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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: AlucartDante am 7.08.2019 | 18:46

Titel: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: AlucartDante am 7.08.2019 | 18:46
Immer wenn ich zu viel in die 5. Edition von DnD reinlese, kommt sie noch weniger gebalanced vor. Eigentlich war DnD ja immer das Rollenspiel mit der größten Entwicklung des Powerlevels. Und bei Zaubern ist das immer noch so. Aber wie ist das mit anderen Fertigkeiten? Im Allgemeinen habe ich den Eindruck, dass bei DnD die Charaktere relativ wenig können und auch nicht besser werden.

Als Beispiel schauen wir uns einen Kleriker / Theologen an, der seine Abschlussprüfung bestehen will:

Der unwissende Physiker hat sich auch in die Prüfung geschlichen und kriegt auf Religionswürfe plus null, Cleric mit Proficency auf Level 1 +2. Das heißt, er weiß etwa 10% mehr durch sein Theologiestudium. Huh, da war wohl viel Erasmus dabei und na gut, er hat ja nur nen Bachelor. Auf Level 20 bekommt der Kleriker als brillanter Professor der Theologie ja immerhin +6.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Physikstudent ohne Proficency die Theologieprüfung besteht, ist sagen wir 50%. Der Cleric Bachelorabsolvent Lvl 1 mit Proficiency besteht dann mit etwa 60%. Der Level 20 Kleriker und größter Theologieprofessor der Welt Lvl20 besteht immerhin zu 80%. Okay, mit Level 20 hat er vielleicht noch mehr Weisheit und schafft es zu 90%. Der Unterschied dabei ist linear, dass heiß bei schwierigeren Proben, kann der Level20 Kleriker ebenfalls nur 30 Prozent mehr.

Aber ist der Unterschied nicht verdammt gering?

Schauen wir uns mal DnD3 an:

Normalo kriegt auf Religionswürfe plus null, Cleric mit Class Skill 4. Das heißt, er weiß etwa 20% mehr durch sein Theologiestudium. Huh, okay auch mehr gefeiert, als gelernt. Auf Level 20 bekommt der Kleriker als brillanter Professor der Theologie ja immerhin +20.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Physikstudent ohne Proficency die Theologieprüfung besteht, ist sagen wir 50%. Der Cleric Bachelorabsolvent Lvl 1 mit Class Skill besteht dann mit etwa 70%. Der Level 20 Kleriker und größter Theologieprofessor der Welt Lvl20 besteht auf jeden Fall. Der Unterschied dabei ist linear, dass heiß bei solchen Proben, kann der Level20 Kleriker nicht versagen, erst bei Aufgaben, die der Normalo gar nciht schaffen kann, könnte versagen.

Rechnen wir das ganze mal in Shadowrun4 durch:

Für eine Theologieprüfung brauchen wir einen Erfolg. Der Physikstudent hat Logik 3 und Theologie 0 (2W) und schafft es zu 55%. Der Kleriker mit Bachelorstudium Logik 3 und Theologie 3 besteht zu 99%. Der brillante Professor mit Logik 5 und Theologie 7 besteht noch häufiger, aber selbst er könnte durchfallen.

Cthulhu: Physiker 01%, Cleric Lvl 1 35%, Cleric Lvl20 99%. Wobei die 35% willkürlich gewählt sind und man die Probe auch als einfach deklarieren könnte: 02%, 70% und 100%.

Für die ganze Diskussion bin ich mal davon ausgegangen, dass Physiker und Theologen gleich weise und logisch sind, um die Rechnung zu vereinfachen. Man mag anmerken, dass das nicht stimmt. Das mag sein. Aber wenn eine jahrelange Ausbildung der Kleriker so wenig Wissen erbringt wie bei DnD5, ist es dann nciht Zeit für ein anderes Bildungssystem?

Mich hätten auch noch Beispielrechnungen für DSA und Gurps interessiert, aber belasse das mal hierbei. Vielleicht möchte ja jemand von euch nochmal ein paar Möglichkeiten ergänzen.

Mir erscheint der Mechanismus von DnD5 auf jeden Fall nicht überzeugend. Ich glaube ich mag die nicht lineare Verteilung von bspw. Shadowrun.

Wie seht ihr das? Und was ist euch wichtig an einem System? (edit: Ich wollte es erst in den Smalltalk von DnD5 posten, aber dachte vielleicht ist doch allgemeiner)
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Rhylthar am 7.08.2019 | 19:00
Zitat
Aber ist der Unterschied nicht verdammt gering?
Altes Problem, habe ich gehausregelt. Alle DC >=20 können nur von SC mit Proficiency gelöst werden.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Derjayger am 7.08.2019 | 19:19
So is dat. Wird besser, wenn man denkt, dass Abenteurer halt echt kompetent und flexibel sind. Und anders funktionieren als der Rest der Welt. Da muss man schon beide Augen zudrücken, aber es geht.
Denn der geringe Kompetenzabstand hat ja große Vorteile, nämlich dass jeder alles probieren und schaffen kann. Das ist spielmechanisch/-psychologisch freundlich und modern (siehe aktuelle Brettspiele. Oder das als "Luckgame" gescholtene Mario Kart, bei dem die Kompetenzunterschiede zwischen den Spielern durch ungleich verteilte Items verringert werden, wodurch halt jeder auf'er Party mitspielen kann).
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Selganor [n/a] am 7.08.2019 | 19:33
Was solche Ueberlegungen allerdings ausser Acht lassen sind die Situationen in denen man gar nicht wuerfelt (bzw. wuerfeln sollte).

Muss der Zimmermann-Meister wirklich fuer jede winzige Aktion (die er im Schlaf machen koennte - wie z.B. einen Nagel gerade einschlagen) wuerfeln?

Bei CoC wird bei einigen Skills z.B. davon ausgegangen, dass schon recht wenig (waren es 25%) ausreichen um "normale" Dinge ohne Stress usw. zu schaffen.

Es macht ja auch nicht jeder Besitzer eines Fuehrerscheins bei jeder Fahrt zum Supermarkt einen "Autofahren"-Wurf, ob er nicht doch einen Unfall baut.

Bei den "Physiker ohne Vorkenntnisse" und "Priester nach Ausbildung" Situationen gibt es sicher auch zahlreiche Situationen in denen der Priester (egal wie hoch sein tatsaechlicher Bonus sein sollte) keinen Wurf machen muss, Leute die diese Ausbildung nicht hatten aber evtl. schon. (z.B. alle Namen oder Herrschaftsgebiete der eigenen Gottheit, der Name des Hohepriesters am Ort und zur Zeit an der man seine Ausbildung gemacht hat, ...)

Ebenso werden Modifikatoren auf Wuerfelwuerfe in der Praxis von Spielleitern gerne mal ("aus Vereinfachungsgruenden") weggelassen oder oft nur die erschwerenden Modifikatoren genommen ("weil es sonst zu einfach ist" wtf? )
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Harlekin78 am 7.08.2019 | 20:19
Ich bin ähnlicher Meinung wie Selganor und zitiere mal aus dem Schnellstarter von Forbidden Lands (S. 26):
"DON’T ROLL TOO OFTEN - It’s hard to succeed in the Forbidden Lands. If you lack the right gear or friends that can
help you, there is a great risk of spectacular failure. With that in mind, you should never roll dice unless it is absolutely necessary. Save the dice for dramatic
situations or tough challenges. In any other situation, the GM should simply allow you to perform whatever action you wish."
Das finde ich die richtige Herangehensweise.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: schneeland am 7.08.2019 | 20:29
Das Problem an der Überlegung des automatischen Erfolgs ist, dass sie für eine gewisse Dissonanz sorgt: wenn ich unter normalen Bedingungen in 100% der Fälle Erfolg habe, dann ist es schon etwas befremdlich, wenn ich das Ganze unter Stress plötzlich in 3/4 der Fälle verkacke.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Und zur Ausgangsfrage:
Ja, unter Simulationsaspekten ist die D&D-Herangehensweise eher unbrauchbar. Umgekehrt ist es natürlich unter spielpraktischen Gesichtspunkten so, dass es bspw. eher nervig ist, wenn manche Charaktere so gar nicht schleichen, klettern oder schwimmen können. Ich bin da selbst noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen, wie ich beide Pole gern zusammengebracht hätte.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 7.08.2019 | 20:29
Aber ist der Unterschied nicht verdammt gering?

Jupp.

Für die ganze Diskussion bin ich mal davon ausgegangen, dass Physiker und Theologen gleich weise und logisch sind, um die Rechnung zu vereinfachen. Man mag anmerken, dass das nicht stimmt. Das mag sein. Aber wenn eine jahrelange Ausbildung der Kleriker so wenig Wissen erbringt wie bei DnD5, ist es dann nciht Zeit für ein anderes Bildungssystem?

Aus simulationistischer Sicht ist D&D schon seit langer Zeit schlecht designt. Es tut seinem Erfolg keinen Abbruch. Und sollte D&D das jemals ändern, dann wird's als ein Riesenerfolg gefeiert werden.  ::)

Mich hätten auch noch Beispielrechnungen für DSA und Gurps interessiert, aber belasse das mal hierbei. Vielleicht möchte ja jemand von euch nochmal ein paar Möglichkeiten ergänzen.

Gerne. Mein eigenes System, Knights of the Black Lily. Es gibt zwei Arten von Proben: Basic und Resisted. Resisted verwendet man nicht nur wenn es eine aktive Gegenkraft gibt, sondern auch wenn der Skill-Levelbereich in dem überhaupt Zweifel bestehen wie die Aktion ausgeht eingeschränkt ist. Beispiel: eine einfache Holzür aufbrechen. Eine Großmutter hat keine Chance, Conan schafft das automatisch; dazwischen wird es spannender. Gegenbeispiel: während eines Gesprächs ein Strichholzbriefchen unter einem Schreibtisch zu entdecken. Das kann jeder dessen Sehfähigkeit nicht eingeschränkt ist, also ein Basic Test.

(https://i.pinimg.com/originals/65/b2/0e/65b20ed31d696e45b505f5e578967a40.jpg)

Ergo würde ich in diesem Falle Resisted anwenden. Durchschnittswert ist CL 5 für den Studenten, plus +1 für eine temporäre Konzentration auf den Prüfungssoff, die spätestens 6 Monate nach der Prüfung verschwunden ist.  ;D Sagen wir die Schwierigkeit des Tests ist 4, dann würfelt er auf 6-4=+2, also der Spalte "Resisted +2". Also bestehen 75% aller Studenten die ganz gut vorbereitet sind.)
Der Physik-Quereinsteiger hat den Skill nicht und kann damit die Probe nicht ablegen. Durchgefallen. Falls wir gnädig sind, gestehen wir so etwas wie eine Probe via Allgemeinwissen mit CL -4, also 5 (Startwert) - 4 = CL 1. CL 1 - 4 (Testschwierigkeit) = -"Resisted -3" = 13%
Der Professor hat hoffentlich mindestens CL 7. Dazu hat er eine Konzentration in seinem Fachgebiet, also CL 8 für die Prüfung. 8 - 4 = "Resisted +4". Im Prinzip automatisch bestanden. (Falls der Professor die Prüfung machen müsste in einem Fachgebiet, das nicht seins ist, dann wäre die Wahrscheinlichkeit übrigens 87%. Hmmm. Vielleicht sollten Professoren doch eher spezialisiert sein auf ihr Fachgebiet.)

Mir erscheint der Mechanismus von DnD5 auf jeden Fall nicht überzeugend. Ich glaube ich mag die nicht lineare Verteilung von bspw. Shadowrun.

Wie seht ihr das? Und was ist euch wichtig an einem System? (edit: Ich wollte es erst in den Smalltalk von DnD5 posten, aber dachte vielleicht ist doch allgemeiner)

Sehe ich auch so. Wenn solche Wahrscheinlichkeiten halbwegs passen, dann ist das ganz schön. Es hilft dem GM die Spielwerte von ausgedachten NPCs festzuzurren. Und es hilft zu kontrollieren, ob es bei den PCs aus dem Ruder läuft.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Derjayger am 7.08.2019 | 20:35
Ich bin ähnlicher Meinung wie Selganor und zitiere mal aus dem Schnellstarter von Forbidden Lands (S. 26):
"DON’T ROLL TOO OFTEN - It’s hard to succeed in the Forbidden Lands. [...] the GM should simply allow you to perform whatever action you wish."

 ~;D
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: AlucartDante am 7.08.2019 | 21:13
Das Problem an der Überlegung des automatischen Erfolgs ist, dass sie für eine gewisse Dissonanz sorgt: wenn ich unter normalen Bedingungen in 100% der Fälle Erfolg habe, dann ist es schon etwas befremdlich, wenn ich das Ganze unter Stress plötzlich in 3/4 der Fälle verkacke.

Eben! Ich bin grundsätzlich bei euch und verzichte sehr gerne aufs Würfeln. D&D3 und Cthulhu laden nicht nur Fluff vom sondern auch vom Crunch dazu ein, nicht zu würfeln, da der Erfolg automatisch kommt. In D&D5 aber passen Fluff und Crunch nicht zusmmen ...
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: YY am 7.08.2019 | 21:19
Wie seht ihr das? Und was ist euch wichtig an einem System?

Tja, mit solchen Überlegungen kommt jedes D&D recht flott ins Schleudern. Dafür sind die nicht gemacht.

Entsprechend wichtig ist es, dass geklärt wird, was so eine Probe überhaupt darstellt, wann gewürfelt wird usw.

Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: jom am 10.08.2019 | 14:33
Immer wenn ich zu viel in die 5. Edition von DnD reinlese, kommt sie noch weniger gebalanced vor.
Wie seht ihr das? Und was ist euch wichtig an einem System?

