ersten Posting, ein paar Tage nach seiner Anmeldung eine Frage stellt, die sehr großes Potential hat Unfrieden zu stiften. (Ja, der Poster distanziert sich vorsorglich von der Diskussion, die dann unweigerlich aufkam.) Man kann diese Situation auf unterschiedliche Weise interpretieren, Fakten gibt es leider wenige.

Ich kann mir aber dann doch nicht folgendes verkneifen.  ~;D

Das bringt mich auf eine Idee, ein Rollenszenario zu schreiben, in dem russische Trolle in westlichen Foren Unfrieden stiften. "Ich weiß, dass das Thema [russische Trolle] ein heißes Eisen ist. Ich möchte einfach nur [eine Rollenspielidee diskutieren]." (See what I did here....)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 10:11
@Sarakin

Mir geht es ja auch nicht um den Fall wo jemand öffentlich, vor den Augen der Orga und den Kameras der Presse, jemandes  sexuelle Selbstbestimmung körperlich verletzt.
Da ist die Frage eher rauswerfen oder Polizei

Mir geht es um A sagt B hat und B sagt habe ich nicht oder aus gutem Grund und mehr hat man als Orga nicht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 4.01.2018 | 10:13
Ich finde es interessant, dass jemand in seinem ersten Posting, ein paar Tage nach seiner Anmeldung eine Frage stellt, die sehr großes Potential hat Unfrieden zu stiften. (Ja, der Poster distanziert sich vorsorglich von der Diskussion, die dann unweigerlich aufkam.) Man kann diese Situation auf unterschiedliche Weise interpretieren, Fakten gibt es leider wenige.

Ich kann mir aber dann doch nicht folgendes verkneifen.  ~;D

Das bringt mich auf eine Idee, ein Rollenszenario zu schreiben, in dem russische Trolle in westlichen Foren Unfrieden stiften. "Ich weiß, dass das Thema [russische Trolle] ein heißes Eisen ist. Ich möchte einfach nur [eine Rollenspielidee diskutieren]." (See what I did here....)
Meh. Ich fühle mich ja selbst wie ein Troll wegen meiner Abschweifung oben :/ so viel Vertrauenvorschuss sollte ich also auch anderen geben.
aber +1 für Rekursion.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Der Nârr am 4.01.2018 | 10:16
Wenn dieser jemand dann aber gegen die Hausordnung verstößt oder in anderer Form Ärger macht,
Ja was denn nun. Muss ein Grund vorliegen oder nicht. Meines Wissens ist das so:

In Discotheken mit Türstehern gibt es eine individuelle Einlasskontrolle. Der Türsteher kann sagen "du kommst rein" und "du bleibst draußen". Dadurch erhält der Discobetreiber das Recht, jeden ohne Angabe von Gründen unter Bezug auf das Hausrecht rauszuwerfen.

Eine Convention wo jeder hingehen kann und Eintritt zahlen und man kommt rein und da ist kein Türsteher, der auf die richtigen Schuhe achtet, das ist meines Wissens ein öffentlicher Raum bei dem ein Grund vorliegen muss (z.B. Verstoß gegen die Hausordnung). Wer auf Nummer sicher gehen will formuliert seine Hausordnung also möglichst vage, um im Zweifelsfall schon einen Grund finden zu können, mit dem man jemanden rauswerfen möchte. Also auch so Sachen wie "Belästigen von anderen Gästen", "Stören des Hausfriedens" usw. usf.

Mir geht es um A sagt B hat und B sagt habe ich nicht oder aus gutem Grund und mehr hat man als Orga nicht.
Ja, das ist etwas, was eine Orga diskutieren und in ihre Policy einfließen lassen sollte. Es gibt bestimmt auch schon größere Debatten und Lösungsansätze dazu dort, wo solche Anti-Harassement-Policys entwickelt und diskutiert werden. Ich frage mich die ganze Zeit, warum das Rad neu erfunden muss. Kann man nicht erstmal die bestehenden Ansätze prüfen, inwiefern sie für Rollenspielconventions geeignet sind?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 4.01.2018 | 10:16
Ich finde es interessant, dass jemand in seinem ersten Posting, ein paar Tage nach seiner Anmeldung eine Frage stellt, die sehr großes Potential hat Unfrieden zu stiften. (Ja, der Poster distanziert sich vorsorglich von der Diskussion, die dann unweigerlich aufkam.) Man kann diese Situation auf unterschiedliche Weise interpretieren, Fakten gibt es leider wenige.

Die Frage, ob es in D Cons mit Anti-Harassment Policy gibt, ist eine gute. Dafür, dass hier einige ihre Beißreflexe nicht im Griff haben, kann Glumbosch nichts.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Radulf St. Germain am 4.01.2018 | 10:20
Meh. Ich fühle mich ja selbst wie ein Troll wegen meiner Abschweifung oben :/ so viel Vertrauenvorschuss sollte ich also auch anderen geben.
aber +1 für Rekursion.

Die hohe Kunst des Troll-seins ist es ja gerade, dass man selbst als unschuldig dasteht und andere dazu bringt zu platzen. Leute wüst zu beleidigen ist Troll 1.0, das funktioniert heute kaum mehr.

Wichtig: Das heisst nicht, dass der Poster ein Troll ist oder die Frage eine schlechte. Aber dass dieser Thread irgendwann ausarten wird, gilt für mich als ausgemacht. Die ersten wollen ihn ja schon nicht mehr lesen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Sarakin am 4.01.2018 | 10:24
Siehe mein Edit: Man braucht keinen Grund, um jemanden per Hausrecht verweisen zu können. Der Grund wird nur dann interessant, wenn Eintritt gezahlt wurde und ob es dann einen Rechtsanspruch auf Rückzahlung gibt.

Man macht es sich sicherlich einfacher und auch erklärbarer, wenn man einen Grund hat und den im Idealfall auch vorher irgendwo festgelegt hat, aber notwendig ist das nicht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 4.01.2018 | 10:27
Mir geht es um A sagt B hat und B sagt habe ich nicht oder aus gutem Grund und mehr hat man als Orga nicht.
Solange man nicht hinreichend dumm genug seitens der Orga ist es mit der Hautfarbe, Religion oder anderen Diskriminierungsaspekten zu begründen, toppt eine Eintrittskarte nicht das Hausrecht.

In Discotheken mit Türstehern gibt es eine individuelle Einlasskontrolle.
Neben der Einlasskontrolle kann ein Türsteher oder die Security jemand auch nach dem Eintritt rauswerfen.
Beispielsweise weil der jemand Aussagen anderer nach belästigt hat oder weil dessen Trunkenheit den Frieden stört.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 4.01.2018 | 10:29
Radulf St. Germain Naja, lassen wir die Meta-Diskussion über Trolle  ::)
ich rekonstruiere gerade, warum ich mich da oben so verrant hab.

Auslöser war bei mir soweit ich das zusammenbekomme
" Das Szenario, dass man überhaupt nicht weiß, wie einem geschieht, weil einem a) jemand böses will oder man b) nicht kapiert, dass man jemandem sexistisch blöd gekommen ist, scheint mir ziemlich unwahrscheinlich. Normalerweise reicht es, souverän genug für eine Entschuldigung zu sein, anstatt defensiv darauf zu bestehen, dass man es ja nicht böse gemeint habe oder Ähnliches."
Keine Ahnung, warum mir das gerade präsent war, aber wenig später habe ich dann meinen (im Nachhinein zu "trolligen") Beitrag geschrieben, der auf eskalierte Probleme im Ausland Bezug nahm. Und gleichzeitig gesagt, dass ich das hier in D nicht beobachtet habe.  Das habe ich auch mehrfach klarzustellen versucht, zumindest.
Kurz darauf kam eine Ansage der Mods, bestimmte SC-Themen wegzulassen.
Edit: Und dann habe ich mir nicht verkneifen können, mich auf die Diskussion um Ethik, Bewertung von Konsequenzen und Absichten usw. einzulassen
Edit2: Schlussendlich haben auch andere Leute Beiträge beigesteuert, bei denen anti-harassment-Verhaltensweisen gezielt oder unabsichtlich Unschuldige beeinträchtigt haben. Die sind zwar alle für sich korrekt und nicht zu beanstanden, aber insgesamt verschiebt sich der Thread natürlich zu einem Klima, wie auch Rumpel meinte, "diffuser Ängste". (Unbenommen davon die Erstnutzung von Kampfbegriffen, das war meine Schuld. Ich setze leider zu oft voraus, dass wir da alle drüber stehen)

Soweit meine rückblickend schlaue Analyse..
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 4.01.2018 | 10:30
Wichtig: Das heisst nicht, dass der Poster ein Troll ist oder die Frage eine schlechte. Aber dass dieser Thread irgendwann ausarten wird, gilt für mich als ausgemacht. Die ersten wollen ihn ja schon nicht mehr lesen.

Es ist erbärmlich, dass man über das Thema Anti-Harassment Policy nicht schreiben kann ohne dass Leute von Anfang an gezielt versuchen, den Thread abzuschießen und entgleisen zu lassen. Das ist meine Meinung dazu.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 4.01.2018 | 10:38
Radulf St. Germain Naja, lassen wir die Meta-Diskussion über Trolle

Ich bitte explizit darum. Bei Bedarf macht dazu einen separates Thema auf.
Und vermeidet hier bitte weitere Metadiskussionen!
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 4.01.2018 | 10:39
Es ist erbärmlich, dass man über das Thema Anti-Harassment Policy nicht schreiben kann ohne dass Leute von Anfang an gezielt versuchen, den Thread abzuschießen und entgleisen zu lassen. Das ist meine Meinung dazu.
+1, und ich muss es ja jetzt wissen. Habe selbst noch "OT" moniert und mich dann selbst nicht im Griff gehabt.

Edit: @Danke Boba.   Ich will das Fass auch nicht weiter aufmachen.
Edit2: Ach so, ich meinte nicht, dass ich das für Absicht halte. Nur dass es schade ist, wenn der Thread kaputt ist
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Radulf St. Germain am 4.01.2018 | 10:44
Es ist erbärmlich, dass man über das Thema Anti-Harassment Policy nicht schreiben kann ohne dass Leute von Anfang an gezielt versuchen, den Thread abzuschießen und entgleisen zu lassen. Das ist meine Meinung dazu.

Ich finde es auch schade und erschreckend, wie das entgleist. Schutz von Frauen ist mir wichtig. Selbstschutz als Mann auch*. Daher müssen wir bei diesen Themen sehr vorsichtig und sensitiv sein. Ich will nicht mit Dir streiten Ucalegon, weil ich Dich sehr schätze, aber die Unterstellung, dass Leute von Anfang an und gezielt versuchen den Thread abzuschießen ist genauso unbewiesen, wie dass der OP ein Troll ist. Ich will das sicherlich nicht, ich wundere mich nur, dass sowas immer in die Hose geht.


* Ich habe bestimmt auch schon mal dumme, insensitive Dinge gesagt. Ich habe die Befürchtung mit Grapschern und Vergewaltigern in einen Topf geworfen zu werden.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Radulf St. Germain am 4.01.2018 | 10:45
Ich bitte explizit darum. Bei Bedarf macht dazu einen separates Thema auf.
Und vermeidet hier bitte weitere Metadiskussionen!


OK, sorry. Mache ich.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 10:50
Grundsätzlich ja.
D.h. mit Hausrecht kann ich jemand trotz gültigen Vertrages ohne Grund rauswerfen und muss schlimmstenfalls befürchten das Eintrittsgeld zurückzuzahlen?

Gibt es dazu Gerichtsurteile?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 4.01.2018 | 10:50
[...]. Ich will das sicherlich nicht, ich wundere mich nur, dass sowas immer in die Hose geht.
[...]

Das ist ja TEil des Problems (und mit der Grund für niedergeschriebene REgeln, denke ich): Wenn wir, als ziemlich zivilisierter Haufen, mit dem Luxus einer hypothetischen Diskussion und ohne dass wir uns adrenalingeladen gegenüberstehen, schon entgleisen, wie schwierig ist das wohl für einen Laien (Orga), gleichzeitig zu moderieren und zu bewerten, wenn konkrete Vorwürfe (und emotional belastete Menschen) vor ihm stehen?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 4.01.2018 | 10:54
Hat schon jemand geschrieben, aber ich denke es ist wichtig, sich das im Hinblick auf die Formulierung der Policy klarzumachen: Es geht um jede Form von Übergriff, nicht nur sexistischer Art und nicht nur auf Frauen.

Die Gencon sagt z.B.:
Zitat
No Harassment Policy
Gen Con: The Best Four Days in Gaming! is dedicated to providing a harassment-free Event experience for everyone, regardless of gender, sexual orientation, disability, physical appearance, body size, race, religion, or affiliation. We do not tolerate harassment of convention participants in any form. Convention participants violating these rules may be sanctioned or expelled without refund at the discretion of show management.If you need to report an issue you may do so by visiting the Show Office in Room 112 or Customer Service in the Wabash East concourse.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 4.01.2018 | 10:55
Ich habe hier eigentlich zwei Erkenntnisse aus diesem Thread gezogen:

1. Archoangel: "Schwieriges Thema", weil auch ein sehr sensibles Thema
2. Blechpirat Post #41: Wann ist es "zu viel" und bewirkt eher das Gegenteil von dem, was man eigentlich möchte?

Ich finde die Formulierung des Padercon schon sehr charmant. Ich weiss natürlich nicht, wo es platziert ist/war, kann es mir aber in einem FAQ/Q&A gut vorstellen. Damit ist für mich ein guter Mittelweg gefunden worden, um eben nicht das von Blechpirat erwähnte Problem zu haben (welches im Übrigen auch genau meines wäre).

Vieles andere sind für mich Detailfragen, die man in der theoretischen Natur zwar diskutieren kann, aber für die Praxis eher selten genauso umsetzen kann.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Radulf St. Germain am 4.01.2018 | 10:59
Das ist ja TEil des Problems.

Absolut. 100% dabei. Ich bin auch nicht gegen Regeln (habe lange GURPS gespielt). Aber ich finde es auch wichtig einen Weg zu finden, dies sachlich zu diskutieren. Denn ich habe die Befürchtung, dass manche CoC in den USA sehr sehr streng sind. Die Worte "Zero Tolerance" machen mich immer sehr traurig, ehrlich gesagt.

Ich erinnere mich an einen Podcast (Ken and Robin) zu dem Thema. Ich dachte, "toll, die zeigen jetzt, was Frauen für eine Bereicherung für das Hobby darstellen und wie man dafür sorgen kann, dass die sich wohlfühlen bei uns." Was ich aus dem Podcast mitgenommen habe war, dass man Leute ausschließen sollte die dumme Sprüche klopfen, dass es OK ist, wenn Rollenspielläden mit solchen Kunden pleite gehen usw. Ich fand es halt schade, dass man in diesem Zusammenhang nicht "pro Frauen" argumentiert hat sondern "contra borderline Asperger".
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 11:00
Siehe mein Edit: Man braucht keinen Grund, um jemanden per Hausrecht verweisen zu können. Der Grund wird nur dann interessant, wenn Eintritt gezahlt wurde und ob es dann einen Rechtsanspruch auf Rückzahlung gibt.

Man macht es sich sicherlich einfacher und auch erklärbarer, wenn man einen Grund hat und den im Idealfall auch vorher irgendwo festgelegt hat, aber notwendig ist das nicht.

+1

Hier wird oft Hausrecht mit Hausordnung anscheinend verwechselt und das Recht, jemanden rauszuschmeißen mit irgendwelchen Ersatzansprüchen.

Hausrecht:
Ich darf grundsätzlich jeden jederzeit rausschmeißen, WENN ich das Hausrecht habe ODER WENN mich der, der das Hausrecht hat, dazu berechtigt hat. Es reicht zu sagen: "Es ist zu spät, alle raus jetzt" oder "Sorry, 50 sind zuviel, ihr 20 geht jetzt".
(Lassen wir bis dahin Diskriminierungsproblematiken mal außen vor).
Auch "Sorry, SF-Rollenspiele wollte ich hier nicht haben, geht bitte" oder "wenn ihr Magic spielen wollt statt Rollenspiel, geht bitte" ist wohl noch iO ohne gegen Diskriminierungsdingens zu verstoßen.
Je privater, desto mehr Spielraum habe ich da (vereinfacht).

Haftung:
Wenn ich aber fahrlässig, grob fahrlässig oder gar vorsätzlich bei jemandem einen Schaden verursache (Hier: Eintrittskarte), dann hafte ich da grundsätzlich für.
Wenn ich also jemanden "einfach so" bzw "spontan" oder "wird zu voll" von einer CON verweise, wohl wissend und ja auch wollend(!), dass derjenige welche eine Eintrittskarte gekauft hat, bin ich zum Ausgleich des Schadens verpflichtet.
Und bevor man sich da auf nen Rechtsstreit einlässt (s.u. "Hausordnung" und "Harassment"), erstatte ich die Karte lieber.
Nur: Als Veranstalter kann ich grundsätzlich nichts, dass der Gast nicht aus der nahen Gegend, sondern aus dem fernen Berlin oder gar Japan einreist. Das ist grundsätzlich nicht mehr in meiner Verantwortungssphäre. Nicht mal dann, wenn ich ihn einfach so rausschmeiße.
Zumal - und das wird von uns Hobbyisten gerne vergessen - der Schaden da schon fraglich ist, denn was der Gast in Bielefeld (Veranstaltungsregion) macht, ist erst ein Mal sein Bier.
Solange er nicht pauschal bei mir auch die Anreise gebucht hat, sein Problem, soll er sich halt anderweitig bespaßen lassen.

Etwas anderes gilt in meinen Augen nur, wenn ich beispielsweise Pauschalangebote vergebe, Unterkünfte "in Zusammenhang mit der Con*" vermiete oder der Veranstaltungsort irgendwo in der Pampa ist (Antarktis beispielsweise) und sowieso jeder exakt diese Hinreisekosten hätte.
Deshalb ist bei Urlaubsreisen teilweise die Haftung wieder eine andere.

*Beispiel für die Praxis:
Schmeiß ich auf dem Sparrencon in Bielefeld jemanden raus, muss ich ihm im Zweifel nur den Eintritt erstatten.
Schmeiß ich auf dem Heinzcon in Norden jemanden raus UND habe auch für ihn die Anmietung der Ferienwohnung organisiert, wird es uU teurer.

Selbstverschulden
Wieder anders sieht es aus, wenn der Gast selbst schuld ist. Wenn mir also auch aus Sicht eines Sachkundigen Dritten gar nichts anderes übrig blieb als den Gast rauszuschmeißen UND er dies grob fahrlässig oder vorsätzlich verursacht hat.
Dann muss ich ihm natürlich auch nicht den Eintritt erstatten.
Wird aber trotzdem gerne gemacht, sei es um den unliebsamen Gast schnell los zu werden (Pragmatismus)
oder Haftungsstreitigkeiten zu vermeiden (Rechtsfrieden)
Gerne heißt dann "Kulanz ohne Rechtspflicht".

Hausordnung
Eine (einsehbare!) Hausordnung verschiebt dann die Nachweispflicht etwas bzw den Anscheinsbeweis.
Denn der Gast wusste ja, worauf er sich einlässt. Wenn da steht "Kein Magic/Alkohol/ü40 auf dieser Con" und ich
a) weiß das
b) habe es fahrlässig unterlassen, mich mit der (einsehbaren! und verständlichen!) Hausordnung zu beschäftigen
habe ich Pech gehabt, es sei denn ->

Diskriminierungsdingens
der Gastgeber/Veranstalter verstößt hier offensichtlich, zumindest aber unzulässig gegen allgemein gültige oder gesetzlich fixierte Diskriminierungsdingens. Dann ist die Hausordnung/AGB/whatever insoweit nicht zulässig, so als existiere sie in dem Punkt gar nicht.

Harassment und Notwehr/hilfe/stand
Unabhängig davon bin zur Nothilfe verpflichtet und Notwehr berechtigt. Wenn also A die B (tatsächlich) belästigt (wesentlich), kann und muss ich (im Grunde egal wer) ihn jederzeit an jedem Ort rausschmeißen, zumindest muss ich Hilfe leisten (wenn mir dies zumutbar ist).
Ich kann Maßnahmen gegen A auch als Dritter verwenden, bis die Gefahr gegenüber B gebannt ist.
Körperlichen Zwang darf ich natürlich nur bei unmittelbarer Gefahr oder unmittelbar drohender Gefahr anwenden und muss das Übermaßverbot beachten.

Und jetzt?
Wenn der SV vage ist, ist es schön, wenn ich das Hausrecht innehabe, denn ich kann A ja selbst rausschmeißen, wenn keine Notsituation herrscht.... aber in einer Notsituation halt insbesondere.
Wenn ich das Hausrecht habe, ist es schön, wenn ich eine Hausordnung habe, weil ich dann Haftungsproblematiken von vornherein umgehen kann.

Harassment zum zweiten i Zsh m Hausordnung
Unabhängig davon kann eine klar verständliche und bekannt gemachte Hausordnung oder FAQs
gewisse Probleme von vornherein verhindern oder zumindest mindern.
Und wenn dann doch was passiert, bin ich rechtlich auf mehreren Ebenen auf der richtigen Seite und das Gegenüber wusste auch bescheid.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 11:42
Wo steht das so eindeutig im Gesetz bzw. entsprechende Gerichtsurteile
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ginster am 4.01.2018 | 11:46
Ich erinnere mich an einen Podcast (Ken and Robin) zu dem Thema. Ich dachte, "toll, die zeigen jetzt, was Frauen für eine Bereicherung für das Hobby darstellen und wie man dafür sorgen kann, dass die sich wohlfühlen bei uns." Was ich aus dem Podcast mitgenommen habe war, dass man Leute ausschließen sollte die dumme Sprüche klopfen, dass es OK ist, wenn Rollenspielläden mit solchen Kunden pleite gehen usw. Ich fand es halt schade, dass man in diesem Zusammenhang nicht "pro Frauen" argumentiert hat sondern "contra borderline Asperger".

Ich finde es nicht schön, dass jetzt Persönlichkeits- und Entwicklungsstörungen als Beispiele für grenzüberschreitendes Verhalten herhalten müssen. Ich glaube auch kaum, dass Ken und Robin das so gesagt haben. Unterdrückungsmechanismen wie männlicher Chauvinismus sind erlernte Verhaltensmuster, keine Krankheiten oder Behinderungen.
In CoCs geht es auch nicht darum, gemütliche Nester für Frauen zu basteln, "damit die sich bei uns wohlfühlen", sondern darum, dass sich jede/r sicher fühlen kann und ihm Ernstfall ernstgenommen wird.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 4.01.2018 | 11:48
[...]
In CoCs geht es auch nicht darum, gemütliche Nester für Frauen zu basteln, "damit die sich bei uns wohlfühlen", sondern darum, dass sich jede/r sicher fühlen kann und ihm Ernstfall ernstgenommen wird.
Das ist ein guter Punkt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 12:01
Das bestimmtes Verhalten gar nicht geht ist nicht die Frage. Nur wo dieses Verhalten anfängt ist eben ein viel zu schwammiger Begriff; wo es der Person unangenehm wird ist sicher eine persönliche Grenze, aber aus einer persönlichen Grenze einen Verhaltenskodex abzuleiten ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wie gesagt: wir reden hier nicht über strafrechtlich relevantes Verhalten, das ist ja eh klar definiert.

Im Beispiel:

Ein sexistischer Witz wird gemacht.
a) lacht mit, da sie selbst solche Witze mag
b) lacht nicht mit, sagt aber nichts
c) sagt, dass sie sich belästigt fühlt, daraus folgt möglicherweiße ein einstellen des verhaltens und/oder eine Entschuldigung
d) sagt nichts, fühlt sich belästigt und geht damit direkt zur Orga

Und jetzt soll die Orga handeln ... wie? Denn auch hier ergeben sich wieder verschiedene Erwartungen/Handlungsmuster. Möglicherweiße erwartet d) jetzt, dass der Witzerzähler sofort gebannt wird und wird - bei nicht Erfüllen der Erwartungshandlung - entsprechend reagieren.

Und genau hier drückt eben der Schuh. Der Klassiker Marke "Kölner Silvesternacht" wird doch eher nicht auf einer RPG-Convention auftreten. Hier ist der Fall eindeutig. Auf der CON wird solch ein potentieller Fall aber eben eher auf einer Ebene stattfinden, die im schwammig-persönlichen Bereich liegt. Manche Personen geben sich dann mit einem "Entschuldigung, so habe ich das nicht gemeint" zufrieden; bei anderen ist aber der Gedanke der Vater der Tat und sie sehen sich bei weiterer Anwesenheit des "Täters" gleich einem potentiellen Vergewaltiger ausgesetzt. In USA würde wohl - im Zweifel für das Opfer - der "Täter" sofort entfernt werden, was bei der Gruppe der "Täter" (liest sich: nicht sexistisch/chauvinistische Personen mit einem kulturell erworbenen Verhalten, dass im besonderen Fall als sexistisch/cheauvinistisch gedeutet werden könnte) letztlich zu einem generellen Fernbleiben, oder aber zu unterschweliger Angst und/oder "prophylaktischer Selbstzensur" führen kann. Und DAS kann unmöglich gewollt sein, da gerade die aus der Angstsituation entstandene Selbstzensur langfristig zu sehr großen Problemen führen kann.

Und darum geht es mir hier bei der Debatte: die offensichtlichen Sittenstrolche braucht es nicht zu diskuttieren - die wird jede Orga sofort entfernen, notfalls auch auf einer BDSM-Messe. Ein "nein" ist ein "nein" und kein Veranstalter wird (heutzutage) eine Verbalinjurie/einen Grabscher einfach mit einem Lächeln davonkommen lassen. Aber wo ist bei den anderen Fällen die Grenze/ welche Handlungsstrategien wären für eine CON-Orga empfehlenswert? Das ist - meines Erachtens - diskussionswürdig.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Achamanian am 4.01.2018 | 12:03

In CoCs geht es auch nicht darum, gemütliche Nester für Frauen zu basteln, "damit die sich bei uns wohlfühlen", sondern darum, dass sich jede/r sicher fühlen kann und ihm Ernstfall ernstgenommen wird.

Ein Glück, dass das wer geschrieben hat! ganz viele Plusse.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grandala am 4.01.2018 | 12:10
Hat jemand der Eintritt bezahlt hat, nicht einen rechtskräftigen Vertrag betreffs Aufenthalt abgeschlossen?

Ich wüsste nicht in wie weit das Zahlen von Eintritt auf dem gleichen Level steht wie das Abschließen eines Kaufvertrages oder dem Einkauf einer Dienstleistung. Ich gehe tatsächlich davon aus, dass dies im Recht nicht gleichzusetzen ist. Aber das ist eine interessante Frage, die eine Antwort von einem Juristen verlangt.

D.h. mit Hausrecht kann ich jemand trotz gültigen Vertrages ohne Grund rauswerfen und muss schlimmstenfalls befürchten das Eintrittsgeld zurückzuzahlen?

Gibt es dazu Gerichtsurteile?

Wie gesagt das mit dem Vertrag ziehe ich mal in Zweifel. Aber ich kann dir aus jahrelanger Erfahrung sagen, dass das in Discotheken alltägliche Praxis ist. Zurückgezahlt wurde in meinen Jahren dort auch niemals etwas. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass es dazu Gerichtsurteile gibt. Wer klagt schon wegen 10€ Eintritt und muss noch damit rechnen auf den Anwaltskosten sitzen zu bleiben.

Das einzige Gerichtsurteil, das mir bekannt ist bezieht sich auf das AGG, wo in Bremen ein südländischer Herr erfolgreich geklagt hat, da er aufgrund seine Haut und Haarfarbe entgegen aller seiner Freunde nicht in eine Discothek gekommen ist. Das ist aber schwer vergleichbar mit "rausfliegen". Ich wüsste auch nicht, wo ich nach Gerichtsurteilen suchen könnte. Wie gesagt ich kann nur aus der gängigen Praxis berichten.

Rechtlich scheint es halt einfach so zu sein, dass sich aus dem Hausrecht im BGB ergibt, dass du entgegen des Willens des Inhabers simpel kein "Bleiberecht" genießt. Das meinte ich gestern mit der "Toleranz" des Veranstalters unter der du die ganze Zeit teilnehmen "darfst". Ob das ethisch so Ast rein ist steht auf einem anderen Blatt, praktiziert wird dies aber in jeder Kneipe.

Zitat
In CoCs geht es auch nicht darum, gemütliche Nester für Frauen zu basteln, "damit die sich bei uns wohlfühlen", sondern darum, dass sich jede/r sicher fühlen kann und ihm Ernstfall ernstgenommen wird.

Auch von mir ein +1

PS:
Auch dort wo man stündlich bezahlt z.B. in einer Sauna wurde das in meinem beisein so gehandhabt. Da gab es eine massive Belästigung von einem Gast gegenüber meiner damaligen Partnerin mit eindeutigen sexuellen Konnotationen. Als wir das beim Personal gemeldet haben ist der Herr auch sehr bestimmt zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert worden mit Verweis auf das Hausrecht. Sein Geld hat der auch nicht zurückbekommen. In diesem Fall waren wir auch die einzigen Zeugen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 4.01.2018 | 12:22
@Khorned:
Das Urteilen über Menschen unter Zeitdruck bei unklarer Faktenlage ist durchaus etwas, das manche Leute in ihrem Beruf regelmäßig und mit einem massiv größeren Instrumentarium an legalen Möglichkeiten tun, als das bei Con-Orgas der Fall ist. Das ist aber durchaus machbar und kein Hexenwerk. Täter, Betroffene, Zeugen räumlich getrennt anhören, ohne dass ein halbes Dutzend Leute Einwürfe von der Seite rein wirft. Keine Situation herbeiführen, die jemanden beschämt, sonst kriegst du nur die Version, von der die oder der Gehörte denkt, dass ihr Ansehen im Kreis aller Zuhörer den geringsten Schaden nimmt. Und so weiter. Alles kein Hexenwerk und meistens mit den Regeln: "Hör dir Leute einzeln an" und "Kack die Leute nicht an, sondern hör ihnen erst ein Mal zu" erfüllt. Böse Sachen sagen, Rauswerfen kannst du später immer noch.

@topic:
Also folgende Sachen erledigen:

- Regeln in der FAQ auf der Seite und als Aushang auf der Con. Wir haben da eh noch ein paar andere Sachen, unsere Örtlichkeit führt z.B. zu Alkoholverbot. Das Veröffentlichen ist gleichermaßen Warnhinweis für potentielle Täter als auch Orientierungshilfe für Betroffene.

- Spezifische Leute benennen, an die man sich in dem Fall wenden soll. Das schafft Verbindlichkeit und mehr Sicherheit als "die Orga". Betroffene wenden sich eher an Menschen mit Namen als an eine abstrakte Orga.

- Es geht um alle Formen von übergriffigem Verhalten, auch rassistisches Verhalten führt zu Ärger.

- Hör dir die Leute erst ein Mal an. Und komm bloß nicht auf die Idee, dass eine Opfer-Täter-Gegenüberstellung irgendwas zur Problemlösung beiträgt.

- Es geht um den Schutz der Gäste, der Helfer und der Veranstaltung, nicht um Strafen oder irgendwelche hochtrabenden Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit. Also lieber ein Mal mehr rauswerfen, als sich an irgendwelchen theoretischen Ethikdiskussionen verheben. Wenn Straftaten verübt wurden, bist du schlicht nur noch dafür zuständig, dass niemand - du inklusive -  weiter Schaden nimmt, bis die Polizei eintrifft.

- Als Veranstalter hast du Hausrecht, das auch auf andere Helfer übertragbar (bzw. auch auf diese anwendbar) ist. Du darfst rauswerfen. Rückgabe des Eintritts beugt weiterem Ärger vor, ist aber wahrscheinlich rechtlich nicht notwendig, sondern nur Kulanz.

Mal vom Benennen spezifischer Personen ist bzw. wäre das bisher unsere Herangehensweise. :)

Ergänzungen? Kommentare?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 12:27
Ich wüsste nicht in wie weit das Zahlen von Eintritt auf dem gleichen Level steht wie das Abschließen eines Kaufvertrages oder dem Einkauf einer Dienstleistung.
ich schon aber ich bin auch kein Jurist.

Zitat
Wer klagt schon wegen 10€ Eintritt und muss noch damit rechnen auf den Anwaltskosten sitzen zu bleiben.
Ich hätte auch nicht wegen des  Eintritts geklagt(der IIRC doch um einiges höher als ein RPG Con war) sondern wegen der vertanen Urlaubszeit und bei der Entschädigung reden wir vermutlich von Geld für einen kleinen RPG Con.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: kamica am 4.01.2018 | 12:30
Wo steht das so eindeutig im Gesetz bzw. entsprechende Gerichtsurteile
Es gibt einige Urteie zu Museen, die Leute, die unrechtmäßigerweise fotografiert haben, rausgeworfen haben.
Z.B. OLG Stuttgart Urteil vom 31.05.2017 - 4 U 204/16
Ansonsten gibt es weiterführende Auskünfte in jedem beliebigen Kommentar zu 123 StgB und 859 ff. BGB

P.S. Vertrag ist Vertrag, ob ich nun ein Haus kaufe, ein Bonbon oder eine Eintrittskarte fürs Kino. Rechtlich ist das alles gleichwertig.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 12:31
Zitat
Also lieber ein Mal mehr rauswerfen

Und hier sehe ich das Problem. Das widerspricht einfach meinem Gerechtigkeitssinn. In meinem eigenen, obigen Beispiel wäre ich da der Betroffene gewesen, obwohl aus Sicht aller beteilgter (bis auf das so genannte "Opfer") kein Fehlverhalten vorgelegen hat. Das " Also lieber ein Mal mehr rauswerfen"-Muster hingegen schiebt letztendlich Verantwortlichkeit ab, ist leider ein typischer Reflex der modernen Zeit. "Die Coputerspiele sind schuld". "D&D ist schuld". "Er ist Zeuge Jehovas". Was-auch-immer. Schublade auf und lieber dem Nachgeben, der/die am lautesten schreit - da kann man ja nichts falsch machen. Und zu was führt das? Zu Mißbrauch. Immer.

Ansonsten gefällt mir der Text aber recht gut. Ich würde vielleicht sagen: Im Zweifel beide Beteiligten rauswerfen. Das ist zwar immer noch "ungerecht" aber wenigstens erstreckt sich die Ungerechtigkeit bzw. die Vorverurteilung dann nicht mehr auf nur eine Person. geteiltes Leid ist eben halbes Leid.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 12:33
Wo steht das so eindeutig im Gesetz bzw. entsprechende Gerichtsurteile

Ich bin nur Halbjurist, das kann ich dir nicht sagen.
Bezweifelst du meine Einschätzung?

geht es dir um einen speziellen Einzelfall?
Dann stell ihn doch mal im Detail vor!

Kamica hat auch recht. Allerdings behandelt sie eher den Leistungsaustausch "Geld gegen Karte",
weniger uU weitere tatsächliche/vermeintliche/missverstandene Schadensersatzansprüche.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 4.01.2018 | 12:39
@Archo:
Ich verstehe dein Problem nicht. (1) In deinem Fall ist der übergriffige Störer doch ebenfalls rausgeworfen worden.

(1) Gelogen. Ich verstehe schon, was du sagen willst, sehe aber halt auch weiterhin beim modernen Durchschnittsbürger die Fähigkeit zum differenzierten Urteil. ;)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grandala am 4.01.2018 | 12:40
Ansonsten gefällt mir der Text aber recht gut. Ich würde vielleicht sagen: Im Zweifel beide Beteiligten rauswerfen. Das ist zwar immer noch "ungerecht" aber wenigstens erstreckt sich die Ungerechtigkeit bzw. die Vorverurteilung dann nicht mehr auf nur eine Person. geteiltes Leid ist eben halbes Leid.

Also ich kann deine Zweifel an der "Hardline" verstehen besonders nach der Lektüre deine Posts, also deinen Vorerfahrungen und ich verstehe voll und ganz was deinen Gerechtigkeitssinn triggert (zumindest glaube ich das). Aber keinen qualitativen Unterschied zwischen Opfer und Täter auch wenn es "in potentia" ist zu machen finde ich jetzt echt provokant. Ich hoffe ehrlich, dass du das in der Realität niemals so machen würdest.

@ Chruschtschow:
Vielleicht der produktivste Post des ganzen Stranges THX dafür +1

ich schon aber ich bin auch kein Jurist.
Okay jetzt bin ich raus. Ich bin sehr zuversichtlich, dass du als Person ein Sozialverhalten an den Tag legst, dass es nie dazu kommen wird, dass du diese Klage einreichen musst, also belassen wir es dabei. Sollte es jemandem im Forum trotzdem mal passieren würde mich das Gerichtsurteil als Lektüre interessieren.

@ Kamica:
Danke für die Klärung.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 12:47
Wie formuliere ich es höflich, du meinst es ja offensichtlich nett...
...
Und hier sehe ich das Problem. Das widerspricht einfach meinem Gerechtigkeitssinn. In meinem eigenen, obigen Beispiel wäre ich da der Betroffene gewesen, obwohl aus Sicht aller beteilgter (bis auf das so genannte "Opfer") kein Fehlverhalten vorgelegen hat. Das " Also lieber ein Mal mehr rauswerfen"-Muster hingegen schiebt letztendlich Verantwortlichkeit ab, ist leider ein typischer Reflex der modernen Zeit. "Die Coputerspiele sind schuld". "D&D ist schuld". "Er ist Zeuge Jehovas". Was-auch-immer. Schublade auf und lieber dem Nachgeben, der/die am lautesten schreit - da kann man ja nichts falsch machen. Und zu was führt das? Zu Mißbrauch. Immer.
Das kann man nämlich keinesweges miteinander vergleichen. Der Beißreflex wäre "Sie sah halt scharf aus" oder "Hätte ja nicht herkommen müssen, weiß doch, dass die meisten Nerds keine Frau haben..." oderoderoder
Zumindest wird auch umgekehrt ein Schuh raus...
Zitat
...Ich würde vielleicht sagen: Im Zweifel beide Beteiligten rauswerfen. Das ist zwar immer noch "ungerecht" aber wenigstens erstreckt sich die Ungerechtigkeit bzw. die Vorverurteilung dann nicht mehr auf nur eine Person. geteiltes Leid ist eben halbes Leid.
Und eben das halte ich für Schwachsinn, für gefährlich, für im Zweifel ungerechter.
Man nehme mal an, A wird tatsächlich belästigt von B und beschwert sich. B behauptet das Gegenteil.
C als Veranstalter macht es sich einfach und schmeißt beide raus.
Natürlich ist B stinkig....
Aber A ist erschüttert. Desaströse Aussage "Beschwer dich lieber nicht über den Grapscher, sonst wirst du rausgeschmissen"

Es gibt Fälle, da ist der "doppelte Rausschmiss" gerecht. Beispielsweise bei einer (annähernd gleichberechtigten) Prügelei zweier Trunkenbolde.
Bei massiver Streitbereitschaft beider Beteiligten über den ursprünglichen Sachverhalt hinaus.
Massenschlägereien o.ä. mit Gefahr für Dritte o.ä.

Ich kann von jedem Verantwortlichen Gastgeber erwarten, dass er im Problemfall versucht, den Sachverhalt herauszufinden.
Und gerade und insbesondere bei sexueller Belästigung kann ich Fingerspitzengefühl und Opferschutz erwarten.
Wenn mir das zu heikel wird, zack Polizei
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 4.01.2018 | 12:47
@topic:
Also folgende Sachen erledigen:

- Regeln in der FAQ auf der Seite und als Aushang auf der Con. Wir haben da eh noch ein paar andere Sachen, unsere Örtlichkeit führt z.B. zu Alkoholverbot. Das Veröffentlichen ist gleichermaßen Warnhinweis für potentielle Täter als auch Orientierungshilfe für Betroffene.

- Spezifische Leute benennen, an die man sich in dem Fall wenden soll. Das schafft Verbindlichkeit und mehr Sicherheit als "die Orga". Betroffene wenden sich eher an Menschen mit Namen als an eine abstrakte Orga.

- Es geht um alle Formen von übergriffigem Verhalten, auch rassistisches Verhalten führt zu Ärger.

- Hör dir die Leute erst ein Mal an. Und komm bloß nicht auf die Idee, dass eine Opfer-Täter-Gegenüberstellung irgendwas zur Problemlösung beiträgt.

- Es geht um den Schutz der Gäste, der Helfer und der Veranstaltung, nicht um Strafen oder irgendwelche hochtrabenden Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit. Also lieber ein Mal mehr rauswerfen, als sich an irgendwelchen theoretischen Ethikdiskussionen verheben. Wenn Straftaten verübt wurden, bist du schlicht nur noch dafür zuständig, dass niemand - du inklusive -  weiter Schaden nimmt, bis die Polizei eintrifft.

- Als Veranstalter hast du Hausrecht, das auch auf andere Helfer übertragbar (bzw. auch auf diese anwendbar) ist. Du darfst rauswerfen. Rückgabe des Eintritts beugt weiterem Ärger vor, ist aber wahrscheinlich rechtlich nicht notwendig, sondern nur Kulanz.

Mal vom Benennen spezifischer Personen ist bzw. wäre das bisher unsere Herangehensweise. :)

Ergänzungen? Kommentare?

Danke für die Zusammenfassung. Ich sehe so eine Policy nicht nur als Warnhinweis, sondern allgemein als Verhaltensrichtlinie. Wenn ich gesagt bekomme, dass mein Verhalten anderen Leuten Unwohlsein bereitet, dann habe ich das abzustellen. Punkt. Keine Diskussion. Darauf verweisen zu können, stärkt auch die Orga.

Ganz interessant finde ich dementsprechend (als Alternative) die Formulierung von Knutepunkt, die Teylen oben verlinkt hat:

Zitat
We trust that everyone participating at Knutepunkt care for each other, and do not generally seek to harm others. If you are told that your words or actions feel like harassment, or is making someone unsafe, please consider changing your behaviour.

When telling somebody that you would like them to change behaviour, try to be specific and clear. We know that this isn’t always easy, but clear communication will make it easier for both parties. If someone tells you they would rather not like your attention, it means just that. Respect it and go somewhere else, don’t take it personal. It can be hard both to give and receive such a message, but it is essential for calibrating the interaction and making sure everyone has a good event.

The organizers are grateful to everyone who helps making Knutepunkt a safe event by giving and taking messages in a good manner.

If you are feeling unsafe or harassed, it is usually best to work it out involved parties, even though this is often uncomfortable. If you are unable to do this, or if somebody does not leave you alone even after being asked to do so, we encourage you to leave the situation, and to seek out help from the organizers’ contact points for safety issues (please see below).
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 12:48
@Grandala:
Natürlich stehe ich hinter einem Opfer und nicht hinter einem Täter. Beruflich gesehen befinde ich mich aber quasi täglich in der Situation des Richters und muss da immer sehr genau abwägen. Und oftmals ist das Opfer eben kein Opfer und der Täter kein Täter. Meine Befürchtung geht eben in die Richtung, dass erstmal jedem "Opfer" geglaubt wird und jeder "Täter" sanktioniert wird. Und das kann eben nicht sein. Viele Leute tendieren halt dazu die Konsequenzen ihres Handelns nicht zu ende zu denken - und ich meine hier nicht die "Täter" sondern die "Richter".
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 12:49
@kamica

Dann zeige mir bitte mal ein Gerichtsurteil/Gesetz wo drinsteht Hausherr darf jeden nach belieben rauswerfen der sich Aufgrund eines gültigen Vertrages dort aufhält.

Ohne guten Grund wie verbotenes Fotografieren

@Greifenklause
Mir geht es einfach um die Legaltät bezweifle das ein Vertrag einfach so zu negieren ist in Deutschland

@Grandala

Mir geht es hier auch um die Rechtssicherheit des Converanstalters/Orga etc.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 12:55
...
Ich hätte auch nicht wegen des  Eintritts geklagt(der IIRC doch um einiges höher als ein RPG Con war) sondern wegen der vertanen Urlaubszeit und bei der Entschädigung reden wir vermutlich von Geld für einen kleinen RPG Con.

Beim Eintritt hattes du einen Schaden. Du hast etwas bezahlt und die Gegenleistung wurde dir nicht gewährt.

Vertane Urlaubszeit? Liegt ganz übel im Blick des Betrachters. Kannst dir ja auch anderweitig eine schöne Zeit machen.
Flugkosten o.ä.? Wie ich bereits sagte: Das kommt drauf an.

Übertreiben wir mal:
Einem Kleckercon in Buxtehude ist es nicht zuzumuten, dem japanischen Gaststar die Flugkosten zu erstatten wegen "vertanen Urlaubs".
Dass der Kerl nämlich meinst solche Kosten und Mühen auf sich zu nehmen, liegt nicht im Einflussbereich des Kleckercons.
Anders: Sie haben den Kerl ausdrücklich eingeladen (ohne Erstattung der Flugkosten).
Dann wusste der Kleckercon, dass der Kerl soviel Geld investieren musste UND sie haben diese Kosten mitverursacht.
Wenn sie ihn dann an der Tür (ohne im Eigenverschulden nachzuweisen) rausschmeißen, sieht die Sache logisch anders aus.

Nochmals (!!!):
Es kommt auf den genauen Sachverhalt drauf an. Das ist hier wichtig!
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Radulf St. Germain am 4.01.2018 | 12:56
Beide rauswerfen hat den Nachteil, dass man damit immer jemandem Unrecht tut. Ebenso ist natürlkich das "lieber einen zuviel rauswerfen" zwar bequem für die Orga aber hat für mich ein Geschmäckle.

[zitat]
Ganz interessant finde ich dementsprechend (als Alternative) die Formulierung von Knutepunkt, die Teylen oben verlinkt hat:
[/zitat]

Das finde ich eine super Variante. Sehr durchdacht, ausgewogen und trotzdem wirkt es effektiv auf mich.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 12:57
@Grandala:
Natürlich stehe ich hinter einem Opfer und nicht hinter einem Täter. Beruflich gesehen befinde ich mich aber quasi täglich in der Situation des Richters und muss da immer sehr genau abwägen. Und oftmals ist das Opfer eben kein Opfer und der Täter kein Täter. Meine Befürchtung geht eben in die Richtung, dass erstmal jedem "Opfer" geglaubt wird und jeder "Täter" sanktioniert wird. Und das kann eben nicht sein. Viele Leute tendieren halt dazu die Konsequenzen ihres Handelns nicht zu ende zu denken - und ich meine hier nicht die "Täter" sondern die "Richter".

Heißt "oftmals" hier "manchmal" oder "meistens"?
(meine ich ernst und sorry falls meine letzte Antwort zu bissig war!)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 13:03
...
@Greifenklause
Mir geht es einfach um die Legaltät bezweifle das ein Vertrag einfach so zu negieren ist in Deutschland

...

IST ..... ER ..... AUCH ..... NICHT!

Deshalb ist der Verantwortliche dir beim (unverschuldeten) Rausschmiss  auch einen Schadensersatz schuldig!
Das ist zu allererst das Eintrittsgeld! Denn da hat er einen Vertrag mit dir geschlossen "Geld gegen Gegenleistung = Eintritt und Aufenthalt bei der Convention bis Zeitpunkt X unter Berücksichtigung der
a) (bekannt gemachten) Hausordnung
b) allgemeiner Rechtsgrundsätze
Wenn er diesen Vertrag jetzt einseitig aufkündigt ("Sie gehen jetzt! Sofort!"), schuldet er dir das Entgelt.

Das ist im ersten Schritt erst ein Mal alles...
Bei allen weiteren Kosten, müsste man erstmal klären, ob er die überhaupt irgendwie verursacht hat. Bzw ob da überhaupt ein Schaden da ist.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 4.01.2018 | 13:05
Vor allem wird hier "Opfer" im Zweifelsfall alleine vom Zeitgeist bzw. Anklage abhängig gemacht, das eigene Vorurteil ersetzt einfachhaltshalber die Suche nach tatsächlicher Schuld.
Letztlich dasselbe Unrecht beliebiger, heutzutage zu Recht verteilter Kulturen - nur neu verpackt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Just_Flo am 4.01.2018 | 13:14
 Das kommt auf den Schüler an.

Manche Schüler sind fast nie Täter.

Andere Schüler beschweren sich oft über das Echo das von ihren Mitschülern kommt nachdem sie weitaus schlimmeres  gemacht haben.

