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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Maarzan am 22.09.2018 | 14:18

Titel: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 22.09.2018 | 14:18
Kritisieren ist leicht, also hier der Versuch einer anderen, hoffentlich im Kern dann sachlicheren bzw. vor allem praxisbezogeneren Herangehensweise:

Diverse Fäden zu diesem Thema waren ja schon hochfrequentiert, sind dann aber an der politischen Grundaufladung und Blockade durch grundlegende politische Vorvereinnahmung durch rhetorische Totschlagsschlagsbegriffe wie Rassismus oder Sexismus dann zu Grunde gegangen. Interesse und Bedarf wie auch einige Baustellen bestehen aber ja offensichtlich genug, denn die entsprechenden Vorfälle, an denen sich das aufhängt, sind ja teils durchaus real.

Daher versuche ich das hier einmal irgendwie analytisch anzugehen.
Die Diskussion um Rassismus und Sexismus als "hohes Konzept" ist primär eine politische Machtdiskussion, welche bevorzugt von den extremen Rändern geführt wird.
Um diesem Extremismus hier schon einmal den Wind etwas aus den Segeln zu nehmen, würde ich Begriffe wie Rassismus und Sexismus als Schlagworte ausschließen wollen.
Wer über entsprechendes negatives Verhalten redet, tue dies bitte spezifisch an dem akuten oder einem eigenen entsprechenden Beispiel und macht das damit diskutierbar und verschwurbele das nicht über irgendwelche extern politisch getroffenen Setzungen.

Die übergeordnete Zielsetzung der Betrachtung läge damit wohl dabei in den Fragen:
I. Wie kann man weitere Leute an diesem Hobby beteiligen?
II. Wie kann man aus dem RL Spielerhintergrund stammende Konflikte und unerfreuliche Erlebnisse für alle nicht mutwilligen Teilnehmer nach Möglichkeit reduzieren?


Grundlagen:

These 0: Ich gehe davon aus, das der typische aktiv geführte Grundkonflikt innerhalb des Rollenspiels bzw. eher deren öffentlichen Gemeinschaften wie Foren etc eine Konflikt um Spielformen, derjenige des Konkurrieren um Mitspieler und Verlagsversorgung ist.

Ich gehe davon aus nahezu alle Spieler sind NICHT grundsätzlich mutwillig/böswillig/... statt den generellen PC-Sündenfall anzunehmen.
Im Normalfall will ein Spieler vor allem eins, Spielspaß haben. Ebenso üblich werden sich da dann vorzugsweise Leute mit ähnlichen Interessen treffen und das geht eben um so besser, wie es genügend Leute gibt, die kompatibel spielen bzw. dies auch durch verbreitetes Material unterstützt wird.

These 1: Echte Diversität ist gut. Denn das erhöht in Folge erheblich die Chance ein Spiel zu finden, welches zu den eigenen Präferenzen passt oder zumindest kannibalisiert werden kann, also ein gewinn für alle Beteiligten.

Je mehr verschiedene Spiele es gibt, desto höher die Chance, dass es etwas gibt, was dann (besser)  zu den eigenen Wünschen passt. Dem scheint auf der anderen Seite die Zersplitterung der Szene entgegen zu stehen, aber letztlich ist das denke ich so zu sehen: Wenn man nicht in der Lage ist den Mitspielern die eigenen Präferenzen und damit den eigenen Favoriten schmackhaft zu machen oder zumindest einen für alle vertretbaren Kompromiss zu finden, dann ist doch auch nicht anzunehmen, dass in einer Welt, wo das Gegenüber dann ein für ihn oder sie nicht akzeptables Produkt spielen "muss" (mangels Alternativen) das Konfliktpotential am Tisch dann weniger wird.

These 1a: Feste willkürliche Standards an "Diversität" zwingend einheitlich in alle Produkte reinpressen zu wollen und alles andere zu verdammen, ist alles andere als Diversität, sondern gleichgeschalteter monokultureller Einheitsbrei.

These 2: Lufthoheit bzw. Ursache von flamewars
Die Motivation des größten Teils der dann doch aggressiv geführten Anwürfe gegen andere Systeme liegen darin, die öffentliche Akzeptanz und Sichtbarkeit von Systemen und Spielstilen zu reduzieren, um im Kampf um die Mitspielerressourcen Konkurrenz klein zu halten oder reale oder empfundene Angriffe der anderen Seite abzuwehren.
Ein kleiner Rest ist dann noch eine politische Agenda des oder der Betreffenden, wo jemand versucht auf der Ebene der Rollenspielcommunity seinen gesamtgesellschaftlichen Frust oder ideologische Hegemonieansprüche auszuleben. Das sollte denke ich aber als eben von außerhalb des Rollenspiels verursachtes Fehlverhalten jetzt kein direktes Thema spezifisch rollenspielerischer Maßnahmen sein.
Für die Praxis des Umgangs unter Anständigen und inssbesondere dem Widerstand gegen Änderungen liegt damit der Kern im Verständnis dieses Verteilungskampfes und der damit einhergehenden Verlustängste bezgl. Spielgelegenheiten wie auch eigener Spielqualität und damit eben deren Auswirkungen auf Veränderungsdiskussionen. Das macht so ein "Beißen" nicht gerade richtig, aber hier soll es ja um Verständnis gehen.

These 3: Kommunikation:
Damit die Diversität nicht selbst wieder zu Problemen führt, müßte die Kommunikation über die spezifischen Inhalte der jeweiligen Produkte und Runden (udn ggf. passenderen Alternativen -> Verlage) möglichst einfach, klar und missverständnisarm gestaltet werden, damit die Leute passende Runden finden können (ggf. auch damit Berater wissen, wie sie dem Kunden am Besten helfen können).
 
III: welche (Minen-)Felder sind da an Befindlichkeiten dann überhaupt alle abzudecken und in welcher relativen Häufigkeit?

Zur Diversität selbst:
Diversität selbst ist auf 2 Ebenen vertreten, einmal in der Ebene des Spielerpools und einmal auf der Ebene der Spielinhalte, wobei die Erweiterung der Inhaltsebene durch eine angenommene spezifische Attraktivitätssteigerung des Materials nach Plan einen Effekt auf den Zulauf zum Spielerpool haben sollte.

Umsetzung:

Der theoretische Appell für Diversität steht schon oben. Bliebe nun die praktische Detailbetrachtung auf den funktionalen Ebenen:

Verlage
Der Rollenspielkuchen ist klein, also ist es aus Sicht eines Verlags nur nahe liegend auch bisher externe Personengruppen zusätzlich gewinnen zu wollen.
Womit wir bei den Fragen sind:
A1) Was sind wirklich die Hemmnisse bisher Externer sich im Rollenspiel zu engagieren (und aus Sicht des Verlag heißt das zusätzlich und möglichst langfristig "zahlend")
A2) Was davon kann auf Verlagsseite mit ihrem Angebot tatsächlich angegangen werden?
A3) Was davon vergrault in größerem Rahmen als die Zugewinne dann tatsächlich Altkunden?
A4) Was kann über innere Diversität und entsprechende Kommunikation zwischen den Angeboten an Kompromissen gefunden werden, um beide Seiten bedienen zu können?
A5) Wie erreicht man solche bisher nicht angezapften Personengruppen überhaupt (und wie groß wären die denn je nach Einzugsgebiet überhaupt)

Die andere Ebene wäre dann aber durch Diversität der Materialien neue zu bespielende und damit eben auch zu verkaufende Bereiche zu eröffnen, sei es in Form neuer Kulturen oder auch Konflikte. Die Frage wäre hier,
A6) was ist dabei tatsächlich verlaglich Erfolg versprechend und da liegt auch nahe:
A7) was ist da a) früher schon versucht worden und b) mit welchem Erfolg (und in welcher diesen Erfolg ggf. prägenden Form).

Veranstalter
Für Veranstalter sieht es zunächst ähnlich aus, mit dem Unterschied, dass sie es nun nicht nur abstrakt mit potentiellen Kunden zu tun haben, sondern lebende Menschen direkt an der Hand haben mit all den Problemen, welche das mit sich bringen kann.
Damit läge der Fokus für Veranstalter einmal nicht in Inhaltsgenerierung (das machen Verlage bzw. die Spielleiter) sondern der Inhaltspräsentation und Neugruppenkontaktierung.
Den Punkt der Inhaltsauswahl/steuerung wäre zwar wohl immer noch da um hochprovokantes/riskantes Material zu behandeln, aber im Großen und Ganzen war ja gerade der Gedanke durch Diversität die Attraktrivität erhöhen.
B0) Wo und wie würden dann am Besten verlässliche und sichere, aber auch verhältnismäßige Vorgaben zu den erwünschten grenzen gesetzt? FSK-Verweis?
Bliebe also die Frage der Darbietung und Kommunikation dieses Veranstaltungsangebots, um gerade Neulingen neutral aber kompetent eine Orientierung und damit einen  möglichst passenden und erfreulichen ersten Einstieg zu ermöglichen:

B1) Welche weiteren potentiell interessierten Zielgruppen und in welcher Stärke gäbe es überhaupt?
B2) Wie kontaktiere ich überhaupt weitere Gruppen?
B3) Was bräuchten die ggf "tatsächlich" für ein Zusatzangebot an Info oder Spielangebot zum Anziehen?
B4) Gäbe es passende Zusatzinfos oder gar Ingame Maßnahmen, welche verhältnismäßig im Einsatz Probleme reduzieren helfen würden?

Privatrunden
Blieben zuletzt die Privatrunden. Die haben kein öffentliches Interesse und damit steht das Privatinteresse sprich der Geschmack der oder des Initiators erst einmal alleine vorne an. Aber wie schafft er es dann seine Runden (und damit ggf. wieder unter Nutzung bisher unangesprochener Gruppen) zu füllen, aber eher wichtiger noch ohne späteren Knatsch und Enttäuschung für die Beteiligten ablaufen zu lassen.
Hier fehlt mir im Moment noch eine Vorstellung zu spezifischen C) Fragen.


"Tatsächlich" in Anführungsstrichen bezieht sich auf meine Beobachtung, dass da scheinbar eine Menge Elemente eher aus politischer Agenda denn als tatsächliches Engagement für die Betroffenen Pate der Erkenntnis bei vielen Feststellungen sind. Als Beispiel einmal der Hinweis, der oft gelesen wird, dass für mehr Frauen als Spieler die Inhalte sozialer und gewaltärmer oder gar gewaltfrei werden müssten, am Spieltisch sich da aber reichlich Hinweise finden lassen, dass zumindest diesen Frauen damit ein Bärendienst gegen ihre tatsächlich erlebten Präferenzen geleistet würde.
Umgekehrt hat der allergrößte Teil der Altspieler keinerlei Probleme mit Diversität an sich, wohl aber von über eine Diversifizierung des Angebots hinausgehenden angedrohten Zwangsupdates seines Stammmaterials bzw. den damit einhergehenden Bashing seines Spielstils. 
D1) was sind tatsächlich durchgehende Bedürfnisse,
D2) was sind (ggf. sogar inkompatible) Bedürfnisse von Untergruppen
D3) Was sind in der Richtung Mythen?
D4) Wo könnten tatsächlich Konflikte zu Stammspielern oder auch unter Neugruppen vorliegen?

These 3:
Zum Umgang mit "Betroffenheit":
Die Einheitslösung für die Behandlung von Minderheiten etc. kann es schon deshalb nicht geben, weil diese höchst unterschiedlich mit ihrem Status klar kommen und unterschiedliche inkompatible Vorstellungen und Wünsche zum Umgang damit haben:

a) ignorier das bitte, ich will mich damit gar nicht beschäftigen
b) ich bin so und sehe das auch als meine Rolle oder will genau die Rolle aus der anderen Perspektive mal erleben
c) ich will, dass sich damit generell und realitätsnah auseinander gesetzt wird.
d) ich will dagegen ankämpfen können:
•   Als echte Herausforderung
•   Als dramatische Abenteuer inkl. zwischenzeitlicher Schwierigkeiten, aber letztlich gutem Ende.
•   Als Frustkompensation ohne unerfreuliche Momente

E1) Wie sollen diese internen Widersprüche gelöst werden?

Problemzonen:
Rassismus
Ich habe noch keine Probleme mit Rassismus am Spieltisch selbst erlebt. Auf Spielerebene hat es bei mir damit noch keine Probleme gegeben. Auf Charakterebene war das hier bei uns auch eh noch nie ein Problem und wurde immer bunt gemischt, lange bevor das auf den Plan der Verlage kam.
Zu Rassismus unter Spielern kenne ich ebenfalls sonst keine Beispiele aus eigener Hand oder dem näheren Umfeld.

F1) wo habt ihr spezifisch Erlebnisse mit problematischen Verhalten am Spieltisch wegen einer Abstammung gehabt, dass ihr für repräsentativ genug anseht, dass es generell angegangen werden sollte?

Auf Charakterebene fallen mir jetzt aus Fremdberichten dazu ein:
Repräsentationsdiskussion: (aka. fehlendes oder falsches einschlägiges Vorlagematerial und damit Identifikation zur eigenen Gruppe des Spielers) 
G1) Wie relevant ist das tatsächlich.
G2) Wie und ggf. was diversititert man da am Geschicktesten.
 Ingamerassismus, sprich Unterdrückung oder als Herabwürdigung angesehene Darstellung von Ethnien in der Spielwelt. 

Sexismus/Umgang mit Frauen
Dies scheint mir die in der Praxis größte Baustelle zu sein (und war ja auch Basis des Clicheebildes im anderen Faden) und hier liegen dann auch meine praktisch erlebten Konflikte.
Wo das Clichee wohl herkommt, bzw. wo dessen wahrer Kern liegen dürfte, denn aus dem Nichts kommen auch solche Clichees nicht: aus meiner ganz persönlichen Erfahrung hat sich die Masse der dabeibleibenden Spieler aus den Jungs gebildet, welche ansonsten in ihrem Umfeld das soziale Prekariat bildeten bzw. aus dem einen oder anderen Grund aus der Partygesellschaft ausgeschlossen waren (unterdurchschnittliche Attraktivität, strenge Eltern, Geldmangel ...) Und damit ging dann einher, dass die Frauenquote gegen 0 ging und bei diversen auch noch bei einigen ein mehr oder weniger ausgeprägtes Frustpotential vorlag, mehrheitlich aber ein Erfahrungsdefizit.
Wenn dann doch einmal eine oder mehrere Frauen auftraten kam es dann zu folgenden Szenen mit Konfliktpotential:
a) jemand sah seine Chance auf ein Date und stürzte sich dann sowohl ausgehungert wie ungeschickt auf die Dame
b) Die Frau wünscht Änderungen oder kritisiert anderweitig das Spiel. Der Spieler sieht sein Spiel gefährdet und reagiert wie bei einem Editions- oder Spielwechsel ... -> flamewar.
c) jemand nutzt seine größere Erfahrung/Status als etablierter Spieler oder gar als SL um der Neuen repräsentativ für all die Frauen, von denen er sich schlecht behandelt fühlte, eine rein zu würgen.
d) die Neue wird nicht wie eine Dame, sondern wie jeder andere neue Mit-Hobo aufgenommen und missversteht dann das gleiche rauhe,  aber nicht ungewöhnlich konfrontative Verhalten, welches auch ein neuer Mitspieler (m) erlebt hätte, als frauenspezifisch.
e) Sie hat irgendein generelles, geschlechtsunabhängiges Problem oder Wünsche und bewertet die Ablehnung als Sexismus.

An sich toxisches Verhalten sehe ich dabei nur c) und e) ... c seines und e) ihres. Als Sexismus kritisiert habe ich hingegen alle 5 schon gesehen.

Umso wichter wäre
H1)  Wie kommt man um die doch letztlich denke ich kommunikationsbezogenen Problemzonen a,b,d herum? Vorausgesetzt natürlich es bleibt beim Kommunikationsproblem. Wer in a) ein "Nein danke, nicht interessiert" nicht versteht, hat kein rollenspielspezifisches Problem ... .

Homosexualität etc
Auch hier kenne ich persönlich keine Vorfälle. Aber die Reaktionen in entsprechenden Diskussionen deuten doch stark an, dass dies nicht überall so ist.
Umgekehrt sehe ich in der Regel gar nicht den notwendigen Fokus in den Spielrunden um die sexuellen Eigenschaften für die meisten Charaktere überhaupt feststellen zu können.

I1) Über Diversität in den jeweiligen Foki auf die Settings lässt sich da sicher ein breiteres Feld abdecken. Aber wie relevant ist das tatsächlich im Mainstream-RPG, wo man ggf. nicht mal so genau weis welches Geschlecht der/die/das Mitstreiter überhaupt hat, sich im Extremfall nciht einmal entsprechende gedanekn zur eigenenfigut gemacht wurden?

Anderes:
K1) Sind weitere auf dieser Ebene liegenden Problemfelder bekannt?

Doch wieder politisch:
Eine Frage, die auch schon mal mit auf dem Tisch lag, die ich aber wenigstens erst einmal hier ausklammern möchte gegenüber den rein rollenspielerischen Inhalten wäre:
L1) In wie fern wäre das Medium Rollenspiel dann doch konstruktiv für "politische Bildung" nutzbar, d.h. zum Abbau von aus dem realen leben stammenden Ressentiments/Missverständnissen/Vorurteilen bzw. Verständnisaufbau oder gar Freundschaftsbildung zwischen selbst RL "Diversen"?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 22.09.2018 | 14:37
Zu I) regelleichte Einstiegsformate/OneShots in realitaetsnahen Settings
Zu II) Nett zu einander sein; sich locker machen es ist nur ein Spiel.
Zu III) die Altvorderen sollten offen sein fuer Neu- Interpretationen des Hobbies(auch konkret am Spieltisch) durch Anfaenger*innen
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Skyrock am 22.09.2018 | 15:04
Homosexualität etc
Auch hier kenne ich persönlich keine Vorfälle.
2009 hat mal ein Spielergesuch Wellen geschlagen, in dem Homos ausgeschlossen wurden: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,52147.0.html

Das war aber in 20 Jahren Rollenspiel und 18 Jahren RSP-Foren auch der einzige Fall, den ich je gesehen habe, und verbuche ich eher unter "statistisch erwartbarer vereinzelter Spinner, der für niemanden spricht" als unter einem Beleg für ein szeneweites Problem.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 22.09.2018 | 15:04

Zu I) regelleichte Einstiegsformate/OneShots in realitaetsnahen Settings
Zu II) Nett zu einander sein; sich locker machen es ist nur ein Spiel.
Zu III) die Altvorderen sollten offen sein fuer Neu- Interpretationen des Hobbies(auch konkret am Spieltisch) durch Anfaenger*innen

Hmm, da war ich dann wohl noch etwas unklar.
Es geht hier entsprechende der Diversitätsdiskussionen spezifisch um die Einbindung von dem, was als Minderheiten etc. geführt wird und von denen angenommen wird, dass die spezifische aktuelle Ausrichtung/Klima der Szene ihrem "Beitritt" zum Hobby hinderlich ist, nicht dem generellen Gewinnen von weiteren "Standard"spielern.

Und gerade III. war dann noch einmal die Frage, welche spezifischeren Probleme mit untypischem Klintel es dann zu berücksichtigen gilt.

Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 22.09.2018 | 15:16
Hmm, da war ich dann wohl noch etwas unklar.
Es geht hier entsprechende der Diversitätsdiskussionen spezifisch um die Einbindung von dem, was als Minderheiten etc. geführt wird und von denen angenommen wird, dass die spezifische aktuelle Ausrichtung/Klima der Szene ihrem "Beitritt" zum Hobby hinderlich ist, nicht dem generellen Gewinnen von weiteren "Standard"spielern.

Und gerade III. war dann noch einmal die Frage, welche spezifischeren Probleme mit untypischem Klintel es dann zu berücksichtigen gilt.

Achso. Ok dann nur II und III .Und III auf deinen letzten Satz angewendet: es gibt keine Probleme mit "untypischen Klientel" sondern eher Probleme mit typischen Klientel wenn dieses II und III nicht beachten (natuerlich sollte jede/r sie beachten aber warum sind in Deinem Post gerade das neue Klientel die Problemtraeger ?)
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 22.09.2018 | 15:42
Achso. Ok dann nur II und III .Und III auf deinen letzten Satz angewendet: es gibt keine Probleme mit "untypischen Klientel" sondern eher Probleme mit typischen Klientel wenn dieses II und III nicht beachten (natuerlich sollte jede/r sie beachten aber warum sind in Deinem Post gerade das neue Klientel die Problemtraeger ?)

Die Neuen sind das sich ändernde Element im System, und damit erst einmal der Anstoß für die folgenden Probleme. Ohne Neue gäb es auch keine neuen Probleme. Das heißt ja nicht, dass sie "Schuld" sind. Wobei es hier ja auch gar nicht groß um Schuld, sondern um Analyse und daraufhin nach Möglcihkeit Abhilfe gehen soll.

Entsprechend greifen leider auch deine beiden Antworten zu kurz:
Es gibt keinen Anlass zur Annahme, dass die Alten nicht erst einmal "nett" oder locker wären - zumindest nicht ohne weitere implizierte Änderungen in ihrem Spielleben.
Womit wir bei III. wären:
Für was sollten sie da offen sein?
Warum ist es (insbesondere für sie selbst) notwendig dafür offen zu sein, wenn sie einen aktuell für sie passenden Spielstil haben?
Wo liegen die Hemmnisse der Neulingen für deren bisheriges Spiel "offen" zu sein?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: snoopie am 22.09.2018 | 17:11
Die unfreiwillige Komik solcher Diskussionen ist immer, dass 95% der Rollenspieler sich auf die kommerziell erfolgreichsten vier oder fünf RPGs aufteilen, sich niemals mit diesen Themen befassen werden und einfach spielen. Entsetzlich grau, teurer Freund, ist alle Theorie.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 22.09.2018 | 17:24
Selbst wenn es nicht um die große Masse geht, so ist doch interessant, wie ich vielleicht mehr Leute dazu bewegen kann, im echten Leben mit mir zu spielen.

Ich denke, ein guter Ansatz sind einfachere Regeln. Komplexe Regeln sind - meine ich - der wesentlichste Faktor, der potentiell interessierbare Menschen abschreckt. Die, die davon nicht abgeschreckt sind, spielen wahrscheinlich eh schon. Evtl. wären auch weniger abgefahrene Settings (oder zugänglichere* Settings) hilfreich.  *"Zugänglich" ist sehr kontextabhängig. Aber ich könnte mir vorstellen, dass viele eher bei Detektivgeschichten abgeholt werden könnten (gerade weil "Krimi-Dinner" etc. sehr beliebt sind) als bei High-Fantasy. Andererseits hätte ich dann keine Lust, das zu spielen (gefällt mir nicht). Man muss also irgendwas finden, was grundsätzlich alle interessieren könnte.

Wer mehr Leute zum Spielen bewegen möchte, muss sich Gedanken darüber machen, was man mit wem spielen möchte und wie man das realistischerweise machen kann. Man darf nicht erwarten, dass Leute plötzlich zu stereotypen Rollenspiel-Nerds werden, nur weil sie ein bißchen Interesse entwickeln.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 22.09.2018 | 17:33

Erinnerung:

...
Es geht hier entsprechende der Diversitätsdiskussionen spezifisch um die Einbindung von dem, was als Minderheiten etc. geführt wird und von denen angenommen wird, dass die spezifische aktuelle Ausrichtung/Klima der Szene ihrem "Beitritt" zum Hobby hinderlich ist, nicht dem generellen Gewinnen von weiteren "Standard"spielern.

Es geht hier nicht um allgemein "mehr" neue Spieler (an sich ja auch eine sehr interessante Diskussion) , sondern spezifisch um die Einbindung von Spielern, die aus bisher nicht oder kaum vertretenen Gruppierungen kommen bzw Spielerinnen und damit einer Diversifizierung der potentiellen Spielerbasis und der Frage nach den dabei auftretenden Hemmnissen und ggf passenden/notwendigen/hilfreichen Änderungen am Angebot an Spielen, aber auch wie man das dann wiederum am reibungsärmsten mit der bestehenden Szene in Einklang bringt. 
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Pyromancer am 22.09.2018 | 17:39
Ich denke, ein guter Ansatz sind einfachere Regeln. Komplexe Regeln sind - meine ich - der wesentlichste Faktor, der potentiell interessierbare Menschen abschreckt. Die, die davon nicht abgeschreckt sind, spielen wahrscheinlich eh schon. Evtl. wären auch weniger abgefahrene Settings (oder zugänglichere* Settings) hilfreich.  *"Zugänglich" ist sehr kontextabhängig. Aber ich könnte mir vorstellen, dass viele eher bei Detektivgeschichten abgeholt werden könnten (gerade weil "Krimi-Dinner" etc. sehr beliebt sind) als bei High-Fantasy. Andererseits hätte ich dann keine Lust, das zu spielen (gefällt mir nicht). Man muss also irgendwas finden, was grundsätzlich alle interessieren könnte.

Ich kann mal erzählen, wie ich eine Mitspielerin für ASL gefunden habe (paraphrasiert):
Sie: "Was ist denn das da hinten für ein dicker 300-Seiten-Wälzer?"
Ich: "Och, das sind die Regeln für ein Brettspiel, Advanced Squad Leader, das komplizierteste Brettspiel der Welt, so 2.Weltkrieg-Pappplättchen-und-Hexfelder-Kram."
Sie: "Klingt interessant. Wann spielen wir das?"

Und die gute Frau hatte vorher weder etwas mit Cosims noch mit dem 2. Weltkrieg am Hut.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 22.09.2018 | 17:46
Ich kann mal erzählen, wie ich eine Mitspielerin für ASL gefunden habe (paraphrasiert):
Sie: "Was ist denn das da hinten für ein dicker 300-Seiten-Wälzer?"
Ich: "Och, das sind die Regeln für ein Brettspiel, Advanced Squad Leader, das komplizierteste Brettspiel der Welt, so 2.Weltkrieg-Pappplättchen-und-Hexfelder-Kram."
Sie: "Klingt interessant. Wann spielen wir das?"

Und die gute Frau hatte vorher weder etwas mit Cosims noch mit dem 2. Weltkrieg am Hut.


Klar gibt es das auch. Kann passieren. Du wirst aber - denke ich - zustimmern, dass das eher selten ist.
Falls jemand das möchte, sollte man unbedingt auch komplexe Spiele zeigen und beibringen. Ich kenne auch Leute, die sich von null auf hundert für sowas interessiert haben.

Um ein mögliches Mißverständnis auszuräumen: Ich meine nicht, dass einfache Spiele der Einstieg sein sollten und das dann eine Progression zu komplexeren Spielen kommen sollte. Ich meine, dass die meisten Leute sich durchgehend eher für einfache Spiele begeistern lassen. Das ist auch ok so. Und dann gibt es die, die sich gleich für komplexe Sachen interessieren. Eine Progression habe ich eher selten beobachtet.
Ich selbst zähle übrigens auch eher zur Fraktion der Liebhaber einfacherer Spiele.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 22.09.2018 | 17:47
Erinnerung:

Es geht hier nicht um allgemein "mehr" neue Spieler (an sich ja auch eine sehr interessante Diskussion) , sondern spezifisch um die Einbindung von Spielern, die aus bisher nicht oder kaum vertretenen Gruppierungen kommen bzw Spielerinnen und damit einer Diversifizierung der potentiellen Spielerbasis und der Frage nach den dabei auftretenden Hemmnissen und ggf passenden/notwendigen/hilfreichen Änderungen am Angebot an Spielen, aber auch wie man das dann wiederum am reibungsärmsten mit der bestehenden Szene in Einklang bringt.
Hm, das geht ja im Prinzip nur über das Verhalten am Tisch.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 22.09.2018 | 17:48
Es geht hier nicht um allgemein "mehr" neue Spieler (an sich ja auch eine sehr interessante Diskussion) , sondern spezifisch um die Einbindung von Spielern, die aus bisher nicht oder kaum vertretenen Gruppierungen kommen bzw Spielerinnen und damit einer Diversifizierung der potentiellen Spielerbasis und der Frage nach den dabei auftretenden Hemmnissen und ggf passenden/notwendigen/hilfreichen Änderungen am Angebot an Spielen, aber auch wie man das dann wiederum am reibungsärmsten mit der bestehenden Szene in Einklang bringt.

Ich meine, dass das dasselbe ist. Die Szene mit ihren typischen Erscheinungen ist das Problem für die meisten Leute. Da muss man gar nicht mit Minderheiten anfangen; Die Gruppe der Nicht-Rollenspieler ist die Mehrheit.

Falls Du eigentlich doch eine Diskussion über Rollenspiel und sexuellen und ethnische Minderheiten sprechen möchtest, bin ich raus. Interessiert mich nicht, weil ich bisher nie beobachten konnte, dass das ein Problem ist.
Man könnte gezielt über Dinge wie "Rollenspiel und Bildungsferne" oder "Rollenspiel und Angst vor Stigmatisierung" sprechen.

So wie es derzeit steht, kann jeder das Diskussionsthema recht frei interpretieren. Finde ich nicht schlecht. Falls Du aber eine konkrete Richtung möchtest, müsstest Du konkreter werden (und dann ggfs. auch die Diskussion darüber führen, ob das überhaupt ein Problem ist).
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 22.09.2018 | 17:57
Die Neuen sind das sich ändernde Element im System, und damit erst einmal der Anstoß für die folgenden Probleme. Ohne Neue gäb es auch keine neuen Probleme. Das heißt ja nicht, dass sie "Schuld" sind. Wobei es hier ja auch gar nicht groß um Schuld, sondern um Analyse und daraufhin nach Möglcihkeit Abhilfe gehen soll.

Entsprechend greifen leider auch deine beiden Antworten zu kurz:
Es gibt keinen Anlass zur Annahme, dass die Alten nicht erst einmal "nett" oder locker wären - zumindest nicht ohne weitere implizierte Änderungen in ihrem Spielleben.
Womit wir bei III. wären:
Für was sollten sie da offen sein?
Warum ist es (insbesondere für sie selbst) notwendig dafür offen zu sein, wenn sie einen aktuell für sie passenden Spielstil haben?
Wo liegen die Hemmnisse der Neulingen für deren bisheriges Spiel "offen" zu sein?

Ich dachte die Prämisse waere gewesen neue "untypische"  Spieler*innen zu akquieren und zu halten. Dann sind die Altspieler in der Bringschuld sich auf "neue" soziale Dispotive einzulassen. Meine beiden bzw drei Antworten greifen nicht zu kurz, denn das Problem ist dass Du/man(n) diese Unterschiede überhaupt zum Problem macht anstatt einfach offen fuer neue Mitspieler*innen egal welcher Hintergrund zu sein.Sonst geht es ewig weiter mit der homosozialen Kooption....
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 22.09.2018 | 18:26
Hm, das geht ja im Prinzip nur über das Verhalten am Tisch.

Ich hae entsprechende Thesen gesehen, dass es eben auch vorher schon beim Material oder auch der Organsiation von (info)veranstaltunegn greift. Bis zur privaten Gruppe am Ende müssen Neue ja auch erst einmal kommen.
Doppelt da ich einmal postilieren würde, dass Leute, welche bereits über den persönlichen Freundeskreis und nicht eher anonym "draußen" rekrutiert werden "Als Person" eh schon akzeptiert sind und ein gewisses grudnverständnis wie auch Grundvertrauen vorhanden ist.

Ich meine, dass das dasselbe ist. Die Szene mit ihren typischen Erscheinungen ist das Problem für die meisten Leute. Da muss man gar nicht mit Minderheiten anfangen; Die Gruppe der Nicht-Rollenspieler ist die Mehrheit.

Falls Du eigentlich doch eine Diskussion über Rollenspiel und sexuellen und ethnische Minderheiten sprechen möchtest, bin ich raus. Interessiert mich nicht, weil ich bisher nie beobachten konnte, dass das ein Problem ist.
Man könnte gezielt über Dinge wie "Rollenspiel und Bildungsferne" oder "Rollenspiel und Angst vor Stigmatisierung" sprechen.

So wie es derzeit steht, kann jeder das Diskussionsthema recht frei interpretieren. Finde ich nicht schlecht. Falls Du aber eine konkrete Richtung möchtest, müsstest Du konkreter werden (und dann ggfs. auch die Diskussion darüber führen, ob das überhaupt ein Problem ist).

Ich wollte versuchen die an anderen Stellen ja schon engagiert geführte, aber eben auch arg politisch udn vor allem auch ideologisch aufgeladene Diskussion tatsächlich um Minderheiten und deren (von Szenezuständen behinderten) Zugang mal von konstruktiverer Seite zu beleuchten zu versuchen.
Ob und wie weit die entsprechenden Bedenken/Ausgrenzungen dann tatsächlich vorliegen, wäre hier auch nicht vorgefasste Lehrmeinung, sondern Teil dessen, was versucht werden soll zu erkunden.
Wie beschrieben: Probleme am Spieltisch mot den klassischen Kandidaten habe ich persönlich bisher ausschließlich im Umgang mit Spielerinnen gesehen. Aber das braucht bei der begrenzten Stichprobengröße nicht viel heißen.

Wenn dir andere vom RL abhängige Zugangsschranken einfallen, wäre das durchaus auch nach gefragt: unter K1.

Ich dachte die Prämisse waere gewesen neue "untypische"  Spieler*innen zu akquieren und zu halten. Dann sind die Altspieler in der Bringschuld sich auf "neue" soziale Dispotive einzulassen. Meine beiden bzw drei Antworten greifen nicht zu kurz, denn das Problem ist dass Du/man(n) diese Unterschiede überhaupt zum Problem macht anstatt einfach offen fuer neue Mitspieler*innen egal welcher Hintergrund zu sein.Sonst geht es ewig weiter mit der homosozialen Kooption....

Es geht erst einmal um die generelle Analyse der Zustände. Und bei allem über jedem zustehenden standardmäßig anständigen Umgang miteinander Hinausgehenden ist letztlich derjenige in Handlungsverantwortung, der etwas von den anderen möchte. Das hieße hier: Wer mehr Mitspieler generieren möchte, muss ein für diese neuen Mitspieler entsprechend attraktives Angebot haben, das können jetzt Verlage, Vereine oder auch Runden mit Spielersuche sein. Wer in bestehende Runden mit rein möchte, der muss eben letztlich den bestehenden Spielern klar machen, dass er oder sie eine Bereicherung darstellt. Wo sich das dann von beiden seiten aus treffen sollte, muss es eben für beide passen.
Hier wollte ich letztlich feststellen, WAS das von wem aus in welchem Ausmaße für Hemmnisse sein könnten und welche KONKRETEN Schritte da helfen würden.
In der Praxis stände dieses Bewußtsein dann den potentiell an Veränderung Interessierten als Basis für ihre Bemühungen zur Verfügung - ganz ohne Zwang, Muss oder Schuld, aber mit Wie und bei wem.

Oder am Beispiel: Aus Sicht der Altspieler sind sie ja "offen", solange sie überhaupt neue Mitspieler gutheißen würden. 
Zum Problem würde es aus ihrer Sicht erst, wenn sie nun akut neue Mitspieler suchen würden und dann keine finden würden. Dann haben sie als erstes das Problem festzustellen, woran das liegt und dabei sollten die Antworten hier helfen.
Will ein Dritter, dass mehr Mitspieler in solche bestehenden Runden rein kommen, muss er es eben beiden Seiten schmackhaft machen udn auch dafür muss er dann beide Seiten verstehen lernen. 

Und was ist ein Dispotive?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 22.09.2018 | 18:42
Mir kommt es aber nicht so vor, als ob die "szenetypischen" Umstände Minderheiten aussschließen. Mir kommt es vielmehr so vor, als sei die Szene gegenüber der Mehrheitsgesellschaft nicht anschlusswillig (oder -fähig?). Das ist mir persönlich recht.
Für die Grenzfälle, also Leute, mit denen ich gern spielen würde, die aber Vorbehalte gegen die "Szene" haben, würde ich dann eben einen Kompromiss suchen.

Um es nochmal konkreter zu sagen: Ich habe nirgendwoanders soviele problemlos integrierte Homosexuelle getroffen, wie beim Rollenspiel. Bezüglich ethnischer Vielfalt sieht es anders aus, da sehe ich Probleme aber vor allem in der Korrelation von Bildung und Ethnizität.
Die Gruppen, die durch Rollenspiel derzeit nicht angesprochen werden sind - meines Erachtens - 1) bildungsferne Schichten (lesen nicht, haben andere Konsummuster und Interessen) und 2) Leute, zu deren habitus Rollenspiel nicht passt.

Bezüglich der bildungsfernen Schichten würde ich - wenn sich jemand berufen fühlt - sogar gute Chancen sehen, durch Anbieten von Gruppen in Jugendzentren etc.  zu erreichen und ggfs. einige Individuen sogar zu begeistern. Bezüglich den habituell Abgeneigten kann man versuchen, Formen zu finden, die sozial akzeptabler sind.
Ich habe derzeit auf beides nur sehr eingeschränkt Lust und fühle mich eigentlich ganz wohl unter spleenigen Nerds (sofern nicht müffelnd).
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 22.09.2018 | 20:15

Und was ist ein Dispotive?

Argh ich meinte Dispositive
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 23.09.2018 | 20:51
Ich verstehe noch nicht so ganz, warum Sexualität, Rasse oder Grad der körperlichen Behinderung überhaupt relevant für das Hobby sein sollen und warum es für manchen so wichtig ist, Mitspieler nach diesen Kriterien zu suchen, aber eine einfache Lösung dahingehend wäre ja: 1. Zielgruppenanalyse. Also einfach mal Leute mit gewälten Merkaml ansprechen, welche das Spiel nciht spielen und dann 2. Werbung dahingehend. Wir jedoch nur funktionieren, wenn man annimt, dass Personen, die gewisse biologische oder sonstige nichtmentale Apsekte teilen auch Interessen teilen.
Ansonsten gäbe es noch die Möglichkeit zu anonymisieren, wenn man glaubt, dass vor allem Vorurteile und Gruppe das Problem sind. In meine online Runde kenne ich quasi die genannten Aspekte der Mitspieler gar nicht.
Wenn man glaubt, es liegt an den Systemen und Abenteuern, muss man die Ausschüttung erhöhen und entweder so generisch wie irgendmöglich machen oder halt Themen soweit streuen, dass jeder was findet.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ludovico am 23.09.2018 | 21:46
Ich denke, vor allem private Runden und Veranstalter können etwas machen. Die Verlage produzieren meist schon diverse Dinge.

Alles in allem denke ich, dass der Mangel an Diversität weniger etwas mit den Problemen individueller Rundenteilnehmer ist.
Es ist zwar sehr emotional, wenn über solche Dinge diskutiert wird mit hohem Empörungsniveau, aber ich denke, diese Leute spielen nur eine stark untergeordnete Rolle.

Wenn ich an meine bisherigen Erlebnisse und Erfahrungen im Ausland denke, dann halte ich die Bekanntheit von Rollenspiel für das Problem.

Wenn ich auf die Strasse gehe und einen türkischen Jugendlichen nach P&P Frage, erhalte ich sehr wahrscheinlich nur ein Schulterzucken.
In China war das Hobby unter Schülern und Studenten in meinem Bekanntenkreis nichtexistent.
Meine Suche nach Spielern ergab immer nur europäische und amerikanische Weisse... In einer 14 Mio. Einwohnerstadt

In Südafrika erlebte ich in Kapstadt eine Con. Die bestand aus ca. 6 Runden und weniger als 100 Teilnehmern... An der Uni und fast alle waren weiss und ein paar waren coloured.

Ich würde hier mal fragen, wieso das der Fall ist.
Und als Antwort würde ich sagen:
Rollenspiel ist unbekannt und in einige Kulturen noch nicht vorgedrungen.

Was kann man dagegen tun?
Was mir spontan als konkrete Maßnahme einfällt:
Runden bei Flüchtlingen und Jugendclubs mit hohem Migrantenanteil anbieten, um den Bekanntheitsgrad zu steigern.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Pyromancer am 23.09.2018 | 22:04
Ich würde hier mal fragen, wieso das der Fall ist.
Und als Antwort würde ich sagen:
Rollenspiel ist unbekannt und in einige Kulturen noch nicht vorgedrungen.
Ich würde sogar noch weiter gehen: Rollenspiel ist Teil einer bestimmten Kultur - und daher für kulturfremde Personengruppen schwerer zugänglich.

Zitat
Was kann man dagegen tun?
Man müsste die Kultur, von der Rollenspiel ein Teil ist, weiter verbreiten: "Weiß" geprägte, US-amerikanisch geprägte Nerd-Kultur.

Die andere Möglichkeit wäre, dass eine andere Kultur Rollenspiel appropriiert, das müssten aber Menschen machen, die Teil dieser Kultur sind, und nicht wir Rollenspieler von außen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 23.09.2018 | 22:16
Großartig, wie der Diversitäts-Thread jetzt schon bei dem Vorschlag ist, die "weiße, US-amerikanische Kultur" stärker zu verbreiten :D
Nur Spaß, ich kann auch mit Kontext lesen. Aber witzig ist es schon und zeigt die Schwierigkeiten des Themas.
Nebenbei bemerkt find ich es schön, darüber entgleisungsfrei reden zu können, auch wenn mich der Thread thematisch nicht anspricht. Das scheint ja aus der Mode zu kommen im Internet.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Lord Verminaard am 23.09.2018 | 22:25
Hallo Maarzan, vielen Dank für diesen Beitrag, man merkt, dass du dir sehr viel Gedanken gemacht hast und sehr sorgsam aufgebaut und formuliert hast. Bis zu dem Punkt, wo du zu den konkreten Themen kommst, kann ich das im Großen und Ganzen alles so unterschreiben. Vielleicht als Anmerkung zum Sinn und Zweck von Diversität in den Spielinhalten: Es muss ja nicht immer gleich um die Gewinnung neuer Spieler gehen. Sondern auch für die, die schon da sind, mag es von Interesse sein, mal was anderes zu sehen als die üblichen Klischees, sei es nun weil sie sich dadurch repräsentiert fühlen oder einfach, weil sie, obwohl sie weiß, männlich und hetero sind, vielleicht trotzdem Spaß dran haben. Aber eben nicht auf Krampf immer und überhaupt, da bin ich ganz bei dir.

Was deine Bewertung der konkreten drei Themen angeht, bin ich nicht ganz dabei. Was du meiner Meinung nach ignorierst, sind die ganz normalen, verbreiteten Phänomene Alltagssexismus, Alltagsrassismus und Alltagshomophobie, da ist der Spieltisch einfach ein Spiegel der Gesellschaft (ebenso wie im übrigen die Diversitätsfrage). Jede gedankenlose Bemerkung und jedes dumme Klischee gehört dazu. Ich denke, die Frauen in meinen Runden (und der gelegentliche Schwule oder Nicht-Weiße) haben da über bestimmte Dinge beizeiten die Augen verdreht und es uns nicht allzu krumm genommen, so wie es sie das Leben eben gelehrt hat. Alles ganz harmlos? Geht sicher schlimmer, aber kein Grund, es nicht besser machen zu wollen. Diese Richtung der Debatte führt aber letztlich in sehr Speakers-Corner-nahe Gefilde... :)
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 23.09.2018 | 22:32
Großartig, wie der Diversitäts-Thread jetzt schon bei dem Vorschlag ist, die "weiße, US-amerikanische Kultur" stärker zu verbreiten :D

Ich finde, dass es das genau trifft. (Und man sollte vielleicht noch einen gewissen Trend zu besonders idiotischen Blüten erwähnen, welche die Feminismus-Debatte in den USA derzeit treibt. Das ist dann eine andere Form von Puritanern auf Hexenjagd).

Man darf nämlich auf der anderen Seite auch nicht vergessen, wie verbreitet problematische Klischees, Vorurteile, schlechte Ansichten etc. unter Minderheitengruppen sind. Das sind - genau wie die Mehrheitsgesellschaft - komplexe Kulturen mit eigenen Abgründen.

Ich denke, die Frauen in meinen Runden (und der gelegentliche Schwule oder Nicht-Weiße) haben da über bestimmte Dinge beizeiten die Augen verdreht und es uns nicht allzu krumm genommen, so wie es sie das Leben eben gelehrt hat.

