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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: flaschengeist am 15.01.2021 | 16:45

Titel: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 15.01.2021 | 16:45
Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass die Auswahl von zwei-drei Persönlichkeitseigenschaften (also das halbwegs realistische Abbilden von Personenunterschieden) diesbezüglich schlecht funktioniert. Eigenschaften wie „impulsiv“, „schüchtern“, „neugierig“ etc. sind offenbar zu abstrakt, um in hinreichend vielen konkreten Situationen Charakterspiel zu „triggern“. Man kann es natürlich konkreter machen, das scheint mir der Ansatz von D&D 5 - also statt „hedonistisch“ besser „du liebst gutes essen und trinken“ und statt „impulsiv“ besser „wenn dich jemand beleidigt, schlägst du zu“.
Fallen euch noch andere Lösungen ein? Mir ist beim Nachdenken über dieses Thema aufgefallen, dass ich wenige Systeme kenne, die mir hier Inspiration bieten. Und der nächste Gedanke war: „Wenn die Schwarmintelligenz des Tanelorn keine guten Lösungen kennt, gibt es wahrscheinlich keine“.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ghoul am 15.01.2021 | 16:54
Wichtiger als mechanische Aspekte erscheinen mir die Einstellungen und Interessen der Spieler und des Spielleiters.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: YY am 15.01.2021 | 16:55
Du willst dir Pendragon anschauen :)

Das hat (viele) Eigenschaftspaare wie Bescheiden - Stolz, die zusammen immer die gleiche Summe bilden. Je größer also der Bescheidenheitswert, um so kleiner der Stolzwert usw.

Solange sich so ein Paar halbwegs die Waage hält, darf man würfeln, ob eine Eigenschaft auslöst und dann entsprechend gespielt werden muss. Ab einem bestimmten Wert muss man würfeln, ist also als Spieler auch mal recht flott nicht mehr ganz frei in seinem Handeln.

Ich fand das auf den ersten Blick ziemlich seltsam, es funktioniert aber gut. Die Gestaltung der Eigenschaftspaare ist aber schwer genre-abhängig.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: JS am 15.01.2021 | 16:59
Verdammt, YY war schneller. Ja, Pendragon ist für diese Wünsche das System der Wahl und "zwingt" die Spieler dann auch mal dazu, den Charakter, den sie selbst gestaltet haben, nach dieser Gestaltung auszuspielen und nicht nur nach Gutdünken.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ghoul am 15.01.2021 | 16:59
Stimmt! Pendragon hat tatsächlich einen interessanten Mechanismus.  :d
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Runenstahl am 15.01.2021 | 17:04
Mir selbst ist das oftmals zu schwammig, aber sowohl PbtA als auch Fate liefern da gute Vorlagen und binden Charaktereigenschaften in die Regeln mit ein.

Prendragon habe ich nie gespielt, nur mal die Regeln gelesen. Rein aus der Erinnerung kam mir das ein wenig zu zufällig (und damit willkürlich) vor. Ob man seine Charaktereigenschaften letztlich nachgeht (bzw nachgehen muß) kann durch einen Würfelwurf entschieden werden. Das mag durchaus interessant sein, schließlich überprüfen wir ja ständig die Fähigkeiten unserer Charaktere mit Würfelwürfen. Aber ich mag es nicht, wenn das Verhalten meines Charakters durch Würfelwürfe bestimmt wird.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Erbschwein am 15.01.2021 | 17:14
Hallo,

Man kann dafür ein Attribut geben, der Gewürfelt wird oder ein Mindestwert haben sollte. Damit der SPL auch zufrieden oder mit spielen möchte.
Der Bonus muss gegen die Stufe des Gegenüber ein Rettungswurf machen.

Daraus sollte sein Verhalten entscheiden.
Wenn man sich spielen sollte als Charakter sollte auch so weiter vorgehen wie man spielt. Aber wenn man ein Wert haben will oder möchte so spielen das man ein Wert hat sollte auch so handeln was aus dem Ergebnis Er gewürfelt hat.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 15.01.2021 | 17:21
Wenn  man nur den einzelnen Hammer hat, sieht eben jede Sitiuation wie ein Nagel aus und der Hammer ist da in Relation nur um so größer, da kein anderes relativierendes Element vorhanden ist - es wird so charakterbestimmend und oft deshalb überproportional aufgeblasen.
Ein kompletteres Profil hilft da schon mal, ist aber meines Erachtens immer oft noch zu plumb und eindimensional.
Da wäre eine feinere Unterteilung oder zumindest Aspektierung der wichtigsten Teilzüge noch hilfreich denke ich.

Ein weiterer Aspekt ist, dass solche Charakterzüge nicht isoliert sind, sondern eben oft auch gerade den Austausch und Umgang mit anderen Personen. Entsprechend wertvoll wäre da eine Betrachtung der sozialen Bindungen einer Figur, unter denen dann diese Charaktereigenschaften zur Anwendung kommen.

Auch fallen Charaktereigenschaften nicht vom Himmel. Üblicherweise sind sie die Folge von Erziehung oder persönlich Erlebnissen. Eine Beschreibung, wo die Figur den Charakterzug her hat und unter welchen Bedingungen (inkl. gelebt vs. gelernt)  sie ihn erworben/ausgebildet hat, würde eine Menge darüber sagen, wie sie wohl in einem bestimmten Fall dann reagieren würde.



Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Erbschwein am 15.01.2021 | 17:29
Hallo,

Ja normalerweise ist das der Charakterhintergrund, warum man grade oder durch die Kindheit so weit ist. Man sollte so auch den Charakter spielen, warum man und welche Eigenschaften man später erhält, werden sich durch das spiel ergeben.

Aber man könne solche Eigenschaften als Attribute geben, nur wäre dieses und würde sowas als Würfel-"Orgie" enden.

Also den Charakter in den Moment im Auge halten und sich so zu verhalten was man da eventuell "Erlebt".
Es ist schwierig zu differenzieren zwischen Wissen und Erleben.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 15.01.2021 | 18:02
Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass die Auswahl von zwei-drei Persönlichkeitseigenschaften (also das halbwegs realistische Abbilden von Personenunterschieden) diesbezüglich schlecht funktioniert. Eigenschaften wie „impulsiv“, „schüchtern“, „neugierig“ etc. sind offenbar zu abstrakt, um in hinreichend vielen konkreten Situationen Charakterspiel zu „triggern“. Man kann es natürlich konkreter machen, das scheint mir der Ansatz von D&D 5 - also statt „hedonistisch“ besser „du liebst gutes essen und trinken“ und statt „impulsiv“ besser „wenn dich jemand beleidigt, schlägst du zu“.
Fallen euch noch andere Lösungen ein? Mir ist beim Nachdenken über dieses Thema aufgefallen, dass ich wenige Systeme kenne, die mir hier Inspiration bieten. Und der nächste Gedanke war: „Wenn die Schwarmintelligenz des Tanelorn keine guten Lösungen kennt, gibt es wahrscheinlich keine“.
Pendragon ist Ok.
Aber ehrlichgesagt ist das was systemunabhängiges, was schon mit der Charaktererschaffung anfängt.
Du brauchst Typen. Typen mit Profil.
Tipp: Such die kernigste(n) Eigenschaft(en) einer Figur raus, und konzentriere dich darauf.


Was liebt sie? Was hasst sie?
Worauf reagiert sie allergisch?
Wie kriegt sie ihren Willen?
Wodurch sticht sie hervor?
Was ist typisch für sie?
Was macht sie anders als alle anderen?
Hat sie ein Geheimnis? (Welches)
Wo liegt ihre Schwachstelle? (Was tut ihr weh)
Was kann sie besser als andere? (wo kann sie glänzen?)
Was kann sie schlechter als andere?
Was kann sie gar nicht?
Wie ist ihr Benehmen/Verhalten?
Hat sie bestimmte Vorurteile/Feinbilder?
Was schätzt sie an anderen Figuren?
Was verabscheut sie an anderen Figuren?
Wodurch fällt sie anderen am ehesten auf?
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 15.01.2021 | 18:32
Ich bin da bei Issi. Ein Schauspieler muss sich auch in eine Rolle einfinden, es gibt da keinen adäquaten systemischen Ersatz für.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: fivebucks am 15.01.2021 | 18:37
In Exted 1st und 2nd  gibt es vier Stats: Virtues, die als Ressource fungieren, und auch angegriffen werden können.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: nobody@home am 15.01.2021 | 19:09
Ich bin da bei Issi. Ein Schauspieler muss sich auch in eine Rolle einfinden, es gibt da keinen adäquaten systemischen Ersatz für.

Ich denke, da redet eigentlich keiner von "Ersatz".

Aber: In den meisten Rollenspielsystemen befaßt sich "Charaktererschaffung" primär, wenn nicht sogar ausschließlich, mit der Frage, was der eigene Spielstein so können (und womit er ggf. seine Schwierigkeiten haben) soll, wenn man mit ihm ins erste Abenteuer stiefelt. Wer er dagegen so "rein als Person" eigentlich ist, rangiert aus der Regelperspektive in vielen Klassikern von bestenfalls zweitrangig bis potentiell einfach komplett unwichtig, und entsprechend lernt man dann aus diesen Kapiteln auch nichts darüber, wie man ihn eigentlich in dieser Hinsicht für sich selbst und die Mitspieler interessant machen kann. Anregungen fürs Charakterspiel? Ausgerechnet an dieser allerersten kritischen Stelle, wo sie mit am natürlichsten hinpassen würden, schon Mangelware... :P

Insofern hat Issi schon recht. Um einen Charakter zu spielen, muß man eben erst mal auch einen Charakter haben. Einen "Typen mit Profil" eben, keinen konturlosen reinen Quasi-Computerspielavatar von der Tiefe und Blässe eines unbeschriebenen Blattes Papier. Und dieses Profil sollte zumindest in seinen Grundzügen (verfeinern kann man später immer noch...) auch schon allerspätestens während und zur Not halt auch mal neben der reinen Charaktererschaffungsbuchhaltung klare Züge erhalten.

Ich hab' ja ironischerweise erst bei Fate gemerkt, wie wenig Praxis ich in der Hinsicht eigentlich hatte. Einen Charakter mal eben mit fünf weitgehend frei wählbaren Aspekten auszustatten, sollte eigentlich so schwer nicht sein, nicht wahr? Hm, wahrscheinlich nicht -- aber wenn man so was in X Jahren Rollenspiel und Charakterbau vorher nie wirklich geübt hat, weil's ja nie verlangt wurde, dann kann man doch spätestens nach Konzept, Dilemma, und vielleicht (!) noch einem dritten Aspekt, wo's noch recht flüssig von der Hand ging, recht schnell ins Grübeln kommen, womit man jetzt die letzten zwei oder drei bloß füllen soll, ohne daß es sich zu künstlich-gezwungen anfühlt. Kein Witz.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: KhornedBeef am 15.01.2021 | 19:49
Ich bin da bei Issi. Ein Schauspieler muss sich auch in eine Rolle einfinden, es gibt da keinen adäquaten systemischen Ersatz für.
Diverse pbtA-Designer sehen das anders ;)
Da gibt es oft Bindungen, die mit den movea verknüpft sind.
Klar das geht ein Stück weg von "SC Alter Ego" hin zu "SC als Vehikel zur Geschichtenerzeugung"
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Ma tetz am 15.01.2021 | 21:00
Ich finde die Erschaffungstabellen von Der Schatten des Dämonenfürsten sehr schön. Ich hatte nach der Erschaffung immer ein gutes Bild von meiner Figur.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 15.01.2021 | 21:43
Ja, stimmt, Inspiration kann man aus Regelwerken schon ziehen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Space Pirate Hondo am 15.01.2021 | 22:34
Ich finde die Milestones aus Cortex Plus/Prime sehr gut, um Charakterspiel zu fördern. Jeder Charakter hat gleich zwei Milestones (einen persönlichen und einen gruppenspezifischen). Man wird mit XP belohnt, wenn man etwas charaktertypisches tut z.B.:

Demon in the Bottle
1 XP  when you are in a situation where you are expected to consume alcohol.
3 XP  when you lie to a teammate about your drinking or when you give a teammate good reason to believe you’ve been drinking again.
10 XP  when you drink yourself into a stupor or check yourself into rehab.

TEAM LEADER
1 XP when you first lead a team.
3 XP  when you defeat a foe without any team member becoming defeated.
10 XP  when you either convince a hero to join a new team or disband your existing team.

Sobald man die 10 XP auslöst, gilt der Milestone als abgeschlossen und wird dann durch einen neuen ersetzt.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Ma tetz am 15.01.2021 | 22:40
Ja, stimmt, Inspiration kann man aus Regelwerken schon ziehen.

Nach mehr hat der Threadersteller ja auch nicht gefragt. Und viel mehr erwarte ich auch nicht.  :D Ich finde es sogar gut, wenn es keine spielmechanischen Implikationen gibt.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: KhornedBeef am 15.01.2021 | 23:29
Konkrete Beispiele: Hearts of Wulin. Zumindest zwingen es Spieler, sich mit den Beziehungen ihrer Figur auseinanderzusetzen, und es gibt einen move für innere Konflikte. Legend of the Elements hat Moves, um Versprechen gegenüber anderen Figuren einzulösen. The Veil verwendet statt Stats als Bonus bei Würfen die Emotionen, die einen in der jeweiligen Aktion antreiben.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 16.01.2021 | 09:09
Konkrete Beispiele: Hearts of Wulin. Zumindest zwingen es Spieler, sich mit den Beziehungen ihrer Figur auseinanderzusetzen, und es gibt einen move für innere Konflikte. Legend of the Elements hat Moves, um Versprechen gegenüber anderen Figuren einzulösen. The Veil verwendet statt Stats als Bonus bei Würfen die Emotionen, die einen in der jeweiligen Aktion antreiben.
"Spieler zwingen", hört sich für mich immer etwas komisch an.

Denn eine Figur hat keine eigenen Emotionen und Gedanken, wenn, dann sind die von den Spielern geliehen.

Wenn  sich ein Spieler in eine Figur nicht einfühlen kann, funktioniert das ganze Charakterspiel nicht.
Oder wirkt bestenfalls oberflächlich und mechanisch. Sprich künstlich.

So lassen sich sicherlich auch "Geschichten" erzeugen oder gar erzwingen.
Aber ich würde schon sagen: Glaubhaftes Charakterspiel funktioniert nur, wenn der Spieler drin ist in seiner Figur, ihre Emotionen selbst steuern und nachempfinden, und immer selbst für sie Entscheiden kann.

Edit.
Wenn ein Spieler in seiner Figur drin ist, dann wirken Dinge die von Außen (z.B. Anspielen durch NSC) kommen auch stärker. Und man muss ihm oder ihr innerlich nichts aufzwingen, denn die emotionale Antwort geschieht automatisch.


Wenn ich also als SL Charakterspiel fördern will, muss ich mich mit meinen SPL und ihren Figuren beschäftigen. Ich muss wissen, wie ihre Figuren funktionieren, was sie antreibt, und worauf sie anspringen, und ihnen auf dieser Grundlage entsprechende Angebote machen.

Das kann mMn. keine Spielregel ersetzen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: KhornedBeef am 16.01.2021 | 10:32
Nene, gerade bei pbtA kommt die Leistung ja üblicherweise zu einem großen Teil von den Spielern.
Und das mit dem "drin" Sein kann ja auch aus so einer Autorenperspektive sein, wo du nicht dauerhaft sie Perspektive des SCs hast, sondern dich hinein- und hinausversetzt. Ist jedenfalls bei solchen Erzählspielen oft der Fall, wo man auch überlegen muss "was würde meine Figur in dieser Szene verkacken?" und so.
"Zwingen"war auch hat formuliert. Zwang in dem Sinne, dass du bei bestimmten Erzeugnissen würfeln musst, und dann eben ansagen musst, wie ein Fehlschlag aussieht. Also ein Zwang, sich Gedanken zu machen. Insgesamt geht es eher um Anreize, als um das Erzwingen von Charakterspiel (oder gar reinem Spiel aus Ich - Perspektive der Figur)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 16.01.2021 | 10:37
Nene, gerade bei pbtA kommt die Leistung ja üblicherweise zu einem großen Teil von den Spielern.
Und das mit dem "drin" Sein kann ja auch aus so einer Autorenperspektive sein, wo du nicht dauerhaft sie Perspektive des SCs hast, sondern dich hinein- und hinausversetzt. Ist jedenfalls bei solchen Erzählspielen oft der Fall, wo man auch überlegen muss "was würde meine Figur in dieser Szene verkacken?" und so.
"Zwingen"war auch hat formuliert. Zwang in dem Sinne, dass du bei bestimmten Erzeugnissen würfeln musst, und dann eben ansagen musst, wie ein Fehlschlag aussieht. Also ein Zwang, sich Gedanken zu machen. Insgesamt geht es eher um Anreize, als um das Erzwingen von Charakterspiel (oder gar reinem Spiel aus Ich - Perspektive der Figur)
Als Autor musst du beides machen: Du brauchst die Sicht von außen und die Sicht von innen.
Wenn das Innen nicht funktioniert (warum auch immer), dann macht es absolut keinen Sinn da von außen was anzuleihern, weil die  Figur dann ihre Glaubwürdigkeit verliert.

Anreize sind OK, solange die letztendliche Entscheidung bei den Spielern bleibt.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: KhornedBeef am 16.01.2021 | 13:08
Zitat
Anreize sind OK, solange die letztendliche Entscheidung bei den Spielern bleibt
.
Wenn ich ein Spiel mit starker Identifikation mit meiner Figur spielen, mag ich das auch lieber. Aber Beispiel Hearts of Wulin (ist jetzt nicht so bekannt, habe bloß gerade einen Podcast damit gehört) : da kann es sein, dass du einen move auslöst, und dann musst du bei einem Fehlschlag entweder einen bestimmten Stat markieren, oder, wenn du das nicht willst oder nicht mehr kannst, den Charakter aus der Situation flüchten lesen, auch wenn es peinlich und nicht zu seinem nutzen ist. Klarer Zwang, komplett anderer Designansatz, würde ich aber probeweise mal spielen, weil ich ja von vornherein weiß, das ist kein Rollenspiel im traditionellen Sinne, sondern mehr so eine kollaborative Erzählübung. Habe ich da jeden Tag noch Bock drauf? Ne.
Edit: ok, man könnte es auch so sehen, dass mein Beispiel das Gegenteil von Charakterspiel ist ;) der Punkt ist, du musst vorher Standpunkt und Handlung deine Charakters festlegen, d.h. dich mit ihm befassen. Was ja, wie du auch sagst, Voraussetzung für das eigentliche Spiel ist.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 16.01.2021 | 13:28
Die beste Methode hat imo CortexPlus: Charakterzüge sind Werte wie alle anderen auch und geben dir Werkzeuge, um bestimmte Aufgaben anzugehen - wenn du dich entsprechend verhältst.

Also du würfelst nicht einfach Geschicklichkeit (oder Schlösser öffnen, oder eine Kombination davon), um ein Schloss zu knacken, sondern Geschicklichkeit+Gier - die Tatsache dass dein Charakter scharf auf den Schatz ist, sorgt dafür, dass dieser sich mehr ins Zeug legt.

Ebenso funktioniert das Ganze bei Eigenschaften, welche den Charakter benachteiligen: wenn der Charakter zuerst nach Fallen suchen will, kann er sich entscheiden dass seine Gier zu groß ist und er das nur oberflächlich macht (dafür bekommt er dann eine andere Ressource, welche er später einsetzen kann) und benutzt einen schlechteren Würfel.

Sehr elegant, ohne einengendes "Würfel mal, wie dein Charakter sich verhält" oder "Ich gebe dir eine Ressource und sage dir dann, wie dein Charakter sich verhält" - es fügt sich imo besser in den Spielfluss ein.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 16.01.2021 | 13:44
Edit: ok, man könnte es auch so sehen, dass mein Beispiel das Gegenteil von Charakterspiel ist ;) der Punkt ist, du musst vorher Standpunkt und Handlung deine Charakters festlegen, d.h. dich mit ihm befassen. Was ja, wie du auch sagst, Voraussetzung für das eigentliche Spiel ist.
Das machst du dann aber nur im Kopf.
Wie es sich in der Situation selbst anfühlt, kannst du vorher nicht sicher wissen.
Man kann sich da leicht verschätzen.
Von einem- "das geht schon" (Vor dem Spiel), bis hin zu einem- "Das geht ja gar nicht."(Im Spiel selbst).
Und wenn du dein "Geht ja gar nicht!" Gefühl- dann einfach ignorieren musst, kann es halt sein, dass der SC (Und seine Handlung) plötzlich an Glaubwürdigkeit verliert.

Solange du dann im Spiel noch umschwenken, und deinem Gefühl folgen darfst, ist alles gut.
Nur wird dann die Geschichte eventuell einen anderen Verlauf als geplant nehmen.

Sowas kennst du vielleicht auch aus Filmen oder Büchern, wo du aufgrund von "nicht nachzollziehbaren Entscheidungen einer Figur" plötzlich den Kontakt und die Identifikation verlierst.
Du hast das Gefühl, das bestimmte Dinge nur passieren, weil sie so im Drehbuch standen (Der Dramatik halber)- Aber das Verhalten der Figur bricht hier mit ihrem ursprünglichen Charakterkonzept.
Und das eben nicht glaubhaft genug.
Sowas wirkt gescripted, nicht organisch.
Und sowas kann bei einer solchen Vorausplanung (ohne Möglichkeit spontan zu ändern) eben leicht passieren.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 16.01.2021 | 13:49
Die beste Methode hat imo CortexPlus: Charakterzüge sind Werte wie alle anderen auch und geben dir Werkzeuge, um bestimmte Aufgaben anzugehen - wenn du dich entsprechend verhältst.

Also du würfelst nicht einfach Geschicklichkeit (oder Schlösser öffnen, oder eine Kombination davon), um ein Schloss zu knacken, sondern Geschicklichkeit+Gier - die Tatsache dass dein Charakter scharf auf den Schatz ist, sorgt dafür, dass dieser sich mehr ins Zeug legt.

Ebenso funktioniert das Ganze bei Eigenschaften, welche den Charakter benachteiligen: wenn der Charakter zuerst nach Fallen suchen will, kann er sich entscheiden dass seine Gier zu groß ist und er das nur oberflächlich macht (dafür bekommt er dann eine andere Ressource, welche er später einsetzen kann) und benutzt einen schlechteren Würfel.

Sehr elegant, ohne einengendes "Würfel mal, wie dein Charakter sich verhält" oder "Ich gebe dir eine Ressource und sage dir dann, wie dein Charakter sich verhält" - es fügt sich imo besser in den Spielfluss ein.

Und genau das sehe ich als wirklich grausame Verhunzung des Grundgedankens, wo die Charaktereigenschaften nur zur beliebigen, herbeigequatschten Fassade des nächsten "Plus" wird und beim nächsten Zug schon wieder praktischer Weise vergessen wird. 
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 16.01.2021 | 13:59
Naja, du wolltest ja das Charaktereigenschaften kontextsensitiv sind und nicht zufällig (wie es bei den Pendragon-Eigenschaften oder DSA-Schlechten Eigenschaften der Fall wäre - ob der Charakter nach seinen Merkmalen handelt hat dort absolut nichts mit der Situation zu tun) oder statisch (wie es bei einem "Der jähzornige Charakter handelt immer so - keine Ausnahmen" der Fall wäre). Wenn du ein besseres System kennst um das umzusetzen, dann raus damit.

Klar ist das ein Stück weit beliebig - wie die meisten Eigenschaftsproben (ob ich das Schloss der Truhe mit einem Dietrich knacke oder die Truhe mit meiner Axt kaputtschlage ist letztlich dieselbe Art von Probe mit anderem "Anstrich" und ein paar laberig herbeierzählten "Konsequenzen").
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Erbschwein am 16.01.2021 | 14:02
Hallo,

man darf nicht alles ernst nehmen, aber...

Wenn ein SL, es schaffen sollte ein Dieb die Beschreiben zu schaffen. Wodurch der Dieb selbst nicht mehr aufpassen sollte. Ist das sein Charakterspiel in dem Moment.
Also?? Die Emotionen eines Diebes ist Geweckt!!!! Immer in Auge behalten was der SC macht. Er lernt aus Erfahrungen.

Dieses bedeutet auch "Mal" ein Fehlverhalten. Wer weiß um was es geht...  ~;D

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 16.01.2021 | 14:11
"Charaktereigenschaften" (Eigenheiten eines Charakter, seine Persönlichkeit, sein Wesen) sind mMn. auch etwas anderes als "Charakter- Eigenschaften" (Eigenschaften die sein Physiches Können betreffen, körperliche Fähigkeiten Zauber uÄ:)
Ich finde "Charaktereigenschaften /-Persönlichkeit einer Figur" haben vor Allem den Sinn, Spieler- zu inspirieren, wie sie sich ihre Figuren vorstellen und spielen wollen.
Sobald die jedoch  festlegen wie sie ihre Figur  spielen müssen, wird es häufig schwierig.- Denn das hat halt schon starken Entfluss auf die Entscheidungsfreiheit der SPL.
-  das alles betrifft ja mehr oder weniger das Empfinden des Spielers für seine Figur. (Und damit das Innenleben (Gedanken/Gefühle) des Spielers.)

Im Unterschied dazu - tut eine festgelegte Physis (Wie weit kann ich springen?, Welche Zauber kann ich wirken? etc.), die sich von der des Reallife -SPL unterscheidet,  idR. keinem weh.

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 16.01.2021 | 14:15
Naja, du wolltest ja das Charaktereigenschaften kontextsensitiv sind und nicht zufällig (wie es bei den Pendragon-Eigenschaften oder DSA-Schlechten Eigenschaften der Fall wäre - ob der Charakter nach seinen Merkmalen handelt hat absolut nichts mit der Situation zu tun) oder statisch (wie es bei einem "Der jähzornige Charakter handelt immer so - keine Ausnahmen" der Fall wäre). Wenn du ein besseres System kennst um das umzusetzen, dann raus damit.

Klar ist das ein Stück weit beliebig - wie die meisten Eigenschaftsproben (ob ich das Schloss der Truhe mit einem Dietrich knacke oder die Truhe mit meiner Axt kaputtschlage ist letztlich dieselbe Art von Probe mit anderem "Anstrich" und ein paar laberig herbeierzählten "Konsequenzen").

Da ist nix "kontext", das strotzt geradezu vor Ignoranz bezgl. Kontext und rumlavieren auf der Metaebene und schwerem Ignorieren der Spielwelt selbst.

Und mein Vorschlag war ja schon oben angerissen: Beschreibung der Persönlichkeit in entsprechend auflösenden Werten für die Mechanik UND entsprechende Vertiefung durch Aspekte und Erklärung der Herkunft dieser Einstellungen.
Jeweils dann entsprechend veränderbar durch ingame-Erlebnisse, ggf bereist durch eine Lifepath-Generierung erzeugt.



 

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 16.01.2021 | 14:22
Du drückst dich bei deinen unqualifizierten Einwürfen von der Seitenlinie um den entscheidenden
Punkt: wie kommen die Charaktereigenschaften letztendlich ins Spiel?

