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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: flaschengeist am 9.07.2021 | 18:21

Titel: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: flaschengeist am 9.07.2021 | 18:21
In letzter Zeit ist mir beim Hören von RPG-Podcasts immer wieder aufgefallen, dass der Begriff "balancing" sehr unterschiedlich verstanden wird. Ich z.B. verstehe balancing so: Charaktere, die gleiche Charakterressourcen (Erfahrungspunkte, Stufen, Talente etc.) in einen Kompetenzbereich (z.B. Kampf, soziale Interaktion, Wildnis, Wissen) stecken, sollen relativ ähnlich Kompetenzen ernten.

Was ist für euch balancing? Und bitte keine Diskussionen über den Sinn und Unsinn von balancing und darüber, ob das, was jemand darunter versteht, "richtig" ist. Mir geht es darum, ein möglichst breites Bild davon zu erhalten, was so alles unter den Begriff subsummiert wird.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Metamorphose am 9.07.2021 | 18:42
Für mich ist Balancing Verhältnissmässigkeit.
Wenn zwei Abenteurer*innen das gleiche Kompetenzniveau (oder Stufe) haben, dass sie dann auch etwa gleich viel Chancen auf Erfolg haben.
Das wird für mich daran gemessen, dass in den verschiedenen Kompetenzbereichen die das System bietet, sie in etwa gleich viel Kompetenz-zuwachs haben konnten. Das alles einfach in der internen Logik des Systems oder der Welt Verhältnissmässig ist. Für mich hat Balancing viel mit Logik und nichts mit ausgeglichenheit zu tun.
Edit: Hatte hier viel mehr Text, kürzte es aber da es ein bisschen zu agedreht war ;)
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2021 | 19:01
Balancing findet für mich auf zwei Ebenen statt. Zum einen sollten alle Mitspielenden einigermaßen gleichwertige Möglichkeiten haben, in ihrem Sinne zum Spiel beizutragen. Das kann man noch mal in Balancing der Kompetenz und Balancing des Spotlights aufteilen. Je nach Spielrunde ist das eine oder das andere mehr oder weniger relevant.

Zum anderen sollten sie, sofern man dieses Balancing wünscht, mit Herausforderungen konfrontiert werden, die mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln überwindlich sind.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: aikar am 9.07.2021 | 19:13
Dass zwei Spieler mit Charakteren der selben Erfahrungsstufe bei üblichem Spielstil dieses Systems das Gefühl haben, gleich fähig und wichtig für den Erfolg der Gruppe zu sein, auch ohne ständigen Eingriff der Spielleitung zum Nachjustieren des Spotlights.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: schneeland am 9.07.2021 | 19:22
Für mich gibt es da im Wesentlichen drei Dimensionen:
1) Dem eigenen Charakter-Kompetenzbereich entsprechende Widersacher vorzufinden
2) Eine vergleichbare Kompetenz verschiedener Charaktere
3) Vergleichbare Anteile am Rampenlicht im Spiel

(2) und (3) sind manchmal, aber m.E. nicht immer deckungsgleich.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Flamebeard am 9.07.2021 | 20:11
Balancing findet für mich statt, wenn auf Seiten des Regelwerks zwei Dinge gegeben sind:

1) Alle Klassen können auf selbem Entwicklungsstand gleich viel zum Fortschreiten der Geschichte beitragen

2) Sollte dies durch Nicht-Kampfhandlungen stattfinden können, muss dies frühzeitig und eindeutig kommuniziert werden.

Des weiteren muss auf Spieler-Seite eines gegeben sein:

1) Die Spieler müssen sich darüber im Klaren und Willens sein, jede mögliche Lösung eines Problems in Betracht zu ziehen, so sie diese erkennen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Koruun am 9.07.2021 | 20:32
Ein Modewort, das aus der Videospielkultur herübergeschwappt ist, welches es "in den guten alten Zeiten" (in meinem Falle als ich mit AD&D 2E anfing, um 2000 herum) im Rollenspiel nicht gab.
Uh, ich fühle mich ein bisschen "edgy", ist aber meist meine Reaktion auf dieses Wort im Rollenspiel. Scheiß auf Balance.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 9.07.2021 | 20:38
Das Balancing, welches mir jetzt primär einfällt, ist, dass es innerhalb eines "Themas" nicht eine generell überlegene Auswahlmöglichkeit gibt.

Ein anderer negativer Balancingeffekt ist, wenn ein Effekt alle anderen Builds quasi auf seine Schiene zwingt, oder sie ihm in einem breiten Anwendungsbereich relativ hilflos ausgeliefert sind,  erst recht, wenn das dann auch noch weit über das hinausgehend, was settingtechnisch zu erwarten wäre.

Unschön, wenn auch kein direktes Balancing-Problem sondern nur eine unnötige Anfängerfalle oder auch ein Settingfail ist, wenn der Fluff dann eine regeltechnisch klar schwächere bis nutzlose Alternative hochredet.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 9.07.2021 | 22:02
Für mich ist balancing, dass bei verschiedenen „Pfaden“ der Charakterentwicklung sich in ihren Fokus-Szenen nicht einer einen anderen in gemeinsamen Fokus-Szenen in des Schatten stellt, und dass nicht ein Charakter alle Szenen dominieren kann.

(ich weiß nicht, ob das schon jemand geschrieben hat. Um das Threadziel zu erreichen, habe ich das bisher bewusst vermieden)
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 9.07.2021 | 22:16
Nach dem Lesen des Threads bisher: Ich sehe balancing v.a. negativ definiert: Schlechtes Balancing ist, wenn ein SC alle anderen überschattet und dadurch niemand anders mehr was sinnvolles beitragen kann: „Wird ja eh von dem Superdrachensamuraimagierface erledigt, da können wir auch einen trinken gehen“.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: nobody@home am 9.07.2021 | 23:07
Balancing oder eingedeutscht Spielgleichgewicht ist für mich hauptsächlich eine Frage davon, wie gut das System unterstützt, daß mehrere speziell Spielercharaktere gleichberechtigt neben- und miteinander funktionieren. NSC sind dafür eher zweitrangig, auch wenn's natürlich für die SL schön ist, wenn sich deren "Stärke" im Vergleich mit den SC und auch mal einander einigermaßen schnell und zuverlässig einschätzen läßt (das macht die Arbeit mit ihnen einfach grundsätzlich leichter); Aufgabe des Systems ist an dieser Front aus meiner Sicht nicht, der SL vorzuschreiben, was für Begegnungen sie den Spielern und ihren Charakteren anbieten/entgegenstellen darf, sondern nur, ihr bei der Einschätzung des vermutlichen Schwierigkeitsgrads einer gegebenen Zusammenstellung -- so es denn überhaupt zu einem Konflikt o.ä. kommt -- zu helfen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 1of3 am 9.07.2021 | 23:20
Vielleicht so:

Bei einem Problem, das als Gruppe gelöst werden soll, können alle sinnvoll beitragen.
Bei Problemen, die allein gelöst werden sollen, wird nicht all zu viel Zeit verbraucht.
Die Zeit, in der Charaktere Probleme allein lösen, sollte in etwa ausgeglichen sein.

Dann muss man nicht auf Charakterbuilds rekurrieren.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Angalion am 10.07.2021 | 10:58
Ein Modewort, das aus der Videospielkultur herübergeschwappt ist, welches es "in den guten alten Zeiten" (in meinem Falle als ich mit AD&D 2E anfing, um 2000 herum) im Rollenspiel nicht gab.
Uh, ich fühle mich ein bisschen "edgy", ist aber meist meine Reaktion auf dieses Wort im Rollenspiel. Scheiß auf Balance.

Moin allerseits,

das ist auch meist mein erster Eindruck, wenn von Balancing gesprochen wird. Aber genau da setzt für mich auch das Problem an: PnP ist nicht MMORPG. Balancing, also das nicht ein Charakter überdeutlich (durch Mächtigkeit, Vielseitigkeit o.ä.) die anderen aussticht, kann (und sollte) ja in einem PnP Rollenspiel durch die Spielleitung ausgeglichen werden.
Der Grund, warum "Balancing" gerade so ein Thema ist, liegt meiner Meinung nach daran, dass da ein Konkurrenzdenken zwischen den Spielern besteht, was an sich nicht gut ist. Der Gedanke "gemeinsam etwas zu vollbringen" ist da viel wichtiger, als dass zum Beispiel Gegner XY von jedem Character Build (auch aus der MMORPG-Szene übernommen) gleich gut verfahren soll.
Der weitergefasste Balancing-Gedanke zieht dann eben auch das Thema "Wie viel Anteil hat der einzelne Spieler in dieser oder jener Szene" mit ein.
Leider bezieht sich das dann immer nur auf die "Character Builds" und meiner Meinung nach zu wenig auf beispielsweise die verschiedenen Spielertypen (kommt jede(r) der Mitspielenden auf seine/ihre Kosten)?

Weiterhin kann Balancing sich auf auf die Ebene SC-Spielwelt beziehen: passt meine Gruppe der Meteorschwärme schmeißenden Erzmagier in diese Welt oder reißt sie diese aus den Fugen?



Zusammengefasst gibt es meiner Meinung nach folgende Balancing-Ebenen:

SC und SC
SC und NSC
SC und Spielwelt.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Celegon am 10.07.2021 | 13:40
Balancing findet sicherlich auf mehreren Ebenen statt.
Derzeit findet man das m.E.n. vor allem im Bereich Regelsystem und Kampf bezüglich mundaner und magischer Möglichkeiten. Ein Stufe 20 Krieger soll genau so schnell die Gegnerhorden dezimieren können wie ein Stufe 20 Magier. Verschiedene Builds sollen gleich Effektiv sein.
Ich halte das für einen teilweise unsinnigen Ansatz. Dann bewegen wir uns nämlich eher im Bereich Tabletop, Schach oder PvP-MMO.
Auch die Ausgewogenheit verschiedener Waffen ist nicht unbedingt erstrebenswert. Es gibt einen guten Grund, warum man für bestimmte Aufgaben bestimmte Waffen entwickelt. Niemand käme doch auf die Idee alles im Haus mit einem Hammer zu reparieren. Ein Dolchkämpfer hat es in den verwinkelten, dunklen Gassen einer Stadt leicht, ist dem Ritter mit der Zweihandaxt in der offenen Feldschlacht aber hoffnungslos unterlegen. 

Viel interessanter finde ich das Balancing auf Ebene der Gruppe und der Spieler.
Hier ist es m.M.n. Aufgabe der gesamten Gruppe ein ausgewogenes und vor allem allseits spaßiges Spielerlebnis zu erzeugen.
Die Charaktere sollten alle zu einem gewissen Teil zur Entwicklung der Geschichte beitragen können, indem sie in den verschiedenen Bereichen der Anforderung der Welt eine ähnliche Kompetenz mitbringen. Dabei ist es auch am Spielleiter darauf zu achten, dass alle Charaktere Gelegenheit haben, ins Rampenlicht zu kommen. Hier muss er entsprechende Herausforderungen und Konflikte erzeugen, damit die Spieler glänzen können und die Charaktere ihre Fertigkeiten ausspielen können.

Dabi finde ich es auch wichtig, dass vin einer Kampagne das Setting klar dargelegt wird. Es macht nämlich keinen Sinn, der krasseste Kämpfer des Landes zu sein, wenn man eine rein politisch ausgerichtete Intrigengeschichte hat. Oder ein erlebtes Negativbeispiel: Alle machen eher sozialkompetete Charaktere, in der ersten Session wird das Land von übermächtigen Gegnern überfallen, die großen Städte werden zerstört und die Gruppe muss sich durch die Wildnis schlagen und einen Partisanenkrieg führen.

Da bin ich dann schnell bei dem, was Angalion schon schireb: Die Gruppe sollte von der Konzeption zusammen in die Geschichte oder die Welt passen und Jeder sollte zur gemeinsamen Lösung ähnlich viel beitragen können.
 
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 1of3 am 10.07.2021 | 13:57
Balancing, also das nicht ein Charakter überdeutlich (durch Mächtigkeit, Vielseitigkeit o.ä.) die anderen aussticht, kann (und sollte) ja in einem PnP Rollenspiel durch die Spielleitung ausgeglichen werden.

Oder durch die Mitspieler. Und die Beobachtung ist ja sinnvoll. Wenn wir irgendwelche Messgrößen wollen, sollten wir am Spieltisch messen und da kommen dann auch die Leute mit rein. Das heißt aber nicht, dass Regeln dann egal wären. Denn sie strukturieren ja unsere Kommunikation und können das Balancieren daher unterschiedlich schwierig machen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 10.07.2021 | 21:56
Die Charaktere sollten alle zu einem gewissen Teil zur Entwicklung der Geschichte beitragen können, indem sie in den verschiedenen Bereichen der Anforderung der Welt eine ähnliche Kompetenz mitbringen. Dabei ist es auch am Spielleiter darauf zu achten, dass alle Charaktere Gelegenheit haben, ins Rampenlicht zu kommen. Hier muss er entsprechende Herausforderungen und Konflikte erzeugen, damit die Spieler glänzen können und die Charaktere ihre Fertigkeiten ausspielen können.
Und dadurch kommen wir gerade wieder an das Balancing. Wenn es mehr als nur Kampfszenen gibt, muss ein Magier nicht so effizient im Kampf sein wie ein Krieger, aber wenn ein Dieb durch seine Backstab-Balista im Kampf stärker ist als ein Krieger, dann ist das Balancing regelseitig kaputt.

Schlechtes Balancing wird da ein Problem, wo es erwünschten (und im Setting angelegten) Nischenschutz aushebelt.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Justior am 11.07.2021 | 09:52
Erstmal zur Ursprungsfrage:

Balancing bedeutet für mich, dass alle Charaktere der Spieler:innen gleich gut AUfgaben mithilfe ihrer Fähigkeiten bewältigen können. Dabei gibt es zwei Faktoren: 1. Wie häufig kann ich die Fähigkeit anwenden (z.B: Ich kann sehr gut Geschichten erzählen vs Ich kann Romeo und Julia sehr gut erzählen)? 2. Wie viele Schwierigkeiten kann ich durch meine Fähigkeit beseitigen/überspringen (Ich kann die Eingangstür des Bürogebäudes öffnen vs. Ich kann uns alle direkt zum Firmenchef teleportieren)?
Balancing ist dieser Ausgleich auf Seiten des Regelsystems mit Betrachtung eines "idealisierten" Spielstil dieses Systems. Dabei ist zu beachten, dass die Figuren meistens mehr als nur eine Fähigkeit haben.


Weil Rollenspiele keine Computerspiele sind, kommen dazu natürlich noch viele weitere Faktoren hinzu, wie z.B: die Persönlichkeiten der Figuren, der Spielstil am Tisch, die Art der Kampagne/des Abenteuers, die Persönlichkeiten aller Mitspielenden uvm. In der Praxis lässt sich Balancing also nicht wirklich bestimmen, sondern ist lediglich ein Wölkchen im Hintergrund, das den Spielspaß aller Beteiligten mit beeinflusst.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Alex am 11.07.2021 | 10:05
Balancing bedeutet in erster Linie Freiheit der Wahl für mich. Egal welchen Charakter ich mir erschaffe, er muss einen Sinn in der Gruppe haben und etwas bewirken können.
Dazu gehört vor allem auch die Balance zwischen Kämpfern und Magiern.

Weiterhin sollte es nicht „Über“-Charaktere geben, also wenn es 10 Arten von Kämpfern gibt, dann sollte nicht einer dabei herausstechen, weil er alles besser kann als der Rest, was dazu führt, dass jeder nur noch diesen Über-Kämpfer wählt und die anderen quasi nicht mehr wichtig sind.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Angalion am 11.07.2021 | 11:00
Oder durch die Mitspieler. Und die Beobachtung ist ja sinnvoll. Wenn wir irgendwelche Messgrößen wollen, sollten wir am Spieltisch messen und da kommen dann auch die Leute mit rein. Das heißt aber nicht, dass Regeln dann egal wären. Denn sie strukturieren ja unsere Kommunikation und können das Balancieren daher unterschiedlich schwierig machen.

