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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Radulf St. Germain am 6.10.2019 | 09:27

Titel: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Radulf St. Germain am 6.10.2019 | 09:27
Ich habe neulich Star Trek gespielt und mir danach Gedanken darüber gemacht, wie es sich von den anderen Sachen unterscheidet, die ich sonst so spiele. Mir ist dabei aufgefallen, dass dort eine gewisse Ernsthaftigkeit ist, die sich doch etwas unterscheidet von dem, was ich sonst so spiele: Eine Waffe in jeder Hand und einen flotten Spruch auf den Lippen.

Daher meine Frage, wie das bei Euch so ist. Seid ihr eher die "Spaß-zum-Ausspannen"-Spieler oder nutzt ihr das Rollenspiel um ernsthafte Themen zu analysieren?
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: schneeland am 6.10.2019 | 09:51
Wenn wir am Tisch sitzen geht es auch bei uns eher locker zu. Im PbM sind ab und zu auch ernstere Themen dabei und generell werden weniger lockere Sprüche gemacht, aber auch da bleibt es im Zweifelsfall eher Action-/Abenteuerfilm als sozialkritisches Drama.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Alexandro am 6.10.2019 | 10:10
Ja, warum nicht.

Ich denke auch nicht, dass das an bestimmte Settings/Systeme gebunden ist oder dass man sich für solche Runden unbedingt jeglichen Humor verkneifen muss. Die besten und intensivsten Erlebnisse hatte ich in eher lockeren Adventure-Runden, wo sich Tragik und Nachdenkliches organisch ergeben hat, statt mit dem Vorderlader in den Lauf gestopft zu werden.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Issi am 6.10.2019 | 10:16
Es fehlt : Sonstiges
Das hätte ich angekreuzt.
Grundsätzlich - ja. Aber es kommt sehr auf die richtige Dosis an.
Selbst in einem unterhaltsamen Film (z. B. Komödien, Actionkino etc.  )werden hin und wieder ernste Themen gestreift.
Das geht natürlich auch im Rollenspiel
Zu ernst - verliert eventuell den Kontext: Spiel. Und kann uU. sogar lächerlich wirken.
Zu Spaßig- (Wenn jeder Ernst fehlt), nutzt sich das Ganze schnell ab.
Weil man nicht Nonstop lustig sein kann.

Häufig ist es doch eine Komposition aus verschiedenen Komponenten.
Viel Spaß,  Action und Unterhaltung.
Mit einer kleinen Prise Ernst.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Runenstahl am 6.10.2019 | 10:28
Ich denke das hängt letztlich davon ab was die Gruppe (einschließlich SL) möchte. Wenn alle Ernsthaft spielen wollen, dann klappt das auch. Bei uns sind ernsthafte Spielrunden die Ausnahme und selbst dann wird bisweilen noch der ein- oder andere blöde Spruch gemacht. So sind wir halt :)
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Crimson King am 6.10.2019 | 10:33
Die Mischung macht's, wobei Comedy sich schwer tut, eine Kampagne zu tragen.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: HEXer am 6.10.2019 | 10:52
Zwei Anmerkungen bevor ich richtig darauf antworten oder abstimmen kann:

Daher meine Frage, wie das bei Euch so ist. Seid ihr eher die "Spaß-zum-Ausspannen"-Spieler oder nutzt ihr das Rollenspiel um ernsthafte Themen zu analysieren?

1) Ich möchte auf gar keinen Fall kleinlich erscheinen (ehrlich nicht!), aber die Frage ist eine ganz andere als im Thread-Titel und in der Abstimmung. Welche Frage möchtest du hier besprechen? Ob wir denken, dass es geht oder ob wir es in unseren Runden auch tatsächlich tun?

2) Wenn es dir darum geht, ob es tatsächlich für ernste Themen geeignet ist, dann würde ich vorschlagen, in deinen Antwortmöglichkeiten noch den Aspekt des Regelwerkes mit abzubilden. Für mich zumindest hat eine Ernsthaftigkeit neben den Spielern auch etwas mit dem Regelwerk zu tun. Ich weiß, es ist subjektiv, aber ich kann z. B. mit Savage Worlds oder DnD kein tiefgründiges Rollenspiel aufziehen.

Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Infernal Teddy am 6.10.2019 | 11:01
Seid ihr eher die "Spaß-zum-Ausspannen"-Spieler oder nutzt ihr das Rollenspiel um ernsthafte Themen zu analysieren?

Ja.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Isegrim am 6.10.2019 | 11:10
Ich spiel PnP, um Spaß zu haben. Das muss nicht Slapstick sein, aber die Beschäftigung mit Problemen der realen Welt brauch ich da eigentlich nicht.

Im LARP gabs im meinem Umfeld die starke Tendenz, manch ernsthaftes Thema mittels Parodie zu thematisieren.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: nobody@home am 6.10.2019 | 11:23
Error: undefined value "ernsthafte Themen"

Soll heißen, mir ist im Augenblick nicht klar, worauf die Umfrage eigentlich abzielt. Geht's insbesondere wirklich um die "Ernsthaftigkeit" der Themen selbst oder vielleicht doch eher um die der bevorzugten Spielweise (man kann schließlich aus so ziemlich allem je nach Geschmack wahlweise eine Klamaukkiste oder eine Tragödie machen, wenn man es nur genug darauf anlegt und das Publikum mitspielt), und wo soll die Grenze zwischen "ernsthaft" und "nicht ernsthaft" eigentlich zumindest grob überhaupt verlaufen?
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: AndreJarosch am 6.10.2019 | 11:29
Beides

Es geht um Spaß, klar, aber ich schneide auch Probleme an.

z.B. Wenn die Gruppe im Wald zwei Orks trifft die bei der Jagd sind und diese überrascht und tötet, und etwas später an eine Höhle kommen, dann finden sie darin drei kleine Orkkinder die verängstigt am Rand der Höhle kauern und nach ihrer Mama schreien. ... auch "Monster" haben Familien!

Wenn die Gruppe in der Stadt bei jemandem einbricht, um Ausrüstung zu stehlen und dabei von einem Stadtgardisten erwischt werden, den sie daraufhin beseitigen, dann müssen sie damit leben, dass zwei Tage später die Wirtin ihrer Unterkunft vor sich hin lamentiert, dass sie jetzt eine weiteres Freudenmädchen beschäftigt und zwei weitere Kindermäuler zu stopfen hat, da ihre Schwester - die Witwe des Stadtgardisten - sonst auf der Strasse landen würde.

In Call of Cthulhu thematisiere ich auch gelegentlich den Fremdenhass gegen Schwarze, Juden oder Schwule (wenn etwas schlimmes passiert, und es mehrere Verdächtige gibt, dann sind diese Personengruppen automatisch besonders verdächtig).

Zwei Regeln:
Die Taten der Charaktere haben Konsequenzen.
Jedes ist ein Kind seiner Zeit/Welt.


Das gehört für mich einfach zum Rollenspiel dazu.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: felixs am 6.10.2019 | 11:29
Kommt darauf an - was ist damit gemeint und welchen Anspruch hat man dabei?