Feingranulierte und zueinander in Beziehung gesetzte Eigenschaften, deren Herkunft erklärt wurde, nützen absolut nichts, wenn sie nur bei der Charaktererschaffung (Metaebene) erwähnt werden und dann auf dem Charakterbogen (Metaebene) stehen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: nobody@home am 16.01.2021 | 14:24
"Charaktereigenschaften" (Eigenheiten eines Charakter, seine Persönlichkeit, sein Wesen) sind mMn. auch etwas anderes als "Charakter- Eigenschaften" (Eigenschaften die sein Physiches Können betreffen, körperliche Fähigkeiten Zauber uÄ:)
Ich finde "Charaktereigenschaften /-Persönlichkeit einer Figur" haben vor Allem den Sinn, Spieler- zu inspirieren, wie sie sich ihre Figuren vorstellen und spielen wollen.
Sobald die festlegen wie sie ihre Figur  spielen müssen, wird es häufig schwierig.- Denn das hat halt schon starken Entfluss auf die Entscheidungsfreiheit der SPL.
-  das alles betrifft ja mehr oder weniger das Empfinden des Spielers für seine Figur. (Und damit das Innenleben (Gedanken/Gefühle) des Spielers.)

Tja...da stellt sich dann allerdings wieder die Frage, ob man im Fall "das muß alles immer schön streng den persönlichen Befindlichkeiten des Spielers überlassen bleiben!" überhaupt noch von einem halbwegs klar definierten Charakter sprechen kann oder der sich seinerseits nur wieder in Beliebigkeit je nach aktueller Stimmungslage auflöst. Dies insbesondere dann, wenn der Charakter nicht nur zur reinen Privatbelustigung seines einen Spielers da sein, sondern auch den anderen am Tisch etwas zu bieten haben soll... :think:
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 16.01.2021 | 14:31
Tja...da stellt sich dann allerdings wieder die Frage, ob man im Fall "das muß alles immer schön streng den persönlichen Befindlichkeiten des Spielers überlassen bleiben!" überhaupt noch von einem halbwegs klar definierten Charakter sprechen kann oder der sich seinerseits nur wieder in Beliebigkeit je nach aktueller Stimmungslage auflöst. Dies insbesondere dann, wenn der Charakter nicht nur zur reinen Privatbelustigung seines einen Spielers da sein, sondern auch den anderen am Tisch etwas zu bieten haben soll... :think:
Wenn ein Spieler nur sich selbst spielen will, dann wird er das machen.
(Zwang macht mMn. keinen Sinn.)
Wenn ein SPL seine Rolle/ seine Figur spielen will, dann wird er das auch machen.
Sinn von Rollenspiel ist es ja seine Reallife Rolle abzulegen, und stattdessen in eine andere zu schlüpfen.

Die Frage wäre für mich eher: Wie kann man seine SPL dazu ermuntern ihren Figuren Charakter zu verleihen, und daran Spaß zu haben?
Das gibt es aus meiner Erfahrung eine gute Regel:
Keinen Zwang
Keinen Zwang
Keinen Zwang
 ~;D


Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: KhornedBeef am 16.01.2021 | 14:32
Das machst du dann aber nur im Kopf.
Wie es sich in der Situation selbst anfühlt, kannst du vorher nicht sicher wissen.
Man kann sich da leicht verschätzen.
Von einem- "das geht schon" (Vor dem Spiel), bis hin zu einem- "Das geht ja gar nicht."(Im Spiel selbst).
Und wenn du dein "Geht ja gar nicht!" Gefühl- dann einfach ignorieren musst, kann es halt sein, dass der SC (Und seine Handlung) plötzlich an Glaubwürdigkeit verliert.

Solange du dann im Spiel noch umschwenken, und deinem Gefühl folgen darfst, ist alles gut.
Nur wird dann die Geschichte eventuell einen anderen Verlauf als geplant nehmen.

Sowas kennst du vielleicht auch aus Filmen oder Büchern, wo du aufgrund von "nicht nachzollziehbaren Entscheidungen einer Figur" plötzlich den Kontakt und die Identifikation verlierst.
Du hast das Gefühl, das bestimmte Dinge nur passieren, weil sie so im Drehbuch standen (Der Dramatik halber)- Aber das Verhalten der Figur bricht hier mit ihrem ursprünglichen Charakterkonzept.
Und das eben nicht glaubhaft genug.
Sowas wirkt gescripted, nicht organisch.
Und sowas kann bei einer solchen Vorausplanung (ohne Möglichkeit spontan zu ändern) eben leicht passieren.
Hm, das bringt mich auf einen wichtigen Punkt: Ganz viele pbtA-Spiele, und Hearts of Wulin auch, sind Genre-Emulation: Durch die Spielregeln drücken sie typische Elemente der vorhandenen Fiktion ihres Genres in den Vordergrund (Ein Wuxia-Charakter schaltet halt nicht den Fernseher ein und brummelt in sein Bier, wenn er Fassung oder Gesicht verliert, er macht einen dramatischen Abgang oder was auch immer).
Das beißt sich natürlich mit der, glaube ich, implizierten "Genre-Blindheit" bei traditionellen Rollenspielregeln, d.h.klar geben die Fertigkeiten und das Setting nicht alles her, aber ob deine Figur jetzt etwas Witziges, etwas Grausames, etwas melodramatisches oder was auch immer machen möchte, wird theoretisch nicht unterschiedlich gehandhabt, mechanisch. Klar, auch da gibt es Anreize, aber auf den ersten Blick legt man mehr Verhaltensregeln frei fest, indem man seinen eigenen Charakter halt so und so anlegt. Im Grunde genommen, als würde jeder bei pbTA sein eigenes Playbook schreiben, mit gemeinsamen Moves für ein paar Bereiche (Kampf, Magierzauber, XP-Vergabe, whatever)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 16.01.2021 | 14:33
Du drückst dich bei deinen unqualifizierten Einwürfen von der Seitenlinie um den entscheidenden
Punkt: wie kommen die Charaktereigenschaften letztendlich ins Spiel?

Feingranulierte und zueinander in Beziehung gesetzte Eigenschaften, deren Herkunft erklärt wurde, nützen absolut nichts, wenn sie nur bei der Charaktererschaffung (Metaebene) erwähnt werden und dann auf dem Charakterbogen (Metaebene) stehen.

Sie dienen einmal als entsprechende detailiertere Leitlinie für den Spieler im Vergleich zu den eher binären Eigenschaften aus dem Startpost, können dann auch graduierter sich ändern als die sonst ebenfalls eher sprunghaften und unnatürlich wirkenden Veränderungen und in auftretenden Grenzfällen IM Spiel werden sie auch geprüft.
Aber das geschieht eben nicht nach Lust und Metavorteil herbei- oder weggequatscht/gewünscht, wie in deinem Beispiel.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ArneBab am 16.01.2021 | 14:35
Für’s EWS versuche ich das mit einem sehr spartanischen Ansatz: Für jeden SC werden 3 Kernantriebe aus einer Liste von 3x6 Antrieben gewählt.

Das Minimum, dass das liefert, ist, dass es die alte Frage beantwortet: Wo ist die Grenze einer Überzeugen-Probe. Du kannst niemanden von etwas überzeugen, dass einem der drei Kernantriebe widerspricht — es sei denn, es passt zu einem der anderen zwei Kernantriebe.

| Wollen        | Handeln          | Sein           |
|---------------+------------------+----------------|
| Wohlstand     | Kreativität      | Genussvoll     |
| Ansehen       | Selbstbestimmung | Leistungsstark |
| Sicherheit    | Abwechslung      | Einflussreich  |
| Gerechtigkeit | Tradition        | Bescheiden     |
| Toleranz      | Anpassung        | Fürsorglich    |
| Umweltschutz  | Regeltreue       | Zuverlässig    |

Hintergrund: https://www.1w6.org/deutsch/anhang/gedanken/was-gibt-dir-kraft
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 16.01.2021 | 14:37
Sie dienen einmal als entsprechende detailiertere Leitlinie für den Spieler im Vergleich zu den eher binären Eigenschaften aus dem Startpost, können dann auch graduierter sich ändern als die sonst ebenfalls eher sprunghaften und unnatürlich wirkenden Veränderungen und in auftretenden Grenzfällen IM Spiel werden sie auch geprüft.

Mit anderen Worten: du hast kein System. Die Eigenschaften werden laberig und willkürlich "angewürfelt", wenn man "halt gerade denkt, sie könnten relevant sein". Und die Auswirkungen sind dann ähnlich beliebig.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Erbschwein am 16.01.2021 | 14:39
Hallo,

Liebe  :t:  lers

Da Attribute Eigenschaften sind, womit man seine Persönlichkeiten herleiten tut. Da es Unterschiedliche Persönlichkeit gibt, also Verschiedene Menschen mit Vorlieben und Interessen usw.
Wirken die Attribute unterschiedlich auf die Persönlichkeit.

Ein Beispiel:
Selbstdisziplin um die Kosten und Nahrung zu halten und Überlegen es zu vervielfältigen.
Logik/ Intelligenz um die Kosten und Nahrung zu halten und Überlegen es zu vervielfältigen.
Weisheit die Kosten und Nahrung zu halten und Überlegen es zu vervielfältigen.

Könne man aus Attribute daraus(seine) Charakter-Eigenschaften herstellen. Also gibt es eine Menge RPG´s die für Charakterspiel hilfreich oder auch dafür da sind.

Es liegt an die Situation um Charakterspiel zu schaffen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Outsider am 16.01.2021 | 14:44
Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass die Auswahl von zwei-drei Persönlichkeitseigenschaften (also das halbwegs realistische Abbilden von Personenunterschieden) diesbezüglich schlecht funktioniert. Eigenschaften wie „impulsiv“, „schüchtern“, „neugierig“ etc. sind offenbar zu abstrakt, um in hinreichend vielen konkreten Situationen Charakterspiel zu „triggern“. Man kann es natürlich konkreter machen, das scheint mir der Ansatz von D&D 5 - also statt „hedonistisch“ besser „du liebst gutes essen und trinken“ und statt „impulsiv“ besser „wenn dich jemand beleidigt, schlägst du zu“.
Fallen euch noch andere Lösungen ein? Mir ist beim Nachdenken über dieses Thema aufgefallen, dass ich wenige Systeme kenne, die mir hier Inspiration bieten. Und der nächste Gedanke war: „Wenn die Schwarmintelligenz des Tanelorn keine guten Lösungen kennt, gibt es wahrscheinlich keine“.

Gehts dir um Spielwerte die Charakterspiel triggern oder um die Beschreibungen von Eigenschaften?

Ich finde die Lösung von Unknown Armies über die Charakterimpulse sind ein guter Gratmesser für den Spieler und den SL wie er Charakterspiel antriggern kann. Bei Tales from the Loop / Things from the Flood (Free League) ist das ebenfalls gut gelöst, da neben Charaktereigenschaften auch Beziehungen bei der Charaktererstellung berücksichtigt werden welche sich später im Regelmechanismus wiederfinden. Wie z.Bsp. der "Anchor" ein NSC (explizit kein anderer SC) der, wenn der Spieler Zeit mit ihm verbringt, negative Statuseffekte heilen kann, weil ihm die Person gut tut usw. In dem Zusammenhang wird angeregt solche Zeit dann auch auszuspielen.

Bei UA weiß ich es nicht mehr, bei TftL oder TftF bin ich mir sicher, dass es kein Zwang gibt, es sind Richtwerte die eben Charakterspiel einleiten können, aber nicht müssen. 
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 16.01.2021 | 14:48
Mit anderen Worten: du hast kein System. Die Eigenschaften werden laberig und willkürlich "angewürfelt", wenn man "halt gerade denkt, sie könnten relevant sein". Und die Auswirkungen sind dann ähnlich beliebig.

Das System ist die Schaffung eines entsprechend umfassenderen und detailierteren Referenzgerüsts zur Charakterdarstellung, zum Verständnis von der Ausformung und Herkunft von Eigenschaften sowie zur Nachvollziehung von Veränderungen an diesem.
Und auch wenn das keine 100% geschlossene Lösung ist, welche in einem so komplexen Feld wie Psychologie auch nicht auf weiteres zu erwarten ist, ist es eine Verbesserung und erweiterte Hilfestellung für daran interessierte Teilnehmer gegenüber der binären Startvariante und in einer ganz anderen Welt als dein "ich nehme mir einen Begriff und melke den jetzt mit Gequatsche auf Plusse (oder auch nicht, wenn es sich gerade nicht lohnt)".
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: nobody@home am 16.01.2021 | 14:55
Wenn ein Spieler nur sich selbst spielen will, dann wird er das machen.

Dann hat er aber an einem Tisch mit anderen Leuten, die ausdrücklich Charakterspiel betreiben wollen, zumindest während der Zeit, in der sie das tun, auch nicht wirklich etwas verloren. Und spätestens da taugt dann "Nur kein Zwang!" nicht mehr als Argument -- denn entweder wird dieser Spieler dann "zwangsweise" zeitweilig vom Spieltisch ausgeladen, oder er zwingt halt umgekehrt den ganzen Rest der Gruppe, ihn als spezielles Schneeflöckchen trotzdem mitzuschleppen und querschießen zu lassen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: KhornedBeef am 16.01.2021 | 14:58
Für’s EWS versuche ich das mit einem sehr spartanischen Ansatz: Für jeden SC werden 3 Kernantriebe aus einer Liste von 3x6 Antrieben gewählt.

Das Minimum, dass das liefert, ist, dass es die alte Frage beantwortet: Wo ist die Grenze einer Überzeugen-Probe. Du kannst niemanden von etwas überzeugen, dass einem der drei Kernantriebe widerspricht — es sei denn, es passt zu einem der anderen zwei Kernantriebe.

| Wollen        | Handeln          | Sein           |
|---------------+------------------+----------------|
| Wohlstand     | Kreativität      | Genussvoll     |
| Ansehen       | Selbstbestimmung | Leistungsstark |
| Sicherheit    | Abwechslung      | Einflussreich  |
| Gerechtigkeit | Tradition        | Bescheiden     |
| Toleranz      | Anpassung        | Fürsorglich    |
| Umweltschutz  | Regeltreue       | Zuverlässig    |

Hintergrund: https://www.1w6.org/deutsch/anhang/gedanken/was-gibt-dir-kraft
Das ist übrigens ein sehr schöner Ansatz. Bei manchen Themen kann man eine Figur nicht einfach Eddie-Murphy-mäßig weglabern (Wächter ->Bewacht regeltreu), aber gegen jeden gibt es einen Hebel (Wächter->Haus-Loyalität, äh, aus Tradition), damit man keine Welt voller unbestechlicher Teflon-Tonis hat. Ich würde wahrscheinlich die Begriffe umstellen (ist Selbstbestimmung zu breit angelegt? Kommt drauf an.), aber die Idee hat was.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 16.01.2021 | 15:04
Das System ist die Schaffung eines entsprechend umfassenderen und detailierteren Referenzgerüsts zur Charakterdarstellung, zum Verständnis von der Ausformung und Herkunft von Eigenschaften sowie zur Nachvollziehung von Veränderungen an diesem.

Das existiert schon, es nennt sich "Hintergrundgeschichte" (und ist besser als Referenz geeignet, als ein noch so kompliziert-detailliertes Eigenschaftsgerüst es jemals könnte).

Für das Thema dieses Threads (wie liefere ich den Spielern (neue) Anregungen, ihr Charakterspiel zu vertiefen) kann man in beiden Fällen nur "Thema verfehlt" sagen (weil das Impulse sind, welche der Spieler bereits mitbringt (und wenn nicht, dann bricht dein Referenzsystem zusammen und bei der Hintergrundgeschichte kommt nur nichtssagender Müll raus), nicht welche zu denen er erst "angeregt" werden muss). *shrugs*
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 16.01.2021 | 15:27
Ich wusste, ich kann auf das Tanelorn zählen, danke für die vielen Anregungen  :d.

Pendragon werde ich mir mal anschauen, Cortex und SotDL liegen ohnehin schon auf der Platte. @Issi Danke dass du mir nochmal bewusster gemacht hast, dass jenseits von Hilfestellungen durch das Regelwerk andere Faktoren für lebhaftes Charakterspiel relevanter sind.

Gehts dir um Spielwerte die Charakterspiel triggern oder um die Beschreibungen von Eigenschaften?

Mir ging es primär um Charakterbeschreibungen, die sich leicht auf die Verhaltensebene übertragen lassen.

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Erbschwein am 16.01.2021 | 15:27
Hey,

Wie will man Charakterspiel schaffen. Wenn zwei Leute ziemlich Stress haben. Da kommt auch ein Gutes Abenteuer oder die Freundschaft "Nicht" mit, weil man Stress hat!!

Das andere ist, wenn man ein gutes Abenteuer hat, aber selbst "nicht" reinfindet. ..wie man sieht könne man die Liste fort führen. Damit könne gutes Charakter Spiel ein Ende finden.

Naja dann war das wohl, ein Gutes Abenteuer mit oder ohne Charakterspiel!!!!  ~;D

Eine Frage aber doch noch, bitte!!!!  ~;D  Sollte man den Abend dann doch sein Lassen??
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Boni am 16.01.2021 | 15:31
Pendragon werde ich mir mal anschauen,

Ich habe vor Ewigkeiten ml die Grudnzüge von Pendragon zusammengefasst - hier entlang für den Überblick. (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,35895.msg669125.html#msg669125)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 16.01.2021 | 15:33
Eine Frage aber doch noch, bitte!!!!  ~;D  Sollte man den Abend dann doch sein Lassen??

Dann sollte man versuchen, das zugrunde liegende Problem im Gespräch herauszuarbeiten und dann eine konstruktive Lösung verhandeln, mit der alle Beteiligten leben können. Wie das am Besten geht, führt aber weg vom Thema des Fadens.

Ich habe vor Ewigkeiten ml die Grudnzüge von Pendragon zusammengefasst - hier entlang für den Überblick. (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,35895.msg669125.html#msg669125)

Perfekt  :d
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Erbschwein am 16.01.2021 | 15:51
Dann sollte man versuchen, das zugrunde liegende Problem im Gespräch herauszuarbeiten und dann eine konstruktive Lösung verhandeln, mit der alle Beteiligten leben können. Wie das am Besten geht, führt aber weg vom Thema des Fadens.

Perfekt  :d

Hey,

@flaschegeist

Ja Du hast schon Recht, habe mich "vielleicht" nicht richtig deuten lassen was ich schreiben wollte. Es war nur als Stress gemeint (Allgemein), was nicht untereinander nur sein sollte. Das vielleicht zweit Gruppenmitglieder auf Arbeit Stress hatten. Nicht mit Ihrer Sprache, raus wollen...

Vielleicht kommt das auch aus ein schlechten Film, soweit kann das gut gehen und wird gut gehen wenn die Zwei sich "Verstehen" und ihren spass haben wollen.
Das man sich foppen Will, weil es mal wieder zeit ist.

Aber bitte:  :btt:
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 16.01.2021 | 16:51
Dann hat er aber an einem Tisch mit anderen Leuten, die ausdrücklich Charakterspiel betreiben wollen, zumindest während der Zeit, in der sie das tun, auch nicht wirklich etwas verloren. Und spätestens da taugt dann "Nur kein Zwang!" nicht mehr als Argument -- denn entweder wird dieser Spieler dann "zwangsweise" zeitweilig vom Spieltisch ausgeladen, oder er zwingt halt umgekehrt den ganzen Rest der Gruppe, ihn als spezielles Schneeflöckchen trotzdem mitzuschleppen und querschießen zu lassen.
Mit Querschießen hat das idR. weniger was zu tun.
Es hat häufig was mit Selbstvertrauen zu tun.
Es gibt Menschen die können ihre Reallife Rolle leichter ablegen als andere.
Wenn sie z.B. Schauspiel Erfahrung haben oder keine Angst davor sich anders zu verhalten als gewohnt, geht das idR. leichter.
Manche denken auch sie können das nicht.
Oder es ist ihnen peinlich.
So sehr, dass sie es lieber sein lassen.

Im Prinzip kannste deine SPL nur da abholen wo sie stehen.
(Ich habe mit meiner Gruppe Glück, die hat da Spaß dran. Aber es gibt auch Leute die sind innerlich stark gehemmt. Und haben riesen Angst sich lächerlich zu machen)

Ich finde deshalb gut, wenn man sich als Anfänger als Startbedingung selbst nicht so ernst nimmt:
"Bin nichts, kann nichts, macht auch nichts."

Rollenspiel spielt man um Selbst Spaß zu haben, nicht um irgendwen zu beeindrucken.

Und meistens ist es aber im Umkehrschluss so: "Du bist dann am Besten, wenn es dir eigentlich egal ist."

Daher finde ich "keinen Zwang" auch so wichtig.

Edit.
Noch ein wichtiger Punkt:
Für eine "Charakterentwicklung" innerhalb einer Geschichte müssen sich SC jederzeit verändern können.
Daher bringen festgelegte/ verregelte Charaktereigenschaften wenig, da die Figur sich durch diverse Einsichten und Erfahrungen ändern können soll.

Bei Pendragon ist eine Charakterentwicklung nur sichtbar.
Sie ist nicht fest und damit veränderbar.
Oder man verzichtet halt gleich auf solche Festlegungen.
Dann entwickeln sich die Figuren auch.
Das wird dann durch die erspielte Geschichte selbst festgehalten, nicht auf dem Charakterbogen.


Als SL hast du viele Gelegenheiten (ein Meer an NSC) selbst glaubwürdiges Charakterspiel zu betreiben und dann mit ihren Figuren zu interagieren. - ihre Trigger, und Motivationen anzuspielen, und ihnen allein dadurch schonmal Profil zu geben. Das animiert SPL idR.  automatisch dazu ihren Charakter entsprechend wahrzunehmen und auszubauen.

Also man kann SPL quasi als SL durch Spiegelung der Umwelt helfen ein Charakterprofil aufzubauen und zu festigen.
A la "Wie sieht die Umwelt diese Figur? Wie wird sie wahrgenommen? Wie reagiert die Umwelt auf diese Figur? Auf ihre Erscheinung? Ihr Verhalten?
Was will die Umwelt von dieser Figur?
Welche Personen finden die Figur gut ?welche Personen macht die Figur aggressiv? Welchen Personen ist diese Figur gleichgültig?
Welchen Personen ist diese Figur nicht geheuer?
Wo und womit kommt sie gut oder schlecht an?

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: felixs am 16.01.2021 | 17:33
Issi: So richtig das alles, für sich genommen, ist, geht es hier doch etwas am Thema vorbei.

Wenn die Interessen oder Fähigkeiten sehr weit auseinandergehen und das als Störfaktor empfunden wird, dann hat es wenig Sinn zu argumentieren, dass das eigentlich kein Störfaktor sein sollte.

Das hat denn wenig mit "Zwang" zu tun, sondern mit der Überlegung, ob man gemeinsam zu einem für alle befriedigenden Ergebnis kommt. Wenn nicht, muss man überlegen, was man dann macht. Und es kann eine Option sein, dass ein Spieler dann (zeitweise) nicht mit dabei ist. Hängt ja auch viel daran, ob man ein gemeinsam spielender Freundeskreis ist, oder ob man sich "nur" zum Rollenspiel trifft.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 16.01.2021 | 17:37
Zwingen, kann man einen Unwilligen im Spiel eh nicht.
Aber man kann (Lern-)Willigen ein Handwerkzeug geben, welches ihnen den Zugang zum gewünschten Stil  erleichtern kann und man kann einen Rahmen setzen, welcher es erleichtert Unwillige frühzeitig zu erkennen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 16.01.2021 | 17:44
Issi: So richtig das alles, für sich genommen, ist, geht es hier doch etwas am Thema vorbei.

Wenn die Interessen oder Fähigkeiten sehr weit auseinandergehen und das als Störfaktor empfunden wird, dann hat es wenig Sinn zu argumentieren, dass das eigentlich kein Störfaktor sein sollte.
Jemanden aus der Gruppe werfen, weil er nicht so gut Charakterspielen kann, würde mir jedenfalls nicht in den Sinn kommen.

Gerade als SL und auch als Mitspieler kann man viel machen um auch den schwächeren Charakterspielern zu helfen ein Profil für ihre Figur zu entwickeln.
Die Frage ist und bleibt natürlich ob man das erstens kann und zweitens auch will.

Nicht wenige SL schieben das gerne nur auf ihre Spieler ab. Aber das ist kein Einseitiges Ding. Es ist wie Ping Pong.
Man spielt sich gegenseitig zu.
Und selbst die besten Charakterspieler werden sich bei einem in dieser Hinsicht wenig engagierten SL über kurz oder lang die Zähne ausbeißen.

Edit.
Sollte es sich wirklich um echte Störenfriede handeln, die das Spiel absichtlich boykottieren um es den anderen zu versauen, ist das eine andere Nummer.
Aber davon würde ich pauschal nicht ausgehen.

Wenn du als SL von deinen SPL mehr/besseres Charakterspiel willst, dann ist der Erste Schritt, das erstmal selbst zu liefern.

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 16.01.2021 | 21:04
Zwingen, kann man einen Unwilligen im Spiel eh nicht.
Aber man kann (Lern-)Willigen ein Handwerkzeug geben, welches ihnen den Zugang zum gewünschten Stil  erleichtern kann und man kann einen Rahmen setzen, welcher es erleichtert Unwillige frühzeitig zu erkennen.

Ein "Rahmen" der einem Charakter über Lebenspfad-Ereignisse (welche in der Realität normalerweise nicht mit bestimmten psychologischen Eigenschaften verbunden sind*) sehr arbiträr Persönlichkeitseigenschaften zuweist, verdient das Wort Rahmen nicht.

Doppelt, wenn es bestimmte Persönlichkeitsmerkmale zuweist, welche jeweilige Spielteilnehmende nicht ausspielen können oder wollen. Nur weil sie einen Charakter nicht in einer ganz bestimmten Weise spielen wollen, heißt es nicht dass sie generell "unwillig" gegenüber Charakterspiel wären. Wenn ein Spieler halt immer den gesetzestreuen Paladin spielen will, dann ist das für sich bereichernd für die Runde - man sollte nicht versuchen ihn in den "Rahmen" eines an seinem Glauben zweifelnden Alkoholikers zu stecken, nur weil ein zu über-detaillierter (und unter falschen Annahmen entworfener*) Lebenspfad das vorgibt.


* Leute können komplett dieselbe Biographie haben und trotzdem sehr unterschiedliche Lektionen aus dieser mitnehmen - Lebenspfadereignisse als "Begründung" für Persönlichkeitseigenschaften zu nehmen ist also nicht nur schlechtes Design, es ist auch unrealistisch.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: tanolov am 17.01.2021 | 08:56
Jemanden aus der Gruppe werfen, weil er nicht so gut Charakterspielen kann, würde mir jedenfalls nicht in den Sinn kommen.

Das find ich übrigens eine ganz interessante Beobachtung in Rollenspielen:

in den meisten anderen Hobbies ist es ganz natürlich das es die Option gibt sich intensiver mit dem Hobby auseinander zu setzen und sich damit auch die Menschen mit denen man das Hobby teilt ändern.
Wer regelmäßig mit seinen Kumpeln auf dem Bolzplatz zockt kann sich bei steigendem Interesse einen Freizeitverein suchen, das Thema strukturierter angehen und wird dann automatisch seltener mit den Kumpels zocken. Das ist ganz normal und wird auch als ganz normal angesehen.