So vereinfacht kann man das m.E. nicht sagen. Rollenspielsysteme differieren so wie Autotypen. Generell kommt es darauf an für welches Genre oder für welche Spielweise das System designed worden ist. Nicht jede Runde legt Wert auf die gleiche Spielweise. 

Das Cthulhu-Genre (Das CoC System ist simpel und und bleibt im Hintergrund wo es nicht stört, Rätsellösen und Charakterdarstellung gehören zu den zentralen Faktoren von CoC. Werkzeuge für diesen Stil sind Skills und aufgrund der heftigen Lethalität bleibt Kampf die Ausnahme, "Balance" zwischen SCs und Monstern ist nicht gewollt) ist nicht zu vergleichen mit z.B. dem Fantasy-Arenaspiel D&D. (Mehr oder weniger ausbalancierter Kampf ist die zentrale Tätigkeit der SCs und Gegner werden ihnen in einer Art formularisiert traditionellen Arena - dem Dungeonraum - und mit Kaufpunkten erworben, gegenübergestellt. Charakterdarstellung und andere Tätigkeiten in der Spielewelt sind nett aber für viele dann doch optional)

Ein sehr gutes Beispiel für diese Spielweise, den Arenakampf, ist das neue D&D Modul "Verlies des Wahnsinnigen Magiers"

Deshalb ist meine Antwort auf Deine Frage: Es gibt je nach Thema und Vorliebe das geeignete System für jeden Spielleiter. Bildet das System das Genre (s.o.)  oder die Spielweise der Gruppe korrekt ab, so ist es das richtige System. Wenn nicht, dann meide ich es und lege keinen Wert darauf es zu spielen. So kann es sein, daß Parameter eines Systems in einem Rollenspielgenre gut geeignet sind, und im nächsten absolut ungeeignet. zB. Wäre ein Arena-Fantasyspiel mit nur durchschnittlich 11 LPs ziemlich fragwürdig, während ein Horrorspiel mit einem LP-Bloat und Nicht-Fokussierung auf Skills, ala D&D, unsinnig ist.

 Ich beispielsweise spiele Horror mit CoC und Arena-Fantasy mit D&D bzw. Dark Fantasy mit Savage Worlds.  Alle drei sind Systeme, die so vollkommen unterschiedlich entworfen wurden und solch unterschiedlichen Fahranforderungen entsprechen wie Twingo, Maibach und Jeep und trotzdem alle ihre Berechtigung haben.

ah noch etwas bevor ich es vergesse. Ich fange generell mit Dicepoolsystem gar nichts an. Gegen diese Systeme habe ich eine persönliche Abneigung. Bis ich die Würfel bei FFG-rpgs bzw. Vampire rausgesucht und geworfen habe, ist in anderen flotten Systemen wie Savage der Kampf bereits vorbei. Aber das natürlich nur eine persönliche Vorliebe und hat nichts mit der generellen Qualität der Vampireregeln zu tun.

Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 10.08.2019 | 16:09
Ich glaube das Problem ist, dass die Progression der Wahrscheinlichkeiten in D&D nicht sehr plausibel ist. Und es kann schon Spieler geben, die an ihre Fantasyarenakampfspiel die Anforderung stellen halbwegs plausibel im generellen Gameplay zu sein. Suspension of Disbelief, etc.  Denn wenn es im generellen Gameplay nicht plausibel ist, dann leidet die Immersion und damit auch potenziell die Freude am Kampf.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: AlucartDante am 10.08.2019 | 16:20
Jom, ich stimme dir zwar bei vielen Dingen zu, aber den Unterschied zwischen DnD3 und 5 bei den Fertigkeiten hast du ignoriert. Es gibt einige Sachen, die ich an DnD ungeschickt finde, beispielsweise dass alle Verletzungen durch 8 Stunden geheilt werden, was nicht dem aktuellen Stand der Medizin entspricht, aber für einen Dungeoncrawl geeignet ist, da stimme ich dir zu. Warum aber DnD5 sich entschieden hat, die Unterschiede von Charakteren im Fertigkeitenbereich gegenüber DnD3 auf einen Bruchteil zu reduzieren, erschließt sich mir nicht. DnD3 war ja auch für Dungeoncrawl gemacht. Man könnte gerade sagen, dass verschiedene Fähigkeiten und Fertigkeiten eben gerade auch im Dungeoneering eine größtere Rolle spielen sollten.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: nobody@home am 10.08.2019 | 16:32
Ich gebe offen zu, der Unterschied zwischen "habe ich gelernt" und "habe ich nicht gelernt, probier' ich aber trotzdem mal" darf von mir aus ruhig ein gutes Stück größer ausfallen als der D&D5-Bonus. :P Zum Vergleich mal die direkte Vorgängeredition: Bei D&D4 gibt mir Training in einer Fertigkeit auch "nur" +5 auf relevante Würfe und schaltet eventuelle "trained only"-Tricks frei, aber dafür kriege ich diesen +5-Bonus halt auch schon auf der 1. Stufe, statt bis zur 13. warten zu müssen, die ich in einer gegebenen Kampagne aus diesem oder jenem Grund vielleicht nie erreiche...
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Rhylthar am 10.08.2019 | 17:34
Zitat
Warum aber DnD5 sich entschieden hat, die Unterschiede von Charakteren im Fertigkeitenbereich gegenüber DnD3 auf einen Bruchteil zu reduzieren, erschließt sich mir nicht.
Das ist relativ einfach erklärt: Spielmechanische Gründe.

In D&D 3.X waren die Fertigkeiten nahezu ungedeckelt. Stufe 20 waren schon +23 durch Skillpoints, dazu kamen noch Attributsboni, Synergien, diverse andere Boni, etc.. Hatte zur Folge, dass die DC quasi mitwuchsen, was dann bedeutete, dass ab einem bestimmten Level manche es gar nicht mehr versuchen mussten, da selbst eine Natural20 kein automatischer Erfolg war. Also wurden absolute Spezialisten herangezüchtet mit Werten jenseits von Gut und Böse.

D&D 5 spielt in allen Bereichen mit der Bounded Accuracy. Normalerweise ist der maximale Bonus auf einen Wurf +11 (Attribut + Proficiency), Ausnahmen bilden u. a. der Rogue mit Expertise, er käme auf +17. Attribute sind gedeckelt, DC sind auch gedeckelt...von Stufe 1 - 20 kann ich die gleichen Herausforderungen nehmen, denn selbst mit +17 ist ein DC 25 kein Selbstläufer.

Dass dadurch die Spanne natürlich wesentlich enger ist, ist der "Nachteil" des Ganzen. Deswegen meine Hausregel bzgl. aller DC >=20, um diesen Effekt abzuschwächen.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 10.08.2019 | 17:37
Ein Grundproblem ist halt die lineare Verteilung. Wenn du mit +0 eine 50%ige Chance hast, hast du mit +8 immer noch 10% Risiko zu verkacken.
Und beim Beispiel aus dem Eingangsbeitrag, der Theologieprüfung (oder analog einer Physikprüfung), würde ich eigentlich erwarten, dass ein Fachfremder da nicht 50% sondern ca 0% Chance haben sollte zu bestehen, wenn er nicht das totale Wunderkind ist.
Während es für den Studierten kein besonderes Problem sein sollte, wenn er nicht gerade einen Blackout hat.

5E bildet solche Verhältnisse nicht ab. Punkt.

3E schon eher, aber auch da ist die lineare Verteilung kontraproduktiv. Wenn da eine Prüfung sagen wir DC 20 hat, hat der nächstbeste Bauerntölpel mit Durchschnittsattribut eine 5%ige Chance sie zu bestehen, während gleichzeitig ein 9.stufiger Experte (12 Ranks) mit gutem Primärstat (sagen wir 20) sie immer noch verkacken kann.

Das sähe halt ganz anders aus, wenn die Verteilung nicht linear sondern normal wäre. Also sowas wie 3D6 statt D20.

Gucken wir uns mal wieder 5E an mit 3D6 statt D20.
Sagen wir, der Level 1 Physiker hat Physik +5 und Religion 0. Und der Theologie umgekehrt.
Wenn die Abschlussprüfung DC15 ist, hat der Fachkandidat eine Chance von 50% und der Fachfremde ca 9%. Ist immer noch nicht ideal aber kommt der Sache schon näher.

Auf Level 10 kann man was erwarten? Vllt +8 auf einem Primärskill, theoretisch etwas mehr.
Die gleiche Prüfung schafft der eine also jetzt zu 91% und der andere immer noch zu 9%. Siehe oben. Mit Level 10 ist man eigentlich schon eine ziemliche Hausnummer in der Spielwelt, und soll immer noch 10% Risiko haben eine Durchschnittsprobe zu verkacken, die aus einem Bauerndorf mit 100 Einwohnern immerhin 9 Leute aus dem Stand bestehen würden?

Im Vergleich dazu hat man bei 3E-Zahlenräumen natürlich mit 3D6 ganz schnell das Bild, dass ein halbwegs kompetenter Experte überhaupt nicht mehr verkacken kann, was für einen Laien unmöglich ist. Vergleiche etwa Check 0 und +18 gegen jeweils DC20.
Für mich ist diese Darstellung allerdings präferabel.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: jom am 10.08.2019 | 18:39
Jom, ich stimme dir zwar bei vielen Dingen zu, aber den Unterschied zwischen DnD3 und 5 bei den Fertigkeiten hast du ignoriert. Es gibt einige Sachen, die ich an DnD ungeschickt finde, beispielsweise dass alle Verletzungen durch 8 Stunden geheilt werden, was nicht dem aktuellen Stand der Medizin entspricht, aber für einen Dungeoncrawl geeignet ist, da stimme ich dir zu. Warum aber DnD5 sich entschieden hat, die Unterschiede von Charakteren im Fertigkeitenbereich gegenüber DnD3 auf einen Bruchteil zu reduzieren, erschließt sich mir nicht. DnD3 war ja auch für Dungeoncrawl gemacht. Man könnte gerade sagen, dass verschiedene Fähigkeiten und Fertigkeiten eben gerade auch im Dungeoneering eine größtere Rolle spielen sollten.

Naja ich habs ignoriert weil ich denke, daß die D&D Macher mit Edition 5 mittlerweile zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen sind wie ich in meinen Ausführungen. Ein Fokus auf die Skills ist einfach nicht wichtig genug für das eigentliche "Kerngeschäft" von D&D, welches das simplifizierte Arenaspiel ist. Eine verkomplizierung der Skillregeln, selbst wenn sie "realistischer" etc. sind, ist daher nicht notwendig. Daher hat man sie einfach gehalten, einfach zu erlernen ohne viel Brimborium oder regeldesignerische Handwerkskunst. Bei ed3 waren die Wotcis einfach noch nicht soweit und hatten noch die Illusion, daß sich D&D auch für andere genres und spielweisen eignet.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Rhylthar am 10.08.2019 | 18:44
Naja ich habs ignoriert weil ich denke, daß die D&D Macher mit Edition 5 mittlerweile zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen sind wie ich in meinen Ausführungen. Ein Fokus auf die Skills ist einfach nicht wichtig genug für das eigentliche "Kerngeschäft" von D&D, welches das simplifizierte Arenaspiel ist und nix sonst. Bei ed3 waren die Wotcis einfach noch nicht soweit und hatten noch die Illusion, daß sich D&D auch für andere genres und spielweisen eignet.
Naja, das wiederum sehe ich ganz anders.

Denn genau wie bei d20 setzen mittlerweile unzählige andere Verlage auf die 5E-Engine und wer Sachen wie "Adventures in Middle-earth" als "simplifiziertes Arenaspiel" bezeichnet, hat es wohl noch nicht näher angeschaut.

Tatsächlich ist nämlich die 3E mit dem Skill-System (bis es leider irgendwann bricht) ein sehr schöner Einsteig für D&D-Neulinge bzw. RPG-Neulinge.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: jom am 10.08.2019 | 18:52
Naja, das wiederum sehe ich ganz anders.

Denn genau wie bei d20 setzen mittlerweile unzählige andere Verlage auf die 5E-Engine und wer Sachen wie "Adventures in Middle-earth" als "simplifiziertes Arenaspiel" bezeichnet, hat es wohl noch nicht näher angeschaut.

Tatsächlich ist nämlich die 3E mit dem Skill-System (bis es leider irgendwann bricht) ein sehr schöner Einsteig für D&D-Neulinge bzw. RPG-Neulinge.

Ich habs mir durchaus angeschaut, finde aber D&D als vollkommen ungeeignet traditionelle Mittelerdeabenteuer nachzuspielen, außer man spielt es eben als "Dungeoncrawler", also "D&D in Mittelerde." Du solltest Dich hier nicht vom schönen Layout und Hintergrundmaterial täuschen lassen. Wenn Du wirklich Mittelerde nachempfinden willst, dann nimm TOR, Mers oder falls Du cinematisch spielen willst auch Savage Worlds.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Rhylthar am 10.08.2019 | 18:59
Ich habs mir durchaus angeschaut, finde aber D&D als vollkommen ungeeignet traditionelle Mittelerdeabenteuer nachzuspielen, außer man spielt es eben als "Dungeoncrawler", also "D&D in Mittelerde." Du solltest Dich hier nicht vom schönen Layout und Hintergrundmaterial täuschen lassen. Wenn Du wirklich Mittelerde nachempfinden willst, dann nimm TOR, Mers oder falls Du cinematisch spielen willst auch Savage Worlds.
Ich muss mich nicht täuschen lassen, ich habe beide Editionen hier und beide gespielt.