Das ist eben nicht unbedingt so. In meiner subjektiven Erfahrung kamen von Frauen, Homosexuellen und Nicht-Weissen genauso bescheuerte Klischees und genauso viele gedankenlose Ausdünstungen wie von allen anderen. Vielleicht mit etwas anderer Verteilung, vielleicht mit anderen Sensibilitäten. Aber noch nichtmal unbedingt das. Nicht-weisse Rassisten sind nicht selten, homosexuelle Rassisten habe ich sogar auffallend viele kennengelernt, Frauen mit üblen Rollenbildern im Kopf sind meiner Erfahrung nach eher die Mehr- als die Minderheit.

Vielleicht kommt man doch mit dem kategorischen Imperativ am besten weiter...
Natürlich hilft das nur auf der abstraktesten aller Ebenen, sobald es konkret wird, wird es auch dreckig. Man muss dann eben immer wieder gegen den Dreck ankämpfen. So wie immer im Leben.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 23.09.2018 | 22:55
Ich würde sogar noch weiter gehen: Rollenspiel ist Teil einer bestimmten Kultur - und daher für kulturfremde Personengruppen schwerer zugänglich.
Man müsste die Kultur, von der Rollenspiel ein Teil ist, weiter verbreiten: "Weiß" geprägte, US-amerikanisch geprägte Nerd-Kultur.

Die andere Möglichkeit wäre, dass eine andere Kultur Rollenspiel appropriiert, das müssten aber Menschen machen, die Teil dieser Kultur sind, und nicht wir Rollenspieler von außen.
Passiert doch längst  - wird aber dann delegitimiert oder ignoriert bzw nicht wahrgenommen.
Den Aufruf zum Kulturimperlismus/kolonialismus ignorier ich mal.

Großartig, wie der Diversitäts-Thread jetzt schon bei dem Vorschlag ist, die "weiße, US-amerikanische Kultur" stärker zu verbreiten :D

.

Vorschlag? Schau Dir doch den D&D Faden an insb manch "Unearthed Arcana" Beitrag.  Das nenn ich sprachliche Selbstverzwergung. Ende der Tirade.  Diese spezifische Kultur mittelalter weißer Maenner trifft ja auch andere weiße mittelalte Maenner die (DnD) nicht gamistisch spielen wollen. Fuer mich liegt da eher der Hund bei den als legitim erachteten Spielstilen begraben. Jemand der anders (sub)enkulturiert wurde interpretiert Rollenspiel dann einfach anders am Tisch.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Issi am 23.09.2018 | 22:58
Was kann man dagegen tun?
Was mir spontan als konkrete Maßnahme einfällt:
Runden bei Flüchtlingen und Jugendclubs mit hohem Migrantenanteil anbieten, um den Bekanntheitsgrad zu steigern.
Das ist ne tolle Idee.  :)

Edit. Ganz unabhängig von diesem Strang

Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Skyrock am 23.09.2018 | 23:28
Die andere Möglichkeit wäre, dass eine andere Kultur Rollenspiel appropriiert, das müssten aber Menschen machen, die Teil dieser Kultur sind, und nicht wir Rollenspieler von außen.
Das ist eigentlich die einzige praktikable Möglichkeit. Außenstehende können sich bemühen und Werke schreiben, wie sie sich vorstellen dass sie ansprechend für [Gruppe einfügen] sein könnten, aber wirklich den Nerv treffen und sie für eine andere (Sub-)Kultur aufbereiten können nur Leute die dort daheim sind.

Und im Rollenspielbereich gab es schon immer - schon lange vor der großen Diversitätsdebatte - auch Macher, die nicht dem Schema "weißer männlicher Hetero" entsprachen und trotzdem Erfolg hatten, beispielsweise Mike Pondsmith, Laura Hickman oder Steve Kenson.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 24.09.2018 | 00:58
Dem scheint auf der anderen Seite die Zersplitterung der Szene entgegen zu stehen, aber letztlich ist das denke ich so zu sehen: Wenn man nicht in der Lage ist den Mitspielern die eigenen Präferenzen und damit den eigenen Favoriten schmackhaft zu machen oder zumindest einen für alle vertretbaren Kompromiss zu finden, dann ist doch auch nicht anzunehmen, dass in einer Welt, wo das Gegenüber dann ein für ihn oder sie nicht akzeptables Produkt spielen "muss" (mangels Alternativen) das Konfliktpotential am Tisch dann weniger wird.
Die Antwort finde ich zu kurz.

Wer für das eigene Spiel viel Material will/braucht/sich wünscht, kann das bei zu großer Zersplitterung nicht mehr bekommen (weil es sich für Verlage bei einer zu kleinen Gruppe von verlässlich Kaufenden nicht rechnet, das Material zu erschaffen).

Nur als konkretes Beispiel: Für wie viele Spiele kann bei gegebener Anzahl Spielender die Erschaffung von 6 neuen Abenteuern, einer InGame-Zeitschrift und zwei Erweiterungsbänden pro Jahr finanziert werden?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 24.09.2018 | 08:19
Den Aufruf zum Kulturimperlismus/kolonialismus ignorier ich mal.

Warum ignorieren? Das ist ja eigentlich das einzige, was man hier so in einem Forum tatsächlich praktisch besprechen kann. Runden in Flüchtlingsheimen etc. anzubieten ist genau das. Bei dem Großteil der Forderungen geht es doch darum, dass die als Mehrheit wahrgenommene Masse an weißen Männern (Sexualität lass ich mal außen vor, da ich nicht glaube, dass es da im Rollenspiel anders verteilt ist, als gesamtgesellschaftlich) sich mehr öffnet und aktiv bemüht, andere Gruppierungen in eine gewisse Freizeitaktivität zu assimilieren. Wenn solche Threads heißen würden: "Minderheiten kommt mal aus dem Knick und spielt Rollenspiele!", dann wäre das was anderes. Aber hier wird ja eine Lösung von der Community gefordert, die schon Rollenspiele spielt. Also quasi um Kulturimperialismus im kleinen Stil zu betreiben, da ja andere ihre bisherigen Freizeitaktivitäten wünschenswerterweise gegen unsere Aktivität austauschen sollen, damit wir mehr Diversitätsressourcen haben.

Ansonsten denke ich, dass auf jedenfall mehr Werbung in der breiten masse helfen könnte. Meine Annahme ist bisher, dass Rollenspiele sich halt in einer gewissen Subkultur entwickelt haben, die nunmal weiß ist, so wie Rap sich in einer schwarzen Subkultur entwickelt hatte. Wenn man da andere Subkulturen reinbringen will, muss man es einfach populär machen und schauen, wer kleben bleibt.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 24.09.2018 | 08:50
Warum ignorieren? Das ist ja eigentlich das einzige, was man hier so in einem Forum tatsächlich praktisch besprechen kann. Runden in Flüchtlingsheimen etc. anzubieten ist genau das. Bei dem Großteil der Forderungen geht es doch darum, dass die als Mehrheit wahrgenommene Masse an weißen Männern (Sexualität lass ich mal außen vor, da ich nicht glaube, dass es da im Rollenspiel anders verteilt ist, als gesamtgesellschaftlich) sich mehr öffnet und aktiv bemüht, andere Gruppierungen in eine gewisse Freizeitaktivität zu assimilieren. Wenn solche Threads heißen würden: "Minderheiten kommt mal aus dem Knick und spielt Rollenspiele!", dann wäre das was anderes. Aber hier wird ja eine Lösung von der Community gefordert, die schon Rollenspiele spielt. Also quasi um Kulturimperialismus im kleinen Stil zu betreiben, da ja andere ihre bisherigen Freizeitaktivitäten wünschenswerterweise gegen unsere Aktivität austauschen sollen, damit wir mehr Diversitätsressourcen haben.

Ansonsten denke ich, dass auf jedenfall mehr Werbung in der breiten masse helfen könnte. Meine Annahme ist bisher, dass Rollenspiele sich halt in einer gewissen Subkultur entwickelt haben, die nunmal weiß ist, so wie Rap sich in einer schwarzen Subkultur entwickelt hatte. Wenn man da andere Subkulturen reinbringen will, muss man es einfach populär machen und schauen, wer kleben bleibt.

Ein Rollenspiel ist erstmal ein Spiel mit Regeln und einem gewissen Anteil an erzählerischen Elementen. Wenn man will das mehr bzw andere nicht so präsente gesellschaftliche Teilmengen mitspielen, kann man höchsten mal die Regeln erklären. Wenn man aber versucht wie von Dir explizit propagiert (siehe meine Einfettungen) auch noch den Spielstil vorzuschreiben wird das nix. Im besten/begrüßenswerten Fall nehmen dann diese Teilmengen die Regeln und machen ihr eigenes Ding (ich glaube das ist ein Auslöser des GamersGate und warum die Stereotypzocker so ausgeflippt sind (buhuhu sie nehmen uns unser Spiel weg) , im schlechtesten Fall bleiben sie dem Spiel weiter fern. Wenn mehr Diversität am Spieltisch gewünscht ist wäre es sehr förderlich wenn man sich auch an andere Spielstile / Herangehensweisen (das ist doch dann die gewünschte Diversität im Konkreten) einlässt und dann im Summe ein neuer/andere Stil entsteht anstatt seine tradierte Spielweise weiterhin chauvinistisch an erste Stelle zu setzen. Unter den Neuen gibt es dann eh irgendwann eine Selbstselektion was die Vorlieben regelarm/regelreichen Systemen betrifft.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 10:27
Ich finde die Idee ein bißchen irreführend, dass "eine Kultur" sich Rollenspiel zu eigen machen sollte und dass das gewissermaßen von innen geschehen müsste.

So funktioniert Kulturaustausch nicht. Man muss erstmal feststellen, was überhaupt eine "Kultur" sein soll. Wenn man damit Minderheiten irgendwelcher Art meint, so gibt es in aller Regel keine monolitihsche Kultur. Genausowenig übrigens, wie es die bei Rollenspiel gibt (wurde oben auch angesprochen, ging aber niemand drauf ein).

Der Punkt soll sein: Das ist alles sehr komplex und das einzige, worüber man halbwegs sinnvolle Aussagen machen kann, sind entweder grobe Allgemeinplätze, oder konkrete Erfahrungen mit und von Individuen (also Anekdoten). Dazwischen ist es extrem schwierig. Meist trägt das eigene "Bauchgefühl" (Summe bisheriger Erfahrungen, unbewusst und unreflektiert) recht weit. Die dunklen Ecken dieses assoziativen Urteilens auszuloten, ist aber dann enorm arbeitsaufwändig und braucht eine klar definierte Methodik und muss statistisch untermauert werden. Wir wären da also bei (seriöser) Soziologie, also bei einer Vollzeitarbeitsstelle, die dann aber trotzdem nur wenig konkret nutzbares bringen wird.

Ich bin noch nicht einmal sicher, ob Rollenspiel notwendig ein kulturbildendes Element sein muss. Es gibt tatsächlich eine gewisse Diversität unter Spielern, die ich im Laufe der Zeit kennengelernt habe. Diese nicht ganz ins Bild passenden Menschen sind dann fast immer Leute gewesen, die in einer Rollenspielrunde mitspielen, sich aber ansonsten nicht in Foren, Zeitschriften, Blogs etc. einbringen. Sind diese Leute jetzt Teil der Rollenspiel"kultur" oder nicht? Teil der Nerd"kultur" oder nicht?
Ich hadere auch sehr mit der Spieleszene, weil mir der ganze Konsum-statt-Spielen auf die Nerven geht. Auf Spieletreffen sind alle damit beschäftigt, Bilder für ihre Blogs und Projekte zu machen, keiner spielt. Mich nervt das, ich will das nicht. Bin ich jetzt Teil der "Kultur", oder nicht?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Teylen am 24.09.2018 | 11:11
Die Diskussion um Rassismus und Sexismus als "hohes Konzept" ist primär eine politische Machtdiskussion, welche bevorzugt von den extremen Rändern geführt wird.
Um diesem Extremismus hier schon einmal den Wind etwas aus den Segeln zu nehmen, würde ich Begriffe wie Rassismus und Sexismus als Schlagworte ausschließen wollen.
Wer über entsprechendes negatives Verhalten redet, tue dies bitte spezifisch an dem akuten oder einem eigenen entsprechenden Beispiel und macht das damit diskutierbar und verschwurbele das nicht über irgendwelche extern politisch getroffenen Setzungen.
Ich nehme diese Einschränkung als ein weiterer Aspekt der politischen Machtdiskussion wahr.
Es macht Beiträge, welche es thematisieren anekdotal und setzt die Personen potentiell persönlichen Angriffen aus. Sowohl bezüglich der Diskussion, als auch in Bezug auf die weitere Kommunikation mit den aus etwaigen Berichten betroffenen Personen.

Zitat
Rassismus
Ich habe noch keine Probleme mit Rassismus am Spieltisch selbst erlebt. Auf Spielerebene hat es bei mir damit noch keine Probleme gegeben. Auf Charakterebene war das hier bei uns auch eh noch nie ein Problem und wurde immer bunt gemischt, lange bevor das auf den Plan der Verlage kam.
Zu Rassismus unter Spielern kenne ich ebenfalls sonst keine Beispiele aus eigener Hand oder dem näheren Umfeld.
Hinsichtlich Erlebnissen aus der Deutschen Rollenspiel Szene:
) Benutzung rassistischer Schimpfwörter (N*) im Spiel
Im Kontext das es beispielsweise zu einem Spiel in Amerika im wilden Westen oder den 20ern dazugehöre.
Bei Rückfragen kommt es mitunter auch zu Diskussionen das der Begriff kein rassistisches Schimpfwort sei, weil die Person es aus der Ethnologie herleitet und es historische Prägung nicht gibt respektive Einwürfe als über sensibles Machtspiel von (Pseudo-)Betroffenen gewertet wird, die nicht verstehen das das eigene Rollenspiel mit Verwendung des Begriffs unpolitisch ist.

) Rechtfertigung/Verwendung Rassistischen Darstellungen mit Verweis auf die Geschichte oder Genre
Dies geht mitunter mit einer Abwertung des Vorschlags einher den Aspekt auszulassen und führt dahingehend wahlweise den Vorwurf der Geschichtsrevision oder Anspruchslosigkeit mit sich.

) Verbreitung rassistischer Klischees in Inhalten bzw. Diskussionen
Diskussionen darum in wie weit Waldmenschen gerne schnackseln.
Diskussionen darum das afro-futuristische Szenarien mit einem utopischen Staat in Afrika unrealistisch sind weil die es dort nicht hinbekommen können, ganz im Gegensatz zu westlichen bzw. europäischen Zivilisationen.

) Kolportierung rassistischer Klischees im Spiel
Beispielsweise der Umstand das die Gang in einem gegenwartssetting ganz natürlich zu Latino Gangstern wird.

Das ist neben Dingen wie der Bewertung von Spielen die von einer Nicht-Weißen Spielercharakteren ausgehen als problematisch gegenüber Weißen. Derweil der umgekehrte Fall keine Erwähnung erfährt respektive kein Problem darstellt solang man eine Token-Regelung hat.

Die ersten drei Punkte sowie die Nebendinge habe ich bei anderen, männlichen, weißen Mitspielern aus Deutschland beobachtet.  Der vierte Punkt ist unter anderem mir selbst passiert.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 24.09.2018 | 11:22
Ein Rollenspiel ist erstmal ein Spiel mit Regeln und einem gewissen Anteil an erzählerischen Elementen. Wenn man will das mehr bzw andere nicht so präsente gesellschaftliche Teilmengen mitspielen, kann man höchsten mal die Regeln erklären. Wenn man aber versucht wie von Dir explizit propagiert (siehe meine Einfettungen) auch noch den Spielstil vorzuschreiben wird das nix.

Das von dir vorgehobene beherberg in keiner Weise das vorschreiben irgendeines Spielstils. Ich weiß nicht, wie du das dda raus liest.

Rollenspiel ist im großen Teil aber nicht nur Regelwerk, sondern auch Geschichten, Settings und Subkultur. Es gibt weitaus mehr Schnittmengen von Rollenspiel- und Tolkiienliebhabern, als von Rollenspiel und Fitnessstudioliebhabern. An der Thematik hängt halt noch ne ganze Menge mehr mit dran. Jeder, der hier Rollenspiele spielt, hat gut Gründe dafür, warum er gerade das tut und nicht eine der hundert alternativen Tätigkeiten durchführt. Das selbe gilt aber auch für die hier gewünschten Minderheiten. Auch denen mangelt es nicht an Freiezeitaktivitäten, sodass das Rollenspiel ein loch füllt, sondern es müssen interessen geweckt werden und das heißt entweder: Interesse an der Subkultur wecken: "Kulturimperialismus" oder halt das Spiel so ändern, dass es aus den Eigeninteressen der jeweiligen Person Sinn macht, das Spiel zu spielen. Die Frage ist dann jedoch, ob die bisherigen Spieler dann noch mit dem Spiel zufrieden sind.

Spiel änadern bezieht sich jedoch nicht auf den Spielstil allein, sondern könnte halt im Zweifelsfall wriklich heißen: Etwas ganz anderes.


[/quote]
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 11:22
@Teylen: Was ist mit nicht-weißen Rassisten?
Was ist mit nicht-heterosexuellen Rassisten?
Was ist mit nicht-weißen Schwulenhassern?

(Die Frage ist ernst gemeint, weil ich das mehrfach erlebt habe).
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Teylen am 24.09.2018 | 11:30
Die Rethorik die felixs anführt, ist ein Musterbeispiel für Whatsaboutism (https://de.wikipedia.org/wiki/Whataboutism).
Das heißt es dient sich als Beispiel für Rassismus an. Es illustriert auch meine Kritik, dass die Forderung von persönlichen Anekdoten genutzt wird um die Positionen als anekdotisch anzugreifen sowie damit als Grundlage für Polemiken dient. Ich werde daher nicht weiter darauf eingehen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 24.09.2018 | 11:35
@Teylen: Was ist mit nicht-weißen Rassisten?
Was ist mit nicht-heterosexuellen Rassisten?
Was ist mit nicht-weißen Schwulenhassern?

(Die Frage ist ernst gemeint, weil ich das mehrfach erlebt habe).

Sowas gibt es doch zu Hauf. Ich meine, wenn eine Latino-Gang schon Inbegriff des Rassismus ist, dann ist es auch der Trupp weißer Rassisten, die einen Schwarzen aufhängen oder weiße Kolonialkulturen oder das Klischee des prüden Weißen mit Stock im Arsch.

Allerdings wird das nicht als Problem aufgefasst und ist damit irrelevant für die Diskussion.

Aber das wäre auch Teil des "Kulturimperialismus". Mal angenommen die Devise heißt: "Inhalte im Rollenspiel maximal tolerant halten und sämtliche Minderheiten möglichst oft vorkommen lasse", dann hätte man schon ein weitere Problem zu bewältigen: Was ist mit den minderheiten, die das nciht wollen? Ich kenne ein paar arabische Mitarbeiter, die schon so nicht wirklich an der Idee des Rollenspieles interessiert sind, wenn die allerdings mitbekommen würden, dass bei einem Probesspiel auch noch jeder dritte NSC homosexuell ist, würden die sofort abbrechen. Genauso wir ich einige vietnamesiche Freunde habe, die von vielen afrikanischen Archetypen in einem Regelwerk ästhetisch nicht besonders angetan wären, das zu spielen. Ist halt die Frage, ob man dann einfach mehr Spiele entwickeln sollte, dass jeder seine Interessennischee hat, die zur Not auch andere ausschließt oder ob man auch bei den leuten erstmal ideologishce Arbeit verrichtet, um dann einige wenige maximal Tolerante Systeme und Settings raus zu bringen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 24.09.2018 | 11:37
Die Rethorik die felixs anführt, ist ein Musterbeispiel für Whatsaboutism (https://de.wikipedia.org/wiki/Whataboutism).
Das heißt es dient sich als Beispiel für Rassismus an. Es illustriert auch meine Kritik, dass die Forderung von persönlichen Anekdoten genutzt wird um die Positionen als anekdotisch anzugreifen sowie damit als Grundlage für Polemiken dient. Ich werde daher nicht weiter darauf eingehen.

Eigentlich nicht. Es ist eine relevante Frage, die gerade wenn wir hier Lösungen besprechen wollen, diskutiert werden muss. Ihm da Rassismus vorzuwerfen ist eigentlich schon gegen die Intention des Threaderstellers. Auch hat er niemanden angegriffen. Solche Unterstellungen vergiften das Diskussionsklima.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 11:44
Die Rethorik die felixs anführt, ist ein Musterbeispiel für Whatsaboutism (https://de.wikipedia.org/wiki/Whataboutism).
Das heißt es dient sich als Beispiel für Rassismus an. Es illustriert auch meine Kritik, dass die Forderung von persönlichen Anekdoten genutzt wird um die Positionen als anekdotisch anzugreifen sowie damit als Grundlage für Polemiken dient. Ich werde daher nicht weiter darauf eingehen.

Ich weiß nicht, was What(s)aboutism ist und ich werde das auch nicht nachsehen.

Ich analysiere auch nicht Deine Rhetorik, obwohl ich die einer Richtung zuordnen kann und diverse Dinge dazu schreiben könnte. Fände ich aber persönlich respektlos und unnötig. Was also soll das?

Was ich von Dir wissen wollte, ist, ob Du das in den von mir angeführten Fällen genauso als Problem sehen würdest und ob wir uns einig sind, dass diese Fälle auch in großer Häufigkeit auftreten. Wenn ja, dann können wir uns nämlich gut verständigen. Wenn nein, dann würde ich gern wissen, worauf Du hinauswillst.

Es geht mir - um es mal explizit zu machen - darum, dass diskriminierende, andere ausschließende, andere herabsetzende Denkmuster kein exklusives Problem weißer Mehrheiten sind. Und dass das überall in gleichem Ausmaß bekämpft gehört, dass es keine durch Minderheit-sein bedingten Schutzräume für solchen Unfug geben darf.

Wenn Du meinen Beitrag (oder meine Beiträge) nochmal liest, wirst Du feststellen, dass ich keine Anekdoten gefordert habe, sondern vielmehr selbst welche geliefert habe. Und das Problem von Anekdoten, Objektivität, Bewertungsstandards ist mir durchaus klar. Dazu habe ich auch was geschrieben. Wenn wir uns da auf die Sache konzentrieren könnten, wäre das sehr schön.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Teylen am 24.09.2018 | 11:45
Eigentlich nicht.
Doch, es ist exakt das.
Es entspricht der Definition von Whatsaboutism zu 100%.
Es findet keine Beschäftigung mit meiner Argumentation statt.
Es findet keine Beschäftigung mit meinen Beispielen statt.
Es ist einzig und allein die Aussage "Was aber ist mit <...>".
Wobei im Rahmen des Eröffnungspost auf die geforderten anekdotischen Beispielen verzichtet wird und zu vagen, nicht weiter beschriebenen Vorfällen assoziert. Sowie mir sowohl die Beweislast als auch die Erklärung für seine Aussage aufbürdet.

Ich würde es bevorzugen wenn auf derartige Polemiken die nichts zur Diskussion beitragen, welche im Kontrast zu der Setzung des Eröffnungspost stehen, die sich inhaltlich dem Speaker's Corner andienen und welche die Diskussion nachhaltig vergiften.

Ich habe keine Verpflichtung seitens des Threaderöffner, seitens meiner Argumentation oder seitens Felixs die mir unbekannten - die meines Erachtens eingebildeten - Nicht-Weißen Rassisten, Homophoben, Sexisten im Rollenspiel zu erklären oder den Unterschied zwischen institutionellen bzw. systematischen Rassismus und anderen Abwertungen auszuführen..
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 11:55
die mir unbekannten - die meines Erachtens eingebildeten - Nicht-Weißen Rassisten, Homophoben, Sexisten im Rollenspiel

Ich habe konkret im Spielekontext erlebt:
- ein koreanischstämmiger Deutscher, der in der Rede über Dunkelhäutige grundsätzlich "Kohlestück" oder "Neger" verwendet und der in schwarz-weißen Beziehungen von "Rassenschande" spricht.
- zwei Schwule, die beide grundsätzlich jedem arabisch- oder türkischstämmigem (oder so aussehendem) Menschen soziale und geistige Inkompetenz und Homophobie unterstellen.
- eine nordafrikanischstämmige Deutsche, die aus verschiedenen Gründen ständig pauschal abwertend und beleidigend über Türken, Asiaten, Inder spricht.
- einen Kameruner, der Homosexualität für krankhaft und strafwürdig hält und der meint, dass Frauen Männern dienen müssten.

Das als krassere Beispiele, die am Spieltisch aufkamen. Bei "Kleinkram" wär mehr.

Meinst Du, ich habe mir das alles eingebildet?
Was genau ist Dein Argument?
Meinst Du, dass Minderheiten per se strukturell nicht rassistisch sein können?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 24.09.2018 | 11:58
Doch, es ist exakt das.
Es entspricht der Definition von Whatsaboutism zu 100%.
Es findet keine Beschäftigung mit meiner Argumentation statt.
Es findet keine Beschäftigung mit meinen Beispielen statt.
Es ist einzig und allein die Aussage "Was aber ist mit <...>".
Wobei im Rahmen des Eröffnungspost auf die geforderten anekdotischen Beispielen verzichtet wird und zu vagen, nicht weiter beschriebenen Vorfällen assoziert. Sowie mir sowohl die Beweislast als auch die Erklärung für seine Aussage aufbürdet.

Trifft die Definition überhaupt nicht, egal wie oft du das wiederholst, das macht deine Meinung nicht wahr. Eine Betrachtung einer Thematik von mehreren Seiten und nicht nur von einer dir gefälligen ist wichtig für die Gesamtdiskussion. Auch du hast mehr oder weniger erstmal nur Beispiele eingeworfen, die du dir halt herrausgepickt hast. Um sich inhaltlich damit zu beschäftigen brauchen wir aber eine Basis und da ist schon wichtig, auch alle Seiten zu betrachten. Über die Problematik einer Latino-Gang kann man eigentlich nur sinnvoll sprechen, wenn man gleichzeitig die Problematik einer KKK_Bande betrachtet und dann überlegt, ob beide schlecht sind, beide gut in die Welt passen oder ob das eine OK ist und das andere nicht. Da zu zwingen nur eine Seite der medaille anzusehen bringt einfach gar nichts.

Ich würde es bevorzugen wenn auf derartige Polemiken die nichts zur Diskussion beitragen, welche im Kontrast zu der Setzung des Eröffnungspost stehen, die sich inhaltlich dem Speaker's Corner andienen und welche die Diskussion nachhaltig vergiften.

Die Polemik kam erst von dir.

Ich habe keine Verpflichtung seitens des Threaderöffner, seitens meiner Argumentation oder seitens Felixs die mir unbekannten - die meines Erachtens eingebildeten - Nicht-Weißen Rassisten, Homophoben, Sexisten im Rollenspiel zu erklären oder den Unterschied zwischen institutionellen bzw. systematischen Rassismus und anderen Abwertungen auszuführen..

eingebildete nichtweiße Rassisten? Glaubst du echt, dass es keine Rassisten gibt, die nicht weiß sind? Ok, so weit von der Realität entfernt kann ich auch nicht mehr diskutieren. Wir leben auf unterschiedlichen Planeten anscheinend.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Teylen am 24.09.2018 | 12:11
Ich persönlich bin damit aus der "Diskussion" raus. *

Also aus dem Gespräch mit Verfechtern das jeglicher Rassismus, Sexismus, Homophobie und ähnliches eingebildet ist sowie den Versuchs im Kontext von Polemiken und persönlichen Angriffe die sich gegen Personen richten die es wagen dem widersprechen.
Ich habe die Beiträge entsprechend gemeldet.

Edit:
* Das schließt auch Gaslighting-Versuche und weitere polemische Verstöße ein.

Ich ging davon aus, das es ein Versuch war ehrlich und konstruktiv das Thema "Wie kann man die Rollenspielerschaft erweitern" zu diskutieren. Nach dem Beiträgen von felixs und TaintedMirror bin ich zu der Überzeugung gelangt das dies nicht das Ziel der Diskussion ist.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 24.09.2018 | 12:16
 wtf?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 12:17
Also aus dem Verfechten das jeglicher Rassismus, Sexismus, Homophobie und ähnliches eingebildet ist

Wer hat denn das geschrieben?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Darius der Duellant am 24.09.2018 | 12:37
Natürlich niemand, aber es ist doch so eine praktische Nebelkerze mit integrierter Subtilbeleidigungsfunktion.

Das ist jetzt gerade echt ein Glanzstück für den "Diskussionskultur im Tanelorn" Strang.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Runenstahl am 24.09.2018 | 12:43
Ich selbst habe (zumindest bewußt) in ca. 30 Jahren Rollenspielpraxis noch nicht erlebt das Minderheiten es bei uns schwer gehabt hätten.

Unsere Gruppen sind eigentlich auch immer recht divers gewesen. Überwiegend Männer, hin. und wieder auch mal ein Weibchen. Wir haben lange Jahre einen Schwulen in der Gruppe gehabt. In letzter Zeit auch öfters Gehandicapte (Rollstuhlfahrer, leichte Autisten). Immer wieder auch Raucher (sind ja inzwischen auch eine Minderheit). Bislang nur einmal ein Gastauftritt von einem Austauschschüler aus Sri-Lanka und für einige Jahre war mal ein halb-Türkisch-stämmiger dabei.

Das wir Ethnisch nicht diverser sind liegt aber auch daran das unser Kaff im hohen Norden liegt und sich da kaum jemand hinverirrt. In letzter Zeit gibt es einen gewissen Zuwachs an Flüchtlingen, aber bei denen gibt es meist Sprachbarrieren (in der Volkshochschule wird ja Alltagsdeutsch unterrichtet und nicht RPG-Begriffe) und ob jemand der gerade dem Krieg entkommen ist wirklich Bock darauf hat am Tisch mit Orks und Goblins zu kämpfen halte ich für fragwürdig.

Was ich durchaus erlebt habe sind politisch inkorrekte Sprüche. Ist vermutlich die Standardausrede aber ja, die werden als Gags verwandt. Und zwar auch dann (bzw gerade dann) wenn die Betroffenen dabei sind. Ich behaupte allerdings wir da recht gesund mit umgehen. Wenn unser Rollstuhlfahrer mit einem "Na, wieder länger gebraucht um die Treppe hochzukommen ?" begrüßt wird, dann ist allen klar das wir ihn eigentlich dafür bewundern das er den (für ihn höheren) Aufwand auf sich nimmt mitzuspielen. Und wenn der SL sich bei der Beschreibung des Geschehens unglücklich ausdrückt ("Ihr seht das auf dem Marktplatz fast nur Menschen sind. Und ein paar Frauen.") Dann lachen wir halt über seine Trotteligkeit und das wars.

Wenn Sklaverei oder Rassismus Settingbedingt dazugehören (z.B. Zwergen und Elfen sich gegenseitig verachten und sich alle einige sind das Orks absoluter Abschaum sind) dann ist das so. Da gibt es dann bisweilen Charaktere die dagegen ankämpfen, genauso wie Charaktere die das fanatisch durchziehen.

Die Frage wie man nun dafür sorgen kann das Minderheiten eher zum Spiel finden bzw sich nicht ausgeschlossen fühlen stellt sich mir also kaum. Einzig für die Flüchtlinge könnte man sich vielleicht nochmal Gedanken machen. RPGs wählen die das Thema Kampf vermeiden sondern vielleicht ihre Konflikte eher auf sozialer Ebene austragen oder gänzlich andere Zielsetzungen haben. Sprachlich müßte man sich hier vorher genau überlegen die Abenteuer an das jeweilige Sprachnivaeu anzupassen. Das wäre allerdings ein Projekt für das mein Wissen und meine Zeit nicht ausreichen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: raabenaas am 24.09.2018 | 12:46
OOT:
Popcorn u Cocktail hole u die Show geniesse
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 12:48
Das wir Ethnisch nicht diverser sind liegt aber auch daran das unser Kaff im hohen Norden liegt und sich da kaum jemand hinverirrt.

Ich weiß nicht, ob es wirklich daran liegt.
Auch bei Rollenspielrunden in Berlin und im Ruhrgebiet - also den ethno-kulturellen Schmelztiegeln Deutschlands - habe ich nie große Diversität erlebt.

In letzter Zeit gibt es einen gewissen Zuwachs an Flüchtlingen, aber bei denen gibt es meist Sprachbarrieren (in der Volkshochschule wird ja Alltagsdeutsch unterrichtet und nicht RPG-Begriffe) und ob jemand der gerade dem Krieg entkommen ist wirklich Bock darauf hat am Tisch mit Orks und Goblins zu kämpfen halte ich für fragwürdig.

Die Entscheidung kann man ja ruhig den Leuten selbst überlassen, finde ich.
Da hat ja jeder seine eigene Geschichte, seine eigene Art, damit umzugehen, eigene Interessen etc.

Ich finde es sehr wichtig, die Leute als Individuen wahrzunehmen und nicht in irgendwelche Schubladen einzuordnen.

Die Idee von Skyrock  (und in Ansätzen auch von mir), dass man Leute jenseits der üblichen Gruppen gut über Jugendzentren etc. erreichen könnte, greift da wohl. Denn aktiv suchen kann jemand ja nicht, der gar nicht weiß, dass es sowas wie Rollenspiel überhaupt gibt.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 24.09.2018 | 12:54
[...] Immer wieder auch Raucher (sind ja inzwischen auch eine Minderheit). [...]
Ich such gerade den ROFL-Smiley, den bräuchte ich mal dringend.  ;D
Mir fällt es zunehmend schwer, Thema und Ziel des Threads im Auge zu behalten, bei allen den zu beachtenden Subthemen.
Nur als Beitrag zu den letzten Punkten: Wenn ein Mitspieler auf Männer statt auf Frauen steht, war das bei unseren Runden bisher kein Gesichtspunkt. Das hatte schlicht keine Relevanz im Spiel, das hätte ein Beobachter auch nie gemerkt, ganz sicher.
Wenn jetzt jemand dunkle Haut hat, ist das nicht zu übersehen...aber das sieht man halt einmal beim Kennenlernen und dieses Merkmal bleibt wie es ist. Da gewöhnt man sich eigentlich sehr schnell dran wenn man nicht massiv was dagegen hat.
Wenn aber jemand kulturell anders geprägt ist, stolpern beide Seiten da evtl. immer mal wieder über drüber, falls man das nicht vorher seeeehr gründlich ausräumt. Das Empfinden eines "fremden" Elements ist also kein einmaliges Ereignis, und man erwartet es vermutlich auch irgendwann.

Am Ende des Tages könnte man also vielleicht, wenn man schon über Strategien redet, nach diesem Gesichtspunkt sortieren und unterschiedlich herangehen, je nach Gruppe. Ist ja auch einsichtig, dass Integrationsarbeit für Pumps-Fans weniger anspruchsvoll als für Kriegsflüchtlinge ist.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Darius der Duellant am 24.09.2018 | 13:16
Es gibt bezüglich "ethnischer Diversity der Spielerschaft" keine Bringschuld der alteingesessenen und ich sehe auch nichts positives darin, Leute zu rekrutieren weil (aufgrund dessen dass) sie anders sind.
Gans im Gegenteil sogar. Jemanden vorrangig wegen seiner Hautfarbe anzusprechen würdigt das Gegenüber herab. Effektiv degradiert man die Leute damit (un) bewusst und (un) gewollt zum buchstäblichen "Quotenneger",
Und das finde ich persönlich ziemlich schäbig und ich glaube auch nicht dass es einer echten "Diversity" im Sinne einer breitendurchdringung des Hobbies durch Schichten die auch Kulturelle und ethnische enthalten, zuträglich ist.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 24.09.2018 | 13:36
In dem Zusammenhang: Ist es eigentlich gewünscht, mehr Ossies in die Spielerschaft zu holen? Das ist ja tatsächlich auch eine Minderheit und besonders im Rollenspiel, weil dieses Hobby in den neuen Bundesländern ja nicht so gewachsen ist. Auch fällt die außerordentlich geringe zahl an Cons und speziellen Läden auf. Plus, Ossie/Wessie-Kommentare habe ich tatsächlich schon öfters auf Cons gehört.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Darius der Duellant am 24.09.2018 | 13:37
Nur wenn sie halbwegs akzentfrei sprechen können.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 24.09.2018 | 13:38
Sind ja nicht alles Sachsen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Forlorn am 24.09.2018 | 14:05
Schade, dass hier nur noch getrollt wird. Ich hatte Interesse an dem Thema.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 24.09.2018 | 14:16
Das war nicht als Troll gemeint. Mich würde tatsächlich interessieren, was alles als Minderheiten zählen könnte und ob zum Beispiel auch eine Verbreiterung der bisherigen deutschen Gesellschaft im Spiel ein Ziel sein könnte oder ob mit Diversität tatsächlich letztlich nur gemeint ist: Wir wollen mehr dunkelfarbige und homosexuelle Mitspieler. Davon ausgehend wären die Ansätze besser zu bedenken.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 24.09.2018 | 14:21


Rollenspiel ist im großen Teil aber nicht nur Regelwerk, sondern auch Geschichten, Settings und Subkultur. Es gibt weitaus mehr Schnittmengen von Rollenspiel- und Tolkiienliebhabern, als von Rollenspiel und Fitnessstudioliebhabern. An der Thematik hängt halt noch ne ganze Menge mehr mit dran.


Und andere Kulturen haben andere Sagen und Geschichten mit denen die Regeln bespielt werden können. Ich gehe mal davon aus das da auch ganz andere Themen und Spielstile dominat sind. DnD zB wird auch in arabischen Ländern gespielt - wär mal spannend wie es da zugeht.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 14:35
Und andere Kulturen haben andere Sagen und Geschichten mit denen die Regeln bespielt werden können. Ich gehe mal davon aus das da auch ganz andere Themen und Spielstile dominat sind. DnD zB wird auch in arabischen Ländern gespielt - wär mal spannend wie es da zugeht.

Das dürfte wesentlich davon abhängen, wie verbreitet diese Sagen dann tatsächlich sind.

In den meisten nordafrikanischen Ländern dürften die meisten Leute sich besser mit südamerikanischen Seifenopern auskennen, als mit der lokalen Sagenwelt.
Das trifft übrigens auch auf Europa und Deutschland zu: Die wenigsten Leute dürften mehr als eine sehr diffuse Vorstellung von den Inhalten der Artussage, des Nibelungen-Stoffes, des Rolandsliedes oder des Parzival-Stoffs haben. Und Grimms Märchen sind meist auch nur in stark disneyfizierten Fassungen bekannt.

Aber die Anknüpfungsmöglichkeiten sind da schon sehr unterschiedlich, das stimmt. Z.B. gibt es in den ostasiatischen und arabischen Sprachen keine guten Übersetzungsmöglichkeiten für "Elf", "Zwerg", "Troll" etc. Das erschwert den Zugang.

Aber das ist wohl schon wieder ein anderes Thema...
(Bitte seht mir den Exkurs nach).
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Darius der Duellant am 24.09.2018 | 14:39
Und mein Einwurf ist auch ganz unironisch zu sehen.
Es nervt mich fürchterlich wenn sich Leute unabhängig vom Kontext pauschal verweigern sich zumindest zu bemühen(!) Hochdeutsch zu sprechen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Luxferre am 24.09.2018 | 17:00
Könnte dieser Thread bitte auch geschlossen werden?

Ich weiß ja, dass :Treffen: war, aber dass das hier eskaliert war doch allen klar ...
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Just_Flo am 24.09.2018 | 17:03
Meine Erfahrung nach gehen die Meinungen was Hochdeutsch ist stark auseinander. (Wenn man als nicht mit dialekt erzogener Bayer vom stark sächselndem Gegenüber freundlich um hochdeutsch gebeten wird, dann sind entweder die Vorstellungen des Sachsen oder der eigenen Eltern von dem was Hochdeutsch ist, falsch)

Wenn ich den Threadersteller richtig verstehe, dann meint er mehr Diversität im Sinne der weiteren Erschließung von Gesellschaftlichen Gruppen, die gemäss ihres Anteils an der Gesamtbevölkerung unter den Rollenspielern unterrepräsentiert sind.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 24.09.2018 | 17:15
Zitat
Wenn ich den Threadersteller richtig verstehe, dann meint er mehr Diversität im Sinne der weiteren Erschließung von Gesellschaftlichen Gruppen, die gemäss ihres Anteils an der Gesamtbevölkerung unter den Rollenspielern unterrepräsentiert sind.
Hatte ich auch so verstanden. Und es gab ja auch schon durchaus Ansätze zu dem Thema.

Allerdings muss ich, als Lehrer, auch sagen, dass man eigentlich wohl schon vor dem eigentlichen Hobby ansetzen müsste.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 24.09.2018 | 17:21
Wenn ich den Threadersteller richtig verstehe, dann meint er mehr Diversität im Sinne der weiteren Erschließung von Gesellschaftlichen Gruppen, die gemäss ihres Anteils an der Gesamtbevölkerung unter den Rollenspielern unterrepräsentiert sind.

Aber auch das kann alles betreffen von Berufsgruppen, Bildungsschichten, gesundheitlich betroffenen Gruppierungen oder halt regionalen Gruppen, wie Ostdeutsche, die halt wirklich unterrepresentiert sind.

Von marktwirtschaftlicher Perspektive gibt es bei sowas mehrere Möglichkeiten:
- Werbung zur Information der Massen, um quasi Rollenspiel aus seiner Nische dem mainstream zuzuführen. Das würde auch für mehr Spieler aus Bestimmten Gruppen sorgen.
- Gezieltes Produktdesign, um gewisse Interessen von Gruppierungen besser abzudecken.
- Gezielte Werbung und Verlangen in bestimmten Gruppen erzeugen.

Dafür ist halt notwendig zu wissen, von welcher Annahme man ausgeht:
- Rollenspiele sind aus einer Nische erwachsen und einfach zu unbekannt. Bei ausreichendem Bekanntheitsgrad würden sich aber alle Gruppierungen gleich dafür interessieren.
- Rollenspiele, wie sie jetzt sind sprechen aufgrund ihres Designs nur bestimmte Gruppen an.
- Bestimmte Gruppen haben ein stärkweres Interesse am Produkt als andere und das hat sich durch gegenseitige Verstärkung zugespitzt.

Wenn man die Annahme klären und untersuchen könnte, wäre schon mal viel für die Lösung erreicht.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Just_Flo am 24.09.2018 | 17:28
Ich glaube wir sollten statt auf das Thema Diskriminierung auf Inkludierung schauen.

Also statt auf was könnte abschrecken auf was könnte anziehen zuschauen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Just_Flo am 24.09.2018 | 17:34
Aber auch das kann alles betreffen von Berufsgruppen, Bildungsschichten, gesundheitlich betroffenen Gruppierungen oder halt regionalen Gruppen, wie Ostdeutsche, die halt wirklich unterrepresentiert sind.

Von marktwirtschaftlicher Perspektive gibt es bei sowas mehrere Möglichkeiten:
- Werbung zur Information der Massen, um quasi Rollenspiel aus seiner Nische dem mainstream zuzuführen. Das würde auch für mehr Spieler aus Bestimmten Gruppen sorgen.
- Gezieltes Produktdesign, um gewisse Interessen von Gruppierungen besser abzudecken.
- Gezielte Werbung und Verlangen in bestimmten Gruppen erzeugen.

Dafür ist halt notwendig zu wissen, von welcher Annahme man ausgeht:
- Rollenspiele sind aus einer Nische erwachsen und einfach zu unbekannt. Bei ausreichendem Bekanntheitsgrad würden sich aber alle Gruppierungen gleich dafür interessieren.
- Rollenspiele, wie sie jetzt sind sprechen aufgrund ihres Designs nur bestimmte Gruppen an.
- Bestimmte Gruppen haben ein stärkweres Interesse am Produkt als andere und das hat sich durch gegenseitige Verstärkung zugespitzt.

Wenn man die Annahme klären und untersuchen könnte, wäre schon mal viel für die Lösung erreicht.