Wenige Schüler, die aber den Großteil der Beschwerer ausmachen haben meist davor schlimmeres gemacht oder gezielt provoziert.

Manchmal ist aber auch letztere Gruppe tatsächlich Opfer, dann wäre es fatal ihnen der Vorgeschichte wegen nicht zu glauben.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 13:23
Heißt "oftmals" hier "manchmal" oder "meistens"?
(meine ich ernst und sorry falls meine letzte Antwort zu bissig war!)

In meinem Beruf grob 50/50.

Knutpunkt +1. Die Formulierung gefällt mir richtig gut.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 13:26
@ Archoangel:
Danke für die Antwort!
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 4.01.2018 | 13:36
@Flo:
In der Situation setze ich aber das  Arsenal an Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen mit einer anderen Zielsetzung an. Ich will als Lehrer erziehen. Ich brauche hinterher noch ein brauchbares Sozialgefüge in der Lerngruppe. Ich will keinen Lynchmob aus erzürnten Eltern vor der Tür.

Welch wohlig einfache Problemstellung bietet da doch die Con. ;)

Ok, etwas ernster: die Stoßrichtung ist halt auf der Con eine völlig andere. Schutz aller Beteiligten. Erziehung? So gerne ich das als Lehrer immer und überall machen möchte, so sehr ist das da der falsche Ort. Und die Konsequenz ist nun ein Mal, dass vielleicht mal jemand eher geht als notwendig. Vielleicht auch der falsche. Das möchte ich verhindern. Aber selbst wenn die Maßnahme in der Form letztlich ungerecht war und ich den oder die Falsche raus geworfen habe, dann habe ich immer noch Täter und Betroffene getrennt. Selbst in dem Fall ist der Schaden klein.

@Radulf:
Und auch da noch ein Mal: erst reden. Der Rauswurf ist die Ultima Ratio. Mehr kann ich als Orga auch gar nicht machen. Für ein langwieriges Ermittlungsverfahren fehlt es schlicht an Berechtigung, Kompetenz und bei der Zielsetzung und den erwartbaren Konsequenzen schlicht auch an Notwendigkeit. Ich wurde in jungen Jahren auch schon vor die ein oder andere Tür gesetzt, weil ich mich daneben verhalten habe oder mit Leuten unterwegs war, die sich daneben verhielten, ich aber nichts getan habe. Die Welt ist in beiden Varianten entgegen anderslautender Vermutungen nicht untergegangen.

Apropos Zeitgeist: ... und das ist zwanzig Jahre her.

[Edit]
Und noch was zum Zeitgeist: Und weil im Fall sexueller Belästigung auch noch der Schaden im Fall von Victim Blaming für den oder die Betroffene wahrscheinlich schwerer wiegt, wähle ich lieber die moderne Variante, wenn ich schon im Dunklen stochern muss.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: kamica am 4.01.2018 | 13:40
@kamica

Dann zeige mir bitte mal ein Gerichtsurteil/Gesetz wo drinsteht Hausherr darf jeden nach belieben rauswerfen der sich Aufgrund eines gültigen Vertrages dort aufhält.

Ohne guten Grund wie verbotenes Fotografieren
Sexuelle Belästigung ist für dich kein guter Grund?

Ich kann jeden rauswerfen, auch mit Vertrag. Was meinst du, wie häufig in Badeanstalten Leute wegen sexueller Belästigung oder anderer Dinge rausfliegen und darüber hinaus noch ein Hausverbot für das komplette nächste Jahr kassieren? Es gibt nur eine Ausnahme dazu, die mir grad einfällt und das ist eine öffentliche Versammlung nach dem Versammlungsgesetz. Da muss das Hausrecht zurückteten, wenn derjenige rausgeworfen werden soll, der eine andere Meinung vertritt. Kritische Stimmen muss laut Gesetz eine öffentliche Versammlung aushalten. Sobald ich die Versammlung auflöse, kann ich ihn wieder problemlos rauswerfen.

Eine völlig andere Frage ist, ob derjenige sein Eintrittsgeld als Schadensersatz zurückbekommt.

Wenn dich die Frage tiefgehender imteressiert: Schau in einen juristischen Kommentar oder frag deinen Anwalt.

Aber man sieht schon an diesem Thread, das man als Orga einmal sich Gedanken für den Fall der Fälle machen sollte, damit man im Ernstfall nicht hilflos davor steht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 13:57
Sexuelle Belästigung ist für dich kein guter Grund?
Mir wird hier die halbe Zeit kommuniziert, Hausherr darf Vertrag nach Willkür brechen.
Dafür will ich Belege.
Zeig mir einen juristischen Kommentar, Urteil etc. der das belegt.

Jemand nur auf A sagt B hat rauszuwerfen ist da für mich etwas nahe dran
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 14:00
Die falschen Leute rauswerfen geht für mich halt gar nicht. Da bin ich viel zu sehr Freund der persönlichen Freiheit. Einen potentiell unschuldigen rauszuwerfen verschlimmert das Problem nur noch, statt an einer Lösung zu arbeiten. Motto: ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Und genau da sehe ich gesellschaftlich das Zunderfass.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 4.01.2018 | 14:02
Dafür will ich Belege.

1.
Tanelorn ist keine verbindliche Rechtsauskunft. Wenn Du so eine haben möchtest, wende Dich an die Anwaltskammer deiner Heimatstadt. Wenn Du ansonsten Belege brauchst, kauf Dir Aufschnitt und leg ihn aufs Brot.

2.
Was ist das denn bitte für ein Ton?
Die User von Tanelorn sind nicht Deine persönlichen Bediensteten, die Deinem Willen nachkommen und für Dich irgendwelches Zeug recherchieren müssen.
Mach es Dir selber! (bzgl Belege, versteht sich)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 4.01.2018 | 14:05
@Archoangel:
Ok, ich habe zwei Leute, die ich so zusammen auf einer Con nicht lassen kann. Die eine Person hat der anderen gerade Schaden zugefügt, sei als als falsche Anschuldigung der einen Person oder sexueller Übergriff der anderen. Gesprochen habe ich mit allen Betroffenen und kann nicht sagen, wie wahr die eine oder die andere Geschichte ist. Der Vorwurf ist schwerwiegend, ein "Weiter so" schließt sich aus. Aber auch wieder nicht schwerwiegend genug für die Polizei.

Gib mir bitte dein Rezept, das sich auf einer Con praktikabel und zielgerecht umsetzen lässt.

Das meine ich damit, dass man sich hier in juristischen Spitzfindigkeiten verzettelt. Dann mag es mal unfair sein. Aber Zeitgeist? Vor zwanzig Jahren wurdest du auch schon aus der Disco geschmissen, wenn jemand meinte, die eigene Hand wäre zu oft am anderen Körper gewesen. Wobei ich an der Stelle tatsächlich nicht Täter, sondern beistehende Person war. Da wurde weder lange nachgeforscht noch hinterher jenseits eines zünftigen "Arschloch!" zurückgeharkt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 14:10
Mir wird hier die halbe Zeit kommuniziert, Hausherr darf Vertrag nach Willkür brechen.
Dafür will ich Belege.
Zeig mir einen juristischen Kommentar, Urteil etc. der das belegt.

Jemand nur auf A sagt B hat rauszuwerfen ist da für mich etwas nahe dran

Wenn es dir so wichtig ist: berufen kann man sich mE hier nur auf das juristisch geregelte "Hausrecht". Liegt also eine Vertragsverletzung vor - und die wiederum (für uns hier wichtig) liegt letztlich nur dann vor, wenn in den AGBs das auch aufgeführt wird (es sei denn natürlich es handelt sich um generelles Recht) - kann der Hausherr oder sein Vertreter jemanden vom Veranstaltungsort verweisen. Da das Hausrecht jedoch niemals ein "notwehrfähiges Rechtsgut" ist, bleibt dir letztlich bei einer Verweigerungshandlung des Beschuldigten nur die Möglichkeit die Polizei zu rufen, damit sie dein Hausrecht durchsetzt. Selbst "Hand anzulegen" ist hier strafbar. Eine Ersatzleistung muss nicht erbracht werden.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grandala am 4.01.2018 | 14:10
Mir wird hier die halbe Zeit kommuniziert, Hausherr darf Vertrag nach Willkür brechen.
Dafür will ich Belege.
Zeig mir einen juristischen Kommentar, Urteil etc. der das belegt.

Jemand nur auf A sagt B hat rauszuwerfen ist da für mich etwas nahe dran

Also wenn das ganze jetzt losgelöst von der Prämisse des Harassment betrachtet werden soll dann würde ich einen neuen Thread aufmachen. Wie Greifenklause schon gesagt hat: Kontext is key. Den Kontext über Bord zu werfen hilft ja keinem weiter und führt zur sinnloser Kreisdreherei. In so gut wie allen Kontextualisierungen wird ja wohl klar was im vernünftigen Ermessen des Hausherren zu tun ist. Boba und Cruschtschow haben dazu (und natürlich auch andere) wertvolle Beiträge verfasst.

Sollte ich mit meinen Posts den Eindruck erweckt haben, dass ein haufen Veranstalter nur auf die Gelegenheit warten jeden X-beliebigen Gast hinauszubitten und damit auch noch völlig im Recht zu sein bitte ich um Verzeihung das war nicht meine Intention. Ich wollte lediglich sagen, dass eine Anschuldigung eines anderen Gastes einen validen Grund bieten kann vom Hausrecht gebrauch zu machen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 4.01.2018 | 14:14
Mir wird hier die halbe Zeit kommuniziert, Hausherr darf Vertrag nach Willkür brechen.
Dafür will ich Belege.
Zeig mir einen juristischen Kommentar, Urteil etc. der das belegt.

Jemand nur auf A sagt B hat rauszuwerfen ist da für mich etwas nahe dran
Der Rausgeworfene kann ja später dagegen klagen. Sein gutes Recht.

Ändert nichts daran, dass das Hausrecht vom Veranstalter/Besitzer/etc. ausgeht. Im Zweifel kann er, wie Archoangel richtig sagt, die Polizei rufen, die es dann umsetzt.
Die interessiert es im Übrigen dann auch nicht, warum, wieso, weshalb. Sie setzen es nur durch.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 4.01.2018 | 14:16
Da das Hausrecht jedoch niemals ein "notwehrfähiges Rechtsgut" ist, [...]

 Keine Ahnung, was folgende Instanzen sagten, aber ... (https://www.anwaltonline.com/urteile/sonstiges/sonstiges_024.html)

Wobei ich mich auf meinen Fall darauf verlassen würde. Das lässt man die Polizei erledigen. Wobei 110 erst ein Mal über's Ziel hinaus schießt. Speichert dafür lieber die Nummer der lokalen Dienststelle ein. So dringend ist es meistens nicht und die reagieren gelassener, wenn man sagt: "Ne, passt schon. Die Person geht jetzt. Alles wieder gut." ;)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 14:17
....
Mir wird hier die halbe Zeit kommuniziert, Hausherr darf Vertrag nach Willkür brechen.
Dafür will ich Belege.
Zeig mir einen juristischen Kommentar, Urteil etc. der das belegt.

Jemand nur auf A sagt B hat rauszuwerfen ist da für mich etwas nahe dran

1.) Nein, der Hausherr darf keinen Vertrag nach Willkür brechen!

2.) Ja, er darf  von seinem Hausrecht Gebrauch machen und jemanden auch ohne Angaben vom Gründen (grundsätzlich jedenfalls*) jemanden rausschmeißen oder rausschmeißen lassen. Er darf notfalls sogar körperlichen Zwang anwenden** (*Ausnahme ist uU ein Fall von Diskriminierung)
(**strittig. Archoangel vertritt eine andere Auffassung. UU irre ich hier).

3.) Wenn er jetzt von seinem Recht zu 2 Gebrauch macht, dabei aber einen Vertrag bricht (siehe 1), beißt sich das natürlich.
Dann ist er zum Schadensersatz wegen 1 verpflichtet, muss ergo zB deinen Eintritt zurück zahlen. Und alle weiteren Schäden, die er zu verantworten hat.

4.) Was unter "alle weiteren Schäden, die er zu verantworten hat" fällt ist je nach Sachverhalt anders sein und ist oft strittig.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 14:22
@Archoangel:
Ok, ich habe zwei Leute, die ich so zusammen auf einer Con nicht lassen kann. Die eine Person hat der anderen gerade Schaden zugefügt, sei als als falsche Anschuldigung der einen Person oder sexueller Übergriff der anderen. Gesprochen habe ich mit allen Betroffenen und kann nicht sagen, wie wahr die eine oder die andere Geschichte ist. Der Vorwurf ist schwerwiegend, ein "Weiter so" schließt sich aus. Aber auch wieder nicht schwerwiegend genug für die Polizei.

Gib mir bitte dein Rezept, das sich auf einer Con praktikabel und zielgerecht umsetzen lässt.

Das meine ich damit, dass man sich hier in juristischen Spitzfindigkeiten verzettelt. Dann mag es mal unfair sein. Aber Zeitgeist? Vor zwanzig Jahren wurdest du auch schon aus der Disco geschmissen, wenn jemand meinte, die eigene Hand wäre zu oft am anderen Körper gewesen. Wobei ich an der Stelle tatsächlich nicht Täter, sondern beistehende Person war. Da wurde weder lange nachgeforscht noch hinterher jenseits eines zünftigen "Arschloch!" zurückgeharkt.

Mein Kochrezept? Beiden Beteiligten das genauso kommunizieren. "Mir schildert sich euer Fall also wie folgt, A sagt, dass ... B sagt, dass ... Zeugen gibt es keine. Ist das korrekt?" Nach Bejahung: "Was erwartest du A nun als Konsequenz? Was du B?" Abgleichen. Ausgleich suchen. A besteht auf Platzverweis, B sieht sich als nicht schuldig und ich kann es nicht beurteilen. "A - leider kann ich, da niemand den Vorfall mitbekommen hat - schwer sagen wer von euch beiden nun die Recht hat. Da ich dies nicht abschließend beurteilen kann möchte ich dir folgenden Vorschlag unterbreiten: B wird sich für den Rest der Veranstaltung von dir fern halten, sollte er willentlich dagegen verstoßen werde ich ihn von der Veranstaltung entfernen. Ist das O.K. für dich?" Verneinung. "Da ich keine Lösung in beidseitigem Eivernehmen erzielen kann und nur aufgrund eurer beiden Aussagen, die sich wiedersprechen, auch nicht zu einer Lösung gelangen kann schlage ich vor, dass ihr beide die Veranstaltung verlasst. So muss leider auch einer von euch beiden unschuldig gehen, aber nur so kann ich sicher sein, dass der verursacher auch tatsächlich sanktioniert wird. Ich bitte um euer verständnis - anders kann ich die Situation leider nicht lösen. Ihr habt 15 min. um eure Sachen zu packen und zu gehen."

So oder so ähnlich würde ich das lösen: versuchen zu vermitteln, versuchen zu klären, versuchen eine Lösung zu finden, die für beide verständlich und nachvollziehbar bleibt. Das Opfer - wer auch immer es sein mag - wird ernstgenommen, der Täter "bestraft". Das auf jeden Fall. Wie gesagt: wenn die Aussagen konträr bleiben und jeder seinen Standpunkt ohne Zeugen verteidigt bleibt letztlich kaum eine andere Wahl. Sonst beziehst du Stellung ohne diese - jenseits von persönlichen Animösitäten - begründen zu können. Und damit hast du deine Rolle als Moderator nicht erfüllt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 14:25
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: CAA am 4.01.2018 | 14:28
Zur Anwendbarkeit von Gewalt wegen Hausfriedensbruchs: Selbst wenn du vor Gericht Recht bekommen solltest, dass das keine Körperverletzung sondern Notwehr war, hast erstmal ne Anzeige wegen Körperverletzung am Allerwertesten.

Mal abgesehen von der Frage inwiefern man ne Schlägerei mit jemandem Anfangen will, der ohnehin schon auf 180 ist, weil er gerade vor Versammelter Manschaft (was immer das im jeweiligen Kontext auch heißen mag) bloßgestellt wird. Wenn du Pech hast bekommst einen auf die Fresse und bist am Ende des Tages noch dran wegen Körperverletzung  ~;D

Die Polizei anzurufen ist da doch eher das geeignetere weil weniger Stressfreie Mittel.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 14:29
Kann sein, dass die eigene Wohnung notwehrfähiges Rechtsgut ist (Da bin ich mir an sich sicher).
Nicht aber jedes Hausrecht an sich.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 4.01.2018 | 14:31
@Archo:
(1) Bei meiner Variante schmeiße ich vielleicht jemand Unschuldigen raus, bei deiner sicher. Ich verstehe jetzt tatsächlich nur noch eingeschränkt den Vorteil. Und ich bin da als Con-Orga, somit nur eingeschränkt als Moderator. Ich HABE Interessen in der Situation.

(2) Danke, ich glaube es auch so. Aber wie schon geschrieben: Polizei ist eh sicherer. Hinterher kriegt man auch noch einen auf die Fresse? Nein danke, da gibt es Profis für. ;)

@all:
Wirklich, wir brauchen keine Debatte darüber. Es tut mir schon leid, dass ich das Urteil dazu rausgesucht habe, obwohl ich da selbst schon nicht drauf setzen würde. Mannomann, hier  springt echt jeder auf jeden geworfenen Knochen, mich selbst eingeschlossen. ::)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 14:34
Wenn Hausrecht kein notwehrfähiges Rechtsgut ist, begeht dann der Diskorausschmeißer immer einen Rechtsbruch, wenn er jemanden rausschmeißt ohne das Dritte noch gefährdet sind?

Fall:
Es gibt einen nachvollziehbaren Grund, den Gast der Räumlichkeiten zu verweisen. Der Gast ist nicht oder nicht mehr gewalttätig. Er weigert sich aber die Räumlichkeiten zu verlassen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 14:36
1.
Tanelorn ist keine verbindliche Rechtsauskunft.
habe ich nicht angenommen

Zitat
2.
Was ist das denn bitte für ein Ton?
Die User von Tanelorn sind nicht Deine persönlichen Bediensteten,
war auch nicht im mindesten meine Intention,  die genannten Belege, decken den Fall Veranstalter kann zahlende Kunden nach Gusto rauswerfen aber IMHO nicht ab, da ist immer Fehlverhalten des Kunden involviert.
Da war die Formulierung, Entschuldigung, ungeschickt, aber ohne diese Belege halte ich diese Aussage für wenig überzeugend.

@Rhylthar &  Archoangel

Danke, aber das ist doch genau das Problem was ich sehe,
Macht der Hausherr sich bei "willkürlichem" Vertragsbruch strafbar?
Welcher Schadenersatz kann gefordert werden

@Grandala

Mir geht es hier durchaus auch um die Folgen für den Veranstalter

@Greifenklause

und wenn du jetzt noch bitte  ein(ige) Urteile hättest

@Archoangel

Ja, das liest sich salomonisch.


Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grandala am 4.01.2018 | 14:42
@ Archo:
Sehr Lehrerhaft  ;) aber nicht unsympathisch

Das ist schon eine annehmbare Herangehensweise unter der Prämisse, dass das Problem in einer zivilisierten Eskalationsstufe auftritt. Wie gesagt meine Discothekenerfahrung prägt mich da deutlich vor. Ich habe Eskalationsstufen erlebt (und das auf nächtlicher Basis) wo so ein Gespräch außerordentlich unangebracht gewesen wäre. Wobei ich jetzt sicher bin, dass sich diese Fallbeispiele nicht auf Rollenspielcons übertragen lassen und daher unbrauchbar sind.

By the way:
Es gibt auf z.B. den Umsonst und Draußen Festivals immer die Klausel im Flyer, dass man sich vorbehält Leute zu entfernen, die offen rechtsradikales Gedankengut propagieren oder sich mit bekannten Symbolen aus der Szene schmücken. Auch hier sind die Grenzen manchmal oder sogar meistens fließend. Ich habe tatsächlich weniger Probleme damit sich so etwas als Veranstalter herauszunehmen auch in Bezug auf Belästigung besonders mit sexualisiertem Unterton oder gar Ton. Wichtig ist nur, dass derjenige der das entscheidet bereit und fähig ist eine Entscheidung zu treffen. Ganz besonders dann wenn ich das im Vorraus auch bekanntgebe. So nach dem Kredo Intoleranz wird nicht toleriert.

Darüber hinaus gehe ich auch nicht nur von sexualisierten Prämissen aus. Bei z.B. jemandem der Trans ist oder sonst wie aus dem LGBTQ-Spektrum kommt würde ich ehrlich gesagt als Veranstalter nicht lange Fackeln, da hier die "Reizschwelle des Erträglichen" meiner Erfahrung nach sehr oft und sehr schnell überschritten wird.

darüber hinaus geht dein Fallbeispiel davon aus, dass es keine Zeugen gibt. Wie sieht es denn aus wenn es Zeugen gibt? Bleibst du dann bei der Vorgehensweise?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: BobMorane am 4.01.2018 | 14:46
Mir wird hier die halbe Zeit kommuniziert, Hausherr darf Vertrag nach Willkür brechen.
Dafür will ich Belege.
Zeig mir einen juristischen Kommentar, Urteil etc. der das belegt.

Jemand nur auf A sagt B hat rauszuwerfen ist da für mich etwas nahe dran

Die Paragrafen zum Hausrecht waren glaube ich auf Seite 4 schon mal verlinkt. Hier noch mal eine kurze Definition:

https://www.juraforum.de/lexikon/hausrecht

Jemand der das Hausrecht inne hat kann jederzeit rauswerfen. Das leitet sich daher ab, dass nach BGB beim Hausrecht erst mal vom eigenen Besitz ausgegangen wird. Du hast einfach das Recht zu sagen wer in dein Haus darf und wer nicht und kannst auch Leute die Du rein gelassen hast wieder zum gehen auffordern. Hausrecht bezieht sich aber auch auf gemietete Objekte. In diesem Fall geht das Hausrecht auf den Mieter über. Wenn Du eine Lokation für deine Con anmietest erhältst Du für diesen Zeitraum auch das Hausrecht und kannst Leute jederzeit "deines" Hauses verweisen.

Wenn ich jemand aus meiner Con für die er bezahlt hat raus schmeiße, weil mir seine Nase nicht gefällt hat er vermutlich einen Anspruch auf Erstattung des Eintritts. Verstößt er hingegen gegen die Hausordnung sehe ich da keinen Erstattungsanspruch. Letzten Endes akzeptierst Du mit Kauf des Tickets die Hausordnung in der steht "bei Verstoß behält sich der Veranstalter weitere Maßnahmen hin bis zum Platzverweis vor". Ist genau so, wie wenn Du ein kostenpflichtiges Online Spiel spielst. Mit Abschluss des Vertrages akzeptierst Du die AGB. Verstößt Du gegen diese wirst Du gebannt.

Erstattungsansprüche gegen den Veranstalter wegen Anreisekosten ect hast Du nicht. Der Veranstalter verkauft dir ein Con Ticket sollte die Con nicht statt finden oder aus Nasengründen raus geworfen werden hast Du Anspruch auf den Ticketpreis. Falls ich dir als Veranstalter eine Übernachtung mit verkaufen dann wäre diese natürlich auch zu erstatten. Der Veranstalter kann nur für das haften, was er dir verkauft. Das war ja für viele Reisende das Problem bei der Air Berlin Pleite. Wenn sie Flug und sonstigen Urlaub von einander unabhängig gebucht haben besteht nur eine Erstattungsanspruch der Fluggesellschaft für den Flug. Wenn Du nicht zum Hotel kommst dein Problem.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Sarakin am 4.01.2018 | 14:49
Du wirst sehr wahrscheinlich keine Urteile finden, weil der Streitwert viel zu gering ist, als dass sich da jemand auf einen Rechtsstreit einlässt.

Strafbar macht sich der Veranstalter dabei nicht, da wir uns hier ja im Zivilrecht bewegen. *Wortklauberei*
Vertragsbrüchig wird er bei einem Rausschmiss ohne Grund aber - das hatten wir hier ja schon.
Schadensersatz kann für den Schaden, der eingetreten ist, gefordert werden. In aller Regel hier also das Eintrittsgeld - hatten wir hier auch schon.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 14:51
...
@Rhylthar &  Archoangel

Danke, aber das ist doch genau das Problem was ich sehe,
Macht der Hausherr sich bei "willkürlichem" Vertragsbruch strafbar?
Welcher Schadenersatz kann gefordert werden

@Grandala

Mir geht es hier durchaus auch um die Folgen für den Veranstalter

@Greifenklause

und wenn du jetzt noch bitte  ein(ige) Urteile hättest
...

Ich kann dir keine Urteile nennen. Das ist meine Rechtserfahrung. In Einzelfällen mag ich da irren.
Du verwechselst da drei Dinge.
Fangen wir mal von vorne an. Wir denken uns mal folgenden Sachverhalt aus:
1.) Du bist auf einer xbeliebigen Con.
2.) Keine "Wohnzimmerveranstaltung" in etwas, das als "Privatwohnung" durchgehen könnte.
3.) Aus scheinbar oder anscheinend willkürlichen Gründen möchte der Veranstalter dich der Veranstaltung verweisen.
4.) Es liegt aber auch keine offensichtliche Diskriminierung vor.
5.) Du gehst, aber nur "unter Protest" bzw mit der Formulierung "Das dürfen Sie nicht". Du gehst, aber eben nicht freiwillig, sondern weil der Veranstalter das von dir verlangt. Bei diesem Szenario hat der Veranstalter
a) keine körperliche Gewalt angewendet.
b) geringfügige Gewalt wie leichtes Schubsen angewendet, das du in diesem Szenario aber nicht anzeigen möchtest.

Folgende Fragen:
I) Hat er das Recht, dich der Veranstaltung zu verweisen? JA! Nach Hausrecht!
II) Hat er das Recht, einseitig von seinem Vertrag "Eintrittsgeld gegen Aufenthalt" zurück zu treten? NEIN! Nach Vertragsrecht!
III) Hat er sich strafbar gemacht? Betrug wäre hier denkbar, dann schon. Sehe ich bei diesem Szenario aber nicht. Körperverletzung scheidet hier auch aus. (STRAFRECHTLICHE SEITE)
IV) Und das war es? NEIN! Aus II folgt das du Schadensersatzansprüche hast. Die reichen zumindest auf die Erstattung des Kaufpreises, evtl auch weiter. (PRIVATRECHTLICHE SEITE)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Sarakin am 4.01.2018 | 14:54
Betrug wäre mMn nur denkbar, wenn der Veranstalter von Anfang an nicht wollte, dass der Rausgeschmissene teilnimmt, das Eintrittsgeld aber genommen hat. Das wäre dann ein Eingehungsbetrug. Für Betrug ist ja immer der Vorsatz des Betrugs Voraussetzung.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Jed Clayton am 4.01.2018 | 14:58
Wir sind ja gerade in den Planungen für eine neue Con. Haltet ihr sowas für notwendig? Ich hab jetzt locker 25 Cons veranstaltet und bis auf ein paar hölzerne Flirtversuche bei unseren Frauen an der Theke gab es eigentlich nie Probleme. Von Seite der Spielerinnen hab ich sowas noch nie gehört.

Genau das war auch bislang mein Eindruck. Das sage ich jetzt mit 43 Jahren und nach mindestens 18 Jahren regelmäßiger Con-Besuche.

Die Skandale und die dazugehörige Debatte aus den USA waren bis jetzt für mich eben ein weiteres "rein amerikanisches Thema". Die maskuline, unverschämte Nerd-Kultur, von der mir per Internet berichtet wurde, kenne ich in dieser Form hier gar nicht. Was ist nun eigentlich Harrassment? Was ist ein persönlicher Angriff und was sind nur alberne Sprüche? Mir fallen aus 18 Jahren Cons jetzt höchstens vereinzelte Fälle ein, wo jemand am Tisch sagte, irgendeine Elfe auf einem Bild sähe "heiß" aus oder auch "Vampire mit Capes sind Tunten" und anderes. Wie gesagt: ganz vereinzelte Fälle, und es ging nie gegen einen Spieler persönlich.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 4.01.2018 | 15:04
Wir hatten im Dezember mindestens auch einen antisemitischen Ausfall auf dem Stammtisch. Ja, gibt es. Ist ja nicht so, dass die Rollenspieler eine von der Realität losgelöste Insel der Seeligen wären.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 15:09
Jungs und Mädels!
Natürlich sind das nur "vereinzelte Fälle".
Das bezweifelt doch keiner. Niemand hat behauptet, dass einem Großteil von uns, insbesondere der Jungsseite, hier Fälle oder gar häufige Fälle bekannt sein müssten.

Das hilft nur dem Mädel nicht, dass dann doch belästigt wird.
Und da reicht ein Fall auf einer Con. "Vereinzelt". Und wir sprechen hier noch von "Antatschen" oder "Ungewollter wiederholter Anmache".
Das reicht...
Und damit nicht aus einem "vereinzelten Fall" drei "vereinzelte Fälle" werden, sondern eher "ein vereinzelter Fall in drei Jahren", braucht es diese Maßnahmen.
Ich sprech hier nicht von "hey Süße" vs "verpiss dich", sondern die Fälle, die dir oder mir auch unangenehm wären.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 15:31


Darüber hinaus gehe ich auch nicht nur von sexualisierten Prämissen aus. Bei z.B. jemandem der Trans ist oder sonst wie aus dem LGBTQ-Spektrum kommt würde ich ehrlich gesagt als Veranstalter nicht lange Fackeln, da hier die "Reizschwelle des Erträglichen" meiner Erfahrung nach sehr oft und sehr schnell überschritten wird.

Könntest du das etwas präziser erläutern.


Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: kamica am 4.01.2018 | 15:45
Da das Hausrecht jedoch niemals ein "notwehrfähiges Rechtsgut" ist, bleibt dir letztlich bei einer Verweigerungshandlung des Beschuldigten nur die Möglichkeit die Polizei zu rufen, damit sie dein Hausrecht durchsetzt. Selbst "Hand anzulegen" ist hier strafbar.
:o
Kurzes OT: Wenn jemand nach dem Auspruch des Hausverbots nicht geht, begeht er einen Hausfriedensbruch, 123 StGB.
Damit habe ich einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff. Natürlich ist der Notwehrfähig. Ich werde den Einbrecher in meinem Wohnzimmer nicht dulden, bis die Polizei kommt, sondern ihn notfalls mit dem Baseballschläger rausprügeln. Alleine zum Schutz meiner Kinder. Das Recht braucht dem Unrecht nicht zu weichen.

@Lichtschwerttänzer
Für eine präziese Rechtsauskunft brauchst du einen präziesen Sachverhalt, denn die Änderung eines kleinen Details führt zu völlig anderen Ergebnissen. Dafür gibt es Anwälte, die mit dir jeden Einzelfall durchgehen. Der kann auch gleich den Unterschied zwischen Hausrecht, Vertragsrecht, Schadensersatzrecht und Strafrecht erläutern, denn das wird hier grade fröhlich durcheinandergeworfen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grandala am 4.01.2018 | 15:49
Könntest du das etwas präziser erläutern.

Also drastische Beispiele will ich jetzt nicht benennen. Aber Herren die z.B. eine gewisse "Tuntigkeit" oder wie der Volksmund das  nun nennt an sich haben werde gerne mal auch hinter dem Rücken von Gruppen aus Männern belächelt bis hin zum offensiven hinterm Rücken gegacker. Ich hoffe nicht, dass jemand glaubt dies würde von der entsprechenden Person nicht registriert werden. Es geht weiter mit bestimmten Gebräuchen innerhalb der Alltagssprache, wo "Schwul" gerne als Abwertung benutzt wird. Auch Kommentare wie "Kampflesbe" sind ja nun keine Seltenheit. All diese alltäglichen Dinge sind bedrängend und ich würde in solchen Fällen nur ein einziges Mal darauf hinweisen, dass das unangebracht ist. Ich kenne auch viel "Auf den Hintern hauen" vor allgemeinen Belustigung der anwesenden Gruppe von meist heterosexuellen Männern. Das sind alles Sachen die kommen erschreckend häufig vor und gehören zumindest kommentiert. Ich glaube das sollte reichen oder?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.01.2018 | 15:52
Ja, absolut!
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 4.01.2018 | 16:02
Das hilft nur dem Mädel nicht, dass dann doch belästigt wird.

Wenn sie denn belästigt wurde ... .
Wenn die Situation klar ist, spricht sicher keiner gegen den Rauswurf.
Und ein falscher Vorwurf ist auch keine Bagatelle für den Betroffenen. 

Ich habe beides schon erlebt auf Cons - den IC-Rapeversuch wie auch den Sexismusvorwurf weil die Spielleiterin nicht durchgehend ihren Willen bekommen hat.

Oder auch den Spielleiter mit vorgefertigten SC wo jeder einen Haufen Nachteile inRichtung Sexismus, Frauenhelt etc hatte und dann eine Spielerin mit dabei war, die zufällig einen besonderen Char dabei hatte um mit denen, die das dann ausgespielt haben den Boden aufzuwischen. Psychos gibt es auf allen Seiten genug, wie ja auch das breite Spektrum an #Aufschrei-Meldungen in beiden Richtungen zeigt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 4.01.2018 | 16:21
:o
Kurzes OT: Wenn jemand nach dem Auspruch des Hausverbots nicht geht, begeht er einen Hausfriedensbruch, 123 StGB.
Damit habe ich einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff. Natürlich ist der Notwehrfähig. Ich werde den Einbrecher in meinem Wohnzimmer nicht dulden, bis die Polizei kommt, sondern ihn notfalls mit dem Baseballschläger rausprügeln. Alleine zum Schutz meiner Kinder. Das Recht braucht dem Unrecht nicht zu weichen.

@Lichtschwerttänzer
Für eine präziese Rechtsauskunft brauchst du einen präziesen Sachverhalt, denn die Änderung eines kleinen Details führt zu völlig anderen Ergebnissen. Dafür gibt es Anwälte, die mit dir jeden Einzelfall durchgehen. Der kann auch gleich den Unterschied zwischen Hausrecht, Vertragsrecht, Schadensersatzrecht und Strafrecht erläutern, denn das wird hier grade fröhlich durcheinandergeworfen.

Erst GRÜN lesen, dann ROT bitte.
Exakt das hast du hier getan.
Schutz der Kinder ist schon ein ganz anderes "notwehrfähiges Recht", das dann zusätzlich mit dem "Hausrecht" (hier: Entgegentreten des Hausfriedensbruchs) und der "vermuteten Gefahr für eigen Leib und Leben" auftritt.
Das sind gleich drei Positionen, während im Streitfall nur ein oder zwei
und auf einer Con meist nur eine Position auftritt, nämlich fast nur die Wahrung des Hausrechts.

Damit wäre das Urteil (und die Kassierung des Urteils) auf den Wohnzimmerfall gar nicht anwendbar, weil der Fall anders gelagert ist.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Medizinmann am 4.01.2018 | 16:40
Zitat
Auf den Hintern hauen" vor allgemeinen Belustigung der anwesenden Gruppe von meist heterosexuellen Männern. Das sind alles Sachen die kommen erschreckend häufig vor und gehören zumindest kommentiert.

https://www.youtube.com/watch?v=go9bu_yIxkY

mit stillem Tanz
Medizinmann
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: kamica am 4.01.2018 | 17:28
Erst GRÜN lesen, dann ROT bitte.
Exakt das hast du hier getan.
Schutz der Kinder ist schon ein ganz anderes "notwehrfähiges Recht", das dann zusätzlich mit dem "Hausrecht" (hier: Entgegentreten des Hausfriedensbruchs) und der "vermuteten Gefahr für eigen Leib und Leben" auftritt. Das sind gleich drei Positionen, während im Streitfall nur ein oder zwei und auf einer Con meist nur eine Position auftritt, nämlich fast nur die Wahrung des Hausrechts.

Damit wäre das Urteil (und die Kassierung des Urteils) auf den Wohnzimmerfall gar nicht anwendbar, weil der Fall anders gelagert ist.
Mir ging es nicht um das Urteil (das ist ein Zivilrechtsurteil und kein Strafrechtsurteil und es ist auch noch 22 Jahre alt), sondern um die Aussage "Hausrecht ist nicht notwehrfähig" in seiner Pauschalität. Und das Hausrecht nicht notwehrfähig ist, stimmt so einfach eben nicht. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Aber wir werden OT.

On Topic: Wenn wir mal die Statistik nehmen: Beinahe jede zweite Frau in Deutschland ist schon mal belästigt worden und jeder sechste Mann hat schonmal belästigt.
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-10/sexuelle-belaestigung-frauen-umfrage (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-10/sexuelle-belaestigung-frauen-umfrage)
Und das ist ohne die Dunkelziffer. Ich bin mir sicher, dass die meisten Cons mehr als sechs Teilnehmer haben. Von daher kann schon mal ein Thema werden.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: am 4.01.2018 | 17:42
Ich halte mich aus derlei Themen eigentlich heraus. Hier bin ich zufällig mal kleben geblieben und ich wundere mich darüber, dass niemand die aus meiner Sicht ebenso einfache wie entscheidende Frage stellt oder gar beantwortet:


Warum sollte ein Rollenspielcon eine Anti-Harassment-Policy veröffentlichen? Wofür das alles?


Fünf Gründe fallen mir ein, die bereits jetzt allesamt etwas diffus durch den Thread wabern.

Sicherheitsgefühl: Eine Anti-Harassment-Policy könnte das Ziel verfolgen, dass das Sicherheitsgefühl der Teilnehmenden erhöht wird. Wie wir bereits hier im Thead erkennen, gibt es dazu aber sehr unterschiedliche Wahrnehmungen. Der OP würde das begrüßen, Blechpirat würde sich wundern und auch bei mir selbst würde eine offensiv vorgetragene Anti-Harassment-Policy mit dem Fokus auf der Prävention von sexueller Belästigung gemischte Gefühle auslösen. In Summe würde ich aus Orgasicht vermutlich mit dem Ziel einer Steigerung des Sicherheitsgefühls keine explizite Anti-Harassment-Policy für einen Con anstreben.

Rechtssicherheit: Das Schließen einer rechtlichen oder organisatorischen Lücke könnte ein Grund für eine Anti-Harassment-Policy sein. Das kann ich aus einer rechtlichen Perspektive nicht beurteilen. Es scheint mir auf Basis der hiesigen Beiträge aber wenig sinnvoll zu sein und keinen Mehrwert zu bieten. Auch aus organisatorischer Sicht habe ich Zweifel, ob formal als Anti-Harassment-Beauftragte deklarierte Menschen echte, sinnvolle Ergänzungen wären.

Verhaltensänderung: Super wäre es natürlich, wenn durch eine explizite Anti-Harassment-Policy die Einstellung oder idealer Weise sogar das Verhalten von Menschen verändert werden kann. Das erscheint mir unwahrscheinlich. Habe mich dazu mal ein bisschen durch die wissenschaftliche Literatur gekämpft und den Eindruck gewonnen, dass eine Anti-Harassment-Policy eher wenig bis nix bringt. Für Rollenspieler vielleicht ganz spannend: es wurde schon mal ein "narratives Re-Framing" von Ethical Business Codes vorgeschlagen. Hab das Ding mal angehängt, weil es irgendwie bemerkenswert hobbynah ist.

Wichtigkeit: Mir ist unklar, ob (sexuelle) Belästigung auf Rollenspielcons ein großes Problem darstellt (Prävalenz) oder ein zunehmendes Problem ist (Inzidenz). Mein Eindruck recht analog zu den Wahrnehmungen anderer Leute hier im Thread lautet, dass aus der Vielzahl an potentiellem Arschlochverhalten die sexuelle Belästigung eher nicht von herausgehobener Bedeutung ist. Im Gegenteil glaube ich sogar, dass auf Rollenspielcons im gesamtgesellschaftlichen Vergleich eine diesbezüglich eher bewusste Stimmung herrscht. Entsprechend bin ich nicht der Ansicht, dass sexuelle Belästigung gegenüber anderem Fehlverhalten gesondert hervorgehoben werden müsste.

Politik: Angesichts der weltweiten Debatte rund um sexuelle Belästigung könnte es als sinnvoll empfunden werden, ein wichtiges Thema über Cons auch prominent in den RPG-Diskurs einzupflegen. Ich habe ehrlicher Weise keinen Bock auf Politik im Hobby und würde mich auf einem Con aus verschiedenen Gründen und vollkommen ungeachtet der Angemessenheit oder Wichtigkeit des Themas darüber sogar ein bisschen ärgern. Politik gehört für mich nämlich möglichst wenig ins Hobby und ich finde es sehr gut, dass das Tanelorn eine ähnliche Auffassung vertritt. Andererseits kann ich auch verstehen, wenn Leute ein ihnen wichtiges Thema in diejenigen Plattformen und Kanäle einspeisen möchten, die ihnen offenstehen. Wenn das Rollenspielcons sind, dann wird durch Druck aus der Orga oder auf die Orga versucht, das Thema über den Weg einer Anti-Harassment-Policy auch im Rollenspielhobby zu platzieren.

Wenn ich also die möglichen Gründe für eine spezifische Anti-Harassment-Policy auf Rollenspielcons durchgehe, dann würde ich davon abraten. But who am I? YMMV. Und vielleicht hab ich ja auch was total Entscheidendes vergessen.

Übrigens bin ich beim Nachschauen auf eine Seite gestoßen, die Verhaltensregeln für den Umgang mit (sexueller) Belästigung auf Konferenzen zur Verfügung stellt. Sowas könnte für Rollenspielcons bestimmt leicht angepasst werden. Hier die deutsche Version (http://de.confcodeofconduct.com/). Ich fänds wie gesagt nur mäßig großartig. Andererseits fällt mir aber auch kein Zacken aus der Krone, wenn dem doch so ist. Wohl bekomms.


[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ginster am 4.01.2018 | 17:44
Wenn sie denn belästigt wurde ... .
Wenn die Situation klar ist, spricht sicher keiner gegen den Rauswurf.
Und ein falscher Vorwurf ist auch keine Bagatelle für den Betroffenen. 

Ich verstehe immer noch nicht, was diese zur Schau gestellte Angst vor falschen Vorwürfen mit dem Thema zu tun hat. Was eine Anti-Harassment-Policy für ein Signal senden kann und soll haben wir hier ausreichend erörtert. Weder begünstigt sie solche Fälle, noch schützt es einen davor, wenn das Con keine Policy hat.

Ich finde es unangenehm, dass in diesem Zusammenhang stets der Generalverdacht kommt, dass Frauen leichfertig mit falschen Beschuldigungen um sich werfen würden, sobald man ihnen versichert, dass ihre Sorgen ernst genmommen werden. Ich frage mich, woraus sich diese Angst speist.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ginster am 4.01.2018 | 17:51
Politik: Angesichts der weltweiten Debatte rund um sexuelle Belästigung könnte es als sinnvoll empfunden werden, ein wichtiges Thema über Cons auch prominent in den RPG-Diskurs einzupflegen. Ich habe ehrlicher Weise keinen Bock auf Politik im Hobby und würde mich auf einem Con aus verschiedenen Gründen und vollkommen ungeachtet der Angemessenheit oder Wichtigkeit des Themas darüber sogar ein bisschen ärgern. Politik gehört für mich nämlich möglichst wenig ins Hobby und ich finde es sehr gut, dass das Tanelorn eine ähnliche Auffassung vertritt. Andererseits kann ich auch verstehen, wenn Leute ein ihnen wichtiges Thema in diejenigen Plattformen und Kanäle einspeisen möchten, die ihnen offenstehen. Wenn das Rollenspielcons sind, dann wird durch Druck aus der Orga oder auf die Orga versucht, das Thema über den Weg einer Anti-Harassment-Policy auch im Rollenspielhobby zu platzieren.

Den Hinweis, dass alle Menschen an einem Ort, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, usw. unbelästigt ihrem Hobby nachgehen dürfen, empfindest du also als Politik? Und unterstellst den Leuten, die sich Gedanken darüber machen, dass sie bloß ihre persönlichen politischen Ansichten ins Hobby bringen wollen?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 4.01.2018 | 17:55
Warum sollte ein Rollenspielcon eine Anti-Harassment-Policy veröffentlichen? Wofür das alles?

Fünf Gründe fallen mir ein, die bereits jetzt allesamt etwas diffus durch den Thread wabern.

[...]

Gute Checklist. :d Bei mir sind 4 von 5 Punkten ein Ja. (Rechtssicherheit scheint mir im Hinblick auf so eine Policy nicht relevant zu sein). Spricht also ganz überwiegend für eine Anti-Harassment Policy.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: am 4.01.2018 | 17:56
Den Hinweis, dass alle Menschen an einem Ort, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, usw. unbelästigt ihrem Hobby nachgehen dürfen, empfindest du also als Politik? Und unterstellst den Leuten, die sich Gedanken darüber machen, dass sie bloß ihre persönlichen politischen Ansichten ins Hobby bringen wollen?

Nein. Bitte unterlasse derlei Vereinfachungen und Zuspitzungen.

Ich verstehe immer noch nicht, was diese zur Schau gestellte Angst vor falschen Vorwürfen mit dem Thema zu tun hat. Was eine Anti-Harassment-Policy für ein Signal senden kann und soll haben wir hier ausreichend erörtert. Weder begünstigt sie solche Fälle, noch schützt es einen davor, wenn das Con keine Policy hat.

Ich finde es unangenehm, dass in diesem Zusammenhang stets der Generalverdacht kommt, dass Frauen leichfertig mit falschen Beschuldigungen um sich werfen würden, sobald man ihnen versichert, dass ihre Sorgen ernst genmommen werden. Ich frage mich, woraus sich diese Angst speist.

Auch sowas hier. Das ist keine sachoffene Diskussion, die ich bei Dir erlebe. In Deutschland ist die Auseinandersetzung rund um Kachelmann die nach meinem Eindruck mit Abstand wirkmächtigste Beschäftigung mit sexueller Belästigung gewesen. Ich kann erstens jede Person verstehen, die daraus für sich persönlich die Angst vor ungerechtfertigten Anklagen zieht, und glaube zweitens, dass dieser Prozess einer fruchtbaren Auseinandersetzung mit dem Thema massiv geschadet hat.

Aber noch mal: ich empfinde die beiden zitierten Beiträge als wenig konstruktiv. Sowas erzeugt in meinen Augen kein sinnvolles Klima für eine Diskussion. Bin erst mal raus.

Gute Checklist. :d Bei mir sind 4 von 5 Punkten ein Ja. (Rechtssicherheit scheint mir im Hinblick auf so eine Policy nicht relevant zu sein). Spricht also ganz überwiegend für eine Anti-Harassment Policy.

Alles in Ordnung. Zu dem Schluss kannste gerne kommen  :)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: YY am 4.01.2018 | 18:07
...
So oder so ähnlich würde ich das lösen: versuchen zu vermitteln, versuchen zu klären, versuchen eine Lösung zu finden, die für beide verständlich und nachvollziehbar bleibt. Das Opfer - wer auch immer es sein mag - wird ernstgenommen, der Täter "bestraft". Das auf jeden Fall. Wie gesagt: wenn die Aussagen konträr bleiben und jeder seinen Standpunkt ohne Zeugen verteidigt bleibt letztlich kaum eine andere Wahl.

Nichts anderes haben alle anderen User mit dem Tenor "Im Zweifel fliegen eben beide raus" gemeint.
Es geht nicht darum, alles und jeden rauszuwerfen, auf den irgend jemand mit dem Finger gezeigt hat.
Aber unterm Strich ist deine Lösung genau das, wogegen du dich wenige Beiträge zuvor so vehement gesträubt hast.

Mir ging es nicht um das Urteil (das ist ein Zivilrechtsurteil und kein Strafrechtsurteil und es ist auch noch 22 Jahre alt), sondern um die Aussage "Hausrecht ist nicht notwehrfähig" in seiner Pauschalität. Und das Hausrecht nicht notwehrfähig ist, stimmt so einfach eben nicht. Es kommt immer auf den Einzelfall an.

Das Hausrecht darf der Hausrechtsinhaber grundsätzlich mit Gewalt durchsetzen.
Wird jedes Wochenende rechtlich sauber zehntausendfach gemacht.

Und von den paar Fällen, die überhaupt vor Gericht landen, verpufft noch mal der Großteil in kürzester Zeit.
Und dabei geht es dann um zugehörige Notwehrüberschreitungen und nicht um das Hausrecht an sich.