Und ich fange die, für mich unsägliche, Diskussion von vor zig Jahren nicht wieder an:
Ich hatte bei AiMe mein Mittelerde-Flair, ich konnte bei Cthulhu d20 vernünftiges "Cthulhu"-Feeling bekommen, etc.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 10.08.2019 | 19:39
Ja, mit AiME kann ich mir schon vorstellen, dass man damit Mittelerde ordentlich bespielen kann.
Mit Standard-5E oder gar 3E jedoch nicht; jdf nicht im magiearmen 3ZA. Mit der 3E hab ich das (vor vielen Jahren) mehrmals versucht und es war eine Farce.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Rhylthar am 10.08.2019 | 19:49
Zitat
Mit Standard-5E oder gar 3E jedoch nicht; jdf nicht im magiearmen 3ZA. Mit der 3E hab ich das (vor vielen Jahren) mehrmals versucht und es war eine Farce.
Hat ja auch damals keiner wirklich versucht, Mittelerde d20 rauszubringen, oder? (Wäre mir dann entgangen...und das würde mich wundern.).

Die d20-Engine eignete sich imho (natürlich modifiziert in einigen Bereichen) durchaus für andere Spielarten als "Standard D&D". Keine Ahnung, ob jemand mal d20 Modern mit Urban Arcana als Shadowrun Substitut ausprobiert hat z. B. Ich hatte nur wie gesagt Cthulhu d20 und Delta Green.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexandro am 10.08.2019 | 23:30
Dieser Thread zeigt wieder recht deutlich, wie gefährlich statistisches Halbwissen ist.

Bei statistischen Modellen ist es wichtig sich darüber klar zu werden, was da eigentlich abgebildet werden soll - ansonsten kommt man bei vollkommen weltfremden Betrachtungen raus, die notdürftig über komplett unpassende Sachverhalte gestülpt werden. In diesem Fall darf man sich nicht wundern, dass die Dinge nicht zusammenpassen. Ohne einen Schritt zurück zu tun und sich einmal mehr als die nackten Zahlen anzuschauen kann man in diesem Fall nicht erkennen, was das Problem ist.

Was bedeutet das für das gewählte Beispiel?

D&D ist ein prozeduales Rollenspiel, d.h. es bildet punktuelle Wahrscheinlichkeiten ab, keine Abläufe. Im konkreten Fall (Würfe auf Religion) ist die Frage "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort auf eine bestimmte Frage Teil des Wissensschatzes eines bestimmten Charakters ist?". Das ist das, was hier abgebildet wird und dafür sind die Wahrscheinlichkeiten gedacht: Ein Physikstudent hat also eine 50%ige Chance eine theologische Frage beantworten zu können (weil er ein Buch gelesen oder einen Film gesehen hat, wo diese Frage thematisiert wurde), während die Wahrscheinlichkeit bei einem Theologiestudenten 70% beträgt (er hat das studiert, kennt aber nicht notwendigerweise jede Antwort auf dem Effeff).

Ist das realistisch? Keine Ahnung, dafür müsste man großflächige Untersuchungen bei Studenten machen und schauen, welcher Prozentsatz von Physikstudenten und welcher Prozentsatz Theologiestudenten eine theologische Frage beantworten können, auf welche sie sich nicht vorbereitet haben.

Darum geht es aber nicht. Es ging darum wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein durchschnittlicher Physikstudent bzw. ein durchschnittlicher Theologiestudent eine theologische Prüfung bestehen. In einer Prüfung sind in der Regel mehrere Fragen zu beantworten - der Physikstudent kann möglichweise ein paar von diesen beantworten, aber kann er genug beantworten, um zu bestehen?

Gehen wir von 10 Fragen durchschnittlicher Schwierigkeit aus, von denen 5 für ein Bestehen der Prüfung beantwortet werden müssen. Vorbereitung wird außen vor gelassen (wir gehen davon aus, dass sowohl Physiker, als auch Theologiestudenten unvorbereitet in die Prüfung gehen, damit gleiche Bedingungen herrschen - sonst müssten wir den Theologen Advantage für ihre Vorbereitung geben und dann wäre deren Grundwahrscheinlichkeit etwas höher als 70%). Diese Versuchsanordnung ergibt folgende Ergebnisse:

- die Wahrscheinlichkeit, dass ein ahnungsloser Physiker die Prüfung besteht liegt bei etwa 6% (mit allen Fragen richtig: ~0,01%)
- die Wahrscheinlichkeit, dass ein Theologiestudent die Prüfung besteht liegt bei etwa 57% (mit allen Fragen richtig: ~4%)
- zum Vergleich: die Wahrscheinlichkeit, dass ein gut vorbereiteter Theologiestudent (selbe Werte, aber Advantage = 93,8%) dieselbe Prüfung besteht liegt bei etwa 93,4% (mit allen Fragen richtig: ~66%)
-zum Vergleich: ein gut vorbereiter Physikstudent (hat sich in das Thema eingelesen und viel auswendig gelernt, aber wahrscheinlich weniger verstanden, als der Theologiestudent, der sich intensiver mit dem Thema beschäftigt hat) besteht die Prüfung mit etwa 75%iger Wahrscheinlichkeit (also besser, als der unvorbereitete Theologiestudent)

Da sieht man schon einen deutlichen Unterschied und ich denke auch nicht, dass das soweit weg von der Realität ist, wenn man sich die Prüfungsergebnisse an der Uni anschaut.

Was dagegen deutlich den Erfahrungswerten widerspricht, ist der der 99%-Student aus SR4, wenn man den Wurf prozedual abhandelt:
- die Wahrscheinlichkeit, dass ein Theologiestudent die Prüfung besteht liegt bei etwa 98,99% (mit allen Fragen richtig: ~90%)
Ich glaube wenn 90% der Theologiestudenten einen Kurs mit 1,0 abschließen, dann bekommt man das mit, ebenso wenn (bei der nicht-prozedualen Auflösung, bei der ein Wurf für den Ausgang der gesamten Prüfung steht) von 100 Studenten nur einer durch die Prüfung rasselt.

Richtig murksig wird es aber, wenn dieselben Würfelwürfel mal prozedual und mal nicht-prozedual eingesetzt werden, also je nach Gusto des SL der Wurf mal über einzelne Handlung und mal über den Ausgang der gesamten Szene entscheidet, aber das wäre ein anderes Thema...
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Hellstorm am 11.08.2019 | 00:00
Dieser Thread zeigt wieder recht deutlich, wie gefährlich statistisches Halbwissen ist.

Bei statistischen Modellen ist es wichtig sich darüber klar zu werden, was da eigentlich abgebildet werden soll - ansonsten kommt man bei vollkommen weltfremden Betrachtungen raus, die notdürftig über komplett unpassende Sachverhalte gestülpt werden. In diesem Fall darf man sich nicht wundern, dass die Dinge nicht zusammenpassen. Ohne einen Schritt zurück zu tun und sich einmal mehr als die nackten Zahlen anzuschauen kann man in diesem Fall nicht erkennen, was das Problem ist.

Was bedeutet das für das gewählte Beispiel?

D&D ist ein prozeduales Rollenspiel, d.h. es bildet punktuelle Wahrscheinlichkeiten ab, keine Abläufe. Im konkreten Fall (Würfe auf Religion) ist die Frage "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort auf eine bestimmte Frage Teil des Wissensschatzes eines bestimmten Charakters ist?". Das ist das, was hier abgebildet wird und dafür sind die Wahrscheinlichkeiten gedacht: Ein Physikstudent hat also eine 50%ige Chance eine theologische Frage beantworten zu können (weil er ein Buch gelesen oder einen Film gesehen hat, wo diese Frage thematisiert wurde), während die Wahrscheinlichkeit bei einem Theologiestudenten 70% beträgt (er hat das studiert, kennt aber nicht notwendigerweise jede Antwort auf dem Effeff).

Ist das realistisch? Keine Ahnung, dafür müsste man großflächige Untersuchungen bei Studenten machen und schauen, welcher Prozentsatz von Physikstudenten und welcher Prozentsatz Theologiestudenten eine theologische Frage beantworten können, auf welche sie sich nicht vorbereitet haben.

Darum geht es aber nicht. Es ging darum wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein durchschnittlicher Physikstudent bzw. ein durchschnittlicher Theologiestudent eine theologische Prüfung bestehen. In einer Prüfung sind in der Regel mehrere Fragen zu beantworten - der Physikstudent kann möglichweise ein paar von diesen beantworten, aber kann er genug beantworten, um zu bestehen?

Gehen wir von 10 Fragen durchschnittlicher Schwierigkeit aus, von denen 5 für ein Bestehen der Prüfung beantwortet werden müssen. Vorbereitung wird außen vor gelassen (wir gehen davon aus, dass sowohl Physiker, als auch Theologiestudenten unvorbereitet in die Prüfung gehen, damit gleiche Bedingungen herrschen - sonst müssten wir den Theologen Advantage für ihre Vorbereitung geben und dann wäre deren Grundwahrscheinlichkeit etwas höher als 70%). Diese Versuchsanordnung ergibt folgende Ergebnisse:

- die Wahrscheinlichkeit, dass ein ahnungsloser Physiker die Prüfung besteht liegt bei etwa 6% (mit allen Fragen richtig: ~0,01%)
- die Wahrscheinlichkeit, dass ein Theologiestudent die Prüfung besteht liegt bei etwa 57% (mit allen Fragen richtig: ~4%)
- zum Vergleich: die Wahrscheinlichkeit, dass ein gut vorbereiteter Theologiestudent (selbe Werte, aber Advantage = 93,8%) dieselbe Prüfung besteht liegt bei etwa 93,4% (mit allen Fragen richtig: ~66%)
-zum Vergleich: ein gut vorbereiter Physikstudent (hat sich in das Thema eingelesen und viel auswendig gelernt, aber wahrscheinlich weniger verstanden, als der Theologiestudent, der sich intensiver mit dem Thema beschäftigt hat) besteht die Prüfung mit etwa 75%iger Wahrscheinlichkeit (also besser, als der unvorbereitete Theologiestudent)

Da sieht man schon einen deutlichen Unterschied und ich denke auch nicht, dass das soweit weg von der Realität ist, wenn man sich die Prüfungsergebnisse an der Uni anschaut.

Was dagegen deutlich den Erfahrungswerten widerspricht, ist der der 99%-Student aus SR4, wenn man den Wurf prozedual abhandelt:
- die Wahrscheinlichkeit, dass ein Theologiestudent die Prüfung besteht liegt bei etwa 98,99% (mit allen Fragen richtig: ~90%)
Ich glaube wenn 90% der Theologiestudenten einen Kurs mit 1,0 abschließen, dann bekommt man das mit, ebenso wenn (bei der nicht-prozedualen Auflösung, bei der ein Wurf für den Ausgang der gesamten Prüfung steht) von 100 Studenten nur einer durch die Prüfung rasselt.

Richtig murksig wird es aber, wenn dieselben Würfelwürfel mal prozedual und mal nicht-prozedual eingesetzt werden, also je nach Gusto des SL der Wurf mal über einzelne Handlung und mal über den Ausgang der gesamten Szene entscheidet, aber das wäre ein anderes Thema...
Danke ! Sehr gut Zusammengefasst !
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Ainor am 11.08.2019 | 00:20
+1  :d

Hinzu kommt im Anfangsbeispiel noch dass Religion ja ein weites Feld ist, und die Prüfung sich ja vielleicht auf Budhismus bezieht, wo der arme Student der katholischen Theologie ja fast genauso verloren ist wie der Physiker.

Generell wird die Frage wie oft man für etwas würfeln soll in vielen Rollenspielen nicht hinreichend beantwortet. 

Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 11.08.2019 | 04:10
Generell wird die Frage wie oft man für etwas würfeln soll in vielen Rollenspielen nicht hinreichend beantwortet.

Ich würde sogar sagen, noch schlimmer: viele Regelwerke treffen widersprüchliche Aussagen dazu und sorgen mit ihren Erläuterungen für mehr Verwirrung als vorher.
Wenn es z.B. erst heißt "lassen Sie nicht auf Kleinscheiss würfeln. Gewürfelt soll nur werden, wenn es wirklich drauf ankommt". Und dann gefolgt von einer absoluten Kleinscheiss-Situation als Beispiel, wo sinngemäß haarklein aufgedröselt wird welche Modifikatoren auf Tierkunde nun zur Anwendung kommen, wenn man seinem Pferd die Hufe auskratzen will.

Edit:

Oder auch in dem Zusammenhang: was nun welcher Schwierigkeitsgrad bedeutet. Wenn da bspw sowas steht wie "Mittelschwer". (was soll das heißen? Schwerer als eine Ente aber leichter als ein Panzer?)
Oder warum stehen da überhaupt Referenzwerte für "Leicht, Mittel, Schwer" wenn man auf normalen Kram (also leicht und mittel) eh nicht würfeln soll?
Oder wenn die Beschreibungen für "Normale" Schwierigkeiten irgendwie so überhaupt nicht normal klingen... sondern sowas wie "Tröthofens Neunte rückwärts auf der Blockflöte spielen während du kopfüber über einem Krokodilgraben hängst".
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Kaskantor am 11.08.2019 | 05:35
Es heißt ja auch, man soll nur dann Würfeln, wenn ein Misserfolg auch echte Konsequenzen hat. Daher würde ich das garnicht so sehr von der Schwere des Grades ausmachen.

Und ich glaube eine 15 war es bei mittlerer Schwierigkeit?
Da gibt es noch genug Chars, die eine 15 nicht schaffen:).
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 11.08.2019 | 06:00
Aja, das meinte ich auch noch bzw wollte es noch geschrieben haben. Bspw ein DC 15 bedeutet in 5E, dass ein Erststufer in seinem Spezialgebiet eine 55%ige Erfolgschance hat. In was für einem verschrobenen Weltbild ist denn bitte eine nahezu 1:1 Chance zwischen Erfolg und Versagen "Mittelschwer"?
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 11.08.2019 | 09:04
Darum geht es aber nicht. Es ging darum wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein durchschnittlicher Physikstudent bzw. ein durchschnittlicher Theologiestudent eine theologische Prüfung bestehen. In einer Prüfung sind in der Regel mehrere Fragen zu beantworten - der Physikstudent kann möglichweise ein paar von diesen beantworten, aber kann er genug beantworten, um zu bestehen?

