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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Johann am 10.12.2020 | 23:36

Titel: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Johann am 10.12.2020 | 23:36
Ich bin normalerweise nur gelegentlicher Leser des Tanelorn-Forums, aber ich bin gerade ganz begeistert von einem Crowdfunding-Projekt bei IndieGoGo:

Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering (https://www.indiegogo.com/projects/muster-an-old-school-primer) soll eine Einführung in eine bestimmte Spielart von D&D und Konsorten sein. Diese…

- stellt Herausforderungen in den Mittelpunkt. Man bewältigt sie oder scheitert, ganz ähnlich wie im Sport oder in anderen Wettbewerben.
- ist dem freien Kriegsspiel a la Braunstein verwandt: Es geht weniger um das Meistern von Regelmechanismen, sondern eher das Meistern der Spielwelt mit ihren unendlichen Möglichkeiten (ähnlich dem bekannten Rulings not rules).

Der Autor Eero Tuovinen dürfte vielen Veteranen von The Forge oder Story-Games bekannt sein und schreibt seit vielen Jahren u.a. zu diesem Thema. Er ist freilich nicht der einzige, aber gute Grundlagentexte zur Old School Renaissance (OSR) oder dem verwandten Abenteuerrollenspiel (ARS) sind recht rar. Neben Matthew Finchs Quick Primer for Old School Gaming (https://www.lulu.com/content/e-book/quick-primer-for-old-school-gaming/3019374) fallen mir im englischsprachigen Raum vor allem Jason Cones Philotomy's Musings (https://www.grey-elf.com/philotomy.pdf) und die Apocrypha Principa (https://lithyscaphe.blogspot.com/p/principia-apocrypha.html) ein.

Eero wird "keine Ausrüstungs- und Zauberlisten" oder Regeln liefern, sondern sich mit der Spielphilosophie und insbesondere der konkreten Herangehensweise ("von der Beuteverteilung bis zum Drachenzähmen") befassen. Ich habe mir viel von ihm abgeschaut, von praktikablen Prozeduren für Hexcrawls bis hin zu kleinen Tricks, um ein wirklich neutraler Spielleiter zu sein. Ich habe sogar eine Weile ein Blog dazu, ein "Killer DM" zu werden (http://outforblood1.blogspot.com/2012/04/my-trinity-of-old-school-gaming-part-1.html), geführt. Die betreffende Kampagne "DCC in the Wilderlands" läuft seit 2014 und hat in 150+ Spielabenden mehr als 80+ Spielercharaktere das Leben gekostet…

Ganz so tödlich muss es indes gar nicht sein, aber lange Rede, kurzer Sinn: Wer auf diese Sorte Old School abfährt oder neugierig ist, dem kann ich dieses Projekt nur wärmstens ans Herz legen!

(Bitte ins Info-Forum verschieben, wenn das hier nicht hingehört. Ich habe nichts mit der IndieGoGo-Kampagne zu tun, außer das ich davon begeistert bin & das Thema hier auch gerne diskutiere!) 
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 10.12.2020 | 23:52
Interessant. ich hab diese Art Spiel nie begriffen, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie ein Spielleiter ohne eindeutiges regelsystem neutral entscheiden kann. Man kann sich dem sicher annähern, und der mann scheint es zu versuchen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Johann am 11.12.2020 | 10:05
Interessant. ich hab diese Art Spiel nie begriffen, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie ein Spielleiter ohne eindeutiges regelsystem neutral entscheiden kann.

Da habe ich mich im Überschwang missverständlich ausgedrückt. Zwar hat Eero vergangene Woche tatsächlich
ein freies Kriegsspiel à la Braunstein geleitet und darüber berichtet (https://www.arkenstonepublishing.net/isabout/2020/12/07/new-on-desk-49-christmassy-lapfantasy/#0-free-kriegspiel), aber der Primer ist für etwas traditionellere Rollenspiele.

Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering (https://www.indiegogo.com/projects/muster-an-old-school-primer) ist nicht an ein bestimmtes Regelwerk gebunden, sondern dürfte mit D&D und Konsorten funktionieren -- was davon besonders geeignet ist bzw. wie man selbst im Spiel präzedenzbasiert Regeln entwickelt, ist ein Thema des Primers. Ich könnte mir ein entsprechendes Spiel auch gut mit DSA vorstellen, wobei ich wohl zu DSA1 greifen würde.

Mit meinem Verweis auf Braunstein wollte ich ausdrücken, dass der Ansatz fiction first verfolgt wird, d.h. die Spielwelt hat Vorrang vor den Regeln (von denen es bei Braunstein freilich gar keine gibt). Wahrscheinlich kennst Du das ohnehin, aber ich gebe mal ein Beispiel von einem D&D 4e-Abend:

Unsere Helden greifen Monster auf einem zugefrorenen See an. Wir würfeln Initiative und der Spielleiter erläutert die regeltechnische Seite des Terrains: Wer sich auf Eis begibt oder bewegt, muss bei jedem Schritt einen Reflex-Wurf machen, um zu sehen, ob er hinfällt und seine Bewegung beendet ist.

Ich möchte aber mit meinem Krieger mit Anlauf Richtung Anführer auf das Eis springen und zu ihm schlittern. Dabei ist es mir egal, ob ich hinfalle, im Vorbeischlittern von Monstern attackiert werde oder nicht bestimmen kann, wo ich letztlich genau lande.

Der Spielleiter hat damals entschieden, dies nicht zuzulassen. Ich denke, dass er befürchtete, das sorgfältig ausbalancierte Kampfszenario könne dadurch zu einfach werden. Eine Beschreibung, um dies spontan halbwegs plausibel erscheinen zu lassen, hat er nicht geliefert (z.B. "Ein eisiger Wind zerrt an euch und macht das Vorwärtskommen schwierig. An ein einfaches Schlittern ist nicht zu denken."), aber ich habe derlei als Spielleiter auch schon gemacht und will die Entscheidung gar nicht verurteilen. Es ist eben eine Frage der Prioritäten.

Aber genug der Abschweifungen: Eeros Primer zielt sicherlich u.a. darauf ab, dem Spielleiter Methoden an die Hand zu geben, mit denen es leichter wird, neutral zu leiten (und ohne sich nur auf die Regelnmechanismen zurückzuziehen).

Ein schnuckeliger Tipp aus einem alten Forumsbeitrag von Eero lautet wie folgt:

Zitat von: Eero
I choose a single potential random encounter, and then roll a 50/50 check to see if I may accept that as the event to occur here. If not, then I imagine another alternative, and do the same. I continue until the coin allows me to use the idea. The logic in this procedure is simply that I am most likely to think of obvious and reasonable ideas first, and exotic and unlikely ideas last [...] [E]ven at my most subjective I can do no more than put an undeserving encounter on top of the pile, from whence it'll still get discarded 50% of the time. [...]

I can't say that I strongly recommend this method for extensive hexcrawling, as it tends to produce somewhat subjective (and occasionally predictable) results. It's fine for short-term minor improvisation, and [...] has some advantages in being organic, varied and imaginative in comparison to more mechanical alternatives.

Ich persönlich würfle bei diesem Spielstil für jede Menge Kram, da meine Kampagne sehr tödlich ist und ich gar nicht entscheiden möchte, aus welcher Richtung der T-Rex die drittstufige Gruppe angreift (also wer gefressen wird). War halt ein unglücklicher Wurf auf der Begegnungstabelle, aber vermutlich ist er nach ein bis zwei Abenteurern satt. Dafür würfle ich natürlich auch.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 12.12.2020 | 01:09
Wenn ich selber Spielleiter bin, versuche ich teilweise, fair zu urteilen, aber schlussendlich ist das dann immer nur meine Sichtweise, meine Spieler sind oft anderer Meinung. Inzwischen urteile ich meist leicht zugunsten der Spieler. Nicht, das sie mit allem durchkommen, aber wenn sie bsp. beim Diebstahl von der Wache geschnappt werden, lasse ich sie eher mit ner geldstrafe davonkommen, als das sie getötet werden oder im knast landen.

bei der Sache mit dem Schlittern auf dem Eis hat man ja auch die Möglichkeiten ,dass entweder eine regel dafür das ist, bei D&D 4 etwa die allgemeine regel der imporvisierten Angriffe (warum wurde die nicht verwendet?), oder der SL saugt sich etwas aus den Fingern, mit dem alle leben können, oder man lässt es eben nicht zu.

Ich finde den Fiction first ansatz gut, denke aber auch, man kann dann die fairness nicht mehr auftrechterhalten. Entweder der SL entscheidet, das ist dann je nach SL mehr oder weniger subjektiv und die Spieler schlucken es oder nicht, oder man diskutiert es, dann ist es ein sozialer prozess, der meist alles ist, aber nicht fair. ich denke, für fairness braucht es strikte regeln, und was nicht geht, geht nicht. man stelle sich vor, beim Fußball gilt plötzlich Fiction first, und der Schiedsrichter und die Spieler entwickeln auf dem feld Rulings. fair wäre das nicht.

Es kann natürlich als fair empfunden werden, wenn alle das so denken, und ich glaube das ist das ziel, das man erreichen sollte. ich würde als neutrales leiten nicht als Ziel sehen, sondern "gefühlt" neutrales leiten. Und da denhke ich, ist das Schlüsselwort relativ große Zugeständnisse gegenüber den Spielern zu machen, aber nicht zu viele. Also bei deinem bespiel hätte ich z.B. einen geschick-Wurf verlangt, und dann hättest du einen Vorteil bekommen wie doppelten Schaden bei treffer oder so. Fair ist das nicht, weil vielleicht ein anderer Spieler, der eigentlich im kampf besser wäre, dann weniger schaden macht ,aber solange es den nicht stört, sind alle happy.   

ich würfele auch viel, aber man kann nicht alles würfeln, weil sonst wird die Spielwelt zu beliebig und abstrus, und die Entscheidung, wann man würfelt und wann nicht, ist zumindest bei mir dann auch wieder willkürlich und nicht fair, genauso wie die resultate, die ich mir einfach aus dem Hut ziehe.
Im grunde denkei ch also, das man an die fairness nie wirklich rankommt, aber ich respektiere den versuch.
     
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Settembrini am 12.12.2020 | 07:29
Anstatt "Messser-Sets" oder "Bauch-Weg-Gürtel" von Forgern zu kickstartern (https://www.youtube.com/watch?v=n6MZ8nPm5s4), kann man auch einfach mitspielen!

Ihr seid herzlich eingeladen, einfach mitzuspielen, kostenfrei und ganz ohne Theorie und "vielleicht" oder "könnte sein", "wenn-dann"!



Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 12.12.2020 | 07:51
Zitat
Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering ist nicht an ein bestimmtes Regelwerk gebunden, sondern dürfte mit D&D und Konsorten funktionieren -- was davon besonders geeignet ist bzw. wie man selbst im Spiel präzedenzbasiert Regeln entwickelt, ist ein Thema des Primers.
Das ist tatsächlich eine Sache, die mich neugierig macht.

Als langjähriger Spieler/Spielleiter von D&D 3.5, wo man im Groben sagen konnte, "Wenn es nicht in den Regeln steht, geht es nicht" (weil so gut wie alles verregelt war bzw. per Sage Advice verregelt wurde), und jetzt Spieler und angehender Spielleiter für Systeme, die eben auf "Rulings" setzen (Forbidden Lands/D&D 5E), ist gerade die Entwicklung präzedenzbasierter Regeln für eine Runde etwas, worüber ich schon länger grüble.

Mir geht es dabei gar nicht um Fairness in der Situation, in der das Ruling nötig ist. Ob dies jetzt der SL festsetzt (und nicht von der Gruppe abgelehnt wird) oder gemeinsam erörtert wird...geschenkt, hier entscheidet die konkrete Gruppe, wie man es handhaben möchte. Aber für mich ist die Konsistenz von Rulings wichtig, gerade bei Situationen, die evtl. häufiger auftreten. Das ist die wichtige "Fairness" für mich, nämlich dass beim nächsten Mal bei einem anderen SC die gleiche Regel verwendet wird.

Wäre also interessant zu sehen, wer sowas eigentlich festhält...ist das (mal wieder) SL-Sache, ein Gruppending oder hat man vielleicht sogar einen Gruppenschreiber für solche Sachen?

Edit:
Hab mal ein wenig Geld draufgeworfen, ist ein interessantes Projekt, das imho fertigestellt werden sollte. :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 1of3 am 12.12.2020 | 09:01
@Johann Der schnuckelige Tipp ist wirklich schnuckelig. Hast du den Link zum Originalbeitrag?

Tatsächlich bin ich jetzt an dem Produkt schon mehr interessiert. Mit dem Old School Primer konnte ich so gar nichts anfangen. Das fand ich nur Phrasendrescherei.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: flaschengeist am 12.12.2020 | 10:12
Mit dem Old School Primer konnte ich so gar nichts anfangen. Das fand ich nur Phrasendrescherei.

Das ging mir auch so.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 12.12.2020 | 13:21
Ganz interessant. Zunächst einmal würde ich beobachten wollen, dass hier ein gamistischer Spielstil angepriesen wird in Kombination mit etwas, dass wir mal SettingSim genannt haben (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,112048.0.html). Die Genresetting-Simulation ist hierbei Teil der Kernkonzeptionen der gamistischen Ziele:

Zitat
My game is:
  • very challenge-focused, with real wins and losses front and center. Glory and disappointment abound in a way similar to sports or other challenging activities.
  • very wargamey in the simulative sense: the game is about maneuvering in the fictional world rather than manipulating formal game mechanics like in a boardgame; the latter exists boldly, as it does in D&D, but in service to fun and powerful simulation rather than independent of it.

Damit berührt es auch eine andere Diskussion, die hier kürzlich geführt wurde, es stellt nämlich einen gamistischen Spielstil mit einfach-heroischen Protagonisten (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,116854.msg134939967.html#msg134939967) dar. (Einfach ist hierbei nicht abwertend gemeint, auch wenn ich eine Präferenz für's Episch-Heroische habe.) SettingSim und einfach-heroische Protagonisten bedingen also (vermutlich) einander, ebenso wie Genrewelten-Sim und episch-heroische Protagonisten. Ich sollte das mal in dem Theorie-Thread festhalten.


Zweitens, diese ganzen OSR-Primer sind im Kern Werbebroschüren (und dienen auch der Selbstvergewisserung). Es gibt 3 große Hauptströmungen im Rollenspiel, die OSR ist klar eine Unterströmung des Gamismus. Man will damit (und mit Einladungen a la Settembrini) im rollenspielszene-internen Wettstreit Leute auf die eigene (einzig wahre?) Seite holen. Das ist schlicht Rollenspiel-Politik, ähnlich dem Parteienstreit.

Und weil das so ist, werden fast ausschließlich die Vorteile der eigenen Spielphilosophie angepriesen und auf die Nachteile der Konkurrenz verwiesen (und -im Schlimmsten Falle- werden diese auch noch verungliumpft). Dass, zB, "Rulings, not Rules" auch Nachteile hat? Geschenkt.

Bis auf die machnmal stattfindenden Verunglimpfungen der Anderen ist all das auch okay. Man muss es halt nur entsprechend einordnen können.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Settembrini am 12.12.2020 | 13:49
Nein, großer Widerspruch: OSR ist KEIN Gamismus. Wenn Ex-Forger das so hinstellen, dann hat das mehr mit denen, als mit der OSR zu tun.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexandro am 12.12.2020 | 13:58
Mit dem Old School Primer konnte ich so gar nichts anfangen. Das fand ich nur Phrasendrescherei.

Diesselbe Phrasendrescherei, mit der sich nicht-primär spielende, sondern in erster Linie predigende, OSRler im Internet umtun - insofern ist das Heftlein ungemein zeitsparend, denn nach der Lektüre hat man alle Argumente für diesen Spielstil gehört, die so herumflattern und muss sich nicht mehr anderswo umsehen. ;)

Die auf diese Weise gesparte Zeit kann man dann darein stecken, die entsprechenden Spiele selbst mal zu spielen, statt Windbeuteln wie Jeff Rients zuzuhören. Dieser Zugang, den man sich auf diese Weise erarbeitet, ist wahrscheinlich nützlicher als die Diskussion darüber, was OSR jetzt (nicht) ist.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 1of3 am 12.12.2020 | 14:33
Keine Ahnung, wie viel Leute spielen oder warum das wichtig ist. Und wer ist Jeff Rients? Die Frage ist doch, ob ich tatsächlich es nachmachen kann, wenn ich das will. Ob mans dann tut, ist die nächste Frage, aber um darüber eine Entscheidung zu treffen, müssen zunächst mal konkrete Handlungsschritte da sein. Und dass genau das nicht passiert, sieht man ja aus allen Richtungen, völlig egal, ob der Slogan des Tages dann Roleplay statt Rollplay, Rulings statt Rules oder Play to find out heißt. "Verwirf deine Encounter-Ideen, bis du Kopf würfelst" , das kann man nachmachen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Zarkov am 12.12.2020 | 14:52
Die ersten Beiträge im Storygames-Forum, in denen Eero Tuovinen davon erzählt hat, was und wie er da so treibt mit seiner Runde, die waren ziemlich interessant. Ich habe die grad neulich nochmal versucht, aufzustöbern, aber leider alles nur noch über archive.org zugänglich, und da drei oder vier spezifische Threads finden, das war mir dann grad zuviel. Vor allem, weil der Kerl irgendwo kurz vor der Graphomanie steht und zu der Zeit seitenweise Beiträge geschrieben hat.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: felixs am 12.12.2020 | 15:03
Zweitens, diese ganzen OSR-Primer sind im Kern Werbebroschüren (und dienen auch der Selbstvergewisserung). Es gibt 3 große Hauptströmungen im Rollenspiel, die OSR ist klar eine Unterströmung des Gamismus. Man will damit (und mit Einladungen a la Settembrini) im rollenspielszene-internen Wettstreit Leute auf die eigene (einzig wahre?) Seite holen.
(...)
Bis auf die machnmal stattfindenden Verunglimpfungen der Anderen ist all das auch okay. Man muss es halt nur entsprechend einordnen können.

Danke, das finde ich sehr wichtig.

Diese Klärung unterschiedlicher "Lager" im Rollenspiel finde ich wichtig.
Habe vor Jahren mal versucht, für die Einsicht zu werben, dass Wettbewerbsspieler und Erzählspieler gar nicht dasselbe Spiel spielen. Man kann durchaus beides spielen - das ist kein Widerspruch. Man spielt dann aber eben verschiedene Spiele.
Das wurde damals als Spaltung abgelehnt, mit der man die Rollenspiel-Szene schädigt.

Mir scheint es nach wie vor so, dass es gut wäre, sich über die Unterschiede zu verständigen und (im höflichen Umgang miteinander) Abgrenzungen zu klären. Das hilft dann, falsche Erwartungen zu sortieren und hilft Spielleitern und Spielern, einen (für sie) guten Spielstil miteinander zu finden.

Was tatsächlich schädlich ist, ist das Brustgetrommel, die Verächtlichmachung des Anderen, die zerstörerische Polemik. Gut ist eine kritische Auseinandersetzung und eben die Klärung von Zielen, bei denen das Ergebnis durchaus sein kann (und, meines Erachtens, sein wird), dass man derart unterschiedliche Ziele verfolgt, dass diese nicht im selben Spiel unterzubringen sind.

Ich bin grundsätzlich Erzählspieler.
Aber ich finde einige Ideen der Gamisten interessant und habe auch damit experimentiert. Ich würde gern mal "richtiges" OSR-Spiel mitspielen. Bisher hat das aber nie geklappt, die Gruppen passten nicht (weil "Erzählspieler", die eben nicht mehrere Jahre forenlesenderweise theoretische Auseinandersetzung mit Gamismus und OSR mitgemacht haben).
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Johann am 12.12.2020 | 18:17
Ich versuche vorsichtig zu formulieren (z.B. "bestimmte Spielart von D&D"), um niemandem auf die Füße zu treten. Wenn mir das doch passiert oder ich mich vertue, dann bitte ich um freundliche Korrektur (z.B. einen Hinweis, dass ein Begriff auch anders verstanden werden kann oder arg vereinfacht dargestellt wurde). Wahrscheinlich hätte ich das Label OSR (mit dem Eero sich auch gar nicht schmücken will - siehe sein letztes IndieGoGo Update (https://www.indiegogo.com/projects/muster-an-old-school-primer#/updates/3)) nicht in den Mund nehmen sollen.

Eero spielt sehr viele und gezielt sehr unterschiedliche Rollenspiele. Seit Januar 2020 führt er ein wöchentliches Blog (https://www.arkenstonepublishing.net/isabout/), für das er jede Menge Actual Play Reports sowie eine Reihe interessanter Essays geschrieben hat (u.a. mit einem ungewöhnlichen und konstruktiven Blick auf 'railroading' im Rahmen eines Essays zu (Forge) Simulationism (https://www.arkenstonepublishing.net/isabout/2020/05/14/observations-on-gns-simulationism/)). Er ist ganz sicherlich niemand, der den einen wahren Weg propagiert. Wer Zweifel oder Neugierde verspürt, kann sich da ja mal umgucken.

@1of3
Der Link zum Thread "[OSR] Hexcrawl sandbox procedures" ist tot, genau wie das ganze Story-Games Forum. Es ist wie von @Zarkov erwähnt fummelig, aber man kann sich z.B. auch das Archiv herunterladen und z.B. per Notepad++ durchsuchen (https://fictioneers.net/comment/3671#comment-3671). Ich kann dir den Thread gerne per PM schicken.

@Erik
Um Subjektivität kommen wir in der Tat nicht herum, wenn Menschen abwägen (per Spielleiterentscheid usw.). Ich bin indes mit dem Maß an Fairness, das man erreichen kann, zufrieden:

Wenn der T-Rex jemanden frisst (bei uns waren es zwei Mann) und ich als Spielleiter dann sage "50/50, ob er satt ist und von euch ablässt", dann ist das natürlich subjektiv. Wir wissen nicht, was ein T-Rex tun würde und sind auch keine Experten für das Jagdverhalten großer Landraubtiere. Für mich ist der entscheidende Punkt das Würfeln an sich (und nicht, ob ich 1:2 oder 1:6 oder was auch immer als Wahrscheinlichkeit ansetze).

Durch das (übrigens offene) Würfeln..
(a) gebe ich bewusst die Kontrolle ab und die entstehende Geschichte kann sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln
(b) belege ich ein Stück weit meine innere Einstellung als Spielleiter (für diese Sorte Spiel),
(c) kommt es im Laufe einer längeren Kampagne immer wieder zu Antiklimaxen, Langeweile und Frustrationen. Diese Situationen belegen jedoch die Neutralität:
- Man bereitet sich auf eine große Schlacht vor … und der übermächtige Feind flüchtet direkt (Morale Check).
- Durch eine den Würfeln übertragene Regelentscheidung ("Wirkt Magic Missile unter Wasser?" - Ich mache sowas; Eero vermutlich nicht.) wird eine bedrohliche Kampfsituation zu einem extrem einfachen Sieg.
- Unwahrscheinlich viele Zufallsbegegnungen mit Skeletten ziehen den Abend in die Länge (wobei Eero eine coole Methode hat, um so etwas abzukürzen).
- Die gesamte Abenteurergruppe stirbt.

Man zahlt also als Rollenspielgruppe einen bisweilen hohen Preis für das Spiel in einer weitgehend neutral geleiteten Welt. Die enorme Spannung und die unvorhergesehenen Entwicklungen sind das für mich persönlich allemal wert (wobei ich auch ganz andere Sachen spiele, im letzten Jahr z.B. Dust Devils, Everyone is John und Ten Candles).
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Deep One am 12.12.2020 | 19:05
1) OSR ist nicht GAM. Wie kommt man eigentlich auf die Idee?

2) Was hat der arme Jeff Rients irgendwem getan, dass er hier als "Windbeutel" verunglimpft wird?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 12.12.2020 | 19:12
Nein, großer Widerspruch: OSR ist KEIN Gamismus. Wenn Ex-Forger das so hinstellen, dann hat das mehr mit denen, als mit der OSR zu tun.

Was ist es dann? SIM etwa? Nein, im Ernst, wie würdest du es beschreiben?

Unzweifelhaft ist: Herausforderungsorientiertes OSR-Rollenspiel hat eine starke, gamistische Komponente. Allein schon dadurch, dass man so einen Dungeon tatsächlich "verlieren" kann. Das bedeutet indes aber nicht, dass die ganze OSR in einen einzelnen Stil des Big Model fällt; die Zuordnung dürfte sich von Spiel zu Spiel unterscheiden. Aber das ist eigentlich bei allen Rollenspielen so. Fate z.B. ist ja auch nicht reines NAR.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 12.12.2020 | 19:19
Dan verstehe ich das besser. Ich würde dann eher von Zufall reden, aber gut. Wenn man genug Zufall reinfließen lässt, dann wird die Welt natürlich neutral insofern, als das keine große SL-Agenda mehr da ist. Aber gleichzeitig steigt natürlich auch die beliebigkeit und die unvorhersehbarkeit. Wenn ich bsp. den TX auf 50/50 würfle, ob er satt ist, dann kann es mir passieren, das der Zoologie-studierte Spieler sich ob seines Vorwissens beschwert, da er sich darauf verlassen habe, das der T-Rex natürlich nicht satt sei. neutralität wäre für mich dann doch auch, das ich zumindest grundlegend meine SL-Entscheidungen auf realen oder zumindest von mir und den Spilern gemeinsam als korrekt wahrgenommenen Wahrscheinlichkeiten basieren lasse, und da das nicht geht, da man niemand auch nur im Ansatz genug von all diesem zeug versteht, geschwiege denn Einigkeit darüber bei den Spielern zu erreichen ist, halte ich den fairness begriff für ungünstig.

ich mache es im grunde genauso wie du, ich würfele sehr viel 50/50. Aber ich würde nicht sagen, das sei in irgendeiner Weise neutral oder fair. Es ist allerdings neutraler oder fairer, als wenn ich einfach nach laune so bestimme.   
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Samael am 12.12.2020 | 19:19
Das ist tatsächlich eine Sache, die mich neugierig macht.

Als langjähriger Spieler/Spielleiter von D&D 3.5, wo man im Groben sagen konnte, "Wenn es nicht in den Regeln steht, geht es nicht" (weil so gut wie alles verregelt war bzw. per Sage Advice verregelt wurde), und jetzt Spieler und angehender Spielleiter für Systeme, die eben auf "Rulings" setzen (Forbidden Lands/D&D 5E), ist gerade die Entwicklung präzedenzbasierter Regeln für eine Runde etwas, worüber ich schon länger grüble.

Mir geht es dabei gar nicht um Fairness in der Situation, in der das Ruling nötig ist. Ob dies jetzt der SL festsetzt (und nicht von der Gruppe abgelehnt wird) oder gemeinsam erörtert wird...geschenkt, hier entscheidet die konkrete Gruppe, wie man es handhaben möchte. Aber für mich ist die Konsistenz von Rulings wichtig, gerade bei Situationen, die evtl. häufiger auftreten. Das ist die wichtige "Fairness" für mich, nämlich dass beim nächsten Mal bei einem anderen SC die gleiche Regel verwendet wird.

Wäre also interessant zu sehen, wer sowas eigentlich festhält...ist das (mal wieder) SL-Sache, ein Gruppending oder hat man vielleicht sogar einen Gruppenschreiber für solche Sachen?

Ich denke es ist nicht sinnvoll eine Art Präzedenzfall-Gesetzesbuch zu erstellen. Für ganz zentrale Dinge kann man Hausregeln oder Regelklarstellungen/Interpretationen festhalten.

Aber grad für hochsituative rulings würde ich in keinem Fall Festlegungen treffen. Das artet nämlich schnell in Unübersichtlichkeit aus und zerstört den Vorteil des regelleichten OSR - Systems. Und es ist in meinen Augen überhaupt kein Problem, wenn sehr ähnliche Situationen mal unterschiedlich geregelt werden... In Wirklichkeit gibt es eine exakt identische Situation ja ohnehin nicht!
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 12.12.2020 | 19:22
Unzweifelhaft ist: Herausforderungsorientiertes OSR-Rollenspiel hat eine starke, gamistische Komponente. Allein schon dadurch, dass man so einen Dungeon tatsächlich "verlieren" kann. Das bedeutet indes aber nicht, dass die ganze OSR in einen einzelnen Stil des Big Model fällt; die Zuordnung dürfte sich von Spiel zu Spiel unterscheiden. Aber das ist eigentlich bei allen Rollenspielen so. Fate z.B. ist ja auch nicht reines NAR.