Zur Anwendbarkeit von Gewalt wegen Hausfriedensbruchs: Selbst wenn du vor Gericht Recht bekommen solltest, dass das keine Körperverletzung sondern Notwehr war, hast erstmal ne Anzeige wegen Körperverletzung am Allerwertesten.

Mal abgesehen von der Frage inwiefern man ne Schlägerei mit jemandem Anfangen will, der ohnehin schon auf 180 ist, weil er gerade vor Versammelter Manschaft (was immer das im jeweiligen Kontext auch heißen mag) bloßgestellt wird. Wenn du Pech hast bekommst einen auf die Fresse und bist am Ende des Tages noch dran wegen Körperverletzung  ~;D

Die Polizei anzurufen ist da doch eher das geeignetere weil weniger Stressfreie Mittel.

Anzeigen kann erst mal jeder jeden wegen allem (und der Rausgeworfene muss das erst einmal tun, das ist kein Automatismus).
Was dabei raus kommt, ist eine ganz andere Frage.

Und so wie du das darstellst, ist das mMn eine ziemliche Umkehr der Verhältnisse.
In einem Con-Umfeld, wo ich als Orga die sowieso schon sehr günstige Zeugenlage im Vorfeld noch weiter sinnvoll steuern (nicht unlauter manipulieren!) kann und rechtlich so gut aufgestellt bin, kriege ich die Fresse voll und werde am Ende noch als einziger verurteilt? Und das mit so großer Wahrscheinlichkeit, dass das meine Entscheidung maßgeblich beinflussen soll? Im Leben nicht.

Und weil die Leute auf Cons eher nicht mit Alkohol und BTM bis unter die Schädeldecke vollgelötet sind, gibts da auch recht wenig Schlägereien bei den ohnehin schon wenigen Hausverboten. Da setzt dann doch meist irgendwann der Verstand ein - und auch das kann man beeinflussen.

Wenn man im Orga-Team nicht ausreichend Leute hat, die sich das zutrauen und man deswegen lieber auf die Polizei zurück greift, ist das natürlich ok (kann aber je nach Ort und Zeit etwas dauern...).
Das ist an dem Punkt aber eine rein taktische Entscheidung und hat mit der Rechtslage grad mal gar nichts zu tun.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Just_Flo am 4.01.2018 | 18:36
Ich bin 189 groß mänlich wiege über 100 kilo habe Gürtel in 2 Kampfsportarten und bin es gewohnt mich auch in größeren Gruppen durchzusetzen.

Es wäre sehr seltsam aus der Tatsache, das ich noch kein Harasment erlebt habe abzuleiten das dies auch für Leute gilt die nicht mit potentiellen Übeltätern so ziemlich alles machen könnten ob der / die will oder nicht.

Tatsächlich habe ich auf die Frage warum jemand bestimmte Conübernachtungsmöglichkeiten ablehnt verschiedene Ängste die auf vergangenen Nichtconerlebnissen beruhen erfahren.

Nichtconerlebnisse also alles okay? Naja ähnliche Bedingungen da kann potenziel ähnliches passieren.

Tdlr: Nur weil jemand nicht zum potenziellen Opferkreis einer Tat gehört heist es nicht das die Tat niemals stattfindet oder stattfand mit jemand anderem als Opfer.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 4.01.2018 | 18:37
Politik ist überall wo mehr als ein Mensch ist. Politikfreie Zonen sind demokratiefreie Zonen.
Ich möchte deshalb ganz unbedingt Politik in allen meinen Hobbies haben.

Ich habe aber Verständniss für Cooconing[1] (https://de.wikipedia.org/wiki/Cocooning), also den Wunsch wenigstens hier mal endlich seine Ruhe haben zu können.

Die juritische Diskussion langweilt mich. Bitte geht einfach zum Anwalt , wenn ihr weder Türstehern noch anderen Menschen die damit regelmäßig zu tun hatten glauben wollt. Nur so viel: wenn der CoC teil der Vertragsbedingungen ist, hat das eine Wirkung und vereinfacht einiges. Vor allem fühlen sich davon Leute abgeschreckt die Veranstaltung zu besuchen die z.B. sich einfach nicht beherrschen können  48h lang mal Schwul nicht als Schimpfwort zu benutzen.

Die Symbolik ist ganz klar wichtiger Teil einer jeden Norm und auch Normbildung. Es gibt einen Grund warum jeden Gottesdienst das Glaubensbekenntnis aufgesagt wird.


Die Angst zum nächsten Kachelmann zu werden ist genauso Rational wie die Angst vor Terrorismus. Die Angst ist aber nicht weniger real dadurch. Ich hatte auch mal solche Ängste als Vorwürfe gegen mich in der Jungendarbeit hochkamen. Ich verstehe das also sehr gut.   Leute handeln orientiert daran was sie Glauben.(Affektuelles Handeln) Und das muss man anerkennen und damit muss man Arbeiten.

Ich habe auch den Eindruck, dass die deutsche Pen and Paper Szene eher progressiv ist (Gleichstellung von Mann und Frau in Aventurien seit länger Zeit sei da nur ein Beispiel). Aber vielleicht macht man Sachen ja auch für andere und nciht für sich selbst.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ginster am 4.01.2018 | 18:42
In Deutschland ist die Auseinandersetzung rund um Kachelmann die nach meinem Eindruck mit Abstand wirkmächtigste Beschäftigung mit sexueller Belästigung gewesen.

Ein prominenter Fall von "in dubio pro reo", medial aufgeblasen, mit Sicherheit kritikwürdig. Aber, nur weil dieser Fall eine Behauptung ganz angenehm bestätigt, macht es ihn nicht zu einer besonders prägenden "Beschäftigung" mit dem Thema. Niemand streitet ab, dass es Menschen gibt, die sich nicht zu schlecht sind, unerhörte Anschuldigungen zu erheben. Die Waagschale der tatsächlichen (oft schweigenden) Opfer wiegt aber viel schwerer. Was das alles mit einer Policy zu tun haben soll, die allen anwesenden Menschen ungestörtes Spielen von Gesellschaftsspielen zusichern soll, verstehe ich nicht. Ist es denn in den USA seit man diese Policy auf Cons eingeführt hat zu Dutzenden solcher Kachelmann-Vorfälle gekommen?

Ich sage ja nicht, dass die Gefahr gar nicht besteht. Ich halte die Angst nur für sehr unrealistisch. Mir könnte auch jemand Drogen unterjubeln und mich dann anschwärzen, die Gefahr besteht und ist in etwa so realistisch, wie, dass jemand aus der Luft gegriffene Anschuldigungen auf einer Con erhebt. Der Weg der Diskussion "Policy, ja oder nein?" -> "aber, Kachelmann!" ist schon reichlich schräg.

Übrigens geht's auf der Con darum, dass sich fremde Menschen in einem halb-öffentlichen Raum treffen. Das Beziehungsgeflecht im Kachelmann-Fall ist leicht komplizierter.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: D. Athair am 4.01.2018 | 18:46
Ich mag nur ein paar Hintergründe zum Thema beitragen, so wie ich sie mir angelesen habe und aus meiner Sichtweise.
Teilweise auch wegen eigener Betroffenheit.


Ich finde es unangenehm, dass in diesem Zusammenhang stets der Generalverdacht kommt, dass Frauen leichfertig mit falschen Beschuldigungen um sich werfen würden, sobald man ihnen versichert, dass ihre Sorgen ernst genmommen werden. Ich frage mich, woraus sich diese Angst speist.
Menschliche Sexualität. Geschlechter-Codes. Einschlägige Erfahrungen. (Der umgekehrte Generalverdacht, dass Männer leicht übergriffig werden, existiert ja auch - vermutlich sogar ne ganze Ecke berechtigter. Ändert nichts daran, dass solche Generalverdachtsmomente extrem unangenehm sind.)

... wenn man sich genauer mit Belästigung, sexuellem Missbrauch, häusliche Gewalt ... etc. auseinandersetzt, dann zeigt sich - abhängig davon wie sehr Forschungsarbeiten tatsächlich hinschauen wollen und Tabus zu überwinden bereit sind - dass das Bild vom Mann als Täter und der Frau als Opfer so nicht haltbar ist. Es gibt eine Geschlechter-Differenz, aber die erweist sich als längst nicht so groß, wie allgemein geglaubt. Oder: Belästigung von Frauen ist Alltag. Belästigung von Männern - in geringerem Umfang - auch. Mit falschen Anschuldigungen verhält es sich umgekehrt. Zum einen, weil das Anprangern von Grenzüberschreitungen (gerade sexueller Natur) durch Männer als "unmännlich" gilt. Das Anprangern durch Frauen ist nicht gleichermaßen tabuisiert. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Hemmschwellen solche Vorwürfe zum eigenen Vorteil zu nutzen.
Außerdem gehört "anzügliches Verhalten" oder "Männer aufreißen" nicht zu dem "was Frauen eben tun". Bei Männern ist das z.T. anders.

Anders gesagt:
Bei dem Thema haben wir aus vielen Gründen geschlechterspezifische Missverhältnisse.
Sowohl was Täter- und Opferzahlen angeht als auch was Dunkelziffern angeht.
Und diese Differenz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit und Rollenbildern und gesellschaftlicher Akzeptanz ... bricht sich in Diskussionen immer wieder Bahn. Schlechte Erfahrungen haben auch viele gemacht - aber halt sehr unterschiedliche. Das ist, was Diskussionen so schwierig macht. Und natürlich: Dass "normales" misslungenes sexuelles Verhalten entweder bagatellisiert oder kriminalisiert wird - was mMn daran liegt, dass auf gesellschaftlicher Ebene keine wahrhaftige und offene Diskussion über personale Sexualität geführt wird. (Die Differenzen werden besonders in der medialen Darstellung - Filme, Berichterstattung, ... - sehr deutlich.)


In Deutschland ist die Auseinandersetzung rund um Kachelmann die nach meinem Eindruck mit Abstand wirkmächtigste Beschäftigung mit sexueller Belästigung gewesen. Ich kann erstens jede Person verstehen, die daraus für sich persönlich die Angst vor ungerechtfertigten Anklagen zieht, und glaube zweitens, dass dieser Prozess einer fruchtbaren Auseinandersetzung mit dem Thema massiv geschadet hat.
Sehe ich ähnlich. Nicht, weil der Prozess geführt wurde und das öffentlich, sondern weil die Hintergründe nicht bearbeitet wurden und die Thematisierung, dass Übergriffigkeit (sowohl die tatsächliche als auch die falsche Anschuldigung) immer auch mit Machtausübung (zu Lasten des anderen) zu tun hat.


Zum eigentlichen Thema:
Mehr als, dass ich Anti-Haressment-Policy grundsätzlich gut heiße, mag ich nicht schreiben.
Vielleicht noch: Die Unterscheidung zwischen Personengruppen richtig hinzubekommen scheint mir aber entscheidend.
Positive und negative Diskriminierung wirken auf alle - aber in unterschiedlichem Maß. Das macht es so schwer auf Belästigungs-Vorwürfe angemessen zu reagieren. Denn: Bei ner Fehlentscheidung betreibt man automatisch beides "Täter-Opfer-Umkehr"und "victim blaming". Sich da von Wahrscheinlichkeiten leiten zu lassen ist zwar praktikabel (und geht of nicht anders) - Angemessenheit in Bezug auf potentielle Schäden bedeutet das aber nur bedingt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Radulf St. Germain am 4.01.2018 | 19:30
Also ich klinke mich hier aus, ich kann den vielen parallelen Diskussionen in diesem Thread nicht mehr folgen, das sprengt mir die Gehirnkapazität.  :o

Mein Abschlusstatement ist, dass ich die Policy des Knutcons(?) super finde, die ist wirklich sehr gelungen. Ich entschuldige mich bei allen, denen ich unabsichtlich auf die Füße getreten bin - dieses Thema hat eine erscheckende Dynamik, der ich mich auch nicht ganz entziehen kann. Ich mag es wenn Frauen unser Hobby teilen und bin auch bereit Dinge zu ändern, damit diese sich bei uns wohl fühlen. Und ich mag trotzdem auch Freaks mit schlechten Social Skills (wozu ich mich auch selber zähle).
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 4.01.2018 | 19:40
Gute Checklist. :d Bei mir sind 4 von 5 Punkten ein Ja. (Rechtssicherheit scheint mir im Hinblick auf so eine Policy nicht relevant zu sein). Spricht also ganz überwiegend für eine Anti-Harassment Policy.

Im Prinzip ist die Policy bei uns Teil dessen, was dann die Hausordnung ist. Damit ist eigentlich gesagt: "Knallst du rassistische / homphobe / sexistische / transphobe etc. Sprüche raus, nehmen wir uns raus, dich vor die Tür zu setzen." Das macht die Umsetzung des Hausrechts gleich viel naheliegender und weniger unerwartet, wenn es dann Ärger gibt. Also ja, wahrscheinlich auch ein bisschen mehr Rechtssicherheit.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eulenspiegel am 4.01.2018 | 20:47
Mal meine laienhafte Einschätzung als Nicht-Jurist:

1. Vertrag
Ein Besucherticket zusammen mit der Hausordnung stellt einen Vertrag da. Der Gast verpflichtet sich, sich an die Hausordnung zu halten un den Preis zu zahlen. Im Gegenzug verpflichtet sich der Gastgeber, den Gast auf das Gelände zu lassen.

2. Privat
Wenn ich privat Leute zu mir einlade, wird kein Vertrag ausgehandelt. Daher kann ich mein Hausrecht auch problemlos umsetzen und die Gäste ohne Angabe von Gründen vor die Tür setzen.

3. Vor dem Ticketverkauf
Solange man keine Monopolstellung hat, ist man nicht verpflichtet, mit anderen Leuten einen Vertrag einzugehen. Das heißt, der Gastgeber kann ohne Angaben von Gründen den Ticketverkauf für bestimmte Personen verweigern. (Ausnahme: Es gab bereits im Vorfeld Verträge, die den Verkauf regeln.)

4. Gast hat nicht gegen die Hausordnung verstoßen
Wenn der Gastgeber einen Gast rauswirft, der nicht gegen die Hausordnung verstoßen hat, dann bricht der Gastgeber den Vertrag und muss Schadenersatz leisten. Schadenersatz meint normalerweise nicht nur die Rückabwicklung des Vertrages (Rückgabe des Geldes), sondern auch darüberhinaus alle Schäden, die dadurch entstanden sind, dass der Vertrag gebrochen wurde. Was das im Einzelnen genau ist, muss im Zweifelsfall das Gericht klären.

5. Gast hat gegen die Hausordnung verstoßen
Wenn der Gast gegen die Hausordnung verstößt, dann hat der Gast den Vertrag gebrochen. Da der Vertrag vom Gast gebrochen wurde, ist der Gastgeber nicht mehr verpflichtet, seinen Teil des Vertrages einzuhalten. Das heißt, er kann den Gast rauswerfen.

6. Regelungsumfang der Hausordnung
Im Gegensatz zu amerikanischen Verträgen müssen in deutschen Verträgen nicht jede Kleinigkeit geregelt werden. Viele Sachen sind nach deutschen Recht auch dann gültig, wenn man sie nicht explizit aufschreibt. Das sind hauptsächlich Sachen, die ein normaler Mensch als selbstverständlich ansehen würde.
Wenn du dir nicht sicher bist, ob eine Sache selbstverständlich ist, im Zweifelsfall in die Hausordnung schreiben.

7. Unterschied "Hausordnung" zu "Code of Conduct"
Die Hausordnung ist Teil des Vertrages zwischen Gastgeber und Gast. Der Code of Conduct ist dagegen eine Selbstverpflichtung. Der Code of Conduct kann auch eine Vertragsform haben, allerdings zeichnet er sich dadurch aus, dass man sich beim CoC selber verpflichtet und nicht Sachen von anderen fordert.

Disclaimer: Das ganze ohne Gewähr. Es ist nur meine persönliche Einschätzung als Laie.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 4.01.2018 | 21:01
Sind mir grad echt zu viele Posts, deshalb zu dem "beide Seiten rauswerfen" Problem.

Wenn ich mitbekommen würde, dass irgendwo Opfer und Täter gleichermaßen bestraft werden (und das kommt ja leider oft genug vor) würde mich das davon abhalten, mich über jemanden zu beschweren. Warum soll ich das Risiko eingehen, als Opfer auch noch mit bestraft zu werden? Geteiltes Leid ist halbes Leid? Soll das ein Witz sein?? Ich hätte dann doppeltes Leid und der Verursacher vielleicht halbes... Grade bei so Sachen wie einer Con, wo man noch Kosten mit dem Anreiseweg usw hat, wäre es zusätzlich auch noch ein finanzieller Verlust.

Zusätzlich spricht sich dann noch rum, dass ich wo rausgeworfen wurde, die Gründe sind dann vermutlich nicht mehr bekannt oder werden verdreht, was mich dann schon wieder zum Opfer macht.


So was geht gar nicht!


Ansonsten hab ich das Gefühl dass die Diskussion um den rechtlichen Aspekt sich völlig verfranzt hat und da blicke ich eh schon lange nicht mehr durch.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ludovico am 4.01.2018 | 21:29
Ich hab mich durch die 9 Seiten gekämpft. Es geht also Bliss um eine "Wir haben uns alle lieb und seid tolerant"-Klausel in der Hausordnung bzw. "Ihr habt euch alle lieb zu haben, oder ihr fliegt."-Klausel (je nachdem, wer es vorträgt) mit theoretischer rechtlicher Konsequenz (praktisch scheitert es an Aussage gegen Aussage und Mangel an Beweisen).

Das Ziel ist, böse Con-Besucher abzuschrecken (was wohl kaum gelingen wird, da diese entweder nicht merken, dass sie böse sind oder aber so frech, dass es ihnen wurscht ist) und verunsicherten Menschen marginalisierter Gruppen ein trügerisches Gefühl der Sicherheit zu geben (da die Bösen sich eh nicht abschrecken lassen).

Also ein bisschen Zusatztext ohne praktische Relevanz... OK! Wenn es mehr Leute auf Cons lockt. Aber dann wiederum weiss ich nicht, ob es wirklich gut ist, derart sensible Personen in Runden zu haben.
Man könnte noch Trigger Warnings bei den Runden posten.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 21:29
@Grimtoot`s Little Sister:
Manchmal ist es hilfreich die Postings alle zu lesen ... das was du schreibst steht da nirgends. Das (theoretische) Problem besteht darin eine Entscheidung zu treffen was du tust wenn du eine Anschuldigung ohne Zeugen hast, die von einem Leugnen ohne Zeugen erwiedert wird. Wenn dann beide Seiten auf ihrem Standpunkt beharren und eine gütige Einigung nicht zu erreichen ist ... dann sind einige hier (ich zum Beispiel) der Meinung, dass es sinnvoller ist beide zu entfernen, als gar nichts zu tun. Auf diesem Wege entfernst du auf jedenfall den offensiven der beiden - entweder also den "Belästiger" oder das "Schandmaul". Denn i.d.R. wird nur eine der beiden Darstellungen die Richtige sein, du hast aber keine Möglichkeiten herauszufinden, welche die Richtige ist.

Solltest du anderer Ansicht sein - was du gerne darfst - so sagst du vermutlich, dass der Person, die behauptet das Opfer zu sein im Zweifel immer geglaubt werden solle. Damit öffnest du allerdings die Tür zum Mißbrauch. Weshalb ich eben im Zweifel beide Personen entfernen würde - irgendeine Lösung für den Konflikt braucht es ja.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 21:33
Ich hab mich durch die 9 Seiten gekämpft. Es geht also Bliss um eine "Wir haben uns alle lieb und seid tolerant"-Klausel in der Hausordnung bzw. "Ihr habt euch alle lieb zu haben, oder ihr fliegt."-Klausel (je nachdem, wer es vorträgt) mit theoretischer rechtlicher Konsequenz (praktisch scheitert es an Aussage gegen Aussage und Mangel an Beweisen).

Das Ziel ist, böse Con-Besucher abzuschrecken (was wohl kaum gelingen wird, da diese entweder nicht merken, dass sie böse sind oder aber so frech, dass es ihnen wurscht ist) und verunsicherten Menschen marginalisierter Gruppen ein trügerisches Gefühl der Sicherheit zu geben (da die Bösen sich eh nicht abschrecken lassen).

Also ein bisschen Zusatztext ohne praktische Relevanz... OK! Wenn es mehr Leute auf Cons lockt. Aber dann wiederum weiss ich nicht, ob es wirklich gut ist, derart sensible Personen in Runden zu haben.
Man könnte noch Trigger Warnings bei den Runden posten.

Sehr zynisch. Ich würde es eher so verstehen: Hallo pöse Purschen - wenn es Stress gibt fliegt ihr. Hallo Leute, die gewisse Ängste haben - wenn euch jemand Stress macht fliegt er/sie. Das ist an und für sich ja erst einmal keine schlechte Idee. Dumm wäre es - wie ich bereits erwähnte - jeden bei Einlass darauf hinzuweisen. DAS führt mE nur schnell zu einem Bild vom Generalverdacht. Und den will - glaube ich - keiner auf sich haben.
Diesen Apell sollte man eben so weitläufig und neutral wie möglich halten um eben nicht wieder in falsche Klischees zu verfallen, Marke "Frauen werden belästigt, Männer sind Täter".
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: trendyhanky am 4.01.2018 | 21:36
Zitat
Sehr zynisch. Ich würde es eher so verstehen: Hallo pöse Purschen - wenn es Stress gibt fliegt ihr. Hallo Leute, die gewisse Ängste haben - wenn euch jemand Stress macht fliegt er/sie. Das ist an und für sich ja erst einmal keine schlechte Idee. Dumm wäre es - wie ich bereits erwähnte - jeden bei Einlass darauf hinzuweisen.

Aber ist es nicht schlechte PR wenn ein RPG-Con mit so einer Klausel wirbt?
Als Normalo würde ich einfach davon ausgehen, dass auf einen Con normale, zivilisierte Menschen gehen und solche Klauseln völlig unnötig sind

Wer solche Klauseln öffentlich zur Schau trägt macht sich mMn sofort "verdächtig" als Gruppierung, im Sinne von "aha, so sind die also, die brauchen sogar ne Regel dafür. Ohje"
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 4.01.2018 | 21:40
Aber ist es nicht schlechte PR wenn ein RPG-Con mit so einer Klausel wirbt?
Als Normalo würde ich einfach davon ausgehen, dass auf einen Con normale, zivilisierte Menschen gehen und solche Klauseln völlig unnötig sind

Wer solche Klauseln öffentlich zur Schau trägt macht sich mMn sofort "verdächtig" als Gruppierung, im Sinne von "aha, so sind die also, die brauchen sogar ne Regel dafür. Ohje"
Das Argument hatten wir ja schon.

Es geht nicht um Werbung mit diesen Aussagen/Klauseln, sondern um die Festlegung von allgemeinen "Spielregeln", wenn man so will. Und um deutlich zu machen, dass man sich die Mühe macht, hier für alle eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 4.01.2018 | 21:41
Vor 20 Jahren hätte ich jetzt "+1" geschrieben, aber ich denke die Moderne hat auch ein paar Vorzüge. Es kommt halt auf die Formulierung an und die eine vom Knutpunkt fand ich recht gut:

Zitat
We trust that everyone participating at Knutepunkt care for each other, and do not generally seek to harm others. If you are told that your words or actions feel like harassment, or is making someone unsafe, please consider changing your behaviour.

When telling somebody that you would like them to change behaviour, try to be specific and clear. We know that this isn’t always easy, but clear communication will make it easier for both parties. If someone tells you they would rather not like your attention, it means just that. Respect it and go somewhere else, don’t take it personal. It can be hard both to give and receive such a message, but it is essential for calibrating the interaction and making sure everyone has a good event.

The organizers are grateful to everyone who helps making Knutepunkt a safe event by giving and taking messages in a good manner.

If you are feeling unsafe or harassed, it is usually best to work it out involved parties, even though this is often uncomfortable. If you are unable to do this, or if somebody does not leave you alone even after being asked to do so, we encourage you to leave the situation, and to seek out help from the organizers’ contact points for safety issues (please see below).
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: nobody@home am 4.01.2018 | 21:42
@Grimtoot`s Little Sister:
Manchmal ist es hilfreich die Postings alle zu lesen ... das was du schreibst steht da nirgends. Das (theoretische) Problem besteht darin eine Entscheidung zu treffen was du tust wenn du eine Anschuldigung ohne Zeugen hast, die von einem Leugnen ohne Zeugen erwiedert wird. Wenn dann beide Seiten auf ihrem Standpunkt beharren und eine gütige Einigung nicht zu erreichen ist ... dann sind einige hier (ich zum Beispiel) der Meinung, dass es sinnvoller ist beide zu entfernen, als gar nichts zu tun. Auf diesem Wege entfernst du auf jedenfall den offensiven der beiden - entweder also den "Belästiger" oder das "Schandmaul". Denn i.d.R. wird nur eine der beiden Darstellungen die Richtige sein, du hast aber keine Möglichkeiten herauszufinden, welche die Richtige ist.

Solltest du anderer Ansicht sein - was du gerne darfst - so sagst du vermutlich, dass der Person, die behauptet das Opfer zu sein im Zweifel immer geglaubt werden solle. Damit öffnest du allerdings die Tür zum Mißbrauch. Weshalb ich eben im Zweifel beide Personen entfernen würde - irgendeine Lösung für den Konflikt braucht es ja.

Mißbraucht werden kann das auch, wenn man nur genügend bösen Willen unterstellen möchte. Denn entweder sagt dann der jeweilige Unschuldige nichts, wenn er weiß, daß er eh mit dem Schuldigen mitbestraft werden würde, und es köchelt unter der Oberfläche des bedrückten Schweigens fröhlich weiter...oder es läßt sich im schlimmsten Fall ausnutzen, um ein geeignetes "Opfer" von den anderen Teilnehmern zu trennen und sich alleine oder vielleicht gar mit ein paar draußen schon wartenden Freunden zur Brust nehmen zu können, schließlich wird man ja freundlicherweise gemeinsam vor die Tür gesetzt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Edvard Elch am 4.01.2018 | 21:46
Ich glaube, die wichtigste Message ist eigentlich: "Liebe Menschen, das Thema ist uns wichtig, wir haben darüber nachgedacht, einen Aktionsplan ausgearbeitet und mindestens eine Person, an die ihr euch wenden könnt und die nicht in jedes verdammte Fettnäpfchen reinrennt, das es bei dem Thema gibt."

Wenn das bestimmte Menschen abschreckt: nicht mein Problem. Bei den meisten Leute, die mir da spontan einfallen würden, wäre mir deren Fernbleiben sogar ganz recht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ludovico am 4.01.2018 | 22:03
Ich glaube, die wichtigste Message ist eigentlich: "Liebe Menschen, das Thema ist uns wichtig, wir haben darüber nachgedacht, einen Aktionsplan ausgearbeitet und mindestens eine Person, an die ihr euch wenden könnt und die nicht in jedes verdammte Fettnäpfchen reinrennt, das es bei dem Thema gibt."

Wenn das bestimmte Menschen abschreckt: nicht mein Problem. Bei den meisten Leute, die mir da spontan einfallen würden, wäre mir deren Fernbleiben sogar ganz recht.

Das ist zwar die Botschaft, aber unterm Strich ist es wohl "Wir haben uns Gedanken gemacht und machen es so wie sonst auch, bloss dass ein Orga-Mitglied nun einen schicken Titel hat und es sich exklusiv um eine bestimmte Sorte Scheisse kümmert."
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Grandala am 4.01.2018 | 22:07
Das ist zwar die Botschaft, aber unterm Strich ist es wohl "Wir haben uns Gedanken gemacht und machen es so wie sonst auch, bloss dass ein Orga-Mitglied nun einen schicken Titel hat und es sich exklusiv um eine bestimmte Sorte Scheisse kümmert."

Mir z.B. reicht das schon völlig. Anti-Harassment Zeug ist ja keine Zauberei. Man braucht nur ein wenig Empathie und Verständnis. Wenn dann noch einer willens ist Empathie und Verständnis in einem Bestimmten bereich zu übernehmen damit alle die dies in Anspruch nehmen wollen auch können haben wir doch schon alle gewonnen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rabe am 4.01.2018 | 22:20
Zur Frage des grundlosen Verweises von einem Con aufgrund des 'Hausrechtes'.

IMHO (!)
Zum einen ist die Frage zu stellen wer das Hausrecht hat. Allgemein wird es aus dem Recht am Eigentum und der Unverletzlichkeit der Wohnung abgeleitet. Cons finden allerdings selten in Privat(-) Wohnungen statt und der Veranstalter ist nicht unbedingt der Eigentümer der Veranstaltungsräume. In einer privaten Mietwohnung ist das wenig von Bedeutung (Unverletzlichkeit der Wohnung). Bei einer städtischen Einrichtung (Stadthalle, Schule, Jugendzentrum) oder gewerblich vermieteten Veranstaltungsräumen (z.B. Gastwirtschaft) ist das aber schon eher die Frage. Hat der Eigentümer dem Veranstalter das Hausrecht (ausdrücklich) übertragen? Kann der Veranstalter z.B. Mitarbeiter des Eigentümers der Veranstaltung verweisen? Oder gibt es einen Vertreter des Eigentümers dem das Hausrecht grundsätzlich vorbehalten ist (gerne Hausmeister, oder der Wirt selbst, der sich nicht gerne aus seiner eigenen Gaststätte weisen lassen möchte)? Steht im Mietvertrag drin oder nicht.

Zum Zweiten gilt es bei vielen Veranstaltungen das sg. Antidiskriminierungsgesetz zu beachten, das sehr wohl ein eventuell vorhandenes Hausrecht einschränkt!

Zum Dritten wird in vielen Fällen ein Vertrag zwischen Besucher und Veranstalter geschlossen. Der Eigentümer einer Disko darf durch seine Vertreter gerne bestimmen (mit Ausnahmen s. AGG) wer in seinen Betrieb kommen darf. Ist allerdings einmal ein Besuchsvertrag geschlossen kann er nicht einfach nach Belieben aufgekündigt werden, nicht mal nach den Hausrecht, denn das wäre eine missbräuchliche Verwendung dieses Rechtes und würde die Rechte des Vertragspartners unangemessen verletzten.
Man kann einen solchen Vertrag auch nicht einfach nach Belieben annullieren. Einfach Geld zurückgeben ist keine Lösung. Geld muss nicht einmal fließen um einen gültigen Vertrag zu schaffen. Wenn man z.B. Spielleitern freien Eintritt gewährt, könnte ein Vertrag schon entstehen wenn man dem Spieleiter sein Rundenangebot bestätigt, zB. duch eEintrag in eine öffizielle Liste oder ein Programmheft odre eine Bestätigungs-Email.

Vielleicht kann man als Veranstalter auf die Kulanz des ungewünschten Gastes hoffen, aber der kann auf der Einhaltung des Vertrages bestehen.

Wird ein Vertrag gebrochen kann durchaus Schadensersatz gefordert werden. Dann redet man nicht mehr über ein paar Euro Eintritt. Und die Anwalts- und Gerichtskosten kommen auch noch dazu zu welchem Teil entscheidet das Gericht, aber Urteile zu 100% sind eher selten und bei dieser unklaren Sachlagen würde ich mich persönlich darauf nicht verlassen. Welcher Con-Veranstalter hat üblicherweise eine Rechtsschutzversicherung?

Soweit allgemein und grundsätzlich. Und das oben ist nur eine Meinung. Entschieden würde das Ganze eventuell tatsächlich erst vor einem Gericht. Aber das würde ich als Veranstalter, wie gesagt, nicht riskieren wollen.

Nach der langen Vorrede zum Thema des Threads:
Wenn der Con-Veranstalter einen Vertrag beenden will, dann ist es sehr hilfreich wenn er nachweisen kann, das der Vertragspartner den Vertrag zuerst gebrochen hat, zB. indem er z.B. gegen die ausdrücklich bekannt gemachten "Anti-Haressment-Policy" des Cons verstoßen hat, die entsprechend zum Teil des Vertrages gemacht wurde.
Wenn darin ganz klar steht, was man nicht duldet und jemand hält sich dann nicht daran, dann darf man ihn ggf. 'rausschmeißen' und hat außerdem bei dem, dann wesendlich unwahrscheinlicheren, Fall einer Klage bessere Chancen.

Eine solche Policy ist also sehr nützlich und hilft allen Besuchern sich klar zu machen welche Verhaltensweisen auf einer Con gewünscht bzw. was nicht gewünscht ist.
Und das ist garnicht so klar, denn es geht hier eher um die 'weichen' Probleme und Verhaltensweisen. Denn für anderes gibt es Gesetze und die Polizei die sich darum kümmern, aber das brauchen wir hier nicht vertiefen denke ich.

Die obigen Überlegungen decken aber nur einen Aspekt dieser Problematik ab.

Das Ziel eines Converanstalters ist, allgemein gesprochen doch, das sich jeder Besucher unabhängig seines Geschlechtes, sexueller Ausrichtung, Religion oder ähnlichem auf dem Con wohlfühlt. Das erreicht man aber für keinen der Beteiligten durch einen simplen Rausschmiss.

Ich würde mir wünschen, das es überall eine sichere Möglichkeit gibt, in der sich der Angegriffene ernstgenommen fühlen kann und der sich fehlverhaltende Besucher ohne Vorverurteilung erklären kann. Manchmal miteinander, manchmal einzeln. Manchmal hilft es, manchmal klärt es einfach wer ein Idiot ist und wer nicht und manchmal schafft es vielleicht auch Verständniss für den einen oder anderen Beteiligten.
Das bindet natürlich Ressourcen eines Veranstalters, aber es kann auch ein unglaublicher Pluspunkt für einen Con sein.

(In der Zeit in der ich das hier geschrieben habe sind schon mehr als 10 neue Beiträge geschrieben worden. Ich kann nicht so schnell lesen und meinen Text anpassen, dann sind wieder neue Beiträge da. Ich bitte vorauseilend um Vergebung.) ;)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Barbara am 4.01.2018 | 22:27
Ich finde eine solche Policy sehr gut. Für mich ist es die Niederschrift und die aktive Umsetzung von gewünschten Verhaltensweisen und die Frage: "Wie gehen wir bei der Veranstaltung miteinander um?". Sie beschränkt sich nach meinem Verständnis nicht auf Konsequenzen wie "Rauswürfe", sondern sensibilisiert Orga, Helfer und Besucher für das Thema.
Zuständige Ansprechpersonen finde ich ebenso wichtig wie Ersthelfer.

Bei der Diskussion hier vermisse ich ein paar Schritte vor der Umsetzung während der Convention:
1. Diskussion und Erarbeitung innerhalb der Orga (immer wieder, nicht nur zur Einführung):
   - Was verstehen die einzelnen Mitglieder unter Harassment?
   - Wie können sie ihr eigenes Verhalten ändern/die vereinbarte Policy leben/umsetzen?
   - Welchen Handlungsbedarf sieht die Orga? Gab es schon Erfahrungen mit Harassment?
   - Welchen Einfluß sollen Besucher der Convention auf die Policy haben?
   - Welches gemeinsame Handlungsprofil definieren sie?
   - Wer innerhalb der Orga besitzt Kompetenzen zum Konfliktmanagement? Gibt es Schulungswillen dazu? Kann der Verein Fortbildungen unterstützen?
   - Konfliktsituationen zu erkennen und souverän darauf zu reagieren kann man innerhalb der Orga/Helfer mit Rollenspielen üben.
   - Welche Handlungs-/Reaktionsmöglichkeiten gibt es in den verschiedenen Eskalationsstufen? Welche sind erwünscht? (So können Ansprechpartner auch Spielleiter beraten und sind sicherer in der eigenen Reaktion.)
   - Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es?

2. Kommunikation
   - Ist vor/zur Einführung dieser Policy eine Diskussion der Policy mit den Con-Besuchern gewünscht? Ich kann mir da gut als Workshop vorstellen mit der Überschrift: "Wie verbessern wir unser Miteinander mit Hilfe einer Anti-Harassment-Policy?". lohnt es sich, das zu wiederholen? Wenn ja, in welchen Abständen?
   - Wo soll die Policy veröffentlicht werden? Website? Aushang auf der Con? Auf den Flyern (z.B. als Icon mit einem QR-Code zur Website)?

3. Auf der Convention
   - Gibt es Räumlichkeiten, in denen Konfliktgespräche geführt werden können?
   - Eine klare und transparent kommunizierte Eskalationskette (wie sie im Thread schon gemannt wurde) finde ich gut: SpielleiterIn --> ggf. Ansprechperson --> ggf. Polizei
   - Woran erkennen Besucher die Ansprechpersonen? Gibt es Namensschilder?
   - Gibt es Angsträume in der Location (dunkle, verwinkelte Ecken)?
   - Einen Hinweis auf der Spielrundenankündigung zu Umgangston im Spiel und anderen Besonderheiten finde ich gut. Wie man das am besten umsetzt, weiß ich nicht.

Für mich ist eine solche Policy vergleichbar mit einem Leitbild in einer Firma. Wenn sie nicht von den Ausführenden (Orga, Helfer, ...) immer wieder hinterfragt und gelebt wird, ist sie wertlos.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 00:07
Das ist zwar die Botschaft, aber unterm Strich ist es wohl "Wir haben uns Gedanken gemacht und machen es so wie sonst auch, bloss dass ein Orga-Mitglied nun einen schicken Titel hat und es sich exklusiv um eine bestimmte Sorte Scheisse kümmert."
Genau, ist eigentlich keine 10 Seiten Diskussion wert. Daher wollte ich auch einfach nur wissen bei welchen Cons sich Gedanken gemacht und aufgeschrieben wurde.


Für mich ist eine solche Policy vergleichbar mit einem Leitbild in einer Firma. Wenn sie nicht von den Ausführenden (Orga, Helfer, ...) immer wieder hinterfragt und gelebt wird, ist sie wertlos.
Das ist richtig, auch den Rest deines Posts kann ich nur zustimmen.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: D. Athair am 5.01.2018 | 01:40
Ich glaube, die wichtigste Message ist eigentlich: "Liebe Menschen, das Thema ist uns wichtig, wir haben darüber nachgedacht, einen Aktionsplan ausgearbeitet und mindestens eine Person, an die ihr euch wenden könnt und die nicht in jedes verdammte Fettnäpfchen reinrennt, das es bei dem Thema gibt."

Wenn das bestimmte Menschen abschreckt: nicht mein Problem. Bei den meisten Leute, die mir da spontan einfallen würden, wäre mir deren Fernbleiben sogar ganz recht.
Würde ich unterschreiben. Wobei ich eine Person für nicht ausreichend halte.
Wer in solch schwierigen Angelegenheiten ne "fachliche Handlungsempfehlung" für die Con-Orga (oder als Teil der Con-Orga) abgeben muss, sollte mindestens eine weitere Person zur Beratung an der Seite haben, die sich mit dem Thema beschäftigt hat. Außerdem ist das Geschlecht der Ansprechpersonen durchaus höchst relevant.



... ich hab jetzt noch ne Weile drüber nachgedacht und u.a. eigene und miterlebte Erfahrungen reflektiert:
Empathie und GMV sind zwar unverzichtbare Voraussetzungen für ne Ansprechperson, aber das reicht das nicht. Psychologische Grundkenntnisse (die man durch eigene Beschäftigung mit den entsprechenden Themen oder im Rahmen pädagogische/psychologischer Ausbildungen erwerben kann) halte ich für notwendig. Denn: Eine Grenzüberschreitung passiert in einer Situation - und ist davon abhängig, ob sie von einer Seite als solche empfunden wird. Die Bewertung kann sich nachträglich (z.B. durch das Auftauchen von Freundin oder Freund) ändern. Dadurch kann nachträglich aus einer einvernehmlichen Sache eine nicht-vernehmliche werden. Das gilt auch für politische, religiöse, ethnische Angelegenheiten - inklusive (un)passender blöder Sprüche. Da muss man schon ein bißchen die Nebel lichten können, um am Ende eine sachgemäß gute Entscheidung treffen zu können.

Entsprechend: Die Implementierung einer Anti-Harassment-Policy macht man nicht schnell mal neben bei. Zumindest, wenn sie wirksam sein soll und nicht bloß Augenwischerei.

Es gibt übrigens einen ganz guten Blog (http://www.bluestockings.ca/), deren Autorin über Harassment & Co. schreibt. Les ich gern - ist aber anstrengend. Ihre Perspektiven und Erfahrungen und Wunden sind ganz anders als meine. Ich teile auch etliche Schlüsse nicht, bewundere aber die Ausdauer und den Mut darüber zu schreiben.
Was man dabei lernen kann: Es ist kompliziert. Eine abgedrehte Welt voll verquerer, unbewusster, teil-bewusster Fragmente. Und das ist dann auch die Erklärung dafür, warum GMV und ein bißchen Empathie eben nicht reichen.


Für mich ist eine solche Policy vergleichbar mit einem Leitbild in einer Firma. Wenn sie nicht von den Ausführenden (Orga, Helfer, ...) immer wieder hinterfragt und gelebt wird, ist sie wertlos.
+1 und toller Beitrag!  :headbang:
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 02:03
Ach ja ... diese Dame wird ja immer mal wieder gerne ausgegraben. Mit Extremisten zu argumentieren ist allerdings immer ... schwierig. Egal ob ihr Fokus auf Politik, Religion, Essen oder eben eine Meinung/Ansicht liegt. Denn entweder hat USA Probleme die so haarsträubend sind, dass kein zivilisierter Europäer freiwillig seinen Fuß aus US-amerikanischen Boden setzen dürfte (der Eindruck den man gewinnt wenn man den Blog liest) oder aber die Wahrnehmung/Deutung der Dame ist nicht der Norm entsprechend. Dem Blog nach ist es übrigens die Lösung aller Probleme der Welt, wenn man alle heterosexuellen weißen Männer mit erreichen der Geschlechtsreife vorbeugend tötet. Das ist mir dann - wie gesagt - doch ein bisschen zu extrem.

Unserem Thema hilft es auch nicht wirklich weiter ...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: D. Athair am 5.01.2018 | 04:13
Dem Blog nach ist es übrigens die Lösung aller Probleme der Welt, wenn man alle heterosexuellen weißen Männer mit erreichen der Geschlechtsreife vorbeugend tötet. Das ist mir dann - wie gesagt - doch ein bisschen zu extrem.
Werd bitte nicht albern. Danke!

Ich kann gut nachvollziehen, wenn man auf das Vokabular negativ reagiert. Ist auch so gar nicht meines ... und entspringt einer Strömung die ich insgesamt nicht besonders schätze. Was mir wichtig ist und weshalb ich das Blog trotzdem lese ist, dass die Autorin versucht hinter die Dinge zu schauen (was selten genug unternommen wird) und durchaus selbstkritisch Erfahrungen reflektiert.

Klar hat das ne Schagseite. Ist schließlich ihre Perspektive, sind ihre Erfahrungen und Beobachtungen und ist mit ihrer Identität verknüpft.
Dennoch wird deutlich (was einschlägige Forschungsliteratur bestätigt): Belästigungen und andere schädigende Verhaltensweisen sind Alltag. Besonders für Frauen aber nicht nur. Und: Der Rahmen ist ein gesellschaftlicher, der die individuelle Ebene übersteigt. Und genau deswegen versucht die Autorin aus Mechanismen der Sippenhaft auszubrechen:
Zitat
It wasn't about better men. It was about better people. Toxicity isn't limited to a single cis-gender. Everyone has the potential and socialization to be toxic. And toxicity impacts us all. [...]
Hell, we might've even been one of those people who have said "I've never seen x-ism in a community, so it must not exist" even though we wouldn't have been the target of that ism. At some point or another, almost all of us have done something toxic. We've erased, invalidated, whitewashed, demanded emotional labour, invaded space, perpetuated an ism, participated in a phobia, or simply reacted poorly when our privilege got pointed out to us.

An anderen Stellen fordert sie - im Rahmen der Anerkennung von Realitäten - auch Fehlerfreundlichkeit. Menschen treffen Entscheidungen, handeln affektiv, ... Das kann und darf auch daneben gehen. Es gibt aber einen Unterschied zwischen blöden Taten und Grenzüberschreitungen. Die Unterscheidung gut hinzubekommen ist mMn eine zentral wichtige Entwicklungsaufgabe. Das hat mit Wahrnehmung, Übung und vielem anderen zu tun. GMV, Empathie und "Alltagswissen" sind da nur sehr begrenzt hilfreich.

... einige der Schlussfolgerungen finde ich nützlich. Manche auch nicht. Was aber sehr gut und deutlich sichtbar wird:
Es ist verdammt kompliziert ... und ungute Einstellungen, Verhaltensweisen, ... sind viel tiefer in uns angelegt, als wir uns eigestehen wollen. Und genau deswegen gibt es keine einfachen Lösungen. Eine Anti-Harassment-Policy ist nur dann gut und hilfreich, wenn die Implementierung gelingt und die Worte, die in so nem Dokument stehen mit Haltungen, Tun und Reflexion und Verbesserungsanspüchen verbunden sind. Ist das nicht der Fall, kann man's gleich lassen. Es wäre bestenfalls wirkungslos und schlimmstenfalls schädlich.


Edit: Ist jetzt leider sehr SC-lastig geworden. Da es hier aber um die Illustration dessen geht, warum ne bloße Policy nichts hilft und warum wir alle betroffen sind und wie kompliziert das Thema allgemein und im konkreten Einzelfall ist, kann es, denke ich stehen bleiben. Es geht ja gerade nicht um Schuldzuweisungen, Ideologien, ... und andere Bestandteile, die zentrale Bausteine von SC-Diskussionen waren.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 07:30
Zitat
Empathie und GMV sind zwar unverzichtbare Voraussetzungen für ne Ansprechperson, aber das reicht das nicht. Psychologische Grundkenntnisse (die man durch eigene Beschäftigung mit den entsprechenden Themen oder im Rahmen pädagogische/psychologischer Ausbildungen erwerben kann) halte ich für notwendig.
Halte ich für manche Rollenspiel-Cons für nicht immer umsetzbar (und auch nicht für zwingend notwendig). Man kann nicht das Glück haben, wie bei der Padercon zufällig einen Lehrer in der Orga zu haben (wobei ich gar nicht weiss, inwieweit Chruschtschow z. B. in sowas geschult ist).

Auch das Geschlecht ist nicht für mich nicht zwingend wichtig. Idealerweise hat man verschiedene Ansprechpartner*innen, aber wir z. B. haben zwei männliche Beratungslehrer (psycho-soziale Beratung, also weit über die Rolle eines "Vertrauenslehrers" hinaus). An der Nachfrage nach Sprechstunden hat dies aber nichts geändert, seit die Kollegin, die vorher eine der Stellen inne hatte, gewechselt ist.

Dementsprechend halte ich die im Raum schwebende Aussage, "Entweder richtig oder sonst gar nicht!", für zweifelhaft. Alles ist besser als Nichtstun.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 5.01.2018 | 09:18
Sonst stünden wir ja auch wieder wie am Anfang da: Toll, aber nicht zu leisten; und deswegen ist jede Forderung problematisch. Ne, dann lieber "wir tun unser Bestes, tut ihr Eures"
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 5.01.2018 | 11:10
Das ist imho ein guter Rat an Veranstalter: Seid euch bewusst, dass es diese Probleme geben kann (in verschiedensten Konstellationen und Varianten), macht euch Gedanken darüber, wie ihr damit umgehen wollt (und zwar immer wieder mal und nicht nur einmalig) und was ihr diesbezüglich dann nach außen kommuniziert und anbietet.

Da bin ich voll bei Rhylthar, besser das Beste geben und dabei Mist bauen, als daran scheitern, dass man gar nichts versucht hat.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 5.01.2018 | 11:20
@Barbara: Danke für den Vorschlag zur Umsetzung!

Es gibt übrigens einen ganz guten Blog (http://www.bluestockings.ca/), deren Autorin über Harassment & Co. schreibt.

Breakout, eine Con in Toronto, die Kate Bullock mitorganisiert, hat auch lesenswerte Standards. (https://breakoutcon.com/index.php/convention/policies/) Da scheint es z.B. so zu sein, dass alle Rollenspielrunden die X-Card verwenden.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 12:49
Klar kann man die X-Card verwenden, aber ...