Und genau darum, wie man dies machen kann und was für Möglichkeiten es bietet geht es meiner Meinung nach dem Threadersteller.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 17:36
Ich denke, man müsste erstmal klären, welche Gruppen es denn sind, die von Rollenspiel derzeit entweder nicht erreicht (also unbekannt) oder nicht angesprochen (also nicht interessiert) werden.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Just_Flo am 24.09.2018 | 17:45
Dann lasst uns doch mal zusammentragen, wer alles unseren anekdotischen Erfahrungen nach in den von uns besuchten Runden unterrepräsentiert waren.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 17:49
Ich beziehe mich auf Deutschland.

Mir fällt auf:
- Wenige Leute mit türkisch-, nordafrikanisch-, oder arabischstämmigem Hintergrund.
- Wenige Leute aus bildungsfernen Schichten. Man könnte sogar verschärfen auf: Wenige Nicht-Akademiker.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 24.09.2018 | 17:50
Ich habe gerade nur ein Mäusekino als Bildschirm und das ist mir angesichts der Masse hier gerade zu wenig Übersicht um auf Einzelheiten einzugehen, daher dazu später vor dem Festrechner weiter.

Aber weil das grundlegend ist noch einmal zum Grundgedanken.

Das Diversitätsthema lief ja durchaus schon öfter, aber meines Erachtens immer primär politisch und nicht technisch - was denke ich die ungünstigste Art ist irgendetwas positiv zu bewirken und NUR im Streit enden kann - auch wenn der hier ebenfalls auch nicht ausgeblieben ist.

Wenn also nach Diversität gefragt wird, wäre die naheliegende Frage wieso eigentlich:

Als Motivationen sich als Szene damit zu beschäftigen fiele mir ein:
> weil man mehr Kunden haben möchte (als Verlag)
> Weil man mehr Mitspieler haben will und ggf auch das Image der Szene verbessern möchte (Primär dann wieder als Community wie Foren, Vereine ...)
> weil man für sein spezifisches System/seine Runde mehr Mitspieler haben will.

Wobei wir jeweils eh schon davon ausgehen, dass die betreffenden Neuen überhaupt potentiell interessiert wären. 
Aber wenn das der Fall sein sollte:
>Weil es arschig ist jemanden, der Interesse hat, einfach wegen seinem unverantworteten Sein von so einer schönen Aktivität auszuschließen. 

Eine weitere schon angedeutete, etwas anders gelegene Motivation zur Diversität wäre sicher noch das Erschließen neuer Inhalte aber als Spielstoff heißt dass primär Konflikte generell - was dann leider auch wieder im RL Gelegenheit für weiteren Stress bieten kann, wenn der betreffende Konflikt für einige Beteiligte dann doch nicht nur harmloser Spielstoff sein sollte. (Wobei dann ja auch nicht wieder jeder Betroffene gleich auf diese Situation reagiert, also auch da Diversität angesagt wäre)

Und weil ich das technisch statt politisch, sprich nach Möglichkeit lösungsorientiert statt schuldorientiert angehen wollte, habe ich eben genau nach Problemdetails gefragt, statt letztlich vaage Allgemeinplätze/Definitionen/Schlagworte laufen zu lassen, die dann rein politisch im Paket und am konkreten Problem vorbei gefüllt werden. 

"Das rattert beim Schalten und bei jedem Lastwechsel bricht das Heck aus" ist eben etwas anders als Fehlermeldung als "Das ist erwiesener weise eine Scheißfehlkonstruktion".
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Pyromancer am 24.09.2018 | 17:50
Dann lasst uns doch mal zusammentragen, wer alles unseren anekdotischen Erfahrungen nach in den von uns besuchten Runden unterrepräsentiert waren.

Ich habe Mitspieler aus allen Bildungsschichten. Was ich nicht habe: Mitspieler, die nicht gerne lesen. Das ist in meinem Umfeld der kleinste gemeinsame Nenner neben dem Rollenspiel.

Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Luxferre am 24.09.2018 | 18:06
Wenige Nicht-Akademiker.

Das hält sich ja nach wie vor recht hartnäckig ... ich habe da andere Erfahrungen. Aus meinem engeren Rollenspielerkreis:

Akademiker:
- Psychologe
- Lehrer

Nicht-Akademiker:
- Kaufmann / Vollkaufmann
- Heilpraktiker
- Kauffrau
- ohne Abschluss
- Handwerker mit kfm. Zusatzausbildung
- Buchverkäuferin


3:1 nicht-Akademiker


Das liegt ganz sicher am Pool, in dem man fischt. Wer seine Gruppe an der Uni rekrutiert, der spielt wohl mit (werdenden) Akademikern.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ifram am 24.09.2018 | 18:10
Dem Einstiegsalter könnte eine Schlüsselrolle zukommen. Vielleicht sind ältere Menschen unterrepräsentiert, weil sie ab den 80ern nicht mehr jung genug waren, um mit Rollenspiel sozialisiert zu werden. Der älteste Mensch mit dem ich aktuell spiele ist 55 Jahre alt. Noch ältere Menschen erinnere ich nicht. Falls es auf Cons oder Treffen mal jemanden an meinem Spieltisch gegeben hat war es sicher die Ausnahme.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Luxferre am 24.09.2018 | 18:10
@Diversität:

in meinem engeren Umfeld:

1x LGBTQ
1x halbasiatisch

6x deutsch, hetero

Ich würde mich freuen, wenn ich noch mit meinbem einen türkischen Freund von damals spielen würde, weil der einfach mal n extrem cooler Typ war. Hat auch inhaltlich Flair reingebracht, weil er natürlich ganz andere Assiziationen zu Dämonen, Genies, Ghoulen und dergleichen hatte  :d und das auf eine ganz selbstverständliche und natürlich Art. Das kann man halt nicht kopieren, wenn man so nicht aufgewachsen ist.


Ich würde ebenfalls gern mal stilles Mäuschen bei einer Gruppe Asiaten oder Arabern oder auch Skandinaviern sein.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 18:26
1x LGBTQ
1x halbasiatisch

6x deutsch, hetero


Dazu fallen mir zwei Dinge ein:

1) finde ich nicht, dass mit "deutsch, hetero" alles über eine Person gesagt ist, was hier relevant wäre. Zu Bildungsstand hast Du ja oben noch was geschrieben (was ich sehr interessant finde. Kann gut sein, dass ich mich bezüglich meiner Einschätzung irre. Ich bin selbst durch ein akademisches Umfeld geprägt). "Deutsch, hetero" ist aber alles andere als eine homogene Gruppe. Mich interessiert, wo man hier die Grenze zieht, bzw. nach welchen Kriterien wir die Situation kartieren sollten.

2) Damit hast Du einen Grad ethnischer und sexueller Diversität, der in etwa der Durchschnittsbevölkerung entspricht, evtl. hast Du sogar etwas mehr Diversität.

Als weitere Anmerkung ist "Asiate" keine Ethnie. Jedenfalls nicht dann, wenn man "Skandinavier" von "Deutschen" unterscheiden möchte. Oder "Araber" nicht bei den "Asiaten" zuordnet. Ich verstehe zwar so ungefähr, was Du meinst, aber als bezüglich Asien etwas stärker Involvierter, komme ich nicht umhin, auf die enormen Unterschiede hinzuweisen, die sich schon allein in Nordostasien ergeben.

Und als weitere Anmerkung: Es kommt mir nicht so vor, als ob Nicht-Heterosexuelle in der Rollenspielszene unterrepräsentiert wären. Ich würde die Partizipation dieser Gruppe(n) nicht als Problem sehen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Luxferre am 24.09.2018 | 18:56
Oh, ich habe in meinem Umfeld sehr, sehr viel mehr Diversität. Glücklicherweise  :d
Behinderungen in der direkten Familie, mehrere LGBTQ, Männer UND Frauen  :o (lacht), verschiedene Ethnien (mein KungFu Lehrer ist Deutscher, mein Thaibox-Lehrer ist Schwede, hehe, so nen richtiger Dolph Lundgren, die Mitschüler tendentiell "dunkeläugig") und so weiter ... aber hier geht es ja um die Rollenspielgruppen und ich habe erstmal mein direktes Rollenspielerumfeld aufgeführt. Sicherlich kenne ich eine große Handvoll weiterer Spieler und davon sind bestimmt auch 50% Akademiker. Will ich gar nicht absprechen.

@Asiate: ich sage Dir ganz ehrlich, dass ich  keinen Schimmer habe, woher der asiatische teil seiner Familie kommt. Ist nie wichtig gewesen. Früher wäre mir das sicherlich wichtig gewesen, heute aber schnurzpiepe. Ich finde ihn nen richtig guten Typen und ausdiemaus.

@Problemgruppen: das sind vor allem jene, die sich durch alles und jeden sofort persönlich beleidigt, herabgewürdigt und ungerecht behandelt fühlen und dann mega-aggressiv werden. Habe ich witzigerweise noch nie in meinen Gruppen erlebt, sondern immer nur in Foren und damals im DnD-Gate noch tausend mal krasser, als hier gerade ;)
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 24.09.2018 | 19:01
schnurzpiepe. Ich finde ihn nen richtig guten Typen und ausdiemaus.

Die Frage nach "Diversität" stellt sich dann ja eigentlich auch gar nicht. Finde ich ja auch so.
Weiß aber nicht, ob uns das bezüglich kategorisierender Erfassung dann weiterbringt.

Ich habe wirklich auch keine rechte Vorstellung, nach was man da sinnvoll ordnen soll.

Bin gespannt, was anderen so aufgefallen ist und ob wir da am Ende ein Bild bekommen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bad Horse am 24.09.2018 | 19:59
Kurzer Zwischenruf: Der Thread ist zwischendrin leider ein bisschen eskaliert, aber dennoch weitgehend konstruktiv - das finde ich sehr erfreulich!

Ich möchte hier weiterhin zu solcher Sachlichkeit und Besonnenheit aufrufen, wie sie vom Großteil der Nutzer gezeigt wurde. Danke!

Zum Thema: Ich finde es wichtig, dass man freundlich und respektvoll miteinander umgeht. Dazu gehört es, gegenseitig Rücksicht auf Befindlichkeiten zu nehmen und bei Unstimmigkeiten einen gemeinsamen Dialog und Konsens zu finden.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 24.09.2018 | 21:04
In dem Zusammenhang: Ist es eigentlich gewünscht, mehr Ossies in die Spielerschaft zu holen?
Da darauf noch nicht wirklich geantwortet wurde: Ja, definitiv! Die Rollenspieler aus Dresden, die ich kenne, sind toll! Und, um das Klischee gleich mal aufzubrechen, sie positionieren sich nicht nur gegen Nazis, sondern gehen gegen sie auf die Straße. Die meisten sind allerdings Akademiker.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Just_Flo am 25.09.2018 | 06:10
Bisher haben wir also als "Schubladen" die uns als verschieden auffallen:

- geschlechtliche Identität
- geographische Herkunft innerhalb Deutschlands
- Ethnie
- Bildungsstand
- Hochdeutsch / Dialaket
- politische Positionierung


Gibt es noch mehr?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 25.09.2018 | 06:22
Alter
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: angband am 25.09.2018 | 06:26
Alter
Ja.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 25.09.2018 | 10:00
- Grad körperlicher und geistiger Einschränkung/Behinderung.
- Sexuelle Präferenz
- sozioökonomischer Stand
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Deep One am 25.09.2018 | 23:02
Nur ein Gedanke: Ich bewege immer Mal wieder den Gedanken, ein "Charity-Rollenspiel" zu schreiben (Komplexität so DSA1 Basis-Set), das dann gratis in AWO- und Rotkreuz-Läden ausliegt, um Kinder und Jugendliche zu erreichen, die mit dem Hobby anderweitig nicht in Berührung kommen würden (und besser, die Kids nerden im Keller, als dass sie im Park Haschisch spritzen und so ;)). Würde dem Hobby eine tierisch große Menge an potentiellem Nachwuchs bescheren, wäre aber auch eine tierische Menge Arbeit, die ehrenamtlich und durch Spenden gewuppt werden müsste (was auch der Hauptgrund ist, warum es bisher nur ein Gedanke ist :-D).
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bad Horse am 25.09.2018 | 23:50
Nur ein Gedanke: Ich bewege immer Mal wieder den Gedanken, ein "Charity-Rollenspiel" zu schreiben (Komplexität so DSA1 Basis-Set), das dann gratis in AWO- und Rotkreuz-Läden ausliegt, um Kinder und Jugendliche zu erreichen, die mit dem Hobby anderweitig nicht in Berührung kommen würden (und besser, die Kids nerden im Keller, als dass sie im Park Haschisch spritzen und so ;)). Würde dem Hobby eine tierisch große Menge an potentiellem Nachwuchs bescheren, wäre aber auch eine tierische Menge Arbeit, die ehrenamtlich und durch Spenden gewuppt werden müsste (was auch der Hauptgrund ist, warum es bisher nur ein Gedanke ist :-D).

Das finde ich eine großartige Idee!  :d
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 26.09.2018 | 08:54
Nur ein Gedanke: Ich bewege immer Mal wieder den Gedanken, ein "Charity-Rollenspiel" zu schreiben (Komplexität so DSA1 Basis-Set), das dann gratis in AWO- und Rotkreuz-Läden ausliegt, um Kinder und Jugendliche zu erreichen, die mit dem Hobby anderweitig nicht in Berührung kommen würden (und besser, die Kids nerden im Keller, als dass sie im Park Haschisch spritzen und so ;)). Würde dem Hobby eine tierisch große Menge an potentiellem Nachwuchs bescheren, wäre aber auch eine tierische Menge Arbeit, die ehrenamtlich und durch Spenden gewuppt werden müsste (was auch der Hauptgrund ist, warum es bisher nur ein Gedanke ist :-D).
Ich hatte sowas seit 6 Jahren vor — und schon Briefe für Jugendclubs entworfen, aber nie abgeschickt :-/

Ich häng die formatierten Texte mal an, das hier ist der Text, den ich schicken wollte:

Zitat
Ich bin Arne Babenhauserheide und schreibe diesen Brief an Sie, weil ich
meine Faszination für die aktuelle Spielform der Fantasy-Rollenspiele
mit Ihnen teilen will. Ich hoffe, dass ich Ihnen damit die einzigartige
Ausprägung gemeinschaftlich erschaffener Kunst näherbringen kann, zu der
sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben.

In diesem Umschlag sind dafür 3 Grundflyer, 3 Zusatz-Szenarien und 3
Sets Charakterkarten, die zusammen 3 Versionen der 1w6-Flyer bilden:
Freie Rollenspiele für 3-9 Beteiligte. Dazu noch ein Flyer, der
erklärt, was die 1w6-Flyer sind.

/Anmerkung: Wir verdienen mit den Flyern kein Geld und Sie können die Flyer jederzeit selbst nachdrucken (der Link auf die Quellen steht am Ende)./

** Warum machen wir das?

Ich schicke Ihnen die Flyer, weil ich denke, dass sie für Sie
interessant sein könnten. Und offen gesagt natürlich auch, weil ich
hoffe, dass Sie sie lesen und wenn sie Ihnen gefallen, sie testen und
anderen darüber erzählen.

Daher will ich Ihnen kurz schreiben, was die Flyer von anderen Heften
abhebt: „Warum überhaupt 1w6-Flyer?“

Die Frage lässt sich in 3 Schritten beantworten:

*** (1) Kreativität um der Kreativität willen

Erstens sind 1w6-Flyer Rollenspiele und damit Teil einer Kunstform,
die jenseits von Auftritten und Ausstellungen kreative Interaktion um
ihrer selbst Willen fördert. All die Geschichten und Ideen, die in
eine Runde einfließen, werden für diese Runde erschaffen. Sie können
so noch stärker als Jazz und Improvisationstheater eigene Formen des
Ausdrucks finden, da diese Formen nur für die jeweilige Gruppe von 3-9
Spielern passen müssen.

Dadurch sind sie gleichzeitig ein wundervoller Inkubator sozialer und
kreativer Fähigkeiten, da die Gruppe einen Schutzraum bietet, in dem
alle Beteiligten mit neuen Ideen und Interaktionsformen
experimentieren können.

*** (2) Leichter Zugang zur Gruppendynamik

Zweitens ermöglicht das Format der Flyer einen sehr leichten Einstieg
in das Spiel, und die Szenarien der Flyer fördern eine Freisetzung der
Dynamik der Gruppe. Die in den Charakteren und Geschichten angelegten
Potentiale geben Impulse für tief gehende Interaktionen aller
Beteiligten.

*** (3) Nachhaltig frei

Und drittens bauen die Regeln auf dem 1w6-System auf, das nicht nur für
kurze Runden sondern auch für lange Kampagnen mit über viele Jahre
laufenden, wöchentlichen Runden geeignet ist und unter einer freien
Lizenz steht: Der GPL, der verbreitetsten Lizenz freier Software.

Durch diese Lizenz kann jede Runde das Spiel für sich anpassen und die
Anpassungen weitergeben.

Gerade in einer Kunstform, die so stark die eigene Kreativität fordert
und fördert wie Rollenspiele, ist diese Möglichkeit wichtig.  Durch
freie Lizensierung wird jede einzelne Runde zum Nährboden für neue
Spielformen und kann ihren eigenen Stil weitergeben, sobald die
Mitglieder das Gefühl haben, dass sie etwas ganz eigenes gefunden
haben, das euch für andere interessant sein könnte.

Daher wäre es toll, wenn Sie die Flyer testen und weitergeben würden,
wenn sie ihnen gefallen. Auf der Webseite http://flyer.1w6.org gibt es dazu
PDFs zum herunterladen, zusammen mit den Quelldateien, die es einfach
machen, die Flyer an Ihre eigenen Vorstellungen anzupassen.

Und natürlich würden wir uns freuen, von Ihnen zu hören, welche
Erfahrungen Sie mit den Flyern machen. Denn wie jedes soziale Projekt
lebt auch die Erschaffung freier Rollenspiele von Rückmeldung.

** Wer sind wir?

Erschaffen wurden die 1w6-Flyer in einer Kooperation von Taysal, Arne
Babenhauserheide und der Illustratorin Trudy Wenzel während eines
zweimonatigen gemeinsamen Kreativitätsschubs im Sommer 2010. Die dabei
verwendeten 1w6-Regeln werden seit 2002 durch eine immer weiter
wachsende Gruppe von Bastlern und Testern gemeinsam entwickelt. Mehr
über uns finden Sie auf unserer Webseite unter http://leute.1w6.org

Nun viel Spaß beim Spielen. Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören!

→ http://mitmachen.1w6.org

Quellen zum ändern und selbst nachdrucken der Flyer: http://quellen.1w6.org

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Megavolt am 26.09.2018 | 08:58
Den Brief kannst du so nicht verschicken, weil dein Nachname unglaubwürdig klingt.  ~;D
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 26.09.2018 | 09:02
- (Sprachliches) Ausdrucksvermögen auf deutsch

Man könnte meinen, das gehört entweder nach "Ethnie", nach "Hochdeutsch", nach "Behinderung", oder nach "Bildungsstand". Was machen wir mit solchen Unterkategorien?

Außerdem:
- Literaturaffinität

Oder kann man das besser ausdrücken? Was ich meine, ist, ob jemand sich für irgendeine der typischerweise in Rollenspielen dargestellten Welten interessiert. Ich würde meinen, dass wäre dann ein Interesse für Fantasy, SF, Horror, oder Krimis. Alles andere scheint mir Marginal zu sein. Oder? (Mir ist klar: Es gibt für fast alles Rollenspiele. Aber wie typisch ist das dann noch für Rollenspiel at large?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 26.09.2018 | 19:35
... Es muss ja nicht immer gleich um die Gewinnung neuer Spieler gehen. ...

Das meinte ich mit "neue Bereiche zu eröffnen" so um A6/A7 rum.

Was deine Bewertung der konkreten drei Themen angeht, bin ich nicht ganz dabei. Was du meiner Meinung nach ignorierst, sind die ganz normalen, verbreiteten Phänomene Alltagssexismus, Alltagsrassismus und Alltagshomophobie.

Ich ignoriere diese Schlagworte ganz bewußt, weil sie eben Nichts zum praktisch dran Arbeiten anbieten, sondern letztlich nur einen Blankoscheck für den so Argumentierenden einfordern. Das hilft abseits diesem (Selbst)"Ermächtigten" keinem weiter, weil ohne dessen akute Definitionsmacht dann immer noch keine Orientierung vorliegt (und auch keine Kontrolle, ob der selbst dann sauber ist).
Deshalb müsste meiner Ansicht nach die Kernfrage sein, was sind das für Fälle des Alltags-X, welche ins Rollenspiel reinspülen und dann am konkreten Beispiel gezielt aber ergebnisoffen gearbeitet werden. 

...Das ist eben nicht unbedingt so. In meiner subjektiven Erfahrung kamen von Frauen, Homosexuellen und Nicht-Weissen genauso bescheuerte Klischees und genauso viele gedankenlose Ausdünstungen wie von allen anderen...

Aber gerade weil es hier ja um Problemzonen und Lösungen gehen soll und nicht um Schuld, ist Aufrechnen/Ablenken denke ich nicht passend. Damit gehen mögliche Übergriffe weder von der einen noch der anderen Seite weg, sondern ducken sich die Leute nur noch weiter in die Gräben.

Genauso, wie der Hinweis auf -ismen "draußen". Dass irgendwo draußen noch sehr praktische Probleme vorliegen ist unschön, aber mangels Einfluss dort letztlich nicht unser Metier. Das können wir von hier gar nicht lösen. Daher sollte, wenn etwas geschafft werden soll, der Blick auf unser eigenes Parkett fokussiert bleiben. Und da ist der einschlägige Einfluss von anderen Gruppierungen eben minimal, insbesondere hier zu Lande. In den USA mag das in der Szene ggf schon etwas extremer aussehen.
Nebenbei. interessanter finde ich da den Aspekt: Wie clicheehaft, überzeichnet etc wird da mit den nominell eigenen (Teil-)gruppen umgegangen. Denn das würde für mich den Level andeuten, welcher "Fair use" darstellen würde, der einfach dem Medium und dem Spiele/unterhaltungsfokus geschuldet ist.

...
Die andere Möglichkeit wäre, dass eine andere Kultur Rollenspiel appropriiert, das müssten aber Menschen machen, die Teil dieser Kultur sind, und nicht wir Rollenspieler von außen.

Das wäre natürlich am Besten, aber dafür braucht es erst eine gewisse Basis an Schaffenden, die schon IM Hobby sind - und in der Lage sind tatsächlich ihre Leute in größerem Maße und intern wieder allgemein anzusprechen.

Die Antwort finde ich zu kurz.

Wer für das eigene Spiel viel Material will/braucht/sich wünscht, kann das bei zu großer Zersplitterung nicht mehr bekommen (weil es sich für Verlage bei einer zu kleinen Gruppe von verlässlich Kaufenden nicht rechnet, das Material zu erschaffen).
...
 

Das ist ja gerade die zu kurze einseitige Denkweise. Ich möchte natürlich auch die Mitspieler und das Material  für "mein" Material. Ich will aber noch viel weniger ein Monopol (und damit kein Material für "mein" Spiel) wegen "Vermeidung von Zersplitterung" von Material, welches mir dann nicht gefällt.

...
Wenn mehr Diversität am Spieltisch gewünscht ist wäre es sehr förderlich wenn man sich auch an andere Spielstile / Herangehensweisen (das ist doch dann die gewünschte Diversität im Konkreten) einlässt und dann im Summe ein neuer/andere Stil entsteht anstatt seine tradierte Spielweise weiterhin chauvinistisch an erste Stelle zu setzen. ...

Es wollen ja verschiedene Leute Diversität mit unterschiedlichen Motivationen/Eigeninteressen und Möglichkeiten.  Hier ginge es mir darum erst einmal die Hemmnisse/Missverständnisse in einer Art und Weise zu sammeln, dass die jeweiligen beteiligten daraus genügend spezifische Hilfestellung erhalten die neue "Kundschaft" besser zu verstehen und damit auch ihre jeweilige eigene Situation und folgend passende Maßnahmen dazu dann ggf. etwas besser beurteilen zu können.
Für den Rest ist dann jeder für sich selbst verantwortlich.

Ich nehme diese Einschränkung als ein weiterer Aspekt der politischen Machtdiskussion wahr.
Es macht Beiträge, welche es thematisieren anekdotal und setzt die Personen potentiell persönlichen Angriffen aus. Sowohl bezüglich der Diskussion, als auch in Bezug auf die weitere Kommunikation mit den aus etwaigen Berichten betroffenen Personen.

Diese Einschränkung soll darauf zielen denen, dass an der praktischen Lage orientiert und argumentativ gepostet werden sollte, statt hier einen weiteren Stellvertreterkrieg zwischen ideologisch geschlossenen Blöcken und nur weiterem Austausch von entsprechend vorbelasteten Verallgemeinerungen und politischen Setzungen abzuziehen.
Rein wörtlich genommen ist natürlich auch der Wunsch so etwas raus zu lassen eine Einschränkung der völligen Freiheit des gegenübers und damit ein Versuch der Machtausübung, aber der Unterschied zwischen Bitte um eigenständige, sachliche  Argumentation gegenüber einer Argumentation basierend nur noch auf moralischer Lagerzugehörigkeit und zugehörigen festgefügten Glaubenskonzepten sollte doch erkenntlich sein.

Hinsichtlich Erlebnissen aus der Deutschen Rollenspiel Szene:
) Benutzung rassistischer Schimpfwörter (N*) im Spiel
Im Kontext das es beispielsweise zu einem Spiel in Amerika im wilden Westen oder den 20ern dazugehöre.
Bei Rückfragen kommt es mitunter auch zu Diskussionen das der Begriff kein rassistisches Schimpfwort sei, weil die Person es aus der Ethnologie herleitet und es historische Prägung nicht gibt respektive Einwürfe als über sensibles Machtspiel von (Pseudo-)Betroffenen gewertet wird, die nicht verstehen das das eigene Rollenspiel mit Verwendung des Begriffs unpolitisch ist.

) Rechtfertigung/Verwendung Rassistischen Darstellungen mit Verweis auf die Geschichte oder Genre
Dies geht mitunter mit einer Abwertung des Vorschlags einher den Aspekt auszulassen und führt dahingehend wahlweise den Vorwurf der Geschichtsrevision oder Anspruchslosigkeit mit sich.

Ok, dir hat es also so nicht gefallen.
Damit würde ich dazu,  aber auch allen ähnlichen Fällen, die folgende 4 Fragen behandeln wollen:
1) War das Material in einer Art und Weise unangemessen, dass es jenseits der dem Medium geschuldeten Unperfektheiten negative Botschaften auch in den Spielern relevant verstärken würde?
2) Haben Spieler die bestehenden Verhältnisse in einer Art und Weise ausgespielt, welche über das dem Genre/dem Setting zuzurechnenden Maße hinausgehend eine Identifizierung mit dem Unrecht oder Aggressivität gegenüber Beteiligten gezeigt hat?
3) In wie weit warst du über die Besonderheiten dieses Spiels vorab informiert bzw. wie bist du in ein so offenbar unpassendes Spiel hineingeraten und wie lassen sich solche Inkompatibilitäten demnächst früher erkennen und vermeiden.
4) Was gäbe oder sollte es an Alterativen geben - und hier kommen wir meiner Ansicht zur eigentlichen Diversität -  um die Bedürfnisse an Spielinhalten zu befriedigen, welche du dir von dem besgten Spiel eigentlcih erhofft hast?#

Meine Meinung dazu ist, dass es praktisch in nahezu allen - insbesondere aber historisch angelehnten -  Settings Ungerechtigkeiten und X-ismen gibt und durch den Bedarf an Konflikten, die dann ja am Spieltisch gelöst werden sollen, auch irgendwelche davon immer prominent und ggf überzeichnet im Fokus stehen werden.
Einerseits kann man diesen Grundstress natürlich im Inhalt oder auch der Darstellung auch auf 11 überdrehen und damit dann quasi zu einer Waffe machen, sei es als politische Aussage oder spezifisch auf Mitspieler gezielt.
Aber nicht jeder hat diese Stressverbindungen und auch Leute mit einem entsprechenden Befindlichkeitshintergrund gehen damit ganz unterschiedlich um, bzw. haben da unterschiedliche Umgangswünsche zu.
Generelle Zensur bis zur absolut sicheren Entschärfung kann da nicht die passende Generallösung sein - und entsprechend überzogene Empörung sehe ich genauso als eine Waffe gegen die Mitspieler.

Meine Überlegungen dazu wären daher:
A) Möglichst klare (wie wäre wieder zu prüfen) und direkt ersichtliche Information über mögliche Triggerfelder in dem Werk.
B) Entsprechende Hinweise für die das Spielen Wollenden über diese Triggerfelder und der Hinweis auf Mäßigung
C) Hinweise auf diese Triggerfelder verringernde oder vermeidende Alternativwerke (oder entsprechende Varianten im eigenen Werk). Bzw. sollte so etwas ja Anlass sein für Schaffende, zu prüfen, ob das eine nutzbare Nische ist so etwas dann zu erstellen und damit durch Diversität für alle beteiligte passende Angebote zu schaffen. 


) Verbreitung rassistischer Klischees in Inhalten bzw. Diskussionen
Diskussionen darum in wie weit Waldmenschen gerne schnackseln.
Diskussionen darum das afro-futuristische Szenarien mit einem utopischen Staat in Afrika unrealistisch sind weil die es dort nicht hinbekommen können, ganz im Gegensatz zu westlichen bzw. europäischen Zivilisationen.


) Kolportierung rassistischer Klischees im Spiel
Beispielsweise der Umstand das die Gang in einem gegenwartssetting ganz natürlich zu Latino Gangstern wird.


Bei dem Inhalt mit den Waldmenschen übersiehst du völlig, dass das nicht die einzigen sind, die entsprechend bestückt wurden. Nur interessiert es dich und auch andere bei den Thorwalern wohl nicht.
Den Fall mit dem afrikanischen Staat habe ich komplett nicht mitbekommen kann mich dazu entsprechend nicht äußern.

Die Diskussion - und insbesondere in diesem Ton - wurde also von denen losgetreten, welche das mit den Waldmenschen da einseitig rausgegriffen und skandalisiert haben.

Entsprechendes mit der Befindlichkeit zu den Latinos. Je nach Tiefe des Settings (d.h. mit einem entsprechenden längeren Fokus auf das Gangmilieu) wäre "Alles Latinos" oder erst recht käme es zu  "Alle Latinos" tatsächlich arg platt, aber das Spiel lebt auf der überwiegenden Ebene über alle Arten von Inhalten generell von Clichees. Ein Bösewicht irgendwo RL oder -ähnliches Setting zum Zeitraum 1925-1945 wird wohl auch zu 99% ein Nazi sein.

Das ist neben Dingen wie der Bewertung von Spielen die von einer Nicht-Weißen Spielercharakteren ausgehen als problematisch gegenüber Weißen. ...

Entsprechend ist wohl auch dieser Einwurf als Beispiel für die einseitig geführte Diskussion einzuordnen. Spiele mit nicht-weißen Charakteren oder auch nicht-weiße Charaktere in westlichen Kampagnen dürften nahezu so alt sein wie das Rollenspiel selbst und sind solange völlig selbstverständlcih von der Bühne gegangen, solange nicht Aktivisten da eine solche - und meiner Wahrnehmung nach eine direkt aus dem RL-politischen aggressiv gefärbte -  Diskussion daraus gemacht haben. Du kannst halt schlecht jemandem in die Suppenterrine pissen, auch wenn sie ggf stellenweise versalzen ist, und dann erwarten, dass die bisherigen Suppenfreunde das erst demütig aufessen und dann nach deiner Wahl neu kochen.

Zu erfolgreicher Rede und folgend Veränderung gehören Glaubwürdigkeit, Einfühlungsvermögen und daraus folgend auch nachvollziehbare Argumente. Was auch genau mit Anlass ist hier die abstrakten vorgekauten Ideologiebrocken raushaben zu wollen, denn diese vorgefertigten "heiligen" Muster blockieren eben genau die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Problemmaterial. 

Ist halt die Frage, ob man dann einfach mehr Spiele entwickeln sollte, dass jeder seine Interessennischee hat, die zur Not auch andere ausschließt

Das sähe ich als "konstruktive Diversität". Wobei das ja letztlich auch kein genereller Ausschluss ist, denn es geht ja gerade darum nach Möglichkeit auch passendes Alternativmaterial anzubieten.

Ich glaube wir sollten statt auf das Thema Diskriminierung auf Inkludierung schauen.

Also statt auf was könnte abschrecken auf was könnte anziehen zuschauen.

Das geht sicher fließend ineinander über.

Neues:
Ich war auch auf dem Feencon und deren Diversitätsrunde.

Dort und auch in einigen internationalen Diskussionen ist von Betroffenen die "Repräsentation" und deren Wichtigkeit betont worden. Das ist mir erst einmal nicht so einsichtig gewesen angesichts der Tatsache, das die meisten der bestehende Spieler auch so immer schon fremde Kulturen und Wesen gespielt haben (und auch die meisten der dann am Spieltisch erlebten Minderheiten) , aber bin nun zu folgenden Vermutungen gekommen:
Aus den Erfahrungen als ggf ausgeschlossene oder gar angefeindete Minderheit haben sich bei den Betreffenden ebenfalls entsprechende "Vorurteile" gebildet- Vorurteile in Anführungsstrichen, weil sie zwar nominell in ihrer Verallgemeinerung formell unkorrekt wären, aber angesichts der realen oder durch einschlägige Eindrücke befürchteten Gefahr von negativen Erlebnissen nachvollziehbar ist. Und da suggeriert eine offensichtliche positive Einbindung von fiktiven Vorbildern in das Spiel eine entsprechende positive Grunddisposition zu ihrer "Art" am Spieltisch und erleichtert es den vermeidenden Schutzreflex locker zu lassen. Es geht also eigentlich nicht um den Spielinhalt selber, sondern um die Willkommensgeste dahinter. 
Umgekehrt ist für die bestehenden Spieler der Spielinhalt relevant, den sie nicht wegen einer "speziellen Schneeflocke" dann plötzlich in massiver Neuausrichtung sehen wollen, die mit so einer Erweiterung oft droht.
Die großen und damit Einsteigersysteme sehen sich ja eigentlich eh als Multigenre, zumindest aber als Großsettings mit diversen Hintergrundkulturen. Da kann es nur gut sein das auch schon im Einstiegs/Hauptwerk entsprechend prominent zu plakatieren, auch ohne dass es damit zu einem durchgehend völlig strukturlosen Einheitsbrei kommen muss (der dann ggf. wieder Altspieler abschreckt) - denn das relevante wäre dann ja nicht "Das muss jetzt vollintegriert überall mit rein" sondern "du bist als solcher Spieler letztlich AUF SPIELEREBENE in dem Spiel auch berücksichtigt und willkommen (auch wenn das dann in entsprechenden Teilgebieten stattfindet)".
Für andere, spezifischere und von ihrer Vorlage nicht schadlos "buntbare" Spiele müssten dann eben die jeweilige spezifischen Befindlichkeiten offen und direkt angesprochen werden um klar zu machen, was in diesem Spiel zu erwarten aber ggf. auch zu ertragen ist  - wie oben beschrieben eben udn welche Alternativen es dann in der Diversität dann auch für den ggf. da nicht passend bedienten Spieler gibt. .
Nach Ethnie und Geschlecht ließe sich so etwas auch gut durch beim Rekrutierungsfaden erwähnte passende Werbevideos darlegen, bezgl. eher innerer Differenzen halt nur schlecht. 


Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 26.09.2018 | 19:38
Aber gerade weil es hier ja um Problemzonen und Lösungen gehen soll und nicht um Schuld, ist Aufrechnen/Ablenken denke ich nicht passend. Damit gehen mögliche Übergriffe weder von der einen noch der anderen Seite weg, sondern ducken sich die Leute nur noch weiter in die Gräben.

Stimmt. Mir geht es eben darum, dass bitte beides bekämpft werden möge.
Das hat nichts mit Aufrechnen zu tun, aber sehr viel mit einer realistischen Perspektive.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 26.09.2018 | 20:51


Es wollen ja verschiedene Leute Diversität mit unterschiedlichen Motivationen/Eigeninteressen und Möglichkeiten.  Hier ginge es mir darum erst einmal die Hemmnisse/Missverständnisse in einer Art und Weise zu sammeln, dass die jeweiligen beteiligten daraus genügend spezifische Hilfestellung erhalten die neue "Kundschaft" besser zu verstehen und damit auch ihre jeweilige eigene Situation und folgend passende Maßnahmen dazu dann ggf. etwas besser beurteilen zu können.
Für den Rest ist dann jeder für sich selbst verantwortlich.



Das ist mir alles viel zu kleinteilig. Es muss eine gewisse Offenheit der  Altvorderen ggü anderen Spielstilen der neuen da sein. Den Rest kann man nicht wie hier seitenweise versucht analytisch-technisch aufgedrösselt beachten sondern muß dann konkret am Spieltisch unter den Beteiligten passieren. Wenn die neuen bleiben ändert sich auch die Gruppenzusammensetzungen und mittelfristig auch die Außenwahrnehmung...
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 26.09.2018 | 21:02
Das ist mir alles viel zu kleinteilig. Es muss eine gewisse Offenheit der  Altvorderen ggü anderen Spielstilen der neuen da sein. Den Rest kann man nicht wie hier seitenweise versucht analytisch-technisch aufgedrösselt beachten sondern muß dann konkret am Spieltisch unter den Beteiligten passieren. Wenn die neuen bleiben ändert sich auch die Gruppenzusammensetzungen und mittelfristig auch die Außenwahrnehmung...

Wieso Offenheit für andere Spielstile - bzw. was siehst du denn dann als "Spielstil"? So nach GDS/GNS oder Laws Spielertypen?

Ist denn anzunehmen, dass die Neuen - einmal fürs Spielen an sich begeistert - dann ausschließlich "andere" Spielstile präferieren würden Und wenn ja, was für welche?
Wobei die "Alten" ja was Spielstile angeht eh schon jetzt alles andere als eine Einheit sind, was käme denn dann als neuer Spieltyp?.
Und wenn die Alten ihren alten Spielstil ablegen müssen sollten - wie willst du denen das dann schmackhaft machen?

Was das mit Spielstilen zu tun hat kann ich daher nicht erkennen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 26.09.2018 | 21:31
Spielstil : wie  man das Spiel interpretiert. Völlig Unbedarfte bringen da bestimmt Ansätze rein die man nicht auf dem Schirm hat. Damit sich diese wohl fühlen darf man dann nicht gleich den Deckel drauf tun.
Was ist mit den Alten: Stimmt dann ist es nicht mehr wie früher, das ist der Preis.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 26.09.2018 | 21:36
Das sind durchaus zwei verschiedene Ebenen: Spieldesign und Spielgruppen. Für die Gruppen gilt halt das was für jede Gruppe gilt: Den Grad der eigenen Offenheit muss man kennen und gegebenfalls auch dazu stehen,n wenn man ihn nicht ändern will. Oben haben wir ja mal ein paar Aspekte genannt, nachdem wir Minderheiten einteilen würden. Ich würde ja keinen dieser Aspekte als aussschlaggebend für den Spielstil sehen, erkenne jedoch manche Korrelationen und würde beispeilsweise intuitiv erstmal sagen, dass ich in meiner Runde ungern einen Zwölfjährigen haben möchte. Hier wäre ich auch nicht bereit, meinen Spielstil anzupassen, um da mehr Inklusion zu schaffen, da ich ja nicht aus Altuismus spiele, sondern um eigene Interessen zu bedienen. Ansonsten sehe ich jedoch wenig, wie der Spielstil meiner Grupee dann gewisse Minderheiten abschrecken sollte, die sich über Geschlecht, Sexualität oder Grad der Behinderung, etc. definieren. Die Aspekte sind ja online meist nicht mal offensichtlich.

Weiter wäre es interessant, was du mit Spielstil und Änderung der Altvorderen speziell meinst. Ich gehe nicht davon aus, dass eine Gruppe aus homosexuellen Nigerianern zum Beispiel zwingend weniger Spaß am DnD-mäßigen Dungeonlooten haben muss.

Mal davon abgesehen, gibt es eigentlich Gruppen, die sich speziell aus Zusammenschlüssen von Minderheiten neurekrutieren? Rollenspiel im Flüchtlingsheim wurde ja genannt. Was ist mit Altersheim oder AA-Treffen oder aus gewissen Religionsgemeinschaften? Wir hatten damals ja auch angefangen, als wir zum ersten Mal von Rollenspiel gehöhrt hatten, eine Gruppe zu gründen und uns die Regeln selbst anzulesen und einen eigenen Stil zu entwickeln. (Der war furchtbar aus heutiger Sicht). Wäre sowas bei ausreichender Werbung und eventuell Probespielmaterial an den richtigen Stellen, nicht auch für Minderheitengruppierungen denkbar, welche dann ja auch Mitspieler aus der bereits spielenden mehrheit in ihre Gruppe rekrutieren könnten?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 26.09.2018 | 21:58
Nunja die Prämisse war doch auf Kollektivebene neue bzw minderrepräsentierte Teilmengen für das Hobby  zu akquirieren. Wenn man das nicht will bzw auf Individualebene für eine Gruppe eine gewissen Typus nicht  (zB pubertierende 12 Jähriger) kann man auch alles beim Alten lassen. Aber  da greift doch schon das Gatekeeping, was man von dem/der neuen als Kategorie hält, andersrum auch : Ein Neuling*in ( ;-) ) muss ja auch erst mal so aufgeschlossen sein damit sie/er sich traut an  so einer Gruppe die diesen seltsame Spiel spielen teilzunehmen obwohl das doch bestimmt alle weiße männliche Nerds sind...

In meiner ursprünglichen Atwort am Anfang des Fadens hatte ich noch Punkt I : regelleichter Einstieg. Ich gehe davon aus das die Neuen dann sich schon selbst einsortieren je nachdem was für eine Regeldichte gewünscht ist...
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 26.09.2018 | 22:18
Nunja die Prämisse war doch auf Kollektivebene neue bzw minderrepräsentierte Teilmengen für das Hobby  zu akquirieren. Wenn man das nicht will bzw auf Individualebene für eine Gruppe eine gewissen Typus nicht  (zB pubertierende 12 Jähriger) kann man auch alles beim Alten lassen. Aber  da greift doch schon das Gatekeeping, was man von dem/der neuen als Kategorie hält, andersrum auch : Ein Neuling*in ( ;-) ) muss ja auch erst mal so aufgeschlossen sein damit sie/er sich traut an  so einer Gruppe die diesen seltsame Spiel spielen teilzunehmen obwohl das doch bestimmt alle weiße männliche Nerds sind...

In meiner ursprünglichen Atwort am Anfang des Fadens hatte ich noch Punkt I : regelleichter Einstieg. Ich gehe davon aus das die Neuen dann sich schon selbst einsortieren je nachdem was für eine Regeldichte gewünscht ist...