D&D 4 ist sehr GAM, und wird von einigen Old-Schoolern gehasst. Davon will man sich abgrenzen, auch wenn das Modell eine so feine Differenzierung nicht vorsieht.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Settembrini am 12.12.2020 | 19:22
Weder GAM noch SIM. OSR ist einfach Old school Rollenspiel, wie Gary und Dave es gespielt haben. Noch bevor es RuneQuest und seine Abgrenzungsbemügungen gab.

Diese Schubladen von Ron und Co waren und sind nur Marketinginstrumente. Denn die wollen IMMER Euch etwas verkaufen. OSRIC oder auch BasicRPG gibt es umsonst zum Download. So wie auch hunderte Module.

Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 12.12.2020 | 19:51
Weder GAM noch SIM. OSR ist einfach Old school Rollenspiel, wie Gary und Dave es gespielt haben. Noch bevor es RuneQuest und seine Abgrenzungsbemügungen gab.

Diese Schubladen von Ron und Co waren und sind nur Marketinginstrumente. Denn die wollen IMMER Euch etwas verkaufen. OSRIC oder auch BasicRPG gibt es umsonst zum Download. So wie auch hunderte Module.

Naaaaaaaaaa, Fate gibt es auch frei zum Download. Und viele Storygames, die aus der Forge entstanden sind, auch. Das hat die OSR nicht für sich gepachtet. So what's your point?

(BTW: Ich halte das Big Model auch für keine sonderlich gute Grundlage zur Beschreibung von Rollenspielen. Aber innerhalb der Kategorien dieser Skala kann man auch Old-School-Rollenspiel irgendwo verorten. Ob man das möchte oder dabei bestimmte Aspekte unter den Tisch fallen, ist eine andere Frage. Aber man kann es da irgendwo wiederfinden.)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: nobody@home am 12.12.2020 | 20:06
D&D 4 ist sehr GAM, und wird von einigen Old-Schoolern gehasst. Davon will man sich abgrenzen, auch wenn das Modell eine so feine Differenzierung nicht vorsieht.

Klingt für mich nach 'ner Variante von Geek Social Fallacy #4 ("Friendship is transitive"). Hier sinngemäß: "Wenn ich etwas mag, auf dem ein bestimmtes Etikett klebt, dann muß ich alle Dinge mögen, die dasselbe Etikett teilen", woraus dann instinktiv natürlich folgt, daß etwas, das ich nicht mag, auch nicht das bewußte Etikett tragen darf. Hasse ich also D&D4 und bezeichne dieses als "gamistisch", mag aber gleichzeitig OSR-Spiele, dann können die zwangsläufig nicht gamistisch sein, denn wenn sie es wären, müßte ich ja D&D4 auch mögen und mein ganzes Weltbild bräche zusammen!

Daß die "Logik" dahinter gewaltig hinkt, muß ich hoffentlich nicht lange erläutern. :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: General Kong am 12.12.2020 | 20:24
OSR-Spiel(erei) ist für mich:
- ein übersichtliches Regelsystem (auf Gundlage von OD&D bis AD&D1)
- klassenbasiert
- stufengetrieben
- Entscheidung des Sl, wenn es keine eindeutige Regel gibt
- Freiheit der Spieler, ihre SC ALLES versuchen zu lassen
- SL als neutrale Instanz, nicht Feind und auch nicht Babysitter (weder der Spieler noch ihrer SC)
- die Welt existiert auch ohne die SC; sie favourisiert weder die SC noch NSC

Meist sind es "klassische" Abenteuer, in denen es von Verliesen, Drachen usw. wimmelt (natürlich nach Genre).

Das Ganze ist wirklich keine Nuklearphysik. Ich verstehe gar nicht, was es da groß zu "verstehen" gibt. Bin da ganz bei Settembrini.

Wer ein neues OSR-Spile herausbringt, der wird dafür seine Gründe haben (meine ich völlig neutral). Aber wer da neue philisophische Tiefen oder Finessen des OSR-Spielens ergründen will, da diese ja bisher so wenig verständlich seien, der
a) hat entweder einen Knall
oder
b) bindet seinen potentiellen Kunden einen Bären auf.

Ich finde im übrigen den OSR-Primer superduper - er stellt auf den Punkt genau die Spielweise von OSR und "moderneren" Varianten gut dar.
Aber wer nun glaubt, dass ich in meinen Kampagnen oder als Spieler meine Zeit damit vergeude in jedem Dungeon alle Steinpallten mit einer Stange auf Fallen zu überprüfen oder zu beschreiben, wie ich die Wand nach Schiebetüren untersuche, der hat wohl auf dem letzten Offiziersball von den vergorenen Bananen genascht - mach ich nicht.
Will spielen, nicht zwei Räume in vier Stunden erkunden.
Und wer mir daraufhin nun vorhielte, DANN spiele ich aber gar nicht richtig OSR, der hat wahrscheinlich den ganze Korb Gammelfrüchte leergefressen.

Wie gesagt: Es ist eine bestimmte Spielweise. Sie hat Vorteile und mir macht es Spaß.
Ist sie die einzig Seeligmachende. Weißgott nicht!
Erzählspiele sind nicht mien Ding - wer nur Geschichten erzählt, der spielt meiner Meinung nach nicht. Der erzählt Geschichten.
Aber wenn ab und zu ein Würfel rollt (be Münze wirft/ Pfriemelpunkte ausgibt und vergleicht usw ...  :d

Und am Ende des Tages wollen wir doch alle nur DAS EINE - spielen!  ~;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 12.12.2020 | 20:58
OSR-Spiel(erei) ist für mich:
- ein übersichtliches Regelsystem (auf Gundlage von OD&D bis AD&D1)

Also gamistisch.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 12.12.2020 | 21:08
Hat hier jemand Jeff Rients gesagt?
Wer das ist erklärt euch der Ghoultunnel. (https://ghoultunnel.wordpress.com/2019/12/07/hoellenbrut-rezension-broodmother-skyfortress-lotfp/)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 12.12.2020 | 21:11
Also gamistisch.

Entensaison!
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 12.12.2020 | 21:52
Gary Gygax, AD&D, 1978, Seite 6:
'It is important to keep in mind that, after all is said and done, Advanced Dungeons & Dragons is a game. Because it is a game, certain things which seem "unrealistic" or simply unnecessary are integral to the system. Classes have restrictions in order to give a varied and unique approach to each class when they play, as well as to provide play balance. Races are given advantages or limits mainly because the whole character of the game would be drastically altered if it were otherwise.'

BUMM
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: General Kong am 12.12.2020 | 22:01
Ich habe da kein Problem mit.
Seit wann ist es schlimm, dass ein RollenSPIEL ein Spiel ist?

BIMMBAMMBUMM!  ~;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Samael am 12.12.2020 | 22:02
Naja. GNS kann man für relevant halten oder auch ... nicht.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: General Kong am 12.12.2020 | 22:16
Och, ich bin nicht generell theoriefeindlich. Ich bin auch sehr der Meinung, dass das Spielsystem wichtig ist.

Aber wenn die Theorie sich anschickt, nicht zu erklären und zu helfen, sondern wohl vor allem dazu führt, dass man sich wunderbar über Begriffe und Abstrakta zerstreuten kann, zum Teufel mit ihr!
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 12.12.2020 | 22:24
Ich verwende es auch nicht im GNS-Sinne. Aber es ist leicht zu zeigen, dass es 3 maßgebliche Aspekte des Rollenspiels gibt, die sowohl während des Regelentwurfs als auch des konkreten Spielverlaufs untereinander konfliktär sein können. Und diese 3 Aspekte sind spielerische Aspekte, erzählerische Aspekte und die Entsprechung von Fluff/Crunch mit der Vision des Settings. Letzteres ist im weiteren Sinne Simulation/Simulationismus.

Das obige Gygax-Zitat belegt welche Priorität (dh, wie etwaige Konflikte aufgelöst wurden) beim Entwurf von AD&D1 gesetzt wurde: spielerische. Es ist im Kern ein gamistisches Spiel. Das ist nichts schlimmes, ich möchte es nur mal hier festhalten.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: nobody@home am 12.12.2020 | 22:29
Man sollte mMn auch nicht vergessen, daß eins der Primärziele bei (A)D&D seit jeher im Sammeln von Punkten und Powerups besteht. Viel reiner kann man einen "Spiel"aspekt eigentlich gar nicht hinkriegen. ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 12.12.2020 | 22:37
Man sollte mMn auch nicht vergessen, daß eins der Primärziele bei (A)D&D seit jeher im Sammeln von Punkten und Powerups besteht. Viel reiner kann man einen "Spiel"aspekt eigentlich gar nicht hinkriegen. ;)

AD&D in seiner baroquen Art mit Reinheit in Verbindung zu bringen, ist echt drollig. Und reduktionistisch.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 12.12.2020 | 22:45
Man sollte mMn auch nicht vergessen, daß eins der Primärziele bei (A)D&D seit jeher im Sammeln von Punkten und Powerups besteht. Viel reiner kann man einen "Spiel"aspekt eigentlich gar nicht hinkriegen. ;)
Richtig, aber zumindest in den ganzen OSR-Primern liegt darauf nicht die Betonung. Das hat stattdessen schon potenziell simulationistische Aspekte, wenn es darum geht als einfach-heroischer Protagonist frei in einem Sandbox-Setting herumlaufen. Ich glaube trotzdem, dass dies idR nur den Rahmen bildet für D&D-typisches Gameplay. Aber immerhin.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Johann am 12.12.2020 | 23:10
Wenn ich bsp. den TX auf 50/50 würfle, ob er satt ist, dann kann es mir passieren, das der Zoologie-studierte Spieler sich ob seines Vorwissens beschwert, da er sich darauf verlassen habe, das der T-Rex natürlich nicht satt sei. neutralität wäre für mich dann doch auch, das ich zumindest grundlegend meine SL-Entscheidungen auf realen oder zumindest von mir und den Spilern gemeinsam als korrekt wahrgenommenen Wahrscheinlichkeiten basieren lasse, und da das nicht geht, da man niemand auch nur im Ansatz genug von all diesem zeug versteht, geschwiege denn Einigkeit darüber bei den Spielern zu erreichen ist, halte ich den fairness begriff für ungünstig.

(Hervorhebung durch mich.)

Genau! Wenn ein Spieler relevante Kenntnisse hat, dann berücksichtige ich sie. Ich habe zum Beispiel keine Ahnung von der Seefahrt, aber mehrere Segler in der Gruppe. Bei allen nautischen Fragen wende ich mich an sie. Als Spielleiter obliegt mir die Aufgabe, eine Diskussion notfalls abzukürzen und eine Entscheidung zu treffen, aber nach meiner Erfahrung haben die Spieler mehr Verständnis dafür, wenn ich (1) ihre Einwürfe annehme (und z.B. die "T-Rex ist satt"-Wahrscheinlichkeit nach einer zoologischen Anmerkung anhebe oder senke) und (2) ich die Sache abgesehen von den Wahrscheinlichkeiten an die Würfel abgebe (und damit ausdrücke, dass es so oder so ablaufen, aber auch so oder so verstanden werden könnte).

Das fachliche Niveau unserer Überlegungen ist dabei irrelevant. Wenn die Spielercharaktere ein Katapult bauen wollen, dann ist es egal, ob die Spielrunde aus Jugendlichen oder Ingenieuren besteht. Wichtig ist, dass wir nach bestem Wissen (Physikunterricht plus Hollywood-Filme oder Dipl.-Ing. plus Hollywood-Filme) und Gewissen (Was halten wir für realistisch? statt Was würde meinem Charakter nützen?) entscheiden (oder im Sinne des Spielflusses approximieren). Wir spielen ja privat und zu unserer Unterhaltung und nicht vor einer Prüfungskommission.

Und man kann dabei eine Menge lernen! Wenn ein Thema des Öfteren aufkommt, uns interessiert oder besonders wichtig erscheint (z.B. weil die Spielercharaktere ein Schloss bauen wollen), dann wird - vor allem zwischen den Spielabenden - wie von selbst diskutiert und recherchiert. Ich wusste beispielsweise bis vor Kurzem nicht, dass der baltische Ritterorden vor allem im Winter Krieg geführt hat. Klang für mich widersinnig, aber anscheinend kann man auf den zugefrorenen Flüssen hervorragend Truppen bewegen. Hat ein Spieler im Deutschlandfunk gehört, soweit ich mich erinnere. Ob das einer wissenschaftlichen Überprüfung standhält ist egal - wobei wir da offen für anderslautende Informationen sind -, denn es ist eben unser Wissensstand.

Und das macht u.a. den Reiz von diesem Spielansatz aus: Dass wir gucken, ob unsere Abenteurergruppe gemäß unserem Verständnis der Spielwelt mit ein paar beschworenen Braunbären und zwei Unsichtbarkeitstränken ein paar Gefangene aus einem pseudorömischen (und mit Magie durchaus vertrauten) Armeelager befreien kann (oder langfristig zu Herrschern aufsteigen kann). Wenn die Planung abgeschlossen ist, heißt's irgendwann: Finden wir's raus!*

*Und ja, @1of3, das ist für sich genommen erst mal nur ein Slogan. Ich identifiziere mich damit, weil ich es als Spielleiter einfach toll finde, dass ich ebenfalls ständig überrascht werde und zu Beginn eines Spieleabends auch nicht weiß, ob der Drache gewinnt oder welche bzw. ob Charaktere überleben. Ich habe aber auch Spaß daran, wenn beispielsweise bei anderen Rollenspielen mein Plot perfekt aufgeht, die Prophezeiung erfüllt wird usw.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 13.12.2020 | 00:06
AD&D in seiner baroquen Art mit Reinheit in Verbindung zu bringen, ist echt drollig. Und reduktionistisch.

Und doch kommt von der PESA-Seite gerne, dass (A)D&D ja irgendwo die reine Lehre ist und alles danach im Grunde Schwundstufe. Du hast selbst gesagt, es sei wie Jazz. Und der nicht nicht eben "baroque". Und ich dachte auch immer, bei OSR geht es sogar explizit um Reduktion... also was ist jetzt Phase, sag schon!
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 13.12.2020 | 00:40
Und doch kommt von der PESA-Seite gerne, dass (A)D&D ja irgendwo die reine Lehre ist und alles danach im Grunde Schwundstufe. Du hast selbst gesagt, es sei wie Jazz. Und der nicht nicht eben "baroque". Und ich dachte auch immer, bei OSR geht es sogar explizit um Reduktion... also was ist jetzt Phase, sag schon!

Hasensaison!

Keine Ahnung, worum es "der OSR" geht, aber AD&D-artig es Kampagnenspiel ist holistisch zu verstehen. Das zentrale Element ist jenes der Ergebnissoffenheit. Daraus fließt eigentlich der Rest.

Vergleiche auch das PJJ:
https://hofrat.rsp-blogs.de/2019/08/01/spielkunsthandwerk-preussisches/

Reinheit und Reduktion sind Forge-Forderungen. Das Bild der Schwundform versucht das aufzugreifen.

Edit: Gibt natürlich jenseits und vor und nach der Forge Forderungen, Spielziele einzugrenzen, aber die Forge ist schön emblematisch. :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 13.12.2020 | 01:15
Und ich dachte auch immer, bei OSR geht es sogar explizit um Reduktion... also was ist jetzt Phase, sag schon!
Bei der OSR geht es, wenn überhaupt, um Reduktion im Verhältnis zur D&D3e  et. al. Da liegt AD&D ganz schön weit vorne, was das angeht.  ;)

Aber vor allem geht es bei der OSR um eigene Ideen, DIY und alte Rollenspiele, oft oD&D, AD&D die ganzen B/X und BECMI Geschichen als Fundament (und mehr oder weniger kompatibles Element). Barocker, Jazziger, Reduzierter, alles OSR, wenn es das sein will. Und durchaus auch Regeln außerhalb von D&D. Es gibt keine feste Definition. Ist halt keine Firma, sondern eine sehr heterogene, irgendwie unfaßbare Bewegung.   :D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Settembrini am 13.12.2020 | 07:52
In meinen AD&D Runden habe ich nachweislich mehr Story und Drama und Gefühl als Eoru in seinen "Storyrunden".
Und wenn ich Rollenspiele gespielt habe, die sich als abgeschlossenes, brettspielartiges Produkt verkaufen und daherkommen DANN Forgespiele.

Und wenn ich einen Spielleiter erlebt habe, dem die Würfeltricks & der Spieler-Spieler Wettbewerb wichtiger als die Stimmung und die Konsistenz der Spielwelt sind, dann VINCENT BAKER.

Die Forge-Kategorien ergeben nur unter einem einzigen Blickwinkel Sinn: Der Erläuterungen dessen, was Ron als NARR-Spiele erfand und verkaufen wollte: Den thematischen Rolloszenarien zur Abfrage und Evozierung der kleinbürgerlichen Spielermoralstatements mittels forcierter Dilemmata.

Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 13.12.2020 | 08:22
Hasensaison!

Keine Ahnung, worum es "der OSR" geht, aber AD&D-artig es Kampagnenspiel ist holistisch zu verstehen. Das zentrale Element ist jenes der Ergebnissoffenheit. Daraus fließt eigentlich der Rest.
Spargelsaison!

Du kannst also letztlich nur eine bestimmte Gruppe Spiele zuverlässig einordnen (die "AD&D-artigen"), einräumend, dass du nicht weißt, worum es "der OSR" eigentlich geht. Gleichzeitig behauptest du, dass du schon weißt, worum es "der Forge" eigentlich geht, nämlich um, und ich zitiere "Reinheit und Reduktion". 

Und an der Stelle nehmen wir Edwards dazu:

Zitat
"Perhaps the ongoing debate about 'system-light' vs. 'system-heavy' is a waste of time. A system is not automatically good if it is more or less complex than another. The degree of acceptable complexity comes from the game's outlook, and should be judged in that context only

- aus: System Does Matter (http://www.indie-rpgs.com/_articles/system_does_matter.html)

Es ist der Forge letztlich egal, wie reduziert ein Spiel daherkommt. Was zählt, ist, dass es die kreative Agenda unterstützt, die die Leute am Spieltisch haben. Das läuft im Falle der NAR-zentrierten Spiele, die aus der Forge gekommen sind, zwar auf Regelleichtgewichte hinaus, doch das heißt nicht, dass die Spiele per definitionem reduziert sein müssen. Und auch wenn Edwards komplexe Mischungen der approaches mit der Einlassung
Zitat
Here I suggest that RPG system design cannot meet all three outlooks at once
abtut ist auch Reinheit der falsche Begriff hier, allein schon deshalb, weil die Forge-ler natürlich schon in ihren Eigenkonstruktionen Einflüsse mischen und Versatzstücke anderer Systeme mit reinnehmen. (Wie sich diverse Forge-Aktive aufführen und ob ihre Theorien zu Ende gedacht sind, ist ein anderes Thema. Wir wollen ja die Gedanken und Spielkonzepte von jemandem nicht danach beurteilen, wie sie vorgetragen werden, oder?  ;) )

Um "eigene Ideen und DIY" geht es auch nicht der OSR allein. Genau darum ging es der Forge eben auch. Die Indie-RPG-Bewegung war getragen von Leuten, die sich hingesetzt haben und Artikel und Rollenspiele geschrieben haben, einige davon kostenpflichtig, viele davon frei zugänglich. Insofern können auch Non-OSR-Indierollenspiele "barocker, jazziger und reduzierter" sein, als der RPG-Mainstream.

Und Ergebnisoffenheit? Was bedeutet das denn? Das bedeutet doch nur, dass alles versucht werden kann, was in der Spielwelt plausibel versucht werden kann und dass das Ergebnis mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, die sich aus den Gegebenheiten der Spielwelt (Encounter, Vorbereitung, Modellierung des Hex, Variablen in der Handlungsmaschine, etc.) herleitet, zufällig bestimmt wird. Das klingt für mich ziemlich deutlich wie ein simulationistisches Element. Die Modellierung und der Holismus der ARS-Spielwelten und -Regeln ist vielleicht eine ungenaue Simulation. Aber es bleibt irgendwo schon eine Simulation. Ich bin da an dieser Stelle tatsächlich bei Edwards, wenn er Ur-D&D, vom Wargame hergeleitet, als eine Mischung aus SIM und GAM beschreibt.

Zitat
Edit: Gibt natürlich jenseits und vor und nach der Forge Forderungen, Spielziele einzugrenzen, aber die Forge ist schön emblematisch. :)
Und am Ende dann noch der Hinweis darauf, dass es das, was die Forge gemacht hat, ja außerhalb der Forge auch schon immer gegeben hat und überhaupt. Naja, das stimmt. Das trifft aber auch auf alle rollenspielerischen Bewegungen zu. Wir rekombinieren ohnehin immer, aber aus dieser Bewegung erwachsen neue Impulse. Die OSR und die NAR-Indie-Bewegung sind gar nicht so weit voneinander weg (und "Dungeon World" wäre zum Beispiel schon ein Brückenschlag).

Wenn man also mittels der Begriffe der Forge AD&D beschreiben will, dann wird das Gelingen. Die Kategorisierung mag dann von den Ideen einer bestimmten Art zu Spielen eingefärbt sein. Aber das ist ja bei Kategorisierungen von anderen Subkulturen aus dem Hobby nicht anders.

Zitat
In meinen AD&D Runden habe ich nachweislich mehr Story und Drama und Gefühl als Eoru in seinen "Storyrunden".
Ach ja, dann zeig mir doch bitte die Skala, Set, anhand derer du das bemisst. Erbringe den Nachweis. Los!

Zitat
Und wenn ich Rollenspiele gespielt habe, die sich als abgeschlossenes, brettspielartiges Produkt verkaufen und daherkommen DANN Forgespiele.
Anekdotische Evidenz. Mit "Primetime Adventures" kannst du alles spielen, wirklich alles. Mit "Hillfolk" auch.

Zitat
Und wenn ich einen Spielleiter erlebt habe, dem die Würfeltricks & der Spieler-Spieler Wettbewerb wichtiger als die Stimmung und die Konsistenz der Spielwelt sind, dann VINCENT BAKER.
Der auch nur ein Vogel in einer Reihe von vielen Rollenspielschaffenden ist. Warum scherst du die Forge-ler alle über einen Kamm.

Zitat
Die Forge-Kategorien ergeben nur unter einem einzigen Blickwinkel Sinn: Der Erläuterungen dessen, was Ron als NARR-Spiele erfand und verkaufen wollte: Den thematischen Rolloszenarien zur Abfrage und Evozierung der kleinbürgerlichen Spielermoralstatements mittels forcierter Dilemmata.
Uuuuuuund... wir sind in der Moralkategorie. Lass doch die Leute einfach spielen, wie sie wollen, ohne ihnen gleich Kleinbürgertum oder Schlimmeres vorzuwerfen. Lass sie die Spiele kaufen, die sie wollen. Ich wette mit dir auch ARS-ler verkaufen ihre Spiele und nutzen dafür ihre Theoreme als Unique Selling Points.
Und wenn wir schon munter daheranekdotisieren: Ich sehe mich als jemanden, dem NAR, mit einem Schuss SIM, die zentrale kreative Agenda ist. Und ich habe niemals ein Produkt von Ron Edwards gekauft. Trotzdem hat sein Big Model mich zum Nachdenken über Rollenspiel an sich gebracht. Und ich bin sicher kein Einzelfall. Was machst du da raus?

Also selbst, wenn das stimmte, was du sagst: Auch der Weihnachtsmann hat sich aus seiner Rolle als reine Werbefigur für Softdrinks emanzipiert. Das ist sicher dem Big Model auch vergönnt gewesen.

Edit: Rechtschreibfeler.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Samael am 13.12.2020 | 08:34
Zitat
Die OSR und die NAR-Indie-Bewegung sind gar nicht so weit voneinander weg (und "Dungeon World" wäre zum Beispiel schon ein Brückenschlag).

Ich weiß ja nicht, ob DW wirklich eine Brücke zur OSR schlägt. DW hat zwar OSR Lack dran, aber der Motor hat nicht viel damit zu tun.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 13.12.2020 | 08:36
Ich weiß ja nicht, ob DW wirklich eine Brücke zur OSR schlägt. DW hat zwar OSR Lack dran, aber der Motor hat nicht viel damit zu tun.
Geht es denn hauptsächlich um den Motor oder um Strecken, welche befahren werden sollen?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Tegres am 13.12.2020 | 08:38
Boah Leute, könnt ihr für diese Diskussionen nicht einen eigenen Thread aufmachen? Ich möchte hier konkrete Beiträge zu diesem Primer und seinem Autoren lesen, nicht die drölfzigste Debatte darum, was noch OSR noch und was nicht, wie das Verhältnis zu Erzählspielen ist und anderes Gedöns.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Samael am 13.12.2020 | 08:39
Geht es denn hauptsächlich um den Motor oder um Strecken, welche befahren werden sollen?

Haha, hier verlässt mich die Auto-Anekdote.

Aber bleiben wir beim Dungeoncrawling (als "Strecke"). Ich mag das ja. Und ich könnte mir nie vorstellen, das mit DW zu bespielen. Ich war bei der Lektüre einfach nur irritiert und hab das Buch sofort wieder verkauft. Passt nicht zu dem, was ich machen will.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Samael am 13.12.2020 | 08:41
Boah Leute, könnt ihr für diese Diskussionen nicht einen eigenen Thread aufmachen? Ich möchte hier konkrete Beiträge zu diesem Primer und seinem Autoren lesen, nicht die drölfzigste Debatte darum, was noch OSR noch und was nicht, wie das Verhältnis zu Erzählspielen ist und anderes Gedöns.

Schrecklich wenn die Leute sich unterhalten, in einem Diskussionsforum.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 13.12.2020 | 08:46
Haha, hier verlässt mich die Auto-Anekdote.

Aber bleiben wir beim Dungeoncrawling (als "Strecke"). Ich mag das ja. Und ich könnte mir nie vorstellen, dass mit DW zu bespielen. Ich war bei der Lektüre einfach nur irritiert und hab das Buch sofort wieder verkauft. Passt nicht zu dem, was ich machen will.
Hehe. Ich frage auch eher wegen so etwas wie "Forbidden Lands", das zwar nicht unbedingt zwingend auf Dungeoneering ausgelegt ist, aber imho gut auch dafür anwendbar ist.

@Tegres:
Vor Dezember 2021 (ieeeks....) wird man wohl nicht mehr vom Inhalt des Primers erhaschen können. Und eigentlich muss/kann/sollte man hier auch über Abgrenzungen sprechen, denn das ist nach meinem Verständnis das,w as dieses Werk eigentlich (auch) erreichen will: Das Verständnis dieser Spielweise gegenüber anderen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Settembrini am 13.12.2020 | 09:17
Zitat
Uuuuuuund... wir sind in der Moralkategorie. Lass doch die Leute einfach spielen, wie sie wollen, ohne ihnen gleich Kleinbürgertum oder Schlimmeres vorzuwerfen.

Häh? ICH lasse jeden spielen wie er will. Es ist Ron Edwards und seine Spießgesellen, die immer und immer und immer wieder auf die Moral kommen! Das ist Thematisches NARR-Rollenspiel! Das kommt doch von IHM.
Und alle, die keinen Bock auf das Ausforschen ihrer privaten Moralvorstellungen haben als buchstäblich BRAIN DAMAGED bezeichnen.



Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 13.12.2020 | 09:34
Also, ich habe das Material mal ein wenig analysiert, daraufhin wurde diese Analyse hinterfragt und ich habe meine Behauptungen gerechtfertigt. Gleichzeitig habe ich klar gemacht, dass ich zwar die Terminologie des GNS nutze, aber nicht dessen Definitionen.
Ich nehme an, dass es an meiner preußisch-nüchternen Beweisführung wenig auszusetzen gibt und dass deshalb jetzt eine Ron-Edwards-Strohpuppe errichtet wird, um auf sie einzuschlagen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 13.12.2020 | 09:41
Häh? ICH lasse jeden spielen wie er will. Es ist Ron Edwards und seine Spießgesellen, die immer und immer und immer wieder auf die Moral kommen! Das ist Thematisches NARR-Rollenspiel! Das kommt doch von IHM.
Und alle, die keinen Bock auf das Ausforschen ihrer privaten Moralvorstellungen haben als buchstäblich BRAIN DAMAGED bezeichnen.

"Spielermoralkleinbürgertum" ist eine Bezeichnung von dir für die Art Spieler, die sich in Edwards Spielen wiederfinden. Du wirst nicht müde, solcherlei immer wieder zu erwähnen. Dafür dass jeder spielen soll, wie er mag, betreibt die PESA aber einen Heidenaufwand, bestimmte Spielstile als nicht konform mit irgendwelchen "Regeln" zu deklarieren.

Und wo bleibt der Nachweis für die höhere Story- und Dramadichte deiner Runden im Vergleich zu Eorus? Den hätte ich dann schon noch gerne.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 13.12.2020 | 09:43
... ich zwar die Terminologie des GNS nutze, aber nicht dessen Definitionen ... und dass deshalb jetzt eine Ron-Edwards-Strohpuppe errichtet wird, um auf sie einzuschlagen.
Fixed it for you.  ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: General Kong am 13.12.2020 | 09:44
Also ich will beim Spielen bloß in Verliesen herumstrolchen, Monster töten, denen die Sachen wegnehmen und so Stufen steigen. Und damit dann beim Dschungel-LARP "MENSCH - Das Aufrechtgehing" vor den Weibchen angeben.
Vor allem brünftige Bonobo-Schnecken fahren da jedesmal voll drauf ab. Wenn ich mir da noch vorher das Fell stutze, dann noch so tue, als würde ich Schuhe (gewitzt gewickelte Bananenblätter) tragen - o lala!
DER Abend ist gelaufen - oder eher: LÄUFT!  >;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Samael am 13.12.2020 | 10:12
Wer ist Eorus?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Zarkov am 13.12.2020 | 10:16
Gemeint ist die Runde von Eero Touvinen: Eeros Runde.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Samael am 13.12.2020 | 10:33
Und woher kennt man die? Ist das so ein Youtube-Ding?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Ma tetz am 13.12.2020 | 10:38
Siehe Einganspost  :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Samael am 13.12.2020 | 10:53
Jetzt schäm ich mich.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Zarkov am 13.12.2020 | 10:55
Keine Sorge, wir haben dich trotzdem lieb.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Scurlock am 13.12.2020 | 11:23
Das ist tatsächlich eine Sache, die mich neugierig macht.

Als langjähriger Spieler/Spielleiter von D&D 3.5, wo man im Groben sagen konnte, "Wenn es nicht in den Regeln steht, geht es nicht" (weil so gut wie alles verregelt war bzw. per Sage Advice verregelt wurde), und jetzt Spieler und angehender Spielleiter für Systeme, die eben auf "Rulings" setzen (Forbidden Lands/D&D 5E), ist gerade die Entwicklung präzedenzbasierter Regeln für eine Runde etwas, worüber ich schon länger grüble.

Mir geht es dabei gar nicht um Fairness in der Situation, in der das Ruling nötig ist. Ob dies jetzt der SL festsetzt (und nicht von der Gruppe abgelehnt wird) oder gemeinsam erörtert wird...geschenkt, hier entscheidet die konkrete Gruppe, wie man es handhaben möchte. Aber für mich ist die Konsistenz von Rulings wichtig, gerade bei Situationen, die evtl. häufiger auftreten. Das ist die wichtige "Fairness" für mich, nämlich dass beim nächsten Mal bei einem anderen SC die gleiche Regel verwendet wird.

Wäre also interessant zu sehen, wer sowas eigentlich festhält...ist das (mal wieder) SL-Sache, ein Gruppending oder hat man vielleicht sogar einen Gruppenschreiber für solche Sachen?

Ich glaube hier liegt ein Missverständnis vor, wie Rulings funktionieren. Ich habe interessanterweise vor einigen Tagen, also vor dem Start meiner eigenen OSR-Kampagne, eine ähnliche Skepsis von meinen Spielern erfahren. Gewöhnt an Verregelungen oder eben RAW, konnten sie mit dem besagten OSR-Konzept in der Theorie wenig anfangen bzw. haben es nicht verstanden. Tatsächlich plädierten sie anfangs dafür, alles wieder in den Regeln festhalten zu wollen.
Erst im laufenden Spiel hat sich dann die Erkenntnis breit gemacht, wie das Konzept der "Rulings not Rules" funktioniert. Und dass eben nicht für jede Situation eine Regel niedergeschrieben werden muss, um gewisse Aktionen abbilden zu können. Belohnt wird man bei dieser Reduktion der Regeln auf das Wesentliche mit einem eigenen besonderen Spielflow.  Das erfordert natürlich Vertrauen in den SL und einen SL, der flexibel, intuitiv und vor allem fair leiten kann. Unser Kampagnenstart war nicht zuletzt wegen des "Rulings not Rules"-Ansatzes  einer der besten Rollenspielrunden der letzten Jahre.

Insofern bin ich ganz bei Settembrini, wenn er sagt:
Anstatt "Messser-Sets" oder "Bauch-Weg-Gürtel" von Forgern zu kickstartern (https://www.youtube.com/watch?v=n6MZ8nPm5s4), kann man auch einfach mitspielen!

Ihr seid herzlich eingeladen, einfach mitzuspielen, kostenfrei und ganz ohne Theorie und "vielleicht" oder "könnte sein", "wenn-dann"!

OSR muss man einfach spielen, und nicht drüber theoretisieren, um es zu verstehen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 13.12.2020 | 11:29

Du kannst also letztlich nur eine bestimmte Gruppe Spiele zuverlässig einordnen (die "AD&D-artigen"), einräumend, dass du nicht weißt, worum es "der OSR" eigentlich geht. Gleichzeitig behauptest du, dass du schon weißt, worum es "der Forge" eigentlich geht, nämlich um, und ich zitiere "Reinheit und Reduktion".


Ich kann dir genau sagen, worum es der OSR ursprünglich ging: das bespielen von TSR-D&D Abenteuern. Worum es der Forge geht, schreibst du ja selbst:

Zitat
Was zählt, ist, dass es die kreative Agenda unterstützt, die die Leute am Spieltisch haben. Das läuft im Falle der NAR-zentrierten Spiele, die aus der Forge gekommen sind, zwar auf Regelleichtgewichte hinaus, doch das heißt nicht, dass die Spiele per definitionem reduziert sein müssen.


Was du mit "zentrieren" beschreibst, ist das, was ich mit reduktionistisch versuche zu beschreiben.

Zitat
Aber es bleibt irgendwo schon eine Simulation. Ich bin da an dieser Stelle tatsächlich bei Edwards, wenn er Ur-D&D, vom Wargame hergeleitet, als eine Mischung aus SIM und GAM beschreibt.


Was ist denn mit den NAR Elementen, belegt in Appendix N des DMG?


Zitat
Wenn man also mittels der Begriffe der Forge AD&D beschreiben will, dann wird das Gelingen. Die Kategorisierung mag dann von den Ideen einer bestimmten Art zu Spielen eingefärbt sein. Aber das ist ja bei Kategorisierungen von anderen Subkulturen aus dem Hobby nicht anders.


Die Beschreibung bleibt nur leider unvollständig und ist bisweilen irreführend.

Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 13.12.2020 | 11:43
Ich glaube hier liegt ein Missverständnis vor, wie Rulings funktionieren. Ich habe interessanterweise vor einigen Tagen, also vor dem Start meiner eigenen OSR-Kampagne, eine ähnliche Skepsis von meinen Spielern erfahren. Gewöhnt an Verregelungen oder eben RAW, konnten sie mit dem besagten OSR-Konzept in der Theorie wenig anfangen bzw. haben es nicht verstanden. Tatsächlich plädierten sie anfangs dafür, alles wieder in den Regeln festhalten zu wollen.
Erst im laufenden Spiel hat sich dann die Erkenntnis breit gemacht, wie das Konzept der "Rulings not Rules" funktioniert. Und dass eben nicht für jede Situation eine Regel niedergeschrieben werden muss, um gewisse Aktionen abbilden zu können. Belohnt wird man bei dieser Reduktion der Regeln auf das Wesentliche mit einem eigenen besonderen Spielflow.  Das erfordert natürlich Vertrauen in den SL und einen SL, der flexibel, intuitiv und vor allem fair leiten kann. Unser Kampagnenstart war nicht zuletzt wegen des "Rulings not Rules"-Ansatzes  einer der besten Rollenspielrunden der letzten Jahre.
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Natürlich sollte in einem Moment, in dem ein Ruling gefragt ist, flexibel und intuitiv gehandelt werden. Aber um so reduzierter die Regeln sind (ich lege jetzt mal als Minimum den Attributswurf + Bonus fest, also keine Skills vorhanden), um so wichtiger ist es doch, insgesamt für einen längeren Zeitraum auf einer Verständnisebene zu agieren. "Fair" ist da auch so ein Buzzword; weil was genau "fair" ist, wird keiner genau sagen können (siehe Diskussion eine Seite vorher).

Konsistenz ist ja nun auch nichts, was die OSR grundsätzlich ablehnt. Dass man nicht wie in 3.5 alles verregelt, dürfte klar sein. Aber häufiger auftretende Dinge sollen, ob aufgeschrieben oder nicht, sicherlich gerne dauerhaft möglichst gleichbehandelt werden.
Beispiel: Wenn es keine Regeln für "Entwaffnen" gibt, dann muss ich welche machen in der Situation. Und die sollten nächste Woche möglichst auch noch gelten.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 13.12.2020 | 11:58
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Natürlich sollte in einem Moment, in dem ein Ruling gefragt ist, flexibel und intuitiv gehandelt werden. Aber um so reduzierter die Regeln sind (ich lege jetzt mal als Minimum den Attributswurf + Bonus fest, also keine Skills vorhanden), um so wichtiger ist es doch, insgesamt für einen längeren Zeitraum auf einer Verständnisebene zu agieren. "Fair" ist da auch so ein Buzzword; weil was genau "fair" ist, wird keiner genau sagen können (siehe Diskussion eine Seite vorher).

Konsistenz ist ja nun auch nichts, was die OSR grundsätzlich ablehnt. Dass man nicht wie in 3.5 alles verregelt, dürfte klar sein. Aber häufiger auftretende Dinge sollen, ob aufgeschrieben oder nicht, sicherlich gerne dauerhaft möglichst gleichbehandelt werden.
Beispiel: Wenn es keine Regeln für "Entwaffnen" gibt, dann muss ich welche machen in der Situation. Und die sollten nächste Woche möglichst auch noch gelten.

ich kann nur von meiner Erfahrung sprechen. ich verwende Rulings ja gern und häufig, aber schreibe sie nie auf. Wenn ich mich daran erinnere, verwende ich sie das nächste mal wieder, wenn nicht, dann nicht. Das liegt einfach am Aufwand. Würde ich das jedesmal schriftlich festhalten, dann würde der Spielfluss leiden, also gerade das ,was man durch Rulings aufrechterhalten will.

Die Spieler akzeptieren das soweit, es sei denn, es ist gefühlt negativ für sie. Dann kommt manchmal die Aufforderung, doch nachzuschauen, ob das nicht doch in den regeln steht.

ich würde also sagen, Rulings kann man mit Spielern machen, denen es relativ egal ist, ob sie jetzt gewinnen oder nicht. Bei Spielern, die unbedingt siegen wollen, unbedingt erfolgreich sein wollen, kannst du Rulings vergessen, bzw. musst dich jedesmal auf eine Diskussion einlassen, die das Ziel hat, ein besseres Ruling für sie rauszuschlagen. Wenn man die aufschreibt, dann wird das natürlich mit der zeit weniger. Dan nsind es aber IMO keine Rulings, sondern schlicht hausregeln.   
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 13.12.2020 | 12:03
Zitat
ich würde also sagen, Rulings kann man mit Spielern machen, denen es relativ egal ist, ob sie jetzt gewinnen oder nicht. Bei Spielern, die unbedingt siegen wollen, unbedingt erfolgreich sein wollen, kannst du Rulings vergessen, bzw. musst dich jedesmal auf eine Diskussion einlassen, die das Ziel hat, ein besseres Ruling für sie rauszuschlagen. Wenn man die aufschreibt, dann wird das natürlich mit der zeit weniger. Dan nsind es aber IMO keine Rulings, sondern schlicht hausregeln.   
Das kann ja nicht stimmen. :)

Dieser Primer geht ja eindeutig vom herausforderungsorientiertem Spiel inkl. Rulings aus. Wenn das absolut kollidieren würde, wäre diese Spielweise unmöglich.
Deshalb eben genau mein Nachhaken bzw. meine Neugier: Wird darauf eingegangen werden, ob und wie sich bestimmte Rulings zu Regeln etablieren,...oder eher nicht?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 13.12.2020 | 12:07
Das kann ja nicht stimmen. :)

Dieser Primer geht ja eindeutig vom herausforderungsorientiertem Spiel inkl. Rulings aus. Wenn das absolut kollidieren würde, wäre diese Spielweise unmöglich.
Deshalb eben genau mein Nachhaken bzw. meine Neugier: Wird darauf eingegangen werden, ob und wie sich bestimmte Rulings zu Regeln etablieren,...oder eher nicht?
Das habe ich die Old-Schooler auch mal gefragt, und die Anwort war, das die Diskussion eben geführt wird. Das gehöre dazu. 
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Scurlock am 13.12.2020 | 12:12
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Natürlich sollte in einem Moment, in dem ein Ruling gefragt ist, flexibel und intuitiv gehandelt werden. Aber um so reduzierter die Regeln sind (ich lege jetzt mal als Minimum den Attributswurf + Bonus fest, also keine Skills vorhanden), um so wichtiger ist es doch, insgesamt für einen längeren Zeitraum auf einer Verständnisebene zu agieren. "Fair" ist da auch so ein Buzzword; weil was genau "fair" ist, wird keiner genau sagen können (siehe Diskussion eine Seite vorher).

Konsistenz ist ja nun auch nichts, was die OSR grundsätzlich ablehnt. Dass man nicht wie in 3.5 alles verregelt, dürfte klar sein. Aber häufiger auftretende Dinge sollen, ob aufgeschrieben oder nicht, sicherlich gerne dauerhaft möglichst gleichbehandelt werden.
Beispiel: Wenn es keine Regeln für "Entwaffnen" gibt, dann muss ich welche machen in der Situation. Und die sollten nächste Woche möglichst auch noch gelten.
Ich halte "fair" nicht für ein Buzzword. Auf Fairness folgt Vertrauen. Tatsächlich sind Fairness und Vertrauen die Grundvoraussetzungen dafür, dass eine Spielrunde funktioniert. Das gilt im Allgemeinen für jede Rollenspielrunde und im Besonderen für OSR. Oder um bei Deinem Beispiel zu bleiben, wenn der Spieler den Gegner entwaffnen will, sollte der SL ihm die Chance auch gewähren, selbst wenn die Regeln das nicht vorsehen.
Natürlich kannst Du die Granularität bei OSR zunächst auch definieren. OSR heißt ja nicht völlig freies Spielen ohne Regeln. Wenn Dir als SL oder Deinen Spielern Regeln für das "Entwaffnen" grundsätzlich fehlen, dann bau sie ein. Nur sollte man eben nicht aus jeder Situation heraus eine Regel erschaffen, um sie vielleicht in zukünftigen Sitzungen auch adäquat wieder genauso anwenden zu können. Denn sonst hast Du sehr schnell ein Regelmonster, das am Ende mit der Idee von "Rulings not Rules" nichts zu tun hat.
Und wie Samael schon schreibt, gibt es auch in der Realität keine exakt identische Situation.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 13.12.2020 | 12:18
Das kann ja nicht stimmen. :)
Stimmt ja auch nicht. Bei Rulings ist das Prozedere im Groben folgendes:
Spieler möchte eine Aktion machen und sagt diese an.
SL sagt an ob das grundsätzlich geht und ob dafür gewürfelt werden muss. Wenn gewürfelt werden muss, erklärt er was erwürfelt werden muss.
Spieler entscheidet dann ob er die Aktion immer noch machen will. Wenn ja, würfelt er.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 13.12.2020 | 12:20
Ich halte "fair" nicht für ein Buzzword. Auf Fairness folgt Vertrauen. Tatsächlich sind Fairness und Vertrauen die Grundvoraussetzungen dafür, dass eine Spielrunde funktioniert. Das gilt im Allgemeinen für jede Rollenspielrunde und im Besonderen für OSR. Oder um bei Deinem Beispiel zu bleiben, wenn der Spieler den Gegner entwaffnen will, sollte der SL ihm die Chance auch gewähren, selbst wenn die Regeln das nicht vorsehen.
Dem hat niemand widersprochen. :)
Nur das "im besonderen für OSR" sehe ich nicht so; warum sollte diese eine besondere Stellung dabei haben, gerade, wenn vieles aus Fairnessgründen auch dem Zufall (Würfel) überlassen wird.

Zitat
Natürlich kannst Du die Granularität bei OSR zunächst auch definieren. OSR heißt ja nicht völlig freies Spielen ohne Regeln. Wenn Dir als SL oder Deinen Spielern Regeln für das "Entwaffnen" grundsätzlich fehlen, dann bau sie ein. Nur sollte man eben nicht aus jeder Situation heraus eine Regel erschaffen, um sie vielleicht in zukünftigen Sitzungen auch adäquat wieder genauso anwenden zu können. Denn sonst hast Du sehr schnell ein Regelmonster, das am Ende mit der Idee von "Rulings not Rules" nichts zu tun hat.
Auch das sagte keiner. Mir ist schon klar, dass situative Regeln wie das "Schwingen am Kronleuchter über die Kohlebecken mit dem Sprung auf den Rücken des Ogers im halbdunklem Raum" sicher nicht verschriftlicht werden muss. Zwischen "etablierten Regeln/Hausregeln" und "Regelmonster" ist aber noch ein sehr weites Feld.

Zitat
Und wie Samael schon schreibt, gibt es auch in der Realität keine exakt identische Situation.
Lassen wir mal das Wort "Realität" weg, weil sonst sind wir bei einer ganz anderen Diskussion. Ändert ja nichts dran, dass es es trotzdem heissen kann: Grundmechanik + situativer Bonus/Malus...womit die unterschiedlichen Situationen abgedeckt wären.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 13.12.2020 | 12:20
Die Rulings-Geschichte war doch vor allem Abgrenzung gegen D&D3. Das kann doch nichts besonderes sein, dass machen doch sicher viele andere (Non-D&D-) Spiele auch. Ich sehe Rulings nicht SLS Alleinstellungsmerkmal der OSR, auch wenn so viele darauf herumreiten.

Der Ruf nach Vereinfachung, Schlankheit der Regeln: Kommt auch aus dem Vergleich von B/X, BECMI mit D&D3. Geringe Komplexität der Regeln ist nicht zu Verwechseln mit geringer Komplexität des Spiels!
AD&D 1E ist weder in der einen noch in der anderen Sache subkomplex. Konsequenterweise hat sich auch die PESA nie dem Ruf nach möglichst schlanken Regeln angeschlossen. Ich verlange lieber Regeln, die ein schnelles und reibungsarmes Spiel ermöglichen (statt 3h eine Kampfbegegnung auf der Battlemap durcharbeiten zu müssen).
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 13.12.2020 | 12:33
Zum Thema des Threads: Da hat einer ziemlich spät erkannt, das D&D grundsaetzlich ein Spiel ist, das funktioniert.
Jetzt ist er begeistert und schreibt ein Buch darüber. OK, kann er machen, da habe ich nichts dagegen. Gewiss wird er viel wahres schreiben, aber wie tief steckt er wirklich  in der Materie?
Wer etwas über OSR lernen will, sollte lieber an die OSR-Quellen gehen (bspw. Jeff Rients, der ein sehr praxisorientiertes Buch geschrieben hat) oder an die D&D-Quellen (EGG, DMG für die wahren Scholasten).
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Scurlock am 13.12.2020 | 12:34
Dem hat niemand widersprochen. :)
Nur das "im besonderen für OSR" sehe ich nicht so; warum sollte diese eine besondere Stellung dabei haben, gerade, wenn vieles aus Fairnessgründen auch dem Zufall (Würfel) überlassen wird.
Naja, weil vieles eben nicht so klar verregelt ist. In klar verregelten Systemen wirst Du die Boni/Mali von noch so obskuren Manövern meist irgendwo nachlesen können. Da dient das Regelwerk als neutraler Schiedsrichter. Bei OSR entscheidet der SL häufig situativ und legt selbst die Boni/Mali fest oder sogar eine eigene Auflösungsregelung.
 
Mir ist schon klar, dass situative Regeln wie das "Schwingen am Kronleuchter über die Kohlebecken mit dem Sprung auf den Rücken des Ogers im halbdunklem Raum" sicher nicht verschriftlicht werden muss. Zwischen "etablierten Regeln/Hausregeln" und "Regelmonster" ist aber noch ein sehr weites Feld.
Ich habe ja bereits geschrieben, dass am Ende die Granularität der Regeln von Dir selbst festgelegt werden muss. Nur je mehr Du verregelst, desto mehr verabschiedest Du Dich von der OSR-Idee eines leichten Regelwerks.

Zitat
Ändert ja nichts dran, dass es es trotzdem heissen kann: Grundmechanik + situativer Bonus/Malus...womit die unterschiedlichen Situationen abgedeckt wären.
Spricht ja auch nichts gegen, das so zu machen. Tatsächlich halten die meisten OSR-Regelwerke das ja auch genau so. Nur wirst Du immer wieder an den Punkt kommen, wo Du vielleicht mit der Grundmechanik allein nicht weiter kommst. Und da kommen dann die Rulings zum Tragen...

Zum Thema des Threads: Da hat einer ziemlich spät erkannt, das D&D grundsaetzlich ein Spiel ist, das funktioniert.
Jetzt ist er begeistert und schreibt ein Buch darüber. OK, kann er machen, da habe ich nichts dagegen. Gewiss wird er viel wahres schreiben, aber wie tief steckt er wirklich  in der Materie?
Tatsächlich war genau auch das mein Gedanke beim Lesen von Eero Tuovinens Einlassungen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: felixs am 13.12.2020 | 12:38
Der "Verregelung" im doppelten Wortsinn* kann man dadurch begegnen, dass man die hier schon häufiger erwähnten Zufallsentscheidungen per Würfelwurf nicht als feste Setzungen in der Folge behandelt, sondern jedes Mal neu würfelt. Das lässt sich dann auch erzählerisch schön ausmalen. Wenn man möchte, sogar mit ein bißchen fail forward, falls das Ausmaß individuell empfundenen OSR-Purismus das zulässt.

* Doppelter Wortsinn: 1) Eine Regel aufstellen. 2) Das Regelwerk durch übermäßigen Umfang verderben.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 13.12.2020 | 12:48
Fixed it for you.  ;)

Das mit der preußisch-nüchternen Beweisführung darf nicht unter den Tisch fallen, das ist sehr, sehr wichtig für mich!  ;D

Auch das sagte keiner. Mir ist schon klar, dass situative Regeln wie das "Schwingen am Kronleuchter über die Kohlebecken mit dem Sprung auf den Rücken des Ogers im halbdunklem Raum" sicher nicht verschriftlicht werden muss. Zwischen "etablierten Regeln/Hausregeln" und "Regelmonster" ist aber noch ein sehr weites Feld.
Regeln bedeuten größere Selbstbestimmtheit für die Spieler, Rulings bedeuten größere Abhängigkeit vom Urteilsvermögen des SLs in einer konkreten Situation.
Regeln stärken die spielerische Komponente des Rollenspiels. Rulings bedeuten eine (zT notwendige) Schwächung des Spielprinzips.

Es hat alles Vor- und Nachteile.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 13.12.2020 | 13:41
Naja, weil vieles eben nicht so klar verregelt ist. In klar verregelten Systemen wirst Du die Boni/Mali von noch so obskuren Manövern meist irgendwo nachlesen können. Da dient das Regelwerk als neutraler Schiedsrichter. Bei OSR entscheidet der SL häufig situativ und legt selbst die Boni/Mali fest oder sogar eine eigene Auflösungsregelung.

Also ganz genau wie in fast jedem beliebigen anderen Mid- bis Low-Rules-System. Bei Turbo-Fate läuft das zum Beispiel auch so. Oder bei PDQ#. Oder bei Vampire5. Ich würde zustimmen, dass bei all diesen Systemen ein besonderes Vertrauen innerhalb der Spielgruppe herrschen muss. Aber das ist keine eigentümliche Besonderheit der OSR.

(Übrigens auch nicht, was Spielpracis angeht: Jedes Rollenspiel erschließt sich erst vollständig, wenn man es gespielt hat. Und selbst dann kriegt man immer nur einen Teil mit. Aber: Man kann schon nur durch Lektüre feststellen, ob man ein Rollenspiel spielen mag oder nicht. Oder ob see Spielstils einem selbst zusagt.)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 13.12.2020 | 13:48
Also ganz genau wie in fast jedem beliebigen anderen Mid- bis Low-Rules-System. Bei Turbo-Fate läuft das zum Beispiel auch so. Oder bei PDQ#. Oder bei Vampire5. Ich würde zustimmen, dass bei all diesen Systemen ein besonderes Vertrauen innerhalb der Spielgruppe herrschen muss. Aber das ist keine eigentümliche Besonderheit der OSR.

(Übrigens auch nicht, was Spielpracis angeht: Jedes Rollenspiel erschließt sich erst vollständig, wenn man es gespielt hat. Und selbst dann kriegt man immer nur einen Teil mit. Aber: Man kann schon nur durch Lektüre feststellen, ob man ein Rollenspiel spielen mag oder nicht. Oder ob see Spielstils einem selbst zusagt.)
Nicht unbedingt. Man kann auch den Abstraktionsgrad erhöhen, und eine regel für vieles gelten lassen. Wenn bsp. der Spieler auf die idee kommt, im kampf irgendetwas ungewöhnliches zu machen, kann man einen festen Schaden definieren, wie D&D 4 das macht. Dort gibt es glaube ich 1d6 Schaden bei sämtlichen improvisierten Angriffen, ob das nun Schlittern über Eis oder Schwingen am kronleuchter ist.

Vieles ,was IM OSR gemacht wird, wird auch woanders so gemacht. Als Herausstellungsmerkmal gilt für mich die Idee, das man gewinnen kann. Die OSR versucht IMO mit zahlreichen Tricks die Quadratur des Kreises, nämlich mit Rollenspiel ein competitives Spiel ähnlich Tabletop zu machen, aber ohne dessen klare Regeln, die immer eine Einschränkung der Möglichkeiten mit sich bringen, was OSR nicht will. Deshalb der Zufall, deshalb die Rulings, deshalb  besonderer Wert auf Vertrauen. Das sind Mittel, um das grundsätzliche Problem anzugehen, das schlussendlich der SL mehr oder weniger willkürlich entscheidet, wer gewinnt, und man deshalb nicht mit Skill allein gewinnen kann. Anders als bsp. beim Schach, wo man rein mit intellekt gewinnt, hat man beim Rollenspiel immer einen sozialen Austausch, und man gewinnt nicht alleine durchs taktieren, sondern auch durchs überreden der anderen, indem man durchsetzt, das die eigene Interpretation des Spielgeschehens richtig ist. Dadurch hat man etwas im Rollenspiel relativ einzigartiges, nämlich die Illusion, das man durch taktische Intelligenz und geschicktes Manovrieren, also GAM-Elemente, gewinnen kann. IMO bleibt das eine Illusion, was aber nicht schadet, solange jeder dran glaubt.     
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Achamanian am 13.12.2020 | 13:48
Zum Thema des Threads: Da hat einer ziemlich spät erkannt, das D&D grundsaetzlich ein Spiel ist, das funktioniert

Also, dass D&D grundsätzlich ein Spiel ist, das funktioniert, habe sogar ich erkannt. ;D
Ich weiß nicht genau, ob man deshalb gleich ein Buch drüber schreiben muss, aber andererseits - wenn Leute es gerne lesen möchten, nur zu ...
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 13.12.2020 | 14:29
Es ist halt vor allem eine Werbebroschüre, um neue Mitglieder anzulocken und sich selbst zu bestätigen. Und um der Konkurrenz eine mitzugeben.  ;D

'The rpg hobby has produced a limited number of truly unique visions, but the adventure game with neutral referee, player-directed events and anti-dramatist wargaming ethos surely qualifies. As hobbyists know, a more story-oriented "GM as storyteller" paradigm sidelined this game relatively early in the history of the hobby, so the jewel here is just a bit obscure, not exactly touted front and center, but nevertheless it shines; over the last decade, the OSR movement has proved amply how the core proposition of the game remains as vital as ever.' [Juwel im Schmutz? :P ]
'If anything, the focus on mechanical rules has detracted from analytical understanding and arguably encouraged the loss of wargaming ethos in favour of a thin understanding of the game.'
'egalitarian, with the campaign conceived as a joint operation more than the GM's personal power-trip. '
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: nobody@home am 13.12.2020 | 14:31
Also, dass D&D grundsätzlich ein Spiel ist, das funktioniert, habe sogar ich erkannt. ;D
Ich weiß nicht genau, ob man deshalb gleich ein Buch drüber schreiben muss, aber andererseits - wenn Leute es gerne lesen möchten, nur zu ...