Wir sollten mal sammeln welche Art von Übergriffen wir (das Tanelorn) schon auf deutschen CONs mitbekommen haben und wie diese dann gelöst wurden (gar nicht ist natürlich auch eine Option). Die Frage, die sich mir nach wie vor stellt lautet: wie groß ist das Problem tatsächlich hier bei uns? Wenn man Kates Seite verfolgt scheint das Problem in USA/Kanada ja einen ganz anderen Stellenwert zu haben, wobei die Auslegung was ein "sexual harrasement" ist dort offensichtlich eine viel strengere Betrachtungsweise hat. Wenn mich eine Mitspielerin auf einer CON mal wegen einen wahrgenommenen Ungerechtigkeit anbrüllt und dann nach Klärungsversuch wütend abrauscht würde ich mich nicht sexuell mißbraucht fühlen und von den langjährigen Freunden der Frau verlangen sie künftig zu meiden und ich würde auch nicht ihrem Arbeitgeber schreiben er möge sie bitte entlassen ... Kate macht das!

Ich finde - wie bereits mehrfach gesagt - diesen Passus zu Verhaltensregeln eine sehr gute Idee, unter anderem weil sie auch den CON-Veranstaltern mehr Rechtssicherheit gibt: sie können, sollte es zu einem nicht lösbaren Vorfall kommen, nun auf diesen Passus verweißen wenn sie jemanden dauerhaft entfernen. Und ich denke der symbolische Charakter eines solchen Passus dürfte vielen schon einmal ein gesteigertes Gefühl von Sicherheit geben, bzw. bei potentiellen Tätern die Alarmglocken losgehen lassen, Marke "Oh scheiße - wenn die sowas schon reinschreiben halte ich lieber mal den Ball flach".
Ob sowas wie die X-Card Verwendung finden sollte ... kommt ihr - für mein Gefühl von D - ein bisschen überkandidelt vor. Ich befürchte da immer den Mißbrauch solcher Sachen, habe aber eben auch entsprechend schlechte Erfahrungen aus dem Berufsleben. Normalerweiße habe ich den deutschen Gamer als ein sehr sozial kompetentes und rücksichtsvolles Wesen in Erinnerung (mal von Foren abgesehen ;) :P ). Klar - es kommt mal was vor, aber es löst sich i.d.R. eben auch recht schnell in Wohlgefallen auf.

Die Breakout-CON Vorschrift würde mich - aufgrund Aufbau und Inhalt - aber schon ein wenig abschrecken. Da fragte ich mich zum einen eben was die für Probleme haben, zum anderen fühle ich mich als Mann beim Lesen schon unter Generalverdacht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ludovico am 5.01.2018 | 12:50
Dementsprechend halte ich die im Raum schwebende Aussage, "Entweder richtig oder sonst gar nicht!", für zweifelhaft. Alles ist besser als Nichtstun.

Also wenn man sich an Barbaras Vorschläge hält, dann geht man das Thema schon ernsthaft und mit einem gewissen Aufwand an.

Nun eine blöde Frage:
Wodurch wird dieser Aufwand gerechtfertigt?

Klar, wenn es häufiger Fälle von sexueller Belästigung auf einer Con gibt, dann ist es gut und richtig, sich sehr ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen, Prozesse und Prozessbeauftragte zu etablieren.
Aber wenn es nun so gut wie gar keine oder sogar keine Fälle gibt, dann frage ich, wodurch dieser Aufwand gerechtfertigt wird.

Oder gibt es doch wesentlich mehr Fälle, und wir haben hier auf Cons US-amerikanische Zustände (nach einigen Berichten scheint das R bei RPG dort eher für Rape zu stehen), bloß verdeckt?

@Archoangel
Die Breakout-Con würde mich auch abschrecken, insbesondere die X-Card. Ich stelle mir vor, dass ich z.B. Dark Fantasy leite und eine etwas sensiblere Person am Tisch habe, die trotz vorheriger Erklärungen, worum es im Abenteuer geht und wie ich leite (gehört für mich dazu) bleibt und dann die X-Card ständig antippt. Ein Vetorecht im Spiel find ich super, aber den SL dann zu zwingen, dass er die Szene ändern, retconnen oder überspringen muss, finde ich schon bedenklich, insbesondere weil man bei Cons nie weiß, wer am Spieltisch sitzt.

Die Idee mit Trigger Warnings find ich mittlerweile gar nicht mal so verkehrt. Dann weiß zumindest auch solch eine sensible Person vor Rundenanmeldung was Sache ist und kann diese ggf. zum Verlassen der Runde auffordern.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 13:06
Also wenn man sich an Barbaras Vorschläge hält, dann geht man das Thema schon ernsthaft und mit einem gewissen Aufwand an.

Nun eine blöde Frage:
Wodurch wird dieser Aufwand gerechtfertigt?

Klar, wenn es häufiger Fälle von sexueller Belästigung auf einer Con gibt, dann ist es gut und richtig, sich sehr ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen, Prozesse und Prozessbeauftragte zu etablieren.
Aber wenn es nun so gut wie gar keine oder sogar keine Fälle gibt, dann frage ich, wodurch dieser Aufwand gerechtfertigt wird.

Oder gibt es doch wesentlich mehr Fälle, und wir haben hier auf Cons US-amerikanische Zustände (nach einigen Berichten scheint das R bei RPG dort eher für Rape zu stehen), bloß verdeckt?

Lies dir den Blog mal durch. Die Wahrnehmung ist mE hier das Stichwort. Und das Feindbild. Wenn du erstmal davon ausgehst, dass heterosexuelle weiße Männer generell aufgrund ihrer Erziehung "toxisch" sind, dann nimmst du viel mehr Dinge als harrasement wahr, als man dies hierzulande täte. Da langt es eben schon laut zu werden, oder im Spiel einen Conan-Macho-Krieger zu spielen um zu einer Verurteilung zu kommen. Ich denke aber, dass hierzulande ein generell höheres Niveau, auch zu Abstraktion, herrscht, weshalb ein Großteil der Probleme von über dem Teich bei uns von keinem Beteiligten als Problem wahrgenommen wird.

Zudem spricht die Tendenz (des Blogs) die Namen und Adressen von solchen "Tätern" zu veröffentlichen auch bereits davon, dass offensichtlich schon eine persönliche Beziehung stattgefunden hat (siehe auch Kachelmann-Beispiel), weshalb mE hier nicht von einem "realistischen Fall" gesprochen werden kann, nämlich eher sowas wie "Kölner Sylvesternacht".
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 5.01.2018 | 13:07
Also wenn man sich an Barbaras Vorschläge hält, dann geht man das Thema schon ernsthaft und mit einem gewissen Aufwand an.

Nun eine blöde Frage:
Wodurch wird dieser Aufwand gerechtfertigt?

Klar, wenn es häufiger Fälle von sexueller Belästigung auf einer Con gibt, dann ist es gut und richtig, sich sehr ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen, Prozesse und Prozessbeauftragte zu etablieren.
Aber wenn es nun so gut wie gar keine oder sogar keine Fälle gibt, dann frage ich, wodurch dieser Aufwand gerechtfertigt wird.

Oder gibt es doch wesentlich mehr Fälle, und wir haben hier auf Cons US-amerikanische Zustände (nach einigen Berichten scheint das R bei RPG dort eher für Rape zu stehen), bloß verdeckt?

@ Ludovico
Der Verweis auf Amerika kann allenfalls zur Inspiration dienen. Weniger als Referenz, denn wir kennen die dortigen tatsächlichen Verhältnisse nicht. Vielleicht nicht ein Mal sie selbst.

Aber nochmals: Es geht nicht darum, ob es "so gut wie keine" sind. Das ist zweitrangig.
Es geht darum, dass man die Fälle auf "nahe 0" oder im Idealfall "keine" oder zumindest "seit Jahren nicht passiert" drückt. (Quantitative Herangehensweise).
Und es geht darum, dass auch sich Belästigungen zu milden Belästigungen und milde Belästigungen zu ungefährlichen Witzchen abmildern (Qualitative Betrachtungsweise). Da mag es immer ein paar Schnellschießer und Gralshüter geben. Die interessieren mich aber im ersten Schritt nicht.
Wichtig ist, dass man sich vor Augen führt - auch und gerade als Mann -, dass zB sexuelle Anspielungen (auch im Spiel) keine Selbstverständlichkeiten sein müssen.
Da gilt es sensibel zu sein, aber eben nicht panisch oder voreilig. Hier im zweiten Schritt interessieren mich also die Schnellschießer.

Nehmen wir mal folgendes Beispiel (real passiert):
Nur männliche Spielrunde. A ist Spielleiter und stellt seine NSC gerne "realistisch(tm)" und dreckig dar, "das war halt so im Mittelalter". Noch kein Problem. Spieler B spielt eine 14-16 jährige Maid/Zauberin und trifft auf einem Con erstmalig auf diesen SL.
Im Spiel wird seine SC und ihre Begleiterin dann ziemlich grapschig angegangen. Noch kein Problem, ABER...
... einfach mal den Mitspieler betrachten: Wirkt er unangenehm berührt? Reagiert der SL darauf?
In unserem Fall erste Frage Ja, zweite Frage nein.
Solange es beim Mitspieler noch läuft unter "Komischer Kauz, aber macht ja trotzdem Spaß" muss ich nicht reagieren.
Bei der ersten Beschwer wäre ich ihm aber zur Seite gesprungen. Der erste Schritt kann das Angebot sein, dass ingame zu lösen ("Ein Wort, holde Maid und er ist einen Kopf kürzer!"). Der zweite Schritt ist dann Unterstützung bei der Ansprache an den SL.

Wohlgemerkt: DAS ALLES WAR VIRTUELL!!!

Wenn real etwas passiert, kann man davon ausgehen, dass das auf einem ganz anderen Level spielt. Mehr Emotionen im Spiel sind und auch mehr kriminelle Energie.*
Wenn man von ganz plumpen Anmachen mal absieht oder "zu lauten" Lästereien, sollte man aber nie vergessen, dass reale Personen, die keinen Flirt auf Augenhöhe im Sinn haben, dies gerne aus einer Position der Stärke tun.

X belästigt Y nicht, wo jeder das mitbekommt. Oder er belästigt sie dort, wo er sich sicher ist, dass eh keiner was sagt.
Kein Wunder, dass wir von solchen Fällen kaum was mitbekommen.

----

* Dem genannten Spielleiter unterstell ich eben keine kriminelle Energie. Er hielt das Verhalten seiner NSC "richtig, weil realistisch". Der ging da ganz rational dran ohne böse Absicht. Nichtsdestotrotz fühlte es sich unangenehm an.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ludovico am 5.01.2018 | 13:16
@Greifenklause
Ich betrachte das halt wirtschaftlich aus der Kosten-Nutzen-Perspektive bzw. Aufwand-Nutzen-Perspektive in diesem Fall.

Zitat
Es geht darum, dass man die Fälle auf "nahe 0" oder im Idealfall "keine" oder zumindest "seit Jahren nicht passiert" drückt.

Also quasi den Status Quo erhalten (zumindest liest sich das bislang hier so). Meine Frage zielt darauf ab, ob die aktuellen Maßnahmen nicht bereits reichen, weil es scheinbar keine oder kaum Probleme gibt (man kann höchstens als Ziel ansetzen, es auf 0 zu minimieren. Aber ganz wird das nie gelingen).

Oder anders ausgedrückt:
Muß man viel Zeit und Aufwand in etwas stecken, etwas zu reparieren, was nicht kaputt ist?

Als Werbemaßnahme finde ich solche Formulierungen toll, aber wenn es nun nicht wirklich ein Problem gibt, muss dann wirklich der ganze Aufwand mit der Entwicklung und Implementierung eines Prozesses für solche Fälle vorgenommen werden?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 13:18
Zitat
Kein Wunder, dass wir von solchen Fällen kaum was mitbekommen.

Das ist die eine Möglichkeit, die mir persönliche immer die Alarmbimmeln angehen lässt. Die andere wäre:

Auf deutschen Rollenspielkonventions kommt sowas quasi nie vor.

Auch das ist eine Möglichkeit. Statistische Erhebungen dazu gibt es vermutlich keine, wehalb es mich ja ernsthaft mal interessieren würde, wer schonmal was erlebt hat und wann und wo. Meine Beispiele sind hier im Thread ja schön verteilt, aber bis auf theoretische Konstrukte lese ich hier wenig bis kaum andere Beispiele, was mich zu der Schlussfolgerung bringt, dass es wenig bis kaum Probleme gibt. Für wenig bis kaum Probleme langt aber mE der Hinweis in den CON-Richtlinien völlig aus, sowie die Benennung einer Vertrauensperson durch den Veranstalter, der meinetwegen ja auch einen orangenen Batch haben darf (welcher an entsprechender Stelle in den Richtlinien erwähnt wird).

Zudem bin ich es - von egal welcher Runde - gewohnt, dass die SL vor einem Abenteuer ein paar klare Worte von sich gibt und Spieler dann äußern, was ihnen eventuell nicht passt, bzw. im Spiel sich mitteilen. Auf Verdacht hin alles zu streichen/sich selbst zu zensieren kann hier nicht zielführend sein.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ginster am 5.01.2018 | 13:26
Die Frage, die sich mir nach wie vor stellt lautet: wie groß ist das Problem tatsächlich hier bei uns?

Die Frage ist ehrenwert, ob es für die Policy relevant ist bezweifle ich. Es ist schön, wenn die deutsche Con-Szene da anscheinend keine Probleme mit hat. Ich kann das nicht beurteilen, ich bin praktisch nie auf Cons. Es geht um ein gesamtgesellschaftliches Problem - und sich dessen bewusst zu sein. Eine Policy soll ja präventiv sein, warum erst eine schreiben, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist? Schau dir mal an, was diese Frau (https://twitter.com/melaphelia/status/934862938434932737?lang=de) im Arbeitsleben auf Twitter gesammelt hat. Jetzt stell dir vor, wievielen Menschen sowas wohl alltäglich passiert. Und danach, wie es wohl ist, wenn diese Personen Rollenspiel für sich entdecken - mit all den Klischees, die man sich vielleicht so erzählt. Meinst du nicht, dass es für solche Menschen interessant ist, dass auf der Con-Seite (sinngemäß) steht: "Bei uns nicht!"
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ludovico am 5.01.2018 | 13:29
@Barbara: Danke für den Vorschlag zur Umsetzung!

Breakout, eine Con in Toronto, die Kate Bullock mitorganisiert, hat auch lesenswerte Standards. (https://breakoutcon.com/index.php/convention/policies/) Da scheint es z.B. so zu sein, dass alle Rollenspielrunden die X-Card verwenden.

Alter, die Tante hat ja ein ziemliches Rad ab, wenn ich mir diesen Artikel (http://archive.is/fm0e6) von ihr durchlese.
Zusammenfassung: Zauber wie Charm Person fördern Rape Culture.
Joa...Ok!  :o
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 5.01.2018 | 13:33
@Greifenklause
Ich betrachte das halt wirtschaftlich aus der Kosten-Nutzen-Perspektive bzw. Aufwand-Nutzen-Perspektive in diesem Fall.

Also quasi den Status Quo erhalten (zumindest liest sich das bislang hier so). Meine Frage zielt darauf ab, ob die aktuellen Maßnahmen nicht bereits reichen, weil es scheinbar keine oder kaum Probleme gibt (man kann höchstens als Ziel ansetzen, es auf 0 zu minimieren. Aber ganz wird das nie gelingen).

Oder anders ausgedrückt:
Muß man viel Zeit und Aufwand in etwas stecken, etwas zu reparieren, was nicht kaputt ist?

Als Werbemaßnahme finde ich solche Formulierungen toll, aber wenn es nun nicht wirklich ein Problem gibt, muss dann wirklich der ganze Aufwand mit der Entwicklung und Implementierung eines Prozesses für solche Fälle vorgenommen werden?

Puh. Bitte verstehe das folgende Szenario nicht als zuuu plakativ und provokativ:

Szenario 1:
Du gehst auf ein Con. Eine Bekannte aus deiner Clique wird dort ganz blöd angegangen und fühlt sich den ganzen Tag scheiße. Was tust du? Was rätst du ihr? Was erwartest du bzw hättest erwartet von der Con-Orga o.ä.? Von den Zeugen?

Szenario 2:
Du wohnst in Hamburg. Du liest in einer Zeitung, dass auf dem fernen Con in Berlin (wo du noch nie warst) eine Frau vergewaltigt wurde. Was denkst du? Was denken Bekannte von dir, die von Rollenspiel keine Ahnung haben und es schon immer suspekt fanden? Wie würdest du dir wünschen, dass deine Zeitung darüber berichtet hätte? Was würdest du zukünftig von der Con-Orga in Berlin erwarten.

Szenario 3a:
Du sitzt in der Pause am Lästertisch. An sich nie ein Ding! Man lästert über alles und jeden, beleidigt aber niemanden direkt oder in Hörweite. Ein Aufstacheln hat niemals statt gefunden, sondern höchstens ein Dampf ablassen, um anschließend mit der Person seines Zorns oder der Person seiner Begierde wieder ganz entspannt parlieren zu können (die von der Lästerei nichts mitbekommen hat).
Nicht jedes Jahr ist der Lästertisch gleich besetzt. Wer nett ist, darf teilnehmen. Gerne auch mal ein "Männergespräch" mit zotigen Witzen.
Doch dieses Jahr ist es anders. Eben noch hat sich der Tisch über die hübsche Blonde am Uhrwerkstand unterhalten, durchaus auch detailreich.
Da stehen "zwei Neue" auf und begeben sich mit vielsagenden Blicken zur hübschen Blonden.
Annahme 1: Du bist heute seeeehr vorsichtig. Wie reagierst du?

Szenario 3b:
Wie 3a, aber du hast anfangs deine rosarote Brille auf und denkst dir (anfangs): "Die beiden neuen wollen sich nur aufspielen, die tun ihr schon nichts!". Eine Stunde später kommst du durch Zufall an einem Rollenspieltisch vorbei, wo alle drei und noch weitere Personen zusammensitzen. Die "hübsche Blonde" wird lautstark und schreit die beiden an - offensichtlich nicht ingame - "Könnt ihr es nicht endlich mal sein lassen. Ich habe euch gesagt, dass ich das nicht mag." Sie ist dem Weinen nah und wirkt - ebenfalls offensichtlich - hilflos.
Wie reagierst du?
Was erwartest du vom Spieltisch/den anderen Mitspielern.
Kleine Variante: Sie lässt die Formulierung fallen "Ihr Penner vom Lästertisch!" und meint (nur) mit diesen vier Worten auch dich.


Disclaimer:
Du musst mir nicht jede Frage beantworten.
Das sind nur mehr oder weniger realistische Szenarios, die zum Nachdenken anregen sollen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 5.01.2018 | 13:34
Alter, die Tante hat ja ein ziemliches Rad ab, wenn ich mir diesen Artikel (http://archive.is/fm0e6) von ihr durchlese.
Zusammenfassung: Zauber wie Charm Person fördern Rape Culture.
Joa...Ok!  :o
Aah, fuck, ich habe reingelesen. Thema für einen anderen Thread, bitte.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Blechpirat am 5.01.2018 | 13:37
bzw. bei potentiellen Tätern die Alarmglocken losgehen lassen, Marke "Oh scheiße - wenn die sowas schon reinschreiben halte ich lieber mal den Ball flach".

Das halte ich für extrem fernliegend. Praktisch niemand nimmt sich selbst als Täter wahr.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 13:45
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 5.01.2018 | 13:48
Alter, die Tante hat ja ein ziemliches Rad ab, wenn ich mir diesen Artikel (http://archive.is/fm0e6) von ihr durchlese.
Zusammenfassung: Zauber wie Charm Person fördern Rape Culture.
Joa...Ok!  :o

Du hast den Artikel nicht gelesen, oder? Wie dem auch sei und nochmal: Es geht hier um Anti-Harassment Policies. In diesem Kontext habe ich die Breakout Con genannt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ludovico am 5.01.2018 | 13:52
Puh. Bitte verstehe das folgende Szenario nicht als zuuu plakativ und provokativ:

Szenario 1:
Du gehst auf ein Con. Eine Bekannte aus deiner Clique wird dort ganz blöd angegangen und fühlt sich den ganzen Tag scheiße. Was tust du? Was rätst du ihr? Was erwartest du bzw hättest erwartet von der Con-Orga o.ä.? Von den Zeugen?

Ich höre ihr zu, tröste sie und gehe ggf. zur Orga, falls sie mir einen Übergriff schildert.
Standard, würde ich sagen.

Zitat
Szenario 2:
Du wohnst in Hamburg. Du liest in einer Zeitung, dass auf dem fernen Con in Berlin (wo du noch nie warst) eine Frau vergewaltigt wurde. Was denkst du? Was denken Bekannte von dir, die von Rollenspiel keine Ahnung haben und es schon immer suspekt fanden? Wie würdest du dir wünschen, dass deine Zeitung darüber berichtet hätte? Was würdest du zukünftig von der Con-Orga in Berlin erwarten.

Das ist eine strafrechtliche Sache. Meine Bekannten haben eh keine Ahnung vom Rollenspiel und keine Meinung dazu oder es sind Spieler. Das ist heutzutage wohl auch eher üblich. Die Zeiten, in denen Rollenspieler nach Nennung des Hobbies schief angeschaut werden, sind wohl vorüber. Ich würde denken, dass das schon Mist ist und hoffen, dass der Täter gefasst wird. Die Zeitung soll über den Fall sachlich und ohne Namensnennung berichten (was heutzutage auch üblich ist) und von der Con-Orga erwarte ich, dass sie in solchen Fällen die Polizei verständigt und bei Zeugenaufrufen Unterstützung leistet.
Ich würde nicht erwarten, dass sie einen Prozess deshalb entwickeln, weil der die Vergewaltigung auch nicht verhindern kann.

Zitat
Szenario 3a:
Du sitzt in der Pause am Lästertisch. An sich nie ein Ding! Man lästert über alles und jeden, beleidigt aber niemanden direkt oder in Hörweite. Ein Aufstacheln hat niemals statt gefunden, sondern höchstens ein Dampf ablassen, um anschließend mit der Person seines Zorns oder der Person seiner Begierde wieder ganz entspannt parlieren zu können (die von der Lästerei nichts mitbekommen hat).
Nicht jedes Jahr ist der Lästertisch gleich besetzt. Wer nett ist, darf teilnehmen. Gerne auch mal ein "Männergespräch" mit zotigen Witzen.
Doch dieses Jahr ist es anders. Eben noch hat sich der Tisch über die hübsche Blonde am Uhrwerkstand unterhalten, durchaus auch detailreich.
Da stehen "zwei Neue" auf und begeben sich mit vielsagenden Blicken zur hübschen Blonden.
Annahme 1: Du bist heute seeeehr vorsichtig. Wie reagierst du?

Sehr fiktiv. Solche Lästertische kenne ich nicht und wenn es sie gäbe, wäre ich kaum dabei. Zu toxisch.
Wenn zwei Leute mit vielsagenden Blicken erstmal zu einer Frau gehen, nehme ich generell erstmal an, dass die Flirten wollen. Wenn ich vorsichtig bin, schaue ich mir die Szene an und greif ggf. verbal ein und hol u.U. ein Orga-Mitglied dazu.

Zitat
Szenario 3b:
Wie 3a, aber du hast anfangs deine rosarote Brille auf und denkst dir (anfangs): "Die beiden neuen wollen sich nur aufspielen, die tun ihr schon nichts!". Eine Stunde später kommst du durch Zufall an einem Rollenspieltisch vorbei, wo alle drei und noch weitere Personen zusammensitzen. Die "hübsche Blonde" wird lautstark und schreit die beiden an - offensichtlich nicht ingame - "Könnt ihr es nicht endlich mal sein lassen. Ich habe euch gesagt, dass ich das nicht mag." Sie ist dem Weinen nah und wirkt - ebenfalls offensichtlich - hilflos.
Wie reagierst du?
Was erwartest du vom Spieltisch/den anderen Mitspielern.
Kleine Variante: Sie lässt die Formulierung fallen "Ihr Penner vom Lästertisch!" und meint (nur) mit diesen vier Worten auch dich.

Grundsätzlich würde ich erstmal fragen, was vorgefallen ist. Wenn sie es mir erklärt und ich mir die Gegenargumente von den beiden anderen angehört habe, würde ich entsprechend reagieren. Kommt sie mir glaubwürdiger vor, würde ich den beiden Mitspielern mitteilen, dass ich derartiges Benehmen für großen Mist halte und eine Entschuldigung angebracht wäre, ebenso wie das Versprechen ihr gegenüber, sich von der Dame fernzuhalten. Leisten sie das, ist der Fall für mich erleidgt. Leisten sie es nicht, würde ich das Mitspielen mit den beiden verweigern, der Dame den Gang zur Orga nahelegen und ihr anbieten, sie zu begleiten als moralische Unterstützung.
Ähnliches Verhalten wünsche ich mir von den anderen Spielern.
Wenn sie mich in der Variante ebenfalls beleidigt, werde ich mich bei ihr für den Vorfall mit entschuldigen.

Zitat
Disclaimer:
Du musst mir nicht jede Frage beantworten.
Das sind nur mehr oder weniger realistische Szenarios, die zum Nachdenken anregen sollen.

Ich hab trotzdem alle beantwortet. Die Freiheit nahm ich mir.  :)
Aber ich sehe nicht, was hier ein Code of Conduct hätte bringen können.

@Khorned Beef
Stimmt! Ist OT und bitte keinen eigenen Thread. Je weniger über solche Leute mit solch bekloppten Ansichten gesprochen wird, desto besser.

@Ucalegon
Doch! Leider! Die verschwendete Lebenszeit kommt niemals wieder.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 5.01.2018 | 13:55
Habe die Fragen im Kopf ähnlich beantwortet wie Ludovico. Aber wir sind wohl auch nicht die Problembären, vor denen irgendwer Schutz braucht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 5.01.2018 | 13:59
Wenn man sich Instrumentevon wo anders bedient, ist es auch völlig normal bis eigentlich selbstverständlich sich auch anzuschauen, wie sich das dort auswirkt und was das für ein Klima und Nebenwirkungen schafft.
Und wenn da solche Auswüchse wie in den USA erkennbar werden ist es nciht naiv sondern eher schon Vorsatz anzunehmen, dass würde hier nicht genauso komemn können.

Was ja nicht daran hindern sollte Missständen dann anders begegnen zu wollen statt mit solchen einseitigen Automatismen.
Das Textbespiel zum Knutepunkt zeigt ja auch, dass es durchaus andere Ansätze gibt. 

Genauso wie mit #Aufschrei und enstprechende. Es ist ja nicht so, dass es da genügend Anlass zu berechtigter Empörung und Entsetzen gegeben hätte - aber eben auch einen Haufen Irrsinn.
Am Ende kann die Lösung doch nicht sein "freie Bahn für extermistische AktivistInnen" sondern nach Möglichkeiten die Bösartigen auf beiden Seiten einzudämmen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 14:00
@Greifenklaue: bitte keine möglichen Szenarien mehr: wir sind alle Rollenspieler und wir können uns entsprechend noch ganz andere Dinge vorstellen. So lange du keine dieser Szenarien erlebt hast lohnt es nicht darüber zu sprechen, wer potentiell wie wann was machen würde. Werd konkret: benenne konkret den CON auf dem es eine Vergewaltigung gab. Dann kann man auch konkret darüber sprechen/Ideen finden wie man so etwas in Zukunft vermeiden kann/wie man damit umgeht/was man tun kann.

Theoretische Konstrukte sind hier mE nicht zielführend - wir werden niemals einen Verhaltenskodex aufstellen können (und sollten dies auch nicht) der erklärt, was bei allen möglichen theoretischen Situationen zu geschehen hat. Incl. der Landung von Aliens während einer Convention. Könnte theoretisch ja auch passieren, wenn du verstehst was ich mein ...

Nehmen wir doch mein Beispiel aus V:Life: du bist SL und eine neue Mitspielerin sagt zu dir "Bekomme ich einen besseren Char, wenn ich dir einen b****?". Da viele CONs mittlerweile auch mal einen Life-Event anbieten, kann das also auch auf einer Convention passieren. Du bist der SL, befindest dich in einem Nebenzimmer um Spieler einzuführen/zu instruieren und wirst dann eben auf diese Art sexuell belästigt. Es sind keine Zeugen da. Du bist ein Mann und stellst dir gerade vor was so eine Person wohl rumposaunen wird wenn du ihr eine deutliche Abfuhr erteilst ... da hilft mir die Policy ... tja was hilft sie mir? Wer wird mir glauben? Wenn sie die Situation gegenteilig darlegt ... wer wird MIR glauben?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 5.01.2018 | 14:10
...
Ich hab trotzdem alle beantwortet. Die Freiheit nahm ich mir.  :)
Aber ich sehe nicht, was hier ein Code of Conduct hätte bringen können.
...

Dankeschön!
Habe ich nicht erwartet.
Anscheinend sind unsere Einstellungen sehr nah beieinander (bis auf den Lästertisch*), nur hinsichtlich des CoC gehen wir auseinander.
Ein vernünftiger Coc schafft ein besseres Bewusstsein für derlei Fragen und  auch mehr Rückgrat zu reagieren in ähnlichen Situationen.

Ich gebe aber zu, dass ein überzogener Coc eher zu einem übersteiften Verhalten führt und eher schadet als nützt.
---
* Mit dem Lästertisch ist da so eine Sache. Unserer war tatsächlich "nett" und führte eher zu einem besseren Klima als einem schlechteren.
Sie können aber auch toxisch sein, keine Frage.
Stellte ich mit meinem Szenario ja auch dar.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 5.01.2018 | 14:19
@Greifenklaue: bitte keine möglichen Szenarien mehr: wir sind alle Rollenspieler und wir können uns entsprechend noch ganz andere Dinge vorstellen. So lange du keine dieser Szenarien erlebt hast lohnt es nicht darüber zu sprechen, wer potentiell wie wann was machen würde. Werd konkret: benenne konkret den CON auf dem es eine Vergewaltigung gab. Dann kann man auch konkret darüber sprechen/Ideen finden wie man so etwas in Zukunft vermeiden kann/wie man damit umgeht/was man tun kann.

Theoretische Konstrukte sind hier mE nicht zielführend - wir werden niemals einen Verhaltenskodex aufstellen können (und sollten dies auch nicht) der erklärt, was bei allen möglichen theoretischen Situationen zu geschehen hat. Incl. der Landung von Aliens während einer Convention. Könnte theoretisch ja auch passieren, wenn du verstehst was ich mein ...

Nehmen wir doch mein Beispiel aus V:Life: du bist SL und eine neue Mitspielerin sagt zu dir "Bekomme ich einen besseren Char, wenn ich dir einen b****?". Da viele CONs mittlerweile auch mal einen Life-Event anbieten, kann das also auch auf einer Convention passieren. Du bist der SL, befindest dich in einem Nebenzimmer um Spieler einzuführen/zu instruieren und wirst dann eben auf diese Art sexuell belästigt. Es sind keine Zeugen da. Du bist ein Mann und stellst dir gerade vor was so eine Person wohl rumposaunen wird wenn du ihr eine deutliche Abfuhr erteilst ... da hilft mir die Policy ... tja was hilft sie mir? Wer wird mir glauben? Wenn sie die Situation gegenteilig darlegt ... wer wird MIR glauben?

I)
1.) Wenn das aus heiterem Himmel kommt, würde ich wohl fragen "Was soll der Scheiß?"

2.) Falls es eine liebgemeinte - aber nichtsdestotrotz vollkommen überzogene - Anmache wäre, sprich es war Sympathie auf beiden Seiten dar und ich selbst (!  Nicht irgendwelche Dritte) könnte mein eigenes Verhalten ebenfalls als Flirterei interpretieren, würde ich sagen "Tut mir leid, das wird nicht passieren."

3.) Wenn das Klima angespannt war - aber nicht sexualisiert - würde ich sagen: "Das fasse ich als Beleidigung auf!" oder wie unter 1.) reagieren.

4.) War das Klima angespannt UND sexualisiert, würde ich mich, wenn ich den Mumm dazu habe an die Orga wenden. Wenn nicht einen guten Freund oder Bekannten um Rat fragen.

X.) Und gerade was diesen "Mumm" betrifft, würde es mir viel helfen, wenn ich weiß,
a) Es gibt Ansprechpartner
b) sie sind leidlich kompetent
c) es gibt eine Sensibilität für sexuelle Belästigung und sexualisiertes Verhalten.

II)
Aber ich muss mich auch bei dir beschweren! Echt, was soll das? Erst verbietest du mir Szenarios und dann tust du exakt dasselbe??
Muss man das verstehen?!?

EDIT:
Es handelt sich laut Archoangel um einen Fall aus der Realität.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 5.01.2018 | 14:28
Äh, ich glaube ein paar Seiten weiter vorne wurde verbatim die gleiche Frage als Erlebnis geschildert, wenn auch in anderem Kontext.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 14:31
Moin,

also ich kann diverse Sachen von unterschiedlichen Rollenspielveranstaltungen (Treffs, Stammtisch, Con) bestätigen. Da die Con nun die größte Variante mit den meisten anwesenden Personen ist, hielte ich es für ausgesprochen naiv zu erwarten, dass da so etwas nicht vorkommt.

Eine kleine Kollektion von Beispielen, bei denen ich auch selbst unmittelbar anwesend war (eine Ausnahme, bei der es schlicht auch technisch nicht möglich war, weil ich nicht der Empfänger der Mail war):

- antisemitisch: ("Ich bin ja kein Rassist, aber dem X merkt man ja schon an, dass der ein Jude ist. Der ist ja so geizig ..."
- rassistisch: (das übliche: die Russen, die Türken, die ... in verschiedenen Kontexten)
- transphob: ("Den nenne ich erst Y, wenn der das auch im Ausweis stehen hat. Der nimmt sich doch nur selbst zu wichtig. Und wenn der mich anfasst, gibt's auf Maul." Ja, genau, als ob es da nicht schon genug Probleme mit der Identitätsfindung gibt. Bonuspunkte für die Unterstellung, dass alle Transpersonen nur einen Schritt vom Sexualstraftäter entfernt sind.)
- homophob: (Welches Arschloch besteht eigentlich immer noch darauf, dass es in Ordnung ist "schwul" als Schimpfwort zu benutzen? Diverse Kontexte. Plus einen Spieler, den ich definitiv nie wieder an meinem Tisch willkommen heißen werde.)
- sexuell übergriffig 1: "Dann werde ich halt übergriffig. Ist ja nicht mein Problem." Antwort auf den Hinweis, dass man bei so einer Spielweise vielleicht ein bisschen vorsichtig dran gehen und auf seine Mitspieler achten sollte und nachdem eben ein Spieler klar machte, dass er die dargestellten Inhalte nicht wollte (konkret Darstellungen von Vergewaltigungen und anderer sexueller Gewalt im Spiel)
- sexuell übergriffig 2: Mail mit einer Einladung zu einer Swinger-Seite nach einem Rollenspielabend.

Mittlerweile habe ich mir abgewöhnt betroffen zur Seite zu schauen, wie es die meisten anderen Anwesenden und früher auch ich gerne getan haben. Wer sich fragt, ob wir ein zunehmendes gesamtgesellschaftliches Problem mit der Ausgrenzung von Minoritäten haben, soll sich bitte noch mal ganz genau anschauen, wie beispielsweise der Wahlkampf im letzten Jahr geführt und wie da dann auch erfolgreich Stimmen gesammelt wurden.

Ein Fachrezept für die adäquate Gegenreaktion gibt es nicht. Das kann die Gegenrede sein. Das kann aber auch schlicht der Hausverweis sein. Was auch immer. Genauso sehe ich aber, dass betroffenes Wegschauen weiterhin die Norm ist. Und wenn ich dann jemandem eine Anlaufstelle bieten kann, um den Rücken zu stärken, oder ich klar mache, dass ich auf meiner Con gegen so eine Scheiße bin und jemand anderes dadurch aufsteht und sagt: "So nicht!", dann ist die Kosten-Nutzen-Rechnung für mich leicht zu lösen.

@Rhylthar:
Nicht die große 190-Stunden-Veranstaltung für Beratungslehrer, aber diverse Fortbildungen zu Gesprächsführung, Mobbing etc. pp. halt. Entsprechend habe ich ja oft genug im Laufe des Threads geschrieben, dass man sich bitte nicht daran verheben soll, dass man in solche Sachen im Rahmen einer Con allzu tiefgängig einsteigen will.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 5.01.2018 | 14:39
Ich habe Fragen...
Aber Spaß beiseite, und unabhängig vom Thema (weil es da wohl nicht greift):

Du hast ohne vorherigen Hinweis eine Einladung zu einer Swingerparty bekommen? Und du wusstest im Nachhinein von wem?

Würde ich übrigens je nach Kontext für ein Missverständnis oder eine dumme Anmache halten, wenn es so vom Himmel fällt, und dann klären.

Edit: ah, überlesen. Ok, die Frage würde so stehen, aber geht ins Privatleben Dritter. Kannst du also ignorieren.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 14:47
Auf der letzten Ratcon war auch jemand sehr besoffen und kam mir Näher als lieb war*Er wankte an unseren Spieltisch und viel mir dabei in den Schoß Ich bin allerdings kräftig genug gewesen ihn von mir weg zu schieben. Allem am Tisch war das unangenehm, da man ja nicht weiß ob so ein besoffener gleich aggressiv reagiert.
Es wäre mir geholfen gewesen hätte die Veranstaltung eine klare Hausordnung gehabt in der steht: Stark alkoholisierte Personen haben keinen Zutritt.
So habe ich ihn nur weggeschoben und gehofft, das er nicht wieder kommt (was er nicht tat).

Wäre es klar gewesen durch so eine Hausordnung hätte ich die Orga rufen können. So galt für mich: besoffen sein ist kein Verbrechen und er ist ja dann gegangen, also keinen Stress machen.

Wenn jemand Schwul als Schimpfwort benutzt und ich deshalb aus meiner Runde werfe, darf ich damit Rechnen, dass die Orga hinter mir steht oder muss ich wenn er Stress macht auch noch mit der Orga Diskutieren? Das könnte mir eine Hausordnung Code of Conduct, whatever verraten.

Jemand trägt ein 88-Tatoo, schmeißt die Orga ihn raus wenn ich darauf hinweise oder muss ich mit Nazis auf der Con leben nur weil sie gerade nicht irgendwas rassistisches Gesagt haben?  Das könnte mir eine Hausordnung Code of Conduct, whatever verraten.

Ich bin neu im Hobby und es wurde eine Folterszene ausgespielt und jetzt fühl ich mich nicht gut. Wen kann ich ansprechen der mich nicht gleich als Weichei auslacht?
Es wurde eine Ansprechperson für sowas genannt, die hat gesagt sie nimmt erstmal die Leute ernst. zu der kann ich gehen.

Ich habe den Eindruck der Typ läuft mir die ganze Zeit hinterher und starrt mir auf den hintern. Bin ich paranoid? Wo kann ich hingehen, damit ich nicht mehr Angst habe?
Es wurde eine Ansprechperson für sowas genannt, die hat gesagt sie nimmt erstmal die Leute ernst. zu der kann ich gehen. Hier kann es durchaus sein, dass der Typ garnichts gemacht hat und die Person einfach unsicher war, trotzdem sorgt ein Kümmerbär/Awarenessteam/Rahjagarde dafür, das ich ein schöneres Con Erlebnis habe.

Jemand macht sich darüber lustig wenn jemand  ingame mit hoher Stimme spricht, versucht dauern ig mit weiblichen SC an zu bandeln und spielt das auch mit körperkontakt aus. (Echtes Beispiel von mir als SL ) Lacht mich die Orga aus, wenn ich Sie bitte den jungen Man von Spieltisch zu entfernen weil ich mich allein nicht in den Konflikt traue und eine szene befürchte? Auch hier würden mir solche regeln helfen.

Es geht nicht darum die Polizei zu ersetzten oder irgendjemanden zum Problem zu stempeln. Es geht darum möglichst vielen Menschen eine schöne Zeit zu ermöglichen.
Es geht darum dieses Ziel laut und öffentlich zu verkünden und auch zu sagen welches Verhalten (das vielleicht sogar legal ist) mit diesem Ziel unvereinbar ist.

Cuthulu WK2 Setting: darf ich IG jetzt auch Juden den Tod wünschen? Der SL hat nichts dazu gesagt - Eine Hausordnung könnte helfen.

Ich erwarte nicht bei einer Con mit einer 5 Leute Orga und 80 Besuchern mir ein Psychologe zur Verfügung steht. Bei der RPC in Köln könnte man wenigstens darüber nachdenken mal 1,2 Menschen mit Abschluss in Soziale Arbeit (streetworker) ab zu stellen.

Ich wollte nur wissen welche Cons sich gedanken gemacht haben und das Ergebniss dieser Gedanken schriftlich festgehalten haben. Die Antwort ist in Deutschland heute woh: eine handvoll oder so.




Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ludovico am 5.01.2018 | 14:48
@Chruschtschow
Interessante Beispiele!
Danke!

Nur interessehalber:
Wann sind denn diese Vorfälle im Groben gewesen?

Wenn so ein Zusatz zur Hausordnung und ein Beauftragter vorgenommen wird, fände ich das auch gut. Man hat eine Person, die zuhört und ggf. veranlasst, eine Person auf der Con maßzuregeln (was bisher jedes Orga-Mitglied sowieso schon macht) und einen Text, in dem steht, dass man lieb zueinander sein soll.
Find ich gut, denn es ist einfach und schnell gemacht und könnte eventuell mehr Besucher anlocken.

Meine Fragen in Sachen Kosten-Nutzen zielt vor allem darauf ab, wie tief man in die Sache einsteigt. Und derzeit sehe ich anhand des Mangels an Berichten nicht, dass es einen Bedarf nach einer Umsetzung dieses Themenbereiches mit größerem Zeit- und Personenaufwand gibt, zumal dies auch kontraproduktiv für den Erfolg der Con sein kann.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 5.01.2018 | 14:50
Ich wollte nur wissen welche Cons sich gedanken gemacht haben und das Ergebniss dieser Gedanken schriftlich festgehalten haben. Die Antwort ist in Deutschland heute woh: eine handvoll oder so.

Zwei, um genau zu sein.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 14:51
@Greifenklaue: Wie du weiter vorne lesen kannst ist das keine fiktive Situation: das hat genau so stattgefunden. Das ist der Unterschied. Danke für deine Stellungname.

Zum Nachdenken: du bist sexistisch. "WOAH - wie kann er das sagen???"

Alle deine Beispiele haben eine Frau in der Opferrolle und Männer in der Täterrolle. Das ist Sexismus. Vorverurteilung. Frauen sind Opfer, Männer sind Täter. ich will dich nicht beleidigen, bitte nicht falsch verstehen. Ich will dich nur zum Nachdenken bewegen, denn Sexismus gegen Männer/ sexuelle Gewalt gegen Männer ist nach wie vor ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft. Weshalb ich die Aussage der Knutecon toll finde und die Aussagen von Kate der Bloggerin fragwürdig. Sehe mich als eine Art Männer-rechtler ... was wäre da das korrekte Wort? Masculist?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 5.01.2018 | 14:51
@Glumbosch: Man sollte allerdings festhalten, dass einiges davon nicht unter "harassment" fällt. Es in Form von "Benimmregeln" in die Hausordnung zu setzen ist natürlich trotzdem legitim. Die dürfen ja gerne über strafwürdiges oder generell geächtetes Verhalten hinaus gehen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 14:52
Wann sind denn diese Vorfälle im Groben gewesen?

Zwei davon sind mir besonders schnell eingefallen, weil sie ziemlich genau vor einem Monat passierten. Ansonsten unterschiedlich, weil die Beispiele teils auch das zwei, drei Jahre zurück liegen oder sich auf eine ganze Anzahl verschiedener Zwischenfälle beziehen. Gerade die rassistischen Ausrutscher passieren oft und schnell mal im Vorbeigehen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 14:57
@Glumbosch: Danke für den Post, jetzt verstehe ich genauer, worum es dir geht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 14:58
Bin da schon ein wenig bei Ludovico. Aufwand-Nutzen-Faktor sollte angemessen sein, mein Stichwort hier ist "Sensibilisieren", sowohl das ORGA-Team ("Ja, auch bei unserem kleinen beschaulichen CON kann sowas passieren!") als auch Besucher ("Wir wollen, dass alle eine gute Zeit haben. Deshalb wollen wir folgendes nicht...[...]. Falls ihr sowas bemerkt, könnt ihr Euch an uns wenden").

@ Chruschtschow:
Das mit der Swinger-Seite finde ich...interessant.  :o
Bin jetzt gerade echt irritiert, wie ich darauf reagiert hätte, wenn ich die Mail bekommen hätte. Aber wahrscheinlich erstmal auf die Seite geklickt.  ;)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 15:01
Zwei davon sind mir besonders schnell eingefallen, weil sie ziemlich genau vor einem Monat passierten. Ansonsten unterschiedlich, weil die Beispiele teils auch das zwei, drei Jahre zurück liegen oder sich auf eine ganze Anzahl verschiedener Zwischenfälle beziehen. Gerade die rassistischen Ausrutscher passieren oft und schnell mal im Vorbeigehen.

Gerade das ist schwierig. Humor. Wann ist es Rassismus/sexuelle Belästigung. Wann ist es Humor, den die eine lustig, der andere geschmacklos findet. Schwierig.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: D. Athair am 5.01.2018 | 15:02
Die Frage, die sich mir nach wie vor stellt lautet: wie groß ist das Problem tatsächlich hier bei uns?
Kommt drauf an, was man sich anschaut: Die Zahlen derjenigen, die Opfer wurden oder die Zahlen der durchschnittlichen Vorfälle bei Veranstaltungen, ...

Hier mal neuere Zahlen zum Geschlechterverhältnis (https://www.heise.de/tp/features/Sexuelle-Gewalt-Neue-Studien-belegen-geringe-Unterschiede-zwischen-maennlichen-und-weiblichen-Opfern-3347411.html?seite=all) von sexueller Gewalt.
Zahlen zu Belästigung finden sich z.B. in dem Artikel (https://www.n-tv.de/panorama/43-Prozent-der-Frauen-wurden-belaestigt-article20106693.html). (Und wenn man das in Beziehung setzt zu obigen Erkenntnissen, dann kann man die Größe des Themas erahnen.)

[...] , zum anderen fühle ich mich als Mann beim Lesen schon unter Generalverdacht.
Das ist natürlich Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. (Nicht im Sinn von "du empfindest falsch", sondern dass es ein gesellschaftliches Klima gibt, das "Generalverdacht" überhaupt produziert. Natürlich hat auch das mit "Kultur" und "Erziehung" zu tun.)


@ "besser gar nicht als schlecht".
Das sehe ich durchaus so, weil "schlecht" für mich "unangemessene Anwendung der Policy" bedeutet.
Ein ersthaftes Bemühen, Sich-Beschäftigen mit dem Themenfeld, ... durch die Orga oder von ihre beauftrage Personen reicht, um anfangen zu können
Aber wie gesagt: Das Bewusstsein, dass ein bißchen Sozialkompetenz, GMV und Alltagswissen nicht reichen, ist mMn durchaus notwendig. Gleichzeitig sind Voraussetzung für ne gute Implementierung der Policy weder Hexenwerk noch sehr vorarbeitungsreich. 
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 15:05
@Glumbosch: Man sollte allerdings festhalten, dass einiges davon nicht unter "harassment" fällt. Es in Form von "Benimmregeln" in die Hausordnung zu setzen ist natürlich trotzdem legitim. Die dürfen ja gerne über strafwürdiges oder generell geächtetes Verhalten hinaus gehen.