Naja, ich habe mit DSA4.1 angefangen und habe es wegen seiner Regeln geliebt. Gehe davon aus, dass es eventuell noch ein paar mehr Leute gibt, die so denken. Glaube dir aber auch, dass viele Leute regelleichte Spiele wollen. Aber wie gesagt, will ich ja etwas spielen, was ich auch will. Mein Primärziel ist nicht, um jeden preis neue Leute zu aquirieren. Meinetwegen können sich ja 12-Jährige zusammentun und entsprechend durchs Spieldesign gefördert werden. und natürlich werde ich auch 12-Jährige, die meinen Stil teilen bei mir willkommenheißen oder mal einzelne Runden leiten, die ich anders als sonst leite. Aber die Prämisse um jeden Preis Leute gewinnen zu wollen, teile ich nicht. Eher würde ich mich ausgegrenzt fühlen, wenn mein Spielstil nicht mehr möglich wäre und ich deswegen keinen Spaß mehr hätte.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Gbaji am 26.09.2018 | 23:36
Zitat
Mal davon abgesehen, gibt es eigentlich Gruppen, die sich speziell aus Zusammenschlüssen von Minderheiten neurekrutieren? Rollenspiel im Flüchtlingsheim wurde ja genannt. Was ist mit Altersheim oder AA-Treffen oder aus gewissen Religionsgemeinschaften

Ich weiß ja nicht, was du für eine Vorstellung vom Leben von Flüchtlingen und Alkoholikern hast, aber: Das Hobby RPG ist Eskapismus und bedarf, neben  Bildungsnähe und anderen wichtigen Zutaten, einer bestimmten Lebenssituation.
Wir haben damals mit Rollenspiel angefangen, weil wir in mehr oder weniger gut funktionierenden Lebensumständen und Familien großgeworden sind.
Wer als Flüchtling oder Suchtkranker (z.B. AA) sein Leben bestreiten muss, der hat ganz klare, existenzielle Schwierigkeiten und Nöte. Sein Handlungsbedarf bezieht sich auf das echte Leben, die Bewältigung des Alltags und realen Projekten wie Verhaltenstherapie oder in Schulkurse gehen, sich um Arbeit bemühen, um eine eigene Wohnung et cetera. RPG ist ein eskapistisches Luxushobby, das nicht in den Alltag eines Menschen mit existenziellen Sorgen passt. Unter Anleitung eines Therapeuten oder Sozialarbeiters, der unter Therapiebedingungen soetwas anbietet und kontrolliert, kann man sich das als Experiment vorstellen. Aber Leute, die realweltliche Probleme haben und um ihre Existenz und ihr Weiterkommen kämpfen müssen, die gründen keine Rollenspielgruppen und kloppen Monster im Dungeon beziehungsweise spielen eine fiktive Rolle in einer fiktiven Welt, was sie in bezug auf ihre echten Probleme in der echten Welt kein Stück voranbringt.

Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 26.09.2018 | 23:45
Ich weiß ja nicht, was du für eine Vorstellung vom Leben von Flüchtlingen und Alkoholikern hast, aber: Das Hobby RPG ist Eskapismus und bedarf, neben  Bildungsnähe und anderen wichtigen Zutaten, einer bestimmten Lebenssituation.
Wir haben damals mit Rollenspiel angefangen, weil wir in mehr oder weniger gut funktionierenden Lebensumständen und Familien großgeworden sind.
Wer als Flüchtling oder Suchtkranker (z.B. AA) sein Leben bestreiten muss, der hat ganz klare, existenzielle Schwierigkeiten und Nöte. Sein Handlungsbedarf bezieht sich auf das echte Leben, die Bewältigung des Alltags und realen Projekten wie Verhaltenstherapie oder in Schulkurse gehen, sich um Arbeit bemühen, um eine eigene Wohnung et cetera. RPG ist ein eskapistisches Luxushobby, das nicht in den Alltag eines Menschen mit existenziellen Sorgen passt. Unter Anleitung eines Therapeuten oder Sozialarbeiters, der unter Therapiebedingungen soetwas anbietet und kontrolliert, kann man sich das als Experiment vorstellen. Aber Leute, die realweltliche Probleme haben und um ihre Existenz und ihr Weiterkommen kämpfen müssen, die gründen keine Rollenspielgruppen und kloppen Monster im Dungeon beziehungsweise spielen eine fiktive Rolle in einer fiktiven Welt, was sie in bezug auf ihre echten Probleme in der echten Welt kein Stück voranbringt.

Danke. Das ist ein enorm wichtiger Beitrag und bringt vieles auf den Punkt, was ich auch wichtig finde.

Rollenspiel als Angebot für gelangweilte Menschen ist eine gute Idee.

Rollenspiel für Menschen in echten Notsituationen braucht niemand - da gibt es, wie von Gbaji geschildert, ganz anderen Bedarf.

Es mag - in seltenen Fällen - Überschneidungen geben. Aber gehört das wirklich in dieses Thema?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Scimi am 27.09.2018 | 00:05
Auch jemand mit Nöten und Sorgen kann ein eskapistisches Hobby betreiben, wenn er Gelegenheit dazu hat. Vielleicht nicht gerade wenn jemand auf der Flucht ist, aber im Knast (https://waypoint.vice.com/en_us/article/yvwnpx/dragons-in-the-department-of-corrections) scheint es zu laufen und ich kann mir vorstellen, dass z.B. Geflüchtete, die darauf warten, verwaltet zu werden oder Obdachlose in einer Unterkunft prinzipiell Zeit mit einem Rollenspiel verbringen würden. Auch in einem harten Leben ist nicht jede Sekunde Stress und Spiele können entspannen. Und von Leuten mit psychischen oder anderen Belastungen im Rollenspielumfeld habe ich mehrfach gehört, dass ihnen das Spiel wichtig ist und ihnen hilft.

Ich will damit nicht sagen, dass Menschen in diesen Situationen ideale Kandidaten wären und alle rekruttiert gehören. Ich würde ihnen aber auch nicht kategorisch das Interesse oder die Eignung für Rollenspiele absprechen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Isegrim am 27.09.2018 | 00:07
Dann muss ich mir die Leute, die mit einer Suchtproblematik oder in finanziellen Nöten Rollenspiele spielen, nur eingebildet haben; liegt ja vielleicht an meinem Drogenkonsum...
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 27.09.2018 | 00:17
Da ich im professionellen Bereich häufiger mit abhängigen Menschen und Menschen in anderen Notlagen arbeite, kann ich die Einschätzung nicht wirklich teilen. Es gibt Wander- und Skatgruppen, die sich aus einzelnen AA-Gruppen gebildet haben. Fussballteams aus Flüchtlingsheimen kenne ich auch. Als ich durch eine existenziell bedrohliche Phase gegangen bin, hatte mir Rollenspiel auch gut getan. Gerade in solchen Situationen sehnt man sich ja nach etwas Entlastung. Wenn man aus einer Sucht rauskommt, ist doch Ablenkung und eine Suche nach sinnvoller Ersetzung der Zeit, die man bisher der Sucht gewittmet hat, ein essentielles Ziel. Langeweile ist dort sehr häufig und oft ein starker Rückfallfaktor. Rollenspiel nur einer reichen Bildungselite zuzuschreiben geht meiner Ansicht nach konträr zum Ziel des Threads.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: 6 am 27.09.2018 | 07:10
Ich erinnere mich da, dass Anne Frank mit ihren Geschwistern selbst gebaute Brettspiele in ihrem Versteck hatte. Es kommt halt immer auf die Veranlagung des Menschen an, ob er Spiele spielen möchte oder nicht.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 27.09.2018 | 08:20
Jeder Fall liegt einzeln und kompliziert.

Der Punkt war, dass schwer Suchtkranke (je nach konkreter Sucht sicher in unerschiedlichem Ausmaß), traumatisierte Menschen, Menschen mit vielen anderen größeren psychischen Problemen keine geeignete Zielgruppe für Rollenspielangebote durch Nicht-Fachleute sind.

Die bisher als Gegenbeispiel gebrachten Dinge weisen größtenteils auch vielmehr darauf hin, dass Menschen in Notsituationen auf Dinge zurückfallen, die sie schon kennen (weil weniger zusätzliche Anstrengung), wenn sie sich denn ablenken wollen.

Insgesamt wäre dieser Teil der Diskussion in der Diskussion zu Rollenspielerrekrutierung besser aufgehoben.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Sashael am 27.09.2018 | 08:27
Ich weiß ja nicht, was du für eine Vorstellung vom Leben von Flüchtlingen ... hast,
Sobald sie im Aufnahmesystem angekommen sind und im Flüchtlingsheim auf ihre "Abfertigung" warten, besteht es zu einem nicht unerheblichen Teil aus Unterbeschäftigung und Langeweile.
Das Problem sind eher die Sprachbarrieren, weswegen halt so Sachen wie Fussballmannschaften wesentlich leichter zu organisieren sind.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 27.09.2018 | 08:28
Dadurch, dass (zum Glück) Menschen in einer Notsituation oder andauernden schweren Situation auch eine Minderheit sind, denke ich schon, dass es hier hingehört. Insbesondere, da Rollenspiel als Angebot in Flüchtlingsheimen hier ja schon diskutiert wurde. Dabei sehe ich keineswegs, dass dies dann therapeutisch geführt werden muss. Es geht ja um Inklusion und da wäre Hobbies immer nur mit therapeutischen Wert anzubieten eher kontraproduktiv. Man will ja nicht immer nur auf einen Aspekt reduziert werden, sondern auch einen gewissen Grad an Normalität bewahren.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 27.09.2018 | 08:42
Mal zu den praktischen Maßnahmen auf Produktseite: Es gibt ein Problem mit den Triggerwarnungen, wenn sie für einzelne Abenteuerbände ausgesprochen werden: Spoiler. Evtl. müsste man da für das Genre oder Setting welche aufstellen. "Hey, spiel kein Warhammer40k weil das enthält Trigger für alles" statt "hey, dieses Abenteuer enthält Sex, aber eure Hauptverbündete ist keine Slaanesh-Kultistin, ganz sicher". Ist erstmal ne herbe Einschränkung, aber was besseres hab ich nicht.
Wobei, doch. Muss ja nicht aufm Einband kleben, sondern könnte ne Datenbank sein, die sich nur die SL ansieht.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Deep One am 27.09.2018 | 09:07
Ich hatte sowas seit 6 Jahren vor — und schon Briefe für Jugendclubs entworfen, aber nie abgeschickt :-/

Ich häng die formatierten Texte mal an, das hier ist der Text, den ich schicken wollte:

Ich bin gerade auf sonnem Aktivurlaub, würde mich aber gerne nach meiner Heimreise mit Dir (und anderen Interessierten) weiter austauschen, wenn es Dir recht ist, vielleicht in einem eigenen Strang. :)
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Deep One am 27.09.2018 | 09:21
Ich weiß ja nicht, was du für eine Vorstellung vom Leben von Flüchtlingen und Alkoholikern hast, aber: Das Hobby RPG ist Eskapismus und bedarf, neben  Bildungsnähe und anderen wichtigen Zutaten, einer bestimmten Lebenssituation.
Wir haben damals mit Rollenspiel angefangen, weil wir in mehr oder weniger gut funktionierenden Lebensumständen und Familien großgeworden sind.
Wer als Flüchtling oder Suchtkranker (z.B. AA) sein Leben bestreiten muss, der hat ganz klare, existenzielle Schwierigkeiten und Nöte. Sein Handlungsbedarf bezieht sich auf das echte Leben, die Bewältigung des Alltags und realen Projekten wie Verhaltenstherapie oder in Schulkurse gehen, sich um Arbeit bemühen, um eine eigene Wohnung et cetera. RPG ist ein eskapistisches Luxushobby, das nicht in den Alltag eines Menschen mit existenziellen Sorgen passt. Unter Anleitung eines Therapeuten oder Sozialarbeiters, der unter Therapiebedingungen soetwas anbietet und kontrolliert, kann man sich das als Experiment vorstellen. Aber Leute, die realweltliche Probleme haben und um ihre Existenz und ihr Weiterkommen kämpfen müssen, die gründen keine Rollenspielgruppen und kloppen Monster im Dungeon beziehungsweise spielen eine fiktive Rolle in einer fiktiven Welt, was sie in bezug auf ihre echten Probleme in der echten Welt kein Stück voranbringt.

Langeweile ist ein klassisches Problem von Suchtkranken nach der Reha, die ihre Zeit vorher mit Toxen und Beschaffung von Barmitteln verbracht haben. Da passt Rollenspiel grundsätzlich wie Arsch auf Einer. Und: Da gibt's auch genügend Nerds bei, da braucht man nicht Mal groß was erklären. :)
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 27.09.2018 | 09:47
Wir reden hier von verschiedenen Gruppen und man muss das differenzieren.

Ich habe aber nach wie vor den Eindruck, dass einige sich den Umgang mit Suchtkranken und psychisch Kranken zu einfach vorstellen.
Meine Erfahrung ist eher, dass sich schon in ganz normalen Gesprächssituationen, beim Einkaufen oder so, erhebliche Probleme ergeben können.

Rollenspiel gegen Langeweile ist sicherlich eine gute Idee, wenn denn die Sprache nicht im Weg steht. Dafür muss man aber erstmal soweit sein, dass 1) Langeweile wirklich das zentrale Problem ist und 2) die Betroffenen psycho-sozial in der Lage sind, die Langeweile mit intellektuell und emotional herausfordernden Gruppenbeschäftigungen zu füllen.

Ich habe ein bißchen den Überblick darüber verloren, ob es in dieser Diskussion übrigens tatsächlich um die Heranführung von Anderen an die "Normalität" der Rollenspielszene geht, oder ob es nicht vielmehr darum geht, was sich in der Szene ändern könnte, um die Schwierigkeiten der Heranführung zu miniminieren. Ein Konzept von Inklusion, welches auf Assimilation ohne eigene Veränderung basiert, wird nicht funktionieren.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Sashael am 27.09.2018 | 09:58
Ein Konzept von Inklusion, welches auf Assimilation ohne eigene Veränderung basiert, wird nicht funktionieren.
Word!

Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 27.09.2018 | 10:00
Es ist übrigens auch eine mögliche Position, aus eben diesen Gründen dann keine Inklusion zu wollen.

Über ethische und praktische Ursachen und Konsequenzen müsste man diskutieren - wobei ich da erhebliches Eskalationspotential sehe.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 27.09.2018 | 10:04
Es ist übrigens auch eine mögliche Position, aus eben diesen Gründen dann keine Inklusion zu wollen.

Über ethische und praktische Ursachen und Konsequenzen müsste man diskutieren - wobei ich da erhebliches Eskalationspotential sehe.
Beides richtig. Aber das war ja weiter oben sogar angesprochen, und ich bekomme von Marzaan auch gar keinen missionarischen Vibe, dass das jetzt alle bei sich machen sollen. Aber wer sagt "ich fände das gut, wie macht man das?" ist hier im Thread richtig. Korrekt?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2018 | 16:19
...
Meine Erfahrung ist eher, dass sich schon in ganz normalen Gesprächssituationen, beim Einkaufen oder so, erhebliche Probleme ergeben können.
...

Das ist wohl oft auch eine Frage davon, was da jeweils gestresst ist und wie viel spezifische Energie das einen kostet.
Auch Rollenspiel kostet erst einmal Energie und das um so mehr, um so mehr Umstellung und Konzentration das zum aktuellen Zustand erfordert.
So weit ich das Konzept verstanden habe ist "leichter" Stress, d.h. eine gerade anfordernde, aber nicht überfordernde (und idealerweise mit wertig empfundenen Erfolgserlebnissen garnierte) Sache letztlich Erholung/Ausgleich etc.
Überforderungen bzw. Sachen, welche die gleichen Ressourcen erfordern wie die aktuelle Problemzone, erschöpfen daher umso mehr.

Es kommt also massiv darauf an in welchem Zustand der Betroffene gerade ist und in wie weit seine Problem mit den Anforderungen des Rollenspiels zusammenfallen.
(Zu gut kompensierend und es kann wieder eine neue Sucht entstehen ...)


...
Ich habe ein bißchen den Überblick darüber verloren, ob es in dieser Diskussion übrigens tatsächlich um die Heranführung von Anderen an die "Normalität" der Rollenspielszene geht, oder ob es nicht vielmehr darum geht, was sich in der Szene ändern könnte, um die Schwierigkeiten der Heranführung zu miniminieren. Ein Konzept von Inklusion, welches auf Assimilation ohne eigene Veränderung basiert, wird nicht funktionieren.

Es ging mir darum festzustellen, was an spezifischen erschwerenden Umstände bei der Heranführung/Beteiligung von Minderheiten anliegt, nachdem anderweitig da entsprechende Hürden reklamiert wurden und wie Eingangs beschrieben Diversität ja an sich erst einmal für nahezu alle Beteiligten positiv zu sehen ist (auch wenn das natürlich weitgehend ein Unterpunkt von "neue Spieler finden" allgemein ist).

Aus der Betrachtung würde dann wohl auch der "Preis" erkennbar sein, der dazu notwendig ist, aber damit eben auch hoffentlich eine genauere Vorstellung, was und wie möglich ist. Ob das dann einer tut oder nicht ist dann Individualentscheidung. Aber die sollte dann leichter und präziseren getroffen werden können.

Das mit dem "Konzept von Inklusion" ist zu schwarz-weiß denke ich. Inklusion durch reine einseitige Assimiliation ist sehr gut möglich ... wenn die aufnehmende Gruppierung schon ein genügend attraktives Konzept hat und dieses auch erkennbar ist.
Da liegt die Chance genau so groß, wie überhaupt dafürschon Mitspieler gefunden zu haben - inkl. ja der originären Spieler. 
Mit entsprechender und insbesondere zielgerichteter Veränderung dürften diese Chancen aber erheblich steigend das für neue Leute attraktiv zu machen.
Ich sehe das ähnlich wie mit meinem Erstkontakt zu GDS. Vorher sind Gruppen regelmäßig im Choas oder gar Streit zerbrochen, weil andere "falsch gespielt haben" (Mit dem Vorwurf munter reihum gehend).
Mit der neu gewonnenen Einsicht in die Motivation der Mitspieler war es nun möglich mit geringfügigen Änderungen am Spiel einen guten teil der Gamisten und ein paar Methodactors konstruktiv und nun weitgehend reibungsarm einzubinden - aber eben auch die Erkenntnis gereift - mit Storytellern in der Gruppe wirst du auf Dauer nicht glücklich.
Vorsätze alleine in Richtung "Du musst flexibel sein"/"Wir reißen uns mal zusammen"/...  waren hingegen davor nur eine Starthilfe für eine neue Gruppe mit neuer Hoffnung ... und dem dann genauso verlässlichen Krach etwas später wie zuvor.

"Flexibilität","Offenheit" etc.  ist eben keine Einbahnstraße, sondern letztlich sollte da ein klarer, bewußter und für alle tragbarer Kompromiss am Ende eines entsprechenden Dialogs stehen.
Und der beginnt sicher nicht mit einem Blankoscheck an eine Seite" Da musst du dich jetzt an die anderen anpassen", insbesondere wenn das die Seite ist, welche die Arbeit dazu leisten bzw. ihre bestehenden Strukturen aufgeben soll. 

Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 27.09.2018 | 17:56
Es ging mir darum festzustellen, was an spezifischen erschwerenden Umstände bei der Heranführung/Beteiligung von Minderheiten anliegt, nachdem anderweitig da entsprechende Hürden reklamiert wurden und wie Eingangs beschrieben Diversität ja an sich erst einmal für nahezu alle Beteiligten positiv zu sehen ist (auch wenn das natürlich weitgehend ein Unterpunkt von "neue Spieler finden" allgemein ist).

Was meiner Meinung nach noch nicht so gut beantwortet wurde:
Gibt es eigentlich Hürden, die speziell gewisse Minderheiten vom Hobby abhalten? Und wenn ja, welche Personen, welcher Minderheiten, werden durch welches spezielle Rollenspielcharakteristikum abgehalten?
So allgemeinposten wie Bekanntheit und Verfügbarkeit sind ja eigentlich nicht wirklich diskussionswürdig, da sie allgemein gelten. Damit würde man eher die Frage beantworten, wie man allgemein mehr Spieler bekommt. Dein Thread war ja schon spezifisch.

Oben wurden ja ein paar Merkmale von Minderheiten zusammengetragen und das einzige, was ich als spezifische Lösung rauslesen konnte, war Sprache. Da fallen einem ja ein paar Dinge ein, sei es Rollenspiele übersetzen oder spezifischer in den Deutschunterricht einbinden.

Wie sieht es bei anderen Merkmalen aus? Es werden ja Ethnie und Sexualität sehr oft als Aspekte genannt. Gibt es Rollenspielhürden, die da abgebaut werden müssen, und wo liegen die? Änderung bestehender Spiele? Erschaffung spezifischer neuer Systeme? Änderung bestehender Spielgruppen oder Aufbau von Spielgruppen aus Menschen mit diesen Aspekten? Spezielles Marketing? Änderung der Verfügbarkeit? Was ganz anderes?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 27.09.2018 | 18:11
Gibt es eigentlich Hürden, die speziell gewisse Minderheiten vom Hobby abhalten? Und wenn ja, welche Personen, welcher Minderheiten, werden durch welches spezielle Rollenspielcharakteristikum abgehalten?
(...)
Es werden ja Ethnie und Sexualität sehr oft als Aspekte genannt.

Das frage ich mich auch schon die ganze Diskussion über.

Für mich scheint die Antwort für die beiden speziellen Fälle bisher "nein" zu sein. Sowohl in den Überlegungen hier, als auch aus eigener Erfahrung. Aber vielleicht gibt es ja doch überzeugende Argumente.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Aendymion am 27.09.2018 | 18:36
Welche Hürden halten Mitspieler*innen bestimmter marginalisierter Gruppen davon ab, mitzuspielen bzw. genau soviel Spielspaß zu haben?

1. Unattraktiveres Spielmaterial. Wenn in Illustrationen kaum jemand auch nur annähernd aussieht wie ich kann’s sein, dass ich mich allein schon dadurch weniger „abgeholt“ fühle und mir eine Beschäftigung suche, bei der das eher der Fall ist.

2. Wiederfinden der eigenen Identität ausschließlich oder überwiegend in Stereotypen (z.B. bei homosexuellen Spieler*innen, aber auch Spieler*innen of Colour, falls People of Colour in der Spielwelt vor allem als Wilde oder Sklaven. Auftauchen). Ich möchte das Gefühl haben, dass man mich als Kunde*Kundin ernst nimmt und respekiert. Ebenso als Spieler*in.

3. Mangelndes Sicherheitsgefühl: Wenn in Spielrunden ein sexistisches Frauenbild vorherrscht, homophobe Sprüche gemacht oder das N*-Wort verwendet wird, ist das kein attraktiver Ort für betroffene Personen. Wenn Regelwerke voll von sexistischen Stereotypen sind und die Community, die dieses Spiel spielt, das unhingerfragt hinnimmt, könnte das durchaus jemanden davon abhalten, Teil dieses Community sein zu wollen
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2018 | 18:37
In der Feencondiskussion kam der Wunsch nach Repräsentation, d.h. die eigene Gruppe im Sourcematerial vertreten zu sehen.

Vermutungen dazu hatte ich unten in #85 beschrieben.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Megavolt am 27.09.2018 | 18:42
Ein Konzept von Inklusion, welches auf Assimilation ohne eigene Veränderung basiert, wird nicht funktionieren.

Jetzt nur mal als akademischen, nicht als sach- und diskussionsbezogenen Einwand: Wie oft haben sich die Regeln des Fußballspielens schon an mich angepasst? Nie.  Im Gegenteil, wenn ich Fußball spielen und mich zu den anderen 21 Leuten inkludieren will, dann muss ich mich wohl oder übel vollassimilieren.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 27.09.2018 | 19:04
Tja es gibt aber keine globale  monopolisierte Regeldurchsetzung im RPG. Schiefer Vergleich.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Just_Flo am 27.09.2018 | 19:10
Jetzt nur mal als akademischen, nicht als sach- und diskussionsbezogenen Einwand: Wie oft haben sich die Regeln des Fußballspielens schon an mich angepasst? Nie.  Im Gegenteil, wenn ich Fußball spielen und mich zu den anderen 21 Leuten inkludieren will, dann muss ich mich wohl oder übel vollassimilieren.

DSA oder D&D oder PF oder ... passen sich zwar nur alle Editionen an die Spieler an, aber gerade die Existenz der existierenden Systeme zeigt doch, dass das Phänomen Rollenspiel an die Interessen der Spieler angepasste Spiele anbietet.


Klar, die Fußballregeln ändern sich genauso häufig oder noch seltener wie die DSA Regeln. Darum sollte man nicht Fußball mit Rollenspiel vergleichen sondern Ballspiele mit Rollenspiel.


Klar bekommt man wohl den Großteil der potenziellen Interessenten wenn man nur die big 4-10 (welche Systeme sie auch immer sind) betrachtet. Wenn man an Ballspielen nur Fußball betrachtet ist es sicher genauso.
Jetzt stellt sich halt die Frage, ob man sagt für wen System X1 bis X10 nichts ist, der soll einfach nicht spielen. Ich persönlich fände es schäbig den Handballern, den Volleyballern, den Beachballern, den Wasserballern, den … zu sagen, dass wenn sie nicht Fußball spielen wollen sie halt kein Ballspiel spielen sollen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Megavolt am 27.09.2018 | 19:11
Tja es gibt aber keine globale  monopolisierte Regeldurchsetzung im RPG. Schiefer Vergleich.
DnD ist freilich global und monopolisiert und es gibt ja wohl auch so eine Society (oder war das Pathfinder? Egal.), die durch die Cons tourt und von der man tatsächlich sagen könnte, dass sie Regeln durchsetzt, aber darum gehts eigentlich nicht. :)

Es geht um den abstrakten akademischen Einwand, dass Vollassimilisation eigentlich eine ziemlich herausragenden Inklusionsmethode ist.

Ich will aber jetzt hier auch den Thread nicht stören, sorry.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2018 | 19:14
Tja es gibt aber keine globale  monopolisierte Regeldurchsetzung im RPG. Schiefer Vergleich.

Trotzdem würde jemand der beim Fußball/soccer darauf besteht den Ball in der Hand zu halten und Bodychecks auszuführen, wohl recht sicher darauf hingewiesen dass er da wohl in der falschen Sportart ist und bei Uneinsichtigkeit vor die Tür gesetzt.

Aber da die Forderung nach "Offenheit" noch nicht unterfüttert ist mit Praxisbeispielen, ist es leider auch noch nicht möglich zu beurteilen, wo denn diese Latte nun tatsächlich liegt. Teilnehme nur mit verbandskonformer Ausrüstung wäre z.B. etwas, wo wohl vielerorts nicht oder nicht sofort drauf bestanden würde - insbesondere in privaten Kreisen.

Es kommt halt auf den konkreten Fall an.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Just_Flo am 27.09.2018 | 20:19
Ich wiederhole mich einfach mal.
Fußball ist die Ebene DSA oder PF.
Rollenspiel ist die Ebene Ballspiele.

Auch habe ich Gerüchte gehört, dass Hallenfussball und Fußball auf dem Rasen sich durchaus unterscheiden.

Vielleicht irre ich mich aber ich glaube , die Torgröße ist bei 6 jährigen anders als bei 18 jährigen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Megavolt am 27.09.2018 | 20:25
Ich wiederhole mich einfach mal.
Fußball ist die Ebene DSA oder PF.
Rollenspiel ist die Ebene Ballspiele.

Auch habe ich Gerüchte gehört, dass Hallenfussball und Fußball auf dem Rasen sich durchaus unterscheiden.

Vielleicht irre ich mich aber ich glaube , die Torgröße ist bei 6 jährigen anders als bei 18 jährigen.

Alles korrekt und ich verstehe dein Argument auch. Und natürlich ist mein Beispiel schief, beziehungsweise müssten wir jetzt erst mal tüchtig definieren, aber das schenken wir uns bitte.

Ich erlaube mir trotzdem die Frage, ob die Inklusion erfolgversprechend ist, wenn der Wasserballspieler sagt, hey, ihr Fußballer, kommt mir doch mal ein Stückchen weit entgegen. Niemand verlangt gleich von euch, dass ihr über den Rasenplatz krault, aber wenn fürs Erste mal alle Badehosen anzögen, das fände ich schon mal lieb.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Sashael am 27.09.2018 | 20:33
Ich für meinen Teil habe das Gefühl, ihr solltet diese Vergleiche ganz lassen. Je länger ihr die hin und her schiebt und daran herumdefiniert, desto schräger und unpassender kommt mir das Ganze vor. Menschen in besonderen Lebenssituationen werden durch die Inklusion in einem Hobby nicht aus ihrer Lebenssituation entfernt, somit ist eine vollständige Assimilation schon mal von vornherein eine Illusion. Und wenn man eh die besonderen Lebensumstände berücksichtigen muss, ist die Verweigerung eines Entgegenkommens irgendwie ... merkwürdig.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: 6 am 27.09.2018 | 20:36
Ich erlaube mir trotzdem die Frage, ob die Inklusion erfolgversprechend ist, wenn der Wasserballspieler sagt, hey, ihr Fußballer, kommt mir doch mal ein Stückchen weit entgegen. Niemand verlangt gleich von euch, dass ihr über den Rasenplatz krault, aber wenn fürs Erste mal alle Badehosen anzögen, das fände ich schon mal lieb.
Die spielen dann einfach zusammen Beach-Soccer.
Ansonsten was der Sashael schrieb.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2018 | 20:47
Ich für meinen Teil habe das Gefühl, ihr solltet diese Vergleiche ganz lassen. Je länger ihr die hin und her schiebt und daran herumdefiniert, desto schräger und unpassender kommt mir das Ganze vor. Menschen in besonderen Lebenssituationen werden durch die Inklusion in einem Hobby nicht aus ihrer Lebenssituation entfernt, somit ist eine vollständige Assimilation schon mal von vornherein eine Illusion. Und wenn man eh die besonderen Lebensumstände berücksichtigen muss, ist die Verweigerung eines Entgegenkommens irgendwie ... merkwürdig.

Von ihrem "Restleben" reden wir hier doch gar nicht. Es geht nur um die Rolle als Spieler am Spieiltisch. Das hat bei Gelingen vermutlich positive Nebenwirkungen, aber voraussichtlich dann doch überschaubare.
Mit "Assimilation" ist da doch meines Erachtens deutlich nur das Spiel mit gemeint. Und da ist dann eben die Frage, was aus dem RL denn dann tatsächlich, in welchen Formen und Verteilungen (denn auch da wird es nicht DIE EINE Antwort geben) die Zugänglichkeit zum Rollenspiel beeinflusst.
Und ich sehe da auch keine allgemeine Verweigerung von Entgegenkommen, sondern wenn dann noch der Verweigerung einen Blankoscheck für die Zukunft auszustellen. Über konkrete Wünsche ließe sich hingegen bestimmt irgendwo mit irgendwem reden.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 27.09.2018 | 20:53
DnD ist freilich global und monopolisiert und es gibt ja wohl auch so eine Society (oder war das Pathfinder? Egal.), die durch die Cons tourt und von der man tatsächlich sagen könnte, dass sie Regeln durchsetzt, aber darum gehts eigentlich nicht. :)

Es geht um den abstrakten akademischen Einwand, dass Vollassimilisation eigentlich eine ziemlich herausragenden Inklusionsmethode ist.

Ich will aber jetzt hier auch den Thread nicht stören, sorry.
Gut aber es gibt trotzdem neben Fußball noch andere Ballsportarten als Alternative, wenn einem da Regeln Spielstil und Kommerzialisierungsgrad nicht gefallen. Da war das vorgebrachte Ballsport Beispiel besser. Und:
 Ich kann da jetzt auch nix akademisches Erkennen an Deinen Einwand? Definiere zb "herausragend ". Wenn Du damit absolut meinst dann haste ne Tautologie. Meinst Du das eher politisxh wertend dann ist das SC
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: 6 am 27.09.2018 | 20:57
Und ich sehe da auch keine allgemeine Verweigerung von Entgegenkommen, sondern wenn dann noch der Verweigerung einen Blankoscheck für die Zukunft auszustellen.
Und von so einem Blankoscheck für die Zukunft ist doch auf der anderen Seite auch gar nicht die Rede.
Warum muss die "Gegenseite" immer wieder in eine solche Extremsicht gestellt werden?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2018 | 21:11
Und von so einem Blankoscheck für die Zukunft ist doch auf der anderen Seite auch gar nicht die Rede.
Warum muss die "Gegenseite" immer wieder in eine solche Extremsicht gestellt werden?

Es wird gefragt, was denn da an Problemen/Wünschen anliegt.

Es kommt dann meist nur/wieder etwas zurück in der Art "Ihr müsst schon offen sein", "ihr müsst wollen" ... , also einmal eben keine konkreten Punkte, aber schon mal etwas in Richtung Vorwürfe.

Daraus lese ich, dass eine blinde Zusage zu einer beliebigen, offen gehaltenen Veränderung erwartet wird.


Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: 6 am 27.09.2018 | 21:13
Auf die schnelle: In Posting #112 wurden ein paar konkrete Wünsche geäussert und dann nicht weiter beachtet.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 27.09.2018 | 21:18
Auf die schnelle: In Posting #112 wurden ein paar konkrete Wünsche geäussert und dann nicht weiter beachtet.
Aus Post #112 ist 2.) für mich nachvollziehbar, 1.) eher weniger und 3.) der 2. Teil für mich zu schwammig und zu "belehrend".
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: 6 am 27.09.2018 | 21:27
Aus Post #112 ist 2.) für mich nachvollziehbar, 1.) eher weniger und 3.) der 2. Teil für mich zu schwammig und zu "belehrend".
Und schon kann eine Diskussion über konkrete Punkte gemacht werden.
@Maarzan: So sollte es doch sein oder? Und das Ganze ohne irgendwelche Extrempositionen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 27.09.2018 | 21:28
Kommen die Forderungen aus 112 von jemand betroffenen, jemanden, der sagt, dass er deswegen nicht spielt oder sind sie ein Schuss ins dunkle und könnten eher noch abschrecken.

1. Ich habe noch nie eine Illustration gesehen, die mich repräsentiert. Das schreckt mich nicht ab. Spiele ja auch Spiele, wo man Trolle, Spinnenviehcher oder Roboter spielt. Auch gibt es etliche Spiele ohne relevante Illustration. Gerade Universalsysteme haben ja oft nur Regeln. Sind die dann auch abschreckend oder schond der richtige Schritt?

3. sehe ich schon als sehr extreme Position. Insbesondere muss man ja nicht in bestehende Runden. Ich habe so oft Runden aus Freunden oder Fremden selbst aufgebaut. Und wenn ich in bestehende Runden bin und mich dort nicht wohl gefühlt habe, dann attributiere ich das ja nicht gleich auf das Hobby.

Interessant ist ja auch, dass auf der Ratcon und auch hier sämtliche Argumente ja häufig nur blindes Raten sind, da unter allen Beteiligten ja ein überdurchschnittliches Interess am Spiel besteht.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: 6 am 27.09.2018 | 21:35
Gerade Punkt 3 wurde hier im Forum von mehreren Frauen mehrfach als Problem geäussert. Von daher ist zumindest bei dem Punkt vollkommen unrelevant, ob der Poster weiblich ist oder nicht.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 27.09.2018 | 21:38
Gerade Punkt 3 wurde hier im Forum von mehreren Frauen mehrfach als Problem geäussert. Von daher ist zumindest bei dem Punkt vollkommen unrelevant, ob der Poster weiblich ist oder nicht.
Ich muss für mich Punkt 3 aufteilen. Satz 1 ist für mich nachvollziehbar (obwohl es mich nicht betrifft, hätte ich in einer Runde, die die Worte "schwul" und "behindert" gedankenlos und/oder als Schimpfwort nutzt, nicht sehr viel Spaß), Satz 2 hingegen geht mir zu weit bzw. ist mir zu unscharf.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2018 | 21:41
Die Repräsentation zu 1. hatte ich vorher und direkt danach angesprochen.

Die 2.sollte damit relativ eng verwoben sein. Nicht jedes Werk kann bzw will auch aus seinem eigenen Fokus alles leisten, aber gerade die "Portalspiele" sollten groß genug sein, um entsprechende Angebote machen zu können (schon aus Eigeninteresse weiteres Material zu verkaufen)  und damit diesen Bedarf nach Diversität abzudecken.
Dazu käme halt die Frage, was denn da als kritische Schwelle angesehen wird. Die Clichee und Überzeichnungsdichte ist in alle Richtungen üblicherweise recht hoch.
Und gegenüber einem Verlag ist die Forderung nach "König sein" wohl nachvollziehbar, denn die wollen dein Geld.
In einer Runde finde ich Anspruch auf "König sein" jedoch reichlich anmaßend, denn die Runde ist nicht bezahlt, um einen Einzelnen bevorzugt zu bespaßen.

Die 3. ist ebenfalls/wiederum zweigeteilt für mich.
Der erste Teil beschreibt etwas, was sich auf Spielerebene recht deutlich als aggressives Verhalten gegen eben Mitspieler lesen lässt und so entsprechend als unangemessen und übergriffig zu verurteilen und abzustellen wäre.
Der zweite Teil gibt mir so pauschal wie er da steht aber irgendwo den Eindruck, dass da bei "voll von" doch eine recht spezielle Sicht darauf vorliegt, was denn nun alles  "x-istisch" ist und dann kommen wieder Fragen auf, was da in Satz 1 denn nun wirklich vorlag.

Und damit sind wir quasi bei den 4. Fragen aus #85, um dann Fälle im Detail einordnen zu können.


Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2018 | 22:01
Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr komme ich zum Schluss, dass es fast ausschließlich am Bekanntheitsgrad liegt.

Die Spiele zu Gruppen bringen, die damit wenig oder keinen Kontakt haben und sehen, wer nerdig genug ist, mitzumachen.

Bei Flüchtlingen kommt noch der Anreiz hinzu, so die deutsche Sprache zu lernen.

Und ab dem Punkt kann man sich auch an die Anpassung von Rollenspielprodukten und Abenteuern an deren Bedürfnisse machen. Jetzt schwimmen wir alle in einer Filterblase.

Gross Bildung benötigt man auch nicht zum Spielen. Keine Ahnung, wer meinte, dass Bildungsnähe und stabile Umstände für Rollenspieler wichtig seien... Damit gehe ich nicht konform. Ich hab mit grossartige Spielern aus kaputten Elternhaus und auch mit Suchtproblematik gespielt oder welche nur die Sonderschule besucht haben.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: 6 am 27.09.2018 | 22:05
@maarzan:
Teil 1 lässt sich aber auch als unbewusstes Vorurteil lesen, dass den Mitspieler ob seiner menschlichen Eigenschaften angreift ( "der klaut doch wie ein Pole", "die hat wieder ihre Tage..." ). Problem? Ja. Assozial? Normalerweise nein. Korrigierbar ohne größere Eingriffe? Absolut.
Diese Unterscheidung ist mir deshalb so wichtig, weil eben die Benutzung solcher Unworte eben nicht automatisch bedeutet asozial zu sein. Der Wunsch auf Achtung solcher Probleme ist eben nicht ein Vorwurf gegenüber den Mitspielern. Ein entsprechendes Aufmerksam machen des Regelwerkes auf diese Probleme hilft dabei dem Spiel mit entsprechenden Mitspielern.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 27.09.2018 | 23:47
Die Spiele zu Gruppen bringen, die damit wenig oder keinen Kontakt haben und sehen, wer nerdig genug ist, mitzumachen.

Das glaube ich auch.

Gross Bildung benötigt man auch nicht zum Spielen. Keine Ahnung, wer meinte, dass Bildungsnähe und stabile Umstände für Rollenspieler wichtig seien... Damit gehe ich nicht konform. Ich hab mit grossartige Spielern aus kaputten Elternhaus und auch mit Suchtproblematik gespielt oder welche nur die Sonderschule besucht haben.

Ich habe das geschrieben. War aber nicht so absolut gemeint. Mir ging es darum, dass eine größere Bildung im Bereich Literatur, Geschichte, Sagen etc. die Wahrscheinlichkeit erhöht, an (Fantasy-)Rollenspiel Interesse zu entwickeln. Außerdem schulen die meisten Formen von Bildung das Vorstellungsvermögen, erleichtern Konzentration und Planung. Alles Dinge, die man gut gebrauchen kann. Der Durchschnitts-Rollenspielnerd hat ein eher hohes Bildungsniveau und entsprechend ausgerichtet sind viele Rollenspielangebote. Irre ich mich da?
Jemand anderes hatte geschrieben, dass die meisten Rollenspieler gern lesen und dass eine Aversion dagegen vermutlich eine Hürde ist. Sehe ich auch so. Wer nur visuelle Medien konsumiert, kann wahrscheinlich mit Rollenspiel weniger anfangen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Sashael am 28.09.2018 | 00:07
Ich hatte gerade in meiner Lehrzeit eine Menge Spaß beim RP mit Leuten, die:
Nur 8 Klassen lang die Schule besuchten
In gemeinhin nicht mit Intelligenz verbundenen Gruppen waren (Hooligans etc.)
Lesen zum Spaß nur mit Comics in Verbindung brachten

und so weiter.
Natürlich brauchten die einen Schubs und jemanden, der den SL-Part übernimmt, aber begeistert gespielt haben sie alle.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Deltacow am 28.09.2018 | 12:53
Ich habe zumindest das Gefühl, dass die Themen in Gruppen, vielleicht auch die Art oder eher die Persönlichkeit an Charakteren die gerne gespielt werden, ein bisschen mit dem beruflichen Hintergrund oder der Ausbildung differieren.

Ich hatte jahrelang eine VtM-Runde (in meinen jungen Jugendjahren), da waren die Mitspieler alle weit älter als ich, großteils Schulabbrecher bzw. zum x-tem Mal B-Matura nachholend oder irgendwie jobbend über Wasser haltend.

Dann durfte ich jahrelang Mitglied einer Runde sein, wo vom Maturanten (also "einfach Abiabschluss"), später dann auch auf dem 2ten Bildungsweg studierten, etc. ein sagen wir mal höherer Bildungsgrad vertreten war - nicht ausschließlich, aber doch so, dass ich es als "höheren Bildungsgrad" und "stabilere Lebenssituationen" beschreiben würde.

Und jetzt spiele ich jahrelang in einer Runde wo ausschließlich jeder mind. einen, eher zwei akademische Abschlüsse hat - die Hälfte der Gruppe auch tatsächlich im klassisch wissenschaftlichen Bereich arbeitet und auch das Durchschnittseinkommen (wenn ich jetzt nach österreichischen Verhältnisse gehe) eher überdurchschnittlich ist (nicht krass darüber, aber tatsächlich niemand darunter).

Vergleich ich die drei Runden (und ja, ich wurde natürlich älter, aber die handelnden Personen waren zum Teil auch in meiner ersten Runde bereits in meinem heutigen Alter), würde ich schon ableiten, dass beruflicher Hintergrund, meinetwegen auch Bildungsgrad und Milieu einen deutlichen Einfluss auf die Themen einer Spielrunde haben.

Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 28.09.2018 | 20:52
Das zeigt aber wunderbar, dass ja doch jeder etwas für sich findet und man auch in unterschiedlichen Runden apielen kann, ohne sich hundertprozentig mit jedem Mitspieler und Spielstil zu identifizieren.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.09.2018 | 21:55
Ich bin gerade auf sonnem Aktivurlaub, würde mich aber gerne nach meiner Heimreise mit Dir (und anderen Interessierten) weiter austauschen, wenn es Dir recht ist, vielleicht in einem eigenen Strang. :)
Sehr gerne!
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 28.09.2018 | 22:41
Welche Hürden halten Mitspieler*innen bestimmter marginalisierter Gruppen davon ab, mitzuspielen bzw. genau soviel Spielspaß zu haben?

1. Unattraktiveres Spielmaterial. Wenn in Illustrationen kaum jemand auch nur annähernd aussieht wie ich kann’s sein, dass ich mich allein schon dadurch weniger „abgeholt“ fühle und mir eine Beschäftigung suche, bei der das eher der Fall ist.

2. Wiederfinden der eigenen Identität ausschließlich oder überwiegend in Stereotypen (z.B. bei homosexuellen Spieler*innen, aber auch Spieler*innen of Colour, falls People of Colour in der Spielwelt vor allem als Wilde oder Sklaven. Auftauchen). Ich möchte das Gefühl haben, dass man mich als Kunde*Kundin ernst nimmt und respekiert. Ebenso als Spieler*in.

3. Mangelndes Sicherheitsgefühl: Wenn in Spielrunden ein sexistisches Frauenbild vorherrscht, homophobe Sprüche gemacht oder das N*-Wort verwendet wird, ist das kein attraktiver Ort für betroffene Personen. Wenn Regelwerke voll von sexistischen Stereotypen sind und die Community, die dieses Spiel spielt, das unhingerfragt hinnimmt, könnte das durchaus jemanden davon abhalten, Teil dieses Community sein zu wollen
Also die meisten Spielwelten die ich so bespielt hab, sind was die Gleichberechtigung von Frauen und Homosexuellen angeht eigentlich ziemlich fortschrittlich.

