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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Ucalegon am 6.01.2018 | 12:27

Titel: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 12:27
Weil es im Thread zu Anti-Harassment Policies auf Conventions (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105127.msg134572250.html#msg134572250) auch um die X-Card und ähnliche Techniken ging, hier ein Thread dazu.

Zum Start:
Welche Sicherheitstechniken kennt ihr/verwendet ihr wann und wo und warum?
Erfahrungen?
Missbrauch der X-Card o.Ä.?
Vor-/Nachteile?
Welche Rollenspiele verweisen explizit auf die X-Card o.Ä.?

---
Links:

X-Card by John Stavropoulos (https://docs.google.com/document/d/1SB0jsx34bWHZWbnNIVVuMjhDkrdFGo1_hSC2BWPlI3A/mobilebasic)
Zitat
The X-Card is an optional tool (created by John Stavropoulos) that allows anyone in your game (including you) to edit out any content anyone is uncomfortable with as you play. Since most RPGs are improvisational and we won't know what will happen till it happens, it's possible the game will go in a direction people don't want. An X-Card is a simple tool to fix problems as they arise.

...weitere Links folgen bei Gelegenheit. Wenn ihr gute habt (zu Kommentaren, Techniken, Diskussionen, Actual Play et cetera), immer her damit!
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 12:40
Ich habe ein Problem mit dem meinem Empfinden nach inkludierten Automatismus.

3. “If anything in the game makes anyone uncomfortable…”

I switch from saying “you” to “anyone” and “we” below to reinforce it’s about the group’s needs. I say “anything” so it’s not limited or specific because I don’t want to prejudge what people find uncomfortable because it’s subjective and I’m not here to judge.


 4. “…just simply lift this card up or simply tap it.”

It’s so easy! I will then actually lift the card to make it clear physically how easy it is.


 5. “You don’t have to explain why.”

Explaining is bad because it’s extra effort, a higher barrier to accomplish your goal, and it can feel like being put on trial. Plus explanations means more time not playing.


 6. “It doesn't matter why.”

No judgement. No questioning.

 7. ”When we lift or tap this card, we simply edit out anything X-Carded…”

Repeat what they need to do “lift the card” and emphasize how it is simple and fast.


8. ”And if there is ever an issue, anyone can call for a break and we can talk privately."

If the X-Card isn't enough and someone needs help, their needs are more important than the game.



Von irgendeiner Instanz an Kontrolle durch Coc oder ähnlichem ist nicht die Rede, eher genau im Gegenteil eine Betonung der Absolutheit. Es gibt keine Abwägung der interessen, der Xer gewinnt.

Ich bin mir unsicher, was mit dem issue aus 8. gemeint ist, aber alle anderen Referenzen bezogen sich alleine auf das Befinden des "Xers".

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 6.01.2018 | 12:41
Sicherheitstechniken... Im Endeffekt ein einfaches Vorgespräch über Inhalte und was nicht erwünscht ist (detailliertes Ausspielen von Folter, Vergewaltigung, etc. -generell settingabhänging) und Hinweis darauf, dass die Spieler jederzeit bei Unwohlsein im Spiel ein Veto einlegen können.
Dann weiss ich als SL, woran ich bin und kann die Szene schnell übergehen.
Da ich mir die Spieler vorab aussuche für die Runde, gibt es da auch keine Missbrauchsgefahr.
Sollte das doch irgendwann Mal eintreten, würde ich dem Spieler nahelegen, aus der Runde auszusteigen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ginster am 6.01.2018 | 12:44
Ich habe die X-Card einige Male benutzt, ausschließlich bei Spielen, die sich weitesgehend um Horror drehen. Bei D&D-Ablegern hatte ich bisher nie das Gefühl, dass es nötig gewesen wäre. Benutzt wurde die Karte von den Spielerinnen und Spielern nie.

Die X-Karte, wie ich das bisher gelesen habe, ist vor allem ein Automatismus bezüglich "verletzter Gefühle" und "Recht".
Das verschiebt die Ausgangslage und damit Bereitschaft so etwas zu versuchen erheblich. 

Hier stört mich die Herangehensweise, die im Ursprungsthread auch immer wieder aufgetaucht ist. Sobald man Menschen Möglichkeiten gibt, ihrem Unwohlsein Ausdruck zu verleihen oder ihnen Signale gibt, dass ihre Befindlichkeiten ernst genommen werden, wittert man gleich Missbrauch bis hin zu "Zensur". Ich frage mich ernsthaft, woher diese Besorgnis kommt. Aus der Erfahrung offenbar nicht.

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Irian am 6.01.2018 | 12:49
Die X-Karte ist ja fast schon per Definition für "überraschende" Sachen geeignet. Sie kann natürlich kaum den Fall abdecken, dass jemand mit dem System oder Setting an sich Probleme hat, ersetzt also keinesfalls eine klare Kommunikation vorher, sondern unterstützt diese nur für Fälle, die eben davon nicht abgedeckt waren und quasi "überrraschend" auftreten.

Und nein, grundsätzlich ist bei diesem Konzept eben explizit keine Kontrolle gewünscht, der Rechtfertigungsdruck soll explizit ausgeschlossen werden. Es soll niemand erklären müssen, WARUM er ein Problem hat oder dies irgendwie ausdiskutieren.

Der Grund liegt dafür schlicht in der Prämisse:

Zitat
The people playing are more important than the game we are playing.

Und das ist imho eine gute Sache: Die Spieler sind wichtiger als das Spiel.

Diese Paranoia, dass plötzlich die Leute anfangen, das Spiel zu sabotieren, finde ich ohnehin fragwürdig. Und die Alternative zur X-Karte ist ja nur, dass die Spieler, die Probleme haben, gehen, sich beschweren oder still vor sich hin leiden. Was genau ist davon besser als einfach die Szene überspringen?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 6.01.2018 | 12:53
@Irian
Das Problem ist imo weniger die Sorge vor einer gewollten Sabotage, sondern dass zum Beispiel ein Spieler zu empfindlich ist.
So könnte eine Pazifisten ihres Freundes wegen auf der Von bei Mechwarrior mitspielen, die die Gewalt dann einfach zu krass findet.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 6.01.2018 | 12:53
Zitat
What things have you seen X-Carded?

I've seen the X-Card used easily 60-100+ times (I play a lot of games with a lot of people all over the world). Examples:

1. I described an NPC smoking. A player was trying to quit and felt uncomfortable.
2. We played a modern realistic horror game. Someone introduced funny elves.
3. I described plane turbulence. This triggered a player and luckily I stopped asap (we had to stop the game as well) and we did what we could to help the person in question.

Habe mir jetzt mal nur das rausgesucht und zur besseren Verdeutlichung die Punkte durchnummeriert.

Zu 2.:
Die Anwendungsweise hatte ich im Vorfeld nicht so verstanden und bin auch immer noch ein wenig irritiert. Warum hier die X-Card als Instrument? Hier kann man doch auch sehr wohl begründen, warum es nicht passt (Erinnerung: X-Card wird ohne Begründung ausgespielt!)

Zu 3.:
Trigger. Ja, sowas ist natürlich doof gelaufen, gerade, weil in diesem Fall es für mich ein eher unerwarteter Trigger ist. Hier will ich den Nutzen gar nicht abstreiten.

Zu 1.:
Erm...wat? :o
Vielleicht fehlen mir dazu Infos (die Person hat jemanden an Lungenkrebs verloren, etc.), aber so, wie es da steht, erscheint es mir überzogen. Klar, man kann es in 99 % der Fälle ignorieren (also die Szene eines Rauchers), aber das warum erschliesst sich mir hier überhaupt nicht.

Die Sicherheitstechnik, die ich kenne, ist "Reden". Vor, während, nach der Runde.
 
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 6.01.2018 | 12:54
Was ich spannender finde ist die Frage, wann und warum die X-Card eingeführt wurde

Also der Mechanismus is klar und ist mir auch schon öfter begegnet (die X-Card wurde nie benutzt, trotzallem), aber wann kam das auf?

Oder ist der Link im OP der URSPRUNG der X-Card?

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 12:59
Zu 2.:
Die Anwendungsweise hatte ich im Vorfeld nicht so verstanden und bin auch immer noch ein wenig irritiert. Warum hier die X-Card als Instrument? Hier kann man doch auch sehr wohl begründen, warum es nicht passt (Erinnerung: X-Card wird ohne Begründung ausgespielt!)

Die X-Card kann ohne Begründung benutzt werden. Sie muss nicht.

Oder ist der Link im OP der URSPRUNG der X-Card?

Müsste so sein, ja. Vor 2013 habe ich via Google auch nichts gefunden, d.h. das sollte das Original sein.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 13:01
Hier stört mich die Herangehensweise, die im Ursprungsthread auch immer wieder aufgetaucht ist. Sobald man Menschen Möglichkeiten gibt, ihrem Unwohlsein Ausdruck zu verleihen oder ihnen Signale gibt, dass ihre Befindlichkeiten ernst genommen werden, wittert man gleich Missbrauch bis hin zu "Zensur". Ich frage mich ernsthaft, woher diese Besorgnis kommt. Aus der Erfahrung offenbar nicht.

Nein, das ist eien Falschdarstellung.
Die Probleme sind mit dem Automatismus danach, nicht mit der Aufmerksamkeit für Probleme an sich.
Und damit wird es gerade nicht zum " es geht um DIE spieler"  sondern es geht um DEN Spieler, der am empfindlichsten ist/ als erstes "Opfer" gerufen hat oder auch eben SEINE politische oder ähnliche Marke setzen will.

Die X-Karte ohne den Automatismus der Durchführung sondern nur als Notstop wäre völlig OK, aber eben gerade wohl nicht das, was beabsichtigt ist.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 6.01.2018 | 13:01
Die X-Card kann ohne Begründung benutzt werden. Sie muss nicht.
Also ersetzt sie in diesem Fall (falls mit Begründung) nur den Satz "Moment, hier müssen wir mal drüber reden..."?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 6.01.2018 | 13:02
Zitat
Müsste so sein, ja. Vor 2013 habe ich via Google auch nichts gefunden, d.h. das sollte das Original sein.

Das ist interessant

RPG gibt es seit den 70ern
Wieso kam RPG fast 40 Jahre ohne X-Card aus?

Nicht falschverstehen: Ich finde die eigentlich ganz gut und als Option bei bestimmten mature-Games auch angebracht, trotzdem...

Wieso hatte man damals keine?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Irian am 6.01.2018 | 13:04
Und damit wird es gerade nicht zum " es geht um DIE spieler"  sondern es geht um DEN Spieler, der am empfindlichsten ist/ als erstes "Opfer" gerufen hat oder auch eben SEINE politische oder ähnliche Marke setzen will.

Das ist doch Unsinn. Du postulierst einen Idioten und versuchst, den zum Standard zu erheben. Ist er nicht. In einem normalen Spiel mit normalen Leuten geht durchaus um DIE Spieler, weil jeder woanders Probleme haben kann, weil sich jeder mit was anderem Unwohl fühlen kann.

Und wenn du so einen Idioten hast, der immer Probleme mit allem hat - denkst du dann wirklich, die X-Karte sei das Problem? Ist das nicht ziemlich fragwürdig? So ein Spieler würde doch ohne Zweifel auch ohne die X-Karte letzten Endes Probleme machen. Die X-Karte ändert hier gar nichts - auch nichts an der Lösung, dass letzten Endes drüber gesprochen werden muss.

Wieso hatte man damals keine?

Weil sich auch soziale Interaktion und so weiter entwickeln? Damals hatte man halt noch nicht alles auf dem Schirm. Und in den 70er Jahren wurde ja über vieles schlicht nicht gesprochen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 13:05
Das ist interessant

RPG gibt es seit den 70ern
Wieso kam RPG fast 40 Jahre ohne X-Card aus?

Nicht falschverstehen: Ich finde die eigentlich ganz gut und als Option bei bestimmten mature-Games auch angebracht, trotzdem...

Wieso hatte man damals keine?

Ich bin sicher, dass auch vor der X-Card über Sicherheit und den Umgang mit unerwünschten Inhalten et cetera nachgedacht worden ist. Gerade wenn man LARP mit reinnimmt.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 13:17
Das ist doch Unsinn. Du postulierst einen Idioten und versuchst, den zum Standard zu erheben. Ist er nicht. In einem normalen Spiel mit normalen Leuten geht durchaus um DIE Spieler, weil jeder woanders Probleme haben kann, weil sich jeder mit was anderem Unwohl fühlen kann.

Und wenn du so einen Idioten hast, der immer Probleme mit allem hat - denkst du dann wirklich, die X-Karte sei das Problem? Ist das nicht ziemlich fragwürdig? So ein Spieler würde doch ohne Zweifel auch ohne die X-Karte letzten Endes Probleme machen. Die X-Karte ändert hier gar nichts - auch nichts an der Lösung, dass letzten Endes drüber gesprochen werden muss.

Wenn Regeln aufgestellt werden, die eben nicht auf Kommunikation hinauslaufen (und "drüber sprechen" wird ja wenn der Xer es nicht will explizit ausgeschlossen),  sondern um Durchgriff geht es IMMER um Idioten - die anderen brauchen Regeln in der Form nicht.
Allerdings ist nicht klar/sicher ob die Idioten nicht gerade die Regelaufsteller und deren Proteges sind - doppelt, wenn sie aus einem selbst extremistischen Umfeld kommen. Und was Extremisten mit Regelungshoheit so anstellen können, sollte sich jeder vorstellen können. Sich da hinzustellen sind a nicht alle Leute Idioten bei offensichtlichen Missbrauchsmöglichkeiten bzw., lapidar, dann schießen sie halt mit etwas mehr Mühe anders quer ist wenigstens verantwortungslos.

Und wenn die Leute keine Ididoten sind, warum kann man dann nicht nach einem Stop-X kurz drüber sprechen oder wenn das strittig ist abstimmen lassen (wer unterliegt und das nicht mittragen kann, hat ja die bereist im anderen Faden benannten Walkout-Möglichkeit.
Oder um die Argumentation umzudrehen: Wenn das am Spieltisch nun nicht mehrheitlich Idioten sind, müßte das genauso gut laufen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 13:21
Also ersetzt sie in diesem Fall (falls mit Begründung) nur den Satz "Moment, hier müssen wir mal drüber reden..."?

Nicht wirklich. Die X-Card funktioniert hier genau wie immer, nur dass die Person, die sie benutzt hat, sagt, warum - was sie explizit nicht muss. Eine Einladung zur Diskussion sehe ich da nicht zwingend.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 6.01.2018 | 13:22
Das ist interessant

RPG gibt es seit den 70ern
Wieso kam RPG fast 40 Jahre ohne X-Card aus?

Wieso hatte man damals keine?

Heutzutage, insbesondere in den USA, geht es um die Gefühle. Wenn sich jemand diskriminiert fühlt, ist er ein Opfer von Diskriminierung. Wenn sich jemand, belästigt fühlt, wird die Person belästigt.

Um diese Überwertung von Emotionen, Rechnung zu tragen, werden in den USA insbesondere solche Techniken entwickelt, wodurch die komplette Verantwortung für das Wohlergehen einer Person dem Rest der Runde übertragen wird - noch ohne die Möglichkeit eine Erklärung zu verlangen, was bei einigen Leuten das Spiel zu einem Sackhüpf-Wettbewerb im Minenfeld macht.

Ich dagegen sehe den jeweiligen Spieler in der Verantwortung, der Gruppe die eigenen No Good zumindest vor dem Spiel zu nennen, damit sie weiss, was los ist und ggf. den Spieler als unpassende Person auszuladen.

Vor einiger Zeit war in der Welt ein Artikel, der beschrieb, dass gerade die schwierigen Menschen ihren Willen erhalten, weil sich die anderen nach ihnen richten.

Vor 40 Jahren galt dort drüben noch der Spruch "Sticks and Stones Break your bones...".
Das ist aus meiner Sicht zu extrem, aber heutzutage würde ich mir etwas mehr davon wünschen.

Mein Fazit:
Sicherheitstechniken halte ich für gut und sinnvoll, zumal es für die Gruppendynamik abträglich ist, einen Spieler zu haben, der unglücklich ist.
Aber diese Techniken dürfen den Spieler mit dem Problem von jeglicher Verantwortung für dessen Wohlbefinden freisprechen und dies dem Rest der Runde aufbürden.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 6.01.2018 | 13:31
Nicht wirklich. Die X-Card funktioniert hier genau wie immer, nur dass die Person, die sie benutzt hat, sagt, warum - was sie explizit nicht muss. Eine Einladung zur Diskussion sehe ich da nicht zwingend.
Von Diskussion sagte ich nichts. Nicht jedes Gespräch ist eine Diskussion.

"No funny elves in this game because it would destroy the mood!" oder "No elves...we are playing real world horror, not fantasy horror!"...tut es in meinen Augen genauso.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 6.01.2018 | 13:36
Sicherheitstechniken... Im Endeffekt ein einfaches Vorgespräch über Inhalte und was nicht erwünscht ist (detailliertes Ausspielen von Folter, Vergewaltigung, etc. -generell settingabhänging) und Hinweis darauf, dass die Spieler jederzeit bei Unwohlsein im Spiel ein Veto einlegen können.

Wenn man denn alles so genau vorher besprechen könnte. Mir fallen da mehrere Punkte ein:

Aus der Sicht der Spielleitung weiß ich, dass ich durchaus ja nicht immer exakt den einen Pfad ablaufe. Das ist doch mit einer der Reize von Rollenspiel: die Handlung ergibt sich aus den Aktionen der Runde. Andere Spieler können auch Inhalte rein bringen, die ich so eigentlich nicht geplant habe. Auch deren Beitrag kann zum Zeigen der X-Karte führen. Da kann ich als SL noch so viel klar machen. Ebenso sehe ich einen tollen Handlungsstrang und verfolge lieber den und der führt dann auf abschüssiges Gelände für eine beteiligte Person. Übrigens könnte es sogar die SL sein, die die Karte hebt, wenn die Spielrunde plötzlich im nächsten Dorf das Morden und Foltern beginnt, während man eigentlich Blümchenfantasy im Sinn hatte. (Merkt man, dass ich den Text geschrieben habe, als noch wesentlich weniger Beiträge hier standen?)

Ich werde sicher nicht einem wildfremden Menschen alle meine Traumata und Trigger erzählen und ich bin schon jemand, der mit einigen davon sehr offen umgeht. Sollte sich das Spiel bei einem in die Nähe begeben, kann ich immer noch die Karte zücken, ohne meine Familiengeschichte auszupacken. Gerade im Bereich von Angststörungen, sexueller Gewalt etc. ist Scham durchaus ein Problem. An der Stelle finde ich auch die Vorstellung problematisch, nur Idioten würden nicht darüber sprechen wollen. (Maarzan: "Wenn Regeln aufgestellt werden, die eben nicht auf Kommunikation hinauslaufen (und "drüber sprechen" wird ja wenn der Xer es nicht will explizit ausgeschlossen),  sondern um Durchgriff geht es IMMER um Idioten")

Und zumindest ich habe kein Problem damit, dass irgendwann irgendwer sagt: "Hör mal, glaubst du wirklich, dass das die richtige Runde für dich ist?" Das ist doch genauso Teil einer offenen Kommunikationskultur über den Umgang mit Inhalten zu sprechen, wie zu sagen, dass es mit den Inhalten ein Problem gibt. Siehe das Beispiel mit den Elfen. Nur weil die Karten auf dem Tisch liegen, sind sie doch nicht das einzige Kommunikationsmittel.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: am 6.01.2018 | 13:39
Widersprechen sich die Positionen von Chruschtschow und Ludovico eigentlich? Ich kann jedenfalls beide Posts bedenkenlos unterschreiben.

Edit:
Vor einiger Zeit war in der Welt ein Artikel, der beschrieb, dass gerade die schwierigen Menschen ihren Willen erhalten, weil sich die anderen nach ihnen richten.

Findest Du diesen Artikel noch? Interessiert mich.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 6.01.2018 | 13:41
@schwierige Leute:
War das nicht schon immer so? *Schwiegermutterwitz hier einfügen* ::)

(Wobei das gelogen ist. Meine Schwiegermutter ist eigentlich recht nett. Aber Klischees sind einfach zu stark. ;))

@Wellentänzer:
In der Zielsetzung wahrscheinlich nicht, nur in der Wahl der Methoden.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 13:54
Um diese Überwertung von Emotionen, Rechnung zu tragen, werden in den USA insbesondere solche Techniken entwickelt, wodurch die komplette Verantwortung für das Wohlergehen einer Person dem Rest der Runde übertragen wird - noch ohne die Möglichkeit eine Erklärung zu verlangen

Mit oder ohne X-Card, die Verantwortung tragen alle gemeinsam. Die X-Card wird ja auch von allen benutzt. Eine Runde, die die X-Card verwendet, legt für sich fest: Wir nehmen immer Rücksicht aufeinander und verlangen dafür keine Rechtfertigungen. Finde ich wie gesagt einen sympathischen Standard.

In der Praxis geht es mir übrigens wie Ginster: Ich habe die X-Card bisher nur in Runden gehabt, wo absehbar war, dass schwierige Themen aufkommen, zuletzt bei Bluebeard's Bride, das die Verwendung einer X-Card auch empfiehlt. Stavropoulos dagegen beschränkt sie bewusst nicht darauf.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: La Cipolla am 6.01.2018 | 13:57
Imho fällt die zentrale Funktion einer solchen Maßnahme bisher noch raus: Für mich ist etwa die X-Card nicht vorrangig da, um benutzt zu werden, sondern um zu ZEIGEN, dass ich als Spielleitung a) die No-Gos der Spieler respektieren werde, b) offen für entsprechende Eingriffe bin, auch während des Spiels, und c) ein Spiel spielen möchte, in dem auch die Spieler Rücksicht aufeinander nehmen. Natürlich kann ich das auch in zehn Minuten Vorgespräch und eine sonnige, aber bestimmte Persönlichkeit herüberbringen, aber eine handfeste Regel ist erfahrungsgemäß geeigneter, um üblichen Vorannahmen zu begegnen, die es gerade in der Rollenspielszene deeefinitiv gibt, siehe auch dieser Thread oder ein beliebiger anderer. Und es spart halt Zeit. :<

Ich habe die X-Card schon mehrmals ausliegen gehabt, üblicherweise bei Spielen, die sich zentral mit Horror oder Tabuthemen beschäftigen, habe aber noch NIE erlebt, dass sie benutzt wurde – sehr wohl aber, dass sie im Nachhinein als positiv eingeschätzt wurde, weil Spieler das Gefühl hatten, die Reißleine ziehen zu können, ohne sich rechtfertigen zu müssen! Das kann gerade sensiblen und introvertierten Menschen gewaltig helfen, angstfreier und weniger verschlossen spielen zu können.
Und das ist ja der Punkt: Wenn du ein Problem mit einem Thema hast, ist Rechtfertigen das allerletzte, was du tun willst! Und wenn ihr sagt "Man kann auch drüber reden!", fordert ihr in einem gewissen Sinne von den Spielern, ihre persönlichen Tabugrenzen zu thematisieren ... was schon per Definition nicht ganz einfach ist, denn sonst wären sie ja keine Tabus. ("No Judging" ist imho der entscheidende Punkt der Beschreibung.) Und das ist natürlich auch der Hauptgrund, aus dem Spieler manchmal Sachen mitmachen, auf die sie wirklich, wirklich keinen Bock haben.

Da ich noch nicht erlebt habe, dass sie benutzt wurde, habe ich natürlich auch noch nicht erlebt, dass sie missbraucht wurde, aber dazu wurde eigentlich auch schon alles gesagt: Wenn das jemand tut, hätte er sicherlich auch ohne die Karte grooooße Probleme mit der Situation gehabt und wahrscheinlich nicht unbedingt im Positiven zu einem guten Spielerlebnis beigetragen, weder für sich selbst, noch für die anderen.

Dass es auch ohne wunderbar funktionieren kann, müssen wir nicht groß besprechen, oder? Wenn doch, hat irgendjemand etwas Entscheidendes falsch verstanden. Carry on.



Ein paar Tipps von mir, falls jemand darüber nachdenkt, die Karte einzusetzen:
1. Ich versuche, weder betont ernst, noch betont locker zu sein, wenn ich die Regel erkläre. Es ist einfach ein ganz gewöhnlicher Teil des Spiels.
2. Ich erkläre am Anfang immer, dass man einfach drauftippen kann, um sein Unwohlsein mit der Situation auszudrücken (ich traue mir einfach mal die nötige Empathie zu, um angemessen darauf reagieren zu können :D), dass man aber auch dazu sagen kann, ob man gerade sein Limit erreicht hat oder nur langsam in die Nähe kommt. Dann weiß ich nämlich, wann wir nur einen Schritt zurückfahren müssen und wann vll. auch mal ein harter Schnitt angebracht wäre.
3. Für all das ist es aber natürlich auch zentral, dass die X-Card eine ECHTE Möglichkeit ist, weshalb ich niemals etwas in die Richtung "Wenn niemand die Karte benutzt, ist das auch okay!" sagen würde; so sehr ich es mir auch denke.

Aber wie gesagt, in der Praxis ist da nicht oft was passiert, und das ist überhaupt kein Problem. Die X-Card ist ein großes Ding, was das Feeling am Spieltisch angeht, ob sie nun benutzt wird oder nicht.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 6.01.2018 | 13:57
Zitat
Ich werde sicher nicht einem wildfremden Menschen alle meine Traumata und Trigger erzählen und ich bin schon jemand, der mit einigen davon sehr offen umgeht. Sollte sich das Spiel bei einem in die Nähe begeben, kann ich immer noch die Karte zücken, ohne meine Familiengeschichte auszupacken. Gerade im Bereich von Angststörungen, sexueller Gewalt etc. ist Scham durchaus ein Problem.

Wobei mal ganz unter uns: Warum sollte jmd, der stark traumatisiert ist und gewisse psychische Handicaps hat, eigentlich an einem RPG teilnehmen, wo so ein Thema vorkommt?

Wenn ich bestimmte Ängste oder Aversionen habe, spiele ich garantiert kein RPG mit psychologischen Horror, meide Spiele wo schon auf dem Klappentext steht, in welche Richtung es geht. Wenn ich religiöse Befindlichkeiten habe, zocke ich kein Game wo es um Religion geht. Bin ich Pazifist, nehme ich nicht an einem Spiel um Krieg teil usw.

Also meine Meinung ist dass eine X-Card nicht dazu dient, solche Personen zu schützen. Denn die werden wohl niemals an einer solchen Runde teilnehmen (höchstens zum Zwecke einer Rehabilitierung, aber die ist sicher nicht Hobby sondern unter ärztlicher Aufsicht)

Was ich mir eher vorstellen kann ist: man spielt einfach los und plötzlich neigt der SL dazu, Kämpfe wie son Splatterfilm zu beschreiben und das findet ein Spieler blöd. X-Card

Oder auf einmal werden sexuelle Handlungen/Vergewaltigungen en detail gespielt, auch wenn man die mit einem Satz abhandeln könnte und man hat VIELLEICHT sogar was hier persönlich erlebt. X-Card (ohne da gleich ein Fass aufzumachen

Ganz allgemein finde ich die X-Card eher im Bereich von einem "Nope!"-Schild. Ansage an den SL oder andere Spieler, eine bestimmte Szene nicht zu vertiefen usw. Die Gründe muss man ja nicht nennen
Wenn ich die X-Card bei einer Vergewaltigungsszene zücke kann das daran liegen, dass ich mal vergewaltigt wurde oder weil ich solche Szenen einfach unschön finde. Muss ich mich ja nicht zu äußern und begründen

Solche Sachen wie traumatisierte Spieler, die an Runden teilnehmen, wo sie dann getriggert werden, finde ich immer etwas übertrieben
Klar, es gibt solche Leute, und auch diese spielen RPG, aber die X-Card ist meiner Meinung kein Schutz für Trauma-Patienten vor sich selbst, sondern eher normales Mittel

Das ganze "Traumasierter Spieler"-Ding ist meiner Meinung ziemliche Skandalisierung von RPG

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 14:12
Wobei mal ganz unter uns: Warum sollte jmd, der stark traumatisiert ist und gewisse psychische Handicaps hat, eigentlich an einem RPG teilnehmen, wo so ein Thema vorkommt?

Das diese Art Problem auftritt, muss ja nicht zwingend absehbar sein. Der Trigger kann ja klein genug sein, dass er in dem bekannten Zusammenhang nicht erwartet wurde (oder ggf nicht mal so bekannt bis es auftritt). Als schneller Hinweis ist so eine Karte dann ja durchaus nützlich.
Aber letztlich kann nur sprechenden Menschen passend geholfen werden.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 6.01.2018 | 14:13
Und das ist imho eine gute Sache: Die Spieler sind wichtiger als das Spiel.

Und genau hier prallen die verschiedenen Weltansichten aufeinander: bei mir ist nämlich das Spiel wichtiger als die Spieler. Und jetzt? Werde ich jetzt in deinem Weltbild für immer von allen Conventions gebannt?

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie so genannte "Weltverbesserer" - ohne dies nun als Schimpfwort zu verstehen - sich für die Rechte bestimmter Personengruppen einsetzen und dabei problemlos die Rechte anderer Personengruppen beschneiden, bzw. Menschen, die ihre Meinung nicht teilen als "Reaktionär", "Rechts" oder schlicht "Altmodisch/nicht mehr in unsere Zeit passend" bezeichnen. Schubladendenken par exelence.

Ich persönlich halte gar nichts von X-Cards würde sie weder zulassen, noch beführworten. Nicht alles was alt ist ist schlecht. Etwas das sich dauerhaft bewährt hat muss nicht immer neu hinterfragt und/oder verschlimmbesert werden. Ich bin da ganz wertkonservativ. Und genau da hängt der Haken: mittlerweile haben die westlichen Gesellschaften einen Spalt, der sich in quasi jeder Nation durch die Köpfe zieht. Es wäre wohl am besten eine Mauer durch die Republik zu ziehen und die einen auf die eine Seite, die anderen auf die andere Seite zu schicken. dann kann jeder unter seinesgleichen glücklich werden, da wir offensichtlich nicht mehr die selben Werte teilen. Und ich befürchte, dass ein Kompromiss nicht mehr möglich ist. Das "Konservative" Lager hat über zweieinhalb Jahrzehnte immer den Kompromis gesucht und nun eine Grenze des Möglichen erreicht. Irgendwann muss eben Schluss sein.

Sorry liebe Tanelorn-Mods, dass das jetzt ein wenig in Richtung SC ging, aberich denke hier einen guten Erklärungsansatz geliefert zu haben, der auf einige der jüngsten Threads anzuwenden ist.

Zurück zum Thema: die X-Card, so sie eingeführt werden sollte, was ich nicht hoffe, muss dann "gleiches Recht für alle" bedeuten und nicht nur "so wie es meiner Weltsicht entspricht". Der eine hat Probleme mit Gewaltdarstellungen, der andere mit Schmalzszenen. Der eine hat ein Problem mit der Darstellung von Gewalt gegen Frauen, der andere mit Homosexualität. Der eine hat ein Problem mit Darstellung von Rassismus, der andere mit Polytheismus. Da kann man nicht sagen: "Die Erstgenannten Probleme sind ECHTE probleme und die anderen kommen nur von bösen Menschen, die toxisch sind."
Sonst ist man gleich auf der Ebene: "Wenn du kein Problem siehst, bist du Teil des Problems." Das ist Ideologie und dazu: siehe meine Signatur.

Der andere Punkt der mir aufstößt: mal an die Spielleiter gedacht? Die Erwartungshaltung, die manche User hier im T. an die SL richtet sind schon unglaublich. Auf einer CON reden wir also von Menschen, die unbezahlt, oftmals noch nichteinmal im Eintritt ermäßigt, sich einen haufen Arbeit machend (Stichwort: Vorbereitungsaufwand) den Job erledigen, ohne den die CON gar nicht stattfinden würde. Zum Ausglaich dürfen sie nun ihre Abenteuer (im schlimmsten Fall) komplett über den Haufen werfen, Szenen streichen und/oder überspringen auf jedes Wehwehchen professionell und ausgebildet einfühlsam reagieren, toxische Menschen vertreiben (wobei es eine gute Frage ist wer von wem als "toxisch" bezeichnet wird) und und und. DAS nenne ich mal frech. Da würde ich persönlich sagen: "Am A* die Waldfee" (wie in unserem Bekanntenkreis ein beliebter Satz lautet).

Also das Pferd mal umgekehrt aufzäumen: Auf den zetteln die am schwarzen Brett hängen steht - wenn es dem veranstalter nichts ausmacht - ein Kästchen zum Ankreutzen "X-Card wird verwendet". Dann könne alle, die das die beste Erfindung seit geschnitten Brot finden (und hey: ihr dürft das gerne, ich habe damit keine Probleme, solange es nicht zum Zwang wird) das aus-ix-en und alle anderen nicht. und ihr könnt dann entscheiden wo ihr mitspielt. Und alle sind glücklich. Da die nicht-wertkonservative-Seite i.d.R. allerdings mit allem, was nicht genau ihrer Vorstellung von der Welt entspricht, probleme hat wird jetzt gleich ein Aufschrei losgehen, Marke "Wie kannst du es wagen meine Freiheit einzuschränken" ; "Wenn ich Warhammer bei dir spielen will, dann darfst du mich nicht ausgrenzen - das ist Rassismus!" ; "Besser ist es wir machen es zur Pflicht - dann kommen die Leute die das nicht mögen einfach nicht mehr, auf die können wir eh verzichten!". Denkt aber bitte daran: Demokratie bedeutet Kompromis und nicht "nur meine Meinung ist richtig". Die Aussagen lassen sich nämlich problemlos umddrehen zu "Wie kannst du es wagen meine Freiheit (als SL) einzuschränken" ; "Wenn du dich weigerst bei mir zu spielen..." udn auch der "Verzicht" sit ein zweischneidiges Schwert.

oder um nochmal die Frage mit einem Zitat von Helfried zu beantworten: "Ich lehne das ab!"
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 6.01.2018 | 14:15
Heutzutage, insbesondere in den USA, geht es um die Gefühle. Wenn sich jemand diskriminiert fühlt, ist er ein Opfer von Diskriminierung. Wenn sich jemand, belästigt fühlt, wird die Person belästigt.

Gut. OHNE Polemik. Ich fühle mich von der X-Card diskriminiert. Ehrlich. Ohne Scheiß. Ich möchte das nicht.

Ich fühle mich von Menschen, die mir erklären wollen, dass die Art wie ich spiele falsch oder toxisch sei belästigt. Auch wahr. keine Polemik. Es ist so.

Und was machen wir jetzt?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Huhn am 6.01.2018 | 14:16
Ich hab schon mehrfach online bei einem SL gespielt, der in Maptool einen "Danke, Thema reicht"-Button hat. Wenn der gedrückt wird, schickt er eine kurze Chatnachricht nur an die SL, die signalisiert, dass die Szene oder das aktuelle Thema jetzt bitte nicht weiter vertieft werden soll. Die anderen in der Gruppe kriegen davon erstmal gar nichts mit und die SL hat dann die Möglichkeit, die Szene in eine andere Richtung zu lenken, durch etwas Unvorhergesehenes zu unterbrechen etc. Ist im Grunde wohl so etwas wie eine X-Card, aber subtiler und ohne den Spielfluss zu unterbrechen.

Ich hab das immer als positiv empfunden, dass es den Knopf gibt, hab ihn aber selbst nie benutzt (und auch nicht mitbekommen, dass wer anders ihn benutzt hätte). Es gab aber tatsächlich mal eine Szene, wo ich kurz überlegte, ihn zu nutzen - über die habe ich mit dem betreffenden Mitspieler dann hinterher auch privat nochmal gesprochen. Auch wenn ich ihn letztendlich nicht benutzt hab (und die Szene, wenn auch belastend, sogar als tolles Spiel empfand), war ich froh, so eine Reißleine zu haben. Gerade in Runden, in denen Reizthemen mit großer Wahrscheinlichkeit auftreten, würde ich eine solche Notbremse vermutlich selbst auch einbauen.

Es hilft halt nicht immer, vorher mit Menschen über ihre persönlichen Grenzen zu sprechen, denn das ist situationsabhängig. Die vorhin angesprochene Szene war mit diesem Spieler ok und wäre es vielleicht auch mit ein oder zwei anderen ausgewählten Menschen gewesen - sonst nicht! Ich hätte auch vorher nicht festmachen können, warum genau da meine Grenze erreicht war. Es ging mehr um die Art und Weise als den eigentlichen Inhalt.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 6.01.2018 | 14:18
Zitat
Das diese Art Problem auftritt, muss ja nicht zwingend absehbar sein. Der Trigger kann ja klein genug sein, dass er in dem bekannten Zusammenhang nicht erwartet wurde (oder ggf nicht mal so bekannt bis es auftritt). Als schneller Hinweis ist so eine Karte dann ja durchaus nützlich.
Aber letztlich kann nur sprechenden Menschen passend geholfen werden.

Das is auch alles richtig und wichtig

Mein Punkt ist der, dass ich bei X-Card und ähnlichen Methoden die "Traumatisierte Spieler"-Keule eher außen vor lassen würde
Denn ich denke, dass dies die Minderheit betrifft

Es ist eher ein "Nope!"-Schild und hat wohl fast nie mit persönlichem Trauma zu tun sondern mit Geschmacksvorstellungen, Ästhetik, "Lust auf/keine Lust auf" usw

Wenn man jetzt üpber sowas wie die X-Card spricht und dabei vor allem den Schutz von Trauma-Patienten betont, geht es da irgendwie an der Wirklichkeit vorbei oder nicht?

Vielleicht habe ich auch keine Ahnung und der Großteil der RPG-Szene besteht aus traumatisierten Leuten mit extremen Ängsten/Aversionen, die sich natürlich an den Tisch setzen und Spiele zocken, wo das Thema vorkommt, und die man mit der X-Card vor sich selbst schützen muss

Bin eher der Ansicht, dass es sich eine extreme Minderheit handelt für die sowas wie X-Card AUCH nützlich ist, für die aber die X-Card nicht in ERSTER LINIE gedacht is
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: La Cipolla am 6.01.2018 | 14:18
Zitat von: Huhn
...

Das ist übrigens genau der Effekt, den ich meine. Schön, es auch hier aus erster Hand zu hören. ^^


Zitat von: Archoangel
...

Also hier, in diesem spezifischen Thread, bist du imho der erste, der ganz entschieden nicht nach einem Kompromiss sucht, sondern sich querstellt. Denn, es wurde ja schon sehr vielseitig diskutiert, was du aber übergehst.
Es tut mir leid, wenn du in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit irgendwelchen Leuten und ihren extremen Einstellungen gemacht hast, aber ganz ehrlich sehe ich nicht, wie dieser Post diese verfahrene Situation verbessert. Ich würde ihn eher als Teil des Problems verstehen.

