Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: ErzählerUAE am 26.08.2019 | 00:08

Titel: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: ErzählerUAE am 26.08.2019 | 00:08
Hallo, beruflich lebe ich seit Jahren im Ausland, meist ein, zwei Jahre an einem Ort bevor es mich in ein anderes Land verschlägt. In den vergangenen Jahren habe ich einige online Runden in Deutsch geleitet, nett, aber für mich einfach doch nicht das a
Wahre. Vor ein paar Wochen bin ich nun in den VAE angekommen und habe mich dazu hinreißen lassen in einer Spiele-Meetup Gruppe anzufragen, ob generell Interesse an Rollenspielen bestehe. Die Reaktionen waren sehr positive bis enthusiastisch...
Das freut mich natürlich, allerdings habe ich bin eines nicht bedacht - ich bin ein erfahrener Rollenspieler, mein Englisch ist absolut in Ordnung berufliche und soziale Interaktion... aber als Spielleiter? Da bin ich unsicher, zumal die Mitspieler alle Muttersprachler sein werden. Hat jemand Erfahrung mit einer solchen Situation?
Ich überlege bewusst ein Szenario auszuwählen in dem die Charaktere in einem fremden Land unterwegs sind, mein nicht perfektes Englisch wäre dann eher gimmick als Hindernis... oder doch einfach drauflos spielen und sich nicht entmutigen lassen?
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: August der Schäfer am 26.08.2019 | 00:21
Also ich würde einfach drauf los spielen und nicht groß drüber nachdenken. Wenn dein Englisch für den Job reicht, wird es sicherlich auch für Rollenspiel reichen. Und auch wenn es nicht perfekt ist - who cares. Rollenspiel wird nicht durch geschliffene Ausdrucksweise spannend

Als Gag kannst du natürlich auch mal so nen Barbaren-NSC mit Arnold Schwarzenegger-Akzent kommen lassen  ;D
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: Feuersänger am 26.08.2019 | 00:24
Nunja, je nachdem was ihr für ein System spielt, stellt ja eher weniger die Kommunikation zwischen SC und NSC das Hauptproblem dar, sondern die zwischen Spieler und SL, wenn es um mechanische Interaktionen geht.
Da musst du also erstmal für dich entscheiden, ob du die englischsprachigen Begriffe alle gut drauf hast. Ich merk das immer wieder in anglophonen Foren, wenn da deutsche User z.B. über D&D oder Pathfinder irgendwas radebrechen und dabei die, sagen wir mal: merkwürdigen deutschen Begriffsübertragungen wieder 1:1 ins Englische übersetzen. Da versteht der Rest der Welt dann halt nur Bahnhof, wenn der Germane z.B. fragt was passiert, wenn sein "Mystic" einen "Double Strike" macht, weil das eben im Original "Oracle" und "Cleave" heißt.

Idee: bastelt eine "L-Card". Die liegt in der Mitte des Tisches, und wenn jemand -- du oder ein Mitspieler -- den Eindruck hat, dass gerade ein sprachliches Mißverständnis im Raum steht, hebt derjenige die L-Card hoch und dann könnt ihr das ausklamüsern. (Sinn der Karte ist, dass das Signal nicht im Eifer des Gefechts untergeht / übersehen wird, wie es z.B. beim einfachen Fingerheben passieren könnte.)

That said, seh ich eigentlich generell keine großen Schwierigkeiten. Ich bin auch gerade im Ausland, und wenn ich Zeit hätte würde ich sofort versuchen hier eine Spielrunde zusammenzutrommeln.
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: sindar am 26.08.2019 | 16:08
Wir spielen derzeit bei Talwyn in Dublin, und es macht absolut Spass. Und wenn deine Mitspieler wissen, dass du kein Muttersprachler bist, werden sie dir manches Sprachgeholper sicher nachsehen. Haben wir hier auch.
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: Eliane am 26.08.2019 | 16:14
Erinnere deine Mitspieler nochmal, dass du kein Muttersprachler bist, wenn du willst mit der Bitte, dir Feedback zu geben, falls sie Verbesserungspotential sehen. Und dann leite einfach drauf los. Es wird schon klappen, zumindest hab ich die Erfahrung gemacht.
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: unicum am 26.08.2019 | 16:16
Hallo, beruflich lebe ich seit Jahren im Ausland, meist ein, zwei Jahre an einem Ort bevor es mich in ein anderes Land verschlägt. In den vergangenen Jahren habe ich einige online Runden in Deutsch geleitet, nett, aber für mich einfach doch nicht das a
Wahre. Vor ein paar Wochen bin ich nun in den VAE angekommen und habe mich dazu hinreißen lassen in einer Spiele-Meetup Gruppe anzufragen, ob generell Interesse an Rollenspielen bestehe. Die Reaktionen waren sehr positive bis enthusiastisch...
Das freut mich natürlich, allerdings habe ich bin eines nicht bedacht - ich bin ein erfahrener Rollenspieler, mein Englisch ist absolut in Ordnung berufliche und soziale Interaktion... aber als Spielleiter? Da bin ich unsicher, zumal die Mitspieler alle Muttersprachler sein werden. Hat jemand Erfahrung mit einer solchen Situation?
Ich überlege bewusst ein Szenario auszuwählen in dem die Charaktere in einem fremden Land unterwegs sind, mein nicht perfektes Englisch wäre dann eher gimmick als Hindernis... oder doch einfach drauflos spielen und sich nicht entmutigen lassen?