In Rollenspielen ist schon alleine die Idee das Spiel (und die Spieler) mit der Qualitätsbrille anzuschauen für viele Spieler komplett absurd.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Irian am 17.01.2021 | 10:17
In Rollenspielen ist schon alleine die Idee das Spiel (und die Spieler) mit der Qualitätsbrille anzuschauen für viele Spieler komplett absurd.

Wirklich? Bin ich nicht so sicher... "Qualität" wird halt im Rollenspiel vor allem durch "Spielspaß" gemessen. Wenn eine Gruppe so wenig X hat (egal ob das nun Kämpfe, Rätsel, Charakterspiel oder sonst was ist), dass es einem Spieler nicht mehr genug Spaß macht, um dafür die Zeit zu rechtfertigen, wird der aufhören (und/oder sich evtl. eine andere Gruppe suchen). Habe ich auch schon gemacht, ist doch kein Beinbruch. Natürlich kommt bei langjährigen Freundes-Gruppen der Faktor "Zeit mit Freunden verbringen" dazu, was den Spaß zusätzlich erhöht und einen Ausstieg unwahrscheinlicher macht.

Vielleicht ist das "Problem" mehr, dass sich "Qualität" schwierig quantifizieren und kommunizieren lässt, so dass es seltener direkt angesprochen wird?
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 17.01.2021 | 10:33
Das find ich übrigens eine ganz interessante Beobachtung in Rollenspielen:

in den meisten anderen Hobbies ist es ganz natürlich das es die Option gibt sich intensiver mit dem Hobby auseinander zu setzen und sich damit auch die Menschen mit denen man das Hobby teilt ändern.
Wer regelmäßig mit seinen Kumpeln auf dem Bolzplatz zockt kann sich bei steigendem Interesse einen Freizeitverein suchen, das Thema strukturierter angehen und wird dann automatisch seltener mit den Kumpels zocken. Das ist ganz normal und wird auch als ganz normal angesehen.

In Rollenspielen ist schon alleine die Idee das Spiel (und die Spieler) mit der Qualitätsbrille anzuschauen für viele Spieler komplett absurd.
Ich denke auch, dass die Qualität am gemeinsamen Spaß gemessen wird.

Völlig unabhängig von irgendeinem Engagement ist das sicher nicht.

Wenn also jemand den Spielspass der anderen absichtlich boykottieren würde, dann ist das ne andere Nummer. (Wie ich ja schon schrieb)

Aber wenn da ein SPL dabei ist, der das nicht so gut kann, dann wird er doch mit der Zeit automatisch besser, wenn er mit anderen spielt die daran Spaß haben.
Ich hatte schon ein paar Spieler am Tisch wo es so war.


Wenn ein SL da wenig Engagement zeigt, und vielleicht auch keinen Spaß dran hat, ist das aus meiner Erfahrung schon etwas problematischer.
Ein zwei Spieler sind leichter mitzutragen, als ein Spielleiter. Da der oder die ja die gesamten NSC spielt.(Und SC entsprechend anspielt)

Nicht das man mit einem wenig engagierten SL nicht auch spielen könnte. Aber das drückt dann für SPL die Charakterspiel Schwerpunkt haben auf Dauer schon auf die Spaßbremse.

Ich sage Mal: Die brauchst einen engagierten SL
Und vielleicht einzwei engagierte SPL dann ziehen die den Rest der Gruppe automatisch mit. (Auf ein Niveau auf dem alle Spaß am Charakterspiel haben können)

Edit.
Beim Spaß Fussball (zum Spaß auf dem Bolzplatz) schmeißt du doch auch niemanden raus, weil er noch Anfänger oder nicht so gut ist.
Im Gegenteil -da ist es doch häufig so: Wer dazu kommt, darf mitspielen.
Es gibt weder Trikots noch Medaillen.
Im Rollenspiel auch nicht.
(Und die, die es noch nicht so gut können, werden mit der Zeit immer besser)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: nobody@home am 17.01.2021 | 10:56
Vielleicht ist das "Problem" mehr, dass sich "Qualität" schwierig quantifizieren und kommunizieren lässt, so dass es seltener direkt angesprochen wird?

Wer will, kann zu dem Thema auch noch mal die guten (?) alten "geek social fallacies" (http://plausiblydeniable.com/five-geek-social-fallacies/) abstauben und sich fragen, ob beim Durchdenken der Situation nicht doch eventuell Anklänge der einen oder anderen davon vernehmbar sind. Immerhin legt selbst der Originalverfasser des Artikels Wert auf die Feststellung, daß es sich bei zumindest einigen von denen schlicht um übertriebene Formen von ansonsten "normalem" Verhalten handelt und sie ggf. genau deswegen vielleicht gar nicht erst auffallen.

(Nebenbei mag es, wenn man sich schon darauf einläßt, sinnvoll sein, den Artikel komplett zu lesen und sich nicht der Zeitersparnis wegen auf die reine Liste selbst zu beschränken; auch die späteren Abschnitte sind mMn durchaus nicht bloß Anhang zur Zierde.)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 17.01.2021 | 13:17
Naja, du wolltest ja das Charaktereigenschaften kontextsensitiv sind und nicht zufällig (wie es bei den Pendragon-Eigenschaften oder DSA-Schlechten Eigenschaften der Fall wäre - ob der Charakter nach seinen Merkmalen handelt hat dort absolut nichts mit der Situation zu tun) oder statisch (wie es bei einem "Der jähzornige Charakter handelt immer so - keine Ausnahmen" der Fall wäre). Wenn du ein besseres System kennst um das umzusetzen, dann raus damit.
Die Lösung nennt sich Umstandsmodifikatoren. Wenn jemand über einen Golddukaten stolpert, kriegt der ja hoffentlich wohl nicht so hohe Abzüge auf Goldgier, wie wenn der gleiche SC den Schatz der Amazonen findet.

Der Simulationismus lässt grüßen! :D


Im Grunde genommen, als würde jeder bei pbTA sein eigenes Playbook schreiben, mit gemeinsamen Moves für ein paar Bereiche (Kampf, Magierzauber, XP-Vergabe, whatever)
Also Dungeon World.  ;D
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: KhornedBeef am 17.01.2021 | 13:49
[...]
Also Dungeon World.  ;D
Kaum! Die Gemeinsamkeiten sind gar nicht so groß, und man kommt ganz gut mit den vorhandenen Playbooks aus, weil natürlich die Meta-Annahmen/Einschränkungen klassischen, dungeoncrawlenden D&Ds abgebildet werden. Das ist quasi der komplette Daseinszweck von DW :). Oder wie ein Indiegamer-Blogger sinngemäß schrieb: DW ist eine ganz schlechte pbtA-Umsetzung, aber ein gutes Spiel.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 17.01.2021 | 19:57
Die Lösung nennt sich Umstandsmodifikatoren. Wenn jemand über einen Golddukaten stolpert, kriegt der ja hoffentlich wohl nicht so hohe Abzüge auf Goldgier, wie wenn der gleiche SC den Schatz der Amazonen findet.

Der Simulationismus lässt grüßen! :D

Würde ich nicht so pauschal sagen. Vielleicht ist der Charakter ja extrem pessimistisch eingestellt und denkt "Viel Geld = hohes Risiko/großer Haken" und lässt den Amazonenschatz links liegen, während er der keinen noch so kleinen "Gelegenheitsdiebstahl" ungenutzt verstreichen lässt.

Du siehst das Problem: jedes System, welches versucht Charakterspiel dadurch zu "fördern", dass ein paar Würfel geworfen werden und der Spieler dann das Würfelergebnis ausspielen darf, sind nicht gerade förderlich für das Charakterspiel. Statt dass sich der Spieler Gedanken macht "Welche Situationen könnten denn die Goldgier meines Charakters reizen (und welche eher nicht)?" wird das dem Zufall überlassen, was nicht gerade eine gute Basis für konsistentes Charakterspiel ist (geschweige denn für welche, das der Spieler gerne macht).
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 17.01.2021 | 20:06
Würde ich nicht so pauschal sagen. Vielleicht ist der Charakter ja extrem pessimistisch eingestellt und denkt "Viel Geld = hohes Risiko/großer Haken"

Klar, wenn er, per Probe, der Goldgier widersteht.

und lässt den Amazonenschatz links liegen, während er der keinen noch so kleinen "Gelegenheitsdiebstahl" ungenutzt verstreichen lässt.

Wenn die Würfel das so ergeben, okay.
Aber als Grundprinzip ist das so ungewöhnlich, dass dafür der Kauf einer Sonderfertigkeit angemessene Voraussetzung ist.

Du siehst das Problem: jedes System, welches versucht Charakterspiel dadurch zu "fördern", dass ein paar Würfel geworfen werden und der Spieler dann das Würfelergebnis ausspielen darf, sind nicht gerade förderlich für das Charakterspiel.

Nein, das sehe ich nicht.

Statt dass sich der Spieler Gedanken macht "Welche Situationen könnten denn die Goldgier meines Charakters reizen (und welche eher nicht)?" wird das dem Zufall überlassen, was nicht gerade eine gute Basis für konsistentes Charakterspiel ist (geschweige denn für welche, das der Spieler gerne macht).

Es geht bei diesen Proben nicht darum, ob es reizt oder nicht. Reizen tut's immer. Es wird gewürfelt, ob man sich beherrschen kann. Und das ist etwas, das, zu Recht, den Launen des Moments überlassen bleibt. Genauso wie Mutproben, wenn ein riesiger Drache oder schrecklicker Dämon überraschend auftaucht.

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 17.01.2021 | 20:16
Klar, wenn er, per Probe, der Goldgier widersteht.

Der Pessimismus vs Optimismus  etc. sollte ja auch als ein Wert vorliegen, plus eben die von dir angemerkten Modifikatoren für die akute Situation aus Figurensicht. 

Und wenn das dann nicht mit einem zu swingy Würfelmechanismus verbunden ist, würde sich aus dem Verhältnis dieser Würfe das Verhalten ergeben - in einem Übergangsbereich dann auch eher nicht als Handlungszwang, sondern als zunehmend stärker werdender Drang mit Abzügen, wenn die Figur dagegen handelt.

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 17.01.2021 | 20:44
Nein, das sehe ich nicht.

Tja, das ist dein Problem.

Ein solches System hat halt immer den Geschmack eines Souffleurs, der am Bühnenrand steht und mir sagt, wie mein Charakter sich zu verhalten hat. Im Grunde kann man das ausspielen dann auch lassen, denn die Würfel haben ja schon darüber entschieden, wie der Charakter handeln wird. Der Spieler wird um die Gelegenheit gebracht, tatsächlich etwas zum Spiel beizutragen - für einige mag das OK sein (einige finden es auch OK wenn ein Spieler auf INT würfelt und der Charakter dann die Lösung eines Rätsels oder Puzzles kennt - selber Sachverhalt).

Zitat
Es geht bei diesen Proben nicht darum, ob es reizt oder nicht. Reizen tut's immer. Es wird gewürfelt, ob man sich beherrschen kann.

Mit welchen Soziopathen muss man normalerweise zu tun haben, um zu dem Schluss zu kommen, das die Entscheidung eine bestimmte Handlung (die ja normalerweise keine reine Kampf-Flucht-Situation ist, sondern wesentlich komplexer) zu unternehmen rein impulsgesteuert stattfindet?  :think:
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 17.01.2021 | 21:05
Tja, das ist dein Problem.

Ich merke hier allerdings nix von einem Problem, also kann ich damit ganz gut schlafen.

Ein solches System hat halt immer den Geschmack eines Souffleurs, der am Bühnenrand steht und mir sagt, wie mein Charakter sich zu verhalten hat. Im Grunde kann man das ausspielen dann auch lassen, denn die Würfel haben ja schon darüber entschieden, wie der Charakter handeln wird.

Jein. Zu fordern, dass man als Spieler überall und jederzeit Kontrolle über die Handlungen des Charakters haben sollte, wäre eine fundamentalistische Maximalforderung. Furchtproben habe ich ja schon genannt, aber es gibt ja zB auch den Einfluss von Alkohol, etc pp.

Ich kein Riesenfan von menschlichen Schwächen als Attribute (ich präferierie das Kaufen von spezifischen Disads bei der Charaktererschaffung), aber man kann das machen. Insbesondere, wenn diese speziell zur Thematik des Spiels passen und nicht generisch sind.

Mit welchen Soziopathen muss man normalerweise zu tun haben, um zu dem Schluss zu kommen, das die Entscheidung eine bestimmte Handlung (die ja normalerweise keine reine Kampf-Flucht-Situation ist, sondern wesentlich komplexer) zu unternehmen rein impulsgesteuert stattfindet?  :think:

Das Attribut sagt lediglich aus, wie stark der generelle Impuls ist, also wie wahrscheinlich es ist, dass man nachgibt. Der Rest ergibt sich aus Umstandsmodifikatoren. Absolut funktional.

Manchmal ist ja auch Teil des Rollenspiels Würfelergebnisse einigermaßen geschickt zu rationalisieren. Frisch ans Werk, Herr Spieler!  ;D
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 17.01.2021 | 21:22
Jein. Zu fordern, dass man als Spieler überall und jederzeit Kontrolle über die Handlungen des Charakters haben sollte, wäre eine fundamentalistische Maximalforderung. Furchtproben habe ich ja schon genannt, aber es gibt ja zB auch den Einfluss von Alkohol, etc pp.

Handlungen wäre OK. Die kann sich der Spieler dann ja noch so zurechtlegen, dass es zum Charakter passt.

Aber ich bin entschieden dagegen, der Spieler*in zu sagen, was ein Charakter zu denken und zu fühlen hat. Ich würde z.B. niemals einem Spieler bei gelungener Furchtprobe sagen "Dein Charakter hat keine Angst" - ob der Charakter Angst hat oder nicht können Spielteilnehmende selber entscheiden, wichtig ist nur, dass der Charakter nicht die Nerven verliert und dadurch Nachteile erleidet (und Furchtregeln machen auch nicht in allen Spielen Sinn).

Alkohol wäre mir persönlich ein zu großer "Graubereich" - was genau ein "sturzbetrunkener" Charakter macht, ist extrem schwammig und daher besser dem Spieler überlassen. Der ist in diesem Fall die einzige Person, welche die Kompetenz hat, diese Entscheidung zu treffen.

Zitat
Manchmal ist ja auch Teil des Rollenspiels Würfelergebnisse einigermaßen geschickt zu rationalisieren. Frisch ans Werk, Herr Spieler!  ;D

Spieler die das können, die haben in der Regel genügend eigene Ideen, um ihrem Charakter persönliche Schwächen und Marotten zu verpassen. Sie brauchen die Würfel nicht - im Gegenteil, diese stehen den eigenen Ideen solcher Spieler im Weg.

Spieler die das nicht können, die stehen dann wie die Kuh vorm Tor und fragen "Umm, OK...ich will jetzt diesen Amazonenschatz...anscheinend. Aber wie soll ich das machen? Ich habe keine Ahnung, wie mein Charakter versuchen würde den zu stehlen."
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: fivebucks am 17.01.2021 | 21:27
Wurde Wraith: The Oblivion schon erwähnt?
Dort spielt man die dunkle Seite des Charakters eines anderen Spielers.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 17.01.2021 | 21:59
Weiterer Gedanke: wo kommt eigentlich die Idee her, einen Spieler zu zwingen, seinen Charakter in ganz bestimmter Weise handeln zu lassen? Gibt es keine anderen Möglichkeiten?

Goldgier? Gold/Geld ist in vielen Systemen ohnehin eine wertvolle Meta-Ressource zur Charakterverbesserung - ein Charakter mit viel Geld kriegt schneller bessere Ausrüstung und kann daher das Spiel besser rocken (und in einigen Varianten von D&D ist Gold sogar gleichbedeutend mit XP). Der Spieler hat also mehr als genug Gründe, warum er mit seinem Charakter nach Gold suchen sollen sollte - er muss es lediglich noch von der Meta-Ebene (es verbessert meine Möglichkeiten das Spiel zu "gewinnen") auf die persönliche (mein Charakter ist halt sehr goldgierig) übertragen.

Jähzorn/Vorurteile? Einige Systeme belohnen überstandene Kämpfe (mit XP, Verbesserungen der Kampffertigkeiten, whatever...). In diesen Systemen will der Spieler möglichst viel kämpfen, weil sein Charakter sich dadurch in diesen Bereichen verbessert. Aber was ist, wenn der Gegner partout nicht kämpfen will? Kein Problem, dann missversteht man halt seine Friedenofferte als Beleidigung und schon hat man seinen Kampf.

Feigheit? Das Gleiche bei Systemen, welche Kampfvermeidung belohnen.

Meeresangst? Ein Grund auf der Insel zu bleiben, wo das Abenteuer stattfindet (was der Spieler sowieso will -  die Phobie ist halt hilfreich, wenn der Charakter sonst keine Gründe hat).

Natürlich kann das immer nach hinten losgehen (man hat etwas gestohlen, was man nicht hätte stehlen sollen oder jemandem eine runter gehauen, den man besser respektiert hätte) - Misserfolge sind Teil des Lebens und dann kann es ruhig Konsequenzen hageln. Dafür muss aber auch ein Risiko da sein und ob dieses eingegangen wird, sollte Spielerinitiative sein.

Aber oft werden die schlechten Eigenschaften halt missbraucht, um den Charakter in eine offensichtlich negative Situation zu manövrieren (alá "Dein Charakter ist so goldgierig, dass er natürlich versucht während eurer Verhandlung mit dem Drachen etwas von dessen Hort einzustecken"), welche Spieler aus gutem Grund gemieden hätte, wenn es ihre Entscheidung gewesen wäre - einfach weil der SL es nicht drauf hat, den Spielern nicht-selbstmörderische Herausforderungen zu liefern, bei denen sie aus Eigeninitiative etwas riskieren können ... oder weil die Spieler paranoide Teflon-Billys sind, welche keinerlei Risiken eingehen (evtll. weil bei ihrer ersten Runde mit Besäufnis in der Taverne, die Charaktere danach nackt und als Sklaven auf einer Galeere aufgewacht sind...).
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: nobody@home am 17.01.2021 | 22:34
Weiterer Gedanke: wo kommt eigentlich die Idee her, einen Spieler zu zwingen, seinen Charakter in ganz bestimmter Weise handeln zu lassen?

Planungssicherheit, vermute ich. Ein konsequent durchgezogener Charakter hilft sowohl der Spielleitung als auch den Mitspielern (!), schon im Vorfeld einzuschätzen, wie sich Kamerad XYZ unter bestimmten Umständen wahrscheinlich verhalten wird, und stellt entsprechend kleinere Ansprüche ans Sofortumschalt- und Improvisationsvermögen. Natürlich wird's immer auch Spieler und SL geben, die das alles einfach "von Natur aus" schon können, aber geeignete Regeln können prinzipiell trotzdem noch den weniger Geübten dabei ein Stück Hilfestellung leisten...und, mal Hand aufs Herz, wirklich perfekt sind ohnehin die wenigsten von uns, oder? ;)

Natürlich ist brachialer "Zwang" (so nach der Art "halt dich an deine Gesinnung oder verliere XP" vielleicht...so neu, wie die Idee vielleicht für manche klingt, ist sie schon laaange nicht mehr) dabei kein besonders taugliches Werkzeug. Wenn ich erreichen will, daß sich jemand "an seinen Charakter hält", dann fahre ich mit geeigneten kleinen positiven Anreizen, die ihn dazu motivieren, das selbst auch zu wollen, in den meisten Fällen wahrscheinlich besser. Und während sich solche Anreize sicher auch spontan während des Spiels frei herbeihandwedeln lassen, ist es vielleicht aus Zuverlässigkeitsgründen doch besser (wenn auch für den Designer schwieriger), sie gleich mit in die Regeln selbst einzubauen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 18.01.2021 | 06:45
Handlungen wäre OK. Die kann sich der Spieler dann ja noch so zurechtlegen, dass es zum Charakter passt.

Die Impulskontrolle ist in vielen traditionellen RPGs dem Spieler entzogen, zumindest in Bereichen, die das Spiel wichtig findet. Es entspricht der Erfahrung des Menschseins, dass man sich etwas positives vornimmt, aber dann nicht umsetzen kann. Ebenso können die Spieler häufig nur die Intentionen des Charakters artikulieren, die Umsetzung ist jedoch nicht garantiert.

Aber ich bin entschieden dagegen, der Spieler*in zu sagen, was ein Charakter zu denken und zu fühlen hat. Ich würde z.B. niemals einem Spieler bei gelungener Furchtprobe sagen "Dein Charakter hat keine Angst" - ob der Charakter Angst hat oder nicht können Spielteilnehmende selber entscheiden, wichtig ist nur, dass der Charakter nicht die Nerven verliert und dadurch Nachteile erleidet (und Furchtregeln machen auch nicht in allen Spielen Sinn).

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: wenn die Probe scheitert, dann deklariert der SL: "Dein SC hat Angst, verliert die Kontrolle und flieht/friert ein/etc.."
Aber auch im Erfolgsfall ist es unproblematisch, wenn der SL ausführt wie der SC die aufkommende Angst unterdrückt und die Fassung behält - solange der SC nicht Fearless oder so als Ad hat.

Spieler die das können, die haben in der Regel genügend eigene Ideen, um ihrem Charakter persönliche Schwächen und Marotten zu verpassen. Sie brauchen die Würfel nicht - im Gegenteil, diese stehen den eigenen Ideen solcher Spieler im Weg.

Man kann seinem DSA-Charakter ja trotz Goldgier Marotten verpassen, kein Problem.

Spieler die das nicht können, die stehen dann wie die Kuh vorm Tor und fragen "Umm, OK...ich will jetzt diesen Amazonenschatz...anscheinend. Aber wie soll ich das machen? Ich habe keine Ahnung, wie mein Charakter versuchen würde den zu stehlen."

Die werden's scho lernen. :)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 18.01.2021 | 08:32
Ich würde sagen: Es kommt darauf an.
(Ob SPL das nachvollziehen können)
Wenn der SPL einen Beherrschen/Angst Check zur Situation und Figur passend empfindet, dann kann die SL das problemlos verlangen.
Aber es kann eben auch Situationen geben: Wo der SPL findet: Das passt nicht. Das ist nicht mein Charakter.

Prominentes Beispiel: Deine Figur wird verführt (NSC hat seinen Wurf phänomenal geschafft), Würfel Mal auf Beherrschen, ansonsten landet deine Figur mit NSC X in der Kiste.

Wenn das für den SPL OK ist, haste damit kein Problem. Geht es nicht OK, kann es sein, dass die SPL sich mit ihrer Figur nicht mehr wohl sondern genötigt fühlen.

Edit folgt.
Ich kenne einen Angst Check, bei Zaubern, die unnatürliche Angst auslösen.
Sowas wie Namenloses Grauen.
Aber in Situationen wo Figuren noch Herr ihrer Sinne sind, wollen SPL idR. selbst entscheiden, ob sich ihre Figuren zu etwas überwinden oder nicht.

Bei "Beherrschungs Checks" braucht es mMn. auch das innerliche OK des SPL.
Oder zumindest ein Veto Recht, falls was aus irgendeinem Grund gar nicht geht.

Ich weiß schon, manche denken, die Gefahr ist dann aber groß, dass manche SPL das dann missbrauchen um nie irgendwelche Nachteile zu haben.
Aber mEn. ist das tatsächlich noch nicht vorgekommen, dass davon unrechtmäßig Gebrauch gemacht wurde.
Dass SPL sich (ihre Figur) durch Würfel zu etwas genötigt fühlen schon.


Bei Brettspielen ist das populärer, dass Spielern für ihre Figur mehr Entscheidungsfreiheit abhanden kommt.
A la - Karte ziehen auf der steht: " Du hast Angst - du gehst hier nicht weiter, und zurück auf Feld X"
Aber im Rollenspiel bist du auf eine andere Art und Weise in der Rolle drin.
Das ist keine Figur die du ziehst oder schiebst.
Du spielst sie. Bzw. stellst sie dar.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 18.01.2021 | 09:12
Ich würde sagen: Es kommt darauf an.
(Ob SPL das nachvollziehen können)
Wenn der SPL einen Beherrschen/Angst Check zur Situation und Figur passend empfindet, dann kann die SL das problemlos verlangen.
Aber es kann eben auch Situationen geben: Wo der SPL findet: Das passt nicht. Das ist nicht mein Charakter.

Prominentes Beispiel: Deine Figur wird verführt (NSC hat seinen Wurf phänomenal geschafft), Würfel Mal auf Beherrschen, ansonsten landet deine Figur mit NSC X in der Kiste.

Wenn das für den SPL OK ist, haste damit kein Problem. Geht es nicht OK, kann es sein, dass die SPL sich mit ihrer Figur nicht mehr wohl sondern genötigt fühlen.

...

Was auch das Problem von eben primitiver binärern Herangehensweise ist.
Da schwingt das mit einem breiten Wurf - ggf gar unmodifiziert - von einem Extrem zum anderen, eigentlich genau das, was so ein System verhindern soll: spontane, unplausibel erscheinende  "Wetterumschläge" nach Laune und Nutzen. 

Wenn da mehr Wert auf Stimmigkeit gelegt würde, müssten auch diverse andere Charaktereigenschaften (und Moralwerte) mit berücksichtigt werden und als Modifikator eingehen, sowie das Ganze gradueller erfolgen. Und am Besten auch irgendwo beschrieben sein, wie "der Typ" einer Figur aussieht - bis ggf jemand vielleicht diesen Geschmack durch entsprechende Eindrücke ändert, aber eben nicht in einem Moment.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 18.01.2021 | 10:02
Was auch das Problem von eben primitiver binärern Herangehensweise ist.
Da schwingt das mit einem breiten Wurf - ggf gar unmodifiziert - von einem Extrem zum anderen, eigentlich genau das, was so ein System verhindern soll: spontane, unplausibel erscheinende  "Wetterumschläge" nach Laune und Nutzen. 

Wenn da mehr Wert auf Stimmigkeit gelegt würde, müssten auch diverse andere Charaktereigenschaften (und Moralwerte) mit berücksichtigt werden und als Modifikator eingehen, sowie das Ganze gradueller erfolgen. Und am Besten auch irgendwo beschrieben sein, wie "der Typ" einer Figur aussieht - bis ggf jemand vielleicht diesen Geschmack durch entsprechende Eindrücke ändert, aber eben nicht in einem Moment.
Klar liegt das zum Einen an Ex oder Hopp Situationen. Man könnte solche Dinge auch als Teilerfolg behandeln. (Wo den Spielern noch ein Rest Entscheidungsfreiheit bleibt)
Zum anderen liegt es aber auch daran, dass Würfel ein tatsächliches Erspielen nicht ersetzen können.

Wenn es einer SL tatsächlich gelingt den SPL in einer Situation, (durch beschreiben und/oder NSC spielen) Angst einzujagen oder ihre Gier zu wecken, dann muss sie die SPL auch nicht mehr darauf würfeln lassen.
Und wenn sie dann doch zusätzlich noch würfeln sollen, wird es idR. auch nicht als unpassend empfunden.

Wenn aber das Erspielen komplett entfällt, müssen die SPL etwas blind kaufen, ohne in den Genuss gekommen zu sein die Situation im Spiel entsprechend zu erleben und auf sich (ihre Figur) wirken lassen zu können.