Dem ersten Teil stimme ich insofern zu, dass selbstverständlich alle Beteiligten - also SL und Mitspieler - zu einem erfolgreichen, schönen oder eindrucksvollen Spielerlebnis beitragen.
Regeln sind sehr sinnvoll, weil das Spiel ansonsten in Beliebigkeit ausartet - immerhin handelt es sich um PnP und nicht um einen Haufen Sechjähriger, die mit Stöcken aufeinander schießen und bei denen dann der Streit "Ich habe dich getroffen" - "nein hast Du nicht" wegen Unvereinbarkeit ausartet.

Und dadurch kommen wir gerade wieder an das Balancing. Wenn es mehr als nur Kampfszenen gibt, muss ein Magier nicht so effizient im Kampf sein wie ein Krieger, aber wenn ein Dieb durch seine Backstab-Balista im Kampf stärker ist als ein Krieger, dann ist das Balancing regelseitig kaputt.

Schlechtes Balancing wird da ein Problem, wo es erwünschten (und im Setting angelegten) Nischenschutz aushebelt.

Das bezieht sich jetzt wieder stark rein auf das Balancing zwischen SC und SC und unterstellt eine bestimme Spielmotivation, die aber je nach Gruppe gar nicht so gegeben sein muss.
Eine Gruppe sollte das aushalten, wenn "ineffiziente" Chars darunter sind. Da komme ich dann wieder zu meinem Ursprungsargument der Anpassungsmöglichkeiten des SLs: Ich kann bestimmte Encounter anpassen, oder eben auch vollkommen weglassen. Oder so abändern, dass der ursprünglich "ineffiziente" Charakter viel mehr gefragt ist, weil es kein Standarf-"Ich kloppe alles um, was steht und geht"- Encounter ist. Da kommt es dann aber stark darauf an, welchen Spielfokus die Gruppe und auch der/die einzelne Spieler/in hat:
Wenn ich einen schwachen, ängstlichen Charakter spiele und ich mich dann in einem Kampf dem starken Barbaren meiner Gruppe zuwende und dann mit aller Kraft seinen Beine umklammere, während  ich laut "Aaaah - wir werden alle sterben. Rette uns!" schreie, dann kann das durchaus sein, dass ich wenig "effektiv" bin, aber dass ich trotzdem einen Riesenspaß dabei habe. *g

Was ich eigentlich sagen will: das Bedürfnis nach absolutem Balancing unter SCs geht meist mit einem gewissen Spielstil (ich nenne ihn mal "Konkurrenzdenken") einher. Man kann so spielen. Man kann aber auch anders spielen. Es kann durchaus mal Spaß machen, in einer Gruppe einen "Über"-charakter zu haben, der dann durch andere Dinge ausgeglichen wird. Superman ist zum Beispiel in der Justice League allen anderen überlegen. Das wird aber ausgeglichen durch seine absolute Verwundbarkeit durch Kryptonit, sowie seinen sehr eng gefassten Ehrenkodex. Andere Charaktere der Justice League sind nicht so mächtig, aber nicht so eingeschränkt.

Ps. Ich bin in meinem Spielstil eher nicht festgelegt und kann sowohl mal Powergamen, als auch mal den Fokus aufs Storytellen legen. Für mich macht es da die Abwechslung.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: nobody@home am 11.07.2021 | 11:15
Die Verantwortung fürs "Gleichgewicht" einfach nur mal eben allein bei der Spielleitung abzuladen (die ja sonst nichts zu tun hat, nicht wahr? ::)), erscheint mir persönlich schlichtweg ein Stück zu billig. Natürlich wird die so oder so aktiv daran mitarbeiten müssen, weil auch die Regelschreiber mit den besten Absichten der Welt nie an alles denken und es mit entsprechender Voraussicht gleich mit in ihr System hineinkodieren können werden...aber was am Ende an Regeln herauskommt, kann den Job der SL in dieser Hinsicht schon allemal erleichtern oder erschweren. (Ich sag' nur mal kurz "Charaktere auswürfeln"...)
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Tudor the Traveller am 11.07.2021 | 11:18
Und dadurch kommen wir gerade wieder an das Balancing. Wenn es mehr als nur Kampfszenen gibt, muss ein Magier nicht so effizient im Kampf sein wie ein Krieger, aber wenn ein Dieb durch seine Backstab-Balista im Kampf stärker ist als ein Krieger, dann ist das Balancing regelseitig kaputt.

Imo Jein. Zustimmung, wenn die Bezeichnungen tatsächlich eine Rolle im Sinne einer Funktion beschreiben. Also Krieger = kann gut kämpfen und Dieb = kann gut stehlen.
Aber wenn die Bezeichnungen nur einen Rahmen benennen, der breit gestaltbar ist, dann passt das nicht mehr. Wenn ich in D&D einen schnellen beweglichen Kämpfer spielen will, greife ich vielleicht eher zum Rogue und lege ihn entsprechend aus. Er zählt aber ingame als Krieger- Typ. Wenn der Krieger ein Ritter sein soll, der sich besser auf dem höfischen Parkett als auf dem Schlachtfeld bewegt, passt es auch nicht. Ich weiß,  D&D als Beispiel gibt das nur sehr bedingt her, aber in anderen Systemen ist die Klasse teilweise ja nur ein Startpunkt.

Edit: schlecht ist, und das ist vermutlich dein Punkt, wenn der Krieger mechanisch gar nicht mindestens gleichziehen kann.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Tudor the Traveller am 11.07.2021 | 11:26
Zur Ausgangsfrage: für mich ist Balancing etwas zwischen SC. Da gehöre ich zu der Fraktion, die gleichwertigen Impact auf das Spielgeschehen für alle Spieler mittels ihrer Spielfiguren fordert. Wobei ich finde, dass jede Figur zu zentralen Spielinhalten ein Minimum beitragen können sollte.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: nobody@home am 11.07.2021 | 11:26
Kämpfe sind noch mal ein Problem für sich, weil sich da oft die Idee bemerkbar macht, daß möglichst alle SC aktiv mitmischen und dabei auch noch etwas beitragen können sollen. Das mag auf der einen Seite plausibel klingen -- schließlich geht's da ja um Leben und Tod, oder? --, stiehlt aber andererseits sofort den spezialisierten Kämpfertypen in der Gruppe die Show. Ist da "alle sind im Kampf etwa gleich effektiv" also gutes oder schlechtes "Balancing"?
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 11.07.2021 | 11:32
Kämpfe sind noch mal ein Problem für sich, weil sich da oft die Idee bemerkbar macht, daß möglichst alle SC aktiv mitmischen und dabei auch noch etwas beitragen können sollen. Das mag auf der einen Seite plausibel klingen -- schließlich geht's da ja um Leben und Tod, oder? --, stiehlt aber andererseits sofort den spezialisierten Kämpfertypen in der Gruppe die Show. Ist da "alle sind im Kampf etwa gleich effektiv" also gutes oder schlechtes "Balancing"?

Meines Erachtens schlechtes Balancing, außer es ist ausdrücklich quasi als Fokus ein Skirmisching-Spiel.

Was allerdings auch schlechtes Balancing ist, ist wenn die "Zivilisten" da völlig hilflos sind.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Justior am 11.07.2021 | 12:11
[...] Ist da "alle sind im Kampf etwa gleich effektiv" also gutes oder schlechtes "Balancing"?
Lässt sich für mich nicht pauschal sagen. Wenn wir ein System spielen, in dem Kampf ein zentrales Element ist, das in jeder SPielsitzung mindestens einmal vorkommt, dann ist es für mich gutes Balancing, weil jeder etwas beitragen können muss. Aber Rollenspiel kann auch aus mehr als nur Kämpfen bestehen (und tut es meiner Erfahrung nach bei den allermeisten Gruppen auch).
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Rorschachhamster am 11.07.2021 | 12:46
Ohne jemandem zu Nahe treten zu wollen, und im vollen Bewußtsein, das der Kommentar geschmacklos ist... :-*
Der erste Gedanke der mir sofort als Antwort zu der Frage in den Kopf gesprungen ist...
ist "Krebs!"  ;D
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Tudor the Traveller am 11.07.2021 | 14:06
Ohne jemandem zu Nahe treten zu wollen, und im vollen Bewußtsein, das der Kommentar geschmacklos ist... :-*
Der erste Gedanke der mir sofort als Antwort zu der Frage in den Kopf gesprungen ist...
ist "Krebs!"  ;D

Ohne DIR zu nahe tretenzu wollen, ist die Einstellung für mich bei einem GRUPPENspiel nicht nachvollziehbar  ;)

EDIT: darüber nachdenkend, möchte ich nochmal nachfassen:

Im Kern ist die Frage nach Balancing für mich die Frage nach Fairness für die Spieler, und zwar in der Hinsicht gleichberechtigt Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen zu können. Dafür muss das Spiel natürlich erst einmal wissen, was es selbst überhaupt ausmacht. Nehmen wir Beispielsweise D&D 5, so sagt dies über sich selbst: ich habe drei wesentliche Spielinhalte: Kampf, Exploration und Soziale Encounter. Unabhängig davon, ob es dem gerecht wird, bedeutet Balancing für mich da, wie das Spiel einzelne Figuren (im Prinzip Klassen) mit Fähigkeiten austattet, an jeder der drei Säulen spielerisch beteiligt zu sein. Das muss nicht zwingend in gleichem Maße passieren, aber genau das ist die Frage nach dem Balancing.

Schlechtes Balancing bedeutet imo z.B., dass ein Spieler auf Grund der ausgewählten Figur / Rolle über weite Spielanteile auf den Beifahrersitz gesetzt wird und nicht viel tun kann.

Wer jetzt sagt, dass das nur für eine mechanisch-fokussierte (also crunchige oder gamistische) Spielweise gilt, liegt imo falsch, weil es imo kein Spiel ohne Regeln gibt. Selbst Absprachen oder Spielleitung in der Art "alle bekommen der Reihe nach 5 Minuten Erzählrecht und wir lösen alles erzählerisch", ist in meinen Augen nicht nur eine Regel sondern eben genau Balancing.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Koruun am 11.07.2021 | 16:09
Ich finde es ja (positiv) interessant, was hier unter dem Begriff "Balancing" verstanden wird.
Wenn du aber jemanden hast, der gerade ins Hobby dazustößt und der Begriff "Balancing" fällt, bedeutet der Begriff eigentlich eines: ausgeglichene Kampfeffektivität. Das Ideal dabei ist, dass alle Spieloptionen bestenfalls gleich, oder zumindest ähnlich stark sind und dieses Konzept rührt aus Videospielen. Seien es damals RTS wie Starcraft, Shooter (Thema Waffenbalance), MMORPGs wie WoW oder Mobas. Jedes Multiplayerspiel hat in irgendeiner Weise dieses Ideal, dass trotz unterschiedlichster Fähigkeiten, letztlich alle ähnlich Kampfstark sein sollen.
Und abseits von tanelorn'schen Sophistereien und ausgedehnten Wortdefinitionen würde es mich auch wundern, wenn an der Mehrheit der Spieltische nicht auch genau diese Bedeutung hinter dem Wort gesehen wird.
Dieses Konzept widerspricht meiner Vorstellung von Rollenspiel, daher lehne ich es grundsätzlich ab. Wenn es um Themen wie Fairness am Tisch / Gleichberechtigung der Spieler untereinander und zur SL etc.pp. gehen soll, sind das für mich separate Begriffe mit anderer Bedeutung, die natürlich einen anderen Stellenwert bei mir haben. Daher sehe ich Begriffe wie "Balancing" isolierter.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Noir am 11.07.2021 | 16:15
Balancing ist für mich ganz einfach, dass Charaktere - egal ob SC oder NSC - die in einem bestimmten Bereich gleich gut geschult sind, die gleichen Erfolgs/Misserfolgsaussichten haben. Aber ich finde, dass in einem Rollenspiel, der Begriff "Balancing" sehr schwer zu greifen ist - anders als bei einem Brettspiel (bei dem Balancing imho das wichtigste ist und das leider kaum ein Brettspiel wirklich bietet), weil es zich verschiedene Kompetenzbereiche gibt, die in zich verschiedenen Arten "gelernt" sein können und dann in zich verschiedenen Situationen gleichzeitig auftauchen können ... ich glaube, da gibt es zwangsläufig immer bestimmte Kombinationen, die nicht "gebalanced" sind.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: KhornedBeef am 11.07.2021 | 16:20
Ich denke da auch zuerst an eine Spielbalalance im Sinne von "... Und dann bin ich mit Lvl2 in die Drachenhöhle gelaufen und sofort gepwnd worden". Also etwas, was für mich auch nicht so wichtig ist. Das wäre bei einem Schnetzel-Abenteuerpfad auf Schienen sicher nochmal anders
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Rorschachhamster am 11.07.2021 | 16:33
Ohne DIR zu nahe tretenzu wollen, ist die Einstellung für mich bei einem GRUPPENspiel nicht nachvollziehbar  ;)

EDIT: darüber nachdenkend, möchte ich nochmal nachfassen:

Im Kern ist die Frage nach Balancing für mich die Frage nach Fairness für die Spieler, und zwar in der Hinsicht gleichberechtigt Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen zu können. Dafür muss das Spiel natürlich erst einmal wissen, was es selbst überhaupt ausmacht. Nehmen wir Beispielsweise D&D 5, so sagt dies über sich selbst: ich habe drei wesentliche Spielinhalte: Kampf, Exploration und Soziale Encounter. Unabhängig davon, ob es dem gerecht wird, bedeutet Balancing für mich da, wie das Spiel einzelne Figuren (im Prinzip Klassen) mit Fähigkeiten austattet, an jeder der drei Säulen spielerisch beteiligt zu sein. Das muss nicht zwingend in gleichem Maße passieren, aber genau das ist die Frage nach dem Balancing.
Ok, D&D 5... keine Ahnung. Wenn man kübelweise Sonderfähigkeiten ausschüttet, damit Klassen in jeder dieser drei Spielinhalte zu glänzen scheinen... Ja, dann braucht man wohl Balancing. Deswegen ist Balancing ... ungesunder Gewebewucher.  ^-^
Zitat
Schlechtes Balancing bedeutet imo z.B., dass ein Spieler auf Grund der ausgewählten Figur / Rolle über weite Spielanteile auf den Beifahrersitz gesetzt wird und nicht viel tun kann.
Und zwar nur, weil der Gewebewucher dieses Problem erst erschaffen hat, der als Lösung vorgeschlagen wurde... :P
Zitat
Wer jetzt sagt, dass das nur für eine mechanisch-fokussierte (also crunchige oder gamistische) Spielweise gilt, liegt imo falsch, weil es imo kein Spiel ohne Regeln gibt. Selbst Absprachen oder Spielleitung in der Art "alle bekommen der Reihe nach 5 Minuten Erzählrecht und wir lösen alles erzählerisch", ist in meinen Augen nicht nur eine Regel sondern eben genau Balancing.
Quatsch. Wer Minuten zählen muß um Spielanteile gerecht zu verteilen, spielt nicht, der würgt sich an Knorpeln entlang. Das hat auch nichts mit Balancing zu tun, wenn die Aktionen des einen dann viel wichtiger sind als die des anderen...  ::)
Versteh mich nicht falsch, das Leute gehört werden und was zu tun haben ist super, das ihre Machtstufe oder ihre Erzählrechte oder was auch immer gleich sein müssen, um einen angenehmen oder erbaulichen oder erfolgreichen Spieleabend zu haben ist meiner Meinung nach Blödsinn. Gruppen sind unterschiedlich und Leute sind unterschiedlich, jeder Versuch eines regelseitigen Balancing im Sinne einer Spielanteilgerechtigkeit ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt und eher schädigend. Die einzige Lösung ist immer "Spiel nicht mit Arschlöchern!"  ~;D

Wobei ich mich eigentlich mehr auf das Balancing als Mittel des Encounterbalancing bezog, als Spieler untereinander, aber das ist natürlich auch mulch.  ;D

EDIT: Ich seh gerade, ich hab mit dieser Diskussion vollkommen am Willen des Threaderstellers vorbei geredet... keine Diskussionen! Sorry!  :-*
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Angalion am 11.07.2021 | 16:49

EDIT: Ich seh gerade, ich hab mit dieser Diskussion vollkommen am Willen des Threaderstellers vorbei geredet... keine Diskussionen! Sorry!  :-*

Jepp, hast Du.  ;D
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Runenstahl am 11.07.2021 | 21:04
Gutes Balancing bedeutet für mich das jeder Charakter gleich gut darin ist das Spielgeschehen einer Kampagne zu beeinflussen. Gutes Balancing kann durchaus bedeuten das Charakter A ein toller Kämpfer ist, Charakter B sehr gut in Diplomatie (dafür aber mies im Kampf) und Charakter C ein äußerst effektiver Infiltrator während Charakter D alles ein bißchen kann, aber nichts so gut wie die Spezialisten.