Oh, ich bin sicher, da haben umgekehrt auch schon Leute "erkannt", daß D&D ein Spiel ist, das grundsätzlich nicht funktioniert, und dann sinngemäß Bücher darüber geschrieben... ;D

Papier ist ja bekanntlich geduldig. Ich bin's dieser Tage nicht mehr ganz so; nicht alles, was Buch ist, muß ich auch lesen. ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 1of3 am 13.12.2020 | 14:47
Die Rulings-Geschichte war doch vor allem Abgrenzung gegen D&D3. Das kann doch nichts besonderes sein, dass machen doch sicher viele andere (Non-D&D-) Spiele auch. Ich sehe Rulings nicht SLS Alleinstellungsmerkmal der OSR, auch wenn so viele darauf herumreiten.

Das hat sich für mich jetzt in diesem Thema auch herauskristallisiert. Also es sagt nichts anderes, als dass man mal auf Sachen würfeln kann. Und jetzt bin etwas underwhelmed.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 13.12.2020 | 14:54
Das hat sich für mich jetzt in diesem Thema auch herauskristallisiert. Also es sagt nichts anderes, als dass man mal auf Sachen würfeln kann. Und jetzt bin etwas underwhelmed.

Spiel halt mal ne Kampagne. Rollozock glänzt in der Praxis.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Scurlock am 13.12.2020 | 14:56
Also ganz genau wie in fast jedem beliebigen anderen Mid- bis Low-Rules-System. Bei Turbo-Fate läuft das zum Beispiel auch so. Oder bei PDQ#. Oder bei Vampire5. Ich würde zustimmen, dass bei all diesen Systemen ein besonderes Vertrauen innerhalb der Spielgruppe herrschen muss. Aber das ist keine eigentümliche Besonderheit der OSR.

(Übrigens auch nicht, was Spielpracis angeht: Jedes Rollenspiel erschließt sich erst vollständig, wenn man es gespielt hat. Und selbst dann kriegt man immer nur einen Teil mit. Aber: Man kann schon nur durch Lektüre feststellen, ob man ein Rollenspiel spielen mag oder nicht. Oder ob see Spielstils einem selbst zusagt.)
Natürlich ist es kein Alleinstellungsmerkmal von OSR. Nur war es ein Paradigmenwechsel innerhalb von D&D. Spätestens mit dem Aufkommen der 3.5er Edition waren Rulings bei D&D verpönt und RAW die Lesart wie D&D gespielt werden sollte. OSR war da dann die Gegenbewegung. "Rulings statt Rules" ist dann auch nur ein Aspekt, der als Abgrenzung zur D&D-Spielart im Sinne von 3.5/4E/Pathfinder gesehen werden kann.
Hinsichtlich der Unterschiede zu Turbo-Fate oder Vampire5 spielen dann wieder andere Merkmale eine Rolle.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 1of3 am 13.12.2020 | 15:08
Also im Grunde, ein Binnendiskurs unter D&D-Spielenden. Wobei auch in allen D&D3.x oder 4e-Runden,die ich erleben durfte, einfach mal gewürfelt wurde. Müssen wir wohl Sachen normal gemacht haben.

Das ist so faszinierend, weil so viel Hirnschmalz darauf verwendet wurde, von diesem Würfel Mal Auf wegzukommen. Und ich meine jetzt nicht D&D. Das hat immer so funktioniert.

Und man wird offenbar auch über Zitate von Leuten informiert, die man ignoriert. Ich lerne so viel heute.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 13.12.2020 | 15:38
Zitat
Spätestens mit dem Aufkommen der 3.5er Edition waren Rulings bei D&D verpönt und RAW die Lesart wie D&D gespielt werden sollte.
Naja, RAW oder Sage Advice, auf jeden Fall verregelt. Rulings eigentlich dann tatsächlich nur über die flexible Handhabung ganz spezieller, situativer Boni/Mali...wenn überhaupt.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Scurlock am 13.12.2020 | 15:50
Also im Grunde, ein Binnendiskurs unter D&D-Spielenden. Wobei auch in allen D&D3.x oder 4e-Runden,die ich erleben durfte, einfach mal gewürfelt wurde. Müssen wir wohl Sachen normal gemacht haben.
Wie gesagt, es ist ein Aspekt, was OSR ausmacht und ist in erster Linie eine Abgrenzung zu D&D 3.5.  Unterschiede oder auch Gemeinsamkeiten zu erkennen hängt sicher auch von der eigenen Rollenspiel-Sozialisation ab. Jemand, der von Turbo-Fate oder auch Vampire kommt, wird andere Merkmale als altbekannt (oder auch völlig neu ansehen), als jemand, der durch D&D 3.5 sozialisiert wurde.   
Zitat
Das ist so faszinierend, weil so viel Hirnschmalz darauf verwendet wurde, von diesem Würfel Mal Auf wegzukommen. Und ich meine jetzt nicht D&D. Das hat immer so funktioniert.
Wenn man jahrelang gewohnt ist nach RAW zu spielen und einem auch gesagt wird, dass es nicht anders geht, ist es tatsächlich schwierig von dieser Geisteshaltung wegzukommen.
Naja, RAW oder Sage Advice, auf jeden Fall verregelt. Rulings eigentlich dann tatsächlich nur über die flexible Handhabung ganz spezieller, situativer Boni/Mali...wenn überhaupt.
Eben. Um die seltenen Fälle von Ruling-Situationen zu vermeiden, wurde der Sage-Advice bemüht, wenn es die Regeln nicht hergaben. 
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Achamanian am 13.12.2020 | 16:05
Wie gesagt, es ist ein Aspekt, was OSR ausmacht und ist in erster Linie eine Abgrenzung zu D&D 3.5.

Das war auch mein Problem mit dem Old School Primer - der erzählt mir halt die ganze Zeit, was bei OSR anders sei als bei anderen Rollenspielen - und meint mit "andere Rollenspiele" ausschließlich den engeren Kreis um D&D3. Das hat mir dann leider echt so gar nix genützt ...
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Samael am 13.12.2020 | 16:08
Tja. Adressat war halt die Szene in den USA, und die dürfte zu 90+% halt ebendies gespielt haben.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Scurlock am 13.12.2020 | 16:12
Das war auch mein Problem mit dem Old School Primer - der erzählt mir halt die ganze Zeit, was bei OSR anders sei als bei anderen Rollenspielen - und meint mit "andere Rollenspiele" ausschließlich den engeren Kreis um D&D3. Das hat mir dann leider echt so gar nix genützt ...
Wenn man von einem anderen System als D&D kommt, nutzt der Old School Primer allein wirklich nix. Am Ende ist OSR auch "nur" D&D. Wenn man sich für OSR interessiert, muss man sich tatsächlich zunächst einmal mit D&D auseinandersetzen. 
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 13.12.2020 | 16:13
Man darf auch nicht vergessen, dass D&D ein Einsteigerrollenspiel ist und einen disproportionalen Anteil an Neulingen und Casuals als Spieler hat. Da möchte man schon etwas abgreifen. :P
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: nobody@home am 13.12.2020 | 16:19
Das war auch mein Problem mit dem Old School Primer - der erzählt mir halt die ganze Zeit, was bei OSR anders sei als bei anderen Rollenspielen - und meint mit "andere Rollenspiele" ausschließlich den engeren Kreis um D&D3. Das hat mir dann leider echt so gar nix genützt ...

Klingt, als wäre das ganze OSR-Phänomen ein Stück weit einfach nur das heutige Analog zu den früheren "Heartbreakern" -- bei denen es ja auch oft (gerne auch aus ehrlichem Mangel an Wissen um Systeme jenseits des D&D-Tellerrands) "nur" darum ging, die im Vergleich zu D&D total neue und originelle...grundsätzliche Immer-Noch-D&D-Version des Verfassers hoffentlich irgendwie auf den Markt zu bringen. ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 13.12.2020 | 16:19
Komisch ist ja dann, das man zumindest hier nichts von Leuten hört, die 3.5 verteidigen. Wenn das der große feind ist, dann ist er verdächtig still.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Scurlock am 13.12.2020 | 16:29
Klingt, als wäre das ganze OSR-Phänomen ein Stück weit einfach nur das heutige Analog zu den früheren "Heartbreakern" -- bei denen es ja auch oft (gerne auch aus ehrlichem Mangel an Wissen um Systeme jenseits des D&D-Tellerrands) "nur" darum ging, die im Vergleich zu D&D total neue und originelle...grundsätzliche Immer-Noch-D&D-Version des Verfassers hoffentlich irgendwie auf den Markt zu bringen. ;)
Naja, OSR schreibt ja nicht ein spezielles System vor, sondern legt dem nur ein Mindset zugrunde, was ja noch nicht mal neu ist. Dass auf dieser Basis dann jeder zweite meint, ein eigenes Ruleset zu basteln, ist nicht der OSR-Bewegung anzulasten.
Komisch ist ja dann, das man zumindest hier nichts von Leuten hört, die 3.5 verteidigen. Wenn das der große feind ist, dann ist er verdächtig still.

Das liegt sicher auch daran, dass die 3.5 heute nicht mehr den Status hat wie es in den 2000er Jahren noch der Fall war. Die 5th Edition hat dann ja auch einen gewissen Paradigmen-Wechsel eingeläutet, wie man D&D spielen kann und nicht mehr muss. Tatsächlich ist die 5th Edition auch zu gewissen Teilen eine Reaktion auf die OSR. 
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 13.12.2020 | 16:38
Komisch ist ja dann, das man zumindest hier nichts von Leuten hört, die 3.5 verteidigen. Wenn das der große feind ist, dann ist er verdächtig still.
Die 3.5 wurde durch Pathfinder und dann Pathfinder 2 (wobei sich da doch viel geändert hat) weitergeführt.

Spieler wie ich, die sich sehr intensiv mit der 3.5 auseinandergesetzt haben, kennen ja ihre Fehler und Schwachstellen, insbesondere zum Ende hin. Da gibt es nichts zu Beschönigen.
Wird trotzdem immer eine meiner Lieblingseditionen bleiben.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 13.12.2020 | 16:50
Komisch ist ja dann, das man zumindest hier nichts von Leuten hört, die 3.5 verteidigen. Wenn das der große feind ist, dann ist er verdächtig still.
Feind ist ein viel zu starkes Wort, aber man hat (als Old- True-Schooler) manchmal den Eindruck, in den neuen Editionen bringen den Leuten nicht bei, wie man D&D sinnvoll leitet. Da entstehen dann in diesem Forum Fragen wie "Wie gestalte ich den Raum vom Endboss, damit der Kampf möglichst spannend ist?" oder "Menno, meine Spieler pullen ihre Gegner immer aus den Räumen, weil sich die SC im Gang taktisch besser positionieren können, was tun?" u.a.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: General Kong am 13.12.2020 | 17:35
Der OSR-Primer grenzt OSR gegenüber D&D 3.+ ab. Das tut er um zu zeigen, wie D&D nach OSR-Gesichtspunkten funktioniert und sich unterscheidet.
Eine Abgrenzung zu DSA (in der deutchen Version) oder Runequest, FATE, Savage Worlds usw. ist auch gar nicht sinnvoll, da die Regeln dazu zu unterschiedlich sind.

Kann man DSA-OSR spielen? Klar!

Man nehme die DSA1-Regeln (ich würde die Ausbauregeln minus die Fertigkeiten noch hinzupacken) und schon kann man da eine Vorbereitungsbroschüre machen, die DSA1 (und Klone) von den anderen Versionen abgrenzt.
Ich bin da kein Experte, aber da dürfte einiges sein, was die Spielweise unterscheidet. Und Havena! Das war damals nämlich noch ein Sword&Sorcery Dreckloch vor dem Herrn.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 13.12.2020 | 19:21
Also im Grunde, ein Binnendiskurs unter D&D-Spielenden. Wobei auch in allen D&D3.x oder 4e-Runden,die ich erleben durfte, einfach mal gewürfelt wurde. Müssen wir wohl Sachen normal gemacht haben.

Das ist so faszinierend, weil so viel Hirnschmalz darauf verwendet wurde, von diesem Würfel Mal Auf wegzukommen. Und ich meine jetzt nicht D&D. Das hat immer so funktioniert.

Und man wird offenbar auch über Zitate von Leuten informiert, die man ignoriert. Ich lerne so viel heute.

OH nein. 1of3 ignoriert mich. Wie werde ich jemals wieder spielen können? :(

https://youtu.be/f-ztwNLCmrU
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: felixs am 13.12.2020 | 19:38
OH nein. 1of3 ignoriert mich. Wie werde ich jemals wieder spielen können? :(

https://youtu.be/f-ztwNLCmrU

Muss das sein?

Sowohl der Ton als auch Assi-Hip-Hop ohne Vorwarnung?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 13.12.2020 | 19:44
Muss das sein?

Sowohl der Ton als auch Assi-Hip-Hop ohne Vorwarnung?

Ja und ja.

"Assi Hip Hop"... Oh man, das im Jahr 2020.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 13.12.2020 | 19:55
Assi ist es definitiv, aber viel schlimmer ist das uninspirierte MCing...  ;D

 :btt:
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 13.12.2020 | 20:05
Asozial ist es aus einer Geschmacksfrage, ein Urteil über Menschen abzuleiten. Aber Klassenkampf von oben fällt natürlich immer leicht.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 13.12.2020 | 20:31
So, zurück zum Thema bitte.
Und benehmt euch.

 :btt:
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Johann am 13.12.2020 | 23:44
Ich erkläre mal ein bisschen mehr, warum ich von Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering (https://www.indiegogo.com/projects/muster-an-old-school-primer) so begeistert bin.

Ich habe in den 80ern und 90ern vor allem DSA gespielt, dann ab 2000 vor allem D&D 3e und daneben allerlei Bekanntes  (z.B. Prime Time Adventures, Rolemaster, Shadowrun, Vampire, The Pool) und weniger Bekanntes (z.B. Lasers & Feelings, Phoenix Command, Saga-System, TWERPS).

Um 2010 herum hat Grognardia mein Interesse an der OSR geweckt und schon bald wollte ich eine 'Old School' Kampagne auf die Beine stellen (wobei die Meinungen, was so etwas ausmacht, mitunter stark auseinandergehen).

In meinem Bekannten- und Freundeskreis kannten damals alle fast nur DSA, D&D 3e und ein paar Indie-Spiele, die ich zwischendurch geleitet habe. Ich konnte also diesbezüglich nicht von einem 'alten Meister' lernen -- aber das Internet war zur Stelle: Viele Blogs haben mich inspiriert und wertvolle Ressourcen zur  Verfügung gestellt, aber was mir am meisten geholfen hat, meine DCC-in-the-Wilderlands-Kampagne auf die Beine zu stellen, waren Ben Robbins' Erläuterungen zu seiner West Marches Kampagne (http://arsludi.lamemage.com/index.php/78/grand-experiments-west-marches/) und das Story-Games-Forum. Bei letzterem liefen damals jede Menge interessante Diskussionen zum Thema. Eero Tuovinen war einer von vielen, die sich konstruktiv geäußert haben. Er…

- hatte Erfahrung (sicherlich nicht als einziger, aber er bloggte z.B. schon 2007 zu seiner 'Primitive D&D'-Kampagne),
- hatte einen nüchternen Blick (da D&D nicht sein erstes Rollenspiel war und er damit lange nichts am Hut hatte),
- konnte Spielberichte am laufenden Meter heraushauen (für alle, die Lust auf sowas hatten),
- hat m.E. viele Dinge sehr präzise analysiert und vergnüglich auf den Punkt gebracht,
- hat m.E. Prozeduren und Tipps erläutert, die man umsetzen konnte (z.B. wie man mit wenig Aufwand starke Begegnungstabellen entwirft).

Ich und andere haben ihm zunehmend Löcher in den Bauch gefragt und manche haben auch IRC-Runden mit ihm gespielt.

Die Kampagne, die ich dann 2014 gestartet habe, macht mir und meinen Spielern bis heute sehr viel Spaß. Story-Games ist tot und die viele guten Beiträge, nicht nur von Eero, sind - wie bereits erwähnt - leider nur noch umständlich zugänglich.

Ich persönlich fände es toll, Eeros spezifischen (und keinesfalls repräsentativen) Blickwinkel sauber strukturiert und verdichtet in Form eines Primers lesen und weitergeben zu können. Man kann das tatsächlich als Selbstvergewisserung oder Sendungsbewusstsein sehen, aber auch als Einladung zu einer Party! Sie lief und läuft auch ohne Eero (und viele von euch sind oder waren auch schon da), aber er ist mein Lieblings-DJ. Hört ihn euch mal an -- es lohnt sich! :cheer:
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 14.12.2020 | 11:48
Das würde ich unterstützen. ich finde die OSR im grunde gut. Das Spiel ist auch praktisch umsetzbar. mein persönliches problem ist, das mir die zeit fehlt, mich da so reinzufuchsen, das ich diese ganzen Tabellen, handlungsmaschinen, reaktionstabellen usw. verstehen und erstellen könnte. Was ich tatsächlich mal gerne spielen würde, wäre pures hack and Slay. in den Dungeon rein, alles niedermetzeln, Gold klauen, wieder raus.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 14.12.2020 | 11:52
Das würde ich unterstützen. ich finde die OSR im grunde gut. Das Spiel ist auch praktisch umsetzbar. mein persönliches problem ist, das mir die zeit fehlt, mich da so reinzufuchsen, das ich diese ganzen Tabellen, handlungsmaschinen, reaktionstabellen usw. verstehen und erstellen könnte. Was ich tatsächlich mal gerne spielen würde, wäre pures hack and Slay. in den Dungeon rein, alles niedermetzeln, Gold klauen, wieder raus.
Kannst Du doch jederzeit...wenn der Dungeon Dich lässt.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 14.12.2020 | 11:53
Kannst Du doch jederzeit...wenn der Dungeon Dich lässt.

Aber dafür brauch ich den Primer nicht. oder doch?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 14.12.2020 | 11:55
Aber dafür brauch ich den Primer nicht. oder doch?
Der Primer erklärt Dir und/oder dem SL nur (und sicherlich noch viel mehr), dass es an Dir liegt, ob Du da lebend rauskommst oder nicht. Also dass man eben die Würfel entscheiden lässt im Zweifel.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Scurlock am 14.12.2020 | 11:59
Aber dafür brauch ich den Primer nicht. oder doch?
Nö. Der Primer erläutert Dir nur die Philosophie von OSR. Zum Dungeons plündern reicht ein einfaches OSR-Regelwerk Deiner Wahl.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Scurlock am 14.12.2020 | 12:14
Statt des Primers würde ich viel eher Tomb of the Serpent Kings (https://www.drivethrurpg.com/product/252934/Tomb-of-the-Serpent-Kings--Deluxe-Print-Edition) empfehlen. Das Abenteuer ist ein recht gut gemachter Dungeoncrawl. Was das Modul von anderen Dungeoncrawls aber abhebt, ist dass der Autor explizit auf die Eigenheiten von OSR exemplarisch eingeht. Er gibt immer wieder Tips, wie man gewisse Herausforderungen im Sinne von OSR auflöst oder die Charaktere auch mal verrecken lässt.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 14.12.2020 | 12:17
Statt des Primers würde ich viel eher Tomb of the Serpent Kings (https://www.drivethrurpg.com/product/252934/Tomb-of-the-Serpent-Kings--Deluxe-Print-Edition) empfehlen. Das Abenteuer ist ein recht gut gemachter Dungeoncrawl. Was das Modul von anderen Dungeoncrawls aber abhebt, ist dass der Autor explizit auf die Eigenheiten von OSR exemplarisch eingeht. Er gibt immer wieder Tips, wie man gewisse Herausforderungen im Sinne von OSR auflöst oder die Charaktere auch mal verrecken lässt.
Werd ich mal vorschlagen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ArneBab am 15.12.2020 | 20:58
Ich verwende es auch nicht im GNS-Sinne. Aber es ist leicht zu zeigen, dass es 3 maßgebliche Aspekte des Rollenspiels gibt, die sowohl während des Regelentwurfs als auch des konkreten Spielverlaufs untereinander konfliktär sein können. Und diese 3 Aspekte sind spielerische Aspekte, erzählerische Aspekte und die Entsprechung von Fluff/Crunch mit der Vision des Settings. Letzteres ist im weiteren Sinne Simulation/Simulationismus.
Ich habe aus GNS v.a. mitgenommen, dass ein Rollenspiel, das für für zufällig gewählte Leute interessant sein soll (z.B. den eigenen Bekanntenkreis), alle drei Aspekte abdecken muss. Dadurch habe ich den in Robins Laws noch nur beschriebenen aber nicht erklärten Erfolg von Vampire besser verstanden:


Dass sich das im Spiel selbst oft widerspricht hindert das Spiel nicht am Erfolg, weil so nunmal für alle was dabei ist.

Ich würde daher gegen meine sonstige Intuition davon ausgehen, dass ein Spiel mit einer sehr narrativ ausgelegten Welt eher Anklang in der Breite finden dürfte, wenn es durch die Regeln viel Crunch liefert oder viel simuliert, während eine Welt, deren Beschreibung sehr detailliert simuliert, eher Anklang findet, wenn die Regeln narrativ oder gamistisch sind. Dadurch ergänzen sich die Teile.

Welches Regelsystem wäre damit am sinnvollsten für Dungeoneering?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 15.12.2020 | 22:43
Ist nicht falsch was du sagst, aber es fehlt mir die entscheidende Kompenente: des Pudels Kern.
Es ist wie mit den Volksparteien früher, nehmen wir mal die Prä-Merkel-CDU: der Kern der ganzen Veranstaltung war der konservative Flügel. Aber dann hatte man noch den wirtschafts-liberalen Flügel, um FDP-Anhängern ein Angebot zu machen und die CDA, um den SPD-Wählern ein paar Happen hinzuwerfen. (Damit's hier nicht entgleist verzichten wir mal auf das Update zur Merkel-CDU.) Man hatte also eine Kernidentität und machte den beiden anderen Strömungen ein Angebot.

Analog glaube ich nicht, dass erfolgreiche Spiele alle drei RPG-Strömungen gleichmäßig bedienen können - oder auch sollten. Viel wichtiger ist es, ein Zielpublikum zu begeistern und deren Kumpels ein Angebot zu machen, so dass die auch ihre Freude beim Spiel haben und das Spiel weiter gespielt/gekauft wird.

Offenkundig kommen manche Spiele allerdings damit weg zwei Strömungen zu betonen. Shadowrun ist zB meiner Meinung nach simulationistisch-gamistisch. Aber auch bei solchen Hybriden gibt's für mich fast immer einen dominanten Aspekt. Ein Modus der idR priorisiert wird, wenn's beim Systementwurf konfliktäre Ziele aufzulösen gilt.

VtM war in den Runden, in denen ich gespielt habe, vor allem gamistisch. Für Dungeoneering würde ich ein GAM-System nehmen. Simulation und Narrativismus sind durch den Fluff(!)-Kontext des Dungeons ein wenig arg beschränkt. Für eine Kampagne, in der Dungeoncrawls nur ein gelegentlicher Teil sein sollen, sieht's schon anders aus.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ArneBab am 15.12.2020 | 23:08
Ist nicht falsch was du sagst, aber es fehlt mir die entscheidende Kompenente: des Pudels Kern.

Analog glaube ich nicht, dass erfolgreiche Spiele alle drei RPG-Strömungen gleichmäßig bedienen können
Von dem was ich sehe, bedienen die meisten erfolgreichen Spiele alle drei Strömungen — allerdings in unterschiedlichen Teilen des Spiels.

DnD hat in den Kämpfen Gamismus, die Welten erzählen coole Geschichten mit viel Simulation durch Sonderfähigkeiten (Klassen), und für Narrativismus ganz viele SL-Tipps mit einem Fokus auf dem Aufstieg der SCs in der persönlichen Macht.

DSA bedient regelseitig klar Simulationismus, von den SL-Tipps her Narrativismus, ist bei Gamismus etwas schwach — kompensiert das aber durch die Ansage, die klarer ist als in irgendeinem andern System, das ich kenne, dass es nicht um Wettbewerb sondern gemeinsames Spiel geht; verschiebt also die Bedeutung von Gamismus.
(Wobei die drei Label Gamismus, Simulation und Narrativismus meiner Ansicht nach nicht ganz die Aufteilung widerspiegeln, die es in DnD gibt — ich habe den Eindruck, dass die verschiedenen Bereiche etwas verschoben sind)
Zitat
gibt's für mich fast immer einen dominanten Aspekt. Ein Modus der idR priorisiert wird, wenn's beim Systementwurf konfliktäre Ziele aufzulösen gilt.
Das sehe ich auch so.
Zitat
VtM war in den Runden, in denen ich gespielt habe, vor allem gamistisch.
In Runden, in denen ich gespielt habe, war es eher Narrativistisch und simulierend — die Sonderfähigkeiten haben eher gestört.
Zitat
Für Dungeoneering würde ich ein GAM-System nehmen. Simulation und Narrativismus sind durch den Fluff(!)-Kontext des Dungeons ein wenig arg beschränkt. Für eine Kampagne, in der Dungeoncrawls nur ein gelegentlicher Teil sein sollen, sieht's schon anders aus.
Von meiner Theorie her gehe ich davon aus, dass ein Massentaugliches Dungeoneering-System eher simulierende und erzählende Regeln hätte. Da Kontext und Fluff Gamistisch sind, liefern Regeln und SL-Tipps dann die anderen beiden Aspekte.

Vielleicht will das ja mal jemand testen? Könnte eine Erfolgsgeschichte sein (nur darf das System das halt nicht zu laut sagen).
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 07:57
Es ist aber schade, wenn ein System als reines Dungeoneering-System konzipiert ist.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: felixs am 16.12.2020 | 08:44
Es ist aber schade, wenn ein System als reines Dungeoneering-System konzipiert ist.

Das trifft doch aber - im Grunde - auf wesentliche Teile der OSR zu.
Bzw., wenn es darüber hinausgeht, dann ist es eigentlich kein OSR mehr - oder?

Zumindest bieten die OSR-Syteme wenig bis gar nichts anderes an: Es gibt Regeln für Kampf, (Kampf-) Zauberei, für typische Dungeon-Aktionen, ggfs. auch noch ein paar Ideen für Wildnis-Dungeons.
Soziale Interaktion, Wissensfähigkeiten etc. spielen keine oder nur eine geringe Rolle. Stattdessen wird dann an dieser Stelle Spieler- und Figurenfähigkeit bzw. Spieler- und Figurenwissen gleichgesetzt. Das ist übrigens auch das, was mir an diesen Regelwerken am wenigsten gefällt.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 08:48
Kennst du AD&D?
Kennst du Zock Bock Radio?
https://pesa-nexus.de/2020/10/28/episode-a-wilde-gestade/
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 16.12.2020 | 10:23
Das trifft doch aber - im Grunde - auf wesentliche Teile der OSR zu.
Bzw., wenn es darüber hinausgeht, dann ist es eigentlich kein OSR mehr - oder?