Ich finde Würfel können im Bereich Emotionen/ Impulse unterstützen, was von den Spielern durch Erspielen bereits nachempfunden, nachvollzogen, und auch "gekauft" wurde.

Unterstützen ja. Ersetzen nein.

Wenn du auf das Erspielen verzichtest, und stattdessen nur würfelst, wird es automatisch etwas "Brettspiel -hafter."
Oder " durch die Würfel gescriptet."
Und dadurch kann es uU. zu Brüchen zwischen SPL und Figur kommen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 18.01.2021 | 10:19
Das alles kann man allerdings nicht kodifizieren und das Zufalls-Element kann, außer durch sehr spezielle Eigenschaften (s.o.), auch nicht ausgehebelt werden.
Mit Drachen aufgewachsen? Du kannst trotzdem Angst vor einem fremden Drachen haben. Vielleicht sogar gerade dann.
Vor 4 Sitzungen die Mutprobe bei der Begegnung mit einem Drachen kritisch bestanden? Trotzdem könnte irgendetwas an DIESEM Drachen hier und nun deinen SC in Panik versetzen.
Generell geht's bei dem Fear Test bzw der Mutprobe darum, ob die Impulse die Oberhand gewinnen - in irgendeiner Form.

Und was die Verführung angeht - wenn der SC vorher allem nachgelaufen ist, was Beine hat, dann fällt's dem SL natürlich wesentlich leichter zu diktieren, dass ein attraktiver NSC diesen SC verführt (bei entsprechender sexueller Orientierung, etc pp). Jedenfalls gibt's definitiv einen Graubereich in dem der SL üblicherweise das letzte Wort besitzt.

Ich rede hier natürlich im Kontext von traditionellen (gamistisch/simulationistischen) RPGs. Bei erzählerischen Spielen sieht's ggf. etwas anders aus.

Wenn aber das Erspielen komplett entfällt, müssen die SPL etwas blind kaufen, ohne in den Genuss gekommen zu sein die Situation im Spiel entsprechend zu erleben und auf sich (ihre Figur) wirken lassen zu können.

Ein Rollenspiel ist voller Abstraktionen und Verkürzungen, was wiederum bedeutet, dass ein Rollenspiel nicht die Detailfülle hat wie das richtige Leben. Diese Details aber, häufig sehr subtile Dinge, können die Impulskontrolle im konkreten Falle enorm beeinflussen. Das alles versteckt sich mit hinter dem Würfelwurf.

Wie will man, sowohl als SL as auch SPL, in einem gegebenen Fall bei einer gescheiterten Mutprobe festlegen, ob der SC vom Drachen wegrennt oder paralysiert stehenbleibt? Wenn du sagst, dass du weißt wie dein SC reagieren würde, dann bräuchtest du schon eine verdammt überzeugende Begründung dafür.
Ansonsten wird's bei TradGames idR halt davon abgeleitet, wie weit du den Wurf verhaust oder eben per Wurf auf Zufallstabelle. Es gibt da also schon verschiedene Abstufungen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 18.01.2021 | 10:26

Wie will man, sowohl als SL as auch SPL, in einem gegebenen Fall bei einer gescheiterten Mutprobe festlegen, ob der SC vom Drachen wegrennt oder paralysiert stehenbleibt? Wenn du sagst, dass du weißt wie dein SC reagieren würde, dann bräuchtest du schon eine verdammt überzeugende Begründung dafür.
Ganz ehrlich: Ich denke, das meiste am Tisch ist Verhandlungssache zwischen den beteiligten Spielern.
Du hast eine Situation, du hast Erfolgwürfe - die werden dann zur Zufriedenheit aller interpretiert.
Mit Zufriedenheit meine ich nicht : Es kann nie irgendein Mist passieren.
Das natürlich nicht.
Aber es kann nur Mist passieren, mit dem der SPL auch leben kann.

Edit.
Beispiel:
Wenn die SL z.B. sagt: "Deine Figur rennt schreiend davon!", könnte der SPL sagen: "OK, meine Figur rennt davon. Aber nicht schreiend. Sie bringt sich erstmal irgendwo in Sicherheit."
Dann sagt die SL: OK oder nicht OK.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 18.01.2021 | 10:43
Und was die Verführung angeht - wenn der SC vorher allem nachgelaufen ist, was Beine hat, dann fällt's dem SL natürlich wesentlich leichter zu diktieren, dass ein attraktiver NSC diesen SC verführt (bei entsprechender sexueller Orientierung, etc pp). Jedenfalls gibt's definitiv einen Graubereich in dem der SL üblicherweise das letzte Wort besitzt.

Ich rede hier natürlich im Kontext von traditionellen (gamistisch/simulationistischen) RPGs. Bei erzählerischen Spielen sieht's ggf. etwas anders aus.

Ein Rollenspiel ist voller Abstraktionen und Verkürzungen, was wiederum bedeutet, dass ein Rollenspiel nicht die Detailfülle hat wie das richtige Leben. Diese Details aber, häufig sehr subtile Dinge, können die Impulskontrolle im konkreten Falle enorm beeinflussen. Das alles versteckt sich mit hinter dem Würfelwurf.

Wie will man, sowohl als SL as auch SPL, in einem gegebenen Fall bei einer gescheiterten Mutprobe festlegen, ob der SC vom Drachen wegrennt oder paralysiert stehenbleibt? Wenn du sagst, dass du weißt wie dein SC reagieren würde, dann bräuchtest du schon eine verdammt überzeugende Begründung dafür.
Ansonsten wird's bei TradGames idR halt davon abgeleitet, wie weit du den Wurf verhaust oder eben per Wurf auf Zufallstabelle. Es gibt da also schon verschiedene Abstufungen.

Genau das!

Klar liegt das zum Einen an Ex oder Hopp Situationen. Man könnte solche Dinge auch als Teilerfolg behandeln. (Wo den Spielern noch ein Rest Entscheidungsfreiheit bleibt)
Zum anderen liegt es aber auch daran, dass Würfel ein tatsächliches Erspielen nicht ersetzen können.

Wenn es einer SL tatsächlich gelingt den SPL in einer Situation, (durch beschreiben und/oder NSC spielen) Angst einzujagen oder ihre Gier zu wecken, dann muss sie die SPL auch nicht mehr darauf würfeln lassen.
Und wenn sie dann doch zusätzlich noch würfeln sollen, wird es idR. auch nicht als unpassend empfunden.

Wenn aber das Erspielen komplett entfällt, müssen die SPL etwas blind kaufen, ohne in den Genuss gekommen zu sein die Situation im Spiel entsprechend zu erleben und auf sich (ihre Figur) wirken lassen zu können.

Ich finde Würfel können im Bereich Emotionen/ Impulse unterstützen, was von den Spielern durch Erspielen bereits nachempfunden, nachvollzogen, und auch "gekauft" wurde.

Unterstützen ja. Ersetzen nein.

Wenn du auf das Erspielen verzichtest, und stattdessen nur würfelst, wird es automatisch etwas "Brettspiel -hafter."
Oder " durch die Würfel gescriptet."
Und dadurch kann es uU. zu Brüchen zwischen SPL und Figur kommen.

Einmal sollte ein meines Erachtens für den Zweck gutes System schon jede Menge vorher beschreiben - und zwar durchaus von Spieler gesetzt, ansonsten von seiner Erziehung dann zu guten Teilen mitgeprägt.

In der Situation selber soll das ja auch nicht ein losgelöster Wurf (oder eine isoliert dann trumpfendes spontanes "Argument") sein, sondern eben wie in anderen Anwendungsarten auch genau eine den Umständen entsprechend möglichst passende Analyse mit den entsprechenden Modifikatoren sein. Die können auch von den Spielern entsprechend angeführt werden, aber eben nicht aus der leeren Luft gezogen und im nächsten Moment, wenn es nachteilig würde, wieder vergessen.
Es ist eine weitere Art "malen mit Zahlen", welche es eben ermöglichen soll die Vorstellungen zur Psyche am Tisch transparenter und damit auch ein gutes Stück für andere nachvollziehbar und konsistenter zu machen und so zufällige oder auch "taktische" Plausibilitätsbrüche zu reduzieren. 
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 18.01.2021 | 11:32
Genau das!

Einmal sollte ein meines Erachtens für den Zweck gutes System schon jede Menge vorher beschreiben - und zwar durchaus von Spieler gesetzt, ansonsten von seiner Erziehung dann zu guten Teilen mitgeprägt.

In der Situation selber soll das ja auch nicht ein losgelöster Wurf (oder eine isoliert dann trumpfendes spontanes "Argument") sein, sondern eben wie in anderen Anwendungsarten auch genau eine den Umständen entsprechend möglichst passende Analyse mit den entsprechenden Modifikatoren sein. Die können auch von den Spielern entsprechend angeführt werden, aber eben nicht aus der leeren Luft gezogen und im nächsten Moment, wenn es nachteilig würde, wieder vergessen.
Was du meinst ist, glaube ich, dass SPL selber mit ihren Figuren brechen, um in entscheidender Situation keine Nachteile zu haben.
A la Bsp. " Ich renne zwar allem hinterher , was nicht bei Zwei auf den Bäumen ist - aber meine Figur ist jetzt, wo sie verführt wird, auf einmal total gehemmt und hat Angst vorm anderen Geschlecht?"

Das kauft dem SPL ja in dem Moment auch keiner ab.

Will sagen: Das mit dem Abkaufen ist ja keine Einbandstraße.
Wenn ein Spieler sowas versucht, wird das ebenso auf Widerstand stoßen, wie wenn die SL was Unpassendes vorschlägt.
Das ist alles Verhandlungsbasis.
Egal von welcher Seite das kommt.

Wenn du Spielregeln einführst, damit SPL sowas gar nicht erst Machen können, gibt das der SL halt auf der anderen Seite Werkzeuge in die Hand, die dann im schlimmsten Fall auch zum Charakterbruch führen können.
Nur auf andere Weise.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 18.01.2021 | 11:42
Was du meinst ist, glaube ich, dass SPL selber mit ihren Figuren brechen, um in entscheidender Situation keine Nachteile zu haben.
A la Bsp. " Ich renne zwar allem hinterher , was nicht bei Zwei auf den Bäumen ist - aber meine Figur ist jetzt, wo sie verführt wird, auf einmal total gehemmt und hat Angst vorm anderen Geschlecht?"

Das kauft dem SPL ja in dem Moment auch keiner ab.

Will sagen: Das mit dem Abkaufen ist ja keine Einbandstraße.
Wenn ein Spieler sowas versucht, wird das ebenso auf Widerstand stoßen, wie wenn die SL was Unpassendes vorschlägt.
Das ist alles Verhandlungsbasis.
Egal von welcher Seite das kommt.

Wenn du Spielregeln einführst, damit SPL sowas gar nicht erst Machen können, gibt das der SL halt auf der anderen Seite Werkzeuge in die Hand, die dann im schlimmsten Fall auch zum Charakterbruch führen können.
Nur auf andere Weise.

Und wo kein System dahinter liegt erfolgt diese Verhandlung im freien Raum - wie andere Spielinhaltdiskussionen auch. Und entsprechend größer ist der Raum für Missverständnisse und Mauscheleien.

Wenn man bei der "freien" Diskussion dann auf keinen gemeinsamen Nenner kommt, haben wir den Bruch auch.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 18.01.2021 | 11:50
Und wo kein System dahinter liegt erfolgt diese Verhandlung im freien Raum - wie andere Spielinhaltdiskussionen auch. Und entsprechend größer ist der Raum für Missverständnisse und Mauscheleien.

Wenn man bei der "freien" Diskussion dann auf keinen gemeinsamen Nenner kommt, haben wir den Bruch auch.
Nein.
Denn die SL kann hier ja notfalls ein "Machtwort" sprechen. Und sagen: Wir haben versucht auf einen Gemeinsamen Nenner zu kommen. Es hat nicht geklappt.
Damit es im Spiel weitergeht, muss ich erstmal ne Entscheidung treffen.

Das ist was anderes, als wenn gar nicht erst verhandelt wird. Bzw. die SL von Anfang an automatisch Recht hat (keine eigene Interpretation durch die SPL zugelassen wird) und auch allein Entscheiden darf.


Edit.
Will damit sagen: Selbst wenn du ein System hast, als Orientierung, darf das weiterhin verhandelbar bleiben.
Und muss nicht unumstößliches Gesetz sein. Vor allem dann nicht wenn es der Immersion oder dem Empfinden der SPL zuwider läuft.
Es ist ihre Figur. Und sie haben idR. nur diese eine.

Regeln, die eine (Nach)Verhandlung und Interpretation des SPL für die Entscheidungen seiner eigenen Figur (im Notfall!) ausschließen, halte ich für nicht sonderlich zielführend.

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ArneBab am 18.01.2021 | 16:04
Prominentes Beispiel: Deine Figur wird verführt (NSC hat seinen Wurf phänomenal geschafft), Würfel Mal auf Beherrschen, ansonsten landet deine Figur mit NSC X in der Kiste.

Wenn das für den SPL OK ist, haste damit kein Problem. Geht es nicht OK, kann es sein, dass die SPL sich mit ihrer Figur nicht mehr wohl sondern genötigt fühlen.
Ich handhabe das inzwischen so, dass du dich in der Situation immer entscheiden kannst, ob du mitmachst oder eine Wunde nimmst (im obigen Fall eine soziale oder psychische).
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: sindar am 18.01.2021 | 16:08
Das find ich übrigens eine ganz interessante Beobachtung in Rollenspielen:

in den meisten anderen Hobbies ist es ganz natürlich das es die Option gibt sich intensiver mit dem Hobby auseinander zu setzen und sich damit auch die Menschen mit denen man das Hobby teilt ändern.
Wer regelmäßig mit seinen Kumpeln auf dem Bolzplatz zockt kann sich bei steigendem Interesse einen Freizeitverein suchen, das Thema strukturierter angehen und wird dann automatisch seltener mit den Kumpels zocken. Das ist ganz normal und wird auch als ganz normal angesehen.

In Rollenspielen ist schon alleine die Idee das Spiel (und die Spieler) mit der Qualitätsbrille anzuschauen für viele Spieler komplett absurd.
Problem hier: Fussballvereine gibt es ueberall, Rollenspielgruppen viel weniger. Wenn dann noch Systemvorlieben und Zeitbeschraenkungen dazukommen, wird es schnell schwierig mit der Auswahl der Gruppe, in der man mitspielt.
OK, in Deutschland ist das vielleicht nicht so schlimm wie hier in Irland; fun fact: In den letzten ... ich glaube vier Runden, in denen ich mitgespielt habe, war kein einziger Ire dabei.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 18.01.2021 | 16:13
Ich handhabe das inzwischen so, dass du dich in der Situation immer entscheiden kannst, ob du mitmachst oder eine Wunde nimmst (im obigen Fall eine soziale oder psychische).

Interessant. Und welche Konsequenz hat so eine soziale/psychische "Wunde"?
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ArneBab am 18.01.2021 | 16:17
Das ist übrigens ein sehr schöner Ansatz. Bei manchen Themen kann man eine Figur nicht einfach Eddie-Murphy-mäßig weglabern (Wächter ->Bewacht regeltreu), aber gegen jeden gibt es einen Hebel (Wächter->Haus-Loyalität, äh, aus Tradition), damit man keine Welt voller unbestechlicher Teflon-Tonis hat. Ich würde wahrscheinlich die Begriffe umstellen (ist Selbstbestimmung zu breit angelegt? Kommt drauf an.), aber die Idee hat was.
Freut mich! Wenn du damit experimentierst, würde ich mich freuen, deine Erfahrungen zu hören!

Für Alienspezies verwende ich übrigens jeweils nur 3x3 Werte, bei denen je zwei bekannt sind und einer fremd. Dadurch werden Aliens wirklich fremdartig, weil ein Teil ihrer Motivationen für Menschen nicht nachfühlbar ist.

Beispiele:
→ Ranmex (Loyale Fuchmenschen): https://hg.sr.ht/~arnebab/ews/browse/Hauptdokument/ews30/ews.org?rev=53c7c0e46c10#L3866
→ Synachu (Zentralistische Psi-Echsen): https://hg.sr.ht/~arnebab/ews/browse/Hauptdokument/ews30/ews.org?rev=53c7c0e46c10#L4366
→ Keimlinge (wissensbewahrende Pflanzensymbionten): https://hg.sr.ht/~arnebab/ews/browse/Hauptdokument/ews30/ews.org?rev=53c7c0e46c10#L4374

Der Unterschied zwischen Loyalität als Kernantrieb und Loyalität als normale Eigenschaft ist, dass es bei einem Kernantrieb keinen tieferen Grund gibt, warum jemand so handelt. Frag Ranmex, warum sie loyal sind, und jede/-r Dritte wird dich komisch anschauen und sowas antworten wie „Alle wollen doch loyal sein“ oder „Was meinst du mit ‚warum‘?“

Wenn Loyalität ein Kernantrieb ist, gibt es dafür keinen Grund, und sie ist auch nicht verhandelbar. „Er hat euch völlig ruiniert, ich wäre euch ein besserer Kapitän.“ — „Verzieh dich, ich verrate meinen Kapitän nicht!“.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ArneBab am 18.01.2021 | 16:23
Interessant. Und welche Konsequenz hat so eine soziale/psychische "Wunde"?
Solange sie nicht behandelt ist (gleiche Szene) gilt bei allen Würfen eine gewürfelte 2 (auf W6) als Patzer: Du stolperst über die Wunde. Bei zwei unbehandelten Wunden stolperst du bei 2 und 4. Ab drei gibt es Abzüge.

Du musst (selbst) eine Stärke wählen, die verwundet wurde.

Wenn du mindestens eine behandelte (aber noch nicht geheilte) Wunde hast, können zur Wunde passende Situationen sie triggern. Sie ist auch getriggert, wenn du eine Fertigkeit nutzt, die Boni durch die verwundete Stärke erhält. In beiden Fällen gilt eine gewürfelte -5 als Patzer.

Üblicherweise kannst du 2-3 behandelte Wunden durch deine Stärken kompensieren.

Wenn du so viele behandelte Wunden wie Plusse in Stärken hast, gelten neue Wunden so lange als unbehandelt, bis eine Behandelte geheilt ist (dann kann eine neue behandelt werden).

(wenn du mehr Details willst, schau doch mal ins EWS 3.0 raC (http://www.1w6.org/releases/ews30-raC.pdf), Seite 114 (Abschnitt zu Wunden) — das ist noch nicht völlig abgeschlossen (habe seit dem Release schon ein paar Unsauberkeiten gefunden), funktioniert aber)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: KhornedBeef am 18.01.2021 | 16:34
@ArneBab: wir spielen ja Fate, und wenn da
mal allee ihre Aspekte im Kopf behalten können, kommen wir zu "komplexeren" Sachen, vielleicht ;)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 18.01.2021 | 19:01
Ich handhabe das inzwischen so, dass du dich in der Situation immer entscheiden kannst, ob du mitmachst oder eine Wunde nimmst (im obigen Fall eine soziale oder psychische).
In unserem Haussystem gibt es im Setting einen Schürzenjäger NSC, der viel Macht hat aber halt auch nix anbrennen lässt.
Meine Hexe musste den NSC mal um einen wichtigen Gefallen bitten, um jemand anderen zu retten.
(Meine Figur wollte nix von dem, und fand speziell diesen Typen schon immer  total schleimig)
- Nur hat besagter Typ da ein Date draus gemacht, und meine Figur ordentlich zugeschmalzt. (Mein SL hat sich echt ins Zeug gelegt, um den Charaktergerecht auszuspielen)
- Der Schürzenjäger hat meiner Figur den Gefallen versprochen.- Aber der SL hat einen Verführenwurf für ihn gemacht.
Ergebnis: Krit
Da war ich schon ziemlich bleich. Aber mir stand ein Rettungswurf zu: Patzer

SL: Ok der küsst deine Hexe jetzt einfach. Ende.
Ich hab den Würfeln nicht widersprochen und das hingenommen.
(Denn der NSC war gut gespielt. Und meine Figur kannte das Risiko)
Mehr ist aber nicht passiert.

Hätte der SL gesagt: Deine Figur hüpft mit ihm in die Kiste, hätte ich Veto eingelegt. Aber so war es OK.
Deshalb - Ich würde mir immer die jeweilige Situation, und die SPL anschauen.
Sowas sollte  individuell abgeschätzt werden.


Zitat
Wenn du mindestens eine behandelte (aber noch nicht geheilte) Wunde hast, können zur Wunde passende Situationen sie triggern. Sie ist auch getriggert, wenn du eine Fertigkeit nutzt, die Boni durch die verwundete Stärke erhält. In beiden Fällen gilt eine gewürfelte -5 als Patzer.
Üblicherweise kannst du 2-3 behandelte Wunden durch deine Stärken kompensieren.
Wenn du so viele behandelte Wunden wie Plusse in Stärken hast, gelten neue Wunden so lange als unbehandelt, bis eine Behandelte geheilt ist (dann kann eine neue behandelt werden).
Hui, das klingt mir auch etwas zu komplex verregelt.
Da mag ich es auch lieber simpel  :D
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ArneBab am 19.01.2021 | 01:29
Hui, das klingt mir auch etwas zu komplex verregelt.
Da mag ich es auch lieber simpel  :D
Das ist das allgemeine Wund- und Heilungssystem — sind also keine Sonderregeln für Soziales. Schreib noch eine Zeile für Heilung dazu, dann ist es komplett :-)

Ich habe es bisher nicht noch einfacher bekommen, ohne dass es essentielle Eigenschaften verlieren würde.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 19.01.2021 | 13:14
Das ist das allgemeine Wund- und Heilungssystem — sind also keine Sonderregeln für Soziales. Schreib noch eine Zeile für Heilung dazu, dann ist es komplett :-)

Ich habe es bisher nicht noch einfacher bekommen, ohne dass es essentielle Eigenschaften verlieren würde.

Ah Ok.
Aber Charaktereigenschaften hast du ja scheinbar schon verregelt.
(Kernantrieb und so).

Ich finde, das berührt das Soziale schon sehr.
Können die sich im Spiel noch ändern?

Das ist nämlich der Grund, weshalb ich solche inneren Antriebe und Wesenszüge nicht verregel : Für Charakterentwicklung darf nix fest sein.

Edit. Wenn eine Figur jetzt vom Saulus zum Paulus wird, dann darf das Spiel nicht sagen:  "Ne Sorry, - Bei dir steht Saulus im Charakterbogen."

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 19.01.2021 | 18:10
Und sagen: Wir haben versucht auf einen Gemeinsamen Nenner zu kommen. Es hat nicht geklappt.
Damit es im Spiel weitergeht, muss ich erstmal ne Entscheidung treffen.

Exakt das. Zu sagen "Erkläre mal, warum dein Charakter das (nicht) macht", daran bricht keinem etwas ab. Es bereichert das Spiel, weil es eine neue Ebene aufzeigt, wie der Charakter motiviert sein könnte.

Und: der SL kann gerne auch Argumente bringen, warum er glaubt in dieser Situation besser zu wissen, als der Spieler des Charakters, wie der Charakter handeln würde.

Aber: zirkuläre Argumentationen (du handelst so, weil du dieses Merkmal hast und jetzt rechtfertige das mal selber, lieber Spieler) zeugen von Luschen-SL, welche nicht in der Lage sind diese Art von Argumenten zu liefern und geistig nicht flexibel genug, um mit Spielerentscheidungen wirklich umzugehen.

Wer sagt "Wie, du lässt dich nicht verführen? Aber du bist doch bis jetzt mit allem in die Kiste gesprungen? Wieso bist du so inkonsistent, würfle mal auf "Lustmolch", ob du das wirklich machst!", der sagt auch "Wie, eure Gruppe nimmt jetzt doch den linken Pfad in die Todessümpfe? Aber ihr hattet in der letzten Sitzung doch noch beschlossen die Hauptstadt aufzusuchen? Wieso seit ihr so inkonsistent, würfelt mal alle auf "Spontanität", ob ihr nicht doch den rechten Pfad nehmt!"
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 19.01.2021 | 18:55
Exakt das. Zu sagen "Erkläre mal, warum dein Charakter das (nicht) macht", daran bricht keinem etwas ab. Es bereichert das Spiel, weil es eine neue Ebene aufzeigt, wie der Charakter motiviert sein könnte.

Und: der SL kann gerne auch Argumente bringen, warum er glaubt in dieser Situation besser zu wissen, als der Spieler des Charakters, wie der Charakter handeln würde.

Ob ein SC in einer spezifischen Situation vor einem spezifischen Drachen Angst haben würde oder auch nicht, kann idR weder vom SL noch vom betroffenen SPL zielsicher abgeleitet werden. Ausnahme: der SC hat die Eigenschaft Furchtlos. Oder Drachenphobie.

Also bleibt's beim Würfelwurf.

Aber: zirkuläre Argumentationen (du handelst so, weil du dieses Merkmal hast und jetzt rechtfertige das mal selber, lieber Spieler)

Anders: "Du hast kein besonderes Merkmal und dein Würfelwurf zeigt, dass du Angst hast vor diesem Drachen, rechtfertige(?) dies mal."
Oder: "Nachdem dein Charakter ja den Damen alles andere als abgeneigt ist, würfele ich mal, ob der NSC es schafft deinen SC zu verführen. Kritischer Erfolg: dein SC kann sich den Reizen des SCs einfach nicht erwehren. Ist dein SC hin- und hergerissen bevor er schließlich doch nachgibt oder willigt er schnell ein?"

zeugen von Luschen-SL, welche nicht in der Lage sind diese Art von Argumenten zu liefern und geistig nicht flexibel genug, um mit Spielerentscheidungen wirklich umzugehen.

"Wenn man nicht so leitet, wie es meiner subjektiven Präferenz entspricht, dann ist man ein objektiv schlechter Rollenspieler."
Na dann.

Wer sagt "Wie, du lässt dich nicht verführen? Aber du bist doch bis jetzt mit allem in die Kiste gesprungen? Wieso bist du so inkonsistent, würfle mal auf "Lustmolch", ob du das wirklich machst!", der sagt auch "Wie, eure Gruppe nimmt jetzt doch den linken Pfad in die Todessümpfe? Aber ihr hattet in der letzten Sitzung doch noch beschlossen die Hauptstadt aufzusuchen? Wieso seit ihr so inkonsistent, würfelt mal alle auf "Spontanität", ob ihr nicht doch den rechten Pfad nehmt!"

Nein.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 19.01.2021 | 20:10
Nein.

... und ein gutes Beispiel, wie mit manchen Zeitgenossen eine sach- und situationsbezogene Diskussion mit Argumenten nicht möglich ist, wenn die also irgendwie an einen Tisch sollen, also konsequente Werte und Bewürfelung notwendig werden.

Letztlich sorgt die Verregelung für eine ggf suboptimale, aber eben auch allen so bekannte Basis für eine Szenenauflösung, die damit wegen Nachvollziehbarkeit zumindest der Methode als Kompromiss in solchen Situationen dienen kann.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 19.01.2021 | 20:48
Ob ein SC in einer spezifischen Situation vor einem spezifischen Drachen Angst haben würde oder auch nicht, kann idR weder vom SL noch vom betroffenen SPL zielsicher abgeleitet werden. Ausnahme: der SC hat die Eigenschaft Furchtlos. Oder Drachenphobie.

Also bleibt's beim Würfelwurf.

