(Achtung, könnte lang werden)
Annahme: Die Helden sind gerade unterwegs in eine größere Stadt, um einen Lieferauftrag o.ä. auszuführen.
Der hiesige Händler versucht allerdings, die Spieler über den Tisch zu ziehen. Der Streit endet vor dem örtlichen Gerichtssaal. Dort werden die Spieler Zeugen von etwas seltsamen Abläufen: Das Gericht nimmt zwar tagsüber die Klagen entgegen, die Gerichtsverhandlungen finden jedoch allesamt nur nachts statt. Die Bürger nehmen diesen Sachverhalt relativ gelassen hin, weil sie dies als kleine Macke ihres Richters auffassen und führen das darauf zurück, dass er eine lange Zeit in einem fremden Land die Jurisprudenz studiert hat. Ansonsten verehren sie ihren Richter über alles, weil er immer ein gerechtes, "salomonisches" Urteil findet.
Und obwohl er erst seit knapp einem Jahr als Richter arbeitet, werden schon einige Stimmen laut, die ihn als Stadtoberhaupt sehen wollen.
Der Richter selbst ist selten in der Öffentlichkeit anzutreffen und wenn, dann ist er eher einsilbig, freut sich jedoch aufrichtig über die Ehre, die ihm zuteil wird.
Es gibt sogar einige, die ihn ihm die Reinkarnation des vor Generationen verstorbenen Stadtgründers und ersten Richters sehen. Es gibt auch einige Gerüchte, dass er tatsächlich der Schüler des Schülers des Schülers ... des ersten Richters sei.
Der große Gerichtssaal wurde damals über dem Grabmal des ersten Richters errichtet, exakt so, dass er in Richtung der Plätze des amtierenden Richters und den beiden Streitparteien sieht.
Die Gerichtsverhandlung verläuft abgesehen von der Uhrzeit nicht außergewöhnlich. Nachdem der Richter beide Parteien gehört und die Sachlage gesichtet hat, zieht er sich zurück, um ein Urteil zu fällen. Und nach kurzer Zeit kommt er zurück und - obwohl die Fakten alles andere als eindeutig sind - erkennt klar den Händler als Schuldigen und die Spieler als Geschädigte.
Während die Spieler noch auf ihre Gerichtsakten warten, werden sie Zeuge der nächsten Gerichtsverhandlung. Dort klagt ein Vertreter der hiesigen Alchimisten-/Magiergilde gegen einen vermeindlichen Dieb, der materialien aus ihren Lagern gestohlen haben soll. Und dort, obwohl die Sachlage eigentlich für alle im Saal offensichtlich gegen den Dieb spricht, befindet der Richter ihn nur als bedingt schuldfähig und beruft sich auf einige obskure Gesetze und Lücken in der Beweisführung.
Natürlich zweifelt niemand an dem Urteil des Richters, aber der Kläger stürmt wutentbrannt aus dem Saal und das sorgt doch für einige Verwirrung der Personen im Saal.
[Inhaltslücke: Was kann die Spieler weiter auf die Spuren des Geschehens führen? Siehe Spoiler.]
=> Was passiert hier?
Der amtierende Richter stammt tatsächlich aus einer Familie, die schon einige Richter in der Stadt gestellt hat.
Er war auch tatsächlich eine lange Zeit zum Studium in der Fremde. Allerdings fanden seine Bemühungen in die Jura ein jähes Ende, als er entdeckte, dass seine Talente deutlich stärker im Bereich der Nekromantie lagen.
Schnell war die Idee geboren, dass er ein viel besserer Richter sein würde, wenn er auf die Hilfe des einen, großen Mannes zurückgreifen konnte, der unter dem Gerichtssal begraben war. Also verfeinerte er seine Fähigkeiten der Totenbelebung und sammelte Zutaten für sein Vorhaben, bevor er zurück in seine Heimatstadt zog und sich dort daran machte, den amtierenden Richter zu ersetzen. Dieser verstarb zufällig zum richtigen Zeitpunkt an Herzversagen.. [Ist eigentlich unnötig, was den Richter weniger zum klassischen "Bösewicht" machen würde..]
Kaum im Amt, belebte der junge Richter die Gebeine des obersten Richters wieder und konsultiert seitdem heimlich ihn bei seiner Urteilsfindung. Dies funktioniert nachts deutlich einfacher als tagsüber. Leider musste er den Zauber immer wieder erneuern, was aufgrund des Ausmaßes des Zaubers in der Stadt zu kleinen Nebenwirkungen führt. So häufen sich seitdem einige unerklärliche Geräusche auf den Friedhöfen und so manches Ungeziefer scheint deutlich hartnäckiger zu töten zu sein. Die Magier der hiesigen Gilde erfahren dagegen zurzeit, dass ihre Zauber irgendwie schwächer sind bzw. ihre Beschwörungen schneller wieder zerfallen als üblich.
[Inhaltslücke: Wie wirkt sich ein solcher Zauber vielleicht noch aus?]
Inwischen geht dem Richter auch so langsam sein Material aus, das er für seine Zauber benötigt. Dies lässt er über Mittelsmänner bei der Magiergilde [wo vielleicht noch?] stehlen und schützt diese natürlich im Rahmen seiner Möglichkeiten vor Strafverfolgung.
Kurz bevor die Spieler auftreten, hat der Richter tatsächlich einen Weg gefunden, seine Wiederbelebung länger zu erhalten. (Alternative: Wenn die Spieler den amtierenden Richter töten sollten, geht die Lebenskraft, die er in kleinen Dosierungen mit dem obersten Richter geteilt hat, auf einen Schlag auf seine Belebung über und sorgt so für eine dauerhafte Belebung)
Das große Ziel des jungen Richters ist es, mehr Ruhm zu ernten als seine Vorfahren (und ggf. als der oberste Richer) und zu einer Ikone der Stadt aufzusteigen, die niemals in Vergessenheit gerät. Deshalb gibt er sich in der Öffentlichkeit bewusst bescheiden, um das Bild des demütigen Dieners der Stadt zu verstärken.
Der wiederbelebte oberste Richter will natürlich aus seinem Sklavenstatus ausbrechen, möchte den Bewohnern der Stadt aber nichts Böses, denn er ist und bleibt eine wohlwollende Seele für die Stadt. Allerdings werden die Bürger wohl kaum verstehen, dass ihr verehrter Stadtgründer inzwischen ein relativ munterer Untoter ist. [Moralfrage für die Spieler ;)]
Was denkt ihr dazu?