Das bedeutet aber auch das das Balancing des jeweiligen Systems (oder Settings) auch an das Abenteuer Design gekoppelt sein muß. Wenn im Abenteuer keine Kämpfe vorkommen, dann ist der Charakter der nur gut Kämpfen kann zu schwach im Vergleich zu seinen Kumpels. Das muß nicht heißen das jedes Abenteuer alles enthalten muß, aber im Schnitt einer Kampagne sollten die jeweiligen Bereiche schon einigermaßen gleichmäßig von Bedeutung sein.

D&D z.B. definiert sich nunmal gefühlt zu 90 % durch Kämpfe (zumindest in den Fertigabenteuern). Da macht es Sinn das alle Charaktere gut kämpfen können. Ein Charakter der nicht gut Kämpfen kann und dafür woanders besser ist, würde hier weniger Spaß machen (auch wenn ich selbst derartige Optionen bei D&D durchaus vermisse).  L5R hingegen kennt durchaus Charaktere die nicht gut Kämpfen können, dafür aber unglaublich stark in sozialer Interaktion sind. Da das Spiel hier grundsätzlich beiden Bereichen hohe Anteile einräumt paßt das auch sehr gut.

Balancing muß nicht zu 100% perfekt sein, aber es sollte gut genug sein damit jeder Spaß haben kann. Es gibt sicherlich auch Spieler die damit leben können wenn ihr Charakter in sämtlichen Bereichen schlechter ist als der Rest der Gruppe, aber die sind meiner Erfahrung nach eher die Ausnahme als die Regel. Insofern ist gutes Balancing mMn schon recht wichtig.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Angalion am 11.07.2021 | 21:29
Viele bleiben beim Begriff "Balancing" wirklich bei SC vs. SC hängen. Je nach Spielstil kann das relevant, weniger relevant oder total irrelevant sein.

Um noch mal den Gedanken SC vs. Regel aufzunehmen und noch eine Idee weiterzuspinnen: da fallen mir gerade die "no-brainer" Fähigkeiten ein, also Fähigkeiten, die so gut sind, dass sie einfach jeder Charakter nimmt, ganz egal, in welche Richtung der Charakter sonst gehen soll.
Als Beispiel fällt mir da bei Shadowrun Transhuman Prototype ein. Ein Vorteil, der grundsätzlich gut ist, weil er sonst übliche Nachteile bei Cyber-/Bioware aushebelt.
Wenn eine Fertigkeit/ein Talent so gut ist, das es von jedem genommen wird, dann ist das meiner Meinung nach unbalanciert, auch wenn da keiner der Spieler einen Nachteil durch hat.
Aber es macht halt das Rollenspiel ärmer, weil es "zu gut" ist, um es nicht zu nehmen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 1of3 am 11.07.2021 | 21:55
Ich zitiere zu dem Thema und was Regeln leiten oder auch nicht gern folgenden Dialog, damals aus einer D&D3.5.Runde:

Klerikerspieler: Oh, Untote, dann sollte ich wohl was gegen negative Energie nehmen.
Ich: Macht euch keine Sorgen. Ich bin bestens gerüstet unsere Gemeinschaft in diesen Dingen zu unterstützen.
KS: Ach, ich dachte du bist Hexer oder so.
Ich: Oder so.
KS: Wunderbar. *packt die Selbstbuffzauber*

Hier wurde Spotlight verteilt. Bewusst von uns beiden. Das Regelwerk hat uns die Möglichkeit gegeben das zu tun. Es war kein Automatismus. Wir mussten drüber reden. Ohne das Regelwerk hätte es aber auch nicht funktioniert. Wir hätten diese Stellschraube nicht gehabt. Ergebnis war das KS nach Lust und Laune draufhauen konnte und ich hatte auch meinen Spaß. ("Wie oft kannst du das!?!" - "Wenns sein muss 13 mal am Tag.") Good times.


Wenn eine Fertigkeit/ein Talent so gut ist, das es von jedem genommen wird, dann ist das meiner Meinung nach unbalanciert, auch wenn da keiner der Spieler einen Nachteil durch hat.
Aber es macht halt das Rollenspiel ärmer, weil es "zu gut" ist, um es nicht zu nehmen.

Danke für den Hinweis. Ja, das ist dann wirklich ein Systemproblem.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 12.07.2021 | 01:27
Edit: schlecht ist, und das ist vermutlich dein Punkt, wenn der Krieger mechanisch gar nicht mindestens gleichziehen kann.
Ja :-)

Ich verwende die Klassennamen, um die Beschreibung abzukürzen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 12.07.2021 | 01:33
Schlechtes Balancing bedeutet imo z.B., dass ein Spieler auf Grund der ausgewählten Figur / Rolle über weite Spielanteile auf den Beifahrersitz gesetzt wird und nicht viel tun kann.
Das ist (denke ich) ein Kern dessen, warum Balancing wichtig ist — vielleicht noch tiefer gehend als die anderen Beschreibungen hier (auch meine).

Wenn z.B. Kämpfe nur sehr kurz sind, ist Balancing innerhalb der Kämpfe egal. Wenn Kämpfe aber über eine Stunde gehen, müssen alle im Kampf etwas zu tun haben.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 12.07.2021 | 01:34
Es kann durchaus mal Spaß machen, in einer Gruppe einen "Über"-charakter zu haben, der dann durch andere Dinge ausgeglichen wird. Superman ist zum Beispiel in der Justice League allen anderen überlegen. Das wird aber ausgeglichen durch seine absolute Verwundbarkeit durch Kryptonit, sowie seinen sehr eng gefassten Ehrenkodex. Andere Charaktere der Justice League sind nicht so mächtig, aber nicht so eingeschränkt.
Auch das ist Balancing. Schlechtes Balancing wäre es, wenn es zu Superman kein Kryptonit gäbe.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: nobody@home am 12.07.2021 | 10:39
Das ist (denke ich) ein Kern dessen, warum Balancing wichtig ist — vielleicht noch tiefer gehend als die anderen Beschreibungen hier (auch meine).

Wenn z.B. Kämpfe nur sehr kurz sind, ist Balancing innerhalb der Kämpfe egal. Wenn Kämpfe aber über eine Stunde gehen, müssen alle im Kampf etwas zu tun haben.

Und natürlich nimmt dann wieder, wie anderswo schon mal angesprochen, die Kampfdauer direkt mit der Anzahl der Beteiligten zu -- je mehr man also meint, daß alle etwas im Kampf zu tun haben müssen, um so länger werden die Kämpfe überhaupt erst, und so beißt sich die Katze in den Schwanz.

Das anzugehen kann also schnell zu einem Drahtseilakt ganz eigener Art werden, der mit den anderen hier besprochenen Definitionen von "Balancing" gar nicht mal so direkt etwas zu tun hat... :think:
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: tanolov am 12.07.2021 | 10:50
Und natürlich nimmt dann wieder, wie anderswo schon mal angesprochen, die Kampfdauer direkt mit der Anzahl der Beteiligten zu -- je mehr man also meint, daß alle etwas im Kampf zu tun haben müssen, um so länger werden die Kämpfe überhaupt erst, und so beißt sich die Katze in den Schwanz.

Das anzugehen kann also schnell zu einem Drahtseilakt ganz eigener Art werden, der mit den anderen hier besprochenen Definitionen von "Balancing" gar nicht mal so direkt etwas zu tun hat... :think:

Naja, das würde ich dann aber auch eher unter Design Goals führen. Wenn man Kämpfe als zentralen Bestandteil haben will, dann muss man das eben auch richtig machen und allen Klassen etwas zu tun geben.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Quaint am 12.07.2021 | 11:59
Für mich ist Balancing zunächst mal, dass verschiedene Optionen die man nehmen kann, gegeneinander ausgewogen sind, also im Idealfall sich die Waage halten was Kosten und Nutzen betrifft. Also idealerweise gerade nicht: Oh, du möchtest nen gepanzerten Nahkämpfer spielen, dann solltest du unbedingt nen Paladin nehmen, weil die insgesamt gesehen einfach besser sind sondern lieber mehrere gleichwertige Optionen also meinetwegen Ritter oder Paladin oder Krieger, und die können durchaus alle ein bissle ein individuelles Profil haben, aber eben nicht so das einer einfach toller ist.
Dabei muss das garnicht zwingend kampfbezogen sein.
Nur wenn man sowas hat wie einen Zauberer, der nicht nur im Kampf glänzt, sondern ausserdem auch allen Sozialkram mit Verzauberungen löst und physische Hindernisse mit so Scherzen wie Flugzauber oder Teleport überwindet, dann hat man da *möglicherweise* ein Problem, insbesondere wenn er halt genug Zauberslots/Mana für das typische Abenteuer hat, so dass er nicht groß rationieren muss.

Letzten Endes kann man Balancing auch nicht gut für sich genommen betrachten, das hat immer auch mit Spotlightverteilung und Nischenschutz zu tun. Rollenspiel ist halt normalerweise ein kooperatives Hobby, und wenn sich da jemand stark benachteiligt oder gar nutzlos fühlt, dann ist das zumindest mal für diese Person ungünstig bzw. spaßmindernd.
Aber das Balancing was im Regelwerk quasi eingebaut ist, ist da auch immer nur ein Faktor, man kann da mitunter als Spieler auch einen Einfluß darauf haben (wie steigere ich meinen Charakter? Was für Ideen habe ich, meinen Charakter nützlich einzubringen?) und auch als SL (und sei es, dass man einem Charakter der etwas hintenan ist mal ein besonderes Spotlight gibt, oder einen tollen magischen Gegenstand der ihn vorran bringt)
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: nobody@home am 12.07.2021 | 13:49
Naja, das würde ich dann aber auch eher unter Design Goals führen. Wenn man Kämpfe als zentralen Bestandteil haben will, dann muss man das eben auch richtig machen und allen Klassen etwas zu tun geben.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: tanolov am 12.07.2021 | 14:42
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Dann schließ ich mal den Kreis zum Balancing wieder:

Für mich bezeichnet Balancing den Vergleich der Möglichkeiten der Werkzeuge der Spieler um ein Standardproblem zu lösen. Wenn ein Standardproblem Kampf ist, dann sollten alle Werkzeuge (z.b. Klassen) gleich gut darin sein den Kampf zu bestehen. Die Ansätze können da gerne unterschiedlich sein, aber es sollte nicht dazu kommen, dass 4 Krieger in jeder Kampfsituation besser sind als jede andere Zusammensetzung.
Die Frage die sich jedes Spiel stellen muss ist, was ein Standardproblem ist für das man die Wirksamkeit der Werkzeuge angleicht. Für alles was im Spiel vorkommt kann man natürlich nicht alles angleichen. Für die Standardprobleme kann ich dann auch mehr Zeit während der Session einplanen. Wenn ich viel Kämpfen will (Standardproblem = Kämpfe lösen), sollte das System auch alle Klassen kämpfen lassen können. Wenn ich stattdessen Schätze aus gefährlichen Dungeons holen will (Standardproblem = Schätze hinter Hindernissen bergen), muss der Dieb nicht kämpfen können. Er kann sich schließlich auch einfach Vorbeischleichen und dann Schatz stehlen. Hier sollte kämpfen aber auch nicht deutlich länger dauern als schleichen.

Gut macht das z.b. DnD 5E. Da ist ganz klar das Kampf wichtig für das Spiel ist und man bitte möglichst viel Kämpft und gibt dafür jeder Klasse X Kampffähigkeiten an die Hand. Die Klassen definieren sich im Grunde dadurch, was sie im Kampf machen. Viele OSR / Retroclone spiele machen das auch super. Da ist Kampf nur eine Option unter vielen und die Kämpfe gehen idr schnell von der Hand. Abschreckendes Beispiel ist z.b. DSA3. Da dauern Kämpfe 500 Jahre und die Hälfte der Klassen kann nicht Kämpfen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: nobody@home am 12.07.2021 | 15:09
Dann schließ ich mal den Kreis zum Balancing wieder:

Für mich bezeichnet Balancing den Vergleich der Möglichkeiten der Werkzeuge der Spieler um ein Standardproblem zu lösen. Wenn ein Standardproblem Kampf ist, dann sollten alle Werkzeuge (z.b. Klassen) gleich gut darin sein den Kampf zu bestehen. Die Ansätze können da gerne unterschiedlich sein, aber es sollte nicht dazu kommen, dass 4 Krieger in jeder Kampfsituation besser sind als jede andere Zusammensetzung.

Mit dem letzten Punkt hätte ich immer noch Bauchschmerzen, einfach, weil das "besser sein in Kampfsituationen" nun mal der Job der Krieger ist. Wenn die das also nicht sein dürfen sollen...tja, gilt dasselbe dann fairneßhalber auch für die anderen Archetypen in deren Spezialgebieten? Soll der Barbar -- vergleichbaren Erfahrungsgrad angenommen -- ruhig besser zaubern können als der Magier und der Paladin, natürlich immer im Namen der Gerechtigkeit, besser einbrechen und schleichen als der Dieb?
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Quaint am 12.07.2021 | 15:11
Naja, oder man schafft den Krieger in Reinkultur ab, und macht dann immer jemanden, der Kämpfen und kann

Also nicht das Kämpfen als Nische, sondern Kämpfen für alle und dann hat jeder noch seine Nische. Das geht schon auch.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: unicum am 12.07.2021 | 15:12
Balanching ist,... schwer.

Es ist für mich eine Mischung aus Regelwerk, Spielleitung und Spielern.

Das Ziel ist doch: Alle spieler sollten Spass haben, jeder sollte seine Highlits haben und am Ende des Abends sollten alle zumindest einigermassen zufrieden sein.
Das ist nicht unbedingt gegeben wenn ein Spieler das Geschehen dominiert.

Warum er das Geschehen dominiert kann ein ungleichgewicht des Regelwerkes sein oder auch der spielgruppe.

Wenn dies permanet der Fall ist und auch immer bei der gleichen Person/Spielfigur dann ist da "das Balanching" schlecht.

Meistens ist aber der Blick bezüglich Balancing nur auf das Regelwerk gerichtet. Vieleicht auch in hinblick auf "Wie optimiere ich eine Figur für maximalen DPS?" wenn es auf diese Frage keine richtige Antwort gibt kann das System (nur im hinblick auf DPS betrachtet) durchaus gut im Balancing sein. Nun ist aber auch das Spielen an sich eine Sache - wenn der SL eher Deteltivplots anbietet sind Werte wie DPS nicht mehr so relevant, sonderen eher Entdeckungs- und Soziale- Fertigkeiten. Ein Gemischtes Spiel anzubieten ist also auch eine Balanching aufgabe der Spielleitung." Schliesslich habe ich auch schon oft genug Spieler erlebt welche das Spiel dominieren (und das leider manchmal auch wohl wollen). (Auf Cons sind die Gruppen wie eine Schaltel Pralinen, die sind auch nicht immer gebalanched.)