Nee, genau darum geht es eben nicht; du hast subtil das Szenario gewechselt. Es geht um das Szenario, dass eine fiktive Prüfung mit einem einzigen Fertigkeitstest abgearbeitet werden soll, mutmaßlich weil sie nicht so wichtig ist, dass der GM da gerade mehr Zeit und Fokus drauf legen will. Das mag inakkurate Ergebnisse liefern, ist aber eben auch eine typische Spielsituation.

Aja, das meinte ich auch noch bzw wollte es noch geschrieben haben. Bspw ein DC 15 bedeutet in 5E, dass ein Erststufer in seinem Spezialgebiet eine 55%ige Erfolgschance hat. In was für einem verschrobenen Weltbild ist denn bitte eine nahezu 1:1 Chance zwischen Erfolg und Versagen "Mittelschwer"?

In vielen Rollenspielen bedeutet mittelschwer "unmodifiziert", also Modifikatoren mittleren Schwierigkeitsgrads, auch wenn der beschreibende Text anderes suggeriert. Bei den 40K RPGs hingegen ist es "Challenging", was es ganz gut trifft.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Colgrevance am 11.08.2019 | 09:54
Zitat
D&D ist ein prozeduales Rollenspiel, d.h. es bildet punktuelle Wahrscheinlichkeiten ab, keine Abläufe. Im konkreten Fall (Würfe auf Religion) ist die Frage "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort auf eine bestimmte Frage Teil des Wissensschatzes eines bestimmten Charakters ist?".

Da frage ich mich doch folgendes:

1. Wo steht das so im Regelwerk?
2. Was ein "punktuelles" Ereignis ist, hängt doch von der Abstraktionsebene ab. Ich kann auch eine Prüfung (mit mehreren Einzelfragen) als ein punktuelles Ereignis, für das mir der Würfelwürf ein Ergebnis liefern soll, auffassen - das halte ich unter der Perspektive "nicht für jeden Kleinscheiß würfeln lassen" sogar für die einzig sinnvolle Vorgehensweise. Wo ist denn definiert, was die Standard-Abstraktionsebene für D&D-Würfelproben ist?
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexandro am 11.08.2019 | 11:13
1. in der Beschreibung, wofür Fertigkeiten eingesetzt werden
2. Ja, D&D5 ist nicht dafür gedacht das Ergebnis einer Theologieprüfung auszuwürfeln. Es ist dazu gedacht auszuwürfeln, ob der Charakter eine bestimmte religiöse Frage beantworten kann (so steht es im Regelwerk, s.o.). Auch wenn so eine Situation normalerweise nicht Teil des Spiels ist, kann man das aber (wie ich es gemacht habe) theoretisch machen, um zu überprüfen, wie denn die Wahrscheinlichkeiten wären, wenn der Charakter in die Verlegenheit käme, mehrere Fragen hintereinander beantworten zu müssen.

Und siehe da: diese Ergebnisse sind recht nah an den Erfahrungswerten. Daraus könnte man schließen, dass auch die Wahrscheinlichkeiten der Einzelwürfe (aus denen sich die "Prüfung" ja zusammensetzt) nicht so weit von den Erfahrungswerten entfernt sein können (man kann zwar nicht die Wahrscheinlichkeit für die Beantwortung einer einzelnen Frage überprüfen, aber man kann überprüfen, ob die Verteilung bei der Beantwortung mehrerer Fragen ungefähr der Verteilung bei den Ergebnissen entsprechender Prüfungen nahekommt - ist dem so, dann ist es zumindest plausibel anzunehmen (auch wenn es natürlich auch eine andere Erklärung geben könnte), dass die Wahrscheinlichkeitsverteilung bei der Beantwortung von Einzelfragen sich in der Realität irgendwie widerspiegelt).

Natürlich könnte man jetzt das System für etwas heranziehen, wofür es nicht gemacht ist (um eine schnelle Entscheidung über einen Sachverhalt in der Spielwelt zu treffen), aber dann geht halt der Abbildungscharakter des Systems flöten. In diesem Fall könnte man ebensogut eine Münze werfen.

Das gilt auch für (vorgeblich) nicht-prozeduale Rollenspiele, u.a. auch SR4 (dessen Annahme, dass die Prüfung von 99% der Studenten bestanden wird sich einfach nicht in der Realität widerspiegelt - selbst wenn man annimmt, dass alle gut vorbereitet sind). Setryk liefert einigermaßen plausible Ergebnisse, sofern man annimmt, dass der Wurf auch die Vorbereitung abstrahiert (die Wahrscheinlichkeit entspricht dort ungefähr einem Durchschnittskurs von lernstarken und lernschwachen Studenten). Sobald man anfängt Mali für schlechte Vorbereitung zu geben, dann kommt man dort bei Ergebnissen raus, die jenseits von gut und böse sind (ebenso, wenn man ungelernte Würfe auf den Test zulässt: das ergibt dann eine 3%ige Chance für den ahnungslosen Physiker, die Theologieprüfung mit Bestnote (Critical) zu bestehen, was einfach an der Realität vorbei ist). Wenn man diese Systeme benutzt, um das Ergebnis einer einzelnen Handlung auszuwürfeln, dann stellt man schnell fest, dass die Wahrscheinlichkeiten der Einzelhandlungen sich nicht auf die Wahrscheinlichkeit ihrer "Rahmen"handlung summieren lassen - es ist nicht möglich "reinzuzoomen", ohne dass es Verluste in der Glaubwürdigkeit gibt.

Insgesamt kann man also sagen, dass man sich genau anschauen sollte, wofür die Würfe in einem System verwendet werden, bevor man generalisierte Aussagen darüber trifft (oder noch schlimmer: versucht daran herumzudoktern).
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: BBB am 11.08.2019 | 11:20
Abo
Sehr spannende Diskussion...
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 11.08.2019 | 15:54
Also für Wissenswürfe in Rollenspielen ist generell keine Granularität angegeben. Stattdessen modifiziert der GM den Schwierigkeitsgrad in simiulationistischen Spielen halt entsprechend.

Auch die Unterscheidung zwischen prozedural und nicht-prozedural ist künstlich. Warum sollte man zB nur die Ebenen Prüfungsaufgabe und Abschlussprüfung betrachten? Warum nicht auch die Abstraktionsebenen Teilaufgabe, Arbeitsschritt oder Gesamtstudium? Alle diese Ebenen könnten vom GM durch einen einzigen Wurf abgebildet werden. Die wenigsten RPGs präzisieren hier welche Abstraktionsebenen unter einem einzigen Wurf subsummiert werden können oder auch nur sollten.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: BBB am 11.08.2019 | 16:14
Auch die Unterscheidung zwischen prozedural und nicht-prozedural ist künstlich. Warum sollte man zB nur die Ebenen Prüfungsaufgabe und Abschlussprüfung betrachten?

Naja, so künstlich ist sie nicht. Im einen Fall schau ich mir die Wahrscheinlichkeit eines Einzelereignisses an, im anderen Fall eine Serie von Einzelentscheidungen. Das eine ist nicht das andere, wie @Alexandro schön gezeigt hat.
Dass es grundsätzlich möglich ist, beides über Proben abzubilden, ist klar. Aber dann sollte man eben nicht die gleiche unmodifizierte Fertigkeit dafür verlangen.

Die wenigsten RPGs präzisieren hier welche Abstraktionsebenen unter einem einzigen Wurf subsummiert werden können oder auch nur sollten.

Ich glaube, das ist eher das Problem.
Und wenn ich @Alexandro richtig verstanden habe, ist es bei D&D 5 eben doch relativ klar angegeben, für welchen Fall eine Probe gedacht ist, wenngleich ich das nicht beurteilen kann, habe das letzte mal D&D vor ca. 20 Jahren gespielt :-)
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 11.08.2019 | 16:46
Naja, so künstlich ist sie nicht. Im einen Fall schau ich mir die Wahrscheinlichkeit eines Einzelereignisses an, im anderen Fall eine Serie von Einzelentscheidungen.

Nein, denn diese Einzelentscheidungen kann man wiederum in Teilentscheidungen zerlegen. Atomar sind lediglich einzelne Arbeitsschritte, alles andere sind Komposite - sowohl Prüfungsaufgabe als auch Gesamtprüfung.

Und wenn ich @Alexandro richtig verstanden habe, ist es bei D&D 5 eben doch relativ klar angegeben, für welchen Fall eine Probe gedacht ist, wenngleich ich das nicht beurteilen kann, habe das letzte mal D&D vor ca. 20 Jahren gespielt :-)

Da würde ich gerne das Zitat aus 5E zu lesen.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: BBB am 11.08.2019 | 16:54
Nein, denn diese Einzelentscheidungen kann man wiederum in Teilentscheidungen zerlegen. Atomar sind lediglich einzelne Arbeitsschritte, alles andere sind Komposite - sowohl Prüfungsaufgabe als auch Gesamtprüfung.

Das stimmt zwar - trotzdem ist die Trennung nicht künstlich. Eine Prüfung setzt sich nunmal, zumindest meistens, aus Einzelaufgaben zusammen. Ob ich nun das eine oder das andere betrachte, oder sogar noch eine Ebene tiefer gehe, um zu bestimmen auf welcher Ebene meine Probe ansetzen muss, muss, wie du schon richtig sagst, das Regelwerk festlegen.
Und wenn es festgelegt ist, sollte man es nicht mischen, denn sonst stimmen die Wahrscheinlichkeiten wirklich nicht mehr.

Ob es festgelegt im Fall von D&D kann ich wie gesagt nicht sagen.
Ich weiß, ich hab sogar irgendwann mal irgendein Regelwerk gelesen gehabt, wo die Ebene der Probe explizit festgelegt worden war. War mir damals sehr positiv aufgefallen, ich erinnere mich nur leider nicht mehr dran, welches Regelwerk es gewesen ist...
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 11.08.2019 | 16:57
Naja Leute, es ist doch eigentlich erstmal völlig wumpe ob eine Probe jetzt für eine einzige Frage oder eine ganze Prüfung steht. Klar, die iterativen Wahrscheinlichkeiten spielen eine große Rolle, aber es ist irreführend sich jetzt hier an der Wahl des Eingangsbeispiels aufzuhängen. Betrachten wir ruhig eine einzelne, für sich stehende Aufgabe, sei das nun eine Wissensfrage oder irgendwas praktisches. Es gibt einfach X Dinge, die für den Laien komplett unmöglich sind aber für den Fachmann kein Problem. Und das bildet 5E eben nicht ab.

Mal ein Beispiel aus dem Inet rausgekramt: Aufgabe Probeklausur 2. Semester Physik:
Ein LEEM ist ein Mikroskop, dass mit an einer Oberfläche reflektierten Elektronen arbeitet. Ein Strahl von Elektron (mq = 5.7 · 10−12 kg C) wird hierzu durch eine Spannung von U = 100V
beschleunigt und dann auf eine Oberfläche geleitet. Damit der Elektronendetektor nicht im Strahl der ankommenden Elektronen steht werden die Elektronen durch ein Magnetfeld um
90◦ abgelenkt. Die Oberfläche liegt also parallel zu dem einfallenden Strahl in einem Abstand von r=10 cm.
a) Berechnen Sie die Geschwindigkeit ~v der Elektronen
[...]

Vom Physik-Zweitsemester wird erwartet, diese Aufgabe in unter 3 Minuten zu lösen. Und von einer Abschlussarbeit ist das sicher noch weit entfernt. Ich als Physik-Amateur im wörtlichen Sinne könnte mich da vermutlich reinfuchsen, würde aber vielleicht 30 Minuten brauchen, keine Ahnung. Aber wenn jemand überhaupt keine Peilung von Physik hat - sagen wir mal: meine Mama - dann macht sie das nicht. Nicht in 3 Minuten und nicht in 3 Stunden, nicht zu 50% Wahrscheinlichkeit und nicht zu 20% oder 1%, sondern genau 0%.

Die nächstliegende Krücke ist noch, dem Ungelernten eben keinen Wurf zu erlauben. Aber da stößt das rein binäre 5E-System eben auch rasch an seine Grenzen. Ein Abiturient kann mehr Physik als ein Mittelstufler aber weniger als ein B.Sc. Wann fängt man da jetzt an, Würfe zu erlauben oder zu verweigern.
Analog für alle möglichen anderen Skills. Ich kann bei meinem Mopped selber die Bremsbeläge tauschen, aber die Ventile einstellen würd ich mir nicht zutrauen. Und wenn du dein Mopped in die Werkstatt gibst um die Ventile einstellen zu lassen, würfelt der Mechaniker ja auch nicht auf 65% Erfolgschance, sondern der kann das einfach.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Maarzan am 11.08.2019 | 17:09
Der große lineare Anteil und ggf. der Autoerfolg hauen das halt raus.
Wobei es anders sicher besser ginge (Mein Vorschlag: NausM Pool  (nach unten, situationsnspezifisch auch nach oben offen) + statische Basis), aber die Startkritik war ja, dass der Unterschied zwischen meinetwegen frischen Hobbisten und einer Berufsausbildung nahezu 0 ist.

bezgl. Prüfung:
Klar sind das mehrere Fragen in der Klausur. Aber die musst du auch nicht alle richtig beantworten und die haben dann in der Regel auch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Wenn es also nur um bestanden oder nicht geht, ist das ggf. gar nicht so extrem daneben. 
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 11.08.2019 | 18:17
Ob ich nun das eine oder das andere betrachte, oder sogar noch eine Ebene tiefer gehe, um zu bestimmen auf welcher Ebene meine Probe ansetzen muss, muss, wie du schon richtig sagst, das Regelwerk festlegen.
Und wenn es festgelegt ist, sollte man es nicht mischen, denn sonst stimmen die Wahrscheinlichkeiten wirklich nicht mehr.