Für mich ist die Vorstellung, jemand würde sowas wie die X-Card zur politischen Einflussnahme nutzen, auch eine ziemlich Absurde, abgesehen natürlich von einigen Idioten, die man immer hat, und die immer Wege finden, idiotisch zu handeln. Viele andere aber profitieren nachweislich davon (Beleg: Thread lesen!). Also ist die Frage: Auf Basis einer rein ideologischen Befürchtung heraus das ganze Konzept verteufeln und seine Fürsprecher diskriminierend nennen oder die definitiv realen Vorteile zumindest thematisieren?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 14:27
Es ist eher ein "Nope!"-Schild und hat wohl fast nie mit persönlichem Trauma zu tun sondern mit Geschmacksvorstellungen, Ästhetik, "Lust auf/keine Lust auf" usw

Wenn man jetzt üpber sowas wie die X-Card spricht und dabei vor allem den Schutz von Trauma-Patienten betont, geht es da irgendwie an der Wirklichkeit vorbei oder nicht?

Vielleicht habe ich auch keine Ahnung und der Großteil der RPG-Szene besteht aus traumatisierten Leuten mit extremen Ängsten/Aversionen, die sich natürlich an den Tisch setzen und Spiele zocken, wo das Thema vorkommt, und die man mit der X-Card vor sich selbst schützen muss

Ich wäre auch sehr vorsichtig damit, vorschnell Begriffe wie Trauma oder Trigger zu benutzen.

Trotzdem gibt es natürlich jenseits von ästhetischem Empfinden einfach Themen und Situationen in Rollenspielen, die manchen Leuten zutiefst unangenehm sind.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 6.01.2018 | 14:29
@Archoangel:
Ich war als Kind Misshandlungen ausgesetzt. Ich habe daran sehr lange stark geknabbert, mittlerweile ist es im Allgemeinen kein Problem, insbesondere in fiktiven Inhalten. (*me points at "Crusader Kings II"-Thread.) Im rollenspielerischen Kontext kann ich das auch durchaus anspielen - Stichwort Immersion. Der emotionale Impact ist krass, aber das Maß für mich steuerbar in Runden, denen ich vertraue. Was ein Therapeut dazu sagen würde? Keine Ahnung. Aber das hier zu schreiben, geht mir auch schon ein bisschen quer. Würde ich auf einer Con nicht gezielt anspielen.

Aber das ist nicht leicht jemandem von Angesicht zu Angesicht zu sagen: So ist das. Gewalt gegen Kinder kommt im rollenspielerischen Kontext immer wieder vor. In den meisten unangekündigten Fällen liegt das unter der Schwelle, an der es Leid bei mir auslöst. Heute habe ich kein Problem zu sagen: Stopp, danke, reicht. Bis hier hin. Wenn ihr da weiter geht, dann ohne mich. Vor zwanzig Jahren wäre ich einfach still geworden, weil ich damals halt ein anderer, stillerer Mensch war. Die Karten hätten da vielleicht ein Stimme verliehen, die ich damals schlicht nicht hatte.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Scimi am 6.01.2018 | 14:30
Wobei mal ganz unter uns: Warum sollte jmd, der stark traumatisiert ist und gewisse psychische Handicaps hat, eigentlich an einem RPG teilnehmen, wo so ein Thema vorkommt?

Alles Mögliche kann ein Trigger sein und es wäre eine unmögliche Forderung, alle Trigger vorher zu definieren. Es geht ja nicht um klar umrissene Tabuthemen (sexuelle Gewalt, Folter etc.), sondern z.B. um Auftreten und Aussehen von Charakteren, bestimmte Situationen und soziale Dynamiken, teilweise einzelne Worte oder Details. Oft ist einem nicht einmal vorher bewusst, was genau ein Trigger sein kann, bevor er eben auslöst.

Blödes Beispiel: Vor einiger Zeit ist mein Vater gestorben und eigentlich ist das für mich geistig erledigt. Aber an und ab erinnern mich die blödesten Dinge an ihn: Ein halb verstandener Satz, ein Geschmack, ein Text, den ich lese, eine Situation. Meistens haben die Dinge überhaupt nichts direkt mit meinem Vater zu tun, es kommt mir in den Sinn, wie er wohl Dinge finden oder sich an der Stelle verhalten würde. Das hat auch kein System, dass man sagen könnte, dass ein bestimmtes Element immer Erinnerungen auslöst oder nie. Andererseits ist das durchaus an Dinge gekoppelt, ich kann das Gefühl verdrängen, indem ich mich auf andere Dinge konzentriere. Wenn das ein Problem für mich wäre und ich diese Erinnerungen gern vermeiden würde, könnte ich niemandem eine Liste geben, ich könnte es nur im jeweiligen Moment kommunizieren.

Und in einem Spiel, wo potentiell alle Arten von Personen und Situationen auftreten können ind wo jede Sitzung anders ist, kann man keine Garantien geben, dass Trigger nicht vorkommen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 6.01.2018 | 14:33
@Irian
Das Problem ist imo weniger die Sorge vor einer gewollten Sabotage, sondern dass zum Beispiel ein Spieler zu empfindlich ist.
So könnte eine Pazifisten ihres Freundes wegen auf der Von bei Mechwarrior mitspielen, die die Gewalt dann einfach zu krass findet.

In dem Fall ist es dann aber doch sinnvoll, wenn sie/man das nicht weiterspielt, oder?

Und natürlich ist es hilfreich, wenn vorher alle so ungefähr wissen, womit sie rechnen müssen.

Allerdings gibt es in den meisten Hintergrundwelten (und bei manchen Spielleitern auch unabhängig von diesen...) plötzlich mal auftauchende, schwer vorhersehbare Ereignisse, die dann durchaus problematisch sein können. Oder es haben halt nicht alle die Spielwelt auf die gleiche Weise interpretiert (ein Blick in einige Midgard-Threads hier im Forum ist da sehr aufschlussreich).
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 6.01.2018 | 14:35
Zitat
Blödes Beispiel: Vor einiger Zeit ist mein Vater gestorben und eigentlich ist das für mich geistig erledigt.

Mein Beileid, Scimi!

Klar, sowas gibt es, und auch bei mir war mal sowas. Hatte zB damals eine blöde trennung von Freundin und plötzlich fühlten sich alle Szenen in so einer Richtung sch*** an oder "seltsam"

Geht auch nicht direkt um das wertfreie Wort "trigger" sondern eher um trauma&Co

Allgemein will ich hier nix Kleinreden oder Leuten was absprechen, sondern um eine Form von Skandalisierung des RPG-Hobbys
btw: was Ähnliches hab ich auch bei dem Rassismus-Thread, der aktuell ist, angemerkt



Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 6.01.2018 | 14:35
Das ist übrigens genau der Effekt, den ich meine. Schön, es auch hier aus erster Hand zu hören. ^^


Also hier, in diesem spezifischen Thread, bist du imho der erste, der ganz entschieden nicht nach einem Kompromiss sucht, sondern sich querstellt. Denn, es wurde ja schon sehr vielseitig diskutiert, was du aber übergehst.

Es tut mir leid, wenn du in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit irgendwelchen Leuten und ihren extremen Einstellungen gemacht hast, aber ganz ehrlich sehe ich nicht, wie dieser Post diese verfahrene Situation verbessert. Ich würde ihn eher als Teil des Problems verstehen.

dann verstehe ihn als Teil des Problems. Wohlgemerkt: eines Problems das du siehst und ich nicht. Ich bin die "alles darf gerne weiterhin so laufen wie es die letzten 40 Jahre gelaufen ist"-Fraktion. Du musst mich von den Vorteilen überzeugen, nicht ich dich von den Nachteilen. Ich will das Alte behalten, du das Neue durchsetzen. Da ist der Konflikt. Da kann man darüber reden und im Zweifel muss nach einem jahrelangen Prozess eine Gewissensentscheidung durchgeführt werden. Mein Kompromis ist das X auf dem SL-Aushang. Einen besseren kann ich dir zur Zeit nicht bieten, da ich keine Veranlassung sehe mein BVerhalten zu ändern. Damit kannst du mich gerne zu der Gruppe der Leute zählen, die das Problem darstellen. Aber eben: aus deiner Sicht.

Ich bin nun leider auch kein Dinosaurier und - was Wunder - die Leute in meinem Umfeld sehen es wie ich. Und meine Kinder werde ich so erziehen, was Wunder, so wie du die deinen anders erziehst. So ist das Leben.

Hier wollen aber leider - aus meiner Sicht - einige Leute (in meiner Welt eine Minderheit) anderen Leuten (in meiner Welt der Mehrheit) ihren Glauben aufzwingen. Das finde ich nicht gut. Und dagegen wehre ich mich. Mit Worten. Mir geht es z.B. primär um die Einschränkung und die Erwartungshaltung an den Spielleiter. Diesen Punkt vertrete ich hier momentan alleine, den hat noch kein anderer aufgeführt. Ich wage jedoch stark zu bezweifeln, dass ich die einzige SL auf der Welt, ja noch nichteinmal die einzige in D bin, der das so geht. Zumindest kenne  ich einige, die das sehen wie ich. Einige haben die Weltverbesserer schon von den CONs vertrieben, ohne scheiß. Ich kenne Menschen, die gehen nicht mehr auf Conventions, weil über die Jahre verschiedene Dinge Einzug gehalten haben, die sie nicht mögen. letztlich geht es also manchen darum die Vertreter meiner Weltsicht aus dem CON oder gar aus dem Hobby, möglicherweise sogar aus der welt zu drängen. Das ist Fanatismus. Finde ich nicht gut.

Bisher habe ich hier keinen Kompromis sehen können, mit dem ich leben kann. Bisher argumentiert die "Gegenseite" immer nur: das muss so sein, wenn du es nicht so siehst bist du ***.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 6.01.2018 | 14:38
Zeigt ja auch das Beispiel von der Web-Seite: Flugturbulenzen.

Müsste jetzt drüber nachdenken, ob es bei uns sowas mal gab (würde ich bei Shadowrun nicht ausschließen), aber ich würde natürlich nicht dran denken, dass jemand in dem Moment so etwas haben könnte.
Deswegen finde ich sie in dem Moment nicht unnütz, wobei ich (!!!) auch hier eine kurze Ansage ohne großes Nachfragen als Möglichkeit sehe.

Das Raucher-Beispiel liegt mir da viel mehr im Magen (davon ausgehend, dass es eben kein Trigger war):
Wenn ein militanter Nichtraucher deswegen gehen möchte, weil ich Tatort 1970, Cthulhu 1920, Hannibal Smith oder whatever einigermaßen getreu ausspiele, dann braucht es keine X-Card. Dann bitte gehen, ohne Groll meinerseits.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: La Cipolla am 6.01.2018 | 14:39
Zitat von: Archoangel
dann verstehe ihn als Teil des Problems. Wohlgemerkt: eines Problems das du siehst und ich nicht.

Naaaaaa, du missverstehst mich, ich meine das Problem, das du oben selbst sehr treffend beschreibst:

Zitat
Und genau da hängt der Haken: mittlerweile haben die westlichen Gesellschaften einen Spalt, der sich in quasi jeder Nation durch die Köpfe zieht. Es wäre wohl am besten eine Mauer durch die Republik zu ziehen und die einen auf die eine Seite, die anderen auf die andere Seite zu schicken. dann kann jeder unter seinesgleichen glücklich werden, da wir offensichtlich nicht mehr die selben Werte teilen. Und ich befürchte, dass ein Kompromiss nicht mehr möglich ist. Das "Konservative" Lager hat über zweieinhalb Jahrzehnte immer den Kompromis gesucht und nun eine Grenze des Möglichen erreicht. Irgendwann muss eben Schluss sein.

Wieso ist gerade DIESER Thread hier ein Moment, an dem Schluss sein muss? Ich hätte vor deinem Post gesagt, dass er eigentlich eine sehr konstruktive Diskussion enthielt, in der alle zumindest versucht haben, sich gegenseitig zu verstehen. Wenn du dich an so einer Stelle querstellst, sagst du u.a. auch, dass du die sehr realen Erfahrungsberichte im Thread zugunsten deiner Ideologie übergehst.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 6.01.2018 | 14:41
...

Das ist schlimm und ich kann das gut verstehen. In meiner Hausrunde würde ich das wohl berücksichtigen. Auf einer CON wäre mir das ersteinmal schnuppe. Wenn du vor dem Spiel zu mir kämest und mir diesem Problem mitteiltest, hätte ich die Chance zu sagen:"Oh, das ist jetzt dumm ... suche dir besser eine andere Gruppe, denn DAs wird wohl vorkommen." Wenn es so ist. Aber mein Abenteuer auf den Haufen werden, weil jemand eine Karte berührt. Ich habe auch Spielspaß der flöten geht. Und ich habe nicht nur dir, sondern auch den anderen gegenüber eine Verpflichtung. Steh auf und geh. Das hat sich bewährt.

Gegenbeispiel: ein Freund wurde von einem Mann vergewaltig. Jetzt hat er enorme Probleme mit Schwulen. Eine schwule Szene wird gespielt, er tippt die Karte. Einge hier wären sofort auf 180 und würden ihm weiß-der-Geier-was vorwerfen und ihn wahrscheinlich von der CON schmeißen.

Wie gesagt: bei mir bitte vorher ansprechen, da keine X-Card. Bei X-Card-Leuten: gleiches Recht für alle.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Scimi am 6.01.2018 | 14:42
Mein Beileid, Scimi!

Kein Problem, sollte jetzt eigentlich gar nicht der Punkt sein. Ich habe halt sonst keine vergleichbaren persönlichen Erfahrungen.

Ich sehe das auch weniger als schmerzliches Thema, sondern als interesantes Phänomen. Aber ich kann mir vorstellen, wie einschränkend das wäre, wenn mich solche Vorfälle stark mitnehmen oder sogar in irgendwelche Panikzustände versetzen würden.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 14:43
In dem Fall ist es dann aber doch sinnvoll, wenn sie/man das nicht weiterspielt, oder?

Und natürlich ist es hilfreich, wenn vorher alle so ungefähr wissen, womit sie rechnen müssen.

Da hast du aber ein Problem mit Leuten mit "Erziehungsauftrag" bzw. entsprechender Anspruchsagenda (oder einfach massivem EGO und einem Werkzeug das durchzusetzen).
 
Und genau aus dieser Ecke kommt das Ganze ja, auch wenn die nominelle Absicht löblich ist.

Zusatz zu Archoangel & Neuerungen:
Vor allem, wenn geschätzt 80% der Vorteile auch ohne die letztlich toxischen Automatismen möglich sind.
Es geht ja nicht grundsätzlich gegen Neuerungen, sondern gegen undurchdachte bis toxische Neuerungen.



Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 6.01.2018 | 14:47
Also wie häufig würdet ihr so eine X-Card in euren Runden denn einsetzen? Wie oft habt ihr euch schon gewünscht, dass es eine X-Card gebe?

Bei manchen liest sich das so, als hätte man die Erwartung, dass die alle 5 Minuten gezückt wird. Mir klingt das eher nach einem Einsatz alle 5 Jahre oder so.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 6.01.2018 | 14:47
Heutzutage, insbesondere in den USA, geht es um die Gefühle. Wenn sich jemand diskriminiert fühlt, ist er ein Opfer von Diskriminierung. Wenn sich jemand, belästigt fühlt, wird die Person belästigt.

Um diese Überwertung von Emotionen, Rechnung zu tragen, werden in den USA insbesondere solche Techniken entwickelt, wodurch die komplette Verantwortung für das Wohlergehen einer Person dem Rest der Runde übertragen wird - noch ohne die Möglichkeit eine Erklärung zu verlangen, was bei einigen Leuten das Spiel zu einem Sackhüpf-Wettbewerb im Minenfeld macht.

Ich dagegen sehe den jeweiligen Spieler in der Verantwortung, der Gruppe die eigenen No Good zumindest vor dem Spiel zu nennen, damit sie weiss, was los ist und ggf. den Spieler als unpassende Person auszuladen.
()...
Vor 40 Jahren galt dort drüben noch der Spruch "Sticks and Stones Break your bones...".
Das ist aus meiner Sicht zu extrem, aber heutzutage würde ich mir etwas mehr davon wünschen.
(...)

Während ich Deiner Kritik an den Auswüchsen der Identity Politics (nicht nur in den USA) völlig zustimme, denke ich nicht, dass man die bisherige Diskussion hier in dieser Richtung missverstehen muss.*

Es muss doch einen Mittelweg zwischen "Stell-Dich-nicht-an-und-halt-die-Klappe,-Du Weichei" und strafbewehrter Forderung nach Betroffenheitsauslöser-Warnungen geben.
Und dieser Mittelweg scheint mir durchaus darin zu bestehen, dass man darüber redet, was alle möchten und erwarten und das man eine Atmosphäre schafft, in der es dann auch möglich ist, Szenen zu unterbrechen, wenn einem das ganze nicht geheuer ist. So ähnlich wie man bei Horror-Filmen (und anderen Filmen?) halt den Raum verlässt oder ggfs. den Film anhält, wenn einem das Gesehene nicht gut bekommt.

Welche genaue Abstufung davon man braucht ist dann wohl der jeweiligen Gruppe zu überlassen.

Und natürlich gibt es kein wirksames Rezept gegen gestörtes Sozialverhalten auf der einen oder der anderen Seite. Allerdings bin ich da eindeutig auf Seite der Empfindlichen und bei deren Recht, nicht belästigt zu werden. Natürlich erwächst daraus kein Recht, dass alle anderen dann eine den Empfindlichen genehme gemeinsame Aktivität mitmachen müssen. Aber ganz sicher gibt es keine soziale Pflicht, etwas über sich ergehen zu lassen, was einem dann vielleicht lange Zeit psychisch nachhängt, nur um Erwartungen anderer gerecht zu werden.

Daher halte ich die Idee, eine Möglichkeit des Einspruchs während des Spiels zu formalisieren für gut. Ob man das dann X-Card nennt, oder sich einfach nur auf ein mündlich vorzubringendes nicht begründungspflichtiges Vetorecht einigt, ist - aus meiner Sicht - vor allem eine Frage der jeweiligen Persönlichkeiten und ihrer Bedürfnisse.

*Was ich allerdings dabei auch immer wieder feststelle, ist, dass es durchaus hilfreich sein könnte, wenn wir Begriffe und Konzepte erstmal ins Deutsche übersetzen würden und uns dann bemühen würden, diese Konzepte (wiederum vorzugsweise en allemand oder in der jeweiligen Erstsprache) zu durchdenken. Was, auch in diesem Forum, teilweise an unverstandenen Anglizismen herumschwirrt und was das für manche Diskussionen anrichtet, stößt mir häufiger ziemlich auf.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Scimi am 6.01.2018 | 14:51
Also wie häufig würdet ihr so eine X-Card in euren Runden denn einsetzen? Wie oft habt ihr euch schon gewünscht, dass es eine X-Card gebe?

Ich frage mich halt, bei wie vielen Gelegenheiten, wo Spieler plötzlich zum Klo mussten oder sich mit Handys, Regelbüchern oder Gesprächen abgelenkt haben, eine X-Karte die Leute vielleicht im Spiel gehalten hätte...  wtf?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 6.01.2018 | 14:53
@Archo:
Guck doch mal auf die Regeln:
7. ”When we lift or tap this card, we simply edit out anything X-Carded…”

Repeat what they need to do “lift the card” and emphasize how it is simple and fast.


8. ”And if there is ever an issue, anyone can call for a break and we can talk privately."

If the X-Card isn't enough and someone needs help, their needs are more important than the game.


Da hat einer auf die Karte getippt. Ich schaue auf die Inhalte, die gerade dran waren und sehe: "Woah, in der Richtung geht es nach meinem Plan aber noch richtig ab! Entweder schmeiße ich mein Abenteuer hin oder der andere geht." Das wäre für mich ein issue, nach dem ein kurzes Gespräch mit dem Spieler abseits des Tischs doch möglich sein sollte. Ich teile ihm mit: "Guck mal, das ist jetzt für den weiteren Spielverlauf wichtig, dass wir den kleinen Timmy da jetzt an die Wand nageln. Wenn dir das zu viel ist, ist das wahrscheinlich die falsche Runde." Und dann greift eben Open Door.

Und ich muss ja auch weder nachfragen noch eine Begründung verlangen. Ich sage dem Spieler, der Spielerin kurz, was an der Szene vielleicht so wichtig ist, dass ich es drin lassen will oder muss. Abseits des Tischs in einem Vier-Augen-Gespräch. Und mein Gegenüber muss ja nichts begründen und kann über den Verbleib in der Runde entscheiden.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Gambit am 6.01.2018 | 14:56
Ich habe noch nie eine X-Card benutzt, was überwiegend daran liegt das ich noch gar nicht solange davon weiss. Ich werde aber definitiv eine verwenden wenn ich Bluebeard's Bride leiten werden, das ist auch ein System bei dem ich mir gar nicht vorstellen könnte es ohne die Karte (oder ein ähnliches Hilfsmittel) zu leiten oder zu spielen. Den Sinn und Zweck der Karte finde ich sehr gut.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 6.01.2018 | 14:57
Also wie häufig würdet ihr so eine X-Card in euren Runden denn einsetzen? Wie oft habt ihr euch schon gewünscht, dass es eine X-Card gebe?

Bei manchen liest sich das so, als hätte man die Erwartung, dass die alle 5 Minuten gezückt wird. Mir klingt das eher nach einem Einsatz alle 5 Jahre oder so.

Ich erinnere mich an genau eine Situation, in der ich das genutzt hätte.

Gab es aber nicht. Da wir eine derartige Absprache nicht hatten, bzw. gar keine Absprachen hatten, lief es darauf hinaus, dass ich rausgegangen bin und dann später darauf verzichtet habe, weiterzuspielen.
Es ist mir seitdem auch wichtig, mich vorher genau darüber zu informieren, was gespielt wird und was die übliche Spielweise ist. Trotzdem bin ich sehr froh darüber, dass wir in meinen derzeitigen Runden diese Themen (kurz) besprochen haben und uns auf Einspruchsmöglichkeiten geeinigt haben. Klappt für alle viel besser. vor allem, weil alle wissen, woran sie eigentlich sind. Bisher hat niemand Einspruch erhoben.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 14:58
@ der Narr.

Ich habe noch nicht mit der X-Karte gespielt, aber mit Leuten, die dann so über die Diskussion "Rassismus"/"Sexismus" versucht habe sich und ihre Interessen durchzusetzen.
Ich habe auch schon Fälle erlebt, wo eine X-Karte nominell angebracht gewesen wäre, z.B. der hier schon erwähnte PC zu PC Übergriff.   
Wobei das da wohl auch eher Tünche gewesen wäre, wenn alle am Tisch geblieben wären und nur der Übergriff selbst per X abgebrochen worden wäre. 78 EH lightningbolt hat das dann damals IC geregelt. Auch nicht optimal, aber erst einmal wirksam.

@Chuschtschow:
Ich habe das so verstanden, wenn geXt wurde, ggf mit dem Hinweis "Gewalt gegen Kinder" war es dass mit dem "wichtigen Spielverlauf". Dann ist der Plot in die Richtung gestrichen, ohne Diskussion.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 6.01.2018 | 14:59
@ Maarzan:
Der Automatismus ist unglaublich wichtig, weil jede Alternative zum Automatismus eine weitere Hürde dastellt. Der Grundgedanke dahinter ist, dass es sehr vielen Menschen unglaublich schwer fällt ihr Grenzen rechtzeitig zu verteidigen. Und deshalb sollten keine zusätzlichen Hürden existieren.

Seit ich das verstanden habe achte ich da in meinem persönlichen Umfeld sehr drauf und finde dieses Problem fast überall. Leute die Ja sagen obwohl sie lieber Nein sagen würden. Leute die gar nichts sagen obwohl ihnen etwas gegen den Strich geht. Leute die sich nicht beteiligen, weil sie Angst haben für ihre (teils guten) Ideen ausgelacht zu werden. Leute die Kritik nicht äußern. Leute die sich an Diskussionen nicht beteiligen obwohl sie etwas zu sagen hätten.

In Unternehmen ist das längst als Problem erkannt das unglaublich viel Potential verschwendet. Deshalb gibt es Moderationstechniken und Regeln die festgelegt und etabliert werden, damit Besprechungen möglichst frei von solchen Problemen ablaufen. Deshalb werden z.B. bei einem Brainstorming die Ideen der anderen Teilnehmer nicht zerredet. Weil dann viele keine Lust mehr hätten Ideen beizusteuern.

Konkret auf die X-Card bezogen. Es gibt eine Szene im Rollenspiel die einen Spieler triggert. Vielleicht aufgrund von Vorerfahrungen.

Option A: Wir haben die X-Card, ich mache davon Gebrauch, und hinterher wird nie wieder darüber geredet.
Option B: Wir haben die X-Card, ich mache davon Gebrauch, ich muss dann erklären warum mich das getriggert hat und hinterher diskutieren alle darüber ob das als Grund ausreicht.

Bei welcher Option zieht der Spieler wohl früher/rechtzeitig die Notbremse? Bei Option A.
Ist bei Option B überhaupt gegeben, dass er die Notbremse zieht? Nein. Denn vielleicht möchte er gar nicht darüber reden warum ihn das triggert. Vielleicht ist der Grund dafür zu privat. Oder ihm wäre die Diskussion über seine Gefühle unangenehm.

Bei Option B hast Du vielleicht einen Spieler am Tisch der ein wirklich ernsthaftes Problem mit der Szene hat, aber sie erträgt auch wenn es ihn fast zerreißt, weil die Diskussion darüber für ihn noch viel schlimmer wäre. Zum Beispiel (und das würde ich grundsätzlich und immer weglassen, aber andere halt nicht) könntest Du ein Vergewaltigungsopfer am Tisch sitzen haben, dass aber nicht darüber reden möchte. Und das steht dann deshalb die farbenfroh beschriebene Vergewaltigungsszene durch.

Deshalb der Automatismus. Weil viele Menschen nun einmal so gestrickt sind, dass sie niedrige Hürden brauchen um wirkungsvoll die eigenen Grenzen zu verteidigen.

Hinzu kommt, dass man ja vielleicht in der Situation selbst gar nicht begründen kann warum das einen gerade so unglaublich triggert.

Das Raucher-Beispiel liegt mir da viel mehr im Magen (davon ausgehend, dass es eben kein Trigger war):

Habt ihr das alle nicht richtig gelesen? Oder ist der Inhalt des Beispiels lost in translation?

Derjenige der da getriggert wurde war Raucher der es sich gerade abgewöhnen wollte.

Und ich glaube das letzte was man im kalten Entzug gebrauchen kann ist eine detailierte Beschreibungen wie ein NPC an einer Zigarette nuckelt. Kann ich schon verstehen, ohne jemals Raucher gewesen zu sein.



@ Topic:
Ich finde das Konzept sehr interessant. Würde ich wohl in meinen Heimrunden etablieren. Da sehe ich eh kein Risiko, dass es missbraucht wird. Und wenig Gefahr, dass es gebraucht wird. Aber das kann man ja nie wissen.

Auf Cons ist sowohl die Gefahr des Ge- als auch des Missbrauchs höher. Da sollte es IMHO jeder für sich selbst entscheiden. Wenn ich was leiten würde, das ich von vorne herein als Grenzwertig erachte würde ich aber in jedem Fall alle Spieler vorwarnen. Und das ruhig auch schon detailiert im Bezug auf welche "emotionalen Gefahrenquellen" vorhanden sind.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 6.01.2018 | 15:09
Zitat
Habt ihr das alle nicht richtig gelesen? Oder ist der Inhalt des Beispiels lost in translation?

Derjenige der da getriggert wurde war Raucher der es sich gerade abgewöhnen wollte.

Und ich glaube das letzte was man im kalten Entzug gebrauchen kann ist eine detailierte Beschreibungen wie ein NPC an einer Zigarette nuckelt. Kann ich schon verstehen, ohne jemals Raucher gewesen zu sein.
Lost in translation. Danke.  :d
Ich hatte "to quit" so verstanden, dass er sonst "die Runde" verlassen würde.

Macht es für mich verständlicher, aber immer noch...befremdlich (habe kein anderes Wort). Selbst in meiner Hochphase des Rauchens (ich also das Wort "Schmacht" sehr kannte) habe ich mich nicht unwohl gefühlt, wenn ich im Kino im Film einen Raucher gesehen habe. Aber gut, dass mag jeder anders sehen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 6.01.2018 | 15:16
1.) Schmacht ist glaube ich nicht so schlimm wie Entzug.
2.) Vor allem ist es halt eine andere Situation, ob man jetzt noch eine Stunde auf die nächste wartet und die Ungeduld so größer wird, oder ob man nie wieder will.
3.) Kino ist nicht so schlimm wie einer Erzählung zu lauschen, weil man sich da besser auf andere Dinger konzentrieren kann.
4.) Wenn man sich eh gerade nur noch mit den Fingernägeln an den guten Vorsätzen festkrallt, kann Dir sowas halt den Rest geben.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 6.01.2018 | 15:20
Vielleicht noch:

Das Problem mit formalisierten sozialen Regeln ("Gesetzen") jeder Art ist immer, dass es "Findige" gibt, die sie missbrauchen. Das lässt sich gar nicht ausschließen, außer dadurch, dass man sich regelmäßig daran erinnert, wozu die betreffende Regel gedacht war und ob sie diesen (oder einen anderen guten) Zweck (noch) erfüllt. Wenn nicht, muss man das ganze neu regeln.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 15:27
@ Maarzan:
Der Automatismus ist unglaublich wichtig, weil jede Alternative zum Automatismus eine weitere Hürde dastellt. Der Grundgedanke dahinter ist, dass es sehr vielen Menschen unglaublich schwer fällt ihr Grenzen rechtzeitig zu verteidigen. Und deshalb sollten keine zusätzlichen Hürden existieren.
...

Bei entsprechenden persönlichen Erfahrungen (wie beispielhaft in #38) ist das natürlich eine schwierige Abwägung.

Ich würde das wohl so regeln wollen:
Wenn der Spieler bzw. seine Figur direkt Ziel von etwas wird, sollte "persönliche Erfahrung" als Hinweis reichen (ggf. Extrafeld auf der Karte?)

Ansonsten würde ich "Pflicht zum Leben" annehmen. Weil sollte z.B. nach dem Beispiel Homosexualität sonst auch wieder "draußen" verboten werden, um nicht ggf jemanden zu triggern?
Als indirekt Betroffener müssen zumindest ein paar Worte drin sein.

Und aus ihrem passiven Schneckenhaus in Richtung mehr Beteiligung bekommst du Leute nur mit einer Vetokarte auch nicht raus.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Scimi am 6.01.2018 | 15:28
Das Problem mit formalisierten sozialen Regeln ("Gesetzen") jeder Art ist immer, dass es "Findige" gibt, die sie missbrauchen. Das lässt sich gar nicht ausschließen, außer dadurch, dass man sich regelmäßig daran erinnert, wozu die betreffende Regel gedacht war und ob sie diesen (oder einen anderen guten) Zweck (noch) erfüllt. Wenn nicht, muss man das ganze neu regeln.

Ich sehe viel eher das Problem, dass man sich immer sehr schnell diese "Findigen" und alle möglichen Grenz- und Sonderfälle vorstellt, ohne Hinweise darauf zu haben, dass die in der Praxis überhaupt in messbarer Konzentration vorkommen.

Außerdem hat man ja immer die Möglichkeit, das Spiel zu unterbrechen und zu diskutieren, dass man da gerade mit etwas nicht klarkommt. Ich denke, die X-Karte senkt die Schwelle eher für Leute, die da echte Schwierigkeiten haben und nicht für den Störer. Und in jedem Fall ist sie eleganter und weniger störend als viele andere Optionen in der Situation.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 15:33
Ich sehe viel eher das Problem, dass man sich immer sehr schnell diese "Findigen" und alle möglichen Grenz- und Sonderfälle vorstellt, ohne Hinwrise darauf zu haben, dass die in der Praxis überhaupt in messbarer Konzentration vorkommen.

Außerdem hat man ja immer die Möglichkeit, das Spiel zu unterbrechen und zu diskutieren, dass man da gerade mit etwas nicht klarkommt. Ich denke, die X-Karte senkt die Schwelle eher für Leute, die da echte Svhwierigkeiten haben und nicht für den Störer. Und in jedem Fall ist sie eleganter und weniger störend als viele andere Optionen in det Situation.

Wenn ein Automatismus missbrauchsfreundlich ist, wird er solche Leute schon anziehen.
Und dass es solche Leute gibt, ist ja durchaus aus denselben Quellen zu erkennen, wie die, welche zur Begründung für die Regel herangezogen werden, z.B. #Aufschrei u.ä. und daraus gewonnene Statistiken, ie auch weiteres idelogische Gebaren genau aus demKreis, wo diese regeln herkommen.

Der Knackpunkt zum zweiten Absatz war ja gerade, dass diese Diskussion, außer wenn vom xrer gewünscht, tabu war .
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Nocturama am 6.01.2018 | 15:37
Das ist interessant

RPG gibt es seit den 70ern
Wieso kam RPG fast 40 Jahre ohne X-Card aus?

Nicht falschverstehen: Ich finde die eigentlich ganz gut und als Option bei bestimmten mature-Games auch angebracht, trotzdem...

Wieso hatte man damals keine?

Ich schrub es schon im anderen Thread: nach meiner Wahrnehmung (die falsch sein mag) war es vor 20+ Jahren, als ich mit Rollenspiel anfing, das Nonplusultra, möglichst immer IT zu sein. OT sagen oder anzeigen, dass man eine Szene gerade doof findet? Ne, das hat sich nicht gehört. Genervt von einem anderen Charakter? Dem musste man im Spiel begegnen und nicht einfach sagen: "Hör mal, wir spielen hier Kult und du machst auf Paranoia? Muss das jetzt sein?"
Dass man über Inhalte vorher sprechen (also jenseits von "wir spielen DSA im Mittelreich") oder auch mal eine Pause machen und über die Richtung der Runde reflektieren kann, habe ich erst später kennengelernt.

Kann natürlich sein, dass da andere schon weiter waren  ;)

Und ich hatte definitiv einige Runden, in denen solche Werkzeuge sehr willkommen gewesen wären.

Eine Sache ist leider auch, dass man nicht immer vorher weiß, was einem Unwohlsein bereitet. Seit ich selbst einen Knirps zu Hause habe, bin ich was Gewalt gegen Kinder angeht, viel empfindlicher geworden. Hat mir vorher nie mehr ausgemacht als andere derartige Themen. Vermutlich hätte ich einem SL gesagt: "Kein Problem, mach nur" und eventuell festgestellt, dass mich das doch mehr beunruhigt als vorher erwartet ¯\_(ツ)_/¯
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 6.01.2018 | 15:39
Ich sehe viel eher das Problem, dass man sich immer sehr schnell diese "Findigen" und alle möglichen Grenz- und Sonderfälle vorstellt, ohne Hinweise darauf zu haben, dass die in der Praxis überhaupt in messbarer Konzentration vorkommen.

Außerdem hat man ja immer die Möglichkeit, das Spiel zu unterbrechen und zu diskutieren, dass man da gerade mit etwas nicht klarkommt. Ich denke, die X-Karte senkt die Schwelle eher für Leute, die da echte Schwierigkeiten haben und nicht für den Störer. Und in jedem Fall ist sie eleganter und weniger störend als viele andere Optionen in der Situation.

Ich bin ja gar nicht gegen, sondern für das Konzept (zumindest so, wie ich es oben umrissen habe).
Dass es grundsätzlich aber schon so ist, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, wie Regeln anzuwenden sind und dass es auch Leute gibt, die Regeln bewusst oder unbewusst missbrauchen, halte ich für evident. Und die Möglichkeit, dass jemand eine Rollenspielrunde mithilfe von Vetorechten sabotiert, halte ich auch für sehr real. Allerdings ist das dann ein grundsätzliches Problem und die Person würde sonst auch anders stören. (Nur damit das nicht missverstanden wird: Die Benutzung von Vetorechten an sich ist keine Störung. Es kommt auf die Intention und das eigene Sozialverhalten an. Wenn ich merke, dass mein Veto den anderen etwas genommen hat, dass sie gern gehabt hätten, ist es durchaus angemessen, dass ich mich dafür entschuldige und auch versuche, das anderweitig wieder gut zu machen.)

Und ja, es ist gut, wenn man sich darauf einigt, bei Bedarf auch ohne Diskussion Szenen zu überspringen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 6.01.2018 | 15:41
Und aus ihrem passiven Schneckenhaus in Richtung mehr Beteiligung bekommst du Leute nur mit einer Vetokarte auch nicht raus.

Darum geht es ja auch nicht. Es geht darum mehr Leuten zu ermöglichen ihre Grenzen zu verteidigen, indem man die Hürden möglichst niedrig hält.

Und es ist leicht Beispiele zu konstruieren bei denen die X-Card missbräuchlich verwendet wird. Dem bäugt man durch die Auswahl seiner Spieler vor.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 6.01.2018 | 15:44
Ich weiß nicht, ob es hier reingehört, weil explizit von "Sicherheitstechniken" die Rede ist. Aber ich würde einfach mal die Themenzentrierte Interaktion als Alternative in den Raum werfen... Ist natürlich etwas anstrengender, als mit dem Finger auf ein X zu tippen.

Ich kann mir vorstellen, dass einige derjenigen, die mit der X-Card große Probleme haben, mit TZI mehr anfangen können.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Rhylthar am 6.01.2018 | 15:45
Zitat
Eine Sache ist leider auch, dass man nicht immer vorher weiß, was einem Unwohlsein bereitet. Seit ich selbst einen Knirps zu Hause habe, bin ich was Gewalt gegen Kinder angeht, viel empfindlicher geworden. Hat mir vorher nie mehr ausgemacht als andere derartige Themen. Vermutlich hätte ich einem SL gesagt: "Kein Problem, mach nur" und eventuell festgestellt, dass mich das doch mehr beunruhigt als vorher erwartet ¯\_(ツ)_/¯
Kann ich gut nachvollziehen, eigene Kinder machen so etwas mit einem.  ;)

Die Frage ist ja jetzt nur, ob man eben nicht insgesamt im Rollenspiel mittlerweile weiter ist und eben dann wirklich ganz kurz etwas sagt. Und eben auch durchaus mit oder eben auch ohne Begründung.
Wir haben so mal eine Cthulhu-Runde abgebrochen (also was anderes gespielt), weil einer der Mitspieler sagte: "Sorry, geht nicht, ist nicht meins." Ich weiss bis heute nicht, warum, wieso, weshalb. War aber egal.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Daheon am 6.01.2018 | 15:47
Ich würde ja gerne mal ein Beispiel dafür lesen, dass die X-card tatsächlich wiederholt missbraucht wurde. Bisher haben diejenigen, die sich gegen eine Anwendung aussprechen, ja lediglich mit Konjunktiven argumentiert.😉
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 6.01.2018 | 15:50
Ich würde ja gerne mal ein Beispiel dafür lesen, dass die X-card tatsächlich wiederholt missbraucht wurde. Bisher haben diejenigen, die sich gegen eine Anwendung aussprechen, ja lediglich mit Konjunktiven argumentiert.😉

Würde mich auch interessieren.