 :d

Daumen drück!

Rollenspiel in den Vereinigte Arabische Emirate? - uiuiui!

Selbst erfahrung hab ich keine, wobei ich wohl auch nicht drum rum komme in den nächsten jahren mal auf Englisch leiten zu müssen.

Nun bezüglich des Englischem - mich fragte mein Lehrer auf dem Gymnasium woher ich meinen "merkwürdigen"Wortschatz hatte - aus englischen Rollenspielregelwerken.

Ich würde jedenfalls ein englisches Regelwerk nehmen das in der Gruppe jeder kennt - wenn es diesen kleinsten gemeinsamen Nenner gibt.

Feuersängers Idee - wie auch immer - sprachliche Probleme schnell "zur Sprache zu bringen" ist sicher auch ein guter Punkt, thematisieren würde ich es jedenfalls.
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: Faras Damion am 26.08.2019 | 16:23
Mein Englisch ist sehr holprig, sicher schlechter als deines.  8)

Tipps:
- Wähle erst einmal ein System, das klare Mechaniken hat und wenig Stimmung braucht. D&D5 ist einfacher als Chtuhlu, weil man notfalls Figuren ziehe kann und nicht den Grusel durch Versprecher zerstört.
- Ich fand Gegenwartssettings einfacher als SciFi-, Vergangenheits- oder Fantasysettings, da ich das Vokabular besser konnte.
- Lese Bücher und schaue Filme (mit Untertiteln) des Genres in der Fremdsprache.
- Wähle ein Szenario mit einfachen Meisterpersonen, ein dummer Barbar ist einfacher darzustellen als der eloquente Höfling.
- Ich persönlich habe erst mal vorgefertigte Szenarios geleitet, (in der Fremdsprache veröffentlicht).
- Regelbücher unbedingt in der Fremdsprache lesen.
- Bekannte oder unbekannte Systeme haben Vor- und Nachteile. In einem bekannten System ist man sicherer, in einem unbekannten verwechselt man nicht ständig deutsche und englische Begriffe.

Mach dir nicht zu viele Sorgen. Die Spieler sollen und werden dankbar sein, dass du den Spielleiter machst.
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: HEXer am 26.08.2019 | 16:35
Du bist nicht zufällig in Dubai?
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: Silent am 26.08.2019 | 16:40
Vor meiner ersten Runde in englischer Sprache war ich damals auch sehr nervös. Ein unbekanntes Wort in einem Artikel kann man nachschlagen, ein komisches Wort in einer Serie kann manchmal durch zurückspulen und eingeschalteten Untertitel klarer werden, aber echte Kommunikation?

Ich habe in der Runde dann zwei Jahre einmal die Woche gespielt und es gab genau zwei Wörter, welches mir unbekannt war. Im ersten Fall konnte ich mir auch aus dem Zusammenhang nicht reimen, was wohl gemeint war und habe deshalb einfach nachgefragt und erklärt, dass mir dieses Verb total unbekannt war. Es wurde kurz in 2-3 Sätzen erklärt und gut war.
Für die Neugierigen: Es ging darum, dass unsere College-Charaktere einer Bruderschaft beitreten wollen und dieser Prozess heißt "to pledge"
Ich kannte das wort nur aus dem Kontext von Kickstartern und in der Situation hatte es für mich einfach keinen Kontext erzeugt.

Das zweite Mal war der Name von einer Süßspeise, mit Frischkäse gefüllte kleine Pfannkuchen. Ich habe den Begriff auch schon wieder vergessen, aber aus dem Kontext war klar, dass es irgendwas zu futtern sein musste.