Zumindest bieten die OSR-Syteme wenig bis gar nichts anderes an: Es gibt Regeln für Kampf, (Kampf-) Zauberei, für typische Dungeon-Aktionen, ggfs. auch noch ein paar Ideen für Wildnis-Dungeons.
Soziale Interaktion, Wissensfähigkeiten etc. spielen keine oder nur eine geringe Rolle. Stattdessen wird dann an dieser Stelle Spieler- und Figurenfähigkeit bzw. Spieler- und Figurenwissen gleichgesetzt. Das ist übrigens auch das, was mir an diesen Regelwerken am wenigsten gefällt.
Nun, die allermeisten OSR Systeme haben durchaus Regeln für Solziale Interaktion - Reaktionswürfe und Moralregeln. Außerdem schränken die "fehlenden" Fertigkeiten mMn nicht ein, sondern befreien das Spiel von unnötigem Balast - die Regeln sind halt so detailliert im Kampf, weil sich das schlecht improvisieren oder meinetwegen Rollenspielen läßt. Ich mache einen großen Bogen um Spiele mit ausgeklügeltem Fertigkeitssystem. Lenkt nur ab - und gerade die Klassenmechanik macht klar, was ein Charakter kann. Und weiß. Aber OSR ist so ein weites Feld, das kann man eh so allgemein nicht sagen.
Und Wildnisdungeons ist lustig - watt? Weil Erkundung in der Wildnis Regeln hat? Und falls du das meinst ist "ein paar Ideen für Wildnis-Dungeons" sehr tief gestapelt...  ;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: felixs am 16.12.2020 | 10:29
Tut mir leid, mir ist heute nicht nach Sophistereien.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 10:36
Tut mir leid, mir ist heute nicht nach Sophistereien.
Tja, dann hättest du wohl besser nichts von "Wildnis-Dungeons" geschrieben.
(Möglicherweise ist das aber auch ein Bezug, den ich nicht verstehe? BtW oder Forbidden Lands oder sonst ein Nu Nu OSR vielleicht?)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 11:08
Tut mir leid, mir ist heute nicht nach Sophistereien.

Dann ganz ohne: deine Frage zu Spielinhalten von D&D-artigen Spielen in TSR Tradition ist mit "Nein" zu beantworten. Zum einen, weil  nicht-Dungeons ausführlich modelliert werden (vgl. AD&D 1e DMG), zum anderen weil es ein logischer Fehler ist, aus dem Vorhanden-sein bestimmter Regeln zu folgern, das Spiel ließe sich nur darauf reduzieren.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 16.12.2020 | 11:16
Die Regeln sind halt so detailliert im Kampf, weil sich das schlecht improvisieren oder meinetwegen Rollenspielen läßt.

Und warum ausgerechnet nur Kampfregeln? Das ist doch die eigentliche Frage. Ich meine, woran soll es denn liegen, dass sich Kampf nicht improvisieren lässt? Oder lässt er sich vielleicht doch improvisieren. Und warum sind eine Debatte mit Argumenten und Gegenargumenten oder die komplexen Windungen der menschlichen Psychologie in Extermsituationen (die ja in Nicht-OSR-Spielen, von "Cthulhu" über "Kult" bis "Unknown Armies"), nach dieser Sichtweise, so viel einfacher zu improvisieren als ein paar Schwerthiebe?

Mein Verdacht ist ja: Ist alles gleich schwierig oder gleich leicht zu improvisieren. Es kommt halt nur darauf an: Wo legt ein Spiel einen Fokus drauf. OSR und AD&D bedient wunderbar einen gewissen Fokus, ein bestimmtes Spielprinzip. Auf andere Dinge oder Spielweltelemente wird eben nicht so ein großer Fokus gelegt. Deshalb werden die oberflächlich abgehandelt oder sogar einfach gehandwedelt.

Da muss man sich schon ehrlich machen: Spiele mit ausdefinierten Kampfregeln legen mehr Wert auf Kampf. Spiele mit ausdefinierten sozialen Interaktionsregeln mehr auf soziale Interaktion. Und dann stehen solche Systeme ja auch nicht einfach so isoliert in der Gegend rum. Wenn der Core Game Loop in einem Spiel auf Dungeons und Loot und Leveln abzielt, dann wird sich das im Kampfsystem niederschlagen. Wo es das nicht tut, ist das zugehörige System für das eigentliche Spielgefühl auch evtl. nicht so wichtig. Oder dient der schlichten Abhandlung von Inhalten im Spiel, die nicht im Fokus stehen sollen.

Insofern würde ich postulieren: "Ausführlich" modeliert wird menschliche Psychologie, menschliche Ethik, Persönlichkeitsentwicklung, soziale Bindung und Ähnliches in AD&D nicht. Und das ist vollkommen in Ordnung, dafür spielt man dann eben andere Rollenspiele. Man muss sich halt nur ehrlich machen und sagen: D&D kann nicht alles, was man eventuell in Spielen haben möchte, wenn man andere Vorlieben hat.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Crimson King am 16.12.2020 | 11:18
zum anderen weil es ein logischer Fehler ist, aus dem Vorhanden-sein bestimmter Regeln zu folgern, das Spiel ließe sich nur darauf reduzieren.

Ich würde das anders herum formulieren. Aus dem Fehlen bestimmter Regeln lässt sich für Rollenspiele nicht folgern, dass die unverregelten Dinge nicht Spielinhalt sein sollen. Aber in der Sache ist das das Gleiche.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 16.12.2020 | 11:24
Aber: Spieldesigner werden in aller Regel versuchen das besonders präzise, spaßbringend und prägnant zu verregeln, was die zentralen Inhalte des Spiels sein sollen. Das heißt nicht, dass andere Inhalte nicht vorkommen können. Aber sie werden von den Designern wohl kaum zur Kategorie "das macht unser Spiel im Kern aus" hinzugerechnet werden.

Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 16.12.2020 | 11:26
Einmal vom Seitenrand:
Und dann kommt so eine Chimäre wie Cthulhu d20 und die Hütte brennt... ~;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Crimson King am 16.12.2020 | 11:29
Insofern würde ich postulieren: "Ausführlich" modeliert wird menschliche Psychologie, menschliche Ethik, Persönlichkeitsentwicklung, soziale Bindung und Ähnliches in AD&D nicht. Und das ist vollkommen in Ordnung, dafür spielt man dann eben andere Rollenspiele. Man muss sich halt nur ehrlich machen und sagen: D&D kann nicht alles, was man eventuell in Spielen haben möchte, wenn man andere Vorlieben hat.

Oder man will diese Dinge nicht hart verregeln.

Ich würde da aber auch nicht so verkopft ran gehen. D&D kommt aus der Wargaming-Tradition, und dieser Aspekt spiegelt sich in den Regeln massiv wider. Dass man bei DnD Kämpfe recht stark mechanisch verregelt und den Rest nicht, ist tradiert, und es hat sich gehalten, weil es funktioniert. Dass es anders auch funktioniert, tut diesem Aspekt keinen Abbruch.


Aber: Spieldesigner werden in aller Regel versuchen das besonders präzise, spaßbringend und prägnant zu verregeln, was die zentralen Inhalte des Spiels sein sollen. Das heißt nicht, dass andere Inhalte nicht vorkommen können. Aber sie werden von den Designern wohl kaum zur Kategorie "das macht unser Spiel im Kern aus" hinzugerechnet werden.

Ich bezweifle stark, dass Gygax und Arneson von derartigen Überlegungen getrieben wurden. oDnD strotzt vor Bastler-Kreativität, aber in keinster Weise vor der Kreativität des Reißbrett-Designers.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 16.12.2020 | 11:30
Alles gute Punkte, aber die Behauptung war ja, das die OSR auf die Aspekte des Dungeoneering durch die Abbildung alleine reduziert ist - und das finde ich nicht. Außerdem - Regeln für soziale Interaktion gibt es ja, einfache, aber strenggenommen sind die Regeln für den Kampf ja eben auch einfach und ohne große Details (Wobei dabei Intiativeregeln und Überraschung manchmal wirklich recht detailliert sind).  :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 16.12.2020 | 11:34
Ja, wenn man das nicht tut, dann sagt das Spiel aber in aller Regel warum oder diese Aspekte finden sich zumindest in Beispielen, etc. wieder.

Und ich hab ja auch nicht gesagt, dass D&D nicht funktionieren würde. Das tut es. Wenn ich aber eine Rollenspielkampagne spielen wollen würde, in der niemals gekämpft wird, niemals durch die Wildnis gereist wird, kein Gold geplündert wird und niemand auch nur einen Fuß in einen Dungeon setzt, wäre es nicht meine erste Wahl.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 11:40
Was der Hamster sagt.
Bei AD&D sind soziale Interaktion und menschliche Persönlichkeit geregelt, ebenso psychische Krankheiten, Weltenbau und Regierungsformen und wasweissich.
Ein ganzheitliches Rollenspielsystem sozusagen.

Ich kann jetzt nicht für jedes "OSR-System" sprechen, ich kenne sie nicht, vielleicht sind viele von ihnen reduktionistisch.
Als "True-Schooler" spiele ich die AD&Ds und frühere D&DS, an OSR-Produkten kaufe ich nur Module.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 11:43
Und ich hab ja auch nicht gesagt, dass D&D nicht funktionieren würde. Das tut es. Wenn ich aber eine Rollenspielkampagne spielen wollen würde, in der niemals gekämpft wird, niemals durch die Wildnis gereist wird, kein Gold geplündert wird und niemand auch nur einen Fuß in einen Dungeon setzt, wäre es nicht meine erste Wahl.
Ja, wenn man etwas ganz anderes spielen will, muss man etwas ganz anderes spielen.
Das sei dir belassen.
Titel: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 16.12.2020 | 11:45
Okay, dann eine Frage: Warum spielst du denn „Exalted“ mit „Exalted 1st Edition“-Regeln? Wenn D&D so holistisch ist, würde es dieses Setting nicht auch und womöglich besser abbilden?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 11:49
Und warum ausgerechnet nur Kampfregeln? Das ist doch die eigentliche Frage. Ich meine, woran soll es denn liegen, dass sich Kampf nicht improvisieren lässt? Oder lässt er sich vielleicht doch improvisieren. Und warum sind eine Debatte mit Argumenten und Gegenargumenten oder die komplexen Windungen der menschlichen Psychologie in Extermsituationen (die ja in Nicht-OSR-Spielen, von "Cthulhu" über "Kult" bis "Unknown Armies"), nach dieser Sichtweise, so viel einfacher zu improvisieren als ein paar Schwerthiebe?

Mein Verdacht ist ja: Ist alles gleich schwierig oder gleich leicht zu improvisieren. Es kommt halt nur darauf an: Wo legt ein Spiel einen Fokus drauf. OSR und AD&D bedient wunderbar einen gewissen Fokus, ein bestimmtes Spielprinzip. Auf andere Dinge oder Spielweltelemente wird eben nicht so ein großer Fokus gelegt. Deshalb werden die oberflächlich abgehandelt oder sogar einfach gehandwedelt.

Da muss man sich schon ehrlich machen: Spiele mit ausdefinierten Kampfregeln legen mehr Wert auf Kampf. Spiele mit ausdefinierten sozialen Interaktionsregeln mehr auf soziale Interaktion. Und dann stehen solche Systeme ja auch nicht einfach so isoliert in der Gegend rum. Wenn der Core Game Loop in einem Spiel auf Dungeons und Loot und Leveln abzielt, dann wird sich das im Kampfsystem niederschlagen. Wo es das nicht tut, ist das zugehörige System für das eigentliche Spielgefühl auch evtl. nicht so wichtig. Oder dient der schlichten Abhandlung von Inhalten im Spiel, die nicht im Fokus stehen sollen.

Insofern würde ich postulieren: "Ausführlich" modeliert wird menschliche Psychologie, menschliche Ethik, Persönlichkeitsentwicklung, soziale Bindung und Ähnliches in AD&D nicht. Und das ist vollkommen in Ordnung, dafür spielt man dann eben andere Rollenspiele. Man muss sich halt nur ehrlich machen und sagen: D&D kann nicht alles, was man eventuell in Spielen haben möchte, wenn man andere Vorlieben hat.

Zum Kampf:
Kämpfen ist sehr gefährlich in TSR-D&D. Die Regeln ermutigen dich sogar, Kämpfe zu meiden. XP für Schätze fallen deutlich höher aus als für überwundene Gegner. Patrick Stuart vermutet z.B. Kämpfe werden relativ hart verregelt, weil sie der ultimative fail state sind, denn hierbei sterben die Figuren sehr schnell. Es ist also aus Sicht aller Beteiligten am fairsten, wenn dabei die Wahrscheinlichkeiten etc klar erkennbar sind.

Zu Modellen jenseits des Kampfs und zur wargaming Tradition: Diese beinhaltet eben auch Diplomacy und anderes Gedankengut aus der RAND Ecke. Das schafft durchaus viel Komplexität und einiges an Detailtiefe.
Der Gesinnungsgraph vom EGG ist übrigens auch erstaunlich robust.

Grundsätzlich sei jedem die Rollozock Praxis empfohlen für ein tieferes Verständnis. Zur theoretischen Weiterbildung zu dem Thema scheint mir Petersons Playing at the World weiterhin dringend zu empfehlen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 11:49
@Jiba: Weil es regeltechnisch eng mit einer eigenen Welt verflochten ist. Die Frage war jetzt aber nicht ernst gemeint, oder? Scheint auch nicht mehr wirklich zum OSR-Thema zu gehören (wobei, über weird fantasy kann man noch den Kreis schließen).
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 11:54
AD&D 1e ist übrigens am Besten dafür geeignet jene Welten zu bespielen, die im Appendix N des dmg auftauchen bzw ähnlich geartete.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 12:19
AD&D 1e ist übrigens am Besten dafür geeignet jene Welten zu bespielen, die im Appendix N des dmg auftauchen bzw ähnlich geartete.
AD&D 1e ist für Dich am Besten dafür geeignet jene Welten zu bespielen, die im Appendix N des dmg auftauchen. ("für Dich" im Sinne von für die Runden in denen Du spielst, eignet sich AD&D 1e für diese Welten am Besten)
Für mich und nach meiner Erfahrung auch für einige Andere kann ich mit Sicherheit sagen, dass sich AD&D 1e nicht wirklich gut zu spielen anfühlt für die in Appendix N genannten Welten.
Kommt halt immer drauf an, welche Erwartungen man für das Spielerlebnis in den entsprechenden Welten hat
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 12:21
@6: Die RuneQuest-Saeule ist ja aus so einer Geschmacksfrage hervorgegangen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 12:24
AD&D 1e ist für Dich am Besten dafür geeignet jene Welten zu bespielen, die im Appendix N des dmg auftauchen. ("für Dich" im Sinne von für die Runden in denen Du spielst, eignet sich AD&D 1e für diese Welten am Besten)
Für mich und nach meiner Erfahrung auch für einige Andere kann ich mit Sicherheit sagen, dass sich AD&D 1e nicht wirklich gut zu spielen anfühlt für die in Appendix N genannten Welten.
Kommt halt immer drauf an, welche Erwartungen man für das Spielerlebnis in den entsprechenden Welten hat

Oder darauf wie gespielt wird.

Aber rein frequentistisch spricht vieles dafür, dass die meisten Leute, die AD&D 1e spielen, das ähnlich erleben wie ich.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 12:25
@ghoul:
Nicht nur RuneQuest. Ganz ganz viele Systeme sind daraus hervorgegangen, dass sich ne Menge Leute über diverse Mechanismen und Spielkonsequenzen in AD&D bzw. D&D geärgert haben. Sozusagen die Idee, Rollenspiel, ist klasse, aber die Regeln sind "Grütze".
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 12:26
Aber rein frequentistisch spricht vieles dafür, dass die meisten Leute, die AD&D 1e spielen, das ähnlich erleben wie ich.
Sagen wir es so: Sonst würden sie ja kein AD&D 1e mehr spielen, wenn es nicht so wäre. ;)
Interessant sind da aber eher diejenigen, die eben nicht (mehr) AD&D 1e spielen. EDIT: Und natürlich die Frage wieso es so viele Alternativsysteme gibt.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 12:28
Sagen wir es so: Sonst würden sie ja kein AD&D 1e mehr spielen, wenn es nicht so wäre. ;)
Interessant sind da aber eher diejenigen, die eben nicht (mehr) AD&D 1e spielen.

Cool. Was ist dein Punkt?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Crimson King am 16.12.2020 | 12:31
Ich hatte hassran auch nicht so gelesen, dass AD&D das ultimativ beste System für diese Welten ist, sondern dass diese Welten besonders gut geeignet sind, mit AD&D bespielt zu werden, also "Wenn AD&D, dann mit solchen Welten". Über andere Systeme wird da keine Aussage getroffen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 12:32
Cool. Was ist dein Punkt?
Ganz ganz kurz gefasst: Die Erwartungen der Spieler an das Spielerlebnis sind wesentlich vielfältiger als man denkt. Es gibt nicht das Spielsystem. Auch nicht mit der Einschränkung auf eine bestimmte Welt.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 12:33
Ich hatte hassran auch nicht so gelesen, dass AD&D das ultimativ beste System für diese Welten ist, sondern dass diese Welten besonders gut geeignet sind, mit AD&D bespielt zu werden, also "Wenn AD&D, dann mit solchen Welten". Über andere Systeme wird da keine Aussage getroffen.
Ah. Sorum. Okay. Dann hat sich mein Einwand erledigt. :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 12:33
Ich hatte hassran auch nicht so gelesen, dass AD&D das ultimativ beste System für diese Welten ist, sondern dass diese Welten besonders gut geeignet sind, mit AD&D bespielt zu werden, also "Wenn AD&D, dann mit solchen Welten". Über andere Systeme wird da keine Aussage getroffen.

Ah, jetzt verstehe ich, woran 6 sich reibt.

Ja, die CK Interpretation ist korrekt. Bezog sich auf Jibas Frage, warum der ghoul für Exalted kein AD&D nimmt.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 12:34
Ah, jetzt verstehe ich, woran 6 sich reibt.

Ja, die CK Interpretation ist korrekt. Bezog sich auf Jibas Frage, warum der ghoul für Exalted kein AD&D nimmt.
Okay. Dann hatte ich Dich missverstanden. Sorry. :)
Da habe ich keine Einwände mehr.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 16.12.2020 | 12:47
Von dem was ich sehe, bedienen die meisten erfolgreichen Spiele alle drei Strömungen — allerdings in unterschiedlichen Teilen des Spiels.

DnD hat in den Kämpfen Gamismus, die Welten erzählen coole Geschichten mit viel Simulation durch Sonderfähigkeiten (Klassen), und für Narrativismus ganz viele SL-Tipps mit einem Fokus auf dem Aufstieg der SCs in der persönlichen Macht.

Das kann man so nicht sagen. Die Klassfizierungen beziehen sich eigentlich nicht auf Spiele in ihrer Gesamtheit, sondern nur auf:
- die Regeln: welche Modi unterstützen die Regeln wie?
- den Kampagnenstil: wie wird das Ganze, unabhängig von den Regeln, denn nun umgesetzt? Spiele ich eine melodramatische Runde rund um das Thema "Pfeiffenkrautabhängigkeit und wie sie Beziehungen zerstört" in MERS oder mache ich einen Dungeonbash nach dem nächsten?
- die Gamerpräferenz: mein GM zieht diese blöde narrativistische Pfeiffenkrautidee durch, ich würde aber lieber Monster plätten und Mithrilschwerter einheimsen.

Von daher fallen weichere Sachen wie SL-Tipps eigentlich eher aus der Bewertung raus.

(Wobei die drei Label Gamismus, Simulation und Narrativismus meiner Ansicht nach nicht ganz die Aufteilung widerspiegeln, die es in DnD gibt — ich habe den In Runden, in denen ich gespielt habe, war es eher Narrativistisch und simulierend — die Sonderfähigkeiten haben eher gestört.

Narrative Spiele entstanden in 90er Jahren ja auch als Reaktion darauf, dass VtM eben nur Storytelling versprach, das System aber überhaupt nicht lieferte. "Storyteller-System" war im Kern ein Marketing-Stunt. Und die GM-Tipps in Vampire konnten die Enttäuschung eben nicht wirklich lindern.

Von meiner Theorie her gehe ich davon aus, dass ein Massentaugliches Dungeoneering-System eher simulierende und erzählende Regeln hätte. Da Kontext und Fluff Gamistisch sind, liefern Regeln und SL-Tipps dann die anderen beiden Aspekte.

Vielleicht will das ja mal jemand testen? Könnte eine Erfolgsgeschichte sein (nur darf das System das halt nicht zu laut sagen).

So etwas wie Dungeon World? Hat natürlich deutlich mehr gamistische Züge als Apocalypse World. Es geht auch eigentlich an der Grundidee von Apocalypse World vorbei.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 16.12.2020 | 12:48
Kämpfe werden relativ hart verregelt, weil sie der ultimative fail state sind, denn hierbei sterben die Figuren sehr schnell. Es ist also aus Sicht aller Beteiligten am fairsten, wenn dabei die Wahrscheinlichkeiten etc klar erkennbar sind.
Guter Punkt.
Ich bin auch immer von der Prämisse ausgegangen: Wenn die Regeln besonderen Augenmerk auf einen Aspekt legen dann deswegen, weil dieser Aspekt dem Designer wichtig war und dieser auch eine prominente Rolle in den möglichen Spielinhalten einnehmen soll.

Dass der Aspekt deswegen detaillierter verregelt wird, nicht weil er viel Raum einnehmen soll, sondern weil er besonders kritisch ist , auf die Idee bin ich tatsächlich noch nie gekommen. Warum auch immer - ist eigentlich sehr einleuchtend. Neue Erkenntnis gewonnen, damit hat sich der Forenbesuch heute gelohnt. Vielen Dank :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 16.12.2020 | 13:15
Guter Punkt.
Ich bin auch immer von der Prämisse ausgegangen: Wenn die Regeln besonderen Augenmerk auf einen Aspekt legen dann deswegen, weil dieser Aspekt dem Designer wichtig war und dieser auch eine prominente Rolle in den möglichen Spielinhalten einnehmen soll.

Dass der Aspekt deswegen detaillierter verregelt wird, nicht weil er viel Raum einnehmen soll, sondern weil er besonders kritisch ist , auf die Idee bin ich tatsächlich noch nie gekommen. Warum auch immer - ist eigentlich sehr einleuchtend. Neue Erkenntnis gewonnen, damit hat sich der Forenbesuch heute gelohnt. Vielen Dank :)
halte ich aber für gewagt. Ich behaupte, wenn etwas zentral in den regeln steht, dann wird das auch eher zentraler Spielinhalt, grade dann wenn es kritisch ist. Realistisch gesehen ist die gefahr durch Krankheiten, mangelernährung oder Wettereinflüsse zu sterben für Abenteurer höher als im Kampf. Es gibt aber keine regeln dafür, also wird es größtenteils ignoriert. Umgekehrt würde ich sagen, das in Spielen, die überhaupt keine kampfregeln haben, eher selten gekämpft wird.

Der kampf wird ja durch detailierte regeln auch nicht unbedingt fairer oder vorhersehbarer. Das würde eher durch sehr einfache, aber klare regeln gewährleistet. Wenn die kampfregeln einen breiten raum einnehmen, dann muss sich der Spieler automatisch mit ihnen beschäftigen, sonst erhöht die Komplexität dieses Subsystems die Wahrscheinlichgkeit zu sterben. Anders gesagt, wenn der Spieler die komplexen kampfregeln nicht kapiert, und nicht strategisch ausnutzt, stirbt er.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 13:20
@ErikErikson

Von welchem Spiel sprichst du? Natürlich werden auch Wetter und Krankheiten bei AD&D z.B. modelliert.
Deiner Vermutung gegenüber steht ja die tatsächliche Spielpraxis.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 13:20
 @Erik: Was bitte ist an den Kampfregeln kompliziert? Was gibt es zum Nichtkapieren und dran sterben?
Ist mir schleierhaft.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 13:22
@Alexander: Dungeon World ist nachweislich für Leute, die D&D nicht verstanden haben. Dazu gab es hier einen Thread: [ich suche mal].
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 16.12.2020 | 13:31
halte ich aber für gewagt. Ich behaupte, wenn etwas zentral in den regeln steht, dann wird das auch eher zentraler Spielinhalt, grade dann wenn es kritisch ist. Realistisch gesehen ist die gefahr durch Krankheiten, mangelernährung oder Wettereinflüsse zu sterben für Abenteurer höher als im Kampf. Es gibt aber keine regeln dafür, also wird es größtenteils ignoriert. Umgekehrt würde ich sagen, das in Spielen, die überhaupt keine kampfregeln haben, eher selten gekämpft wird.

Das schließt den anderen Ansatz ja nicht aus.

Ich glaube, das ist eine Art self-fulfilling prophecy. Wenn ich als Spieler Regeln bekomme und sehe da ist A relativ stark verregelt, während B quasi gar nicht oder nicht so detailliert vorkommt, dann erwarte ich als Spieler eher, dass A im Spiel vorkommt als B. (Wobei ich zugeben muss, auf eine Verfolgungsjagd in Cthulhu warte ich noch immer...  ;D ... vielleicht waren es in dem Fall dann zu viele Regeln).

Das heißt ja nicht, dass die Spieleentwickler sich da nicht was anderes bei Gedacht haben.

Quasi ein klassisches Sender (Entwickler: Wir verregeln das, weil das aus unserer Sicht besonders kritisch ist) und Empfänger (Spieler: Ah, da gibt es viele Regeln zu, also muss das im Spiel viel vorkommen) Problem.

@Alexander: Dungeon World ist nachweislich für Leute, die D&D nicht verstanden haben. Dazu gab es hier einen Thread: [ich suche mal].

Halte ich für eine sehr harte Aussage. Besser wäre doch wahrscheinlich: DW ist für Leute, die Dungeons anders als D&D es macht spielen wollen.  ;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 16.12.2020 | 13:31
Vielleicht ein Beispiel:

Stellt euch vor, der Kampf wäre durch einen einzigen festen Wert namens "kampfwert" verregelt, ähnlich wie ein Skill. Ein einzelner vergleich: Kampfwert + Würfelwurf würde den Sieger eines kampfes festlegen. Das wäre einfach, oder? Es gibt hier kaum strategische oder taktische Einflussmöglichkeit. Der Spieler kann sich nicht in die kampfregeln reinfuxen, weil es keine Tiefe der regeln gibt.

Bei D&D und den meisten anderen Rollenspielen ist der kampf viel komplizierter, es gibt taktische und strategische Elemente im Charakterbau und im kampf selbst, bsp. Kampftalente oder manöver oder Positionierung oder Waffen, die unterschiedliche Effekte haben und miteinander interagieren. Hier kann der Spieler sich reinfuxen, und wenn kampf wichtig im Spiel ist, wird er das auch tun.

IMO sind komplexe kampfregeln damit ein Angebot, sogar eine Aufforderung, an den Spieler und Spielleiter, sie auch zu nutzen. Selbst erlebt habe ich das bsp. mit Cthulhu, wo ich selbst die kampfregeln fast nie nutze, und wenn nur rudimentär. jetzt hatte ich aber einen Spieler, der sich sehr für kampf interessiert hat, und viel kämpfen wollte, und zwar so detailiert wie im buch beschrieben. Da habe ich mich durchaus genötigt gefühlt, mich mit den kampfregeln zu befassen, einfach weil sie im Buch standen. ich hätte natürlich auch sagen können: "Nö, is mir egal was da steht, wir machens so wie ich will". Dann hätt ich mich aber explizit gegen das geschriebene Wort stellen müssen.