Eigentlich sehe ich das nicht so, dass das Regelwerk festlegen muss. Wenn Rollenspiel nur (oder vor allem) den simulationistischen Aspekt hätte, dann sicherlich. Aber es ist eben auch eine Frage der Erzählung und des Pacings. Manchmal wird eine Reise in Film und Fernsehen eben super kurz angeschnitten - siehe Indiana Jones und die gestrichelte Linie auf der Landkarte. Manchmal hingegen wird eine Reise voll ausgespielt - wie in der 1. Staffel von Game of Thrones.

Das Ganze kann nur der Spielleiter entscheiden.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: BBB am 11.08.2019 | 18:23
Manchmal wird eine Reise in Film und Fernsehen eben super kurz angeschnitten - siehe Indiana Jones und die gestrichelte Linie auf der Landkarte.

Würdest du in so einem Fall würfeln lassen?

Aber grundsätzlich gebe ich dir Recht, dass man klarer sagen müsste: Das Regelwerk muss festlegen, wann eine Probe erforderlich ist und wann es Spielleiterentscheid sein muss.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 11.08.2019 | 18:27
bezgl. Prüfung:
Klar sind das mehrere Fragen in der Klausur. Aber die musst du auch nicht alle richtig beantworten und die haben dann in der Regel auch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Wenn es also nur um bestanden oder nicht geht, ist das ggf. gar nicht so extrem daneben.

Ja doch, gerade deswegen ist das extremst ober-daneben.
Die oben zitierte Aufgabe z.B. gibt 1 Punkt von 30 insgesamt. Die Klausur wird in 90 Minuten zu bearbeiten sein. Die Aussicht für den Laien, auch nur eine Aufgabe korrekt zu lösen, ist ja schon in realitas 0%. Die Wahrscheinlichkeit, in 90 Minuten sagen wir mindestens 15 von 30 Aufgaben korrekt zu lösen, himmel, die wäre negativ wenn es negative Wahrscheinlichkeiten gäbe.
Klar, die Durchfallquoten von realen Studenten sind je nach Uni und Fach sehr unterschiedlich, aber wenn wir mal die Erstsemester ignorieren (wo hauptsächlich diejenigen rausgefiltert werden sollen, die sich "verwählt" haben), dürften sie mehr so im Bereich von 5-25% liegen.

Also, nur dass rein zufällig die iterativen Wahrscheinlichkeiten sich so aufsummieren, dass der Laie mit 30x 30% Chance wohl eher keine 15 Treffer zusammenbekommen wird, ist kein Beleg dafür dass das ganze System "nicht so extrem daneben" wäre. Zumal es bei den 55% Chance des professionellen Anfängers auch nicht viel besser aussieht, und nichtmal der "fortgeschrittene Profi" das wirklich zuverlässig schaffen würde, wenn ihm die 5E auch nur 70% pro Wurf zugesteht.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Rhylthar am 11.08.2019 | 19:16
Mal ein Zitat aus dem DMG 5E:

Zitat
At any time, you can decide that a player's action is automatically successful. You can also grant the player advantage on any ability check, reducing the chance of a bad die roll foiling the
character's plans.

By the same token, a bad plan or unfortunate circumstances can transform the easiest task into an impossibility, or at least impose disadvantage.

Damit bieten sich ja dann durchaus vielfältige Möglichkeiten.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Colgrevance am 11.08.2019 | 20:55
Zur Fertigkeit "Religion" steht im 5e PHB folgendes:

"Würfe auf Intelligenz (Religion) werden notwendig, wenn du Wissen über Gottheiten, Riten und Gebete, religiöse Hierarchien, heilige Symbole oder die Praktiken geheimer Kulte abrufen willst."

Daraus geht für micht nicht hervor, ob man für jeden Fakt/jede Prüfungsfrage einen eigenen Wurf genötigt, oder ob nicht ein ganzer Test oder die Kenntnis eines Rituals, das ja viele einzelne Komponenten umfasst, auch mit einer Probe abgehandelt werden kann - wobei letzteres in meinen Augen mehr Sinn macht. Ich sehe da keine Vorgabe des Abstraktionsgerades und halte es wie Alexander Kalinowski (wenn ich ihn richtig verstanden habe) auch nicht für sinnvoll, das im Regelwerk abschließend zu klären. Manchmal ist ein Wurf eben nur für eine einzelne Frage gut, manchmal um eine ganze Abschlussprüfung abzuhandeln - diese Freitheit möchte ich mir als SL auch nicht nehmen lassen, die ist nämlich auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Pacings.

Problematisch wird es jedoch erst dann, wenn dieser Flexibilität durch das Regelsystem Grenzen gesetzt werden, z. B. durch die Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Ergebnisse wie im Ausgangspost, die nicht mehr plausibel sind oder nur sehr kleinteilige Modifikatoren genannt werden, ich aber die Schwierigkeit einer abstrakteren Handlung abschätzen möchte, ohne dutzende +1 und -2 zu addieren.

Ich finde es daher gut, wenn das Regelwerk explizit darauf hinweist, welche Abstraktionsebene als Standard betrachtet wird  (und ggf. Alternativen anbietet). Eine große Stärke von Fate besteht für mich darin, dass es für unterschiedliche Abstraktionsgrade gleich gut (oder schlecht...) funktioniert. Bei D&D ist das eher nicht der Fall, und dann kommt es zu den disktutierten Problemen.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Tudor the Traveller am 11.08.2019 | 21:33
Meine Meinung: 1) der Großteil der Designer scheint die D20 Mathematik nicht wirklich zu verstehen. Deshalb wird das System auch bereits in den Regelwerken stellenweise verbogen. Alexandro hat das imo schon gut dargestellt.
2) die 5e ist die Edition des großen Spielerstreichelns. Auf Spielerseite sollen große Misserfolge offenbar vermieden werden, damit kein Spieler gefrustet ist. Geht nicht gibt es nicht, ebensowenig wie totales Versagen.

Beides zusammen führt dazu, dass man in dem System eigentlich immer eine gute Chance auf Erfolg hat, auch wenn es nicht zum Charakter passt. Selbst bei Ahnungslosigkeit des Charakters führt das eben nicht die eigentlich zu erwartende "Unfähigkeit" nach sich. Das ist imo gewollt, also Feature statt Bug.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Ainor am 11.08.2019 | 22:36
Selbst wenn man die iterativen Wahrscheinlichkeiten weglässt kommt das Anfangsbeispiel nicht hin. Es gibt in 5E nur 4 Wissensfertigkeiten (5 mit Medizin). Ein Charakter könnte also alle nehmen, und es wäre noch nicht mal sein Hauptberuf. Ein Physiker dagegen studiert sein Fach in Vollzeit.

Insofern ist ein Skill bestenfalls mit Schulbildung zu vergleichen. Und ein Skill check ist keine Prüfung die sich an irgendetwas orientiert das der Prüfling vorher gelernt haben sollte, sondern sie betrifft ein beliebiges Thema in einem weiten Bereich.

Ein "brillianter Professor" hätte in seinem Gebiet +19 (und hoffentlich reliable Talent) was für alle normalen Fragen reichen sollte.  Normale Charaktere sind aber keine Experten in einem Fach (insbesondere wenn sie nicht mal Expertise haben.) Insofern kann ich die Forderung, trained müsste einen höheren Bonus geben nicht nachvollziehen.

Natürlich könnte man ein Skillsystem haben in dem SCs in extrem engen Bereichen extrem gut sind. Aber ich glaube dass das in einem mäßig komplexen Spiel wie DnD5 fehl am Platz wäre.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 11.08.2019 | 23:36
Ich finde es daher gut, wenn das Regelwerk explizit darauf hinweist, welche Abstraktionsebene als Standard betrachtet wird  (und ggf. Alternativen anbietet).

Dazu müsste man ja als Designer erstmal selber wissen, was man eigentlich haben will, und dann auch noch wie man das erreicht.

Bei 5E scheint die einzige Prime Directive zu sein, "Es muss immer auf den Würfel ankommen". Und dieser Tyrannei des Zufalls muss sich dann alles Andere unterwerfen, inklusive der Plausibilität der Kompetenzverhältnisse zwischen Anfänger und Profi.

2) die 5e ist die Edition des großen Spielerstreichelns. Auf Spielerseite sollen große Misserfolge offenbar vermieden werden, damit kein Spieler gefrustet ist. Geht nicht gibt es nicht, ebensowenig wie totales Versagen.

Ich für meinen Teil bin als Spieler eher gefrustet, wenn mein Waldläufer nicht in der Lage ist, eine Spur zu tracken, weil der Würfel eben eine 7 statt eine 8 gezeigt hat, und dafür der Kleriker mal eben zeigt wie das geht, weil er eine 12 gewürfelt hat.
"Lift with your legs, not your back"  ::)

Wie soll denn in 5E ein noch so brillianter Professor auch nur annähernd +19 in irgendwas erreichen? Mehr als +11 gibt das System doch ohne Magic Items überhaupt nicht her - und dafür muss man schon verdammt hochstufig sein. Vielleicht lasse ich auch grad einen Feat außer acht oder so, aber ich denke nicht dass es einen gibt der +8 auf irgendwas verleiht.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Tegres am 11.08.2019 | 23:57
Hausregelvorschlag: Jede Klasse hat in einer Klassen-Fertigkeit von Beginn an den doppelten Fertigkeitsbonus/Expertise und kann darauf nochmal Expertise bekommen (wobei man dann klären müsste, ob der Übungsbonus verdreifacht oder vervierfacht wird). Dafür zieht man die Schwierigkeiten etwas an (pauschal um 1 oder 2).
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Rhylthar am 12.08.2019 | 00:21
@ Feuersänger: p. 236 DMG...dann passen Deine Ausführungen nicht mehr so ganz.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 12.08.2019 | 00:29
Mit derartigem Linedropping kann ich für den nächsten Monat überhaupt nichts anfangen, da ich solange ungefähr 5000 Meilen AFB bin. :6
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Ainor am 12.08.2019 | 00:31
Wie soll denn in 5E ein noch so brillianter Professor auch nur annähernd +19 in irgendwas erreichen?

Mit Expertise. Ein Rogue Stufe 11 hat +8 auf 4 Skills und würfelt nicht unter 10. Auf Stufe 17 wird daraus +12. Falls er "brilliant" (Int 20) ist, sind das +19 und ein Mindestwert von 30.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 12.08.2019 | 00:38
Expertise sollte in der Tat für mehr Klassen ein Ding sein - gerne auf fixe Skills festgelegt. Ranger kriegt Survival usw.
Allerdings ist das für mich immer noch nicht so das überzeugende Argument für das System, dass ein super-ultra-highlevel Veteran mit einer ganz bestimmten Klassenfähigkeit halt keine Level 1 Aufgaben mehr versemmeln kann.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Rhylthar am 12.08.2019 | 00:56
p. 236 DMG löst das Problem ja für Dich. ;)

Dort werden die 3 möglichen Vorgehensweisen für Würfelwürfe beschrieben:

1. Immer der Würfel.
2. Ignoriere den Würfel.
3. Ein Mix aus beidem (da stammt übrigens mein obiges Zitat her).

Ein wichtiger Satz ist auch: Der SL legt den DC fest. Wenn Du also der Meinung bist, der Professor muss sollte das auf jeden Fall wissen, kannst Du

a) ihn gar nicht würfeln lassen oder
b) den DC für den Wurf entsprechend anpassen. Dann ist die Aufgabenstellung eben nicht "Hard" (DC 20) für ihn, sondern nur "Medium" (DC 15). Und weil es sein Fachgebiet ist, kriegt er auch noch Advantage. Damit wären wir bei ca. +16, was auf jeden Fall geschafft ist.

"Rulings, not rules"...5E. :)

Ich packe wie gesagt noch meine Hausregel dazu, dass DC20+ gar nicht mehr mit einem reinen Attributswurf geschafft werden kann. Das alte "Trained only" aus 3E quasi.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: nobody@home am 12.08.2019 | 11:02
Ich finde es daher gut, wenn das Regelwerk explizit darauf hinweist, welche Abstraktionsebene als Standard betrachtet wird  (und ggf. Alternativen anbietet). Eine große Stärke von Fate besteht für mich darin, dass es für unterschiedliche Abstraktionsgrade gleich gut (oder schlecht...) funktioniert. Bei D&D ist das eher nicht der Fall, und dann kommt es zu den disktutierten Problemen.

Na ja, Fate und D&D5 sind in der Beziehung ja auch recht verschieden. Das fängt schon bei der grundlegenden Würfelmathematik an -- W20 ist eins der Rollenspiel-Standardbeispiele für Linearverteilung, 4WF liefert dagegen die kompakteste angenäherte Normalverteilung, die mir in der Praxis bisher untergekommen ist -- und geht dann fröhlich weiter mit Unterschieden im Designansatz und dementsprechend auch in der Interpretation der gelieferten Ergebnisse...wenn ich als Fate-Theologieunkundiger mit meinen Mäßigen (+0) Religionskenntnissen in eine Prüfung von Großartigem (+4) Schwierigkeitsgrad stolpere und außer Würfeln und Fertigkeit nichts weiter mitgebracht habe, dann kann ich schon im Voraus sagen, daß das Beste, was ich da "gratis" erreichen kann, ein Achtungs-Teilerfolg dank Gleichstand ist (Wahrscheinlichkeit ca. 1.23%) und daß, falls ich mich entscheiden sollte, aus dem zu erwartenden mehr oder weniger krachenden Fehlschlag statt dessen "einfach" einen Erfolg mit Haken zu machen, besagter Haken je nach Würfelergebnis bei so einer Diskrepanz schon mal recht dick ausfallen kann.