Was andere Minderheiten angeht ist das Problem wahrscheinlich z.T. auch ein Kulturelles. Ich mein die meisten Rollenspiele bauen ja mehr oder weniger auf irgendeinem schon vorher existierendem Genre auf. Kann man mit der Vorlage nichts anfangen ist man vermutlich nicht besonders interessiert an dem Spiel. Gerade die Typische EDO-Fantasy ist nunmal ein sehr europäisches Genre.

Und zumindest wenn die Autoren die Exotischeren Kulturen wirklich ausarbeiten werden die in der Regel auch interessanter und komplexer und nicht nur reine Stereotypen (wobei sie dann natürlich trotzdem oft noch Wilde bleiben).
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 29.09.2018 | 07:55
Dahingehend wäre es ja interessant, ob generische Rollenspiele mehr Menschen, die sich minderheiten zugehörig fühlen, anlocken, als die großen bebilderten mit fester Welt. Dann könnte ja eine Förderung eben dieser da auch schon was bewirken. Quasi ein großes Werk nur mit Regeln und ohne Welt, dafür aber Hinweisen zum Weltenbau.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Just_Flo am 29.09.2018 | 08:02
Was andere Minderheiten angeht ist das Problem wahrscheinlich z.T. auch ein Kulturelles. Ich mein die meisten Rollenspiele bauen ja mehr oder weniger auf irgendeinem schon vorher existierendem Genre auf. Kann man mit der Vorlage nichts anfangen ist man vermutlich nicht besonders interessiert an dem Spiel. Gerade die Typische EDO-Fantasy ist nunmal ein sehr europäisches Genre.

Hier wäre glaube ich ein Blick auf andere nicht so bei uns verbreitete Genres wertvoll. Also welche Genres werden bei uns nicht bespielt oder welche kennen wir nicht?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 29.09.2018 | 08:50
Hier wäre glaube ich ein Blick auf andere nicht so bei uns verbreitete Genres wertvoll. Also welche Genres werden bei uns nicht bespielt oder welche kennen wir nicht?

Die Umsetzung spielt auch eine Rolle.

Ich kann aus eigener Anschauung sagen, dass die meisten Umsetzungen von Ostasien-Settings ein bißchen weh tun, wenn man die Sprachen versteht. Als Angehöriger dieser Minderheit macht mir das große Probleme und verdirbt fast alle Fantasy-Ostasien-Settings, die ich kenne.
Wie man das Problem lösen soll, weiß ich allerdings nicht - immer jemanden mit linguistischen Kompetenzen dabei zu haben, ist nicht praktikabel. Und sicherlich betrifft das auch noch andere Gebiete, auf denen man schnell unbemerkt etwas richtig dolle verbockt.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 29.09.2018 | 09:24
Wie man das Problem lösen soll, weiß ich allerdings nicht - immer jemanden mit linguistischen Kompetenzen dabei zu haben, ist nicht praktikabel. Und sicherlich betrifft das auch noch andere Gebiete, auf denen man schnell unbemerkt etwas richtig dolle verbockt.
Ich würde vermuten: Mit Chinesen/Japanern/… EDO Fantasy spielen und nach einer Weile anfangen, mit ihnen zusammen ein Ostasien-Setting zu basteln.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 29.09.2018 | 10:16
Wer übrigens wissen möchte, was mir da die Laune verdirbt, der möge sich an den recht kreativen Gebrauch des Mischmaschs aus westlichen Sprach- und Grammatikfragmenten in japanischen Animes erinnern. Ungefähr auf dem Niveau - eher noch schlechter - findet das statt.

Ich würde vermuten: Mit Chinesen/Japanern/… EDO Fantasy spielen und nach einer Weile anfangen, mit ihnen zusammen ein Ostasien-Setting zu basteln.

Ich glaube nicht, dass eine bestimmte Ethnizität die Voraussetzung für Kompetenz ist. Gleichzeitig ist sie auch kein Garant dafür.

Aber jemanden mit linguistischen und vielleicht auch historischen und kulturellen Kompetenzen (Ethnie m.E. egal) dabei zu haben würde tatsächlich helfen. Die praktische Umsetzung dieses Lösungsvorschlags stelle ich mir schwierig vor, denn man hat ja meist niemanden.

Nur damit nicht dieser Eindruck entsteht: Ich nehme mich da gar nicht raus. Ich baue in meine Spiele auch wiedererkennbare Elemente aus verschiedenen kulturellen Kontexten ein, über die ich eigentlich nicht ausreichend informiert bin. Das könnte Leuten mit besseren Kompetenzen auch aufstoßen.

Und natürlich muss man auch zwischen zwei Fällen unterscheiden:
1) Leute, die interessiert sind und etwas eigentlich nutzen und mögen wollen, die aber durch die Aufbereitung daran gehindert werden. Mein Problem mit den meisten Ostasien-Hingergründen würde ich hier einordnen.
2) Leute, die sich aus ideologischen oder aus Profilierungsgründen gern aufregen wollen. So wie z.B. dieser Quatsch hier: https://gomakemeasandwich.wordpress.com/tag/glorantha/
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 29.09.2018 | 10:17
@maarzan:
Teil 1 lässt sich aber auch als unbewusstes Vorurteil lesen, dass den Mitspieler ob seiner menschlichen Eigenschaften angreift ( "der klaut doch wie ein Pole", "die hat wieder ihre Tage..." ). Problem? Ja. Assozial? Normalerweise nein. Korrigierbar ohne größere Eingriffe? Absolut.
Diese Unterscheidung ist mir deshalb so wichtig, weil eben die Benutzung solcher Unworte eben nicht automatisch bedeutet asozial zu sein. Der Wunsch auf Achtung solcher Probleme ist eben nicht ein Vorwurf gegenüber den Mitspielern. Ein entsprechendes Aufmerksam machen des Regelwerkes auf diese Probleme hilft dabei dem Spiel mit entsprechenden Mitspielern.

Kann alles sein. Aber genau deshalb ist es eben falsch aus "kann dieser Fall sein" dann eine Aussage und insbesodners generelle Forderungen für alle möglichen Unterformen ableiten zu wollen. Im Eingangspost habe ich z.B. 5 verschiedene Varianten aufgelistet, welche ich mit Frauen am Spieltisch erlebt habe.

Bezgl. Grundvoraussetzungen:
Klar, eine gemeinsame Sprache muss sein. Unterschiedliche Systeme/Stile erfordern darüber hinaus auch noch weitere spezifische Qualitäten - zumindest um voll teil zu nehmen, aber bis dahin ist es ja für alle Teilnehmer üblicherweise noch ein Weg. 
Wichtiger ist da wohl die Grundbereitschaft sich auf eine Rolle einzulassen und den RL-Balast/Konditionierungen zurück zu lassen.

Anekdote: In China habe ich Magic-Spieler angesprochen, wie das mit Rollenspiel aussieht. Das war grob bekannt, aber nicht sozial akzeptiert. Nach der Aussage hat Spielen für junge Leute von Seiten der Eltern etc. eh eine geringe Akzeptanz, aber da es wohl nicht vermeidbar ist, dann wenigstens Sachen, wo man "mit dem Kopf gewinnt". Rollenspiel wurde hingegen als kindlicher, verweichlichter Eskapismus angesehen.  In wie weit einer der erzählt und 2 die nicken repräsentativ sind, kann ich nciht beurteilen. Aber selbst wenn so jemand dann spielen würde (weil z.B. in Europa weit weg von den Eltern) würde das wohl auf das Spiel abfärben und mit so manchen Stilen inkompatibel sein.

Was andere Minderheiten angeht ist das Problem wahrscheinlich z.T. auch ein Kulturelles. Ich mein die meisten Rollenspiele bauen ja mehr oder weniger auf irgendeinem schon vorher existierendem Genre auf. Kann man mit der Vorlage nichts anfangen ist man vermutlich nicht besonders interessiert an dem Spiel. Gerade die Typische EDO-Fantasy ist nunmal ein sehr europäisches Genre.

Und zumindest wenn die Autoren die Exotischeren Kulturen wirklich ausarbeiten werden die in der Regel auch interessanter und komplexer und nicht nur reine Stereotypen (wobei sie dann natürlich trotzdem oft noch Wilde bleiben).


Die Umsetzung spielt auch eine Rolle.

Ich kann aus eigener Anschauung sagen, dass die meisten Umsetzungen von Ostasien-Settings ein bißchen weh tun, wenn man die Sprachen versteht. Als Angehöriger dieser Minderheit macht mir das große Probleme und verdirbt fast alle Fantasy-Ostasien-Settings, die ich kenne.
...

Die "aufnehmenden" Runden müssen aber auch etwas damit anfangen können, sonst sind die abgehängt. Wobei, wenn die Runde neu gegründet ist, wird Diversistät hier sicher auch nicht mehr abgelehnt als andere Systemwechsel.

Problematischer dürfte es da wohl mit den überzogenen und widersprüchlichen Erwartungshaltungen sein. Ein nicht entspannter Historiker etc. würde bei der "europäischen Mittelalteranlehnung" der typischen Settings auch seine Krisen bekommen. Ein Rollenspiel ist eben kein historisches oder kulturwissenschaftliches Werk ggf noch PC-gespült.

Und nach dem was in amerikanischen Foren zu lesen ist, kann es eh KEINER richtig machen.
Ignorierst du fremde Kulturen grenzt du aus.
Versuchst du dich amateurhaft zeigst du keinen Respekt.
Forschst du ernsthaft udn übernimmst maßgeblich reale Vorlagen bestielst du eine Minderheit um ihre Kultur.
Bügelst du reale Probleme platt igorierst oder leugnest du reales Unrecht.
Reproduzierst du diese realen Probleme, dann wird dir genau diese Gesinnung und deren Unterstützung dann persönlich zugeschrieben.
Und in einer ähnlichen Falle wie Materialanbieter sitzen dann ja auch willige Mitspieler, die sich auf solches Material bzw. ein Spiel mit potentiellen Opfertypen einlassen.
Doppelte Punktzahl, wenn dann nicht nur realweltliche Korrektheit gefordert wird, sondern als angemesen empfundene erfundene Elemente gefordert werden und damit letztlich Geschmacksraten.

Sobald "Aktivisten" im Spiel sind, ist eh kein konstruktiver Umgang mehr möglich.

Meine Messlatte wäre deshalb, keiner kann sich beschweren, dessen Gruppe nicht mehr verdreht und als Clichee dargestellt wird als seine westlichen Entsprechungen.

Dahingehend wäre es ja interessant, ob generische Rollenspiele mehr Menschen, die sich minderheiten zugehörig fühlen, anlocken, als die großen bebilderten mit fester Welt. Dann könnte ja eine Förderung eben dieser da auch schon was bewirken. Quasi ein großes Werk nur mit Regeln und ohne Welt, dafür aber Hinweisen zum Weltenbau.

Hier wäre glaube ich ein Blick auf andere nicht so bei uns verbreitete Genres wertvoll. Also welche Genres werden bei uns nicht bespielt oder welche kennen wir nicht?

Wer "groß" ist und nicht ausdrücklich eben ein spezifisches Thema hat, sollte zumindest deutlich machen können, dass sein System entsprechende Diversität bedienen kann. Rein generische Spiele haben ja durchaus ihre eigenen Einstiegs-/ Akzeptanzprobleme.

Aus der Betrachtung der Einsteigerproblematik bei einer eigenen öffentlichen Gruppe:

These1: Arschlöcher (auf beiden Seiten) wird man per Regeln oder Verhaltenshinweisen eh nicht einfangen können. Das sind dann auch typischerweise RL-Probleme, welche wir als Spielszene nicht reparieren können.
These2: Was danach noch übrig bleibt sind primär Kommunikationsprobleme.
These3: Die Erwartung/Erfahrung mit Ablehnung und Anfeindung ähnelt dann in der Praxis der Einbindung von introvertierten oder zumindest leicht sozialphoben Personen an sich.
These4: Auch am Tisch sitzen oft Leute, die ähnliche Problem haben oder hatten und ihre eigenen Probleme oder auch im homogenen Fall subkritischen Eiegenheiten haben, damit aber nicht in der Lage sind Integrationsarbeit zu leisten.
Zumindest in meiner Schulzeit war die feste Rollenspielumgebung zu einem maßgeblich Anteil auch ein Sammelbecken der Außenseiter, autistisch Angehauchten, Introvertierten, Gemobbten, Streber, Stotterer etc. und hatte für die damit auch quasi Selbsthilfecharakter. Dazu kamen noch ein paar ausdrückliche "Bildungsbürgerkinder", aber die "Coolen" hatten besseres zu tun und ließen das zum Teil auch Spüren.
Wer in einem Forum da jetzt groß drüber diskutiert, dürfte darüber zumindest weitgehend weg sein und ich kenne jetzt nicht die aktuelle pschologische Zusamemnsetzung von Jugendgruppen, aber das dies sich jetzt grundlegend geändert hätte, würde ich ohne allgemeien Bestätigung jetzt einmal nicht glauben. Eher hat meiner Sicht nach der PC-Aufstieg da noch einmal gesiebt und hat die reinen "Genussspieler" zum PC-Getrieben und die anderen zurück gelassen.

Maßnahmen:
A) Eine Bewußtseinsschärfung - quasi wie ein medzinischer Beipacktzettel, noch ganz ohne "Forderungen" -  für mögliche Triggerfelder sollet zumindest das Feld für einen aufmerksamen Dialog bereiten.
B) Wie bei erster Hilfe ist in einer Gruppe wenig Unterstützung zu erwarten. Daher würde ich vorschlagen: Neue Spieler bekommen ausdrücklich einen Mentor aus der Spielerschaft zur Seite gestellt als Ansprechpartner. (Doppelter Pluspunkt, wenn das derjenige ist, der sonst dominant/aggressiv/spotlightgrabbend auftritt und jetzt quasi ein Nebenziel/Weg für Anerkennung bekommt) Klar sollten eigentlich alle helfen, insbesondere der SL, aber gerade der SL hat üblicherweise eh schon arg viel zu tun und muss außerdem noch weiter als neutrale Institution wirken. Da ist "Förderung" problematisch, insbesondere, wenn auch andere Leute mit Problemen noch mit am Tisch sitzen.

Bei einem Mentor hat man persönliche Betreuung, die der Neue ausdrücklich mit Fragen und Problemen "belästigen" darf, man muss Probleme nicht direkt vor einer größeren Gruppe ansprechen und vertreten (oder sich "dumm" präsentieren).
So ein Mentor sollte Rollenspiel, ggf. dieses Spiel oder gar diese Gruppe kennen und kann damit als Insider aus der Außenseitersicht unverständliche oder gar antagonistische Eindrücke erklären (und dass diese eben typischerweise nicht persönlich sind)  oder ggf umgekehrt als "Funktionsperson" einen anderen Mitspieler auf Problemverhalten hinweisen, ohne das dies als SL-Maßregelung oder aber "Besserspielerei" empfunden wird und kann auch im kleinen Kreis erfolgen statt daraus direkt eine groß aufgehängte Grundsatzdebatte ggf. ink. "Anklage" und folgend Mitspieler im direkten Gefechtsmodus zu machen, weil es jetzt um Grundsätzliches/die eigene Haut geht. Das problematisch empfundene Verhalten mag ja auch nach eigentlichen/ursprünglichen Statuten völlig OK sein, aber eben einen Neuling vor Probleme stellen , die dieser z.B. im Gegensatz zu einem erfahreneren Spieler dann nicht bedienen kann oder ihn irgendwo vermeidbar triggern, wenn man das nur genauer wüßte. Umgekehrt kann der Mentor dann auch den Neuen über seine Fehler (zumindest aus seiner Sicht als Insider) briefen und auch umgekehrt so eine öffentliche Bloßstellung vermeiden.
C) An den Spielleiter: Neulinge haben eh genügend Neues zu lernen und Schwierigkeiten zu überwinden. Lasst den Scheiß mit der neutralen Gruppenfindung "jeder für sich" oder gar die Eigeninitiative beim Anschluss an eine bestehende Gruppe. Sorgt dafür, dass es einen auf Spielerebene vertrauten Zugang zur Gruppe gibt (aber nordet den Neuling auch darauf, dass dies mit entsprechender Loyalität zu erkaufen ist! Welpenschutz für Backstabber und Partydiebe erzeugt auch Krach!)


Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 29.09.2018 | 10:28
Bezüglich der ostasiatischen Settings geht es mir wirklich vor allem um die Sprachen.
Vielleicht kann ich es so erklären: Mittelerde funktioniert unter anderem deshalb so gut, weil die Sprachen und damit die Namen plausibel sind.
Bei Dingen wie "LongTaoki" ("Drachengefäß") und "ToKisu" ("Schwertkuss") schaudert es mich halt. Überhaupt: Völlig willkürliche Vermischungen von chinesischer und japanischer Sprache sind strukturell völlig unplausibel.
Der Punkt ist, dass man das nur dann bemerkt, wenn man zu der Minderheit gehört, die diese Sprachen zumindest in den Grundzügen kennen.

Und nahc dem wa sin amerikanischen Foren zu lesen ist, kann es eh KEINER richtig machen.
Ignorierst du fremde Kulturen grenzt du aus.
Versuchst du dich amateurhaft zeigst du keinen Respekt.
Forschst du ernsthaft udn übernimmst maßgeblich reale Vorlagen bestielst du eine Minderheit um ihre Kultur.
Bügelst du reale Probleme platt igorierst oder leugnest du reales Unrecht.
Reproduzierst du diese realen Probleme, dann wird dir genau diese Gesinnung und deren Unterstützung dann persönlich zugeschrieben.
Und in einer ähnlichen Falle wie Materialanbieter sitzen dann ja auch willige Mitspieler, die sich auf solches Material bzw. ein Spiel mit potentiellen Opfertypen einlassen.
Doppelte Punktzahl, wenn dann nicht nur realweltliche Korrektheit gefordert wird, sondern als angemesen empfundene erfundene Elemente gefordert werden und damit letztlich Geschmacksraten.

Sobald "Aktivisten" im Spiel sind, ist eh kein konstruktiver Umgang mehr möglich.

Wunderbare Zusammenfassung. Danke!
Das fasst genau zusammen, wogegen wir uns - meiner Meinung nach - wehren müssen.

Wenn wir uns einig sind, dass dieser Unfug raus ist, können wir anfangen, sinnvoll zu diskutieren.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ludovico am 29.09.2018 | 10:55
Und weil Anbieter es in den USA eh nicht allen recht machen können, ist es für diese wohl am Sinnvollsten folgendes zu machen:
a) Akzeptieren, dass immer jemand meckert.
b) Shitstorms ignorieren. So wie echtes Wetter gehen die auch wieder weg.
c) Zielgruppe definieren. Kommt Kritik aus der Zielgruppe, ist das wichtig. Kommt sie von ausserhalb der Zielgruppe, kann man sie ignorieren.

Also alles in allem entspannt bleiben.

Was Sprache angeht, so denke ich, dass da viel zu viel Aufhebens gemacht wird. In der ersten Edition von 7te See gab es diverse sprachliche Ausrutscher im Deutschen, die in meinem Bekanntenkreis eher für Belustigung sorgten.
Und der Zorroverschnitt hiess El Vago, was übersetzt wohl "der Schmutz" bedeutet.
Aber darüber hab ich eher Belustigung gelesen.

Ich wäre sehr daran interessiert, wie eine Gruppe Nordafrikaner mit Coriolis umgeht.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Mutifu am 29.09.2018 | 11:18
Zitat
Anekdote: In China habe ich Magic-Spieler angesprochen, wie das mit Rollenspiel aussieht. Das war grob bekannt, aber nicht sozial akzeptiert. Nach der Aussage hat Spielen für junge Leute von Seiten der Eltern etc. eh eine geringe Akzeptanz, aber da es wohl nicht vermeidbar ist, dann wenigstens Sachen, wo man "mit dem Kopf gewinnt". Rollenspiel wurde hingegen als kindlicher, verweichlichter Eskapismus angesehen.  In wie weit einer der erzählt und 2 die nicken repräsentativ sind, kann ich nciht beurteilen. Aber selbst wenn so jemand dann spielen würde (weil z.B. in Europa weit weg von den Eltern) würde das wohl auf das Spiel abfärben und mit so manchen Stilen inkompatibel sein.

Was auch noch relativ akzeptiert ist, ist Spielen als soziale Aktivität. Spiele wie Werwölfe vom Düsterwald und Ableger sind zum Beispiel recht beliebt. Da könnte man ggf. anknüpfen. Hatte mir schon bevor ich den Post hier gelesen habe überlegt, jetzt für Chinesen explizit müsste ein Spiel vielleicht folgende Kriterien erfüllen:

1. Spieler können individuell "gewinnen" (Wie genau man das verpackt weiß ich nicht, vielleicht wird einer als größter Orkschlächter ausgezeichnet oder was auch immer)

2. Das ganze sollte irgendwie casual sein. Jeder kann mitspielen, ich denke die einfachen Grundregeln und das Spiel als "Gespräch" von PbtA wäre ein Ansatz. Wer nicht in Charakter sein mag kann da auch einfach Moves ansagen. Für Punkt 1. müsste da halt angebaut werden.

3. Ein zumindest mal originär asiatisches Setting (Nicht zwingend inhaltlich, obwohl ein historisches chinesisches Setting sicher vielen Leuten gefallen würde). Dazu gehören auch und vor allem Illustrationen und Layout um die Ästhetik zu treffen. Da könnte man sich Onlinespiele ansehen, die sehr beliebt sind.

Das soll aber nur ein Beispiel sein dafür, wie man an eine bewusste Veränderung des Rollenspiels herangehen könnte. Es wurde ja schon gesagt, dass es wohl besser wäre die Zielkultur würde das Rollenspiel "appropriaten" und dann selbst was draus machen. Dem stimme ich definitiv zu. Aber sonst bliebe wirklich nur viel mit den entsprechenden Gruppen spielen und irgendwann werden sie es schon mögen. Ist vermutlich nicht ganz so gruselig wie es klingt.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Isegrim am 29.09.2018 | 11:47
Sry, aber das mit der Sprache ist kein Diversitätsproblem. Das ist ein Problem von Sprachliebhabern.

Bei Dingen wie "LongTaoki" ("Drachengefäß") und "ToKisu" ("Schwertkuss") schaudert es mich halt.
Überhaupt: Völlig willkürliche Vermischungen von chinesischer und japanischer Sprache sind strukturell völlig unplausibel.

Sicher, genauso unplausibel wie die Vermischung von Latein & Griechisch; "Automobil"... ;)
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 29.09.2018 | 12:09
Sry, aber das mit der Sprache ist kein Diversitätsproblem. Das ist ein Problem von Sprachliebhabern.

Sicher, genauso unplausibel wie die Vermischung von Latein & Griechisch; "Automobil"... ;)

Dann definiere doch bitte "Diversität" mal.
Wenn es nun doch ausschließlich um ethnische, sexuelle und geschlechtliche (etc.?) Minderheiten gehen soll, dann möge das bitte jemand klar sagen. Und ich möchte dann über Sinn und Unsinn davon diskutieren.
Anhand der hier ausgegebenen Linien, halte ich "Sprachliebhaberei" für hinreichend distinktiv. Und selbst wenn jemand diese Ansicht nicht teilen sollte: Es ist auch ein "ethnisches" Problem, weil diese Sprachunfälle jedem Erstsprachler  in diesen Sprachen auffallen und den meisten auch aufstoßen werden. Bezeichnend ist in dieser Hinsicht ja auch, dass das bei aus realweltlichen europäischen Sprachen (fast?) nie so vorkommt.

Bezüglich der Plausbilität: Dein Beispiel greift überhaupt nicht. Es gibt - ähnlich wie zwischen griechischer und lateinischer Sprache - auch zwischen chinesischer und japanischer Sprache Möglichkeiten der Entlehnung und der Neubildung. Die müssen dann aber angepasst werden, weil Lautbestand, möglicher Silbenaufbau und Wortbildungsgewohnheiten sich unterscheiden.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 29.09.2018 | 12:14
Sprachliche Befindlichkeiten scheinen ja als Teilgruppe derselben zumindest wie andere kulturelle Darstellungen ein mögliches Hemmnis bei der Einbeziehung von bisher Außenstehenden zu sein udn damit ein Dibversitätshemmnis bezogen auf Spielerdiversität.

In wie weit so etwas von den Bestandsspielern/anbietern überhaupt geleistet werden kann, ist dann die andere Frage.
Vorwürfe deswegen hielte ich dann aber für kräftig überzogen, aber die hat es hier meinem Eindruck nach dazu ja noch nicht gegeben, nur die Anmerkung, was stören könnte.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Isegrim am 29.09.2018 | 12:45
@ felixs: Ich weiß tatsächlich nicht, wie ich mit deinem Beitrag umgehen soll. In den meisten anderen Zusammenhängen, bei dem es um Diversität im politischen Sinne geht, würde ich einen Troll-Beitrag vermuten, der die Forderungen nach Diversität ad absurdum führen soll. Überspitzt: "Unterpriviligierte Gruppen sollen unterstützt werden? Und was ist mit uns Kaninchenzüchtern?"

Wohlwollend lesend nehme ich das mal nicht an, kann aber auch nur sagen: Ist mir genauso egal, wie es mich nicht stört, wie Historie, Soziologie ua Wissenschaft im Rollenspiel verwurstet werden (auch von mir). Oberflächlich, klischeebehaftet, anekdotisch. Oder wie die deutsche Sprache in manchen anderssprachigen Rollenspielen auftaucht.

Ich sehe da keine ethnische oder kulturelle Komponente. Einzelne mögen davon abgestoßen sein oder es nervig finden, aber einzelne Historiker werden sich auch sagen: "Mit so was pseudo-mittelalterlichen wie Mittelerde will ich mich nicht abgeben."
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 29.09.2018 | 12:56
Danke für die behutsam formulierten Bedenken.

Tatsächlich scheint mir auch einiges an der Diversitätsdiskussion absurd zu sein - Maarzan hat das ein paar Beiträge weiter oben sehr schön zusammengefasst.
Eigentlich geht mit dem Begriff der "Diversität" los und dann der Frage, warum das überhaupt erwünscht sein sollte. Mehr Mischung ist ja erstmal nicht intrinsisch "besser". In der Diskussion zum Thema bekommt man aber oft den Eindruck, dass es messbare Quoten geben würde.
Wenn damit gemeint ist, wie man tatsächlich vorhandene Probleme mit Rassismus, Sexismus etc. abbaut, dann bin ich dafür. Aber auch da ist zu diskutieren, wie man das macht. Und ob das ein spezifisches Problem der Rollenspielszene ist.

Andererseits: Wenn wir den Ball nicht sehr flach halten, dann wird es politisch (oder besser: noch politischer) und die Diskussion wird beendet.

Mir fällt dazu ein:
1) Seid nett zueinander.
2) Nehmt konkrete Einwände ernst.
3) Vorverurteilt niemanden.

Ansonsten kommt es mir so vor, als ob das meiste gesagt wäre. Ich werde mich wahrscheinlich jetzt auch mal wieder bevorzugt anderen Dingen widmen....
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Isegrim am 29.09.2018 | 13:12
Mir fällt dazu ein:
1) Seid nett zueinander.
2) Nehmt konkrete Einwände ernst.
3) Vorverurteilt niemanden.

Unterschreib ich sofort. Wird (fast) jeder sofort unterschreiben, auch wenn man den eigenen Ansprüchen nicht immer gerecht wird, unterschrieben oder nicht.

Ich fürchte aber, auf mehr wird man sich als "Szene" nicht einigen können. Wenn die gesellschaftlichen Diskurse in diesen Fragen eines lehren, dann mE das.

Sry, wenn das bezogen auf das Thread-Thema destruktiv wirkt.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 29.09.2018 | 13:21
Ich fürchte aber, auf mehr wird man sich als "Szene" nicht einigen können. Wenn die gesellschaftlichen Diskurse in diesen Fragen eines lehren, dann mE das.

Sry, wenn das bezogen auf das Thread-Thema destruktiv wirkt.

Meinerseits keine Entschuldigung nötig, ich sehe das auch so.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 29.09.2018 | 14:00
Bezeichnend ist in dieser Hinsicht ja auch, dass das bei aus realweltlichen europäischen Sprachen (fast?) nie so vorkommt.
Naja Deutsch wird von den Amis mit unter auch ganz schön verunstaltet.

Wenn es um "Diversität" in typischen EDO Welten (mit starker Anlehnung an "historische" Vorlagen) angeht, denk ich, dass zu mindestens Nah- und Fernöstliche Kulturen kein großes Problem sind. Sondern ehr die anderen (z.B. Afrikanischen) wo es keine Vorlagen für höher entwickelte Zivilastionen gibt (oder zu mindestens keine die allgemein bekannt sind, und in Filmen, Roman ect. vorkommen). 
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 29.09.2018 | 14:01
Ich bin in meinem Leben unter anderem folgenden Personen begegnet und hatte in ernst zu nehmendem Maß mit ihnen zu tun:

Eine gläubige Türkin, die dem liberalen Bürgertum ihrer Heimat entsprang, in ihrer Heimat DnD spielte, später nach Deutschland zog und einen ethnisch deutschen Christen heiratete
Eine türkischstämmige deutsche alleinerziehende Mutter, die sich mit ihren Kindern von ihrer gesamten Familie abnabeln musste, um die Möglichkeit zu bekommen, zu arbeiten, denn eigentlich war für sie die Rolle als Hausfrau und Mutter vorgesehen
Einen Vietnamesen, der 1980 mit seiner Frau per Boot aus Vietnam floh, um dem Militärdienst im Kambodschakrieg zu entgehen, bei dem Rekruten in Scharen verheizt wurden, auf dem Meer von thailändischen Piraten aufgegriffen wurde, die nicht nur alle Wertsachen mitnahmen, sondern auch die Frauen vergewaltigten und Öl ins Trinkwasser kippten, bevor er einige Stunden später von der Kap Anamur aufgesammelt wurde
Eine Tamilin, die zwar in England aufwuchs, aber noch enge Bande zu Familienmitgliedern in Sri Lanka hat, von denen einige im Bürgerkrieg gestorben sind, und die starke Probleme hat, sich gegen die patriarchalen, sozialkonservativen anderen Familienmitglieder durchzusetzen und studieren und arbeiten zu können, statt Kinder in die Welt zu setzen
Dazu Homosexuelle, Transsexuelle, Ausländer, Behinderte

Ich bin mir auch sicher, dass die meisten Leute hier ähnliche und längere Listen vergleichbaren Inhalts erstellen können.

Warum liste ich das also auf? Weil ich im direkten Umgang mit diesen Menschen die Möglichkeit zur konkreten Erkenntnis hatte, dass sehr viele Menschen in Lebenswirklichkeiten feststecken, die mit unserer nur sehr bedingt etwas zu tun haben, und gegen Probleme ankämpfen, die wir uns allenfalls abstrakt vorstellen können. Wir sind uns alle im Klaren darüber, dass Frauen unterdrückt werden, Krieg Leid und Opfer in rauhen Mengen produziert etc. etc. Trotzdem ist es, oder war es zumindest für mich, noch einmal etwas anderes, mit den Betroffenen direkt zu interagieren. Diese Menschen haben auf viele Dinge eine vollkommen andere Sichtweise als wir. Die ist nicht notwendigerweise besser, aber allein die Auseinandersetzung damit ermöglicht Horizonterweiterung.

Das lässt sich *vermutlich* auch aufs Rollenspiel übertragen. Menschen mit anderen als den Lebenswegen der Mehrheit bringen auch andere Sichtweisen an den Spieltisch. Das *kann* das Spiel natürlich bereichern. Auf der anderen Seite ist das nicht zwangsläufig der Fall. Ich denke, je mehr man "einfach nur spielen" will, umso weniger Nutzen hat man konkret im Spiel von erhöhter Diversität, bis zu dem Punkt, an dem sie zu schaden beginnen kann, wobei das auch eine Aussage über die Spielrunde trifft. Für mich sieht das grundsätzlich anders aus. Ich habe gerne Spieler, die die Dinge nicht mit den Augen des weißen, männlichen Geeks sehen, weil ich der Überzeugung bin, dass sie nicht nur mein Leben bereichern und mir die Möglichkeit geben, meine Echokammer zu verlassen und meine eigenen Erkenntnisse zu hinterfragen, sondern dass sie darüber hinaus durch ihre besonderen Erfahrungen das Spiel an meinem Spieltisch bereichern können.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 29.09.2018 | 14:02
Bei dem Thread geht es ja auch nicht darum, dass irgendwer zur Leistung aufgefordert werden soll. Bloß um Möglichkeiten für die, die was tun wollen.
Alles andere ist Unsinn und Nebelkerzen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 29.09.2018 | 14:09
Was wir nicht unterschlagen dürfen: Wer überhaupt Rollenspiel spielt, ist meist für Mehrheitskulturen überhaupt nicht repräsentativ. Das gilt für Männer, Frauen, Deutsche, Nicht-Deutsche, mit allen möglichen Hintergründen. Die Beispiele von Crimson King zeigen das gut.

Die Frage war ja: Was bedeutet das für das Rollenspiel?

Bisher haben wir: Verschiedene Menschen sehen die Dinge unterschiedlich - was sich auch aufs Spiel, vor allem auf die Situation in der Spielgruppe auswirkt.

Was wir noch nicht hatten: Haben verschiedene Menschen unterschiedliche Ansprüche an Rollenspiel und kann (oder gar muss) Rollenspiel dem entgegenkommen? Und wenn ja, wie?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 29.09.2018 | 14:26
Das lässt sich *vermutlich* auch aufs Rollenspiel übertragen. Menschen mit anderen als den Lebenswegen der Mehrheit bringen auch andere Sichtweisen an den Spieltisch.

Das kann man allerdings auch mit Leuten, die ansonsten Apsekte mit einem teilen. Wenn man davon ausgeht, dass vier weiße Männer mittleren alters an einem Tisch sitzend nicht divers wären, liegt man sicher falsch. Auch hier habe ich schon Menschen mit teils krassen Lebenswegen erlebt und habe andererseits aber auch schon mit leuten zusammengesessen, die zwar aus komplett anderen umständen kamen, aber an sich ein ziemlich blantes Leben geführt haben.
Das soll dein Argument und die Geschichten dahinter nicht entkräftigen, sondern eher den blick dahin lenken, dass es teiloweise nicht berechtigt ist, gewisse Leute und Gruppierungen (oben wurden Sprachfetischisten und Kanninchenzüchter genannt) aus der Diskussion auszuschließen und einfach anzunehmen, dass solche Typen nicht wertvoll für eine diverse Runde sein können.
Deswegen kam ja oft schon die Fragen, warum eigentlich Diversität. Wenn man dadurch neue Erfahrungen machen kann, ist doch erstmal jeder neue Mitspieler interessant. Und am anderen Ende muss man auch bedenken, dass es ja auch um das hobby gehen muss. Mitspieler mit total spannenden Leben und Persönlichkeiten sind sicher gute Freunde, aber wenn sie kein Interesse an dem Hobby und der Spielweise haben, muss ich sie ja auch nicht da versuchen reinzuquetschen. Dann macht man halt mal was anderes und spielt mit 4 Kopien von sich dann das Spiel.

Bisher haben wir ja von Hürden gesprochen, die bezwungen werden müssen, damit auch andere Leute ihren Weg zum Rollenspiel finden. Wie sieht es aber mit Stärken des Rollenspieles aus? Wie kann man Appetit auf das Spielen machen, damit auch Leute dazu finden, die sich sonst eher ausgeschlossen aus sozialen Aktivitäten fühlen?

Was mir zum Beispiel auf Cons aufgefallen ist, ist, dass dort viele Besucher mit körperlichen Behinderungen waren, die aber im Hobby selbst keine Rolle spielen. Selbst im Vergleich mit eher mainstream Dingen, wie Gamescon oder buchmesse, fand ich den Anteil an Leuten mit körperlichen behinderungen auf RS-Cons höher. habt ihr ähnliche Erfahrung gemacht? Hast das ganze vielliecht da schon einen Reiz, der inherent bereits zu stärkerer Inklusion führt?

Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 29.09.2018 | 14:28
Sprachfetischisten

Ey!  :)


Was mir zum Beispiel auf Cons aufgefallen ist, ist, dass dort viele Besucher mit körperlichen Behinderungen waren, die aber im Hobby selbst keine Rolle spielen. Selbst im Vergleich mit eher mainstream Dingen, wie Gamescon oder buchmesse, fand ich den Anteil an Leuten mit körperlichen behinderungen auf RS-Cons höher. habt ihr ähnliche Erfahrung gemacht? Hast das ganze vielliecht da schon einen Reiz, der inherent bereits zu stärkerer Inklusion führt?

Auf Rollenspielcons gehe ich ja nicht. Aber auf Brettspielcons ist mir genau das aufgefallen: Sehr viele Menschen mit körperlichen Behinderungen. Übrigens auch nicht wenige mit (leichten) geistigen Behinderungen. Wie verhält es sich da im Rollenspiel?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Just_Flo am 29.09.2018 | 15:32
Bei dem Thread geht es ja auch nicht darum, dass irgendwer zur Leistung aufgefordert werden soll. Bloß um Möglichkeiten für die, die was tun wollen.
Alles andere ist Unsinn und Nebelkerzen.

Quoted for truth.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 29.09.2018 | 15:40
Und nach kurzem PN-Gespräch: Ich würde mich persönlich auf Minderheiten konzentrieren, in die Leute einfach so hineingeraten sind, und nicht solche die aufgrund von Expertise oder Lifestyleentscheidung (Spracherwerb, Karnickelzucht, was sonst noch genannt wurde) willkürlich zustande kommen. Nicht nur wegen "selbst Schuld", sondern auch weil man jeden in irgendeine Minderheit sortieren kann, was unpraktisch wird, und den Begriff schwächt. Den Einwand von anderer Seite, dass man sich trotzdem als Betroffener nicht wohl fühlt mit manchen Settings ("Die Verhunzen das Japanische", "Das ist Geschichtsleugnung, Roy Black hat nie gefärbt") verstehe ich, aber ich glaube, das gehört nicht zum Fokus des Threads.
Sorry, wenn ich hier den Wikipedia-Relevanz-Onkel gebe, aber es soll gegen Derailment helfen :)
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 29.09.2018 | 16:16
Das kann man allerdings auch mit Leuten, die ansonsten Apsekte mit einem teilen. Wenn man davon ausgeht, dass vier weiße Männer mittleren alters an einem Tisch sitzend nicht divers wären, liegt man sicher falsch.

Der Grad an Diversität dürfte dann doch etwas geringer sein, als wenn du mit vier Personen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, unterschiedlichen sozialen Schichten, unterschiedlichen Geschlechtern und sexuellen Orientierungen spielst. Wobei das wiederum der Extremfall ist, bei dem die Chancen, dass die Gruppe dysfunktional ist, weil man zu wenig Gemeinsamkeiten hat, die einen zusammenbringen, vermutlich nicht zu verachten sind.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 29.09.2018 | 16:40
Der Grad an Diversität dürfte dann doch etwas geringer sein, als wenn du mit vier Personen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, unterschiedlichen sozialen Schichten, unterschiedlichen Geschlechtern und sexuellen Orientierungen spielst.

Das wäre eben die Frage, ob dem so ist. Und was diese "Diversität" dann ist. Im Sinne des Diversitätsdiskurses ist das selbstverständlich dann mehr Diversität, weil mehr Quoten erfüllt sind.

Grundsätzlich wäre ich aber erstmal in der Gruppe derjenigen, die bezweifeln würden, dass das so sein muss.

Allgemein, nicht (nur) an Crimson King:

Meint ihr denn, das bei einer bestimmten Schublade von Leuten jeweils vorhersagbar ist, was in Bezug auf Rollenspiel* zu erwarten ist und was möglicherweise ein Problem sein könnte?

Mir scheint das nämlich immer noch alles ziemlich individuell und nicht gut schubladisierbar zu sein.

Das einzige, was mich an den bisher genannten Merkmalen wirklich überzeugt ist das - sehr abstrakte - Merkmal "ethnische Kulturzugehörigkeit". Den Großteil davon würde ich dann als Probleme durch unterschiedliche Vorstellungen von Umgangsformen, Tabus, Wertvorstellungen denken. Das sind ja Dinge, die alles andere als rollenspielspezifisch sind - möglicherweise mit Ausnahme von Tabus und daher (nicht) spielbaren Szenarien.

Meine Erfahrung bisher ist, wie schon beschrieben, dass es im Spiel mit Männern, Frauen, Homo-, und Heterosexuellen, verschiedenen ethnischen Hintergründen (nur sicherheitshalber: fast) keine anhand dieser Linien feststellbaren Unterschiede gab.
Einige auf Gruppen verallgemeinerbare Unterschiede wahrgenommen habe ich in Bezug auf Bildung. Ansonsten waren es immer individuelle Unterschiede, die ich Lebenserfahrungen und charakterlichen Neigungen zuordnen würde.

*
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Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ifram am 29.09.2018 | 17:30
Der Grad an Diversität dürfte dann doch etwas geringer sein, als wenn du mit vier Personen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, unterschiedlichen sozialen Schichten, unterschiedlichen Geschlechtern und sexuellen Orientierungen spielst.
Alles dass könnten die vier weißen Männer mittleren Alters sein. Beim Geschlecht habe ich kurz gezögert, aber auch Mann ist nicht unbedingt gleich Mann. Dass die statistische Wahrscheinlichkeit kleiner ist vermute ich aber auch.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Aendymion am 29.09.2018 | 17:54
Hier wird ja immer die Sorge laut, dass man es sowieso nicht alle recht machen könne. Ich glaube aber, dass es gar nicht notwendig ist, bei nem Rollenspielprodukt ne Diversity-Checkliste abzuarbeiten, um Menschen zufriedenzustellen, denen Diversity und Repräsentation wichtig ist. Meine Hypothese wäre eher, dass es viel bewirken würde, wenn ein gewisses Bewusstsein und eine grundlegende Bereitschaft zur Repräsentation von Diversität in einem Produkt erkennbar ist. Eine Meta-Botschaft sozusagen.

Es gibt nämlich meiner Meinung nach durchaus übergreifende Gemeinsamkeiten, die Mitglieder unterrepräsentierter Gruppen kennen:

1. Quasi nicht-existieren in einem Setting (weil nicht explizit beschrieben / bebildert)
2. Existent, aber sehr stereotyp beschrieben
3. Existent, aber nur in Nebenrollen / für Plot und Setting nicht relevanten Funktionen

Wenn in einem Rollenspielabenteuer auch mal ein homosexueller Charakter in einer plotrelevanten Funktion auftaucht und nicht stereotyp beschrieben wird, freut das nicht nur den schwulen Leser (und sagt ihm „Du bist Teil unserer Community“), sondern vielleicht auch Frauen, People of Color oder Menschen mit Behinderung. Denn die Botschaft dahinter ist doch: Wir als Verlag haben uns bewusst entschieden, in respektvoller Art und Weise einer Figur die Bühne zu überlassen, die nicht Mitglied der Mehrheitsgesellschaft ist.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 29.09.2018 | 17:58
Das wäre eben die Frage, ob dem so ist.

Ne, in dem extremen Beispiel ist das echt keine Frage, solange man eine auch nur ansatzweise an die Wortbedeutung von "Diversität" angelehnte Begriffsdefinition verwendet. Das Beispiel ist aber auch nicht praxisnah. Es diente nur der Veranschaulichung.

Diversität hat halt eine Menge (konkret: unendlich viele) Dimensionen. Wenn du einer Gruppe von drei studierten Informatikern, die in der selben Firma arbeiten und aus wohlsituiertem Hause kommen, einen vierten hinzufügst, der mit den dreien studiert hat und arbeitet, dessen reiche Eltern aber aus Südamerika kommen, wirst du die Diversität vermutlich nicht besonders erhöhen. Auf der anderen Seite erhöht sich die Diversität wohl, wenn du der Frauenrunde einen fundamentalistischen Araber hinzufügst. Dass sich dadurch das Spielerlebnis verbessert, möchte ich aber bezweifeln.