Ernste Themen, traurige, auch emotional schwierige Themen können im Rollenspiel einen Platz haben. Kommt darauf an, womit die Gruppe umgehen kann und möchte. Hängt auch davon ab, wie sehr sich die Spieler als Menschen gegenseitig vertrauen - auch jenseits des Seelenstriptease gibt es Schamgrenzen und (sinnvolle, berechtigte) Scheu davor, anderen Einblicke in die eigene Psyche zu geben.

Andererseits:
Für ernsthafte Analyse und Kritik ist das Sachbuch, ggfs. die Ton-, Bild- oder Filmdokumentation das passende Medium der Wahl. Alles andere kann nur unterstütztend wirken, bzw. ist der literarische oder sonstige künstlerische Zugang immer ein Balanceakt, der schnell in Peinlichkeit umschlagen kann, oder ungewollt falsche Botschaften mit hineinbringt.

Ich sehe auch die Schwierigkeit, zwischen Spieler und Figur zu trennen. Das beeinträchtigt einerseits den Spielspaß, andererseits macht es Rollenspiel als Simulation für ernsthafte Themen schwierig - man ist nämlich als Spieler dann eben doch nicht in der dargestellten schwierigen Situation.

Meiner Erfahrung nach funktioniert es auf dem Niveau der nachdenklichen Szenen eines durchschnittlichen Abenteuerromans. Der Versuch, psychische Störungen, schwere Krankheit, Gewalterfahrung etc. durch Rollenspiel (im Sinne eines Lehrstücks) verständlicher zu machen, ist - meine ich - zum Scheitern verurteilt. Wobei das mit vielfältigen Faktoren zu tun hat: Den jeweiligen Zugängen zu Kunstformen, der Vorbildung (wer schon mehr weiß, ist schwerer zu "beeindrucken"), dem Zeithintergrund, der oben beschriebenen Gruppendynamik, etc.

Vieles von dem, was AndreJarosch beschreibt wäre mir z.B. zu krass. Ich hätte da keinen Spaß mehr dran. Bzw. man müsste dann ganz anders spielen.

Nachtrag: Ausgangspunkt scheint ja "Ernsthaftigkeit" im Sinne von Star Trek zu sein. Das halte ich im Rollenspiel für gut machbar und auch für wünschenswert. Star Trek hat aber auch den Bonus, durch die grundsätzlich optimistische Grundstimmung wenig belastend und noch "spielerisch" zu sein.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Chiarina am 6.10.2019 | 12:12
Wenn es um ernsthafte Themen geht, kann doch trotzdem gelacht werden!
Runden, in denen ein Kalauer den nächsten jagt, habe ich aber eher selten.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Yney am 6.10.2019 | 12:13
Ich möchte gerne im Spiel eine glaubhafte Geschichte erleben bzw. als Spielleiter die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Dabei ist mir wichtig, dass die Spieler sich in ihre Rolle einfühlen und sie ernsthaft verkörpern. Das bedeutet kein bisschen, dass Spaß und Humor dabei keine Rolle spielen, aber beispielsweise vor dem Grauen erregenden mächtigen Gegner witzige Sprüche zu klopfen oder dem Gast im Schankraum etwas ins Bier zu schütten, einzig weil es die Regeln zulassen, das ist mir zuwider.
Es ist eine Phantasiewelt mit Elfen, Drachen etc. etc. und damit mi einer sicherlich teils anderen Plausibilität als in der realen Welt. Aber die Handlungen der Figuren sollten glaubhaft sein und taugen damit durchaus für ernsthafte oder auch brisante Themen. Ich überlege auch im Moment, evtl. mit Schülern Rollenspiel zu betreiben. Gerade das Ausprobieren in einer anderen Rolle oder einer fremden Situation kann eine spannende Sache auch für die reale Person dahinter sein. Schließlich probieren wir uns doch gerade (aber nicht nur) in der Jugend in verschiedensten Schattierungen unseres Selbst aus.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Rhylthar am 6.10.2019 | 12:22
Error: undefined value "ernsthafte Themen"

Soll heißen, mir ist im Augenblick nicht klar, worauf die Umfrage eigentlich abzielt. Geht's insbesondere wirklich um die "Ernsthaftigkeit" der Themen selbst oder vielleicht doch eher um die der bevorzugten Spielweise (man kann schließlich aus so ziemlich allem je nach Geschmack wahlweise eine Klamaukkiste oder eine Tragödie machen, wenn man es nur genug darauf anlegt und das Publikum mitspielt), und wo soll die Grenze zwischen "ernsthaft" und "nicht ernsthaft" eigentlich zumindest grob überhaupt verlaufen?
Bin da auch ein wenig hin- und hergerissen, was jetzt genau gemeint ist.

Mache mal noch keinen Haken irgendwo, sondern erläutere besser:

- "Bier & Brezel"-Runden (mit Betonung auf "Bier") sind nicht so meins. Dann lieber "Bier" ohne PnP.
- Drama ist ebenfalls nicht so meins, gerade, wenn dies im Mittelpunkt steht. "Delta Green" als Beispiel ist da so ein Grenzfall, bei dem ich mich in der einen Runde recht wohl fühlen könnte, in der anderen nicht
- Ernsthaftigkeit an sich...hm, ja, durchaus. Vielleicht nicht ganz so weit wie AndreJarosch, aber doch durchaus möglich
- Sensible Themen eher nicht; selbst wenn ich nicht "betroffen" bin, mag ich nicht mit einem schalen Geschmack im Mund nach Hause gehen
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: rillenmanni am 6.10.2019 | 12:38
Ich glaube, dass man mit unserem Hobby bis zu einem gewissen Grad etwas anstellen kann, aber ich habe gewiss kein Interesse daran, darüber "ernsthafte Themen zu analysieren".
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Swafnir am 6.10.2019 | 12:43
Ich spiele sehr gerne auch ernste Themen. Aber in vielen Gruppen geht das nicht. Daher finde ich ja Montsegur 1244 so klasse.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: rillenmanni am 6.10.2019 | 12:57
Oder verstehe ich beim Wort "analysieren" etwas falsch? Es gibt für mich einen Unterschied zwischen ernstem Thema im Spiel und einem ernsten Thema, das ich bespiele, um mir über das Spielerlebnis hinaus etwas davon mitzunehmen.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Radulf St. Germain am 6.10.2019 | 13:03
Spannende Beiträge bis jetzt. Vielleicht zur Klarstellung, was ich mit "ernsthaft" meine. Betrachten wir die folgende Skala:

Guardians of the Galaxy - Star Wars - Star Trek - Stranger Things - Tagesschau

Ich würde ernsthaft (also echte Konsequenzen, schwierige Entscheidungen und evtl. lernt man noch etwas über seine eigene, innere Leere) so ab Star Trek sehen. Alles links davon ist eher etwas, wo Probleme dazu da sind, dass man sie einfach und eindeutig lösen kann. Slapstick und Grimdark sind andere Aspekte, die vielleicht irgendwie verwandt sind aber es kann auch unernst ohne Slapstick geben und ernsthaft mit Slapstick. (Sicher einen anderen Thread wert.)
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: rillenmanni am 6.10.2019 | 13:10
Ach so! Dann kann ich auch Tagesschau spielen! :) Wobei ich Star Wars schon gern mag.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Isegrim am 6.10.2019 | 13:59
dann finden sie darin drei kleine Orkkinder die verängstigt am Rand der Höhle kauern und nach ihrer Mama schreien.