Daher denke ich, das eine ausführliche Verregelung eines Aspekts die Wahrschenilichkeit erhöht, das es im Spiel ein zentraler bestandteil wird.  Cthulhu ist natürlic hauch ein gutes beispiel gegen meine These, da hier viele Spieler die kampfregeln ignorieren. Aber da steht halt auch eine starke tradition dahinter, und Ausnahmen bestätigen die regel.
 
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: nobody@home am 16.12.2020 | 13:43
Das Argument, daß Regeln, die im Buch viel Raum einnehmen, möglichst wenig genutzt werden sollen, während umgekehrt die weitgehende Abwesenheit von Regeln für andere Dinge als die ganz große Freiheit gepriesen wird, scheint mir in der Tat ein wenig sehr von hinten durch die Brust ins Auge gedacht zu sein. Funktionieren Spielregeln und -anleitungen (gerne auch bei Nicht-Rollen-Spielen) nicht normalerweise gerade umgekehrt? ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 16.12.2020 | 13:44
Zitat
Bei D&D und den meisten anderen Rollenspielen ist der kampf viel komplizierter, es gibt taktische und strategische Elemente im Charakterbau und im kampf selbst, bsp. Kampftalente oder manöver oder Positionierung oder Waffen, die unterschiedliche Effekte haben und miteinander interagieren. Hier kann der Spieler sich reinfuxen, und wenn kampf wichtig im Spiel ist, wird er das auch tun.
Nicht sonderlich viel in den frühen Editionen und häufig auch optional.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 16.12.2020 | 13:52
Das trifft doch aber - im Grunde - auf wesentliche Teile der OSR zu.
Bzw., wenn es darüber hinausgeht, dann ist es eigentlich kein OSR mehr - oder?

Nein, die frühen Gygax-Runden hatten zwischen den Dungeoncrawls Episoden, in denen sie Spieler mit ihrem Gold sich Ländereien zusammenkauften und verwalteten. Und Hexcrawls gehören ja auch zur OSR.

Die OSR ist gamistisch, ggf. mit SettingSim (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,112048.0.html) (das ist das, was an OSR so holistisch ist). Dies gilt inbesondere sobald Kampagnen in einem Sandkasten stattfinden, in dem man sich austoben kann. Die Helden sind tendenziell nicht so epische Helden (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,116854.msg134939967.html#msg134939967) wie in der New School mit ihren Gummipunkten. Man spielt eigentlich nicht Legolas oder Aragorn oder gar Frodo, sondern eher den 3. Typen von links in der 2. Schlachtenreihe hinter Elrond und lässt den dann Heldenabenteuer erleben. (Der Unterschied ist, dass die genannten Charaktere eben von der Vorsehung zum Heldendasein bestimmt waren.)

Da Gamismus und SettingSim relativ nahe beieinander stehen, kann man nur durch eine leichte Verschiebung in der Kampagnengestaltung von dem einen zum anderen wechseln - bei dem einen steht das Hack & Slash im Vordergrund, bei dem anderen das Abenteuererlebnis, das Eintauchen in eine phantastische Welt, etc. Rollplay vs Roleplay, wenn man so will. Das ist eigentlich der ursprüngliche Konflikt in Rollenspielrunden, zumindest für mich als Teil der Generation DSA.

Das GenreSim hingegen, das ich betreibe, ist eine Stufe weiter weg from Gamismus, weil es eben Dinge hat, die für einen Gamisten völlig unnötig und nur verkomplizierend sind. Wenn man's genau nimmt, gibt's bei mir 3+1 Arten von Gummipunkten (das Standardgummi der Party, eine individuelle Gummivariante des Standardgummis, Gratisvariante des Standardgummi für harte Encounter; plus so was wie DSA-Astralpunkte, die aber auch alle weltlichen Sonderfertigkeiten powern).

Ist nicht kompliziert in der Handhabung, braucht aber kein Mensch, der nicht film- oder buchartige Helden á la Jon Snow spielen will.

Nun, die allermeisten OSR Systeme haben durchaus Regeln für Solziale Interaktion - Reaktionswürfe und Moralregeln. Außerdem schränken die "fehlenden" Fertigkeiten mMn nicht ein, sondern befreien das Spiel von unnötigem Balast - die Regeln sind halt so detailliert im Kampf, weil sich das schlecht improvisieren oder meinetwegen Rollenspielen läßt. Ich mache einen großen Bogen um Spiele mit ausgeklügeltem Fertigkeitssystem. Lenkt nur ab - und gerade die Klassenmechanik macht klar, was ein Charakter kann. Und weiß. Aber OSR ist so ein weites Feld, das kann man eh so allgemein nicht sagen.

Na, da haben wir's mal wieder. Der Nachteil davon ist allerdings, dass ein Krieger der Stufe 3 mit Charisma 14 genau gleich ist wie ein anderer Krieger der Stufe 3 mit Charisma 14. Bei Rolemaster hingegen kann ich einen Krieger der 3. Stufe haben, der zwar eine graue Maus ist, aber ansonsten ein ziemlich gut lügender Schweinepriester. Ein anderer Krieger der 3. Stufe mag hingegen kein besonders guter Lügner sein, aber ein mitreissender Redner, der Truppen kommandieren kann. Und er kann das, weil ich das so festegelegt habe und dafür auf andere Fertigkeiten verzichen musste. Er kann dafür zB nicht gut schleichen oder Wunden versorgen. Oder was auch immer.

Diese mechanische Charakterisierung ist für Simulationisten vermutlich im Schnitt wichtiger als für einen Gamisten. Und wenn's einem nicht wichtig ist, dann spart man sich halt die (geringe) Mühe.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 13:54
Das Argument, daß Regeln, die im Buch viel Raum einnehmen, möglichst wenig genutzt werden sollen, während umgekehrt die weitgehende Abwesenheit von Regeln für andere Dinge als die ganz große Freiheit gepriesen wird, scheint mir in der Tat ein wenig sehr von hinten durch die Brust ins Auge gedacht zu sein. Funktionieren Spielregeln und -anleitungen (gerne auch bei Nicht-Rollen-Spielen) nicht normalerweise gerade umgekehrt? ;)

Und das ist besagte reductio ad literam nach Forge. :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 16.12.2020 | 13:55
@Alexander: Dungeon World ist nachweislich für Leute, die D&D nicht verstanden haben. Dazu gab es hier einen Thread: [ich suche mal].

Ich: DW ist von Leuten, die AW nicht verstanden haben.
Du: DW ist für Leute, die D&D nicht verstanden haben.
Ich: Kann's nicht beides sein?  ;D

Aber mach' mal bitte, hört sich interessant an.  :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: nobody@home am 16.12.2020 | 13:59
Und das ist besagte reductio ad literam nach Forge. :)

Im Gegensatz zu welcher reductio nach PESA?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 14:00
Ich: DW ist von Leuten, die AW nicht verstanden haben.
Du: DW ist für Leute, die D&D nicht verstanden haben.
Ich: Kann's nicht beides sein?  ;D
Ja. Es kann beides nicht sein. ;D
Traut den Leuten ruhig zu, dass sie verstanden haben, was sie spielen wollen. :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 14:02
Im Gegensatz zu welcher reductio nach PESA?

Es ist eben keine Reduktion. Settembrinis PJJ sei da nochmal explizit erwähnt, weil es en Reichtum des Rollozocks greifbar macht:

https://hofrat.rsp-blogs.de/2019/08/01/spielkunsthandwerk-preussisches/
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: nobody@home am 16.12.2020 | 14:15
Es ist eben keine Reduktion. Settembrinis PJJ sei da nochmal explizit erwähnt, weil es en Reichtum des Rollozocks greifbar macht:

https://hofrat.rsp-blogs.de/2019/08/01/spielkunsthandwerk-preussisches/

Tja, daraus wird wohl nix. Soweit ich das aus der Entfernung übers Internet nach den bei mir im Lauf der Zeit so hängengebliebenen Eindrücken nämlich beurteilen kann, gehen Forge und PESA beide in die Richtung "Besserspieler-Stammtisch zur Selbstbestätigung von Rollenspielideologen" -- letztere meinem subjektiven Eindruck nach (da mögen die Auftritte des "Hofrats" hier und anderswo nebenbei durchaus mit ihren Beitrag geleistet haben) sogar noch deutlich stärker als erstere, möglicherweise aufgrund ihrer geringeren Größe und Bekanntheit...

...und mit dieser Art von Hobby-Parteipolitik habe ich eher nichts am Hut.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 16.12.2020 | 14:23
Zitat
Es ist eben keine Reduktion. Settembrinis PJJ sei da nochmal explizit erwähnt, weil es en Reichtum des Rollozocks greifbar macht:

...der sich nicht darauf beschränkt, was Set da schreibt. Der Reichtum des Rollozocks beinhaltet auch noch Elemente des Improtheaters, der Dramaturgie und der Simulation.

Und tut mir leid, wenn ich da jetzt querschieße, aber dass D&D ein Spiel sein soll, in dem es darum geht, das Kämpfe möglichst vermieden werden... wenn das so wäre, dann wäre D&D ein wahnsinnig schlecht designtes Spiel. Es reicht ein Blick darauf, wie es im Großteil der Community wohl tatsächlich gespielt wird. Ich sehe nicht, dass die Standard-Reaktion bei einem Zufallsencounter (den man ja qua Regelwerk eben nicht im Großteil der Fälle wirksam umgehen kann) die folgende ist: "Oh nein, ein Kampf, lass uns fliehen!"

Auch ist das Plündern von Gold aus einem Dungeon, das auch in den alten Modulen in der Regel voll ist mit potenziellen Kampfsituationen, definitiv vom Spiel eher gewünscht als das kunstvolle Einbrechen in Häuser von Adligen in irgendwelchen Städten oder andere Möglichkeiten des kampflosen Geldverdienens.

Und was macht eigentlich der Spieler des Kriegers den ganzen Spielabend, wenn alle Kämpfe tunlichst vermeiden wollen? (Ist der Spieler aber wohl selber Schuld... hat der doch tatsächlich geglaubt, dass ein Spiel, dessen Hauptinspiration Wargames waren, irgendwas mit Kämpfen zu tun hat...)

Also wenn es wirklich Gygax und Arnesons Wille war, die Spieler dazu zu bringen, dass Kämpfe vermieden werden... dann hätten sie doch besser dafür gesorgt, dass Kämpfe nicht so verdammt viel Raum einnehmen, in Modulen, Spielwelt und Regelwerk. Und das sie obendrein nicht so viel Spaß machen. Und die Inspirationen aus der Heroic Fantasy sind dann sicher auch nicht so geeignet.

Wir bleiben bei zwei Möglichkeiten:
D&D ist schlecht designt, weil das Design nicht die Agenda der Spielemacher befördert oder Es ist wahnsinnig gut designt, aber die Agenda der Spielemacher war: Geh in Dungeon, klopp das Monster, umgehe die Falle, hebe den Schatz, repeat.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 16.12.2020 | 14:28
Hm, würde das nicht so absolut sehen.

Frühe (A)D&D-Formen sind für mich wie Rogue-likes bei PC-Spielen.
Umgehe die Kämpfe, wo Du nur kannst, aber wenn Du musst (und manchmal musst Du), dann so, dass Du im Vorteil bist und die Chancen auf Deiner Seite.
Und um die Chancen auf seiner Seite zu haben, muss man natürlich über Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten informiert werden...was dann die Kampfregeln machen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 14:29
...der sich nicht darauf beschränkt, was Set da schreibt. Der Reichtum des Rollozocks beinhaltet auch noch Elemente des Improtheaters, der Dramaturgie und der Simulation.

Und tut mir leid, wenn ich da jetzt querschieße, aber dass D&D ein Spiel sein soll, in dem es darum geht, das Kämpfe möglichst vermieden werden... wenn das so wäre, dann wäre D&D ein wahnsinnig schlecht designtes Spiel. Es reicht ein Blick darauf, wie es im Großteil der Community wohl tatsächlich gespielt wird. Ich sehe nicht, dass die Standard-Reaktion bei einem Zufallsencounter (den man ja qua Regelwerk eben nicht im Großteil der Fälle wirksam umgehen kann) die folgende ist: "Oh nein, ein Kampf, lass uns fliehen!"

Auch ist das Plündern von Gold aus einem Dungeon, das auch in den alten Modulen in der Regel voll ist mit potenziellen Kampfsituationen, definitiv vom Spiel eher gewünscht als das kunstvolle Einbrechen in Häuser von Adligen in irgendwelchen Städten oder andere Möglichkeiten des kampflosen Geldverdienens.

Und was macht eigentlich der Spieler des Kriegers den ganzen Spielabend, wenn alle Kämpfe tunlichst vermeiden wollen? (Ist der Spieler aber wohl selber Schuld... hat der doch tatsächlich geglaubt, dass ein Spiel, dessen Hauptinspiration Wargames waren, irgendwas mit Kämpfen zu tun hat...)

Also wenn es wirklich Gygax und Arnesons Wille war, die Spieler dazu zu bringen, dass Kämpfe vermieden werden... dann hätten sie doch besser dafür gesorgt, dass Kämpfe nicht so verdammt viel Raum einnehmen, in Modulen, Spielwelt und Regelwerk. Und das sie obendrein nicht so viel Spaß machen. Und die Inspirationen aus der Heroic Fantasy sind dann sicher auch nicht so geeignet.

Wir bleiben bei zwei Möglichkeiten:
D&D ist schlecht designt, weil das Design nicht die Agenda der Spielemacher befördert oder Es ist wahnsinnig gut designt, aber die Agenda der Spielemacher war: Geh in Dungeon, klopp das Monster, umgehe die Falle, hebe den Schatz, repeat.

Also solche Verrenkungen würde ich dem Spiel nicht abnehmen.

Ich habe zunehmend den Eindruck, du hast weder den DMG gelesen, noch eine entsprechende Kampagne gespielt, noch den PJJ Text gelesen. Ist das richtig?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 16.12.2020 | 14:32
Oder es ist halt doch so, das die meisten D&D Runden sich in Wirklichkeit, ganz verschieden von den Vorurteilen, um Händlerdynastien drehen, die mit Geschick Waren kaufen und verkaufen, und so Stufe um Stufe aufsteigen. Interaktion mit Dungeons besteht durchaus, aber nur insofern, als das Lakaien dort hingeschickt werden, selbst betreten die Spielercharaktere einen Dungeon natürlich nicht, da könnte es ja zu Kämpfen kommen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 14:42
Natürlich sind Dungeons ein wichtiger Bestandteil von D&D, aber sie sind eben nicht der einzige.
Natürlich kommt es in D&D zu Kämpfen. Aber wer AD&D/OSR ernsthaft spielt, der ist auch schon oft geflohen.

Deshalb bitte: Stellt euch hier nicht extra blöd! Das bringt der Diskussion nichts.
Jiba lenkt immer wieder ab, auf Spiele und Spielformen abseits vom D&D/Fantasy-Genre, Erik weiß nicht mal, um welche Editionen / Mechaniken es hier geht, hat aber ganz viel Sendungsbewusstsein.
Was soll das denn?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 14:47
@Alexander: Ich bedaure, aber den Thread finde ich nicht. Irgendwas so wie "Dungeon World für D&D-Spieler erklärt". Es war ganz furchtbar! So sehr, dass ich mich komplett herausgehalten habe. Nichts, weshalb ich AD&D spiele, wird in DW bedient.

Aber um fair zu bleiben: Ich habe einen Spieler, der AD&D ablehnt und mit DW sehr glücklich ist (es sei ihm gegönnt), der dennoch ein sehr guter Spieler ist.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 14:50
Oder es ist halt doch so, das die meisten D&D Runden sich in Wirklichkeit, ganz verschieden von den Vorurteilen, um Händlerdynastien drehen, die mit Geschick Waren kaufen und verkaufen, und so Stufe um Stufe aufsteigen. Interaktion mit Dungeons besteht durchaus, aber nur insofern, als das Lakaien dort hingeschickt werden, selbst betreten die Spielercharaktere einen Dungeon natürlich nicht, da könnte es ja zu Kämpfen kommen.

Auch wenn das Anführen von 2E-Produkten im OSR-Kontext nicht unumstritten ist (Sett und Hass Augen zu!), es gibt sogar Settings, in denen Handel ziemlich zentral ist: Al-Qadim (als Klasse), Dark Sun (im Settings verankert).
Zum Handeln muss man aber reisen, und das ist in diesen  Settings nicht trivial.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 14:53
Stand der Gygax-Exegese ist übrigens wohl auch, dass er sowohl eine Händler als auch eine Gelehrten/Alchemisten-Klasse geplant hatte. So wie es sich für Conan eben gehört. ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 16.12.2020 | 14:59
Ich habe zunehmend den Eindruck, du hast weder den DMG gelesen, noch eine entsprechende Kampagne gespielt, noch den PJJ Text gelesen. Ist das richtig?

Kampagne, nein. (und das schreibt man mit C, dachte ich  ;) )
PJJ-Text gelesen, ja. (wobei auffällt, dass hier ein echter PJJ-Akolyt viele verschiedene Arten von Schlachten leiten soll, aber kaum Nicht-Schlachten)
AD&D DMG, reingelesen, aber nicht cover-to-cover.

Ich hab da auch gerade nochmal das Inhaltsverzeichnis überflogen. Diplomatische Lösungen in Kämpfen werden ja schon ziemlich schnell abgefrühstückt.

Zitat
Parleying:
Upon encountering another party, the party with initiative can always elect to
attempt some form of communication. This can be a friendly gesture, a throwing
down of arms, offering of treasure, or some spoken word or phrase. Just what
this effect will be is determinable only by the DM considering the prevailing
circumstances. It is safe to say that a group of elves attempting to parley with a
red dragon will find their efforts generally unsuccessful unless they also have
some obvious advantage which the dragon is aware of. It is common for player
characters to attack first, parley afterwards. It is recommended that you devise
encounters which penalize such action so as to encourage parleying attempts
— which will usually be fruitless, of course!

Also, bei Rhylthar's Einschätzung kann ich sogar mitgehen. Dann ist aber der Inhalt des Spiels nicht, dass man Kämpfe komplett meidet und stattdessen nicht-kämpferische Dinge tut, sondern dass Kämpfe ein Weg (unter mehreren) sind, zum Ziel zu kommen. Und dass man sie nie total vermeiden kann. Das halte ich für einen wichtigen Unterschied.

Aber ich gebe zu, vielleicht zieltest Hassran auch genau darauf ab, dann wäre meine Kritik natürlich gegenstandslos. Ich glaube aber trotzdem, dass D&D-Spieler letztlich gerne kämpfen und viel kämpfen, selbst dort, wo es eigentlich vermeidbar wäre.

@ghoul: Klar beziehe ich da andere Spielformen und Spiele mit ein. D&D ist nämlich keine Insel. Das steht natürlich im Dialog zu anderen Arten, Spiele zu designen oder zu leiten.

Und inwiefern ist es kein "Sendungsbewusstsein", wenn hier Hassran ständig einen Settembrini'schen PESA-Text zur Referenz reinwirft? Oder immer wieder behauptet wird, dass "nachweislich" Dies und Das und Jenes so sei, ohne dass dann der Nachweis auch erbracht wird? Oder wenn du selbst sagst "Ach, die 'Dungeon World'-Spieler haben D&D nicht verstanden.", obwohl das so allgemein gar nicht festgestellt werden kann... die haben halt nur "dein D&D" nicht verstanden?

Es geht mir hier nur darum, dass D&D mehr ist als nur die "True School". Und dass es da ein unterschiedliches Verständnis geben kann, das durchaus durch Spielpraxis (gut, bei mir jetzt nicht) und die Texte zum Thema gedeckt sein kann.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 15:08
Re Kämpfe: Können wir uns drauf einigen.

Re soziale Konfliktlösung: Die geschieht ja auch in der Spielpraxis. Fakt. Regeltechnisch wird das durch Reaktionswuerfe unterstützt, mehr braucht man nicht, es handelt sich ja um Reden.

Re Sendungsbewusstsein: Macht halt einen Unterschied, ob man sich sehr gut auskennt oder gar nicht. Erik hat versehentlich über D&D3-Regeln (oder später) gesprochen. Das hat Rhylthar schon zerpflueckt.

Re ganz andere Spiele als D&D: In diesem Thread geht es um einen, der spät zu D&D gefunden hat, und vorher ganz anderes propagierte. Und um unsere Reaktionen darauf, aus OSR- und True-School-Sicht.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 15:09
Auf den PJJ Text verweise ich hier, um aufzuzeigen, welche Facetten im Abenteuerrollenspiel so alles beleuchtet werden.

Ich muss also leider feststellen, dass dir Jiba, wichtige theoretische und praktische Grundlagen fehlen, um fundiert über Dave und Garys D&D zu diskutieren. Deine Reduktion von wargames auf Schlachten ist dabei emblematisch. So wie der Weg des PJJ sich mitnichten auf Schlachten reduzieren lässt.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 16.12.2020 | 15:13
Zitat
Ich glaube aber trotzdem, dass D&D-Spieler letztlich gerne kämpfen und viel kämpfen, selbst dort, wo es eigentlich vermeidbar wäre.
Wobei man hier auch unterschieden sollte imho.

Grundsätzlich Ja, aber in älteren (oder neueren OSR-Produkten) Versionen weniger als ab 3.X. Denn da sind wir beim Thema Balancing, etwas, was imho erst seit der 3.0-Version ein wirkliches Designziel war, mit Dingen wie CR und WBL.
Heisst: In neueren Versionen können/konnten Spieler*innen auf schaffbare Kämpfe hoffen, in älteren konnte alles passieren.
Titel: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 16.12.2020 | 15:14
@ghoul: Und das ist mein Punkt. Wenn ihr jetzt hingeht und sagt „Ach, was kann der schon wissen!“, dann zeugt das vom eigenen Sendungsbewusstsein. Ihr könntet ja auch sagen: „Geile Sache, dass so ein oller Storygamer jetzt auch zu uns gefunden hat.“

Oder überhaupt: Wieso kann jemand nicht zugleich old-schooligstes D&D geil finden und gleichzeitig gepflegt forge-mäßige Storygames spielen mögen. Ich behaupte immer noch die OSR-Szene und die Indie-RPG-Szene post-Forge sind sich gar nicht unähnlich vom Mindset und sogar vom grundsätzlichen Spielzugang. (DIY-Mentalität z.B.)

@Rhyaltar: Danke für die Erklärungen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 15:20
Und das ist mein Punkt. Wenn ihr jetzt hingeht und sagt „Ach, was kann der schon wissen!“, dann zeugt das vom eigenen Sendungsbewusstsein. Ihr könntet ja auch sagen: „Geile Sache, dass so ein oller Storygamer jetzt auch zu uns gefunden hat.“

Oder überhaupt: Wieso kann jemand nicht zugleich old-schooligstes D&D geil finden und gleichzeitig gepflegt forge-mäßige Storygames spielen mögen. Ich behaupte immer noch die OSR-Szene und die Indie-RPG-Szene post-Forge sind sich gar nicht unähnlich vom Mindset und sogar vom grundsätzlichen Spielzugang. (DIY-Mentalität z.B.)

Du kannst wie jeder andere auch das dmg nehmen und eine Kampagne leiten. Oder erstmal in den Wilden Gestaden mitspielen oder oder oder. Das kann dir niemand abnehmen.

Wenn es allerdings um eine Diskussion darüber geht, fällt auf, dass bestimmte konzeptionelle Bausteine fehlen, die Auswirkungen auf die Umsetzung in der Praxis haben.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 16.12.2020 | 15:21
Na, da haben wir's mal wieder. Der Nachteil davon ist allerdings, dass ein Krieger der Stufe 3 mit Charisma 14 genau gleich ist wie ein anderer Krieger der Stufe 3 mit Charisma 14. Bei Rolemaster hingegen kann ich einen Krieger der 3. Stufe haben, der zwar eine graue Maus ist, aber ansonsten ein ziemlich gut lügender Schweinepriester. Ein anderer Krieger der 3. Stufe mag hingegen kein besonders guter Lügner sein, aber ein mitreissender Redner, der Truppen kommandieren kann. Und er kann das, weil ich das so festegelegt habe und dafür auf andere Fertigkeiten verzichen musste. Er kann dafür zB nicht gut schleichen oder Wunden versorgen. Oder was auch immer.
Höh. Der Vorteil ist davon, das mechanisch ein Kämpfer der dritten Stufe mit Charisma 14 (? Schon sehr speziell, oder?) genauso ist  - es sei denn eines seiner anderen Attribute ist anders. Oder (bei einigen Systemen jedenfalls) er ist ein Elf, Zwerg, Gossenolmiger. Oder er hat eine andere Waffe. Oder der Spieler spielt ihn anders. Oder... er kommt aus dem Osten, Westen, Süden, Norden der Kampagne. Oder er bevorzugt rote Kleidung... Und huch... wir sind ja plötzlich gar nicht mehr im gamistischen Teil? Wie konnte das denn passieren?  ;D Viel wichtiger aber, der Spieler ist völlig frei, wie er ihn spielt Und er kann das, weil der Spieler das so festgelegt hatt und dafür auf andere Fertigkeiten und Klischees verzichtet.
 ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Jiba am 16.12.2020 | 15:24
Ja, aber mechanisch ist er trotzdem
weitestgehend gleich. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass bestimmte Spielertypen das Gefühl haben, dass sie in DSA4 mehr unterschiedliche und individuellere Charaktere spielen können, als in DSA1.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 15:27
Ja, aber mechanisch ist er trotzdem
weitestgehend gleich. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass bestimmte Spielertypen das Gefühl haben, dass sie in DSA4 mehr unterschiedliche und individuellere Charaktere spielen können, als in DSA1.

Für Puppenspiel gibt es dann ja RQ-artige. :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 16.12.2020 | 15:27
Ja, aber mechanisch ist er trotzdem
weitestgehend gleich. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass bestimmte Spielertypen das Gefühl haben, dass sie in DSA4 mehr unterschiedliche und individuellere Charaktere spielen können, als in DSA1.
Hehe, ich sage nur: Prestige-Classes.  ^-^

Einem "True Schooler™" dürfte da ein wenig mehr als nur Galle hochkommen. ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: AlterZwerg am 16.12.2020 | 15:33

Re ganz andere Spiele als D&D: In diesem Thread geht es um einen, der spät zu D&D gefunden hat, und vorher ganz anderes propagierte. Und um unsere Reaktionen darauf, aus OSR- und True-School-Sicht.

Als jemand der AD&D (bevorzugt 2nd) seit vielen Jahren spielt würde mich die Definition von “True School“ schonmal interessieren. Was ist dann “untrue“?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 16.12.2020 | 15:34
Ja, aber mechanisch ist er trotzdem
weitestgehend gleich. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass bestimmte Spielertypen das Gefühl haben, dass sie in DSA4 mehr unterschiedliche und individuellere Charaktere spielen können, als in DSA1.
Ja, genau. Das Gefühl - in Wahrheit sind sie aber wesentlich eingeschränkter.  :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 15:40
Als jemand der AD&D (bevorzugt 2nd) seit vielen Jahren spielt würde mich die Definition von “True School“ schonmal interessieren. Was ist dann “untrue“?

True School heißt, man hat nicht erst durch die OSR zu den älteren Editionen gefunden, man spielt sie noch immer. True Schooler brauchen auch kein Nu-OSR-System, sie spielen Originale.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 15:47
Hehe, ich sage nur: Prestige-Classes.  ^-^
Und die hatten mindestens als eine Inspirationsquelle die Kits aus der zweiten Edition. ^-^
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 16.12.2020 | 15:50
Und die hatten mindestens als eine Inspirationsquelle die Kits aus der zweiten Edition. ^-^
Ja...und gingen dann noch ein Stück weiter...und es gab viel mehr. Viel viel mehr.  ~;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 16:00
Ja...und gingen dann noch ein Stück weiter...und es gab viel mehr. Viel viel mehr.  ~;D
Und das will was heissen bei den Massen an Kitschbüchern, die die zweite Edition hatte. ~;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 16.12.2020 | 16:03
Re soziale Konfliktlösung: Die geschieht ja auch in der Spielpraxis. Fakt. Regeltechnisch wird das durch Reaktionswuerfe unterstützt, mehr braucht man nicht, es handelt sich ja um Reden.