Meint ihr denn, das bei einer bestimmten Schublade von Leuten jeweils vorhersagbar ist, was in Bezug auf Rollenspiel* zu erwarten ist und was möglicherweise ein Problem sein könnte?

Mir scheint das nämlich immer noch alles ziemlich individuell und nicht gut schubladisierbar zu sein.

Definitiv. Du kannst für Schubladen was vorhersagen, aber Individuen wirst du nur individuell betrachten können. Es geht in diesem Thread aber um Diversität ganz allgemein, also nicht mal schubladenbezogen. Zumindest hatte ich Maarzan so verstanden.


Meine Erfahrung bisher ist, wie schon beschrieben, dass es im Spiel mit Männern, Frauen, Homo-, und Heterosexuellen, verschiedenen ethnischen Hintergründen (nur sicherheitshalber: fast) keine anhand dieser Linien feststellbaren Unterschiede gab.

Bei gemischtgeschlechtlichen Runden hatte ich schon Situationen, in denen es relevant war, dass wir keine reine Herrenrunde hatten, und sich Spielerinnen an Sexismus im Spiel gestört haben, der den Männern so konkret garnicht aufgefallen wäre bzw. den man als bedeutungslos abgestempelt hätte. Ohne es konkret gemerkt zu haben, bin ich mir aber auch sicher, dass Spielerinnen in bestimmten Situationen anders agiert haben, als es die meisten männlichen Spieler getan hätten. Ich würde vermuten, dass die Unterschiede oftmals eher fein und nuanciert und nicht notwendigerweise merkbar sind, wenn man nicht darauf aufmerksam gemacht wird. Um hier sinnvolle Antworten zu bekommen, müsste man die betroffenen Personen aber selbst befragen.

Definitiv agiere ich als SL und als Spieler anders, wenn ich Spieler am Tisch habe, bei denen ich aufgrund mir bekannter Aspekte ihres Hintergrunds das Risiko sehe, sie durch undifferenzierte Darstellung meiner bzw. undifferenzierte Wahrnehmung ihrer Charaktere zu beleidigen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 29.09.2018 | 18:12
Guter Hinweis von Aendymion  :d
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Aendymion am 29.09.2018 | 18:33
Es wurde ja hier schon ein oder zweimal erwähnt, aber es gab auf der FeenCon dieses Jahr ein Diskussionspanel zu Diversity und Repräsentation, das von Judith Vogt, Askin Hayat Dogan und mir gehostet wurde. Hier ist der Link zum Mitschnitt:

https://m.youtube.com/watch?v=uvnlH04J8Bg (https://m.youtube.com/watch?v=uvnlH04J8Bg)
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 29.09.2018 | 19:51
Zitat
Wenn in einem Rollenspielabenteuer auch mal ein homosexueller Charakter in einer plotrelevanten Funktion auftaucht und nicht stereotyp beschrieben wird, freut das nicht nur den schwulen Leser (und sagt ihm „Du bist Teil unserer Community“), sondern vielleicht auch Frauen, People of Color oder Menschen mit Behinderung. Denn die Botschaft dahinter ist doch: Wir als Verlag haben uns bewusst entschieden, in respektvoller Art und Weise einer Figur die Bühne zu überlassen, die nicht Mitglied der Mehrheitsgesellschaft ist.
Da bin ich neugierig:
Beim Lesen von "Waterdeep: Dragon Heist" bin ich (bisher) auf 3 Stellen gestossen, bei denen die Macher wohl Diversität zum Ausdruck bringen wollen:

- Homosexueller Abenteurer, der gerade seinen Partner verloren hat
- Verheiratete Genasi-Schmiede (männlich)
- Intersexuelle(r) Elf(e) (Beruf ist mir gerade entfallen)

Während es bei den ersten beiden Beispielen eher beiläufig erwähnt wird, wird es bei letzterem sehr deutlich betont (Er/Sie möchte nicht mit "Er" betitelt werden).

Aber:
Für das eigentliche Abenteuer haben sie nur eine beiläufige Rolle. Sie gehören weder zu den Protagonisten noch zu den Antagonisten.

Ist das jetzt "Gewollt, aber nicht gekonnt." oder völlig in Ordnung in Hinblick auf Diversität?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Aendymion am 29.09.2018 | 20:00
Da bin ich neugierig:
Beim Lesen von "Waterdeep: Dragon Heist" bin ich (bisher) auf 3 Stellen gestossen, bei denen die Macher wohl Diversität zum Ausdruck bringen wollen:

- Homosexueller Abenteurer, der gerade seinen Partner verloren hat
- Verheiratete Genasi-Schmiede (männlich)
- Intersexuelle(r) Elf(in) (Beruf ist mir gerade entfallen)

Während es bei den ersten beiden Beispielen eher beiläufig erwähnt wird, wird es bei letzterem sehr deutlich betont (Er/Sie möchte nicht mit "Er" betitelt werden).

Aber:
Für das eigentliche Abenteuer haben sie nur eine beiläufige Rolle. Sie gehören weder zu den Protagonisten noch zu den Antagonisten.

Ist das jetzt "Gewollt, aber nicht gekonnt." oder völlig in Ordnung in Hinblick auf Diversität?

Ich finde, dass das Beispiel ein guter Schritt in die richtige Richtung ist. Es ist deutlicher und mehr, als es das oft in der Vergangenheit in offiziellen Publikationen gab. D&D ist ein Mainstream-RPG mit enormer Reichweite. Und es bietet zumindest auch ein paar Möglichkeiten, die Figuren im konkreten Spiel weiter zu vertiefen. Ich persönlich fände es gut, wenn eine dieser Figuren auch mal eine zentralere Rolle hätte, aber wie gesagt, das ist auf jeden Fall eine positive Entwicklung.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 02:07
Ein nicht entspannter Historiker etc. würde bei der "europäischen Mittelalteranlehnung" der typischen Settings auch seine Krisen bekommen.
Wobei auch nicht so entspannte Historiker Fantasy-Rollenspiele spielen — und irgendwann dann Settings schreiben, die besser passen. So wie auch Physiker Pulp Science-Fiction spielen, und manchmal auf Hard Science-Fiction schielen; und das dann irgendwann in ihrer Runde anbieten.

Und so entstehen dann die Settings, die nicht entspannte Historiker und Physiker mögen. Und wenn sie technisch gut wurden, spielen sie auch andere.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 02:07
Wer übrigens wissen möchte, was mir da die Laune verdirbt, der möge sich an den recht kreativen Gebrauch des Mischmaschs aus westlichen Sprach- und Grammatikfragmenten in japanischen Animes erinnern. Ungefähr auf dem Niveau - eher noch schlechter - findet das statt.
Das ist so cool — aber weil ich weiß, dass es japanisch ist :-)

Kagematsu High nutzt das, indem die Kirche in der Schule "Christentum, wie es in Animes beschrieben ist" betreibt. Was die einzige Form des Christentums ist, die ich erträglich finde … (OK, vielleicht ein Sonderfall :-) ).

Was kein Sonderfall ist: Da ich die Quelle kenne, kann ich ihnen viel verzeihen und Spaß damit haben, auch weil ich es toll finde, dass sie die Kultur aufgreifen, in der ich aufgewachsen bin.
Zitat
Aber jemanden mit linguistischen und vielleicht auch historischen und kulturellen Kompetenzen (Ethnie m.E. egal) dabei zu haben würde tatsächlich helfen. Die praktische Umsetzung dieses Lösungsvorschlags stelle ich mir schwierig vor, denn man hat ja meist niemanden.
Dann würde ich sagen, ist man nicht der richtige für den Job. Und wenn man es doch richtig machen will, nimmt man Kontakt zu Leuten aus der Kultur auf und fragt, ob sie helfen können.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 02:18
Der Grad an Diversität dürfte dann doch etwas geringer sein, als wenn du mit vier Personen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, unterschiedlichen sozialen Schichten, unterschiedlichen Geschlechtern und sexuellen Orientierungen spielst.
Wenn du all diese Dinge kombinierst, dann ja. Wenn du aber mit Akademikern aus 4 unterschiedlichen Ländern spielst, kannst du leicht geringere Diversität haben, als unter 4 Leuten, die in 50km Umgebung von dir geboren wurden.

Zu sexueller Orientierung ist mir etwas ähnliches aufgefallen, als ich eine Zufallstabelle dazu gemacht habe und dann die relative Anzahl von Homosexuellen, Bisexuellen und Transsexuellen recherchiert habe. Plötzlich musste ich überlegen, was die anderen 85% eigentlich an Merkmalen haben — also außer "hetero". Und habe mich an einen Artikel erinnert, der sagte, dass viele Beziehungen wegen unterschiedlichen Wünschen zur Häufigkeit von Sex scheitern. Das war der Anfang einer Tabelle mit 16 unterschiedlichen Merkmalen zu Sexualität (http://www.1w6.org/blog/drak/2018-09-18-ews-30-f-r-den-nanowrimo#sexualitaet). Wenn ich damit auch nur halbwegs richtig liege, gibt es zwischen einer/einem zufällig gewählten Homosexuellen und einer/einem zufällig gewählten Heterosexuellen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede in Bezug auf Sexualität.

Das soll nicht heißen, dass Homosexuelle ignoriert werden sollten, sondern hier im Kontext vielmehr, dass wir Homosexuelle ansprechen können, ohne Heterosexuelle zu verlieren. Denn wenn der schwule Charakter leidet, weil sein Partner unglücklich ist, dass sie so selten Sex haben, kann da auch ein Gutteil der Heterosexuellen mitfühlen. Wir dürfen nur nicht in die Falle gehen, Leute aus Randgruppen in ihrer Identität darauf zu reduzieren, dass sie Teil der Randgruppe sind.

EDIT: Die 85% Heterosexuellen sind ohne Homosexuelle, Transsexuelle und ohne Bisexuelle — das hatte hier gefehlt. Ich habe das jetzt korrigiert. Homosexuelle sind in der Studie, auf der die Tabelle aufbaut, auf 4% abgeschätzt. Danke an Samael für den Hinweis.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Samael am 30.09.2018 | 08:23
Denn wenn der schwule Charakter leidet, weil sein Partner unglücklich ist, dass sie so selten Sex haben, kann da auch ein Gutteil der Heterosexuellen mitfühlen.

Das ist doch Realsatire. Für welche Spielgruppe soll das relevant sein? Reden wir noch über PnP Rollenspiel oder worüber wird hier theorisiert??

PS:
85% Heteros? Wie kommst du denn auf diese Zahl?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Der Oger (Im Exil) am 30.09.2018 | 08:53
Ich muss nun einfach mal dazwischen hauen.

Ihr überseht, was das wichtigste für eine florierende RSP- Community ist: geile Spielleiter.

Es bricht sich immer darauf herunter.

Nur Leute, die eine Gruppe ins Leben rufen, sie binden und aufrechterhalten können,  werden einen nennenswerten Beitrag für Integration durch Rsp leisten können.

Wenn nicht Ihr, wer sonst?

(Ich habe mich neulich sehr gefreut,  dass ein algerischer Bekannter von mir eine Ausbildung angefangen hat. Weil,  und so sehe ich das,  er dann nicht mehr klauen, dealen, betteln und seinen Arsch verkaufen muss.)

Und bitte,  bitte, bitte: Niemand will sich als Bittsteller fühlen. Als Empfänger Eurer Gnade. (Wenn Ihr es tatsächlich schafft,  innerhalb der toxischen Umgebung einer Flüchtlingseinpferchanstalt eine dauerhafte und laufende Runde zustande zu bringen, will ich nichts gesagt haben.)

Dennoch mag ich glauben, dass ein guter SL(Tm) einen wichtigen Integrationsbeitrag leisten kann.

Was andere diskutierte und ggf.  ausgeggrenzte Randgruppen angeht: Ihr seid entweder geile Sl, oder ihr seid es nicht.

(Mich persönlich interessiert es für das Rsp nicht,  woher jemand kommt,  welche Hautfarbe er/sie hat,  mit wem er/sie schläft oder wo er/sie das Kreuz bei der Wahl setzt. Ich konzentriere mich auf das Geschehen am Spieltisch.)

Alles andere hat mich nur bedingt zu interessieren,  denn ich pflege meine Haltung klar zu kommunizieren.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 30.09.2018 | 09:59
Das ist doch Realsatire. Für welche Spielgruppe soll das relevant sein? Reden wir noch über PnP Rollenspiel oder worüber wird hier theorisiert??

Würde ich für meine Spielrunden nicht ausschließen, auch wenn ich das konkrete Beispiel noch nicht hatte. Ich bin nun nicht der klassische Soap-Spieler, der ständig nicht abenteuerrelevante private Details der Charaktere ins Rampenlicht zerrt, aber wenn sexuelle Frustration Motivation für eine Aktion seitens des NSC ist, die wiederum Auswirkungen auf die Handlung hat, ist das doch toll.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Isegrim am 30.09.2018 | 10:05
Gibt halt Leute, die im Rollenspiel auf die Thematisierung des Liebes- und Geschlechtslebens der (N)SCs verzichten können.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 10:25
Das ist doch Realsatire. Für welche Spielgruppe soll das relevant sein? Reden wir noch über PnP Rollenspiel oder worüber wird hier theorisiert??
Wir hatten schon häufiger Runden, in denen Sexualität relevant war. Wenn in diesen Runden nur Heteros auftauchen, ist das ein wirklicher Ausschluss einer Randgruppe. Darüber rede ich.
Zitat
85% Heteros? Wie kommst du denn auf diese Zahl?
Von 4-14% Homo- oder Bisexuelle aus dem Dalia-Report: https://www.jetzt.de/lgbt/dalia-studie-zu-lgbt-anteil-in-der-bevoelkerung (bei meinem Artikel verlinkt. Wie gesagt: Ich habe die Minimal-Hausaufgaben für eine Zufallstabelle gemacht und war überrascht, was ich alles übersehen hatte)

Auf 15% gerundet, weil ich den Zahlen nicht genug traue, um das Gefühl von 1% Genauigkeit vermitteln zu wollen.

Mit hetero definiert als "weder homo noch bi".
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 10:27
Gibt halt Leute, die im Rollenspiel auf die Thematisierung des Liebes- und Geschlechtslebens der (N)SCs verzichten können.
Und das ist völlig OK. Ein Teil von Diversität ist es nämlich auch, das Thema wegzulassen, wenn du jemanden in der Runde hast, der es nicht mag. Halt dann, wenn du das merkst.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 30.09.2018 | 10:36
Eigentlich geht mit dem Begriff der "Diversität" los und dann der Frage, warum das überhaupt erwünscht sein sollte. Mehr Mischung ist ja erstmal nicht intrinsisch "besser". In der Diskussion zum Thema bekommt man aber oft den Eindruck, dass es messbare Quoten geben würde.
 

Es gibt da halt zweit Ebenen und zwei Ansätze.
Materialmäßig den einen, der im (leider nicht soo seltenen) Extrem jedes Werk an einer einheitlichen PC-Quote messen will - und meiner Meinung nach eben keine Diversität sondern eine neue PC-Verordnete Einheitsbrühe ist - und Diversität als Angebot, sprich es gibt eine Menge diverses Material, so dass die Wahrscheinlichkeit etwas für einen passendes zu finden entsprechend steigt.

Auf Spielerseite ist es so, dass doch eine Menge Leute mehr/neue Mitspieler suchen bzw. sich zumindest professionelles Material bei der aktuellen Marktgröße nur für wenige anzubieten lohnt. Damit wäre "mehr Spieler" für viele ein weiterer Vorteil und wenn es da Gründe geben sollte, warum ganze Bevölkerungsteile da ausgeschlossen sind, sollte es zumindest für diese spielermangelgeplagten Bereiche Sinn machen sich mögliche Hemmnisse mal anzuschauen.

Zuletzt als kleinerer und leider selbst wieder RL-konfliktträchtiger Teil wäre eben die Quelle an neuen Kulturen und bisher vernachlässigten Konflikten, welche neues Material generieren können für die, welche vom bisherigen Angebot so langsam satt sind und nach etwas Neuen schauen.

Bei dem Thread geht es ja auch nicht darum, dass irgendwer zur Leistung aufgefordert werden soll. Bloß um Möglichkeiten für die, die was tun wollen.
Alles andere ist Unsinn und Nebelkerzen.

Exakt, mir geht es um die Analyse, was ggf. im Argen auf praxistauglichem Detaillevel liegt und welche Lösungsmöglichkeiten es dafür gäbe.
In wie weit jeder darauf dann eingehen wollte/kann, wäre seine Sache, würde dies dann aber hoffentlich nach dem Lesen hier mit etwas mehr Verständnis zu der Sache oder auch ein paar nützlichen Werkzeugen tun.

Was wir noch nicht hatten: Haben verschiedene Menschen unterschiedliche Ansprüche an Rollenspiel und kann (oder gar muss) Rollenspiel dem entgegenkommen? Und wenn ja, wie?

Genauer haben wir hier die Teilfrage: Was haben die Kraft RL-Abweichungen aus der bisherigen Hauptgruppe Spieler herausfallenden potentiellen Spieler aus diesem Hintergrund heraus für unterschiedliche Ansprüche (+nähere Betrachtung dieser, denn wir wollen ja Lösungen finden)
Angesichts dessen, das wir ein Nischenhobby sind, wäre deine Frage für eine generelle Einzugserweiterung bezgl Spieler natürlich dort auch generell interessant. 

...

Bisher haben wir ja von Hürden gesprochen, die bezwungen werden müssen, damit auch andere Leute ihren Weg zum Rollenspiel finden. Wie sieht es aber mit Stärken des Rollenspieles aus? Wie kann man Appetit auf das Spielen machen, damit auch Leute dazu finden, die sich sonst eher ausgeschlossen aus sozialen Aktivitäten fühlen?

Was mir zum Beispiel auf Cons aufgefallen ist, ist, dass dort viele Besucher mit körperlichen Behinderungen waren, die aber im Hobby selbst keine Rolle spielen. Selbst im Vergleich mit eher mainstream Dingen, wie Gamescon oder buchmesse, fand ich den Anteil an Leuten mit körperlichen behinderungen auf RS-Cons höher. habt ihr ähnliche Erfahrung gemacht? Hast das ganze vielliecht da schon einen Reiz, der inherent bereits zu stärkerer Inklusion führt?

Rollenspiel war meiner Erfahrung nach stets ein Sammelbecken für die, die "ausgeschlossen aus sozialen Aktivitäten" (des Mainstreams) waren und darüber hinaus. Das führt aber halt auch zu einer entsprechenden Anzahl von Personen mit eigenen Problemen und andererseits auch vereinzelt zu dem, was "toxische Toleranz" genannt wurde: Solange es keinen in der Gruppe direkt betraf, wurden auch Leute mitgeschleppt, die sonst (aus unterschiedlichsten Gründen) nahezu überall rausfliegen.
In so weit war das schon immer "vor den Würfeln sind alle gleich", aber üblicherweise auf lokalem (Leidens- wie auch Bekanntheits-)level.
Mit der medialen Öffnung und leichten Vermainstreamung der Szene haben diejenigen, die nicht eh im Privatleben isoliert bleiben, nun die Situation, dass ihre Schutznische plötzlich "offen" ist und andere Leute wieder Mainstreammaßstäbe anlegen - unter anderem andere, mindest genauso gestörte Gestalten wie der kleine Anteil aber sehr lauter im RL frustrierte "Aktivisten".


Meint ihr denn, das bei einer bestimmten Schublade von Leuten jeweils vorhersagbar ist, was in Bezug auf Rollenspiel* zu erwarten ist und was möglicherweise ein Problem sein könnte?

Mir scheint das nämlich immer noch alles ziemlich individuell und nicht gut schubladisierbar zu sein.

Verschubladisierung ist ein Werkzeug, leider auf beiden Ebenen "argumentativer Missbrauch" und als "analytische Teilbetrachtung".
Die konstruktive Betrachtung erfordert sogar eine Verschubladisierung denke ich. Die fehlende Differenzierung ist ja gerade Quelle von (Verständnis und folgend Real-)Problemen. Umgekehrt ist aber eine Einzelfallbetrachtung für jedes Individuum auch einfach nicht leistbar.
Also sollte es darum gehen das Problemfeld möglichst günstig was sowohl Aussagekraft auf der einen wie Restfehler auf der anderen Seite angeht aufzuteilen und so dem Problem Stück für Stück Herr zu werden.
Allerdings bietet sich eine politisch motivierte Zuschneidung und insbesondere Belabelung von entsprechend groben Schubladen auch als rhetorische Keule an.

Anekdotischer Einwurf: "Bildungsunterschiede" und folgend Kommunikationsprobleme habe ich oft genug auch nicht "quer" nach dem formellen Bildungslevel erlebt, sondern "längs" nach "technisch-praktischen" oder eher "geistig-künstlerisch" fokusierten Denken.

Meine Hypothese wäre eher, dass es viel bewirken würde, wenn ein gewisses Bewusstsein und eine grundlegende Bereitschaft zur Repräsentation von Diversität in einem Produkt erkennbar ist. Eine Meta-Botschaft sozusagen.

Es gibt nämlich meiner Meinung nach durchaus übergreifende Gemeinsamkeiten, die Mitglieder unterrepräsentierter Gruppen kennen:

1. Quasi nicht-existieren in einem Setting (weil nicht explizit beschrieben / bebildert)
2. Existent, aber sehr stereotyp beschrieben
3. Existent, aber nur in Nebenrollen / für Plot und Setting nicht relevanten Funktionen

Wenn in einem Rollenspielabenteuer auch mal ein homosexueller Charakter in einer plotrelevanten Funktion auftaucht und nicht stereotyp beschrieben wird, freut das nicht nur den schwulen Leser (und sagt ihm „Du bist Teil unserer Community“), sondern vielleicht auch Frauen, People of Color oder Menschen mit Behinderung. Denn die Botschaft dahinter ist doch: Wir als Verlag haben uns bewusst entschieden, in respektvoller Art und Weise einer Figur die Bühne zu überlassen, die nicht Mitglied der Mehrheitsgesellschaft ist.

Abenteuer sind aber typischerweise lokale Ausschnitte und mit dem Sichtfokus durch die Spielercharaktere auch noch eng in ihrer Darstellung begrenzt. Die Leute sind die Leute, die eben da geographisch rumlaufen mit ihrer lokalen Kultur (und folgend Sichtweisen) und ihr Sexleben ist eh als Privatsache nahezu unsichtbar. Ohne Clicheeübertreibung oder ganz speziellem Abenteuerfokus wird da dann keiner etwas mitbekommen. Ich würde gar vermuten, dass sich ein Haufen Spieler keine Vorstellungen über das Sexleben ihres eigenen Charakters gemacht haben.
Klar sollten rein statistisch irgendwo entsprechende Farbtupfer auch so abfallen. Aber wir reden hier primär um Spielergewinnung. Da mag sich ein betroffener Spieler freuen, dass im 7. Abenteuer dann entsprechend etwas auftaucht, aber dazu müsste er eben auch schon 6 Abenteuer erst einmal mit bleibendem Interesse hinter sich gebracht haben. 

In Settingbänden und Weltbeschreibungen würde so etwas denke ich aber problemlos reinpassen/sollen - und somit auch erklären, dass nicht alle Gegenden und damit das Spiel an sich x-istisch ist, sondern Gegend/Kultur Y da halt den Sündenfall und damit Hintergrund auch für entsprechende Konflikte und folgende Abenteuer hat. Dann kann der Leser (oder Zuhörer, wenn der SL die Zielgegend umreißt) gezielt überlegen, ob er da mitgehen will oder lieber anderswo oder mit einem anderen Charakter spielt.
Zusätzlich: Wer in prominenter Position steht, wird üblicherweise auch unter diesem Fokus herausgehoben und "besonders" oder "interessant" gemacht - üblicherweise generell unter reichhaltigem Einsatz von Clichees und Übersteigerungen (abgesehen davon, dass die zentralsten NSC die Bigbadguys sind...). Und damit ist bei entsprechender Empfindlichkeit ja auch wieder Tür und Tor für Mecker geöffnet.

Wobei auch nicht so entspannte Historiker Fantasy-Rollenspiele spielen — und irgendwann dann Settings schreiben, die besser passen. So wie auch Physiker Pulp Science-Fiction spielen, und manchmal auf Hard Science-Fiction schielen; und das dann irgendwann in ihrer Runde anbieten.

Und so entstehen dann die Settings, die nicht entspannte Historiker und Physiker mögen. Und wenn sie technisch gut wurden, spielen sie auch andere.

Eben, so einer würde das entsprechend akzeptieren "als Spiel", sich ein passenderes Spiel suchen oder auch beginnen selbst zu schreiben. Er würde aber nicht ein Fass aufmachen und Diskriminierung/x-ismus zu schreiben.

Ihr überseht, was das wichtigste für eine florierende RSP- Community ist: geile Spielleiter.

Ja, und schon in der bestehenden Szene haben Leute erheblich unterschiedliche bis inkompatible Vorstellungen, was denn nun "geile Spielleiter" sind. In dem Sinne sehe ich keinerlei ableitbaren Nutzen hier.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 10:39
(Mich persönlich interessiert es für das Rsp nicht,  woher jemand kommt,  welche Hautfarbe er/sie hat,  mit wem er/sie schläft oder wo er/sie das Kreuz bei der Wahl setzt. Ich konzentriere mich auf das Geschehen am Spieltisch.)
Damit hast du eine der wichtigsten Vorraussetzungen für Diversität. Die zweite ist, zu sehen, ob es Verhaltensmuster gibt, die doch bestimmte Gruppen ausgrenzen, und die halt wegzulassen, wenn Betroffene dabei sind. Deswegen kommt z.B. Sexualität jetzt nicht unbedingt in der ersten Runde mit einer neuen Gruppe dran. Und in manchen Runden vielleicht nie.

So divers wie deine es damit sein könnten, können meine Runden übrigens nicht sein: Ich hätte ein Problem mit Nazis, selbst wenn die es am Spieltisch nicht raushängen lassen würden. Wer der Meinung ist, dass meine Kinder vertrieben werden sollten, hat in meinen Runden nichts zu suchen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bildpunkt am 30.09.2018 | 10:46

Rollenspiel war meiner Erfahrung nach stets ein Sammelbecken für die, die "ausgeschlossen aus sozialen Aktivitäten" (des Mainstreams) waren und darüber hinaus. Das führt aber halt auch zu einer entsprechenden Anzahl von Personen mit eigenen Problemen und andererseits auch vereinzelt zu dem, was "toxische Toleranz" genannt wurde: Solange es keinen in der Gruppe direkt betraf, wurden auch Leute mitgeschleppt, die sonst (aus unterschiedlichsten Gründen) nahezu überall rausfliegen.
In so weit war das schon immer "vor den Würfeln sind alle gleich", aber üblicherweise auf lokalem (Leidens- wie auch Bekanntheits-)level.
Mit der medialen Öffnung und leichten Vermainstreamung der Szene haben diejenigen, die nicht eh im Privatleben isoliert bleiben, nun die Situation, dass ihre Schutznische plötzlich "offen" ist und andere Leute wieder Mainstreammaßstäbe anlegen - unter anderem andere, mindest genauso gestörte Gestalten wie der kleine Anteil aber sehr lauter im RL ...

Sehe ich nicht so, ich kenne nur ein bis zwei Freaks ansonsten stehen von den zweidutzend RPGler mit denen ich im Laufe der Jahre spielen durtfte alle mit beiden Beinen im Leben und sind in verschiedenste soziale Aktivitäten eingebunden. Bitte keine Klischees hier.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 30.09.2018 | 10:54
Damit hast du eine der wichtigsten Vorraussetzungen für Diversität. Die zweite ist, zu sehen, ob es Verhaltensmuster gibt, die doch bestimmte Gruppen ausgrenzen, und die halt wegzulassen, wenn Betroffene dabei sind.

Damit widersprichst du dir aber selbst. Der zweite Satz besagt ja gerade, dass im Einzelfall doch betrachtet werden muss, woher jemand kommt, welche Hautfarbe er hat etc.

Meines Erachtens sollte man auf die Befindlichkeiten jedes Mitspielers eingehen, sofern man Wert auf dessen Teilnahme legt. Wenn ich also beispielsweise einen Chinesen in der Runde habe, wird ein chinesischer NSC nicht durchgängig das r durch ein l ersetzen und auch keine pseudokonfuzianischen Lebensweisheiten von sich geben.

Wenn sich die Befindlichkeiten ins Gehege kommen, muss man nach Kompromissen suchen, oder es passt im Extremfall halt nicht.

So divers wie deine es damit sein könnten, können meine Runden übrigens nicht sein: Ich hätte ein Problem mit Nazis, selbst wenn die es am Spieltisch nicht raushängen lassen würden. Wer der Meinung ist, dass meine Kinder vertrieben werden sollten, hat in meinen Runden nichts zu suchen.

Die Kernaussage da ist vermutlich "Ich spiele nur mit Leuten, die ich leiden kann und die grundlegende Werte mit mir teilen." Ich vermute mal stark, dass auch Der Oger das so unterschreiben würde. Auf Cons weiß man das natürlich nicht, da ist man vermutlich erst mal offen. Bei eindeutigen Indikatoren kann man Interessenten und Mitspieler natürlich immer noch wegschicken.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 11:44
Meines Erachtens sollte man auf die Befindlichkeiten jedes Mitspielers eingehen, sofern man Wert auf dessen Teilnahme legt. Wenn ich also beispielsweise einen Chinesen in der Runde habe, wird ein chinesischer NSC nicht durchgängig das r durch ein l ersetzen und auch keine pseudokonfuzianischen Lebensweisheiten von sich geben.

Allgemein (nicht speziell an Crimson King): Es fragt sich doch aber auch, warum man sowas machen sollte, wenn kein Chinese in der Runde ist. Dass ist die Perspektive, die ich in der Diskussion vermisse und mehrfach anzustoßen versucht habe.
Es ist eben nicht so, dass Angehörige ethnischer Minderheiten den Antirassismus oder die kulturelle Sensibilität gepachtet hätten. Und es gibt keinen Grund, Einwände bezüglich klischeehafter oder gar rassistischer Darstellungen zu ignorieren, wenn sie nicht von jemandem kommen, der einer ethnischen Minderheit angehört. Das wäre dann einfach nur eine neue Art des Rassismus.

Mir passt das konkrete Beispiel ganz gut, weil ich im Bereich chinesischer Kultur, Geschichte, Literatur halbwegs kompetent bin und mir da in Spielen schon häufiger Dinge aufstoßen. Umgekehrt kenne ich einige koreanischstämmige Deutsche, die eher geringes Wissen über koreanische Kultur haben (das ist alles stark vereinfacht - eigentlich glaube ich nicht, dass man landeskulturelle Schubladen sinnvoll denken kann. Führt aber zu endlosen Exkursen, wenn wir das hier ausbreiten). Diese Leute stören sich an seltsamen Darstellungen nicht oder erkennen diese noch nicht einmal.
Ist es nun wirklich so, dass man meine Einwände ignorieren kann, weil ich das falsche Blut habe?
Und ist es so, dass Rassismus und Sexismus sich darüber definieren, ob ein "Betroffener" (und wer entscheidet das?) das schlimm findet oder nicht?

Ich würde vorschlagen, dass es ein sehr viel sinnvolleres Vorgehen ist, Einwände grundsätzlich ernst zu nehmen.
In der Praxis könnte man zusätzlich überlegen, wie man sich dann auf ein alternatives Vorgehen festlegt. Zumindest kann man denjenigen, dem gerade bestimmte Äußerungen "verboten" wurden nicht gut damit allein lassen, sich jetzt neue Äußerungen auszudenken. Gerade im Rollenspiel würde das auch das Spiel sehr stark stören.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 30.09.2018 | 11:58
Ist es nun wirklich so, dass man meine Einwände ignorieren kann, weil ich das falsche Blut habe?
Und ist es so, dass Rassismus und Sexismus sich darüber definieren, ob ein "Betroffener" (und wer entscheidet das?) das schlimm findet oder nicht?

Nö. Wenn ich schreibe, dass auf individuelle Befindlichkeiten Rücksicht genommen werden muss, dann bist du als Individuum natürlich inbegriffen. Allerdings wiegt das aus meiner Sicht bei Angehörigen gesellschaftlich benachteiligter Gruppen schwerer, speziell wenn sie für die Gruppenzugehörigkeit wenig bis nichts können. Die sind dadurch nun mal unmittelbar und unausweichlich betroffen.

Wenn ein Experte schmollt, weil das Fachgebiet seiner Expertise verunglimpft wird, ist das nun mal etwas anderes, als wenn ein sozial Benachteiligter diese soziale Benachteiligung auch noch innerhalb der Rollenspielrunde erfährt.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 12:08
Wenn in einem Rollenspielabenteuer auch mal ein homosexueller Charakter in einer plotrelevanten Funktion auftaucht und nicht stereotyp beschrieben wird, freut das nicht nur den schwulen Leser (und sagt ihm „Du bist Teil unserer Community“), sondern vielleicht auch Frauen, People of Color oder Menschen mit Behinderung. Denn die Botschaft dahinter ist doch: Wir als Verlag haben uns bewusst entschieden, in respektvoller Art und Weise einer Figur die Bühne zu überlassen, die nicht Mitglied der Mehrheitsgesellschaft ist.

Dein Ansatz geht - meine ich - von der falschen Prämisse aus, dass die verschienen Interessengruppen irgendwie miteinander solidarisch wären. Das ist, meiner Erfahrung nach, überhaupt nicht der Fall.
Ich behaupte: Wenn Du die Leute explizit ansprechen möchtest, musst Du das für jede Gruppe einzeln tun. Gerade bezüglich sexueller Orientierungen wird das sehr komplex.
Es gibt jedenfalls überhaupt keinen Anlass, anzunehmen, dass jemand mit dunkler Hautfarbe sich in irgendeiner Form besser wertgeschätzt oder einfach nur berücksichtigt fühlt, weil im Rollenspiel ein Homosexueller vorkam. Es gibt da schlicht keinen Zusammenhang.
Ob Schwule und Lesben sich gegenseitig irgendwie repräsentiert fühlen würden, würde ich schon aufgrund der ziemlich strikten Trennung der beiden "Szenen" (die ohnehin nur einen kleinen Teil der Homosexuellen beinhalten, viele (die meisten?) sind nicht Teil einer "Szene") stark bezweifeln.

Ob Repräsentation überhaupt gewünscht ist und wie die dann aussehen sollte, ist mir auch unklar. Die beiden homosexuellen Spielleiter, mit denen ich bisher gespielt habe, haben beide das Thema Sexualität (homo wie hetero) praktisch gar nicht bespielt, das kam fast nur in off-topic-Unterhaltungen am Rande zur Sprache. Kein Unterschied zu anderen Spielleiter(innen), mit denen ich gespielt habe.

Die andere Frage ist, ob eine Repräsentation von Minderheiten im Rollenspiel so funktioniert: Die realweltliche Mehrheitsgesellschaft entspricht nicht unbedingt der Mehrheitsgesellschaft im Rollenspiel.
Teilweise war die Forderung ja sogar, dass das explizit nicht so sein solle und dass explizit gewünscht ist, eine Welt darzustellen wie man sie sich wünscht (gerade bei Filmen und "black people in positions of power" etc.). Wenig überraschend teile ich diese ästhetische Position nicht, aber sie ist derzeit recht verbreitet. Was auch immer man von diesem Ansatz hält; es ist dann jedenfalls nicht mehr eine Figur der Nichtmehrheitsgesellschaft.

Das andere große Problem dabei ist hier vor einigen Monaten schon diskutiert worden. Das Ergebnis war (für mich), dass es gerade bei sexueller Orientierung nur schwer möglich ist, diese plotrelevant einzubauen ohne dabei in Klischees zu fallen. Das wesentliche Problem dabei ist, dass die Homosexualität einer Figur (wie auch eines realweltlich agierenden Menschen) nur dann eine Rolle spielt, wenn es um die Frage der Bewertung eines anderen Menschen als potentiellem Ziel romantischer Aktivitäten geht.
Ob die Auftraggeberin der Gruppe nun homosexuell ist oder nicht, spielt fast nie eine Rolle - schließlich würde normalerweise auch ihre Heterosexualität nicht thematisiert werden.

Behinderungen sind ein interessantes Thema. Ich denke, die werden sogar recht häufig eingesetzt, um Figuren plastischer zu machen: Man kann sich halt gut merken, dass eine Figur hinkt etc. Inwiefern das Klischees sind, weiß ich nicht.

Figuren unterschiedlicher Herkunft kommen in den meisten Rollenspielen vor. Da sehe ich kein Problem. Ethnische Klischees in Rollenspielen sind zweifellos ein Problem. Man muss auch sehen, dass es da sehr unterschiedliche Ansätze gibt.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 30.09.2018 | 12:18
Zitat
Es gibt jedenfalls überhaupt keinen Anlass, anzunehmen, dass jemand mit dunkler Hautfarbe sich in irgendeiner Form besser wertgeschätzt oder einfach nur berücksichtigt fühlt, weil im Rollenspiel ein Homosexueller vorkam. Es gibt da schlicht keinen Zusammenhang.
Das ist halt die Frage (die ich nicht beantworten kann).

Wird ein Spiel wie "Harlem Unbound" Menschen der LGBT-Community mehr ansprechen als "herkömmliches" Cthulhu?
Ist die Darstellung einer wichtigen Person im Abenteuer "Waterdeep: Dragon Heist" als weiblich und PoC für diese Community wichtig (oder haben die Entwickler da von vorneherein gepatzt, da sie die Trägerin des Artefaktes (und damit auch des Beinamens) "The Blackstaff" ist)?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 12:22
Wenn ein Experte schmollt, weil das Fachgebiet seiner Expertise verunglimpft wird, ist das nun mal etwas anderes, als wenn ein sozial Benachteiligter diese soziale Benachteiligung auch noch innerhalb der Rollenspielrunde erfährt.

"Soziale Benachteiligung" ist wieder ein neues Fass, meine ich.
Und die Abstufungen von "sozial benachteiligt" sind auch ziemlich komplex.

Mir ist nach wie vor nicht recht klar, über welche Gruppen und über welche Probleme wir eigentlich sprechen.

Abgesehen davon ist das von mir angesprochene Problem ein anderes: Was ist davon zu halten, wenn ein nicht persönlich Betroffener (weil in der Abstammung nicht der jeweiligen Gruppe* zugehöriger) den Rassismus gegenüber einer Gruppe problematisiert?
Ich meine, dass das genauso ernst zu nehmen ist, wie die entsprechenden Argumente eines Betroffenen. Weil:
1) Grundsätzliches Argument: Argumente sind gleichwertig, egal von wem sie kommen.
2) Grundsätzliches Argument: Betroffenheit ist keine Frage ethnischer Abstammung.
3) Fallbezogenes Argument: Auch wenn in dem konkreten Fall gerade niemand davon betroffen sein sollte, so begegnen die Träger rassistischer Klischees später anderen, die davon betroffen werden. Es ist daher sinnvoll, rassistische Denkmuster anzusprechen und Veränderung zu fordern.

Ich hoffe, das ist in dieser abstrakt formulierten Form nachvollziehbar.

*Im Fall von "China" und "Chinesen" von Minderheiten zu sprechen, ist im globalen Kontext schon etwas absurd.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 30.09.2018 | 12:26
Global schmobal. Chinesen sind hier eine Minderheit, Deutsche in China auch. Gibt es da wirklich Zweifel?
Das führt doch nur zu Sophisterei...
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ludovico am 30.09.2018 | 12:28
Also wenn ich an meine Erfahrungen in Südafrika denke, so hab ich gerade unter den Schwarzen erhebliche Abneigungen gegen Homosexuelle dort gesehen. Das zeigt sich auch in dem Umgang in der dortigen Community mit Lesben.
Und die Anführerin einer deutschen rechten Partei ist homosexuell.
In den USA haben diese Feststellung auch schon Leute getroffen, die aber bisher oft ignoriert bzw. niedergeschrien werden.

Deshalb halte ich die These, dass eine realistische Darstellung homosexueller oder farbiger Mitgliedern anderer Gruppen positiv auffällt für illusorisch.
Allenfalls für Aktivisten, die es allen recht machen wollen, wäre das positiv.

Und die Idee mit den tollen SLs von Oger... Ich möchte nur mal daran erinnern, dass es sehr viele Gruppen seit vielen Jahren gibt, die von SLs gegründet und geleitet werden, die hier und andernorts als miese SLs gelten.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 30.09.2018 | 12:42
2) Grundsätzliches Argument: Betroffenheit ist keine Frage ethnischer Abstammung.

Das ist grundfalsch. Wenn ich in Anwesenheit einer marginalisierten Person diese Marginalisierung reproduziere, ist das natürlich wesentlich schwerer zu gewichten, als wenn sich ein Mitglied der Mehrheitsgesellschaft stellvertretend echauffiert. Das bezieht sich auch auf 3). Die in diesem Punkt angesprochene Reproduktion von Stereotypen findet so oder so statt. Wenn ich die marginalisierte Person am Spieltisch diskriminiere, kommt das aber noch obendrauf.


Also wenn ich an meine Erfahrungen in Südafrika denke, so hab ich gerade unter den Schwarzen erhebliche Abneigungen gegen Homosexuelle dort gesehen. Das zeigt sich auch in dem Umgang in der dortigen Community mit Lesben.
Und die Anführerin einer deutschen rechten Partei ist homosexuell.
In den USA haben diese Feststellung auch schon Leute getroffen, die aber bisher oft ignoriert bzw. niedergeschrien werden.

Deshalb halte ich die These, dass eine realistische Darstellung homosexueller oder farbiger Mitgliedern anderer Gruppen positiv auffällt für illusorisch.
Allenfalls für Aktivisten, die es allen recht machen wollen, wäre das positiv.

Das ist glaube ich sehr milieuspezifisch. Für Aendymion wird sicher gelten, dass er sich mit anderen marginalisierten Gruppen solidarisiert. Allerdings vermute ich wiederum, dass er das nicht aufgrund seiner eigenen Marginalisierung macht, sondern aufgrund seiner Sozialisierung innerhalb eines Milieus, in dem diese Solidiarisierung sowieso sehr stark ausgeprägt ist. Ist aber ins Blaue hinein vermutet, ich kann mich da natürlich irren.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 12:45
Also wenn ich an meine Erfahrungen in Südafrika denke, so hab ich gerade unter den Schwarzen erhebliche Abneigungen gegen Homosexuelle dort gesehen. Das zeigt sich auch in dem Umgang in der dortigen Community mit Lesben.

Auch in Deutschland kann man klare ethnische und (mehr noch) religiöse Linien erkennen, was die Akzeptanz von Homosexualität angeht.

Umgekehrt haben fast alle Homosexuellen, die ich in Deutschland kenne, erhebliche Vorbehalte gegen "Ausländer". Primär geht es dabei in der Regel gegen arabisch- und türkischstämmige Menschen, denen pauschal Homophobie und Gewalttätigkeit unterstellt wird.

(Habe das - glaube ich - auch oben schon geschrieben. Ich verliere allmählich die Übersicht).
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 12:50
Das ist grundfalsch. Wenn ich in Anwesenheit einer marginalisierten Person diese Marginalisierung reproduziere, ist das natürlich wesentlich schwerer zu gewichten, als wenn sich ein Mitglied der Mehrheitsgesellschaft stellvertretend echauffiert. Das bezieht sich auch auf 3). Die in diesem Punkt angesprochene Reproduktion von Stereotypen findet so oder so statt. Wenn ich die marginalisierte Person am Spieltisch diskriminiere, kommt das aber noch obendrauf.

Sehe ich nicht so.

Das strukturelle Problem von Rassismus besteht auch dann, wenn der Rassist in der Lage ist, vor den Zielen seines Rassismus die Klappe zu halten.

Es stimmt auch sonst nicht. Der besondere Status ethnisch von Rassismus betroffener Personen würde sich ja dadurch begründen, dass diese schmerzhafte Erfahrungen mit Rassismus gemacht haben. Diese schmerzhaften Erfahrungen können aber - meines Erachtens - auch von mittelbar betroffenen geteilt werden.
Es stört mich, wenn jemand meine Freunde als Angehörige irgendeiner Gruppe pauschal verunglimpft. Man nennt das Solidarität.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 12:58
Und wenn man es doch richtig machen will, nimmt man Kontakt zu Leuten aus der Kultur auf und fragt, ob sie helfen können.