Grundsätzlich halte ich Deduktion hier aber für zulässig: Leute, die Schwierigkeiten machen (wollen), werden dafür geeignete Instrumente nutzen, um Schwierigkeiten zu machen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: La Cipolla am 6.01.2018 | 15:51
Wenn ein Automatismus missbrauchsfreundlich ist, wird er solche Leute schon anziehen.
Und dass es solche Leute gibt, ist ja durchaus aus denselben Quellen zu erkennen, wie die, welche zur Begründung für die Regel herangezogen werden, z.B. #Aufschrei u.ä. und daraus gewonnene Statistiken, ie auch weiteres idelogische Gebaren genau aus demKreis, wo diese regeln herkommen.

Der Knackpunkt zum zweiten Absatz war ja gerade, dass diese Diskussion, außer wenn vom xrer gewünscht, tabu war .

Ganz abseits der Ideologie sind die entscheidenden Fragen imho die folgenden:

1. Macht es die X-Card wirklich schlimmer, oder wären die Leute sonst genauso unausstehlich? Wenn jemand diese Regel missbraucht, würde ich als SL eingreifen, genau wie bei jeder anderen Regel auch. Nur weil die Karte daliegt, schaltet man ja nicht sein Gehirn aus, und wenn jemand dann rumstänkert, würde ich ihn auch mit der Karte rauswerfen. (Wobei man natürlich unterscheiden muss: Wird die Karte missbraucht oder habe ich sie falsch erklärt?)

2. Selbst wenn man den Mechanismus als "missbrauchsfreundlich" ansieht, ist es das mit den Vorteilen vll. trotzdem wert? Hier würde ich auf diesen Thread hier verweisen, in dem viele positive und bisher gar keine (!) negativen Erfahrungen genannt werden. Ich persönlich würde bereitwillig hin und wieder einen zusätzlichen Idioten akzeptieren/zurechtweisen/rauswerfen, wenn ich dafür mehreren anderen Personen ein besseres Spielerlebnis ermöglichen kann und eine insgesamt angenehmere Atmosphäre bekomme. Zumal, wenn wir hier von Cons reden, die Idioten sonst ja einfach irgendwoanders hingehen ... :D

Abschließlich möchte ich noch erwähnen, dass wir hier im Rollenspiel-Hobby sind und sowieso sämtliche Regeln ändern, die uns nicht gefallen. ^^ Imho spricht nichts dagegen, den Einsatz der Karte so zu definieren, dass man entsprechenden Missbrauch von vornherein minimiert. Siehe bspw. auch mein letzter Post für ein paar mögliche Anpassungen. Man kann sogar ganz spezifischen werden: "Bitte nutzt die Karte nicht, um irgendwelche Meinungen durchzudrücken! Das würde sie völlig entwerten." Wer das dann nicht checkt, ist so oder so problematisch.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.01.2018 | 16:44
Hier stört mich die Herangehensweise, die im Ursprungsthread auch immer wieder aufgetaucht ist. Sobald man Menschen Möglichkeiten gibt, ihrem Unwohlsein Ausdruck zu verleihen oder ihnen Signale gibt, dass ihre Befindlichkeiten ernst genommen werden, wittert man gleich Missbrauch bis hin zu "Zensur". Ich frage mich ernsthaft, woher diese Besorgnis kommt. Aus der Erfahrung offenbar nicht.
Befindlichkeiten, die ernstzunehmen sind, nehme ich bereits jetzt ernst:

Wenn jemand sagt "Die Folterszene ist mir zu detailliert." dann nehme ich das ernst. Dafür benötigt man keine X-Card.

Die X-Card ist nur für die Fälle relevant, wo der Gegenüber Befindlichkeiten äußert, die ich nicht ernstnehme. Hier werde ich gezwungen, Befindlichkeiten ernst zu nehmen, die ich eigentlich nicht ernst nehmen kann. Da stellt sich dann gleich die Frage: Was sind das für Befindlichkeiten, für die jemand die X-Card braucht, weil ich sie ohne X-Card nicht ernst nehmen würde?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Scimi am 6.01.2018 | 16:57
Wenn jemand sagt "Die Folterszene ist mir zu detailliert." dann nehme ich das ernst. Dafür benötigt man keine X-Card.

Die X-Card ist nur für die Fälle relevant, wo der Gegenüber Befindlichkeiten äußert, die ich nicht ernstnehme. Hier werde ich gezwungen, Befindlichkeiten ernst zu nehmen, die ich eigentlich nicht ernst nehmen kann. Da stellt sich dann gleich die Frage: Was sind das für Befindlichkeiten, für die jemand die X-Card braucht, weil ich sie ohne X-Card nicht ernst nehmen würde?

Es kann nicht sein, dass Probleme nur dann ernstgenommen werden, wenn man sie deutlich artikulieren kann. Wenn ich gerade von negativen Emotionen überrollt werde, dann möchte ich vielleicht schreien oder weinen oder fliehen oder mich verkriechen. Aber nicht sagen: "Hoppla, das macht mich gerade völlig fertig."

Das ist ja gerade das Problem, das die Karte zu lösen versucht: Jemandem in einer schwierigen Situation einen einfachen Ausweg anzubieten, anstatt Anforderungen zu stellen, wie er da Abhilfe zu beantragen hat.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: La Cipolla am 6.01.2018 | 16:57
Zitat
Die X-Card ist nur für die Fälle relevant, wo der Gegenüber Befindlichkeiten äußert, die ich nicht ernstnehme.

Eigentlich eher andersrum: Ohne die X-Card hätte die Person vll. nichts gesagt und du hättest nicht mitgekriegt, dass Befindlichkeiten im Raum sind, die das Spiel negativ beeinflussen werden, sei es durch Passivität, Passiv-Aggressivität, Frust, Projektion oder einfach ein quälend langsames "Auseinanderleben". Es geht ja spezifisch um Dinge, die man nicht gerne äußert (und vor allem nicht diskutieren möchte).

Edit: Der Thread ist echt gut darin, vorwegzunehmen, was ich sagen will. :D
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 6.01.2018 | 17:00
Die X-Card ist nur für die Fälle relevant, wo der Gegenüber Befindlichkeiten äußert, die ich nicht ernstnehme. Hier werde ich gezwungen, Befindlichkeiten ernst zu nehmen, die ich eigentlich nicht ernst nehmen kann. Da stellt sich dann gleich die Frage: Was sind das für Befindlichkeiten, für die jemand die X-Card braucht, weil ich sie ohne X-Card nicht ernst nehmen würde?

Liegt eine X-Card auf dem Tisch, signalisiert das allen: Wir nehmen uns gegenseitig ernst. So ernst, dass wir überhaupt keine Begründung oder Rechtfertigung brauchen, um das Spiel anzupassen, wenn es jemandem damit nicht gut geht. Es geht gerade nicht darum, ob und welche "Befindlichkeiten" du ernst nehmen möchtest oder nicht, sondern darum, dass du die Menschen am Tisch ernst nimmst.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Bad Horse am 6.01.2018 | 17:07
Ich finde die X-Karte gut. Ich fände es auch und gerade als SL ganz gut, zu wissen, dass ich meinen Mitspielern jetzt nicht gerade auf ihren Befindlichkeiten herumtrampele. "Spieler geht vor Spiel" ist für mich eigentlich ein no-brainer, aber ich weiß natürlich, dass das nicht jeder so sieht - ich hatte schon einen Fall, in dem ich gesagt habe "Dieser Spielinhalt ist mir unangenehm" und als Antwort nur "Aber mir gefällt das so" bekommen habe.  :-\
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Radulf St. Germain am 6.01.2018 | 17:36
Ich persönlich brauche keine X-Card. Wenn mich etwas wirklich stört (weil zu krass), dann sage ich es und das konnten wir dann eigentlich immer rausnehmen. Allerdings spielen wir auch sehr "beer and pretzelige" Rollenspiele. Pulpige Helden gegen Monster, nur selten werden hier kontroverse Themen angeschnitten.

Ich hätte aber gar kein Problem damit in einer Runde zu spielen, die so eine Karte verwendet. Ich bin selber eher schüchtern und würde einen solchen Mechanismus für schüchteren Menschen als nützlich ansehen. In einer Runde, die eine solche Karte wirklich braucht würde ich aber gar nicht spielen. D.h. so etwas wie Monster Hearts etc. wäre gar nichts für mich. (Ich finde es aber in Ordnung, dass es das gibt, nur um Misverständnisse zu vermeiden.)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Scimi am 6.01.2018 | 17:50
ich hatte schon einen Fall, in dem ich gesagt habe "Dieser Spielinhalt ist mir unangenehm" und als Antwort nur "Aber mir gefällt das so" bekommen habe.  :-\

Das ist halt so ein Problem mit der Begründung — "ist mir unangenehm" ist so eine Floskel, die kann man genauso verstehen als "finde ich geschmacklos" wie als "lässt mich schwer leiden". Wenn mir aufgrund meiner Erfahrung in dem Kontext unvorstellbar ist, dass das jemandem tatsächlich etwas ausmachen sollte, kann ich die Äußerung auch nicht in dieser Hinsicht deuten. Kommunikation ist schwierig.

Die Karte hat den Vorteil, dass sie eine einfach Regel ist und ich bei Auslösung ein vordefiniertes Verhalten erwarten oder einhalten kann, ohne dass die Kommunikation missverstanden wird.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.01.2018 | 17:51
Liegt eine X-Card auf dem Tisch, signalisiert das allen: Wir nehmen uns gegenseitig ernst. So ernst, dass wir überhaupt keine Begründung oder Rechtfertigung brauchen, um das Spiel anzupassen, wenn es jemandem damit nicht gut geht.
Wie gesagt. Bei "normalen" Befindlichkeiten wie "Folter ist mir zu detailliert" benötigt man doch keine X-Card. Das wird eh ernst genommen.

X-Card wird doch erst dann notwendig, wenn jemand z.B. sagt: "Bitte keine Homosexuellen im Setting beschreiben."

Zitat
Es geht gerade nicht darum, ob und welche "Befindlichkeiten" du ernst nehmen möchtest oder nicht, sondern darum, dass du die Menschen am Tisch ernst nimmst.
Nochmal: "Folter ist mir zu detailliert" nehme ich eh ernst.

Die einzigen, die ich ohne X-Card nicht ernst nehme, sind diejenigen, die die X-Card missbrauchen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Barbara am 6.01.2018 | 17:51
Ich wünsche mir gerade ein Experiment:
Auf einer Con werden auf jedem Tisch X-Karten mit einer kurzen Beschreibung der Anwendung ausgelegt und jede/r BesucherIn begekommt mit der Eintrittskarte zusammen einen kurzen, anonymen Fragebogen.

Fragebogen:
1. Die X-Karte habe ich heute im Einsatz erlebt.
    O  einmal
    O  mehrfach
    O  nicht
2. Ich habe die Anwendung der X-Karte verstanden.
    O ja
    O nein
3. Ich habe vorher schon Erfahrungen mit der X-Karte gesammelt.
    O ja
    O nein
4. Ich habe die X-Karte angewendet.
    O  ja
    O  nein
5. Ich habe die X-Karte als ... wahrgenommen.
    O  störend
    O  hilfreich
    O  __________________
6. ich werde die X-Karte in Zukunft einsetzen.
    O  nein
    O  ja, genauso wie ich sie hier kennen lernte
    O  ja, aber anders: ______________________________________
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Sphyxis am 6.01.2018 | 17:52
Ich finde die Regelung der Option eine X-Card zu ziehen sehr gut.
Auf einer COn würde ich wohl viel eher einfach aufstehen und die Runde verlassen, da ich dort meistens auch keinen persönlichen Bezug zu den Teilnehmern habe und die im besten Falle nicht wiedersehe, aber gerade in den Hausrunden finde ich eine solche Option gut, aus hier schon oft angeführten Gründen.

Ich selbst hatte auch schon eine solche Situation, wo ich (ohne X-Card) sagte: Stop, können wir das Thema bitte nicht vertiefen und mich daraufhin dann vor der kompletten Runde erklären musste. War nicht schön, würden andere bestimmt als bloßé Empfindsamkeit abtun, vor allem, wenn sie meine Gründe dafür nicht verstehen, aber es war alles in allem für mich eine beschissene Situation. Gerade, weil weder SL noch Spieler akzeptieren wollten, dass ich ein Problem damit habe. Und es war ein ziemlich unnützes Element. Begründung war: "Aber das ist cool und wir stehen alle drauf!". Sorry, da bin ich gegangen und hab nie wieder mit Betreffenden gespielt.

Und ja, man kann nicht immer wissen, was man von vorneherein ausschließen würde. Ich bin ein Mensch, der durchaus Horrorrunden spielt, bestimmte Dinge von vorneherein ausschließen würde und kann. Aber ich mag Horror RPGs. Das Garantiert mir jetzt nicht, dass ich nicht doch auf die eine oder andere Weise getriggert werde, etwa weil der SL eine andere Definition meiner Tabus anlegt oder aus gerade relevanten persönlichen Gründen, die ich nicht jedem erklären möchte.

Bei uns am Spieltisch wurde die X-Card jetzt schon mehrmals genutzt (Shadowrun), einmal hat der Spieler danach sogar das Gespräch gesucht. Es war nie für mich als SL ein Problem. Als Spieler nutzte ich sie auch schon.

Manchmal habe ich so das Gefühl, dass diese Angst vor Missbrauch einer Regel(ung) immer dann angeführt wird, wenn sie einen Bereich betrifft, bei dem man sich selbst aus welchen Gründen auch immer unwohl fühlt. Mag die Angst davor sein, jemand könnte meine Weltsicht hinterfragen oder mich könnte jemand kritisieren. Ist legitim, aber nicht immer sehr objektiv.
Wenn ich in einer RPG-Runde - und da exkludiere ich Conrunden jetzt einmal - nicht wertfrei sagen kann: "Stopp, bitte das Thema nicht so vertiefen" oder mich dazu ewig lang erklären muss, ist das für mich ein Grund die Runde dauerhaft zu verlassen. Und ja, ich habe kein Problem, wenn mir der SL sagt: "Das wird aber das Thema des Abends sein". Dann kann man immer noch entscheiden, ob ich freiwillig die Sitzung verlasse oder ob man gemeinsam als Gruppe nicht etwas Anderes tut.
Natürlich kann das doof und frustrierend für einen SL sein, aber in einer funktionierenden Gruppe dürfte genau DAS kein Problem sein  und würde man als SL eben das nächste Mal das Thema nicht mehr zur Grundlage eines Abenteuers nehmen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.01.2018 | 17:57
Es kann nicht sein, dass Probleme nur dann ernstgenommen werden, wenn man sie deutlich artikulieren kann.
Du vermischst hier zwei Sachen:

1. Wird ein Problem ernst genommen? Das hat nichts mit der Fähigkeit der Artikulation zu tun, sondern mit der Art des Problems.

2. Wird ein Problem identifiziert? Hierfür ist Artikulation notwendig. Wenn einfach nur angedeutet wird, dass ein Problem vorliegt, besitze ich als SL keine hellseherischen Fähigkeiten und weiß nicht, was das Problem ist. Ich glaube der Person gerne, dass sie ein Problem hat. Aber ich weiß ohne Artikulation nicht, was das Problem an der aktuellen Szene ist.

Zitat
Wenn ich gerade von negativen Emotionen überrollt werde, dann möchte ich vielleicht schreien oder weinen oder fliehen oder mich verkriechen. Aber nicht sagen: "Hoppla, das macht mich gerade völlig fertig."
Wenn ich gerade von negativen Emotionen überrollt werde, dann möchte ich vielleicht schreien oder weinen oder fliehen oder mich verkriechen. Aber nicht eine Karte hochheben.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: La Cipolla am 6.01.2018 | 18:09
Zitat
2. Wird ein Problem identifiziert? Hierfür ist Artikulation notwendig. Wenn einfach nur angedeutet wird, dass ein Problem vorliegt, besitze ich als SL keine hellseherischen Fähigkeiten und weiß nicht, was das Problem ist. Ich glaube der Person gerne, dass sie ein Problem hat. Aber ich weiß ohne Artikulation nicht, was das Problem an der aktuellen Szene ist.

Und genau dieses mystische Hellsehen ist die X-Card! =D Sie erlaubt dir, Probleme zu erkennen, ohne dass die Betroffenen gezwungen werden, sie genau zu definieren oder auch nur zu artikulieren. (Also, natürlich weiß man nicht GENAU, was das Problem ist – aber ganz ehrlich, wenn man allem voran zusammen spielen will, muss man das auch gar nicht, und vor allem reden wir hier ja ganz spezifisch von Momenten, in denen es eh nicht klappen würde, drüber zu reden, weil die Betroffenen nicht darüber reden werden.)

Sonst schau noch mal fünf Posts weiter oben, da haben wir es ja zu dritt unabhängig voneinander etwas ausführlicher beschrieben. ^^
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Scimi am 6.01.2018 | 18:12
Wenn ich gerade von negativen Emotionen überrollt werde, dann möchte ich vielleicht schreien oder weinen oder fliehen oder mich verkriechen. Aber nicht eine Karte hochheben.

Es ist leichter, auf eine vor einem liegende Karte zu tippen, als sich zu fassen, den SL zu unterbrechen und Worte zu finden.

Eine Notbremse, ein Feueralarm, ein Panikknopf und eine Ruftaste sind so gestaltet, dass sie möglichst einfach zu bedienen sind. Natürlich sind Fälle denkbar, wo auch das tragischerweise nicht genug ist. Aber es ist trotzdem besser, als in einer Notsituation einen Schaffner finden, die Feuerwehr oder den Notdienst anrufen oder sich ins Bereitschaftszimmer schleppen zu müssen.

Wenn einfach nur angedeutet wird, dass ein Problem vorliegt, besitze ich als SL keine hellseherischen Fähigkeiten und weiß nicht, was das Problem ist. Ich glaube der Person gerne, dass sie ein Problem hat. Aber ich weiß ohne Artikulation nicht, was das Problem an der aktuellen Szene ist.

Und wenn ich jemanden respektiere, dann glaube ich ihm, wenn er ein Problem meldet. Es ist nicht erforderlich, dass ich das Problem erkenne oder selbst als solches einstufe. Es reicht, dass mein Gegenüber das tut. Und wenn ich gar nicht verstehe, um was es geht, kann ich zumindest kurz unterbrechen und nachfragen. Was ist denn die Alternative? Weitermachen, bis ich aktiv unterbrochen werde?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.01.2018 | 18:15
Es ist leichter, auf eine vor einem liegende Karte zu tippen, als sich zu fassen, den SL zu unterbrechen und Worte zu finden.
Ist dem so?
Unterbrechen muss man den SL so oder so. Einmal unterbricht man den SL verbal. Das andere mal unterbricht man ihn nonverbal.

Zitat
Und wenn ich jemanden respektiere, dann glaube ich ihm, wenn er ein Problem meldet. Es ist nicht erforderlich, dass ich das Problem erkenne oder selbst als solches einstufe. Es reicht, dass mein Gegenüber das tut. Und wenn ich gar nicht verstehe, um was es geht, kann ich zumindest kurz unterbrechen und nachfragen. Was ist denn die Alternative? Weitermachen, bis ich aktiv unterbrochen werde?
Ich glaube ihm, das er ein Problem hat. Aber das hilft jetzt nicht weiter. Um jemandem mit einem Problem zu helfen, muss man auch wissen, welches Problem er hat.

Es reicht eben nicht, dass der Gegenüber weiß, welches Problem er hat. (Außer er wird alleine mit dem Problem fertig.) Wenn der SL aber eingreifen soll, dann muss der SL auch wissen, um welches Problem es sich handelt.

Die Alternative ist, dem SL zu sagen, welches Problem man hat.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Bad Horse am 6.01.2018 | 18:26
Eulenspiegel, du hast geschrieben, dass du in einer emotionalen Situtation vielleicht Schwierigkeiten hättest, eine Karte hochzuhalten. Darauf hat Scimi geantwortet.

Es geht bei dem Thema übrigens nicht um deine Fragestellung, sondern allgemein um die X-Card.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.01.2018 | 18:43
Eulenspiegel, du hast geschrieben, dass du in einer emotionalen Situtation vielleicht Schwierigkeiten hättest, eine Karte hochzuhalten. Darauf hat Scimi geantwortet.
OK, vielleicht wäre es dann leichter, wenn er den Satz zitiert, auf den er sich bezieht, und nicht den kompletten Post, in dem der entsprechende Satz nur eine kleine Nebenbemerkung war.

Zitat
Es geht bei dem Thema übrigens nicht um deine Fragestellung, sondern allgemein um die X-Card.
Natürlich geht es um die X-Card allgemein.
Und natürlich darf Scimi zu der X-Card alles schreiben, was er möchte.
Aber wenn er auf meinen Post antwortet, wäre es dennoch schön, wenn er auch auf die Sachen eingeht, die ich geschrieben habe.

Zur Klarstellung: Er muss nicht auf meinen Post antworten. Aber wenn er auf meinen Post antwortet, dann sollte er auch auf die dort enthaltenen Punkte eingehen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 6.01.2018 | 18:49
Das ist halt so ein Problem mit der Begründung — "ist mir unangenehm" ist so eine Floskel, die kann man genauso verstehen als "finde ich geschmacklos" wie als "lässt mich schwer leiden". Wenn mir aufgrund meiner Erfahrung in dem Kontext unvorstellbar ist, dass das jemandem tatsächlich etwas ausmachen sollte, kann ich die Äußerung auch nicht in dieser Hinsicht deuten. Kommunikation ist schwierig.

Die Karte hat den Vorteil, dass sie eine einfach Regel ist und ich bei Auslösung ein vordefiniertes Verhalten erwarten oder einhalten kann, ohne dass die Kommunikation missverstanden wird.

Finde ich auch ungefähr so.

Zusätzlich weist das aber auch darauf hin, dass nicht nur Kommunikation schwierig ist, sondern auch manche Persönlichkeiten. Mit jemandem, der auf "ist mir unangenehm" nicht reagiert, würde ich nicht spielen wollen. Das Problem würde auch durch die Karte nicht aus der Welt geschafft werden, weil es sich dann wohl anders äußern würde.

Also, wiederum: Die Karte ist vielleicht eine gute Idee, wenn man gerade die Diskussion und die Kontroverse am Spieltisch vermeiden will - weil für einige schwierig und weil das aus dem Spiel reisst. Aber die Karte löst keine Probleme charakterlicher Inkommensurabilitäten.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 18:55
Ich würde ja gerne mal ein Beispiel dafür lesen, dass die X-card tatsächlich wiederholt missbraucht wurde. Bisher haben diejenigen, die sich gegen eine Anwendung aussprechen, ja lediglich mit Konjunktiven argumentiert.😉

Dem Mensch ist Verstand gegeben sich auch vor einem Versuch schon Gedanken zu machen und so Schäden idealerweise im Vorfeld zu vermeiden.
Und wenn man schon Leute ohne X-Karte getroffen hat, die dann schon so über diese Schienen argumentiert haben oder Erziehungsauftrag demonstriert haben, dann werden die das sicher nicht einstellen, wenn man ihnen zusätzlich den Joker in die Hand drückt.

1. Macht es die X-Card wirklich schlimmer, oder wären die Leute sonst genauso unausstehlich? Wenn jemand diese Regel missbraucht, würde ich als SL eingreifen, genau wie bei jeder anderen Regel auch. Nur weil die Karte daliegt, schaltet man ja nicht sein Gehirn aus, und wenn jemand dann rumstänkert, würde ich ihn auch mit der Karte rauswerfen. (Wobei man natürlich unterscheiden muss: Wird die Karte missbraucht oder habe ich sie falsch erklärt?)

2. Selbst wenn man den Mechanismus als "missbrauchsfreundlich" ansieht, ist es das mit den Vorteilen vll. trotzdem wert? Hier würde ich auf diesen Thread hier verweisen, in dem viele positive und bisher gar keine (!) negativen Erfahrungen genannt werden. Ich persönlich würde bereitwillig hin und wieder einen zusätzlichen Idioten akzeptieren/zurechtweisen/rauswerfen, wenn ich dafür mehreren anderen Personen ein besseres Spielerlebnis ermöglichen kann und eine insgesamt angenehmere Atmosphäre bekomme. Zumal, wenn wir hier von Cons reden, die Idioten sonst ja einfach irgendwoanders hingehen ... :D

Abschließlich möchte ich noch erwähnen, dass wir hier im Rollenspiel-Hobby sind und sowieso sämtliche Regeln ändern, die uns nicht gefallen. Imho spricht nichts dagegen, den Einsatz der Karte so zu definieren, dass man entsprechenden Missbrauch von vornherein minimiert. Siehe bspw. auch mein letzter Post für ein paar mögliche Anpassungen. Man kann sogar ganz spezifischen werden: "Bitte nutzt die Karte nicht, um irgendwelche Meinungen durchzudrücken! Das würde sie völlig entwerten." Wer das dann nicht checkt, ist so oder so problematisch.

1.) Es gibt ihnen quasi einen Joker ihren Mist zu betreiben und gleichzeitig jeden Widerstand dagegen als unmoralisch zu brandmarken. Da ist nichts mit "als SL eingreifen", wenn du die Unbedingtheit deiner Karte nicht selbst wieder in Frage stellen willst. Abgesehen davon, dass es ja im Vorfaden eine Con-Orga-Vorgabe gewesen wäre, oder? Da stände es dir gar nicht zu selber zu denken. Wer Xt ist in Vollform "Opfer" und hat per Definition Recht!

2.) Die positiven Ergebnisse sind doch auch nur Spekulation, bzw. "hätte ich gebrauchen können".
Und die meines Erachtens  relevante Frage ist tatsächlich: Kann ich den kritischen Effekt ganz oder auch meinetwegen nur weitgehend auch ohne alle oder zumindest die meisten der unangenehmen Nebenwirkungen erzielen?
Also X-Karte z.B. ja, aber ohne (zumindest kurze) Erklärung nur, wenn die eigene Figur Ziel eines untypischen Effekts wird. (Bsp zu einem "Rassismus"vorwurf: Ihr schießt/zaubert immer nur auf meinen Drow (Maximalschnetzler) weil ihr eure rassistischen Vorbehalte im Spiel ausleben wollt (Nein, weil jeder der in den Nahkampf mit ihm kommt nahezu sicher tot ist. Dass du Drow"vorurteile" durch maximal aggressives, herablassendes Verhalten noch betonst, hilft aber auch nicht gerade, auch wenn RN auf dem Bogen steht) )
Ein Appell hingegen wird völlig wirkungslos sein oder gar dem eigentlichen Zweck schaden: Da großartig selbstkritisch dran gehen werden dann eh nur diejenigen, die nicht schaden wollen bzw. gar wegen persönlichen Unsicherheiten ganz bestimmt nicht negativ auffallen wollen.


Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 6.01.2018 | 18:58
Mir fällt übrigens gerade noch ein Beispiel ein, wo eine klare Regelung für einfache Spielunterbrechung gut gewesen wäre:
Ich habe vor einiger Zeit versucht, mich mit jemandem darauf zu einigen, was für eine Art Szenario man denn in einem online-Rollenspiel spielen könnte. Meine Bedenken dazu, was ich gern spielen würde und wozu ich aus emotionalen Gründen keine Lust habe, sind scheinbar nicht richtig verstanden worden. Teilweise hatte ich sogar den Eindruck, dass er sich ein bißchen über mich lustig machen würde, bzw. versuchte, in meinen (ziemlich mühsam) dargelegten Konzepten irgendwelche Hintertürchen zu finden, die das ad absurdum führen sollten. (Worum es ja nun wirklich nicht gehen konnte, schließlich ging es um das Abklären von Befindlichkeiten). Am Ende lief es darauf hinaus, dass ich nicht mitgespielt habe. Was auch ein bißchen schade ist, da vieles eigentlich interessant klang.
Hätte es eine solche Option (Karte oder wie auch immer) gegeben, hätte ich wohl mitgemacht.
Überhaupt würde es mir das leichter machen, Szenarien zu probieren, die ich derzeit eher vermeiden würde.

(Auf der anderen Seite bin ich nicht sicher, ob das funktionieren würde - ich habe den Verdacht, dass die (für mich) problematische Sorte Spieler sich dann auch über ein eingelegtes Veto hinwegsetzen würde).

Maarzans Einwände halte ich aber prinzipiell für gerechtfertigt.
Dagegen hilft wohl wieder nur:
1) Nicht mit problematischen Personen spielen (außer, man weiß, was man tut und wie man damit umgeht).
2) Mit Unbekannten nur nach Regeln spielen, die einem geheuer sind und die einen nicht dazu "verpflichten", Dinge zu tun, die man nicht tun möchte.  (Daher fände ich es auch keine gute Idee, sowas für einen Con verpflichtend zu machen).
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Scimi am 6.01.2018 | 19:03
Zur Klarstellung: Er muss nicht auf meinen Post antworten. Aber wenn er auf meinen Post antwortet, dann sollte er auch auf die dort enthaltenen Punkte eingehen.

Habe die Zitate in meinem Posting geändert, um es klarer zu machen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.01.2018 | 19:11
Danke. Habe meine Antwort jetzt entsprechend angepasst.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 19:13

Hätte es eine solche Option (Karte oder wie auch immer) gegeben, hätte ich wohl mitgemacht.

Da er mit deinen Inhalten/Wünschen offenbar auch ein Problem hatte, hätte er da ggf schon direkt die Karte selber gezogen statt das ingame unterminieren zu wollen und deine Wünsche wären damit schon am Anfang direkt und diskussionslos raus gewesen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 6.01.2018 | 19:20
Da er mit deinen Inhalten/Wünschen offenbar auch ein Problem hatte, hätte er da ggf schon direkt die Karte selber gezogen statt das ingame unterminieren zu wollen und deine Wünsche wären damit schon am Anfang direkt und diskussionslos raus gewesen.

Wäre es so einfach, hätten wir ja einfach von Anfang an sagen können, dass wir halt nicht zusammen spielen.

Tatsächlich gab es aber längere Überlegungen hin und her, an deren Ende ich nicht davon überzeugt war, dass da klappt. Er war sicher, dass es gehen würde. Wobei er, wie ich meine, mich nicht verstanden hatte. Kann aber täuschen.

Ein Kommentar auf der Metaebene: Lese ich da richtig zwischen den Zeilen, dass Du mir unangemessenes Anspruchsdenken unterstellst?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 6.01.2018 | 19:45
Ein Kommentar auf der Metaebene: Lese ich da richtig zwischen den Zeilen, dass Du mir unangemessenes Anspruchsdenken unterstellst?

Nein, Naivität. Ok, deine Extrainfos hatte ich da noch nicht.

Aber da sind wir eben bei einem grundlegenderen Thema: Offene und konstruktive Vorinformationen und -absprachen. 
Du hast es wohl versucht und er ist nach der Devise: erst mal unter Nebel starten und dann manipulieren / vor vollendete Tatsachen stellen gefahren.
Da hast du jeden Anlass angefressen zu sein.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 6.01.2018 | 19:54
Nein, Naivität. Ok, deine Extrainfos hatte ich da noch nicht.

Aber da sind wir eben bei einem grundlegenderen Thema: Offene und konstruktive Vorinformationen und -absprachen. 
Du hast es wohl versucht und er ist nach der Devise: erst mal unter Nebel starten und dann manipulieren / vor vollendete Tatsachen stellen gefahren.
Da hast du jeden Anlass angefressen zu sein.

Hmm.... Ich weiß nicht, welche Extrainfos das sein sollten, aber gut, wenn es aus dem zweiten Teil klarer wurde.

Jedenfalls war ich gar nicht so sehr angefressen, sondern fand es eher schade, dass da gar nichts zustande kommen konnte. Der Wille war grundsätzlich auf beiden Seiten da, meine ich. Und die Einigung darauf, es halt zu versuchen, aber eine Sicherheit einzubauen, wäre zumindest einen Versuch wert gewesen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Silent am 6.01.2018 | 22:46
Früher hatte ich immer gedacht, so etwas würde ich nicht brauchen, weil der gesunde Menschenverstand ja einem sagt, was man besser lassen sollte. Ich habe dann leider langsam und mit einigen Schmerzen feststellen müssen, dass GMV etwas ist was für jeden etwas anderes ist.

Ein Beispiel aus der Pre-X-Card Zeit:
Es wurde eine neue Runde Cthulhu geplant und die Sl hatte uns gefragt, dass wir bitte auf einen Zettel schreiben sollte, was wir nicht im Spiel haben wollten. Ich habe einige Dinge aufgeschrieben, aber auch andere Dinge ausgelassen, weil ich mir dachte "Dies und jenes könnte vielleicht auftauchen. Das mag ich nicht, also schreibe ich das mal auf. Das aber würde kein vernünftiger Mensch thematisieren, das brauch ich nicht aufschreiben"
Drei Mal dürft ihr raten, was im Spiel dran kam? Ich hatte bei der Übung eher das Gefühl, das die SL unsere Schwachpunkte als Spieler sammeln wollte um halt den Horror nicht nur in unsere Charaktere zu jagen, sondern auch in die Spieler. Ist der SL gelungen. Damals war ich in einer Art Schockstarre und konnte es eigentlich gar nicht fassen, was da jetzt für ein Film läuft.

Vorbereitung für eine Kampagne Monsterhearts:
Das Konzept der X-Card war zwar bekannt, doch ich hielt es besser lieber eine gesonderte Session mit Seelenstriptease zu machen. Wir hatten danach eine recht gute Vorstellung über Dinge, welche wir im Spiel haben wollte und welche nach dieser Sitzung bitte nie wieder angesprochen werden. Es waren Dinge darunter, wo ich nie im Leben auf die Idee gekommen wäre, dass dies ein Problem für jemanden sein könnte. Teilweise auch Dinge welche ich mir nur schwer in einer Rollenspielrunde vorstellen konnte.
Es hat wirklich geholfen, in der gesamten Kampagne wurde keins der "No-Goes" der Spieler auch nur angekratzt (wenn es als absolutes No-Go bezeichnet wurde). Andere Themen wurden vielleicht am Rande erwähnt, doch man wusste ja, welche Themen man nicht weiter vertiefen sollte.

Ich weiß nicht ob mir im ersten Beispiel eine X-Card geholfen hätte, da ich das (vielleicht unfaire) Gefühl habe, dass die SL es wirklich hart darauf angelegt hat. Im zweiten Beispiel finde ich hätte mir eine X-Card viel Arbeit angenommen. Manche Dinge hätte ich niemals über meine Mitspieler erfahren müssen und allgemein hätte die Erklärung der X-Card und ihrer Anwendung vielleicht 10 Minuten und nicht 1-2 Stunden gebraucht.

Heutzutage spiele ich viel mit Menschen, die sich der X-Card sehr bewusst sind und so brauch dieses Werkzeug auch nicht immer wieder erläutert werden. Wir gehen stillschweigend davon aus, dass jeder jederzeit sagen kann "X-Card" und dann wird das spiel kurz unterbrochen und angepasst. In diesem Sinne fällt mir auch noch eins ein. Ich frage schon nach was genau jetzt die X-Card ausgelöst hat. Ich frage zwar niemals warum es ausgelöst wurde, doch ich würde schon gerne wissen was jetzt genau der Auslöser war.

In den letzten 3-4 Jahren habe ich die X-Card ungefähr 4-5 Mal in Anwendung gesehen. In allen Fällen handelte es sich meiner Meinung nach nur um Hintergrundbeschreibung. Ob das Haus des Bürgermeisters nun gelb angepinselt ist oder nicht, kann mir egal sein. (Kein konkretes Beispiel, doch gefühlt war es für mich immer auf dieser Ebene)

Ich muss jedoch leider zugeben, dass ich selbst nach angestrengten Nachdenken nur an eine konkrete Geschichte erinnern kann. Da ging es darum, die Beziehung zwischen zwei Charakteren festzulegen und das Grundkonzept war "Sind mal zusammengewesen, jetzt aber nicht mehr. Vielleicht haben sie beide etwas zu viel getrunken und sind gemeinsam in die Kiste gesprungen" und der Teil mit dem Alkohol im Zusammenhang mit Sex wurde geXcardet. Dann waren die beiden halt nüchtern. Hat an der Ausgangslage nicht viel geändert und es war eh der Teil vorm eigentlichem Spiel.


Ein anderes Beispiel, welches nicht von mir kommt geht auch um Monsterheart. Jemand hatte sich für das Spiel interessiert, wollte aber keine minderjährige Teenager spielen, welche sexuell aktiv sind. Als Lehrer wollte er sich nicht auf dieses Terrain wagen. Da konnte man auch im Vorfeld sagen, dass diese Runde wohl nichts für ihn sein würde. Das wäre bestimmt während des Spiels ein Spagat geworden.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: am 6.01.2018 | 22:54
Hm. Interessant. Danke für den Erfahrungsbericht. In Summe bin ich zwar überzeugter denn je, dass ich eine X-Card niemals brauchen oder als SL anbieten werde. Aber wer sowas nutzen möchte: bitte. Wird ja vermutlich nur freiwillig angeboten und nicht rundenübergreifend als Zwang eingeführt. Tendentiell würde ich mich dann tatsächlich selbst auch von Runden fernhalten, deren SL gerne die X-Card verwendet. Somit funktioniert die X-Card als Selektionskriterium sogar gleich in mehrere Richtungen. Cool.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.01.2018 | 22:57
Drei Mal dürft ihr raten, was im Spiel dran kam? Ich hatte bei der Übung eher das Gefühl, das die SL unsere Schwachpunkte als Spieler sammeln wollte um halt den Horror nicht nur in unsere Charaktere zu jagen, sondern auch in die Spieler. Ist der SL gelungen. Damals war ich in einer Art Schockstarre und konnte es eigentlich gar nicht fassen, was da jetzt für ein Film läuft.
Und was hätte eine X-Card daran geändert?

Situation ohne X-Card:
- Handlung A passiert.
- Du sagst: "Bitte keine Handlung A mehr."
- SL verzichtet in Zukunft auf Handlung A.

Situation mit X-Card:
- Handlung A passiert.
- Du tippst auf die X-Card.
- SL schaut hin und fragt, was los ist.
- Du sagst: "Bitte keine Handlung A mehr."
- SL verzichtet in Zukunft auf Handlung A.