Nope, das ist Verhandlungssache und kommt auf das Spiel an.

Bsp.: in Deadlands ist der Rahmen, dass Zombies gruselig sind und Charaktere Furchtwürfe machen müssen, wenn sie einen sehen. Alle Spieler die sich auf das Spiel einlassen wissen, dass sie Charaktere spielen, die durchaus Angst vor Zombies (und anderen Monstern) haben könnten und werden ihre Charaktere entsprechend anlegen.

Bei D&D sind Zombies belangslose Gegner. Diese (und andere Monster) mögen auf niedrigen Stufen evtll. gefährlich sein, und einzelne Charaktere mögen durchaus Angst vor diesen haben, aber dass die Möglichkeit besteht dass der eigene Charakter in dieser "Grauzone" landet, wo ein Würfelwurf darüber entscheidet ob er sie bekämpft oder schreiend wegrennt, das ist schlicht kein Thema. Ein Spieler darf sich zurecht verarscht vorkommen, wenn der SL plötzlich einen Wisdom-Rettungswurf fordert, wenn sein Erststüfler das erste Mal einem Zombie gegenübersteht (um so mehr, wenn die Spieler sich auf das Spiel einlassen und dem SL ein Stück weit entgegenkommen, z.B. indem sie in einer Taverne herumlungern, in der regelmäßig interessante Auftraggeber hereinschneien - und der SL diese "Handreichung" als Begründung benutzt, um sie auf seine "voll realistische und differenzierte" Alkoholismustabelle würfeln zu lassen - na toll, du Kasper, dreimal darfst du raten, welche Spieler ihre Charaktere nach diesem Erlebnis einen weiten Bogen um jegliche Tavernen machen lassen!).

Zitat
Anders: "Du hast kein besonderes Merkmal und dein Würfelwurf zeigt, dass du Angst hast vor diesem Drachen, rechtfertige(?) dies mal."

Anders: Ich habe kein besonderes Merkmal und der Würfelwurf zeigt, ich habe keine Angst vor diesem Drachen, der gerade deine Mutter lebendig verbrannt hat und deine Rüstung mit einem Zauberspruch desintegriert hat. Rechtfertige das mal.

Oder ganz anders: Der Würfelwurf zeigt, dass der Drache, welcher gerade in menschlicher Gestalt mit einem Hilfegesuch an eure Stufe 20-Charaktere herangetreten ist, kaum dass er sich in seiner wahren Gestalt offenbart, deinem Barbaren furchtbare Angst einflößt, so dass dieser erstmal flieht (und ein hoher Situationsbonus nützt hier auch nichts - der Wurf kann trotzdem scheitern und dann kann man gleich das "Benny Hill Theme" auflegen).

Zitat
Oder: "Nachdem dein Charakter ja den Damen alles andere als abgeneigt ist, würfele ich mal, ob der NSC es schafft deinen SC zu verführen. Kritischer Erfolg: dein SC kann sich den Reizen des SCs einfach nicht erwehren. Ist dein SC hin- und hergerissen bevor er schließlich doch nachgibt oder willigt er schnell ein?"

Wieder ein Fall von "wenn ich dem SL den kleinen Finger reiche, dann nimmt er gleich den ganzen Charakter". Ist ja auch viel weniger Arbeit: statt interessante NSC ins Spiel zu bringen, welche für den Spieler von allein genug Anreiz liefern, seinen Charakter mit diesen (auch romantisch) interagieren zu lassen, kann man das ja auch einfach für ihn festlegen (so funktioniert das bei Mass Effect und Dragon Age und deswegen sind diese Spiele so beliebt, oder?  >;D ).

Ein Spieler bei einem SL der eine bestimmte Spielweise als "Aufforderung" verwendet, diesem Charakter zusätzliche Merkmale zu verpassen, wird sicherlich recht bald einige Teflon-Billys um sich scharen, welche es tunlichst vermeiden ihre Charaktere irgendetwas tun zu lassen, was sich als "neues Charaktermerkmal" auslegen lässt (wenn sie die Runde nicht gleich verlassen und den SL im eigenen Saft schmoren lassen, wie er es verdient). Viel Spaß in solchen Runden.

Zitat
"Wenn man nicht so leitet, wie es meiner subjektiven Präferenz entspricht, dann ist man ein objektiv schlechter Rollenspieler."

Es sollte klar sein, dass ich etwas überspitzt habe. Wie sicherlich einige hier im Thread ("Slippery Slope"-Argumentationen aus dem Kasperletheater,  wie "Wenn es dafür keine Regeln gibt, dann haben Spieler und SL keinen Referenzrahmen", kann man imo gar nicht anders lesen - sollte diese Meinung ernstgemeint sein, dann tut mir der entsprechende SL leid, dass er offensichtlich ausschließlich mit kompletten Vollpfosten gespielt hat).
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 19.01.2021 | 21:42
... und ein gutes Beispiel, wie mit manchen Zeitgenossen eine sach- und situationsbezogene Diskussion mit Argumenten nicht möglich ist,

Diesen Schluss aus einem Beispiel zu ziehen, wo der SL nicht mal ansatzweise versucht zu diskutieren oder Argumente zu liefern (geschweige denn zu fragen, was die Spieler eigentlich mit ihrem Plan bezwecken) ist schon eine... steile These.  ;D
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 19.01.2021 | 21:58
Diesen Schluss aus einem Beispiel zu ziehen, wo der SL nicht mal ansatzweise versucht zu diskutieren oder Argumente zu liefern (geschweige denn zu fragen, was die Spieler eigentlich mit ihrem Plan bezwecken) ist schon eine... steile These.  ;D

Umgekehrt: deine damit zur Kritik vorbereiteten Spielleiterdarstellungen deuten für mich an, aus welcher unausgewogenen Perspektive du an diese Sache herangehst.

Denn was du jetzt an entscheidendem Detail übergehst, hat er hier:
Die Lösung nennt sich Umstandsmodifikatoren. Wenn jemand über einen Golddukaten stolpert, kriegt der ja hoffentlich wohl nicht so hohe Abzüge auf Goldgier, wie wenn der gleiche SC den Schatz der Amazonen findet.

ja selbst schon angemerkt. 

Wobei ich davon ausgehe, dass der Spieler durchaus seine Vorstellungen von Umstandsmodifikatoren einbringen kann, aber eben relativ schlechte Karten hat, wenn er das weder aus der Situation noch aus Spielsituation- oder Charakterblatt-etablierten nachvollziehbar ableiten kann.

Offen halten sehe ich da eher als Taktik derer, welche eben keine Präzedenzfälle oder frühzeitige Festlegung schaffen wollen sondern taktisch günstig jederzeit auf beliebige Ausgänge hin diskutieren wollen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 19.01.2021 | 22:08
kommt auf das Spiel an.

Ja. Aber ich verhandle da als SL auch nicht, der Begriff ist ein wenig irreführend. Ich lasse mich durch gute Argumente gerne umstimmen, ansonsten bleibt's bei dem 'Pfiff'.

Bei D&D sind Zombies belangslose Gegner. [...] Ein Spieler darf sich zurecht verarscht vorkommen, wenn der SL plötzlich einen Wisdom-Rettungswurf fordert, wenn sein Erststüfler das erste Mal einem Zombie gegenübersteht

Kommt, ähnlich wie bei Deadlands, darauf an, wie man das spielt. Vor allem: D&D ist nicht ein bestimmtes Setting, man kann damit auch Dark Fantasy spielen, Zombies können verschieden stark sein, etc pp.
Also, nein, dass darf er nur unter bestimmten Bedingungen. IdR, nur wenn Kampagnenankündigung und Kampagnenwirklichkeit stark auseinander fallen.

welche Spieler ihre Charaktere nach diesem Erlebnis einen weiten Bogen um jegliche Tavernen machen lassen!).

Das wird uU schwierig. ;)

Anders: Ich habe kein besonderes Merkmal und der Würfelwurf zeigt, ich habe keine Angst vor diesem Drachen, der gerade deine Mutter lebendig verbrannt hat und deine Rüstung mit einem Zauberspruch desintegriert hat. Rechtfertige das mal.

Hass.
Verzweiflung.
Adrenalin.

Oder ganz anders: Der Würfelwurf zeigt, dass der Drache, welcher gerade in menschlicher Gestalt mit einem Hilfegesuch an eure Stufe 20-Charaktere herangetreten ist, kaum dass er sich in seiner wahren Gestalt offenbart, deinem Barbaren furchtbare Angst einflößt, so dass dieser erstmal flieht (und ein hoher Situationsbonus nützt hier auch nichts - der Wurf kann trotzdem scheitern und dann kann man gleich das "Benny Hill Theme" auflegen).

Vielleicht will ich als SL in der Situation gar nicht würfeln lassen, weil's mir nicht in die Dramaturgie passt.

Wieder ein Fall von "wenn ich dem SL den kleinen Finger reiche, dann nimmt er gleich den ganzen Charakter".

Nein. Ein weiterer Fall von Slippery Slope Fallacy.


Ist ja auch viel weniger Arbeit: statt interessante NSC ins Spiel zu bringen, welche für den Spieler von allein genug Anreiz liefern, seinen Charakter mit diesen (auch romantisch) interagieren zu lassen, kann man das ja auch einfach für ihn festlegen (so funktioniert das bei Mass Effect und Dragon Age und deswegen sind diese Spiele so beliebt, oder?  >;D ).

Nein, das hat damit nichts zu tun, sondern weder ich als SL noch du als SPL können im Zweifelsfalls sicher ableiten, ob dein Charakter der Verführung unterliegt oder nicht. Und damit sind wir wieder beim Würfelwurf. Falls du als SPL das anders siehst, dann darfst du gerne versuchen mich vom Gegenteil zu überzeugen. Wird aber uU schwierig.


Ein Spieler bei einem SL der eine bestimmte Spielweise als "Aufforderung" verwendet, diesem Charakter zusätzliche Merkmale zu verpassen,

In dem Beispiel hat der SPL dieses Merkmal dem SC selbst verpasst durch das wiederholte vorherige Verhalten des SCs. Das Merkmal lautet 'Anfällig für Verführungen'. Aber es ist auch nicht gesagt, dass dieses Merkmal noch ein zweites Mal im Kampagnenverlauf vorkommt, das nähme ihm den festen Charakter.

Jedenfalls ist die Anfälligkeit ableitbar.

wird sicherlich recht bald einige Teflon-Billys um sich scharen, welche es tunlichst vermeiden ihre Charaktere irgendetwas tun zu lassen,

Ich hab' schon Aufreisser gespielt, eine gelungene Verführung durch einen attraktiven weiblichen NSC hätte mich nicht gestört, denn das ist ja zunächst einmal konsequenzenfrei. Genau wie das Besäufnis in der Taverne.

Es sollte klar sein, dass ich etwas überspitzt habe. Wie sicherlich einige hier im Thread ("Slippery Slope"-Argumentationen aus dem Kasperletheater,  wie "Wenn es dafür keine Regeln gibt, dann haben Spieler und SL keinen Referenzrahmen", kann man imo gar nicht anders lesen - sollte diese Meinung ernstgemeint sein, dann tut mir der entsprechende SL leid, dass er offensichtlich ausschließlich mit kompletten Vollpfosten gespielt hat).

Es ist kein Slippery-Slope-Argument darauf hinzuweisen, dass der SPL nicht wissen kann, ob sein SC vor dem Drachen Angst haben würde oder ob er der attraktiven Dame widerstehen würde. Es ist hingegen ein Slippery-Slope-Argument den Sprung von einem Szenario mit einem starken Stimulus eine starken Triebs auf ein Spontaneitätswurf zu kommen. So einen würde ich höchstens machen lassen bei einem SC, der eine entsprechende Persönlichkeitsstörung als Nachteil gewählt hat.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 19.01.2021 | 22:18
Offen halten sehe ich da eher als Taktik derer, welche eben keine Präzedenzfälle oder frühzeitige Festlegung schaffen wollen sondern taktisch günstig jederzeit auf beliebige Ausgänge hin diskutieren wollen.

Ich möchte da noch nicht einmal böse Absichten unterstellen, aber es untergräbt einfach das Spielelement, wenn sich Vorteile a la 'Mein Charakter würde sich niemals von einer Adligen verführen lassen' ex nihilo erschaffen werden können. Ableiten hingegen geht schon, das ist legitim. Abneigung gegen die Aristokratie kann ja zB auch zu nachteiligen Situationen für den SC führen.

Bei den meisten Rollenspielen muss man eben alle 3 Aspekte (Spiel, Simulation, Dramaturgie) im Auge haben und je nach Kampagnenansatz gewichten.
(Was übrigens auch heißt, dass es spezielle erzähl-lastige Kampagnen geben kann, in denen solche Dinge einfach aus dem Hut gezaubert werden können. Aber das ist nicht der Ansatz traditioneller Rollenspiele.)

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 19.01.2021 | 22:23
Offen halten sehe ich da eher als Taktik derer, welche eben keine Präzedenzfälle oder frühzeitige Festlegung schaffen wollen sondern taktisch günstig jederzeit auf beliebige Ausgänge hin diskutieren wollen.

Da gebe ich doch gleich mal zurück:
Zitat
deine damit zur Kritik vorbereiteten Spielerdarstellungen deuten für mich an, aus welcher unausgewogenen Perspektive du an diese Sache herangehst.

Auf Umstandsmodifikatoren (und warum diese nichts bringen) bin ich übrigens ausführlich eingegangen. Aber Realität hat dich ja noch nie von einer an den Haaren herbeigezogenen These abgehalten.

Zitat
Wobei ich davon ausgehe, dass der Spieler durchaus seine Vorstellungen von Umstandsmodifikatoren einbringen kann, aber eben relativ schlechte Karten hat, wenn er das weder aus der Situation noch aus Spielsituation- oder Charakterblatt-etablierten nachvollziehbar ableiten kann.

Und was ist, wenn er aus seiner Charaktergeschichte und seinen bisherigen Erlebnissen argumentiert? Und wenn schon gewürfelt wird, warum dann nicht gleich gegen einen situativen Wert?

Das entscheidende ist: viele Spieler haben Spaß daran, Dinge zu definieren und ihren Charakter auszugestalten. Sie wollen keinen Charakter spielen, der Tulamiden mal hasst oder mal sympathisch findet, je nachdem wie der Wurf auf ihre "Vorurteile" gerade ausfällt. Sie wollen ein "commitment" zu ihrem Charakter leisten und eine Entscheidung treffen, selbst wenn diese sich hinterher als die falsche herausstellt.

Taktisch rumlavierende "teflon-billies" findet man bezeichnenderweise verblüffend oft in Runden, in denen der SL jeden Kleinscheiß definieren muss und bestimmte Handlungen (vulgo: Zechen in der Taverne), die normalerweise schon keinen spieltaktischen Vorteil bringen, vom SL auch noch über Gebühr sanktioniert werden.

Und seltsamerweise nicht in "laberigen" Erzählrunden, wo ein Charakter schonmal seinem Erzfeind seine größte Schwäche offenbart, sehenden Auges des Spielers, der sich in diesem Moment vollkommen darüber im Klaren ist, dass dies wahrscheinlich das Ende seines Charakters bedeutet, aber dies in Kauf nimmt.

Also erzähl mir nichts von "taktisch günstiger Diskussion", wo diese zu finden ist den meisten offensichtlich (und über die Ursachen habe ich hier schon recht ausführlich geredet).
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 19.01.2021 | 22:32
Und was ist, wenn er aus seiner Charaktergeschichte und seinen bisherigen Erlebnissen argumentiert? Und wenn schon gewürfelt wird, warum dann nicht gleich gegen einen situativen Wert?

Der Fall ist unstrittig und war es nie. Wenn es aus dem Charakterhintergrund oder dem Kampagnenverlauf abgeleitet werden kann, dann vergibt der SL dafür Modifikatoren nach eigenem Gusto,

Das entscheidende ist: viele Spieler haben Spaß daran, Dinge zu definieren und ihren Charakter auszugestalten. Sie wollen keinen Charakter spielen, der Tulamiden mal hasst oder mal sympathisch findet, je nachdem wie der Wurf auf ihre "Vorurteile" gerade ausfällt. Sie wollen ein "commitment" zu ihrem Charakter leisten und eine Entscheidung treffen, selbst wenn diese sich hinterher als die falsche herausstellt.

Nachvollziehbar, auch hier gibt es keinen Dissens.

Taktisch rumlavierende "teflon-billies" findet man bezeichnenderweise verblüffend oft in Runden, in denen der SL jeden Kleinscheiß definieren muss und bestimmte Handlungen (vulgo: Zechen in der Taverne), die normalerweise schon keinen spieltaktischen Vorteil bringen, vom SL auch noch über Gebühr sanktioniert werden.

Stand niemals im Raum.

Also erzähl mir nichts von "taktisch günstiger Diskussion", wo diese zu finden ist den meisten offensichtlich (und über die Ursachen habe ich hier schon recht ausführlich geredet).

Kunststück. In Erzählrunden kommt's ja auch nicht auf's Gewinnen an, da braucht man also keine Taktik.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexandro am 19.01.2021 | 22:44
Zitat
Es ist kein Slippery-Slope-Argument darauf hinzuweisen, dass der SPL nicht wissen kann, ob sein SC vor dem Drachen Angst haben würde oder ob er der attraktiven Dame widerstehen würde.

Es ist allerdings ein "slippery slope"-Argument, grundsätzlich davon auszugehen dass, in Abwesenheit eines Merkmals, Präzendenzfalls oder entscheidenden Wurfes, der Spieler grundsätzlich versuchen würde die Situation zu "zerreden", um ein für ihn (taktisch günstiges) Ergebnis herbeizuführen. Das meinte ich mit der Kasperle-Argumentation, welche Maarzan da bemüht.

Zitat
Und wo kein System dahinter liegt erfolgt diese Verhandlung im freien Raum - wie andere Spielinhaltdiskussionen auch. Und entsprechend größer ist der Raum für Missverständnisse und Mauscheleien.

Wenn man bei der "freien" Diskussion dann auf keinen gemeinsamen Nenner kommt, haben wir den Bruch auch.

So eine Argumentation zeugt von einem recht... soziopathischen... Verständnis dessen, wie SL und Spieler miteinander umgehen, nämlich, dass sie versuchen sich gegenseitig zu übervorteilen, was keine gute Basis für Rollenspiel (egal welcher Ausrichtung) ist.

Zitat
Vielleicht will ich als SL in der Situation gar nicht würfeln lassen, weil's mir nicht in die Dramaturgie passt.

Und was ist, wenn der Spieler nicht würfeln will, weil er sagt "Sorry, ich lasse ja viel mit meinem Charakter machen - aber das würde zu weit gehen"?

Zitat
Nein. Ein weiterer Fall von Slippery Slope Fallacy.

Nope. Oft genug erlebt. Blauäugige Rollenspielanfänger, die ihren Charakter sich erstmal in der Taverne besaufen lassen und... wir wissen wohl alle, wie das (bei den entsprechend "gepolten" SL) ausgeht (siehe auch etliche Forenpost über SL, die promiskuitive weibliche Charaktere schwanger werden lassen). Bittere Praxiserfahrung, kein slippery slope.

Zitat
Es ist hingegen ein Slippery-Slope-Argument den Sprung von einem Szenario mit einem starken Stimulus eine starken Triebs auf ein Spontaneitätswurf zu kommen. So einen würde ich höchstens machen lassen bei einem SC, der eine entsprechende Persönlichkeitsstörung als Nachteil gewählt hat.

Kleptomanie ist ebenfalls eine Persönlichkeitsstörung, ebenso wie Sexsucht oder gewisse Suchterkrankungen. Diese würde ich schon als gegeben ansehen, wenn gewisse Extrempole der Charakterpersönlichkeit (interessanterweise die, welche bei Ausleben dazu neigen ordentlich Nachteile und Scherereien zu produzieren - Bonusfrage: welcher Spielstil wird hier versucht anzustreben? Tip: "Spiel" und "Simulation" sind es nicht) zentraler auf dessen Verhalten einwirkt, als alles andere.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 08:49
Hui, was ist hier los?  wtf?
Zum Würfeln.
Also mir ging es nicht darum, dass man auf einen Würfelwurf verzichtet.
Sondern mir ging es  A. darum, ob die Auswirkungen des Wurfes hinterher noch mit den SPL verhandelbar sind.


Dann ging es mir noch B. darum auf "was" überhaupt gewürfelt wird.
(Ist das nur eine Soziale Fertigkeit)
Oder ist das gar eine Charaktereigenschaft.(Wesenszüge, Innerer Antriebe etc.)
(Letzteres sollte für Charakterentwicklung nicht fix sondern veränderbar sein).
Zudem legt es, (wenn sowas fix ist) SPL nach meinem Geschmack zu sehr fest, " wie" sie ihre Figuren zu spielen haben.

Edit. Für manche SPL wäre eine solche" Fixierung und Verregelung  von Wesenszügen " vielleicht kein Bug, sondern ein Feature.
Aber sobald das der Fall ist, schränkt das, insbesondere, wenn es keine Verhandlung zur Auswirkungen eines Würfelwürfel mehr gibt, die Entscheidungsfreiheit der SPL schon mehr ein, als wenn diese inneren Charakterzüge nicht festgelegt, bzw. verregelt sind.

Sich zu überlegen " wie" ist der SC, was hat der für Wesenszüge, Motivationen etc. ? gibt Spielern auf jeden Fall jede Menge Inspiration, wie sie ihren Charakter spielen können,
Sobald man die jedoch fix verregelt, wird aus diesem können uU. ein müssen

Bei Pendragon sind diese Wesenszüge, je nachdem, wie die Figur vom SPL gespielt wird, im Nachhinein noch veränderbar.
(Wären diese Dinge fix, dann wäre es auch das Wesen der Figur.)

Man kann aber auch gleich auf eine Verregelung von Wesenszügen verzichten.
Und sich die nur für sich selbst aufschreiben.
Oder man verregelt sie.
Aber wenn man das schon macht, kriegen SPL dafür ein " Verhandlungsrecht."

"Feste Wesenszüge, ohne Verhandlungsrecht", schränkt SPL, die das vielleicht vor dem Spiel bei der Charaktererschaffung super inspirierend fanden, im Spiel selbst leider stark sein, (was ihre Entscheidungsfreiheit, und Interpretationsspielraum für ihre  eigene Figur betrifft.)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: melkvie am 20.01.2021 | 08:57
Nochmal zur Eingangsfrage.

Fading Suns bietet, wenn ich das richtig im Kopf habe, jeweils 4 (?) gegensätzliche Paare wie Introvertiert/Extrovertiert oder Selbstlos/Egoistisch. Auf durch Punkte werden dann jeweils die "Härte des Ausschlags" festgesetzt. Das empfand ich bisher schon als unterstützend aus Spielersicht.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ArneBab am 20.01.2021 | 09:50
Ah Ok.
Aber Charaktereigenschaften hast du ja scheinbar schon verregelt.
(Kernantrieb und so).

Ich finde, das berührt das Soziale schon sehr.
Können die sich im Spiel noch ändern?
Ja. Die Kernantriebe können zwar einen Einfluss auf die Regeln haben, die einzige „Regel“, die die Kernantriebe begrenzt ist aber „sprich Änderungen mit deiner Gruppe ab“.

Ich suche schon lange nach einem System, dass die Psyche eines SCs detaillierter abbilden kann, habe da aber bisher nichts gefunden, das wirklich funktioniert. Deswegen bin ich bei den Kernantrieben gelandet: Da ist es plausibel, eine Liste zum Auswählen zu haben.

Wobei die Diskussionen, die wir hier schon hatten, eher gezeigt haben, dass was Psychologie bereits nachweisen kann noch weniger komplex ist (aber auch weniger handlungsrelevant). Mein vorläufiges Fazit ist, dass heute die „Vermessung der Menschlichen Psyche“ noch nicht so weit ist, dass wir überhaupt wissen, wie wir selbst wirklich funktionieren. Selbst die Manipulatoren und Propagandisten von Cambridge Analytica mit ihrer komplexen Persönlichkeitsanalyse und der Facebook-gestützten Spionage kommen nur auf wenige Prozent Erfolgsrate bei ihrer Manipulation — zwar das Zehnfache von primitiven Methoden, trotzdem aber wenig. Und das begrenzt die Möglichkeiten, ein plausibles System für Rollenspiele zu schaffen.

Zitat
Das ist nämlich der Grund, weshalb ich solche inneren Antriebe und Wesenszüge nicht verregel : Für Charakterentwicklung darf nix fest sein.

Edit. Wenn eine Figur jetzt vom Saulus zum Paulus wird, dann darf das Spiel nicht sagen:  "Ne Sorry, - Bei dir steht Saulus im Charakterbogen."
Seh ich auch so.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 20.01.2021 | 09:53
Es ist allerdings ein "slippery slope"-Argument, grundsätzlich davon auszugehen dass, in Abwesenheit eines Merkmals, Präzendenzfalls oder entscheidenden Wurfes, der Spieler grundsätzlich versuchen würde die Situation zu "zerreden", um ein für ihn (taktisch günstiges) Ergebnis herbeizuführen. Das meinte ich mit der Kasperle-Argumentation, welche Maarzan da bemüht.

Grundsätzlich? Ja.
Ich kenne allerdings Spieler denen ich in dieser Hinsicht nicht trauen würde, anderen schon. Und diese Spieler machen das nicht einmal bewusst, sondern, wenn die Not nur entsprechend ist, aus dem Moment heraus. Dafür sind, kontext-abhängig, sogar eine ganze Latte an Spielern anfällig. Wer will sich davon schon freisprechen?

Es schwächt außerdem, wie erwähnt, den Spiele-Aspekt, deswegen wird das in den meisten traditionellen Rollenspeilen auch nicht so gehandhabt (selbst D&D 5E hat Regeln für Wahnsinn; per Zwang, nach verpatztem Charisma-Rettungswurf). Es ist eher mit erzählerischen Rollenspielen verbunden, die naturgemäß sowieso nicht so viel Gewicht auf den Spiele-Aspekt legen.

So eine Argumentation zeugt von einem recht... soziopathischen... Verständnis dessen, wie SL und Spieler miteinander umgehen, nämlich, dass sie versuchen sich gegenseitig zu übervorteilen, was keine gute Basis für Rollenspiel (egal welcher Ausrichtung) ist.

Das eine Reihe von Spielern versuchen das System und den SL zu überlisten ist allbekannt. Diese fallen in das Spektrum der Power Gamer bis Munchkins.
Andere wollen einfach nur eine möglichst einfache, bequeme Lösung der aktuellen Herausforderung haben, damit's endlich im Plot weitergeht.

Und was ist, wenn der Spieler nicht würfeln will, weil er sagt "Sorry, ich lasse ja viel mit meinem Charakter machen - aber das würde zu weit gehen"?

In einem traditionellen Rollenspiel entscheide ich als SL, wann der SC in Gefahr ist durch Impulse übermannt zu werden. Spieler können gerne reklamieren und versuchen mich umzustimmen, aber wenn ich eine Entscheidung daraufhin als final deklariere, dann ist sie das auch. Wenn ein Spieler erst mich nicht überzeugt und dann so eine Entscheidung einfach nicht hinnehmen will, dann ist er halt im Zweifel kein Spieler mehr.

Geht ja nicht anders.