---

Tatsächlich sehe ich Balancing deutrlicher bei Onlinerollenspielen wie WoW et al. Wenn da immer die gleichen Klassen den höchsten DPS ausstoß haben. Da wird tatsächlich ständig an der Regelschraube nachjustiert um die Scherer nicht gar zu weit auseiannder gehen zu lassen (und doch gibt es eben besser und schlechtere Wahlen und das ist auch gewollt schliesslich gibt es verschiedene Inhalte im Spiel: Einzelspiel, kleine Gruppen und Raids.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: nobody@home am 12.07.2021 | 15:23
Naja, oder man schafft den Krieger in Reinkultur ab, und macht dann immer jemanden, der Kämpfen und kann

Also nicht das Kämpfen als Nische, sondern Kämpfen für alle und dann hat jeder noch seine Nische. Das geht schon auch.

Prinzipiell richtig. Ich denke, letztendlich ist es schlicht eine direkte Auswirkung eines Balancings "für Kampfzwecke", daß recht schnell die ganze Gruppe einfach Kämpfertypen spielen muß (egal, wie die sich konkret nennen mögen und unter welcher unorthodoxen Verkleidung sie dann genau daherkommen) und sich damit die Nische "Kämpfer als Spezialist eben für den Kampf" weitgehend auflöst -- wie man's eben bei D&D & Co. sieht, wo das auf den ersten Blick scheinbar ganz unschuldig-allgemein gehaltene "Abenteurer"-Etikett bei genauerem Hinsehen zwingend Kampftraining und -erfahrung völlig unabhängig von der genauen Klasse mit beinhaltet.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: tanolov am 12.07.2021 | 15:28
Mit dem letzten Punkt hätte ich immer noch Bauchschmerzen, einfach, weil das "besser sein in Kampfsituationen" nun mal der Job der Krieger ist. Wenn die das also nicht sein dürfen sollen...tja, gilt dasselbe dann fairneßhalber auch für die anderen Archetypen in deren Spezialgebieten? Soll der Barbar -- vergleichbaren Erfahrungsgrad angenommen -- ruhig besser zaubern können als der Magier und der Paladin, natürlich immer im Namen der Gerechtigkeit, besser einbrechen und schleichen als der Dieb?

Dann darf Kampf nicht der Dreh- und Angelpunkt des Spiels sein, ansonsten spielen eben alle Krieger und niemand darf sich beschweren das es keine Abwechslung gibt.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 1of3 am 12.07.2021 | 16:29
Mit dem letzten Punkt hätte ich immer noch Bauchschmerzen, einfach, weil das "besser sein in Kampfsituationen" nun mal der Job der Krieger ist. Wenn die das also nicht sein dürfen sollen...tja, gilt dasselbe dann fairneßhalber auch für die anderen Archetypen in deren Spezialgebieten? Soll der Barbar -- vergleichbaren Erfahrungsgrad angenommen -- ruhig besser zaubern können als der Magier und der Paladin, natürlich immer im Namen der Gerechtigkeit, besser einbrechen und schleichen als der Dieb?

Zunächst würde ich nicht vom Tun, sondern vom Problem ausgehen. Also Zaubern ist keins. Langstreckenkommunikation könnte zum Beispiel eins sein. Dann kann der Magier zauberkugeln und der Barbar macht ne Traumreise. Oder so. Oder halt auch nicht.

Bei Kampf muss man aber auch zwischen fiktionalen Kampfhandlungen unterscheiden und Situationen, wenn falls vorhanden, ein Kampfsystem läuft. Wenn es also eine hinreichend spannende Sache ist auf der Klampfe zu spielen, während der Krieger haut, dann ist das natürlich auch in Ordnung.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Arldwulf am 12.07.2021 | 16:38
Balancing ist für mich in erster Linie die Aussage: Es gibt mehrere, möglichst gleichberechtigte Wege ein Ziel zu erreichen.

Dieses Ziel kann sowohl auf großer Ebene betrachtet werden, beispielsweise "es gibt mehrere Wege Dunkeldark den Bösewicht zu stoppen, sei es nun durch Kampf oder durch List oder sonst etwas", aber es kann auch auf kleinteiliger Ebene betrachtet werden, beispielsweise: "Es gibt mehrere Wege diesem Gegner dort zu schaden".

Insofern halte ich erst einmal auch wenig davon zu sagen: "Charakter X ist in Situation A am besten und Charakter Y in Situation B". Dies funktioniert für sich genommen nur dann wenn beide Situationen gleichermaßen dazu beitragen können die Ziele der Gruppe zu erreichen. Gleichzeitig sollte man sich bewusst machen das auch wenn eine Gruppe viele verschiedene Wege nehmen könnte am Ende doch nur einer davon tatsächlich genommen wird.

Spotlightverteilung nach dem obigem Motto wird immer weniger effektiv sein als dafür zu sorgen das Spielercharaktere in jeder Situation Möglichkeiten haben ihre individuellen Stärken anzubringen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 13.07.2021 | 09:10
Und natürlich nimmt dann wieder, wie anderswo schon mal angesprochen, die Kampfdauer direkt mit der Anzahl der Beteiligten zu -- je mehr man also meint, daß alle etwas im Kampf zu tun haben müssen, um so länger werden die Kämpfe überhaupt erst lang, und so beißt sich die Katze in den Schwanz.
Und es hängt auch mit der Gruppengröße zusammen.

Als eine Art Untergrenze: Mit dem Ein Wurf System des EWS (die Option, die dem Kampf keinen Fokus gibt, nach je einem vergleichenden Wurf ist eine Paarung entschieden) kannst du einen Kampf mit 6 SCs und 6 NSCs in 12 bis 20 Würfen (Obergrenze) abhandeln, die mechanische Abhandlung braucht dadurch bei 30 Sekunden pro Handlung (2 Würfe) 3-5 Minuten. Bei 3 SCs gegen 6 NSCs sind es 6 bis 16, also 90s bis 4 Minuten, 3 gegen 3 sind schon nur noch 6 bis 10 Würfe.

Bei 9 SCs gegen 9 NSCs sind es dagegen schon 18 bis 34 — reißt also die 5 Minuten wahrscheinlich.

Wenn du in so einer großen Gruppe also Kämpfe haben willst, in denen alle was zu tun haben, binden die zwangsläufig viel Zeit und brauchen deswegen Balancing. In 3-er-Gruppen ist das weniger wichtig.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Nodens Sohn am 13.07.2021 | 09:28
In letzter Zeit ist mir beim Hören von RPG-Podcasts immer wieder aufgefallen, dass der Begriff "balancing" sehr unterschiedlich verstanden wird. Ich z.B. verstehe balancing so: Charaktere, die gleiche Charakterressourcen (Erfahrungspunkte, Stufen, Talente etc.) in einen Kompetenzbereich (z.B. Kampf, soziale Interaktion, Wildnis, Wissen) stecken, sollen relativ ähnlich Kompetenzen ernten.

Was ist für euch balancing? Und bitte keine Diskussionen über den Sinn und Unsinn von balancing und darüber, ob das, was jemand darunter versteht, "richtig" ist. Mir geht es darum, ein möglichst breites Bild davon zu erhalten, was so alles unter den Begriff subsummiert wird.
Für mich ist Balancing, wenn keine Charakterklasse übermäßig mehr Spotligt an sich zieht als andere.
Oft wird Balancing auf den Kampf heruntergebrochen und festgemacht. Das finde ich zu kurz gegriffen. Natürlich wäre es schön, wenn ein Zauberkundiger im Kampf ebenso seinen Teil beitragen könnte und nicht warten muss, bis der Kämpfer das Schlachtwerk vollendet hat. Und der Zauberkundige sollte nicht zum Schweizer Taschenmesser mutieren, der mit seinen Zaubern Fähigkeiten anderer Charaktere obsolet werden lässt.
Aber das Wichtigste ist für mich, dass jeder Zeit zum Glänzen hat und seine Rolle ausspielen kann. Wenn das möglich ist, ist das Spiel (für mich) gebalanced
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Ninkasi am 13.07.2021 | 11:59
Ich würde auch einige Punkte bei dem Thema Balancing unterscheiden.

Sehr im Regelsystem abhängiges Balancing.
Z.B. Waffenwerte von Schwert und Katana, wenn beide über die gleiche Fertigkeiten etc abgewickelt werden, aber das Katana so viel besser abschneidet, dass es das einfache Schwert überflüssig macht.

Damit habe ich die meisten Probleme, wenn mir einige Freiheit bei der Figurenerschaffung genommen wird, weil ich nicht die deutlich schlechtere Wahl spielen mag.
Ich erkenne auch, dass es nicht immer trivial ist eine gute Lösung zu finden.
Ich kann mich z. B. auch in meiner Freiheit beschränkt fühlen, falls meine Charakterklasse stark an ein unerwünschtes Attribut gekoppelt ist, dies allerding aus Balancinggründen so entworfen worden ist.

Sehr im Fluff/ Setting abhängiges Balancing.
Reputation / Stand (Adel-Bettler-Barbar) oder das Katana ist zwar besser als das Schwert, aber ja viel rarer und teuer und nur einer kleinen Gruppe vorbehalten... kann in der Praxis für mich zu Problemen führen.

Abenteuer/ Spielleiter / Gruppen abhängiges Balancing.
Ich baue mir eine Piratin und in der ganzen Kampagne kommt kein Boot oder gar eine Schwimmprobe vor, die ganzen investierten Punkte hätte ich doch lieber in Töpfern investieren sollen.
Natürlich braucht deine Figur einen hohen Wert in Etikette, bist ja nicht der Barbar, aber eine Probe (oder anderen Einfluss) werde ich darauf nicht verlangen, das spielen wir alles so aus.
Kann durch Kommunikation theoretisch gelöst werden.

Spotlightverteilung finde ich wichtig, fiel bei mir allerdings bisher nie unter Balancing. Höchsten dadurch, dass es zu Nischenschutzproblemen kommt, weil z.B. der Schweizertaschenmessermagier nervt, also Regelsystem abhängiges Balancing.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Tudor the Traveller am 13.07.2021 | 19:23
Dann darf Kampf nicht der Dreh- und Angelpunkt des Spiels sein, ansonsten spielen eben alle Krieger und niemand darf sich beschweren das es keine Abwechslung gibt.

Nein, das hat D&D4 eigentlich ganz gut gezeigt. Es gibt interessante Wege, wie man an einem Kampf teilnehmen kann, ohne eine Waffe zu schwingen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: YY am 13.07.2021 | 20:43
Zumindest durch bestimmte Genre-Linsen betrachtet.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 13.07.2021 | 20:52
Zumindest durch bestimmte Genre-Linsen betrachtet.

Es gibt ja auch noch durchaus unterschiedliche Geschmäcker was "hat zum Kampf ausreichen beigetragen" angeht, von denen, denen es reciht da nicht gestorben zu sein, weil es tatsächlich auch noch andere relevante Bereiche als Kampf gibt ganz zu schweigen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Klingenbrecher am 24.07.2021 | 21:23
"Balancing" bedeutet für mich: EXP Battles out of the Book / Kaum Zufallsbegegnungen um unnötige TPK zu vermeiden.
Dies habe ich eine weile stark betrieben keine Ahnung warum.

Sry, ich pfeife jetzt seid Wochen auf Balance und siehe da die Abenteuer sind wieder knackig. Meine Spieler:innen empfinden wieder sowas wie Todesangst um ihre Charaktere.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Heinzelgaenger am 25.07.2021 | 15:47
Die ersten Posts haben im Sinne des Thread Erstellers noch kurze Definitionen geliefert, ich resümmiere mal hoffentlich produktiv

Balancing ist...
Im Prinzip geht es um die Frage, welche "Probleme" (Zitat 1of3) man erfassen, bespielen und ggf beziffern mag.

Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Raven Nash am 25.07.2021 | 17:03
"Balancing" ist das, worüber immer derjenige Spieler heult, dem gerade ein anderer Spieler mit seinem Char die Show gestohlen hat - egal, ob's am Würfel, an der eigenen Ideenlosigkeit oder an irgendetwas anderem gelegen hat. Im Zweifelsfall ist das "Balancing" schuld und die Klasse sowieso broken, usw.

Vor den Wining-Foren der MMOs gab's den Begriff gar nicht...  ~;D
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 25.07.2021 | 17:22
Vor den Wining-Foren der MMOs gab's den Begriff gar nicht...  ~;D
Seid ihr eigentlich alle zu jung, um die Diskussionen vor der weitflächigen Verbreitung von MMOs zu kennen? Wir haben schon damals über Balancing diskutiert! :korvin:
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: YY am 25.07.2021 | 17:23
Seid ihr eigentlich alle zu jung, um die Diskussionen vor der weitflächigen Verbreitung von MMOs zu kennen?  :korvin:

 :korvin: :hi: :korvin:
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Koruun am 25.07.2021 | 17:27
Seid ihr eigentlich alle zu jung, um die Diskussionen vor der weitflächigen Verbreitung von MMOs zu kennen? Wir haben schon damals über Balancing diskutiert! :korvin:

Interessehalber, nicht rhetorisch: Wann, wo und mit wem?
"Balancing" war schon vor StarCraft-Zeiten (1998) ein Begriff in Videospielen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Heinzelgaenger am 25.07.2021 | 17:47
Ich stimme Koruun zu, ein teils ungesunder Fokus auf das "Balancing" kommt vom Videospieldesign in denen alles auf eine handvoll Zahlen reduziert werden kann. Daher auch die üble vierte Edition.
Ich kann mit nicht vorstellen, dass RPGs das schon in den 90ern kritisch diskutierten. So weit ich das beurteilen (zocke so seit '92) kann, wurde die Kompetenz-Schieflage immer recht offen kommuniziert.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: YY am 25.07.2021 | 17:49
Wenn man schon Videospiele und speziell MMOs anführt, sollte man auch nicht vergessen, dass dort öfter mal mit gut gemeinten Patches das Spiel erst recht (oder: erst) zerschossen wurde, weil man auf die falschen Kritiker gehört hat.
Ganz so einfach ist die Frage nach dem Balancing dort auch nicht.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 25.07.2021 | 17:51
Interessehalber, nicht rhetorisch: Wann, wo und mit wem?
Die früheren Diskussionen waren z.B. „Magier sind da viel zu stark, deswegen spiel ich kein DnD“.

Sobald die Diskussionen darüber, wer wen leichter besiegen könnte, unausgeglichen wurden (ja, da waren wir jung :-)) war klar, dass das Balancing kaputt war. Wir haben auch eigene DSA-Klassen geschrieben, bei denen sich das Balancing erst zurechtruckeln musste.

Ein großer Reiz an Gurps war um 2000, dass es das Balancing über viele Welten hin gut hinbekommen hat — bis hin zu Techleveln, bei denen du für höhere Techlevel Punkte zahlen musst, um das Balancing zwischen Steinzeit und Star Trek zu erhalten.

Der Unterschied zu unseren KI-Adepten in SR war da schon greifbar.
Zitat
"Balancing" war schon vor StarCraft-Zeiten (1998) ein Begriff in Videospielen.
Ich habe bewusst MMO geschrieben und nicht Computerspiel :-)
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 6 am 25.07.2021 | 17:52
Ich stimme Koruun zu, ein teils ungesunder Fokus auf das "Balancing" kommt vom Videospieldesign in denen alles auf eine handvoll Zahlen reduziert werden kann. Daher auch die üble vierte Edition.
Ich kann mit nicht vorstellen, dass RPGs das schon in den 90ern kritisch diskutierten. So weit ich das beurteilen (zocke so seit '92) kann, wurde die Kompetenz-Schieflage immer recht offen kommuniziert.
Die Diskussion gab es bereits bei den ganzen AD&D-Kits und besonders großflächig, als AD&D Skills&Powers auf den Markt kam. Da war dessen völlig fehlndes Balancing ein extrem wichtiger Kritikpunkt gewesen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: nobody@home am 25.07.2021 | 18:07
Die Diskussion gab es bereits bei den ganzen AD&D-Kits und besonders großflächig, als AD&D Skills&Powers auf den Markt kam. Da war dessen völlig fehlndes Balancing ein extrem wichtiger Kritikpunkt gewesen.