Monsterhearts ist ein schönes Beispiel. Stell dir vor, ihr hättet euch auf die X-Card verlassen und der Lehrer hätte in jeder Szene, in der ein Teenager sexuell aktiv wird, die X-Card gezogen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Silent am 6.01.2018 | 23:15
@Wellentänzer
Das ist völlig legitim.

Und was hätte eine X-Card daran geändert?

Ich weiß nicht ob mir im ersten Beispiel eine X-Card geholfen hätte, da ich das (vielleicht unfaire) Gefühl habe, dass die SL es wirklich hart darauf angelegt hat.

Ich kann keine alternativen Zeitlinien sehen. Das einzige was ich weiß, ist das sich meine Wahrnehmung und meine Bereitschaft bestimmte Dinge die mir unangenehm sind anzusprechen gewachsen sind. Ich vertrau halt dem Konzept vom GMV einfach nicht mehr.

Monsterhearts ist ein schönes Beispiel. Stell dir vor, ihr hättet euch auf die X-Card verlassen und der Lehrer hätte in jeder Szene, in der ein Teenager sexuell aktiv wird, die X-Card gezogen.
Es war nicht meine Runde, doch ich nehme jetzt mal an, dieser Mensch würde bei mir spielen. Da ich bei Monsterhearts gerne gemeinsam alle Charaktere bespreche und auch der Sex Move zur Sprache kommt, würde ich erwarten, dass dies der Zeitpunkt wäre dies zur Sprache zu bringen. Da Monsterhearts für mich mehr One-Shot-Charakter hat, würde ich vorschlagen, dass man vielleicht ältere Teenager spielt, welche alle 18+ sind. Wenn dies auch noch bitter schmecken würde, würde ich vorschlagen, ob man vielleicht als Szenario College nehmen sollte, damit man weg von der Mittel/OberStufe kommt.
Wenn jetzt rauskommt, dass Sex allgemein das Problem wäre und ein einfach "Fade to Black" nicht ausreicht, dann würde ich vorschlagen das ganze auf Intimität umzudichten. Wenn dies auch nicht gehen würde, dann würde ich den Ball zurückwerfen.
"Monsterhearts ist ein Spiel wo Intimität, Identität und auch Sexualität eine große Rolle spielt. Da du mit dem Grundkonzept des Spiels ein Problem hast und jeder Vorschlag dir nicht genug ist, dann würde ich doch gerne fragen, was wir jetzt am besten machen. Konkrete Vorschläge bitte!"
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 6.01.2018 | 23:19
Und es ist leicht Beispiele zu konstruieren bei denen die X-Card missbräuchlich verwendet wird. Dem bäugt man durch die Auswahl seiner Spieler vor.

Und das soll auf Cons (was meinem Verständnis nach einer der größeren Einsatzpunkte dieser Karte ist, der hier diskutiert wird?) wie genau funktionieren?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.01.2018 | 23:26
Es war nicht meine Runde, doch ich nehme jetzt mal an, dieser Mensch würde bei mir spielen. Da ich bei Monsterhearts gerne gemeinsam alle Charaktere bespreche und auch der Sex Move zur Sprache kommt, würde ich erwarten, dass dies der Zeitpunkt wäre dies zur Sprache zu bringen. Da Monsterhearts für mich mehr One-Shot-Charakter hat, würde ich vorschlagen, dass man vielleicht ältere Teenager spielt, welche alle 18+ sind. Wenn dies auch noch bitter schmecken würde, würde ich vorschlagen, ob man vielleicht als Szenario College nehmen sollte, damit man weg von der Mittel/OberStufe kommt.
Wenn jetzt rauskommt, dass Sex allgemein das Problem wäre und ein einfach "Fade to Black" nicht ausreicht, dann würde ich vorschlagen das ganze auf Intimität umzudichten. Wenn dies auch nicht gehen würde, dann würde ich den Ball zurückwerfen.
"Monsterhearts ist ein Spiel wo Intimität, Identität und auch Sexualität eine große Rolle spielt. Da du mit dem Grundkonzept des Spiels ein Problem hast und jeder Vorschlag dir nicht genug ist, dann würde ich doch gerne fragen, was wir jetzt am besten machen. Konkrete Vorschläge bitte!"
Das klingt vernünftig. Doch sind das alles Sachen, die komplett ohne X-Card ablaufen.

Ich hatte bei einer Runde mal einen Spieler, der sich das Ganze Spiel über nicht beschwert hatte, aber nach dem Spiel dann gesagt hat: "Monsterhearts ist nichts für mich. Ich habe mir das Ganze anders vorgestellt." - Ob es ihm zu viel Sex oder sonstwas war, hat er nie gesagt.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Bad Horse am 6.01.2018 | 23:28
Und das soll auf Cons (was meinem Verständnis nach einer der größeren Einsatzpunkte dieser Karte ist, der hier diskutiert wird?) wie genau funktionieren?

Ich kenne das hauptsächlich aus Online-Runden. Da sagt die SL "Es gibt eine X-Karte", und wenn sich jemand unwohl fühlt, dann tippt er das in den Chat oder sagt "X-Karte" oder was auch immer. Dann wird der entsprechende Inhalt modifiziert oder gelassen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 00:49
Und das soll auf Cons (was meinem Verständnis nach einer der größeren Einsatzpunkte dieser Karte ist, der hier diskutiert wird?) wie genau funktionieren?

+1. Bis zum Zeitpunkt meines letzten Posts bin ich auch davon ausgegangen, dass es um die reine Verwendung auf Conventions gehe. Für meine Heimatrunden sehe ich die X-Card ... als noch nutzloser an. Ich mag mich ja mit der Wahlvorstellung anfreunden können, dass per Aushang am SL-Board die Möglichkeit der Verwendung einer X-Card gegeben wird (die ich natürlich nicht nutzen würde), aber der Sinn dieses Instruments bei meinen Hausrunden erschließt sich mir vollends nicht.

Spielt ihr zu Hause nur mit Fremden? Ich spiele ausschließlich mit Leuten die ich kenne. Und wenn eine neue Runde gestartet wird gibt es vorher immer ein Gespräch, alleine schon um festzulegen welches System gespielt wird, welche Gegend, welche Charaktere. Und da kommt natürlich immer die Beschreibung des Settings mit, sei es so einfach wie "Standard-D&D" oder eben komplex im Stile von "Dark Fantasy, hart&dreckig, schonungslos, barbarisch, grausam ..." Und wenn dann ein Spieler sagt: "Analpenetration kann ich nicht haben" (konkretes Beispiel, welches schon genannt wurde) - tja ... dann wird es das eben nicht geben. Da ich mit Freunden spiele kann ich mir natürlich schon denken was nicht geht und muss im Zweifel auch nicht nachfragen warum.

Ein Gespräch vor dem Spiel ist Standard ... dachte ich zumindest. Und ein Gespräch nach dem Spielabend ist immer optional, eine Situation in der Mitspieler sagen können: "Das war mir jetzt doch zu extrem." Welchen Mehrwert soll mir hier also eine Karte bringen? Ich glaube allerdings auch nicht, dass sie in der Heimatrunde genutzt werden würde ... weil ja im Vorfeld schon kommuniziert wird.


Auf einer Convention ergeben sich - wie bereits erwähnt - ganz andere Probleme. Der Freestyle-Sanbox-100%Spontan-Spielleiter stellt doch eher eine extrem seltene Ausnahme dar. Jemand der auf einer CON ein Abenteuer anbietet hat in der Regel sehr genau Vorstellungen von der Handlung, den NSCs, den Handlungsschauplätzen etc. die er/sie dort nutzen möchte. Und genau da sehe ich das Problem: wenn in Schlüsselszenen - und letztlich kann nur die SL wissen was eine Schlüsselszene für sein/ihr Abenteuer ist - die X-Card ohne Begründung getippt würde und dadurch die Szene für alle Beteiligten zu streichen wäre, dann ... wäre eventuell das Spiel beendet. "Sorry Leute - wenn ich das nicht zu Ende beschreiben kann ist das Abenteuer kaputt." Halte ich für keine unwahrscheinliche Begebenheit.

Die Notwendigkeit z.B. eine Mordszene ausführlich und bildlich zu beschreiben ergibt sich im Design eines Rollenspiels nur dann, wenn es eben handlungsrelevant für die Geschichte ist. Egal, ob ich damit den Hass der Spieler(charaktere) auf einen NSC schüren möchte, oder eben die Grausamkeit einer bestie zur Schau getragen werden muss, ohne die sich - nach meiner Planung - die Charaktere ob ihrer begrenzten Möglichkeiten/Resourcen vielleicht gar nicht dafür entscheiden würden den Gegner zu Fall zu bringen ("Ich weiß wir haben keine Chance - aber wenn wir jetzt gehen wird diese Bestie weitermorden!") Ist also - wie gesagt - die Zurschaustellung von Inhalten, denen wir alle (hoffentlich) im RL niemals begegnen möchten und/oder wollen für die Handlung gar nicht erst nötig, so kann ich mir auch nicht vorstellen, warum irgendeine SL sie überhaupt bringen würde. "Ihr kommt in den Raum und seht die zerstückelten Leichen der Bewohner." - ist da doch völlig ausreichend. Warum sollte ich das näher beschreiben, wenn es nur Hintergrundgedudel ist? Sinnfrei. Ein GM denkt doch nicht daran auf so etwas sinnlos Zeit zu verschwenden.

Denn ein CON-Abenteuer hat auch einen planbaren Zeitrahmen über den sich die SL vorher Gedanken gemacht hat. Musss in X+/- Stunden zu lösen sein, weil ich Y machen möchte, oder die CON dann zu Ende ist. Wird mir nun - als Dank für meine unbezahlte Mühe - durch X-Cards nicht nur eine Schlüsselszene, sondern gar das Abenteuer und/oder mein Zeitplan zerhackt, dann ... bin ich da nicht eben glücklich mit, um es mal vorsichtig auszudrücken. Vieleicht, aber nur vieleicht ist es einer SL mit hoher Erfahrung möglich die ein oder andere Szene spontan zu ersetzen und umzudeuten. Einmal. Vielleicht. Aber was, wenn ein zweites Mal die Karte getapt wird? Was ist dann auch mit dem Immersionserlebnis wenn die Szenen kommentarlos übersprungen werden müssen. Was ist dann mit meinen Rechten als GM? Mit den Rechten der Mitspieler?

Die alte Handhabe: "wenn es mir zu übel wird kann ich gehen" halte ich persönlich einfach für praktikabler. Dann kann das Abenteuer nämlich für den Rest und vor allem für denjenigen, der die Arbeit hatte, einfach weiter/ zu Ende gehen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 7.01.2018 | 02:14
Und das soll auf Cons (was meinem Verständnis nach einer der größeren Einsatzpunkte dieser Karte ist, der hier diskutiert wird?) wie genau funktionieren?

Auch auf Cons darfst Du Dir aussuchen mit wem Du gerne spielen möchtest.

Für meine Heimatrunden sehe ich die X-Card ... als noch nutzloser an.

Warum? Glaubst Du das es in Deinen Hausrunden nicht zu Situationen kommen könnte in denen den Spielern das Spielgeschehen unangenehm ist? Oder glaubst Du, dass die Spieler in einer Hausrunde eher etwas sagen wenn sie etwas stört?

Spielt ihr zu Hause nur mit Fremden? Ich spiele ausschließlich mit Leuten die ich kenne. Und wenn eine neue Runde gestartet wird gibt es vorher immer ein Gespräch, alleine schon um festzulegen welches System gespielt wird, welche Gegend, welche Charaktere. Und da kommt natürlich immer die Beschreibung des Settings mit, sei es so einfach wie "Standard-D&D" oder eben komplex im Stile von "Dark Fantasy, hart&dreckig, schonungslos, barbarisch, grausam ..." Und wenn dann ein Spieler sagt: "Analpenetration kann ich nicht haben" (konkretes Beispiel, welches schon genannt wurde) - tja ... dann wird es das eben nicht geben. Da ich mit Freunden spiele kann ich mir natürlich schon denken was nicht geht und muss im Zweifel auch nicht nachfragen warum.

Es ist durchaus möglich, dass sich Deine Mitspieler im Vorfeld falsch einschätzen. Manchmal weiß man erst wo seine Grenze liegt nachdem sie erreicht oder überschritten wurde. Genau so gut kannst Du Dich bei der Einschätzung Deiner Mitspieler vertun. Und das ist ins besondere dann dramatisch, wenn vor der Session alle das ganze mehr oder weniger abgenickt haben. Denn dann ist die Hürde Bescheid zu sagen, dass man das doch nicht mehr will plötzlich unglaublich hoch. Und auch sonst sagt nicht jeder im Freundeskreis sofort etwas wenn es ihn stört.

Der Idealfall ist eh, dass die Karte dort ist, jeder das Gefühl hat sie jederzeit benutzen zu dürfen und sie am Ende doch keiner braucht.

Aber so wie es gut ist einen Feuerlöscher im Haus zu haben falls es mal brennt...

Ein Gespräch vor dem Spiel ist Standard ... dachte ich zumindest. Und ein Gespräch nach dem Spielabend ist immer optional, eine Situation in der Mitspieler sagen können: "Das war mir jetzt doch zu extrem." Welchen Mehrwert soll mir hier also eine Karte bringen?

Sie wirkt sofort und richtig eingeführt niedrigschwelliger.

... wenn in Schlüsselszenen - und letztlich kann nur die SL wissen was eine Schlüsselszene für sein/ihr Abenteuer ist - die X-Card ohne Begründung getippt würde und dadurch die Szene für alle Beteiligten zu streichen wäre, dann ... wäre eventuell das Spiel beendet. "Sorry Leute - wenn ich das nicht zu Ende beschreiben kann ist das Abenteuer kaputt." Halte ich für keine unwahrscheinliche Begebenheit.

Erst einmal ist die Ansage "Sorry Leute - wenn ich das nicht zu Ende beschreiben kann ist das Abenteuer kaputt." extrem fies und nicht im Sinne der Karte. Weil es im Grunde eine Schuldzuweisung wäre. Genau solche Reaktionen hängen da die Hürden sehr hoch für die Spieler ihre Grenzen zu wahren.

Und ja, ich halte es ebenfalls nicht für unwahrscheinlich, dass so etwas passiert.

Aber:
Wenn Du Spieler in der Runde hast die Dein Abenteuer ernsthaft triggert, dann hast Du eh ein Problem. Egal ob Du die Karte benutzt oder nicht.
Wenn Du Spieler in der Runde hast, welche diese Karte nutzen ohne ernsthaft getriggert worden zu sein, dann hast Du den Typ Spieler am Tisch der Dir eh auf die Nerven gehen wird.

Die alte Handhabe: "wenn es mir zu übel wird kann ich gehen" halte ich persönlich einfach für praktikabler. Dann kann das Abenteuer nämlich für den Rest und vor allem für denjenigen, der die Arbeit hatte, einfach weiter/ zu Ende gehen.

Nicht einmal im Ansatz niedrigschwellig genug (für meinen Geschmack). Aufzustehen und zu gehen ist in jedem Falle eine extreme Lösung. Selbst wenn es vorher explizit erlaubt wurde. Ich habe es schon gemacht. Aber ich kenne genug Spieler die das nie machen würden. Egal was da gerade abgeht.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Scimi am 7.01.2018 | 03:37
Das Problem ist halt, dass man Situationen, die einem wirklich unangenehm sind, nicht immer benennen, vorausahnen oder kategorisieren kann. Und dass es dann vielleicht auch erstmal nicht so arg ist, dass man dafür das Spiel unterbrechen will, aber es irgendwann doch zu weit geht.

Beispiel: Ich bin bei dir auf einer Convention in einer Runde gelandet, nichts Extremes, kein Horror, keine Gewaltorgien, keine Perversitäten, irgendwas mit einer Taverne und Banditen, ganz harmlos. Und nicht, dass ich generell Probleme mit Gewalt hätte, mag vielleicht gern Horrorspiele und spiele hier einen moralisch dunkelgrauen Messerstecher, der gleich am Anfang einen gefangenen Gegner über den Jordan schickt (sicher ist sicher, der wäre bestimmt mit seinen Kumpels zurückgekommen) und sich mit dem Gruppenpaladin anlegt.

Es geht ein bisschen hin und her, irgendwann landet die Gruppe im Lager der Halunken. Du schlüpfst in die Rolle des Räuberhauptmanns, fängst an, fies zu grinsen, beugst dich vor und sagst gedehnt: "Sieh an, wen haben wir denn hier?"

Räuber sind kein Tabuthema, auch mit dem Gefangensein habe ich kein Problem. Normalerweise. Aber irgendwas an deinem Tonfall macht mir einen Knoten im Bauch, irgendwas an der Art, wie du mich ansiehst, irgendwie die ganze Dynamik des Dialogs.

Mit einer X-Karte könnte ich genau in dem Moment einfach signalisieren: "Stop, lass das." Du könntest direkt aus der Rolle gehen, erstmal neutral etwas sagen wie: "Der Banditenanführer schreitet eure Reihe entlang und mustert euch nachdenklich." Ich könnte die Karte weglegen, du würdest einfach darauf verzichten, den NSC auszuspielen und alles könnte gut sein.

Ohne X-Karte würde ich womöglich noch nichts sagen, ich habe vielleicht gerade gar keinen Spaß, aber es ist mitten im Dialog, du gibst dir echt Mühe, die anderen Spieler sind aufmerksam dabei. Ich will keine Spaßbremse sein, ich kann auch nicht wirklich erklären, was gerade das Problem ist…

Vielleicht schaue ich weg. Ich mache mich etwas kleiner. Du hast keine Möglichkeit, zu wissen, ob das echt ist, oder ob ich in das Charakterspiel einsteige und als Charakter auf deine Performance reagiere. Also drehst du richtig auf, sprichst gelassen von oben herab, beugst dich weit vor, sprichst mir ins Gesicht, spielst mit deinem Bleistift wie mit einem Messer. Das gefällt mir nun gar nicht, mein Herzschlag geht hoch, mein Mund wird trocken. Keiner sieht das. Keiner würde das verstehen. Ich verstehe es nicht und es ist mir peinlich. Ich will, dass es vorbeigeht, aber mir ist auch klar, dass ich gerade nur noch "Halt!" krächzen und vom Stuhl aufspringen könnte. Die Blicke aus der Runde kann ich mir genau vorstellen. Und ich will auch nicht am nächsten Tag in irgendeinem Forum davon lesen, dass "bei der Con in einer Runde echt jemand ausgetickt ist". Ich will kein Freak sein. Ich will Leuten nicht zur Last fallen.

Irgendwann springt der Paladin ein, voll in seiner Rolle: "Hey, lass den Hobbit in Ruhe. Hast du Angst, dich mit wem von deiner Größe anzulegen?". Die Aufmerksamkeit wandert von mir weg, der Tonfall des Räubers ändert sich, die Szene geht weiter. Ich halte mich zurück, erhole mich langsam.

Ich schaffe es noch, die Gruppe aus den Fesseln zu befreien und das Türschloss mit einer Schweinerippe aus dem Napf des alten Wachhundes zu knacken. Beim großen Endkampf lege critte ich den Oberräuber. Ich erbeute 3W20 Goldstücke, einen magischen Dolch und einen Silberring. Ich weiß, ich sollte Spaß haben, aber der Vorfall lässt mich nicht ganz los. Nicht unbedingt was, passiert ist, sondern dass es passiert ist. Dass sowas nur mir passiert. Dass es kein anderer bemerkt. Was stimmt nicht mit mir?

Am Ende bedankst du dich noch bei mir. Ob es Spaß gemacht hat? Klar, schönes Abenteuer, super geleitet, danke, während ich meine Sachen einräume. Echt tolles Charakterspiel von dir, sieht man gern, jederzeit wieder. Ich grinse schief und mache mich davon. Ich will nichts sagen, wir kennen uns nicht, es ist auch nicht deine Schuld. Ich wüsste nicht, was du besser hättest machen sollen, du kannst keine Gedanken lesen. Es ist nicht dein Problem, es ist meins.

- - -

Eine X-Karte soll nicht das Gespräch vor dem Spiel in die Spielzeit verschieben. Sie ersetzt auch nicht normale Empathie und gesunden Menschenverstand. Sie ist ein Feueralarm, gedacht für einen Notfall, mit dem Vorteil, dass jedem ziemlich klar ist, was beim Auslösen passiert und wie man sich dann zu verhalten hat. Und (wie schon mehrfach erwähnt), die reine Tatsache, dass es so eine Möglichkeit gibt kann schon einen guten Eindruck machen.

Und ich würde das als freiwilliges Angebot sehen. Ich würde das niemandem aufzwingen wollen, der das nicht anbieten will. Ich denke nicht einmal, dass so etwas für jede Runde notwendig ist. Aber es gibt halt auch Leute mit besonderen Bedürfnissen. Und genauso wie es Restaurants gibt, die Malblocks für Kinder oder Wasser für Hunde oder Speisenkarten für Blinde oder Gerichte, die vegan, koscher oder halal sind, anbieten, kann man sich ja überlegen, seine Rollenspielrunde inlusiver für bestimmte Leute zu gestalten und ihnen womöglich ein blödes Hindernis aus dem Weg zu räumen, indem ich einen Text vorlese und ein paar Kärtchen austeile. Womöglich habe ich nicht einmal was davon, wenn ich in meiner Spelunke eine Rollstuhlrampe montieren und die Eingangstür verbreitern lasse. Aber ich tu dem "Em Frittebüdsche" von gegenüber auch nichts, wenn ich das trotzdem mache.

Das coole an der X-Karte finde ich halt, dass wenn ich so etwas anbieten möchte, da schon jemand vorgearbeitet hat und ich eine getestete Methode mit vorbereiteten Unterlagen einfach übernehmen kann. Wenn sowas nicht zum Einsatz kommt, liegt es zumindest nicht am Aufwand.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 06:09
+1. Bis zum Zeitpunkt meines letzten Posts bin ich auch davon ausgegangen, dass es um die reine Verwendung auf Conventions gehe. Für meine Heimatrunden sehe ich die X-Card ... als noch nutzloser an.
(...)
Ein Gespräch vor dem Spiel ist Standard ... dachte ich zumindest. Und ein Gespräch nach dem Spielabend ist immer optional, eine Situation in der Mitspieler sagen können: "Das war mir jetzt doch zu extrem." Welchen Mehrwert soll mir hier also eine Karte bringen? Ich glaube allerdings auch nicht, dass sie in der Heimatrunde genutzt werden würde ... weil ja im Vorfeld schon kommuniziert wird.

Ein Gespräch vor dem Spiel ist leider keineswegs Standard, sondern eher ziemlich selten. Und die Vorstellungen von z. B. "normalem D&D" (Du sprichst das ja an) gehen eben auch ziemlich durcheinander und sind keineswegs einheitlich.

Die Idee der Karte ist, dass sie es irgendwie erleichtern soll, zu kommunizieren, wenn etwas passiert, dass man (ggfs. trotz Kommunikation im Vorfeld) nicht im Spiel haben möchte.

Wie sehr sich das ganze durch Kommunikation im Vorfeld regeln lässt hängt sicher davon ab, wie gut diese Kommunikation ist und wie empfindlich die Spieler sind.


Auf einer Convention ergeben sich - wie bereits erwähnt - ganz andere Probleme. Der Freestyle-Sanbox-100%Spontan-Spielleiter stellt doch eher eine extrem seltene Ausnahme dar. Jemand der auf einer CON ein Abenteuer anbietet hat in der Regel sehr genau Vorstellungen von der Handlung, den NSCs, den Handlungsschauplätzen etc. die er/sie dort nutzen möchte. Und genau da sehe ich das Problem: wenn in Schlüsselszenen - und letztlich kann nur die SL wissen was eine Schlüsselszene für sein/ihr Abenteuer ist - die X-Card ohne Begründung getippt würde und dadurch die Szene für alle Beteiligten zu streichen wäre, dann ... wäre eventuell das Spiel beendet. "Sorry Leute - wenn ich das nicht zu Ende beschreiben kann ist das Abenteuer kaputt." Halte ich für keine unwahrscheinliche Begebenheit.

Nicht nur auf einer Convention. Mir scheint das ganz allgemein ein mögliches Problem zu sein.
Allerdings lassen sich oft vielleicht dann doch die Schlüsselreize entfernen, ohne das ganze Szenarion kaputt zu machen.
Die Alternative ist sonst wohl wirklich nur, dass, wie Du ja auch vorgeschlagen hast, derjenige geht, den es stört. Wobei, das sei angemerkt, auch das das Spiel gewaltig stören kann.


Auch auf Cons darfst Du Dir aussuchen mit wem Du gerne spielen möchtest.

De facto ist das oft nicht so. Sehr oft geht es doch über Aushänge etc.  Klar hat man dann als Spielleiter die Wahl, die Leute nach Augenschein vor Ort wieder auszuladen, aber das ist schon ein ziemlicher Affront, den ich möglichst vermeiden würde. Und der "Augenschein" trügt oft. Und gerade bei sehr problematischen Personen trügt er fast immer.

Erst einmal ist die Ansage "Sorry Leute - wenn ich das nicht zu Ende beschreiben kann ist das Abenteuer kaputt." extrem fies und nicht im Sinne der Karte. Weil es im Grunde eine Schuldzuweisung wäre. Genau solche Reaktionen hängen da die Hürden sehr hoch für die Spieler ihre Grenzen zu wahren.

Das würde ich anders sehen. Ich fände eine solche Aussage völlig legitim und auch notwendig, falls das so ist.
Und ich halte es für legitim, dann auch (in der bestehenden Besetzung) abzubrechen, denn:

Wenn Du Spieler in der Runde hast die Dein Abenteuer ernsthaft triggert, dann hast Du eh ein Problem. Egal ob Du die Karte benutzt oder nicht.
Wenn Du Spieler in der Runde hast, welche diese Karte nutzen ohne ernsthaft getriggert worden zu sein, dann hast Du den Typ Spieler am Tisch der Dir eh auf die Nerven gehen wird.

Die Karte etc. soll doch ein Schutzmechanismus sein. Aus einem Recht auf Schutz (was ich gut finde) leitet sich aber nicht das Recht ab, andere daran zu hindern, dann ohne den Schutzbedürftigen weiterzuspielen. In funktionierenden Sozialgefügen sollte das auch Konsens sein und dann auch ohne böses Blut funktionieren. Wenn sich das sehr häufen sollte, ist das  in der Tat vielleicht auch ein Grund, über andere Freizeitgestaltung nachzudenken.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 06:25
Das Problem ist halt, dass man Situationen, die einem wirklich unangenehm sind, nicht immer benennen, vorausahnen oder kategorisieren kann. Und dass es dann vielleicht auch erstmal nicht so arg ist, dass man dafür das Spiel unterbrechen will, aber es irgendwann doch zu weit geht.

Beispiel: Ich bin bei dir auf einer Convention in einer Runde gelandet, nichts Extremes, kein Horror, keine Gewaltorgien, keine Perversitäten, irgendwas mit einer Taverne und Banditen, ganz harmlos. Und nicht, dass ich generell Probleme mit Gewalt hätte, mag vielleicht gern Horrorspiele und spiele hier einen moralisch dunkelgrauen Messerstecher, der gleich am Anfang einen gefangenen Gegner über den Jordan schickt (sicher ist sicher, der wäre bestimmt mit seinen Kumpels zurückgekommen) und sich mit dem Gruppenpaladin anlegt.

Es geht ein bisschen hin und her, irgendwann landet die Gruppe im Lager der Halunken. Du schlüpfst in die Rolle des Räuberhauptmanns, fängst an, fies zu grinsen, beugst dich vor und sagst gedehnt: "Sieh an, wen haben wir denn hier?"

Räuber sind kein Tabuthema, auch mit dem Gefangensein habe ich kein Problem. Normalerweise. Aber irgendwas an deinem Tonfall macht mir einen Knoten im Bauch, irgendwas an der Art, wie du mich ansiehst, irgendwie die ganze Dynamik des Dialogs.

Mit einer X-Karte könnte ich genau in dem Moment einfach signalisieren: "Stop, lass das." Du könntest direkt aus der Rolle gehen, erstmal neutral etwas sagen wie: "Der Banditenanführer schreitet eure Reihe entlang und mustert euch nachdenklich." Ich könnte die Karte weglegen, du würdest einfach darauf verzichten, den NSC auszuspielen und alles könnte gut sein.

Ohne X-Karte würde ich womöglich noch nichts sagen, ich habe vielleicht gerade gar keinen Spaß, aber es ist mitten im Dialog, du gibst dir echt Mühe, die anderen Spieler sind aufmerksam dabei. Ich will keine Spaßbremse sein, ich kann auch nicht wirklich erklären, was gerade das Problem ist…

Vielleicht schaue ich weg. Ich mache mich etwas kleiner. Du hast keine Möglichkeit, zu wissen, ob das echt ist, oder ob ich in das Charakterspiel einsteige und als Charakter auf deine Performance reagiere. Also drehst du richtig auf, sprichst gelassen von oben herab, beugst dich weit vor, sprichst mir ins Gesicht, spielst mit deinem Bleistift wie mit einem Messer. Das gefällt mir nun gar nicht, mein Herzschlag geht hoch, mein Mund wird trocken. Keiner sieht das. Keiner würde das verstehen. Ich verstehe es nicht und es ist mir peinlich. Ich will, dass es vorbeigeht, aber mir ist auch klar, dass ich gerade nur noch "Halt!" krächzen und vom Stuhl aufspringen könnte. Die Blicke aus der Runde kann ich mir genau vorstellen. Und ich will auch nicht am nächsten Tag in irgendeinem Forum davon lesen, dass "bei der Con in einer Runde echt jemand ausgetickt ist". Ich will kein Freak sein. Ich will Leuten nicht zur Last fallen.
(...)

Das ist ein sehr schönes Beispiel für subtiles Unbehagen in Rollenspielsituationen.

Man könnte das vielleicht sogar ausweiten: Evtl. wäre es auch sinnvoll, einen Anzeiger dafür zu haben, dass man mit der Situation gerade überhaupt nichts anfangen kann (unabhänging davon, ob die unangenehm ist, oder nicht).
Ich hatte mal eine Situation, in der ein anderer Spieler offensichtlich mit meiner Spielfigur interagieren wollte. Da ich überhaupt nicht verstand, worauf das ganze hinauslaufen sollte, er aber darauf bestand, direkte Rede, detaillierte Schilderungen etc. zu nutzen, wurde es ziemlich merkwürdig und ich war froh, als das vorbei war. Ich fühlte mich währenddessen auch ziemlich unwohl, wenn auch nicht ganz im Sinn der Diskussion hier bisher (es wurde nichts ausgelöst, was mich psychisch beeinträchtigt hätte).
Theoretisch könnte man das natürlich alles direkt ansprechen. Praktisch ist das schwer und vielleicht wäre irgendein vereinbartes Signal dafür nützlich...
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.01.2018 | 10:13
Einen Nachteil hat die X-Card für mich allerdings, wenn ich verschiedenen Beispiele betrachte - irgendwann landet man bei einem massenkompatiblen, glatten Disney-Spiel. Ich finde es persönlich für mich auch gut, mal was auszuhalten und dadurch besser zu lernen, damit umzugehen. Witze über Vegetarier zum Beispiel. Auf die würde ich tendenziell gerne verzichten, aber ich finde es auch blöd, wenn dann jeder schauen muss, dass er mich mit Samthandschuhen anfasst.

Das heisst nicht, dass ich das Konzept der X-Karte an sich falsch finde, aber ich sehe eben die Versuchung, die sie beinhaltet. Gerade bei Spielen die an's Eingemachte gehen kann sie sicher sehr nützlich sein.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 7.01.2018 | 10:25
Da sehe ich einen Denkfehler. Wenn Du lange genug Beispiele aus unterschiedlichen Gruppen sammelst, dann sieht es natürlich so aus als wäre das Resultat ein politisch korrekter massenkompatibler Einheitsbrei. Aber letztendlich wird es in den meisten Runden 0 Einsätze der Karte geben (so wie man Feuerlöscher auch selten braucht). In einigen Gruppen 1-2 Einsätze, und eher selten 3 oder mehr Einsätze. Da wird nur das glatt geschliffen was für den einen oder anderen ein akutes Verletzungsrisiko dastellt.

Das ist ja nicht als Form des Player-Empowerment gedacht die jeder Spieler 3mal pro Sitzung nutzt.
Es ist eine Methode für die Gruppe um sich gegen Untiefen abzusichern und mit denen konstruktiv umzugehen statt auf Grund zu laufen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.01.2018 | 10:30
Da sehe ich einen Denkfehler....

Gutes Argument. Zur Sicherheit: Ich wollte meinen Post aber bitte nicht als "die X-Card disqualifiziert sich durch" verstanden wissen, sondern als "das könnte u.U. schiefgehen". Ich glaube das mancher DM (aber nicht alle) sein Spiel so gestalten würde, dass die X-Card nie eingesetzt werden muss. Vielleicht bin das aber auch nur ich.  ;)

Tortzdem, bei sinnvoller Anwendung wird es nicht dazu kommen, da gebe ich Dir recht.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 7.01.2018 | 10:36
Ich könnte mir umgekehrt vorstellen, dass es so manchem Spielleiter die Sicherheit gibt Grenzen gefahrlos ausloten zu können, sobald die Karte in der Gruppe gut etabliert ist. Viele Themen die ich mit Karte vielleicht angehen würde, würde ich ohne Karte oder ähnliches Mechanismen definitiv niemals ausprobieren.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 10:40
Einen Nachteil hat die X-Card für mich allerdings, wenn ich verschiedenen Beispiele betrachte - irgendwann landet man bei einem massenkompatiblen, glatten Disney-Spiel. Ich finde es persönlich für mich auch gut, mal was auszuhalten und dadurch besser zu lernen, damit umzugehen.

Sieh es so, wenn wir über theoretische Möglichkeiten reden, kann auch genau das Gegenteil passieren: Die Leute lassen sich auf "schlimmere" Sachen ein, weil sie wissen, im Notfall haben sie die Möglichkeit, rauszukommen - und stellen dann ggf. fest, dass dieses Gefühl der Sicherheit dazu führt, dass es gar nicht mehr notwendig ist, wirklich rauszukommen, es reicht, dass man es könnte.

Und auch ohne X-Card werde ich als SL mein Spiel so gestalten, dass ich Rücksicht auf die Spieler nehme. Wenn ich weiß, X triggert irgendwen, dann umschiffe ich halt X - ob mit oder ohne X-Card, das ist doch rein zwischenmenschliche Rücksichtnahme. Wenn ich eine Kampagne spielen will, die sich um X dreht, dann plane ich die Person natürlich gar nicht erst ein. Ich bin ohnehin Fan davon, vor dem Spiel etwas abzuklopfen, wo die Präferenzen und Grenzen der Spieler so liegen, damit es nicht unerwartet mitten im Spiel zum Eklat kommt.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Crimson King am 7.01.2018 | 10:42
Einen Nachteil hat die X-Card für mich allerdings, wenn ich verschiedenen Beispiele betrachte - irgendwann landet man bei einem massenkompatiblen, glatten Disney-Spiel.

Die These halte ich für sehr gewagt. Zum einen setzt das Thema einer Runde ja schon einen Ton, der die Grenzen der Anwendung der X-Card verschiebt. Zum anderen muss X-Card nicht immer heißen, dass die Inhalte des Abenteuers angepasst werden müssen. Manchmal ist es einfach sinnvoller, den entsprechenden Mitspieler auszuladen.

Ich persönlich bin mir sicher, dass ich die X-Card nicht brauche. Wenn andere in der Runde sie brauchen, kann man sie gerne benutzen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Samael am 7.01.2018 | 10:44
Was es alles gibt....

Ich habe keine Erfahrungen mit der X-Karte. Ich persönlich hätte in meinen 20+ Jahren Rollenspiel auch noch nie eine gebraucht. Ich würde von mir aus (als SL) so etwas auch nicht anbieten.

Wenn ich durch Spielerwunsch oder Vorgabe bei einer Con aufgefordert würde so etwas zu verwenden würd ichs aber machen.

Ich würde mich dadurch aber nicht "treiben" lassen. Hier sind schon so ein paar Beispiele genannt worden, da hätte ich den Spieler dann höflich gebeten die Runde zu verlassen (z B das mit dem Rauchen).
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Dai-Oma am 7.01.2018 | 10:46
Hinter einer Ablehnung der X-Card steht für mich konkret die Angst, dass ich als SL nicht die Welt so beschreiben kann wie sie ist oder ein Abenteuer so beschreiben kann, wie ich es nach meinem Leitstil am geschicktesten halte. Hierzu fällt für mich als Beispiel ein mir bekannter Spieler ein, der ellenlange Voraussetzungen und Anforderungen an eine Runde mitbringt: keine martialischen Charaktere, keine dummen Charaktere, keine grimmigen Charaktere, keine Untoten ... die Liste lässt sich noch sehr lange fortführen.

Eine X-Card ist dazu da, einzelne Themen auszusparen oder ihnen weniger Tiefe oder Schärfe zu geben. Das können völlig banale Themen sein, z.B. wie vorhin erwähnt, dass ein NPC raucht oder ernsthafte Themen wie Vergewaltigung sein.
Ich denke eher, dass die X-Card ein Mittel sein kann, Themen vorsichtig zu erkunden, die man sich im Rollenspiel nie trauen würde. Sie ist ein Werkzeug für Spieler und Spielleiter, eine Runde in eine Richtung zu bringen, bei der sich alle wohlfühlen. Grenzen sind aber auch dazu da überschritten zu werden, ein Schritt hinaus aus der Komfortzone, sodass ein Spieler sich auch traut Sachen zu tun, die es normalerweise nie tun würde. Eine X-Card hilft jedoch nicht, wenn Spieler und das eigentliche Thema der Runde inkompatibel sind, wo wirklich nur eine Trennung des Spielers von der Runde hilfreich ist.

Ich habe mir in meinen Runden angewöhnt, kurz das Abenteuer zu umreißen und auch problematische Szenen, die vorkommen können, anzusprechen.
Ich habe selbst solche Fehler als Spielleiter gemacht und auch solche Fehler gesehen, wo ein Einsatz der X-Card definitiv wünschenswert gewesen wäre.

Jedoch gilt immer: Sprechenden Menschen kann geholfen werden.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: OldSam am 7.01.2018 | 11:05
Wieso hatte man damals keine?

Man hat einfach normal miteinander geredet, das war's... ;) Gedanken zu sowas gibt es in der Tat schon lange.