Hervorragend. Jung-Ork ist ja auch viel zarter... (scnr)
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: AlucartDante am 6.10.2019 | 14:16
Ich würde da keine Unterschiede zwischen Roman, Film, Theater und PnP Rollenspiel sehen. Alle Medien eignen sich für humorvolle und ernsthafte Themen. Worauf man selbst Lust hat, muss man sich einfach entscheiden. Für mich eignet sich Rollenspiel für nicht ernsthafte Themen nicht, aber ich mag meistens auch keine Komödien oder lustige Bücher. Kenne aber Leute die auch lieber nicht zu ernsthaft spielen.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: KhornedBeef am 6.10.2019 | 15:22
[...] Für mich eignet sich Rollenspiel für nicht ernsthafte Themen nicht aber ich mag meistens auch keine Komödien oder lustige Bücher [...]
:think:
Jetzt mal unabhängig von deinen Präferenzen, die nichts mit Rollenspiel zu tun haben, was heißt es das? Sind deine Runden ohne ernstes Thema alle gescheitert? Oder bilden sich alle anderen ein, dass sie unernst spielen?
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: felixs am 6.10.2019 | 15:54
Oder verstehe ich beim Wort "analysieren" etwas falsch? Es gibt für mich einen Unterschied zwischen ernstem Thema im Spiel und einem ernsten Thema, das ich bespiele, um mir über das Spielerlebnis hinaus etwas davon mitzunehmen.

Ja, sehe ich ebenso.

Bei "ernsthaft" ist halt meist der Anspruch mit drin, dass das ganze irgendeinen Anspruch haben soll. Ähnlich zirkular ist dann meist auch das Resultat.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Chiarina am 6.10.2019 | 16:04
Ich habe übrigens Runden, bei denen Themen wie bei Star Trek das Höchste der Gefühle sind. In zwei Runden geht aber auch Tagesschau.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: schneeland am 6.10.2019 | 20:20
Guardians of the Galaxy - Star Wars - Star Trek - Stranger Things - Tagesschau

Ich hätte hier intuitiv Stranger Things und Star Trek vertauscht, empfinde die Skala ansonsten aber als passend und verorte meine Spielgruppen - entsprechend des ersten Kommentares - üblicherweise in der Mitte und links davon.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: unicum am 7.10.2019 | 11:27
Ja.

Ich liebe ab und an ein Dilemma einzustreuen. Und als Spieler eben auch moralische Probleme.

Aber das muss nicht immer sein. In der gruppe wo ich derzeit spiele ist es eben so das wir gesagt haben - wir sind keine "gute" Gruppe. (Ist bei warhammer wohl auch nicht ganz leicht)
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: rillenmanni am 7.10.2019 | 11:40
Ist vielleicht der folgende T-Spielrunden-Faden gutes Anschauungsmaterial: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,112301.0.html

Transhumanismus ist hier ein mögliches Thema, und die angehenden Spieler unterhalten sich schon im Vorfeld über die seelischen und soziologischen Implikationen des Transhumanismus. Daraus folgere ich, dass es beizeiten im Spiel um eben solche Implikationen und die SC-Interaktionen gehen könnte.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: sindar am 7.10.2019 | 12:04
Vielleicht zur Klarstellung, was ich mit "ernsthaft" meine. Betrachten wir die folgende Skala:

Guardians of the Galaxy - Star Wars - Star Trek - Stranger Things - Tagesschau

Ich würde ernsthaft (also echte Konsequenzen, schwierige Entscheidungen und evtl. lernt man noch etwas über seine eigene, innere Leere) so ab Star Trek sehen. Alles links davon ist eher etwas, wo Probleme dazu da sind, dass man sie einfach und eindeutig lösen kann.
Ich finde mich hier eindeutig auf der Star Wars Seite wieder. Guardians of the Galaxy kenne ich nicht. Ich will beim Rollenspiel ausspannen, nicht mich mit Moralfragen, Konsequenzen und Aehnlichem rumschlagen muessen. davon habe ich im RL genug.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: nobody@home am 7.10.2019 | 12:27
Ein "ernsthaftes" Thema wäre für mich beispielsweise das Eingehen auf nach heutigen Maßstäben problematischen Elementen im durchschnittlichen Fantasy-Setting. Wenn beispielsweise Sklaverei im einen oder anderen Reich der Spielwelt einfach gang und gäbe ist -- nehmen wir das einfach nur mit je nach Spieler von Abscheu über Schulterzucken bis hin zu leicht verstörender Begeisterung als Hintergrundelement wahr, oder soll es in der Kampagne tatsächlich auch mal darum gehen, etwas dagegen zu unternehmen? Wie weit wollen wir das gerne mal tief im Genre verwurzelte "Wir sind die Zivilisation, die da sind die wilden Monster, die erschlagen gehören!"-Konzept auch wirklich mal im Spiel hinterfragen und thematisieren?

Für ungefähr diesen Wert von "Ernsthaftigkeit" wäre ich mir, ehrlich gesagt, etwas unschlüssig. Solche Elemente kann man sicher aufgreifen und zumindest hier und da (und insbesondere als SL) würde ich das wahrscheinlich auch mal ganz gerne, einfach, weil mich ihre Klischee-Standardbehandlung gelegentlich irritiert und sich schlecht abstreiten läßt, daß in ihnen auch Abenteuerpotential steckt...andererseits braucht's dann eben schon eine Gruppe, die das auch mitmacht. Rollenspiel ist schließlich nach wie vor freiwillig. ;)
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Jiba am 7.10.2019 | 12:58
Für ungefähr diesen Wert von "Ernsthaftigkeit" wäre ich mir, ehrlich gesagt, etwas unschlüssig. Solche Elemente kann man sicher aufgreifen und zumindest hier und da (und insbesondere als SL) würde ich das wahrscheinlich auch mal ganz gerne, einfach, weil mich ihre Klischee-Standardbehandlung gelegentlich irritiert und sich schlecht abstreiten läßt, daß in ihnen auch Abenteuerpotential steckt...andererseits braucht's dann eben schon eine Gruppe, die das auch mitmacht. Rollenspiel ist schließlich nach wie vor freiwillig. ;)

Du willst aber nicht sagen, dass quasi das „an den ernsten Themen“ vorbeispielen der grundsätzliche Modus Operandi des Rollenspiels sei und alles andere (wohlgemerkt auch für alle Genres) immer außerhalb dieses Konsens läge und da erstmal Überzeugungsarbeit vorangehen müsse?

Das fände ich nämlich, um es mal so zu sagen, massiv problematisch. Schon derjenige, der am Spieltisch als sein Charakter lauthals die Ablehnung von Sklaverei kundtut, leistet aktiv Widerstand gegen die Gegebenheit der Sklaverei in der Spielwelt. Schon der steigt tief in ein ernstes Thema ein. Die bloße Existenz eines problematischen Themas in einer Spielwelt und das Anspielen dieses Themas am Tisch ist schon eine Beschäftigung mit dem Thema. Ich sehe nicht, wo die Grenze von „es vorkommen lassen“ und „es im Spiel auflösen“ so klar trennbar ist. Bei Non-Fantasy schon mal gar nicht.