Inzwischen habe ich Tomb of Annihilation und Princes of the Apocalypse komplett auf englisch mit Muttersprachlern geleitet. Es ist weit aus weniger dramatisch als man sich das vielleicht vorstellt. Übung macht den Meister und es ist von Vorteil, wenn man eh mit dem englischen Regelwerk aufgewachsen ist.
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: Maarzan am 26.08.2019 | 16:45
Spielst du mit Einheimischen oder anderen Leuten "im Exil"?
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: Weltengeist am 26.08.2019 | 17:41
Hallo, beruflich lebe ich seit Jahren im Ausland, meist ein, zwei Jahre an einem Ort bevor es mich in ein anderes Land verschlägt. In den vergangenen Jahren habe ich einige online Runden in Deutsch geleitet, nett, aber für mich einfach doch nicht das a
Wahre. Vor ein paar Wochen bin ich nun in den VAE angekommen und habe mich dazu hinreißen lassen in einer Spiele-Meetup Gruppe anzufragen, ob generell Interesse an Rollenspielen bestehe. Die Reaktionen waren sehr positive bis enthusiastisch...
Das freut mich natürlich, allerdings habe ich bin eines nicht bedacht - ich bin ein erfahrener Rollenspieler, mein Englisch ist absolut in Ordnung berufliche und soziale Interaktion... aber als Spielleiter? Da bin ich unsicher, zumal die Mitspieler alle Muttersprachler sein werden. Hat jemand Erfahrung mit einer solchen Situation?
Ich überlege bewusst ein Szenario auszuwählen in dem die Charaktere in einem fremden Land unterwegs sind, mein nicht perfektes Englisch wäre dann eher gimmick als Hindernis... oder doch einfach drauflos spielen und sich nicht entmutigen lassen?

Ich habe das vor einigen Jahren selbst so gemacht, und zwar ganz bewusst, um mein Dänisch noch weiter zu verbessern. Meine Mitspieler wussten, dass ich Deutscher bin, und haben sich darauf eingelassen. Damit war die Sache für mich auch geklärt, und ich habe mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht.

Was mir aber geholfen hat, ist relativ viel schriftlich vor- und nachzubereiten, um den benötigten Wortschatz (ist ja nicht immer das gleiche wie das berufliche Vokabular) parat zu haben. Ist aber sicherlich Typsache.
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: ErzählerUAE am 26.08.2019 | 22:48
Oh Super, danke für die vielen positiven Antworten. So wie es im Moment aussieht werden einige Expats aus den USA und Indien dabei sein, die anderen sind entweder Expats aus Ländern in denen English ebenfalls eher die zweite Sprache sein wird oder Einheimische. Da die meisten absolute Anfänger sein werden möchte ich ohnehin erst einmal regelarm spielen. Jetzt schreiben wir ein bisschen und tauschen uns über Szenarien aus, suche dann was Passendes und werden dann wohl einfach beginnen.
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: Feuersänger am 26.08.2019 | 23:04
Whoa, also Rollenspiel auf Dänisch würd ich mich nicht trauen. Selbst wenn ich soweit in den Flow käme dass ich es verstehen würde, käme ich aus dem Lachen nicht mehr raus.  ;D
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: unicum am 28.08.2019 | 14:53
Ich möchte an der Stelle mal erwähnen das ich wegen schlechter Noten in Englisch fast die 5. Klasse nicht geschaft hätte, zu Beginn der 6. hatte ich dann Warhammer Fantasy Battel angefangen zu spielen,... danach kam Rolemaster und mein Englischlehrer im Abi meinte woher ich meinen "merkwürdigen" englischen Wortschatz hatte. Wobei ich einige Vokabeln leider in der falschen Aussprache gelernt habe, sword zum Beispiel hab ich lange wirklich so ausgesprochen wie man es im deutschen ausspricht also mit einem hörbarem "w".
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: Eliane am 28.08.2019 | 15:29
So wie es im Moment aussieht werden einige Expats aus den USA und Indien dabei sein, die anderen sind entweder Expats aus Ländern in denen English ebenfalls eher die zweite Sprache sein wird oder Einheimische.
Bei den Indern kann das gleiche gelten wie für die anderen Expats, nicht alle sprechen Englisch auf Muttersprachlerniveau  :)
Titel: Re: Spielleiter im Ausland
Beitrag von: Weltengeist am 28.08.2019 | 17:50
Oh Super, danke für die vielen positiven Antworten. So wie es im Moment aussieht werden einige Expats aus den USA und Indien dabei sein, die anderen sind entweder Expats aus Ländern in denen English ebenfalls eher die zweite Sprache sein wird oder Einheimische.

Meine Englischlehrerin hätte jetzt im besten Oxford-Englisch erklärt, dass Amerikaner auch nicht wirklich als Native Speaker zählen (O-Ton: "We don't take ANY responsibility for what Americans do to OUR language"). Also mach dir keine Sorgen... ~;D

Etwas ernsthafter: Englische Muttersprachler sind sogar innerhalb der Gruppe der Native Speaker derart gewaltige Dialektunterschiede gewöhnt, dass sie sich an einem flüssig sprechenden Deutschen nicht annähernd so sehr stören, wie wir glauben.