Ich finde solche Essentialisierungen von Kultur gefährlich.

Dann landen wir doch dabei, dass jeder nur über die eigene Gruppe reden könnte - als ob diese Gruppenzugehörigkeit so klar erkennbar wäre, als ob die Abgrenzungen so klar wären. Und als ob jeder über die "eigene" Gruppe wunderbar informiert, über alles andere aber ahnungslos wäre. Und vor allem: Als ob "Kulturen" homogen wären.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 30.09.2018 | 13:09
Das strukturelle Problem von Rassismus besteht auch dann, wenn der Rassist in der Lage ist, vor den Zielen seines Rassismus die Klappe zu halten.

Das strukturelle Problem von Rassismus besteht vor allem auch dann, wenn es konkret in Form von Diskriminierung Menschen anderer Herkunft statt findet. Deshalb ist Reproduktion diskriminierender Stereotype immer ein größeres Problem, wenn dadurch nicht nur eine bestimmte Gruppe abstrakt und strukturell, sondern zusätzlich ein dieser Gruppe angehörendes Individuum diskriminiert wird. Da kann es keine zwei Meinungen geben, das ist simple Arithmetik. Im einen Fall hast du nun mal strukturelle, im anderen struktuelle und individuelle Diskriminierung.


Es stimmt auch sonst nicht. Der besondere Status ethnisch von Rassismus betroffener Personen würde sich ja dadurch begründen, dass diese schmerzhafte Erfahrungen mit Rassismus gemacht haben. Diese schmerzhaften Erfahrungen können aber - meines Erachtens - auch von mittelbar betroffenen geteilt werden.
Es stört mich, wenn jemand meine Freunde als Angehörige irgendeiner Gruppe pauschal verunglimpft. Man nennt das Solidarität.

Ich bin mir sicher, dass die Erfahrungen auf eine gewisse Art und Weise geteilt werden. Zu behaupten, hier als Außenstehender und Mitglied der Mehrheitsgesellschaft das gleiche Maß an Trauma zu erfahren, ohne selbst unmittelbare Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht zu haben, halte ich aber für in höchstem Maße vermessen. Ist man selbst Opfer von Diskriminierung, dürfte, da bin ich bei Aendymion, die Fähigkeit deutlich eher ausgeprägt sein. Solidarität und Mitgefühl sollten aber keinesfalls mit der unmittelbaren eigenen Erfahrung, die diese Personen machen, gleichgesetzt werden, zumal immer der Unterschied besteht, dass man als Mitglied der Mehrheitsgesellschaft so ziemlich immer und überall Rückzugsräume findet, in denen man sicher ist. Dem tatsächlich Diskriminierten geht das anders. Der ist in vielen Fällen der Situation wesentlich stärker ausgeliefert.


Davon abgesehen spielt hier auf die Gruppe der Rezipienten eine Rolle. Wenn ich in meiner Rollenspielrunde mit aufgeklärten Menschen Stereotype reproduziere, können die das einordnen. Wenn ich einen Spieler an Bord habe, den ich als angehörigen der betroffenen Gruppe damit konkret verunglimpfe, wird der dadurch ganz sicher auch dann ein anderes Level von persönlicher Betroffenheit haben, auch wenn er auf der rationalen Ebene genauso in der Lage ist, das einzuordnen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 13:23
@ Crimson King:

Keine Frage, es gibt Abstufungen. Die Gleichsetzung in der Erfahrung habe ich nicht behauptet.
Man kann da diverse Abstufungen einführen, von direkten rassistischen Beleidigungen als offensichtlichster Form bis hin zu Mehrdeutigkeiten in der vermuteten Abwesenheit Betroffener.
Es gibt auch Angehörige von Minderheiten, die keine traumatischen Erfahrungen mit ihrem Minderheitenstatus gemacht haben - hängt von der Erfahrung ab. Individuelle Disposition ist durchaus auch ein wichtiger Faktor.

Die Frage auf die es ankommet ist (meinerseits) nicht, welche Formen von Diskriminierung man unterscheiden kann, sondern ob man etwas dagegen tun kann und sollte.
Mir kommt es darauf an, dass der Hinweis auf Rassismus die gleiche Berechtigung hat, ernst genommen zu werden, egal ob er von durch ethnische Zugehörigkeit Betroffenen kommt, oder nicht.

Wesentliches Problem der Debatte ist, dass die meisten hier von essentiellen (meinetwegen auch nur objektiven) Gruppenzugehörigkeiten auszugehen scheinen. Das ist aber eben nur teilweise der Fall.

Wenn ich in meiner Rollenspielrunde mit aufgeklärten Menschen Stereotype reproduziere, können die das einordnen. Wenn ich einen Spieler an Bord habe, den ich als angehörigen der betroffenen Gruppe damit konkret verunglimpfe, wird der dadurch ganz sicher auch dann ein anderes Level von persönlicher Betroffenheit haben, auch wenn er auf der rationalen Ebene genauso in der Lage ist, das einzuordnen.

Die Frage ist halt, ob die persönliche Betroffenheit nur dann eine andere Qualität hat, wenn derjenige ein Angehöriger der betroffenen Gruppe ist, oder eben auch dann, wenn der persönlich Betroffene als Nicht-Angehöriger der betroffenen Gruppe trotzdem betroffen ist. Gründe dafür können persönliche Erfahrungen, enge Bindungen an Angehörige der betroffenen Gruppe, starke Sympathien aufgrund von (so empfundenen) Ähnlichkeiten zu eigenen Eigenschaften, stark ausgeprägte Empathie etc. sein.
Die daraus resultierenden Probleme sind ziemlich komplex, weil die Merkmale, deren Offensichtlichkeit und die damit verbundenen Erfahrungen stark variieren. Kaum möglich, allgemeingültige Sätze zu formulieren.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 30.09.2018 | 13:25
Ich finde solche Essentialisierungen von Kultur gefährlich.

Dann landen wir doch dabei, dass jeder nur über die eigene Gruppe reden könnte - als ob diese Gruppenzugehörigkeit so klar erkennbar wäre, als ob die Abgrenzungen so klar wären. Und als ob jeder über die "eigene" Gruppe wunderbar informiert, über alles andere aber ahnungslos wäre. Und vor allem: Als ob "Kulturen" homogen wären.

Sehe ich auch so, aber als Gegenargument gilt halt auch: Wenn man jemanden mit so einer Aufgabe betraut, dann fällt er zwangsläufig eine Entscheidung diese Kultur oder Subgruppe betreffend. Warum sollte dass dann jemand von außerhalb stattdessen machen. Ganz praktisch gedacht kommt noch hinzu, dass man halt so als Entscheidungsträger Leute hat, die primär darüber nachdenken, "Was könnte mir und Leuten wie mir gefallen?" und nicht jemand, der aus Arroganz und Übereifer da eine Gruppe verhätschelt, obwohl das eigentlich keiner wollte. Oben hatten wir ja mal das Beispiel von dem Elfen, der sehr darauf bestand mit "er" bei bestehender Transsexualität angesprochen zu werden. Ich habe da durchaus schon Leute auf dem Weg zur Transition begleitet, die mir erzählt haben, wie schlimm sie diese überauffälligen, arroganten und aufdringlichen Personen finden, die immer mit so heftigen Nachdruck fordern, so oder so angesprochen zu werden. Besonders schlimm sollen da wohl diejenigen sein, die dann auch noch die Pronom-Neologismen verwenden. Ich denke dass sich so jemand auch nicht wohl fühlen würde, wenn ich als Meister in einer solchen Runde einen Elfen darstelle, der dann auch noch die Gruppe drangsaliert, dass ja keine falsche Ansprache stattfindet.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 30.09.2018 | 14:05

Die Frage auf die es ankommet ist (meinerseits) nicht, welche Formen von Diskriminierung man unterscheiden kann, sondern ob man etwas dagegen tun kann und sollte.

Ich denkek es kommt ganz wesentlich darauf an die Formen von Diskriminierung zu unterscheiden, UM eben spezifisch etwas dagegen tun zu können, statt die grobe Schachtel "Rassismus" zu benutzen, unter welche dann jeder dann völlig beliebig und so auch wieder unterschiedlich andere Sachen mit reinpackt.

Große Aufgaben müssen fixiert, sinnvoll zerteilt und dann gezielt angegangen werden. Sonst hat man letztlich bloss drüber geredet - üblicherweise schon ohne ein gemeinsames Gesamtbild vom Problem überhaupt zu finden, das über das so letztlich wertlosen Label hinausgeht.

Wenn wir eine Abstimmung einrichten sollten "Bist du  gegen oder für (nach deiner Definition) Rassismus gegenüber Mitrollenspielern" dürfte das "logische" Ergebnis wohl sein, das eh alle die nominell gleiche, Rassismus verurteilende Meinung haben und somit Rassismus hier eigentlich gar nicht existieren kann.
Der Knackpunkt liegt also ganz entschieden im Detail.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 14:19
@Tainted Mirror:
Mir ist nicht ganz klar, auf was das hinausläuft.
Geht es Dir um die Frage, wer eigentlich für welche Gruppe sprechen darf?

Der Knackpunkt liegt also ganz entschieden im Detail.

Ganz einverstanden.

Es scheinen allerdings soviele diskussionswürdige Details zu sein, dass das hier sehr stark zerfasert.

Ich würde mich auch gern allmählich ausklinken, weil mir das zuviel Aufwand wird. Habe zwar theoretisch derzeit viel Freizeit, würde die aber doch gern anders nutzen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 30.09.2018 | 15:37
@Tainted Mirror:
Mir ist nicht ganz klar, auf was das hinausläuft.
Geht es Dir um die Frage, wer eigentlich für welche Gruppe sprechen darf?

Ja, deine Antwort richtete sich ja auf die Forderung, beim Entwickeln von Rollenspielen eben Mitglieder aus bestimmten Gruppen zu rekrutieren, um deren Repräsentation im Produkt zu verbessern.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 16:06
Damit widersprichst du dir aber selbst. Der zweite Satz besagt ja gerade, dass im Einzelfall doch betrachtet werden muss, woher jemand kommt, welche Hautfarbe er hat etc.
Wieso widerspreche ich mir damit selbst?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 30.09.2018 | 16:13
Wieso widerspreche ich mir damit selbst?

Ich halte die weitere Diskussion darüber nicht für zielführend, weil wir vermutlich einer Meinung sind. An diesem Punkt hatte ich dich so verstanden, dass die Des Ogers Position, ihm seien die Details über die Hintergründe seiner Mitspieler egal, als sinnvoll ansiehst, im nächsten Satz aber nachschiebst, dass sie eben nicht immer egal sind.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 17:18
Ich finde solche Essentialisierungen von Kultur gefährlich.

Dann landen wir doch dabei, dass jeder nur über die eigene Gruppe reden könnte - als ob diese Gruppenzugehörigkeit so klar erkennbar wäre, als ob die Abgrenzungen so klar wären. Und als ob jeder über die "eigene" Gruppe wunderbar informiert, über alles andere aber ahnungslos wäre. Und vor allem: Als ob "Kulturen" homogen wären.
Das ist nicht, was ich meinte. Was ich meinte ist: Wenn du was schaffen willst, das auf Quellen aus einer bestimmten Kultur zurückgreift und für Leute aus dieser Kultur nicht seltsam wirken soll, dann solltest du Kontakt zu Leuten aufnehmen, die aus dieser Kultur kommen. Dann kannst du zumindest schonmal die schlimmsten Schnitzer vermeiden.

Wenn du über Deutsche Christen schreibst und dafür einen Deutschen fragst, kann es sein, dass du an einen Atheisten gerätst, der wenig gutes über Christen zu sagen hat, aber er wird dir sehr wahrscheinlich sagen können, dass "der Pfarrer der Zeugen Jehovas hob seinen Bogen und rief die Menschenmasse vor dem Brandenburger Tor zum Sturm auf den Reichstag auf" eher unglaubwürdig ist. Mindestens müsste es ein Katholik oder Protestant mit einem Schwert sein. Und er wird dir auch sagen können, dass Christen nicht glauben, dass ihre Engel mit Politikern zum Tee sitzen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 17:19
Ich halte die weitere Diskussion darüber nicht für zielführend, weil wir vermutlich einer Meinung sind. An diesem Punkt hatte ich dich so verstanden, dass die Des Ogers Position, ihm seien die Details über die Hintergründe seiner Mitspieler egal, als sinnvoll ansiehst, im nächsten Satz aber nachschiebst, dass sie eben nicht immer egal sind.
Ah, OK. Danke für die Klarstellung  :d
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Aendymion am 30.09.2018 | 21:40
Dein Ansatz geht - meine ich - von der falschen Prämisse aus, dass die verschienen Interessengruppen irgendwie miteinander solidarisch wären. Das ist, meiner Erfahrung nach, überhaupt nicht der Fall.


Diese Überzeugung kommt genau woher? Ich halte das für einen großen und problematischen Irrtum. Das klingt für mich eher nach einer Ausrede, warum man es dann gar nicht erst probieren sollte, denn „egal wie mans macht, am Ende sind ja doch wieder alle unzufrieden. Dann lassen wir’s einfach gleich“. Nicht, dass ich dir persönlich diese Einstellung unterstelle.

Zitat
Das andere große Problem dabei ist hier vor einigen Monaten schon diskutiert worden. Das Ergebnis war (für mich), dass es gerade bei sexueller Orientierung nur schwer möglich ist, diese plotrelevant einzubauen ohne dabei in Klischees zu fallen. Das wesentliche Problem dabei ist, dass die Homosexualität einer Figur (wie auch eines realweltlich agierenden Menschen) nur dann eine Rolle spielt, wenn es um die Frage der Bewertung eines anderen Menschen als potentiellem Ziel romantischer Aktivitäten geht.

Sehe ich auch sehr anders: Wenn irgendein beliebiges NSC-Paar in ner Stadtbeschreibung erwähnt wird, seien es nur die Wirtsleute, die Eltern eines anderen NSCs, etc. wird eine Setzung über die sexuelle Orientierung gemacht. Heterosexualität ist dabei übrigens auch ne sexuelle Orientierung ;) Sie wird nur oft nicht explizit benannt, aber ein mit einer Wirtin verheirateter Wirt ist (meistens jedenfalls) heterosexuell. Und dabei ist egal, ob die Beziehung nun plotrelevanz hat oder nicht, sie existiert. Nicht-heterosexuelle Beziehungen existieren dagegen aber meistens nicht. Das Beispiel aus Dragon Heist ist deshalb meiner Meinung nach eben ein wichtiger Schritt.

Die Schieflage: Heteronormativität benötigt keine Rechtfertigung im Plot, Diversität aber schon?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Megavolt am 30.09.2018 | 22:00
Die Schieflage: Heteronormativität benötigt keine Rechtfertigung im Plot, Diversität aber schon?

Diversität braucht doch gar keine Rechtfertigung. DSA streut beispielsweise seit anno Tobak Homosexuelle und Frauen in alle erdenklichen Positionen und kein mir bekannter Mensch stößt sich daran. Mir ist auch in jeder Hinsicht schleierhaft, warum man sich daran stoßen könnte.

In meiner Wahrnehmung interessiert es allerdings auch keinen, und das aus gutem Grund, weil es nämlich praktisch immer völlig bedeutungslos ist, ob z.B. der Kneipenwirt schwul ist oder nicht. Und ist das nicht eigentlich der Idealzustand?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 22:12
Das ist nicht, was ich meinte. Was ich meinte ist: Wenn du was schaffen willst, das auf Quellen aus einer bestimmten Kultur zurückgreift und für Leute aus dieser Kultur nicht seltsam wirken soll, dann solltest du Kontakt zu Leuten aufnehmen, die aus dieser Kultur kommen. Dann kannst du zumindest schonmal die schlimmsten Schnitzer vermeiden.

Kann man grundsätzlich so machen, ja.

Ich sehe aber mindestens ein großes Problem:
Das funktioniert nur, wenn es um Gegenwartskulturen geht. Ansonsten gibt es niemanden, der aus "der Kultur" kommt. Es hilft z.B. nicht, einen Gegenwartsitaliener zu fragen, wie das mit der Religion im alten Rom war. Oder einen Gegenwartschinesen nach der Esskultur der Han-Zeit zu fragen. Das wissen die normalerweise nicht. Und wenn sie etwas dazu sagen können, dann sind das Dinge, die auf populären Darstellungen oder - im Extremfall - Propaganda basieren. Da kommt dann auch die Frage hinein, ob es darum geht, etwas so darzustellen, wie eine bestimmte Gruppe es gern hätte, oder ob Wahrheit vielleicht auch eine Rolle spielt.

Ein anderes großes Problem besteht darin, ob man verlässliche Informationen bekommt und wie man überprüft, ob das so ist.
Wir haben in Deutschland in der Schule - normalerweise - ein relativ kritisches Selbstbild gelernt. Das ist in vielen anderen Kulturen nicht so. Teilweise wird Leuten explizit beigebracht, gegenüber Außenstehenden (auf Länder bezogen also: "Ausländer") ein bestimmtes Bild zu vermitteln.
Das ist an sich dann ein interessanter Fakt, der auch im Rollenspiel als Teil der bespielten Welt durchaus interessant ist. Andererseits wäre ein gutes Sachbuch zum Thema wahrscheinlich die weniger problematische Quelle.

Als konkretes Beispiel: Ich habe mal von jemandem (der für historische Zinnfigurenspiele Quellenmaterial recherchiert) gehört: "Wenn ich etwas über koreanische Geschichte wissen will, frage ich Koreaner; wenn ich etwas über chinesische Geschichte wissen will, frage ich Chinesen" . Das hört sich erstmal objektiv und vernünftig an. Wenn man aber um die Probleme der Geschichtsdarstellung (teilweise ist "Verzerrung" wohl das zutreffendere Wort) weiß, sieht das ganz anders aus. Vieles ist, gerade in der Version "für Ausländer" schlicht falsch und kann bestenfalls als "beschönigend" bezeichnet werden. Und für die Geschichtsdarstellung im Land gilt das auch.

Was ich meine ist: Man muss breit rezipieren, viele Meinungen hören und bewerten. Keineswegs darf man sich darauf verlassen, dass das von einem irgendwie Betroffenen gezeichnete Bild der Wahrheit entspricht. Die haben das auch irgendwo her und auch dort sind vielfältige Interessen am Werk.
Dass man bedingungslos glauben müsse, was Angehörige von Gruppen sagen, hat hier niemand explizit so gesagt und wahrscheinlich hat das auch niemand so gemeint. Es gibt in der Diskussion zum Thema aber solche Ansichten und ich finde es wichtig, um deren Probleme zu wissen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ludovico am 30.09.2018 | 22:25
@Aendymion
Diese Überzeugung stammt aus praktischen Erfahrungen (wie erwähnt hab ich mit Schwarzen in  Südafrika eine grosse Abneigung gegen Homosexuelle mitbekommen und China ist auch ssuperinteressant, wenn  es um  die Angst bzw. Abneigung  gegen Afrikaner geht) und Zeitungsartikel (z.B. die gezielten Vergewaltigungen und Misshandlungen homosexueller Frauen in Südafrika) oder allgemein zugängliche Informationen (wie, dass die Fraktionsvorsitzende einer deutschen weit rechts stehenden Partei homosexuell ist und in den USA ist ein prominenter Sprecher der Altright ist auch homosexuell)...zumindest geht es so den meisten hier.

Dementsprechend halte ich die These, dass marginalisierte Gruppen sich nicht voneinander abgrenzen, für sehr gewagt.

Und was bedeutet das für das Rollenspiel?
Es heißt im Endeffekt, dass ein Russe oder ein Schwarzer sich nicht automatisch über die Darstellung von Homosexuellen im Regelwerk freut und ebensowenig sich LGBTQ-Leute über eine realistische Darstellung von Farbigen im Spiel.

@all
Insgesamt, worum geht es hier überhaupt?
Woher die geringe Diversität im Hobby kommt und wie man sie erhöhen kann?


Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Aendymion am 30.09.2018 | 22:26
In meiner Wahrnehmung interessiert es allerdings auch keinen, und das aus gutem Grund, weil es nämlich praktisch immer völlig bedeutungslos ist, ob z.B. der Kneipenwirt schwul ist oder nicht. Und ist das nicht eigentlich der Idealzustand?

Das ist tatsächlich der Idealzustand. Aber in dem leben wir leider noch nicht. Menschen fallen unter anderem deshalb aufgrund ihres Andersseins auf, weil sie nicht ausreichend in Medien repräsentiert sind. Das Phänomen nennt sich Symbolic Annihalation. Das, was in Medien abgebildet wird, prägt unser Bild von Normalität.

Deshalb interessiert es vielleicht dich nicht, ob der Kneipenwirt schwul ist, mich als homosexuellen Spieler aber schon. Und deshalb ist ein Rollenspielprodukt, das sich um Repräsentation bemüht, für jpotentielle) Spieler*innen aus unterrepräsentierten Gruppen eventuell attraktiver.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 22:34
@Aendymion:
Die Frage am Anfang habe ich nicht verstanden. Ich meine, das bezog sich auf meine Aussage, dass Minderheiten nicht unbedingt untereinandern solidarisch seien. Das wiederum bezog sich darauf, dass vorher gesagt wurde (von Dir?), dass es dunkelhäutige Menschen vielleicht freut, wenn in Rollenspielpublikationen mehr Homosexuelle vorkommen, weil dann eine Minderheit dort thematisiert würde.
Meine Prognose ist, dass das so nicht funktioniert. Wenn ein Angehöriger einer Gruppe sich wünscht, dass diese Gruppe thematisiert würde, dann muss es auch genau diese Gruppe sein. Bezüge und solidarisches Empfinden gegenüber anderen Gruppen ist zwar möglich, aber dann Teil der individuellen Persönlichkeit und  normalerweise nicht Teil der Gruppenidentität.

Das klingt für mich eher nach einer Ausrede, warum man es dann gar nicht erst probieren sollte, denn „egal wie mans macht, am Ende sind ja doch wieder alle unzufrieden. Dann lassen wir’s einfach gleich“. Nicht, dass ich dir persönlich diese Einstellung unterstelle.

Ist auch tatsächlich nicht meine Einstellung. Ich bin sehr dafür, über das Thema zu diskutieren und zu versuchen, eine für jeden Interessierten zugängliche Rollenspielwelt zu schaffen.
Ich bin nicht sicher, ob das über Darstellung oder Nichtdarstellung von irgendwas innerhalb der Rollenspielwelt geschehen muss oder sollte.

Und dabei ist egal, ob die Beziehung nun plotrelevanz hat oder nicht, sie existiert. Nicht-heterosexuelle Beziehungen existieren dagegen aber meistens nicht. Das Beispiel aus Dragon Heist ist deshalb meiner Meinung nach eben ein wichtiger Schritt.

Die Frage nach der Relevanz stellt sich - meine ich - sehr wohl.
In den Rollenspielgruppen, die ich kenne, spielen Beziehungen meist eh keine Rolle.
Ob offene homosexuelle Beziehungen überhaupt vorkommen können, ist eine Frage der Spielwelt. Wenn sie es nicht können, weil Homosexualität sozial sanktioniert wird, dann wird niemand etwas von diesen Beziehungen erfahren. Und wenn doch, dann wird es sofort plotrelevant, weil mit potentiell drastischen Folgen.
Aber Dir geht es ja darum, ob Homosexualität einfach als Teil der Normalität dargestellt wird. In Spielwelten, wo das passt (DSA ist da ein gutes Beispiel) scheint mir das durchaus auch zu passieren. In welchem Ausmaß es zu erwarten wäre und ob diese Erwartungen erfüllt werden, müsste man ggfs. nachrechnen. (Übrigens gar nicht trivial, die Zahlen über das statistische Vorkommen von Homosexualität sind recht unterschiedlich).

Der Punkt ist: Nicht-plotrelevante Sexualität bekommt niemand mit. Es ist daher ziemlich sinnlos, auf deren Existenz zu bestehen. Das kann jeder im eigenen Kopf handhaben wie er will.

Homosexualität kann hochgradig Plotrelevant sein, gerade in Settings, in denen Homosexualität sanktioniert wird.

Die Schieflage: Heteronormativität benötigt keine Rechtfertigung im Plot, Diversität aber schon?

1) Die meisten Spielwelten sind heteronormativ. Man könnte das dann vielleicht innerhalb der Spielwelt problematisieren - das wäre durchaus interessant. Sowohl als politisches Lehrstück, als auch als rollenspielerische Herausforderung.
2) Nicht-Heterosexualität benötigt natürlich keine Rechtfertigung im Plot, aber sie wird halt auch niemandem auffallen, wenn nicht thematisiert.

Das, was in Medien abgebildet wird, prägt unser Bild von Normalität.

Mir geht das zu weit.
Man müsste jetzt eigentlich das Konzept von "Normalität" diskutieren, ich würde das aber gern nicht machen.

Tatsächliche Verbreitung spielt sicherlich auch eine Rolle - eine wenig verbreitete sexuelle Orientierung ist halt seltener, damit auch weniger sichtbar.
Das berechtigt nicht zur Diskriminierung. Schlechterbehandlung von Menschen aufgrund sexueller Orientierung muss selbstverständlich bekämpft werden.

Die Lösung kann aber nicht sein, die mediale Präsenz zu erhöhen. Es ist schlicht nicht möglich, alles das, was zu unserer Welt gehört, darzustellen. Wie will man feststellen, was eine angemessene Menge medialer Präsenz sein soll?

Ich denke, dass es wichtig ist, diskriminierende Strukturen offenzulegen. Dabei können (und müssen) die Medien helfen. Aber eben dadurch, dass sie thematisieren, nicht dadurch, das sie alternative Normalitäten unkommentiert zeigen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 22:53
Beiträge, die persönliche Sichtweise darstellen, finde ich übrigens sehr hilfreich.

Wenn jemand sagt, was sie als Homosexuelle sich wünschen würde, oder wenn jemand sagt, was er als körperlich Behinderter sich wünschen würde, dann bringt uns das konkret weiter.

Insofern vielen Dank an Aendymion dafür!
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Aendymion am 30.09.2018 | 23:22
Zitat
Ich denke, dass es wichtig ist, diskriminierende Strukturen offenzulegen. Dabei können (und müssen) die Medien helfen. Aber eben dadurch, dass sie thematisieren, nicht dadurch, das sie alternative Normalitäten unkommentiert zeigen.

Schön wäre ja, wenn überhaupt erstmal ein repräsentatives Abbild der Realität angestrebt würde. Die Anzahl nicht-hererosexueller, schwarzer oder behinderter Protagonisten in Filmen, Romanen oder Rollenspielprodukten kommt selten auch nur annähernd an die Verteilung dieser Gruppen in unserer (westlichen) Realität heran. Da ist noch deutlich Luft nach oben. wenn ich schaue, wievielen Menschen mit nichtweißer Hautfarbe ich täglich auf dem Weg zur Arbeit begegne? Wievielen Menschen mit Behinderung? Und wieviele davon tauchen in westlich orientieren Rollenspielwelten auf? Oder in Filmen, Serien? (Und nein, im westlichen Mittelalter gabs die alle auch)

Und selbst wenn sie auftauchen, stehen ihnen dieselbe Vielfalt an Rollen zur Verfügung wie weißen, heterosexuellen, nichtbehinderten Personen?

Wie gesagt, mir geht’s nicht um Checklisten oder Quoten. Aber um „Alternative Realitäten“ geht’s hier nun wirklich nicht.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Isegrim am 30.09.2018 | 23:50
(Und nein, im westlichen Mittelalter gabs die alle auch)

Könntest du das näher erklären?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 23:55
Das funktioniert nur, wenn es um Gegenwartskulturen geht. Ansonsten gibt es niemanden, der aus "der Kultur" kommt. Es hilft z.B. nicht, einen Gegenwartsitaliener zu fragen, wie das mit der Religion im alten Rom war. Oder einen Gegenwartschinesen nach der Esskultur der Han-Zeit zu fragen. Das wissen die normalerweise nicht. Und wenn sie etwas dazu sagen können, dann sind das Dinge, die auf populären Darstellungen oder - im Extremfall - Propaganda basieren. Da kommt dann auch die Frage hinein, ob es darum geht, etwas so darzustellen, wie eine bestimmte Gruppe es gern hätte, oder ob Wahrheit vielleicht auch eine Rolle spielt.
Die Zielsetzung, für die ich geschrieben habe ist, dass das Spiel für Leute aus dieser Kultur nicht seltsam wirken soll.

Das ist keine notwendige Zielsetzung. Wenn du diese Zielsetzung hast, solltest du allerdings Leute aus der jeweiligen Kultur fragen, was sie dazu denken.

Wenn deine Zielsetzung dagegen ist, etwas korrekt darzustellen, ist das nicht notwendigerweise der beste Ansatz. Wenn du ein Spiel schaffen willst, das für deine Freunde möglichst spannend ist, ist es vielleicht auch nicht der beste Ansatz.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 30.09.2018 | 23:57
Und wieviele davon tauchen in westlich orientieren Rollenspielwelten auf? Oder in Filmen, Serien?
In DSA sehr viele. Ist eigentlich inzwischen klar, ob Kaiser Hal ein Mann oder eine Frau war?

Das gehört zu den vielen Sachen, die DSA richtig und gut macht.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: felixs am 30.09.2018 | 23:59
Das geht alles weitab vom Thema und wir machen ständig neue Fässer auf. Ich könnte jetzt wieder lange Antworten schreiben und entsprechende Antwrten darauf lesen und beantworten. Aber wir kommen so nicht weiter.
Es ergibt einfach keinen Sinn, wenn wir jetzt über Homosexualität in vormodernen Gesellschaften diskutieren, oder über zahlenmäßige Erfassung angemessener Repräsentation. Ich hätte auch noch viel dazu zu sagen, dass ich meine, dass es zwischen den verschiedenen Gruppen und ihren jeweiligen Problemen in der Realität große Unterschiede gibt. Und dass die nur wenig mit Repräsentation zu tun haben, sondern vielmehr auch mit tatsächlichen Gegebenheiten (Hautfarbe sieht man, sexuelle Orientierung nicht. Behinderungen verändern körperliche und geistige Möglichkeiten drastisch - das ist weder bei ethnischen Identifikationen, Hautfarben, noch bei sexueller Orientierung der Fall).

Das eignet sich alles sehr schlecht für die Diskussion im Forum, wo keine Zwischenfragen gestellt werden können, wo die Klärung von Definitionen schwierig ist. Wäre alles in direkten Gesprächen anders.

Jedenfalls wird mir das zu aufwendig und die Quote an gegenseitigen Mißverständnissen ist mir zu hoch.
Wer noch was mit mir diskutieren möchte, möge das bitte per PM machen. Ich schreibe auch gern noch was in diesen Thread, wenn explizit erwünscht (bitte per PM Bescheid sagen).

Aber ansonsten sehe ich keinen Sinn mehr darin, dass wir uns hier ständig im Kreis drehen und ständig neue Permutationen derselben Positionen durchnudeln.

Und das richtet sich explizit nicht an Aendymion, Isegrim oder ArneBab. Mein emotionaler Verschleiss in dieser Sache bezieht sich auf die gesamte Diskussion.

Falls das Thema nochmal neu angegangen werden soll, wäre meine Lektion hieraus, dass man den Gegenstand genauestens eingrenzen und dann dabei bleiben müsste. Ich weiß allerdings nicht, wie das bei einem derart vielschichtigen und sensiblen Thema geschehen soll.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 1.10.2018 | 05:44
Zitat
Schön wäre ja, wenn überhaupt erstmal ein repräsentatives Abbild der Realität angestrebt würde. Die Anzahl nicht-hererosexueller, schwarzer oder behinderter Protagonisten in Filmen, Romanen oder Rollenspielprodukten kommt selten auch nur annähernd an die Verteilung dieser Gruppen in unserer (westlichen) Realität heran.
Für Rollenspielprodukte kann das aber nur für jene gelten, die die Realität ansatzweise abbilden wollen.

In High Magic Fantasy RPG heisst es in Bezug auf Behinderung nämlich häufig:
Du hast das Gold für den Heiler...dann hast Du auch keine Behinderung.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Megavolt am 1.10.2018 | 07:51
Menschen fallen unter anderem deshalb aufgrund ihres Andersseins auf, weil sie nicht ausreichend in Medien repräsentiert sind.
Feminismus und Diversity fluten doch seit ca. 5 Jahren wirklich jeden erdenklichen Medienkanal. Ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, allesamt tiefenentspannt liberal, die sich mittlerweile darüber ärgern, weil sie den Eindruck haben, dadurch würden ununterbrochen Sachinhalte geblockt.

Es ist interessant, wie sich da die Wahrnehmungen unterscheiden. Ich kanns für mich selbst nicht mal klar sagen, aber das ist vielleicht ein wichtiger Punkt.

Zitat
Deshalb interessiert es vielleicht dich nicht, ob der Kneipenwirt schwul ist, mich als homosexuellen Spieler aber schon.
Warum interessiert dich das denn und nicht zum Beispiel die Frage, ob der Kneipenwirt eine Brille hat?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Aendymion am 1.10.2018 | 08:39
Feminismus und Diversity fluten doch seit ca. 5 Jahren wirklich jeden erdenklichen Medienkanal. Ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, allesamt tiefenentspannt liberal, die sich mittlerweile darüber ärgern, weil sie den Eindruck haben, dadurch würden ununterbrochen Sachinhalte geblockt.

Ernsthaft? Diversity blockiert Sachinhalte? Wir werden „geflutet“ mit feministischen / diversen Inhalten? Das ist mir inzwischen zu populistisch. An dieser Stelle bin ich aus der Diskussion raus.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: bobibob bobsen am 1.10.2018 | 09:25
Zitat
Warum interessiert dich das denn und nicht zum Beispiel die Frage, ob der Kneipenwirt eine Brille hat?

Ich interessiere mich für beides.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 1.10.2018 | 09:49
Ernsthaft? Diversity blockiert Sachinhalte? Wir werden „geflutet“ mit feministischen / diversen Inhalten? Das ist mir inzwischen zu populistisch. An dieser Stelle bin ich aus der Diskussion raus.
Ich möchte an dieser Stelle dann einfach mal feststellen, dass diese Art der Diskussionsführung nicht dazu führen wird, irgendjemanden zu überzeugen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 1.10.2018 | 10:05
Ich möchte an dieser Stelle dann einfach mal feststellen, dass diese Art der Diskussionsführung nicht dazu führen wird, irgendjemanden zu überzeugen.

Ist jetzt nicht so, als wäre das Abstreiten, dass bestimmte Gruppierungen in einem Großteil der Medien, speziell der Konsummedien, unterrepräsentiert sind und dass dort immer noch in großem Maße bekannte Stereotype reproduziert werden, zielführender.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 1.10.2018 | 19:46
Ist jetzt nicht so, als wäre das Abstreiten, dass bestimmte Gruppierungen in einem Großteil der Medien, speziell der Konsummedien, unterrepräsentiert sind und dass dort immer noch in großem Maße bekannte Stereotype reproduziert werden, zielführender.

Du sagst das, als wäre es ein unumstrittener Fakt. Bei afroamerikanischer Bevölkerung hatte ich mal einen Artikel gelesen, dass diese jetzt in Blockbustern mehr in Hauptrollen verteten seien, als in der Normalbevölkerung. Das ganze ost dann nochmal stärker, wenn man es mit der deutschen Normalbevölkerung vergleicht.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Samael am 1.10.2018 | 20:00
Ist jetzt nicht so, als wäre das Abstreiten, dass bestimmte Gruppierungen in einem Großteil der Medien, speziell der Konsummedien, unterrepräsentiert sind und dass dort immer noch in großem Maße bekannte Stereotype reproduziert werden, zielführender.

Mir begegnen die meisten hier diskutierten Minderheiten in Film und Fernsehen bedeutend häufiger als im realen Leben (deswegen auch meine erstaunte Nachfrage bei der völligen Fantasy-Zahl von 15% nicht Heteros). Das mit den Stereotypen mag hinkommen, wobei es gefühlt abnimmt.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 2.10.2018 | 19:54
(deswegen auch meine erstaunte Nachfrage bei der völligen Fantasy-Zahl von 15% nicht Heteros).
Die Zahl ist keine Fantasie-Zahl, sondern der obere Rand der Verteilung von Nicht-Heteros in Europa, nach der Studie, die ich gefunden habe: 4-14%. Je weniger es in einem Land stigmatisiert wird, nicht hetero zu sein, desto mehr Leute gibt es, die sich selbst als homosexuell oder bisexuell bezeichnen.

Daher ist die Zahl, die ich genannt habe, auch nicht 15% Nicht-Heteros, sondern 85% Heteros. Das ist der Anteil, dessen wir uns recht sicher sein können.

Ich finde es übrigens nicht höflich, hier Zahlen als völlige Fantasie zu bezeichnen, deren Quelle ich verlinkt habe. Wenn dir die Zahl nicht gefällt, lies die Quelle und kritisier' sie gegebenenfalls fundiert.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Samael am 2.10.2018 | 20:07
[...]


PS - Ich merke gerade, dass das vom Thema abgeht und evtl. SC Material ist.

Geht als PN raus.

Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Crimson King am 2.10.2018 | 20:39
Du sagst das, als wäre es ein unumstrittener Fakt. Bei afroamerikanischer Bevölkerung hatte ich mal einen Artikel gelesen, dass diese jetzt in Blockbustern mehr in Hauptrollen verteten seien, als in der Normalbevölkerung. Das ganze ost dann nochmal stärker, wenn man es mit der deutschen Normalbevölkerung vergleicht.

Für die deutsche Normalbevölkerung könnte das sogar gelten. Für die amerikanische eher nicht (https://www.wmagazine.com/story/hollywood-diversity-study-lack-of-women-people-of-color), vor allem dann nicht, wenn man sich auf die richtig großen Produktionen beschränkt. Aber wenn selbst der People of Color-Blockbuster schlechthin es fertig bringt, eine schwarzafrikanische Super High Tech-Kultur als Stammeskultur abzubilden, die von einem Negerkönig (Verwendung des Begriffs zur bewussten Überspitzung) regiert wird, dessen Thronfolger in einem rituellen Zweikampf ermittelt wird, ist damit auch nur sehr bedingt etwas gewonnen. Davon abgesehen reproduzieren gerade Hollywood-Blockbuster zu großen Teilen gängige Geschlechterstereotypen.

Das Problem ist im Übrigen ein strukturelles, das auch damit zusammenhängt, dass es in Hollywood kaum weibliche und/oder farbige Autoren, Regisseure und Produzenten gibt. Aber ja, wie Samael schreibt, es nimmt ab. Wir sind deshalb aber noch nicht am Ende des Weges angekommen.

Das reicht von meiner Seite dann auch in  Bezug auf diese Offtopic-Thematik.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 2.10.2018 | 21:52
Die Schieflage: Heteronormativität benötigt keine Rechtfertigung im Plot, Diversität aber schon?

Ein Extrafokus auf sexuelle Belange benötigt eine Rechtfertigung.

 
Sehe ich auch sehr anders: Wenn irgendein beliebiges NSC-Paar in ner Stadtbeschreibung erwähnt wird, seien es nur die Wirtsleute, die Eltern eines anderen NSCs, etc. wird eine Setzung über die sexuelle Orientierung gemacht. Heterosexualität ist dabei übrigens auch ne sexuelle Orientierung ;) Sie wird nur oft nicht explizit benannt, aber ein mit einer Wirtin verheirateter Wirt ist (meistens jedenfalls) heterosexuell. Und dabei ist egal, ob die Beziehung nun plotrelevanz hat oder nicht, sie existiert. Nicht-heterosexuelle Beziehungen existieren dagegen aber meistens nicht. Das Beispiel aus Dragon Heist ist deshalb meiner Meinung nach eben ein wichtiger Schritt.

Könnte das nicht auch einfach an deinen Vorurteilen gegenüber deinen Mitspielern und Materialschaffern und dem krampfhaften Festhalten Realweltvorstellungen der westlichen Jetztzeit statt dich auf Spielwelten einzulassen hängen?

Das ein halbwegs menschenähnlicher Charakter das Ergebnis einer heterosexuellen Aktivität ist, dürfte auch dir bekannt sein. Dazu ist die formelle Beziehung über weite Schichten und Zeitalter eben keine Frage der persönlichen Präferenz, sondern des Bedürfnisses Nachwuchs zu generieren und daraus auch dem mal mehr oder weniger ausgeprägten entsprechendem öffentlichen Druck. Was die Leute dann insgeheim sind oder machen lässt sich dann wie gesagt nicht an der Stirn durch einen dahergelaufenen Außenseiter feststellen.
In anderen Kulturen ist das lockerer, bleibt aber immer noch Privatsache. Wenn dein Charakter das wissen will, muss er eben fragen oder genauer beobachten. Wenn du das unbedingt OT wissen willst, fehlt dir wohl der Wille tatsächlich auf das Spiel einzugehen. Aber Dank Diversität gibt es ja bereits Spiele, wo das tatsächlich ausgeprägter oder gar fokusiert behandelt wird – inkl. big playern. Was fehlt dir da jetzt noch?

Bezgl. „Richtigmachen“:
Meiner Meinung nach hat keiner mehr „Respekt“ im kreativen Umgang verdient als der Respekt oder umgekehrt Ironie, Clichees, Überspitzungen, Sarkasmus etc , den man auch gegenüber sich selbst walten lässt oder erwarten würde.
Bösartigkeiten gehen natürlich nicht, aber die wären dann entsprechend zu belegen, wie bei jeder anderen Beschuldigung.
Wer hingegen glaubt, es würde (nur) etwas falsch gemacht, hat jede Möglichkeit es besser zu machen und sei es mit besseren Alternativartikeln in Internetforen zu dem Thema.

 
Das ist tatsächlich der Idealzustand. Aber in dem leben wir leider noch nicht. Menschen fallen unter anderem deshalb aufgrund ihres Andersseins auf, weil sie nicht ausreichend in Medien repräsentiert sind. Das Phänomen nennt sich Symbolic Annihalation. Das, was in Medien abgebildet wird, prägt unser Bild von Normalität.
Deshalb interessiert es vielleicht dich nicht, ob der Kneipenwirt schwul ist, mich als homosexuellen Spieler aber schon. Und deshalb ist ein Rollenspielprodukt, das sich um Repräsentation bemüht, für jpotentielle) Spieler*innen aus unterrepräsentierten Gruppen eventuell attraktiver.

Wer von einer Fantasykneipe auf die „Normalität“ schließt, dürfte noch ein paar Probleme mehr haben. Von Symbolic anhilation kann doch wohl auch erst dann gesprochen werden, wenn diese Symbols real da (und extern erkennbar) wären. Und dann kommt noch das entsprechend beschränkte Eindrucksvolumen der sprachlichen Vermittlung im RSP und des generellen Spielfokus. Und der liegt oft genug so, dass auch die Sexualität der anderen Spieler einfach generell unerwähnt bleibt.
Bezüglich Geschlecht tritt so ein Ungleichgewicht wohl tatsächlich öfters auf (und fällt wegen der sprachlichen Differenzierung bei Bezeichnungen und Anreden auch auf) , weil die Spielleitung in "nebenrangig" geführten Rollen einfach unbewußt auf ihr eigenes Muster und damit Geschlecht als Vorlage für Schnelllösung zurückfällt.
Aber schon Hautfarbe fällt in der Beschreibung doch oft genug gänzlich hintenüber. Der Torwächter kann ohne weitere Nachfrage jede Hautfarbe oder Orientierung haben. Was dann üblicherweise alleine interessiert: Lässt er uns rein oder nicht?

