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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Luxferre am 2.08.2019 | 11:14
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Wir hatten im "Böse SC" Thread einige Kommentare, dass man sich dann ja vieles rausnehmen dürfe und man zwanglos alles durchzieht, was einem so recht ist.
Ich will das nicht von der Gesinnungsseite diskutieren!
Vielmehr interessiert mich, was genau daran den Reiz ausmacht, wenn man Charaktere ohne Prinzipien, ohne Regeln und ohne Commitment spielt.
[für mich ist das nämlich genau kein Reiz, so ohne Leitlinie oder ohne irgendwelche Verpflichtungen zu spielen. Mir würde da ein wichtiger Punkt bei abgehen und auch -mit Wertung!- ist es mir irgendwie zu easy-peasy ein solches Verhaltensmuster so zwanglos durchzurocken]
Also, was reizt euch daran?
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Für mich kommt der Reiz an fehlenden Skrupel durch die Konsequenzen des fehlenden Skrupels. Der fehlende Skrupel kann nämlich sehr schnell sehr kurzfristig sein und Du handelst Dir mit der Skrupelabkuerzung gerne mittel- und langfristig größere Probleme ein. Genau das finde ich extrem reizvoll beim Spiel.
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Ich kann es am besten als Kontrastprogramm zum normalen Spiel nachempfinden. Normales Spiel kann manchmal sehr frustrierend sein: man ist der Laufbursche für hinterlistige Adelige, Erzmagier, Priester, etc., die einen übervorteilen, aber hinter ihrem politischen Einfluss unantastbar sind; man muss durch ein halbes Dutzend Ringe springen, um in die Grabkammer des super wichtigen Geheimnisses zu kommen, weil einfach einzubrechen ja illegal ist; man riskiert sein Leben, um das Artefakt der Macht zu bergen, das man dann aber nicht behalten kann, weil es dem Tempel gehört, oder da sicherer ist, oder zu korrumpierend ist ...
Die dunkle Seite der Macht führt schneller zu Belohnungen, ohne die ganzen Kopfschmerzen. Einfach einmal sofort den Feuerball in den Verhandlungsraum zu schleudern, anstatt 20 Minuten Realzeit darauf zu warten, dass das Gespräch mit dem Kultistenanführer am Ende doch scheitert, wie einem von Anfang an klar war, kann sehr genugtuend sein.
Wie lange so etwas Spaß macht, weiß ich nicht; aber einmal "Nein! Heute nicht!" zum typischen Abenteuerablauf sagen zu können, kann befreiend sein - wie Urlaub. Oder "Purge Day".
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Für mich kommt der Reiz an fehlenden Skrupel durch die Konsequenzen des fehlenden Skrupels. Der fehlende Skrupel kann nämlich sehr schnell sehr kurzfristig sein und Du handelst Dir mit der Skrupelabkuerzung gerne mittel- und langfristig größere Probleme ein. Genau das finde ich extrem reizvoll beim Spiel.
Für mich genau das. Skrupellos bedeutet ja nicht omnipotent.
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Für mich genau das. Skrupellos bedeutet ja nicht omnipotent.
Richtig. Ich meine ja auch "ich kann mir alles leisten, weil kein Gewissen/Kodex/Leitpfad" ;) Aber gut, dass Du es ansprichst :d
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Möchtest du in diesem Thread nur besprechen wenn es einen "Reiz" hat? Ich habe nämlich manchmal den Eindruck, dass die Tatsache dass es bei Rollenspielen auch immer um ein Spiel mit Würfeln, Regeln, Werten etc. geht, dazu führt, dass bei einigen Spielern die Prinzipien, Regeln und das Commitment eine untergeordnete Rolle spiel oder ganz hinten über fällt.
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Das GoT-Rollenspiel geht doch auch in die Richtung, oder? Habe es noch nicht gespielt, aber denke, dass man dort alles auf dem Altar der Skrupellosigkeit opfern kann.
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Möchtest du in diesem Thread nur besprechen wenn es einen "Reiz" hat? Ich habe nämlich manchmal den Eindruck, dass die Tatsache dass es bei Rollenspielen auch immer um ein Spiel mit Würfeln, Regeln, Werten etc. geht, dazu führt, dass bei einigen Spielern die Prinzipien, Regeln und das Commitment eine untergeordnete Rolle spiel oder ganz hinten über fällt.
Von mir aus gern. Das entführt ja nicht das Thema, sondern schafft eine neue/weitere Perspektive darauf :d
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Das GoT-Rollenspiel geht doch auch in die Richtung, oder? Habe es noch nicht gespielt, aber denke, dass man dort alles auf dem Altar der Skrupellosigkeit opfern kann.