Harassment bedeutet erst ein Mal Belästigung. (Und Harassment selbst ist ja auch erst ein Mal gar kein deutscher juristischer Begriff, also bevor sich wieder jemand bemüßigt fühlt im StGB oder BGB nachzuschlagen, sollte er oder sie erst ein Mal nachdenken, ob das auch nur ein klitzewinzigkleines Stückchen zur Diskussion beiträgt.) Wann fühlt sich jemand belästigt? Nehmen wir das Arschguckerbeispiel. Es gibt Leute, die rennen immer mit gesenktem Blick rum. Jetzt habe ich schon schlechte Erfahrungen gemacht, begegne dieser Person und die guckt mir wahlweise auf den Hintern, die Eier, die Brüste, was auch immer. Augen eher weniger. Jetzt kann ich selbst einen Aufriss machen. Ich kann die Person mal ganz sensibel drauf ansprechen (was bei miesen Vorerfahrungen wie wahrscheinlich ist?) Ich kann jemand anderen hinzuziehen, weil mal eben rüber trabt, feststellt, dass der Typ auch da nur fortwährend den Nabel seines Gegenübers bestaunt (Hey, ich kenne mindestens eine solche Person! Der ist nett, schaut aber echt immer nach unten.), zurückgetrabt kommt und kurz sagt: "So und so." Dann wünscht man noch allen Beteiligten eine nette Con und alle fühlen sich (hoffentlich) wieder wohl.

Es geht auch um Missverständnisse. Auch da kann ein unbeteiligter Dritter helfen.

@Archoangel:
Deshalb wird dir niemand ein Kochbuch mit Rezepten zur Vorgehensweise geben können. Menschliche Kontakte sind zu vielfältig. Zu missverständlich. Da kann es helfen jemanden an der Hand zu haben, der zwischenmenschlich kein Vollhonk ist, besser noch Erfahrungen / Kenntnisse in dem Bereich hat und der dann ansprechbar ist.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 5.01.2018 | 15:07
Eine Frage die sich mir aktuell stellt:

Seht ihr da einen Unterschied zwischen In- und Outplay? Outplay ist das natürlich nicht zu tolerieren. Inplay haben viele Systeme Nachteile wie etwa Rassist oder Chauvinist oder spielen in entsprechenden Zeiten in denen sowas normal war.

Wie geht man damit um? Gerne werden In - und Outplay ja miteinender vermischt. Konflikte außerhalb schwappen ins Spiel und Konflikte im Spiel schwappen nach außen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ginster am 5.01.2018 | 15:09
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Schätze dich glücklich. Ich habe da im Arbeitsleben leider schon vieles mitbekommen. Und wenn mein Chef mir im Mitarbeiterjahresgespräch sagt "Obwohl Sie ein Mann sind konnten sie sich in Situation X nicht durchsetzen, obwohl Person Y als Frau das konnte, warum?." dann ist das nicht weniger sexistisch.
Eine Freundin von mir hat auch ganz krasse Geschichten von ihrer Arbeit erzählt, sie sagt aber, dass ihr das egal ist und sie halt dann einen Spruch zurück drückt. Gut für sie, können halt nicht alle.
Um den Bogen zurück zum Topic zu schlagen: Wir sollten nicht erst seit #aufschrei oder #metoo wissen, dass es ein Problem gibt, auch wenn viele von uns vielleicht zu den Glücklichen gehören, deren Umfeld da anders ist (wie ich ja auch weitestgehend). Ich bin eben durch die Fußgängerzone gelaufen und hab einmal das Wort "Spasti" und einmal "behindert" als Schimpfwort aufgeschnappt. Nur so, in 10 min. Was spricht also dagegen zu sagen - und das ist doch hier die Kernfrage - wenn ich eine Con veranstalte, dann mache ich von vorne herein klar, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht okay sind? Nix, meines Erachtens.


Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 5.01.2018 | 15:10
@Swafnir: Wenn man da keinen Unterschied sieht, macht man den Kardinalfehler des Blogs weiter oben.

Trotzdem kann man natürlich aus vorausschauender Rücksicht dem InPlay Grenzen setzen, ohne irgendwen zu verurteilen, der die in einer anderen Runde anders setzen würde.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 15:10
@D.Athair: Danke für die Verlinkung. Vor allem der erste Artikel! Wow - das es da e n d l i c h mal konkrete Zahlen zu gibt finde ich sehr gut. Nur leider hört man (zumindest in D) nichts davon in den maintream-Medien. Da sind Frauen nur immer Opfer und Männer Täter.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 15:12
Meine Fragen in Sachen Kosten-Nutzen zielt vor allem darauf ab, wie tief man in die Sache einsteigt. Und derzeit sehe ich anhand des Mangels an Berichten nicht, dass es einen Bedarf nach einer Umsetzung dieses Themenbereiches mit größerem Zeit- und Personenaufwand gibt, zumal dies auch kontraproduktiv für den Erfolg der Con sein kann.

Hast du den schonmal z.B. Menschen die fremd aussehen danach gefragt?
Ist ja nicht so als ob man einfach so sagt, "na wie gehts?" "ganz gut , aber gestern hat mir ne ältere dame wieder gesagt sie wolle so leute wie mich nicht in ihrem land haben, das hat mich traurig gemacht"

Es hat bei mir Jahre gedauert bis mir die ersten Frauen auf Nachfrage von Ihren Erlebnissen erzählt haben. Das braucht Vertrauen. Ich will dir nichts unterstellen, aber die Vermutung liegt nahe, dass du für Opfer von Diskriminierung nicht wie die ideale Ansprechperson wirkst. Das tun die Meisten nämlich nicht.

 
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 15:13
@Swafnir:
Ja, mache ich. Ich kann mich gerade als SL mit dem stereotypen Pulp-Nazi wie die Axt im Walde gebärden. Aber ich frage dann auch durchaus bei meinen Mitspielern nach, vorher, während, nachher. Und wenn dann einer sagt: "Bisschen heftig!", dann muss am Braunfilter nachgeregelt werden.

Die meisten Leute verstehen den Unterschied zwischen In Game und Out Game ja auch. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man seinen Mitspielern nicht alles zumuten und auch mal einen oder zwei Gänge zurückschalten muss, wenn es zu weit geht. Da ist der Grenzüberschreiter - mich eingenommen - nach meiner Meinung auch durchaus aufgerufen nachzufragen und ggf. zu unterlassen. Spieler müssen nicht alles auf dem heiligen Is-ja-In-Game-Altar opfern. Das ist dann halt auch schnell mal eine Variante von "Mein Charakter ist halt so". Will auch keiner mehr hören.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 5.01.2018 | 15:14
Eine Frage die sich mir aktuell stellt:
Seht ihr da einen Unterschied zwischen In- und Outplay?

Nein, eigentlich sehe ich da keinen großen Unterschied.
Es ist doch so:
Bei der Interaktion zwischen den Spielern („outplay“)geht man davon aus, dass jegliche intimere Kommunikation (also auch flirten, etc.) auf beiderseitiges Einverständnis beruhen muß. Alles andere ist Harassment.
Bei der Interaktion der Spielfiguren („inplay“) geht man davon aus, das jegliche disharmonische oder intimere Kommunikation auf dem beiderseitigen Einverständnis ALLER (!) Spieler beruhen muß. Alles andere ist Harassment.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 5.01.2018 | 15:15
@Swafnir: Wenn man da keinen Unterschied sieht, macht man den Kardinalfehler des Blogs weiter oben.

Es gibt keinen Unterschied. In beiden Fällen sage oder tue ich etwas, durch das sich eine andere Person belästigt oder unwohl fühlt. Und habe das dementsprechend zu unterlassen. Die X-Card ist eine Möglichkeit, das spezifisch innerhalb des Spiels zu managen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Greifenklause am 5.01.2018 | 15:15
...
Alle deine Beispiele haben eine Frau in der Opferrolle und Männer in der Täterrolle. Das ist Sexismus. Vorverurteilung. Frauen sind Opfer, Männer sind Täter. ich will dich nicht beleidigen, bitte nicht falsch verstehen. Ich will dich nur zum Nachdenken bewegen, denn Sexismus gegen Männer/ sexuelle Gewalt gegen Männer ist nach wie vor ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft. Weshalb ich die Aussage der Knutecon toll finde und die Aussagen von Kate der Bloggerin fragwürdig. Sehe mich als eine Art Männer-rechtler ... was wäre da das korrekte Wort? Masculist?

Hier irrst du. Ja ich habe mich für Frauen in der Opferrolle entschieden, weil das häufiger verkommt.
Ich weiß aber sehr wohl, dass auch eine relevante Anzahl an Männern, deren Anzahl im Verhältnis eben nicht gegen 0 geht, auch in der Opferrolle sind/waren.
Auch nimmt man an, dass die Dunkelziffer bei Männern in der Opferrolle noch mal höher ist als bei Frauen.
Dadurch können "Männer als Opfer (Frauen als Täter)" noch näher an den Zahlen von "Frauen als Opfer (Männer als Täter)" liegen.
All das ist mir bewusst.
Auch ist mir bewusst, dass "heterosexueller Mann belästigt heterosexuellen Mann" durchaus vorkommen kann.
Undundund.
Ich habe mich für einfache griffige Szenarios entschieden.

Das ist alles.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 15:17
Wie geht man damit um? Gerne werden In - und Outplay ja miteinender vermischt. Konflikte außerhalb schwappen ins Spiel und Konflikte im Spiel schwappen nach außen.

Vorher drüber reden.  Als Con-orga des SL's nahelegen voher drüber zu reden. Persöhnlich, ein Hinweis auf dem Anmeldebogen, dass wenn sie sachen im Spiel haben wollen wie Vergewaltigungen das das in die Rundenbeschreibung sollte oder sogar auf den Rundenanmeldungen einen kleine Fragebogen demensprechend machen.

Ich mag z.b. keine Ausführliche Gewaltdarstellung auch wenn es kämpfe gibt. ich muss nicht jedes knochenprechen und den todeskampf mitbekommen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 5.01.2018 | 15:18
Nein, eigentlich sehe ich da keinen großen Unterschied.
Es ist doch so:
Bei der Interaktion zwischen den Spielern („outplay“)geht man davon aus, dass jegliche intimere Kommunikation (also auch flirten, etc.) auf beiderseitiges Einverständnis beruhen muß. Alles andere ist Harassment.
Bei der Interaktion der Spielfiguren („inplay“) geht man davon aus, das jegliche disharmonische oder intimere Kommunikation auf dem beiderseitigen Einverständnis ALLER (!) Spieler beruhen muß. Alles andere ist Harassment.
Eppeppeppep. Es gelten, mit einiger Berechtigung, sehr unterschiedliche Annahmen über die Spielregeln im Büro, auf der Straße, im Ehebett und am Rollenspieltisch. Das Wort das du eingebracht und trotzdem übergangen hast, ist "Einverständnis", würde ich sagen. Ich brülle dich ja auch auf der Straße nicht an, dass ich dich jetzt im Namen Talos' köpfe.
Es gibt keinen Unterschied. In beiden Fällen sage oder tue ich etwas, durch das sich eine andere Person belästigt oder unwohl fühlt. Und habe das dementsprechend zu unterlassen. Die X-Card ist eine Möglichkeit, das spezifisch innerhalb des Spiels zu managen.
Wenn es den nicht gibt, warum dann die X-Card? Warum rechnest du im Rollenspiel mit etwas anderem als im Büro?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 15:18
Es hat bei mir Jahre gedauert bis mir die ersten Frauen auf Nachfrage von Ihren Erlebnissen erzählt haben. Das braucht Vertrauen. Ich will dir nichts unterstellen, aber die Vermutung liegt nahe, dass du für Opfer von Diskriminierung nicht wie die ideale Ansprechperson wirkst. Das tun die Meisten nämlich nicht.

<seufz> Ich hab das leider auf die Stirn tätowiert ("Du Problem? Erzähl Smir!"). Was mich genau zu unserem Thema führt: ich habe schon einiges wirklich heftiges mitbekommen, aber noch nie von einer CON. Das wir generell Probleme in der Gesellschaft haben, die nicht immer adäquat behandelt werden ... granted. Aber gerade in Rollenspielbereich dachte ich bisher (denke ich eigentlich immer noch, denn die Zahl erlebter Schauerlichkeiten, die hier in diesem Thread beschrieben werden ist ja ... sehr überschaubar) einen relativ "sicheren" Raum vorzufinden.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 5.01.2018 | 15:19
@Swafnir: Wenn man da keinen Unterschied sieht, macht man den Kardinalfehler des Blogs weiter oben.

Trotzdem kann man natürlich aus vorausschauender Rücksicht dem InPlay Grenzen setzen, ohne irgendwen zu verurteilen, der die in einer anderen Runde anders setzen würde.

Natürlich sehe ich da einen Unterschied.

Und genau das wäre eine für mich unangenehme Selbstzensur und keine vorausschaunde Rücksicht. Ich denke solche Themen wie Rassismus oder Sexismus sind durchaus ein Teil des Rollenspiels den es lohnt zu beleuchten. Sei es jetzt in Star Wars oder bei Deadlands. Und was mach ich dann? Warnhinweise auf Rundenbögen? Einen Hinweis in der AGB, dass Inplay auch Inplay zu bleiben hat.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 15:21
Natürlich sehe ich da einen Unterschied.

Und genau das wäre eine für mich unangenehme Selbstzensur und keine vorausschaunde Rücksicht. Ich denke solche Themen wie Rassismus oder Sexismus sind durchaus ein Teil des Rollenspiels den es lohnt zu beleuchten. Sei es jetzt in Star Wars oder bei Deadlands. Und was mach ich dann? Warnhinweise auf Rundenbögen? Einen Hinweis in der AGB, dass Inplay auch Inplay zu bleiben hat.
Für den Con einfach was Unverfängliches anbieten.

Achtung! Cthulhu z. B. wäre nicht meine erste Wahl für eine Con-Runde, die ich anbieten würde.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 5.01.2018 | 15:21
Vorher drüber reden.  Als Con-orga des SL's nahelegen voher drüber zu reden. Persöhnlich, ein Hinweis auf dem Anmeldebogen, dass wenn sie sachen im Spiel haben wollen wie Vergewaltigungen das das in die Rundenbeschreibung sollte oder sogar auf den Rundenanmeldungen einen kleine Fragebogen demensprechend machen.

Ich mag z.b. keine Ausführliche Gewaltdarstellung auch wenn es kämpfe gibt. ich muss nicht jedes knochenprechen und den todeskampf mitbekommen.

So eine Art Abenteuer-FSK-Stufen-Checkliste? Ggf. gar noch nach Themen differenziert: Sex, Gewalt, Kultur (d.h. wohl primär  Diskriminierung oder diverse unmoderne Kulturausspielungen wie Kastenwesen, Ständeordnungen, Geschlechterrollen etc. )
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Nocturama am 5.01.2018 | 15:28
Zu IT und OT: Es ist ja leider so, dass wir alle diese Spielertypen kennen, die IT als Erlaubnis sehen, allen möglichen Scheiß zu machen und klar kann das belästigend sein. Beispiel: Ich beschreibe meinen weiblichen Charakter als kühle Intellektuelle. Erste Kommentar eines Con-Mitspielers: "Ich schaue ihr auf den Arsch, höhö." Ja, der hat mir nicht auf den eigenen Arsch geschaut (glaube ich), aber unangemessen und unangenehm war es trotzdem. Und ich habe noch viel übergriffigere Situationen unter dem Schutz von "ist ja nur im Spiel" erlebt, bei denen es eindeutig um Machtspielchen ging.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: D. Athair am 5.01.2018 | 15:35
Aber gerade in Rollenspielbereich dachte ich bisher (denke ich eigentlich immer noch, denn die Zahl erlebter Schauerlichkeiten, die hier in diesem Thread beschrieben werden ist ja ... sehr überschaubar) einen relativ "sicheren" Raum vorzufinden.
Da kommt (wie immer) auf die Kontexte drauf an. Und die sind im Hobby andere als in der Gesellschaft. Da Rollenspiel immer auch soziales Spiel/Experiment ist, kann ich mir vorstellen, dass Belästigung und Co. da weniger vorkommen (die Spielteilnehmenden müssen ja einen social contract hinbekommen, der durchaus komplexer ist als das, was andere Hobbys erfordern). Andererseits ist das Hobby immer noch mehr von Männern geprägt - was gute (Frauen ins Hobby einladen und einen Raum bieten, der sicher genung ist) und schlechte (Chauvis unter sich) Wirkungen haben kann. Das bildet sich auch in den Diskussionen und Konflikten im Hobby ab.

Zu IT und OT: Es ist ja leider so, dass wir alle diese Spielertypen kennen, die IT als Erlaubnis sehen, allen möglichen Scheiß zu machen und klar kann das belästigend sein.
Ganz klar. Und IT wie OT gilt: Einvernehmlichkeit ist der Maßstab.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 15:59
Das wir generell Probleme in der Gesellschaft haben, die nicht immer adäquat behandelt werden ... granted.
Und weil es keine Magische Barriere gibt ,welche  diese Problematik von der Con fern hält machen solche Dinge Sinn.
Wie sehr ist die Frage nach der Risikoabschätzung, voll oder teil Kasko?
Irgendwas an Autoversicherung sollte es aber sein.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 5.01.2018 | 16:00
Zu IT und OT: Es ist ja leider so, dass wir alle diese Spielertypen kennen, die IT als Erlaubnis sehen, allen möglichen Scheiß zu machen und klar kann das belästigend sein. Beispiel: Ich beschreibe meinen weiblichen Charakter als kühle Intellektuelle. Erste Kommentar eines Con-Mitspielers: "Ich schaue ihr auf den Arsch, höhö." Ja, der hat mir nicht auf den eigenen Arsch geschaut (glaube ich), aber unangemessen und unangenehm war es trotzdem. Und ich habe noch viel übergriffigere Situationen unter dem Schutz von "ist ja nur im Spiel" erlebt, bei denen es eindeutig um Machtspielchen ging.

Das ist für mich aber Outplay, weil es nicht darum geht dem Setting genüge zu tun, sondern einfach ein Idiot zu sein.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 16:04
Das ist für mich aber Outplay, weil es nicht darum geht dem Setting genüge zu tun, sondern einfach ein Idiot zu sein.

Ist das nicht eine sehr akademische Frage? Ob ich nun die Vergewaltigung ins Spiel nehme, um ein Setting noch mehr gritty und darky zu machen, oder ob ich meinem Mitspieler gegenüber Machtspielchen betreibe, ist für diesen ggf. nicht unterscheidbar. Eine Grenzüberschreitung - sei es Stilmittel oder Machtspielchen - ist es in beiden Fällen. Bei demjenigen, der auch auf Bitten nicht bereit ist darauf zu verzichten, wird die Wahrnehmung wahrscheinlich eher in Richtung Machtspielchen gehen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 5.01.2018 | 16:09
Wenn es den nicht gibt, warum dann die X-Card?

Zitat
The X-card creates a specific mood at the table. It says “We’re here together. If you need to stop, we’ll stop. The people playing are more important than the game we are playing.”

Auf der Breakout-Con werden übrigens auch Bluebeard's Bride und Lamentations of the Flame Princess angeboten. Dem Strohmann, es ginge hier darum, irgendwelche Inhalte grundsätzlich zu verbieten, kann man also getrost beim Brennen zusehen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 16:12
Das ist für mich aber Outplay, weil es nicht darum geht dem Setting genüge zu tun, sondern einfach ein Idiot zu sein.

Nachteil Lustmolch, Nachteile sollen ausgespielt werden, aber wie sehr?

WK2 Setting: ich will als Veranstalter einfach keine "heil Hitler " rufe hören in einem Raum mit 12 Tischen und Laufpublikum. In einer privaten runde fände ich es seltsam wenn Nazis sich nicht so Grüßen würden. Auf einer Con, halböffentlich, problematisch. Gibt es Einzelzimmer für die runden, dann okay.

Eine gescheite Rundenbeschreibung deckt eh das meißte ab. Wer keinen Rassismus IG hören mag wird keine "WK2 Setting ihr seid Nazis " Setting spielen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Nocturama am 5.01.2018 | 16:13
Das ist für mich aber Outplay, weil es nicht darum geht dem Setting genüge zu tun, sondern einfach ein Idiot zu sein.

Na, da beißt sich die Katze aber selbst in den Schwanz. Was im Setting vorkommt, ist immer irgendwie eine OT-Entscheidung. Selbst in Dark Fantasy gibt es keinen zwingenden Grund, Vergewaltigungen oder Verstümmelungen reinzunehmen. Man nimmt es rein, weil man es reinnehmen WILL.

Hätte man den Spieler gefragt, hätte der auch sicher nicht gesagt: "Klar, ich fand's cool, dass ich der Mitspielerin ohne Konsequenzen so einen Spruch drücken durfte!", sondern "Mein Charakter ist halt ein rauer Chauvie, der schaut Frauen nun mal auf den Hintern! ICH würde sowas natürlich nie machen!"
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 5.01.2018 | 16:27
Was mich genau zu unserem Thema führt: ich habe schon einiges wirklich heftiges mitbekommen, aber noch nie von einer CON.
Vielleicht weil man im Kontext einer Convention nicht mit dir Sprach?
Ich persönlich kann auch nicht nachvollziehen wie jemand behaupten kann der Twitter-Thread bzgl Diskriminierung würde aus einer anderen Realität kommen. Er entspricht dem was mir während meiner Arbeit im Back-Office, mit dem Einkauf bzw. Controlling und im Marketing untergekommen ist.

Zitat
Aber gerade in Rollenspielbereich dachte ich bisher (denke ich eigentlich immer noch, denn die Zahl erlebter Schauerlichkeiten, die hier in diesem Thread beschrieben werden ist ja ... sehr überschaubar) einen relativ "sicheren" Raum vorzufinden.
Ich persönlich finde den Thread, der doch auch stark in dem Raum stellt das etwaige Schilderungen nur erfunden sind (Verweis auf Kachelmann, LARPs) und wo sich scheinbar sehr stark Sorgen um das Ziel der Anschuldigungen gemacht wird, nicht dazu einladend etwaige Schauerlichkeiten zu teilen.

Seht ihr da einen Unterschied zwischen In- und Outplay? Outplay ist das natürlich nicht zu tolerieren.
Ich sehe die Herausforderung das ein Setting oder Genre genutzt wird um Äußerungen zu tätigen die Outplay nicht tolerierbar sind. Ferner darüber hinaus zu fordern dass diese Äußerungen toleriert werden, da es sich hierbei um gutes oder anspruchsvolles Rollenspiel handelt. Ungeachtet dessen ob man tatsächlich so etwas betrachtet wie das soziologisch-psychologische Drama von diskriminierten Gruppen oder ob da jemand lediglich eine Machtphantasie ausleben will respektive eine Zeit möchte in der man noch das N-Wort benutzen durfte, Frauen Diskriminieren und Homosexuelle verachten bis töten.
 
Hinsichtlich der Thematik bietet meines Erachtens Harlem Unbound (https://www.kickstarter.com/projects/1881168175/harlem-unbound-a-cthulhu-roleplaying-game-sourcebo) ein recht interessantes Kapitel.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 5.01.2018 | 16:28
btw Breakout weist auch spezifisch auf andere safety tools hin. (https://breakoutcon.com/index.php/extras/safety-tools/) Auch das kann aus meiner Sicht ein Aspekt einer Anti-Harassment Policy sein: Solche Techniken zur Verfügung zu stellen, vorzuschlagen oder vorzuschreiben.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 5.01.2018 | 16:37
Na, da beißt sich die Katze aber selbst in den Schwanz. Was im Setting vorkommt, ist immer irgendwie eine OT-Entscheidung. Selbst in Dark Fantasy gibt es keinen zwingenden Grund, Vergewaltigungen oder Verstümmelungen reinzunehmen. Man nimmt es rein, weil man es reinnehmen WILL.

Hätte man den Spieler gefragt, hätte der auch sicher nicht gesagt: "Klar, ich fand's cool, dass ich der Mitspielerin ohne Konsequenzen so einen Spruch drücken durfte!", sondern "Mein Charakter ist halt ein rauer Chauvie, der schaut Frauen nun mal auf den Hintern! ICH würde sowas natürlich nie machen!"

Jetzt wird hier zum zweiten Mal in diesem Thread ohne Veranlassung die Vergewaltigungskeule rausgeholt. Auch hier wieder: Das hat keiner geschrieben und auch keiner gemeint. Sorry, so führt man keine Diskussion :q. Es geht mir auch nicht um die von dir beschriebenen Idioten am Spieltisch.

Es geht generell um Settings in den Rassismus und Sexismus ein Teil sind, weil es eben real so war. Das sind für mich zu großen Teilen historische Settings, mit Fantasy-Anleihen. Deadlands, Rippers und dergleichen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 16:39
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Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 16:46
Jetzt wird hier zum zweiten Mal in diesem Thread ohne Veranlassung die Vergewaltigungskeule rausgeholt. Auch hier wieder: Das hat keiner geschrieben und auch keiner gemeint. Sorry, so führt man keine Diskussion :q. Es geht mir auch nicht um die von dir beschriebenen Idioten am Spieltisch.

Es geht generell um Settings in den Rassismus und Sexismus ein Teil sind, weil es eben real so war. Das sind für mich zu großen Teilen historische Settings, mit Fantasy-Anleihen. Deadlands, Rippers und dergleichen.
Bei der Ausschreibung der Gruppe/des Settings darauf hinweisen, worum es da geht. Wenn man Bedenken hat, vielleicht vor Beginn, wenn alle am Tisch sitzen, noch mal kurze Erläuterungsrunde.

Bessere Idee habe ich auch nicht, bin aber nach diesem Thread zumindest sicher, dass ich nie auf einem Con leiten würde geschweige denn einen veranstalten/mitorganisieren.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 16:50
Jetzt wird hier zum zweiten Mal in diesem Thread ohne Veranlassung die Vergewaltigungskeule rausgeholt. Auch hier wieder: Das hat keiner geschrieben und auch keiner gemeint. Sorry, so führt man keine Diskussion :q.

Was ist bitte die Vergewaltigungskeule? ich verstehe dein Problem nicht.

IEs ist einfach ein Beispiel für Sachen die man so schlimm finden kann, dass man sie noch nicht mal Ingame behandeln will. Sonst können wir auch Folter nehmen als  Beispiel: Ich will keine Filme schauen mit Folterszenen und auch kein Rollenspiel mit Folter. Ich will bevor ich ins kino gehe wissen ob da sowas im Film vorkommt ich will bevor ich mich an den Tisch setze wissen ob sowas in der Runde vorkommen wird.

Die Saw Reihe hat ihre Fans, ich gehöre nicht dazu. Das ist doch okay.

Ursprünglich ging es mal um Codes of Conduct und Anti Harassment Policies.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 16:51
@Swafnir:
Die Vergewaltigung habe ich zuerst als Beispiel reingenommen. Die Schelte ginge gerechtfertigterweise eher in meine Richtung.

Die Aussage ändert sich aber nur bedingt. Nehme ich Sexismus, Rassismus oder ähnliches als Stilmittel rein? Nehme ich es rein, um andere Dinge zu erreichen, eben Machtspielchen o.ä.? Beides ist schwer für den anderen unterscheidbar und ob "Stilmittel" jetzt nur eine Schutzbehauptung ist, lässt sich im Umfeld einer Con nur schwerlich überprüfen. In der Szenariobeschreibung ankündigen, Grenzübertretungen unterlassen oder auf Aufforderung unterlassen, Open Door wie auf der Breakout (du darfst jederzeit ohne Begründung gehen) helfen sicher, um Missverständnisse zu verhindern und Probleme abzufedern. Aber man muss nicht jede und jeden durch alles durch zerren, was theoretisch am Tisch denkbar wäre. Das öffnet nämlich Tür und Tor für übergriffige Spieler und macht in der Umkehr wieder für die andere Runde das Setting kaputt, weil sich Übergriffe nur noch mit der Keule für alle rausschaffen lassen und dann eben auch Runden leiden, die ein problematisches Thema beackern, ohne dass ein Spieler oder eine Spielerin am Tisch darunter leidet.
   
Und letztlich kann ich Rippers in einem entsprechend rassistischen Setting spielen. Muss ich aber nicht. Die Werwölfe sind auch nur eingeschränkt historisch.

@Rhylthar:
So schlimm ist es nicht. Es werden - durchaus mit sehr verschiedenen Stoßrichtungen - Extrembeispiele allerorten aufgetischt. Weder die Unterstellungen sind auch nur im Ansatz so prävalent (Ich weiß von einer, seitdem Archoangel seine hier hin geschrieben hat), noch treten die tatsächlichen Angriffe allzu oft auf. Wie gesagt, Schützenfest und Karneval können wir im Ansatz nicht das Wasser reichen in Sachen Übergriffigkeit.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 5.01.2018 | 16:55
Es geht generell um Settings in den Rassismus und Sexismus ein Teil sind, weil es eben real so war. Das sind für mich zu großen Teilen historische Settings, mit Fantasy-Anleihen. Deadlands, Rippers und dergleichen.

Ich finde es selbstverständlich, ja sogar wünschenswert, dass Rollenspiele mit diesen Themen auf Conventions gespielt werden (werden sie auch, wie gesagt). Hat die Con eine Anti-Harassment Policy, dann haben die Teilnehmenden sich in diesen Runden genauso daran zu halten wie bei einer familienfreundlichen Session Golden Sky Stories.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 16:56
Danke Ucalegon für den Hinweis. Gute Konzepte und Ideen die Breakout da (https://breakoutcon.com/index.php/extras/safety-tools/) hat.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: D. Athair am 5.01.2018 | 16:56
Ich persönlich finde den Thread, der doch auch stark in dem Raum stellt das etwaige Schilderungen nur erfunden sind (Verweis auf Kachelmann, LARPs) und wo sich scheinbar sehr stark Sorgen um das Ziel der Anschuldigungen gemacht wird, nicht dazu einladend etwaige Schauerlichkeiten zu teilen.
Kann ich nachvollziehen. Und dass die Diskussion an der Stelle kaputt ist, liegt in meinen Augen auch daran, dass Täter- und Opferrollen in einer Weise nach Geschlechtern attribuiert werden, die mit der Realität nicht sychron ist.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Bessere Idee habe ich auch nicht, bin aber nach diesem Thread zumindest sicher, dass ich nie auf einem Con leiten würde geschweige denn einen veranstalten/mitorganisieren.
Finde ich schade. Nicht nur weil ich Cons für ne tolle Sache halte, sondern auch weil niemand gezwungen ist gleich auf Verstaltungen zu agieren, in der "trouble makers" in der anonymen Masse untertauchen können.

Plus: Was Chruschtschow bzgl. Prävalenz schrieb.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 17:02
Jetzt lassen wir die Kirche doch mal im Dorf: wenn ich Warhammer Fantasy anbiete und sich SpielerInnen um meinen Tisch versammeln und dann nicht schon jemad sagt "Hab ich noch nie gespielt - wie ist das denn so?" ... tja ... dann kann man zwar anmerken, dass das gerade ziemlich dark&gritty ist, aber von der Gruppe dann zu verlangen, dass entsprechende Schilderungen bitte zu unterlassen sind - das ist dann doch schlicht zu viel verlangt. Und ich bin auch nicht überrascht, wenn selbige SL im Abenteuer einige grausig verstümmelte Leichen präsentiert und der Slanesh-Gang-Bang-Klub zur lustigen Massenvergewaltigung einlädt. Das ist halt Warhammer - da erwarte ich sowas. Wenn das einen Mitspieler überrascht, so würde ich wahrscheinlich sagen: "Sorry - das ist Warhammer: das muss so sein. Wenn du ein Problem damit hast, dann such`dir besser eine andere Runde, denn das war erst das Aufwärmprogramm." oder so ähnlich halt.
Ich kann mich aber kaum für eine Runde "Serials" eintragen und dann mit entsetzer Miene bemängeln, dass alle Spieler verrückte Massenmörder sind. oder mich anschließend gar bei der Orga darüber beschweren. Ich gehe ja auch nicht in "Es" wenn ich panische Angst vor Killerclowns habe.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 5.01.2018 | 17:08
@Swafnir:
Die Vergewaltigung habe ich zuerst als Beispiel reingenommen. Die Schelte ginge gerechtfertigterweise eher in meine Richtung.

Die Aussage ändert sich aber nur bedingt. Nehme ich Sexismus, Rassismus oder ähnliches als Stilmittel rein? Nehme ich es rein, um andere Dinge zu erreichen, eben Machtspielchen o.ä.? Beides ist schwer für den anderen unterscheidbar und ob "Stilmittel" jetzt nur eine Schutzbehauptung ist, lässt sich im Umfeld einer Con nur schwerlich überprüfen. In der Szenariobeschreibung ankündigen, Grenzübertretungen unterlassen oder auf Aufforderung unterlassen, Open Door wie auf der Breakout (du darfst jederzeit ohne Begründung gehen). Aber man muss nicht jede und jeden durch alles durch zerren, was theoretisch am Tisch denkbar wäre.

Mir geht es auch eher um die SL-Seite: Muss ich meine Spieler extra nochmal darauf hinweisen, dass es solchen Settings wie Deadlands zu Rassismus kommen kann. Oder dass ein NSC in einem Cthulhu-Abenteuer in den 1920ern sexistisch sein kann? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass die Spieler sich das selbst denken können. Wer in Deadlands als Indianer oder Afroamarikaner rumrennt, hat ein großes Risiko mit Rassismus konfrontiert zu werden. Zum Beispiel wenn ihnen der Barkeeper keinen Drink einschenken will. Als SL bin ich da auch ein Stück weit in der Pflicht dem Setting gerecht zu werden, ohne dass das meine persönliche Meinung widerspiegelt. Natürlich immer in Grenzen und ohne das Geschehen zu dominieren - sofern der Spieler nicht anfängt den Barkeeper über den Haufen zu knallen.

Darum geht es mir.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 17:12
@Archoangel & Swafnir:
Drum schrieb ich als eine Möglichkeit "[...] Open Door wie auf der Breakout (du darfst jederzeit ohne Begründung gehen)". Wenn ein Spieler das nicht kennt, nachfragt und zu Warhammer kriegt: "Ist halt Fantasy. So ähnlich wie Herr der Ringe. Elfen und Orks und so." Oder zu Rippers: "Ich glaube, das ist viktorischer Horror." (Zweiteres können auch so Hard-Core-Slasher-Filme wie Gaslight (https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Haus_der_Lady_Alquist) sein). Missverständnisse. Und mit denen muss man auch umgehen können.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis Menschen, die mit leerem, unwissenden Blick antworten, wenn ich die auf Warhammer oder Rippers anspräche. Aber die wollen durchaus mal Rollenspiel ausprobieren. Wenn eine Con ausreichend offen und umfangreich beworben wird, könnten da Menschen erscheinen, die noch nicht Rollenspiel gespielt haben. Soll vorkommen. Habe ich schon selbst gesehen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 17:14
Zitat
@Rhylthar:
So schlimm ist es nicht. Es werden - durchaus mit sehr verschiedenen Stoßrichtungen - Extrembeispiele allerorten aufgetischt. Weder die Unterstellungen sind auch nur im Ansatz so prävalent (Ich weiß von einer, seitdem Archoangel seine hier hin geschrieben hat), noch treten die tatsächlichen Angriffe allzu oft auf. Wie gesagt, Schützenfest und Karneval können wir im Ansatz nicht das Wasser reichen in Sachen Übergriffigkeit.
Es geht mir gar nicht darum.

Es geht mir darum, dass Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis mehr für mich stehen würden. Ist ein wenig so, als wenn mir gesagt wird, ich hätte für das KiTa-Fest meines Sohnes die komplette Zutatenliste des selbstgebackenen Kuchens aufzuhängen (und jeden auch auf diese hinzuweisen), damit ich ja gegen alles abgesichert bin. Sorry, da backe ich keinen Kuchen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 17:20
@Rhylthar:
Als Besucher oder Spielleiter musst du da gar nicht so viel. Da stehen doch schon Dinge weiter vorne, was praktisch wirklich gemacht werden muss. Rollenspieler sind nicht alle fiese Trolle. Rollenspieler sind aber auch nicht alle niedliche Schäfchen. Das sind halt ... Leute. Mit einem eher seltenen Hobby. Drum würde ich nicht alles super hoch hängen. Unter den Teppich gehört es aber eben auch nicht.

Als Con haben wir letztlich so einen Passus auf unserer Seite, hängen das auf der Con aus, benennen ein, zwei, drei Leute, die sich im Fall der Fälle drum kümmern, kümmern wollen und auch kümmern können. Wenn du kein völliger Irrer (oder Ziel selbigen Irren) bist, wirst du wahrscheinlich wenig bis nichts davon mitbekommen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 5.01.2018 | 17:22
dann kann man zwar anmerken, dass das gerade ziemlich dark&gritty ist, aber von der Gruppe dann zu verlangen, dass entsprechende Schilderungen bitte zu unterlassen sind - das ist dann doch schlicht zu viel verlangt.
Auf einer Convention sollte es nicht zu viel verlangt sein auf die Mitspieler einzugehen.
Das heißt ich habe auf einer Convention bspw. eine VtM Runde angeboten (V5 Alpha) und es begab sich das eine Minderjährige am Tisch saß (15/16 Jahre alt). Das hat dann selbstverständlich die Konsequenz das ich als Spielleiter versuche den Horroraspekt in einem Rahmen zu halten der verträglich ist. Das heißt etwaige Leichen werden dann nicht in allen fiesen kleinen Details beschrieben und die sexuelle Komponente von Vampiren wird entsprechend herunter gedreht. Ich habe während des Spiels versucht darauf zu achten das es ihr gut geht und ich erwarte dann auch von meinen Spielern das sie sich entsprechend verhalten.
 
Es besteht auch die Möglichkeit das man ein Szenario so anpasst das es Convention tauglich ist.
Das heißt nur weil das Pre-Alpha Szenario dahingehend grim&gritty war das es Rassismus thematisierte, Flüchtlinge und Vampire die gegenüber Kindern übergriffig werden, muss ich das nicht so leiten. Ohne das daraus ein Ponyhof wird.
Respektive gehe ich dann auch hin und wenn ich merke das ein Element Müll ist, und entferne es entweder oder biete dem Spieler eine Entschuldigung ab bevor man ein schlechtes Erlebnis mit nimmt.
 
Als ein praktisches Beispiel, als eine Gruppe Werwölfe, in Apocalypse, während eines Spielabends [LARP] sich auf eine Queste begaben, wurde seitens des Spielleiters durchaus vorgewarnt das es Themen beinhaltet welche schwerer verdaulich sind. Das wer gehen mag, gehen darf und das der eigene Char dafür keine negativen Konsequenzen kriegt. Dann wurde nochmal näher umrissen was für die Teilnehmer in Ordnung ist.
Erst dann wurde gespielt. So das alle Beteiligten damit was gespielt wurden okay waren.
Mir geht es auch eher um die SL-Seite: Muss ich meine Spieler extra nochmal darauf hinweisen, dass es solchen Settings wie Deadlands zu Rassismus kommen kann. Oder dass ein NSC in einem Cthulhu-Abenteuer in den 1920ern sexistisch sein kann? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass die Spieler sich das selbst denken können. Wer in Deadlands als Indianer oder Afroamarikaner rumrennt, hat ein großes Risiko mit Rassismus konfrontiert zu werden. [..]
Dahingehend möchte ich erneut auf den Settingband "Harlem Unbound" zu Cthulhu im Rahmen der frühen Zwanziger verweisen. Der Autor, ein Afro-Amerikaner welchen den Settingband auf Inspiration seiner Kinder schrieb, geht in einem Kapitel ausführlich darauf ein wie man die Thematik in unterschiedlicher Weise behandeln kann. Wie bzw. das man die Behandlung kommuniziert. Das verschiedene Handlungsweisen nicht zwingend sind. Aspekte wie das man auf das N-Wort allgemein verzichten soll.

Davon abgesehen hat man als Spielleiter keine Verpflichtung dem Setting gegenüber.
Das Setting ist schließlich keine Person mit Rechten oder dergleichen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 5.01.2018 | 17:24
Mir geht es auch eher um die SL-Seite: Muss ich meine Spieler extra nochmal darauf hinweisen, dass es solchen Settings wie Deadlands zu Rassismus kommen kann. Oder dass ein NSC in einem Cthulhu-Abenteuer in den 1920ern sexistisch sein kann? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass die Spieler sich das selbst denken können. Wer in Deadlands als Indianer oder Afroamarikaner rumrennt, hat ein großes Risiko mit Rassismus konfrontiert zu werden. Zum Beispiel wenn ihnen der Barkeeper keinen Drink einschenken will. Als SL bin ich da auch ein Stück weit in der Pflicht dem Setting gerecht zu werden, ohne dass das meine persönliche Meinung widerspiegelt. Natürlich immer in Grenzen und ohne das Geschehen zu dominieren - sofern der Spieler nicht anfängt den Barkeeper über den Haufen zu knallen.

Darum geht es mir.

"SPIELER" könnten sich so etwas irgendwo denken, Spieler oder Reingeschneite ggf nicht.
Man muss nicht auf solchen Elementen begeistert und ggf überzogen rumreiten, aberohne soclhe charakteristische Elemente macht es auch keinen Sinn genau das Spielen zu wollen. Da wären wir effektiv beim Ausschluss gewisser System oder Settings.
Bliebe halt die eine Frage, wie man es auch einem völlig Unbeleckten rechtzeitig klar macht, auf was er oder sie sich da einlassen würde.

Das andere Frage ist: Was sind denn nun berechtigte Beschwerden?
Irgendwo ging es hier schon mal in einer Diskussion um wen, der sich wohl wegen Homosexualität im Spiel aufgeregt hat-sich offensichtlich ja auch "belästigt" gefühlt hat. In anderen (US-) Foren reicht schon eine nicht-PC-exakt-gleichverteilte NSC-Cast um Vorwürfe zu triggern.
Ich habe schon mehrfach erlebt, dass der ja nicht so seltene Fantasy-Polytheismus zu teils in gewalttätige übergehende Reaktionen geführt hat.
Und irgendwo geht es üblicherweise um Konflikte und damit entsprechende Probleme und Unzustände, die sich irgendwie auch auf das RL mappen lassen. Wo soll/kann/darf dann Schluss mit Rückzug vor Einzelbefindlichkeiten sein?

Wie sieht es mit persönlicher "Missachtung" aus, sprich jemand fühlt sich allgemein (meientwegen bei der Lootverteilung)  nicht angemessen akzeptiert/respektiert und macht das an einer OOC-Diskriminierung fest?

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 17:26
@Rhylthar:
Als Besucher oder Spielleiter musst du da gar nicht so viel. Da stehen doch schon Dinge weiter vorne, was praktisch wirklich gemacht werden muss. Rollenspieler sind nicht alle fiese Trolle. Rollenspieler sind aber auch nicht alle niedliche Schäfchen. Das sind halt ... Leute. Mit einem eher seltenen Hobby. Drum würde ich nicht alles super hoch hängen. Unter den Teppich gehört es aber eben auch nicht.

Als Con haben wir letztlich so einen Passus auf unserer Seite, hängen das auf der Con aus, benennen ein, zwei, drei Leute, die sich im Fall der Fälle drum kümmern, kümmern wollen und auch kümmern können. Wenn du kein völliger Irrer (oder Ziel selbigen Irren) bist, wirst du wahrscheinlich wenig bis nichts davon mitbekommen.
Ich sagte ja, dass ich euren Passus gut finde. Aber hier im Thread wird teilweise ein Bild gezeichnet, als wäre das noch zu wenig...

Als Spieler gehe ich eh nicht auf Cons...bin bekennender Soziopath und Misanthrop.  ~;D
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 17:29
Aber hier im Thread wird teilweise ein Bild gezeichnet, als wäre das noch zu wenig...

Bei anderen wiederum habe ich den Eindruck, dass ihnen das schon zu viel ist. ::)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 5.01.2018 | 17:29
@Archoangel & Swafnir:
Drum schrieb ich als eine Möglichkeit "[...] Open Door wie auf der Breakout (du darfst jederzeit ohne Begründung gehen)". Wenn ein Spieler das nicht kennt, nachfragt und zu Warhammer kriegt: "Ist halt Fantasy. So ähnlich wie Herr der Ringe. Elfen und Orks und so." Oder zu Rippers: "Ich glaube, das ist viktorischer Horror." (Zweiteres können auch so Hard-Core-Slasher-Filme wie Gaslight (https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Haus_der_Lady_Alquist) sein). Missverständnisse. Und mit denen muss man auch umgehen können.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis Menschen, die mit leerem, unwissenden Blick antworten, wenn ich die auf Warhammer oder Rippers anspräche. Aber die wollen durchaus mal Rollenspiel ausprobieren. Wenn eine Con ausreichend offen und umfangreich beworben wird, könnten da Menschen erscheinen, die noch nicht Rollenspiel gespielt haben. Soll vorkommen. Habe ich schon selbst gesehen.

Das mit der Open Door hab ich dahingehend nicht richtig verstanden  :d Steht das in den AGB drin? Wäre dahingehend eine gute Lösung.

@Teylen: Aber den anderen Spielern gegenüber, die das Setting gerne so hätten wie es ist - und sie es auch kennen - und nicht "weichgespült". Denen gegenüber hab ich schon eine Verpflichtung.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 17:31
Das mit der Open Door hab ich dahingehend nicht richtig verstanden  :d Steht das in den AGB drin? Wäre dahingehend eine gute Lösung.

Ab der nächsten Padercon sicher. Ich lerne hier auch gerade.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 5.01.2018 | 17:32
Ich dachte das "Abstimmung mit den Füßen" wäre eh DAS immer gegebene Mittel an sich für besch*ende Runden.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 5.01.2018 | 17:33
Ergänzung zu der Rollenspiel-Runde Thematik:
Neben der Option das es durchaus möglich ist eine Runde entsprechend ansprechend zu gestalten.
Man könnte alternativ auch schlicht ehrlich hinsichtlich der Inhalte sein.
 
Das heißt wenn man eine Warhammer Fantasy Runde spielt kann muss man sich nicht auf "Das ist dark & gritty" beschränken. Man kann auch sagen "Das ist dark & gritty. Was heißt wir werden Leichen wie Verstümmelungen in einer Art und Weise schildern die einem Gore-Horror Movie entspricht, eine weibliche Figur wird nur als Sex-Objekt gesehen, Nicht-Weiße in Wort und Tat diskriminiert, sowie Frauen & Minderheiten keine eigene Agency zugestanden und es kann zu Vergewaltigungs-Szenen im Stil ausschweifenderer japanischer Hentai kommen." Wenn dann alle sitzen bleiben ist gut. Diejenigen die es nicht mögen gehen dann halt.

@Teylen: Aber den anderen Spielern gegenüber, die das Setting gerne so hätten wie es ist - und sie es auch kennen - und nicht "weichgespült". Denen gegenüber hab ich schon eine Verpflichtung.
Du hast auch den Spielern gegenüber eine Verpflichtung die das Setting vielleicht in anderen, durchaus legitimen und mitunter gar realistischeren Formen spielen wollen, eine Verpflichtung. Das heißt da wird in beiden Richtungen ein Schuh draus.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 5.01.2018 | 17:35
Ab der nächsten Padercon sicher. Ich lerne hier auch gerade.

So geht es mit auch  :d
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 17:38
Archoangel könntest du die Strohman Argumente (https://de.wikipedia.org/wiki/Strohmann-Argument) sein lassen?

Hier ist was Vorgeschlagen wurde:
Das Ingame auspielen von Grenzüberschreitendem Verhalten soll vor dem Beginn einer Runde thematisiert werden.

Du darfst weiterhin Tod und Verderben mit Plastikfiguren nachstellen. Das einzige was ich und andere sich wünschen ist, dass auf Cons vorher aufm Rundenzettel steht:Die Runde enthält Tod und Verderben.

Auf Cons sollen auch neue Menschen wissen worauf sie sich einlassen. Es bricht do keinem SL ein Zacken aus der Krone am Anfang zu sagen pass auf: Das Setting sind die 1920ger in Deutschland, das war eine Zeit als Frauen nur mit Genehmigung ihres Ehemanns oder Vaters arbeiten durften. Das wird auch von mir so gespielt.



Ist ein wenig so, als wenn mir gesagt wird, ich hätte für das KiTa-Fest meines Sohnes die komplette Zutatenliste des selbstgebackenen Kuchens aufzuhängen.
Wenn ein Kind mit Nussallergie im Kindergarten ist (und diese ist häufig) wäre es doch vielleicht ganz gut "enthält Nüsse" drauf zu schreiben.


Für 0.01% Menschen mit Seheinschränkungen in Deutschland machen wir an jede Ampel in Deutschland Piepser.

Natürlich ist es was anderes RPG-Conventions zugänglich zu machen oder es Menschen zu ermöglich sich frei draußen Bewegen zu können.