(Vielleicht ja so was in der Art von "Wir gratulieren Ihnen zur <hüstel> 'bestandenen' Prüfung. Bitte verlassen Sie die Stadt in den nächsten Tagen noch nicht; Ihre Wohltäter, die im Moment nicht genannt werden möchten, werden sich beizeiten mit Ihnen in Verbindung setzen..." >;D)
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: SeldomFound am 12.08.2019 | 11:32
Was mir am Anfangsbeispiel nicht gefällt, ist dass es ein modernes, "ziviles" Problem benutzt, dass nicht zu dem "Alltag" eines DnD-Charakter passt.

Man würfelt in DnD nicht auf Intelligenz um ein Examen in Astrophysik zu schaffen, man würfelt um sich in einem Kampf daran zu erinnern, welche Schwäche ein grauer Schleim hat, der gerade die Gruppe vertilgen will.

Dazu würden dann die besonderen Fertigkeiten der Klassen kommen, die zum Beispiel Expertise (doppelter Übungsbonus), Vorteile oder gar Autoerfolge für entsprechende Proben verleihen.

Kurz, Fertigkeitssysteme haben einen Kontext! Vor allen Dingen der Kontext, dass sie Teil eines Rollenspiel sind und nicht eines mathematischen Modells zur Berechnung der Erfolgschancen von realen Leuten bei realen Problemen. Dafür müsste die Spieler selbst mathematische Kenntnisse mitbringen, die die alltäglichen Grundlagen bei weitem überschreiten.


Letztendlich ist die Intention des Fertigkeitensystem wichtig: Welche Rollen und Spielstil sollen unterstützt werden? Bodenständig und vorsichtig? Oder überlebensgroß und riskant?

Erfahrungen aus der Realität können dabei inspirieren, müssen sich aber letztendlich der Intention des Spieles beugen.




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Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Harlekin78 am 12.08.2019 | 13:45
Ja! Volle Zustimmung!

Was mir am Anfangsbeispiel nicht gefällt, ist dass es ein modernes, "ziviles" Problem benutzt, dass nicht zu dem "Alltag" eines DnD-Charakter passt.
Man würfelt in DnD nicht auf Intelligenz um ein Examen in Astrophysik zu schaffen, man würfelt um sich in einem Kampf daran zu erinnern, welche Schwäche ein grauer Schleim hat, der gerade die Gruppe vertilgen will.
...
Kurz, Fertigkeitssysteme haben einen Kontext! Vor allen Dingen der Kontext, dass sie Teil eines Rollenspiel sind und nicht eines mathematischen Modells zur Berechnung der Erfolgschancen von realen Leuten bei realen Problemen. Dafür müsste die Spieler selbst mathematische Kenntnisse mitbringen, die die alltäglichen Grundlagen bei weitem überschreiten.

Letztendlich ist die Intention des Fertigkeitensystem wichtig: Welche Rollen und Spielstil sollen unterstützt werden? Bodenständig und vorsichtig? Oder überlebensgroß und riskant?

Erfahrungen aus der Realität können dabei inspirieren, müssen sich aber letztendlich der Intention des Spieles beugen.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexandro am 13.08.2019 | 01:25
@Alexander:
Zitat
Auch die Unterscheidung zwischen prozedural und nicht-prozedural ist künstlich. Warum sollte man zB nur die Ebenen Prüfungsaufgabe und Abschlussprüfung betrachten? Warum nicht auch die Abstraktionsebenen Teilaufgabe, Arbeitsschritt oder Gesamtstudium? Alle diese Ebenen könnten vom GM durch einen einzigen Wurf abgebildet werden. Die wenigsten RPGs präzisieren hier welche Abstraktionsebenen unter einem einzigen Wurf subsummiert werden können oder auch nur sollten.

Ja, man kann unterschiedliche Abstraktionsgrade abbilden.

Aber man kann die Abstraktionsebenen nicht im Spiel verschieben. Und vor allem kann man nicht für dieselbe Aufgabe unterschiedliche Abstraktionsebenen verwenden: wenn man Religion benutzt, um Einzelfragen (alá „Zu welchem Gott gehört dieses Symbol?“) verwendet, dann kann man sie nicht gleichzeitig für globale Aufgaben (alá „Würfele mal, ob du gegenüber dem Inquisitor alle Göttersymbole aufzählen kannst.“) benutzen – macht man das, dann ist (IMMER, egal wie das Resulationssystem ansonsten beschaffen ist) entweder die Wahrscheinlichkeit für die Beantwortung Einzelfrage zu gering oder die Wahrscheinlichkeit für die Globalaufgabe zu hoch. Weil sich die Wahrscheinlichkeiten eben nicht zerlegen lassen, ohne dass es an allen Ecken kracht und knatscht.

@Feuersänger:
Zitat
Es gibt einfach X Dinge, die für den Laien komplett unmöglich sind aber für den Fachmann kein Problem. Und das bildet 5E eben nicht ab.
Mal ein Beispiel aus dem Inet rausgekramt: Aufgabe Probeklausur 2. Semester Physik:

Definiere „Fachmann“. Ich kenne Physiker, die seit 5 Jahren im Berufsleben stehen und von sich sagen, dass sie die meisten Erst- oder Zweitsemesteraufgaben nicht mehr ohne weiteres beantworten könnten, weil ihre derzeitige Arbeit in eine ganz andere Richtung geht. Den Lerneffekt auf der Uni sollte man nicht vernachlässigen, denn bei einer Wissensfertigkeit geht es ja eben darum, die besagte Frage immer und jederzeit beantworten zu können (nicht nur, wenn der Stoff gerade frisch im Gedächtnis ist).

Aus eigener Erfahrung kann ich das am Beispiel der Linguistik bestätigen: eine chomsky‘sche Transformationsgrammatik gehört zu den „basic stuff“, den man bei uns im 1. Semester lernt – und nur im 1. Semester. Hat man die Erstsemesterklausur hinter sich gebracht wird nicht mehr damit gearbeitet (weil das Konzept sowieso überholt ist und es bessere Syntaxmodelle gibt). Sollte ich jetzt nochmal so etwas gefragt werden, würde ich vermutlich arg ins Schwimmen kommen. Alles eine Frage der Gewöhnung.

Zitat
Aber wenn jemand überhaupt keine Peilung von Physik hat - sagen wir mal: meine Mama - dann macht sie das nicht. Nicht in 3 Minuten und nicht in 3 Stunden, nicht zu 50% Wahrscheinlichkeit und nicht zu 20% oder 1%, sondern genau 0%.

JEDER (egal ob Profi oder Amateur) hat entweder eine Chance von 0% die Frage zu beantworten oder eine Chance von 100%. Der Wurf entscheidet halt, ob du bei dieser Frage in der Gruppe der Ahnungslosen bist oder in der Gruppe von Personen, welche sich (aus unterschiedlichen Gründen) schonmal mit dieser Frage auseinandersetzen mussten. Wer eine generelle Bildung in der Richtung hat ist wahrscheinlich eher in der letzteren Gruppe (aber nicht garantiert), während Laien wahrscheinlich eher in der ersteren Gruppe sind (wieder: nicht garantiert, s.u.)

Zitat
Die Aussicht für den Laien, auch nur eine Aufgabe korrekt zu lösen, ist ja schon in realitas 0%.

Woher hast du diese Statistik? Auch von deiner Mutter? :D

Scherz beiseite, du bist ja selbst Laie und wenn die Frage zufällig in deinen Interessenbereich fällt, kannst du sie (wie du oben geschrieben hast) auch lösen – vielleicht brauchst du ein Drittel der veranschlagten Klausurzeit dafür, deine Aussage „Kein Laie schafft das!“ (denn das bedeutet 0%) ist damit schonmal widerlegt.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexandro am 13.08.2019 | 02:00
Was das Problem des "Der Kleriker schafft den Wurf, den der Waldläufer nicht schafft" angeht... dieses Problem hat man in jedem System. Auch in Shadowrun kann der Charakter mit 10 Würfeln in "Sicherheitstechnik" 0 Erfolge erwürfeln und dann geht der Charakter mit 2 Würfeln dran und erwürfelt einen Erfolg... passiert.

In D&D5 löse ich das, indem ich für bestimmte Situationen (gerade wenn es um so etwas wie Wahrnehmung geht, wo alle die gleichen Voraussetzungen haben) nur einmal würfeln lasse - auf dieses Wurfergebnis addieren dann alle ihre entsprechenden Boni und gut ist. Wenn also das Ergebnis des Gruppenwurfes eine "7" ist und dafür der Survivalskill des Waldläufers nicht ausreicht, dann reicht auch der reine Wisdom-Bonus des Klerikers nicht aus dafür (wäre ja auch sinnfrei da mehrmals zu würfeln - die Spur wird nicht plötzlich einfacher, nur weil jemand anderes drauf schaut).

Das vermeidet auch das leidige Problem von:
Spieler 1: Ich würfele mal auf Wahrnehmung!
Spieler 2: Ich auch!
Spieler 3: Me too!
Spieler 4: Und ich sowieso!
SL: OK, eigentlich können wir den Wurf auch weglassen - die Chancen, dass keiner von euch den schafft sind so astronomisch gering, dass wir die fast nicht mehr erfassen können.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 13.08.2019 | 02:18
Zitat
du bist ja selbst Laie und wenn die Frage zufällig in deinen Interessenbereich fällt, kannst du sie (wie du oben geschrieben hast) auch lösen

Das liegt daran, dass ich nicht das bin was ich "Laie" nenne (Skill 0), sondern "Amateur" (Skill irgendwas >0 aber <viel). Ich habe mich schon freiwillig mit bestimmten Bereichen der Physik beschäftigt und selber Sachen ausgerechnet und Formeln hergeleitet. Vielleicht kenne ich mich besser mit Physik aus, als 60 oder 80% der Bevölkerung oder sogar noch mehr -- aber gegen einen studierten Physiker könnte ich nicht anstinken.
Weil das eben kein binärer Ja/Nein-Schalter ist, sondern ein Spektrum.

Zitat
JEDER (egal ob Profi oder Amateur) hat entweder eine Chance von 0% die Frage zu beantworten oder eine Chance von 100%. Der Wurf entscheidet halt, ob du bei dieser Frage in der Gruppe der Ahnungslosen bist oder in der Gruppe von Personen, welche sich (aus unterschiedlichen Gründen) schonmal mit dieser Frage auseinandersetzen mussten.

Dem widerspreche ich auch. Das gilt vielleicht für Wissensfragen wie, sagen wir mal, "Welchen Wert hat Pi" oder meinetwegen "was ist eine Kreolsprache", um mal rüber in die Linguistik zu schwenken. Aber wenn es darum geht etwas herzuleiten oder auszurechnen, also Wissen tatsächlich _anzuwenden_, kann es locker passieren, dass man dabei einen Fehler macht obwohl man weiß, wie es geht.

Bei solchen Aufgaben erwarte ich also Erfolgswahrscheinlichkeiten ganz grob in der Art
Profi: >90% (weiß wie es geht, und wenn er nicht gerade einen blöden Flüchtikgeitsfehler [sic] macht schafft er es auch)
Amateur: +/-50% (selbst wenn er weiß wie es geht, ist die Gefahr dass er bei der Ausführung einen Fehler macht höher)
Laie: 0,00% (versteht schon bei der Aufgabenstellung nur Bahnhof)

Klar kann man das jetzt noch feiner aufdröseln, und den Fertigkeitswert damit assoziieren was man schonmal irgendwo aufgeschnappt hat. Da macht es aber dann umso mehr Sinn, da auch eine größere Bandbreite an möglichen Fertigkeitswerten im Spiel zu haben, z.B. 0-20. Wert 1 reicht vielleicht um R=U/I zu kennen. Für sowas wie die Magnetfelder aus der Aufgabe braucht man vllt eher Wert 6 oder 9. Und wer sich mit Magnetfeldern auskennt, der kennt garantiert auch R=U/I.

Aber gut, das droht jetzt eine Verzettelung zu werden, darum brech ich hier mal ab.
Long story short: ich bin mit binären Skillsystemen à la 5E (Proficient Or Not) nicht zufrieden,
und ich bin nicht zufrieden mit den Ergebnissen und Wahrscheinlichkeiten, die das 5E System erzeugt.
Dass man da als SL von Hand dran rumbasteln, handwedeln und nach Einzelfall justieren kann oder muss ist für mich da eher Symptom des Problems und nicht die Lösung.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexandro am 13.08.2019 | 02:31
Dass ein Profi (ohne Vorbereitung, in einen sehr breiten Tätigkeitsfeld) eine Chance von >90% hat die entsprechende Aufgabe zu lösen, halte ich für illusorisch.
 
Und wenn der Laie sowieso eine Chance von 0% haben soll (was stark auf das Tätigkeitsfeld ankommt - gerade in der Theologieprüfung kann man sich einiges herleiten und beim Spurenlesen ist es einfach eine Frage der Aufmerksamkeit - und ich daher generell bezweifeln würde), wofür dann noch würfeln? Masturbation?
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Quaint am 13.08.2019 | 02:42
Es ist halt auch die Frage, wie das am Spieltisch dann aussieht. Ich will ja, dass die Charaktere meiner Spieler auch mal ihre Stärken ausspielen können. Und wenn die dann in ihrem Spezialgebiet direkt jenseits der 90% liegen, dann lohnt sich ja das Würfeln kaum noch.