Nope. Oft genug erlebt. Blauäugige Rollenspielanfänger, die ihren Charakter sich erstmal in der Taverne besaufen lassen und... wir wissen wohl alle, wie das (bei den entsprechend "gepolten" SL) ausgeht (siehe auch etliche Forenpost über SL, die promiskuitive weibliche Charaktere schwanger werden lassen). Bittere Praxiserfahrung, kein slippery slope.

Nein, das ist kein Gegenargument.
'Wieder ein Fall von "wenn ich dem SL den kleinen Finger reiche, dann nimmt er gleich den ganzen Charakter".' impliziert eine Zwangsläufigkeit, die das Wesen des Fehlschlusses ausmacht.

Genauso wie:
'Wer sagt "Wie, du lässt dich nicht verführen? Aber du bist doch bis jetzt mit allem in die Kiste gesprungen? Wieso bist du so inkonsistent, würfle mal auf "Lustmolch", ob du das wirklich machst!", der sagt auch "Wie, eure Gruppe nimmt jetzt doch den linken Pfad in die Todessümpfe? Aber ihr hattet in der letzten Sitzung doch noch beschlossen die Hauptstadt aufzusuchen? Wieso seit ihr so inkonsistent, würfelt mal alle auf "Spontanität", ob ihr nicht doch den rechten Pfad nehmt!"'

Ziemlich eindeutig Slippery Slope.

Kleptomanie ist ebenfalls eine Persönlichkeitsstörung, ebenso wie Sexsucht oder gewisse Suchterkrankungen. Diese würde ich schon als gegeben ansehen, wenn gewisse Extrempole der Charakterpersönlichkeit (interessanterweise die, welche bei Ausleben dazu neigen ordentlich Nachteile und Scherereien zu produzieren - Bonusfrage: welcher Spielstil wird hier versucht anzustreben? Tip: "Spiel" und "Simulation" sind es nicht) zentraler auf dessen Verhalten einwirkt, als alles andere.

Nein, für Furcht sind auch Menschen anfällig, die keine Phobie im klinischen Sinne haben und den Reizen einer attraktiven Frau können auch Männer erliegen, die keine Persönlichkeitsstörung aufweisen. Bei einer Vorgeschichte mit diversen Eskapaden eines NSCs darf ein SL dann auch mal die Möglichkeit eines Kontrollverlustes, ob der offensichtlich starken Libido, ins Spiel bringen. Bei Sexsucht wäre ja klar, dass bei entsprechendem Stimulus gewürfelt werden muss, nicht kann.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 20.01.2021 | 10:03
Hui, was ist hier los?  wtf?
Zum Würfeln.
Also mir ging es nicht darum, dass man auf einen Würfelwurf verzichtet.
Sondern mir ging es  A. darum, ob die Auswirkungen des Wurfes hinterher noch mit den SPL verhandelbar sind.

Ja, aber bitte vorher argumentieren und nicht erst, wenn der Wurf in die Hose gegangen ist, das schwächt die eigene Ausgangslage enorm.

Edit. Für manche SPL wäre eine solche" Fixierung und Verregelung  von Wesenszügen " vielleicht kein Bug, sondern ein Feature.
Aber sobald das der Fall ist, schränkt das, insbesondere, wenn es keine Verhandlung zur Auswirkungen eines Würfelwürfel mehr gibt, die Entscheidungsfreiheit der SPL schon mehr ein, als wenn diese inneren Charakterzüge nicht festgelegt, bzw. verregelt sind.

Sich zu überlegen " wie" ist der SC, was hat der für Wesenszüge, Motivationen etc. ? gibt Spielern auf jeden Fall jede Menge Inspiration, wie sie ihren Charakter spielen können,
Sobald man die jedoch fix verregelt, wird aus diesem können uU. ein müssen

Moment. Der Sexualtrieb und der Selbsterhaltungstrieb sind menschliche Wesenszüge, nicht persönliche Wesenszüge. Erst wenn, gemäß unserem Beispielszenario hier, ein SPL einen SC so ausspielt, dass der erkennbar eine kräftige Libido hat, wird daraus ein persönlicher Charakterzug.

Das kann von mir aus auch veränderbar sein, aber halt keine Spontanheilung bei unmittelbaren Bedarf. Der Grundsatz bleibt, dass Umstandsmodifikatoren ableitbar sein müssen und nicht aus dem Hut gezaubert werden können. (Zumindest in traditionellen Rollenspielen.)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 20.01.2021 | 10:06
Nein.
Denn die SL kann hier ja notfalls ein "Machtwort" sprechen. Und sagen: Wir haben versucht auf einen Gemeinsamen Nenner zu kommen. Es hat nicht geklappt.
Damit es im Spiel weitergeht, muss ich erstmal ne Entscheidung treffen.

Das ist was anderes, als wenn gar nicht erst verhandelt wird. Bzw. die SL von Anfang an automatisch Recht hat (keine eigene Interpretation durch die SPL zugelassen wird) und auch allein Entscheiden darf.


Edit.
Will damit sagen: Selbst wenn du ein System hast, als Orientierung, darf das weiterhin verhandelbar bleiben.
Und muss nicht unumstößliches Gesetz sein. Vor allem dann nicht wenn es der Immersion oder dem Empfinden der SPL zuwider läuft.
Es ist ihre Figur. Und sie haben idR. nur diese eine.

Regeln, die eine (Nach)Verhandlung und Interpretation des SPL für die Entscheidungen seiner eigenen Figur (im Notfall!) ausschließen, halte ich für nicht sonderlich zielführend.

Was denn nun - Machtwort oder doch drüber verhandeln oder Notfallinterpretation des Spielers?
Du kannst nicht alles gleichzeitig haben.

Am Ende muss der SL die Entscheidung treffen, was in das Spielergebnis aufgenommen wird , aber ein System gibt allen eine Möglichkeit transparent und vorab ihren Wünschen einen gewissen Faktenrang zu verschaffen und damit die Diskussion auf eine feste Basis zu setzen, statt jedesmal von 0 anzufangen.

Die Modifikatoren und die Benennung des Ergebnisraums und die Diskussion dazu gehören vor den Wurf. Danach gibt es nichts mehr zu Nachzuverhandeln.

Da gebe ich doch gleich mal zurück:
Auf Umstandsmodifikatoren (und warum diese nichts bringen) bin ich übrigens ausführlich eingegangen. Aber Realität hat dich ja noch nie von einer an den Haaren herbeigezogenen These abgehalten.

Das du versuchst "Realität" zu bemühen, ist schon sein eigener Witz. 

Und was ist, wenn er aus seiner Charaktergeschichte und seinen bisherigen Erlebnissen argumentiert?
Und wenn schon gewürfelt wird, warum dann nicht gleich gegen einen situativen Wert?

Dann hat er das ja hoffentlich so auf dem Bogen festgehalten oder vorher bereits ins Spiel eingebracht. Genau dafür wäre so etwas dann ja da. Ansonsten ist er darauf angewiesen, dass die anderen Mitspieler insbesondere der dafür dann zuständige SL das auch plausibel findet. Sich irgendeinen haarsträubenden Unsinn aus den Fingern zu saugen funktioniert nur in eher begrenzten Kreisen.

Basiswert + Umstandsmodifikatoren ist situativ. Was hast du also an einem der beteiligten Begriffe nicht verstanden?

Das entscheidende ist: viele Spieler haben Spaß daran, Dinge zu definieren und ihren Charakter auszugestalten. Sie wollen keinen Charakter spielen, der Tulamiden mal hasst oder mal sympathisch findet, je nachdem wie der Wurf auf ihre "Vorurteile" gerade ausfällt. Sie wollen ein "commitment" zu ihrem Charakter leisten und eine Entscheidung treffen, selbst wenn diese sich hinterher als die falsche herausstellt.

Genau danach ist hier bei der Frage nach einem System zur Unterstützung von Charakterspiel dann ja letztlich gefragt worden.


Taktisch rumlavierende "teflon-billies" findet man bezeichnenderweise verblüffend oft in Runden, in denen der SL jeden Kleinscheiß definieren muss und bestimmte Handlungen (vulgo: Zechen in der Taverne), die normalerweise schon keinen spieltaktischen Vorteil bringen, vom SL auch noch über Gebühr sanktioniert werden.

Das Fettgedruckte macht für mich da keinen Sinn.
Teflon-NBillies wird man typischerweise da finden, wo dramaorientierte SL bzw. primär von entsprechenden Medien geprägte pseudoherausforderungorientierte SL genau dieses Verhalten zeigen.

Außer natürlich noch dem Jammerfall, wo Spieler irgendwelchen von ihnen ingame losgetretenen Blödsinn dann bitte folgenfrei gestellt haben wollen , auch wenn die SL-Reaktion verhältnismäßig gewesen ist.

Womit wir wohl bei denen sind, die eben nicht herausforderungsorientiert spielen, also ein Spiel gewinnen wollen, sondern ergebnisorientiert, sprich endlich einmal der -spätestens am Ende und wenigstens im Hobby mal - sichere Held ihrer Stargeschichte sein wollen.

Und seltsamerweise nicht in "laberigen" Erzählrunden, wo ein Charakter schonmal seinem Erzfeind seine größte Schwäche offenbart, sehenden Auges des Spielers, der sich in diesem Moment vollkommen darüber im Klaren ist, dass dies wahrscheinlich das Ende seines Charakters bedeutet, aber dies in Kauf nimmt.

Also erzähl mir nichts von "taktisch günstiger Diskussion", wo diese zu finden ist den meisten offensichtlich (und über die Ursachen habe ich hier schon recht ausführlich geredet).

Taktisch war also nicht 100% idiotensicher und zu kurz formuliert.

Und "schonmal" ist dann auch kein Argument.

Also statt taktisch spielermetawunschdurchsetzend.
Es erlaubt ihm jederzeit flexibel seine spielweltunabhängigen Wünsche zu "diskutieren", sei es um zu "gewinnen" oder auch seine "dramatischen" Vorstellungen umzusetzen - wobei wir dann z.B. auch beim Taschenlampenfallenlasser wären.



Sich zu überlegen " wie" ist der SC, was hat der für Wesenszüge, Motivationen etc. ? gibt Spielern auf jeden Fall jede Menge Inspiration, wie sie ihren Charakter spielen können,
Sobald man die jedoch fix verregelt, wird aus diesem können uU. ein müssen

Aber eben auch ein "haben", welches ebenfalls ein deutlich größeres Gewicht hat, als wenn es spontan herbei erzählt wird und auf welches der Spieler sich dann recht sicher berufen kann, wenn es um die anliegenden Modifikatoren oder auch den möglichen Ergebnisraum eines Wurfes geht.

Es ist allerdings ein "slippery slope"-Argument, grundsätzlich davon auszugehen dass, in Abwesenheit eines Merkmals, Präzendenzfalls oder entscheidenden Wurfes, der Spieler grundsätzlich versuchen würde die Situation zu "zerreden", um ein für ihn (taktisch günstiges) Ergebnis herbeizuführen. Das meinte ich mit der Kasperle-Argumentation, welche Maarzan da bemüht.

So eine Argumentation zeugt von einem recht... soziopathischen... Verständnis dessen, wie SL und Spieler miteinander umgehen, nämlich, dass sie versuchen sich gegenseitig zu übervorteilen, was keine gute Basis für Rollenspiel (egal welcher Ausrichtung) ist.

Und was ist, wenn der Spieler nicht würfeln will, weil er sagt "Sorry, ich lasse ja viel mit meinem Charakter machen - aber das würde zu weit gehen"?

Das grundsätzlich kommt von dir und zeigt als Beispiel von welchen Typen so etwas dann im Spiel zu erwarten ist und die hier natürlich kein Interesse haben, dass eine Verregelung Anhänger findet.

Und umgekehrt schützt eine brauchbare Verregelung den Spieler ja auch wieder ein gutes Stück.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 10:07
Es gibt :"Mein Charakter ist halt so "SPL
Und es gibt "Dein Charakter ist halt so" SL

Und dann gibt es noch Spielregeln, die einen SC mehr oder weniger genau festlegen.
Und je nachdem mehr oder weniger Spielraum lassen, wie ein SPL für seinen Charakter "nach Regeln" entscheiden darf.


Grundsätzlich gehört der Charakter dem Spieler SC ="Spieler Charakter".
Und wenn ich meinen SPL eine Handlung auferlege, die sie nicht für ihren Charakter entscheiden können. Dann brauche ich dafür gute Gründe.

Es kommt auch darauf an, ob es in der Situation selbst noch Entscheidungsfreiheit/ Handlungsfreiheit gibt oder nicht.

Edit. Folgt.

Wenn die Figur in ein tiefes Erdloch rutscht.
Dann kann sie darin sitzen bleiben oder sie kann versuchen sich daraus zu befreien.

Handlungsspielraum ist hier überschaubar.

Bei der Begegnung mit anderen Wesen gibt
es tausend und eine Möglichkeit, wie sich ein Spieler für seine Figur entscheiden könnte.

Demzufolge sollte es auch hier größeren Ver -"Handlungsspielraum" geben, "wie" etwas interpretiert wird.

@
Maarzan

Ich kann deswegen nicht konkreter sein, weil es unzählige verschiedene Systeme und SPL gibt.
Deshalb kann ich nur Vorschläge machen.

Und nein, gerade soziale Situationen, mit großem Entscheidungsspielraum machen das Eingehen auf seine SPL notwendig.

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 20.01.2021 | 10:22
Es gibt :"Mein Charakter ist halt so "SPL
Und es gibt "Dein Charakter ist halt so" SL

Und dann gibt es noch Spielregeln, die einen SC mehr oder weniger genau festlegen.
Und je nachdem mehr oder weniger Spielraum lassen, wie ein SPL für seinen Charakter "nach Regeln" entscheiden darf.

Grundsätzlich gehört der Charakter dem Spieler SC ="Spieler Charakter".
Und wenn ich meinem SPL eine Handlung auferlege, die sie nicht für ihren Charakter entscheiden können. Dann brauche ich dafür gute Gründe.

Es kommt auch darauf an, ob es in der Situation selbst noch Entscheidungsfreiheit/ Handlungsfreiheit gibt oder nicht

Gerade diese Regeln sollten dem Spieler es erlauben, seine Figur entsprechend umfangreich vorab zu beschreiben, sei es mit Werten, Bindungen, ggf aber auch mit einem - dann wie andere Charaktererschaffungsergebnisse vorher vom SL zu prüfenden - Fließtext.

Was ist dann Entscheidungsfreiheit/ Handlungsfreiheit?

Nicht alles unterliegt der steten bewussten Kontrolle einer Person.

Und wie gesagt: "gute Gründe" sollte so ein System dann idealerweise ja gerade möglichst umfassend liefern und belegen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 10:29
Ja, aber bitte vorher argumentieren und nicht erst, wenn der Wurf in die Hose gegangen ist, das schwächt die eigene Ausgangslage enorm.
Ich spreche hier von der (gemeinsamen!) Auslegung eines Würfelergebnisses im sozialen Kontext.

OK. Der Wurf ist versemmelt. Wie legen wir das Ergebnis jetzt aus, sodass es der Situation und Figur angemessen ist?

Wäre doch arg merkwürdig, wenn automatisch nur die SL diktiert, wie das auszulegen ist.

Zum Sexualtrieb.
Der ist da, aber gesellschaftliche Zwänge, und Prägung auch.
Ansonsten würde wir ja alle wie wilde Affen übereinander herfallen.

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 10:33
Gerade diese Regeln sollten dem Spieler es erlauben, seine Figur entsprechend umfangreich vorab zu beschreiben, sei es mit Werten, Bindungen, ggf aber auch mit einem - dann wie andere Charaktererschaffungsergebnisse vorher vom SL zu prüfenden - Fließtext.

Was ist dann Entscheidungsfreiheit/ Handlungsfreiheit?

Nicht alles unterliegt der steten bewussten Kontrolle einer Person.

Und wie gesagt: "gute Gründe" sollte so ein System dann idealerweise ja gerade möglichst umfassend liefern und belegen.
Kein System kann  Anpassungen, und Absprachen zwischen den, im Spiel beteiligten Personen, völlig obsolet machen.
Man spielt ja mit anderen Spielern (Wesen/Persönlichkeiten), nicht mit Pappefiguren.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ArneBab am 20.01.2021 | 10:46
Zum Sexualtrieb.
Der ist da, aber gesellschaftliche Zwänge, und Prägung auch.
Ansonsten würde wir ja alle wie wilde Affen übereinander herfallen.
Ich würde weitergehen: Lässt sich vorhersagen, wann der Sexualtrieb triggert? Es gibt auch „nö, überhaupt nicht interessiert, keine Ahnung warum“. Wer entscheidet, wann es dazu kommt?

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Arkam am 20.01.2021 | 10:53
Hallo zusammen,

ich befürchte die Antwort auf die Frage muss leider Nein lauten. Denn ich glaube nicht das man Charakterspiel durch würfeln erzeugen kann.
Aber man kann versuchen den Spielern Charakterspiel zu ermöglichen.

Man sollte sich einig sein wie man spielen möchte. Denn ein herausfordernder Dungeon Crawl ist echt klasse aber Charakterspiel das die Herausforderung künstlich erhöht, Taschenlampen Fallenlasser, eignet sich eher weniger. Denn hier geht es um Regelkenntniss, passende Ausrüstung und optimal gestaltete Charaktere.
Ein passendes Abenteuer ist auch wichtig. Wir haben jetzt einen Pathfinder Abenteuerpfard beendet und bei einem stehen wir jetzt am Ende. Wenigstens bei einem schienen aktiv gespielte Charaktere nicht vorgesehen zu sein. Aber auch Abenteuer die selbst einen strammen Zeitrahmen haben tendieren dazu weniger Ablenkung zu zulassen.
Nicht nur das Abenteuer sondern auch die Runde muss "ereignisloses Spiel" / Tavernenspiel zulassen können. Gerade wenn einem nur wenig Zeit zum Spielen zur Verfügung steht kann das zum Problem werden. Bei uns hat ein wenig geholfen die Erfahrungspunkte / Steigerungen vom eigentlichen Spielgeschehen zu entkoppeln. Man bekommt als für den Kampf auf Messers Schneide genau soviele EP wie für die Kneipenprügelei die im Abenteuer eigentlich keine Rolle spielt.
Charakterspiel sollte keine Herausforderung im klassischen Sinne beinhalten. Charakterzüge führen also nicht dazu das man offensichtliche Gefahren ignoriert oder lassen sich aktiv zum Nachteil der Charaktere anspielen. Bei Belohnungen etwa in Form von Gummipunkten sollte man vorsichtig sein. Denn Punkte heischen führt nicht automatisch zu besseren Charakterspiel.
Bei meiner Paranoia Runde habe ich gute Erfahrungen damit gemacht den Hintergrund aktiv anzuspielen. Ein Charakter ist in den Streitkräften dann wird er eben auch korrekt militärisch grüßen können, Dienstgrade kennen und auch die militärischen Zeitangaben verstehen. Auch Ressourcen die man nur bei etwas aus dem Hintergrund eintauschen kann können interessante Trigger sein. Der Tempel gibt neben der ausgemachten Summe an Goldstücken eben noch einen Gutschein "Freund des Tempels" heraus. Diesen kann man im Tempel gegen einen Gefallen eintauschen.
NPCs sprechen den Hintergrund an bzw. kennen den Ruf der Charaktere. Das kann ein Lob für das Ausschalten der Räuberbande, die Frage nach der militärischen Einheit im Gespräch oder eine Feier zu Ehren der Charaktere sein.

Unabhängig von diesem Rahmen ist es aus meiner Sicht besonders wichtig das die Spieler die Charaktere aktiv spielen. Also nicht ich verführe die Bardame sondern "Ich nähre mich der Bardame frage "Kann ich ihnen einen ausgeben?" Wie lange diese Szenen dauern ist von der Runde und der konkreten Situation abhängig. Ich tendiere inzwischen dazu solche Sachen dann auch noch mit einem Wurf unterstreichen zu lassen. Gerne auch mit Boni wenn ich oder die Spieler spontan begeistert sind. Das verhindert das die Laberbacke eben nichts an den sozialen Fertigkeiten des Charakters ändert und trotzdem soziale Erfolge hat.

Gruß Jochen
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 20.01.2021 | 11:06
Nochmal zur Eingangsfrage.

Fading Suns bietet, wenn ich das richtig im Kopf habe, jeweils 4 (?) gegensätzliche Paare wie Introvertiert/Extrovertiert oder Selbstlos/Egoistisch. Auf durch Punkte werden dann jeweils die "Härte des Ausschlags" festgesetzt. Das empfand ich bisher schon als unterstützend aus Spielersicht.

Danke für den Hinweis. Gegensatzpaare, die offenbar einige Spiele (z.B. auch Pendragon) nutzen, scheinen mir jedenfalls hilfreicher, als nur einen Pol einer Eigenschaftsdimension anzubieten.

Wobei die Diskussionen, die wir hier schon hatten, eher gezeigt haben, dass was Psychologie bereits nachweisen kann noch weniger komplex ist (aber auch weniger handlungsrelevant). Mein vorläufiges Fazit ist, dass heute die „Vermessung der Menschlichen Psyche“ noch nicht so weit ist, dass wir überhaupt wissen, wie wir selbst wirklich funktionieren. Selbst die Manipulatoren und Propagandisten von Cambridge Analytica mit ihrer komplexen Persönlichkeitsanalyse und der Facebook-gestützten Spionage kommen nur auf wenige Prozent Erfolgsrate bei ihrer Manipulation — zwar das Zehnfache von primitiven Methoden, trotzdem aber wenig. Und das begrenzt die Möglichkeiten, ein plausibles System für Rollenspiele zu schaffen.
Seh ich auch so.

Das sehe ich anders. Die Big-Five sind ein gutes Modell, erfassen aber eben einen nur einen Teilaspekt von Persönlichkeit. Werthaltungen oder Bewältigungsstile sind z.B. explizit außen vor. Dazu kommt, dass Persönlichkeit als "mittelfristig stabil" definiert ist. Sprich, wir haben es mit einen ganzen Set an Faktoren zu tun, die sich über die Zeit verändern und deren Veränderungsgeschwindigkeit sich auch noch unterscheidet (Werthaltungen ändern sich z.B. viel leichter als Big-Five Eigenschaften, weil sie anders als die Big-Five nicht biologisch mitbedingt sind). Insgesamt ist mein Eindruck, dass wir schon viel über die "Natur des Menschen" wissen. Dies zeigen auch die Erfolge der (professionellen) Psychotherapie, die deutlich über Placebo hinaus wirkt.

Ich persönlich halte es jedoch für gar nicht erstrebenswert, die menschliche Psyche im Rollenspiel "realistisch" abzubilden. Denn mit diesem Ziel landen wir schnell beim "Simulationismusproblem": Das geht zwar theoretisch halbwegs, wäre aber dann (regelseitig) so kompliziert, dass es kaum einer spielen kann/will. Teilaspekte realistisch und für die Spieler gut handhabbar abzubilden, finde ich schon einen riesen Gewinn.
Wenn jeder Charakter nur zwei hervorstechende Persönlichkeitseigenschaften hat (die sich im Laufe der Zeit abhängig von ihren Erlebnissen verändern dürfen), die sich gut "anspielen lassen", reicht das für meinen Geschmack völlig. Klar ist diese Spielfigur dann im Vergleich zum echten Menschen ziemlich unterkomplex. Andererseits sind die Art Situationen, die Charaktere im Rollenspiel erleben (bzw. die fokussiert und ausgespielt werden), auch kein repräsentatives Abbild des "echten Lebens".
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 20.01.2021 | 11:13
Ich spreche hier von der (gemeinsamen!) Auslegung eines Würfelergebnisses im sozialen Kontext.

OK. Der Wurf ist versemmelt. Wie legen wir das Ergebnis jetzt aus, sodass es der Situation und Figur angemessen ist?

Also bei einem Furcht-Test legt uU das System die Folgen fest.
Ansonsten übernimmt in traditionellen Rollenspielen der SL die Interpretation von Testresultaten.
Nehmen wir die Verführung durch die Gräfin. Dann lege ich als SL die Folgen fest, aber wenn es berechtigte Einwände gibt, dann wäre es schön wenn der betreffende Spieler diese vor der Testdurchführung einbringt, damit ich sie uU einfließen lassen kann bei der folgenden Interpretation, je nach Probenergebnis.

Ich störe mich auch ein wenig an dem Begriff der Verhandlung, weil er das Autoritätsgefälle zwischen SL und SPL ein wenig verschleiert. Wenn Fußballspieler sich über den Elfmeterpfiff des Schiedsrichters beschweren, dann kommt ja auch kein Sportreporter auf die Idee dies als Verhandlung zwischen Spielern und Schiedsrichter zu charakterisieren. Es ist eine Mischarakterisierung.

Wäre doch arg merkwürdig, wenn automatisch nur die SL diktiert, wie das auszulegen ist.

In traditionellen Rollenspielen liegt das Interpretationsrecht von Probenergebnissen alleine beim SL.
Die Abgrenzungsschwierigkeit besteht darin, dass hier SPL das alleinige Recht haben über die Intentionen der SCs zu entscheiden, was in 99,9% aller Fälle gleichbedeutend ist mit dem Recht über die Handlungen des SCs zu entscheiden. Weil dies also fast(!) synoynym ist, verwechseln manche SPL das mit dem angeblichen Recht der SPL über die Handlungen des eigenen SCs zu entscheiden; das ist aber ein Fehlschluss.
In Ausnahmesituationen können System oder SL festlegen, dass unwillkürliche Impulse die willentlichen Intentionen des SCs/SPLs übersteuern. Da kollidieren also uU zwei Rechte ein wenig.

Kann das VOrrecht des SLs in BS resultieren? Jau. Kann es. So wie ein Fußball-Schiri sich einen Mist zusammenpfeifen kann. Trotzdem liegt die Autorität bei ihm.

Zum Sexualtrieb.
Der ist da, aber gesellschaftliche Zwänge, und Prägung auch.
Ansonsten würde wir ja alle wie wilde Affen übereinander herfallen.

Keine Frage. Deswegen wird ja auch gewürfelt. Und wenn besondere Zwänge und Prägungen vorliegen, dann sind ja wohl hoffentlich ableitbar aus vorherigem Spiel und/oder Hintergrundgeschichte und nicht spontan aus dem Hut gezaubert?
 
Weil, wenn ich einen SC spiele, der ständig versucht Weiber aufzreißen, dann akzeptiere ich auch alle möglichen (plausiblen) Vor- und Nachteile, die daraus resultieren. Eines meiner Betthäschen mag mir Infos zu stecken oder Unterschlupf bieten. Umgekehrt kann ich dann von Mädels vielleicht leichter aufs Kreuz gelegt werden. Wenn ich mich für einen SC mit einer großen Libido entscheide, dann will ich ja gerade diese möglichen Konsequenzen explorieren.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 11:27
Also bei einem Furcht-Test legt uU das System die Folgen fest.
Ansonsten übernimmt in traditionellen Rollenspielen der SL die Interpretation von Testresultaten.
Nehmen wir die Verführung durch die Gräfin. Dann lege ich als SL die Folgen fest, aber wenn es berechtigte Einwände gibt, dann wäre es schön wenn der betreffende Spieler diese vor der Testdurchführung einbringt, damit ich sie uU einfließen lassen kann bei der folgenden Interpretation, je nach Probenergebnis.