Sehe ich nicht so, ich habe das regelwerk zumindest mal durchgelesen, aber das äussert sich imho nicht dazu - oder nur so wie jedes andere Regelwerk auch. Von der Spielwelt kenne ich nur die Fernsehserie und da wird Skrupellosigkeit sehr wohl bestraft wenn der Skrupellose an jemand kommt der ihm das Wasser reichen kann. Schlussendlich geht die Geschichte ja so aus das eigentlich der unskrupelloseste auf dem (nicht mehr vorhandenen) thron sizt.
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Das GoT-Rollenspiel geht doch auch in die Richtung, oder? Habe es noch nicht gespielt, aber denke, dass man dort alles auf dem Altar der Skrupellosigkeit opfern kann.
Es gibt ja in GoT ein paar Hanseln, die tatsächlich so drauf sind. Die meisten anderen handeln aber auf Basis von persönlichen Loyalitäten, Emotionen, Neurosen, Glauben etc. Wenn man für solche Dinge jegliche Skrupel über Bord wirft, können die einen an anderer Stelle natürlich wieder einholen.
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Vielmehr interessiert mich, was genau daran den Reiz ausmacht, wenn man Charaktere ohne Prinzipien, ohne Regeln und ohne Commitment spielt.
Im Rollenspiel macht das mir jedenfalls keinen Reiz aus. Gegebenenfalls sehe ich so etwas wenn ich Tabeltop lastiges Rollenspiel spiele wo die Interaktion mit den NSC auf umbatzen besteht (Descent und andere in der Art). Früher (vor 30 Jahren) auch das Dungeoncrawl bei D&D - ich brauche keine Prinzipien wenn ich keine Interaktion mit neutalen und positiv eingestellten NSC habe, und die bösen darf man ja per definition des bösen Umhacken und zu tode Foltern. Das Commitment sind die EP, das Gold und die Schätze der Opfer.
Aber wie gesagt - mir macht das mal einen Abend lang spass, wenn es taktisch herrausfordernd ist, wenn nicht mal das - dann würde ich es einem jung-SL auch noch "durchgehen" lassen.
Aber ansonsten - nein, muss nicht (mehr) sein.
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Ich würde den Reiz solcher Charaktere wenigstens teilweise einfach als Reaktion auf Railroading-, Spielerkleinhalte-, und ähnliche allgemein verbreitete Tendenzen sehen. Wenn man von Spielleitern, -designern, und teilweise auch anderen Spielern am Tisch zu oft ein "das kannst/darfst Du aber nicht/würde dein Charakter nie machen!" entgegengeknallt bekommt, dann hat man eben irgendwann mal die Schnauze voll und will auch mal bewußt und gezielt über die Stränge schlagen.
Und dazu muß man gar nicht mal unbedingt einen "Bösen" spielen wollen -- nur, wenn sich dann herausstellen sollte, daß die beste Methode, die Erlaubnis zu meinem gewünschten Vorgehen in meiner bestimmten aktuellen Gruppe zu kriegen, tatsächlich darin besteht, mir unter leichtem Augenrollen ein großes B aufzumalen? Dann sollen sie halt ihren Willen haben und mit den Folgen auch leben. >;D
Edit: Man kann's vielleicht auch noch mal ganz kurz und knapp und vergleichsweise neutral zusammenfassen: "ich kann und darf ausnahmsweise tatsächlich mal alles" ist natürlich auch einfach eine Form von Eskapismus -- und eine ziemlich leicht verständliche noch dazu. :)
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jemand der im Rollenspiel ständig böse charakterlose Figuren, bzw. Figuren die "alles dürfen und können", spielt, hat zumeist als Mensch auch ein echtes Problem.
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@jom
Kannst du klarer ausführen, warum du das denkst?
Ich persönlich mag Charaktere mit Prinzipien und moralischem Kompass, besonders solche, bei denen dieser Kompass auch immer wieder strapaziert wird. Und wo sich dahingehend auch mal Skrupellosigkeit Bahn bricht. Eben Charaktere, die nicht skrupellos sind, weil sie es wollen, sondern weil sie getrieben sind... weil sie nicht anders können.
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@jom
Kannst du klarer ausführen, warum du das denkst?
bin zwar nicht jom, aber ...
Ich kenne solche Leute auch, würde das aber nicht "zumeist" formulieren ;)
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Woher kommt eigentlich dieser Drang zur Diagnose und Abstempelung?
Mich reizen solche Charaktere persönlich überhaupt nicht. (Selbstgewählte) Einschränkungen erlebe ich als kreativitätsfördernd. Das fehlt mir bei solchen Charakterkonzepten.
Grüße
Hasran