Und bei genauerer Betrachtung bietet DnD 5 ja viel mehr als proficient und nonproficient. Es gibt eben noch unterschiedliche Attributwerte, es gibt über Jack of all Trades quasi halb-proficient, es gibt über Expertise doppelt-proficient, und dann gibt es ja auch noch so Krams wie Inspiration, göttliche Führung, Segen und wie sie nicht alle heißen. Und natürlich Vorteil/Nachteil.

Und im praktischen Spielbetrieb klappt das, finde ich, ganz gut. Man nehme als Beispiel einen Goblinwachposten mit passive perception 12. Schleicht sich die schwer gepanzerter Volldose an, geht das wahrscheinlich schief (-1 oder +0, disadvantage). Schleicht sich der Rogue mit +5 oder +6 Stealth an, wird das schon zu 70% oder so klappen. Und ein hochstufiger Rogue, der sich unsichtbar nähert, dank Expertise +10 ungrad hat und aufgrund eines Klassenfeatures kein Würfelergebnis unter 10 erzielen kann, na bei dem klappt's halt.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 13.08.2019 | 02:47
SL: OK, eigentlich können wir den Wurf auch weglassen - die Chancen, dass keiner von euch den schafft sind so astronomisch gering, dass wir die fast nicht mehr erfassen können.

Genau deswegen ist ja Wahrnehmung der wichtigste Skill im Spiel (nicht nur 5E sondern auch 3E/PF). Insbesondere wenn wegen schlechtem Abenteuerdesign ohne geschafften Wahrnehmungswurf das AB nicht weitergeht. Vielleicht ist es auch genau deswegen so gewollt, dass jeder WN würfelt -- um sich halbwegs drauf verlassen zu können, dass irgendwer ihn schon schaffen wird.

Das mit der kombinierten Probe gefällt mir aber auch ganz gut.

Dass ein Profi (ohne Vorbereitung, in einen sehr breiten Tätigkeitsfeld) eine Chance von >90% hat die entsprechende Aufgabe zu lösen, halte ich für illusorisch.

Und ich halte das Gegenteil für illusorisch.
Wenn du zum Arzt gehst und ihm irgendein handelsübliches Wehwechen klagst, kann der das dann auch nur "mit Vorbereitung" diagnostizieren?
Wenn du dein Auto in die Werkstatt bringst, muss dann der Mechaniker sich erst stundenlang vorbereiten ehe er dein klapperndes Irgendwas richten kann?
Besteht dabei eine >10%ige Chance, dass er den Fehler überhaupt nicht behebt?
Also wenn ja, würde ich dringend empfehlen, den Arzt bzw Mechaniker zu wechseln.  ;D
 
Zitat
Und wenn der Laie sowieso eine Chance von 0% haben soll (was stark auf das Tätigkeitsfeld ankommt - gerade in der Theologieprüfung kann man sich einiges herleiten und beim Spurenlesen ist es einfach eine Frage der Aufmerksamkeit - und ich daher generell bezweifeln würde), wofür dann noch würfeln? Masturbation?

Meinetwegen muss der ahnungslose Laie überhaupt nicht würfeln dürfen. Das ist das, was bei 3E "Trained Only" heißt.

Und FTR, gerade bei einem Fach wie Theologie halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass man da als Laie in einer Prüfung _komplett_ untergeht.
Auch hier mal ein Beispiel rausgekramt:
http://www.teol.de/FRAGEN.PDF

Klar kann man da als Laie irgendwas zusammenfabulieren was einem selber sinnvoll erscheint -- aber das wird der Prüfer dann vermutlich als "Konfirmationsunterrichtsniveau" in der Luft zerreißen.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 13.08.2019 | 08:44
Mit Expertise. Ein Rogue Stufe 11 hat +8 auf 4 Skills und würfelt nicht unter 10. Auf Stufe 17 wird daraus +12. Falls er "brilliant" (Int 20) ist, sind das +19 und ein Mindestwert von 30.

Stufe 17-SCs sind keine gewöhnlichen Menschen mehr, sondern mythische Gestalten, vielleicht schon Halbgötter. Das Finale der ersten Critical Role-Kampagne besteht in dem Kampf gegen eine Gottheit.
Ein brillianter Professor kann heilfroh sein wenn er Stufe 6 ist.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Rhylthar am 13.08.2019 | 09:17
Ein brillianter Professor ist ein NSC.

Und die kannst Du bauen, wie Du lustig bist.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexandro am 13.08.2019 | 12:04
Zitat
Wenn du zum Arzt gehst und ihm irgendein handelsübliches Wehwechen klagst, kann der das dann auch nur "mit Vorbereitung" diagnostizieren?
Wenn du dein Auto in die Werkstatt bringst, muss dann der Mechaniker sich erst stundenlang vorbereiten ehe er dein klapperndes Irgendwas richten kann?

Wie schon gesagt: die Regeln gehen von Charakteren aus, die einigermaßen breit aufgestellt sind und eben nicht Tag für den Tag mit denselben ("handelsüblichen") Problemen zu tun haben. Wenn ein Mechaniker ein älteres Auto reinkriegt, welches ein Problem hat, welches bei modernen Autos nicht mehr vorkommt, dann kann das Problem noch so einfach sein - er muss sich trotzdem erstmal etwas Zeit nehmen, um zu verstehen, wo denn jetzt der Schuh drückt.

Ebenso würde ich im RsP einen großzügigen Bonus vergeben (oder evtll. den Wurf gleich weglassen), wenn die Spieler mit genau denselben Problem konfrontiert werden, welches sie vor kurzer Zeit schonmal hatten.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 13.08.2019 | 15:23
Mit "handelsüblich" meine ich lediglich "sowas mit DC um die 15, nicht 25 oder 30".
Davon abgesehen dass es auch überhaupt keinen Sinn macht, dass die "breit aufgestellten" Abenteurer dann mit Standardkram überfordert sein sollen.

Und wie schon gesagt: klar kannst du dich über das System hinwegsetzen, um sinnvollere Ergebnisse zu erhalten. Das macht es aber nicht zu einem guten System.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexandro am 13.08.2019 | 15:38
Eine Zahl ist nicht handelsüblich. Kann sie niemals sein.

"Durchschnittliche" medizinische Tätigkeiten beinhalten (je nach Fachbereich) Schulter einrenken, Erkennen und Behandeln von Vergiftungssymptomen, Blinddarmoperation, Verschreiben einer Brille, Spirale einsetzen u.v.m. - kennst du einen Arzt der das alles macht? Eher nicht, oder? Das sind unterschiedliche Ärzte zu denen du gehen musst (bzw. wenn du das alles von deinem Hausarzt erledigen lässt, dann musst du damit leben, dass er nicht wirklich fähig ist das alles fehlerfrei zu erledigen). Wenn ein Charakter also ein medizinischer Generalist ist und das alles mit 70% kann, dann finde ich das schon extrem großzügig (aber natürlich kann man auch sagen: stattdessen kann er halt auch Blinddarmoperationen auf >90% nehmen und den Rest dafür nur mit 50% - würde etwa auf dasselbe rauskommen).
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: takti der blonde? am 13.08.2019 | 15:41
Davon abgesehen dass es auch überhaupt keinen Sinn macht, dass die "breit aufgestellten" Abenteurer dann mit Standardkram überfordert sein sollen.

So wie ich Alexandro verstehe, geht es darum, dass es in diesem Sinne überhaut wenig Sinn ergibt von "Standardkram" zu sprechen. Das System modelliert genau solche Situationen ("Standardkram") explizit nicht.

Dazu aus den Basic Rules:

Zitat
When the outcome is uncertain, the dice determine the results.

Bei einer HNO-Ärztin bin ich mir zum Beispiel sehr sicher, sie entzündete Mandeln zuverlässig diagnostiziert. Also muss sie (die HNO-NSC-Ärztin) nicht würfeln.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Arldwulf am 13.08.2019 | 16:09
Ist halt das generelle Problem wenn man komplexe Dinge mit einem einzelnem Wurf abhandeln möchte. Entweder es wird zu schwer, dann haben selbst Experten in einem Gebiet eine viel zu hohe Fehlschlagschance. Oder es ist zu leicht, dann können auch Laien problemlos mitspielen, ohne das dies wirklich Sinn ergibt oder Stimmungsvoll wäre.

Die einzig funktionierende Lösung die ich dazu gesehen habe ist, das es eben doch nicht nur ein Wurf ist, sondern mehrere.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 13.08.2019 | 16:18
Und gehst du auch jedesmal zu einem anderen Mechaniker, je nachdem ob dein Auto jetzt was an den Zündkerzen, Bremsen oder Scheinwerfern hat?  :think:

--

Zitat
So wie ich Alexandro verstehe, geht es darum, dass es in diesem Sinne überhaut wenig Sinn ergibt von "Standardkram" zu sprechen. Das System modelliert genau solche Situationen ("Standardkram") explizit nicht.

Klar kann man sich an der Formulierung aufhängen, während man ignoriert dass es nach wie vor wie schon im ganzen Thread um Aufgaben mit DC 15 geht.

When the outcome is uncertain, the dice determine the results.

Siehe oben. Der Ausgang ist immer ungewiss, sobald der DC > Check+1 ist (da es ja in 5E kein Take 10 mehr gibt). Ansonsten ist es handwedelei. Das System darf ja gerne zugeben, dass es so wenig belastbar ist, dass man es ignorieren muss um sinnvolle Ergebnisse zu erhalten, aber das muss ich nicht toll finden.

Mit einer Take 10 Regel sähe die ganze Geschichte schon ganz anders aus. Damit würde sich ein Großteil der Handwedelei erübrigen. Man könnte sie ja auch "Trained Only" machen. Dann würde z.B. ein Level 5 Charakter mit Proficiency zuverlässig DC20 schaffen, während der Laie nur 5-25% Erfolgschance hat.

Die einzig funktionierende Lösung die ich dazu gesehen habe ist, das es eben doch nicht nur ein Wurf ist, sondern mehrere.

Ich nehme mal an, du meinst "innerhalb des 5E Paradigmas".
Ansonsten wäre ja wohl die nächstliegende Lösung , Experten schlicht deutlich höhere Werte zuzugestehen als Laien.

Wie müsste dann so eine Wurfsequenz aussehen, damit der mit +5 sie zuverlässig schafft und der mit +0 sie zuverlässig nicht schafft?
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexandro am 13.08.2019 | 16:26
Und gehst du auch jedesmal zu einem anderen Mechaniker, je nachdem ob dein Auto jetzt was an den Zündkerzen, Bremsen oder Scheinwerfern hat?  :think:

Nein, aber ich würde jedesmal zu jemand anderen gehen, je nachdem ob ich ein Auto, ein Boot, ein Flugzeug, einen Aufzug oder eine Drohne reparieren will. Die Schwierigkeiten für die Reparatur unterscheiden sich nicht wesentlich, trotzdem ist die Chance einen "Mcguyver" zu treffen, der das alles reparieren kann verschwindend gering.

Angenommen es gibt jetzt im System nur eine "Reparieren"-Fertigkeit, dann wäre es geradezu lächerlich anzunehmen, dass ein Anfängercharakter damit ALLES mit 90%iger Erfolgschance reparieren kann.  ::)
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 13.08.2019 | 16:28
Augenrollen kann ich auch:

Dazu gibt es ja unterschiedliche DCs.  ::)

Und je nachdem was kaputt ist, macht es _wirklich_ keinen Unterschied, ob der Automechaniker sich nun an einem Boots- oder Flugzeugmotor versucht.

Zündkerzen wechseln kann der Automechaniker auch bei einer Cessna.
Den Zweistufen-Zweiganglader einer Mustang überholen vielleicht nicht, aber das ist dann eben ein höherer DC.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexandro am 13.08.2019 | 16:28
Warum soll man unterschiedliche DCs verwenden, wenn die Aufgaben (erwiesenermaßen) nicht unterschiedlich schwer sind?

EDIT zu deinem Edit:
Zitat
Und je nachdem was kaputt ist, macht es _wirklich_ keinen Unterschied, ob der Automechaniker sich nun an einem Boots- oder Flugzeugmotor versucht.

Zündkerzen wechseln kann der Automechaniker auch bei einer Cessna.
Den Zweistufen-Zweiganglader einer Mustang überholen vielleicht nicht, aber das ist dann eben ein höherer DC.

Dafür muss er aber erstmal erkennen, was jetzt kaputt ist. Wenn ihm jemand sagt "Wechsele mal die Zündkerzen!", klar das kriegt der Automechaniker auch bei einer Cessna hin. Aber überhaupt festzustellen, dass es die Zündkerzen sind und nichts anderes, dafür muss er sich schon etwas mehr mit Flugzeugen (und was bei diesen alles kaputtgehen kann) auskennen.

Und wenn der Zweistufen-Zweiganglader eine höhere DC hat, dann bräuchte der Flugzeugmechaniker (wenn man die Fertigkeiten nicht aufspaltet) einen höheren "Reparieren"-Wert, damit er das sicher schafft. Das würde auch bedeuten, dass er nicht nur das kann, sondern auch mühelos das ABS eines Autos repariert und ähnliche Scherze (was sich eigentlich nicht gegenseitig bedingt - Flugzeugmechaniker fahren idR trotzdem noch in die Autowerkstatt). Vielleicht hätte er mit diesem Fertigkeitswert sogar recht gute Chancen die Reparatur eine Space Shuttles zu schaffen (ansonsten muss man den DC dafür noch wesentlich höher ansetzen, was dazu führt, dass NASA-Ingeneure mühelos alles reparieren können, was es auf der Welt gibt - du erkennst das Problem?).
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 13.08.2019 | 16:31
Zu früh auf Senden gedrückt, editiert.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Arldwulf am 13.08.2019 | 16:35
Ich nehme mal an, du meinst "innerhalb des 5E Paradigmas".
Ansonsten wäre ja wohl die nächstliegende Lösung, Experten schlicht deutlich höhere Werte zuzugestehen als Laien.