Ich muss sagen, dass ich auch nur einen geringen Fortschritt sehe durch eine X-Card. Gut ist, dass man damit explizit dazu eingeladen ist im Fall der Fälle ein Veto einzulegen, die Unsicherheit, ob man dazu "berechtigt" ist entfällt also, aber damit endet es im Prinzip auch leider schon. Alle anderen üblichen sozialen Hindernisse gelten hier nach wie vor, wie z.B. die Hemmschwelle durch den Einspruch  der/die Einzige mit Befindlichkeiten zu sein, obwohl es für die anderen ok ist, die dann die Person potentiell für zu ängstlich/verklemmt/sonstwas halten könnten etc.

Aber ich persönlich spiele sowie nur selten richtigen Horror oder sehr harte Sozialdramen u.ä., insofern kommt dieses Problem auch kaum auf... ;)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 11:07
Alle anderen üblichen sozialen Hindernisse gelten hier nach wie vor, wie die Hemmschwelle Einspruch zu erheben und damit vielleicht der/die Einzige zu sein, obwohl es für die anderen ok ist, die dann die Person potentiell für ängstlich/verklemmt/sonstwas halten könnten etc.

Nicht ganz, es gibt zwei Details, die es einfacher machen können für manche:

a) Die explizite Betonung, dass das nicht gerechtfertigt werden muß (aber kann, wenn derjenige will)
b) Die geringere Schwelle, auf eine Karte zu tippen als laut etwas zu sagen

Beides kann durchaus einfacher sein, als in einer Gruppe, wo man damit rechnen muß, sich anschließend rechtfertigen zu müssen, laut zu sagen "Stop, überspringen wir das bitte?". Sicherlich mag auch die X-Card für manche eine noch zu hohe Hemmschwelle haben, aber wie hieß es so schön... Der X-Card Vortrag ist wichtiger als die X-Card selbst, weil sie gewisse Erwartungen weckt und zeigt, dass einem die Leute wichtig sind.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ginster am 7.01.2018 | 11:16
RPG gibt es seit den 70ern
Wieso kam RPG fast 40 Jahre ohne X-Card aus?

Die Menschheit kam auch mal ohne Smartphone aus, ohne Tarifverträge, Demokratie, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Frauenwahlrecht.
Dinge entwickeln sich weiter. Verrückt, oder?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: OldSam am 7.01.2018 | 11:17
Nicht ganz, es gibt zwei Details, die es einfacher machen können für manche:

Ja, das ist richtig, im Detail ist es noch ein klein wenig mehr als ich geschrieben hatte, soweit hatte ich jetzt nicht differenziert. Mir ging es nur um die Kernproblematik, dass die sozialen Schwierigkeiten eben schon noch bleiben, aber ein kleiner Fortschritt ist es für diese Thematik sicherlich, das sehe ich auch so...

---

Persönlich finde ich es ohnehin hier am effektivsten im Vorfeld mit der Gruppe über die Explizität bestimmter Themen zu sprechen etc. und zwar idealerweise genau nicht per Veto, sondern Positiv gesetzt, z.B. im Sinne eines Maximalwert-Rankings... Also statt sagen zu müssen "Thema X ist mir unangenehm", nimmt man z.B. einen Index für die verschiedenen bekannten Themenblöcke, wo es gefährlich wird und versieht diese mit Werten von 1 bis 10. Dabei definiert man die Achsen mit 2-3 Beispielen, die zeigen wie krass es jeweils würde, 10 wäre im Beispiel die heftigste Ausprägung. Nun kann man einen anonymen Wahlbogen vor dem Spiel machen, wo jeder seine persönlichen Grenzen auswählt. Der niedrigste Wert gewinnt in jeder Rubrik. Es ist damit von Anfang an schon ziemlich gut klar bis wohin das Spiel gehen wird.
Durch solche Mechanismen - wenn sie gut umgesetzt wurden! - ist die Wahrscheinlichkeit, dass die X-Card i.d. Praxis überhaupt noch benötigt wird relativ klein (bessere Vorbereitung anstatt Ausweichmanöver). Nachteil ist aber natürlich der zusätzliche Zeitaufwand im Vorhinein, alles hat seinen Preis ;)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.01.2018 | 11:39
Sieh es so, wenn wir über theoretische Möglichkeiten reden, kann auch genau das Gegenteil passieren: Die Leute lassen sich auf "schlimmere" Sachen ein, weil sie wissen, im Notfall haben sie die Möglichkeit, rauszukommen - und stellen dann ggf. fest, dass dieses Gefühl der Sicherheit dazu führt, dass es gar nicht mehr notwendig ist, wirklich rauszukommen, es reicht, dass man es könnte.

OK, das macht Sinn. Das wäre tatsächlich nützlich, wenn ich z.B. mit meinen türkischen Freunden in einer ottomanischen Welt spielen möchte. Ich dachte mir immer das wäre cool, hätte aber Angst, dass es am Ende irgendwie total falsch rüberkommt. Da wäre so eine Karte sicher praktisch. Meistens will ich aber keine Grenzen ausloten, daher wäre die Karte für mich nicht notwendig und kommt mir wohl aus dieser Warte teilweise übertrieben vor. (Weil sie es für mein Spiel wäre.)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Wellentänzer am 7.01.2018 | 11:44
Hinter einer Ablehnung der X-Card steht für mich konkret die Angst, dass ich als SL nicht die Welt so beschreiben kann wie sie ist oder ein Abenteuer so beschreiben kann, wie ich es nach meinem Leitstil am geschicktesten halte. Hierzu fällt für mich als Beispiel ein mir bekannter Spieler ein, der ellenlange Voraussetzungen und Anforderungen an eine Runde mitbringt: keine martialischen Charaktere, keine dummen Charaktere, keine grimmigen Charaktere, keine Untoten ... die Liste lässt sich noch sehr lange fortführen.

Das ist doch völliger Quark, der die ablehnende Haltung einer X-Card negativ konnotierend ausgrenzt. Da halte ich symbolisch meine argumentative X-Card hoch ;-) Bei allem Enthusiasmus über die positiven Effekte einer X-Card, die zweifelsohne auftreten können, sollte man doch bitte nicht die Nachteile so komplett ausblenden, wie das hier passiert.

Ich lehne eine X-Card erstens ab, weil ich an die Wirksamkeit nicht so recht glauben kann. Ein paar anekdotische Berichte über die Nützlichkeit in allen Ehren: ich kauf das Konzept nicht. All das, was ich bislang gelesen habe, überzeugt mich nicht. Einzige Ausnahme ist dieser Post hier von Bad Horse (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105177.msg134574799.html#msg134574799). Das ist eine bislang nicht in die Diskussion eingebrachte Anwendung einer X-Card, die für mich sehr sinnvoll klingt. In virtuellen Runden fehlen nämliche viele nonverbale Cues. Außerdem kann die Anwendung einer X-Card in virtuellen Kontexten anonymisiert und damit einer Stigmatisierung entzogen werden. Dass sowas funktioniert, finde ich naheliegend und kenne ähnliche Anwendungen auch aus anderen Kontexten. Viele Tools für elektronische Meetings (https://de.wikipedia.org/wiki/Elektronisches_Meetingsystem) funktionieren beispielsweise ganz ähnlich. Darüber hinaus glaube ich aber nicht an einen insgesamt positiven Effekt von X-Cards.

Ich lehne die X-Card zweitens ab, weil sich damit negative Sekundäreffekte verbinden, wie sie Radulf beispielsweise hier beschreibt (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105177.msg134574885.html#msg134574885). Ich mag insbesondere keine Schere im Kopf und die wird durch eine X-Card nun einmal befördert. Die X-Card ist nun mal ein individuell ohne Vetooption nutzbares Machtinstrument und führt zur Einschränkung von Freiheit am Spieltisch. Das ist Fakt. Das macht was mit Leuten.

Drittens lehne ich eine X-Card ab, weil ich der Ansicht bin, dass ein Überbetonen von menschlichen Empfindlichkeiten aus meiner Sicht auf mehreren Ebenen gefährlich ist und sogar kontraproduktiv sein kann. Es müssen insbesondere nicht immer die Extrempositionen von Einzelnen sein, nach denen sich alle zu richten haben. Das klingt vermutlich sozialdarwinistisch, aber  ich kenne in diesem Forum verschiedene Leute, deren Positionen ich mich nicht vorbehaltlos unterwerfen wollen würde.

Eine X-Card ist für mich viertens Teil einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, deren Sinnhaftigkeit sich mir nicht vollends erschließt und bei der ich lieber etwas innehalten und nachdenken möchte. Positiv gemeinte Diskriminierung (affirmative action) in allen Kontexten ist schwer en vogue, aber das Rad scheint mir aktuell an der einen oder anderen Stelle fröhlich überdreht zu werden und die aktuelle politische Stimmung gibt in meinen Augen wenig Anlass zu der Hoffnung, dass sich das auf Sicht ändern könnte. Eine globale und mehr oder weniger reflexhafte Einführung von X-Cards oder explizite Anti-Harassment-Policies wären vor diesem Hintergrund das falsche Signal für den Rollenspielbereich. Ich würde mir da deutlich mehr Reflektion sowie eine offenere Diskussion wünschen und möchte außerdem politische Diskussionen gerne aus dem Hobby halten. Sehr erhellend fand ich den Beitrag von Darius im Parallelthread. Darin wird sehr offensiv und aggressiv formuliert, aber die von ihm beschriebene Entwicklung hat mir auch sehr zu denken gegeben.
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Fünftens lehne ich eine X-Card ab, weil es zu gegenteiligen Effekten dessen kommen kann, was eigentlich erwünscht ist. Wenn eine X-Card verfügbar ist, kann dies durchaus und realistischer Weise dazu führen, dass Samthandschuhe schneller ausgezogen und der eigenen Wahrnehmung weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird. In Anbetracht eines Sprungtuchs nimmt jemand womöglich schneller mal ein Risiko.


In Summe sehe ich durchaus gewisse Argumente, die für eine X-Card sprechen. Aber die Gegenargumente wiegen zu schwer.

Die Menschheit kam auch mal ohne Smartphone aus, ohne Tarifverträge, Demokratie, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Frauenwahlrecht.
Dinge entwickeln sich weiter. Verrückt, oder?

Super Argument. Klimawandel, autoritärer Backlash, Atombomben und Christian Lindner. Toll ne?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ginster am 7.01.2018 | 11:59
Super Argument. Klimawandel, autoritärer Backlash, Atombomben und Christian Lindner. Toll ne?

Super Gegenargument. Da enttäuschst du mich jetzt doch leicht. Ich habe nicht gesagt, dass alles Neue stets gut war und ist. Nur etwas Neues aus dem Grund abzulehnen, weil man bisher ohne auskam ist für mich einfach kein Argument. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob das jetzt gut ist oder nicht, wird ja hier auch konstruktiv gemacht.

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 7.01.2018 | 12:02
@Chruschtschow
Das bezieht sich auf Deine Antwort zu mir von S.1:

Meiner Meinung nach kann man von vornherein recht gut vorab grob klären, was nicht im Spiel vorkommen sollte. Man sollte bloss nicht allzu sehr ins Detail gehen.

So sage ich halt zu Beginn, dass ich an ausschweifenden Gewaltbeschreibungen, Folter und Vergewaltigung keinen Spass habe. Sollte so etwas vorkommen, weil es halt konsequent ist, dann wird das nicht gross beschrieben.

Und die Spieler haben zwar nicht ihre Lebensgeschichte zu erzählen, aber die Dinge nennen, die ihnen im Spiel am ehesten begegnen können und die sie belasten.

Für alles andere gibt es das Vetorecht. Aber dabei muss der Spieler auch aktiv sagen, was ihn stört. Das ist nur fair gegenüber der Runde, die dann Klarheit hat, was den Spieler belastet.
Ansonsten bei Kleinkram ist es optimal, wenn solche Sachen im Feedback geäußert werden

Die X-Card betrachte ich insofern als problematisch, als dass sie unzureichend Transparenz schafft, weil der Betroffene nicht mitteilen muss, was stört.

Unterm Strich ist es doch so, dass bei Aktivierung solcher Techniken eine Person ein Problem hat, aber dieses Problem bzw. die Lösung dem Rest der Gruppe aufgebürdet wird l, während die Person mit dem Problem von aller Verantwortung freigesprochen wird. Sie beteiligt sich allenfalls freiwillig dran.

Ich bin der Ansicht, dass die Person, Hemmschwelle hin oder her, die Pflicht hat, sich dabei auch zu beteiligen. Wenn die Person zu gehemmt ist, gerade auf wichtige No Gos hinzuweisen, dann bin ich nicht der richtige SL.
 Außerdem finde ich es wichtig und fair, wenn Spieler auf geänderte Lebensumstände hinweisen. Der Typ, der sich das Rauchen angewöhnt, könnte dies vorab doch Mal mitteilen. Das ist ja nix, wofür man sich schämen muss.

@Hanky-Panky
Die These, dass traumatisierte Menschen nicht Rollenspiele betreiben, kann ich anekdotisch zumindest widerlegen. Ich hab schon ein Vergewaltigungsopfer mit schwerer Kindheit in Runden gehabt. Sie war quasi mein weisser Wal (was sich nicht auf ihre Figur bezieht, sondern auf Moby Dick), in der ich immer Potenzial sah. Es ging immer schief und führte mich zu dem Entschluss, dass ich mir
a) die passenden Spieler zur passenden Kampagne Zusammensuche
b) ich Rollenspiel nur noch mit Leuten spiele, die es nicht als therapeutische Massnahme betrachten
c) ich Rollenspieler bin und kein Seelsorger
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 12:17
Eine X-Card ist für mich viertens Teil einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, deren Sinnhaftigkeit sich mir nicht vollends erschließt und bei der ich lieber etwas innehalten und nachdenken möchte. Positiv gemeinte Diskriminierung (affirmative action) in allen Kontexten ist schwer en vogue, aber das Rad scheint mir aktuell an der einen oder anderen Stelle fröhlich überdreht zu werden und die aktuelle politische Stimmung gibt in meinen Augen wenig Anlass zu der Hoffnung, dass sich das auf Sicht ändern könnte. Eine globale und mehr oder weniger reflexhafte Einführung von X-Cards oder explizite Anti-Harassment-Policies wären vor diesem Hintergrund das falsche Signal für den Rollenspielbereich. Ich würde mir da deutlich mehr Reflektion sowie eine offenere Diskussion wünschen und möchte außerdem politische Diskussionen gerne aus dem Hobby halten.

Ich sehe das ähnlich, sehe andererseits aber nicht, wie man vermeiden will, politisch zu werden, wenn das Problem ein politisches ist. Schließlich gibt es ja einen Grund dafür, dass einige Gruppen (vor allem in den USA, aber auch hier nimmt das zu) es für sinnvoll halten, sich entsprechend zu positionieren. Offensichtlich braucht man hier ein Feigenblatt für irgendwas. Und den Zusammenhang mit dem Verlust eines gesellschaftlichen Grundkonsens kann man durchaus vermuten (Archoangel hat das hier von rechts getan, eine linke Position würde ganz andere Faktoren betonen, würde das Problem aber ebenfalls in gesellschaftlichen Entwicklungen suchen).

Und ein anderer Kontext: Alles, was ich hier geschrieben habe, bezieht sich nur auf die Idee eines Vetoinstruments im Spiel. Aus dem Anti-Belästigungs-Thread habe ich mich völlig herausgehalten, habe dazu aber natürlich auch eine (ablehnende) Meinung. Den einen oder anderen Beitrag hier wird man vor diesem Hintergrund lesen müssen, teilweise wird das ja auch explizit geschrieben.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 7.01.2018 | 12:23
Aber dabei muss der Spieler auch aktiv sagen, was ihn stört. ... Die X-Card betrachte ich insofern als problematisch, als dass sie unzureichend Transparenz schafft, weil der Betroffene nicht mitteilen muss, was stört.

Willst Du wirklich, dass Dir Leute von Vergewaltigungen, Misshandlungen, seelischen Traumata u.s.w. berichten, damit Du auf entsprechende Inhalte in Deinem Spiel verzichtest?

Es ist ja eine Sache, wenn man sagt "Ich höre gerade mit dem rauchen auf, kannst Du mal bitte weniger farbenfroh beschreiben wie der an seinem rauchenden Phallussymbol nuckelt." Aber wenn einen gerade eine Gewaltszene besonders triggert, weil man von seinen Eltern geschlagen wurde, o.ä. dann ist der Grund IMHO Privatsache, der Spieler keine Rechenschaft schuldig und die Gruppe sollte trotzdem seine Grenzen respektieren.

Ich wenigstens bringe den Menschen mit denen ich spiele so viel Vertrauen entgegen, dass ich denen glaube, wenn sie deutlich machen, dass ihnen etwas wichtig ist. Und ich brauch dann in aller Regel auch keine Erklärung.

Ich bin der Ansicht, dass die Person, Hemmschwelle hin oder her, die Pflicht hat, sich dabei auch zu beteiligen. Wenn die Person zu gehemmt ist, gerade auf wichtige No Gos hinzuweisen, dann bin ich nicht der richtige SL.

Stell Dir vor Du wärest in Deiner Jugend misshandelt worden und daher wäre Gewalt gegen Kinder etwas das Dich triggert. Würdest Du die Story in jeder Runde breit treten wollen der Du jemals beitrittst, obwohl 95% der Runden das eh nicht thematisieren? Wie sieht es mit Vergewaltigungsopfern aus?

Die Idee hinter der X-Card ist halt, dass nicht jeder alle seine Trigger vorher kennt, und/oder sie nicht auf den bloßen Verdacht, dass das vielleicht mal im Spiel vorkommen könnte offenlegen möchte. Und auch nicht jeder möchte seine Trigger begründen, weil das oft ins sehr private geht. Und das diskutiert man dann vielleicht mal im Freundeskreis, aber dann meistens im Zweiergespräch und nicht in großer Runde.

Außerdem finde ich es wichtig und fair, wenn Spieler auf geänderte Lebensumstände hinweisen. Der Typ, der sich das Rauchen angewöhnt, könnte dies vorab doch Mal mitteilen. Das ist ja nix, wofür man sich schämen muss.

Tatsächlich verschweigen sowas sehr viele anfänglich ganz gerne. Um die Scham zu vermeiden, falls man rückfällig wird. Und letztendlich ist es wohl auch so, dass man gute Vorsätze besser einhält, wenn man sie nicht mit Leuten teilt. Aber die Geschichte mit dem Rauchen ist glaube ich auch der absolut unkritischste Einsatz der X-Card. Wenn daran der Plot hängt das jemand an einer Zigarette saugt dann ist das ein sehr merkwürdiger Plot.

Nochmal:
Der Gedanke der X-Card geht am ehesten in Richtung Feuerlöscher: Gut ihn da zu haben, und hoffentlich braucht man ihn nie. Die X-Card ersetzt das vorherige Gespräch nicht. Es ersätzt auch das Gespräch hinterher nicht. Nur manchmal (selten!) läuft man halt in Probleme die man nicht vorhersehen oder verhindern konnte. Da schafft sie schnelle und unbürokratische Abhilfe. Und ganz ehrlich: Der Spieler will vielleicht nicht erzählen warum es ihn gerade triggert, und ich will es in vielen Fällen auch gar nicht hören. Und schon gar nicht würde ich wollen, dass der Spieler seine Kindheit mitten in unserer Session aufarbeitet.

Der Spieler sagt kurz was ihn stört. Ich passe das Abenteuer an. Und weiter gehts.

Und in den aller wenigsten Fällen wird es sich so gravierend auf das Abenteuer auswirken, dass man jetzt plötzlich kreativ werden muss um die Session zu retten.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.01.2018 | 12:31
Ich glaube was die Diskussion erschwert, ist die Tatsache, dass einige Poster dahinter eine Agenda vermuten (möglicherweise zu recht, möglicherweise nicht, da habe ich bis heute keine Meinung). Andere sind dann verwundert, warum ein aus ihrer Sicht guter Mechanismus so kritisiert wird und vermuten dann vielleicht eine andere Agenda dahinter.

Ich bin mir noch nicht sicher, zu welcher Gruppe ich gehöre. Ich verstehe, dass Leute keine Lust darauf haben, sich einer konservativen/linken/transhumanistischen Agenda zu unterwerfen. (Bei den Diskussionen auf Enworld wird mir teilweise schlecht ob der Feindseeligkeit.) Ich möchte aber auch nicht jede Neuerung verwerfen, weil sie vermeintlich von den "falschen" Leuten kommt. Schwierig. Ich glaube auch, dass man oft die extremsten Befürworter oder Gegner wahrnimmt (die ich hier in der Diskussion nicht finde - großes Lob an Tanelorn).
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 7.01.2018 | 12:33
@Chiungalla
Ich denke, dass Du Deine Antwort überarbeiten solltest, da ich bewusst geschrieben habe, dass die betroffene Person den Störfaktor nennen soll. Sonst hätte ich geschrieben, dass sie ihn erklären soll.

Bei einer Szene, bei der der kleine Tommi an die Wand genagelt wird, ist mir eher geholfen, wenn der Spieler sagt, dass ihn Gewalt gegen Kinder stört (was auch kaum die Überwindung einer Hemmschwelle erfordert und wenn doch, dann bin ich der falsche SL) anstatt einfach nur auf eine Karte zu tippen, so dass ich raten darf, was die Person nun stört.
OK, ich geh erstmal von der Gewalt gegen Kinder aus und vermeide solche Szenen in Zukunft. Dann stellt sich aber später heraus, dass die Person durch die Verwendung von Hammer und Nagel getriggert wird, weil... Mir egal. Ich will nur wissen, was stört und nicht warum.

Das Problem bei der X-Card sehe ich darin, dass sie zwar das Gespräch nicht ersetzt, aber gerade die Person mit dem Problem nicht an diesem Gespräch teilnehmen muss.

Und was den Raucher angeht:
Wer die Hemmschwelle überwinden kann, sich beim Spiel in eine Rolle einzufinden und diese auszuspielen, von dem erwarte ich, dass er auch die Hemmschwelle einer solchen Banalität überwindet.
Ansonsten bin ich halt nicht der richtige SL.

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 7.01.2018 | 12:36
Die X-Card ersetzt laut Stavropoulos weder Vor- und Nachbereitung einer Runde, noch Gespräche über Inhalte. Es ist also nicht so, dass man die X-Card verwendet und auf einmal alles, was man sonst so gemacht hat, für sinnvoll hält, nicht mehr gilt.

Für alles andere gibt es das Vetorecht. Aber dabei muss der Spieler auch aktiv sagen, was ihn stört. Das ist nur fair gegenüber der Runde, die dann Klarheit hat, was den Spieler belastet.

Wenn ein Inhalt per X-Card entfernt werden soll, dann ist Klarheit darüber doch eine Grundvoraussetzung. Wenn es die nicht gibt, muss - wie im Dokument erläutert - nachgefragt werden. Insofern sehe ich hier kein Transparenz-Problem.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Glumbosch am 7.01.2018 | 12:41
So langsam nehmen doch die Posts von "ich glaube dies oder jenes" ein Ausmaß an, dass es sich jetzt eher um eines Autausch von Vermutungen als eine Diskussion handelt.

Hat jemand psychologische Studien zum Effekt ähnlicher Maßnahmen auf das Verhalten? Also konkret, wann kommt es zu vorrauseilendem Gehorsam/Schere im Kopf?/Mäßigung?

Ich fange mal an hier ist was Wikipedia zu Vorauseildem Gehorsam sagt (https://de.wikipedia.org/wiki/Vorauseilender_Gehorsam).

Ich lese da, dass die unklarheit der Nomen und von dem was Erwünscht ist zu vorrausieneldem gehorsam führen. Das heißt, es würde zu weniger Schere im Kopf führen wenn ganz klar gemacht wird, was Erwünscht ist und was nicht.


Hier ist ein kurzer Stand der Forschung dazu was Gewaltdarstellung mit Menschen macht (http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MEDIEN/FernsehenGewalt.shtml). Meine Zusammenfassung: Die Panik um Gewalt in Videospielen war übetrieben, in bestimmten Kontexten sind Gewaltdarstellungen aber durchaus geegnet Menschen für Gewaltanwendung empfänglicher zu machen(aktiv und passiv).

Hier will eine Studie heraus gefunden haben, dass Überwachung zu Selbstzensur führt (http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/studie-staatliche-ueberwachung-fuehrt-zu-selbstzensur-im-netz-14150024.html).
Je abstrackter die Kotrolle desto schlimmer.

Wie wäre es mit der maximal konkreten Version: Was am Tisch gespielt wird bestimmen die Menschen am Tisch. Die x-card ist ja nichts weiter als ein Setting um zu sagen: nachverhandeln ist möglich. ihr bestimmt was gespielt wird.


Zu Wellentänzers Beitrag:
 in der Tat fehlen mir auch gerade Zahlen zur Wirksamkeit, ich vermute nicht, dass eine Wissenschaftliche Studien seit der Einführung durchgeführt wurden. Oder wenigstens eine Befragung der Teilnehmenden. Wenn man das klären wollte könnte man x-card probeweise anbieten und dann befragen um zu sehen ob es einen Unterschied der Runden mit und ohne X-Card gibt. Dimensionen währen subjektives sicherheits empfinden,wertschätzung durch die gruppe und in der gruppe, das gefühl, dass eigene Grenzen wahrgenommen wurden. Ich glaube allerdings, dass man eine sehr große Stichprobe brauche wird 99% aller Runden auf Cons behalten keine Grenzerfahrungen bereit.

Auch mit X-Card sucht man sich seine Runde noch aus. Der SL kann sagen z.B. wenn du nicht sterben willst dann kannst du nicht mit mir Cuthulu spielen, bitte suche dir eine andere Runde.

Eine Con ist ein ganz bestimmtes soziales Setting.


Wellentänzer spricht auch ein Gefühl von Gesellschaflichem Übetreiben an. Diese Gefühle sind oftmals falsch, so sind gefühlt 20% der Deutschen Muslime aber in Wahrheit 5% (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gefuehlte-wahrheit-deutsche-schaetzen-anteil-der-muslime-viel-zu-hoch-a-1125901.html).

Wem man das weiß versteht man woher die ganzen Leute auf den Pegida Demo's kommen.

In der Gleichen Umfrage oben kam aber auch heraus, dass es bereits eine Große mehrheit für die Ehe für alle Gab, obwohl die Gefühlte mehrheit knapper war.

Also weder sind "die Männer" gefährliche Monster noch denken sich Frauen übegriffe Massenhaft  aus.

Ich möchte Wellenreiter nicht in die Nähe von rechten Gedankengut rücken, nur habe ich keine Zahlen wo warheit um Empfinden der Bevölkerung zum thema gleichbereichtigung erhoben wurde. Mein Punkt ist, das subjektive Empfinden ist ein Schlechter Ratgeber.

und das gilt auch für mich.


"Ich würde mir da deutlich mehr Reflektion sowie eine offenere Diskussion wünschen und möchte außerdem politische Diskussionen gerne aus dem Hobby halten. "
offene Diskussion  aber politik raushalten sind imho ein Widerspruch.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 12:48
Ich bin etwas erstaunt über den Umgang mit Zensur/"Schere im Kopf".

Natürlich führt ein Vetorecht zu bestimmten Inhalten dazu, dass diese Inhalte dann rausgeschnitten werden.

Oder kann jemand genauer erklären, was damit gemeint ist?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Glumbosch am 7.01.2018 | 12:51
Die Befürchtung ist, dass Menschen sich garnicht mehr Trauen eine Runde an zu bieten mit heiklen Inhalten weil die Runde dann mit der X-Card verändert wird bis die heiklen inhalte nicht mehr da sind.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 12:56
Die Befürchtung ist, dass Menschen sich garnicht mehr Trauen eine Runde an zu bieten mit heiklen Inhalten weil die Runde dann mit der X-Card verändert wird bis die heiklen inhalte nicht mehr da sind.

Ah, ok. Jetzt verstehe ich das besser.

Bei der Con-Thematik bin ich eh raus. Und bei heiklen Themen auch - da würde ich gar nicht erst mitspielen, sofern das vorher angekündigt war. Würde es sich unangekündigt im Spiel ergeben, würde ich wahrscheinlich gehen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: La Cipolla am 7.01.2018 | 12:56
Ich glaube was die Diskussion erschwert, ist die Tatsache, dass einige Poster dahinter eine Agenda vermuten (möglicherweise zu recht, möglicherweise nicht, da habe ich bis heute keine Meinung). Andere sind dann verwundert, warum ein aus ihrer Sicht guter Mechanismus so kritisiert wird und vermuten dann vielleicht eine andere Agenda dahinter.

Ich bin mir noch nicht sicher, zu welcher Gruppe ich gehöre. Ich verstehe, dass Leute keine Lust darauf haben, sich einer konservativen/linken/transhumanistischen Agenda zu unterwerfen. (Bei den Diskussionen auf Enworld wird mir teilweise schlecht ob der Feindseeligkeit.) Ich möchte aber auch nicht jede Neuerung verwerfen, weil sie vermeintlich von den "falschen" Leuten kommt. Schwierig. Ich glaube auch, dass man oft die extremsten Befürworter oder Gegner wahrnimmt (die ich hier in der Diskussion nicht finde - großes Lob an Tanelorn).

Ich möchte diesen Post einmal unterstreichen, gerade den zweiten Teil!
Deshalb übrigens auch meine Empörung gegenüber Archoangel gestern, dessen Beitrag ich als ersten im Thread als übermäßig politisch wahrgenommen habe. Entschuldigung dafür. :|

Zumal, wie schon gesagt, gerade bei den Sprechenden hier im Thread und wahrscheinlich auch in Deutschland allgemein, mit ziemlicher Sicherheit noch weniger "Agenda" dahintersteckt als vielleicht bei einigen Leuten auf der anderen Seite des Teichs. (Ich mag das Wort übrigens nicht sonderlich ... Meine Agenda hinter der X-Card ist, den Spielspaß für alle Beteiligten zu erhöhen. @_q'') Oder seht ihr hier wirklich so viele Posts, die im Extremen irgendeine blinde linke Ideologie unter die Leute bringen wollen?
Ich denke, man sollte vorsichtig sein, da das eine auf das andere zu projizieren.

Die X-Card selbst ist ja sogar in ihrer Originalbeschreibung eine politisch ziemlich neutrale und interpretierbare Sache, mit der man viele verschiedene Sachen anstellen kann. Und genau diese individuelle Anpassung ist doch total typisch für Rollenspieler. Wir benutzen ja heute auch D&D für große, gefühlvolle Stories, obwohl es vielleicht mal nicht ganz so gedacht war, und Sachen von Lovecraft, ohne uns voll auf seine zweifelhaften Seiten zu stellen. Und genauso kann man auch die X-Card benutzen, oder zumindest anerkennen, dass nicht jeder, der sich dafür ausspricht, den gesamten Sack an ideologischem Ballast hinter sich herzieht, den man damit verbinden kann ... aber übrigens auch in den Staaten nicht immer muss.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.01.2018 | 12:59
Ich fange mal an hier ist was Wikipedia zu Vorauseildem Gehorsam sagt (https://de.wikipedia.org/wiki/Vorauseilender_Gehorsam).

Ich finde ja, jede Diskussion macht erst dann richtig Spaß, wenn man einen Link auf einen Seite hat, in der die Worte Hitler und Holocaust vorkommen.  >;D
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: La Cipolla am 7.01.2018 | 13:00
Und ich hab mir den Autobahn-Vergleich gerade noch verkniffen. xD
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 13:09
Ich habe eine totale Agenda bei der Sache. Hat was mit Eiscreme zu tun. Mehr verrate ich aber nicht.  :headbang:
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.01.2018 | 13:13
Ich habe eine totale Agenda bei der Sache. Hat was mit Eiscreme zu tun. Mehr verrate ich aber nicht.  :headbang:

Ja, am Anfang ist es "nur" ein Wassereis am Stiel und in zwei Jahren sind wir alle in Blöcke aus Fudge Core Super Cookie Dough eingefroren.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 7.01.2018 | 13:18
@Chiungalla
Ich denke, dass Du Deine Antwort überarbeiten solltest, da ich bewusst geschrieben habe, dass die betroffene Person den Störfaktor nennen soll. Sonst hätte ich geschrieben, dass sie ihn erklären soll.

Gut das Du das nochmal klar stellst. Denn das ist in Deinem Beitrag durch den nachfolgenden Satz darüber das Klarheit darüber was den Mitspieler belastet nur fair ist sehr missverständlich in Deinem ursprünglichen Beitrag.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Pyromancer am 7.01.2018 | 13:18
Die Befürchtung ist, dass Menschen sich garnicht mehr Trauen eine Runde an zu bieten mit heiklen Inhalten weil die Runde dann mit der X-Card verändert wird bis die heiklen inhalte nicht mehr da sind.

Und diese Befürchtung ist meiner Ansicht nach unbegründet. Wenn ich eine Runde mit heiklen Inhalten ankündige, dann spielen da doch eh nur Leute mit, die diese heiklen Inhalte prinzipiell in Ordnung finden. Und die X-Karte ist da nur Notfall-Instrument.

Wenn jemand eine Runde torpedieren will, dann schafft er das auch ohne X-Karte. Und wenn jemand nach der ersten halben Stunde schon dreimal die X-Karte gezückt hat, dann spricht auch nichts dagegen, dieser Person nahe zu legen, die Runde zu verlassen, weil's halt nicht passt.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Glumbosch am 7.01.2018 | 13:19
Schön, dass der Artikel auch gelesen wurde.

Nehmen wir das Milgram Experiment (https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment). Wegen des Settings sind 2/3 der Leute bereit zu foltern bis zum Tod.

Aber wir erwarten von Leuten die sich gerade unwohl fühlen das zu verbalisieren. Stop sagen bedeutet eine Schwelle zu überwinden, die 2/3 der Probanden lieber nicht überschreiten und dafür lieber Menschen foltern.

Auch der SL hat Autorität. Deshalb ist das Setting so wichtig. Ob es jetzt mit der X-Card oder Opentable oder anderen Mitteln gemacht wird ist mir recht egal.

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 7.01.2018 | 13:23
Was am Tisch gespielt wird bestimmen die Menschen am Tisch. Die x-card ist ja nichts weiter als ein Setting um zu sagen: nachverhandeln ist möglich. ihr bestimmt was gespielt wird.

Exakt eben nicht und DER Stein des Anstoßes. Es wird eben gerade nicht nachverhandelt, sondern wer die X-Karte nutzt sagt: Ich bestimme was rausfliegt. Das kann in einem Szenario angemessen sein. Eine Kontrolle findet aber ausdrücklich nicht statt um ganz sicher zu sein, dass die Funktion in einer angemessenen Situation uneingeschränkt zur Verfügung steht. Alle Beteiligten an unangemessenen Situationen sind in Kauf genommener Kollateralschaden und müssen das eben schweigend aushalten oder sind BÖSE(tm).

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 7.01.2018 | 13:25
@Glumbosch:

Du hast in deinen beiden letzten Posts Themen verlinkt, die nur am Rande mit der X-Card als Technik zu tun haben. Ich möchte darum bitten, die Diskussion spezifisch um die X-Card und vergleichbare Techniken zu führen. Links dazu wie gesagt gerne.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 13:29
 :d  für die Anwendung von Milgram, das zu lesen rüttelt immer schön die grauen Zellen auf.
Meib Eindruck ist jetzt, dass die XCard tatsächlich wie ein Feuerlöscher ist. Die Runde hat weiter die Verantwortung, Brandmelder zu installieren, keine Kippen in den Papierkorb zu schmeißen, Kaffeemaschinen auszustöpseln usw. und sich nicht darauf zu verlassen, dass man einen Herd ja löschen kann, statt einfach den Schalter auszudrehen.

Der Feuerlöscher ist für die Brandrisiken die keiner erwarten konnte. Wie Wunderkerzen im Sandwich.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 13:30
Nehmen wir das Milgram Experiment (https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment). Wegen des Settings sind 2/3 der Leute bereit zu foltern bis zum Tod.

Aber wir erwarten von Leuten die sich gerade unwohl fühlen das zu verbalisieren. Stop sagen bedeutet eine Schwelle zu überwinden, die 2/3 der Probanden lieber nicht überschreiten und dafür lieber Menschen foltern.

Ich glaube nicht, dass sich Milgram so übertragen lässt. Bei Milgram geht es darum, anderen etwas zuzufügen. Bei der hier besprochenen Situation geht es darum, sich selbst zu schützen. Auch die Sache mit der Autorität halte ich für eher schwierig, weil die vom Spielleiter ausgehende Autorität doch je nach Runde, System, Setting, Kontext etc. sehr unterschiedlich ist. Bei Milgram steht dem eine sozial sehr eindeutige Aufstellung gegenüber.
Abgesehen davon, dass Milgram sich auch noch aus anderen Gründen grundsätzlich anzweifeln lässt (die überzeugendsten Kritikansätze haben mit dem Kontext seines Experiments zu tun). Aber bedenkenswert ist das Ergebnis zweifellos - nur vielleicht nicht so sehr in unserem Zusammenhang hier.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Wellentänzer am 7.01.2018 | 13:31
Da ist der Dammbruch: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105196.msg134574986.html#msg134574986

Innerhalb kürzester Zeit wurden Gesinnungskontrollen (im Laufe des A-H-P-Threads) salonfähig und nun wird massiv Politik gemacht. QED.

Um es klar zu sagen: politisch bin ich "eigentlich" bei all diesen Themen und Forderungen mitnichten auf der konservativen Seite beheimatet. Ich warne nur davor, dieses Forum zum Austragungsort spalterischer politischer Themen zu machen. Das geht schief und hat hier nichts verloren.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 7.01.2018 | 13:34
War das irgendwie undeutlich?

Zitat
Ich möchte darum bitten, die Diskussion spezifisch um die X-Card und vergleichbare Techniken zu führen. Links dazu wie gesagt gerne.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Pyromancer am 7.01.2018 | 13:38
Und zum Thema: Ich spiel ja nur mit Freunden und wir reden vorher darüber, da kann ja nichts passieren.

Wir hatten neulich die Situation, dass eine Spielerin mitten im Spiel meinte, dass sie Spielinhalt XY1 gar nicht ab kann und ob wir das nicht lassen können. Das kam für mindestens einen anderen Spieler und mich ziemlich überraschend, weil wir das für eine implizite Kampagnen-Prämisse gehalten hatten und da bisher auch Spaß daran hatten. Der andere Spieler spielt mit der Spielerin seit 10 Jahren, ich seit drei, und wir haben auch abseits des Rollenspiels Kontakt und verstehen uns gut. Und vorher darüber geredet, um was die Kampagne gehen soll, haben wir auch. Das hätte also gar nicht passieren dürfen. Ist es aber.

Wir haben das Problem auch ohne X-Karte gelöst bekommen. Aber mit X-Karte hätte sich die Spielerin vielleicht sehr viel früher gemeldet und sich so 2-3 für sie unangenehme Situationen erspart. Und damit hätte sich die Maßnahme ja schon rentiert gehabt.