Abgesehen davon: Ich nehme die ernsthafte Beschäftigung mit großen Menscheitsthemen wie Tod, Unfreiheit, zwischenmenschlichen Konflikt, Moral, Verlust und Gerechtigkeit sogar als „realismusstiftende“ Elemente wahr (da kann der Schwertschlag noch so sehr durchsimuliert sein – wenn ab Tisch nicht auch mal um die Bürgerrechte von Orks gestritten wird, ist das auch nicht realistisch). Ein glaubwürdiges Spiel hängt für mich an der Existenz solcher Themen. Gibt’s die nicht ist das Spiel für mich irrealer und eskapistischer, aber es holt mich eben nicht mehr auf emotionaler Ebene so sehr ab. Meine besten Rollenspielrunden drehten sich alle um dezidiert ernste Themen oder große Fragen. Es stimmt, dass man das nicht immer forcieren kann. Und nicht jedes Spiel braucht ernste Themen. Aber für mich nähert sich eine gute Rollenspielrunde dem zumindest an. Wie ein guter Film oder ein gutes Buch. Ich will was aus meinen Runden mitnehmen, über das ich nachher nachdenken kann. Und wenn‘s nur Zwischenmenschliches ist. Sonst bräuchte ich das hier nicht machen. Würde sich Rollenspiel nur auf eskapistisches Abenteuererleben fokussieren, dann wäre ich ganz schnell nicht mehr dabei. Als Filmfreund lebt man ja auch nicht vom Popcornkino allein.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: PS am 7.10.2019 | 13:13
Ich finde schon, dass es von Zeit zu Zeit gut passt. In einer Kampagne sollte sich alles die Waage halten, also sollten meiner Meinung nach sowohl lustige Szenen als auch ernste Szenen möglich sein. Ich für meinen Teil liebe es, als SL die Gruppe gern auch philosophische und ethische Themen auszudiskutieren. Die Erfahrung zeigt, dass diese Szenen bei mir am besten haften bleiben und man so oftmals sehr spannende in-character Diskussionen erlebt.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: nobody@home am 7.10.2019 | 13:24
Du willst aber nicht sagen, dass quasi das „an den ernsten Themen“ vorbeispielen der grundsätzliche Modus Operandi des Rollenspiels sei und alles andere (wohlgemerkt auch für alle Genres) immer außerhalb dieses Konsens läge und da erstmal Überzeugungsarbeit vorangehen müsse?

Ich würde jetzt nicht ins Extrem verfallen und das jeder Gruppe immer und überall als Zwangsneurose unterstellen wollen, wenn Du das meinst. Aber insoweit, als es einen statistischen Durchschnittsrollenspieler überhaupt geben kann, denke ich, liegt dem das "damit will ich mich in meiner Freizeit im Spiel eigentlich gar nicht befassen"-Hemd im Zweifelsfall schon näher als der "das ist ANSPRUCHSVOLL UND WICHTIG (TM), das muß unbedingt mit rein!"-Rock.

Und andererseits ist es ja nicht so, als ob es nicht auch Spieler gäbe, deren erste Reaktion auf die Existenz von Sklaverei im Setting in "Was kostet so ein Sklave und wieviele kann sich mein Charakter leisten?" besteht...das kann je nach Geschmack nun auch zu ernsthafter Auseinandersetzung mit dem Thema führen oder eben nicht, zeigt aber, daß "selbstverständlich sind wir alle dagegen!" ebenfalls nicht automatisch die einzig denkbare Option ist.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.10.2019 | 19:54
Um mal beim Beispiel Sklaverei zu bleiben.

Ernsthaftes Spiel aus meiner Sicht: Man befreit die Sklaven und die verhungern dann, weil sie keine Möglichkeit haben sich zu ernähren. Sklavenhalter werden gelyncht, auch solche die ansonsten eigentlich gute Menschen waren. Chaos und Unruhe, eine Art Klu-Klux-Klan entsteht. (Bitte das hier nur als Beispiel verstehen und nicht als soziopolitische Analyse.)

Nicht-ernsthaftes Spiel: Die SCs blasen die Sklavenhalter mit Schrotflinten weg. Die Sklaven jubeln und das Schicksal der Sklavenhalter wird nicht mehr weiter thematisiert. Nachher hat jeder Sklave ein gemütliches Haus und die SCs werden von allen geliebt.

Ich finde übrigens Humor ist zwar links auf der Skala häufiger aber nicht zwingend erforderlich.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Rhylthar am 7.10.2019 | 20:26
Also eigentlich das, was AndreJarosch gesagt: Konsequent Konsequenzen beachten (das klingt...seltsam).

Joah, nehme ich ab und an.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Maarzan am 7.10.2019 | 21:35
Abgesehen davon: Ich nehme die ernsthafte Beschäftigung mit großen Menscheitsthemen wie Tod, Unfreiheit, zwischenmenschlichen Konflikt, Moral, Verlust und Gerechtigkeit sogar als „realismusstiftende“ Elemente wahr (da kann der Schwertschlag noch so sehr durchsimuliert sein – wenn ab Tisch nicht auch mal um die Bürgerrechte von Orks gestritten wird, ist das auch nicht realistisch). Ein glaubwürdiges Spiel hängt für mich an der Existenz solcher Themen. Gibt’s die nicht ist das Spiel für mich irrealer und eskapistischer, aber es holt mich eben nicht mehr auf emotionaler Ebene so sehr ab.

Exakt das - aber was all diese guten Ansätze direkt wieder über den Haufen wirft sind 1:1 Übertragungen von modernen irdischen Leit-/Glaubenssätzen, aka doch nicht selber drüber nachdenken.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Swafnir am 7.10.2019 | 22:37
Ich hatte bei Star Wars auch schon eine Runde in der es intensiv um Sklaverei ging. Da haben sich dann zwei Spieler massiv unwohl mit gefühlt. Interessanterweise haben sie das aber selbst aufs Tablet gebracht (wenn ich mich recht entsinne).
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: felixs am 7.10.2019 | 22:55
Vielleicht nochmal zum konsequenten, realistischen Spiel mit allen resultierenden Grausamkeiten: Ist jedenfalls ein Spielstil, auf den man sich vorher einigen muss.
Ich halte es keineswegs für therapeutisch oder sonstwie akzeptabel, eine durchschnittliche D&D-Runde auf einmal mit Orkwaisen konfrontieren zu wollen.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: D. Athair am 7.10.2019 | 23:00
... für mich ist Rollenspiel dreierlei:

Vielleicht mag ich deswegen den Luther Arkwright Graphic Novel so gern oder auch Arthouse Filme.