...bin bekennender Soziopath und Misanthrop.  ~;D
Dann bitte suche professionelle Hilfe bevor du dir oder anderen Schaden zufügst. Das sind beides sehr ernste Befunde die da durch geschultes Fachpersonal bei dir Festgestellt wurden. Oder aber du hast gerade ernsthafte Erkrankungen in einem sehr geschmaklosen Witz als Rechtfertigung für dein Verhalten verwendet. Da kann ich und viele Menschen mit psychischen Erkrankungen so garnicht drüber lachen.



Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 17:41
Ich dachte das "Abstimmung mit den Füßen" wäre eh DAS immer gegebene Mittel an sich für besch*ende Runden.

Es gab hier durchaus auch schon Threads, in denen sich Leute lang und breit ausließen, wie böse das doch ist, die Runde hängen zu lassen. Es geht ja auch nicht um schlechte Runden, sondern um solche, die einem Spieler oder einer Spielerin in die Seite fahren. Und letztlich ist es immer ein Schritt als erster und vielleicht auch einziger aufzustehen. Da ist es schon eine hilfreiche Ansage, wenn klar ist: Das darfst du!
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Wellentänzer am 5.01.2018 | 17:54
@Teylen: Aber den anderen Spielern gegenüber, die das Setting gerne so hätten wie es ist - und sie es auch kennen - und nicht "weichgespült". Denen gegenüber hab ich schon eine Verpflichtung.

Naja, das ist doch die grundsätzliche Problematik in dieser ganzen Angelegenheit. Es geht in der ganzen Diskussion ja nur vordergründig um eine Anti-Harassment-Policy. Schließlich wird niemand etwas dagegen haben, dass andere Menschen Spaß beim Spielen haben und nicht belästigt werden. Wenn bei einem Con auf der Homepage präventiv ein paar Sätze dazu formuliert werden und ein paar Leute andersfarbigen Badges herumlaufen, geht das vermutlich wirklich für alle in Ordnung.

Tiefer liegend sehe ich aber das, was an anderer Stelle auch schon mal mit dem Begriff des Culture War in den USA (https://en.wikipedia.org/wiki/Culture_war) recht passend umschrieben wurde und in dieser Form nun ein bisschen zu uns herüberschwappt. Es geht da schlicht um eine Wertediskussion und sowas ist nun einmal sehr schwierig, weil konfligierende Werte aufeinanderprallen und es nur wenig Spielraum für kollaborative Lösungen gibt.

Um in dem zitierten Beispiel zu bleiben: entweder die Runde spielt gemeinsam Warhammer as usual oder es findet angesichts der Umstände der Runde eine thematische Vorauswahl statt. Freiheit versus Sicherheit. Ein Klassiker. Der Clou: die Begründung beider Seiten ist quasi identisch. Beide möchten sich nach ihrer persönlichen Vision entfalten dürfen und kein Opfer von Rücksichtslosigkeiten werden. Ich kann das gut nachvollziehen.

Da es sich im Kern um eine Wertediskussion handelt, sind parallel auch direkt Attributionen von gut und böse im Spiel. Da wird von vielen Beteiligten sehr robust und im absolut sicheren Bewusstsein der moralischen Überlegenheit und Richtigkeit der eigenen Position argumentiert inklusive Dämonisierung anderer Ansichten.

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Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 18:17
Insgesamt bringst du viele sehr gute Punkte ein.
Es geht hier darum, dass die Art und Weise wie viele Menschen vorher gelebt haben nicht mehr als legitim gelten soll.
Die Mehrheiten verschieben sich.

Freiheit versus Sicherheit.

oft geht es doch eher um die 2 Arten von Freiheit:
1. Die Freiheit zu
2. Die Freheit von

1. Die Freiheit Sklaven zu haben, 2. Die Freiheit von Sklaverei.
1. Die Freiheit alles zu sagen, 2. Die Freiheit von verbaler Misshandlung
1. Die Freiheit so viel Geld zu schäffeln wie man will, 2. Die Freheit von Extremer Armut.

Ein weißer Mann mit Geld in Deutschland ist es gewohnt die "Freiheit zu" so ziemlich allem zu haben, die "Freiheit von" sowieso.

Natürlich ist es, dass die Freiheit des einen oft die Freiheit des anderen beschneidet.

Dementsprechend wabern viele Ängste durch den Raum:
* Bald garnicht mehr mit dem anderen Geschlecht in Kontakt treten zu können, ohne als übergriffig da zu stehen.
* Nicht mehr die Dinge mögen zu dürfen die man vorher gemocht hat

Wenig hilfreich ist auch das Rollenbild des Manns grundsätzlich im Wandel ist, die alten Rollenbilder werden Bestraft aber neue Orientierung fehlt.

Ebenso, dass wir Dinge die usere Sicht der Welt bestätigen eher annehmen  (https://de.wikipedia.org/wiki/Best%C3%A4tigungsfehler)als umgekehrt.

Oder das in unseren Medien die Ausnahmen die Regel ist (es werden nur besonderheiten berichtet, diese aber jeden tag)

Und das wir Dinge die uns emotional machen eher weiter verbreiten (https://www.youtube.com/watch?v=rE3j_RHkqJc)

 

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 5.01.2018 | 18:22
Um in dem zitierten Beispiel zu bleiben: entweder die Runde spielt gemeinsam Warhammer as usual oder es findet angesichts der Umstände der Runde eine thematische Vorauswahl statt.

Das Gegenteil davon wäre dann ja die X-Card, die sagt: Alle dürfen jederzeit ohne Angabe von Gründen deutlich machen, was ihnen gerade Unwohlsein bereitet, wir nehmen dann darauf Rücksicht und stellen das ab.

Eine "thematische Vorauswahl" stelle ich mir in der Realität so vor, dass die Orga angesichts einer Rundenanmeldung sagt: Sorry, das Eisen ist uns zu heiß, mach das woanders. Und natürlich in der Form von Lines and Veils, aber die Technik hat meinem Eindruck nach längst nicht dieselbe Verbreitung gefunden wie die X-Card.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Nocturama am 5.01.2018 | 18:33
Jetzt wird hier zum zweiten Mal in diesem Thread ohne Veranlassung die Vergewaltigungskeule rausgeholt. Auch hier wieder: Das hat keiner geschrieben und auch keiner gemeint. Sorry, so führt man keine Diskussion :q. Es geht mir auch nicht um die von dir beschriebenen Idioten am Spieltisch.

Es geht generell um Settings in den Rassismus und Sexismus ein Teil sind, weil es eben real so war. Das sind für mich zu großen Teilen historische Settings, mit Fantasy-Anleihen. Deadlands, Rippers und dergleichen.
Sorry, wenn du das als Keule empfunden hast, so war es nicht gemeint. Es kann generell jeder nach Abstimmung jedes Thema bespielen, mein Argument war, das kaum ein Thema zwangsläufig bespielt werden muss (von ein paar hyperfokusierten Spielen mal abgesehen, die genau auf Thema X zugeschnitten sind), weshalb es schwer ist, IT- und OT-Motivation für grenzwertige Sachen sauber zu trennen. Ich habe z.B. schon öfter Warhammer ganz ohne Folter und Slanesh-Orgien gespielt, war trotzdem düster und hat Spaß gemacht.

Auch in einem historischen Setting muss ich Sexismus und Rassismus  - vor allem gegenüber den SC - nicht thematisieren, ich thematisiere es, weil ich mich dazu entscheide. Und ich würde nicht automatisch davon ausgehen, dass der Großteil der Spieler das unbedingt drin haben will. Im Gegenteil, ich vermute eher, dass die wenigsten daran auf die Dauer Spaß haben, wenn ihr SC das Ziel ist.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 5.01.2018 | 18:41
Um in dem zitierten Beispiel zu bleiben: entweder die Runde spielt gemeinsam Warhammer as usual oder es findet angesichts der Umstände der Runde eine thematische Vorauswahl statt.
Ist das überhaupt Warhammer as usual oder nur ein extrem?
Vor nicht allzu langem gab es hier eine Diskussion bezüglich eines Abenteuer, welches auf einer Convention geleitet wurde, und explizit Sex beinhaltet. Im Gespräch wurde sich mitunter überrascht gezeigt das es überhaupt direkt thematisierten Sex in einem Convention Abenteuer gibt. Ein ähnlicher Ton wurde in anderen Diskussionen laut, wo bei dem Thema in Frage gestellt wird ob es bei der Thematisierung von Sex im Rollenspiel noch überhaupt Rollenspiel im Sinne von Pen & Paper sein könne.
Es gab ebenso Diskussionen bezüglich "anspruchsvollen" Rollenspiel wo mitunter doch stark dafür argumentiert wurde das Rollenspiel Eskapismus ist. Das man bei dem Versuch schwierigere Themen realistisch einzubringen sich im Misery-Porn suhlt und es moralisch verwerflich ist.

Jetzt sollen übelste Slaanesh Orgien elementarer Teil des Warhammer Setting bzw. scheinbar jeden Warhammer Abenteuer sein ohne den man Verrat am Setting begeht? Und Cthulhu 1920 kann man auch nicht mehr spielen ohne klar den Sexismus und Rassimus der Zeit in problematischerweise herauszustellen?

Meines Erachtens werden hierbei Extrem-Beispiele konstruiert. Darauf basierend der anderen Seite vorgeworfen sie würde die Freiheit unwichtigen Sicherheits-Befindlichkeiten unterwerfen um die Diskussion zu gewinnen bzw. zu beenden.
Dementsprechend wird dann auch auf konkrete Hinweise (bspw. "Problematische Teile weniger betonen", "Problematische Teile deutlich Vorankündigen") nicht eingegangen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 5.01.2018 | 18:49
Sorry, wenn du das als Keule empfunden hast, so war es nicht gemeint. Es kann generell jeder nach Abstimmung jedes Thema bespielen, mein Argument war, das kaum ein Thema zwangsläufig bespielt werden muss (von ein paar hyperfokusierten Spielen mal abgesehen, die genau auf Thema X zugeschnitten sind), weshalb es schwer ist, IT- und OT-Motivation für grenzwertige Sachen sauber zu trennen. Ich habe z.B. schon öfter Warhammer ganz ohne Folter und Slanesh-Orgien gespielt, war trotzdem düster und hat Spaß gemacht.

Auch in einem historischen Setting muss ich Sexismus und Rassismus  - vor allem gegenüber den SC - nicht thematisieren, ich thematisiere es, weil ich mich dazu entscheide. Und ich würde nicht automatisch davon ausgehen, dass der Großteil der Spieler das unbedingt drin haben will. Im Gegenteil, ich vermute eher, dass die wenigsten daran auf die Dauer Spaß haben, wenn ihr SC das Ziel ist.

Ich leite auch Warhammer und bisher ganz ohne Sex-Szenen und Folter  :d

Ein wenig sehe ich das aus einem anderen Blickwinkel. Ich bleib mal bei Deadlands als Beispiel, weil sich eigentlich jeder den Wilden Westen vorstellen kann. Da gibt es Krieg mit den Indianern in den Südstaaten gibt es noch Sklaven (darauf sollte man natürlich hinweisen, realhistorisch war das ja zu der Zeit schon vorbei), aber Frauen sind weitestgehend gleichberechtigt - übrigens ein sehr guter Kniff und sympathischer Kniff des Settings das so anzulegen.

Ich würde dahingehend eher davon ausgehen, dass der Spieler eines Sioux in Dodge City durchaus auch die rollenspielerische Herausforderung sucht (sofern vorher klar ist in welche Richtung das Abenteuer geht). Gleichzeitig müssen sich Spieler weißer Revolverhelden warm anziehen, wenn sie in die Sioux-Nationen wollen. Wobei ersteres sicher die ein oder andere Szene generieren und letzteres komplett das Spiel dominieren würde.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 5.01.2018 | 18:53
@Wellentänzer: Ich bin nicht emotional und die Rethorik nicht eskalierend.
Ich finde es allerdings Schade das du meinen Beitrag ausschließlich zum Anlass nimmst mir einen persönlich gerichteten Kommentar, ohne weiteren Diskussionsbezug zukommen zu lassen, bei der du dir die Freiheit nimmst weitere persönliche Angriffe anderer Nutzer, die über deinen hinaus gehen, zu entschuldigen.
 
Hinsichtlich des Slanesh-Beispiel bezog ich mich auf Archoangel Beitrag (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105127.msg134573935.html#msg134573935).
Der das gegebene Beispiel für das Warhammer Fantasy Setting war.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: D. Athair am 5.01.2018 | 18:53
Das heißt wenn man eine Warhammer Fantasy Runde spielt kann muss man sich nicht auf "Das ist dark & gritty" beschränken. Man kann auch sagen "Das ist dark & gritty. Was heißt wir werden Leichen wie Verstümmelungen in einer Art und Weise schildern die einem Gore-Horror Movie entspricht, eine weibliche Figur wird nur als Sex-Objekt gesehen, Nicht-Weiße in Wort und Tat diskriminiert, sowie Frauen & Minderheiten keine eigene Agency zugestanden und es kann zu Vergewaltigungs-Szenen im Stil ausschweifenderer japanischer Hentai kommen." Wenn dann alle sitzen bleiben ist gut. Diejenigen die es nicht mögen gehen dann halt.

... die Sprachfähigkeit, die du da voraussetzt, ist häufig aber nicht gegeben.
Und: Dafür müssen die Kontexte und Bezugspunkte bekannt sein.

So wie du das für WFRP fomulierst, erkenne ich das Spiel nicht wieder. Ich sehe: Da gibt sich jemand viel Mühe, um eine möglichst brutale Spielweise zu beschreiben, die mit den Warhammer-eigenen Kontexten ziemlich wenig tun hat. Und: Was Gore Horror und Hentai genau sind, muss mir erst erklärt werden.

Ich beschreibe mal wie ich es bei Maelstrom Gothic gemacht habe:
"Wir spielen im viktorianischen England der 1850er. Ich würde mich gern an den historischen sozialen Gegebenheiten orientieren. Das betrifft auch die Rollen, die Frauen zugestanden werden. Euere Figuren sind - von meiner (SL) Seite - nicht auf die üblichen Normen festgelegt, sondern können - im Rahmen dessen, was historisch möglich war - auch bessere Positionen haben. Ist das soweit in Ordnung, habt ihr Fragen zu den Konventionen? Ergänzung: Wenn ihr - für weibliche Charaktere - die Möglichkeit haben wollt anglikanische Priesterinnen oder Advokatinnen zu sein [das ist eine Anlehnung an Fakten und Vorschläge aus dem Regelbuch], dann können wir das machen. Müssen uns vorher aber über das wie unterhalten und wie wir stattdessen das Setting gestalten. Ansonsten geht es bei dem Spiel um okkulte Ermittlungen im Bereich Geister, Spiritismus, ... wie in den Gothic Novels und Geistergeschichten der Zeit beschrieben."
=> Ergebnis: In der Praxis orientieren sich die Spielerinnen an einem viel engeren Rahmen, als von mir vorgesehen. Vermutlich, weil ihnen die Spielräume für ihre Figuren (momentan?) mehr als ausreichen und ihnen die Orientierung an historischem Wissen als Sicherheit wichtiger ist. Weitere Kontexte: Alle SC sind Protegés von adeligen Okkultisten. 3 (w, m, m) bei einem Mann und 2 (m, w) bei einer Frau. Soziale Klasse ist sehr relevant (außer in den Ermittlerkreisen in denen sich die SC bewegen und derer sie auch einer sind).
Die Gruppe besteht aus 2 Gesetzlosen (m, glücklich verheiratet, Unterweltschläger; w, unabhängige Highway Woman mit sadistischer Ader), 2 Aufsteigern aus der Arbeiterklasse (2x m, Militärrichter und Kolonialwaren-Händler), einer Gentry (w, verwitwet, Politikerin und relativ unangreifbare Alleinerbin des Besitzes ihres Mannes; zauberkundig).

Die Regelungen schauen dann so aus:

Gewalt: Im Hintergrund des Settings z.T. hoch; explizite Thematisierung im profanen Bereich mittel, aber v.a. abhängig von Thematisierungswünschen der Outlaw-Spielenden; im übernatürlichen Bereich vorhanden/Horror - inkl. abnehmender geistiger Gesundheit => Exploration via Gruppenkonsens (ggf. sind da noch Sicherheitsmechanismen einzuführen);
Geschlechterthematik: soweit vom Setting vorgegeben; aufgrund der relativen Unabhängigkeit der Figuren weniger von Bedeutung; Thematisierung soweit die Spielerinnen der beiden weiblichen SC daran Interesse zeigen.
Sozialklasse/Diskriminierung: Thematisierung eher hoch. Keine Sicherheitsmechanismen. Spielende stammen aus einigermaßen vergleichbaren sozialen Bezügen. Einschlägige berufliche Kenntnisse bei allen vorhanden.

Dahingehend möchte ich erneut auf den Settingband "Harlem Unbound" zu Cthulhu im Rahmen der frühen Zwanziger verweisen. Der Autor, ein Afro-Amerikaner welchen den Settingband auf Inspiration seiner Kinder schrieb, geht in einem Kapitel ausführlich darauf ein wie man die Thematik in unterschiedlicher Weise behandeln kann.
Danke für den Tipp!


Da kann ich und viele Menschen mit psychischen Erkrankungen so garnicht drüber lachen.
Und jetzt taucht jemand mit psychischen Erkrankungen auf und sagt, dass er oder sie darüber lachen kann? Oder mehrere? Und nun?

Anders gesagt: Ich finde das Maß an Deutungshoheit, das du hier für dich beanspruchst unangenehm und unangemessen.
Ich schrieb das deswegen, weil es gerade in den Kontexten, in denen sich dieses Thema bewegt, wichtig ist mehrere Perspektiven zuzulassen und daraus angemessene Schlüsse zu ziehen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 18:59
Auf einer Convention sollte es nicht zu viel verlangt sein auf die Mitspieler einzugehen.
Das heißt ich habe auf einer Convention bspw. eine VtM Runde angeboten (V5 Alpha) und es begab sich das eine Minderjährige am Tisch saß (15/16 Jahre alt). Das hat dann selbstverständlich die Konsequenz das ich als Spielleiter versuche den Horroraspekt in einem Rahmen zu halten der verträglich ist. Das heißt etwaige Leichen werden dann nicht in allen fiesen kleinen Details beschrieben und die sexuelle Komponente von Vampiren wird entsprechend herunter gedreht. Ich habe während des Spiels versucht darauf zu achten das es ihr gut geht und ich erwarte dann auch von meinen Spielern das sie sich entsprechend verhalten.

Sehe ich anders. Erstens würde ich vermutlich einer minderjärigen Person schlicht den Stuhl verweigern, wenn ich ein entsprechendes Abenteuer vorbereitet habe. Zweitens: Vampire mit Minderjährigen? Gehts noch? Ein Rollenspiel in dem du eine blutrünstige Bestie spielst, die bei Bedarf auch mal die eigenen (sterblichen) Kinder aussagt, wenn der Frenzywurf vergeigt wird? Ein Vieh das morden muss um zu überleben? Ein "game of personal Horror"? Sorry - bei allem Respekt: da hört es bei mir auf; das ist Unverantwortlich. Oder spielst du "Superheroes with Fangs"?
Welche "sexuellen Aspekte" eine mordende Leiche hingegen hat ist mir bis heute schleierhaft. Es sei denn du meinst "mein Jagdschema ist die Verführung". Möglicherweise spielen wir aber auch Vampire sehr sehr unterschiedlich ...

P.S.: es wäre schön gewesen, du hättest auch zu dem Post der persönlich an dich gerichtet ist Stellung bezogen. gerne auch als PM.

Zitat
Das heißt wenn man eine Warhammer Fantasy Runde spielt kann muss man sich nicht auf "Das ist dark & gritty" beschränken. Man kann auch sagen "Das ist dark & gritty. Was heißt wir werden Leichen wie Verstümmelungen in einer Art und Weise schildern die einem Gore-Horror Movie entspricht, eine weibliche Figur wird nur als Sex-Objekt gesehen, Nicht-Weiße in Wort und Tat diskriminiert, sowie Frauen & Minderheiten keine eigene Agency zugestanden und es kann zu Vergewaltigungs-Szenen im Stil ausschweifenderer japanischer Hentai kommen." Wenn dann alle sitzen bleiben ist gut. Diejenigen die es nicht mögen gehen dann halt.

Kann man. Muss man aber nicht zwangsläufig. Da wäre mir persönlich "Das ist eine knallharte und dreckige Welt." lieber. Alles andere verrät eventuell schon viel zu viel über das bevorstehende Abenteuer. Ich persönliche würde vermutlich sagen:"Kennt jeder Warhammer? Eure Hausrunde ist vermutlich Blümchenfantasy im Vergleich zu dem was euch heute erwartet..." Ich denke damit ist alles gesagt ohne zu viel zu verraten.

@Glumbosch: welcher Strohmann bitte? Werd bitte konkreter - ich stehe da auf dem Schlauch. Bzw.: bitte unterlasse es mir den "Strohmann" zu unterstellen, ohne das du mir die Gelegenheit gibst zu einem konkret benannten Punkt Stellung zu nehmen. Das ist in etwa so unhöflich wie einen Strohmann aufzubauen. Danke.

Zitat
Du darfst weiterhin Tod und Verderben mit Plastikfiguren nachstellen. Das einzige was ich und andere sich wünschen ist, dass auf Cons vorher aufm Rundenzettel steht:Die Runde enthält Tod und Verderben.

Auf Cons sollen auch neue Menschen wissen worauf sie sich einlassen. Es bricht do keinem SL ein Zacken aus der Krone am Anfang zu sagen pass auf: Das Setting sind die 1920ger in Deutschland, das war eine Zeit als Frauen nur mit Genehmigung ihres Ehemanns oder Vaters arbeiten durften. Das wird auch von mir so gespielt.

Soll ich jetzt dann auch schreiben: der Papst ist katholisch und Wasser ist nass. Nee, ehrlich jetzt: entweder spiele ich ein Setting oder ich spiele eine Fantasywelt. Da würde ich eher erwarten: "Wir spielen in einer Art 20er Jahre, aber mit völliger Gleichberechtigung und political correctness." Captain Obvious brauche ich nicht auf einem zettel stehen zu haben - da werden wir beide nicht auf einen Nenner kommen, sorry. Wenn meine Spieler im Geschichtsunterricht nur geschlafen haben dann dürfen sie gerne irgendwann aufstehen und gehen (was ich genau einmal auf einer CON erlebt habe; da habe ich ein satirisches Rollenspiel gespielt, ich glaube Paranoia, und hatte Mitspieler die das in ihrer Heimatrunde immer nur ernst gespielt haben). Insofern she ich hier ganz andere Strohmänner (ohne dir unterstellen zu wollen, dass dies deine Absicht gewesen wäre): die Situationen die hier geschildert werden habe ich persönlich und sekundär (von Freunden die an anderen Runden teilnahmen) seit ich 1990 auf meiner ersten Convention war schlicht und einfach ergreifend noch NIE erlebt. Ich will nicht leugnen, dass es diese Situationen geben könnte, oder jemand soetwas oder ähnliches erlebt hat. Nur bin ich sehr verwundert, dass ich hier in diesem Forum zum ersten Mal in meinem Leben von Situationen erfahre, die - so man dem Tenor einiger hier zuhört -  so allgegenwärtig sind, dass es dringend der Einführung einer Convention-Sittenpolizei bedarf. Verwundert mich. Ehrlich. Und offensichtlich nicht nur mich.

Und bitte: kein Affront. Ich schreibe immer so und bin emotional momentan absolut gechilled und cool. Ich weis nur, dass meine Art zu schreiben manchen hier zu pöse Sodbrennen verhilft und ich gebe mir auch echt Mühe so neutral wie ich es eben vermag zu schreiben und zu schildern. Falls jemand etwas böse versteht: ist nicht so gemeint. Bin ganz lieb.

Zitat
Dann bitte suche professionelle Hilfe bevor du dir oder anderen Schaden zufügst. Das sind beides sehr ernste Befunde die da durch geschultes Fachpersonal bei dir Festgestellt wurden. Oder aber du hast gerade ernsthafte Erkrankungen in einem sehr geschmaklosen Witz als Rechtfertigung für dein Verhalten verwendet. Da kann ich und viele Menschen mit psychischen Erkrankungen so garnicht drüber lachen.

Da ist ein Satire-Smiley drunter. Ist also offensichtlich Humor. Über den darf man geteilter Meinung sein, aber deine Antwort ist ... eher schlechter als der Witz. Aus meiner Sicht.

Zitat
Es geht hier darum, dass die Art und Weise wie viele Menschen vorher gelebt haben nicht mehr als legitim gelten soll.
Die Mehrheiten verschieben sich.

Den Beleg, bezogen auf die Rollenspielconventions, hätte ich gerne. Wissenschaftlich, nicht gefühlt, denn: nur weil einige lauter schreien, als früher müssen sich noch keine Mehrheiten verschieben. Wie wir - in anderem Beispiel - letztens nach einer Wahl sehr deutlich sehen mussten. Aber: Glück auf. Ich bleibe eher bei Einsteins Hypothese. Leider.

Disclaimer: alle Posts nach 18.30 wurden nicht berücksichtigt. Mädels: ihr legt hier ein ganz schönes Tempo vor, da kommt man ja kaum noch mit!

@All: Danke für die spannende Diskussion - habe mich schon lange nicht mehr so wohl im Forum gefühlt.

@Wellentänzer: +1. Sehr guter Beitrag.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 5.01.2018 | 19:07
Eine "thematische Vorauswahl" stelle ich mir in der Realität so vor, dass die Orga angesichts einer Rundenanmeldung sagt: Sorry, das Eisen ist uns zu heiß, mach das woanders.

Die Dreamation macht das tatsächlich so ähnlich:
Zitat
Exception Guidelines: Discussion or images related to sex, pornography, discriminatory language, or similar is acceptable only if the organizers have specifically granted permission in writing. Attendees will be warned in the program in advance and respectfully given warning and opportunity to leave.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Teylen am 5.01.2018 | 19:13
... die Sprachfähigkeit, die du da voraussetzt, ist häufig aber nicht gegeben.
Und: Dafür müssen die Kontexte und Bezugspunkte bekannt sein.
Man kann es durchaus einfacherer und kürzer Ausdrücken.
Wenn es in dem Text zu deutlichen Gewaltschilderungen und (ggf. erzwungen, abnormen) Sex kommt, kann man auch so was erwähnen wie: Ich bitte darum das nur 18+ jährige mitspielen weil Gewalt und Sex zwei intensiv vorkommenden Themen sind.

Wobei ich mich bei der Beschreibung von WFRP an Archoangels Erwartung "Und ich bin auch nicht überrascht, wenn selbige SL im Abenteuer einige grausig verstümmelte Leichen präsentiert und der Slanesh-Gang-Bang-Klub zur lustigen Massenvergewaltigung einlädt." orientiert habe. Ich selbst kenne das Setting nur vom Hören-Sagen.

Zitat
Ich beschreibe mal wie ich es bei Maelstrom Gothic gemacht habe:
Das klingt doch gut und vernünftig :)

@Archoangel:
Es gibt eine ganze Reihe von Spielweisen von Vampire: Die Maskerade, auch in der neuen Edition, welche meines Erachtens auch für Jugendliche geeignet sind. Wobei bei der Runde der Vater auch mit am Tisch saß.
Hinsichtlich der Setting Interpretation gibt es eine breite Varianz an Genre die sich dahingehend unproblematisch zeigen. Das heißt sowohl Superheroes with Fangs als auch der Fokus auf Beziehungen, auf Aufgaben oder das ausspielen und gestalten von Konflikten jenseits des extrem.
Man kann eine Raserei beispielsweise dahingehend gestalten das man feststellt, das der Charakter Personen getötet hat oder etwas das ihm wichtig war verloren. Man kann eine Raserei auch dahingehend gestalten das der Charakter danach die zerfetzten und detailliert beschriebenen Körperteile seiner Opfer findet und ggf. noch das ein oder andere hervor würgt.
Beide Varianten können sehr stumpf sein, beide Varianten können den Konflikt des Charakters erforschen.
Hinsichtlich des sexuellen Aspekt bezog ich mich darauf das Vampire einerseits Mittel zur Verführung haben wir Präsenz und andererseits der Kuss des Vampires bei Maskerade eine Ekstase beim Opfer auslöst. Was, wenn man es konsequent weiter denkt und in das Hasenloch runter will, die Figur zum Vergewaltigten bzw. Vergewaltiger macht.

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Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 19:25
Ist das überhaupt Warhammer as usual oder nur ein extrem?
Vor nicht allzu langem gab es hier eine Diskussion bezüglich eines Abenteuer, welches auf einer Convention geleitet wurde, und explizit Sex beinhaltet. Im Gespräch wurde sich mitunter überrascht gezeigt das es überhaupt direkt thematisierten Sex in einem Convention Abenteuer gibt. Ein ähnlicher Ton wurde in anderen Diskussionen laut, wo bei dem Thema in Frage gestellt wird ob es bei der Thematisierung von Sex im Rollenspiel noch überhaupt Rollenspiel im Sinne von Pen & Paper sein könne.
Es gab ebenso Diskussionen bezüglich "anspruchsvollen" Rollenspiel wo mitunter doch stark dafür argumentiert wurde das Rollenspiel Eskapismus ist. Das man bei dem Versuch schwierigere Themen realistisch einzubringen sich im Misery-Porn suhlt und es moralisch verwerflich ist.

Jetzt sollen übelste Slaanesh Orgien elementarer Teil des Warhammer Setting bzw. scheinbar jeden Warhammer Abenteuer sein ohne den man Verrat am Setting begeht? Und Cthulhu 1920 kann man auch nicht mehr spielen ohne klar den Sexismus und Rassimus der Zeit in problematischerweise herauszustellen?

Meines Erachtens werden hierbei Extrem-Beispiele konstruiert. Darauf basierend der anderen Seite vorgeworfen sie würde die Freiheit unwichtigen Sicherheits-Befindlichkeiten unterwerfen um die Diskussion zu gewinnen bzw. zu beenden.
Dementsprechend wird dann auch auf konkrete Hinweise (bspw. "Problematische Teile weniger betonen", "Problematische Teile deutlich Vorankündigen") nicht eingegangen.

Witzig. Wie du sicher schon gelesen hast bin auch auf genau diesen Punkt eingegangen und säume das Pferd von der genau anderen Seite auf. Ich denke wir beide können (einmal mehr) sagen: we agree to disagree. Bin gespannt wann wir es mal schaffen auf einen Nenner zu kommen ... unterschiedliche Weltsicht und so.

Zitat
Exception Guidelines: Discussion or images related to sex, pornography, discriminatory language, or similar is acceptable only if the organizers have specifically granted permission in writing. Attendees will be warned in the program in advance and respectfully given warning and opportunity to leave.
Malörika oder? Sex ist böse, Gewalt ist natürlich. Alkohol offen trinken = Knast. Waffe offen tragen = cool. Andere Baustelle. Finde nicht, dass das ein Vorbild für uns sein sollte.

@Teylen Post 334:

Ah. Sehr gut. erweiteret meinenHorizont ungemein. Ich wusste wir spielen Vampire unterschiedlich und betrachten das Spiel sehr verschieden. Jetzt ist es mir bewusster geworden wie unterschiedlich. Toll.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 5.01.2018 | 19:32
Malörika oder? Sex ist böse, Gewalt ist natürlich. Alkohol offen trinken = Knast. Waffe offen tragen = cool. Andere Baustelle. Finde nicht, dass das ein Vorbild für uns sein sollte.

Ich finde es jetzt nicht so krass, dass die Orga die Kontrolle darüber will, was bei ihnen angeboten wird. Aber klar, sich vorab eine schriftliche Erlaubnis holen zu müssen, ist schon streng.

Noch ein paar Beispiele aus GB:
Concrete Cow (https://www.mk-rpg.org.uk/Harassment_and_inappropriate_conduct_policy)
Dragonmeet (https://www.dragonmeet.co.uk/how-to-behave-at-dragonmeet.html)
Conpulsion (http://conpulsion.org/essentials/conpulsion-policies/)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 19:52
Mir persönlich geht da vieles zu weit. Ist schon seltsam, wie ich meine Kindheit und Jugend ohne solche Policies überleben konnte. Gerade der erste Link schießt mE weit über das Ziel hinaus: beim Humor muss Schluß sein! Das klingt mir schon zu sehr nach einem Orwellschen Überwachungsstaat. Nicht die Welt in der ich leben möchte. Neusprech ist nicht so meins.

Und genau da sehe ich auch die Kontroverse dieses Themas hier. Sicher ist es scheiße, wenn sich jemand unwohl fühlt. Ich kann jedoch nicht ausschließen, dass ich irgendwann irgendwas sagen oder tun werde, was irgendwer eben als unangemessen oder unangebracht empfindet. In früheren Zeiten (so meine Blümchenbrille) hat man mich dann entweder als Idiot ignoriert, oder aber das Gespräch gesucht. Heute werde ich vor den obersten Khadi gezerrt und in den sozialen Medien geschittstormt. Denn: einen Übeltäter mit üblen Taten zu überziehen scheint ja wiederum politisch korrekt zu sein. Finde ich sehr schade. Menschen neigen dazu von einem Extrem ins Nächste zu rennen. Sollte sich dann tatsächlich eine Mehrheit finden, die das im offiziellen Raum so will, wird der offizielle Raum vermutlich mehr und mehr von Menschen meines Schlages gemieden werden, wodurch wir letztlich nur eine weitere Spaltung der Gesellschaft bekommen. Das ist ... ungut (um mal beim Neusprech zu bleiben ;) ).

Das ist wie Kate die Bloggerin: ich bin der Letzte der (meiner Meinung nach) Sexismus verteidigt; im Gegenteil: würde ich eine entsprechende Handlung mitbekommen würde ich mich entschieden und offen auf die Seite des Opfers stellen - selbst dann, wenn es eine Gefahr für mein Wohlergehen bedeutet (ich spreche da aus Erfahrung). Die gute Dame will aber zu viel, also zum Beispiel, dass die Manager der Verlage nur noch Frauen, nicht-weiße und LGBT-Menschen einstellen und die comunity nur noch Produkte solcher Personen kauft. Letztlich richtet sich ihre wohlwollende Grundhaltung also zur Benachteiligung von vor allem heterosexuellen Männern ... das kann es irgendwie nicht sein. Nicht weil ich ein heterosexueller Mann bin, sondern weil ich gegen jedwede Form von Benachteiligung bin. Gleichheit: ja. Bevorzugung: nein. Und bei gleicher Qualifikation: wirf eine Münze, nicht: nimm die Minderheit.

Direkt zum Thema: eine Richtlinie in die CON-Richtlinien aufnehmen, die eine klare Ansage gegen das Herabwürdigen/Belästigen anderer jedweder Natur geht: Jupp. Super. Beste Erfindung seit geschnitten Brot. freiwillige Selbstzensur: Nope. Never Ever. Dadurch wird die Welt nicht besser sondern nur anders ungerecht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 5.01.2018 | 19:59
Ich bin mal neugierig: Ist eine Warhammer-Leichen&Vergewaltigungs-Session wirklich das, was ihr auf einem normalen, d.h. nicht altersbeschränkten Con auspackt mit Leuten, die ihr nicht kennt? Was, wenn ihr da keinen eigenen Raum habt, sondern nur einen Tisch in einem größeren Raum in dem auch andere sind?

Man könnte die "Warnung" auch von der anderen Seite sehen... Was ist besser? Vorher zu warnen, was Thema sein kann - oder anzunehmen, dass alle Leute das Setting so spielen, wie man selbst (was ja hier am Vampire-Beispiel schon hinreichend wiederlegt wurde) und dann halt Spieler im Spiel aussteigen sehen, nachdem man ihnen ggf. den Tag versaut hat. Gerade bei Con-Runden, wo es so viele Möglichkeiten und so viele verschiedene Spielertypen gibt, erspart doch ein Hinweis: "Achtung, Runde ist ab 18, mögliche (nicht notwendigerweise auch vorkommende Themen) sind ..." doch schon dem Spielleiter haufenweise potentiellen Streß und engt die Teilnehmerzahl auf Leute ein, die damit keine Probleme haben und somit diesbezüglich auch keine Probleme machen werden.

Und es erlaubt nebenbei der Orga so zu planen, dass die Ab-18 Runden mindestens in die Ecke kommen und nicht direkt am Durchgang, damit Papa nicht dem Sohneman erklären muß, was denn der Mann da mit der Leiche macht... ;-)

Heute werde ich vor den obersten Khadi gezerrt und in den sozialen Medien geschittstormt.

Irgendwo bist du geistig abgebogen, denn diese Forderung wurde hier irgendwie nie erhoben, eher im Gegenteil, es wurde mehrmals darauf gepocht, dass eine Orga nur Sicherheit sicherstellen sollte, aber nicht für das Bestrafen von Übeltätern zuständig ist. Ich verstehe, dass diese Angst da ist, aber ich halte sie zumindest in unseren Kreisen hier für eher übertrieben. Die Chance, dass du auf einem Con angebaggert wirst, dürfte deutlich größer sein, als dass du für ein "Hallo" den Shitstorm im Internet erleben darfst.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ifram am 5.01.2018 | 20:07
Man kann es durchaus einfacherer und kürzer Ausdrücken.
Wenn es in dem Text zu deutlichen Gewaltschilderungen und (ggf. erzwungen, abnormen) Sex kommt, kann man auch so was erwähnen wie: Ich bitte darum das nur 18+ jährige mitspielen weil Gewalt und Sex zwei intensiv vorkommenden Themen sind.
Huch! Die Verbindung von beidem ist aber etwas ganz anderes! Die Formulierung würde ich daher nochmal überdenken.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Wellentänzer am 5.01.2018 | 20:13
@ Irian: Das ist ein extremes Beispiel und ich würde mich sehr wundern, wenn ein SL sich auf einem Con trotz einem explizit als grim & gritty angekündigten Setting in so heftigen Gewaltorgien verlieren würde. Gerade auf einem Con erwarte ich eigentlich ein massenkompatibleres Angebot oder wirklich sehr, sehr deutliche Warnhinweise im Vorfeld.

Schau aber mal hier, denn das finde ich persönlich vollkommen abwegig:

Auf Cons sollen auch neue Menschen wissen worauf sie sich einlassen. Es bricht do keinem SL ein Zacken aus der Krone am Anfang zu sagen pass auf: Das Setting sind die 1920ger in Deutschland, das war eine Zeit als Frauen nur mit Genehmigung ihres Ehemanns oder Vaters arbeiten durften. Das wird auch von mir so gespielt.

Natürlich würde es mich als Spieler wundern, wenn im 20er-Deutschland bei Cthulhu auf einem Con ausgerechnet die Diskriminierung von Frauen sehr aufdringlich in den Vordergrund geschoben wird. Da würde ich vom SL im Vorfeld einen entsprechenden Hinweis erwarten.

Aber die Forderung von Glumbosch geht da ja noch deutlich weiter, wenn ich sie richtig verstehe. Natürlicher scheint mir ein Hinweis des SL zu sein, dass man sich absichtlich von der tatsächlichen Historie gemischt mit den üblichen Tropes entfernt aufgrund von Rücksichtnahme auf etwaige Empfindlichkeiten von Teilnehmenden. Geht aber auch charmanter. Die Gleichstellung von Frau und Mann in DSA sei da mal als positives Beispiel genannt. Das kam mir immer sehr organisch und sympathisch vor.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 20:19
@Irian:
Du ernsthaft jetzt: in bald drei Jahrzehnten hatt ich zwei Spieler, die meinen Tisch verlassen haben und einen anderen Spielleiter der darum bat nicht neben meinem Tisch zu sitzen, wenn wir Paranoia gespielt haben - weil es seine Stimmung versaut hat, wenn nebenan immer alles am Brüllen vor Lachen ist. Satt dessen habe ich wieder und wieder und wieder Spieler erlebt, die mich gerne eingepackt und zu Hause weiterleiten gelassen hätten. Ich hatte immer regelmäßige CON-Runden (nicht nur, aber eben auch), also Leute die bei der Anmeldung schon sagten sie wollen bei mir spielen oder auch mal ganze Gruppen, die immer wieder mit mir auf CONs gespielt haben. Und viele nette Menschen mit denen ich danach echt auch jenseits des CONs in Kontakt blieb und gespielt habe. Als ich noch regelmäßig immer auf ebstimmten CONs war hatte ich sogar einen festen Tisch, der immer für mich reserviert war. Bei mehreren Conventions musste ich mich nie anmelden, da die Veranstalter eh davon ausgingen, dass ich da sein und leiten würde. Manche Leute kamen sogar extra um bei mir zu spielen. Ernsthaft jetzt, eine zeitlang war mein Spitzname Papst, oder Rollenspielpapst. Nicht bei allen, natürlich. Aber bei einigen, vor allem eben aus der Ecke (A)D&D, aber eben auch bei Vampire und DSA. Einmal kam ich zu spät und traf auf einen Türsteher, der mich nicht kannte und mich nicht reinlassen wollte, da ich kein gemeldeter Meister war. Da kamm eine Horde Spieler und trug mich zu meinem Tisch ... <seufz> ... da war ich noch jung ... <in Erinnerungen schwelg>.

Da gab es noch SL-Spitznamen wie "Blut-Blum" und "Thal des Todes" ... gegen die waren meine Abenteuer ja fast schon weichgespült ;) . Und "Alien-Schorsch" ... den darf man nicht vergessen - auf gar keinen Fall! Und wer sich an seinen Tisch setzte fühlte sich bald wie Ripley und Bishop ... da hat auch nie einer gemeckert "Das ist mir zu blutig - bitte eine andere Szene." Das gab es nicht. Nie.

Insofern wüsste ich nicht warum ich jetzt, da ich eher seltener auf CONs komme mein Spielleiterverhalten ändern sollte. Ich denke ich bin zu Grognard dafür. Wenn ich "Beyond the Wall" leite beschwert sich ja auch keiner, dass es zu märchenhaft und zu unblutig ist. Das sag`ich ja dann auch nicht vorher an. Wozu auch? Sicher: ich kann auch Star Wars wie folgt spielen: "Alle Charaktere leben auf einem mittelalterlichen Planeten vor der technischen Revolution, auf dem Force-User "Magier" genannt werden." - DAS würde ich aber vorher ankündigen, weil eben keiner damit rechnen kann, wenn ich "Star Wars D6" auf den Zettel schreibe. Bei "Alle sind Javas und müssen einen Auftrag ihres Stammeslords erfüllen, der sie letztlich auch ins Weltall führt" wiederum würde ich nur "Star Wars D6" hinschreiben. Das passt.

Warhammer ist "death&insanity". Immer. mal subtiler, mal offensichtlicher. Ein Spiel ohne Helden, bei dem es die Charaktere eingefahren bekommen. So waren alle (1e) offiziellen Abenteuer und alle Bücher. So erwte ich es und alles andere würde mich abschrecken. Sicher kann man mit dem System auch rosarote-Blümchenwelt-Märchen spielen. Aber warum sollte man? Man kann ja auch mit einem IPhone einen Nagel in die Wand hauen. Ich bevorzuge jedoch einen Hammer.

Zitat
Irgendwo bist du geistig abgebogen, denn diese Forderung wurde hier irgendwie nie erhoben, eher im Gegenteil, es wurde mehrmals darauf gepocht, dass eine Orga nur Sicherheit sicherstellen sollte, aber nicht für das Bestrafen von Übeltätern zuständig ist. Ich verstehe, dass diese Angst da ist, aber ich halte sie zumindest in unseren Kreisen hier für eher übertrieben. Die Chance, dass du auf einem Con angebaggert wirst, dürfte deutlich größer sein, als dass du für ein "Hallo" den Shitstorm im Internet erleben darfst.

Das war nicht auf hier bezogen, sondern eine Verallgemeinerung dessen was dir - schlimmstenfalls - heutzutage an anderen Orten drohen kann. Sorry, hätte ich vielleicht deutlicher hervorheben sollen. Dachte das wäre klar.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 20:48
Nur bin ich sehr verwundert, dass ich hier in diesem Forum zum ersten Mal in meinem Leben von Situationen erfahre, die - so man dem Tenor einiger hier zuhört -  so allgegenwärtig sind, dass es dringend der Einführung einer Convention-Sittenpolizei bedarf. Verwundert mich. Ehrlich. Und offensichtlich nicht nur mich.

Und bitte: kein Affront. Ich schreibe immer so und bin emotional momentan absolut gechilled und cool. Ich weis nur, dass meine Art zu schreiben manchen hier zu pöse Sodbrennen verhilft und ich gebe mir auch echt Mühe so neutral wie ich es eben vermag zu schreiben und zu schildern. Falls jemand etwas böse versteht: ist nicht so gemeint. Bin ganz lieb.

Ich nehme jetzt mal den Teil raus und kratze mir am Kopf, wie beide Sachen zusammen passen. Immerhin gibt es ja ein paar konkrete Sachen, wie genau denn die "Sittenpolizei" umgesetzt werden kann.

Was für Vorschläge stehen denn im Raum für diese von dir so genannte "Sittenpolizei".
- Eine Liste an Sachen, die von der Con-Orga als eher ungünstig gesehen werden, dazu die Aufforderung sich an spezifische Personen zu wenden, wenn man ein Problem hat.
- Personen aus der Orga, die dann - und das wurde ebenfalls gesagt - erst ein Mal losstapfen und nachfragen. Dabei auch nach Möglichkeit Leute, die weder unter den Tisch kehren, noch
- Der Vorbehalt, jemanden bei allzu übergriffigem Verhalten rauszuwerfen. Wie auch schon erwähnt: das ist die letzte Möglichkeit.
- Gewaltdarstellungen, rassistische Inhalte bitte vorher kenntlich machen (Horrorvorstellung: Spieler stolpert unvorbereitet in dieses Dystopie-Ding vom Morningstar, bei dem ich letztes Jahr fast geflennt habe ... Hätte ich mal den kleinen Jungen nicht von Regime hinrichten lassen. Würde ich so auf einer Con nur SEHR sachte angehen.)
- Runden mit harten Inhalten geben wir üblicherweise Räume mit nur einem Spieltisch.
- Open Door halte ich noch für total sinnvoll. Dann weiß ich auch, dass ich mich einfach der Situation am Spieltisch entziehen kann, wenn mir die Inhalte sauer aufstoßen (und das ist keine Selbstverständlichkeit). Andere Möglichkeiten auch zum Darstellen, dass man gerne mit weniger rauen Inhalten spielen würde, werden auch diskutiert. Aber da die Möglichkeit zum Gehen offen steht, können offensichtlich auch raue Inhalte laufen, siehe Lamentations und Bluebeard's Bride auf der Breakout.

Ich habe Probleme zu erkennen, dass du dich um Neutralität bemühst.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Archoangel am 5.01.2018 | 21:21
Da es nicht nur dir so zu gehen scheint bin ich dann (wie viele andere auch) voresrt mal raus, auch wenn mir das schwer fällt. Denn - langsam aber sicher, wie immer bei solchen Diskussionen - ziehen sich alle Leute zurück, die nicht auf brave-new-world-Kurs sind. Und dann bleiben nur die, die die "neue Kuschelethik"(TM) vertreten, beweihräuchern sich ein wenig selbst und der Thread stirbt. Und - da zuletzt niemand mehr eine andere Meinung getraute zu sagen, da er/sie/es damit wieder und wieder in die "Ecke des Feindbilds" geschoben wurde - damit fühlt sich oftmals die einzig verbliebene Fraktion "im Recht" und bedtrachtet die Diskussion als "argumentativ gewonnen" und sich selbst als die Speerspitze der Neuen Weltordnung (TM) und der "Mehrheit". Meinetwegen. Dann magst du Recht haben und ich meine Ruhe. Nicht gut, aber gut genug.

Zumindest habe ich mir die Mühe gemacht mein gegenüber zu verstehen, auch wenn ich offensichtlich nicht verstanden werden wollte. Dies sei (vorerst) mein Schlusssatz. Ich überlasse das Feld ...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ginster am 5.01.2018 | 21:22
Gerade der erste Link schießt mE weit über das Ziel hinaus: beim Humor muss Schluß sein! Das klingt mir schon zu sehr nach einem Orwellschen Überwachungsstaat.