Die internetverwöhnte Jugend von heute kann sich so was wie Leserbriefe an Papiermagazine halt nicht mehr vorstellen... :korvin:
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Heinzelgaenger am 25.07.2021 | 18:32
Gab es denn überhaupt in Deutschland ein RPG Magazin in den 90ern?
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 6 am 25.07.2021 | 18:38
Ja. Gab es. uA. die Fantasywelt(? oder Fantasyszeit? Eines von beiden). Die Namen der anderen RPG-Zeitungen habe ich wieder vergessen.
Ich bezog mich da eigentlich eher auf Usenet- und Con-Diskussionen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: nobody@home am 25.07.2021 | 18:52
Gab es denn überhaupt in Deutschland ein RPG Magazin in den 90ern?

Gab es einige, ja. Den guten alten "Dragon" als Import für Englischsprechende inbegriffen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Erbschwein am 25.07.2021 | 18:53
In letzter Zeit ist mir beim Hören von RPG-Podcasts immer wieder aufgefallen, dass der Begriff "balancing" sehr unterschiedlich verstanden wird. Ich z.B. verstehe balancing so: Charaktere, die gleiche Charakterressourcen (Erfahrungspunkte, Stufen, Talente etc.) in einen Kompetenzbereich (z.B. Kampf, soziale Interaktion, Wildnis, Wissen) stecken, sollen relativ ähnlich Kompetenzen ernten.

Was ist für euch balancing? Und bitte keine Diskussionen über den Sinn und Unsinn von balancing und darüber, ob das, was jemand darunter versteht, "richtig" ist. Mir geht es darum, ein möglichst breites Bild davon zu erhalten, was so alles unter den Begriff subsummiert wird.
Hallo,

Ich sehe es "ungefähr" im Sinne.
Wenn ein Charakter mehr auf den Kampf legt, aber auch Wildnis-Fertigkeiten besitzt und somit einen anderen Charakter in der Wildnis-Fertigkeit unterstützen kann. Finde ich persönlich sehr gut.
Da auch ein zweiter Charakter mit unterwegs ist. Schöne Ausgangsposition. Es bringt auch ein Zusammen Gefühl, wieder mit.

Was ist für mich balancing, wenn der SL auf die Fertigkeiten der Charakter eingehen kann, einfacher ist es wenn die Charakter sich Unterstützen können.
Man muss nicht immer einen in den vordergrund stellen. Es können mehr sein. Nicht jeder, aber Möglichkeiten das sie sich Unterstützen.
Eventuell kann man auch mal patzen. Eventuell bekommt man Hilfe.

Jeder Charakter wird auch in seinen Fertigkeiten heraus stechen.

-Edit:- Beim Klettern können alle würfeln, wenn sie es gelernt Haben.- -Und können sich Unterstützen.-
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Raven Nash am 26.07.2021 | 07:41
Seid ihr eigentlich alle zu jung, um die Diskussionen vor der weitflächigen Verbreitung von MMOs zu kennen? Wir haben schon damals über Balancing diskutiert! :korvin:
Wo denn? Vor den Internet-Foren gab's solche Diskussionen maximal innerhalb der eigenen Runde. Und selbst da wurde eher über Systeme als über sowas wie "Balancing" diskutiert.
In der ZauberZeit wurde AD&D2nd ziemlich kritisch rezensiert - aber an "Balancing" kann ich mich nicht erinnern. Da war's eher das Skill-System, das man im Vergleich zum (Laurin)hauseigenen MERS als rudimentär ansah...

Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Koruun am 26.07.2021 | 08:24
Die früheren Diskussionen waren z.B. „Magier sind da viel zu stark, deswegen spiel ich kein DnD“.

Sobald die Diskussionen darüber, wer wen leichter besiegen könnte, unausgeglichen wurden (ja, da waren wir jung :-)) war klar, dass das Balancing kaputt war. Wir haben auch eigene DSA-Klassen geschrieben, bei denen sich das Balancing erst zurechtruckeln musste.

Ein großer Reiz an Gurps war um 2000, dass es das Balancing über viele Welten hin gut hinbekommen hat — bis hin zu Techleveln, bei denen du für höhere Techlevel Punkte zahlen musst, um das Balancing zwischen Steinzeit und Star Trek zu erhalten.

Der Unterschied zu unseren KI-Adepten in SR war da schon greifbar.

Also eher Diskussionen innerhalb der eigenen Spielrunde?
Ich frage deshalb so gezielt nach, weil ich es interessant finde auf welche Weise sich "die Community" in den 90ern / um 2000 rum ausgetauscht hat, weil ich als wir um 2000 rum AD&D 2E gespielt haben null Interaktion whatsoever mit Rollenspielern außerhalb meiner Spielrunde hatte. Das hatte sich dann erst mit 3.0 und Foren wie dem DnD-gate um 2004 herum geändert.

Zitat
Ich habe bewusst MMO geschrieben und nicht Computerspiel :-)

Ich sehe jetzt auch, dass du dich auf jemanden beziehst der das auf MMOs zurückführt.
Wie gesagt, ich hatte den Begriff "Balance" schon mitte der Neunziger im Zusammenhang mit Videospielen aufgeschnappt, daher der Hinweis dass das nicht erst mit MMOs auftrat. Auch wenn du das nicht behauptet hast.  :)
Es ist natürlich gut möglich, dass auf Cons/in Zines noch viel früher darüber diskutiert wurde, da fehlt mir der Bezug um das beurteilen zu können.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 26.07.2021 | 08:48
Also eher Diskussionen innerhalb der eigenen Spielrunde?
Da auf jeden Fall. Ich bin nicht sicher, ob wir die Diskussionen auch auf Cons geführt haben.

Ob wir das auch in der SR_D mailing liste diskutiert haben weiß ich nicht mehr. Da haben wir allerdings so viel diskutiert, dass das sehr wahrscheinlich ist. Vielleicht hat <US Behörde, die E-Mails abhörte> noch Kopien davon … Das war, als es noch witzig war, Witze über Echelon zu machen :korvin:
Zitat
Ich sehe jetzt auch, dass du dich auf jemanden beziehst der das auf MMOs zurückführt.
Passt schon :-)
Zitat
Es ist natürlich gut möglich, dass auf Cons/in Zines noch viel früher darüber diskutiert wurde, da fehlt mir der Bezug um das beurteilen zu können.
Ich habe damals den Aventurischen Boten und den Envoyer gelesen. Bin aber auch nicht sicher, ob da was dazu stand.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Erbschwein am 26.07.2021 | 09:47
Hallo,

balancing, der Klassen/Berufe. Schwierig und ein Thema für sich. Wenn dann noch der Würfel entscheiden sollte.

Aber durchaus Möglich, wenn man nicht Unbedingt das Mittelalter als Vorbild hat. Was Technik, Technologie und die Wissenschaft im Sinne nicht gefördert hat.
Wenn es keine Leibeigenschaft gegeben hätte oder solange Gewesen wäre, wäre der Standard des Wissens wohl höher gewesen.

Mit Magie, wäre ein Thema für sich. Wenn man bedenkt das dieses nicht alle können. Diese wohl als Gottähnlich angesehen wäre. Aber möglich das dieses ginge mit der Gesellschaft.

Das Eigentliche prob...
Eventuell wird sich Zuviel an das Vorbild des Mittelalter gehalten. Darum die Lernstufe deswegen gehalten.
Oder dem Geld gemache, weil man meint man kann nur mit neuen Editionen Geld machen.

Aber wer Zufrieden ist mit dem Grundsystem, sollte auch Wissen was seine Intelligenz ist.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Kurna am 26.07.2021 | 09:58
Also in unserer wöchentlichen Uni-Test-Runde damals in der Physik in den frühen 90ern wurde da auch schon drüber diskutiert.
Und das war keine feste Runde, sondern ein Kreis von verschiedenen Spielern und Spielerinnen aus verschiedenen Gruppen, die
sich trafen, um alle möglichen verschiedenen Systeme auszuprobieren (insgesamt so ca. 25 Personen, von denen aber pro Abend
immer nur ein Teil da war). Vielleicht war es aber gerade deshalb ein Thema, weil dort ja gerade verschiedene Systeme probiert und
verglichen wurden.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Crimson King am 26.07.2021 | 10:02
Ich kenne das Themas auch schon aus der Studentenzeit Anfang, Mitte der 90er. Aber klar, im Internet wurde das damals nicht groß diskutiert.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Erbschwein am 26.07.2021 | 10:04
Ein System was Funktioniert für viele, aber ein Teil der anders ist will das Gleiche System mit besseren Werten. Ist Normal und auch okay.

Aber es liegt nicht nur im System, wenn wir anfangen. Auch an den Welten. Klar so viele wie möglich. Aber Ausgearbeitet Welten oder doch frei Welten.

Alles ist möglich, aber die Zeit, alles Richtig zu machen sollte man den Willen haben.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Arldwulf am 26.07.2021 | 10:32
Am schönsten finde ich immer noch die Allegorie mit einem Turm aus Steinchen. Balance ist letztlich die Frage wie viel man tun kann ohne das der Turm kippt. Oder im Rollenspielfall:

Was man tun kann ohne das das Spiel kippt.

In schlecht ausbalancierten Spielen hört man Dinge wie "das solltest / kannst du nicht wählen", "solche Sachen lass ich in der Runde nicht zu", "wir verwenden nur Sachen aus diesem Buch" oder "das passen wir an" welche letztlich nichts anderes tun als festzulegen in welcher Form die Steinchen auf dem Turm gestapelt werden können.

In gut balancierten Spielen hört man "spiel was du willst, was gefällt dir denn am besten?"

Und natürlich ist dies nie ein entweder / oder. Wie bei Steinskulpturen am Strand gibt es nie ein "perfektes" Balancing, es wird immer neue Dinge geben welche man ermöglichen kann.

Das wichtigste ist eigentlich nur: Je besser das System die Spieler in ihrer Auswahl unterstützt und ihre Entscheidungen gleichwertig ins Spiel einbringt umso größer ist die Charakter- und Abenteuervielfalt welche damit ermöglicht werden kann, umso eher lassen sich verschiedene Wege gleichwertig begehen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Erbschwein am 26.07.2021 | 10:39
Am schönsten finde ich immer noch die Allegorie mit einem Turm aus Steinchen. Balance ist letztlich die Frage wie viel man tun kann ohne das der Turm kippt. Oder im Rollenspielfall:

Was man tun kann ohne das das Spiel kippt.

In schlecht ausbalancierten Spielen hört man Dinge wie "das solltest / kannst du nicht wählen", "solche Sachen lass ich in der Runde nicht zu", "wir verwenden nur Sachen aus diesem Buch" oder "das passen wir an" welche letztlich nichts anderes tun als festzulegen in welcher Form die Steinchen auf dem Turm gestapelt werden können.

In gut balancierten Spielen hört man "spiel was du willst, was gefällt dir denn am besten?"

Und natürlich ist dies nie ein entweder / oder. Wie bei Steinskulpturen am Strand gibt es nie ein "perfektes" Balancing, es wird immer neue Dinge geben welche man ermöglichen kann.

Das wichtigste ist eigentlich nur: Je besser das System die Spieler in ihrer Auswahl unterstützt und ihre Entscheidungen gleichwertig ins Spiel einbringt umso größer ist die Charakter- und Abenteuervielfalt welche damit ermöglicht werden kann, umso eher lassen sich verschiedene Wege gleichwertig begehen.
+1

Es wird auch ein Perfektes Spiel, nicht alle, für sich Empfinden können.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 26.07.2021 | 10:59
 Ich schätze da mischen sich viele verschiedene Balancingformen.
Vermutlich wäre es einfacher Balancingprobleme inkl. Beschreibung zu sammeln und dann ggf passenden Schubladen zuzuordnen (denn nicht jede Balance ist in jeder Spielvariante gleich relevant)- also nicht "was ist balancing" sondern "was ist dann kein balancing".
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Raven Nash am 26.07.2021 | 11:00
In den frühen 90ern hatten wir eher zwei Probleme:
1. Wo kriegt man ein RPG her (ich hab die MERS-Box damals über eine Buchhandlung bestellt)?
2. Wer will das spielen?

Über solche Sachen wie "Balancing" hat sich damals bei uns sicher keiner Gedanken gemacht.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Issi am 26.07.2021 | 11:07
In letzter Zeit ist mir beim Hören von RPG-Podcasts immer wieder aufgefallen, dass der Begriff "balancing" sehr unterschiedlich verstanden wird. Ich z.B. verstehe balancing so: Charaktere, die gleiche Charakterressourcen (Erfahrungspunkte, Stufen, Talente etc.) in einen Kompetenzbereich (z.B. Kampf, soziale Interaktion, Wildnis, Wissen) stecken, sollen relativ ähnlich Kompetenzen ernten.

Was ist für euch balancing? Und bitte keine Diskussionen über den Sinn und Unsinn von balancing und darüber, ob das, was jemand darunter versteht, "richtig" ist. Mir geht es darum, ein möglichst breites Bild davon zu erhalten, was so alles unter den Begriff subsummiert wird.
OK, ich würde sagen, balancing bedeutet "Auswiegen" wie bei einer Waage.
Bestimmte Extreme und Unausgewogenheiten die das Spiel "kippen" können, sollen vermieden werden.
Aber es bedeutet auch eine gewisse "Gerechtigkeit" und "Verhältnismäßigkeit."

Ziel ist das "Funktionieren" des Spiels.
Was gehört für mich dazu?
1." Gleiche Chancen für alle". Bzw. keine Übervorteilung oder Benachteiligung bestimmter Charakterklassen.
2.Verhältnismäßigkeit der Herausforderungen an die SC. (Die Aufgaben müssen zu bewältigen sein)
3. Verhältnismäßigkeit der Gefahr.
Tode (andere Formen des Ausscheidens) sollten weder zu häufig noch beliebig sein.
4. Die Charakterentwicklung sollte ebenfalls Verhältnismäßig sein. (Und sowohl Spielanreiz bieten, als auch den Spielspaß längerfristig aufrecht erhalten.(auf für die SL))
Der Machtzuwachs muss im Verhältnis bleiben (angemessen sein) sowohl dem Grad der Figur, als auch im Vergleich mit anderen Charakterklassen.



Mir fällt sicher noch was ein.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: treslibras am 26.07.2021 | 11:51
Die Balancing Diskussion in Rollenspielen entstand schon weit vor den Videospielen! Ich erinnere mich da dunkel an alte Leserbriefe an Gygax, und erinnerte Diskussionen in Interviews.

In unserer Warhammer Fantasyrunde, ca. 1989, ging es auch schon ums Balancing. Das bezog sich damals vor allem auf die (zufallsbestimmten) Berufe, die bei WFRP total unterschiedlich stark waren (Ratcatcher vs. Roadwarden). Da ging es nicht nur um Kampftauglichkeit, sondern eher wie von anderen schon genannt um Player Agency, d.h. wirkmächtige Teilhabe an Rollenspielszenen. Balancing im Sinne von "die Gefahren sind der Charakterstufe angemessen" spielte bei WFRP natürlich eher keine Rolle.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Issi am 26.07.2021 | 12:22
Ich war damals nicht dabei...

Dennoch  Bestrebungen zu "Gefahren sind der Charakter Stufe angemessen"  findest du für gewöhnlich auf den meisten Abenteuern.
(Z.b " Geeignet für Abenteurer der Grade 1-3")
Und das ist damals wahrscheinlich auch schon so gewesen.
Oder liege ich falsch?

Edit.
In nicht wenigen Systemen haben Monster / Gegner außerdem Grade oder Stufen, die dabei helfen können ihre Stärke einzuschätzen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 6 am 26.07.2021 | 13:27
Wo denn? Vor den Internet-Foren gab's solche Diskussionen maximal innerhalb der eigenen Runde. Und selbst da wurde eher über Systeme als über sowas wie "Balancing" diskutiert.
In der ZauberZeit wurde AD&D2nd ziemlich kritisch rezensiert - aber an "Balancing" kann ich mich nicht erinnern. Da war's eher das Skill-System, das man im Vergleich zum (Laurin)hauseigenen MERS als rudimentär ansah...