Zu den Settings/Rollenspielen/Abenteuern, die ich besonders mag, gehören:

Clockwork & Chivalry (englischer Bürgerkrieg, Kampf um politische und religiöse Alternativen bzw. Deutungshoheit, Alchemie, ...),
LotFP: Fish Fuckers & She bleeds (die Weirdness und der Zusammenhang von Sexualität, Gewalt und Magie),
Dream Askew/Dream Apart (Zugehörigkeit außerhalb von Zugehörigkeiten - Apokalypse & Queer Community; jüdisches Sheltl und mittelalterliche Sozialmechanismen),
DCC RPG (die SC in Kontexten, die riesig sind und in denen ihr Handeln trotzdem einen Unterschied machen kann),
Liminal (urban/modern Fantasy um Grenzgänger zwischen magischer und mundaner Welt),
Everway (Archetypen, 10.000 Möglichkeiten),
Glorantha (die mythopoetische Welt schlechthin, die stark von Greg Staffords schamanischen Weltbild abhängt).
...

Man könnte auch sagen, dass es mir um mythisch-sozial-anthropologische Zusammenhänge geht. Die dürfen phantastisch verfremdet sein, aber auch recht historisch korrekt oder Extrapolationen in Richtung hardish social SF.

Rollenspiel ist für mich eine Art Fluchtort, Think Tank, und hedonistisches Spiel gegenüber einer in Dualismen, in vermeintlichen Zwängen und in vermeintlich objektiven Zahlen ertrinkenden Wirklichkeit.
(Vielleicht mag ich deswegen auch keine fertigen Dramatugien: Da kann sich keine organisch selbst entwickeln. Da bleiben die Dinge in popkulturellen Narrativen und Erzählstrukturen gefangen.)


Im Spielen mit anderen ist dann wichtig eine konsensfähige Mischung aus meinen Interessen und deren Interessen zu finden.
Was für mich schlecht geht: Slapstick (dafür ist mein Humor meist zu "undeutsch"), Schwarz-Weiß-Szenerien (da hakt es bei Standard D&D und DSA - und auch bei diverseren Abkömmlingen wie Blue Rose). Hintergründiger oder auch mal Holzhammer-Humor (vgl. WFRP) ist dagegen super.

Ernsthafte Themen brauchen kein bierernstes Spiel. Sie brauchen nicht punktgenaue wissenschaftliche Absicherung.
Sie brauchen auch nicht Pathos und große Drama. Sie brauchen v.a. eines: Eine ungewungene Spielwiese.


In Call of Cthulhu thematisiere ich auch gelegentlich den Fremdenhass gegen Schwarze, Juden oder Schwule (wenn etwas schlimmes passiert, und es mehrere Verdächtige gibt, dann sind diese Personengruppen automatisch besonders verdächtig).

Zwei Regeln:
Die Taten der Charaktere haben Konsequenzen.
Jedes ist ein Kind seiner Zeit/Welt.


Das gehört für mich einfach zum Rollenspiel dazu.
Ja, das handhabe ich auch so. Wobei mir dabei wichtig ist, dass ich nicht einfach rassistische, antijudaistische, queer-phobe Stereotype etc. aufführe und sie so als Hintergrundfolie reproduziere. Gerade weil diese - immer noch in westlichen Mehrheitsgesellschaften verbreiteten - Wahnvorstellungen weiterhin ihren Schaden anrichten. Drum ist mir wichtig, dass zeitgeistige Ambiguitätsintoleranz auch (und v.a. im Rahmen der settingeigenen Möglichkeiten) entlavt und die Vielfalt/Gebrochenheit von "Kind der Zeit/Welt" sichtbar wird.


Fazit: Als kollaboratives Medium eignet sich Rollenspiel mMn mehr und weniger als andere Medien für ernste Themen.
Schäche und Stärke des Mediums sind die Kollaborierenden und die Kohärenz ihrer Interessen, Roten-Linien und Befindlichkeiten.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: AlucartDante am 8.10.2019 | 05:17
:think:
Jetzt mal unabhängig von deinen Präferenzen, die nichts mit Rollenspiel zu tun haben, was heißt es das? Sind deine Runden ohne ernstes Thema alle gescheitert? Oder bilden sich alle anderen ein, dass sie unernst spielen?

Gescheitert ist so ein hartes Wort. Ich habe hier schon auch noch das Scheibenweltgurpsrollenspiel rumliegen. Aber so doll fand ich das immer nicht. Richtig Spaß hat mir nur ernstes Rollenspiel gemacht. Ich finde PnP nicht ernstafte Sachen einfach ungeeignet.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: KhornedBeef am 8.10.2019 | 06:44
Gescheitert ist so ein hartes Wort. Ich habe hier schon auch noch das Scheibenweltgurpsrollenspiel rumliegen. Aber so doll fand ich das immer nicht. Richtig Spaß hat mir nur ernstes Rollenspiel gemacht. Ich finde PnP nicht ernstafte Sachen einfach ungeeignet.
Frappierend. Klassisches Dungeon Crawling wäre also millionenfache Zweckentfremdung, bevor jemand merkt, wofür das ganze wirklich gut ist  ;D
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: D. Athair am 8.10.2019 | 11:48
Klassisches Dungeon Crawling wäre also millionenfache Zweckentfremdung, bevor jemand merkt, wofür das ganze wirklich gut ist  ;D
... als ob Konflikt-Simulation, strategische Questen um die Befreiung von Gegenden von Monstern, ... automatisch unernste Themen wären.

Das pubertäre Hack-&-Slash kam ja als Spielweise erst auf, als Runden die Wargame-Wurzeln nicht mehr auf der Platte hatten.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 8.10.2019 | 12:55
Das erinnert mich dran dringen wieder ne Star Trek Gruppe zu machen.

Ich mag beides, Comedy und ernste Sachen. Meist wird es eine Mischung aus beidem wobei ich versuche generell,ausser bei nem One Shot,es eher ernst zu halten. Ich verstehe nicht wie man drauf kommt dass sich PnP nicht für ernste Themen eignet.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: felixs am 8.10.2019 | 13:21
Fazit: Als kollaboratives Medium eignet sich Rollenspiel mMn mehr und weniger als andere Medien für ernste Themen.
Schäche und Stärke des Mediums sind die Kollaborierenden und die Kohärenz ihrer Interessen, Roten-Linien und Befindlichkeiten.

Das deutet aber doch darauf hin, dass zumindest ein Erkenntnisgewinn nicht sehr wahrscheinlich ist: Als Selbstbestätigung einer Gruppe ist das gemeinsame Pflegen von "Interessen, Roten-Linien und Befindlichkeiten" sicher ein gutes Mittel und ich möchte das gar nicht bewerten.
Für Themen, die "annecken" funktioniert es nicht gut, weil es keinen realen Zwang zur Auseinandersetzung gibt (der Spieler kann sich der Spielwelt jederzeit entziehen. Er muss nur aufstehen und gehen), andererseits gibt es aber normalerweise auch keine Motivation dazu, sich "unbequemen" Themen freiwillig zu stellen. Eine Minderheit von Spielern mag das gern oder zumindest freiwillig tun, aber das sind vermutlich dann meist Leute, die eh schon entsprechend vorgeprägt sind, die ohnehin schon mehr oder weniger "passende" Einstellungen mitbringen und bei denen es daher eben nicht "anneckt".