Nur mal so: das steht "offensive comments or humour about gender, race, religion, sexual orientation, disability, etc." Niemand will dir deinen Humor verbieten. Aber kannst du dir nicht vorstellen, dass es Witze gibt, die andere als beleidigend empfinden? Und findest du das dann okay, die trotzdem zu reißen, weil es ja "nur Humor" ist?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ginster am 5.01.2018 | 21:33
Nur bin ich sehr verwundert, dass ich hier in diesem Forum zum ersten Mal in meinem Leben von Situationen erfahre, die - so man dem Tenor einiger hier zuhört -  so allgegenwärtig sind, dass es dringend der Einführung einer Convention-Sittenpolizei bedarf. Verwundert mich. Ehrlich. Und offensichtlich nicht nur mich.

Entweder lebe ich in einer Realitätsblase oder Sie. beides geht nicht. ich habe auch mal im marketing gearbeietet. Das sexuell Belästigendste was wir dort begegnete war das schwule Pärchen, dass immer auf dem Gang rumknutschen musste. Ich kenne auch eine Menge Leute und bin so die Type, der man alles erzählt. Solche Stories höre ich quasi nie.

Du hast von all dem noch nichts mitbekommen, trotzdem weißt du sehr genau:

Sexismus gegen Männer/ sexuelle Gewalt gegen Männer ist nach wie vor ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft.

Das macht mich alles recht nachdenklich. Irgendwie passt da einiges nicht zusammen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Luxferre am 5.01.2018 | 21:40
Nur mal so: das steht "offensive comments or humour about gender, race, religion, sexual orientation, disability, etc." Niemand will dir deinen Humor verbieten. Aber kannst du dir nicht vorstellen, dass es Witze gibt, die andere als beleidigend empfinden? Und findest du das dann okay, die trotzdem zu reißen, weil es ja "nur Humor" ist?

Ich glaube, es geht eher darum, nicht in alles eine niederträchtige Motivation hereinzulesen. Ich kenne keine (KEINE!) Randgruppe, die nicht mit gutem Humor über sich leben und lachen kann. Ich kenne keine Frau, die nicht mit ihrer Weiblichkeit kokettiert. Keinen Mann, der nicht ein wenig männlich spielt. Hier sollte ganz klar differenziert werden. Das kann jeder Mensch im Laufe seines Lebens lernen. Menschenkenntnis nennt man das ;)
Die Überempfindlichkeit ist bei vielen nicht so stark ausgeprägt, wie es vermutet und vor Allem hereininterpretiert wird ist übrigens recht bekannt. Die hier teilweise geführten theoretischen Diskurse um konstruierte Eventualgeschehnisse helfen nicht weiter. Auch nicht den Betroffenen. Denn dass es sie gibt, streitet hier niemand ab. Und dass man etwas tun sollte auch nicht.


Ich arbeite in einem sehr solventen Unternehmen mit Wurzeln in Hamburger und Berliner jüdischer Geschichte.
Anfangs dachte ich, ich müsse mitunter auf Glas laufen. Leide unter: Losem Mundwerk, bin aufm Bau aufgewachsen, Herz-auf-der-Zunge ... Pustekuchen! Viel entspannter, als befürchtet!

Früher war ich auf diversen (Phoenix Charta) Cons.
Ich habe niemals irgendetwas auch nur ansatzweise in die Richtung erlebt, wie hier teilweise berichtet, verlinkt oder konstruiert wird.
Ich habe starke und selbstbewusste Frauen kennengelernt, wo es eher ein Affront gewesen wäre, ihnen in falscher Gentleman-Manier zur Hilfe zu eilen, als dass man sie sich schön selbst verteidigen ließ.

In meiner alten Kampfsporttruppe waren viele Frauen. Kein dummer Spruch, der nicht sofort gekonnt gekontert wurde. Oder von der Gruppe sanktioniert.


Was ich bei diesem Thema empfinde ist sehr zwiegespalten.
Auf der einen Seite fehlt es in der Gesellschaft an einigen Ecken an Empathie für dieses Thema. Andererseits wird das Gros der Gesellschaft viel schlechter dargestellt, als sie ist. Viele Männer und Frauen sind sehr aufgeklärt und sensibel ihren Mitmenschen gegenüber.

Mini-Anekdote: in der U-Bahn in Hamburg wurde eine Frau mittleren Alters von einem körperlich übergriffigen Typen bedrängt. Ich habe mir den (offensichtlich betrunkenen) Typen geschnappt und ohne Umschweife aus der Bahn "komplementiert". Körperlich. Am Bahnhof!
Die bedrängte Frau griff mich derweil von hinten an. Furie hoch zehn. Was ich ihrem Mann antäte ...  :o
Beide raus, ich setzte mich hin. Kommentar von einem älteren Herren: "Was mischen Sie sich auch ein?"
Ich war ... und bin noch immer sprachlos!
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 21:54
@Luxferre: (hatte ich erst falsch, danke für den Hinweis)
Könntest du mir erläutern, warum Einmischen auf die Gefahr hin sich die Finger zu verbrennen, in der U-Bahn anscheinend in Ordnung ist, überlegt man sich das ähnliches mit einem bisschen mehr Fingerspitzengefühl für die Con, ist es das anscheinend nicht mehr?

Und es ist schön, dass du viele starke Frauen und Männer kennst. Das sind aber nicht alle. Verallgemeinerung macht doch einen großen Teil der Problemstellung aus. Nicht alle sind so robust. Ich kann mir aber nur schwer einen Reim drauf machen, warum ich keine Mechanismen etablieren darf, die weniger robusten Zeitgenossen den Rücken stärken.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 22:00
Luxferre, nicht Ludovico. Beides Hamburger Jungs, sonst aber verschieden. ;)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Luxferre am 5.01.2018 | 22:01
@Ludovico:
Könntest du mir erläutern, warum sich einmischen auf die Gefahr hin sich die Finger zu verbrennen, in der U-Bahn anscheinend in Ordnung ist, überlegt man sich das ähnliches mit einem bisschen mehr Fingerspitzengefühl für die Con, anscheinend nicht mehr?

Luxferre  ;)

Warum sollte man sich auf einem Con nicht einmischen? Kommt doch auf die Situation an. Das ist, was ich mit Menschenkenntnis meine.
Einmischen dann, wenn sich das Opfer nicht mehr wehrt / wehren kann. Unbedingt sogar. Ich kenne solche Situationen nur nicht auf Cons. Ich habe auf den von mir besuchten Cons sogar das Gegenteil erlebt.
Mein Einmischen war übrigens ein Beispiel, wie man es nicht macht und sollte keinesfalls eine passive Haltung bestärken!!

Und es ist schön, dass du viele starke Frauen und Männer kennst. Das sind aber nicht alle. Verallgemeinerung macht doch einen großen Teil der Problemstellung aus. Nicht alle sind so robust. Ich kann mir aber nur schwer einen Reim drauf machen, warum ich keine Mechanismen etablieren darf, die weniger robusten Zeitgenossen den Rücken stärken.

Finde ich auch. Habe schließlich eine starke Frau geheiratet. ;)
Ich finde eine grundsätzliche "Politik" (finde das Wort unangebracht) aber gut. Habe nichts anders lautendes Geschrieben. Idealerweise läuft es so ab, wie auf den von mir besuchten Cons.
Ich störe mich eher an den teilweise wild konstruierten Beispielen. Oder einer unnötigen präventiven Überempfindlichkeit gewissen Themen gegenüber.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ginster am 5.01.2018 | 22:03
Ich glaube, es geht eher darum, nicht in alles eine niederträchtige Motivation hereinzulesen. Ich kenne keine (KEINE!) Randgruppe, die nicht mit gutem Humor über sich leben und lachen kann. Ich kenne keine Frau, die nicht mit ihrer Weiblichkeit kokettiert. Keinen Mann, der nicht ein wenig männlich spielt. Hier sollte ganz klar differenziert werden. Das kann jeder Mensch im Laufe seines Lebens lernen. Menschenkenntnis nennt man das ;)

Deswegen glaube ich auch, dass Archoangel über diese Menschenkenntnis verfügt und ggf. auch eine Situation oder Person so einschätzen kann, dass er weiß, wann welcher Witz vielleicht mal nicht angebracht ist. Ist auf jeden Fall ein schmaler Grat aber ich denke, es hat noch keinem geschadet, im Zweifel mal einen Witz weniger zu reißen, besonders, wenn man - wie auf Cons - die Empfänger gar nicht oder kaum kennt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Luxferre am 5.01.2018 | 22:09
Deswegen glaube ich auch, dass Archoangel über diese Menschenkenntnis verfügt und ggf. auch eine Situation oder Person so einschätzen kann, dass er weiß, wann welcher Witz vielleicht mal nicht angebracht ist. Ist auf jeden Fall ein schmaler Grat aber ich denke, es hat noch keinem geschadet, im Zweifel mal einen Witz weniger zu reißen, besonders, wenn man - wie auf Cons - die Empfänger gar nicht oder kaum kennt.

Da bin ich voll auf Deiner Seite. Einmal mehr die Klappe halten hat noch niemandem geschadet. Einmal mehr Rücksicht zu nehmen auch nicht. Einmal mehr über etwas zu reden erst recht nicht.

Ich glaube mittlerweile, dass diese Extrembeispiele die an sich sehr einhellige Diskussion unnötig erschwert haben.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 22:13
Warum wünsche ich mir Cons mit Anti-Harrasment?
Ich habe auf der Con selbst erlebt wie mehrere Frauen von einem jungen Mann belästigt wurden. Ich war überfordert mit der Sitation, Ansprechpersongehabt zu haben und ein Statement der Orga wie sie zu sowas teht und welche Unterstützung ich erwarten darf.

Außerdem haben mir über ein Duzend Frauen Glaubhaft versichtert, dass in Deutshcland sexuelle Belästigung für Frauen allgegenwärtig ist. Ich glaube nicht, dass diese Frauen sich Veschworen haben um irgendwelche Sonderrechte für sich zu erreichen. Ebenfalls berichten mir Homsexuelle, dass sie oft Ablehnung und Anfeindnung erleben. Oft habe ich mit eigenen Ohren rassitische Aussagen von vielen Menschen gehört, Flüchtlingsunterkünfte brennen, Menschen die nicht Deutsch aussehen werden zusammengeschlagen. Auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen müssen sich viel anhören. Kurzum ich glaube, dass verschiedne Formen der Diskrimienierung Teild er Deutschen Mehrheitsgesellschaft sind. Ich glaube weiterhin nicht, dass Rollenspieltreffen und ihre Besucher besser sind als der Durchschnitt der Gesellschaft.

Daher gehe ich davon aus, dass meine Erlebnisse nicht besonders sind und es auch auf rollenpsieltreffen/Conventions zu solchen Dingen kommt bzw. kommen kann.

Was denke ich könnten Veranstallter tun?

das hat Chruschtschow  eben gut aufgelistet.

- Eine Liste an Sachen, die von der Con-Orga als eher ungünstig gesehen werden, dazu die Aufforderung sich an spezifische Personen zu wenden, wenn man ein Problem hat.
- Personen aus der Orga [als Ansprechperson abstellen]
- Der Vorbehalt, jemanden bei allzu übergriffigem Verhalten rauszuwerfen. Wie auch schon erwähnt: das ist die letzte Möglichkeit.
- Gewaltdarstellungen, rassistische Inhalte bitte vorher kenntlich machen [....]
- Runden mit harten Inhalten geben wir üblicherweise Räume mit nur einem Spieltisch.
- Open Door halte ich noch für total sinnvoll.

Zusätzlich würde ich mir wünschen, dass Nazisymbolik und komplette unter Drogen stehen in der Liste von ungünstigen Sachen dabei ist.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Luxferre am 5.01.2018 | 22:21
Ich habe auf der Con selbst erlebt wie mehrere Frauen von einem jungen Mann belästigt wurden. Ich war überfordert mit der Sitation, Ansprechpersongehabt zu haben und ein Statement der Orga wie sie zu sowas teht und welche Unterstützung ich erwarten darf.

Du schreibst etwas sehr wichtiges. Du warst mit der Situation überfordert. Das geht wahrscheinlich 95% aller Menschen so.
Was mich wundert ist die Blockade, andere um Hilfe zu bitten.

Ich gebe Dir recht, dass es immer zu viel Diskriminierung gab, gibt und geben wird. Und es sollte immer etwas dagegen getan werden. Aber man muss halt auch etwas tun. Regeln sind ein Schritt in die richtige Richtung, selbst helfen oder zumindest Hilfe organisieren ist aber besser  :d
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 22:26
Zur Nazisymbolik:
Ist erstmal generell verboten.

Was willst Du noch machen? 18, 88, Thor Steinar, Lonsdale (Achtung, Fangfrage!)?
Was machst Du dann mit dem sehr netten Mädel mit der wunderbaren geflügelten Totenkopftätowierung und dem rot-weißen 81-Top (die btw. bei mir in der Klasse sitzt)?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 22:32
Naja, so völlig unumstritten sind die Hells Angels jetzt aber auch nicht. ;)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 22:36
Die Frage war durchaus Ernst gemeint.

Eine absolute Vorzeigeschülerin, lieb, nett, zuvorkommend...aber eben: Hell´s Angel. Durch und durch. Was nun?
Und auch bei der Nazi-Symbolik; wird dann erstmal eine Schulung gemacht, was noch geht und was nicht? Komme ich bei euch mit meinem Fred Perry-Poloshirt rein oder nicht?

Schwierig, nicht wahr?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ludovico am 5.01.2018 | 22:50
Unterm Strich sehe ich es wohl wie Luxferre, Archoangel und andere:
Als Leitbild kann ein Zusatz zur Hausordnung sehr positiv sein, vor allem wenn es positiv formuliert ist. Eine Person, die als Ansprechpartner gilt, ist auch cool.

Aber mehr...? Warum? Man vergrault damit allenfalls Leute, die Spieler und SL, die Sorge haben vor Einschränkungen und torpedieren Runden (wie etwa durch Missbrauch der X-Card. Mich würde sehr interessieren, wie der verhindert werden kann) und lockt eventuell ein paar sehr wenige Leute an, die bisher zu schüchtern waren, bisher auf Runden zu gehen.

@Glumbosch
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@Rylthar
Ich bin da bei Dir. Es kann ja auch sein, dass ein Tattoo eine Altlast ist, die noch nicht weggelasert würde. Aber generell... Sollen die Leute doch mitspielen. So kommen sie wenigstens an Leute außerhalb ihrer Blase ran und somit andere Meinungen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Nocturama am 5.01.2018 | 22:51
Inzwischen bin ich ja alt und abgehärtet, aber ich kann nur sagen: gerade am Anfang meiner Rollenspielerkarriere, als ich noch ein junges Teenie-Mädchen war und noch kaum wusste, wie das mit dem Rollenspiel so läuft, wäre es in einigen Fällen echt toll gewesen, wenn einer die "lustigen Sprüche" und andere grenzwertige Situationen unterbunden hätte, oder zumindest klar gezeigt hätte, dass man IT nicht jeden Scheiß mitmachen muss und einfach gehen darf, wenn einem was zu viel wird (im Gegenteil, damals musste alles IT abgehandelt werden, OT sagen, dass man gerade sowas von gar keinen Spaß hat, war total verpönt). Oder zumindest nicht als doofer Spielverderber des Tisches verwiesen wird, wenn man was sagt.

Da könnten Regeln (ja, auch die gefürchtete X-Karte) oder ein Ansprechpartner von der Orga-Seite schon helfen - oder eben wenigstens die Ansage: "Wir wollen, dass auf der Con alle Spaß haben. Wenn ihr euch unwohl fühlt, entfernt euch aus der Situation, auch wenn es eine Spielrunde ist".
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 22:56
Was mich wundert ist die Blockade, andere um Hilfe zu bitten.
Ich habe die Orga nicht als Mögliche Hilfe in dem Fall wahrgenommen. Ich weigere mich nicht.
Ja ich war zu Feige allein eine dicke Lippe zu riskieren. Ich habe mir vorgenommen das in Zukunft besser zu machen, also mich zu trauen eine Pause zu machen und zur Orga zu gehen, auch auf die Gefahr hin, dass die einen nicht ernst nehmen.
Ich hatte davor auch positive Vorurteile von der Szene und hab nicht damit gerechnet.

Aus  der Erfahrung heraus wuchs der Wunsch eine Con mit Anti Harassment zu besuchen. Zumindest eine Conorga im Thread hat ja angekündigt dementsprechend was zu ändern.

Ich denke bei vielen werden da offene Türen eingelaufen. Die meißten denken "ist doch klar, dass wir das nciht wollen und dann helfen"

Aber wie oft hört man, dass Ausländer halt nicht so frecht sein sollen und Frauen halt mehr klamotten tragen müssen wenn sie nicht angefasst werden wollen? Ich höre sowas oft.

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Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Chruschtschow am 5.01.2018 | 22:57
Schwierig, nicht wahr?

Ist es, weshalb ich dir keine absolut saubere 100%-Definition geben kann. Klar, diverse Tätowierungen würden dazu führen, dass die jeweilige Person gebeten wird, im langarmigen Oberteil oder gar nicht wiederzukommen. Lonsdale ist ja nun sehr dran interessiert, nicht in der rechten Ecke zu stehen, wirbt entsprechend und scheint generell auch ziemlich raus zu sein. Der Consdaple-Pulli - spätestens beim passenden Gesamtensemble - wird wahrscheinlich schon mehr als ein Schulterzucken hervorrufen. Aber wie schon so oft zuvor: die Verallgemeinerung ist Teil des Problems. Letztlich kann sich auf ein Foto als Cthulhu-Handout auch recht leicht eine Reichskriegsflagge schmuggeln. Die ist oder ist nicht ein Problem nach §86a, je nach Kontext. ;)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 23:07
@ Glumbosch:
Brauchst nicht in Spoiler-Tags zu setzen, ist schon passend zum Thema.

Mir sind die gebräuchlichen Neo-Nazi-Symbole durchaus (fast) alle bekannt. Und ich kann auch durchaus differenzieren zwischen einem Lonsdale und einem Consdaple-Pulli.
Kann das jeder? Meine Frau arbeitet in einem großen internationalen Mode-Unternehmen. Die arbeiten viel mit der Zahl "18", weil es zu ihrem Label dazugehört.
Heisst das jetzt, weil die "18" auch in der "Szene" gerne genommen wird, dass ich jetzt jeden, der so ein Shirt/Top trägt, erstmal nicht auf die Convention lasse?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 5.01.2018 | 23:23
Ich erwarte nicht das eine Conorga Nazijäger spielt, das kann der Mossad besser. Es geht ums klare Statement "Ihr seid unerwünscht"

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 5.01.2018 | 23:34
Ich erwarte nicht das eine Conorga Nazijäger spielt, das kann der Mossad besser. Es geht ums klare Statement "Ihr seid unerwünscht"
Sorry, das würde jetzt zu sehr SC-Material werden, wenn ich da tiefer eintauche.

Das Statement muss in meinen Augen nicht in einen CoC niedergeschrieben werden, das kann vor Ort geregelt werden. Womit wir wieder beim Hausrecht wären.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 6.01.2018 | 00:00
SC-Material
Die Abkürzung sagt mir nichts.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: D. Athair am 6.01.2018 | 00:03
SC = Speakers Corner. Ein geschlossener Forenbereich, auf den auch die Hausordnung in 12. (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,37696.msg707889.html#msg707889) referenziert.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Darius der Duellant am 6.01.2018 | 01:43

Jemand trägt ein 88-Tatoo, (...)muss ich mit Nazis auf der Con leben nur weil sie gerade nicht irgendwas rassistisches Gesagt haben?  Das könnte mir eine Hausordnung Code of Conduct, whatever verraten.


Musst du, absolut ja.
Solange keine verbotenen Meinungsäusserungen oder sonstwelcher Kram (verwendung von kennzeichen verfassungsfeindlicher Symbole in der Öffentlichkeit, etc) vorliegen, geht dich die politsche Ausrichtung anderer Personen nichts an.
Wäre ja auch noch schöner.
Das einzige worüber man diskutieren könnte, wäre das gewisse Hautbilder nicht in der halb-Öffentlichkeit gezeigt werden können, weil illegal. Wird in vielen (öffentlichen Schwimmbädern auch so praktiziert, da muss der Nazi-Hansel seine Combat-18 Sprüchlein überkleben, sonst darf er direkt wieder gehen.

Das Beispiel ist imho auch exemplarisch für das was mich an dieser Diskussion so stört (Daumen hoch im übrigen für Archoangel der hier sehr gesittet differenziertere Positionen vertritt):
Eine eigentlich gute Idee (man möchte einen Raum schaffen in dem Personen ihrem Hobby fröhnen können, ohne sich übergriffen aussetzen zu müssen) wird aufgeblasen und endet am Ende als Feigenblatt für Mechanismen die Missbrauch Tür und Tor öffnen, kombiniert mit (teils auch sehr bewusstem) Vorantreiben von "Ich will einfach Leute weg haben, die mir nicht passen". Netzwerkdurchsetzungsgesetz lässt grüßen.

Ein CoC (den ich mit Hausordnungen nicht ident sehe) ist in meinen Augen in der Praxis größtenteils wertlos. Er vergiftet das Klima durch implizite Angst vor denkverboten ("Darf ich XY wirklich noch sagen?", "Ist YZ noch leitbar" =>irgend jemand findet sich nämlich immer der sich an Orte setzt die er eigentlich nicht besuchen sollte)ist eine Einladung für Leute die man im RPG Bereich als Regelficker bezeichnen würde und bringt für sich erstmal wenig bis nichts, Buchstaben ohne Wirkgewalt.
Relevant ist nur ob wirklich in der Praxis dafür gesorgt wird, dass Leute die sich wie Arschgeigen benehmen, entsprechend sanktioniert werden. Und dafür brauchts vor allem eine gewisse Zivilcourage, nicht nur bei der Orga. Es braucht aber auch ein gewisses Bewusstsein dafür, das "mir gefällt XY nicht" im (halb)-öffentlichen Raum nicht automatische in Grund ist das Verhalten der Restgruppe entsprechend anpassen zu müssen. Wenn du keinen Bock auf Leichen hast, bist du an nem Shadowrun-Tisch einfach erwartbar falsch und kannst nicht fordern, dass sich der Rest des Tisches an dich anpasst (Beispiel bewusst "unkritisch" gehalten).
Das geht dann irgendwann nämlich plötzlich ganz schnell. Der Strang hier fing implizit an mit: "ich möchte nen Ort an dem ich RPGs spielen kann, ohne dass ich dabei permanent von Creeps angemacht werde (was vermutlich hoffentlich jeder nachvollziehen kann) und drei Tage später ist man dann von Straftätern (was Pogreiferei mittlerweile sein kann) zu "Leuten die Sachen denken die ich nicht mag" gekommen.
In meinen Augen leider auch nicht überraschend.

Am Ende endet man dann wie gewisse social studies in den Staaten, in denen Studenten nicht mehr zugemutet wird, Literatur in dem Vokabular zu lesen in dem sie verfasst wurde weil "XY ja triggernd ist".
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Darius der Duellant am 6.01.2018 | 01:59

IEs ist einfach ein Beispiel für Sachen die man so schlimm finden kann, dass man sie noch nicht mal Ingame behandeln will. Sonst können wir auch Folter nehmen als  Beispiel: Ich will keine Filme schauen mit Folterszenen und auch kein Rollenspiel mit Folter. Ich will bevor ich ins kino gehe wissen ob da sowas im Film vorkommt ich will bevor ich mich an den Tisch setze wissen ob sowas in der Runde vorkommen wird.

Dann frag halt einfach nach ob so was vorkommt oder bitte die SL einfach im voraus, so was nicht großartig zu thematisieren.
Dann wird man sich irgendwie einig (was auch auf nicht-mitspielen rauslaufen kann) und gut ists.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 11:14
Es braucht aber auch ein gewisses Bewusstsein dafür, das "mir gefällt XY nicht" im (halb)-öffentlichen Raum nicht automatische in Grund ist das Verhalten der Restgruppe entsprechend anpassen zu müssen.

Wenn sich Leute (im oder außerhalb des Spiels) durch mein Verhalten belästigt fühlen, dann sollte das ein guter Grund sein, es anzupassen. Eine Anti-Harassment Policy macht deutlich, dass das von mir auch erwartet wird, wenn ich auf der Veranstaltung verbleiben möchte. Finde ich wie gesagt sehr sinnvoll. Mit Denkverboten oder Zensur hat das für mich überhaupt nichts zu tun. Es geht darum, eine Con für alle Teilnehmenden möglichst angenehm und sicher zu gestalten.

Eine verpflichtende X-Card macht darüber hinaus deutlich, dass ein 'gefällt mir nicht' am Tisch automatisch zu einer inhaltlichen Anpassung führt und unter anderen Bedingungen überhaupt nicht mehr gespielt werden darf. Die Leute am Tisch sind da wichtiger als der Spielinhalt. Ist mir auch sympathisch.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 6.01.2018 | 11:19
Zitat
Eine verpflichtende X-Card macht darüber hinaus deutlich, dass ein 'gefällt mir nicht' am Tisch automatisch zu einer inhaltlichen Anpassung führt und unter anderen Bedingungen überhaupt nicht mehr gespielt werden darf. Die Leute am Tisch sind da wichtiger als der Spielinhalt. Ist mir auch sympathisch.
Wie Archo schon sagte:
Es sind nicht unbedingt "die Leute". Es ist im Zweifel eine Person und u. U. haben die anderen gar kein Problem damit oder wollen eben genau diese Spielweise haben.

Da halte ich Aufstehen und Gehen, mit dem Hinweis "Sorry, ist leider nichts für mich!", für eine "bessere" Lösung.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Rhylthar am 6.01.2018 | 11:24
Oh, das ist ja passend:

Hier sehen wir das Problem, was auf einen zukommen kann (bezogen auf Neo-Nazi-Symbolik). (https://www.derwesten.de/region/thor-steinar-shirts-im-phantasialand-loesen-neonazi-diskussion-aus-das-sagt-der-freizeitpark-zu-dem-vorfall-id213023011.html)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 6.01.2018 | 11:28
Es sind nicht unbedingt "die Leute". Es ist im Zweifel eine Person und u. U. haben die anderen gar kein Problem damit oder wollen eben genau diese Spielweise haben.

Rücksicht wird nur auf die Mehrheit genommen? Interessantes Konzept. Halte ich für fragwürdig, insb. in dem Fall, in dem die anderen "nur" kein Problem damit haben: Wenn einer ein Problem damit hat, die anderen nicht, kann man es ja problemlos überspringen, ist ja nicht essentiell für die anderen. Ich hätte in vielen Fällen kein Problem damit zu sagen "Klar, laß uns das überspringen.".

Erst in dem Fall, wo die Szene essentiell wäre oder die anderen sie explizit wollen, gibt es eine Dissonanz bzgl. des Spielstils und da ist dann natürlich die "Open Table Policy", d.h. es kann jeder gehen, ohne dafür schräg angeschaut zu werden, sicher eine sinnvolle Lösung. Ob es dann nicht auch im Vorfeld besser gewesen wäre, die geplante Runde besser zu beschreiben, ist natürlich eine ganz andere Sache. Persönlich würde ich immer versuchen, solche Probleme schon von vorne herein zu vermeiden, anstatt dann im Spiel Leute gehen zu sehen (was ja auch stört, unterbricht, etc.).
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 11:30
Wie Archo schon sagte:
Es sind nicht unbedingt "die Leute". Es ist im Zweifel eine Person und u. U. haben die anderen gar kein Problem damit oder wollen eben genau diese Spielweise haben.

Genau. Und mit X-Card heißt es eben: Auch auf dich, einzelne Person, nehmen wir Rücksicht und stellen Anderes hintan, weil wir mit dir spielen wollen. Ich sage, ich kann verstehen, warum man das als Standard für seine Con setzt. Für so zwingend wie eine Anti-Harassment Policy halte ich es nicht. Wie du sagst, ist ein jederzeit-gehen-dürfen auch gut.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 6.01.2018 | 11:37
Musst du, absolut ja.
Solange keine verbotenen Meinungsäusserungen oder sonstwelcher Kram (verwendung von kennzeichen verfassungsfeindlicher Symbole in der Öffentlichkeit, etc) vorliegen, geht dich die politsche Ausrichtung anderer Personen nichts an.
Das ist falsch, das haben im Thread jetzt mehrfach besprochen. Du kannst deinen Gästen sehr viel Vorschriften machen. Du wirfst deine Wünsche mit dem was in Deutschland juristisch möglich ist durcheinander.

Es gibt genug Konzerte die entsprechende Bestimmungen haben. Bitte hole eine Rechtsauskunft bei entsprechenden Leuten ein. Ich will und darf das nicht leisten.

Ich stehe dazu, dass ich es Großartig fände, dass Leute die schwul als Schimpfwort benutzen und ähnliches nach maximal 2 Verwarnungen der Veranstaltung verwiesen werden.

Deine Argumentation ist slippery slope: A führt zwangsläufig zu B.

Kennzeichnungspflicht ist kein Verbot und führt auch nicht zwangsläufig zu einem Verbot. Vgl. Gewaltdarstellungen im Kino, kennzeichnungspflicht und Jugendschutz aber läuft weiterhin im Kino.

Den Sl sieht man oft erst wenn der Slot losgeht im Zweifelsfall ist der Slot also für mich vorbei und ich kann nix spielen. Daher wäre es organisatorisch besser wenn der SL sowas in die Rundenbeschreibung tut.

Auch auf Cons gilt übrigens auch der Jugendschutz. Kann man auch Mal drüber nachdenken ob also man es nicht ähnlich wie bei Filmen halten sollte.

Es ist nicht egal ob bestimmte Regeln aufgeschrieben werden, dass ist auch intuitiv klar, sonst würde ja niemand hier sich so darüber aufregen das "selbstverständliches" aufgeschrieben wird.

Mehr Zivilcourage fordern ist immer toll hilft nur den Opfern nicht und macht die Con nicht angenehmer für marginalisierte Gruppen.

Es ist okay zu sagen: für mich sind Cons schön wie sie sind und ich will nichts ändern.

Ich finde auf Cons sind die Menschen nicht so bunt gemischt wie ich das gerne hätte.

Die Angst, dass man jetzt sein Hobby verliert wenn man Leuten die Möglichkeit gibt bestimmte Spielinhalte zu vermeiden kann ich psychologisch nachvollziehen auch wenn sie Irrational ist. Angst vor Veränderungen eben.
Damit einhergehend Horrorszenarien die bald folgen werden. (Leute dürfen sich die Bücher aussuchen die sie in der Uni lesen)

Menschen mit Flugangst haben echte Angst und man sollte auf ihre Bedürfnisse eingehen. Ich würde sie allerdings keine Flugzeuge bauen lassen.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 11:39
Eine verpflichtende X-Card macht darüber hinaus deutlich, dass ein 'gefällt mir nicht' am Tisch automatisch zu einer inhaltlichen Anpassung führt und unter anderen Bedingungen überhaupt nicht mehr gespielt werden darf. Die Leute am Tisch sind da wichtiger als der Spielinhalt. Ist mir auch sympathisch.

Nehmen wir mal ein (Ok, ebenfalls zur Deutlcihkeit übertriebenes) Beispiel abseits des üblichen Sex:
Die Bundeswehr hat ja schon Probleme mit Info/Werbeständen. Es gibt da also eine doch nicht unwesentlcihe Bevölkerungsgruppe mit diesbezüglcihen Befindlcihkeiten.

Was nun wenn jemand in einer Mechwarriorrunde bei jeder militärischen Aktion oder auch Hardwareerwähnung das X zückt?

Letztlcih ist das X als Automatismus einfach eine Vetokarte für die extremste Befindlichkeit am Tisch.

Oder um auf eine vorangehende Farge zurück zu kommen:
Was wenn jemand das X für die Erwähnung von Homosexualität oder Polytheismus oder Frauen in Führungsrollen am Tisch zückt?
Aber die Diskussion um LGBT oder POC zeigt umgekehrt, dass diese sich durch Nichtnennung auch ausgegrenzt fühlen. Was gewinnt nun Recht auf Nennung oder recht auf Nichtnennung? So wäre das die Nichtnennung, weil nur das durch das X ausgedrückt werden kann.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Glumbosch am 6.01.2018 | 11:47
Wer den Ablauf einer Runde mutwillig stört wird freundlich gebeten was anderes zu spielen und von der Orga nochmals eingewiesen wie die X-Card gedacht ist. Wer zum Spaß die Notbremse zieht zahlt den schaden. Bei wiederholung auch gerne bis zum Hausverbot.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 6.01.2018 | 11:48
Die Bundeswehr hat ja schon Probleme mit Info/Werbeständen. Es gibt da also eine doch nicht unwesentlcihe Bevölkerungsgruppe mit diesbezüglcihen Befindlcihkeiten.

Was nun wenn jemand in einer Mechwarriorrunde bei jeder militärischen Aktion oder auch Hardwareerwähnung das X zückt?

Woher kommt nur diese völlig irrationale Panik vor Leuten, die bei Settings mitspielen, mit denen sie nichts anfangen können? Was meinst du, würde passieren, wenn so jemand OHNE X-Karte mitspielt? Glaubst du, das geht gut? So völlig problemfrei? Ist doch Unsinn, deine theoretische Person würde auch ohne X-Karte sich beschweren, etc.

Auch hier ist wieder die bessere Lösung, sowohl mit als auch ohne X-Karte, sicherzustellen, dass allen klar ist, worauf sie sich einlassen. Wobei ich allerdings die Chancen, dass jemand der mit Militär im Rollenspiel Probleme hat, an einem so militärischen Spiel mitmacht, ohnehin für relativ nahe null halte.

Und wenn die X-Karte extensiv genutzt wird, kann man auch durchaus mal den Spieler unter zwei Augen fragen, ob es da nicht ein generelles Problem mit dem Setting o.ä. gibt. Erstaunlicherweise sollen Rollenspieler auch miteinander reden können. Die X-Karte ist kein magisches Wundermittel was alle Probleme auflöst, manchmal muß man auch wirklich tiefer kommunizieren.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 12:05

Die X-Karte, wie ich das bisher gelesen habe, ist vor allem ein Automatismus bezüglich "verletzter Gefühle" und "Recht".
Das verschiebt die Ausgangslage und damit Bereitschaft so etwas zu versuchen erheblich. 

Oder gibt es irgendwo eine Beschreibung, wo Zweck und Limits genauer beschrieben sind?

Bezgl. Angst vor Leuten die wo mitspielen könnten, mit denen sie nichst anfangen können:
Das sieht man doch schon im Kleinen regelmäßig in den torpedierten Diskussionen, wo Spielstile aufeinander treffen.

Und hier haben wir es mit politischen Themen zu tun, die (gerade draußen) noch durchaus unangenehmer und extremer ausgetragen werden und nun einen Weg an den Spieltisch suchen/finden.
Und wenn man schaut aus welcher teils extremistischen Ecke die Diskussion und Werkzeuge kommen, ist es doch wohl auch naheliegend diese auf Funktion und Nebenwirkungen zu prüfen, selbst wenn man ihnen zu Gute halten muss, dass sie in den Grundzügen der Problembenennung durchaus recht haben und Handlungsbedarf besteht.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 12:07
Letztlcih ist das X als Automatismus einfach eine Vetokarte für die extremste Befindlichkeit am Tisch.

Oder um auf eine vorangehende Farge zurück zu kommen:
Was wenn jemand das X für die Erwähnung von Homosexualität oder Polytheismus oder Frauen in Führungsrollen am Tisch zückt?
Aber die Diskussion um LGBT oder POC zeigt umgekehrt, dass diese sich durch Nichtnennung auch ausgegrenzt fühlen. Was gewinnt nun Recht auf Nennung oder recht auf Nichtnennung? So wäre das die Nichtnennung, weil nur das durch das X ausgedrückt werden kann.

"Extremste Befindlichkeit" trifft es nicht.

Wenn du die X-Card benutzt, um deiner Homophobie oder Frauenfeindlichkeit Ausdruck zu verleihen, dann greift die Anti-Harassment Policy. Beim Polytheismus muss das nicht zwingend der Fall sein.

Ich diskutiere mit dir grds. gerne weiter über die Vor- und Nachteile der X-Card, Missbrauch derselben etc., dann aber bitte in einem eigenen Thread, weil es hier nicht so spezifisch um die Technik geht.

---

Oder gibt es irgendwo eine Beschreibung, wo Zweck und Limits genauer beschrieben sind?

Der Autor hat eine Seite dazu. (https://docs.google.com/document/d/1SB0jsx34bWHZWbnNIVVuMjhDkrdFGo1_hSC2BWPlI3A/mobilebasic)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Irian am 6.01.2018 | 12:14
Ich finde das Thema X-Karte interessant und unterstütze den Antrag auf ein eigenes Thema ;-)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 12:29
Hier ist ein eigener Thread: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105177.0.html)
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ifram am 6.01.2018 | 15:45
Das ist falsch, das haben im Thread jetzt mehrfach besprochen. Du kannst deinen Gästen sehr viel Vorschriften machen. Du wirfst deine Wünsche mit dem was in Deutschland juristisch möglich ist durcheinander.

Es gibt genug Konzerte die entsprechende Bestimmungen haben.

Es gibt so viele weltanschauliche, religiöse oder politische Ansichten die Leute für meinen Freundeskreis disqualifizieren. Da darf ich diskriminieren, wie ich lustig bin und eine Auswahl treffen dabei alle. Converanstalter müssen nicht alle draußen lassen, deren bloßer Anblick jemandem sauer aufstoßen könnte. Ob ich mit Ihnen spiele, entscheide ich selber. Dabei muss ich dann auch den Bruch meines Selbstbildes aushalten, wenn ich vielleicht gerade aufgrund meiner eigenen Vorurteile diskriminiere und nicht erwarten, dass mir der Veranstalter dass erspart.
Wenn ich auf einer Convention mit jemandem an einem Tisch sitze, ist mir egal, wen oder was er anbetet oder wo das Kreuzchen bei der letzten Wahl gelandet ist.
Ob sie ein Kopftuch trägt oder er Lippenstift sehe ich zwar, aber ohne belästigende Mitteilsamkeit kann ich Menschen auch sein lassen, wie sie sind.
Möge meine ideale, weltrettende und heilsame Wesensart auf alle wirkmächtig strahlen oder von ihnen zumindest ertragen werden.
Ist doch super, wenn jemand würfelt statt draußen irgendwas zu machen, was ich weniger gut fände.
Grenzverletzendes Verhalten ist was anderes, da mag ich auch nicht zu lange zuschauen, aber "grenzverletzendes Aussehen" ist eine andere Preisklasse.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 6.01.2018 | 17:11
Da hat der Ucalegon das richtige gewollt, aber hierüber sollte man nachdenken
Zitat
Wenn sich Leute (im oder außerhalb des Spiels) durch mein Verhalten belästigt fühlen, dann sollte das ein guter Grund sein, es anzupassen. Eine Anti-Harassment Policy macht deutlich, dass das von mir auch erwartet wird, wenn ich auf der Veranstaltung verbleiben möchte. Finde ich wie gesagt sehr sinnvoll. Mit Denkverboten oder Zensur hat das für mich überhaupt nichts zu tun.
Nicht ganz. Hinterwäldler fühlen sich belästigt, wenn Leute ihre Gayness zur Schau stellen. Herr Gauland würde sich unwohl damit fühlen, wenn Herr Boateng nebenan einzieht.
Wenn sich jemand durch mein Verhalten belästigt fühlt, ist das ohne Kontext immer Grund, dass beide Seiten darüber nachdenken warum, bzw. das schon haben. Wer sich belästigt fühlt, hat nicht automatisch recht. Ein Veranstalter kann das durch seine Vorstellungen per Hausverbot trumpfen, logisch. Aber wenn hier CoC im Sinne von mehr Inklusivität diskutiert wird, fände ich das schon wichtig als Grundlage.
Und ja, das hat Axiom-Charakter bei mir. Wenn jemand das axiomatisch anders sieht, ist eine Einigung über Austausch von Argumenten so gut wie ausgeschlossen. Für ihn könnte ich ebenso gut ein Taliban sein.

Edit:Tippfehler bei "sieht"
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 17:17
Nicht ganz. Hinterwäldler fühlen sich belästigt, wenn Leute ihre Gayness zur Schau stellen. Herr Gauland würde sich unwohl damit fühlen, wenn Herr Boateng nebenan einzieht.
Wenn sich jemand durch mein Verhalten belästigt fühlt, ist das ohne Kontext immer Grund, dass beide Seiten darüber nachdenken warum, bzw. das schon haben. Wer sich belästigt fühlt, hat nicht automatisch recht. Ein Veranstalter kann das durch seine Vorstellungen per Hausverbot trumpfen, logisch. Aber wenn hier CoC im Sinne von mehr Inklusivität diskutiert wird, fände ich das schon wichtig als Grundlage.

Das ist die Grundlage, ja. Es ist für mich - wie gesagt - selbstverständlich, dass das nicht als Vehikel für Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie et cetera dienen darf.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 6.01.2018 | 17:20
Das ist die Grundlage, ja. Es ist für mich - wie gesagt - selbstverständlich, dass das nicht als Vehikel für Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie et cetera dienen darf.
Das weiß ich zum Glück. Aber wenn man einen Mechanismus fest vorgibt, muss man das halt auch beim Design berücksichtigen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: D. Athair am 6.01.2018 | 17:22
Ich stehe dazu, dass ich es Großartig fände, dass Leute die schwul als Schimpfwort benutzen und ähnliches nach maximal 2 Verwarnungen der Veranstaltung verwiesen werden.
Ich nicht. Denn: Kontext ist alles!
Es macht meist einen himmelweiten Unterschied wer was sagt. Es ist etwas völlig anderes, ob "schwul" als Schimpfwort von einem Schwulen benutzt wird (durchaus schon erlebt) oder von einem Homophobiker oder, oder, oder. Und dann sind auch die situativen Kontexte wichtig.

Kommunikation (gelungene und verletztende) ist nunmal ein dialogisches Geschehen - die Voraussetzungen, die unterschiedliche Personen mitbringen sind ebenfalls unterschiedlich. Dem nicht Rechnung zu tragen halte ich grundsätzlich für schadbringend. Und ja: Natürlich kann auch z.B. ne Person mit psychischen Problemen durch den Umgang einer anderen betroffenen Person sich brüskiert fühlen, verletzt werden, usw. Auch schon erlebt. Sogar hier im Forum.


Edit: Ucalegon und KhornedBeef haben, das, was ich zum Ausdruck bringen wollte, in etwa sinngemäß eben auch gesagt.
Und: Ja, natürlich gibt es neben Grenzfällen auch harte Kanten.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.01.2018 | 18:03
Das ist falsch, das haben im Thread jetzt mehrfach besprochen. Du kannst deinen Gästen sehr viel Vorschriften machen. Du wirfst deine Wünsche mit dem was in Deutschland juristisch möglich ist durcheinander.
Lass es mich so ausdrücken:
Nur weil eine Sache juristisch möglich ist, muss sie noch lange nicht wünschenswert sein.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Darius der Duellant am 6.01.2018 | 22:05
Wenn sich Leute (im oder außerhalb des Spiels) durch mein Verhalten belästigt fühlen, dann sollte das ein guter Grund sein, es anzupassen.

Du gehst da mit der (imho) naiven Ansicht ran, dass sich Leute nur von Dingen belästigt fühlen können, die von allen/vielen nachvollziehbar sind.
Dem ist aber leider nicht so und dementsprechend ist "Jemand fühlt sich von X belästigt" erst mal nur ein Grund das entsprechende Verhalten zu reflektieren, nicht es auch zwangsweise zu ändern.
Die Pappnase kann nämlich auch auf der anderen Seite der Diskussion sitzen.
Geschichte ist ein guter Lehrer und hier lohnt sich auch wieder ein Blick über den großen Teich.
Als weißer mit Dreadlocks oder Palituch ist es gar nicht so unwahrscheinlich, wegen "cultural appropriation" von anderen Leuten angemacht zu werden.
Würdest du jetzt deine Haare bedecken, nur weil sich da irgendwer über gebühr peinlichlich (und in der eigenwahrnehmung vollkommen zu recht) von dir belästigt fühlt?
Wenn du anfängst es jedem recht machen zu wollen, findet das kein Ende und vor allem kein gutes.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 22:32
Du gehst da mit der (imho) naiven Ansicht ran, dass sich Leute nur von Dingen belästigt fühlen können, die von allen/vielen nachvollziehbar sind.

KhornedBeef habe ich auf einen ähnlichen Einwand ja schon geantwortet. Die Policy darf nicht als Vehikel für z.B. Rassismus dienen. 

Ansonsten gehe ich nicht davon aus, dass eine robuste Anti-Harassment Policy dazu führt, dass Leute nur darauf lauern, andere in die Pfanne zu hauen. Nicht in den USA, Kanada oder bei uns. Die diesbezüglich hier geäußerten Befürchtungen teile ich nicht, das ist alles was ich dazu sagen kann. Da sind wir schlicht unterschiedlicher Meinung.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.01.2018 | 22:43
KhornedBeef habe ich auf einen ähnlichen Einwand ja schon geantwortet. Die Policy darf nicht als Vehikel für z.B. Rassismus dienen.
"Rassismus" war nur ein Extrembeispiel, um das Ganze zu verdeutlichen.

Die Probleme sind halt in der Mitte, wo eben nicht so ohne Weiteres Einigkeit herrscht, ob das jetzt eher zu der einen Sorte oder zu der anderen Sorte gehört.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Darius der Duellant am 6.01.2018 | 22:50
Das ist falsch, das haben im Thread jetzt mehrfach besprochen. Du kannst deinen Gästen sehr viel Vorschriften machen. Du wirfst deine Wünsche mit dem was in Deutschland juristisch möglich ist durcheinander.

Es gibt genug Konzerte die entsprechende Bestimmungen haben. Bitte hole eine Rechtsauskunft bei entsprechenden Leuten ein. Ich will und darf das nicht leisten.

Ich stehe dazu, dass ich es Großartig fände, dass Leute die schwul als Schimpfwort benutzen und ähnliches nach maximal 2 Verwarnungen der Veranstaltung verwiesen werden.

Deine Argumentation ist slippery slope: A führt zwangsläufig zu B.

Kennzeichnungspflicht ist kein Verbot und führt auch nicht zwangsläufig zu einem Verbot. Vgl. Gewaltdarstellungen im Kino, kennzeichnungspflicht und Jugendschutz aber läuft weiterhin im Kino.

Den Sl sieht man oft erst wenn der Slot losgeht im Zweifelsfall ist der Slot also für mich vorbei und ich kann nix spielen. Daher wäre es organisatorisch besser wenn der SL sowas in die Rundenbeschreibung tut.

Auch auf Cons gilt übrigens auch der Jugendschutz. Kann man auch Mal drüber nachdenken ob also man es nicht ähnlich wie bei Filmen halten sollte.

Es ist nicht egal ob bestimmte Regeln aufgeschrieben werden, dass ist auch intuitiv klar, sonst würde ja niemand hier sich so darüber aufregen das "selbstverständliches" aufgeschrieben wird.

Mehr Zivilcourage fordern ist immer toll hilft nur den Opfern nicht und macht die Con nicht angenehmer für marginalisierte Gruppen.

Es ist okay zu sagen: für mich sind Cons schön wie sie sind und ich will nichts ändern.

Ich finde auf Cons sind die Menschen nicht so bunt gemischt wie ich das gerne hätte.

Die Angst, dass man jetzt sein Hobby verliert wenn man Leuten die Möglichkeit gibt bestimmte Spielinhalte zu vermeiden kann ich psychologisch nachvollziehen auch wenn sie Irrational ist. Angst vor Veränderungen eben.
Damit einhergehend Horrorszenarien die bald folgen werden. (Leute dürfen sich die Bücher aussuchen die sie in der Uni lesen)

Menschen mit Flugangst haben echte Angst und man sollte auf ihre Bedürfnisse eingehen. Ich würde sie allerdings keine Flugzeuge bauen lassen.