Wie ich schon schrieb: Die Kits aus den "Alles über..."-Büchern und besonders dieses D&D-Skills&Powers entfachten grosse Balancing-Rants Mitte/Ende der 90-er und natürlich war das nicht nur Gespräche auf Cons sondern auch auf dem Usenet Thema.
Internet gibt es schon ein bisschen länger als die 2000-er...
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: flaschengeist am 26.07.2021 | 13:28
Die ersten Posts haben im Sinne des Thread Erstellers noch kurze Definitionen geliefert, ich resümmiere mal hoffentlich produktiv

Balancing ist...
  • Gleiches Kompetenzpotential für SCharaktere, in respektiven Spezialbereichen oder in Punkto allgemeinem Nutzen
  • den SCs angepasste, ähnlich mächtige Herausforderungen
  • "Vergleichbare Anteile am Rampenlicht im Spiel" (Zitat Schneeland)
  • dass die verschiedenen Kompetenzen der SCs funktional segregiert bleiben
Im Prinzip geht es um die Frage, welche "Probleme" (Zitat 1of3) man erfassen, bespielen und ggf beziffern mag.

Schöne Zusammenfassung. Wobei der Punkt der "funktionalen Segregation" sich aus meiner Sicht in den Aspekt "gleiches Kompetenzpotential" integrieren lässt, wenn man klassenlose Systeme entsprechend gestaltet. Dann würde er lauten: "Vergleichbare Möglichkeiten für Charaktere, die gleiche Ressourcen investieren".

Für mich ist übrigens ein wichtiges "learnining", dass unter "balancing" auch Punkte verstanden werden, die völlig unabhängig vom Regelwerk sind - etwa, ob ein SL Herausforderungen auf die Kompetenzen der Charaktere abstimmt. Wobei hier andererseits ein Regelwerk doch helfen kann, insofern Kennwerte existieren (Level, Herausforderungsgrade, Monsterklassen etc.), anhand derer sich der Grad einer Herausforderung halbwegs valide messen lässt.

Am schönsten finde ich immer noch die Allegorie mit einem Turm aus Steinchen. Balance ist letztlich die Frage wie viel man tun kann ohne das der Turm kippt. Oder im Rollenspielfall:

Was man tun kann ohne das das Spiel kippt.

In schlecht ausbalancierten Spielen hört man Dinge wie "das solltest / kannst du nicht wählen", "solche Sachen lass ich in der Runde nicht zu", "wir verwenden nur Sachen aus diesem Buch" oder "das passen wir an" welche letztlich nichts anderes tun als festzulegen in welcher Form die Steinchen auf dem Turm gestapelt werden können.

In gut balancierten Spielen hört man "spiel was du willst, was gefällt dir denn am besten?"

Und natürlich ist dies nie ein entweder / oder. Wie bei Steinskulpturen am Strand gibt es nie ein "perfektes" Balancing, es wird immer neue Dinge geben welche man ermöglichen kann.

Das wichtigste ist eigentlich nur: Je besser das System die Spieler in ihrer Auswahl unterstützt und ihre Entscheidungen gleichwertig ins Spiel einbringt umso größer ist die Charakter- und Abenteuervielfalt welche damit ermöglicht werden kann, umso eher lassen sich verschiedene Wege gleichwertig begehen.

Sehr schön auf den Punkt gebracht. Die Analogie kannte ich noch nicht.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 6 am 26.07.2021 | 13:58
Ach ja. Noch ein Zusatz zur "Geschichte" des Balancing: GURPS 3 ist von 1988 und HERO System ist von 1989. Beide Systeme haben Balancing da bereits groß geschrieben. Und wenn es um Mainstream für Balancing geht: MtG ist von 1993.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Heinzelgaenger am 26.07.2021 | 16:22
Puh, die kamen früher auf den Markt als ich dachte.
Lustigerweise sind gerade die beiden Games fürs min maxen bekannt weil man von systemischen Zwängen dazu getrieben wird.
Wenn ein System explizite, breit angelegte Balancing Regeln nutzt(hier: im Sinne vom Austarieren diskreter Kräfte und Powerlevels), kommen mit unterschiedlichem Regel Know-How auch unterschiedlich starke Charaktere heraus.
HERO system hatte dieses abstruse Klassenpaket System. Es war seiner Zeit voraus aber es war kein gutes Spiel.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 6 am 26.07.2021 | 17:58
Das mit dem Min-Maxen und seine Kritik (hier in satirischer Form) gibt es sogar NOCH länger:
The Intercontinental Union of Disgusting Characters (http://www.rogermwilcox.com/ADnD/IUDC1.html) (von 1986 ;))
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Angalion am 16.08.2021 | 11:33
"Balancing" ist das, worüber immer derjenige Spieler heult, dem gerade ein anderer Spieler mit seinem Char die Show gestohlen hat - egal, ob's am Würfel, an der eigenen Ideenlosigkeit oder an irgendetwas anderem gelegen hat. Im Zweifelsfall ist das "Balancing" schuld und die Klasse sowieso broken, usw.

Vor den Wining-Foren der MMOs gab's den Begriff gar nicht...  ~;D

+1
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Angalion am 16.08.2021 | 11:38
Ja. Gab es. uA. die Fantasywelt(? oder Fantasyszeit? Eines von beiden). Die Namen der anderen RPG-Zeitungen habe ich wieder vergessen.
Ich bezog mich da eigentlich eher auf Usenet- und Con-Diskussionen.

https://www.rpggeek.com/rpgperiodical/5239/fantasywelt

https://www.rpggeek.com/rpgperiodical/2267/wunderwelten

https://www.rpggeek.com/rpgperiodical/2268/zauberzeit

https://www.rpggeek.com/rpgperiodical/7001/spielwelt


Für nen kompletten überblick https://www.rpggeek.com/geeklist/154610/item/2557687


Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 17.08.2021 | 08:09
Lustigerweise sind gerade die beiden Games fürs min maxen bekannt weil man von systemischen Zwängen dazu getrieben wird.
Wirr hatten bei Gurps eher die Erfahrung, dass man sehr genau definieren kann, was ein Char kann. Dadurch kann die Charaktererschaffung sehr lange dauern.

Damit mag min-maxen mehr Spaß machen (weil du viele detaillierte Stellschrauben hast), aber ich hatte nie eine Runde, in der SCs ohne min-maxen Probleme gehabt hätten. Ich würde das daher nicht als Zwänge bezeichnen. Eher im Gegenteil: Der Nutzen von min-maxen ist im Vergleich zu Shadowrun klein.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Heinzelgaenger am 17.08.2021 | 09:04
Interessant.
Vielleicht liegt das daran, dass SR vordergründig diese ästhetische Vision hatte, welche man dann in ein recht sperriges Regelkostüm zwang. Selbst Hartholzharnische waren zumindest in V.1-3 überhaupt kein Problem.



Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Crimson King am 17.08.2021 | 09:10
Wirr hatten bei Gurps eher die Erfahrung, dass man sehr genau definieren kann, was ein Char kann. Dadurch kann die Charaktererschaffung sehr lange dauern.

Damit mag min-maxen mehr Spaß machen (weil du viele detaillierte Stellschrauben hast), aber ich hatte nie eine Runde, in der SCs ohne min-maxen Probleme gehabt hätten. Ich würde das daher nicht als Zwänge bezeichnen. Eher im Gegenteil: Der Nutzen von min-maxen ist im Vergleich zu Shadowrun klein.

Die Unterschiedede, die sich beim Minmaxen in GURPS & Co. ergeben, sind in stärkerem Maß als bei DSA, SR oder DnD 3/4 Resultat unterschiedlicher Relevanz der ausgewählten Dinge am Spieltisch. Bei den genannten Systemen gibt es klare beste Optionen und Kombinationen, die aber ein entsprechendes Verständnis der Mechanik voraussetzen.

Man kann in GURPS einen Charakter bauen, der in spezifischen Situationen nicht zu gebrauchen ist, und wenn diese Situationen gehäuft auftreten, ist das ein Problem. In den anderen von mir genannten Systemen kann man aber tatsächlich Charaktere bauen, die universell vergleichsweise schwach sind und selbst in ihren Spezialgebieten gegen Charaktere mit anderen Spezialgebieten abstinken. Das passiert einem mit GURPS vermutlich nur dann, wenn man das will. DSA 3 empfinde ich da allerdings auch nicht als Extremfall. Erst die Folgeeditionen schaffen so richtige Minmax-Probleme.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 17.08.2021 | 18:54
Es gibt zwei Arten von Gleichgewicht:

1) Inneres Gruppengleichgewicht (Inner Party Balance)
2) Äußeres Gruppengleichgewicht (GGG)

Wenn 1) gestört ist, dann überschattet ein SC die anderen so stark, dass der Spielspaß (entweder Einzelner oder allgemein) leidet. Das macht Minmaxen potenziell asozial.

Wenn 2) gestört ist, wenn die Gruppe also insgesamt viel stärker oder schwächer ist als die externe Umwelt/als vom SL anvisiert, dann leidet die Kampagne potenziell darunter. Warum, wenn der SL doch scheinbar nach Belieben entscheiden (skalieren) kann, welche Herausforderungen die Gruppe im weiteren Verlauf zu bewältigen hat? Nun, der Einwand ist aus rein spielmechanischer Sicht zwar richtig, aber dadurch das Crunch und Fluff miteinander verbunden sind, kann das zu Fluff führen der keinen Spaß macht:
So habe ich zB keine Lust auf hochstufiges D&D, wo dann ständig Drachen und Riesen uÄ auftauchen müssen, um die SCs ins Schwitzen zu bringen. Wenn also in einem anderen Fantasy-Setting eine ähnliche Entwicklung einsetzen würde, dann würde es meine anvisierte Kampagne sprengen.

Interessant ist hier auch noch die Beobachtung, dass auch 1) und 2) in Verbindung stehen: Wenn nämlich die überschatteten Spieler in 1) im Rahmen der Charakterfortschritts nachlegen (zB, Regelkonstellationen ausnutzen, um im Vergleich mit dem Munchkin relevant zu werden) und so das Niveau der gesamten Party anheben - mit der Konsequenz, dass es jetzt immer mind. 3 Drachen braucht bevor die Spieler aufhören zu gähnen.

Was ist die Lösung? Aus GenreSim-Sicht müssen SL und Spieler schon bei der Charaktererschaffung eine geteilte Vorstellung davon aufbringen, was der Charakter wie gut kann und dann im Anschluss sicherstellen, dass der Crunch diesem Fluff entspricht. Nur so kann ein GenreSim-SL seine Kampagnenideen vor solchen unheilvollen Entwicklungen schützen.

Nachtrag: Balancing im Rahmen des GenreSim-Ansatzes ist also äquivalent dazu, dass Fluff und Crunch der SCs (und auch der NSCs) sich entsprechen (im Sinne des Englischen Alignments).
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 17.08.2021 | 19:18
...GenreSim-Ansatzes ...

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Moonmoth am 17.08.2021 | 19:36
(Keine Diskussion war doch eigentlich hier die Regel, oder?)

Ahem.

OK.

"Balancing" ist für mich vor allem massiv, massiv, massiv überbewertet. Ich denke, dass hier oft eine Kernaufgabe der SL und tatsächlich auch der ganzen Gruppe am Tisch (!)- nämlich Spotlight und Selbstwirksamkeit für jeden einzelnen Charakter in der Runde (auch bekannt als "alle haben einen schönen Abend") - auf Regelmechanismen abgeschoben wird, die hier nur in eingeschränktem Maße Hilfestellung geben können.

Grade die Sozialisierung vieler Spieler:innen durch Video/Computerspiele schafft hier oft eine Erwartungshaltung an "Fairness", die im Pen&Paper in dieser Form kaum umsetzbar ist, ohne viel vom Reiz des Hobbys zu opfern.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 18.08.2021 | 10:34
Egal, ob Em oder Sim (so genau wird das nur eine kleine Anzahl von Leuten unterscheiden, auch wenn berechtigt - am Ende wird's unter dem Begriff Simulationismus eingeordnet werden, fürchte ich), die Frage was Balancing ist muss unter dem Blickwinkel der verschiedenen Spielansätze/RPG-Aspekte (und ihrer spezifischen Ausprägung) gesehen werden:

In einem kollaborativen Erzählspiel, ist Balancing uU völlig losgelöst von irgendwelchen Charaktereigenschaften, sondern es werden nur Erzählrechte austariert. Bei einer Richtung des Simulationismus führt erfolgreiches Fluff-Crunch-Alignment automatisch zu dem "richtigen" Gleichgewicht, was übrigens zu völlig disparaten Kräfteverhältnissen im Crunch führen kann, wenn das so angestrebt ist - man halte sich nur eine gemischte RIFTS-Gruppe mit Rogue Scholars, Glitterboys, Wilderness Scouts und Drachen vor Augen. Im kompetetiven D&D-Spiel hingegen, kann es sein, dass jeder Kniff zur Charakteroptimierung als akzeptabel betrachtet wird. Dann ist Balancing etwas, dass das Regelwerk liefern muss, nicht der SL. In anderen gamistischen Ansätzen, wird hingegen vom SL erwartet, dass er allzu große Unterschiede "weghausregelt".

Das mag oder mag nicht erklären (zumindest teilweise), warum der OP auf so viele unterschiedliche Definitionen von Balancing gestoßen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: bobibob bobsen am 18.08.2021 | 11:35
Für mich ist balancing wenn jeder was zum Spiel beitragen kann. Wie häufig und in welchen Situationen spielt da für mich eine untergeordnete Rolle.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Ainor am 18.08.2021 | 12:20
Die (subjektive) Bedeutung des Balancings und die Länge der Balancingdiskussionen hängt von der "Investition" der Spieler und von der Notwendigkeit der Wahl ab.

Wenn z.B. in D&D ein Zauber zu schlecht ist dann stört das wenig, weil man ja problemlos einen anderen nehmen kann. Wenn aber eine Klasse "zu schlecht" ist dann stört das viele weil ja die Erwartung ist das man die Klasse über die ganze Kampagne spielt. Ebenso ist es nicht so schlimm wenn Halblinge schlecht sind. Niemand muss einen Halbling spielen. Aber "irgendwer muss einen Kleriker spielen", und der ärgert sich dann vielleicht wenn der Kleriker schlecht ist.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 18.08.2021 | 18:10
Für mich ist balancing wenn jeder was zum Spiel beitragen kann. Wie häufig und in welchen Situationen spielt da für mich eine untergeordnete Rolle.

Was heißt dann in dem Zusammenhang beitragen?
Ich schätze mal etwas beitragen, was den Vorstellungen des Spielers entspricht - und da sind wir dann in einem ganz breiten Feld, so dass Balancing quasi unbrauchbar wäre als Begriff.
Beklagt wird dann mangelndes Balancing wenn sich jemand - auch wenn es nur subjektiv sein sollte - unterbespottet fühlt, was z.B. auch einfach daran liegen kann, dass es nicht so "unbalanciert" in die eigene Richtung ist, wie es sich jemand wünscht, sein "bester Schwertkämpfer"-Vorbild dann vielleicht doch nur der 2.beste Schwertkämpfer der Gruppe ist, weil jemand anderes eine ähnliche Idee hatte und mehr als 1 Schwertkämpfer in der Gruppe angesichts der erwartbaren Herausforderungen auch sinnvoll ist, also keine  Warnung kam wegen Doppelnische. 
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 1of3 am 18.08.2021 | 18:42
Beklagt wird dann mangelndes Balancing wenn sich jemand - auch wenn es nur subjektiv sein sollte - unterbespottet fühlt, (...)

Und? Wie Railroading also. Spiel-Probleme muss man am Spieltisch lösen. Das Balancing auch nur am Spieltisch passieren kann, haben wir hier im Thema schon mehrfach gehabt. Ein Spiel kann nur dabei helfen, solche Probleme zu händeln. Es gibt ja umbekehrt auch Spieler, die am liebsten gar nicht so viel Aufmerksamkeit wollen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Haukrinn am 18.08.2021 | 18:42
Balancing heißt für mich, dass alle die am Tisch sitzen die gleichen Chancen auf Spaß haben.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 18.08.2021 | 18:57
Und? Wie Railroading also. Spiel-Probleme muss man am Spieltisch lösen. Das Balancing auch nur am Spieltisch passieren kann, haben wir hier im Thema schon mehrfach gehabt. Ein Spiel kann nur dabei helfen, solche Probleme zu händeln. Es gibt ja umbekehrt auch Spieler, die am liebsten gar nicht so viel Aufmerksamkeit wollen.