Also nochmal: "Ernst" als Gegenteil von Klamauk im Rollenspiel kann gut funktionieren. Als "ernstes" Medium (Lehrmedium mit "Anspruch", vielleicht vergleichbar mit "ernster Musik") funktioniert es nicht. Allerdings würde ich auch behaupten, dass eigentlich nichts außer Sachbüchern, Dokumentationen wirklich gut funktioniert. Die Ambiguität der künstlerischen, jedenfalls fiktionalen, Darstellung (im weitesten Sinne also auch Rollenspiel) verhindert sowohl eine differenzierte Auseinandersetzung, als auch eine argumentative Beeinflussung der Meinungsbildung anderer.

Rollenspiel als (meinetwegen "hedonistischer") Zeitvertreib, durchaus auch mit der einvernehmlichen Bearbeitung von emotional oder ethisch schwierigen Inhalten funktioniert nachweislich und ist eine gute Idee.

Rollenspiel als Lehrstück funktioniert allenfalls dann, wenn alle belehrt werden wollen. Das ist dann aber in der Regel gar nicht mehr nötig, bzw. wäre über andere Medien besser erreichbar. Ich habe den Verdacht, dass es bei diesem Szenario dann eher um die gegenseitige Vergewisserung unter Gleichgesinnten geht.

(Das waren jetzt viele Anführungszeichen. Und ich mag Anführungszeichen überhaupt nicht. Pardon).
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: KhornedBeef am 8.10.2019 | 13:22
... als ob Konflikt-Simulation, strategische Questen um die Befreiung von Gegenden von Monstern, ... automatisch unernste Themen wären.

Das pubertäre Hack-&-Slash kam ja als Spielweise erst auf, als Runden die Wargame-Wurzeln nicht mehr auf der Platte hatten.
Meiner Meinung nach sind sie das in den meisten Fällen. Ob du die gut oder schlecht durchdringst ist doch für das Leben unerheblich. Und die nächste Runde sieht in vielen Fällen doch auch kaum anders aus.
Kann man natürlich anders gestalten, aber ich bleibe bei meiner Aussage dass das vermutlich millionfach anders gelaufen ist :)
War die wargaming crowd denn so ernst? Vielleicht meine ich mit "Ernst"sich etwas anderes als du  :think:
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: takti der blonde? am 8.10.2019 | 13:47
Die Ambiguität der künstlerischen, jedenfalls fiktionalen, Darstellung (im weitesten Sinne also auch Rollenspiel) verhindert sowohl eine differenzierte Auseinandersetzung, als auch eine argumentative Beeinflussung der Meinungsbildung anderer.

Wieso verhindert Ambiguität eine differenzierte Auseinandersetzung? Ich würde sogar soweit gehen und vermuten, dass Ambiguitäten eine differenzierte Auseinandersetzung begünstigen.

Grüße

Hasran
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: BBB am 8.10.2019 | 14:10
Abo.
Detailierter Input dann heute abend
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Swafnir am 8.10.2019 | 14:36
Das erinnert mich dran dringen wieder ne Star Trek Gruppe zu machen.

Ich mag beides, Comedy und ernste Sachen. Meist wird es eine Mischung aus beidem wobei ich versuche generell,ausser bei nem One Shot,es eher ernst zu halten. Ich verstehe nicht wie man drauf kommt dass sich PnP nicht für ernste Themen eignet.

Die Frage ist falsch gestellt. Besser wäre: Ist meine Gruppe dazu geeignet ernsthafte Themen zu bespielen?
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: felixs am 8.10.2019 | 14:37
Wieso verhindert Ambiguität eine differenzierte Auseinandersetzung? Ich würde sogar soweit gehen und vermuten, dass Ambiguitäten eine differenzierte Auseinandersetzung begünstigen.

Falls es Dir darum geht, dass Rollenspiel jenseits von schwarz-weiss-Malerei "differenziertes" Spiel begünstigt, stimme ich zu.

Aber darum ging es mir nicht. Es ging mir explizit um Rollenspiel als Medium für die Vermittlung oder Verhandlung "ernster" Fragen. (Ob es darum hier überhaupt geht - das ist seit dem ersten Beitrag nicht wirklich geklärt und ich fürchte, wir reden ein wenig aneinander vorbei).

Ambiguitäten erzeugen vor allem unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten, verhindern damit eine klare Aussage. Das ist als Stilmittel für Fiktionales in Ordnung, für "Ernsthaftes" im Sinne eines Lehrstücks mit beabsichtigter Intention ist es nicht zu gebrauchen.
Eine differenzierte Auseinandersetzung berücksichtigt Ambiguitäten und versucht, diese zu (er)klären. Sie hat aber eben ein Ergebnis (im Falle eines Lehrstücks ist dieses weitgehend vorgegeben) und bleibt eben nicht vage.

Und:
Ambiguitäten, die nicht aufgeklärt werden sollen (weil sie ein Bestandteil der Welt sind, Setting-Setzungen etc.) eignen sich ganz besonders schlecht. Zumal wenn selbst der SL nicht weiß oder wissen soll wie es "wirklich" ist. Das gerät dann zum großen Stochern in Unklarheiten. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen (1) realweltlichen Problemen, für die (bisher) keine Lösung bekannt ist oder deren Verständnis noch nicht reicht einerseits und (2) ausgedachten Problemen, die absichtlich ungeklärt gehalten sind. Das funktioniert in der Literatur ein Stück weit, da der Autor entscheiden kann, was der Leser erfahren soll. In der Spielwelt ist es unbefriedigend, wenn das Problem im Zentrum steht, die Lösung aber willkürlich offen gelassen wird.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: takti der blonde? am 8.10.2019 | 14:56
Falls es Dir darum geht, dass Rollenspiel jenseits von schwarz-weiss-Malerei "differenziertes" Spiel begünstigt, stimme ich zu.

Aber darum ging es mir nicht. Es ging mir explizit um Rollenspiel als Medium für die Vermittlung oder Verhandlung "ernster" Fragen. (Ob es darum hier überhaupt geht - das ist seit dem ersten Beitrag nicht wirklich geklärt und ich fürchte, wir reden ein wenig aneinander vorbei).

Aber wieso kann denn die Antwort auf eine "ernste Frage" nicht lauten: Wir wissen es eben nicht! Das ist unabhängig davon, was denn nun genau die "ernste Frage" ist.
Mehrdeutigkeiten zwingen den Betrachter, eine Sache aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen.
Oder anders: Hast du ein Beispiel für eine solche "ernste Frage" bei der Mehrdeutigkeit dem "Erkenntnisgewinn" im Weg stünde?

Grüße

Hasran, "mag" "Anführungszeichen"
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: felixs am 8.10.2019 | 15:12
Aber wieso kann denn die Antwort auf eine "ernste Frage" nicht lauten: Wir wissen es eben nicht! Das ist unabhängig davon, was denn nun genau die "ernste Frage" ist.

Kann sie.
Bloß funktioniert das im Rollenspiel schlecht. Spielerisch ist es unbefriedigend - im Gegensatz zu realweltlichen Problemen ist nämlich niemand wirklich gezwungen, sich damit zu beschäftigen. Ethisch ist es belanglos, weil es eben niemanden wirklich betrifft.
Rein technisch kommt noch das Problem dazu, dass der SL irgendwie plausible Situationen und Reaktionen schaffen muss. Das funktioniert schlecht, wenn auch der SL es nicht weiß.