Nein, nicht wirklich - jedenfalls nicht allein. Denn wie oben beschrieben sorgt dies nur dafür die Herausforderungen für diese zu leicht zu machen (und für andere unmöglich).

Es hat ja einen Grund warum die 5E DCs alle auch noch für Laien erreichbar sind, und zwar das man möchte alle Spieler möglichst teilhaben zu lassen. Schlichtweg weil Aufgaben die nur ein ganz spezialisierter Experte machen kann (und dann auch nur allein) am Spieltisch selten vorkommen und für die anderen Spieler langweilig wären.

Die Werte anzuheben ist durchaus Teil der Lösung, aber eben nur dann wenn man gleichzeitig den anderen Spielern ebenfalls Möglichkeiten gibt etwas zur Problemlösung beizutragen.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: takti der blonde? am 13.08.2019 | 16:38
Und gehst du auch jedesmal zu einem anderen Mechaniker, je nachdem ob dein Auto jetzt was an den Zündkerzen, Bremsen oder Scheinwerfern hat?  :think:

Nein, aber ich sehe durchaus ein, dass Spezialisierungen sinnvoll sind. Du lässt dein kaputtes Scheinwerferlicht auch nicht vom Mercedes-F1-Pit-Stop-Team austauschen.

Zitat
When the outcome is uncertain, the dice determine the results.

Siehe oben. Der Ausgang ist immer ungewiss, sobald der DC > Check+1 ist (da es ja in 5E kein Take 10 mehr gibt). Ansonsten ist es handwedelei. Das System darf ja gerne zugeben, dass es so wenig belastbar ist, dass man es ignorieren muss um sinnvolle Ergebnisse zu erhalten, aber das muss ich nicht toll finden.

Deine Aussage mag tautologisch richtig sein, aber da bist du selbst schuld dran.
Die Spielleitung kann bestimmen wie "hochauflösend" das System sein soll. Offensichtlich "scheitert" es, wenn wir uns jede noch so kleinteilige Handlung als Ability Check vorstellen. Müssen wir aber gar nicht, weil das System obig zitierte Heuristik erlaubt. "Handwedelei" mag stimmen, aber ich behaupte es findet an einer Stelle statt, die sich nicht wirklich "hart" verregeln lässt, nämlich die Frage: Wann soll überhaupt gewürfelt werden? Die Antwort der 5. Edition finde ich bestechend einfach und praktikabel.

Zu Take 10 (wieder aus den Basic rules):

Zitat
A passive check is a special kind of ability check that doesn't involve any die rolls. Such a check can represent the average result for a task done repeatedly, such as searching for secret doors over and over again

Ich lehne mich nicht zu weit, wenn ich sage, es gibt diesen Gedanken weiterhin im Regelwerk. Wenn Zeit also keine Rolle spielt...Take 10 (bzw. passive check...)

Zitat
Mit einer Take 10 Regel sähe die ganze Geschichte schon ganz anders aus. Damit würde sich ein Großteil der Handwedelei erübrigen. Man könnte sie ja auch "Trained Only" machen. Dann würde z.B. ein Level 5 Charakter mit Proficiency zuverlässig DC20 schaffen, während der Laie nur 5-25% Erfolgschance hat.

Habe meine Bücher gerade nicht zur Hand, meine aber, das DMG bietet zumindest im Zusammenhang mit Tool Proficiencies an, nur Würfe von Personnagen zu erlauben, die eben geübt sind. Möglicherweise auch für andere Skills, müsste ich aber nachschauen.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: nobody@home am 13.08.2019 | 16:42
Warum soll man unterschiedliche DCs verwenden, wenn die Aufgaben (erwiesenermaßen) nicht unterschiedlich schwer sind?

Hm. Bist Du auch tatsächlich auf allen diesen Gebieten Experte genug, um einen solchen Nachweis gegebenenfalls überhaupt führen zu können? ;)

Ansonsten ist das, will's mir scheinen, letzten Endes einfach eine Frage des vom System vorgesehenen Grades an Spezialisierung. Habe ich in den Regeln separate Fertigkeiten für Automechaniker, Flugzeugtechniker, und Schiffszimmermann, oder läuft das alles einfach unter "Reparieren"? Wenn letzteres der Fall ist, dann, ja, dann kriege ich bei angemessen hohem Fertigkeitswert eben auch automatisch einen "Alleskönner" -- dann ist den Regeln halt egal, ob das noch "realistisch" ist oder schon deutlich mehr cinematelevisiomacgyveresk.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexandro am 13.08.2019 | 17:06
Hm. Bist Du auch tatsächlich auf allen diesen Gebieten Experte genug, um einen solchen Nachweis gegebenenfalls überhaupt führen zu können? ;)

Das muss ich nicht sein, es reicht schon, sich einfach mal anzuschauen, was als "Routineaufgaben" auf dem jeweiligen Gebiet gilt (also Aufgaben, wo Leute die Ahnung haben relativ wenig verkehrt machen können).

Wenn diese Aufgaben unterschiedlich schwer sind, also Experte A eine spezialisierte Form von Experte B ist, dann müsste eigentlich Experte A noch müheloser Aufgaben vollbringen, welche bereits zur Routine von B gehören. Dem ist aber offensichtlich nicht so. Also können sie schonmal nicht grundsätzlich ähnlich, aber unterschiedlich schwer, sein.
==> Wenn ein Charakter A mit einem Skill Fachbereiche A und B abdeckt, dann müsste er (wenn A für ihn Routine ist) auch B routiniert beherrschen - umgekehrt müsste ein Charakter, der B routiniert beherrscht auch A routiniert beherrschen (heißt: wer einen Zweistufen-Zweiganglader reparieren kann, der kann auch ein ABS reparieren - und umgekehrt). Das ist eine mögliche Setzung, aber keine die mit der Realität korreliert.

Die andere Möglichkeit wäre dann halt, dass Fachgebiete A und B eben nicht grundsätzlich ähnlich sind. In diesem Fall sind die Schwierigkeiten relativ für den Fachbereich des Experten und lassen sich nicht miteinander vergleichen.
==> Wenn der Charakter einen "general skill" hat, der A und B abdeckt, dann ist das ein "umbrella term" für sehr unterschiedliche Fähigkeiten, die aus Ökonomiegrunden zusammengeworfen werden. Es wird angenommen, dass er in A und B etwa gleich gut ist, aber nicht so gut wie jemand, der sich nur auf A oder B spezialisiert hat.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: nobody@home am 13.08.2019 | 17:26
==> Wenn ein Charakter A mit einem Skill Fachbereiche A und B abdeckt, dann müsste er (wenn A für ihn Routine ist) auch B routiniert beherrschen - umgekehrt müsste ein Charakter, der B routiniert beherrscht auch A routiniert beherrschen (heißt: wer einen Zweistufen-Zweiganglader reparieren kann, der kann auch ein ABS reparieren - und umgekehrt). Das ist eine mögliche Setzung, aber keine die mit der Realität korreliert.

Wobei der letzte Teil im Zweifelsfall je nach Geschmack als vernachlässigbar eingestuft werden kann; fiktive Charaktere, die in Sachen Können deutlich breiter aufgestellt sind, als man es von ihren realen Spezialisten-Gegenstücken möglicherweise erwarten würde, sind ja durchaus gang und gäbe, und meines Wissens sollen auch einzelne reale Menschen ihresgleichen in dieser Beziehung zumindest ab und zu schon mal überrascht haben. ;) Welche Art von Erwartungen an "Realität" ein gegebenes Regelsystem erfüllen soll, kann und darf also durchaus variieren -- da gibt es keinen einen alleinseligmachenden ISO-Standard.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 13.08.2019 | 18:53
Ich verstehe Passive Checks btw als eben das: passiv. Etwas, das passiert, ohne dass der Spieler es ansagt oder womöglich sogar ohne dass es dem Charakter bewusst ist. Etwa weil ja Augen und Ohren immer in Betrieb sind, aber man nicht alle 6 Sekunden einen Wahrnehmungscheck würfeln will. ("A Master Thief of MY Level..."). Oder meinetwegen auch wie es dasteht eine "dauernde Ansage" à la "Wir suchen jeden Raum nach Geheimtüren ab" wie im Regeltext vorgeschlagen.
Aber "Ich möchte das Wagenrad reparieren, und zwar passiv"? Öhm. Wäre zwar praktisch, aber ist so sicher nicht vorgesehen.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 13.08.2019 | 18:57
Ist halt das generelle Problem wenn man komplexe Dinge mit einem einzelnem Wurf abhandeln möchte. Entweder es wird zu schwer, dann haben selbst Experten in einem Gebiet eine viel zu hohe Fehlschlagschance. Oder es ist zu leicht, dann können auch Laien problemlos mitspielen, ohne das dies wirklich Sinn ergibt oder Stimmungsvoll wäre.

Die einzig funktionierende Lösung die ich dazu gesehen habe ist, das es eben doch nicht nur ein Wurf ist, sondern mehrere.

Ich möchte da noch einmal meine Lösung in KotBL (siehe #6 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111852.msg134780248.html#msg134780248)) ins Spiel bringen. Das Grundproblem ist, dass Standardtests (mit einem Würfel) die Realität nicht adäquat abdecken, da jeder eine Chance hat den Test zu bestehen oder zu verpatzen. (Wir ignorieren ZUNÄCHST mal, dass auch ein Routinier bei einer trivialen Aufgabe in, was weiß ich, 1% der Fälle patzen kann und dass ein blindes Huhn auch mal Glück haben kann.).

Stattdessen sollte es bei bestimmten Proben eine limitierte Reichwerte geben bei denen überhaupt nur getestet werden sollte; für alle anderen ist es ein automatischer Erfolg oder automatischer Fehlschlag. Eine betagte Omi oder ein Kleinkind werden eine normale Holztür niemals auftreten können, Conan der Barbar hingegen schafft das automatisch. Und innerhalb dieser begrenzten Reichweite in der der Erfolg überhaupt in Frage steht, muss es dann eine steile Kurve geben, die eben von relativ nahe 0% bis relativ nahe 100% die Erfolgswahrscheinlichkeiten abdeckt.

Diese Art von Probe ist demnach etwas anderes als zB ein Entdeckenwurf bei dem jeder Nicht-Blinde eine Chance hat zu bestehen. Nur bei solchen Proben ist es angemessen wie zB bei CoC direkt gegen eine einfache Prozentchance zu würfeln. Ansonsten: beschränkte Fertigkeitsreichweite für die getestet wird.
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: takti der blonde? am 13.08.2019 | 19:42
Aber "Ich möchte das Wagenrad reparieren, und zwar passiv"? Öhm. Wäre zwar praktisch, aber ist so sicher nicht vorgesehen.

Zumindest steht es dort. Eine wiederkehrende Tätigkeit und so:

"Such a check can represent the average result for a task done repeatedly."

Ein Wagenrad reparieren z.B. würde an meinem Tisch darunter fallen.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: nobody@home am 13.08.2019 | 20:10
Zumindest steht es dort. Eine wiederkehrende Tätigkeit und so:

"Such a check can represent the average result for a task done repeatedly."

Ein Wagenrad reparieren z.B. würde an meinem Tisch darunter fallen.

Grüße

Hasran

Ich würd's wohl von den Umständen abhängig machen. Einfach mal "nur" ein Wagenrad reparieren oder wechseln, weil's halt mal gerade so anfällt? Passiver Check reicht, wenn er denn für den Erfolg auch gut genug ist. Genau jetzt das Wagenrad rechtzeitig repariert bekommen, bevor Unliebsames Ereignis X eintritt und die Gruppe sich ggf. unter Zurücklassung ihres noch nicht wieder fahrtüchtigen Wagens aus dem Staub machen muß? Ich denke, da würde ich einen Wurf sehen wollen... >;D
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: takti der blonde? am 13.08.2019 | 20:18
Ich würd's wohl von den Umständen abhängig machen. Einfach mal "nur" ein Wagenrad reparieren oder wechseln, weil's halt mal gerade so anfällt? Passiver Check reicht, wenn er denn für den Erfolg auch gut genug ist. Genau jetzt das Wagenrad rechtzeitig repariert bekommen, bevor Unliebsames Ereignis X eintritt und die Gruppe sich ggf. unter Zurücklassung ihres noch nicht wieder fahrtüchtigen Wagens aus dem Staub machen muß? Ich denke, da würde ich einen Wurf sehen wollen... >;D

Dito. Die Ressource, mit der "bezahlt" wird, ist meist Zeit. Ein einigermaßen kompetenter Schurke wird auch fast jedes beliebige Schloss knacken, solange er sich ausreichend Zeit nehmen kann. Hat er es eilig, weil sonst der Mindflayer auf der anderen Seite der Tür seinem befreundeten Barbaren das Gehirn extrahiert...

Grüße

Hasran
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: Feuersänger am 13.08.2019 | 21:32
Haha, du hast "Barbar" und "Gehirn" in einem Satz gesagt! XD
Titel: Re: Fertigkeiten und Wahrscheinlichkeiten am Beispiel DnD5
Beitrag von: nobody@home am 13.08.2019 | 21:38
Haha, du hast "Barbar" und "Gehirn" in einem Satz gesagt! XD

Pft, Barbaren brauchen viel mehr Gehirn als zivilisierte Weicheier. So eine Dose Ravioli im Supermarkt kann schließlich jeder Depp erlegen... ~;D