"Zumindest regnet es da unten weniger...", gab Artemis missmutig zurück und schlug die Jackettaufschläge hoch.
Das Taxi kam an, und beide stiegen ein.
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Soeben erreicht uns eine...dringende Meldung...mh, Carla, empfängst du mich? - Ja, Bernd, klar und deutlich...[ein wenig verwackeltes Kamerabild, Reporterin Carla Brecht von RheinRuhrTV vor einem Geschäft]. Bernd, ich melde mich hier aus der Düsseldorfer Innenstadt, in der vor wenigen Minuten der Konzertveranstalter Oliver Bellmarck Opfer eines Angriffs wurde. [Schnitt, Bilder von BUMONA-Sanitätern und mehreren Polizisten, die den Kameramann abzudrängen versuchen. Dahinter undeutlich die Silhouette eines liegenden Menschen, Blutlache daneben, laute Rufe, gaffende Menschen, ein rennender Notarzt läuft durchs Bild]. Die Polizei hat noch keine näheren Erkenntnisse, aber ich habe mit dem BUMONA-Sanitäter sprechen können, der als Erster am Ort des Geschehens war. [Schnitt, Werbung: "BUMONA - Aber nur im Notfall!" - lächelnder BUMONA-Arzt neben einem getunten Notarzt-Sportwagen][Schnitt, Carla Brecht im Gespräch mit Dr. Hubertus Meyerinck von der BUMONA] Offenbar...so haben es mir ein paar Augenzeugen hier jedenfalls erzählt...hat ein etwa drei Meter großer Troll das Opfer angegriffen. Nach erster Untersuchung kann ich sagen, dass es sich wohl um eine ernste Schädelfraktur handelt... - Gibt es Hinweise auf den Täter? - Da müssen Sie die Polizei fragen...aber ich habe gehört, er soll einen Ledermantel getragen haben... [Einblendung: Weechucks Ankunft auf dem Flughafen, er winkt in die Kamera und trägt, deutlich erkennbar, einen Ledermantel. Einblendung Bauchbinde: IST ER ES?] Vielen Dank, Dr. Meyerinck, für Ihre erste Einschätzung. Meine Damen und Herren, wir halten Sie selbstverständlich auf dem Laufenden. Bernd? - Danke Carla. Natürlich erfahrren Sie alle Neuigkeiten aus dem Plex hier bei uns zuerst - RheinRuhrTV hat den Finger am Puls der Straße [Einblendung: RheinRuhrTV - ein Unternehmen der DeMeKo - Den Finger am Puls der Straße!]
Epilog
Er legte die Pipette auf den chromglänzenden Tisch neben sich und starrte auf die Computer-Ergebnisse. Die Kurven und Diagramme verschwammen in seinem Blickfeld. Müde rieb er sich die Augen.
Was hatte ihn nur dazu bewogen, verflucht? Natürlich, sie war seine Schwester, und er liebte sie abgöttisch. Ihre Überredungskünste und ihr Charme überrollten ihn, seit er denken konnte. Zuhause, in Pomorya, am Strand von Rügen, in ihrem gemeinsamen Kinderzimmer, während ihres kurzen gemeinsamen Studiums, bevor sie in die UCAS ging.
Aber er setzte hier seine Karriere aufs Spiel! Sein Leben, verflucht...
Er knirschte mit den Zähnen.
Die Ergebnisse waren so vielversprechend, dass seine Vorgesetzten ihm sogar mit der Aussicht auf ein eigenes Labor lockten. Tag und Nacht arbeitete er an diesem...diesem Ding, das Millionen, wenn nicht sogar mehr wert war. Und das dieser Trog mit sich herumschleppte.
Er sah auf die Uhr. Weit nach Mitternacht. Sein Körper fühlte sich matt aus ausgelaugt an. Seit Tagen schlief er schlecht. Hoffentlich fiel es nicht auf. Nicht mehr lange, dachte er bei sich, nicht mehr lange verstecken...
Dass sich die Tür hinter ihm öffnete, hörte er nicht. Auch nicht die gedämpften Schritte dreier Personen, die den Raum betraten. Niemand außer ihm betrat normalerweise den Raum. Niemand außer ihm. Und sein Vorgesetzter...
"Dr. Weizmann?"
Er fuhr herum. Zwei Männer flankierten Prof. Justus Krantz, und beide trugen das Abzeichen des Konzerns, für den er im Geheimen Forschungen betrieb. Dass sie hier auftauchten, war ungewöhnlich.
"Entschuldigen Sie die späte Störung. Diese beiden Herren möchten ein paar Worte mit Ihnen wechseln.", sagte Krantz, und sein verkrampftes Lächeln war wie eine geballte Faust in Weizmanns Magengrube.
Shadowrun: Capital Files
Volume/02 - Drugstore Blues
Ende
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