Der Knackpunkt bei diesem "Gefühl" im Gegensatz zum Railroading, wo eine Seite heimlich bescheißt oder auch nicht - auch wenn es nicht so einfach erkennbar sein sollte)  ist, dass der Akt an sich neutral sein kann und an eben beiderseits legitimen, aber eben wettstreitenden Vorstellungen hängen kann und es dann nicht der sich einstellende Zustand bzw. die Regeln und Entscheidungen auf dem Weg dahin sind, welche aufstoßen, sondern diesen Wettstreit verloren zu haben.

Und ja, damit wären wir definitiv bei einem Spielerproblem am Spieltisch, welches ein System nicht lösen kann - letztlich selbst dann, wenn alle Figuren identisch sind, wird dann doch irgendwo einer bessere Ideen haben oder seine Konflikte besser wählen. 

Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 18.08.2021 | 20:45
dass es nicht so "unbalanciert" in die eigene Richtung ist, wie es sich jemand wünscht, sein "bester Schwertkämpfer"-Vorbild dann vielleicht doch nur der 2.beste Schwertkämpfer der Gruppe ist, weil jemand anderes eine ähnliche Idee hatte
Das klingt nach einem Problem der Umsetzung von Fluff/Vorstellung in die konkrete Rundenzusammenstellung: Die Vorstellung war „ich bin bester Schwertkämpfer der Gruppe“ und die Klasse Krieger klang danach, aber in konkreten Kämpfen nimmt dir die Amazone die Butter vom Brot, weil sie nicht so viele Punkte in Reiten, Status und Menschenführung versenkt hat.

Das zu verhindern ist für mich auch balancing, aber eben nicht mehr nur regelseitig. D.h. balancing ist auch, dass beim Krieger dabeisteht: „mag nicht der Meister des Schwertkampfs sein, aber er ist es, der gerufen wird, wenn ein Trupp einen Anführer sucht.“
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 18.08.2021 | 20:49
Das klingt nach einem Problem der Umsetzung von Fluff/Vorstellung in die konkrete Rundenzusammenstellung: Die Vorstellung war „ich bin bester Schwertkämpfer der Gruppe“ und die Klasse Krieger klang danach, aber in konkreten Kämpfen nimmt dir die Amazone die Butter vom Brot, weil sie nicht so viele Punkte in Reiten, Status und Menschenführung versenkt hat.

Das zu verhindern ist für mich auch balancing, aber eben nicht mehr nur regelseitig.

Das ist eine mögliche Variante, wo das Spiel ggf mit entsprechendem Fluff dieser Fehleinschätzung nachgeholfen hat (Mechwarrior z.B. auch).
Aber auch bei 2. Kriegern habe ich so etwas schon gesehen, die halt etwas unterschiedliche Wege genommen haben und dann der etwas weniger kompetente eingeschnappt war, weil er nicht der "Star" war.
Manchmal hängt das ja sogar nur an der Art der Gegner, welche man dann trifft bzw. mit denen man sich dann unter welchen Umständen anlegt.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: flaschengeist am 19.08.2021 | 08:27
(Keine Diskussion war doch eigentlich hier die Regel, oder?)

Ahem.

OK.

"Balancing" ist für mich vor allem massiv, massiv, massiv überbewertet. Ich denke, dass hier oft eine Kernaufgabe der SL und tatsächlich auch der ganzen Gruppe am Tisch (!)- nämlich Spotlight und Selbstwirksamkeit für jeden einzelnen Charakter in der Runde (auch bekannt als "alle haben einen schönen Abend") - auf Regelmechanismen abgeschoben wird, die hier nur in eingeschränktem Maße Hilfestellung geben können.

Grade die Sozialisierung vieler Spieler:innen durch Video/Computerspiele schafft hier oft eine Erwartungshaltung an "Fairness", die im Pen&Paper in dieser Form kaum umsetzbar ist, ohne viel vom Reiz des Hobbys zu opfern.

Ihr könnt ruhig munter diskutierten, für mich hat der Thread seinen "Zweck" erfüllt (danke für die rege Beteiligung  :)), weshalb er nicht länger übersichtlich sein muss.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 20.08.2021 | 12:46
Was heißt dann in dem Zusammenhang beitragen?
Ich schätze mal etwas beitragen, was den Vorstellungen des Spielers entspricht - und da sind wir dann in einem ganz breiten Feld, so dass Balancing quasi unbrauchbar wäre als Begriff.

Spotlight alleine reicht häufig nicht. Ich hab mal in Rolemaster einen Barden gespielt, der halbwegs nutzlos war. Der SL hat sich Mühe gegeben, Bardenaktivitäten einzubauen, aber die waren hauptsächlich Farbe. Es fühlte sich ein wenig wie Mitleid an. Man möchte stattdessen zur Lösung des Abenteuers beitragen können. Man möchte nützlich sein für die Gruppe.

Beklagt wird dann mangelndes Balancing wenn sich jemand - auch wenn es nur subjektiv sein sollte - unterbespottet fühlt, was z.B. auch einfach daran liegen kann, dass es nicht so "unbalanciert" in die eigene Richtung ist, wie es sich jemand wünscht, sein "bester Schwertkämpfer"-Vorbild dann vielleicht doch nur der 2.beste Schwertkämpfer der Gruppe ist, weil jemand anderes eine ähnliche Idee hatte und mehr als 1 Schwertkämpfer in der Gruppe angesichts der erwartbaren Herausforderungen auch sinnvoll ist, also keine  Warnung kam wegen Doppelnische.

Ich tue mich ein wenig schwer damit... warum soll ein Spieler überhaupt das Anrecht haben der beste Schwertkämpfer weltweit zu sein? Oder auch nur der beste der Gruppe? Wenn ein Spieler den Schwertkampfwert minmaxt, dann kämpft er in einer groben Kategorie wie (um auf ASOIAF/GOT zurückzugreifen) peak Arthur Dayne, Barristan Selmy oder Jaime Lannister. Dass hier Fluff und Crunch zusammenfallen, ist wünschenswert. Aber niemand kann wissen, ob es nicht noch einen besseren Kämpfer irgendwo gibt. Play to find out.
Und was Konkurrenz innerhalb der Gruppe angeht... man kann das ja vllt im Verlauf der Charakterverbesserung ausgleichen oder umdrehen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 26.08.2021 | 19:08
Zitat
Ich tue mich ein wenig schwer damit... warum soll ein Spieler überhaupt das Anrecht haben der beste Schwertkämpfer weltweit zu sein? Oder auch nur der beste der Gruppe?
Und was Konkurrenz innerhalb der Gruppe angeht... man kann das ja vllt im Verlauf der Charakterverbesserung ausgleichen oder umdrehen.
Man kann das versuchen, es gibt aber auch Systeme wo das gar nicht so einfach geht.

Grundlegend sollte, wenn eine bestimmte Erwartung entsteht, die Erwartung auch erfüllt werden. Dass das nicht immer klappen wird ist klar. Es sollte aber eine Designvision sein — von der Verbindung aus Fluff und Regeln.

Und um zum Thread zurückzukommen: Auch das ist Balancing.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 26.08.2021 | 19:18
Spotlight alleine reicht häufig nicht. Ich hab mal in Rolemaster einen Barden gespielt, der halbwegs nutzlos war. Der SL hat sich Mühe gegeben, Bardenaktivitäten einzubauen, aber die waren hauptsächlich Farbe. Es fühlte sich ein wenig wie Mitleid an. Man möchte stattdessen zur Lösung des Abenteuers beitragen können. Man möchte nützlich sein für die Gruppe.

Ich hatte bei Rolemaster mal für einen Oneshot einen Barden gebaut (lvl3 oder 4?)  - und dafür ein paar Clicheevorteile zusammen gekauft.
Dann haben wir festgestellt, dass alles nicht-epische quasi kraft angesammelter Modifikatoren wohl keine Chance hatte den Rettungswurf gegen Beeinflussungszauber zu schaffen ...
Das war dann kein gutes Balancing.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Angalion am 24.10.2021 | 14:16
Balancing heißt für mich, dass alle die am Tisch sitzen die gleichen Chancen auf Spaß haben.

+1
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Megavolt am 29.10.2021 | 23:48
Die Definition es Threadstarters ist gut.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Lorgalis am 3.11.2021 | 21:38
Balancing heißt für mich, dass alle die am Tisch sitzen die gleichen Chancen auf Spaß haben.

Schön auf den Punkt gebracht, der auch für mich der ausschlaggebende ist.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Koronus am 3.11.2021 | 22:42
Der Irrweg, wenn alle gleich starten auch alle gleich toll sind.
Wenn man so ran geht, braucht man kein System sondern auch grob gesagt einfach  :w6: nehmen und sagen wenn ihr diese Nummer erreicht, habt ihr den Gegner getroffen, das Schloss geknackt etc.
Nicht jeder ist gleich und es gibt innerhalb der Welt auch vom Setting gegeben Machtunterschiede.
In D&D bedeutet Balancing zum Beispiel, jeder hat seine Chance zu glänzen und auf unterschiedliche Art (im Kampf) Beizutragen.
Ich kann mich noch an BEAM D&D erinnern wo Balancing bedeutete, dass jeder seinen Zeitpunkt hat zu glänzen.
Magier sind am Anfang praktisch nutzlos, wenn man sie allerdings hoch genug durchgetragen hat, sind sie die Stärksten von allen.
Zwerge und Halblinge sind am Anfang quasi bessere Krieger dafür ist der Krieger im späteren Verlauf viel besser.
Elfen sind Magier die nicht nur eine Handvoll Aktionen pro Tag durchführen können und ansonsten Beute wegnehmen und fragile Zielscheiben sind sondern können durchaus ihr Gewicht tragen, dafür aber nicht so mächtig wie Magier werden. Diebe und Kleriker haben sowieso ihre eigenen Nischen weshalb jede Gruppe mindestens einen haben möchte.

Bei Shadowrun ist zwar auch die Grundidee aber ein komplett anderes Setting weshalb ich mich hier einfach die Häufigste Kritik daran setze.
In Shadowrun wird häufig kritisiert, dass die Erwachten alles so viel besser können und es doch keinen Grund gibt einen Unerwachten zu nehmen.
Der Punkt ist, die Erwachten sollten nie so schlecht wie die anderen vom Setting aus sein. Das Setting will es so, dass sie so überdrüber sind nur glauben die Spieler, dass jeder einfach das nehmen sollte was er will. Eigentlich müsste man in Shadowrun die Leute würfeln lassen und nur wenn sie sagen wir zwei Mal auf  :w6: beide Male eine 6 Würfeln dürften sie Erwacht sein und ein weiterer  :w6: würde dann bestimmen was für eine Art von Erwachter sie sind.

Aber ja das ist auch einer Art von Balancing. Zu sagen man hat keines und lässt einfach das Glück entscheiden was man ist und ob man gut ist.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Ainor am 5.11.2021 | 09:32
Jo. Solange niemand vom SL bevorzugt wird haben alle die gleiche Chance...
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: 1of3 am 5.11.2021 | 10:22
Jo. Solange niemand vom SL bevorzugt wird haben alle die gleiche Chance...

Das bedeutet, dass die SL das einzige Korrektiv in einer Runde ist. Das kann vielleicht sein, aber dann tut mir die SL ein bisschen leid. Besser ists freilich, wenn alle darauf achten, dass die anderen Spaß haben. Und das bedeutet nicht nur nicht bevorzugen, sondern erfordert aktiv auf die Mitspielenden zu achten.

Aber ja das ist auch einer Art von Balancing. Zu sagen man hat keines und lässt einfach das Glück entscheiden was man ist und ob man gut ist.

Das ist dann der Unterschied zwischen prozeduraler und substanzieller Gerechtigkeit. Klar, hab ich quasi die Lotterie gewonnen als Mitteleuropäer und Kind recht gut situierter Eltern geboren zu sein und theoretisch hätte das mit glücklichen Geburt ja anderen auch passieren können. Das Gedankenspiel tröstet dann aber auch nicht recht, wenns nicht so ist.

Der Unterschied ist also das wir lediglich prozdurale Gerechtigkeit nur dann leicht hinnehmen, wenn sie in ihrem Rahmen klar begrenzt ist. Bei Brettspielen, die spätestens nach ein paar Stunden um sind, geht das vielleicht noch ganz gut. Das Problem bei vielen Rollenspielen ist, dass sie in der Spielzeit theoretisch unbegrenzt sind. Da ist ein Hinterherhinken dann ganz schnell frustrierend.

Deshalb war eben auch das Konzept von Magiern, die irgendwann mal stark werden, nicht tragfähig. Das Irgendwann tritt vielleicht nie ein, weil die Kampagne vorher versandet. Auch das geht natürlich bei asymmetrischen Brettspielen viel besser, weil da dieser Bogen in einer Sitzung abgerissen werden kann.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Ainor am 6.11.2021 | 08:53
Das bedeutet, dass die SL das einzige Korrektiv in einer Runde ist. Das kann vielleicht sein, aber dann tut mir die SL ein bisschen leid.

Ich meinte nicht der SL soll ein korrektiv sein. Ich meinte dass bei SL-Neutralität die prozedurale Gerechtigkeit immer gegeben ist weil die Spieler ja vom Regelwerk gleich behandelt werden.

Das ist dann der Unterschied zwischen prozeduraler und substanzieller Gerechtigkeit. Klar, hab ich quasi die Lotterie gewonnen als Mitteleuropäer und Kind recht gut situierter Eltern geboren zu sein und theoretisch hätte das mit glücklichen Geburt ja anderen auch passieren können. Das Gedankenspiel tröstet dann aber auch nicht recht, wenns nicht so ist.

Der Vergleich macht nur begrenzt Sinn. Wenn du wo anders von anderen Eltern geboren worden wärest dann wärest du jemand anderes (es sei denn man glaubt an Reinkarnation etc.)
Ich würde eher folgendes vorschlagen: In ener Prüfung gibt es leichte und schwere Prüfer die zufällig zugeteilt werden. Jeder hat dieselbe Chance auf einen leichten Prüfer, aber manche werden das System unfair finden.

Dinge wie Attribute auswürfeln sind dann ja ganz ähnlich. Wenn man am Anfang Glück hat ist es hinterher viel leichter.

Deshalb war eben auch das Konzept von Magiern, die irgendwann mal stark werden, nicht tragfähig. Das Irgendwann tritt vielleicht nie ein, weil die Kampagne vorher versandet. Auch das geht natürlich bei asymmetrischen Brettspielen viel besser, weil da dieser Bogen in einer Sitzung abgerissen werden kann.

Genau. Da gibt es noch viele ähnliche Beispiele. Und es zeigt dass "dieselbe Chance auf Spaß" auf Dauer nicht reicht.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Oberkampf am 6.11.2021 | 09:27
Wenn man nicht völlig im Allgemeinen bleiben will, mit so Aussagen wie "Balancing ist, wenn jeder am Spieltisch gleich viel Spaß hat" (was schon an sich seltsam klingt *hust*), dann gelten erstmal die Fragen: "Worum dreht sich dieses Spiel?" und "Was handelt dieses Regelwerk zentral ab?"

Darum beantworte ich diese Frage mal nur und ausschließlich für das, was ich am meisten spiele, und das ist das traditionelle Schatzsucher-Helden-Fantasy-Abenteuer. Und ich beantworte sie nur nach dem Threadtitel, was für mich Balancing ist. Die Regelwerke drehen sich meistens um Erkundung der Welt, Reisen & Erforschen und Kämpfe gegen Monster, sekundär um soziale Interaktion. Typische Regelwerke sehen dafür eine Aufteilung in Klassen vor, die grob unter die Stränge Kämpfer, Gauner und Zauberer einzuordnen sind, wobei Überschneidungen möglich sind.