Exakt eben nicht und DER Stein des Anstoßes. Es wird eben gerade nicht nachverhandelt, sondern wer die X-Karte nutzt sagt: Ich bestimme was rausfliegt. Das kann in einem Szenario angemessen sein. Eine Kontrolle findet aber ausdrücklich nicht statt um ganz sicher zu sein, dass die Funktion in einer angemessenen Situation uneingeschränkt zur Verfügung steht. Alle Beteiligten an unangemessenen Situationen sind in Kauf genommener Kollateralschaden und müssen das eben schweigend aushalten oder sind BÖSE(tm).
Wenn sich wie bei uns in einer "normalen Runde" ein Teilnehmer rührt und meint, "XY kann ich gar nicht ab, könnt ihr das bitte lassen", was soll man da noch nachverhandeln? Da gibt es in meinen Augen keine Alternative dazu, einfach XY zu lassen und weiter zu spielen.


--
1 "eigentlich" total harmloses Zeug, dass sie und ihren Charakter nicht mal unmittelbar betraf.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: First Orko am 7.01.2018 | 13:40
[verschoben in Nachbarthread]
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 7.01.2018 | 13:41

Wenn sich wie bei uns in einer "normalen Runde" ein Teilnehmer rührt und meint, "XY kann ich gar nicht ab, könnt ihr das bitte lassen", was soll man da noch nachverhandeln? Da gibt es in meinen Augen keine Alternative dazu, einfach XY zu lassen und weiter zu spielen.

Was soll eine "normale Runde" sein.

Zum Thema. Das hängt dann eben vom XY ab.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: dunklerschatten am 7.01.2018 | 13:41
Ohne alles gelesen zu haben...

Eine ehrlich gemeinte Frage: Was zur Hölle spielt ihr für einen f***** kranken S**** Spiel bzw. wo rekrutiert iht eure Mitspieler das es nötig wird so eine Karte im Spiel zu brauchen ?

Das klingt ja gefährlich nach BDSM RPG  :o






Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 13:42
@Chruschtschow
Das bezieht sich auf Deine Antwort zu mir von S.1:

Meiner Meinung nach kann man von vornherein recht gut vorab grob klären, was nicht im Spiel vorkommen sollte. Man sollte bloss nicht allzu sehr ins Detail gehen.

Wie gesagt, das ist nicht immer so einfach. Wie ich schon weiter vorne beschrieben habe, war ich auch ein Opfer von Gewalt. Das hat jetzt eine Verarbeitungsgeschichte von fast drei Jahrzehnten seit dem letzten Ereignis. Das kann bei mir einen Kloß im Hals auslösen. Ich musste aber vor ein paar Jahren aber auch mal beim Hören vom Deutschlandfunk auf dem Weg zur Arbeit rechts ran fahren, weil mich da ein Beitrag völlig unvorbereitet umgenietet hat und ich in Tränen aufgelöst war. Das kannte ich in der Intensität vorher gar nicht oder war hinreichend geübt im Runterschlucken und Wegsperren. Das kann mich aber auch emotional relativ unberührt lassen. Ich bin Lehrer, ich bin da auch schon mit Misshandlung in Kontakt geraten und da eigentlich nach meinem Empfinden ganz professionell an die Sache ran gegangen. Insgesamt kann ich die Momente, in denen ich wirklich aus heiterem Himmel voll getriggert wurde, an einer Hand abzählen. In fast drei Jahrzehnten. Und keine der Situationen ist mit der anderen sonderlich ähnlich.

Ich bin nicht zu jedem Zeitpunkt dieser fast drei Jahrzehnte gleich damit umgegangen. Um mich heute so weit zu treiben, dass ich da ein ernstes Problem bekomme, muss der Auslöser EXTREM spezifisch sein. Und ich kann das heute auch sehr klar ansagen, dass das jetzt reicht und an der Stelle bitte Schluss ist (wie gesagt, Trigger aus heiterem Himmel ausgenommen). Darum ist das auch kein sonderliches Problem, mich HEUTE mit entsprechenden Inhalten im Rollenspiel auseinander zu setzen.

Vor zehn, zwanzig Jahren sah das stellenweise deutlich anders aus. Da war die Reaktion eben die ähnliche wie in der Misshandlungssituation. Kopf einziehen, schweigen, auf ein baldiges Ende hoffen, verkrümmeln, Wunden lecken. Wenn du dir solche Überlebensstrategien als Kind angewöhnst, dann gehst du nicht hin und sagst ganz offen: "Stopp, darf ich euch gerade mein Problem mit der Situation darlegen?" Von daher finde ich es auch vermessen, wenn hier irgendwelche Leute behaupten, dass nichtverbale Hilfsmittel ja nicht wirklich wirksam wären. Als Betroffener kann ich sagen: Sie sind es. Vielleicht nicht für alle und jeden. Für mich waren sie es. In anderen Lebenssituationen mehr als jetzt, aber definitiv ein Hilfsmittel. Und auch ich bin zu Abstraktionsleistungen fähig, wie Marzaan das ja so schön für die Missbrauchsmöglichkeit von X-Karten deklariert: Sie wären es auch in Rollenspielkontexten.

Und mal im Ernst, das will ich auch gar nicht jedem auf die Nase binden, was vorgefallen ist. Wie sieht das denn aus, wenn ich der Spielrunde die spezifische Misshandlung schildere, die jetzt bitte nicht gespielt werden soll? Yay, das hebt sicher die Stimmung, wenn es in einer kleinen Szene genügt, den Kochlöffel wegzulassen. Am besten reiße ich dann bei meiner Schilderung gleich noch einen anderen Mitspieler mit runter, denn Kinder werden ja nun nicht so furchtbar selten misshandelt.

@dunklerschatten:
Tatsächlich hätte ein BDSM RPG wahrscheinlich deutlich weniger Risiko bei mir irgendwas auszulösen im Vergleich zu einer nebensächlichen, aber näher an der Realität gelagerten Misshandlungssituation. Eine üble Warhammer-Metzgerei ist auch völlig unproblematisch. Sexuelle Gewalt? Komme ich mit klar. Und so weiter. Meine Probleme finde ich eher in realitätsnahen, beiläufigen Misshandlungssituationen.

Und das wird kein Spielleiter auf dem Zettel vermerken. "Wir spielen ein Ermittlersetting in der Weimarer Republik. Eventuell schießt ihr mal auf Verbrecher oder es gibt Schlägereien, aber keine allzu deutliche Gewalt. Es geht um einen Serienmörder, die Taten laufen aber off-screen. Achja, in einer Szene wird nebenher noch ein Mal ein kleiner Junge von seiner Mutter mit dem Kochlöffel verprügelt." Rate mal, was davon vorher nicht besprochen wird, was davon auch nicht auf dem Zettel steht und was davon Potential hat, dass ich aufstehe und gehe. Und auch da: Kann! Nicht Muss! Wenn ich aber in so einer kurzen Szene eben auf die Karte tippe, dieser eventuell völlig nebensächliche Schauplatz verlassen wird und niemand sich lang und breit anhören muss, was ich zu dem Thema noch so erzählen könnte, wo ist da der Verlust?

Auslöser liegen meisten nicht in den großen plakativen Situationen. Die kann ich tatsächlich vorher auf mich zu kommen sehen. Aber dieser kleine Nebenkram, der ist kritisch. Und mit den richtigen Werkzeugen auch so bearbeitbar, dass es kleiner Nebenkram für die anderen bleibt.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 13:48
Ohne alles gelesen zu haben...

Eine ehrlich gemeinte Frage: Was zur Hölle spielt ihr für einen f***** kranken S**** Spiel bzw. wo rekrutiert iht eure Mitspieler das es nötig wird so eine Karte im Spiel zu brauchen ?

Das klingt ja gefährlich nach BDSM RPG  :o
So und jetzt fang mal die Pferde wieder ein und lies nach. Dann verstehst du auch um was es geht.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Pyromancer am 7.01.2018 | 13:49
Was soll eine "normale Runde" sein.

Eine Privatrunde mit guten Bekannten und Freunden, mit denen man schon länger gemeinsam spielt. "Normal", weil geschätzt >90% des Rollenspiels unter diesen Randbedingungen stattfindet.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 7.01.2018 | 13:50
@ Ucalegon:
Das Problem ist, dass viele hier ganz offensichtlich gar keinen blassen Dunst haben wie Menschen auf einem bewussten und unterbewussten Level funktionieren. Und sie das auch nicht interessiert, solange sie sich einreden können das die anderen die Verantwortung tragen sollen und können. Deshalb sehen sie nicht wie sinnvoll und notwendig die X-Card sein kann. Da helfen Experimente wie das von Milgram durchaus Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Menschen nicht so funktionieren wie sie denken.

Ohne diese Forenteilnehmer auf solchem Wege dafür zu sensibilisieren wie Menschen überhaupt funktionieren können wir die Diskussion hier IMHO sofort lassen. Weil dann die Standpunkte derjenigen die sich intensiv mit Psychologie und Gruppendynamiken beschäftigt haben auf die Standpunkte derer treffen die davon keine Ahnung haben. Und das ist ganz offensichtlich keine sehr produktive Debatte.

@ Rest:
Mich fasziniert das Thema menschliche Psyche, Fehlschlüsse u.s.w. jetzt schon mehrere Jahre. Wollen wir damit vielleicht ins Science without fiction umziehen?

@ dunklerschatten:
Spätestens wenn Du FSK 12 überschreitest gibt es immer Themen die für den einen völlig okay sind und den anderen traumatisieren. Sogar schon früher.

Es gibt z.B. so schwere Formen von Arachnophobie, dass Leuten schon beim Wort Spinne eine Gänsehaut wächst und sie das Thema keine 5 Minuten ertragen ohne den Raum fluchtartig zu verlassen. Da ist halt eine Riesenspinne als Gegner ein no-go. Ich hab tatsächlich, ohne X-Card oder vergleichbare Schutzmaßnahmen, mal erlebt das sich ein Spieler in Embryohaltung zusammen rollte bei so einer Szene.

Ich habe selbst relativ schwere Höhenangst und eine recht blühende Phantasie. Wenn sich der Spielleiter zu lange damit aufhält zu beschreiben wie schmal, brüchig und hoch die Brücke ist, dann ruft das bei mir auch sehr negative Gefühle wach die ich eigentlich nicht brauche. Ich kolabiere dann nicht sofort, aber nach der Session schlafe ich dann sehr gut, weil das Adrenalin das ich in solchen Situationen ausschütte mich schon ziemlich schafft.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 13:51
JA! JA VERDAMMT! Das kann passieren. Im Rollenspiel. In der Disko. Im Café. In der Bahn. Ständig reden Leute über Dinge und handeln auf Arten und Weisen, die irgendwen vor den Kopf stoßen könnten. Aber das kann ich Ihnen nicht verbieten. Wenn das in mir was auslöst, dann muss ich daran arbeiten, eine Lösung für mich finden. Das muss jeder.
Manchmal (Oft) ist das schwer, aber es ist die einzige Chance zu wachsen und zu Erkenntnissen und Weiterentwicklung zu gelangen. Man kann sich nicht vor allem schützen, was VIELLEICHT passieren kann.

Natürlich kann man sich nicht vor allem schützen. Aber was soll nun das Argument sein? Das die Welt nunmal schlecht ist? Und das spricht dagegen, sie zu verbessern? Erschließt sich mir nicht.
Die Vorstellung, dass man nur aus Verletzung wachsen könne, scheint mir aber auch unsinnig. Ebensogut kann man sich daran einen ernsthaften, bleibenden Schaden zuziehen.

Mir fehlt hier ein bißchen die Verhältnismäßigkeit. Es hängt halt wesentlich von der jeweiligen Situation und Zusammensetzung ab. Und alle Beteiligten tragen Verantwortung. Und wenn sich jemand danebenbenimmt, sollte das sanktioniert werden. (Übrigens ein Punkt, in dem ich Dir nicht zustimme: Man kann und sollte Leuten verbieten, anderen in offensichtlich unerwünschter Weise vor den Kopf zu stoßen).

Aber: Es geht hier doch gerade darum, eine Lösung dafür zu finden, wenn Dinge in jemandem ausgelöst werden.
Möchtest Du das wirklich der betroffenen Person anheimstellen, die sich allein damit auseinandersetzen soll? Meiner Ansicht nach funktionieren weder individuelle Psychologie noch soziales Miteinander so.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 13:52
Ich habe mir in meinen Runden angewöhnt, kurz das Abenteuer zu umreißen und auch problematische Szenen, die vorkommen können, anzusprechen.
Ich habe selbst solche Fehler als Spielleiter gemacht und auch solche Fehler gesehen, wo ein Einsatz der X-Card definitiv wünschenswert gewesen wäre.

Uuurks. Da würde ich aufstehen und gehen. Oder die X-Card antippen. Das geht bei mir gar nicht. Lässt du dir auch von jemandem die nächste "Game of Thrones" Folge vorspoilern, damit du dann nicht so überrascht bist, wenn X von Y getötet wird? Liest du auch immer gepoilerte Buch-Rezensionen, damit du nicht böse von der Handlung überrascht wirst? Das saugt dem Spiel ja jede Spannung aus ... was mich wieder zu der Frage bringt, ob die X-Card-Befürworter nicht generell Leute sind, die aus der PE- und Metagame Richtung kommen, wohingegen der typische ARS-ler (ich) da eben eher Probleme sehen.
Ich zumindest würde - wenn die SL anfängt zu beschreiben was auf mich zu kommt und welche Szenen problematisch werden können - packen, aufstehen und gehen und die SL darum bitten sowas nächstens doch auf den SL-Zettel zu schreiben, damit man vorgewarnt sei. Ich spiele doch nicht um "in meinem Charakter zu wachsen" oder "meine schauspilerisch-empathischen Fähigkeiten zu schulen". Ich spiele um auf unerwartete Situationen zu treffen und Abenteuer zu erleben.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 13:56
@felixs: Die Welt ist nicht "schlecht" weil mal jemand unabsichtlich was macht oder tut was dir nicht gefällt. Man könnte sogar argumentieren dass es anders herum ist.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 13:58
Uuurks. Da würde ich aufstehen und gehen. Oder die X-Card antippen. Das geht bei mir gar nicht. Lässt du dir auch von jemandem die nächste "Game of Thrones" Folge vorspoilern, damit du dann nicht so überrascht bist, wenn X von Y getötet wird? Liest du auch immer gepoilerte Buch-Rezensionen, damit du nicht böse von der Handlung überrascht wirst? Das saugt dem Spiel ja jede Spannung aus ... was mich wieder zu der Frage bringt, ob die X-Card-Befürworter nicht generell Leute sind, die aus der PE- und Metagame Richtung kommen, wohingegen der typische ARS-ler (ich) da eben eher Probleme sehen.
(...) Ich spiele um auf unerwartete Situationen zu treffen und Abenteuer zu erleben.

Dass die X-Karte für sowas nicht gedacht ist, ist Dir klar. Also, was soll der Seitenhieb?

Ich habe es so verstanden: Es geht nicht um "unerwartete Situationen", sondern um Themen, die jemanden psychisch belasten könnten. Finde ich sinnvoll, das anzusprechen.
Der Mittelweg wäre vielleicht, vorher zu fragen, ob jemand sowas gern wissen möchte. Die, die die Überraschung lieber noch überraschender haben möchten, könnten dann ja so lange aufstehen.

Und wer spalten möchte, kann das auch tun und dann halt komplett gehen. Aber warum eigentlich?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 14:01
Die Menschheit kam auch mal ohne Smartphone aus, ohne Tarifverträge, Demokratie, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Frauenwahlrecht.
Dinge entwickeln sich weiter. Verrückt, oder?

Hallo Herr/Frau Strohmann. Der Nationalsozialismus war auch eine Weiterentwicklung. War er deshalb automatisch gut? Nicht jede Entwicklung muss einen Fortschritt bedeuten, sorry.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 7.01.2018 | 14:02
Eine Privatrunde mit guten Bekannten und Freunden, mit denen man schon länger gemeinsam spielt. "Normal", weil geschätzt >90% des Rollenspiels unter diesen Randbedingungen stattfindet.

Und meines Erachtens mit der gesetzten Zielsetzung öffentliche Treffen "problemfreier" zugestalten hier offtopic.
Im Privaten sollten da ganz andere Grundlagen, Möglichkeiten wie auch Vertrautheitsgrade gelten.

Dass die X-Karte für sowas nicht gedacht ist, ist Dir klar. Also, was soll der Seitenhieb?

Ich habe es so verstanden: Es geht nicht um "unerwartete Situationen", sondern um Themen, die jemanden psychisch belasten könnten. Finde ich sinnvoll, das anzusprechen.

"Gedacht" ist völlig irrelevant, wenn man genau für die unerwünschte Anwendung das Maßwerkzeug bereitlegt.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 14:02
Wohlwollend gelesen ginge es wohl eher um sowas wie PG-Hinweise, oder? " mild sexual behaviour, extreme graphic violence, violence against minors"

@Ginster: aber das hat er doch genau so auch gemeint?  *verwirrt*
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 14:02
@felixs: Die Welt ist nicht "schlecht" weil mal jemand unabsichtlich was macht oder tut was dir nicht gefällt. Man könnte sogar argumentieren dass es anders herum ist.

Ich vermute, dass das eine ziemlich schräge Argumentation werden würde.

Das ganze ergibt ohne Kontext (der wurde ja verschoben und ich habe nur einen Teil zitiert) aber auch wenig Sinn. Vielleicht habe ich auch etwas missverstanden.
Meinem Verständnis nach war der Grundtenor des Beitrags jedenfalls: "Die Welt ist nunmal nicht aus Zuckerwatte, friss es trotzdem und wachse daran".
Und ich bin der Meinung, dass das für einige Menschen so nicht funktioniert. Und dass das auch nicht funktionieren muss, sondern dass es besser wäre, man würde an den Missständen arbeiten, anstatt sie zu Chancen der eigenen Weiterentwicklung zu verklären.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: dunklerschatten am 7.01.2018 | 14:03
Zitat
Spätestens wenn Du FSK 12 überschreitest gibt es immer Themen die für den einen völlig okay sind und den anderen traumatisieren. Sogar schon früher.

Es gibt z.B. so schwere Formen von Arachnophobie, dass Leuten schon beim Wort Spinne eine Gänsehaut wächst und sie das Thema keine 5 Minuten ertragen ohne den Raum fluchtartig zu verlassen. Da ist halt eine Riesenspinne als Gegner ein no-go. Ich hab tatsächlich, ohne X-Card oder vergleichbare Schutzmaßnahmen, mal erlebt das sich ein Spieler in Embryohaltung zusammen rollte bei so einer Szene.

Ich habe selbst relativ schwere Höhenangst und eine recht blühende Phantasie. Wenn sich der Spielleiter zu lange damit aufhält zu beschreiben wie schmal, brüchig und hoch die Brücke ist, dann ruft das bei mir auch sehr negative Gefühle wach die ich eigentlich nicht brauche. Ich kolabiere dann nicht sofort, aber nach der Session schlafe ich dann sehr gut, weil das Adrenalin das ich in solchen Situationen ausschütte mich schon ziemlich schafft.


Ok, klar jeder hat andere Punkte, da bin ich bei dir.
Und ich möchte auch niemanden, mit dem was ich hier schreibe, vor den Kopf stoßen.

Aber wenn ich ein Problem mit xyz habe, und es im RPG vorkommen kann, dann kläre ich das im Vorfeld unter 4 Augen mit dem Sl oder wenn es eben alle betrifft mit der GRuppe. So ne Karte halte ich ja für Quark, also im laufenden Prozess.

Und wenn das Probelem so eine gewaltige Auswirkung haben kann, das ich wimmernd auf dem Boden liege,....ja dann wird es wohl Zeit für eine professionelle Lösung des Problems und RPG ist dann unter Umständen auch das falsche Hobby.

Für mich gelten bei  Beschäftigung im Gruppenrahmen als Leitmotive, 2 Sätze:
Eine Kette ist nur so "stark" wie ihr "schwächstes" Kettenglied und Wer die Hitze der Küche nicht verträgt soll halt draußen bleiben
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 14:05
Ich vermute, dass das eine ziemlich schräge Argumentation werden würde.

Das ganze ergibt ohne Kontext (der wurde ja verschoben und ich habe nur einen Teil zitiert) aber auch wenig Sinn. Vielleicht habe ich auch etwas missverstanden.
Meinem Verständnis nach war der Grundtenor des Beitrags jedenfalls: "Die Welt ist nunmal nicht aus Zuckerwatte, friss es trotzdem und wachse daran".
Und ich bin der Meinung, dass das für einige Menschen so nicht funktioniert. Und dass das auch nicht funktionieren muss, sondern dass es besser wäre, man würde an den Missständen arbeiten, anstatt sie zu Chancen der eigenen Weiterentwicklung zu verklären.
Erinnere dich an mein Beispiel von weiter oben : Mir gefällt hypothetische nicht, dass sich neben mir Schwule küssen. Liegts an der "schlechten Welt" dass sie das dürfen?

Edit:  Whatever, das ist völlig offtopic. Vielleicht klären wir das woanders
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 14:06
"Gedacht" ist völlig irrelevant, wenn man genau für die unerwünschte Anwendung das Maßwerkzeug bereitlegt.

Der Seitenhieb war ein ganz anderer: Die X-Karte wäre dafür gedacht, im Spiel gegen unangenehme Situationen Einspruch zu erheben. Hier ging es darum, während der Vorbesprechung die X-Karte zu zücken. Unnötig destruktive Rhetorik.
Es wird allmählich anstrengend.

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 14:09
Ja, das ist richtig, im Detail ist es noch ein klein wenig mehr als ich geschrieben hatte, soweit hatte ich jetzt nicht differenziert. Mir ging es nur um die Kernproblematik, dass die sozialen Schwierigkeiten eben schon noch bleiben, aber ein kleiner Fortschritt ist es für diese Thematik sicherlich, das sehe ich auch so...

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Persönlich finde ich es ohnehin hier am effektivsten im Vorfeld mit der Gruppe über die Explizität bestimmter Themen zu sprechen etc. und zwar idealerweise genau nicht per Veto, sondern Positiv gesetzt, z.B. im Sinne eines Maximalwert-Rankings... Also statt sagen zu müssen "Thema X ist mir unangenehm", nimmt man z.B. einen Index für die verschiedenen bekannten Themenblöcke, wo es gefährlich wird und versieht diese mit Werten von 1 bis 10. Dabei definiert man die Achsen mit 2-3 Beispielen, die zeigen wie krass es jeweils würde, 10 wäre im Beispiel die heftigste Ausprägung. Nun kann man einen anonymen Wahlbogen vor dem Spiel machen, wo jeder seine persönlichen Grenzen auswählt. Der niedrigste Wert gewinnt in jeder Rubrik. Es ist damit von Anfang an schon ziemlich gut klar bis wohin das Spiel gehen wird.
Durch solche Mechanismen - wenn sie gut umgesetzt wurden! - ist die Wahrscheinlichkeit, dass die X-Card i.d. Praxis überhaupt noch benötigt wird relativ klein (bessere Vorbereitung anstatt Ausweichmanöver). Nachteil ist aber natürlich der zusätzliche Zeitaufwand im Vorhinein, alles hat seinen Preis ;)

Prinzipiell eine gute Idee, aber unter den Bedingungen einer Convention wieder kaum umsetzbar. Denn sonst erwartest du von der SL eine Fülle von Abenteuern/Szenen mitzubringen, die dann nach den Wünschen/Animositäten der Wahlspieler spontan zu einem "Abenteuerkonstrukt" zusammengefügt werden müssen. Ich kenne nur sehr wenige SL die dies gewährleisten können und im Anschluss noch etwas produzieren, was im großen und gnazen als "gelungener Abend" abgetan wird. In der eigenen Heimrunde: Standard. Auf einer CON grenzt du damit quasi alle Ersti-SLs komplett aus und viele unerfahrene sowieso - die können das nämlich nicht leisten.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 14:11
Erinnere dich an mein Beispiel von weiter oben : Mir gefällt hypothetische nicht, dass sich neben mir Schwule küssen. Liegts an der "schlechten Welt" dass sie das dürfen?

Edit:  Whatever, das ist völlig offtopic. Vielleicht klären wir das woanders

Den politischen Teil davon müssen wir vielleicht gar nicht klären - der ist eigentlich sowieso klar.

Also: In einer realweltlichen Situation kommen natürlich begründete Interessen aller Seiten mit in die Waagschale. Das macht das von Dir gebrachte Beispiel unter Umständen auf mehreren Ebenen kompliziert.

Aber: In einer Rollenspielsituation fände ich es ok, wenn jemand das nicht haben möchte, weil das bei ihm unangenehme Gefühle auslöst. Dann lässt man das halt weg.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 14:12
Aber wenn ich ein Problem mit xyz habe, und es im RPG vorkommen kann, dann kläre ich das im Vorfeld unter 4 Augen mit dem Sl oder wenn es eben alle betrifft mit der GRuppe. So ne Karte halte ich ja für Quark, also im laufenden Prozess.

Und wenn das Probelem so eine gewaltige Auswirkung haben kann, das ich wimmernd auf dem Boden liege,....ja dann wird es wohl Zeit für eine professionelle Lösung des Problems und RPG ist dann unter Umständen auch das falsche Hobby.

Die erste Aussage ist Unfug, weil ich nicht alles klären kann. Siehe meinen Vorbeitrag mit der Antwort auf "BDSM RPG" (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105177.msg134575019.html#msg134575019).

Die zweite Aussage ist übrigens auch Unfug. Selbst ein gut verarbeitetes Trauma kann mit sehr spezifischen Auslösern immer noch sehr heftig reinhauen. Siehe mein Vorbeitrag.

Es herrschen hier halt auch sehr verbreitete Fehlannahmen, wie Dinge ausgelöst werden, wie Menschen damit umgehen, wie man sie vermeiden kann. Und ja, normalerweise schmeiße ich das Thema niemandem auf die Füße. Ich komme ja auch seit vielen Jahren gut damit klar, ohne es gleichzeitig weg zu sperren, weiß aber genau so, dass ich damit nicht wirklich der Spaßbringer bin, wenn ich das erzähle.

Vielleicht schon mal auf die Idee gekommen? Die X-Karte ist auch ein Weg, dass ich dir nicht auch noch auf die Schulter packe, was mich belastet?

@Old Sam, Archoangel:
Für mich wären diese Ratings völlig am Thema vorbei und würden doch gerade das Disney-Prinzessinnen-Spiel befördern, das doch nicht gewünscht wird. Harte Inhalte sind ja nicht unerwünscht. Es geht zumindest mir um die vereinzelten Oh-Shit-Momente.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ginster am 7.01.2018 | 14:12
Hallo Herr/Frau Strohmann. Der Nationalsozialismus war auch eine Weiterentwicklung. War er deshalb automatisch gut? Nicht jede Entwicklung muss einen Fortschritt bedeuten, sorry.

Das sagt doch auch niemand *seufz*. Trotzdem kann man mit dem Argument "ging bisher immer ohne" jeglichen Fortschritt von vorneherein auschließen. Es mag Gründe gegen eine X-Card geben. Dass es 40 Jahre ohne ging ist mE aber keiner.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ginster am 7.01.2018 | 14:13
@Ginster: aber das hat er doch genau so auch gemeint?  *verwirrt*

Hab den Überblick verloren auf wen oder was du dich beziehst, sorry.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 14:16
Hab den Überblick verloren auf wen oder was du dich beziehst, sorry.
Die Sache mit "war früher so" ich hatte den Eindruck dass da alle das gleiche meinten :)

Edit:  @felixs: richtig,  beim Rollenspiel sucht man sich das aus. Es war bloß vorher Weltanschauliches angeschnitten  worden, worauf du dich bezogen hattest.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 14:27
Stell Dir vor Du wärest in Deiner Jugend misshandelt worden und daher wäre Gewalt gegen Kinder etwas das Dich triggert. Würdest Du die Story in jeder Runde breit treten wollen der Du jemals beitrittst, obwohl 95% der Runden das eh nicht thematisieren? Wie sieht es mit Vergewaltigungsopfern aus?

Schlechtest Beispiel. Mit solchen Leuten habe ich schon öfters gespielt. Und noch keiner von Ihnen - und das sind ja gerade Menschen, die mir diese Dinge anvertraut haben - hätten jemals eine X-Card verwenden wollen. Im Gegenteil: mit einige "Hausrunden"-Leuten habe ich gestern über dieses Thema gesprochen. Gerade eine solche von dir beschriebene Person hielt das - selbst nachdem das Teil im Netz nachgeschlagen wurde - für den "letzten Schwachsinn" (Originalzitat). Diese Gruppe zumindest lehnt das Konzept völlig ab ... dabei wollte ich es gestern mal testen um einen realen Erfahungsbericht vorlegen zu können. Und auch wenn das jetzt einige in zweifel stellen werden: ja, ich habe das Konzept völlig sachneutral erläutert und nicht von vorneherein niedergeredet ... soziale Erwünschtheit und so.

Da stellt sich mir mal wieder die Frage, ob das Konzept nicht von - verzeiht bitte ist nicht negativ gemeint - "Gutmenschen" erdacht wurde, die glauben Leuten helfen zu müssen, die diese Hilfe gar nicht wollen. Erlebt man ja leider häufiger.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 14:30
Tatsächlich verschweigen sowas sehr viele anfänglich ganz gerne. Um die Scham zu vermeiden, falls man rückfällig wird. Und letztendlich ist es wohl auch so, dass man gute Vorsätze besser einhält, wenn man sie nicht mit Leuten teilt. Aber die Geschichte mit dem Rauchen ist glaube ich auch der absolut unkritischste Einsatz der X-Card. Wenn daran der Plot hängt das jemand an einer Zigarette saugt dann ist das ein sehr merkwürdiger Plot.

Sorry <giggel> aber ich habe tatsächlich vor gar nicht langer Zeit "Momo" in einem Abenteuer verwurschtelt. Und ja: das ist das suggeln an den Zigarren ein ganz wesentlicher Aspekt der Geschichte, der wieder und wieder betont wird. Und da hätte ich dann - im Raucherbeispiel - tatsächlich ein Problem mit dem Gebrauch der X-Card bekommen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 14:44
@Archo:
Bist du dir sicher, dass das eine gute Testumgebung für X-Karten ist? Deren Funktion ist zum Teil ja, dass man sich nicht den anderen offenbaren muss. Du gehst jetzt zu deiner Gruppe, in der die beteiligten Spieler diese Probleme schon offenbart haben. Ich habe auch immer wieder Gruppen gehabt, in denen ich die ungefähr so nötig brauche wie einen Kropf.

Aber ich kenne eben auch genug Situationen, in denen sie tatsächliche Hilfestellung wären. Das ist halt so ein bisschen, als wollte man einem Schraubendreher vorwerfen, dass man mit ihm nur schlecht nageln kann. ::)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 14:54
... 121 ...

Du nimmst jetzt ernstahft die Ipsos-Umfrage zur Grundlage deiner Argumentation, die in der von dir (vom Spiegel) zitierten Frage sich auf "representative Ergebnisse" einer online-Befragung auf dem Ipsos-Portal bezieht, die knapp 800 Deutsche mitgemacht haben? DAS ist deine Argumentation?

Gut: eine representative Umfrage unter Rollenspielern gestern Abend hat ergeben, dass 100% der deutschen Rollenspieler die X-Card ablehnen. Thema durch.

Lass doch mal bitte die Kirche im Dorf: mein Prof hat schon im 1. Semester in Statistik gesagt: "Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." Jeder, der mal in einem entsprechenden bereich gearbeitet hat wird das genau so unterschreiben können.

Die Wikipedia als Quelle wird in Schulen übrigens immer noch nicht akzeptiert, zumindest laut Vorgabe der Kultusministerkonferenz.

Stangl ... O.K.. Den hab`ich sogar selbst mal gehört. Der Mann arbeitet fundiert, den würde ich als Quelle anerkennen.

Vom Rest deines Posts aus - der leider doch voller "politischer Botschaften" ist, die wir doch eigentlich tunlichst vermeiden wollen - befindest du dich in einem ideologisch-linken Lager, entsprechende Argumente führst du auf und entsprechende Gegenargumente lässt du nicht gelten. Auch nicht hilfreichend für die Diskussion. Sorry wenn ich das hier über einen Post setze, aber auf PM antwortest du ja leider nicht.

Wellentänzer nicht, aber mich bestimmt, gelle ;) . Kann ich mit leben. Meine Partei auch :P .

Tatsache ist - und das können wir wahrscheinlich in jüngster Zeit alle bestätigen - das ohnehin die subjektiv wahrgenommene Realität, bar jeder Fakten, bei vielen eben den Ton angibt. Und daran werde ich auch durch wirklich wissenschaftlich fundierte Studien nichts ändern. Notfalls wird eben von alternativen Fakten ausgegangen.

Will sagen: nehmen wir mal an, wir machen eine möglichst objektive Befragung zum Thema X-Cards. Und dann kommt raus, dass 93,3% sie für nutzlosen Blödsinn halten und gar 97,9% derjenigen, für die sie ursprünglich gedacht war, ablehnen. Würdest du dann sagen: "Jo - Griff ins Kloh." und das Thema sein lassen? Würde das Kate aus Vancouver akzeptieren? Vermutlich nicht.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 14:58
Ich möchte diesen Post einmal unterstreichen, gerade den zweiten Teil!
Deshalb übrigens auch meine Empörung gegenüber Archoangel gestern, dessen Beitrag ich als ersten im Thread als übermäßig politisch wahrgenommen habe. Entschuldigung dafür. :|

Zumal, wie schon gesagt, gerade bei den Sprechenden hier im Thread und wahrscheinlich auch in Deutschland allgemein, mit ziemlicher Sicherheit noch weniger "Agenda" dahintersteckt als vielleicht bei einigen Leuten auf der anderen Seite des Teichs. (Ich mag das Wort übrigens nicht sonderlich ... Meine Agenda hinter der X-Card ist, den Spielspaß für alle Beteiligten zu erhöhen. @_q'') Oder seht ihr hier wirklich so viele Posts, die im Extremen irgendeine blinde linke Ideologie unter die Leute bringen wollen?
Ich denke, man sollte vorsichtig sein, da das eine auf das andere zu projizieren.

Die X-Card selbst ist ja sogar in ihrer Originalbeschreibung eine politisch ziemlich neutrale und interpretierbare Sache, mit der man viele verschiedene Sachen anstellen kann. Und genau diese individuelle Anpassung ist doch total typisch für Rollenspieler. Wir benutzen ja heute auch D&D für große, gefühlvolle Stories, obwohl es vielleicht mal nicht ganz so gedacht war, und Sachen von Lovecraft, ohne uns voll auf seine zweifelhaften Seiten zu stellen. Und genauso kann man auch die X-Card benutzen, oder zumindest anerkennen, dass nicht jeder, der sich dafür ausspricht, den gesamten Sack an ideologischem Ballast hinter sich herzieht, den man damit verbinden kann ... aber übrigens auch in den Staaten nicht immer muss.

Ich habe gar kein Problem damit, wenn Runden die X-Card benutzen. Ich möchte nur nicht dazu gezwungen werden (was - im anderen Thread ja gefordert worden war). Ich wpürde sie dann eben nicht nutzen und mich vermutlich auch von Runden, die sie nutzen fernhalten. Alleine schon weil ich mich selbst kenne und die Versuchung sie selbst zu nutzen (als Spieler) wäre einfach zu groß. Ich möchte ja nicht anderen den Spielspaß verderben.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 15:01
Wo genau wurde das da denn gefordert? :o

Meines Wissens nach gibt es die Breakout, in der das so gemacht wird. Aber ist daraus eine Forderung für irgendeine deutsche Con erwachsen? Die Open-Door-Regel würde ich wahrscheinlich auch in die Verhaltensregeln unserer Con mit rein schreiben. X-Karten? Sind halt eine recht individuelle Sache.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 15:09
Ich halte es für sinnvoll, Panels und Kurzvorträge über sowas anzubieten, um den Leuten die Möglichkeiten aufzuzeigen, aber für einen Zwang sehe ich keinen Bedarf, dazu sind die Mittel zu individuell. Selbst der "Erfinder" der X-Card schreibt ja über andere Varianten ausdrücklich "they might be the right tools for you", d.h. selbst er hält die X-Card nicht für die One-Size-Fits-All Lösung die für alle passt.

Ich muss gestehen, ich bin ohnehin irgendwie verwirrt darüber, wie groß die Paranoia mancher Leute zu sein scheint, dass fast schon auf jeder Seite irgendwelche Zensur-Orgien herbeiphantasiert werden. Noch bedenklicher, wo doch die Threads erstaunlich brav geblieben sind bisher. So leid mir das tut, irgendwie scheint da was arg zu triggern...
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 15:17
Ohne alles gelesen zu haben...

Eine ehrlich gemeinte Frage: Was zur Hölle spielt ihr für einen f***** kranken S**** Spiel bzw. wo rekrutiert iht eure Mitspieler das es nötig wird so eine Karte im Spiel zu brauchen ?

Das klingt ja gefährlich nach BDSM RPG  :o

Kommt daruf an was wann mit wem gespielt wird. Ich hatte schon Dunkelelfen-Kampagnen, die dann eben in einem Chaotisch-Bösen Setting spielen. Ich habe einmal in einer Gruppe mitgespielt die Nazis im 3.Reich spielte (waren übrigens alles ultra-linke, die das Ganze eben mal pädagogisch-betrachtend bespielen wollten, um zu sehen was das Setting mit ihnen macht; äußerst interessant). Dann wäre da noch "serials" zu nenen, das RPG bei dem jeder Spieler eine psychopatischer Serienkiller ist ... und viele andere Dinge. DAS wären vermutlich Runden wo viele nach einer X-Card schreien würden - wir haben nie eine gebraucht. jeder wusste ja schon vorher auf was er/sie sich einlässt und das waren ja immer Runden, die im Gruppenkonsens zusammen kamen. Ist halt Geschmackssache. Wenn ich Dark Fantasy leite, dann ist das auch "Dark". Nicht das dann Folterszene und Massenvergewaltigungen dauernd auf der Tagesordnung wären, aber eben: auch. Ich kann mich an eine Szene erinnern, die ich spoilere, da ich niemanden zwingen möchte das so plötzlich hier zu lesen. ich werde sie auch nur anschneiden nicht ausformulieren:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Wellentänzer am 7.01.2018 | 15:26
Ich muss gestehen, ich bin ohnehin irgendwie verwirrt darüber, wie groß die Paranoia mancher Leute zu sein scheint, dass fast schon auf jeder Seite irgendwelche Zensur-Orgien herbeiphantasiert werden. Noch bedenklicher, wo doch die Threads erstaunlich brav geblieben sind bisher. So leid mir das tut, irgendwie scheint da was arg zu triggern...