Ich störe mich auch ein wenig an dem Begriff der Verhandlung, weil er das Autoritätsgefälle zwischen SL und SPL ein wenig verschleiert. Wenn Fußballspieler sich über den Elfmeterpfiff des Schiedsrichters beschweren, dann kommt ja auch kein Sportreporter auf die Idee dies als Verhandlung zwischen Spielern und Schiedsrichter zu charakterisieren. Es ist eine Mischarakterisierung.

In traditionellen Rollenspielen liegt das Interpretationsrecht von Probenergebnissen alleine beim SL.
Die Abgrenzungsschwierigkeit besteht darin, dass hier SPL das alleinige Recht haben über die Intentionen der SCs zu entscheiden, was in 99,9% aller Fälle gleichbedeutend ist mit dem Recht über die Handlungen des SCs zu entscheiden. Weil dies also fast(!) synoynym ist, verwechseln manche SPL das mit dem angeblichen Recht der SPL über die Handlungen des eigenen SCs zu entscheiden; das ist aber ein Fehlschluss.
In Ausnahmesituationen können System oder SL festlegen, dass unwillkürliche Impulse die willentlichen Intentionen des SCs/SPLs übersteuern. Da kollidieren also uU zwei Rechte ein wenig.

Kann das VOrrecht des SLs in BS resultieren? Jau. Kann es. So wie ein Fußball-Schiri sich einen Mist zusammenpfeifen kann. Trotzdem liegt die Autorität bei ihm.

Keine Frage. Deswegen wird ja auch gewürfelt. Und wenn besondere Zwänge und Prägungen vorliegen, dann sind ja wohl hoffentlich ableitbar aus vorherigem Spiel und/oder Hintergrundgeschichte und nicht spontan aus dem Hut gezaubert?
 
Weil, wenn ich einen SC spiele, der ständig versucht Weiber aufzreißen, dann akzeptiere ich auch alle möglichen (plausiblen) Vor- und Nachteile, die daraus resultieren. Eines meiner Betthäschen mag mir Infos zu stecken oder Unterschlupf bieten. Umgekehrt kann ich dann von Mädels vielleicht leichter aufs Kreuz gelegt werden. Wenn ich mich für einen SC mit einer großen Libido entscheide, dann will ich ja gerade diese möglichen Konsequenzen explorieren.
Ich spiele für gewöhnlich traditionelle Rollenspiele.

Es gibt einen Unterschied zwischen:
"Der SL hat das letzte Wort."
Und : "SPL haben keinerlei Veto Recht bzgl. Dingen, die der SL für ihre Figur festlegt."

Selbst wenn ein SL , ohne Verhandlung sagt: "Deine Figur macht das jetzt! Weil ich allein diesen Wurf so auslegen darf."
Dann können SPL immer noch sagen: Nö Moment Mal. Ich habe da folgende Einwände.
Und wenn ein SL dann meint, die sich nicht Mal anhören zu müssen, dann wurde dieses angebliche "SL Recht" falsch verstanden.

SL können ein "Not Machtwort" sprechen, klar. Aber SPL können das auch.


Edit.

Und was hat ein SL davon, wenn seine Interpretation dazu führt, dass ein SPL keinen Spaß mehr an seiner Figur oder am Spiel selbst hat
Die Antwort ist: Gar nichts!

Höchstens: Ich habe jemanden rausgeekelt, der nicht nach meinen Vorstellungen spielen wollte. Yeah ::)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 20.01.2021 | 11:40
Selbst wenn ein SL , ohne Verhandlung sagt: "Deine Figur macht das jetzt! Weil ich allein diesen Wurf so auslegen darf."

Natürlich kann der SL uU(!) das. Klassisches Beispiel: Gedankenkontrolle-Zauber.
Widerstandswurf nicht geschafft? "Deine Figur macht das jetzt! Weil ich allein diesen Wurf so auslegen darf."

Fear in Dark Heresy? Willpower-Test nicht geschafft?
"Würfel mal auf der Schock-Tabelle... Deine Figur macht das jetzt! Weil diese Tabelle das so sagt."

Natürlich können in beiden Fällen die SPL dann ihre Spielsachen einsammeln und nach hause gehen, das ist dann aber auch nicht schade.

Es gibt also klare Präzedenzfälle dafür, dass in TradGames die Spieler keine 100%ige Kontrolle über die Handlungen ihrer SCs haben.
Welche Präzedenzfälle gibt es hingegen in traditionellen Rollenspielen, dass der SL nicht das finale(!) Interpretationsrecht über sämtliche Probenergebnisse hat?
"Kletternwurf nicht geschafft? Dein SC stürzt ab."

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 11:46
Natürlich kann der SL uU(!) das. Klassisches Beispiel: Gedankenkontrolle-Zauber.
Widerstandswurf nicht geschafft? "Deine Figur macht das jetzt! Weil ich allein diesen Wurf so auslegen darf."

Fear in Dark Heresy? Willpower-Test nicht geschafft?
"Würfel mal auf der Schock-Tabelle... Deine Figur macht das jetzt! Weil diese Tabelle das so sagt."

Natürlich können in beiden Fällen die SPL dann ihre Spielsachen einsammeln und nach hause gehen, das ist dann aber auch nicht schade.


Wenn eine Figur "fremdkontrolliert" ist
(Z.B durch Zauber) , ist das was anderes.
Hier ist sie ja nicht mehr "Herr ihrer Sinne"

Und damit wird sie durch jemand anderen (Zauberer/ SL) komplett gelenkt.

Bei sozialer Beeinflussung geht es soweit nicht. Hier ist nur ihre Wahrnehmung beeinflusst. Von totalen Kontrollverlust kann man hier nicht sprechen.

Da muss schon jemand dich KO schlagen oder dich komplett geistig übernehmen.


Beides in ein und denselben Topf zu werfen, halte ich für nicht zielführend.

Denn bei "Kontrollübernahme" übernimmt der Kontrolleur (SL) komplett.
Bei "Beeinflussung" nimmt der "Beeinflusser" nur Einfluss.
Die Entscheidungsfreiheit ist hier nur beeinträchtigt nicht komplett entzogen.
Die Wahrnehmung der Figur wird  je nach Absicht des Beeinflussers eingefärbt.

(Folglich haben SPL hier auch  noch eine "Restkontrolle" über ihre Figur)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 20.01.2021 | 11:59
Schon klar, deswegen habe ich ja auch das Angst-Beispiel aus DH zusätzlich aufgeführt.
Es belegt allerdings, dass die Kontrolle der SPL über ihre SCs Grenzen hat. System und/oder SL können dort verpflichtende Vorgaben machen, denen man sich innerhalb der Regeln des Spiels ggf. nicht entziehen kann.

Man kann das Spiel natürlich verlassen, aber das ist (sinnvollerweise zumindest) dann auf gravierenden BS oder, vllt. noch schlimmer, Fälle von fortgesetztem Unsinn beschränkt. Wer seine Spielsachen wegen Trivialitäten einsammelt, der schießt sich eher selbst ins Bein. (Auch hier kann man eine gewisse Autoritätsassymmetrie zwischen SLs und SPLs in TradGames erkennen.)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: nobody@home am 20.01.2021 | 11:59
Hui, was ist hier los?  wtf?

Ich würde sagen, da sind einfach ein paar übliche Verdächtige (eine gewisse Issi durchaus mit eingeschlossen) aneinandergeraten und spielen sich gerade leidenschaftlich selbst aus. Und illustrieren dabei gleich noch wunderschön, daß man's mit dem Charakterspiel eben auch übertreiben kann. ;)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 12:08
Schon klar, deswegen habe ich ja auch das Angst-Beispiel aus DH zusätzlich aufgeführt.
Es belegt allerdings, dass die Kontrolle der SPL über ihre SCs Grenzen hat. System und/oder SL können dort verpflichtende Vorgaben machen, denen man sich innerhalb der Regeln des Spiels ggf. nicht entziehen kann.
Natürlich.

Ich würde halt unterscheiden zwischen:

A.  Kontrollverlust ( diverse Zauber, SC Bewusstlos uÄ)
Hier geben die SPL jede Verantwortung für die  Führung ihrer Figur ab.
Sie sind Ohnmächtig oder machtlos der SL ausgeliefert.
Und damit für die Taten ihrer Figur in dem Zustand nicht mehr verantwortlich.


B. Beeinflussung (durch Soziale Fertigkeiten anderer SC)
Hier behalten SPL einen Teil ihrer Verantwortung für die Figur bei.
Die Kontrolle geht nicht direkt auf den SL über und deswegen, darf mMn. auch verhandelt werden, " wie" genau sich der Einfluss auswirkt.

Dabei geht es nicht darum mit dem Ergebnis rauszukommen:" Es hat keine Auswirkung."(Wurf wird überflüssig)

Sondern nur um das "wie stark" und "in welcher Form" sich das bei dieser Figur in dieser Situation auswirkt.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 20.01.2021 | 12:15
@Alexander K., @Issi
Ihr scheint mir hier die Frage zu diskutieren, inwieweit der SL mit Bezug auf die Charakterpersönlichkeit in die Entscheidungsfreiheit des Spielers eingreifen darf. Eine interessante Frage. Ich finde wie Issi die Unterscheidung zwischen hart vom System definierten Effekten (siehe Alexanders Beispiele) und nicht exakt definierten Bereichen (z.B., was die Möglichkeiten und Grenzen eine gelungene "Überzeugen-Probe" sind) wichtig. Fast alle mir bekannte klassische Systeme sind bei sozialen Fertigkeiten sehr vage. In meinen Runden ist es daher so geregelt, dass der SPL immer das letzte Wort hat, wenn es keine harten Regeln gibt. In meinem Eigenbau gibt es sogar die Regeloption, das NSCs grundsätzlich keine "sozialen Fertigkeiten" gegen SPL einsetzen dürfen.
Allerdings ist die Frage off-Topic, daher bitte ich euch, die Diskussion mit Spoiler Tags fortzuführen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 20.01.2021 | 12:18
OK! Ich glaube wir liegen sowieso nicht weit auseinander.

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Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 12:19
Ich würde sagen, da sind einfach ein paar übliche Verdächtige (eine gewisse Issi durchaus mit eingeschlossen) aneinandergeraten und spielen sich gerade leidenschaftlich selbst aus. Und illustrieren dabei gleich noch wunderschön, daß man's mit dem Charakterspiel eben auch übertreiben kann. ;)
Als SL schreibt sich das sicher leicht.
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Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 20.01.2021 | 12:29
Aber als SPL von einem solchen, mit der Begründung " so steht es in den Regeln" also hüpft deine Figur wegen ihrem Sextrieb mit NSC X in die Kiste, genötigt zu werden, macht keinen Spaß, glaub mir.

Das sehe ich auch so und ich denke, kaum jemand sieht das anders. Du hast bereits das wichtigste Argument gebracht, nämlich:

Und was hat ein SL davon, wenn seine Interpretation dazu führt, dass ein SPL keinen Spaß mehr an seiner Figur oder am Spiel selbst hat
Die Antwort ist: Gar nichts!

Aber, wie gesagt, off-Topic daher bitte im Spoiler, falls noch Diskussionsbedarf zu diesem Thema besteht.

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 12:34
OK! Ich glaube wir liegen sowieso nicht weit auseinander.

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Ich würde da vermutlich auch würfeln lassen.
Aber bei Krit oder Erfolg mit dem Spieler anschließend verhandeln.
Wie weit es geht.


Mit Liebeszaubern oder anderen Beherrschungszaubern muss man halt schauen.
Das würde ich eher dosiert einsetzen.
Und vielleicht auch nicht bei jedem Spieler.
(Wenn da jemand Bauchweh bei hat, würde ich die Finger von lassen)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Erbschwein am 20.01.2021 | 13:12
Hey,

bei veränderten verhalten durch ein SC, sollte ein Magiebegabter doch sein Verhalten anzweifeln können. Erschließen das er Verzaubert wurde und gegen Maßnahmen einleiten.
Wenn es nur um Magie wahrnehmen/entdecken ist.


-Edit:- Wenn es nur um Eigen Interesse ist,  ;) -

-Sry   ~;D  -
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: nobody@home am 20.01.2021 | 13:15
Um noch mal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: es wird vermutlich niemanden überraschen, daß ich mich auch in dieser Hinsicht zuerst mal an Fate orientiere. ~;D

Dabei ist eigentlich, genauer betrachtet, die "Charakterspiel"-Unterstützung in Fate eher rudimentär (!). Ich habe als Spieler halt neben den handelsüblichen Fertigkeiten und Stunts, die auch nicht mehr oder weniger über den Charakter aussagen als in anderen Systemen, im wesentlichen mit den Charakteraspekten noch die Möglichkeit, eine kurze frei formulierbare Stichpunktliste anzulegen, die ihn als Person beschreibt und deren Einträge dann im Spiel selbst wie andere Aspekte auch zu seinem Vor- oder Nachteil angespielt werden können, wenn's aktuell gerade in die Handlung paßt und mit einem entsprechenden Wandern von Gummipunkten (oder Verbrauch von freien Einsätzen) untermauert wird. Gelegentlich mag auch mal noch ein Situationsaspekt oder eine Konsequenz bei ihm landen, der/die dann vielleicht eine aktuell wirklich dominierende Stimmung oder gar ein geistig/emotionales Trauma abbildet, aber die sind dann meist schon eher von außen aufgedrückt und von begrenzter Haltbarkeit, während die Charakteraspekte sich normalerweise nur im Rahmen der allgemeinen Charakterweiterentwicklung mal ändern. Alles in allem reicht das, um ein grundsätzliches grobes Charakterprofil festzulegen und auch oft genug ins Spiel zu bringen, daß es dem Rest der Gruppe hoffentlich präsent bleibt (;)), aber darüber hinausgehendes Detail oder gar tiefenpsychologische Betrachtungen finden sich nicht.

Aus meiner Sicht ist diese Art von "Charakterspielunterstützung light" allerdings auch insofern von Vorteil, als sie sich -- immer vorausgesetzt natürlich, man kann sich mit Fate als System überhaupt anfreunden, und da gehen die Meinungen ja gerne mal auseinander -- nicht mit allen vier Fäusten dauernd in den Vordergrund drängt. Ich kann meinen Charakter mit etwas Übung zumindest grob, aber doch einigermaßen umfassend auf eine Weise skizzieren, die in den Rest des Systems regelseitig von vornherein schon integriert ist und sich also zu passender Gelegenheit schon regelrecht "natürlich" einfügt...und mehr verlange zumindest ich selbst eigentlich auch schon gar nicht mehr.

(Die Streitfrage um Manipulationsrechte an Spielercharakteren blende ich hier mal als separates Thema weitgehend aus. Fate setzt ohnehin vom Ansatz her lieber auf freiwillige Zusammenarbeit als auf Druck, und das sagt es an verschiedenen Stellen im Regeltext -- wie beispielsweise der "Soziale Fertigkeiten und andere Charaktere"-Box auf Fate Core [de] S. 130 beziehungsweise auf dieser im SRD (https://srd.faterpg.de/fate-core/fertigkeiten-und-stunts/grundfertigkeiten/taeuschung/) -- auch recht deutlich.)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 20.01.2021 | 13:43
Ich finde das Hauptmittel bei FATE ist die gemeinsame Hintergrundgeschichte à la Spirit of the Century. Ob man daraus dann Aspekte oder Ads/Disads ableitet ist ja erst einmal zweitrangig.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: KhornedBeef am 20.01.2021 | 14:01
Ich finde das Hauptmittel bei FATE ist die gemeinsame Hintergrundgeschichte à la Spirit of the Century. Ob man daraus dann Aspekte oder Ads/Disads ableitet ist ja erst einmal zweitrangig.
Aspekte kann man reizen, um Erzählgelegenheiten zu schaffen
"Wie fühlt sich das an, wenn man seinen Bruder vergöttert und dieser sich als Drahtzieher Entführung entpuppt?" *Fatepoint hochhalt*
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 15:37
Was man vermutlich in vielen Systemen leicht machen kann, ist "Belohnen von Charakter-gerechtem Spiel."

Wenn die Figur z.B.  Dinge tut, weil sie ihrer Persönlichkeit entsprechen, obwohl sie dadurch im Spiel Nachteile bekommt.
("Das gefährliche Dings wird angefasst, weil die Figur zu (neu)gierig ist.") (Wie "Pippin" in "Herr der Ringe" mit dem Palantir)
Vielleicht ein paar XP mehr als Belohnung, oder etwas anderes.

So ein Charakter gerechtes Spiel kann Spieler vom Typ Taktiker allerdings ziemlich aufregen.
A la "Warum spielst Du auch so ne Figur?  Spiel gefälligst eine, die keine Fehler macht!"

Einen Charakter mit Profil charakter-gerecht zu spielen, bedeutet allerdings das auch mal  Mist passieren kann. (Was aber für mich jetzt eher mehr Spannung bedeuten würde)
Als Mitspieler muss man dann uU. auch damit umgehen können.

Edit. Von Bestrafung (weil in taktischen Situationen nicht konsequent genug ausgespielt) würde ich jetzt absehen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: nobody@home am 20.01.2021 | 16:07
So ein Charakter gerechtes Spiel kann Spieler vom Typ Taktiker allerdings ziemlich aufregen.
A la "Warum spielst Du auch so ne Figur?  Spiel gefälligst eine, die keine Fehler macht!"

Ich würde sagen, das liegt nur bedingt am Typ. Es wird, denke ich mir zumindest, ja auch Taktiker geben, die dann eben das möglichst optimale Ausnutzen des Belohnungssystems einfach mit als Teil der Herausforderung anzunehmen bereit sind, und von denen würde ich mir dann in dieser Hinsicht auch weniger bis idealerweise gar keine Probleme erwarten. Nur der Rest halt...aber das fällt dann wieder unter das allgemeine "'Problemspieler/-SL' kann ich bei allen Typen finden"-Thema.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 20.01.2021 | 16:22
Was man vermutlich in vielen Systemen leicht machen kann, ist "Belohnen von Charakter-gerechtem Spiel."

Wenn die Figur z.B.  Dinge tut, weil sie ihrer Persönlichkeit entsprechen, obwohl sie dadurch im Spiel Nachteile bekommt.
("Das gefährliche Dings wird angefasst, weil die Figur zu (neu)gierig ist.") (Wie "Pippin" in "Herr der Ringe" mit dem Palantir)
Vielleicht ein paar XP mehr als Belohnung, oder etwas anderes.

So ein Charakter gerechtes Spiel kann Spieler vom Typ Taktiker allerdings ziemlich aufregen.
A la "Warum spielst Du auch so ne Figur?  Spiel gefälligst eine, die keine Fehler macht!"

Einen Charakter mit Profil charakter-gerecht zu spielen, bedeutet allerdings das auch mal  Mist passieren kann. (Was aber für mich jetzt eher mehr Spannung bedeuten würde)
Als Mitspieler muss man dann uU. auch damit umgehen können.

Edit. Von Bestrafung (weil in taktischen Situationen nicht konsequent genug ausgespielt) würde ich jetzt absehen.

Wenn jemand sich nur selbst schadet, dürfte das kein großartiges Problem sein.
Üblicherweise hängen die Mitspieler da dann aber mit drin.
Ingame würden sich gerade Leute in so kritischen Situationen genau überlegen wen sie da mitnehmen.
Auf Spielerebene will man aber nach Möglichkeit ja erst einmal keinen ausschließen.
In Summe kollidiert das dann ohne weitere Maßnahmen, weil die Gruppe dieser Art Bespaßung hilflos ausgeliefert ist.

Also würde man die Art der als zulässig eingestuften Persönlichkeitseigenschaften oder zumindest gewisse Ausformungen vorher ausschließen oder es gibt eine erklärte alles geht Gruppe, wo der Störer halt auch damit rechnen muss dann auf die eine oder andere Art und Weise ausgeschlossen zu werden - oder erst gar nicht mit aufgenommen zu werden, wenn das dem Rest der Gruppe als Belastung erscheint. 
Hilft aber auch nicht, wenn der Betreffende z.B. spontan "Pyromanie" entwickeln will.

Ist das Problem erkannt, halbwegs berechenbar und die Figur nicht netto nutzlos, kann es zum Teil des Spiels werden:" wir scouten schon mal vorsichtig vor, Barde. Beschäftige du unseren Troll und wenn wir in Probleme geraten kommt schnell hinterher". 

Wobei wir immer noch nicht vom a) selektiven und b) hinterhältigen Spiel weg wären.
a) könnte man charaktergerechtes Spiel eigentlich nur zum Abschluss eines Spiels beurteilen, da das Problem ja typischerweise der Bruch in einer entscheidenden Szene ist, nicht das Ausspielen ohne echte Krise.
"Ach lass den Benny stecken - meine Schlangenangst ist heute nicht soo stark wie sonst"

b) Die Fälle wie beim Taschenlampenfallenlasser hängen ja typischerweise daran, dass der Vorfall unvorhersehbar und nicht mehr abwendbar plötzlich zum Schaden der anderen erfolgt. Das behandeltst du mit Belohnungen auch nicht.

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ghoul am 20.01.2021 | 16:34
@Issi: Ich finde es anmaßend, wenn ein SL bewerten will, ob ich "Charakter-gerecht" spiele. Der kann doch in mich nicht reingucken!
Überhaupt will ich von SLn nicht bewertet werden.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Rowlf am 20.01.2021 | 16:36
@Issi: Ich finde es anmaßend, wenn ein SL bewerten will, ob ich "Charakter-gerecht" spiele. Der kann doch in mich nicht reingucken!
Überhaupt will ich von SLn nicht bewertet werden.
Dem schließe ich mich an, bin ja nicht mehr in der Schule.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Erbschwein am 20.01.2021 | 16:42
Hallo,

Vielleicht ist das SL gut gemeint, dass man als SPL sein SC so spielen kann. Dass aus seinem Verhalten gut und schlechte Ereignisse passieren kann.
Wodurch nicht der SL wissen muss, ob dieses geplant war oder nicht.

Man kann nur deuten, das die Situation brenzlig oder nur gut war. Daraus kann man Lernen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 17:09
@Issi: Ich finde es anmaßend, wenn ein SL bewerten will, ob ich "Charakter-gerecht" spiele. Der kann doch in mich nicht reingucken!
Überhaupt will ich von SLn nicht bewertet werden.
Das ist grenzwertig. Stimmt schon.

Ich dachte da auch eher an ein Honorieren durch die gesamte Gruppe.
Wenn halt alle finden: Cool!

Ich als Einzelperson würde das auch nicht werten wollen.
Da muss schon die ganze Gruppe das so empfinden.

Wir hatten das ein paar Mal, wo ich auch als Mitspieler fand: Cool oder WoW.
(BSP: Figur lässt sich Narbe im Gesicht bewusst nicht heilen, um sich an ihre Rache zu erinnern. uÄ :)
Objektiv ist das natürlich nicht. Kann es auch gar nicht sein.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 17:18
Wenn jemand sich nur selbst schadet, dürfte das kein großartiges Problem sein.
Üblicherweise hängen die Mitspieler da dann aber mit drin.
Ingame würden sich gerade Leute in so kritischen Situationen genau überlegen wen sie da mitnehmen.
Auf Spielerebene will man aber nach Möglichkeit ja erst einmal keinen ausschließen.
In Summe kollidiert das dann ohne weitere Maßnahmen, weil die Gruppe dieser Art Bespaßung hilflos ausgeliefert ist.

Also würde man die Art der als zulässig eingestuften Persönlichkeitseigenschaften oder zumindest gewisse Ausformungen vorher ausschließen oder es gibt eine erklärte alles geht Gruppe, wo der Störer halt auch damit rechnen muss dann auf die eine oder andere Art und Weise ausgeschlossen zu werden - oder erst gar nicht mit aufgenommen zu werden, wenn das dem Rest der Gruppe als Belastung erscheint. 
Hilft aber auch nicht, wenn der Betreffende z.B. spontan "Pyromanie" entwickeln will.

Ist das Problem erkannt, halbwegs berechenbar und die Figur nicht netto nutzlos, kann es zum Teil des Spiels werden:" wir scouten schon mal vorsichtig vor, Barde. Beschäftige du unseren Troll und wenn wir in Probleme geraten kommt schnell hinterher". 

Wobei wir immer noch nicht vom a) selektiven und b) hinterhältigen Spiel weg wären.
a) könnte man charaktergerechtes Spiel eigentlich nur zum Abschluss eines Spiels beurteilen, da das Problem ja typischerweise der Bruch in einer entscheidenden Szene ist, nicht das Ausspielen ohne echte Krise.
"Ach lass den Benny stecken - meine Schlangenangst ist heute nicht soo stark wie sonst"

b) Die Fälle wie beim Taschenlampenfallenlasser hängen ja typischerweise daran, dass der Vorfall unvorhersehbar und nicht mehr abwendbar plötzlich zum Schaden der anderen erfolgt. Das behandeltst du mit Belohnungen auch nicht.
"Mitgehangen mitgefangen" ist so, leider.
Die Gruppe muss es insgesamt kaufen. Nicht nur die SL.
Wenn die Gruppe das findet blöd. Dann ist es das meistens auch.
Aber nicht immer.

Mir ist auch klar, dass das ein sehr schmaler Grad ist.
Keiner möchte wieder in die Schule gehen oder erzogen werden.
Und keiner hat Block auf TLF. die das jenseits von konsistentem Spiel machen, um andere reinzureiten.

Ich kann mich nur an zwei Situation erinnern, wo mein SL extra Punkte vergeben hat.
Das fand ich eigentlich stimmig.

Aber auch genug Situationen, wo  Spieler wegen.."mein Charakter ist halt so Moves" unnötig und sinnfrei eskaliert haben.

Edit.
Ich würde als SL halt, wenn man sowas überhaupt vorhat, den Rest der Gruppe fragen, ob die das auch honorierenswert finden?
(Das war bei uns zumindest immer so)
Wenn die auch finden: "Ja das war Cool.", Warum denn nicht?

Ich finde ja gutes Charakterspiel belohnt sich selbst automatisch, weil dadurch das Spiel für alle am Tisch besser wird.
(Man bräuchte deshalb eigentlich keine extra Belohnung)
Aber für Gruppen die bislang darauf geeicht sind möglichst "clean" zu spielen, und die dafür auch auf stimmiges Charakterspiel verzichten, könnte das ja eventuell Anreiz sein. Muss es natürlich nicht.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 20.01.2021 | 20:20
Erstens ist der 'Taschenlampen-Fallenlasser' außerhalb hoch kompetetiver Gruppen kein Problem. Es ist bei mir am Tisch gerne gesehen. Der Spielleiter, der nicht erkennt was passiert und darauf reagieren kann, hingegen, ist ein Problem.

Zweitens, natürlich werden unterhaltsame/bessere Rollenspieler von mir gesondert belohnt. Hat auch nix mit Schule zu tun, weil ich als SL da keine langen Vorträge halte. Wenn ein Spieler nicht erträgt, dass BillyBobJoe nebenan die Extra-XP für gutes Rollenspiel bekommt, dann sollte er beim nächsten Mal eben auch mehr zum Spiel beitragen oder halt damit leben.