Hast du ein Beispiel für eine solche "ernste Frage" bei der Mehrdeutigkeit dem "Erkenntnisgewinn" im Weg stünde?

Nein - das ist genau die Art Definition, die diese Diskussion gebraucht hätte. Allerdings werde ich mich nicht in das Wespennest setzen, das jetzt nach drei Seiten ausfasern in alle Richtungen noch nachzuliefern.
Allerdings ein bißchen doch: So ziemlich alle Berichte von Rollenspielen mit Anspruch lasen sich bisher für mich sehr gruselig. Das gilt eigentlich für alle Agenda-Rollenspiele, von denen ich irgendwie etwas mitbekommen habe.

Ich fürchte, es wird abstrakt bleiben.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Maarzan am 8.10.2019 | 15:58
Ambiguitäten erzeugen vor allem unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten, verhindern damit eine klare Aussage. Das ist als Stilmittel für Fiktionales in Ordnung, für "Ernsthaftes" im Sinne eines Lehrstücks mit beabsichtigter Intention ist es nicht zu gebrauchen.
Eine differenzierte Auseinandersetzung berücksichtigt Ambiguitäten und versucht, diese zu (er)klären. Sie hat aber eben ein Ergebnis (im Falle eines Lehrstücks ist dieses weitgehend vorgegeben) und bleibt eben nicht vage.


Liest sich für mich nach: Ambiguitäten sind als PropagandaBildungswerkzeug leider untauglich, weil die Leute ja selber angehalten sein könnten selber nachdenken zu wollen und dann auf die "falsche" (TM wie auch auf "richtig" by Obermotz) Schlussfolgerung kommen könnten.

Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: KhornedBeef am 8.10.2019 | 16:16
Wieso verhindert Ambiguität eine differenzierte Auseinandersetzung? Ich würde sogar soweit gehen und vermuten, dass Ambiguitäten eine differenzierte Auseinandersetzung begünstigen.

Grüße

Hasran
Dem stimme ich zu. Es verlangt dem Publikum evtl. mehr ab.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Maarzan am 8.10.2019 | 17:32
Um ernsthaften Umgang zu ermöglichen, erst recht Bildungseffekte zu erzeugen (wohin auch immer), muss es erst einmal glaubhaft erscheinen UND für letzteres auch noch eine entsprechende glaubhafte Parallele zu einer irdischen Situation zeigen.

Das sind meines Erachtens schon recht hohe strukturelle Hürden.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Jiba am 8.10.2019 | 17:42
Also klappt Bildung in der Schule dann auch genau nie, weil der Ethiklehrer und das Geschichtsbuch letztlich auch nichts anderes tun als medial Inhalte zu vermitteln, die dann erstmal als glaubhaft und/oder in relevanter Verbindung zum realweltlichen Jetzt stehend interpretiert werden müssten, von den Zuhörern. Hier werden derart hohe Maßstäbe an didaktische Prozesse mithilfe fiktionaler Produkte angesetzt... da wundere ich mich doch, warum es überhaupt eine so fruchtbare „Serious Games“-Bewegung im Videospielbereich gibt. Die ganzen Gamification-Theoretiker müssten ja alle falsch liegen (Spoiler: Das tun sie glaube ich nicht).

@felixsys: Was mich irritiert: Was findest du an Agenda-Games genau „gruselig“? Hast du da Details?
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Maarzan am 8.10.2019 | 17:57
Also klappt Bildung in der Schule dann auch genau nie, weil der Ethiklehrer und das Geschichtsbuch letztlich auch nichts anderes tun als medial Inhalte zu vermitteln, die dann erstmal als glaubhaft und/oder in relevanter Verbindung zum realweltlichen Jetzt stehend interpretiert werden müssten, von den Zuhörern.

Was meiner Erfahrung spätestens ab Mittelstufe entspricht.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: BBB am 8.10.2019 | 18:14
So, ich hab jetzt mal für "uneingeschränkt ja" geastimmt.

Kann man Rollenspiel für ernsthafte Themen nutzen? Uneingeschränkt ja. Ob man es will, steht auf einem anderen Blatt und nicht jeder möchte das. Aber ich bin noch keinem Spieler begegnet, mit dem ich nicht ernsthafte Themen bespielen konnte, wenn er oder sie in der Stimmung dazu war das auch zuzulassen.
Natürlich macht es immer mal wieder auch Spaß, einfach nur der Realität zu entfliehen.

Aber ich persönlich hab die Erfahrung gemacht, je älter ich werde, umso wichtiger sind mir ernsthafte Themen im Rollenspiel, weil es sich sonst nicht wertig anfühlt (für mich).

Bestes Beispiel: Ich hab einen DSA Charakter, dessen größtes Bestreben es (im Sinne eines klassischen Helden) eigentlich immer ist, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Vor einiger Zeit kam er in eine größere Stadt und erfuhr dort im Rahmen des Abenteuers, dass es kriminelle Banden gibt. Also dachte ich mir, klasse, kommt ich irgendwann später wieder und räume damit auf.
Also mit dem SL einen Termin gemacht, in einen der Läden gegangen, in dem Schutzgeld erpresst wird, und dort angekündigt, hey, ich weiß du musst YX Schutzgeld abdrücken, ich kann dir helfen, dass du das nicht mehr musst.
Die Antwort: Warum sollte ich das wollen? Sie beschützen mich doch wirklich, und wenn XY weg ist, kommt Bande Z und zerlegt mir den Laden... nein, da zahle ich lieber weiter.

KLASSE! Ich find das super. Mein Char hat zwar noch keine Ahnung, wie er damit umgehen soll, aber ja, mein Eingriff hätte wirkliche Konsequenzen, die nicht unbedingt zum Wohle aller sein müssten.
Ich mag das.

Und noch ein kurzer Beitrag zum Thema "Rollenspiel mit Agenda".
Es soll sogar Bundesländer geben, in deren Lehrplänen die Anwendung von Rollenspielen fest verankert ist. Gut, die meinen nicht Pen und Paper, aber man kann Rollenspiel meiner Meinung nach sehr gut nutzen, um Ziele zu verfolgen und Wissen zu vermitteln.

Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: D. Athair am 11.10.2019 | 10:44
Ambiguitäten erzeugen vor allem unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten, verhindern damit eine klare Aussage. Das ist als Stilmittel für Fiktionales in Ordnung, für "Ernsthaftes" im Sinne eines Lehrstücks mit beabsichtigter Intention ist es nicht zu gebrauchen.
Eine differenzierte Auseinandersetzung berücksichtigt Ambiguitäten und versucht, diese zu (er)klären. Sie hat aber eben ein Ergebnis (im Falle eines Lehrstücks ist dieses weitgehend vorgegeben) und bleibt eben nicht vage.

Tatsächlich sehe ich das anders. Ich halte das Beschulen von Menschen mit Eindeutigkeiten für gefährlich und für toxisch.
Auch wenn es eindeutige "Wahrheiten" gibt, so zeigen doch die fachlichen Grabenkämpfe in fast allen wissenschaftlichen Disziplinen (sei es Biologie, Musikwissenschaft oder Philosophie), dass sich Ambiguitäten nicht beseitigen lassen.