Ich glaube, dass es bei der  X-Card nur vordergründig um die Inhalte geht. Wir reden hier über die Wahl zwischen der Aussage "Bitte überspringt dieses Thema." und dem eigeninitiativen Zeigen einer Karte. Das ist ein marginaler Unterschied, der seine Bedeutung auf einer Metaebene, nämlich bei der Verhandlung von Wertesystemen, erhält. Ich bin mir sicher, dass etwaige Moderationsentscheidungen bezüglich der Zulässigkeit aller gerade verhandelten Themen dieses Forum auf Jahre tief prägen werden. Das war so im Kontext der Schließung der Speakers Corner und das wiederholt sich gerade. Dahinter wiedrum steht übrigens in meinen Augen nichts anderes als die zunehmende politische Spaltung in diesem Land und in den westlichen Industrienationen. Mag grandioser klingen als es angesichts eines popeligen Threads den Anschein macht. So erkläre ich mir das aber, was hier passiert.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 15:27
Dass die X-Karte für sowas nicht gedacht ist, ist Dir klar. Also, was soll der Seitenhieb?

Ich habe es so verstanden: Es geht nicht um "unerwartete Situationen", sondern um Themen, die jemanden psychisch belasten könnten. Finde ich sinnvoll, das anzusprechen.
Der Mittelweg wäre vielleicht, vorher zu fragen, ob jemand sowas gern wissen möchte. Die, die die Überraschung lieber noch überraschender haben möchten, könnten dann ja so lange aufstehen.

Und wer spalten möchte, kann das auch tun und dann halt komplett gehen. Aber warum eigentlich?

Ich verstehe dich hier nicht. Für was ist die X-Card denn sonst gedacht? Häh?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 15:30
Das sagt doch auch niemand *seufz*. Trotzdem kann man mit dem Argument "ging bisher immer ohne" jeglichen Fortschritt von vorneherein auschließen. Es mag Gründe gegen eine X-Card geben. Dass es 40 Jahre ohne ging ist mE aber keiner.

O.K. jetzt habe ich dich verstanden. Danke.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 15:37
Also ich denke schon, dass es auch um unerwartete Situationen geht. Aber diese Situationen sind eben nur eingeschränkt vorher kommunizierbar. Da sind ja Beispiele gekommen. Weder ist Rauchen etwas, das naheliegenderweise angekündigt wird, noch wird dem Raucher völlig klar gewesen sein, dass der Lungenhunger so durchschlägt. Weder werden die Turbulenzen angekündigt gewesen sein, noch wird der Spieler mit der Flugangst da vorher erwartet haben, was geschehen wird.

Die Sachen kommen doch meist unverhofft und an Nebenschauplätzen. Dass ich bei Warhammer abgeschlagene Gliedmaßen habe, ist Altspielern meistens klar und wenn sich ein Neuling an meinen Tisch setzt kann ich was sagen bzw. präferiere ich da eine Information am Aushang. Die gemeinten überraschenden Sachen sind doch oft nicht Dinge, an denen der Plot hängt oder die genretypisch vorkommen. Auch wenn man den spezifischen Twist nicht kennt, ist das Genre doch bis zu einem gewissen Grad kommunizierbar und abschätzbar. So ein bisschen wie der Slasher im Schrank. Irgendwo muss er ja sein, also trifft es einen nicht völlig unvorbereitet.

Aber die kleinen Dinge daneben. Einzelne Verhaltensweisen, Handlungen, Orte, Geschehnisse. Die sind tückisch und eben nicht so leicht kommunizierbar. Da sehe ich den Nutzen von X-Karten vor allem.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Samael am 7.01.2018 | 15:41
Innerhalb kürzester Zeit wurden Gesinnungskontrollen (im Laufe des A-H-P-Threads) salonfähig und nun wird massiv Politik gemacht. QED.

Was ist der A-H-P Thread?

Ansonsten stimme ich dir zu. Lassen wir diese Streitigkeiten und Diskussionen bitte aus dem Tanelorn raus.
In der anglophonen Welt hat es die Community deswegen zerrissen.

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 15:42
@Archo:
Bist du dir sicher, dass das eine gute Testumgebung für X-Karten ist? Deren Funktion ist zum Teil ja, dass man sich nicht den anderen offenbaren muss. Du gehst jetzt zu deiner Gruppe, in der die beteiligten Spieler diese Probleme schon offenbart haben. Ich habe auch immer wieder Gruppen gehabt, in denen ich die ungefähr so nötig brauche wie einen Kropf.

Aber ich kenne eben auch genug Situationen, in denen sie tatsächliche Hilfestellung wären. Das ist halt so ein bisschen, als wollte man einem Schraubendreher vorwerfen, dass man mit ihm nur schlecht nageln kann. ::)

Das Problem ist: du bist diesen Dingern grundsätzlich gegenüber aufgeschlossen, ich halte sie für Schwachsinn. Jeder von uns aus seiner eigenen Entwicklung, geschichte und Erfahrungsdimension heraus. Entsprechend kannst du dir vorstellen sie sinnvoll zu nützen und ich nicht. Für Conventions stelle ich mir mittlerweile die Umkehrversion als praktikabler vor: Die Spieler, die einen Grund sehen eine X-Card zu verwenden, bringen sie mit an den Spieltisch und fragen die SL ob sie damit mitspielen können. Notfalls können sie dann kurz erläutern wofür sie gedacht ist und das Konzept auch den anderen mitteilen. Für einige wird das sicher eine Bereicherung sein, aber die SL, die weiß, das sie Inhalte im Abenteuer hat, die bei machen Leuten Probleme hervorrufen könnten - die kann dann einfach sagen:"Du sorry - das möchte ich an meinem Tisch (heute) nicht haben."

Ich denke DAS wäre eine praktikable Lösung, zumal die Kenntnis um diese X-Card ja kaum als "allgemein bekannt" angenommen werden kann. So würde sich die Bekanntheit der Neuerung eben auch verbreiten und man kann Mißverständnissen vorbeugen, bevor sie geschehen.

Ich stelle mir da folgende (nicht unrealistische) Szene vor: Typ kommt zum Leiten auf seine übliche CON, die mittlerweile X-Cards verwendet. Setzt sich an den Tisch, auf dem - wie üblich - ein paar Flyer liegen, einer davon die X-Card. Typ beginnt zu leiten bis eine Situation kommt in der jemand die X-Card berührt. SL macht weiter. SpielerIn meint:"Du ... ich habe die X-Card berührt." SL:"Häh? Du hast was?" Schaut in seine Unterlagen. "Da ist keine Excard zu sehen." ... ich denke es wird klar worauf ich hinaus möchte. und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die CON-Orga erst einen Workshop für alle startet, der da lautet "X-Card - was ist das?".
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ginster am 7.01.2018 | 15:47
Vom Rest deines Posts aus - der leider doch voller "politischer Botschaften" ist, die wir doch eigentlich tunlichst vermeiden wollen - befindest du dich in einem ideologisch-linken Lager, entsprechende Argumente führst du auf und entsprechende Gegenargumente lässt du nicht gelten. Auch nicht hilfreichend für die Diskussion.

Es ist wirklich nicht böse gemeint, aber nimmst du dich davon aus? Du bezeichnest dich zum Beispiel als "Männerrechtler" - ein politischer Begriff und weißt vielleicht nicht in welcher historischen Tradition du dich damit setzt oder machst es bewusst, das wäre schon sehr politisch. Ebenfalls benutzt du den hochpolitisierten Begriff "Gutmensch". Mit bösem Willen könnte (ich betone: könnte) ich dich jetzt in ein "ideologisch-neurechtes Lager" stellen, in dem Kontext tauchen diese Begriffe nämlich meistens auf. Nur mal so, als Denkanstoß, wie leicht es ist, aufgrund des Vokabulars zu solchen Schlüssen zu kommen. Und wie schwer es ist, nicht "politisch zu werden".

Wie gesagt: bitte nicht als persönlichen Angriff sehen. Mir fällt nur auf: Extremisten, das sind doch immer die anderen  8)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 15:58
Deswegen schreibe ich ja immer ausführliche Erklärungen hinzu und setze die Begriffe in "". Keine Ahnung ob es einen begriff "Männerrechtler" gab oder gibt - so habe ich das auch kommuniziert. Und den "Gutmensch" habe ich auch erläutert, also geschrieben, dass der Begriff nich böse gemeint ist. Wenn das jeder hier so handhaben würde wäre es - zumindest mir - angenehmer.

Ich bin die extreme Mitte. ;)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 8.01.2018 | 10:30
Aber wenn ich ein Problem mit xyz habe, und es im RPG vorkommen kann, dann kläre ich das im Vorfeld unter 4 Augen mit dem Sl oder wenn es eben alle betrifft mit der GRuppe. So ne Karte halte ich ja für Quark, also im laufenden Prozess.

Es nervt gerade ein wenig, dass Du mitdiskutieren möchtest ohne den Thread gelesen zu haben.

Aber nur für Dich nochmal:
1.) Du weißt nicht alles was Dich triggern könnte vorher. Als ich das erste Mal am Spieltisch Höhenangst bekam war ich äußerst überrascht.
2.) Du willst nicht über alle Dinge die Dich triggern vorher reden. Da sind oft auch persönliche Themen betroffen die man nicht gerne in der großen Gruppe breittritt.
3.) Es bleiben oft trotzdem viele Sachen übrig die einem bewusst sind und über die man reden könnte. Fällt jedem in der Situation alles ein, dann läuft das Vorgespräch vermutlich mehrere Stunden und die daraus entstehende Liste wird unnötig lang.

Letztendlich spricht jeder nur die Dinge an von denen er glaubt, dass sie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein Problem werden dürften.

Vielen Problempunkten misst man, auch aufgrund seiner Vorerfahrung eine unglaublich niedrige Eintrittswahrscheinlichkeit bei. Und über die redet man dann gar nicht erst. Vielleicht weil man annimmt das das ein kulturelles Tabu ist und sich die anderen da eh dran halten werden. Oder weil man sich nicht bewusst darüber ist das es einen überhaupt triggert. Es gibt viele viele Gründe aus denen ein Problemfeld nicht auf der am Anfang erstellten No-Go-Liste auftaucht. Und für die Fälle ist die X-Card.

Man muss schon mit einer gewissen Ignoranz an die Geschichte heran gehen um davon auszugehen, dass die anfänglich erstellte Liste vollständig ist.

Aber nochmal:
Wenn die X-Card da ist und nicht benötigt wird, dann ist sie auch kein Problem.
Wenn die X-Card nicht da ist und gebraucht würde, dann fehlt sie schon ein Stück weit.
Und sei es nur, dass in letzteren Fall später Bescheid gesagt wird, und es dann keinen guten Mechanismus gibt mit der Situation umzugehen.

Und ich investiere lieber 5 Minuten in das Etablieren einer guten Strategie um mit Versäumnissen der No-Go-Liste umzugehen, als zusätzliche Stunden zu investieren um der No-Go-Liste die Illusion der Vollständigkeit zu geben.

Eine Kette ist nur so "stark" wie ihr "schwächstes" Kettenglied und Wer die Hitze der Küche nicht verträgt soll halt draußen bleiben

Ja, man kann das Problem auch einfach ignorieren und die Verantwortung weit weit weg schieben. Entschuldige bitte das die nicht allen von uns gut genug ist und wir das Problem bestmöglich lösen möchten.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ginster am 8.01.2018 | 10:47
Deswegen schreibe ich ja immer ausführliche Erklärungen hinzu und setze die Begriffe in "". Keine Ahnung ob es einen begriff "Männerrechtler" gab oder gibt - so habe ich das auch kommuniziert. Und den "Gutmensch" habe ich auch erläutert, also geschrieben, dass der Begriff nich böse gemeint ist. Wenn das jeder hier so handhaben würde wäre es - zumindest mir - angenehmer.

Ich finde das "dumm" - nicht bös' gemeint.  ~;D Wenn alle Worte jetzt nichts mehr gelten könnten wir auch einfach wild auf der Tastatur rumhauen, der Informationsaustausch wäre ungefähr derselbe.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 8.01.2018 | 10:50
Ich verstehe dich hier nicht. Für was ist die X-Card denn sonst gedacht? Häh?

ich zitiere mich mal selbst (das ist recht unübersichtlich hier, kann man leicht übersehen):

Der Seitenhieb war ein ganz anderer: Die X-Karte wäre dafür gedacht, im Spiel gegen unangenehme Situationen Einspruch zu erheben. Hier ging es darum, während der Vorbesprechung die X-Karte zu zücken. Unnötig destruktive Rhetorik.

Ich bin die extreme Mitte. ;)

Nein, Du bist mit dem Großteil Deiner politischen Äußerungen ein ganzes Stück rechts davon.
Ist an sich erstmal nicht wichtig, aber wo Du das schon behauptest... (Und ja, es ist in Deutschland üblich, sich als Rechter in der "Mitte" zu verorten. Stimmt aber trotzdem eher nicht. Außer die CSU ist die Mitte...)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 8.01.2018 | 11:54
Nur mal so "Männerrechtler" und "Frauenrechtler" schließt sich nicht aus...
Und jetzt wäre es schön, wenn man nicht andere einfach mal so in irgendwelche politischen Schubladen stecken würde...

X-Card, hmja, kann sinnvoll sein oder auch nicht.
Viel wichtiger ist, dass SL sensibel genug sind, bei sensiblen Themen sensibel zu sein. (So blöd das jetzt auch klingt)

Ungleich "voreilender Gehorsam" oder Selbstzensur.

Als ich einen Killerclownplot plante und mir ein Spieler sagte "Ich habe eine Clownphobie, aber da muss ich wohl durch", sagte ich "nein, da musst du nicht durch, ich ändere den Plot". "Netter Clownsonkel" war noch unterhalb seiner Schmerzgrenze und wir hatten beide viel Spaß.

Als ich ein "Zombieverschwörung in der Salzer (DSA) Schlachterszene"-Abenteuer plante, kündigte ich frühzeitig an, dass es eklig wird und der difuse Grusel, es könnte Menschenfleisch in der Wurst sein, unterstützte den Ekelfaktor (auch wenn es nicht stimmte).
Als ein Spieler mir dann sagte "Mir ist gerade kurz schlecht geworden", war das für mich ein Ritterschlag, weil die Szene zündete.
Dennoch oder gerade deswegen, hakte ich aber gleich nach, ob ich es jetzt sanfter angehen lassen sollte.

Eine X-Card wäre lediglich eine andere Methode gewesen. Ich denke nicht, dass besagter Spieler sie gezogen hätte... so hatten wir (!) mehr Spaß.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Archoangel am 8.01.2018 | 12:47
ich zitiere mich mal selbst (das ist recht unübersichtlich hier, kann man leicht übersehen):

Nein, Du bist mit dem Großteil Deiner politischen Äußerungen ein ganzes Stück rechts davon.
Ist an sich erstmal nicht wichtig, aber wo Du das schon behauptest... (Und ja, es ist in Deutschland üblich, sich als Rechter in der "Mitte" zu verorten. Stimmt aber trotzdem eher nicht. Außer die CSU ist die Mitte...)

Äh ... nein. Ich hab dir ne PM geschickt, das gehört jetzt langsam wirklich nicht mehr hier hinein, aber die CSU ist doch ein wenig viel des Guten. Alternativ könnte ich dir unterstellen (was ich nicht tun werde - ich kenne dich ja gar nicht und erdreiste mich nicht aufgrund zweier Threads eine politische Zuordnung deiner Person zu wagen) ein ultralinker marxist zu sein, weswegen die Grünen für dich eine "rechte Partei" sein dürften. Wollen wir doch bitte tunlichst unterlassen. Stichwort: Speaker Corner.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Luxferre am 8.01.2018 | 12:49
Was ist der A-H-P Thread?

Ansonsten stimme ich dir zu. Lassen wir diese Streitigkeiten und Diskussionen bitte aus dem Tanelorn raus.
In der anglophonen Welt hat es die Community deswegen zerrissen.


+1
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 12:57
Andere Sicherheitstechniken:

Die BigBadCon hat einen schönen Flyer mit verschiedenen Techniken. (https://www.bigbadcon.com/wp-content/uploads/2016/03/Safety_Cards_Printing_080717.pdf)

Ben Lehmans (Polaris) Kritik an Veil und X-Card: PTSD, access to role-playing games, and the Luxton technique (https://plus.google.com/+BenLehman/posts/DTaEThFLZAR)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ginster am 8.01.2018 | 13:01
Nur mal so "Männerrechtler" und "Frauenrechtler" schließt sich nicht aus...

Das ist echt off-topic, daher nur ganz kurz: das stimmt so einfach nicht und ist wahrscheinlich auch hier mit einem falschen oder lückenhaftem Wissen über den Begriff verbunden.

Und jetzt wäre es schön, wenn man nicht andere einfach mal so in irgendwelche politischen Schubladen stecken würde...

Das Problem ist ja eben, dass die Leute das ganz von selbst erledigen. Wenn man sich entsprechend positioniert, darf man sich darüber auch nicht beschweren. Aus der Luft gegriffen ist das nicht.

das gehört jetzt langsam wirklich nicht mehr hier hinein
Zustimmung. Mit dem Hinweis, dass die erste "Schubladen-Aktion" mit dem Vorwurf (an Glumbosch) [du] "befindest du dich in einem ideologisch-linken Lager" von dir kam.
Aber, ja, das ist wirklich SC, lassen wir das an der Stelle.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 8.01.2018 | 13:18
"Lückenhaftes Wissen über den Begriff?"
Ich stimme dir in vielen Dingen zu, aber komm mal runter von deinem hohen Ross.
Ich bin Männerrechtler UND Frauenrechtler, weil ich der Überzeugung bin, dass beide Geschlechter in jeweils unterschiedlichen Bereichen eingeschränkte Rechte haben.
Daher schließt es sich für mich (!) nicht aus.

Und dieser Ansatz heißt für mich eben nicht, dass beide Geschlechter "in gleichem Maße" bzgl ihres Geschlechtes benachteiligt werden.
Und es heißt eben für mich auch nicht, dass man eine Baustelle nicht bearbeitet, weil "Männer haben es auch schwer" oder ähnliche Whataboutisms.
Sehr wohl heißt es aber, dass man nach oder neben der einen Baustelle auch die andere bearbeiten sollte.

Wenn jemand in einem Abenteuer ständig notgeile Männerabziehbilder präsentiert, die dauernd Sc-innen und NSC-innen begrapschen o.ä.,
könnte es zwei Gründe geben, warum ich die X-Karte ziehe:
1.) Es wirkt belästigent für weibliche Spieler und/oder aus Sicht der NSC-in. Ein Frauenbild als "allzeit verfügbar" oder "Mittelalter ist halt so,
zack F***cken!" wird transportiert.
2.) Männliche SC werden als "allzeit geil, die können nicht anders" dargestellt.

Das sind zwei Gründe, die je nach Szenario gleich stark wirken können, unterschiedlich stark oder nur einzeln wirklich wichten.

"Positionierung von Forenteilnehmern"
Ganz gleich, ob aktiv oder passiv.
Man muss eine scheinbare oder anscheinende politische Positionierung hier nicht noch über Gebühr zelebrieren.
Schlechter Stil in meinen Augen.
Besser die einzelnen Aussagen an sich betrachten statt ihrer Schubladisierung.
Schwuppdiwupp beschäftigt man sich sonst mit Strohmännern. Und die Argumentation bleibt links liegen (oder rechts).
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 13:23
Ich lasse mir von euch nicht den Thread zerschießen. Es reicht!  >:(
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Niniane am 8.01.2018 | 13:28
Würdet ihr bitte eure politischen Ansichten woanders diskutieren? Hier geht es rein um die X-Card und ihre Anwendung im Rollenspiel!
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 8.01.2018 | 13:31
@Ucalegon und Niniane:
Ich bitte um Entschuldigung!
----
Ja, die X-Card kann ein probates Mittel sein. Insbesondere dort, wo man sich der sensiblen Herangehensweise des Gegenübers noch nicht sicher sein kann, aber sensible Thematiken nicht unwahrscheinlich sind.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 8.01.2018 | 14:00
Welche Sicherheitstechniken kennt ihr/verwendet ihr wann und wo und warum?
Ich habe bisher im Tabletop RPG keine Sicherheitstechniken verwendet.
Was nicht daran liegt das ich nicht an sie glaube.
Es lag mehr an einer Kombination aus Gedankenlosigkeit und den Umstand das ich in einer übersichtlichen Anzahl von Runden spielte. Teilweise durchaus mit Spielleitern welche das Konzept ablehnen.

Ich habe bisher im LARP bei drei Veranstaltungen mitgespielt bei dem es Sicherheitsmechaniken gab.
Diese gestalteten sich über Gesten. Es war sowohl möglich aktiv Unwohlsein anzuzeigen und sich zurück zuziehen, als auch andere Spieler dahingehend zu fragen.

Zitat
Erfahrungen?
In Bezug auf LARP fand ich die Integration der Sicherheitsmechanik gut.
Es hat zunächst einen sicheren Rahmen gegeben. Was für mich persönlich, nach den farbenreichen Schilderungen von Übergriffen, gerade im Vampire LARP, durchaus wichtig war.
Das Spielerlebnis bei einem Spiel eines der intensivsten in Bezug auf Rollenspiel. Die Sicherheitsmechaniken standen damit der Immersion nicht im Wege sondern halfen dieser. Eventuell vergleichbar damit, das bei entsprechenden Teambuilding Maßnahmen beim wortwörtlichen Fallen lassen eine Person hinter einem steht. Man kann es auch ohne Sicherheitsperson machen, tut dann halt ggf. weh.

Zitat
Missbrauch der X-Card o.Ä.?
Vom Missbrauch der X-Card habe ich bisher nur als theoretisches Konstrukt von Personen die diese ablehnen gehört. Wenn man einen Spieler hat, welcher die X-Card missbraucht, steht man vor der Herausforderung, dass dieser Spieler auch ohne X-Card Mittel und Wege zur Verfügung hat die Runde zu stören.
Allgemein sollte man sich bei Missbrauch von dem Spieler trennen.

Zitat
Vor-/Nachteile?
Ich sehe den Vorteil darin das es eine schnelle, unkomplizierte und nicht urteilende Kommunikation bezüglich des Befindens und Spielspaß der Spieler ermöglicht.
Eine X-Card hätte durchaus geholfen als ich in einer Hollow Earth Runde einen Seefahrer fressenden Dinosaurier, respektive das Ende der Seefahrer, etwas zu plastisch beschrieben habe. [Es war eine Hausrunde]
Eine X-Card hätte durchaus geholfen eine Vampire: Die Maskerade Sabbat Runde dahingehend zu justieren eine Mitspielerin nicht zu verlieren. [Die besagte Mitspielerin war eine langjährige Vampire: Die Maskerade Spielerin, mit entsprechender Settingkenntnis. Sie spielte einige Runden mit, stieg dann jedoch aus.]

Eine X-Card würde mir als (primär VtM) SL die Möglichkeit geben die Gestaltung des Leitens des Szenarios dahingehend anzupassen dass sich die Mitspieler dabei wohl fühlen.
Mit einer X-Card müsste ich mir keine Gedanken darüber machen in wie weit ich beim leiten mit einer 16 Jährigen und ihrem Vater vielleicht doch etwas falsch gemacht habe. Mit einer X-Card kann auch ggf. ein Spieler besser kommunizieren ob das PEGIDA-Klischee aus dem vorgefertigten Abenteuer vielleicht doch zu viel ist. [Bei einem Spieler war ich mir unsicher]

Das heißt natürlich nicht das die X-Card von normalen Handlungen befreit die einem der GMV diktiert.
Wie das ich beispielsweise auf einer Convention kein Abenteuer leite bei dem ein vorgefertigter Spieler-Charakter Kinder misshandelt und ermordet hat.
Ebenso wie es m.E. durchaus angebracht ist Spieler auf Themen welche allzustark von der Norm abweichen hinzuweisen. Wenn das Szenario bspw. starke Bezüge zur real-weltlichen Politik nimmt.

Wenn ein Spieler hierbei die X-Card ablehnen sollte wäre das für mich eine prägnante Beschreibung dessen persönlichen Charakter und würde wahrscheinlich zum Ausschluss der Person führen. [Das gleiche gilt für solche die nur so tun als wären sie einverstanden um dann die missbräuchliche Verwendung in der Praxis umzusetzen]
Zitat
Welche Rollenspiele verweisen explizit auf die X-Card o.Ä.?
Neben Bluebeard's Bride wird meine ich auch in Monsterhearts 2 explizit auf die X-Card verwiesen.

Die LARP Sicherheitstechniken fanden sich, wenn sich meine Erinnerung nicht trügt, in dem Storytellers Secret des neusten MET:VtM Spiel. Neben dem Umstand das es Teils der Regeln von der LARPs End of the Line, Enlightenment in Blood, Parliament of Shadows, College of Wizadry sowie weiterer ist.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Fredi der Elch am 8.01.2018 | 14:03
Ben Lehmans (Polaris) Kritik an Veil und X-Card: PTSD, access to role-playing games, and the Luxton technique (https://plus.google.com/+BenLehman/posts/DTaEThFLZAR)
Das ist ein extrem gutes Essay zu dem Thema! Danke für den Link! Schade, dass das hier auf Seite drölfzig des Threads etwas untergeht, aber mich hat der Text echt weitergebracht. :) Das wäre vielleicht auch ein guter Ansatzpunkt, um in einem neuen Thread Weiterentwicklungsmöglichkeiten der XCard zu diskutieren. Ja, ich weiß, dafür war der Thread hier eigentlich gedacht, aber so wie er sich entwickelt hat...
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: First Orko am 8.01.2018 | 14:59
Für Conventions stelle ich mir mittlerweile die Umkehrversion als praktikabler vor: Die Spieler, die einen Grund sehen eine X-Card zu verwenden, bringen sie mit an den Spieltisch und fragen die SL ob sie damit mitspielen können. Notfalls können sie dann kurz erläutern wofür sie gedacht ist und das Konzept auch den anderen mitteilen. Für einige wird das sicher eine Bereicherung sein, aber die SL, die weiß, das sie Inhalte im Abenteuer hat, die bei machen Leuten Probleme hervorrufen könnten - die kann dann einfach sagen:"Du sorry - das möchte ich an meinem Tisch (heute) nicht haben."

Ich denke DAS wäre eine praktikable Lösung, zumal die Kenntnis um diese X-Card ja kaum als "allgemein bekannt" angenommen werden kann. So würde sich die Bekanntheit der Neuerung eben auch verbreiten und man kann Mißverständnissen vorbeugen, bevor sie geschehen.

Klingt für mich sehr gut und pratikabel :d Geht natürlich auch als SL, der die Karte anbietet.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Swafnir am 8.01.2018 | 15:38
Wir hatten ja jetzt die X-Card besprochen und Chruschtschow hat in nem anderen thread das erwähnt, wo man enifach aufstehen und gehen darf ohne sich rechtfertigen zu müssen.

Sind euch Sicherheitstechniken bekannt für einen SL. Jetzt mal ganz im Ernst: Angenommen ich leite und mir hauen zweimal Spieler ab und sagen nichts. Offensichtliche Gründe kann ich nicht erkennen (vielleicht wird irgendwas getriggert, was ich gar nicht ahnen kann) und fragen darf ich auch nicht. Also mir würde das sicher aufs Gemüt schlagen.

Das ist dann nämlich die Kehrseite der Medaille: Der SL steht ziemlich alleine da.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 15:41
Wir hatten ja jetzt die X-Card besprochen und Chruschtschow hat in nem anderen thread das erwähnt, wo man enifach aufstehen und gehen darf ohne sich rechtfertigen zu müssen.

Sind euch Sicherheitstechniken bekannt für einen SL. Jetzt mal ganz im Ernst: Angenommen ich leite und mir hauen zweimal Spieler ab und sagen nichts. Offensichtliche Gründe kann ich nicht erkennen (vielleicht wird irgendwas getriggert, was ich gar nicht ahnen kann) und fragen darf ich auch nicht. Also mir würde das sicher aufs Gemüt schlagen.

Das ist dann nämlich die Kehrseite der Medaille: Der SL steht ziemlich alleine da.
Nope. Es ist ein einsamer dreckiger Job, aber einer muss ihn machen.
Spaß beiseite, XCard negiert ja gerade die Interessenabwägung, weil es mutmaßlich ans eingemacht geht. Da kann die SL nichts machen, oder?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 8.01.2018 | 15:44
Noch eine Sache, die mich an der X-Card stört:

Sie soll ja bloß genutzt werden, wenn einem Spieler unwohl ist.

Was ist aber, wenn ein Spieler die Karte nutzt, um damit sein Missfallen über die Runde während des Spiels zum Ausdruck zu bringen (die Beschreibung des Raumes ist zu detailliert) oder kurz auf einen Missstand hinweisen möchte (z.B. der SL weicht vom Kanon ab)?
Es könnte in der Theorie genutzt werden wie der Button bei Computerspielen, mit dem Zwischensequenzen weggeklickt werden.

Klar, so soll sie nicht benutzt werden, aber so kann sie benutzt werden, so wie generell manche Regeln zum Minmaxing genutzt werden können.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Swafnir am 8.01.2018 | 15:45
Nope. Es ist ein einsamer dreckiger Job, aber einer muss ihn machen.
Spaß beiseite, XCard negiert ja gerade die Interessenabwägung, weil es mutmaßlich ans eingemacht geht. Da kann die SL nichts machen, oder?

Bei der X-Card sehe ich das Problem auch nicht, eher beim einfach aufstehen und weggehen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 8.01.2018 | 15:47
@Swafnir
In meinem ersten Post hier:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105177.0.html

Es sind an sich keine Techniken und das Veto-Recht ist quasi eine X-Card, bloß dass der Betroffene sich verbal melden muss, um so Klarheit zu schaffen (und ich geh ein bißchen davon aus, dass der Leidensdruck nicht groß genug ist, wenn man nicht mal ein simples "Veto - Das und das gefällt mir nicht." rauszubringen.).
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 15:48
Bei der X-Card sehe ich das Problem auch nicht, eher beim einfach aufstehen und weggehen.
äh, ja, stimmt eigentlich. Verrafft.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Teylen am 8.01.2018 | 15:52
@Swafnir:
Die Sicherheitstechniken werden normalerweise im Einverständnis aller am Spiel Beteiligten angewandt. Es kommt keiner legt dir X-Cards auf den Tisch oder sagt den Teilnehmern: "Ihr könnt euch problemlos dauerhaft aus Runden entfernen und keiner darf auch nur nachfragen"

Das heißt wenn einem als SL die "Man steht auf und geht wortlos"-Technik nicht gefällt, solltest man sie in deiner Runde nicht nutzen bzw. einführen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 15:54
Wir hatten ja jetzt die X-Card besprochen und Chruschtschow hat in nem anderen thread das erwähnt, wo man enifach aufstehen und gehen darf ohne sich rechtfertigen zu müssen.

Sind euch Sicherheitstechniken bekannt für einen SL. Jetzt mal ganz im Ernst: Angenommen ich leite und mir hauen zweimal Spieler ab und sagen nichts. Offensichtliche Gründe kann ich nicht erkennen (vielleicht wird irgendwas getriggert, was ich gar nicht ahnen kann) und fragen darf ich auch nicht. Also mir würde das sicher aufs Gemüt schlagen.

Das ist dann nämlich die Kehrseite der Medaille: Der SL steht ziemlich alleine da.

Das betrifft aus meiner Sicht nicht nur die SL, sondern genauso alle anderen am Tisch. Die Technik heißt The Door is open (http://leavingmundania.com/2014/02/27/primer-safety-in-roleplaying-games/) oder Open Door. Das Ziel ist, keinen Druck auszuüben, so nach dem Motto "nur die Harten bleiben" o.Ä., d.h. wenn du sie nach dem Spiel freundlich ansprichst, sehe ich kein Problem.

Breakout-Con (über Open Table, ähnliche Technik):
Zitat
We encourage all participants in a game to discuss problems which may prompt a gamer to leave a table, but we guarantee the right of all boardgamers to leave a game without explanation if they choose to.

BigBadCon:
Zitat
It’s helpful if the player lets the GM or facilitator know they’re leaving, so nobody is concerned about where they went
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Swafnir am 8.01.2018 | 15:57
äh, ja, stimmt eigentlich. Verrafft.

Habs nachgeschaut: "Open Door" meinte ich. Das ist ja auch eine Sicherheitstechnik.  Für mich ist der SL da aber "die arme Sau" die sich Arbeit gemacht hat und nachher nicht weiß, was daran jetzt falsch gewesen sein soll. Es mag SLs geben an denen das einfach abperlt, an mir würde sowas allerdings schon nagen.


@Ucalegon: Ich hatte das so verstanden, dass nachfragen da verboten/unerwünscht sei.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 15:59
Noch eine Sache, die mich an der X-Card stört:

Sie soll ja bloß genutzt werden, wenn einem Spieler unwohl ist.

Was ist aber, wenn ein Spieler die Karte nutzt, um damit sein Missfallen über die Runde während des Spiels zum Ausdruck zu bringen (die Beschreibung des Raumes ist zu detailliert) oder kurz auf einen Missstand hinweisen möchte (z.B. der SL weicht vom Kanon ab)?
Es könnte in der Theorie genutzt werden wie der Button bei Computerspielen, mit dem Zwischensequenzen weggeklickt werden.

Klar, so soll sie nicht benutzt werden, aber so kann sie benutzt werden, so wie generell manche Regeln zum Minmaxing genutzt werden können.

Das wird im Dokument sogar angesprochen.

Zitat
Does using it for more than Triggers diminish it?

People commonly believe that by using the X-Card to edit both content that may trigger someone and simply content that makes people uncomfortable or simply doesn't fit with the game... that it might diminish the power of using the X-Card when there is an emergency rather than a small misstep.

We've found the opposite to be true.

By using the X-Card frequently, you demystify it. You normalize it. It becomes second nature. Thus increasing the chances it will actually be used when it is needed.

The more you use it, the better.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 8.01.2018 | 16:02
@Uecalogon
Das wird befürwortet, die X-Card so zu verwenden?  :o
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 16:05
@Ucalegon: Ich hatte das so verstanden, dass nachfragen da verboten/unerwünscht sei.

Unerwünscht ist, dass sich Leute unter Druck gesetzt fühlen, zu bleiben oder sich nachher schlecht fühlen, weil sie gegangen sind, obwohl es ihnen mit/in der Runde nicht gut ging. Wie die beiden Con-Richtlinien zeigen, schließt das Kommunikation darüber nicht prinzipiell aus.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Scimi am 8.01.2018 | 16:12
Was ist aber, wenn ein Spieler die Karte nutzt, um damit sein Missfallen über die Runde während des Spiels zum Ausdruck zu bringen (die Beschreibung des Raumes ist zu detailliert) oder kurz auf einen Missstand hinweisen möchte (z.B. der SL weicht vom Kanon ab)?
Es könnte in der Theorie genutzt werden wie der Button bei Computerspielen, mit dem Zwischensequenzen weggeklickt werden.

Klar, so soll sie nicht benutzt werden, aber so kann sie benutzt werden, so wie generell manche Regeln zum Minmaxing genutzt werden können.

Im Zweifelsfall ist das halt so. Feueralarme werden ja auch mal aus Spaß ausgelöst oder Rufknöpfe im Krankenhaus aus Versehen gedrückt. Aber es wird davon ausgegangen, dass die Kosten eines möglichen Fehlalarms es wert sind, Menschen vor Schaden zu bewahren.

Außerdem halte ich die X-Karte für kein gutes Mittel, um im Spiel schnell "weiterzuklicken" — das Standardvorgehen ist ja, einen Schritt zurückzugehen und zu retconnen. Wenn ich bei det Beschreibung des Spinnenraums die X-Karte sähe, würde ich mir vielkeicht eine Puse nehmen und daraus den Affenraum machen oder so. Auch, wenn der SL off canon geht, ist die X-Karte garantiert nicht der beste Weg, dass der stattdessen von allen denkbaren Versionen die "richtige" anwendet.

Und wenn die Karte dauernd zum Einsatz käme, würde ich in der Runde auch so nicht weiterspielen oder -leiten. Von allen anderen Faktoren mal abgesehen, da wird mir im Prinzip kommuniziert, dass das Spiel in regelmäßigen Abständen an einer (Re-)Traumatisierung mindestens eines Beteiligten vorbeischrammt. Das würde ich nicht wollen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 16:15
@Uecalogon
Das wird befürwortet, die X-Card so zu verwenden?  :o

Das ähnelt dann einem Rollenspiel wie Archipelago, wo die Regeln eine Try a different way-Phrase vorsehen, wenn man das Gefühl hat, etwas im Spiel könnte noch besser oder passender oder detaillierter sein. In einem kollaborativen Geist funktioniert das super, ist aber sicher nicht für jede Runde geeignet und ich bin ehrlich gesagt auch eher skeptisch, ob es Sinn macht, die X-Card in diese Richtung zu rücken, auch wenn der Autor das nahelegt. 
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 16:18
Ich finde den zitierten Abschnitt mit "je öfter desto besser " übrigens suboptimal. Dann signalisiert die Karte ja doch nicht wieder ernste psychische Gefahren, sondern vllt. auch rungemurkse am Spiel, und die SL kann nichts daraus lernen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 8.01.2018 | 16:36
Noch eine Sache, die mich an der X-Card stört:

Sie soll ja bloß genutzt werden, wenn einem Spieler unwohl ist.

Was ist aber, wenn ein Spieler die Karte nutzt, um damit sein Missfallen über die Runde während des Spiels zum Ausdruck zu bringen (die Beschreibung des Raumes ist zu detailliert) oder kurz auf einen Missstand hinweisen möchte (z.B. der SL weicht vom Kanon ab)? Es könnte in der Theorie genutzt werden wie der Button bei Computerspielen, mit dem Zwischensequenzen weggeklickt werden.

Klar, so soll sie nicht benutzt werden, aber so kann sie benutzt werden, so wie generell manche Regeln zum Minmaxing genutzt werden können.

Herzlich willkommen im bürokratischen Deutschland, wo jeder theoretisch mögliche Missbrauch als Grund ausreicht um gute Ideen abzuschießen.
Damit Dich dieser Missbrauch stört musst Du ihn erst einmal mitbekommen. Und wenn Du ihn mitbekommst, dann kannst Du das Problem ansprechen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 16:44
Herzlich willkommen im bürokratischen Deutschland, wo jeder theoretisch mögliche Missbrauch als Grund ausreicht um gute Ideen abzuschießen.
Damit Dich dieser Missbrauch stört musst Du ihn erst einmal mitbekommen. Und wenn Du ihn mitbekommst, dann kannst Du das Problem ansprechen.
Wenn das sogar im Anleitungsdokument angesprochen wird? Das war jetzt unnötige Meckerei.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 8.01.2018 | 16:49
Wenn das sogar im Anleitungsdokument angesprochen wird? Das war jetzt unnötige Meckerei.