Das ist der D&D Ansatz - andere Systeme arbeiten da ausdifferenzierter, was für Spieler die gerne soziale Charaktere spielen möchten mitunter deutlich interessanter ist.

Es ist, wie Erik schon weiter oben ausführte: Man hätte Kämpfen auch mit Reaktionswürfen abbilden können - hat man aber nicht, sondern das ganze deutlich ausdifferenziert.
Das führt halt dazu, dass D&D Runden (zumindest alle die ich bisher kennen gelernt habe) stark kampforientiert sind.
Natürlich kann man Kämpfe auch umgehen (fliehen) - aber der "normale" D&D-Spieler wird das wohl eher nicht tun (was auch immer ein "normaler" D&D-Spieler genau ist).
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 16:12
Das ist der D&D Ansatz - andere Systeme arbeiten da ausdifferenzierter, was für Spieler die gerne soziale Charaktere spielen möchten mitunter deutlich interessanter ist.

Es ist, wie Erik schon weiter oben ausführte: Man hätte Kämpfen auch mit Reaktionswürfen abbilden können - hat man aber nicht, sondern das ganze deutlich ausdifferenziert.
Das führt halt dazu, dass D&D Runden (zumindest alle die ich bisher kennen gelernt habe) stark kampforientiert sind.
Natürlich kann man Kämpfe auch umgehen (fliehen) - aber der "normale" D&D-Spieler wird das wohl eher nicht tun (was auch immer ein "normaler" D&D-Spieler genau ist).

Von welcher D&D Edition sprichst du? Angriffswürfe und Reaktionswürfe funktionieren bei AD&D 1e oder B/X ja durchaus ähnlich: WX plus/minus situationsabhängiger Modifikator.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Ma tetz am 16.12.2020 | 16:13
True School heißt, man hat nicht erst durch die OSR zu den älteren Editionen gefunden, man spielt sie noch immer. True Schooler brauchen auch kein Nu-OSR-System, sie spielen Originale.

Na viel exklusiver und elitärer geht es ja kaum noch.  wtf? Sehr einladend.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Crimson King am 16.12.2020 | 16:15
Natürlich kann man Kämpfe auch umgehen (fliehen) - aber der "normale" D&D-Spieler wird das wohl eher nicht tun (was auch immer ein "normaler" D&D-Spieler genau ist).

Es geht nicht nur ums fliehen. Umgehen, verhandeln, in Fallen locken, im Schlaf massakrieren etc. Der Grundgedanke ist, nur dann in Kämpfe zu gehen, wenn sie entweder unvermeidbar oder, ggf. durch geschickte Manipulation der Umgebungsparameter, schon vorher entschieden sind. Dass in der Praxis doch wieder recht viel geknüppelt wird, dürfte an der hohen Aggressivität der in den Abenteuerlokationen vorhandenen Fauna (und Flora und was weder das eine noch das andere, aber trotzdem aggro ist) liegen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 16:19
Na viel exklusiver und elitärer geht es ja kaum noch.  wtf? Sehr einladend.
Hat nichts mit elitär zu tun. Wertet auch OSR nicht ab.
Ist nur anders definiert. OSR ist ja ein Back to the roots.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 16:19
Na viel exklusiver und elitärer geht es ja kaum noch.  wtf? Sehr einladend.

Hä? Es ging doch lediglich um den Unterschied zwischen OSR und TruSchool. Die Einladung ist wortwörtlich z.B. in meiner Signatur zu finden und wird auch ständig z.B. Im Podcast ausgesprochen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 16:20
Von welcher D&D Edition sprichst du? Angriffswürfe und Reaktionswürfe funktionieren bei AD&D 1e oder B/X ja durchaus ähnlich: WX plus/minus situationsabhängiger Modifikator.
Ich glaube auch, Sir Mythos macht den Erik-Fehler.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 16.12.2020 | 16:21
Natürlich kann man Kämpfe auch umgehen (fliehen) - aber der "normale" D&D-Spieler wird das wohl eher nicht tun (was auch immer ein "normaler" D&D-Spieler genau ist).
Das ist in Old-School-D&D der garant für schnellen Tod.

Und ich bin ein Bastard aus True und OSR.  :d  ~;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 16.12.2020 | 16:25
Es geht nicht nur ums fliehen. Umgehen, verhandeln, in Fallen locken, im Schlaf massakrieren etc. Der Grundgedanke ist, nur dann in Kämpfe zu gehen, wenn sie entweder unvermeidbar oder, ggf. durch geschickte Manipulation der Umgebungsparameter, schon vorher entschieden sind. Dass in der Praxis doch wieder recht viel geknüppelt wird, dürfte an der hohen Aggressivität der in den Abenteuerlokationen vorhandenen Fauna (und Flora und was weder das eine noch das andere, aber trotzdem aggro ist) liegen.
Das trifft es für mich. ich glaube durchaus, das der grundgedanke, Kämpfe zu vermeiden, da ist. ich glaube auch, das das interesse am bespielen von Diplomatie, handel und Politik da ist. ich glaube aber auch, das am Ende doch 80% geknüppelt und im Dungeon rumgeeiert wird. Zumindest war das meine Erfahrung mit D&D. 

ich denke, da ist auch eine andere Erwartungshaltung da. Für den D&D Spieler ist es vielleicht schon Diplomatie, wenn er die orks nicht gleich angreift, sondern erstmal ne Begrüßung grunzt und versucht, den Encounter friedlich zu bewältigen, oder wenn er versucht baron XY zu beschwatzen, ihm doch die Silbermine zu überlassen. Ich erwarte da halt schon mehr, also ein ausgefeiltes Diplomatie-Regelsystem und eine ausführliche beschreibung von Motiven.

ich komme mir verarscht wor, wenn ich hier lese, D&D wäre ein klasse Spiel für Diplomatie und friedliche Konfliktösung, und dann habe ich da ein Abenteuermodul und da steht zu einem Raum: "hier leben 5 Rakshasa. Sie sind nicht automatisch feindlich gesinnt, wenn die gruppe de Raum betritt"...und drunter die kampfwerte. Das ist mir zu wenig um rumzulaufen um zu rechtfertigen, das frühes D&D Diplomatie unterstütze. ich kan den DIY gedanken nachvollziehen, aber ich IMO kann man nicht hergehen und sagen, D&D unterstütze dieses und jenes voll geil, du musst es halt nur selber machen. 

ich glaube, das ist mein hauptproblem mit dem frühen D&D. ich kann mit dem Do it yourself gedanken nix anfangen. ich will, das mir das Regelwerk und das Abenteuer diese Arbeit abnimmt.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 16:27
@ghoul: Und das ist mein Punkt. Wenn ihr jetzt hingeht und sagt „Ach, was kann der schon wissen!“, dann zeugt das vom eigenen Sendungsbewusstsein. Ihr könntet ja auch sagen: „Geile Sache, dass so ein oller Storygamer jetzt auch zu uns gefunden hat.“

Oder überhaupt: Wieso kann jemand nicht zugleich old-schooligstes D&D geil finden und gleichzeitig gepflegt forge-mäßige Storygames spielen mögen. Ich behaupte immer noch die OSR-Szene und die Indie-RPG-Szene post-Forge sind sich gar nicht unähnlich vom Mindset und sogar vom grundsätzlichen Spielzugang. (DIY-Mentalität z.B.)

@Rhyaltar: Danke für die Erklärungen.

Ja, ich sehe z.T. auch aehnliche Bestrebungen in manche Storygames wie in der OSR, aber konträre Lösungen.
Wer DW oder Forbidden Lands mag, soll sie halt mögen.
Aber warum reden wir darüber?  :think:
Es liegt vielleicht ganz an mir, Jiba, aber ich sehe in der Gesamtheit deiner Beiträge in diesem Thread den roten Faden nicht.  :(
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 16:30
@Erik: Deine Ueberspitzungen sind unsachlich. Darüber ist die Diskussion längst weg.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 16:33
Ich: DW ist von Leuten, die AW nicht verstanden haben.
Du: DW ist für Leute, die D&D nicht verstanden haben.
Ich: Kann's nicht beides sein?  ;D
 
Hab eine Weile gebraucht, um "AW" als Apocalypse World zu entschlüsseln.  ;D
Aber ja, kann gerne beides sein, kann ich aber nicht beurteilen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 16.12.2020 | 16:35
@Erik: Deine Ueberspitzungen sind unsachlich. Darüber ist die Diskussion längst weg.
Vor allem sind sie pauschal. Was ist denn "der D&D-Spieler"?

"Forbidden Lands" fährt übrigens einen sehr sehr ähnlichen Ansatz wie OSR, gerade in diesem Kontext.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 16:35
@Erik:
Lass mal "friedliche Konfliktösung" stecken. Die Gruppen laufen nicht als Blumenkinder in den Dungeons oder wo auch immer durch die Gegend und singen Friedenslieder oder sowas.
Es geht darum, dass bei "Oldschool" oder wie man das auch immer nennen möchte darum, Resourcen und eigenes Leben zu sparen. Du versuchst also nicht unbedingt das Monster dazu zu überreden die eigene Gruppe friedlich vorbei gehen lassen sondern eher "Tür auf, angezündetes Ölfläschchen in den Raum werfen, Tür zu, warten... keine Schreie mehr... Tür auf"
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 16:36
"Forbidden Lands" fährt übrigens einen sehr sehr ähnlichen Ansatz wie OSR, gerade in diesem Kontext.
Ist halt das, was ich mit Nu Nu OSR meine.
Nicht meins.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 16.12.2020 | 16:39
Ist halt das, was ich mit Nu Nu OSR meine.
Nicht meins.
Ich halte es mittlerweile für das einsteigerfreundlichere System für Open World/Sandbox-Kampagnen gegenüber vielen D&D-Versionen.
Aber jeder, wie er mag.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 16.12.2020 | 16:40
@Erik:
Lass mal "friedliche Konfliktösung" stecken. Die Gruppen laufen nicht als Blumenkinder in den Dungeons oder wo auch immer durch die Gegend und singen Friedenslieder oder sowas.
Es geht darum, dass bei "Oldschool" oder wie man das auch immer nennen möchte darum, Resourcen und eigenes Leben zu sparen. Du versuchst also nicht unbedingt das Monster dazu zu überreden die eigene Gruppe friedlich vorbei gehen lassen sondern eher "Tür auf, angezündetes Ölfläschchen in den Raum werfen, Tür zu, warten... keine Schreie mehr... Tür auf"
Das stimmt, das ist mir klar. oder du täuscht vor, das du nicht kämpfen willst, um dann mit überraschung dem Monster den Dolch in den bauch zu rammen. Du versuchst, Ressourcen ( z.B. lebenspunkte) zu schonen, und trotzdem ans Gold zu kommen. Ich kenne aber auch die übliche intelligenz, mit der Spieler an solche Sachen rangehen, und behaupte mal, das es am Ende doch oft im kampf endet. Selbst wenn es öfter mal klappt, hin und wieder eben auch nicht, und der Dungeon ist voll mit monstern.

Forbidden Lands klingt übrigens ziemlich gut.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ArneBab am 16.12.2020 | 16:44
Bei D&D und den meisten anderen Rollenspielen ist der kampf viel komplizierter, es gibt taktische und strategische Elemente im Charakterbau und im kampf selbst, bsp. Kampftalente oder manöver oder Positionierung oder Waffen, die unterschiedliche Effekte haben und miteinander interagieren. Hier kann der Spieler sich reinfuxen, und wenn kampf wichtig im Spiel ist, wird er das auch tun.
Ich sehe bei D&D Kampf als Spiel im Spiel, weniger als Teil einer Geschichte, sondern eher als etwas eigenes — ähnlich wie Starcraft 1 eine tolle Story hat, die Hauptzeit beim Spielen aber damit verbracht wird, Schlachten zu spielen, die nur ein paar Anknüpfungspunkte an die Geschichte haben, so aber aus ein paar (tollen) Kurzgeschichten ein Wochenfüllendes Spiel machen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 16:44
Das stimmt, das ist mir klar. oder du täuscht vor, das du nicht kämpfen willst, um dann mit überraschung dem Monster den Dolch in den bauch zu rammen. Du versuchst, Ressourcen ( z.B. lebenspunkte) zu schonen, und trotzdem ans Gold zu kommen. Ich kenne aber auch die übliche intelligenz, mit der Spieler an solche Sachen rangehen, und behaupte mal, das es am Ende doch oft im kampf endet. Selbst wenn es öfter mal klappt, hin und wieder eben auch nicht, und der Dungeon ist voll mit monstern.
Sagen wir es so. Dass die dritte Edition so wurde, wie sie dann war, hatte genau damit zu tun. Allerdings ist das eine Entwicklung von fast 30 Jahren.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Ma tetz am 16.12.2020 | 16:45
Hä? Es ging doch lediglich um den Unterschied zwischen OSR und TruSchool. Die Einladung ist wortwörtlich z.B. in meiner Signatur zu finden und wird auch ständig z.B. Im Podcast ausgesprochen.

Ich habe die meisten Podcasts gehört und kenne auch Deine Signatur. Die Kommunikation der  PESA Peers hier im Forum finde ich aber alles andere  sympathisch/einladend/inklusiv.

Und TrueSchool (wahre Schule) letztlich am Alter aufzuhängen (ich spiele heute noch wie 1980), ist imho elitär. Ihr definiert Euch damit als ein Gruppe der man nicht mehr beitreten kann. Denn ein Trueschooler kann ein Nachgeborener ja nicht mehr werden.

Aber habt viel Spaß in Eurem Buddelkasten.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 16:50
Niemand sagt, dass in AD&D nicht gekämpft wird, Erik. Lass das.

Wie oft wird gekämpft?
Ganz konkret aus der letzten Sitzung Castle Xyntillan:
* 2 Kämpfe, einer davon leicht vermeidbar (da sind wir schuldig im Sinne der Anklage, aber der Kleriker bestand aus theologischen Gründen darauf).
* ein Kampf durch Flucht vor Wereber vermieden.
* ein Kampf zwischen Wereber und Stadtwachen durch Verhandeln und Bestechung mit Gourmandisen unterbunden (meine Personnage hat trotzdem Blut und Wasser geschwitzt).
Bilanz: 1Toter durch Falle, 1 Verlust durch Wereberverwandlung.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 16:51
Ich habe die meisten Podcasts gehört und kenne auch Deine Signatur. Die Kommunikation der  PESA Peers hier im Forum finde ich aber alles andere  sympathisch/einladend/inklusiv.

Und TrueSchool (wahre Schule) letztlich am Alter aufzuhängen (ich spiele heute noch wie 1980), ist imho elitär. Ihr definiert Euch damit als ein Gruppe der man nicht mehr beitreten kann. Denn ein Trueschooler kann ein Nachgeborener ja nicht mehr werden.

Aber habt viel Spaß in Eurem Buddelkasten.

Das darfst du gerne so sehen, scheint mir aber vor allem Projektion, eben weil es keine Einschränkungen gibt mitzuspielen. TruSchool vs OSR et al. ist ein Kürzel, um die eigene spielerische Biographie auszudrücken. Das als elitär zu bezeichnen...
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 16:52
@Ma tetz: Aber du kannst Oldschooler werden. Das ist genauso gut!
Die Einladung steht. Kostet nicht mal Geld.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Koruun am 16.12.2020 | 16:56
Damit der Erik-Fehler nicht weiterhin wiederholt wird, halte ich es im Kontext des Themas im Eingangspost für sehr wichtig, den Begriff "D&D" aufzuteilen,

in TSR-D&D (oder Old School, OSR, oder was auch immer),
und in WotC-D&D.

In Fragen der Spielphilosophie unterscheiden diese sich nämlich, Beispiel: Haltung der Spieler zu Kämpfen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Crimson King am 16.12.2020 | 16:57
Niemand sagt, dass in AD&D nicht gekämpft wird, Erik. Lass das.

Wie oft wird gekämpft?
Ganz konkret aus der letzten Sitzung Castle Xyntillan:
* 2 Kämpfe, einer davon leicht vermeidbar (da sind wir schuldig im Sinne der Anklage, aber der Kleriker bestand aus theologischen Gründen darauf).
* ein Kampf durch Flucht vor Wereber vermieden.
* ein Kampf zwischen Wereber und Stadtwachen durch Verhandeln und Bestechung mit Gourmandisen unterbunden (meine Personnage hat trotzdem Blut und Wasser geschwitzt).
Bilanz: 1Toter durch Falle, 1 Verlust durch Wereberverwandlung.

In welcher Spielzeit? Und wie ist die zeitliche Kampf/Nicht-Kampf-Ratio? Es gibt Systeme, in denen hat man einen Kampf am Spielabend. 5 Stunden lang. Und sonst nichts. Die reine Anzahl alleine reicht da wohl nicht.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ArneBab am 16.12.2020 | 16:59
- den Kampagnenstil: wie wird das Ganze, unabhängig von den Regeln, denn nun umgesetzt? Spiele ich eine melodramatische Runde rund um das Thema "Pfeiffenkrautabhängigkeit und wie sie Beziehungen zerstört" in MERS oder mache ich einen Dungeonbash nach dem nächsten?

Von daher fallen weichere Sachen wie SL-Tipps eigentlich eher aus der Bewertung raus.
Das sehe ich anders. Ich halte die SL-Tipps für ähnlich einflussreich auf den Kampagnenstil und wie eine Kampagne erlebt wird wie die Regeln. Anders lässt sich für mich nicht erklären, dass Leute Savage World als Fast Furious Fun erleben (Fun schon, aber Fast und Furious sind meiner Meinung nach Fluffeffekte — aus den SL-Tipps und dem (exzellenten) Fluff geboren und gerade nicht aus den Regeln, die zwar gegenüber denen von Deadlands schnell sind, im Vergleich zu vielen anderen aber langsam).
Zitat
Narrative Spiele entstanden in 90er Jahren ja auch als Reaktion darauf, dass VtM eben nur Storytelling versprach, das System aber überhaupt nicht lieferte.
Und all die narrativen Spiele mit narrativen Regeln blieben Nischenprodukte. Was genau mein Punkt ist.
Zitat
Zitat
    Von meiner Theorie her gehe ich davon aus, dass ein Massentaugliches Dungeoneering-System eher simulierende und erzählende Regeln hätte. Da Kontext und Fluff Gamistisch sind, liefern Regeln und SL-Tipps dann die anderen beiden Aspekte.
So etwas wie Dungeon World? Hat natürlich deutlich mehr gamistische Züge als Apocalypse World. Es geht auch eigentlich an der Grundidee von Apocalypse World vorbei.
Dungeon World habe ich bisher noch nicht gespielt. Wie erfüllt das „simulierende und erzählende Regeln“?

Wodurch ist es simulierend?

Wodurch ist es erzählend?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 16:59
In Fragen der Spielphilosophie unterscheiden diese sich nämlich, Beispiel: Haltung der Spieler zu Kämpfen.
Nur als Zusatz. Das ist aber ne lange Entwicklung gewesen. So wie ich das Spiel in der zweiten Edition erlebt habe, war die Haltung zu den Kämpfen nicht weit weg von der dritten gewesen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 17:11
In welcher Spielzeit? Und wie ist die zeitliche Kampf/Nicht-Kampf-Ratio? Es gibt Systeme, in denen hat man einen Kampf am Spielabend. 5 Stunden lang. Und sonst nichts. Die reine Anzahl alleine reicht da wohl nicht.
3,5h Discord/Roll20. Die Kämpfe waren sehr schnell abgehandelt, weil AD&D.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: YY am 16.12.2020 | 17:11
So etwas wie Dungeon World? Hat natürlich deutlich mehr gamistische Züge als Apocalypse World. Es geht auch eigentlich an der Grundidee von Apocalypse World vorbei.

DW passt zumindest zu der Überlegung wie die Faust aufs Auge.
Ob es massentauglich ist - da kann man sich streiten.
Breit etabliert hat es sich jedenfalls nicht.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ErikErikson am 16.12.2020 | 17:13
Niemand sagt, dass in AD&D nicht gekämpft wird, Erik. Lass das.

Wie oft wird gekämpft?
Ganz konkret aus der letzten Sitzung Castle Xyntillan:
* 2 Kämpfe, einer davon leicht vermeidbar (da sind wir schuldig im Sinne der Anklage, aber der Kleriker bestand aus theologischen Gründen darauf).
* ein Kampf durch Flucht vor Wereber vermieden.
* ein Kampf zwischen Wereber und Stadtwachen durch Verhandeln und Bestechung mit Gourmandisen unterbunden (meine Personnage hat trotzdem Blut und Wasser geschwitzt).
Bilanz: 1Toter durch Falle, 1 Verlust durch Wereberverwandlung.

Das ist das, was 6 mir auch verklickern wollte. Der Old-Schooler betrachtet die Flucht vor dem Wereber oder das Bestechen von Leuten, um einen kampf zu vermeiden, schon als nicht mehr dem Kampfe zugehörig. Ich sehe das anders. Für mich ist das immer noch der weitere Themenkomplex Kampf bzw. Dungeonlauf. Auch das "nur" zwei Kämpfe vorkamen, zeigt da doch eine gewisse unterschiedliche Prioritätensetzung. Ich sehe aber ein, das da der Old-Schooler einfach andere Ansprüche und Wünsche hat als ich. Ich betrachte die tatsache, das in diesem Spiel zweimal gekämpft wurde, und es dann noch zwei potenzielle, vermiedene Kämpfe gab, und zusätzlich noch eine falle, schon als exzessive Gewaltorgie.   

Das klingt so für mich wie wenn ein raufbold zum unbescholtenen Bürger sagt. "heut war ich echt friedlich, als der Kumpel sein Geld für die Drogen nicht rausrücken wollte, hab ich ihm nur damit gedroht, ihm die gedärme aufzuschlitzen, anstatt ihm wie sonst eine reinzuhauen. Da hat ers gleich rüberwachsen lassen. Voll die Diplo!"
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 17:14
Nur als Zusatz. Das ist aber ne lange Entwicklung gewesen. So wie ich das Spiel in der zweiten Edition erlebt habe, war die Haltung zu den Kämpfen nicht weit weg von der dritten gewesen.
Genau deswegen zählt die 2E für viele nicht mehr zur True School dazu. 2E wurde sehr unterschiedlich gespielt, und die Produkte sind auch sehr unterschiedlich.
3.0 ist ja nur ein vereinfachtes 2.5 sozusagen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Crimson King am 16.12.2020 | 17:14
Nur als Zusatz. Das ist aber ne lange Entwicklung gewesen. So wie ich das Spiel in der zweiten Edition erlebt habe, war die Haltung zu den Kämpfen nicht weit weg von der dritten gewesen.

Ja, die Haltung der 2nd zu Crunch-Optionen war auch schon anders, genauso wie die Belohnungsregeln. Die ist definitiv nicht mehr reine Lehre. Ich sehe die 2nd als Reaktion auf den Erfolg der Dragonlance-Kampagne und als Versuch, deren Konzepte regeltechnisch abzubilden.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 17:17
Der Wereber hatte übrigens gar nichts mit dem Dungeon zu tun, sondern war Konsequenz vergangenen Plots, eine göttliche Strafe für die Missetaten der betroffenen Spielerpersonnage.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: AlterZwerg am 16.12.2020 | 17:17

in TSR-D&D (oder Old School, OSR, oder was auch immer),
und in WotC-D&D.


Klingt zumindest besser als “True School“. Der Begriff impliziert für mich etwas von der “wahren“ Lehre vs. “der minderwertige Rest“
Auch wenn ich persönlich von manchen als “altmodisch“ bezeichnete Systeme bevorzuge, möchte ich mir nicht anmassen deswegen anderer Leute Vorlieben herabzuwürdigen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 17:25
Nur ist TSR-D&D ja gerade keine taugliche Kategorie! Vielleicht besser EGG-D&D?
Und OSR sind neue altmodische Produkte, wir spielen aber gerade die alten Systeme, z.T. sehr puristisch! Wie sollen wir uns sonst nennen?
Aber bitte, wenn es euch eine Herzensangelegenheit ist, euch ausgegrenzt zu fühlen ...  ::)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 16.12.2020 | 17:38
Wie sollen wir uns sonst nennen?
Grognards!  ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: nobody@home am 16.12.2020 | 17:46
Grognards!  ;)

Grogging their nards since 1974. ;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: AlterZwerg am 16.12.2020 | 17:48
Aber bitte, wenn es euch eine Herzensangelegenheit ist, euch ausgegrenzt zu fühlen ...  ::)

Klassischer Fall von Selbstüberschätzung  ~;D
EGG-ler wäre doch passend wenn was anderes ohnehin nicht zählt  :w20:
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 17:55
Grognards!  ;)
Oh, dafür bin ich nicht alt genug.  :'(
Jetzt fühle ich mich ausgegrenzt! Wird hier in diesem Forum denn gar nicht moderiert?
Alter Zwerg, lass uns eine Front gegen Ausgrenzung bilden!
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: AlterZwerg am 16.12.2020 | 18:06
Oh, dafür bin ich nicht alt genug.  :'(
Jetzt fühle ich mich ausgegrenzt! Wird hier in diesem Forum denn gar nicht moderiert?
Alter Zwerg, lass uns eine Front gegen Ausgrenzung bilden!

Danke, ich bin meine eigene Front und möchte mich gegen Ausgrenzung abgrenzen. Außerdem fühle ich mich nicht würdig genug, da ich AD&D in seiner unreinen zweiten Edition der perfekten ersten vorziehe.  :d

 :btt:
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Ma tetz am 16.12.2020 | 18:06
Oh, dafür bin ich nicht alt genug.  :'(
Jetzt fühle ich mich ausgegrenzt! Wird hier in diesem Forum denn gar nicht moderiert?
Alter Zwerg, lass uns eine Front gegen Ausgrenzung bilden!
Mir ging es um True im Sinne von Besser/Überlegen in Kombination mit Alter. Aber macht mal. Mit Oldschool DnD  (egal ob original oder OSR) kann man sich auch ohne Euch beschäftigen. Viel Spaß hier noch.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 18:08
Mir fehlen die Worte. Wobei...

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 16.12.2020 | 18:18
Von welcher D&D Edition sprichst du? Angriffswürfe und Reaktionswürfe funktionieren bei AD&D 1e oder B/X ja durchaus ähnlich: WX plus/minus situationsabhängiger Modifikator.

Das die Würfe ähnliche laufen heißt ja nicht, dass die Ausdifferenziertheit nicht unterschiedlich stark ist.

Ein Kampf besteht ja nicht aus einem Würfelwurf - während es bei dem Thema Reden dann nur einen entsprechenden Wurf gibt.
Die mögen gleich funktionieren (wie ja bei den meisten Rollenspielen auch - ok, DSA nicht, aber das ist ne andere Baustelle) - aber trotzdem sind sie unterschiedlich ausdifferenziert.

Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 16.12.2020 | 18:20
Die Kommunikation der  PESA Peers hier im Forum finde ich aber alles andere  sympathisch/einladend/inklusiv.

Ja, ich glaube das ist mein größtes Problem, wenn es um das Thema geht.
Wenn ich mich damit beschäftigen will, finde ich die (gefühlt) elitäre Art sehr herablassend und dann ist meine Lust, mich näher in das Thema einzuarbeiten gleich 0.

Das bezieht sich übrigens nicht nur auf PESA Peers, sondern irgendwie auf relativ viele, die "ihre Art zu spielen" für die einzig richtige halte bzw. damit sehr missionarisch unterwegs sind.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 18:26
Das die Würfe ähnliche laufen heißt ja nicht, dass die Ausdifferenziertheit nicht unterschiedlich stark ist.

Ein Kampf besteht ja nicht aus einem Würfelwurf - während es bei dem Thema Reden dann nur einen entsprechenden Wurf gibt.
Die mögen gleich funktionieren (wie ja bei den meisten Rollenspielen auch - ok, DSA nicht, aber das ist ne andere Baustelle) - aber trotzdem sind sie unterschiedlich ausdifferenziert.

Zum einen, kann auch eine soziale Situation mehrere Würfe erfordern und zum anderen zeigt die Praxis ja, dass auch mit wenigen Würfelwürfen ausdifferenzierte Situationen bespielt werden.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 18:29
Ja, ich glaube das ist mein größtes Problem, wenn es um das Thema geht.
Wenn ich mich damit beschäftigen will, finde ich die (gefühlt) elitäre Art sehr herablassend und dann ist meine Lust, mich näher in das Thema einzuarbeiten gleich 0.