Ich ärgere mich ein bißchen, dass ich das Zitat des Naturforschers Humboldt über die Vieldeutigkeit der Natur aus einem Zeitungsartikel nicht fotographiert bzw. den ganzen biographischen Artikel kopiert habe.


... zudem: Eine Erfahrung, die ich mit zunehmender Beschäftigung mit Psychologie, gesellschaftlichen Normalvorstellungen und verleugneten/ausgeschlossenen natürlichen Realitäten mache ist die, dass Mythologien ganz viele kollektiv weggesperrte Wirklichkeitsinhalte kommunizieren. Und anders rum, dass monokulturell-naturalistische Weltzugänge inhaltlich und strukturell ähnlich defizitär sind, wie dogamtisch rigide religiöse Zugehensweisen.

Drum unterschreibe ich das hier auch:
Ich würde sogar soweit gehen und vermuten, dass Ambiguitäten eine differenzierte Auseinandersetzung begünstigen.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 11.10.2019 | 10:50
Die Frage ist falsch gestellt. Besser wäre: Ist meine Gruppe dazu geeignet ernsthafte Themen zu bespielen?

Ah ja,deswegen hab ich auch "geht nicht mitjedem" genommen.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: felixs am 11.10.2019 | 11:06
Geht alles stark vom Thema weg.

Entweder definieren wir, was mit "ernsthaft" nun eigentlich gemeint ist, oder das ist sinnlos, weil jeder Nebensatz ein neues Fass aufmacht. Und weil wir bereits tief in Bereichen sind, die nach Forenregel "keine Politik, keine Religion" hier nicht hingehören. Natürlich habe ich Ansichten dazu, aber die zu äußern verkneife ich mir jetzt.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: KhornedBeef am 11.10.2019 | 13:15
Tatsächlich sehe ich das anders. Ich halte das Beschulen von Menschen mit Eindeutigkeiten für gefährlich und für toxisch.
Auch wenn es eindeutige "Wahrheiten" gibt, so zeigen doch die fachlichen Grabenkämpfe in fast allen wissenschaftlichen Disziplinen (sei es Biologie, Musikwissenschaft oder Philosophie), dass sich Ambiguitäten nicht beseitigen lassen.

Ich ärgere mich ein bißchen, dass ich das Zitat des Naturforschers Humboldt über die Vieldeutigkeit der Natur aus einem Zeitungsartikel nicht fotographiert bzw. den ganzen biographischen Artikel kopiert habe.


... zudem: Eine Erfahrung, die ich mit zunehmender Beschäftigung mit Psychologie, gesellschaftlichen Normalvorstellungen und verleugneten/ausgeschlossenen natürlichen Realitäten mache ist die, dass Mythologien ganz viele kollektiv weggesperrte Wirklichkeitsinhalte kommunizieren. Und anders rum, dass monokulturell-naturalistische Weltzugänge inhaltlich und strukturell ähnlich defizitär sind, wie dogamtisch rigide religiöse Zugehensweisen.

Drum unterschreibe ich das hier auch:
Ich würde sagen: Ambiguitäten verunmöglichen die Akzeptanz von Autorität anstelle von Verständis. Dafür muss ich nicht postulieren, dass die Wirklichkeit schwammig ist (das halte ich für unsinnig), aber unsere Vorstellungen davon können es natürlich sein. Und wenn mir jemand etwas schwammiges als Fakt sagt, kann ich das einfach so akzeptieren. Wenn aber etwas in sich strukturell dafür nicht geeignet ist, zwingt mich das zum Nachdenken.

Also, ich vermittele sicher auch mal meine eigenen "Wahrheiten" durch eine Kampagne, aber ich versuche eher Situationen anzubieten, in denen jeder etwas über seine eigenen Vorstellungen, oder die seiner Charaktere herausfinden kann.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Sphinx am 15.10.2019 | 12:19
"Ja, mit den richtigen Leuten - also nicht mit uns"

Geht sicherlich, aber wir haben zu viel Spaß dabei auch mal rumzublödeln. Das würde wenn man es ernsthaft möchte die Stimmung killen. Was nicht heißen soll das sich Kalauer an Kalauer reiht, es ist aber eine lockere Atmosphäre wo keiner Angst hat auch mal einen guten Witz unterzubringen.
Unabhängig davon hätte ich selbst keine Lust zu ernsthafte Themen im Spiel zu behandeln. Es gibt bei uns auch Mord, Vergewaltigung, Folter,... Aber ohne dabei ins Detail zu gehen.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Jiba am 15.10.2019 | 12:58
Ich glaube wirklich, dass niemand hier im Thread seine eigene Definition hat, was unter „ernsthafte Themen“ und was nicht.

Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: KhornedBeef am 15.10.2019 | 13:28
Ich glaube wirklich, dass jeder hier im Thread seine eigene Definition hat, was unter „ernsthafte Themen“ und was nicht.
Fixed it for you ;)
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: Coltrane am 15.10.2019 | 14:01
Um mal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ja, aber es kommt dabei doch sehr auf das verwendete System und den Umgang damit an. Gegen Humor oder den einen oder anderen flapsigen Spruch am Tisch spricht auch bei ernsthaften Themen nichts, daran würde ich das Ernste nicht festmachen wollen. Ernst sind für mich dann eher die Themen. Zum Beispiel könnte ich mir ein Spiel vorstellen, bei den man Bootsflüchtlinge über das Mittelmeer spielt oder eines, bei dem man eine Familie spielt, die in einem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land zu überleben versucht oder auch eines, wo man einen dementen Menschen und seine Angehörigen spielt. Ich kann mir also Pen und Paper grundsätzlich für sehr viele ernste Themen vorstellen, gerade um Empathie zu fördern, ist es ein großartiges Mittel. Allerdings finde ich, dass bei aller Schwere oder Ernst auf gar keinen Fall der gute alte Spielspaß auf der Strecke bleiben darf. Das Thema/Spiel müsste also entsprechend umgesetzt und gestaltet sein. Wobei der Spielspaß eben auch darin bestehen kann für einige Stunden in eine zutiefst deprimierende Welt abzutauchen und dem Veruch sich darin zurechtzufinden und nicht zwingend von schallendem Gelächter begleitet werden muss.

Was meiner Meinung nach gar nicht geht, im Gegensatz zur Literatur, ist die Übernahme menschenverachtender Rollen - wobei man über einzelne Rollen in einem Setting durchaus diskutieren kann. Wenn man also zum Beispiel ein Pen and Paper spielen würde, dass das 3. Reich thematisiert, wäre es bestimmt ganz lehrreich sich in die Perspektive der Opfer zu begeben, ob Kommunist, Homosexueller oder Jude. Was ich dagegen zunächst mal kategorisch ablehnen würde, wäre zum Beispiel das Spielen einer SS-Wachmannschaft in einem KZ.

Ich hoffe niemanden mit dem obigen Negativbeispiel oben zu Nahe getreten zu sei, es sollte nur dazu dienen aufzuzeigen, dass ein ernstes Thema noch kein Garant für sensiblen Umgang damit ist.
Titel: Re: [Umfrage] Eignet sich PnP Rollenspiel für ernsthafte Themen?
Beitrag von: unicum am 15.10.2019 | 14:24
Humor ist eine sehr ernsthafte Sache!  ~;D