Drittens, es ist für mich auch keine Frage, ob das Rollenspiel irgendwelchen aufgeschriebenen Charaktereigenschaften entspricht - es sollte halt nicht zum Kopfkratzen führen, weil man einen etablierten SC ohne guten Grund nicht wiedererkennt. (Und falls der gute Grund vorläufig verdeckt ist, dann kann man die Belohnung ja nach dem Lüften des Schleiers noch vergeben.)
Negativbeispiel: Daenerys in den letzten Episoden von GoT. Eigentlich fast all in den letzten Episoden von GoT.  ;D
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 20.01.2021 | 21:18
Negativbeispiel: Daenerys in den letzten Episoden von GoT. Eigentlich fast all in den letzten Episoden von GoT.  ;D
Das ham se halt echt verkackt. :P


Als SL stören mich TFL auch nicht.
Aber uU. als Mitspieler, wenn meine Figur deshalb draufgeht, weil einer einen auf "Selbstmord Laune- ich will eh was neues Spielen -Mal sehen wie viele ich von euch mitnehme" macht. - Und die SL dann sagt: " OK, gewählt, gespielt."
KIA.(Killed in Action)
Aber das ist dann wirklich auch ein OT Problem.

Solange das Fallen lassen, zur Figur passt, und im Rahmen bleibt,  ist alles Ok.

Zur Bewertung :
Ich spiele mit Leuten die Charakterspiel drauf haben, und selber auch SL sind.
Ich glaube, wenn ich damit anfangen würde, würden die mich auslachen und umgekehrt.
Könnten uns dabei gar nicht Ernst nehmen.

Es sorgt denke ich auch, ob man es will oder nicht, für eine Art "Gefälle."
Zumindest wenn man das als SL alleine bestimmt und routinemäßig macht.

Und evtl. stärkt das auch eine Art Konkurrenz Gedanken unter SPL.

Schwierig. :think:

Wenn die ganze Gruppe sowas zusammen vergibt, zu besonderen Highlights, oder als Spaß, dann ist das gefühlt nicht so.

Aber brauchen tut man das eigentlich nicht.

(Je länger ich darüber nachdenke :Ich glaube meine Idee der Belohnung war blöd. Nehme sie zurück)

Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ArneBab am 20.01.2021 | 22:40
Das sehe ich anders. Die Big-Five sind ein gutes Modell, erfassen aber eben einen nur einen Teilaspekt von Persönlichkeit. Werthaltungen oder Bewältigungsstile sind z.B. explizit außen vor. Dazu kommt, dass Persönlichkeit als "mittelfristig stabil" definiert ist. Sprich, wir haben es mit einen ganzen Set an Faktoren zu tun, die sich über die Zeit verändern und deren Veränderungsgeschwindigkeit sich auch noch unterscheidet (Werthaltungen ändern sich z.B. viel leichter als Big-Five Eigenschaften, weil sie anders als die Big-Five nicht biologisch mitbedingt sind). Insgesamt ist mein Eindruck, dass wir schon viel über die "Natur des Menschen" wissen. Dies zeigen auch die Erfolge der (professionellen) Psychotherapie, die deutlich über Placebo hinaus wirkt.
Die professionelle Psychotherapie braucht immernoch viel Intuition.

Im Vergleich zu körperlichem, bei dem wir messen können, wie schnell jemand rennt, wie viel jemand heben kann, usw. und damit recht gut vorhersagen können, wer eine Chance bei bestimmten Wettbewerben haben könnte, sind Sachen wie Assessment Center, Bewerbungsgespräche, usw. immernoch ganz viel Kaffeesatzleserei — wenn auch mit viel Aufwand betrieben.

Kann ich mit vorherigen Messungen herausfinden, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand andere Leute überzeugt? Also die Wahrscheinlichkeiten bei typischen Proben abschätzen, wie wir es beim Rollenspiel mit Klettern, Rennen und Springen machen?
Zitat
Ich persönlich halte es jedoch für gar nicht erstrebenswert, die menschliche Psyche im Rollenspiel "realistisch" abzubilden. Denn mit diesem Ziel landen wir schnell beim "Simulationismusproblem": Das geht zwar theoretisch halbwegs, wäre aber dann (regelseitig) so kompliziert, dass es kaum einer spielen kann/will. Teilaspekte realistisch und für die Spieler gut handhabbar abzubilden, finde ich schon einen riesen Gewinn.
Ich hätte gerne etwas, mit dem auch soziales wirklich gewürfelt werden kann, aber um das halbwegs gut zu machen, müsste ich die menschliche Psyche als das Feld abbilden, auf dem gekämpft wird, und das sehe ich noch nicht.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 21.01.2021 | 11:16
Ich hätte gerne etwas, mit dem auch soziales wirklich gewürfelt werden kann, aber um das halbwegs gut zu machen, müsste ich die menschliche Psyche als das Feld abbilden, auf dem gekämpft wird, und das sehe ich noch nicht.
Der Wurf allein ersetzt ja (normalerweise) das Charakterspiel nicht.
Und das entscheidet doch maßgeblich mit, in welche Richtung ein Gespräch überhaupt läuft.
Auf welchen Wert du würfelst, um das Anliegen der Figur zu untermauern, ist gar nicht so entscheidend.
Das könnte auch "Charisma" oder "Beredsamkeit" sein.

Die Entscheidung: "Das will ich jetzt mit der Figur erreichen!"  Wird doch ohnehin spontan von den Spielern getroffen.

Dann geht es doch nur noch darum, das, was die SPL für ihre Figur zu erreichen suchen, durch einen Wurf zu untermauern.

Will damit sagen, selbst wenn du eine komplexe Menschliche Psyche abbilden könntest, würden dennoch die SPL entscheiden, was die Figur tut. Die Figur selbst ist ja nur ein Konstrukt, das nicht selbständig denkt und handelt.


Wenn du Charakterspiel durch Regeln fördern willst, dann sollte der Wurf nach dem Ausspielen oder Argumentieren kommen, nicht vorher.
Wenn du die SPL dagegen nur würfeln lässt, (Und das Gespräch nach dem Wurf nur nachstellst) verkümmert uU. dieser Aspekt des Rollenspiels.

In M5 z.B. musst du zuerst argumentieren, bevor du würfelst. Und je nachdem wie gut du für die Figur argumentierst (Wie erfolgsversprechend sind deine Argumente in diesem Gespräch?), modifiziert das deinen Wurf.

Wenn deine Argumente für das Gegenüber super einleuchtend sind, kann der Wurf entfallen. Wenn sie das Gegenüber abstoßen, kann man sich den Wurf sparen.

Man muss sich hier auf jeden Fall in die Situation und Figur hineinversetzen, und  selbst Argumente finden, um in Sozialen Situationen erfolgreich zu sein.
Die Regel fördert Charakterspiel durchaus, da es für den Erfolg erforderlich ist.

Das könnte man auch in anderen Systemen so machen. Selbst in solchen, wo nach Regeln für den Erfolg einer Sozialen Situation nur gewürfelt werden muss.

Natürlich entscheidet hier die SL auch über den Wert der Argumentation. Aber eben auf Grundlage der Motivationen des NSC, mit dem sich der SC unterhält.


Beispiel: Der SC bietet dem NSC etwas an, was der unbedingt will oder braucht (Große Erfolgchancen)
Oder der SC bietet dem NSC etwas an, was er verabscheut (Keine Erfolgchancen)


Edit.

Man kann das natürlich auch so abhandeln:
SPL: Meine Figur bietet dem Händler ihren  magischen Dolch an, und bittet ihn dafür um eine Kostprobe vom seltenen hochmagischen Heilkraut.

Oder aber man spielt das Gespräch wirklich aus. Es kommt praktisch eine echte Unterhaltung (zwischen SPL und SL bzw. ihren Figuren) zustande.
Charakterspiel eben.



Es bestünde auch die Möglichkeit Soziale Fertigkeiten ganz wegzulassen.
Also Gespräche nur zu Erspielen ohne Wurf.

Aber hier würden manche vielleicht  bemängeln, dass SPL, die sich mit Argumentation und/oder Charakterspiel schwer tun, klare Nachteile haben.
(Bzw. das nicht durch einen unterstützenden Wurf ausgleichen/abmildern können)



Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ArneBab am 21.01.2021 | 12:58
Der Wurf allein ersetzt ja (normalerweise) das Charakterspiel nicht.
Und das entscheidet doch maßgeblich mit, in welche Richtung ein Gespräch überhaupt läuft.
Auf welchen Wert du würfelst, um das Anliegen der Figur zu untermauern, ist gar nicht so entscheidend.
Vor der Frage, auf was du würfelst, kommt die Frage, was wann erreichbar ist.

Bei körperlichem haben wir das: Der hat Stärke 21, ich habe Stärke 9 — egal was ich würfle, ich werde im Armdrücken verlieren. Da hilft dann auch kein Argumentieren mit der richtigen Handgelenksdrehung. Aber im Kampf könnte ich trotzdem gewinnen, weil da Stärke ja nur ein Aspekt ist.

Bei psychischem haben wir sowas nur sehr rudimentär — üblicherweise über absolute Vorteile und Nachteile abgebildet: Einen Fanatiker überzeugst du nicht. Aber dabei, ihn zu einer bestimmten Handlung zu verleiten … keine Ahnung, was der Fanatismus da an regeltechnischen Auswirkungen hat, weil ich keine Richtlinie für Schaden auf persönliche Überzeugungen habe. Genauer: Es gibt schon Regelwerke, die das nutzen, aber die habe ich bisher in dem Aspekt noch nicht als gut genug funktionierend empfunden, um das allgemein zu übernehmen.

Ich möchte hier aber nicht die Diskussion „sollen wir überhaupt auf Sozialfertigkeiten würfeln“ wieder aufmachen. Die würde länger und hätte kein Ergebnis — Erfahrungswert im :T: :-)
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 21.01.2021 | 13:33
Vor der Frage, auf was du würfelst, kommt die Frage, was wann erreichbar ist.

Bei körperlichem haben wir das: Der hat Stärke 21, ich habe Stärke 9 — egal was ich würfle, ich werde im Armdrücken verlieren. Da hilft dann auch kein Argumentieren mit der richtigen Handgelenksdrehung. Aber im Kampf könnte ich trotzdem gewinnen, weil da Stärke ja nur ein Aspekt ist.
Bei Sozialen Fertigkeiten ist das mMn. nicht ganz so einfach, wie bei der Stärke.

Oder anders, bestimmte Dinge, können dir, neben der allgemeinen "Stärke" in Punkto Kommunikation Vorteile verschaffen.

Und das sind eben  zB. diese Argumente.
Oder schlicht: Du besitzt etwas was das Gegenüber will, und wirfst das beim Gespräch in die Waagschale.

Das hat mit Beredsamkeit selbst, nix zu tun.
Du nutzt halt die Ressourcen, die du hast.
Und allein diese Tatsache erhöht deine Chance.

A la " Ich habe den magischen Stein, den du schon immer gesucht hast."

Das dürfte jegliche Überzeugungsarbeit schon stark reduzieren.
Und das schafft auch der Druide, der sich sonst nur mit Bäumen unterhält.

Von daher gibt es im sozialen mMn. wesentlich mehr Faktoren die der Wert allein nicht abdeckt.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 21.01.2021 | 13:34
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Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 21.01.2021 | 14:02
@
Alexander Kalinowski

Yep
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Edit.
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Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 24.01.2021 | 01:32
Die professionelle Psychotherapie braucht immernoch viel Intuition.

Komm darauf an, was du mit Intuition meinst. Ich kopiere hier mal, wie ich in einer Designer Note meines Systems Intuition erklärt habe:

Intuition ermöglicht, eine Situation schnell und ohne bewusste Analyse richtig zu erfassen. Auf dieser Basis können dann ohne bewusste Handlungsplanung rasch situationsangemessene Entscheidungen getroffen werden. Intuition basiert auf viel Lernerfahrung mit der jeweiligen Situationsklasse, die zur Automatisierung von Denk- und Entscheidungsprozessen geführt hat. Somit ist Intuition kein allgemeines sondern ein hochgradig bereichsspezifisches Merkmal. Wer eine Fertigkeit intensiv trainiert hat, verfügt in Situationen, die mit genau dieser Fertigkeit zusammenhängen, über hilfreiche Intuitionen.

In diesem Sinne sind Intuitionen in der Psychotherapie (wie in jedem anderen Bereich) genau so hilfreich, wie die Qualität des Trainings, auf denen sie basieren.

Im Vergleich zu körperlichem, bei dem wir messen können, wie schnell jemand rennt, wie viel jemand heben kann, usw. und damit recht gut vorhersagen können, wer eine Chance bei bestimmten Wettbewerben haben könnte, sind Sachen wie Assessment Center, Bewerbungsgespräche, usw. immernoch ganz viel Kaffeesatzleserei — wenn auch mit viel Aufwand betrieben.

Zum Assessment Center bzw. Eignungsdiagnostik in der Arbeits- und Organisationspsychologie kann ich nicht viel sagen, mein letzter Stand aus dem Studium vor 15 Jahren gibt dir aber tendenziell recht: Da habe ich noch gelernt, dass auch ein professionell durchgeführtes Assessment Center nur dann mehr Nutzen als ein einfacher (und billiger) IQ-Test hat, wenn die IQ-Varianz der Bewerber eingeschränkt ist.

Ich hätte gerne etwas, mit dem auch soziales wirklich gewürfelt werden kann, aber um das halbwegs gut zu machen, müsste ich die menschliche Psyche als das Feld abbilden, auf dem gekämpft wird, und das sehe ich noch nicht.

Ganz rudimentär macht das Arcane Codex 3, S. 133 im Regelwerk.

Danke übrigens auch für den Hinweis auf dein EWS vorher,  das schaue ich mir auf jeden Fall an.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 24.01.2021 | 09:06
In diesem Sinne sind Intuitionen in der Psychotherapie (wie in jedem anderen Bereich) genau so hilfreich, wie die Qualität des Trainings, auf denen sie basieren.
Korrekt. Und wenn da die Intuitionsbildung daneben gegangen ist, redet man wieder von den falschen Glaubenssätzen, die erst überwunden werden müssen, bevor es besser werden kann.

Wobei Attribute da ja eh typischerweise abstraktere Gruppenbezeichner sind. Aber als Fertigkeit wäre Intuition tatsächlich Teil einer spezifischen Fertigkeit und keine eigenstehende danebenstehende (unmystische) Fertigkeit.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 24.01.2021 | 09:21
Im Rollenspiel ist für gewöhnlich die Intuition des Spielers entscheidend, nicht die der Figur.
Der SPL hat z.B. ein blödes Gefühl, in einer bestimmten Situation.
Selbst, wenn er seinen Wurf auf "Gefahreninstinkt" oder" Intuition" vergeigt, wird dieses Gefühl beim SPL bleiben.
Ein "Deine Figur findet nix ungewöhnlich" wird das Gefühl selbst nicht verändern.
Es kann den SPL höchstens dazu nötigen, die Figur gegen seine Intuition handeln zu lassen.
Was üblicherweise auch zu einer Art Immersions Bruch führt.
(Bzw. dazu, dass man die Figur von Außen lenkt, weil man, würde man weiterhin an ihrer Stelle handeln, anders reagieren würde)

Edit.
Ich finde es deshalb auch nur bedingt sinnvoll, solche Attribute zu hart zu verregeln.

Sie können evtl. helfen, wenn SPL das Gefühl fehlt. A la "Deiner Figur kommt etwas merkwürdig vor".
Aber nicht, um ihr eigenes Empfinden zu "überschreiben."




Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 24.01.2021 | 09:38
Im Rollenspiel ist für gewöhnlich die Intuition des Spielers entscheidend, nicht die der Figur.
Der SPL hat z.B. ein blödes Gefühl, in einer bestimmten Situation.
Selbst, wenn er seinen Wurf auf "Gefahreninstinkt" oder" Intuition" vergeigt, wird dieses Gefühl beim SPL bleiben.
Ein "Deine Figur findet nix ungewöhnlich" wird das Gefühl selbst nicht verändern.
Es kann den SPL höchstens dazu nötigen, die Figur gegen seine Intuition handeln zu lassen.
Was üblicherweise auch zu einer Art Immersions Bruch führt.
(Bzw. dazu, dass man die Figur von Außen lenkt, weil man, würde man weiterhin an ihrer Stelle handeln, anders reagieren würde)

Edit.
Ich finde es deshalb auch nur bedingt sinnvoll, solche Attribute zu hart zu verregeln.

Sie können evtl. helfen, wenn SPL das Gefühl fehlt. A la "Deiner Figur kommt etwas merkwürdig vor".
Aber nicht, um ihr eigenes Empfinden zu "überschreiben."

Der Spieler hat dieses schlechte Gefühl/Empfinden aber sehr häufig  nicht aus der Charakterperspektive gespeist, sondern aus dem Spielerwissen heraus : Der SL hat gegrinst im Extremfall ... .
Das würde ich als alles andere als Immersion bezeichnen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 24.01.2021 | 09:45
Der Spieler hat dieses schlechte Gefühl/Empfinden aber sehr häufig  nicht aus der Charakterperspektive gespeist, sondern aus dem Spielerwissen heraus : Der SL hat gegrinst im Extremfall ... .
Das würde ich als alles andere als Immersion bezeichnen.
Wenn die SL NSC gut darstellt, können auch da bereits Ungereimtheiten auftreten, die bei SPL die Alarmglocken läuten lassen.
(Mimik, Stimme, Widersprüche, Reaktionen auf bestimmte Fragen etc.)

Wäre doch schade wenn ein SL OT blöd grinsen muss, um den Spielern so etwas zu vermitteln.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 24.01.2021 | 09:46
Wenn die SL NSC gut darstellt, können auch da bereits Ungereimtheiten auftreten, die bei SPL die Alarmglocken läuten lassen.
(Mimik, Stimme, Widersprüche, Reaktionen auf bestimmte Fragen etc.)

Wäre doch schade wenn ein SL OT blöd grinsen muss, um den Spielern so etwas zu vermitteln.

Wenn der SL das nicht gut darstellen kann oder der SPL nicht gut lesen kann, kommt reichlich Mist bei raus ...
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 24.01.2021 | 09:53
Wenn der SL das nicht gut darstellen kann oder der SPL nicht gut lesen kann, kommt reichlich Mist bei raus ...
Wenn der SL nicht gut darstellen kann, wird es mit "Charakterspiel" sowieso schwierig.
Da helfen auch keine Attribute.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Maarzan am 24.01.2021 | 10:06
Wenn der SL nicht gut darstellen kann, wird es mit "Charakterspiel" sowieso schwierig.
Da helfen auch keine Attribute.

Doch genau das tun Mechaniken. Nicht perfekt, nicht jede Eventualität abdeckend bzw. nicht so gut, als wenn beide Seiten da Talent UND gleiche Vorstellungen haben, aber sie helfen eben doch in einer Menge Situationen eine halbwegs solide Basis zu setzen, auf welcher aufgebaut werden kann und die meisten Situationen in relativ kurzer (Diskussions-)Zeit geklärt werden können.

Und mit mehr Erfahrung sowohl bei der Darstellung selbst wie auch dem Abgleich zwischen den Spielern kann man dann zunehmend diese Stützräder dann in dieser Konstellation manchmal zurücklassen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: nobody@home am 24.01.2021 | 10:27
Wenn der SL nicht gut darstellen kann, wird es mit "Charakterspiel" sowieso schwierig.
Da helfen auch keine Attribute.

Das hieße dann in letzter Konsequenz: "'Charakterspiel' ist allein die reine Schauspielkunst und nach nützlichen Anregungen suche ich am besten, indem ich zusätzlich zum Spiel am Tisch noch einer Theatergruppe beitrete".
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 24.01.2021 | 10:28
Doch genau das tun Mechaniken. Nicht perfekt, nicht jede Eventualität abdeckend bzw. nicht so gut, als wenn beide Seiten da Talent UND gleiche Vorstellungen haben, aber sie helfen eben doch in einer Menge Situationen eine halbwegs solide Basis zu setzen, auf welcher aufgebaut werden kann und die meisten Situationen in relativ kurzer (Diskussions-)Zeit geklärt werden können.

Und mit mehr Erfahrung sowohl bei der Darstellung selbst wie auch dem Abgleich zwischen den Spielern kann man dann zunehmend diese Stützräder dann in dieser Konstellation manchmal zurücklassen.

Diese Stützräder verhindern mMn. nur leider teilweise schon im Vorfeld das, was für gutes Charakterspiel notwendig wäre.

Nimm Mal DSA 1.
(Gut als das aktuell war, gab es Rollenspiel  ohne mich)
Aber selbst mit einem Wert auf Charisma, kann alles gespielt werden.

Gab es deshalb schlechteres Charakterspiel?
Oder gar keines?
(Ich tippe auf Nein)

Und jetzt soll es auf einmal nur noch untalentierte SL und SPL geben, die ohne Stützräder nicht mehr fahren können?

Das glaube ich jetzt nicht.
Es gibt sogar Rollenspiele, die ganz ohne Würfel auskommen.
Da steht dann auch nicht drauf: Vorsicht!
(Nichts für Spieler ohne Schauspielausbildung)

Das eigentliche"Stützrad" ist doch schon, dass es nur ein Spiel ist.

Ich hatte Mal ein SL der hat alle NSC gleich monoton gesprochen. Keine Mimik nichts.
Da hatte man keine Chance.
Aber das sind dann doch eher Sonderfälle.


Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 24.01.2021 | 10:38
Das hieße dann in letzter Konsequenz: "'Charakterspiel' ist allein die reine Schauspielkunst und nach nützlichen Anregungen suche ich am besten, indem ich zusätzlich zum Spiel am Tisch noch einer Theatergruppe beitrete".
Nicht "Allein" - nein.

Aber du brauchst schon eine SL die mit dir spielt. Bzw. die die Figuren spielt.
Es hilft schon, wenn man einen Unterschied erkennt, ob man sich gerade mit NSC X oder NSC Y unterhält.
Wenn spezifische "Charakterzüge" einer Figur erkennbar sind.
Würde ich behaupten, das wäre für Charakterspiel nicht hilfreich, wäre es eine Lüge.


Von irgendeiner " reinen Schauspiel Kunst" war nicht die Rede.


Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 24.01.2021 | 19:24
Wobei Attribute da ja eh typischerweise abstraktere Gruppenbezeichner sind. Aber als Fertigkeit wäre Intuition tatsächlich Teil einer spezifischen Fertigkeit und keine eigenstehende danebenstehende (unmystische) Fertigkeit.

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Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 24.01.2021 | 20:58
Gab es deshalb schlechteres Charakterspiel?
Oder gar keines?
(Ich tippe auf Nein)

Ich muss hier noch einmal an den Text von Ulrich Kiesow erinnern über den Settembrini sich in seinem Blog so beschwert hat. Es gab damals definitiv schlechteres Charakterspiel, aber die Spieler waren ja auch jung - und brauchten das Geld.  ;D
Damals ging es um Hack & Slash. Und im Ausbau-Set kamen dann ja auch schon die zwischenmenschlichen Talente mit daher.

Aber ich betrachte die betreffende Situation hier wiederum explizit herausforderungs-orientiert:
"Was steht auf dem Spiel und wie kann man was erreichen? Was ist die Aufgabe für die Spieler hier?"
Die Charakterdarstellung des NSCs durch den SL richtig zu lesen und zu durchschauen?
Ihn per Fertigkeitswurf zu durchschauen? Beides kombiniert oder sich gegenseitig modifizierend?
Das sind alles legitime Ansätze im Rollenspiel, man muss als SL nur auch mal eine explizite Entscheidung über die Natur der Herausforderung treffen, wenn es gut werden soll.

Und wenn die SPL den NSC nicht durchschauen können, ob via Rollenspiel oder Würfelwurf, dann haben 'se halt Pech gehabt.

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Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 25.01.2021 | 01:06

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Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 25.01.2021 | 08:46

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Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Issi am 25.01.2021 | 10:14
Vielleicht wäre es interessant zu wissen, was jeder unter "Charakterspiel anregen" versteht, damit man sich besser darüber unterhalten kann.

Ich verstehe darunter:
Dass man die SPL dazu ermuntert, sich mehr in ihren Charakter hinzuversetzen, sich in ihn hineinzudenken, hineinzufühlen, und diesen, wenn möglich, auch auszuspielen.
Ausspielen in Form von : Für den Charakter Reden, Denken und Handeln.
Der Unterschied zum Theater, ist auch der, dass es kein Drehbuch gibt (Auch keinen Regisseur).
Die SPL entscheiden in jeder Situation neu, was ihr Charakter tut.
Der Charakter hat zwar bestimmte festgelegte Eigenschaften. Aber sein "Innenleben"(Gedanken, Gefühle) wird den SPL nicht vorgegeben.
Die SPL beleben diese Figur, indem sie sich in sie hineinversetzen, und an Stelle der Figur handeln.

Die Adressaten sind also die SPL.
Die sollen Lust bekommen, das mehr zu machen. Die sollen Spaß daran haben, das mehr zu machen.

Das Innenleben einer Figur  (Wie sie fühlt, entscheidet, handelt) liegt also beim SPL.
Dem SPL darf also möglichst nicht von irgendwelchen Regeln vorgeschrieben bekommen, wie er in bestimmten Situationen zu denken und zu handeln hat.

Wenn man das trotzdem macht, schränkt das die Entscheidungsmöglichkeiten der SPL ein.
Und das führt mEn. nicht dazu, dass SPL mehr Spaß haben sich in ihre Figur hineinzuversetzen, sondern weniger.

Vielleicht kommen dabei von Außen betrachtet Figuren raus, die ohne große Abweichungen das darstellen, was man auf dem Charakterbogen festgelegt hat.
Aber für die SPL selbst führt dieser Darstellungszwang idR. nicht zu mehr Freude.
Und auch nicht zu der nötigen Zwanglosigkeit, die man braucht, um sich an das freie und spontane Spielen heranzuwagen.


Inspiration ist ja das Gegenteil von Zwang.
Das sind Ideen und Vorschläge, keine Gesetze.

Wenn mich ein Spiel also inspirieren will, dann sollte es mich  möglichst nicht zu bestimmten Verhaltens- oder Handlungsweisen
(bzgl. meiner Figur) zwingen.
Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: flaschengeist am 26.01.2021 | 21:06
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Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 27.01.2021 | 23:28
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Titel: Re: Welche RPGs bieten gute Anregungen, um Charakterspiel zu befördern?
Beitrag von: ArneBab am 1.02.2021 | 12:36
Intuition ermöglicht, eine Situation schnell und ohne bewusste Analyse richtig zu erfassen. Auf dieser Basis können dann ohne bewusste Handlungsplanung rasch situationsangemessene Entscheidungen getroffen werden. Intuition basiert auf viel Lernerfahrung mit der jeweiligen Situationsklasse, die zur Automatisierung von Denk- und Entscheidungsprozessen geführt hat. Somit ist Intuition kein allgemeines sondern ein hochgradig bereichsspezifisches Merkmal. Wer eine Fertigkeit intensiv trainiert hat, verfügt in Situationen, die mit genau dieser Fertigkeit zusammenhängen, über hilfreiche Intuitionen.
Die Beschreibung ist toll! Entspricht auch dem, was ich bisher über Intuition weiß :-)
Zitat
Danke übrigens auch für den Hinweis auf dein EWS vorher,  das schaue ich mir auf jeden Fall an.
Nimm am besten die aktuellste Fassung: http://www.1w6.org/releases/ews30-raC.pdf