Privat != öffentlich != "halb-öffentlich"
Was du Leuten in welchem Umfang vorschreiben kannst (und da darfst du in der Praxis dann noch mal zwischen "theoretisch möglich, Wird aber erwartbar zu stress führen" und "klappt problemlos" unterscheiden darfst, ist nen eigenen Faden wert.
"Rechte sybmolik ist hier nicht erwünscht" ist eine gut gemeinte Regel, die zusammenbricht so bald der erste mit Thorshammer oder sonst einer manigfaltigen Symbole auftaucht, deren Aussagekraft von Person zu Person unterschiedlich interpretiert wird.
Regeln zu fordern die erwartbar in der Praxis nichts taugen ist verschwendete Zeit und führt zu nichts, außer Ärger für alle Seiten.
Was du problemlos machen kannst, ist ne konkrete Liste mit Dingen aufstellen die du nicht sehen magst (bestimmte Marken etc). Das hindert den Rollenspielinteressierten "neurechten Rassenrealist" aber nicht daran, trotzdem auf deiner Verantstaltung aufzutauchen und im zweifelsfall seine politische Ausrichtung irgendwie zu komunizieren, wenn er das den wollen würde. Das von dir gewünschte Ziel "ich mag keine Nazis am Spieltisch!" ist faktisch nicht zu erreichen.
Zumal ich dir aus eigener Erfahrung sagen kann, dass du dem Groß der Leute ihre Ideologie nicht ansiehst.

Die Zwangsläufigkeit hast du hier eingebracht. Ich sage nur dass die Wahrscheinlichkeit dazu schlicht relativ hoch ist. Und auch hier wieder, Blick über den großen Teich.
Wenn man wie in Dtl üblich, allem möglichen Mist von Übersee 5-10 Jahre hinterherhechelt, darf man sich auch mal die praktischen Auswirkungen ansehen.
Und die sind in meinen Augen an einigen Stellen ziemlich bescheiden, gleichzeitig aber vermeidbar. Jedoch nicht wenn man 1:1 alles kopiert, ohne mal an den Stellschrauben zu drehen die offensichtlich nicht passen.

Thema Jugendschutz:
Paradebeispiel für "interessante Theorie, fehlgeleitete Umsetzung". Da nehmen sich aber die meisten Länder nichts. Drüben: "Kettensägenmorde sind voll okay, kann man ab 12 freigeben. Nackte Brüste? PEGI18!" Hierzulande: Filme mit abgeschlagenen Köpfen und schlachtorgien mit Blut: FSK 12 (HDR). Videospiel im Zombiesetting wie Dead Island? Direkt auf die Zensurliste.

Ich finde die PEGI-Warntafeln ja ganz gut, die einfach nur kennzeichnen ob Sex, Drogen, Waffen, Gewalt, Schimpfereien und wasauchimmer als "anwesend" kennzeichnen.
Sowas kann ich mir auch im Rollenspielbereich vorstellen, insbesondere da es relativ diskussionsfrei umgesetzt werden kann.
Das entbindet die Leute aber immer noch nicht, selber den Mund aufzumachen, wenn sie sich aus ihrem eigenen freien Willen heraus zu einer Gruppe hinbegeben.
Wer auf ner Con oder sonstwo irgendwo mitspielt und das System nicht kennt, soll halt bitte einfach den Mund aufmachen und NACHFRAGEN. Das ist absolut nicht zu viel verlangt. Wenn die dann erfolgende Antwort Mist ist, wäre das wieder ne andere Baustelle. Aber man kann nicht verlangen dass die Mehrheit immer ungefragt in Vorleistung gegenüber einzelnen gehen soll (=> alle Mitspieler erst mal über jeden Aspekt des Spiels aufklären), wenn es für jene einzelnen absolut kein Aufwand ist, selbst aktiv zu werden und dadurch unnötigen Overhead zu vermeiden.

Was Zivilcourage und Opferschutz angeht:
1A Strohmann.
Ein wie auch immer gearteter CoC springt nicht plötzlich auf um seine Papierexistenz zwischen Po und Grabscherhand zu bringen. Genausowenig wie er nach erfolgter Tat nem etwaigen Opfer hilft. Und wenn ne Orga ernsthaft so was als notwendige voraussetzung sieht bevor sie anschliessend irgendwas macht, läuft eh irgendwas ganz gewaltig schief, auf nem Level das Papier sicher nicht mehr fixt.

Was das Flugzeug-Beispiel angeht:
Illustriert unsere unterschiedlichen Ansichten ganz gut.
In meinen Augen kann eine Person mit Flugangst nämlich durchaus ein guter (Luftfahrts-)Ingenieur sein. Man muss ja auch kein Astronaut sein, um Satelliten zu designen.
Sich als Person mit bekannter Flugangst in ein Flugzeug zu setzen und dann zu erwarten dass das Ding sich auf ne Art vehält, die die eigene Angst nicht triggert, ist hingegen schon ein wenig grenzwertig.

KhornedBeef habe ich auf einen ähnlichen Einwand ja schon geantwortet. Die Policy darf nicht als Vehikel für z.B. Rassismus dienen. 

Ansonsten gehe ich nicht davon aus, dass eine robuste Anti-Harassment Policy dazu führt, dass Leute nur darauf lauern, andere in die Pfanne zu hauen.

Alle Leute? Sicher nicht. Die Mehrheit? Wahrscheinlich auch nicht, zumindest nicht bewusst.
Aber es gibt überall Arschlöcher und leider nicht mal besonders wenige. Und zu weich formulierte Policies dieser Art sind nun mal ne Einladung dazu, das ganze auszunutzen.
Da reichen dann auch wenige Würmer um nen Apfel ungenießbar zu machen. Gibt da aus dem Bereich des C3 in Leipzig dieses Jahr ein schönes Beispiel, müsste über fefe leicht zu finden sein.

Eine wirklich ROBUSTE AH-Policy würde sowas vermutlich verhindern. Sowas habe ich bisher aber noch nirgendwo gesehen, stattdessen herschen schwammige Formulierungen mit gigantischen Interpretationsspielraum vor (was teilweise verständlich ist, aber eben auch zu den von mir angeführten Problemen führt).

Wenn du diese Befürchtungen nicht teilst, ist das dann eben so. Agree to disagree
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Darius der Duellant am 6.01.2018 | 22:58
Wer den Ablauf einer Runde mutwillig stört wird freundlich gebeten was anderes zu spielen und von der Orga nochmals eingewiesen wie die X-Card gedacht ist.

Und darum keine X-Card. Da beißt sich die Schlange nämlich selbst in den Schwanz und zwar für beide Seiten. Das "Opfer" muss sich dann doch wieder rechtfertigen (was durch die X-Card) eigentlich vermieden werden sollte und man hat nichts gewonnen, ausser Arbeit.

B: "Würdest du das dauernde Unterbrechen bitte sein lassen"?

A: "Aber mich stört X, Y und Z!"

B: "Glaube ich dir nicht, das ist doch lächerlich"

A: "Ich brauche mich nicht zu rechtfertigen!"

B:"Orga!"

=> Runde kaputt.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: First Orko am 7.01.2018 | 13:46
(war ursprünglich im X-Karten-Thread, aber ist eigentlich grundsätzlicher, daher verschoben)

Okay, das wird jetzt unter Umständen unangenehm, und ich bitte euch, meinen Tonfall nicht übel zu nehmen, aber ich kann hier gerade ganz schwer ruig bleiben  :-\

Rollenspiel ist Konsens-Spiel. Man einigt sich auf System, Welt, Spielweise und soziale Regeln, teilweise bewusst - teilweise unbewusst. Als SL führe ich mit neuen Spielern ein Gespräch unter vier Augen, um sich gegenseitig kennenzulernen und zu prüfen, ob man miteinander auskommt. In diesem Gespräch ist es meine Aufgabe, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, in dem die Spielerin versteht, dass sie jederzeit während der Spielrunden die Reißleine ziehen kann, sei es über ein "Stopp" oder sich zurückzuziehen und die Bitte um ein kurzes 4-Augen-Gespräch... es gibt da verschiedene Möglichkeiten die sich im Rahmen eines gesellschaftlichen Zusammenlebens etabliert haben und die für verschiedene Menschen unterschiedlich gut oder schlecht funktionieren.

Ich anerkenne, dass man psychische Vorbelastungen haben kann, mit denen man zT erst am Spieltisch konfrontiert wird. Das ist dann doof - zum einen für den Betroffenen, aber ebenso für die Gruppe - den das will man eigentlich nicht.
Aber was man nicht weiß, kann man nicht vermeiden. Und damit klarzukommen, das liegt letzlich immer in Eigenverantwortung. Eine Spielgruppe muss anerkennen, dass das vorkommen kann und darf dem betroffenen Spieler daraus keinen Vorwurf machen.
Ich wage mal zu behaupten, dass das in funktionierenden Spielrunden bisher ganz gut läuft - ob mit oder ohne X-Karte.
Viele haben ja schon von negativen Erfahrungen berichtet, wo sie die X-Karte eingesetzt hätten. Allein: Das Kind war dann schon in den Brunnen gefallen. Daraus hat jeder seine Konsequenz gezogen: Der eine hat die Runde (temporär oder für immer) verlassen, die Andere sich der Situation gestellt (und sich dabei unwohl gefühlt).
Das Nutzen der Karte entbindet von der Selbstverantwortung und überträgt die Verantwortung, dass hier Schaden vorgefallen ist, auf die Gruppe, gekoppelt an die Forderung, "das" (was immer gerade getriggert hat) zu unterlassen - und schlimmer noch: Das nicht zu diskutieren.

Damit entwächst aus einem konsens-orientierten Zusammensein potentiell (! Muss nicht so sein!) eine Kopfzensur in der man immer mehr und mehr in eine Spielweise hineindriftet, in der jeder versucht, den Einsatz der X-Karte möglichst zu vermeiden und am Ende landet man nicht beim kleinsten gemeinsamen Nenner (wie das konsens-orientiertem Spiel, wo man über seine GOs und NOGOs kommuniziert) sonder weit davor, weil man ja nicht weiß, wo und warum _eventuell_ eine Grenze ist.

Rollenspiel war jahrzentelang ein "schräges" Hobby von komischen Vögeln. Diejeniegen mit viel Fantasie, die gerne mal quer und angepasst denken. Die nicht mit Gewalt (als Punk, Skin oder wasweißich) rebellieren müssen und sich den gesellschaftlichen Normen fügen. Die aber in ihrem Schutzraum des gemeinsamen, eskapistischen Hobbies sich ausleben wollen und können, in Rollen schlüpfen, die für Leute außerhalb "gar nicht gehen" (Diebe? Psychisch Kranke? Werwolf-Nazis? ... You name it).
Die sich mit unangenehmen Realitäten auseinandersetzen und im Spiel nachvollziehen, wie sich ein Mensch in einem autokratischen System zurechtfindet. Was das aus einem machen kann.

Und jetzt? Jetzt kommen aus dieser seltsamen, amerikanischen Unkultur der Befindlichkeits-Zensur so ein Werkzeug wie die X-Karte und erinnert uns daran, dass man mit all diesen DIngen ja Menschen vor den Kopf stoßen könnte.

JA! JA VERDAMMT! Das kann passieren. Im Rollenspiel. In der Disko. Im Café. In der Bahn. Ständig reden Leute über Dinge und handeln auf Arten und Weisen, die irgendwen vor den Kopf stoßen könnten. Aber das kann ich Ihnen nicht verbieten. Wenn das in mir was auslöst, dann muss ich daran arbeiten, eine Lösung für mich finden. Das muss jeder.
Manchmal (Oft) ist das schwer, aber es ist die einzige Chance zu wachsen und zu Erkenntnissen und Weiterentwicklung zu gelangen. Man kann sich nicht vor allem schützen, was VIELLEICHT passieren kann.

Ich beobachte diese Strömung (ich weiß nicht, ob es dafür einen Namen gibt) schon länger und sie ist mir zutiefst zuwieder. Das Ganze nimmt in den USA schon extreme Ausmaße an (ich empfehle zBps diese (http://www.zeit.de/2016/03/diskriminierung-universitaeten-usa-kulturelle-aneignung-minderheiten-studenten-protest) Artikel  (http://www.sueddeutsche.de/kultur/risiken-der-redefreiheit-man-wird-ja-wohl-noch-sagen-duerfen-1.2634767) aus der Zeit als Einstieg).
Das Schlimme daran: Die zugrunde liegenden Probleme werden dadurch nicht gelöst, man schließt nur die Augen davor und unterbindet jegliche Diskussion.

Ach Sorry, ich komm ja schon zurück aus der Speakers Corner ;)

Ich lehne die X-Karte nicht ab, wohl aber den philosophischen Unterbau dahinter. Wenn in einer bestehenden Runde jemand eine X-Karte einfodert und die Gruppe einverstanden wäre... so what, das wäre mir prinzipiell egal. Wenn ich in die neue Gruppe komme und die das auch nutzt, wäre das für mich auch kein Problem.
Aber selbst einfüren: Never. Dafür halte ich der Errungenschaften der Aufklärung als zu wichtig, als dass ich mir diesen gedanklichen Klotz selbst ans Bein binde.

Ein Con, die das einfodert... hmm. Ich fahre nicht viel auf Cons, daher ist das für mich eh  akademisch. Aber vermutlich würde ich ernsthaft in Erwägung ziehen, diese zu meiden - was insbesonder für das Grosse eine echt schwere Entscheidung wäre. Ich hoffe nur, die bleibt  mir erspart...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eulenspiegel am 7.01.2018 | 22:37
Damit entwächst aus einem konsens-orientierten Zusammensein potentiell (! Muss nicht so sein!) eine Kopfzensur in der man immer mehr und mehr in eine Spielweise hineindriftet, in der jeder versucht, den Einsatz der X-Karte möglichst zu vermeiden und am Ende landet man nicht beim kleinsten gemeinsamen Nenner (wie das konsens-orientiertem Spiel, wo man über seine GOs und NOGOs kommuniziert) sonder weit davor, weil man ja nicht weiß, wo und warum _eventuell_ eine Grenze ist.
Das sehe ich genau umgekehrt:
Ohne X-Karte muss ich darauf aufpassen, was ich sage, und darauf, dass ich niemanden vor den Kopf stoße.

Mit X-Karte kann ich ganz frei spielen und muss mir keine Sorgen machen, da im Notfall ja die X-Karte gezogen wird. Und solange die X-Karte nicht gezogen wird, kann ich noch einen Zahn drauflegen und noch blutiger und noch brutaler erzählen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Bad Horse am 7.01.2018 | 22:49
Hm, das sehe ich jetzt genauso wie Eulenspiegel.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ucalegon am 7.01.2018 | 22:52
Mit X-Karte kann ich ganz frei spielen und muss mir keine Sorgen machen, da im Notfall ja die X-Karte gezogen wird. Und solange die X-Karte nicht gezogen wird, kann ich noch einen Zahn drauflegen und noch blutiger und noch brutaler erzählen.

Zitat
An X-Card doesn't mean we stop having to be mindful of others. [...] If it's used as "now we have this so we don't have to worry about hurting others anymore", that can be very problematic.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Bad Horse am 7.01.2018 | 22:58
Na, ich gehe jetzt nicht absichtlich hin und trampele Leuten auf den Füßen herum, aber ich finde es trotzdem beruhigend, dass Leute mir ganz direkt signalisieren können, wenn sie sich mit etwas unwohl fühlen und ich das nicht raten muss.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Conventions mit Anti-Harassment-Policy - Liste
Beitrag von: KhornedBeef am 7.08.2018 | 13:26
Die VIECC hat ebenfalls solche Regeln ausgeschrieben:
https://www.viecc.com/infos/faq-verhaltensregeln/verhaltensregeln/
Das klingt doch gut. Deutliche Sprache, Betonung dass das Personal dann entscheidet, was angemessene Reaktion ist.
Titel: Re: Re: Suche nach Rollenspiel-Conventions mit Anti-Harassment-Policy - Liste
Beitrag von: felixs am 7.08.2018 | 13:40
Wie soll man auf einem CON damit diskriminiert werden?  ::)

Ansonsten kann man ja wie die 3w6 Con (https://www.3w6-podcast.com/events/2018/9/22/3w6-con) noch den Zusatz "ist aber nicht beschränkt auf..." hinzufügen.

Weil man an Dingen nicht teilhaben kann. Darum geht es doch in den meisten anderen Problemen auch.

Wo Du es schon ansprichst: Es ist überhaupt die Frage, inwiefern man auf einer Con anders diskriminiert werden kann, als sonst auch.

Mich ärgert der Versuch, einerseits die "sei-kein-Arsch"-Regel extrem konkret zu fassen, andererseits aber dann bei der Auswahl der konkreten Verbote in äußerst systemnaher Weise selektiv vorzugehen. Anders gesagt: Soziale Ungleichheit ist halt ein Grundpfeiler "unserer" Wirtschaftsweise. Also verlegt man sich auf irgendwelche Nischenprobleme, die nicht weh tun. Ich finde das alles andere als progressiv.
Titel: Re: Re: Suche nach Rollenspiel-Conventions mit Anti-Harassment-Policy - Liste
Beitrag von: Eismann am 7.08.2018 | 13:51
Wie sollte man denn da was den sozialen Status angeht von Conseite konkret agieren?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 7.08.2018 | 14:22
Wie sollte man denn da was den sozialen Status angeht von Conseite konkret agieren?
Alle kriegen eine sozialistische Einheitsuniform ausgehändigt.  ~;D

Ich verstehe auch noch nicht, worauf das hinausläuft, aber ich lese aufmerksam mit.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: felixs am 7.08.2018 | 14:23
Wie sollte man denn da was den sozialen Status angeht von Conseite konkret agieren?

Man könnte genauso reinschreiben, dass niemand deshalb diskriminiert werden darf.
Könnte sich dann auch schriftlich der sozialen Gleichheit verpflichten.

Praktisch könnte man beispielsweise Unterbringung und Versorgung auf günstige Einheitspreise festlegen.

Ich bezweifle allerdings, dass das alles irgendetwas nutzt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 7.08.2018 | 14:26
Man könnte genauso reinschreiben, dass niemand deshalb diskriminiert werden darf.
Könnte sich dann auch schriftlich der sozialen Gleichheit verpflichten.

Praktisch könnte man beispielsweise Unterbringung und Versorgung auf günstige Einheitspreise festlegen.

Ich bezweifle allerdings, dass das alles irgendetwas nutzt.
Ich verstehe immer noch nicht, was genau du meinst. Bei Anti-Harassment ist es ja eine Formalisierung dessen, dass der Gastgeber Schutzherr seiner Gäste ist, und die wissen sollten was das beinhaltet. DAS hier geht da aber weit drüber hinaus.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 7.08.2018 | 14:29
Die VIECC hat ebenfalls solche Regeln ausgeschrieben:
https://www.viecc.com/infos/faq-verhaltensregeln/verhaltensregeln/
so sehr wie auf der Fee habe ich mein Taschenmesser das ganze Jahr nicht gebraucht
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Swafnir am 7.08.2018 | 15:12
Ich verstehe immer noch nicht, was genau du meinst. Bei Anti-Harassment ist es ja eine Formalisierung dessen, dass der Gastgeber Schutzherr seiner Gäste ist, und die wissen sollten was das beinhaltet. DAS hier geht da aber weit drüber hinaus.

Reicht der KOSTENLOSE Eintritt für alle?

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Jiyu am 7.08.2018 | 15:19
Mich ärgert der Versuch, einerseits die "sei-kein-Arsch"-Regel extrem konkret zu fassen, andererseits aber dann bei der Auswahl der konkreten Verbote in äußerst systemnaher Weise selektiv vorzugehen. Anders gesagt: Soziale Ungleichheit ist halt ein Grundpfeiler "unserer" Wirtschaftsweise. Also verlegt man sich auf irgendwelche Nischenprobleme, die nicht weh tun. Ich finde das alles andere als progressiv.

Ich will deine Kritik an sozialer Ungleicheit nicht schmälern, auch wenn ich das gedanklich noch nicht zusammenkriege mit einer Anti-Harassment-Policy. Aber in dem Zuge "Sexismus, Rassismus, Antisemitismus" (um nur mal die ersten drei Beispiele der Policy zu zitieren) als "Nischenprobleme, die nicht weh tun" zu qualifizieren... wow. :q
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 7.08.2018 | 15:36
Ich glaube er meinte "das tut nicht weh, dagegen vorzugehen, weil man aus Sexisten, Rassisten und Antisemiten jetzt eh nicht so viel Mehrwert zieht für die Veranstaltung." Im Gegensatz zu "richtig Arbeit darein stecken, die sozioökonomische Ordnung anzutasten" (oder?).
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eismann am 7.08.2018 | 16:22
Und es tut mehr weh, wenn man "wir sind gegen soziale Ungleichheit" reinschreibt?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Pyromancer am 7.08.2018 | 16:42
Und es tut mehr weh, wenn man "wir sind gegen soziale Ungleichheit" reinschreibt?

Papier ist geduldig, und reinschreiben kann man ja viel. Es nützt nur nichts, wenn man den Worten keine Taten folgen lässt. Was ergäben sich denn für Handlungsanleitungen aus der Aussage "wir sind gegen soziale Ungleichheit"?

Bei "Wir dulden keine rassistischen Bemerkungen und werden Personen, die solche tätigen, rausschmeißen." ist mir das nämlich klar.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maischen am 7.08.2018 | 16:55
Man könnte ein gewisses Kontingent an Freikarten zur Verfügung stellen. Und solche Leute rausschmeißen, die sich ihre Zigarren mit Dollarscheinen anzünden 😉

Gemeint ist wohl, dass jemand diskriminiert wird, weil er ökonomisch schlechter gestellt ist. Kann ja vorkommen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 7.08.2018 | 16:59
Nur im Netz kostenlos oder geklaut verfügbare Spielsysteme zulassen.  >;D

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eismann am 7.08.2018 | 17:09
Papier ist geduldig, und reinschreiben kann man ja viel. Es nützt nur nichts, wenn man den Worten keine Taten folgen lässt. Was ergäben sich denn für Handlungsanleitungen aus der Aussage "wir sind gegen soziale Ungleichheit"?

Bei "Wir dulden keine rassistischen Bemerkungen und werden Personen, die solche tätigen, rausschmeißen." ist mir das nämlich klar.

Daher die ursprüngliche Frage. Mir ist die Handlungsanleitung daraus nämlich auch unklar.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Scimi am 7.08.2018 | 17:11
Man kann und sollte als Veranstalter gegen diskriminierendes Verhalten von Besuchern einschreiten. Natürlich auch gegen Armutsdiskriminierung.

Strukturelle Diskriminierung ist eine ganz andere Nummer. Vielleicht lassen sich bestimmte Effekte abmildern, aber für eine Rollenspielveranstaltung ist das kein lösbares Problem. Z.B wird es selbst mit freiem Eintritt, Gratisverpflegung und -unterbringung immer noch Leute geben, die sich die Anreise nicht leisten können oder das Zeitbudget haben.

Aber nur, weil man nicht alle Probleme lösen kann, heißt das ja nicht, dass man nicht schonmal mit den lösbaren Problemen anfangen kann…
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Ifram am 7.08.2018 | 17:37
Man kann und sollte als Veranstalter gegen diskriminierendes Verhalten von Besuchern einschreiten. Natürlich auch gegen Armutsdiskriminierung.
Müsste die Con dann ohne Tradingcards und Tabletops statt finden?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Scimi am 7.08.2018 | 17:48
Müsste die Con dann ohne Tradingcards und Tabletops statt finden?

Nein, wieso?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eismann am 7.08.2018 | 17:50
Ich steh immer noch auf dem Schlauch. Wie sieht denn Armutsdiskriminierung durch die Besucher auf einem Rollenspiel-Con aus?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Megavolt am 7.08.2018 | 17:52
Ich steh immer noch auf dem Schlauch. Wie sieht denn Armutsdiskriminierung durch die Besucher auf einem Rollenspiel-Con aus?

Das ist nicht so selten, sowas Abstoßendes kann man sogar hier im Forum finden:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,107573.msg134652735.html#msg134652735
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 7.08.2018 | 17:52
Ich vermute, weil Sammelkarten und Figuren entsprechend teuer sind.
Wäre statt Verbot eher die Frage: werden entsprechend nummerierte Flaschendeckel als Ersatz für z.b. Zinnfiguren oder kopierte oder selbst gemalte Karten akzeptiert?

Oder im Larp: zählt ein Shirt aus grauer Wolle als Kettenhemd?
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Pyromancer am 7.08.2018 | 18:02
Am Ende muss man sich als Organisator halt eingestehen, dass man diskriminiert, egal wie man es macht. Ich hab dieses Jahr geholfen, eine Hobby-(Nicht-Rollenspiel-)Veranstaltung auf die Beine zu stellen, und hinterher wurden wir angepampt, wir müssten so etwas doch an einem besser erreichbaren Ort machen, und zu einer anderen Zeit, damit die Hotels billiger sind (dabei hatten wir sogar Unterkünfte für 30 € für zwei Übernachtungen im Angebot).

D.h. wir haben Leute diskriminiert, die im Hotel wohnen aber gleichzeitig wenig Geld ausgeben wollen, und Leute, die mit dem Flugzeug anreisen und die Veranstaltung dann direkt vor dem Flughafen haben wollen. Da sag ich dann: "Tja Pech. Organisier halt dein eigenes Ding, wenn's dir nicht passt." Bzw. ich sag das nicht, sondern ich sage: "Danke für die konstruktive Rückmeldung, leider können oder wollen wir an manchen Randbedingungen nichts ändern." Aber denken tue ich es mir.  >;D
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Scimi am 7.08.2018 | 18:12
Also, es gibt verschiedene Formen von Diskriminierung, z.B. interaktionelle, strukturelle oder institutionelle Diskriminierung.

Bei interaktioneller Diskriminierung geht es im Prinzip darum, dass sich jemand einem anderen gegenüber scheiße verhält aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität, Religion oder eben auch aufgrund sozialer Unterschiede. Das lässt sich immer leicht lösen, indem man den Störer zurechtweist oder entfernt.

Aber die anderen Formen von Diskriminierung sind auf der Ebene eher nicht lösbar, weder soziale Ungleichheit, noch sprachliche Diskriminierung bei Geschlechtern oder schlechte Verfügbarkeit von passenden Möbeln und Kleidungsstücken für Menschen mit von der Norm abweichender Körpergröße oder außergewöhnliche Anforderungen von Menschen mit Krankheiten und Behinderungen.

Natürlich *kann* man versuchen, Spielmaterial für alle zu stellen, barrierefreie Venues zu benutzen, Betten in Übergröße anzubieten und und und… Aber dazu muss man eben die Nachteile eines unfairen Systems ausgleichen, nicht einfach nur unfaires Verhalten unterbinden.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: 6 am 7.08.2018 | 18:17
Ich steh immer noch auf dem Schlauch. Wie sieht denn Armutsdiskriminierung durch die Besucher auf einem Rollenspiel-Con aus?
"Bring Deine eigenen Würfel mit! Meine bekommst Du nicht! Elender Schnorrer!"
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 7.08.2018 | 18:21
Bei interaktioneller Diskriminierung geht es im Prinzip darum, dass sich jemand einem anderen gegenüber scheiße verhält aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität, Religion oder eben auch aufgrund sozialer Unterschiede. Das lässt sich immer leicht lösen, indem man den Störer zurechtweist oder entfernt.

Das läßt sich leicht lösen?
Abseits von Extremfällen dürfte man erst einmal nur einen Vorwurf haben, ggf. sogar gegenseitige Vorwürfe und am Spieltisch Zeugen, abseits davon ggf nicht einmal das. Das sehe ich alles andere als "leicht lösbar", zumindest wenn ein Minimum an  Anspruch bezgl Objektivität und Fairness dahinter stehen sollte.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Scimi am 7.08.2018 | 19:07
Jede Disko schafft es, Leute rauszuwerfen, von denen andere sich belästigt fühlen. Und zumindest meiner Erfahrung nach gibt es da selten etwas dran zu deuteln, wer da das Problem ist. Und andererseits habe ich es noch nie erlebt, dass Leute, die ihre Erfahrungen mit Diskriminierung haben, wegen Bagatellen einen Aufstand machen. Da dreht es sich meistens um eindeutiges oder systematisches Verhalten.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Eismann am 7.08.2018 | 19:13
Also ich kenne kaum eine kostengünstigere, von "Fremden" organisierte Wochenendveranstaltung als Rollenspiel-Cons. Der Eintritt für ein Wochenende liegt üblicherweise im einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich, wobei man das oft als Spielleiter noch umgehen kann. Viele bieten kostenlose Schlafplätze (Schlafsack) an, und niemand denkt sich was dabei, wenn man seine Getränke etc. mitbringt. Im Zweifelsfalle braucht man nur ein paar Würfel (wieder maximal ein niedriger einstelliger Betrag), Papier und Stifte.
Von daher fällt es mir schwer mir vorzustellen, wie hier eine Diskriminierung aufgrund von sozialer Ungleichheit stattfinden soll. Vielleicht bin auch nur betriebsblind oder mir fehlt da die nötige Empathie, vielleicht verstehe ich den Begriff der sozialen Ungleichheit auch falsch, aber auch wenn ich über die Jahre auf Dutzenden Cons war und einige mitorganisiert habe, fällt mir da nix ein.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Scimi am 7.08.2018 | 22:11
Auch eine Luxus-Con, die für 500 Euro das Wochenende einen atmosphärischen Veranstaltungsort und besondere Attraktionen bietet, ist kein "Harassment" (wenn es nicht explizit darum geht, die reiche Elite vor den ungewaschenen Massen zu schützen), auch wenn dabei natürlich Leute ohne das Geld diskriminiert werden. Genauso wie eine dunkelhäutige Person diskriminiert wird, wenn sie sich verletzt und im Verbandskasten keine Pflaster in ihrer Hautfarbe vorhanden sind, ohne dass das diskriminierendes *Verhalten* ist.

Bei einer Anti-Harassment-Policy geht es darum, dass Gäste einer Veranstaltung erwarten können, dass der Veranstalter sie so gut wie möglich vor Belästigung durch andere Personen schützt. Es geht nicht darum, dass der Veranstalter ihnen alle Widerlichkeiten des Systems aus dem Weg räumt.

Aber natürlich gibt es auch Harz IV-Bashing, Statusverhalten und Angriffe auf sozial Benachteiligte. Und wenn wer auf einer Con dauernd damit dran wäre, dass man das Arbeitslosenproblem am besten radikal löst, über kleingeldzählende Rentner an der Kasse herzieht und welche Asi-Schrottkarre gerade seinen Audi zugeparkt hat, würde der genauso behandelt müssen wie jeder, der mit Rassismus oder unerwünschten Avancen nervt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 7.08.2018 | 22:37
Zitat
  Natürlich *kann* man versuchen, Spielmaterial für alle zu stellen, barrierefreie Venues zu benutzen, Betten in Übergröße anzubieten und und und… Aber dazu muss man eben die Nachteile eines unfairen Systems ausgleichen, nicht einfach nur unfaires Verhalten unterbinden.
Eben das meinte ich. Das ist dann kein Verhaltenskodex mehr, sondern politisches Programm.
Und Dissen sind kein besonders gutes Vorbild für Antiharrasmentleuchttürme, glaube ich. Kommt sehr aufs Personal an.
Und wer mich an den Haaren von seiner SpackoCon schleift, weil ich etwas sozial inkompatibel meine Würfel nicht verleihe (hypothetisch, weil ich halt n netter Jung bin und das gerne mache), der kann vielleicht auch mal kacken gehen.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Jeordam am 7.08.2018 | 23:22
Aber natürlich gibt es auch Harz IV-Bashing, Statusverhalten und Angriffe auf sozial Benachteiligte. Und wenn wer auf einer Con dauernd damit dran wäre, dass man das Arbeitslosenproblem am besten radikal löst, über kleingeldzählende Rentner an der Kasse herzieht und welche Asi-Schrottkarre gerade seinen Audi zugeparkt hat, würde der genauso behandelt müssen wie jeder, der mit Rassismus oder unerwünschten Avancen nervt.
Geht auch in die andere Richtung. Den "Drecksbonzen-Weichei, hältst dich wohl für was besseres, penn halt im Schlafsaal, wasch dich unter der Gieskanne und friss Dosenravioli wie damals als Student" Unterton gibt es durchaus auch. Auch im Tanelorn.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Scimi am 7.08.2018 | 23:34
Ja, aber solange das nicht eindeutig aggressiv wird, muss sich keiner runtergesetzt fühlen, weil er einen Neuwagen fährt und das Haus abbezahlt hat. Wenn aber dauernd die Geldsorgen drücken und einen die nächste Autoreparatur oder eine kaputte Waschmaschine schon vor arge Probleme stellt, kann jede kleine Bemerkung in die Richtung wie ein Schlag mit dem Hammer sein. Das ist dann ja nicht nur die Situation, das ist eine ganze Gesellschaft, die einen sich als Versager fühlen lässt, die da immer noch mit draufdrückt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: 6 am 8.08.2018 | 01:54
Und wer mich an den Haaren von seiner SpackoCon schleift,
Wurdest Du schon mal von einem Rausschmeisser in einer Diskothek an den Haaren rausgeschleift.
Also ich kenne eher den Fall, dass Hausverbot ausgesprochen wurde und dann bestimmt aus dem Haus eskortiert wurde. Ich denke wir sollten eher von meinem beschriebenen Fall ausgehen.
Zitat
weil ich etwas sozial inkompatibel meine Würfel nicht verleihe
Und den Bittsteller verhoehne und ihm auf Grund seiner Bitte und dem Vorurteil gegenüber Armen kriminelle Machenschaften unterstelle (jetzt passt es einigermassen zu den beschriebenen Diskriminierungen).
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 8.08.2018 | 10:26
Ja, ok, das war wohl zu überspitzt.
Und ich wurde schonmal am Nacken aus einem Schrebergarten geschleift, zählt das? :)
Was ich vielleicht hätte sagen sollen: Da gibt es eine Menge Zwischentöne. Und wenn ich schlicht ein unfreundlicher Typ bin und jemandem sage "Ey du Schnorrer, bring deine eigenen Würfel mit, wenn du dich für eine Rollenspielrunde anmeldest, ich geb meine nicht ab", dann bleibt unterm Strich übrig...dass ich n unfreundlicher, unhilfsbereiter Typ bin. Aber wenn DAS das Kritierium für Rauswurf wäre -> SpackoCon. Das mit den kriminellen Machenschaften ist Quatsch, das steht da nirgendwo.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Blaue Reiterin am 8.08.2018 | 12:11
Da gibt es eine Menge Zwischentöne. Und wenn ich schlicht ein unfreundlicher Typ bin und jemandem sage "Ey du Schnorrer, bring deine eigenen Würfel mit, wenn du dich für eine Rollenspielrunde anmeldest, ich geb meine nicht ab"

Auch unfreundliche Leute können (neutral unfreundlich zu Fremden) "du Arsch" sagen oder "nerv nicht!" dran hängen. Man muss keine in eine der -ismen fallende Konnotation wählen. In entsprechender Stimmung würde ich das so sagen und damit wäre die Sache gegessen.

Sage ich, die schon mal ihre Würfel vergessen hat (auch Zahncreme, Schreibzeug und Tabak auf Reisen, btw, und viele andere Dinge mehr).
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 8.08.2018 | 13:12
Auch unfreundliche Leute können (neutral unfreundlich zu Fremden) "du Arsch" sagen oder "nerv nicht!" dran hängen. Man muss keine in eine der -ismen fallende Konnotation wählen. In entsprechender Stimmung würde ich das so sagen und damit wäre die Sache gegessen.

Sage ich, die schon mal ihre Würfel vergessen hat (auch Zahncreme, Schreibzeug und Tabak auf Reisen, btw, und viele andere Dinge mehr).
Sekunde. "Du Arsch" ist ok, "Du Schnorrer" ist sachlich korrekter (wenn man das bei Beleididungen sagen kann), aber muss geahndet werden? Hey, das fände ich sogar noch blöder  ;D Touche
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Boba Fett am 8.08.2018 | 13:33
Bei interaktioneller Diskriminierung geht es im Prinzip darum, dass sich jemand einem anderen gegenüber scheiße verhält aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität, Religion oder eben auch aufgrund sozialer Unterschiede. Das lässt sich immer leicht lösen, indem man den Störer zurechtweist oder entfernt.
Das läßt sich leicht lösen?

Eigentlich schon.
Dazu gehört bei kleineren Fällen eine Zivilcourage bei den Beteiligten / Zeugen, die dem Angreifer (ich bewerte Belästigung als Angriff auf eine andere Person) einfach mal klipp und klar sagen, dass er das bitte unterlassen soll, es unangemessen und nicht erwünscht ist. Und ggf. kann man den Angreifer auch vom Spieltisch / aus dem Raum / aus der Umgebung verweisen.

Im weiteren gehört das Wissen / das Bewustsein dazu, dass die Orga solche Vorfälle ernst nimmt, dass man Ansprechpartner nehmen kann, die einem zuhören, vermitteln und im Zweifelsfall auch Entscheidungen treffen.
Und das die Orga durchaus den Mut hat, vom Hausrecht gebrauch zu machen. Entscheidungen werden natürlich immer nach Einzelfallbewertung und nach Gesprächen (einzeln, alle Beteiligte, Zeugen) gefällt,

Und im schwerem Fall ruft man die Polizei.

Wenn natürlich die Umgebung versagt, die Orga den Vorfall nicht ernst nimmt oder weder die/der Betroffene/Angegriffene oder ein Zeuge niemanden informiert, dann sind Dinge schief gegangen.
Dann kann man, sofern man überhaupt davon erfährt, nur versuchen, dass man in Zukunft besser aufgestellt ist und die Ursachen, die zum Versagen geführt haben, beseitigt.

Letztendlich ist das hier gesagte doch schon zusammen mit der Veröffentlichung der es oben genannten zusammen mit einem "Wir tolerieren keine Diskriminierung, wir nehmen Euch ernst, bitte vertraut Euch uns an, wenn etwas passiert ist, folgende Personen könnt Ihr ansprechen" Statment bereits eine (sehr einfache) Anti-Harassment-Policy...
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Scimi am 8.08.2018 | 13:40
In den meisten Fällen reicht wahrscheinlich die altbewährte Eskalationskette aus dem Klassenzimmer:
verwarnen -> auseinandersetzen -> vor die Tür schicken.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 8.08.2018 | 17:13
Das läßt sich leicht lösen?

Eigentlich schon.
Dazu gehört bei kleineren Fällen eine Zivilcourage bei den Beteiligten / Zeugen, die dem Angreifer (ich bewerte Belästigung als Angriff auf eine andere Person) einfach mal klipp und klar sagen, dass er das bitte unterlassen soll, es unangemessen und nicht erwünscht ist. Und ggf. kann man den Angreifer auch vom Spieltisch / aus dem Raum / aus der Umgebung verweisen.

Im weiteren gehört das Wissen / das Bewustsein dazu, dass die Orga solche Vorfälle ernst nimmt, dass man Ansprechpartner nehmen kann, die einem zuhören, vermitteln und im Zweifelsfall auch Entscheidungen treffen.
Und das die Orga durchaus den Mut hat, vom Hausrecht gebrauch zu machen. Entscheidungen werden natürlich immer nach Einzelfallbewertung und nach Gesprächen (einzeln, alle Beteiligte, Zeugen) gefällt,

Und im schwerem Fall ruft man die Polizei.

Wenn natürlich die Umgebung versagt, die Orga den Vorfall nicht ernst nimmt oder weder die/der Betroffene/Angegriffene oder ein Zeuge niemanden informiert, dann sind Dinge schief gegangen.
Dann kann man, sofern man überhaupt davon erfährt, nur versuchen, dass man in Zukunft besser aufgestellt ist und die Ursachen, die zum Versagen geführt haben, beseitigt.

Letztendlich ist das hier gesagte doch schon zusammen mit der Veröffentlichung der es oben genannten zusammen mit einem "Wir tolerieren keine Diskriminierung, wir nehmen Euch ernst, bitte vertraut Euch uns an, wenn etwas passiert ist, folgende Personen könnt Ihr ansprechen" Statment bereits eine (sehr einfache) Anti-Harassment-Policy...

bezgl. Zivilcourage/"Versagen"

Das geht beiläufig und angenehm praktisch davon aus, dass ein klarer Verstoß vorliegt.

Wann haben denn nun die Zeugen/Umgebung versagt und wann sind sie anhand ihres direkten Eindrucks einfach zu dem Schluss gekommen, dass an dem Vorwurf nichts dran ist?

Und was ist, wenn jetzt sich jemand nun über den gesamten Tisch beschwert, der sich so gegen sie/ihn/es gestellt hat? Oder sich zwei Leute gegenseitig der Diskriminierung bezichtigen?

Bei Sachen, wo die Polizei relevant wird, dürften eh Rechtsgüter betroffen sein, welche außerhalb wie oberhalb des Rahmens einer Con-Richtlinie liegen und damit auch die dafür festgelegten Muster und Verhaltensformen greifen. 

Bleiben dann als Fälle diejenigen übrig, welche darunter liegen und wo die Con-Leitung auch der allgemeinen "Rundenhygiene" nicht vertraut bzw. spezifische schlechte Erfahrungen gemacht hat. (Auch eine Runde selbst kann ja schon Leute wegen Fehlverhalten ausschließen.)

Aber dafür sollte dann mehr Orientierung/Deutlichkeit/Klarheit drin sein als die wieder frei interpretierbaren "Wir dulden keine Diskriminierung(<Aufzählung von -ismen>)".



Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: YY am 8.08.2018 | 17:48
Aber dafür sollte dann mehr Orientierung/Deutlichkeit/Klarheit drin sein als die wieder frei interpretierbaren "Wir dulden keine Diskriminierung(<Aufzählung von -ismen>)".

Grad die "grauen"/wackligen Fälle kann man nicht klar regeln.

Und wie hier schon mehrfach angeklungen ist: Ja, manchmal entscheidet man das aus dem Bauch raus. Weil es nicht anders geht.
Ist im sonstigen Veranstaltungsbereich nichts anderes und das klappt nur da nicht ohne Weiteres, wo die Leute zu besoffen sind oder sonstwie die Spur verstellt haben.


Ansonsten möge sich hier gerne jeder melden, der mal wegen genau so was gefühlt zu Unrecht von einem Con geflogen ist. Selbst die tatsächlichen Fälle muss man ja schon mit der Lupe suchen, dementsprechend sind die groben Fehlreaktionen noch seltener und gezielter Missbrauch ist zumindest in diesem Kontext ein völlig theoretisches Konstrukt.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Maarzan am 8.08.2018 | 18:03
Grad die "grauen"/wackligen Fälle kann man nicht klar regeln.

Und wie hier schon mehrfach angeklungen ist: Ja, manchmal entscheidet man das aus dem Bauch raus. Weil es nicht anders geht.
Ist im sonstigen Veranstaltungsbereich nichts anderes und das klappt nur da nicht ohne Weiteres, wo die Leute zu besoffen sind oder sonstwie die Spur verstellt haben.


Ansonsten möge sich hier gerne jeder melden, der mal wegen genau so was gefühlt zu Unrecht von einem Con geflogen ist. Selbst die tatsächlichen Fälle muss man ja schon mit der Lupe suchen, dementsprechend sind die groben Fehlreaktionen noch seltener und gezielter Missbrauch ist zumindest in diesem Kontext ein völlig theoretisches Konstrukt.

Ich habe aber den Eindruck, dass manche Leute das deutlich anders sehen - und die Begriffe dafür für ndeutig halten.

Geflogen habe ich auf einem CON noch keinen live gesehen (wohl aber von anderen Spieletreffs) , aber entsprechende Vorwürfe primär bezgl. Sexismus habe ich schon erlebt (Berechtigte wie auch Missbrauch des Vorwurfs als Machtmittel).

Ich habe aber schon Fälle erlebt, wo Leute aus Spielrunden auf Cons ausgeschlossen wurden (vorab) bzw. währenddessen gekickt wurden bzw. übergriffige Charaktere gekillt worden sind und  der Spieler dann raus war.

Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: Blaue Reiterin am 8.08.2018 | 22:23
Sekunde. "Du Arsch" ist ok, "Du Schnorrer" ist sachlich korrekter (wenn man das bei Beleididungen sagen kann), aber muss geahndet werden? Hey, das fände ich sogar noch blöder  ;D Touche

Ich markiere mal: "In entsprechender Stimmung würde ich das so sagen und damit wäre die Sache gegessen."
Das war nicht so dahin gesagt, sondern ernst gemeint. Ich mag zwar ein zuweilen unfreundlicher Mensch sein, aber eine "Ahndung" wird aus meinen Worten hoffentlich nicht :)
Diese meine entspannte Haltung resultiert v.a. daher, dass ein großer Teil meiner Umwelt recht sensibel darauf reagiert, wenn jemand sagt "das möchte ich nicht". Für Leute, die das nicht gewöhnt sind, kann ein explizites Ansprechen ("wir achten auf X, sprich im Falle... Y an") als Aushang aber hilfreich sein.
Was genau aus dem Y-ansprechen resultiert, ist eine für mich ganz andere (wichtige) Frage. Ich habe den Eindruck, dass viele der kritischen Stimmen dazu gerade aus dieser Richtung kommen, weil man es nicht weiß, weil man an Tribunale denkt (soll ja schon vorgekommen sein), lebenslange Hausverbote & Co. (auf dem Level nicht-justiziabler Handlungen mMn kein empfehlenswerter Weg, btw).

Für mich bedeutet, idealerweise, "wir möchten X nicht", dass Menschen sich ernst genommen fühlen, wenn sie X erleben und es ansprechen. Dass es dadurch nicht vorkommt, dürfte unrealistisch sein. Verhindern, dass damit Missbrauch getrieben wird, wird man kaum können. Man kann es aber über die Reaktion darauf eingrenzen.
Ganz ideal sollte es natürlich genügen, jemandem zu sagen, "lass das", damit Schluss ist.
Titel: Re: Suche nach Rollenspiel-Cons mit Anti-Harassment-Policy - Diskussion
Beitrag von: KhornedBeef am 8.08.2018 | 22:44
Ich markiere mal: "In entsprechender Stimmung würde ich das so sagen und damit wäre die Sache gegessen."
Das war nicht so dahin gesagt, sondern ernst gemeint. Ich mag zwar ein zuweilen unfreundlicher Mensch sein, aber eine "Ahndung" wird aus meinen Worten hoffentlich nicht :)
Diese meine entspannte Haltung resultiert v.a. daher, dass ein großer Teil meiner Umwelt recht sensibel darauf reagiert, wenn jemand sagt "das möchte ich nicht". Für Leute, die das nicht gewöhnt sind, kann ein explizites Ansprechen ("wir achten auf X, sprich im Falle... Y an") als Aushang aber hilfreich sein.
Was genau aus dem Y-ansprechen resultiert, ist eine für mich ganz andere (wichtige) Frage. Ich habe den Eindruck, dass viele der kritischen Stimmen dazu gerade aus dieser Richtung kommen, weil man es nicht weiß, weil man an Tribunale denkt (soll ja schon vorgekommen sein), lebenslange Hausverbote & Co. (auf dem Level nicht-justiziabler Handlungen mMn kein empfehlenswerter Weg, btw).

Für mich bedeutet, idealerweise, "wir möchten X nicht", dass Menschen sich ernst genommen fühlen, wenn sie X erleben und es ansprechen. Dass es dadurch nicht vorkommt, dürfte unrealistisch sein. Verhindern, dass damit Missbrauch getrieben wird, wird man kaum können. Man kann es aber über die Reaktion darauf eingrenzen.
Ganz ideal sollte es natürlich genügen, jemandem zu sagen, "lass das", damit Schluss ist.
Das auf Seiten der potentiellen Angegriffenen ein CodeofConduct für eine ganz andere moralische Rückendeckung sorgt, finde ich auch richtig. Dafür braucht man auch keinen Maßnahmenkatalog bis ins Detail, sondern im Gegenteil, so ein etwas hemdsärmeliges "Wir möchten bestimmte Sachen nicht, und wir kümmern uns darum" finde ich sogar besser.
Und dass das wichtig ist, sieht man schon daran, dass ich "Arsch" je nach Kontext eher böse als "Schnorrer" empfinde, aber bei beidem nicht das Gefühl hätte, dass da offiziell gegen vorgegangen werden müsste. Das bekäme ich selbst hin, mit sehr tief startender Eskalation. (1. Stufe: "Is ja gut, Dagobert, frag ich wen anders..."). Aber ich fühle mich halt auch bei so ziemlich keinem Thema als mögliches Harassmentopfer, solange es unter Handgreiflichkeiten bleibt. Ich bin schlicht nicht die Zielgruppe und damit nicht maßgeblich .