Über wen oder was meckere ich denn Deiner Meinung nach in dem Post?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 8.01.2018 | 16:54
Herzlich willkommen im bürokratischen Deutschland, wo jeder theoretisch mögliche Missbrauch als Grund ausreicht um gute Ideen abzuschießen.
Damit Dich dieser Missbrauch stört musst Du ihn erst einmal mitbekommen. Und wenn Du ihn mitbekommst, dann kannst Du das Problem ansprechen.

Was machst Du mit einem Feat/Talent/..., das imba ist und erhebliches Missbrauchspotenzial hat?
Ich streich so etwas.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 8.01.2018 | 16:58
Also was genau macht die X-Card denn jetzt besser als der Veil, wie er in Sorcerer beschrieben ist? Kann mir das noch mal jemand erklären?

Und ehrlich gesagt verstehe ich immer noch, welche Anforderung ich erfüllen muss, um regelkonform Gebrauch von der X-Card zu machen. Ich verstehe es wirklich nicht. Woher weiß ich, ob mein Unwohlsein gerade einen gerechtfertigten Einsatz bietet oder mein Unwohlsein sich aus etwas begründet, was nicht für den Einsatz der X-Card gedacht ist? Mir wäre es sehr wichtig, eine falsche Anwendung zu vermeiden.

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 8.01.2018 | 17:03
Was machst Du mit einem Feat/Talent/..., das imba ist und erhebliches Missbrauchspotenzial hat?
Ich streich so etwas.

Völlig andere Baustelle und daher eine sehr schwache Analogie.

Aber tatsächlich betreibe ich in solchen Fällen sehr oft Werbung für das Talent, weil ich gerne alle Charaktere auf einem Powerniveau hätte und es zwei Wege gibt das zu erreichen. Ansonsten bespreche ich das mit der Gruppe und wir kommen gemeinsam zu einer unproblematischen Lösung.

Das ist aber wie gesagt nicht ansatzweise eine ähnliche Situation. Hier geht es nicht um Powergaming, IMBA u.s.w., also nicht um die Macht der Charaktere sondern um die Macht der Spieler als Teilnehmer am Spiel und mündige Gruppenmitglieder. Und ich habe es nicht nötig Freunde und Bekannte klein und möglichst machtlos zu halten um ein Spiel zu leiten. Und ich lebe auch nicht in beständiger Angst das meine Mitspieler ihnen als Person gegebene Macht missbrauchen. Das ist nicht meine Baustelle, war sie nicht und wird sie nie sein.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 8.01.2018 | 17:11
Völlig andere Baustelle und daher eine sehr schwache Analogie.

Keine andere Baustelle.
Es sind alles Regeln.

Zitat
Aber tatsächlich betreibe ich in solchen Fällen sehr oft Werbung für das Talent, weil ich gerne alle Charaktere auf einem Powerniveau hätte und es zwei Wege gibt das zu erreichen. Ansonsten bespreche ich das mit der Gruppe und wir kommen gemeinsam zu einer unproblematischen Lösung.

Ich streiche es einfach, so wie viele SLs es tun. Hat den Vorteil, dass andere Spieler nicht etwas nehmen müssen, dass nicht zu ihrem Charakterkonzepte passt.

Zitat
Das ist aber wie gesagt nicht ansatzweise eine ähnliche Situation. Hier geht es nicht um Powergaming, IMBA u.s.w., also nicht um die Macht der Charaktere sondern um die Macht der Spieler als Teilnehmer am Spiel und mündige Gruppenmitglieder. Und ich habe es nicht nötig Freunde und Bekannte klein und möglichst machtlos zu halten um ein Spiel zu leiten. Und ich lebe auch nicht in beständiger Angst das meine Mitspieler ihnen als Person gegebene Macht missbrauchen. Das ist nicht meine Baustelle, war sie nicht und wird sie nie sein.

Wie bereits beschrieben, sind das alles Regeln. Ein IMBA-Feat kann einem SL und auch den anderen Spielern das Spielen kaputt machen. Spass hat dann bloss ein Spieler.

Die X-Card bietet eine ähnliche Missbrauchsmoglichkeit. Sie ermöglicht einem Spieler zu dessen nächstem Spotlight vorzuspulen.

Wenn ich von vornherein sehe, dass etwas das Spiel kaputtmachen kann, warum soll ich mich dann erst im Spiel damit auseinandersetzen?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 17:18
Also was genau macht die X-Card denn jetzt besser als der Veil, wie er in Sorcerer beschrieben ist? Kann mir das noch mal jemand erklären?

So wie ich Lines & Veils verstanden habe, muss es vorab einen Konsens oder eine Diskussion geben, was darunter fällt/so behandelt werden soll. Mit der X-Card kann man spontan auf alles mögliche reagieren, was im Spiel passiert. Ich denke, das ist der Grund, warum die sich als "Weiterentwicklung" eher durchgesetzt hat. "Besser" ist pauschal schwer zu beantworten. Sieht man ja auch an Ben Lehmans oben verlinktem Beitrag.

Und ehrlich gesagt verstehe ich immer noch, welche Anforderung ich erfüllen muss, um regelkonform Gebrauch von der X-Card zu machen. Ich verstehe es wirklich nicht. Woher weiß ich, ob mein Unwohlsein gerade einen gerechtfertigten Einsatz bietet oder mein Unwohlsein sich aus etwas begründet, was nicht für den Einsatz der X-Card gedacht ist? Mir wäre es sehr wichtig, eine falsche Anwendung zu vermeiden.

"If anything makes anyone uncomfortable in any way..." Das ist die Bedingung. Die Entscheidung, ob du die X-Card benutzt, liegt bei dir. Du kennst dich selbst am besten. Es gab ja einige Beispiele, wo Leute überlegt haben, die X-Card zu verwenden und es dann doch gelassen haben. Du kannst dir aber sicher sein, dass danach niemand von dir verlangt, dich zu rechtfertigen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2018 | 17:40
Herzlich willkommen im bürokratischen Deutschland, wo jeder theoretisch mögliche Missbrauch als Grund ausreicht um gute Ideen abzuschießen.

Wir haben da so Erfahrungen mit Ermächtigungsgesetzen ...

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 18:10
Über wen oder was meckere ich denn Deiner Meinung nach in dem Post?
Das Meckern mag meine Meinung sein (die du schwerlich entkräften wirst, denke ich), das Ziel war Ludovico, den hattest du zitiert. Er bezog sich auf Einsatz der Xcard, bei dem es nicht um Unwohlsein aufgrund eines belastenden Themas ging. Das wurde in dem Erklärdokument zur Xcard gleichfalls diskutiert, deswegen ist es legitim, das auch hier zu tun.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Irian am 8.01.2018 | 19:23
Die X-Card bietet eine ähnliche Missbrauchsmoglichkeit. Sie ermöglicht einem Spieler zu dessen nächstem Spotlight vorzuspulen.

Wenn ich von vornherein sehe, dass etwas das Spiel kaputtmachen kann, warum soll ich mich dann erst im Spiel damit auseinandersetzen?

Mal ehrlich, warum spielst du noch? Ein Spieler KÖNNTE dir tierisch auf den Neven gehen. Dementsprechend, da du siehst, dass sowas passieren kann, wieso dich dem überhaupt aussetzen?

Sorry, aber egal wie oft dieses "Argument" hinter dem Ofen hervor gezerrt wird, es wird einfach nicht sinnvoll: WENN du eine(n) Problem-Spieler(in) hast, dann wird der oder die Probleme machen. Ganz egal was du spielst und wie. Damit hat doch die X-Card nichts zu tun. Denkst du wirklich, jemand ist zehn Jahre lang der Vorzeige-Spieler(in) und plötzlich, wenn du die X-Card mal anbringst, wird er oder sie zum Ego-Monster?

Ich glaube, wir können uns einigen, dass die meisten Spieler "normal" und völlig ok sind. Und genau an diese Spieler sollte man die meiste Zeit auch denken. Und nicht an irgendwelche hypothetischen Psychopathen, die nur darauf lauern, dein Spiel zu zerstören. Denn gegen letztere hilft es eh nichts, auf die X-Card zu verzichten. Es wird nichts ändern. Die werden den Spiel trotzdem auf die eine oder andere Art zur Hölle machen, bis du sie rauswirfst.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 8.01.2018 | 19:25
Die X-Card bietet eine ähnliche Missbrauchsmoglichkeit. Sie ermöglicht einem Spieler zu dessen nächstem Spotlight vorzuspulen.

Wenn ich von vornherein sehe, dass etwas das Spiel kaputtmachen kann, warum soll ich mich dann erst im Spiel damit auseinandersetzen?

Diesen von Dir befürchteten Missbrauch gibt es aber nicht, wenn sich alle Teilnehmer an die Regel halten, sondern nur dann, wenn sie die Regel verletzen. Denn wenn Du die X-Card in Deiner Runde speziell für Situationen mit "Umwohlsein" einführst und sie jemand als Vorspultaste benutzt, dann missbraucht er die Regel nicht nur. Er bricht sie auch.

Anders als beim missverständlich geschriebenen oder unausgewogenen Talent liegt hier kein Problem vor solange die Regeln eingehalten werden.

Daher ist das immer noch eine schlechte Analogie, weil Du hier eine Regel die wenn sie eingehalten wird Probleme hervorruft mit einer vergleichst die Probleme hervorruft wenn sie gebrochen wird. Mal ganz abgesehen davon das Du hier Unterschiede in der Balance gleichsetzt mit menschlichen Dramen.

Und wie Du die X-Card ausgestaltet bleibt am Ende ja immer noch Dir und Deiner Gruppe überlassen. Der Verfasser der Anleitung begrüßt aus gewissen Gründen Missbrauch. Aber das hindert ja niemanden daran ganz klar zu definieren wann die X-Card zum Einsatz kommt. Und wenn Du regelmäßig mit Spielern an einem Tisch sitzt bei denen solche Absprachen und Vereinbarungen nichts bewirken, dann mein herzliches Beileid.

Ich streiche es einfach, so wie viele SLs es tun.

Kann ich als Spieler durchaus mit leben, wenn das ein Spielleiter so handhabt. Ich selbst würde das aber nicht mehr so machen. Ist für mich zu sehr 80er-Spielleiterstil. Rollenspiel ist letztendlich ein kreativer Prozess, und die vertragen sich im allgemeinen sehr schlecht mit bürokratisch-autoritären Führungsstilen. Und man hat mit partizipativen und konsultativen Führungsmodellen da einfach viel bessere Ergebnisse, und wenn man es richtig macht auch weniger Stress.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2018 | 19:36
Diesen von Dir befürchteten Missbrauch gibt es aber nicht, wenn sich alle Teilnehmer an die Regel halten, sondern nur dann, wenn sie die Regel verletzen. Denn wenn Du die X-Card in Deiner Runde speziell für Situationen mit "Umwohlsein" einführst und sie jemand als Vorspultaste benutzt, dann missbraucht er die Regel nicht nur. Er bricht sie auch.

Als wenn es nicht trivial wäre da ein "Unwohlsein" zu formulieren - doppelt, wenn man einen Charakter oder eine Person ist, welche irgendwo die Opferkarte ziehen kann oder irgendetwas politisch deutbares auf dem Schirm ist.

Und auch der Einwand mit der SL-Kontrolle zieht nicht. Der ist genauso potentiell fehlerhaft und Kontrolle ja nach dem vorgesehenen Prinzip eh ausgeschlossen. 
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 8.01.2018 | 19:38
@Chiungalla
Um es kurz zu machen:
Zitat

Does using it for more than Triggers diminish it?

People commonly believe that by using the X-Card to edit both content that may trigger someone and simply content that makes people uncomfortable or simply doesn't fit with the game... that it might diminish the power of using the X-Card when there is an emergency rather than a small misstep.

We've found the opposite to be true.

By using the X-Card frequently, you demystify it. You normalize it. It becomes second nature. Thus increasing the chances it will actually be used when it is needed.

The more you use it, the better.

Es wäre also kein Regelbruch.

Sogar wenn es ein Regelbruch, so könnte man dies nicht feststellen, da die betroffene Person sich nicht erklären muss.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 21:00
Mein Problem mit dem "The more you use it, the better." ist, dass dann uU Unklarheit über die Zielsetzung herrscht, gerade bei denen die die Technik X-Card noch nicht kennen.

Das Ziel der X-Card sind die Sicherheit und das Wohlbefinden der Beteiligten.

Das Ziel von Techniken und Mechanismen, die kollaborativ spielenden Runden dabei helfen, ihr Spiel kohärent, settinggetreu, logisch et cetera zu halten, es gemeinsam dahin zu bringen, wo alle es haben wollen und es zu verbessern - wie das beispielhaft genannte "Try a different way" aus Archipelago - ist Qualitätssicherung (wird auch in den Regeln explizit so genannt).

Das ist ein wesentlicher Unterschied.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 8.01.2018 | 23:06
Es wäre also kein Regelbruch.

Nur wenn Du die X-Card exakt so etablierst wie die dort. Müsstest Du aber nicht. Du könntest sehr wohl die Grenzen der X-Card in Deiner Runde ganz klar definieren.

Sogar wenn es ein Regelbruch, so könnte man dies nicht feststellen, da die betroffene Person sich nicht erklären muss.

Das man den Regelbruch nicht feststellen kann, ändert ja zunächst einmal wenig daran, dass es einer ist. Rollenspielregeln werden in aller Regel nicht so designed das sie betrugssicher sind, sondern so das sie funktionieren wenn alle sich daran halten.

Zudem würde ich mich an Deiner Stelle fragen ob ich wirklich mit Leuten zusammenspiele die Regeln brechen. Und falls ja warum und wie ich das ändern könnte.

Und natürlich bekommst Du mit wenn die Regel missbraucht wird. So dumm bist Du nicht. Und dafür brauchst Du keine Rechtfertigungen oder Erklärungen der Spieler. Da das ganze ja mehr soetwas ist wie ein Feuerlöscher, würde ich spätestens stutzig werden, wenn das in fast jeder Session zum Einsatz kommt. Und spätestens nach dem dritten Einsatz innerhalb von vier Sessions gibts eine Nachschulung für die Mitspieler wofür das Ding da ist.

Und dann sind wir wieder bei der Problematik wenn die eigene Runde ein Kindergarten ist und Spieler sich destruktiv verhalten und Regeln brechen...
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.01.2018 | 23:37
Das Problem dieses Threads ist, dass hier das Schlagwort "X-Card" verwendet wird und jeder eine andere Vorstellung davon hat, was eine "X-Card" eigentlich ist.

Im Prinzip gibt es zwei Themenbereiche:
1. Thema: Wie sollte der SL darauf reagieren, dass ein Spieler behauptet, er hätte Probleme mit der Szene:
a. Spieler ignorieren.
b. Nachfragen, um herauszufinden, warum der Spieler Probleme hat.
c. Diese Szene beenden und nach dem Spiel nachfragen.
d. Diese Szene beenden und nie nachfragen.

2. Thema: Wie sollte der Spieler den SL darauf aufmerksam machen, dass er ein Problem hat:
a. verbal (mit dem Mund)
b. non-verbal (mit einer X-Karte)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 8.01.2018 | 23:47
Nur wenn Du die X-Card exakt so etablierst wie die dort. Müsstest Du aber nicht. Du könntest sehr wohl die Grenzen der X-Card in Deiner Runde ganz klar definieren.

Danke, dass Du mir zustimmst. Die X-Card, so wie sie von der Standard-Regel her ausgelegt ist, erlaubt dieses Verhalten.

Zitat
Das man den Regelbruch nicht feststellen kann, ändert ja zunächst einmal wenig daran, dass es einer ist. Rollenspielregeln werden in aller Regel nicht so designed das sie betrugssicher sind, sondern so das sie funktionieren wenn alle sich daran halten.

Sicher, generell muss man das nicht als Designer. In diesem Fall ist das aber angebracht, da ein Teil der X-Card genau das erlaubt.

Zitat
Zudem würde ich mich an Deiner Stelle fragen ob ich wirklich mit Leuten zusammenspiele die Regeln brechen. Und falls ja warum und wie ich das ändern könnte.

Und natürlich bekommst Du mit wenn die Regel missbraucht wird. So dumm bist Du nicht. Und dafür brauchst Du keine Rechtfertigungen oder Erklärungen der Spieler. Da das ganze ja mehr soetwas ist wie ein Feuerlöscher, würde ich spätestens stutzig werden, wenn das in fast jeder Session zum Einsatz kommt. Und spätestens nach dem dritten Einsatz innerhalb von vier Sessions gibts eine Nachschulung für die Mitspieler wofür das Ding da ist.

Und dann sind wir wieder bei der Problematik wenn die eigene Runde ein Kindergarten ist und Spieler sich destruktiv verhalten und Regeln brechen...


Ich spiele sogar mit Leuten zusammen ganz ohne X-Card. Also alles richtig und ich stimme dem zu.
Es sei denn, es ist eine Con-Runde. Was dann?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 23:56
Das Problem dieses Threads ist, dass hier das Schlagwort "X-Card" verwendet wird und jeder eine andere Vorstellung davon hat, was eine "X-Card" eigentlich ist.

Nein.

Ich habe die Definition eingangs verlinkt.

Als Themen für den Thread habe ich vorgeschlagen:
Zitat
Welche Sicherheitstechniken kennt ihr/verwendet ihr wann und wo und warum?
Erfahrungen?
Missbrauch der X-Card o.Ä.?
Vor-/Nachteile?
Welche Rollenspiele verweisen explizit auf die X-Card o.Ä.?

Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.01.2018 | 00:07
Danke, dass Du mir zustimmst. Die X-Card, so wie sie von der Standard-Regel her ausgelegt ist, erlaubt dieses Verhalten.
Ich bezweifle, dass es eine Standard-Regel gibt.

Es gibt dutzende unterschiedliche Regeln, von denen ich keine als den Standard bezeichnen würde.

Nein.

Ich habe die Definition eingangs verlinkt.
Nein.

1. Du hast keine Beschreibung von "X-Card" verlinkt. Du hast eine Beschreibung von "X-Karte wie sie von John Stavropoulos benutzt wird" verlinkt.

Wenn ich das Regelwerk von D&D verlinke, habe ich schließlich auch keine Definition von "Rollenspiel" verlinkt, sondern nur ein konkretes Beispiel für ein Rollenspiel. Und genauso, wie ich ROllenspiel gutfinden kann, obwohl ich D&D ablehne. Genau so kann ich X-Card gutfinden, obwohl ich die X-Card-Regeln von John Stavropoulos ablehne.

2. Nur weil du eine Definition eines Schlagwortes verlinkst, heißt das noch lange nicht, dass alle Teilnehmer sich das gleiche unter dem Schlagwort vorstellen.

Diese Probleme gab es schon mit den Begriffen "Narrativ" und "Railroading". Jeder Mensch hat eine unterschiedliche Vorstellung von den Begriffen. Und du schaffst es nicht, diese Vorstellungen abzuschalten, nur weil du eine Vorstellung davon verlinkst.

3. In deinem Link steht nur etwas von "edit out". Was das genau bedeutet, wird dort nicht beschrieben.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 9.01.2018 | 00:08
Es sei denn, es ist eine Con-Runde. Was dann?

Con-Runden haben letztendlich immer ein massiv erhöhtes Risiko das etwas krass schief geht.

Das ist zum einen ein gutes Argument für die X-Card. Nicht einmal in Hausrunden kennt man die anderen Spieler gut genug um all ihre Grenzen zu kennen. Und auf Con-Runden macht man da einen mehr oder weniger vollständigen Blindflug. Da geht gerne mal ziemlich viel schief und es gäbe sicherlich viele berechtigte Einsatzmöglichkeiten für die X-Card.

Auf der anderen Seite läuft man ja gerne Gefahr Spieler in die Runde zu bekommen die mit dieser Macht nicht verantwortungsvoll umgehen. Cons scheinen auch oft die Spieler anzuziehen die keine festen Runden haben, und davon hat das bei einigen wohl auch seinen Grund. Das ist ein riesiges Problem. Mit oder ohne X-Cards. Mit X-Card wird das in einigen Fällen schlimmer. Auf der anderen Seite gibt die X-Card auch oft die Möglichkeit so einen Spieler auszubremsen. Zum Beispiel, wenn der es auf einen total party kill durch friendly fire anlegt, oder den Taschenlampenfallenlasser spielen möchte oder...

Letztendlich bleibt es glaube ich so oder so eine Herausforderung mit solchen Spielern auf einer Con umzugehen.
Und die X-Card ist an dieser Stelle sicherlich ein kleines zusätzliches Risiko aber auch eine Chance.

Ist trotzdem nicht das große Los bei der Con-Lotterie eine Niete gezogen zu haben.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 9.01.2018 | 00:10
@Eulenspiegel: Deine semantischen Spielchen darfst du allein weiterspielen. Gute Nacht.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.01.2018 | 00:12
Das sind keine semantischen Spielchen. Das sind ernstgemeinte Hinweise.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 9.01.2018 | 06:50
Ich bezweifle, dass es eine Standard-Regel gibt.

Es gibt dutzende unterschiedliche Regeln, von denen ich keine als den Standard bezeichnen würde.

Wer hat's erfunden (bzw. als Hilfsmittel im RPG eingeführt, ähnliche Mittel gibt es seit anno dazumal in andere Bereichen)? Der Stavropoulos.
Was hat der Uce verlinkt? Den Stavropoulos.
Auf welches System von X Cards bezogen sich die Leute von der Breakout, deren Einsatz ja in einem Thread Auslöser für diesen hier war? Tipp: Der Name fiel schon ein Mal.

@Ludo:
Du hast gestern geschrieben, dass bei hinreichendem Leidensdruck Leute ja irgendwann mal was sagen. Das ist leider falsch. Gerade bei Gewaltopfern - jetzt unabhängig davon, ob mit oder ohne sexuellen Kontext - kann die Reaktion auch eine völlig andere sein, dass nämlich erhöhter Leidensdruck die Leute passiver und stiller werden lässt. Das macht auch völlig Sinn, wenn du dir überlegst, dass solche Reaktionen auch Überlebensstrategien sind. Wenn ich 20 kg wiege, werde ich mich nicht gegen einen Erwachsenen auflehnen, der mich gerade verprügelt. Das macht ihn oder sie nur wütender. Du machst das Gegenteil. Du versuchst keinen Anlass zu geben. Das machst du ein paar Jahre und dann wird das schwer, so etwas als Erwachsener abzulegen. Ist ja antrainiert in einer Phase, als man besonders gut lernen konnte.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 07:21
Seite 10 im Xcard-Thread und jemand weißt darauf hin dass keiner weiß was das Wort meint?  ::)
Da erlahmt mein Interesse leider auch etwas..
Ich lese mit wenn ich kann.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chiungalla am 9.01.2018 | 07:47
@ Chruschtschow:
Guter Punkt. Ich werfe dazu nochmal in den Raum, dass Verhaltensbiologen und Psychologen da extreme Fälle "erlernte Hilflosigkeit" nennen.

Dafür bedarf es auch nicht in allen Fällen große offensichtliche Traumata. Oft höhlt da auch einfach der stete Tropfen den Stein, und kleine Fehlverhalten z.B. der Eltern können da über längere Zeiträume eine Menge Eindruck beim Kind hinterlassen. Wenn zum Beispiel Eltern die Einwände und Wünsche von Kindern gar nicht berücksichtigen, dann merkt man das oft noch bei den Erwachsenen die Schwierigkeiten behalten ihre Grenzen zu verteidigen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.01.2018 | 08:59
Wer hat's erfunden (bzw. als Hilfsmittel im RPG eingeführt, ähnliche Mittel gibt es seit anno dazumal in andere Bereichen)? Der Stavropoulos.
Was hat der Uce verlinkt? Den Stavropoulos.
Auf welches System von X Cards bezogen sich die Leute von der Breakout, deren Einsatz ja in einem Thread Auslöser für diesen hier war? Tipp: Der Name fiel schon ein Mal.
Wer hat das Rollenspiel erfunden? Gary Gygax und Dave Arneson (Dungeons&Dragons)
Was hat der UCE in einem entsprechenden Thread verlinkt? Das Rollenspiel von Gary Gygax und Dave Arneson
Auf welches System beziehen sich die Macher von Pathfinder? Tipp: Der Name fiel schon ein Mal.

Trotzdem ist das Rollenspiel von Gary Gygax und Dave Arneson nicht der Standard beim Rollenspiel!

Ersetze "Rollenspiel von Gary Gygax und Dave Arneson" durch "X-Card von Stavropoulos" und "Rollenspiel" durch "X-Card".

PS:
Wenn sich jemand über D&D (Rollenspiel von Gary Gygax und Dave Arneson) unterhalten will, dann darf er das gerne tun. Aber er soll nicht behaupten, das sei der Standard beim Rollenspiel.
Und wenn sich jemand über X-Card von Stavropoulos unterhalten will, dann darf er das gerne tun. Aber er soll nicht behaupten, das sei der Standard bei X-Card.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 09:21
Hm. Also wenn D&D nicht der Standard ist, dann gar nichts. Ist das jetzt bei der XCard auch so oder gibt es da etwas?
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Der Nârr am 9.01.2018 | 09:34
Naja, es gibt z.B. die Variation der XL-Card, aber mir hat neulich auch jemand von der XS-Card erzählt, die hat sich in eine andere Richtung entwickelt ~;D.

Ich dachte bisher, dass X-Card ein Name für eine bestimmte Technik sei und kein allgemeiner Begriff oder eine Gattungsbezeichnung für Sicherheitstechniken. Dann wäre es doch interessant, diese unzähligen und häufig gebrauchten Varianten auch einmal vorzustellen und zu diskutieren.

Eventuell liegt aber auch nur ein Missverständnis über die Wahl des Wortes "Standard" vor. Ich glaube, alle sind sich einig, dass es sich nicht um eine technische Normierung oder Standardisierung handelt, dazu fehlt ja schon die Möglichkeit der Institutionalisierung (z.B. die Rollenspielpolizei) ::).
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 09:43
Wenn mir jemand auf der Con sagt "Wir nutzen XCard" will ich mir darunter was Verbindliches vorstellen dürfen, und mir verarscht vorkommen dürfen, wenn es nicht hält, was es verspricht. -> Standard
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Greifenklause am 9.01.2018 | 09:45
Es bricht sich niemand n Zacken aus der Krone, mal nachzufragen, was die Orga oder der SL darunter versteht oder mal in die Con-Ordnung zu schauen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 09:52
JA ABER WOZU DANN EIN NAME DAS IST WOFÜR NAMEN DA SIND

"Wir nutzen XCard." "Cool, erklär mal welche."
"Wir nutzen Sicherheitstechniken." "Cool, erklär mal welche."
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 9.01.2018 | 10:06
Die Definition der X-Card ist wie gesagt eingangs nachzulesen. Es handelt sich um eine spezifische Technik. Das mit der Gattungsbezeichnung hat Eulenspiegel erfunden, um die Diskussion zu entgleisen.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ludovico am 9.01.2018 | 10:38
@Chruschtschow
Ja, das klingt sinnig. Danke!

Ich bin für solch schwer traumatisierten Leute aber halt auch nicht der richtige SL. In privaten Runden versuche ich, diese im Vorgespräch herauszufinden und auszusortieren. Wenn sie nachher mit den Füssen abstimmen, ist das für mich auch kein Problem. Das ist wesentlich besser, als wenn sie stillschweigend leiden und bleiben.
Also ich freu mich, wenn Spieler die Runde verlassen, da sie sich dann wohl unwohl fühlen und solche Spieler sind nichts für mich.

Auf Cons dagegen (wenn ich Mal wieder auf eine gehen sollte)  sehe ich das als persönliches Pech.

Ich denke, der Hauptunterschied in unseren Standpunkten ist der, dass ich auch die anderen Spieler in die Verantwortung nehme.

Zusammenfassung, was mich an der X-Card stört:
a) Sie bietet Missbrauchspotential, da sie zum Überspringen von Spielinhalten einlädt. Sie kann quasi als Fast Forward-Knopf zum nächsten Spotlight eines Spielers genutzt werden.
b) Sie ist intransparent, da die Person, die die Card aktiviert, sich nicht äußern muss, was sie gestört hat, bleibt den anderen Spielern nur Rätselraten.
c) Sie ist ineffizient, denn wenn sie aktiviert werden sollte, ist eine echte traumatisierte Person bereits getriggert. Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen.
d) Sie entbindet die Person, die die Card aktiviert von jeglicher Verantwortung und legt sie dem Rest der Runde auf.

Ich halte es für wesentlich effizienter, vorab die Personen kennenzulernen, die in der Runde spielen und sich über die Spielinhalte zu informieren. Traumatisierte Personen haben die Verantwortung, sich der Runde insofern mitzuteilen, als dass diese weiß, was die Trigger sind.
Zielsetzung ist die, die passenden Spieler in die passende Runde zu bringen. Das ist eine präventive Maßnahme und damit schon wesentlich hilfreicher als etwas, was erst zum Tragen kommt, wenn es eh zu spät ist.
Klar, man kann nicht alles abdecken bei Vorgesprächen, aber man kann über die gröbsten Klopper reden wie etwa:
-Gewaltbeschreibungen
-Folter
-Vergewaltigung
-Gewalt gegen Kinder

Damit hat man sicher über 90% aller Trigger abgedeckt.

Und wenn dann eine Person getriggert wird, dann ist die beste Sicherheitstechnik wohl erstmal, eine Pause zu machen und alle runterkommen zu lassen, wenn es auffällt.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 9.01.2018 | 11:32
In der BDSM-Szene gibt es angeblich einen Ampel-Code.
Gruen heisst: Alles im gruenen Bereich.
Gelb heisst: im persoenlichen Grenzbereich (was durchaus gewollt ist).
Rot heisst: Das geht zu weit.

Fuer P&P-Rollenspielrunden mit grenzwertigen Themen koennten gruene, gelbe, rote Karten vielleicht auch besser sein als einfach eine X-Karte, da die Abstufung feiner ist.
Zeigt ein Teilnehmer an, im gelben Bereich zu sein, weiss der SL (bzw. Dom) dass er jetzt besonders stark auf die Reaktionen des Teilnehmers achten muss.
Das macht es auch schuechternen Teilnehmern einfacher, auf Grenzen zu verweisen, ohne die (deplatzierte) Angst, anderen jetzt durch die eigene Empfindlichkeit den Spass zu verderben (dieses Problem wurde hier im Thread ja auch schon angesprochen).
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 11:50
Das...ist gar nicht so dumm
 :d
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 9.01.2018 | 11:54
Ja. Fürs Rollenspiel umgesetzt findet man das als "Support Flower." (http://www.gamestogather.org/wp-content/uploads/2017/02/SupportFlower-A5-PrintJ.pdf) Eine der Techniken, die die Breakout-Con vorschlägt.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Blechpirat am 9.01.2018 | 11:55
In der BDSM-Szene gibt es angeblich einen Ampel-Code.
Gruen heisst: Alles im gruenen Bereich.
Gelb heisst: im persoenlichen Grenzbereich (was durchaus gewollt ist).
Rot heisst: Das geht zu weit.

Fuer P&P-Rollenspielrunden mit grenzwertigen Themen koennten gruene, gelbe, rote Karten vielleicht auch besser sein als einfach eine X-Karte, da die Abstufung feiner ist.
Zeigt ein Teilnehmer an, im gelben Bereich zu sein, weiss der SL (bzw. Dom) dass er jetzt besonders stark auf die Reaktionen des Teilnehmers achten muss.
Das macht es auch schuechternen Teilnehmern einfacher, auf Grenzen zu verweisen, ohne die (deplatzierte) Angst, anderen jetzt durch die eigene Empfindlichkeit den Spass zu verderben (dieses Problem wurde hier im Thread ja auch schon angesprochen).

Das hängt sicher davon ab, was man genau tut. Im Dungeon ist die X-Card sicherlich sinnvoll, da dieses plötzliche "Hinter der Tür tauchen 1w6 Trigger auf" vorkommt.

Spielt man Familiendrama oder HOrror, kommt der Punkt, wo es ungemütlich wird, sicherlich schleichender. Da passt die Ampel gut.

Folglich ist es auch eine Frage, was man mit dem Rollenspiel erreichen will. Will man (wie BDSM) etwas ausloten, an die Grenze gehen, dann braucht man eine Skala. Will man eigentlich nur Spaß, muss aber darauf achten, dass eklige Untote umhauen auch für alle Spaß ist, dann passt die binäre X-Card besser.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 9.01.2018 | 12:38
Die X Card kann auch zwei Eskalationsstufen (EDIT: nicht wie zuerst "Eskalationskarten") haben. Drauf tippen als Warnung, dass das Wasser seicht wird. Aufnehmen zum Auslösen. Das ist aber eine Variation und sollte vorher erwähnt werden.

[EDIT]
Ich habe gerade mal ein wenig nach Nennungen von X-Cards im Rollenspiel gesucht, die sich nicht an irgendeiner Stelle auf Stavropulous beziehen. Ich habe sogar eine nicht gebrandete Suchmaschine genommen. Filterblase und so. Nichts ...
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 15:05
Die X Card kann auch zwei Eskalationskarten haben. Drauf tippen als Warnung, dass das Wasser seicht wird. Aufnehmen zum Auslösen. Das ist aber eine Variation und sollte vorher erwähnt werden.

[EDIT]
Ich habe gerade mal ein wenig nach Nennungen von X-Cards im Rollenspiel gesucht, die sich nicht an irgendeiner Stelle auf Stavropulous beziehen. Ich habe sogar eine nicht gebrandete Suchmaschine genommen. Filterblase und so. Nichts ...
Klingt nach einem de-facto-Standard.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.01.2018 | 19:25
Ich dachte bisher, dass X-Card ein Name für eine bestimmte Technik sei und kein allgemeiner Begriff oder eine Gattungsbezeichnung für Sicherheitstechniken. Dann wäre es doch interessant, diese unzähligen und häufig gebrauchten Varianten auch einmal vorzustellen und zu diskutieren.
Variante 1:
Die X-Card ist für den Notfall gedacht. Wenn jemand auf die Karte drückt, wird die aktuelle Szene beendet.

Variante 2:
Die X-Card ist für den Notfall gedacht. Wenn jemand auf die Karte drückt, muss er kurz erklären, was ihn an der aktuellen Szene stört. Dieses Detail wird dann retconned. (Rückwirkend geändert.)

Variante 3:
Die X-Card kann jederzeit eingesetzt werden, wenn dich etwas an der Szene stört. - Und sei es nur, dass du lustige Elfen unpassend findest. Ein Drücken auf die X-Karte und die lustigen Elfen werden abgeschafft. Es wird epxlizit gesagt, dass die X-Card auch außerhalb von Notfällen eingesetzt werden soll.

Variante 4:
Die X-Card wird nur für den Notfall eingesetzt. Der Spieler, der die X-Card drückt, erklärt, was ihn an der Szene stört. Anschließend kann die Gruppe darüber entscheiden, wie sie damit umgeht. Es kann auch sein, dass die Gruppe beschließt: "Wenn dir das Horror-Abenteuer zu blutig ist, dann solltest du vielleicht gehen. Wir haben uns extra getroffen, um ein blutiges Horror-AB zu spielen."

Variante 5:
Die X-Card ist nur metaphorisch. Wenn ein Notfall eintritt, sagt der Spieler "X-Card!" (oder irgendein anderes Sicherheitswort, das vorher vereinbart wurde). Die Szene wird daraufhin unterbrochen.

Variante 6 (nur online):
Die X-Card ist nur metaphorisch. Dafür gibt es einen X-Button. Wenn dieser gedrückt wird, erfährt nur der SL, dass ein Spieler den Abbruch der Szene will. Die restlichen Spieler erfahren davon nichts. Wenn die Szene beendet wird, wissen die Spieler auch nicht automatisch, ob die Szene wegen dem X-Button beendet wurde oder weil die Szene zu Ende ist.

Variante 7 (nur online):
Wie Variante 6, nur dass auch der SL nicht weiß, wer die X-Card genutzt hat. Er bekommt nur einen anonymen Hinweis, dass jemand die X-Card aktiviert hat.

Angeblich ist ja nur Variante 3 per Definition X-Card...

Es bricht sich niemand n Zacken aus der Krone, mal nachzufragen, was die Orga oder der SL darunter versteht oder mal in die Con-Ordnung zu schauen.
JA ABER WOZU DANN EIN NAME DAS IST WOFÜR NAMEN DA SIND
Das solltest du Stavropoulos fragen. Diejenigen X-Card-Regeln, die angeblich der Standard sind, sagen: "The X-Card talk is more important than the X-Card itself." (https://docs.google.com/document/d/1SB0jsx34bWHZWbnNIVVuMjhDkrdFGo1_hSC2BWPlI3A/mobilebasic)

Die Definition der X-Card ist wie gesagt eingangs nachzulesen. Es handelt sich um eine spezifische Technik. Das mit der Gattungsbezeichnung hat Eulenspiegel erfunden, um die Diskussion zu entgleisen.
1. Nein, eingangs sind nur die spezifischen X-Card-Regeln von Stavropoulos zu lesen.

2. Könntet du bitte deine ad hominem Bemerkungen unterlassen!  >:(
Danke!
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Chruschtschow am 9.01.2018 | 19:29
Blablablubb ...

Kannst du Beispiele verlinken, wo ich die im Detail finde? Seltsamerweise lande ich partout immer wieder bei Stavroupulos, wenn ich Links folge. ::)
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.01.2018 | 19:41
Blablablubb ... ::)
Es gibt auch ein Leben außerhalb des Internets. Das war eigentlich die Bemerkung, die ich vorhin schon zu deinem Post schreiben wollte. Fahre einfach mal auf amerikanische Cons, auf denen die X-Card eingesetzt wirst. Dann findest du ganz praktisch diese Varianten.

Ansonsten gilt:
- "Das Rollenspiel bezieht sich auf D&D." ungleich "Das Rollenspiel ist D&D."
- "Die X-Card bezieht sich auf Stavropoulos." ungleich "Das sind die X-Card von Stavropoulos."

Es ist durchaus üblich, dass man das Rad nicht neu erfindet, sondern auf bestehende Räder aufsetzt.
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 9.01.2018 | 19:47
Und wenn Varianten als Diskussionsziel akzeptiert sind statt reine Opferfixierung, wird sich auch das mit der Akzeptanz wohl schlagartig verbessern, ggf wie auch die aus der Diskussion dann gefundene Kompromisslösung. 
Titel: Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 9.01.2018 | 20:04
Thread ist zu.