Das bezieht sich übrigens nicht nur auf PESA Peers, sondern irgendwie auf relativ viele, die "ihre Art zu spielen" für die einzig richtige halte bzw. damit sehr missionarisch unterwegs sind.

Ich halte es übrigens für hartes derailment zu behaupten, die PESA sei elitär und ausgrenzend. Das wird dann auch noch  durch die Realität konterkariert und grenzt an eine Lüge.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Crimson King am 16.12.2020 | 19:07
Bitte wenigstens halbwegs beim Thema bleiben. Das ist nicht das Auftreten von PESA-Akteuren.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 16.12.2020 | 19:09
Zum einen, kann auch eine soziale Situation mehrere Würfe erfordern und zum anderen zeigt die Praxis ja, dass auch mit wenigen Würfelwürfen ausdifferenzierte Situationen bespielt werden.

Das bestreitet doch auch keiner, also das man ausdifferenzierte Situationen mit wenigen Würfelwürfen bespielen kann.
Das ist für mich zum Beispiel ein schöner Ansatz bei den PbtA spielen, während das ein Ansatz ist, denn ich (zumindest bei Kämpfen) jetzt nicht mit D&D in Verbindung bringen würde.


(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 19:15
Das bestreitet doch auch keiner, also das man ausdifferenzierte Situationen mit wenigen Würfelwürfen bespielen kann.
Das ist für mich zum Beispiel ein schöner Ansatz bei den PbtA spielen, während das ein Ansatz ist, denn ich (zumindest bei Kämpfen) jetzt nicht mit D&D in Verbindung bringen würde.
;D
Du weist, dass es hier um EGG-D&D (haben wir uns jetzt auf diesen Begriff geeinigt?) und OSR geht?
Darunter fallen offenbar nicht die Editionen, die du kennst. Klingt zumindest so.

Also: Bitte beim Thema bleiben.  ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 16.12.2020 | 19:17
Das bestreitet doch auch keiner, also das man ausdifferenzierte Situationen mit wenigen Würfelwürfen bespielen kann.
Das ist für mich zum Beispiel ein schöner Ansatz bei den PbtA spielen, während das ein Ansatz ist, denn ich (zumindest bei Kämpfen) jetzt nicht mit D&D in Verbindung bringen würde.
Und da kommt der Ansatz mit "Spiel doch einfach mal mit" her - du kannst es dir ja anschauen, und halten davon, was du willst.  :)
Und ich würde behaupten, andersrum gilt das auch für ein paar Leute.  :D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 19:19
Das bestreitet doch auch keiner, also das man ausdifferenzierte Situationen mit wenigen Würfelwürfen bespielen kann.
Das ist für mich zum Beispiel ein schöner Ansatz bei den PbtA spielen, während das ein Ansatz ist, denn ich (zumindest bei Kämpfen) jetzt nicht mit D&D in Verbindung bringen würde.

Von welcher Edition sprichst du? Mit AD&D 1e und B/X z.B. sind Kämpfe, auch mit vielen Beteiligten, sehr zeitschonend, gerade im Vergleich zu Editionen 3+.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 16.12.2020 | 19:20
Und da kommt der Ansatz mit "Spiel doch einfach mal mit" her - du kannst es dir ja anschauen, und halten davon, was du willst.  :)
Und ich würde behaupten, andersrum gilt das auch für ein paar Leute.  :D

Wenn wer zu nem :T:-Treffen kommt, wäre ich sofort dabei.
Außerhalb habe ich leider inzwischen echt viel zu wenig Zeit fürs Rollenspiel.  :'(
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 16.12.2020 | 19:21
Von welcher Edition sprichst du? Mit AD&D 1e und B/X z.B. sind Kämpfe, auch mit vielen Beteiligten, sehr zeitschonend, gerade im Vergleich zu Editionen 3+.

Zeitschonend heißt jetzt nicht, nur einen oder zwei Würfelwürfe.  ;)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Koruun am 16.12.2020 | 19:27
Nur als Zusatz. Das ist aber ne lange Entwicklung gewesen. So wie ich das Spiel in der zweiten Edition erlebt habe, war die Haltung zu den Kämpfen nicht weit weg von der dritten gewesen.
Ich gebe dir recht, dass die 2E unter den TSR-Editionen in Sachen Spielphilosophie ein wenig aus der Reihe tanzt und die ersten Schritte in Richtung kampforientierteres Spiel gemacht hat (keine XP mehr für Schätze, mehr XP für Monster).
Ich halte die Einordnung in TSR- und nonTSR-D&D deshalb für sinnvoll, weil auch die 2E noch den "TSR-Regelkern" hat: sinkende AC, To-Hit Tabellen / THAC0, die 5 Rettungswürfe, unterschiedliche XP-Tabellen je nach Klasse, demihuman Level-Limits, kaum natürliche Regeneration, tödliche erste Level. Das ist erstmal, was mir ad hoc einfällt.
Theoretisch könnte ich mit der 2E 1E Module leiten und genauso andersrum, ohne viel konvertieren zu müssen, auch wenn die Spielstile sich da bereits unterscheiden werden (theoretisch, weil ich das noch nicht gemacht habe).
Je tiefer man in die Materie geht, desto deutlicher kann man natürlich die 1E und die 2E voneinander trennen und als völlig unterschiedliche Spiele erleben. Wenn nun aber die WotC-Editionen dazukommen, würde ich in einer Metapher sagen: die 1E und 2E sind zwei Städtchen im selben Bundesland die von unterschiedlichen Parteien geführt werden, vielleicht 20km voneinander entfernt, während 3.x hinter der Grenze in Holland liegt. Die 4E hinter dem Atlantik und die 5E... ist als Kette in jedem Örtchen anzutreffen. Ich, äh... ich erteile mir zwei Wochen Metapherverbot.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 16.12.2020 | 19:29
@Koruun:
Wie gesagt. War nur ein Zusatz. Die grobe Einteilung als solches wollte ich nicht in Frage stellen. :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Koruun am 16.12.2020 | 19:31
Alles gut, ich habe deinen Einwurf auch als sinnvoll empfunden.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: takti der blonde? am 16.12.2020 | 19:35
Zeitschonend heißt jetzt nicht, nur einen oder zwei Würfelwürfe.  ;)

Es können, je nach Situation, auch 1-2 Würfelwürfe sein (1 tödlicher Schlag, 1 Moralwurf, Kampf vorbei :)).
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 19:42
Wenn wer zu nem :T:-Treffen kommt, wäre ich sofort dabei.
Außerhalb habe ich leider inzwischen echt viel zu wenig Zeit fürs Rollenspiel.  :'(

Die Runde wirst du wohl selber anbieten müssen.  ;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ghoul am 16.12.2020 | 19:51
Eine Bitte an alle: Hört auf zu erklären, wie OSR eurer Meinung nach funktioniert, weil ihr es von D&D3 oder später so kennt. Danke.
  :btt:
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Achamanian am 16.12.2020 | 20:35
Mir wird gerade klar, wie nah ich daran bin, ein "True" zu sein.
Ich habe mit der deutschen Ausgabe der roten Box gespielt, ganz kurz, nachdem wir mit der DSA-Basis-Box gespielt haben.
Der einzige wichtige Unterschied zwischen den beiden Rollenspielen war für mich: Der mit der roten Box war eine Nervbacke und hat auf dem Dorf gewohnt, wo man mit dem Bus ne halbe Stunde hin gebraucht hat.
Der mit dem DSA-Basisspiel war mein (bis heute) bester Freund, der zehn Fußminuten entfernt in der Stadt gewohnt hat.

Immerhin: Ich habe "damals" ein bisschen Red Box gespielt, und später dann AD&D2nd, 3+Derivate habe ich immer nach kurzem Antesten links liegen lassen, weil sie nur genervt haben ... und 5 finde ich ein bisschen sexy, aber wahrscheinlich wird es nie darüber hinausgehen.

Wahrscheinlich eine klassisch deutsche "an D&D vorbeigeschrammt"-Biografie.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 16.12.2020 | 20:43
Die Runde wirst du wohl selber anbieten müssen.  ;D

Ich befürchte, dazu bin ich leider völlig unqualifiziert.

Ich leite nur im Bereich Cthulhu, und da möglichst Regelarm, weil mir die 60 Fertigkeiten auf den Keks gehen.  ;D
Deswegen freue ich mich auch so, dass jetzt Mythos Worlds auf Deutsch raus ist.  ;)
Aber das führt vom Thema weg.

Eine Bitte an alle: Hört auf zu erklären, wie OSR eurer Meinung nach funktioniert, weil ihr es von D&D3 oder später so kennt. Danke.
  :btt:

Ich frage mich ja, ob jeder OSR gleich sieht?
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 16.12.2020 | 22:32
Re soziale Konfliktlösung: Die geschieht ja auch in der Spielpraxis. Fakt. Regeltechnisch wird das durch Reaktionswuerfe unterstützt, mehr braucht man nicht, es handelt sich ja um Reden.

Reden ist aber nicht gleich Reden, so wie Kämpfen nicht gleich Kämpfen ist. Wie verschiedene Sozialer-Kampf-Subsysteme beweisen, gibt's da ein hohes Maß an Differenzierung.


Höh. Der Vorteil ist davon, das mechanisch ein Kämpfer der dritten Stufe mit Charisma 14 (? Schon sehr speziell, oder?)

Wieso?

genauso ist  - es sei denn eines seiner anderen Attribute ist anders.

Selbst dann ist er in sozialen Situationen genau so effektiv oder ineffektiv wie der andere Krieger. Haben beide Charisma 18, können beide tendenziell große Reden schwingen. Sie können dann aber auch gut lügen oder einschüchtern oder verhöhnen oder verführen oder was auch sonst noch darunterfällt. Es gibt keine mechanische Differenzierung, es wird alles über einen Kamm geschert.

Und weil das Leute, die heute sonst True-Schooler wären, unbefriedigend fanden, haben sie New-School-Systeme entworfen und damit True-Schooler zu Old-Schoolern gemacht.  ;D

Oder (bei einigen Systemen jedenfalls) er ist ein Elf, Zwerg, Gossenolmiger. Oder er hat eine andere Waffe. Oder der Spieler spielt ihn anders. Oder... er kommt aus dem Osten, Westen, Süden, Norden der Kampagne. Oder er bevorzugt rote Kleidung... Und huch... wir sind ja plötzlich gar nicht mehr im gamistischen Teil? Wie konnte das denn passieren?  ;D Viel wichtiger aber, der Spieler ist völlig frei, wie er ihn spielt Und er kann das, weil der Spieler das so festgelegt hatt und dafür auf andere Fertigkeiten und Klischees verzichtet.
 ;)

Also, Systeme, die Charisma in mehrere Unterfertigkeiten aufdifferenzieren, haben definitionsgemäß eine größere mechanische Differenzierung.
Das mit der Freiheit muss du noch einmal erklären: wo habe ich mit meinem DSA1-Charakter mehr Freiheiten als mit meinem GURPS-Fantasy-Charakter?

Hehe, ich sage nur: Prestige-Classes.  ^-^

Das ist ja quasi ein Eingeständnis von WOTC, dass mechanische Variation fehlt. Fluffmäßig könnte man ja einfach sagen "Mein Charakter ist ein Bladesinger", aber das reicht eben vielen Spielern nicht.


Ich leite nur im Bereich Cthulhu, und da möglichst Regelarm, weil mir die 60 Fertigkeiten auf den Keks gehen.  ;D

 :o
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 16.12.2020 | 22:35
Du versuchst also nicht unbedingt das Monster dazu zu überreden die eigene Gruppe friedlich vorbei gehen lassen sondern eher "Tür auf, angezündetes Ölfläschchen in den Raum werfen, Tür zu, warten... keine Schreie mehr... Tür auf"

Und in welchem Fantasy-RPG versuchen erfahrene Rollenspieler das nicht? In welchem Rollenspiel nutzen sie nicht einen Vorteil, wenn sie ihn denn haben? Selbst in WOTC-D&D würde ich das erwarten.

Das ist das, was 6 mir auch verklickern wollte. Der Old-Schooler betrachtet die Flucht vor dem Wereber oder das Bestechen von Leuten, um einen kampf zu vermeiden, schon als nicht mehr dem Kampfe zugehörig. Ich sehe das anders.

Der Unterschied liegt überhaupt nicht im System, sondern allein in der Art der Spielleitung. In SettingSims à la AD&D können Spieler, wie von True Schoolern immer wieder betont wird, nicht davon ausgehen, dass die Begegnungen ausbalanciert sind. Also muss man sich des Öfteren überlegen, ob man nicht besser fliehen sollte und dies auch hin und wieder tun.

Ich könnte auch D&D 3.x ganz genau so leiten und die Spieler würden, nach ein paar toten SCs, ebenso ihr Verhalten anpassen.

Und OSR sind neue altmodische Produkte, wir spielen aber gerade die alten Systeme, z.T. sehr puristisch! Wie sollen wir uns sonst nennen?

Old Schooler. Die anderen sind OSR-ler. Renaissance-ler. Oder R-ler (Erler?  ;D )
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 16.12.2020 | 23:47
Der Unterschied liegt überhaupt nicht im System, sondern allein in der Art der Spielleitung. In SettingSims à la AD&D können Spieler, wie von True Schoolern immer wieder betont wird, nicht davon ausgehen, dass die Begegnungen ausbalanciert sind. Also muss man sich des Öfteren überlegen, ob man nicht besser fliehen sollte und dies auch hin und wieder tun.

Ich könnte auch D&D 3.x ganz genau so leiten und die Spieler würden, nach ein paar toten SCs, ebenso ihr Verhalten anpassen.

Danke... das ist ziemlich genau das, was ich auch sagen wollte, konnte es nur nicht so präzise ausdrücken.

Wie ich spiele hat erst einmal nichts damit zu tun, welches System ich dafür nutze.
Natürlich gibt es Systeme, die möglicherweise bestimmte Spielarten besser oder schlechter unterstützen.
Das heißt aber nicht, dass ich ein System "falsch" spiele, wenn ich es für eine Spielart nutze, die vielleicht nicht so gut unterstützt wird.
Dann ist es aber zumindest eine Erklärung, wenn die Runde nicht so gut funktioniert.  ;D

:o

Was ist daran verwirrend? Ich nehme dann halt Systeme wie Cthulhu Dark (oder demnächst Mythos Worlds, wenn ich das Buch durch habe und getestet habe.  ;D
Aber das führt wieder ab vom Thema.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 17.12.2020 | 02:59
Und in welchem Fantasy-RPG versuchen erfahrene Rollenspieler das nicht?
Das ist keine Frage des Rollenspiels sondern der Spieler und auch da nicht die Frage ob erfahren oder nicht.
Immer dann wenn sie nicht auf die Idee kommen, dass sie Ölfläschchen so verwenden können und auch keine Veranlassung sehen Ölfläschchen so einzusetzen, werden sie auch nicht so einsetzen. Und das kommt aus eigener Erfahrung sehr häufig vor.
Zitat
Selbst in WOTC-D&D würde ich das erwarten.
Du leitest doch selber recht viel mit vielen verschiedenen Leuten. Kennst Du die Situationen, bei denen Du dachtest "Sind die Spieler wirklich solche Nichtsblicker? Ich habe denen jetzt so viele Hinweis gegeben und die wissen immer noch nicht wie der Hase läuft..." ?
Genau. Deine Erwartungen an die Spieler kollidieren mit den Erwartungen der Spieler an das Spiel. :)

EDIT:
Zitat
Ich könnte auch D&D 3.x ganz genau so leiten und die Spieler würden, nach ein paar toten SCs, ebenso ihr Verhalten anpassen.
Oder sie würden Dir den Job des SLs abnehmen, "weil Du scheisse leitest".
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 17.12.2020 | 07:04
Zitat
Der Unterschied liegt überhaupt nicht im System, sondern allein in der Art der Spielleitung. In SettingSims à la AD&D können Spieler, wie von True Schoolern immer wieder betont wird, nicht davon ausgehen, dass die Begegnungen ausbalanciert sind. Also muss man sich des Öfteren überlegen, ob man nicht besser fliehen sollte und dies auch hin und wieder tun.

Ich könnte auch D&D 3.x ganz genau so leiten und die Spieler würden, nach ein paar toten SCs, ebenso ihr Verhalten anpassen.
Der Unterschied ist:
In D&D 3.X ist es im Regelbuch so verankert. Und zwar sehr deutlich.

Als erfahrener Spieler würde ich dann nämlich fragen, was für ein Spiel da gespielt wird...jedenfalls nicht das vom Regelwek vorgesehene Standardspiel.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 17.12.2020 | 07:20
Old Schooler. Die anderen sind OSR-ler. Renaissance-ler. Oder R-ler (Erler?  ;D )
Humbug, weil "True Schooler" auch Teil sind von der OSR. Jedenfalls einige. >;D 
Heißt ja nicht umsonst Old School Rewasauchimmer.

Aber den Begriff "True Schooler" habe ich wirklich erst hier gehört. Finde ihn, bei näherer Betrachtung, auch irgendwie... Naja. Trifft den Punkt nicht, ich schlage "Original OS Motherfucker" vor.  ~;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 17.12.2020 | 13:55
Was ist daran verwirrend?

Was ist das Problem an CoC-Skills? Man verteilt einmal die Skill-Punkte bei der Erschaffung und dann ist das eine Zahl, die auf einem Zettel steht?
Das einzig denkbare Problem, das ich sehe, ist, dass der SL dafür sorgen muss, das bewisse Grundfertigketen bei der Erschaffung nicht gänzlich übersehen werden.

EDIT:Oder sie würden Dir den Job des SLs abnehmen, "weil Du scheisse leitest".

Naja gut, man muss natürlich vorher kommunizieren was Sache ist.


Als erfahrener Spieler würde ich dann nämlich fragen, was für ein Spiel da gespielt wird...jedenfalls nicht das vom Regelwek vorgesehene Standardspiel.

Die können schreiben was sie wollen, das geht WOTC ja nichts an, wie ich meine Begegnungen entwerfe.

Humbug, weil "True Schooler" auch Teil sind von der OSR. Jedenfalls einige. >;D 
Heißt ja nicht umsonst Old School Rewasauchimmer.

Es gilt also 3 Klassen zu bennenen: True Schooler, Retrocloner und die Alte Schule als Ganzes.

Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 17.12.2020 | 13:59
Zitat
Die können schreiben was sie wollen, das geht WOTC ja nichts an, wie ich meine Begegnungen entwerfe.
Klar, Du kannst auch Mensch-ärgere-Dich-nicht mit Schachfiguren und den demenstprechenden Zügen spielen.

Nur werden das evtl. Mitspieler*innen kritisch sehen und den Sinn hinterfragen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: 6 am 17.12.2020 | 14:04
Naja gut, man muss natürlich vorher kommunizieren was Sache ist.
Eigentlich ja. Allerdings kann es sein, dass bereits diese Kommunikation an sich manche Spieler abturnt. Und natürlich gibt es dann ne Menge Spieler, die die Tragweite der Regelung erst beim Erleben realisieren, besonders dann wenn das Regelwerk mit Hilfe der durch die Mechaniken erzeugten Dynamiken eigentlich Anderes suggeriert (hohe HPs, erhöhbare Savingthrows gegen den sicheren Tod. Einfache Lebensregeneration usw. -> viele Schutzmechanismen gegen den Tod -> riskanteres Spiel).
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Sir Mythos am 17.12.2020 | 15:01
Was ist das Problem an CoC-Skills? Man verteilt einmal die Skill-Punkte bei der Erschaffung und dann ist das eine Zahl, die auf einem Zettel steht?
Das einzig denkbare Problem, das ich sehe, ist, dass der SL dafür sorgen muss, das bewisse Grundfertigketen bei der Erschaffung nicht gänzlich übersehen werden.

Das sind mir einfach zuviele. Da vergesse ich immer die hälfte, dass es da nen passenden Skill gibt.
In einer der Cthuloide Welten war mal nen schöner Artikel von Thomas Michalski, wo die Skills auf 20 Stück eingedampft waren.  :d
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: ArneBab am 17.12.2020 | 15:47
Es gilt also 3 Klassen zu bennenen: True Schooler, Retrocloner und die Alte Schule als Ganzes.
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Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 17.12.2020 | 16:28
Also mir bricht da kein Zacken aus der Krone den Begriff True Schooler zu verwenden. Mache ich natürlich nicht völlig frei von Ironie.  ;D

Nur werden das evtl. Mitspieler*innen kritisch sehen und den Sinn hinterfragen.
Nun, das würde ich meinerseits kritisch sehen und den Sinn hinterfragen.  ;D Spaß beiseite, es gibt zwar Argumente für ausgewogene Begegnungen, aber es gibt kein gutes Argument dafür, dass wirklich jeder Kampf ausbalanciert sein sollte.

Das sind mir einfach zuviele. Da vergesse ich immer die hälfte, dass es da nen passenden Skill gibt.
In einer der Cthuloide Welten war mal nen schöner Artikel von Thomas Michalski, wo die Skills auf 20 Stück eingedampft waren.  :d
Das Problem hatten wir so... fast nie, würde ich sagen. Jedenfalls nie so, dass die Runde es als ein generelles "Zu viel an Skills" identifiziert hätte. Aber vielleicht sind wir auch nur Rolemaster-Companion-II-Geschädigte.  ;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 17.12.2020 | 16:34
Die können schreiben was sie wollen, das geht WOTC ja nichts an, wie ich meine Begegnungen entwerfe.

Hab ich auch schon gemacht, mit Pathfinder. Klappt auf den unteren Stufen, aber ab den Mittleren fällt das auseinander, weil die Boni und Fähigkeiten so stark werden, im Vergleich zu den unteren, das es einfach Begegnungen gibt, die dir nix mehr anhaben können - im gegensatz zu OS-Systemen, wo zumindest ein Save vs. Death einer bleibt... Und die viel stärker Steilkurve bei der Entwicklung bedeutet im Umkehrschluß auch, das gefährlichere Monster mit einem Happs die ganze Party killen, ohne das die weglaufen können - u.U. allein durch ihre Aura. Ist halt ... unbalanciert.  >;D
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 17.12.2020 | 16:47
Nun, das würde ich meinerseits kritisch sehen und den Sinn hinterfragen.  ;D Spaß beiseite, es gibt zwar Argumente für ausgewogene Begegnungen, aber es gibt kein gutes Argument dafür, dass wirklich jeder Kampf ausbalanciert sein sollte.
Nein, natürlich nicht...wobei ausbalanciert und ausbalanciert noch zwei unterschiedliche paar Schuhe sein können. Es geht ja, gerade bei 3.5, um Ressourceneinsatz...für den einen Kampf braucht man so gut wie keine, für den anderen alles und noch mehr (nämlich auch gute Würfel).

Der Unterschied ist aber:
Das Standard-D&D 3.5-Abenteuer für Stufe 2 - 4 hat auf der Zufallstabelle für Sümpfe nicht den Adult Black Dragon stehen. In älteren und OSR-Modulen ist dies durchaus denkbar.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Crimson King am 17.12.2020 | 16:58
Hab ich auch schon gemacht, mit Pathfinder. Klappt auf den unteren Stufen, aber ab den Mittleren fällt das auseinander, weil die Boni und Fähigkeiten so stark werden, im Vergleich zu den unteren, das es einfach Begegnungen gibt, die dir nix mehr anhaben können - im gegensatz zu OS-Systemen, wo zumindest ein Save vs. Death einer bleibt... Und die viel stärker Steilkurve bei der Entwicklung bedeutet im Umkehrschluß auch, das gefährlichere Monster mit einem Happs die ganze Party killen, ohne das die weglaufen können - u.U. allein durch ihre Aura. Ist halt ... unbalanciert.  >;D

Das ist auch eine Frage, welche Art Welt du simulieren willst. 3.x und Co. liegen da offensichtlich nicht in deinem Sweet Spot.

Die Art von Balance, die du ansprichst, ist sozusagen eine zunächst mal unausgesprochene Anforderung an das Spiel, die viele Oldschooler haben.

Ich würde eher PbtA und stark Player Empowerment-basierte Systeme wie FATE oder PDQ als völlig ungeeignet für oldschooliges Spiel ansehen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 17.12.2020 | 17:07
Das ist auch eine Frage, welche Art Welt du simulieren willst. 3.x und Co. liegen da offensichtlich nicht in deinem Sweet Spot.
Ich würde ja behaupten, das hat nichts mit Weltsimulation, und alles mit Mechanik zu tun. Wenn die Boni explodieren, dann kann da gar keine sinnvolle Welt rauskommen. Würde ich behaupten.  :)
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rorschachhamster am 17.12.2020 | 17:11
Oh, es sei denn, du willst den Fokus allein auf die SC als unnatürliche Wesen in ihrem eigenen Mikrokosmos ohne sinnvolle Interaktion mit der Umwelt haben... mit anderen Worten, Abenteuerpfad.  :think: Vielleicht hast du doch recht.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 17.12.2020 | 17:49
Also ist das eigentliche Problem gar nicht, dass das 3.x auf ausbalancierte Begegnungen abzielt, sondern die Fähigkeitenrampe, der Charaktere zwischen Stufe 1 und Stufe 20 unterliegen. Ich meine, nicht umsonst gibt es sowas wie E6...

Ich würde mal behaupten, dass WOTC zu dem Zeitpunkt Weltensimulation vermutlich nicht besonders wichtig war. Aus reinen GAM-Erwägungen wurde da die Rampe so steil hoch gezogen und dann musste man Encounterisieren, weil's jeweils immer nur ein relativ enges Band an Kreaturen gibt, die da rein passen. Encounterisierung ist demnach nur die Folge entweder von Desinteresse (Simulation war egal) oder schlechtem Design (man wollte, aber man konnte nicht)?

All das bestätigt mich immer wieder in meinen Anschauungen, dass (zumindest modernes) D&D vor allem vom Namen, der Größe der Community und der Menge an Spielmaterial lebt.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Crimson King am 17.12.2020 | 18:06
Oh, es sei denn, du willst den Fokus allein auf die SC als unnatürliche Wesen in ihrem eigenen Mikrokosmos ohne sinnvolle Interaktion mit der Umwelt haben...

Nö. Aber das Spielgefühl verändert sich natürlich. Die Bedrohungen sind andere. Da spielst du dann stärker in kosmischen Dimensionen. Mehr Ewiger Held, weniger Conan. Davon abgesehen kannst du auch einfach bereits unterhalb von Stufe 20 den Cut machen.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Rhylthar am 17.12.2020 | 18:17
Also ist das eigentliche Problem gar nicht, dass das 3.x auf ausbalancierte Begegnungen abzielt, sondern die Fähigkeitenrampe, der Charaktere zwischen Stufe 1 und Stufe 20 unterliegen. Ich meine, nicht umsonst gibt es sowas wie E6...

Ich würde mal behaupten, dass WOTC zu dem Zeitpunkt Weltensimulation vermutlich nicht besonders wichtig war. Aus reinen GAM-Erwägungen wurde da die Rampe so steil hoch gezogen und dann musste man Encounterisieren, weil's jeweils immer nur ein relativ enges Band an Kreaturen gibt, die da rein passen. Encounterisierung ist demnach nur die Folge entweder von Desinteresse (Simulation war egal) oder schlechtem Design (man wollte, aber man konnte nicht)?

All das bestätigt mich immer wieder in meinen Anschauungen, dass (zumindest modernes) D&D vor allem vom Namen, der Größe der Community und der Menge an Spielmaterial lebt.
In 3.0 (FRCS) konnte man doch schon sehen, wohin die Reise gehen soll. Einfach mal die NSC angucken oder noch besser....die Stadtwachen größerer Städte.
Titel: Re: Antreten zum Appell: "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering"
Beitrag von: Johann am 18.12.2020 | 21:46
Der Thread ist schon recht lang & es gibt neue Informationen zum Primer. Daher schließe ich diesen Thread und verweise auf Neues zu "Muster: A friendly primer for old-school dungeoneering" (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,117472.0.html).