Schön wäre ja, wenn überhaupt erstmal ein repräsentatives Abbild der Realität angestrebt würde. Die Anzahl nicht-hererosexueller, schwarzer oder behinderter Protagonisten in Filmen, Romanen oder Rollenspielprodukten kommt selten auch nur annähernd an die Verteilung dieser Gruppen in unserer (westlichen) Realität heran. Da ist noch deutlich Luft nach oben. wenn ich schaue, wievielen Menschen mit nichtweißer Hautfarbe ich täglich auf dem Weg zur Arbeit begegne? Wievielen Menschen mit Behinderung? Und wieviele davon tauchen in westlich orientieren Rollenspielwelten auf? Oder in Filmen, Serien? (Und nein, im westlichen Mittelalter gabs die alle auch)
Und selbst wenn sie auftauchen, stehen ihnen dieselbe Vielfalt an Rollen zur Verfügung wie weißen, heterosexuellen, nichtbehinderten Personen?
Wie gesagt, mir geht’s nicht um Checklisten oder Quoten. Aber um „Alternative Realitäten“ geht’s hier nun wirklich nicht.

Wenn ein Spiel die jetztzeitige Realität abbilden will, dann ist die Reproduktion realer jetztzeitiger Bevölkerungsverteilungen (bzw. der des gewählten Settingausschnitts)  sicher ein Maßstab - sonst eben nicht.
Ansonsten wäre halt zu schauen, was das Spiel wirklich will - und sollte dann sein Setting entsprechend stricken mit den gewünschten Verteilungen. Und Diversität wäre dann doch wohl, dass es da gerade diverse Angebote mit den unterschiedlichsten Zielsetzungen gibt.
Was machst du nebenbei bei Talislanta, da gibt es erst gar keine Menschen?
Wie "realistisch" darf es dann sein beim Besetzen der negativ besetzten Rollen?
Und den "Hightech"-Afrikastaat dürfte es dann "nach realen Proportionen" gar nicht geben.

Feminismus und Diversity fluten doch seit ca. 5 Jahren wirklich jeden erdenklichen Medienkanal. Ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, allesamt tiefenentspannt liberal, die sich mittlerweile darüber ärgern, weil sie den Eindruck haben, dadurch würden ununterbrochen Sachinhalte geblockt.

Mediale Schlagwortverbreitung (und im Fall von Diversity: -verhunzung) und wirklich Arbeiten an einem Problem abseits von Aufmerksamkeits- und ggf Pöstchen-/Fördermittelgenerierung sind halt leider zwei völlig unterschiedliche paar Schuhe.
Wobei ich den Eindruck habe, dass Arbeit und damit Verbesserung von Aktivistenseite gar nicht gewünscht wird, denn dann gräbst man sich ja selbst das Wasser der Empörungsgrundlage zum Aktivistensein ab.

Ist jetzt nicht so, als wäre das Abstreiten, dass bestimmte Gruppierungen in einem Großteil der Medien, speziell der Konsummedien, unterrepräsentiert sind und dass dort immer noch in großem Maße bekannte Stereotype reproduziert werden, zielführender.

Zu "Großteil der Medien" wäre dann in entsprechenden Foren fachnah zu diskutieren. Im Rollenspielbereich sehe ich das jetzt nicht. Die bigplayer sind inzwischen bewusst inklusiv gestaltet, es gibt darüber hinaus spezifische Angebote was Themenfokus wie auch Settinghintergründe gibt. Was fehlt da jetzt noch?

Zum Thema Blockade von Sachinhalten:
Ich sehe hier jede Menge Mecker zu Verfehlungen des Rollenspiels, bzw. oft genug auch generell der Medien, aber an Details, die tatsächlich bearbeitbar wären bzw. Antworten zu den Vorschlägen fehlt es dann doch. 

Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Bad Horse am 2.10.2018 | 22:23
Kommt bitte mal vom Realweltlichen zurück zum Thema Rollenspiel und was man da in der Hinsicht machen könnte/sollte, okay.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ifram am 2.10.2018 | 23:31
Im Splittermond-Forum habe ich als Thema für den Adventskalender "Heldinnen" vorgeschlagen. Der erste Antwortbeitrag korrigierte mich zu "HeldInnen" und dann zu "Helden" wg. generalsiertem Maskulinum. Mein Versuch es im Abstimmungsthread richtig zu stellen endete mit "Passt in Helden und Heldinnen". Außerdem bin ich emotional aufgefangen worden. So fühlt sich dass also an.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 5.10.2018 | 00:43
[...]


PS - Ich merke gerade, dass das vom Thema abgeht und evtl. SC Material ist.

Geht als PN raus.
Wir haben das geklärt: Ich habe zu unvorsichtig formuliert und dadurch las sich der Beitrag (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,108124.msg134671476.html#msg134671476) als 15% homosexuelle, und nicht als "85%, die keine Anziehung vom gleichen Geschlecht spüren, also weder homosexuell noch bisexuell sind". Ich habe das jetzt korrigiert.

PN war eine gute Idee, danke!
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 10.10.2018 | 09:43
Für die deutsche Normalbevölkerung könnte das sogar gelten. Für die amerikanische eher nicht (https://www.wmagazine.com/story/hollywood-diversity-study-lack-of-women-people-of-color), vor allem dann nicht, wenn man sich auf die richtig großen Produktionen beschränkt. Aber wenn selbst der People of Color-Blockbuster schlechthin es fertig bringt, eine schwarzafrikanische Super High Tech-Kultur als Stammeskultur abzubilden, die von einem Negerkönig (Verwendung des Begriffs zur bewussten Überspitzung) regiert wird, dessen Thronfolger in einem rituellen Zweikampf ermittelt wird, ist damit auch nur sehr bedingt etwas gewonnen. Davon abgesehen reproduzieren gerade Hollywood-Blockbuster zu großen Teilen gängige Geschlechterstereotypen.

Das Problem ist im Übrigen ein strukturelles, das auch damit zusammenhängt, dass es in Hollywood kaum weibliche und/oder farbige Autoren, Regisseure und Produzenten gibt. Aber ja, wie Samael schreibt, es nimmt ab. Wir sind deshalb aber noch nicht am Ende des Weges angekommen.

Das reicht von meiner Seite dann auch in  Bezug auf diese Offtopic-Thematik.
Wobei ich irgendwie den Eindruck hab, dass teilweise früher mal besser war als im moment. Es gab ja durchaus mal ein paar recht populäre Afro Amerikanische Schauspieler (Will Smith, Eddie Murphy, Wesley Snipes, Denzel Washington, Whoopie Goldberg, ...), nur sind deren Hochzeiten halt mittlerweile vorbei, und irgendwie kamen dann auch keine neuen mehr nach.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 12.10.2018 | 07:26
Wo mir gerade "Bright" einfällt, wo ja die Orks die eigentlichen Schwarzen sind, inkl. Gangsta-Ästhetik, und Will Smith De facto "den Weißen" spielt, inkl. "Ich kann kein Rassist sein, ich hab orkische Nachbarn " :
Rollenspiel bietet ja regelmäßig mehr "Diversität" als die Realität, nur halt ohne Repräsentation.
Ist das was, woraus man einfach mehr machen sollte? Oder ist das nur mehr symbolic annihilation ?

Worauf ich wohl hinaus will.... ist SC, merke ich gerade. Schade wäre wichtig.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Luxferre am 12.10.2018 | 07:33
"Bright" ist aber scheiße. Und die Umsetzung eben dieses Themas spielt dabei eine ganz erhebliche Rolle.


Wobei ich irgendwie den Eindruck hab, dass teilweise früher mal besser war als im moment. Es gab ja durchaus mal ein paar recht populäre Afro Amerikanische Schauspieler (Will Smith, Eddie Murphy, Wesley Snipes, Denzel Washington, Whoopie Goldberg, ...), nur sind deren Hochzeiten halt mittlerweile vorbei, und irgendwie kamen dann auch keine neuen mehr nach.

 8]

Äh, nee  >;D

Jamie Foxx, Common, Idris Elba ...
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Jiba am 12.10.2018 | 14:01
Samuel L. Jackson

Und der nächste wir wohl Donald Glover sein.


Gesendet von iPhone mit Tapatalk
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 12.10.2018 | 17:34
Hr hr ~;D
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 12.10.2018 | 17:37
Rollenspiel bietet ja regelmäßig mehr "Diversität" als die Realität, nur halt ohne Repräsentation.

Was ist damit gemeint?
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 12.10.2018 | 21:24
Was ist damit gemeint?
1. Es gibt dreigeschlechtliche Echsenwesen, kollektivbewusste Energiekristalle, Weltraumamazonen und Dschinnen. Und bärtige Zwerginnen. Jedenfalls im Rollenspiel. Irgendwie schon divers.
2. Eine Transgenderfrsu könnte vielleicht trotzdem sagen, toll ihr Nerds, damit werde ich trotzdem nicht repräsentiert.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 12.10.2018 | 21:25
2. Eine Transgenderfrsu könnte vielleicht trotzdem sagen, toll ihr Nerds, damit werde ich trotzdem nicht repräsentiert.
Kann sie, wenn ich mich nicht vollkommen irre, seit "Waterdeep: Dragon Heist" nicht mehr.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: YY am 12.10.2018 | 21:48
Kann sie natürlich schon, wenn sie irgendwas anderes spielt als das ;)

Wo aber ausgerechnet im Rollenspiel so ein absoluter/radikaler Repräsentations-Anspruch her kommt und wo der hin will, ist mir immer noch nicht ganz klar.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 12.10.2018 | 21:57
Kann sie natürlich schon, wenn sie irgendwas anderes spielt als das ;)

Wo aber ausgerechnet im Rollenspiel so ein absoluter/radikaler Repräsentations-Anspruch her kommt und wo der hin will, ist mir immer noch nicht ganz klar.
Meckern kann man immer. Sagte ich ja schon bei dem Beispiel mit dem wichtigen weiblichen farbigen NSC, die den Beinamen "Blackstaff" trägt.

Irgendwem wird auch das nicht passen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 27.10.2018 | 19:15
Wo aber ausgerechnet im Rollenspiel so ein absoluter/radikaler Repräsentations-Anspruch her kommt und wo der hin will, ist mir immer noch nicht ganz klar.
Ich kann das schon verstehen: Ich spiele auch eher ungerne was ohne Magie. Wenn das dir wichtige Thema ausgeklammert zu sein scheint, aber scheinbar alles andere aufgegriffen wird, dann wirkt das komisch. Und wenn es dann eine Möglichkeit gibt, das Thema ins Spiel zu bekommen, so dass ich dann das mir wichtige Thema mit den mir wichtigen Leuten spielen kann, dann versuche ich das natürlich zu erreichen. Sobald das Thema nämlich offiziell im Rollenspielregelwerk enthalten ist, kann das im Spiel auftreten, ohne dass es Diskussionen darüber gibt. Weil es offiziell Teil des Genres ist.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: YY am 27.10.2018 | 20:30
Mir gehts primär um die 1:1-Übertragung:
Ich als Spieler bin weiß/grün/blau/rot kariert und tausend Jahre alt, deswegen muss es die Möglichkeit geben, eine Spielfigur mit genau diesen Eigenschaften zu spielen - das finde ich gerade im Rollenspielkontext etwas paradox.

Und wenn es dann nicht mehr reicht, dass man es sowieso einfach machen kann, wenn man daran Interesse hat, sondern dass es quasi hoch offiziell ab Werk "eingebaut" sein muss...da wirds dann für mich endgültig seltsam.
Zumal das Thema mMn fürs Rollenspiel als Nebenschauplatz nichts hergibt. Entweder lege ich da den Fokus drauf oder es ist verzichtbar.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 12:17
Mir gehts primär um die 1:1-Übertragung:
Ich als Spieler bin weiß/grün/blau/rot kariert und tausend Jahre alt, deswegen muss es die Möglichkeit geben, eine Spielfigur mit genau diesen Eigenschaften zu spielen - das finde ich gerade im Rollenspielkontext etwas paradox.
Das finde ich eine überzogen: Jemand transsexuelles verlangt ja nicht, dass jeder Aspekt des Lebens der Spielfigur genau gleich zu sein hat, sondern vielmehr, dass das in seinem oder ihrem Leben dominierende Thema Teil der Spielwelt sein sollte.

Genau wie jemand, der im realen Leben immer viel um Anerkennung kämpfen musste auch im Rollenspiel oft Anerkennung will.

Zumal das Thema mMn fürs Rollenspiel als Nebenschauplatz nichts hergibt. Entweder lege ich da den Fokus drauf oder es ist verzichtbar.
Das sehe ich so nicht: Es gibt viele Themen, die nur angeschnitten werden, die aber nur wenige Runden in den Fokus rücken. Und eine transsexuelle Wirtin, der man die Transsexualität nur anmerkt, wenn sie sich in Schlägereien einmischt, wäre doch ein spannender Charakter und würde wohl in Erinnerung bleiben. Und wäre in den meisten Runden nur ein Nebenschauplatz.

Und klar ist das für dich verzichtbar, für manche Leute aber eben nicht. Bei detaillierten Settings (mit genug Platz für vieles) verlierst du nichts, wenn es Teil des Settings ist, warum sollte es also nicht drin sein?

Und gerade wenn vieles fremdartige gespielt wird, hilft es ungemein, auch vertraute Themen zu haben. Für jemand transsexuelles ist das nunmal Transsexualität. Identifikationsmerkmale. Daher ist es auch nicht paradox, sich gerade im Rollenspiel, wo man viel neues probieren kann, auch vertrautes zu wünschen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: KhornedBeef am 28.10.2018 | 12:24
[...] eine transsexuelle Wirtin, der man die Transsexualität nur anmerkt, wenn sie sich in Schlägereien einmischt[...]
...weil sie die Gäste mit was genau verdrischt??  :o

Das mit dem Vertrauten ist ein komisches Argument. Also entweder ist alles cool in Kabul und die Sexualität spielt eine ähnliche Rolle wir bei mir, sage ich mal. Dann sind Szenen heteronormativer Beziehung ein Stück weit vertraut....ja...aber brauche ich im Rollenspiel nicht, gerade wenn ich da fremdartiges Spielen will. Oder eben es ist ein lebensbestimmender Faktor, mit Einschränkungen aller Art, aber dann...ist das Vertraute nicht unbedingt das Vertrauen erweckende, es sei denn da wird in der Darstellung besonders darauf geachtet. Das kann ich ein Stück verstehen, aber eben genauso die umgekehrte Eskampismus-Richtung.
Hm, ok, ja ich sehe den Gesichtspunkt jetzt. Sehr verschieden von Person zu versehen und im Grunde kann man da mit Diversität so viel falsch wie richtig machen, aber, ja.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 12:39
...weil sie die Gäste mit was genau verdrischt??  :o
Mit den Fäusten, natürlich. Wenn sie dir ihre Fäuste in die Fresse schmettert wird offensichtlich, dass sie nicht die Statur einer typischen Frau hat.

Sie kleidet sich als Frau und verhält sich als zurückhaltende, schwache Frau, aber hier fällt sie aus der Rolle, denn (um zum Vertrauten zurückzukommen) typische Männer haben signifikant mehr Kraft im Oberkörper, und sie wäre blöd, das nicht zu nutzen.

Was übrigens noch einen Schritt weiter geht und reale Unterschiede zwischen typischer männlicher und weiblicher Physis einbindet (wobei das nicht so klar getrennt ist, wie es meist und auch hier von mir behandelt wird: sowohl genetisch als auch in den späteren Ausprägungen gibt es ein Kontinuum zwischen männlich und weiblich — aber das ist Teil einer anderen Diskussion).

Und nur dann wirklich passt, wenn es sonst auch starke Wirtinnen gibt (so dass nicht alle benannten starken Wirtinnen in der Welt transsexuell sind). Sonst würde es zu komik verkommen.
Das mit dem Vertrauten ist ein komisches Argument. Also entweder ist alles cool in Kabul und die Sexualität spielt eine ähnliche Rolle wir bei mir, sage ich mal. Dann sind Szenen heteronormativer Beziehung ein Stück weit vertraut....ja...aber brauche ich im Rollenspiel nicht, gerade wenn ich da fremdartiges Spielen will. Oder eben es ist ein lebensbestimmender Faktor, mit Einschränkungen aller Art, aber dann...ist das Vertraute nicht unbedingt das Vertrauen erweckende, es sei denn da wird in der Darstellung besonders darauf geachtet. Das kann ich ein Stück verstehen, aber eben genauso die umgekehrte Eskampismus-Richtung.
Hm, ok, ja ich sehe den Gesichtspunkt jetzt. Sehr verschieden von Person zu versehen und im Grunde kann man da mit Diversität so viel falsch wie richtig machen, aber, ja.
Je nach Person ist es was anderes: Für Leute in heterosexuelle Beziehungen kann Transsexualität das spannende Fremdartige sein, für transsexuelle kann sie das Vertraute sein.

Richtig umgesetzt haben beide was davon, auch diesen Aspekt des Lebens einzubinden. Es stimmt allerdings schon, dass das Fingerspitzengefühl braucht. Das wird bei meinem Beispiel hoffentlich auch deutlich.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: YY am 28.10.2018 | 12:46
Das finde ich eine überzogen: Jemand transsexuelles verlangt ja nicht, dass jeder Aspekt des Lebens der Spielfigur genau gleich zu sein hat

Andersrum wird ein Schuh draus:
Es stört mich genau dann (und nur dann), wenn es in dieser Form verlangt wird.

Das ist schnell genau so bekloppt wie die Forderung nach flächendeckender 1:1-Repräsentation der realen Bevölkerungsverhältnisse in Film und Fernsehen ungeachtet des fiktiven Inhalts, nach dem Motto "Ihr müsst mindestens* 13% Schwarze in eurem Film haben oder ihr seid rassistische Arschgeigen!"
Und dort kann man sich immerhin noch über eine systematische Benachteiligung der zugehörigen Schauspieler Gedanken machen - im Rollenspiel fällt das weg.

*Überrepräsentation ist dann je nach Forderndem wieder in Ordnung, auch wenn das zwingend zu Lasten anderer Gruppen geht...


Bei detaillierten Settings (mit genug Platz für vieles) verlierst du nichts, wenn es Teil des Settings ist, warum sollte es also nicht drin sein?

Auch da komme ich aus der anderen Richtung:
Wer hindert die Leute denn dran, es einzubringen, wenn sie das wollen?

Wenn es aber umgekehrt als Verpflichtung an die Autoren betrachtet/dargestellt wird, das auch ja hochoffiziell drin zu haben...
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Rhylthar am 28.10.2018 | 13:04
Zitat
*Überrepräsentation ist dann je nach Forderndem wieder in Ordnung, auch wenn das zwingend zu Lasten anderer Gruppen geht...
Die hatten schließlich ihre Privilegien schon seit Jahren...;)

Zitat
Wenn es aber umgekehrt als Verpflichtung an die Autoren betrachtet/dargestellt wird, das auch ja hochoffiziell drin zu haben...
Mein Reden...
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 28.10.2018 | 14:14
Sie kleidet sich als Frau und verhält sich als zurückhaltende, schwache Frau, aber hier fällt sie aus der Rolle, denn (um zum Vertrauten zurückzukommen) typische Männer haben signifikant mehr Kraft im Oberkörper, und sie wäre blöd, das nicht zu nutzen.

Was übrigens noch einen Schritt weiter geht und reale Unterschiede zwischen typischer männlicher und weiblicher Physis einbindet (wobei das nicht so klar getrennt ist, wie es meist und auch hier von mir behandelt wird: sowohl genetisch als auch in den späteren Ausprägungen gibt es ein Kontinuum zwischen männlich und weiblich — aber das ist Teil einer anderen Diskussion).

Da ist halt das problem, dass gefühlt 99% der Rollenspiele sagen, dass es in ihrer Welt keine solchen physischen Unterschiede gibt und jedes Geschlecht gleich stark ist. Eine Thorwalerfrau wirst du dadurch nicht als Transvestit entlarven.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 28.10.2018 | 14:35
Es wirkt dadurch aufdringlich, weil unter normalen Umständen so etwas wie sexuelle Orientierung ohne dass da ganz explizit der Fokus drauf gesetzt wird, in der Praxis - das wäre das Abenteuer - in 95% der Fälle überhaupt nicht erkennbar wird (z.B. wenn die Abenteurer sich an keiner Kneipenschlägerei beteiligen oder selbst in einem System, welches ganz unPC-geschlechtliche Stärkeunterschiede kennt, eine andere Erklärung für die ungewohnte Schlagkraft annehmen (lucky punch oder gar Trollblut?) ) ... und das dann natürlich Kraft eigener Vorurteile/gefärbtem Weltbild dann wieder als "heteronormativ" angenommen wird (wobei keiner feststellen kann, ob das Wirtsehepaar nun das Bett teilt oder es von den Eltern arrangiert wurde: Mitgift trifft auf familieneigene Brau- und Schanklizenz und jeder sich sonst anderswo vergnügt) , völlig ungeachtet auch der Gesellschaft in welcher das behandelt wird und wo mangels moderner Überflussgesellschaft Ehen wohl auch eher Geschäftscharakter haben, wie in ähnlichen Episoden irdischer Geschichte.

Entsprechender Irrsinn natürlich mit der Farbrepräsentation unter modernen, besser noch amerikanischen PC-Standards. Da müssen dann halt auch Schwarzafrikaner in die Tundra.

Wo das Alles hingegen Platz haben sollte, wären dann eben die Settingbücher (hier eben die Sittenkultur der verschiedenen Völker) , bzw. die grundlegende ethnischen Repräsentation in den übergeordneten Grundregelwerken, wenn diese Multisettings vorsehen. 

Und nebenbei: der Muskelanteil bei Männern ist im Schnitt größer, aber auch da fällt so etwas nicht masselos und unsichtbar vom Himmel. Dazu ist das bei beiden Geschlechtern trainierbar und auch wenn trainierte Männer Frauen dann überlegen sind, muss das schon deutlich sein, so dass es nicht auch eine große, trainierte Frau sein könnte.
   
Wenn ein schmächtiger Mann, welcher danach als zierliche, untrainierte Dame durchgehen kann, transformiert, wird der auch keine so überwältigenden Kräfte "mitnehmen".  Kommen wir in Bereiche, wo das Kraftpotential dann nicht mehr erklärbar wäre, war die Dame vorher wohl auch schon eher "Schrank" und wechselt mit dem Geschlecht nicht auch noch in n-stufen kleinere Kleidergrößen.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 14:54
Da ist halt das problem, dass gefühlt 99% der Rollenspiele sagen, dass es in ihrer Welt keine solchen physischen Unterschiede gibt und jedes Geschlecht gleich stark ist. Eine Thorwalerfrau wirst du dadurch nicht als Transvestit entlarven.
Die Rollenspiele sagen, dass sie solche Unterschiede nicht in den Regeln abbilden. Bei Thorwalern ist das explizit im Hintergrund verankert, als eine Besonderheit dieser Region, also implizit doch drin, dass es nicht überall so ist, dass Frauen und Männer beim Armdrücken oder Ringen genau gleich gut sind.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 15:01
Zitat
Das finde ich eine überzogen: Jemand transsexuelles verlangt ja nicht, dass jeder Aspekt des Lebens der Spielfigur genau gleich zu sein hat
Es stört mich genau dann (und nur dann), wenn es in dieser Form verlangt wird.
Ist das schonmal passiert? Oder sprechen wir gerade hypothetisch?

Wenn es aber umgekehrt als Verpflichtung an die Autoren betrachtet/dargestellt wird, das auch ja hochoffiziell drin zu haben...
Was meinst du mit Verpflichtung? Ich kenne das eher als "ich würde mir wünschen, dass" und nicht als Pflicht (wer würde das denn durchsetzen wollen?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
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Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 15:06
Es wirkt dadurch aufdringlich, weil unter normalen Umständen so etwas wie sexuelle Orientierung ohne dass da ganz explizit der Fokus drauf gesetzt wird, in der Praxis - das wäre das Abenteuer - in 95% der Fälle überhaupt nicht erkennbar wird
In dem Fall ist das halt so eine Hintergrundinformation wie "Eltern aus dem Siebengebirge zugezogen" — die tritt in 95% der Fälle auch nicht zu Tage, macht aber etwas aus, wenn sich die SCs mit den Informationsquellen der Wirtin beschäftigen.

Zitat
Und nebenbei: der Muskelanteil bei Männern ist im Schnitt größer, aber auch da fällt so etwas nicht masselos und unsichtbar vom Himmel. Dazu ist das bei beiden Geschlechtern trainierbar und auch wenn trainierte Männer Frauen dann überlegen sind, muss das schon deutlich sein, so dass es nicht auch eine große, trainierte Frau sein könnte.
   
Wenn ein schmächtiger Mann, welcher danach als zierliche, untrainierte Dame durchgehen kann, transformiert, wird der auch keine so überwältigenden Kräfte "mitnehmen".  Kommen wir in Bereiche, wo das Kraftpotential dann nicht mehr erklärbar wäre, war die Dame vorher wohl auch schon eher "Schrank" und wechselt mit dem Geschlecht nicht auch noch in n-stufen kleinere Kleidergrößen.
Jepp, und das wird auch so sein. (danke für die Detailliertere Aufschlüsselung, das hatte ich versucht, einzubringen, aber wohl zu knapp)

Das heißt allerdings nicht, dass die SCs es nicht erfahren. Da sagt ein NSC "leg dich nicht mit ihr an, sie hat Trollblut und langt zu wie ein Troll" — oder halt "leg dich nicht mit ihr an, sie war vor ein paar Jahren noch ein Mann und langt noch so zu".

Es gibt genügend Wege, wie das unaufdringlich Teil der Geschichte sein kann (oder halt auch mal nicht auffällt, weil es nicht wichtig wurde), dass ich das eher als handwerkliches denn als grundsätzliches Problem sehen würde.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 28.10.2018 | 15:09
Die Rollenspiele sagen, dass sie solche Unterschiede nicht in den Regeln abbilden. Bei Thorwalern ist das explizit im Hintergrund verankert, als eine Besonderheit dieser Region, also implizit doch drin, dass es nicht überall so ist, dass Frauen und Männer beim Armdrücken oder Ringen genau gleich gut sind.

Das ist faktisch falsch. In DSA (Aventurien) sind per Setzung Männer und Frauen gleich in ihrer physischen Leistungsfähigkeit (mit Ausnahme von orks und ein paar Nichtspielerrassen).
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 28.10.2018 | 16:05
@ Arnebab

Wenn man das so natürlich unterbringen kann, ist das wie wertvolle, feine Würze, welche den Eindruck gekonnt verstärkt, es mit einer lebendigen, facettenreichen Spielwelt zu tun zu haben.

Aber meinem Eindruck nach reicht das eben nicht gegenüber dem, was von einer maßgeblichen Fraktion mit "Diversitäts"-Anspruch vertreten/gefordert wird und was dann in Reaktion zu Widerspruch führt.

Deren These lautet meinem Eindruck nach doch ungefähr so: "Ich seh mich (oder als Aktivist entsprechendes Klientel)  nicht (oder nicht in ausreichender, an der Jetztzeit orientierter Quote oder auch nur nicht in der Hauptrolle), also werde ich/sie ausgegrenzt und du bist BÖSE (tm).

Und wenn das tatsächlich in dieser Form ein zu behebendes Hemmnis darstellen soll, dass jemand mitspielt, dann setzt das ja letztlich voraus, dass dies entsprechend früh udn klar sichtbar ist und "gutes" Material damit sicher vom ersten Abenteuer an - und damit in allen Werken, denn es kann ja keiner wissen womit der Erstkontakt ist - in vorderster Front (also nicht nur zufällig oder indirekt erfahrbar und damit leicht übersehbar oder auslassungsgefährdet) und entsprechend massiv aufführt, natürlich für alle vorstellbaren Minderheiten gleichzeitig. 







Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Isegrim am 28.10.2018 | 16:07
Die Wirtin könnte auch einfach eine Frau mit einer ordentlichen geraden Linken sein. So zum Aufbrechen des Klischees, dass Frauen, die auch zulangen können, entweder eigentlich Trollinnen oder Männer sein müssen. ;)

Das ist das schwierige mit Rollenspiel: Es basiert zu guten Teilen auf Klischees. Die einen aufzubrechen, ohne andere zu zementieren, kann mehr als schwierig sein. Sich diesen Schwierigkeiten zu stellen, wenn es weder notwendig noch unbedingt erfolgversprechenden ist (immerhin geht es weiterhin um ein Hobby mit einem recht geringen Einfluss), isz halt nicht jedermanns Sache.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 17:31
Das ist faktisch falsch. In DSA (Aventurien) sind per Setzung Männer und Frauen gleich in ihrer physischen Leistungsfähigkeit (mit Ausnahme von orks und ein paar Nichtspielerrassen).
Oh, wow, ich habe schon zu lange nicht mehr intensiv DSA gespielt. Danke für die Korrektur!
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 17:41
Wenn man das so natürlich unterbringen kann, ist das wie wertvolle, feine Würze, welche den Eindruck gekonnt verstärkt, es mit einer lebendigen, facettenreichen Spielwelt zu tun zu haben.

:d

Aber meinem Eindruck nach reicht das eben nicht gegenüber dem, was von einer maßgeblichen Fraktion mit "Diversitäts"-Anspruch vertreten/gefordert wird und was dann in Reaktion zu Widerspruch führt.

Deren These lautet meinem Eindruck nach doch ungefähr so: "Ich seh mich (oder als Aktivist entsprechendes Klientel)  nicht (oder nicht in ausreichender, an der Jetztzeit orientierter Quote oder auch nur nicht in der Hauptrolle), also werde ich/sie ausgegrenzt und du bist BÖSE (tm).
Das Problem hatte ich tatsächlich noch nie. Wir hatten hier schonmal einen Thread dazu, durch den ich den Anstoß für eine Zufallstabelle zu Sexualität bekommen habe. Nachdem ich mir Daten zur realweltlichen Häufigkeit von Transsexualität besorgt habe und sie eingearbeitet habe, gab es von keiner Seite irgendwelche Beschwerden. 0,2% sind halt nicht so viel, und wenn einer von 500 NSCs transsexuell ist, ist das eben auch wirklich feine Würze und nicht aufgedrängt.

Spannenderweise war dabei allerdings das für mich überraschendste Ergebnis, dass die Vielfalt meiner Vorstellung von weder Transsexuellen noch Homosexuellen viel zu gering war und ich erstmal sammeln musste, welche anderen Faktoren eigentlich für Sexualität wichtig sind.

Ergebnis: http://www.1w6.org/blog/drak/2018-09-18-ews-30-f-r-den-nanowrimo#sexualitaet
Und wenn das tatsächlich in dieser Form ein zu behebendes Hemmnis darstellen soll, dass jemand mitspielt, dann setzt das ja letztlich voraus, dass dies entsprechend früh udn klar sichtbar ist und "gutes" Material damit sicher vom ersten Abenteuer an - und damit in allen Werken, denn es kann ja keiner wissen womit der Erstkontakt ist - in vorderster Front (also nicht nur zufällig oder indirekt erfahrbar und damit leicht übersehbar oder auslassungsgefährdet) und entsprechend massiv aufführt, natürlich für alle vorstellbaren Minderheiten gleichzeitig.
Das ist denke ich eine überzogene Forderung, die so nicht nur von den wenigsten aufgestellt wird. Es reicht den Meisten völlig zu wissen, dass die Autorinnen und Autoren sich darüber Gedanken machen, und die Existenz von Transsexuellen eben nicht ignorieren.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 17:42
Die Wirtin könnte auch einfach eine Frau mit einer ordentlichen geraden Linken sein. So zum Aufbrechen des Klischees, dass Frauen, die auch zulangen können, entweder eigentlich Trollinnen oder Männer sein müssen. ;)

Das ist das schwierige mit Rollenspiel: Es basiert zu guten Teilen auf Klischees. Die einen aufzubrechen, ohne andere zu zementieren, kann mehr als schwierig sein.
Insofern ist es schön, viele unterschiedliche Wege zu haben, sie aufzubrechen. Was uns zum Thema des Threads zurückbringt: Diversität hilft, weil sie mehr Facetten des Spiels ermöglicht. Für den Spielentwurf ist es nützlich, einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten zu haben.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 28.10.2018 | 18:29
Das Problem hatte ich tatsächlich noch nie. Wir hatten hier schonmal einen Thread dazu, durch den ich den Anstoß für eine Zufallstabelle zu Sexualität bekommen habe. Nachdem ich mir Daten zur realweltlichen Häufigkeit von Transsexualität besorgt habe und sie eingearbeitet habe, gab es von keiner Seite irgendwelche Beschwerden. 0,2% sind halt nicht so viel, und wenn einer von 500 NSCs transsexuell ist, ist das eben auch wirklich feine Würze und nicht aufgedrängt.

Was aber fü die meisten bespeilten kampagnen bedeutet, dass im prinzip schon ein transsexueller NSC damit diese Gruppe überrepresentiert und man dann halt die Gefahr läuft, dass dieser eine dann hinsichtliche sämtlicher Gesichtspunkte auseinandergenommen wird, da er ja nicht ansatzweise das darstellt, womit sich ein potentiell interessierter Spieler identifiziert.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 19:37
Was aber fü die meisten bespeilten kampagnen bedeutet, dass im prinzip schon ein transsexueller NSC damit diese Gruppe überrepresentiert und man dann halt die Gefahr läuft, dass dieser eine dann hinsichtliche sämtlicher Gesichtspunkte auseinandergenommen wird, da er ja nicht ansatzweise das darstellt, womit sich ein potentiell interessierter Spieler identifiziert.
Das ist denk ich eher ein Problem der Auswahl ohne die Gruppe zu beachten: Wenn Du einen interessierten Spieler in der Gruppe hast, sollte es definitiv mehr als einen von 500 geben, schließlich gibt es auch mehr als einen Erzmagier, wenn du einen Adepten in der Runde hast.

Wenn du keinen interessierten Spieler in der Gruppe hast, ist das 1/500 ein ganz guter Richtwert. Wobei in den meisten längeren Kampagnen auch mehr als 500 Personen auftauchen, die meisten aber eben nicht lange. Bei 20 Abenden mit je 25 erwähnten Personen hast du das schon erreicht.

Für Autorinnen oder Autoren von vorgefertigten Kampagnen ist das natürlich doof — aber da kann die Weltenbeschreibung einspringen. Wenn Transsexuelle in der Weltenbeschreibung vorkommen, reicht es, in der Kampagne auf die Weltenbeschreibung zu verweisen (z.B. "Wir sind in Region X").
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: Maarzan am 28.10.2018 | 20:19
Es reicht den Meisten völlig zu wissen, dass die Autorinnen und Autoren sich darüber Gedanken machen, und die Existenz von Transsexuellen eben nicht ignorieren.

Dann sollten ja mit:

a) Alle von den mit diesem Gesamtregelwerk abzudecken gedachten Settings vorkommenden Ethnien mit zumindest einem (mit)fokusierten Bild und Beispiel mit ins Grundregelwerk (Details gäbe es dann in den entsprechenden Settingbänden und auf die sollte - wo schon vorhanden oder fest geplant - auch schon im GRW verwiesen werden)

b) Hinweise zu den geschlechtlichen Varianten und deren soziale Rolle in den jeweiligen Kulturbeschreibungen. (und  - insbesondere, wo keine äquivalente einschlägig irdisch angelehnte religiöse Prägung vorliegt - nicht zwingend dieselbe negative Grundreaktion).

zumindest 2 große Baustellen eigentlich für gemäßigte Ansprüche  ausreichend bedient werden können, oder? 



Das Problem mit der "Quote" unter den NSCs ist ja, dass die Charaktere im Normalfall schon eine Menge Leute treffen, aber im üblichen Detailrahmen spezifische Identifikationen typischerweise unter dem Radar fliegen, wenn es sich nicht gerade um unvermeidliche Schlüsselfiguren handelt. Und von denen gibt es eben bei weitem nicht mehr soo viele und werden dieselben gerne auch mal überzeichnet und/oder sind mehrheitlich als Widersacher dann böse. Das wäre dann wieder der Anlass für den nächsten Knatsch.

Je nach Kultur können gewisse Abweichungen auch positiv oder neutral offenkundig/prominent werden, z.B. wenn Priester oder Schamanen bevorzugt aus solchen Kreisen stammen. Das würde einmal die Sichtbarkeit erhöhen und vielleicht auch ein Zeichen zumindest partieller Toleranz setzen. Passt natürlich nicht zu jeder Kultur.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: TaintedMirror am 28.10.2018 | 20:32
Das ist denk ich eher ein Problem der Auswahl ohne die Gruppe zu beachten: Wenn Du einen interessierten Spieler in der Gruppe hast, sollte es definitiv mehr als einen von 500 geben, schließlich gibt es auch mehr als einen Erzmagier, wenn du einen Adepten in der Runde hast.

Wir reden hier immer noch von offiziellen Werken. In meiner Gruppe wäre es egal, wenn nie auch nur irgendeine Person mit irgendeiner Sexualität oder sexueller Identifizierung auftacht. Aber wenn es um das Gefühl der Representation geht, macht es ja keinen Sinn die einzelnen Gruppen anzusehen. Daher weiß ich nicht, in welche Richtung diese Argumentation führen soll.

Wenn du keinen interessierten Spieler in der Gruppe hast, ist das 1/500 ein ganz guter Richtwert. Wobei in den meisten längeren Kampagnen auch mehr als 500 Personen auftauchen, die meisten aber eben nicht lange. Bei 20 Abenden mit je 25 erwähnten Personen hast du das schon erreicht.

Äh, da müssen sich unsere Spielweisen drastisch unterscheiden. Selbst in Kampagnen, die über 2 Jahren gingen, kam ich am Ende auf nicht mal 80 NSCs, die überhaupt einen Namen hatten. Oder zählst du die namenlosen unbeschriebenen Massen mit? Die bekommen in der Regel bei mir nicht mal eine individuelle Beschreibung des Aussehens. Wie soll man da auf sowas spezielles, wie Sexualität eingehen. Das kommt nicht mal bei einer Fünf-Sätze-Beschreibung vor. Oder nützt es wen was, wenn ich am Ende der Runde sage: "Übrigens, Bandit Nr. 3, den der Magier mit dem Feuerstrahl gegrillt hatte, wollte sich vom Geld geschlechtsumwandeln lassen."?

Für Autorinnen oder Autoren von vorgefertigten Kampagnen ist das natürlich doof — aber da kann die Weltenbeschreibung einspringen. Wenn Transsexuelle in der Weltenbeschreibung vorkommen, reicht es, in der Kampagne auf die Weltenbeschreibung zu verweisen (z.B. "Wir sind in Region X").
Anscheinend ja nicht. Ansonsten gäbe es ja bei sowas wie DSA oder DnD nie Probleme, da das prinzipielle Vorhandensein von homosexuellen oder transsexuellen Personen ja generell Teil der phantastischen Realität ist. Irgendwie steht dieser Satz so im Gegensatz zu allem anderen, was du hier diskutiert hast.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 23:45
Wir reden hier immer noch von offiziellen Werken. In meiner Gruppe wäre es egal, wenn nie auch nur irgendeine Person mit irgendeiner Sexualität oder sexueller Identifizierung auftacht. Aber wenn es um das Gefühl der Representation geht, macht es ja keinen Sinn die einzelnen Gruppen anzusehen. Daher weiß ich nicht, in welche Richtung diese Argumentation führen soll.
In die Richtung, dass 1/500 im offiziellen Regelwerk ausreichend ist, um in interessierten Runden einen Fokus drauf legen zu können, der (offiziell abgesegnet) zur Welt passt.

Das kommt nicht mal bei einer Fünf-Sätze-Beschreibung vor. Oder nützt es wen was, wenn ich am Ende der Runde sage: "Übrigens, Bandit Nr. 3, den der Magier mit dem Feuerstrahl gegrillt hatte, wollte sich vom Geld geschlechtsumwandeln lassen."?
Es geht nicht darum, ob du es sagst, sondern ob dir überhaupt bewusst war, dass das sein könnte. Dann kannst du das nämlich dann einfließen lassen, wenn es relevant sein könnte. Zum Beispiel, wenn die SCs jemanden nach dem NSC fragen.

Und ja, ich meine auch die, die nie wieder auftauchen und auch nie in einem Notizbuch landen.
Anscheinend ja nicht. Ansonsten gäbe es ja bei sowas wie DSA oder DnD nie Probleme, da das prinzipielle Vorhandensein von homosexuellen oder transsexuellen Personen ja generell Teil der phantastischen Realität ist. Irgendwie steht dieser Satz so im Gegensatz zu allem anderen, was du hier diskutiert hast.
Wenn du Homosexuelle dazunimmst, musst du mit ganz anderen Zahlen rechnen. Da haben wir meines Wissens nach etwa 4%, dazu kommen noch je nach Kultur bis zu 10% Bisexuelle. Das heißt, unter 25 Personen würdest du eine Homosexuelle Person erwarten. Und da wird das dann schon komisch, wenn unter 80 NSCs (jetzt mal mit deiner Zahl) kein einziger homosexuell ist. Was nicht heißen soll, dass die SCs das immer mitbekommen müssen. Aber was du von dem NSC weißt ändert sich, und das beeinflusst vermutlich deine Darstellung.

Bei Transsexuellen fällt das viel weniger auf, weil es einfach in der realen Welt viel weniger davon gibt.

Probier doch mal aus, ob sich für dich was ändert, wenn du für jeden der 80 NSCs, die in der nächste Kampagne zusammenkommen, die Sexualität auswürfelst (http://www.1w6.org/blog/drak/2018-09-18-ews-30-f-r-den-nanowrimo#sexualitaet). Ich fände es spannend zu erfahren, ob es was für dich bewirkt.
Titel: Re: Diversität Alternative
Beitrag von: ArneBab am 28.10.2018 | 23:51
Dann sollten ja mit:

a) Alle von den mit diesem Gesamtregelwerk abzudecken gedachten Settings vorkommenden Ethnien mit zumindest einem (mit)fokusierten Bild und Beispiel mit ins Grundregelwerk (Details gäbe es dann in den entsprechenden Settingbänden und auf die sollte - wo schon vorhanden oder fest geplant - auch schon im GRW verwiesen werden)

b) Hinweise zu den geschlechtlichen Varianten und deren soziale Rolle in den jeweiligen Kulturbeschreibungen. (und  - insbesondere, wo keine äquivalente einschlägig irdisch angelehnte religiöse Prägung vorliegt - nicht zwingend dieselbe negative Grundreaktion).

zumindest 2 große Baustellen eigentlich für gemäßigte Ansprüche  ausreichend bedient werden können, oder? 
Klingt gut, ja. Bei (a) würden, denke ich, auch schon die Beschreibungen reichen (nicht alle Rollenspielbastler können entsprechend viele Bilder liefern).

Das Problem mit der "Quote" unter den NSCs ist ja, dass die Charaktere im Normalfall schon eine Menge Leute treffen, aber im üblichen Detailrahmen spezifische Identifikationen typischerweise unter dem Radar fliegen, wenn es sich nicht gerade um unvermeidliche Schlüsselfiguren handelt. Und von denen gibt es eben bei weitem nicht mehr soo viele und werden dieselben gerne auch mal überzeichnet und/oder sind mehrheitlich als Widersacher dann böse. Das wäre dann wieder der Anlass für den nächsten Knatsch.
Es gibt inzwischen immer mehr Leute, die sich beklagen, dass die meisten Bauernopfer weiße Männer sind … die Diskussionen werden also wohl eher schwieriger, ohne Repräsentation von Minderheiten vermutlich sogar mehr als mit. Wobei mir nicht ganz klar ist, wo das her kommt.

Allerdings ist es glaube ich besser, als Widersacher aufzutauchen, als gar nicht präsent zu sein (solange die eigenen Besonderheiten nicht ausschließlich bei Widersachern auftauchen).
Je nach Kultur können gewisse Abweichungen auch positiv oder neutral offenkundig/prominent werden, z.B. wenn Priester oder Schamanen bevorzugt aus solchen Kreisen stammen. Das würde einmal die Sichtbarkeit erhöhen und vielleicht auch ein Zeichen zumindest partieller Toleranz setzen. Passt natürlich nicht zu jeder Kultur.
Auch eine Kultur zu haben, in der es explizit illegal ist, setzt schon das Zeichen, dass das in der Welt was ungewöhnliches ist und es nicht einfach nur nicht bedacht wurde.