Meine Vorstellung von Balancing wäre dann, wenn die Regeln es ermöglichen, dass jede Klasse zu jedem Hauptthema des Spiels zu fast jedem Zeitpunkt des Spielfortschritts etwas Sinnvolles (und intuitiv Einsichtiges) beitragen kann ohne dass die SL eigens dafür nachhelfen muss und ohne dass eine extreme Fachkenntnis des Regelwerks erforderlich ist. Kurz: Jede Klasse hat zu jedem Hauptthema des Spiels ein oder zwei Aufgaben (Rollen), die sie besonders gut erfüllen kann.

Ob zu diesem Zweck Attribute ausgewürfelt oder nach Tabelle zugeteilt werden, ist für mich völlig zweitrangig. Attributsdifferenzen sind in vielen Spielen (gerade der D&D-Familie) lang nicht so bedeutend wie das generelle Ungleichgewicht der Klassen.

Beispiel:

Das Regelwerk kennt sie Klasse "Krieger". In der kurzen Klassenskizze steht, dass der Krieger entweder ein Bollwerk ist, dass seine schwächer gerüsteten Gefährten vor den anstürmenden Feinden beschützt (quasi ein "Schildwall" oder "Tank") oder ein Waffenmeister, der im Nahkampf Feinde mit wuchtigen Hieben niederstreckt. Wenn das so drinsteht, dann muss die Kriegerklasse auf jeder Stufe eine dieser Funktionen erfüllen können und darf nicht nur auf den ersten paar Stufen glänzen, um danach vom Magier mit Monsterbeschwörungen und Feuerbällen komplett nutzlos gemacht werden.

Hinsichtlich der Interaktion mit der Umwelt steht im Regelwerk drin, dass Krieger generell körperlich sehr fit sind und im sozialen Bereich glänzen, wenn es um Kontakte mit kriegerischen Gruppen (Ritter, Soldaten, Samurai, Elitekrieger usw.) geht oder wenn es um Einschüchterung geht - also muss das Regelwerk auch in diesem Bereich sein Versprechen halten. Der Krieger darf in der Wildnis oder im sozialen Umfeld nicht komplett nutzlos werden.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 6.11.2021 | 09:40
Wenn man nicht völlig im Allgemeinen bleiben will, mit so Aussagen wie "Balancing ist, wenn jeder am Spieltisch gleich viel Spaß hat" (was schon an sich seltsam klingt *hust*), dann gelten erstmal die Fragen: "Worum dreht sich dieses Spiel?" und "Was handelt dieses Regelwerk zentral ab?"
Exakt.

Und gleich viel "Spaß" führt dazu, dass bei der geschmacklichen Dimension von "Spaß" diese Frage gar nicht mehr beantwortet werden kann.
Dazu gibt die Antwort so auch keinen Anhaltpunkt, wie das "gleich viel" dann erreicht werden soll, sprich das Balancing selbst dann aussehen müsste, um dem erklärten Auftrag gerecht zu werden.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: flaschengeist am 6.11.2021 | 10:05
Das ist dann der Unterschied zwischen prozeduraler und substanzieller Gerechtigkeit. Klar, hab ich quasi die Lotterie gewonnen als Mitteleuropäer und Kind recht gut situierter Eltern geboren zu sein und theoretisch hätte das mit glücklichen Geburt ja anderen auch passieren können. Das Gedankenspiel tröstet dann aber auch nicht recht, wenns nicht so ist.

Der Unterschied ist also das wir lediglich prozdurale Gerechtigkeit nur dann leicht hinnehmen, wenn sie in ihrem Rahmen klar begrenzt ist. Bei Brettspielen, die spätestens nach ein paar Stunden um sind, geht das vielleicht noch ganz gut. Das Problem bei vielen Rollenspielen ist, dass sie in der Spielzeit theoretisch unbegrenzt sind. Da ist ein Hinterherhinken dann ganz schnell frustrierend.

Deshalb war eben auch das Konzept von Magiern, die irgendwann mal stark werden, nicht tragfähig. Das Irgendwann tritt vielleicht nie ein, weil die Kampagne vorher versandet. Auch das geht natürlich bei asymmetrischen Brettspielen viel besser, weil da dieser Bogen in einer Sitzung abgerissen werden kann.

Sehr schön argumentiert, volle Zustimmung  :d.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Haukrinn am 7.11.2021 | 17:53
Exakt.

Und gleich viel "Spaß" führt dazu, dass bei der geschmacklichen Dimension von "Spaß" diese Frage gar nicht mehr beantwortet werden kann.
Dazu gibt die Antwort so auch keinen Anhaltpunkt, wie das "gleich viel" dann erreicht werden soll, sprich das Balancing selbst dann aussehen müsste, um dem erklärten Auftrag gerecht zu werden.

Dinge, die nur massiv vereinfacht (und damit in aller Regel komplett verfälschend) modelliert werden können, um sie in Regeln zu gießen, sind andererseits auch keine Lösung. "Jede Klasse soll zu jeder Zeit etwas sinnvolles tun können" ist jetzt auch nicht besser oder genauer. Was ist denn sinnvoll? Und sinnvoll mit Bezug auf was? Abenteuer lösen? Nicht krepieren? Oder vielleicht sogar, auweia, Spaß haben?  ;)
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Deltacow am 8.11.2021 | 12:10
= die Balance des Machtgefüges aller Teile eines Systems

Teile wären in diesem Fall jeder Spielercharakter,
ein Teil wäre aber auch jeder Encounter.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Maarzan am 8.11.2021 | 12:22
Und sinnvoll mit Bezug auf was?

Das sehe ich als die relvante Kernfrage. Nur in Bezug auf eine entsprechend konkrete Anforderung ist die Frage nach ausreichender Ausgewogenheit beanwtortar.

"Spaß" ist hingehen so ziemlich das unkonkreteste und kraft Geschmacksbezug erst recht nicht außer für eine bestimmte Gruppenkonstellation beantwortbar.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Arldwulf am 8.11.2021 | 12:24
Dinge, die nur massiv vereinfacht (und damit in aller Regel komplett verfälschend) modelliert werden können, um sie in Regeln zu gießen, sind andererseits auch keine Lösung. "Jede Klasse soll zu jeder Zeit etwas sinnvolles tun können" ist jetzt auch nicht besser oder genauer. Was ist denn sinnvoll? Und sinnvoll mit Bezug auf was? Abenteuer lösen? Nicht krepieren? Oder vielleicht sogar, auweia, Spaß haben?  ;)

"Sinnvoll" nimmt hier als Maßstab die Spielweltauswirkungen im Vergleich zu den Aktionen anderer und im Kontext der eigenen Rolle.

Man könnte auch sagen: Die Rolle welche ein Spielercharakter in der Spielwelt hat sollte sich in der Mechanik des Spiels und den Auswirkungen der Aktion wiederfinden.

Gutes Balancing bedeutet nun "es gibt viele verschiedene mögliche Herangehensweisen wie dies umsetzbar ist" - schlechtes Balancing schränkt die Anzahl der möglichen Rollen ein.

Um ein Beispiel zu nennen: Nimm mal an in einem System sind die Kämpfer per se eigentlich nur die Träger und Sidekicks der Magier was die Mechanik und die Auswirkungen ihrer Rollen angeht. Auch in diesem könnte ich natürlich nun natürlich genau diese Rolle annehmen und viel Spaß damit haben. Schwieriger wäre es aber zu sagen mein Charakter sei der Partner und Freund des Magiers. Denn wenn dies so ist, warum nimmt der Kerl dann seinen Freund überhaupt mit? Die Welt ist in Gefahr, die Aufgabe wahrscheinlich tödlich...da nehm ich doch lieber wen mit der dazu in der Lage ist. Schon allein weil wir Freunde sind.

Sprich: die mechanischen Auswirkungen eines Regelwerks haben Einfluss auf die Rollen der Charakter im Spiel. Wenn man sagen kann "Spiel was du willst, das ist alles möglich und hat alles seine Vorteile und Nachteile" ist gutes Balancing erreicht. Und umgedreht äußert sich schlechtes Balancing natürlich in einer Verarmung der Charaktervielfalt, weil auf Dauer Spieler dazu neigen das zu spielen was im System zu funktionieren scheint.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Raven Nash am 8.11.2021 | 12:48
Ich sehe "Balancing" ja auch immer in starker Abhängigkeit vom Setting.

Beispiel: In einem 08/15-Fantasy-Setting ist ein Magier eine übliche und nützliche Charakterwahl. Was aber nun in einem Setting, in dem Magier verfolgt und getötet werden und Magie generell negative Auswirkungen hat? Ist die Wahl dann noch gleich nützlich?
Oder ein Krieger im Fäntelalter - gut und nützlich. In einem John Grisham Setting? Eher nicht so. Zumindest nicht oft.

Dazu kommen die "Einsätze" selbst. Was nützt mir in StarWars der tollste Pilot, wenn nie Raumkämpfe stattfinden, weil die Kampagne halt eher diplomatisch ist. Ist das nun schlechtes "Balancing", wenn der Diplomat mehr tun und erledigen kann?
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Arldwulf am 8.11.2021 | 12:58
Dazu kommen die "Einsätze" selbst. Was nützt mir in StarWars der tollste Pilot, wenn nie Raumkämpfe stattfinden, weil die Kampagne halt eher diplomatisch ist. Ist das nun schlechtes "Balancing", wenn der Diplomat mehr tun und erledigen kann?

Kurz gesagt: ja.

Denn natürlich wäre ein Spiel in dem alle entweder Diplomaten oder nutzlos sind ein Beispiel für eine starke Einschränkung der Charakterkonzepte.

Dies ist auch gar keine reine Settingfrage, den gleichen Effekt hätte man auch wenn Diplomatie (oder irgendwas anderes) stets die beste Lösung für ein Problem wäre. Auch hier wäre die Auswirkung auf die Charaktervielfalt die gleiche.

Und natürlich sieht man hier auch schon ein Mittel welches gut balancierte Regelwerke nutzen um diesem Effekt entgegenzutreten, eben die Charaktere so umsetzbar zu machen das der Pilot auch abseits seines eigentlichen Bereichs etwas beitragen kann - idealerweise indem Kenntnisse aus jenem Bereich übertragbar sind und dort andere Herangehensweisen ermöglichen.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Raven Nash am 8.11.2021 | 14:07
Und natürlich sieht man hier auch schon ein Mittel welches gut balancierte Regelwerke nutzen um diesem Effekt entgegenzutreten, eben die Charaktere so umsetzbar zu machen das der Pilot auch abseits seines eigentlichen Bereichs etwas beitragen kann - idealerweise indem Kenntnisse aus jenem Bereich übertragbar sind und dort andere Herangehensweisen ermöglichen.
Was ja auch furchtbar realistisch ist.  >;D
Weil, wie wir wissen, Piloten (oder andere Experten) ihre Kenntnisse ja übertragen können. Der Quantenphysiker ist ja im sozialen Bereich auch durchaus kompetent... ~;D

Jede Form der Spezialisierung bedingt Abschläge anderswo. Der ideale Renaissancemensch mit seiner Universalbildung war ein Idealbild - wirklich reale Personen sind bisher unbekannt (und wenn wer "Leonardo" schreit - nein, der konnte weder besonders gut fechten noch reiten, beides laut Castiglione aber wesentliche Künste).
Warum also, wenn das schon in der Realität nicht möglich ist, sollte das im Spiel möglich sein?

Und warum muss man als Spieler immer und zu jeder Zeit "etwas tun" können? "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten!" gilt IMHO hier genauso.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Haukrinn am 8.11.2021 | 14:16
"Spaß" ist hingehen so ziemlich das unkonkreteste und kraft Geschmacksbezug erst recht nicht außer für eine bestimmte Gruppenkonstellation beantwortbar.

Mir will ehrlich gesagt nicht in den Sinn wieso man überhaupt auf die Idee kommt, die Frage allgemeingültig beantworten zu wollen. Das wird nicht funktionieren. Selbst wenn du regeltechnisch perfektes Balancing erreichts (wie immer das auch aussehen mag), liegt an der Gruppe, an den RAP und auch an der Auslegung des SLs, ob und wie diese Dinge zum tragen kommmen. Balancing steht in keinem Regelbuch, sondern ist ein Prozess, der am Spieltisch stattfindet.

 

Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 8.11.2021 | 15:20
Dazu kommen die "Einsätze" selbst. Was nützt mir in StarWars der tollste Pilot, wenn nie Raumkämpfe stattfinden, weil die Kampagne halt eher diplomatisch ist. Ist das nun schlechtes "Balancing", wenn der Diplomat mehr tun und erledigen kann?
Weiß nicht ob man das "Balancing" nennen kann, aber wenn das Spiel Klassen oder Beispielchractere (ohne entsprechende Warnung) mit liefert die für typische Kampagnen/Abenteuer weitesgehend ungeeignet sind, ist das jedenfalls mMn kein gutes Spieldesign.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: ArneBab am 1.12.2021 | 02:50
Sprich: die mechanischen Auswirkungen eines Regelwerks haben Einfluss auf die Rollen der Charakter im Spiel. Wenn man sagen kann "Spiel was du willst, das ist alles möglich und hat alles seine Vorteile und Nachteile" ist gutes Balancing erreicht. Und umgedreht äußert sich schlechtes Balancing natürlich in einer Verarmung der Charaktervielfalt, weil auf Dauer Spieler dazu neigen das zu spielen was im System zu funktionieren scheint.
Ganz so allgemein würde ich das nicht schreiben. Es müsste sein: Spiel was du willst im Rahmen des Settings.

Die Welt gibt vor, wo es leichter ist, spannendes zu erleben. Drei Leute in (jeweils) Einzelhaft zu spielen wäre unabhängig vom Regelwerk eher uninteressant.

Daher: Das Regelwerk sollte die Rollen der Charaktere nicht stärker einschränken als die Kampagnenidee.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Blizzard am 1.12.2021 | 08:28
Was ist für euch balancing?
Ich kenne oder kannte den Begriff des Balancings davor eigentlich nur aus Computerspielen, wo z.B. die Rede davon war, dass die Kämpfe oder der Schwierigkeitsgrad nicht ausbalanciert sind. Oder dass z.B. in einem Strategie-Spiel mit mehreren Völkern die Einheiten nicht ausbalanciert sind.

Hier beim Rollenspiel scheint es aber durchaus mehrere und/oder unterschiedliche Ebenen oder Aspekte des Balancings zu geben. Ich persönlich unterteile da in eine innere und eine äußere Ebene.
Die innere Ebene ist für mich alles, was mit dem System und den Regeln zu tun hat. Quasi die "Buch-Ebene". Hier achte ich darauf, ob die Regeln ausgewogen sind. Also z.B. ob Vor-oder Nachteile vielleicht zu schwach oder zu stark geraten sind. Oder wenn es mehrere spielbare Völker samt Einschränkungen und Volksboni gibt, ob die ausgewogen sind und nicht eines der Völker quasi übermächtig daher kommt. Solche Sachen eben. Quasi alles, was mit irgendwelchen (Spiel-)Werten (im Buch) zu tun hat.

Die äußere Ebene ist für mich dann die "(Spiel)Tisch-Ebene". Hier geht es um die Ausgewogenheit der Spielrunde. Also nicht nur, dass die Mitspieler in die Gruppe (und zueinander) passen und eine homogene Runde bilden- nein, hier geht's auch um Spottlightverteilung am Spieltisch und dass kein Spieler zu kurz kommt oder ein Spieler zu stark dominiert und die anderen Spieler nur Statisten sind.
Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: Ninkasi am 1.12.2021 | 09:30
Neben der "Buch-Ebene" und "Tisch-Ebene" könnte man noch über eine "Setting/Welt-Ebene" nachdenken,
Wenn das "übermächtige" Volk über das Setting gebalanct werden soll, z. B. über Außenseiterrolle oder Lese-Schreib-Schwäche.
Oder auch der Klassiker: Der Adel. Stand, Status im Allgemeinen.
Vermischt sich für mich auch zum Teil:
Auf Buch-Ebene bekommt z.B. der Elb den Vorteil Hyperintelligenz;
Auf Setting-Ebene wird der Elb zum Außenseiter gegenüber den meisten anderen Völkern, wegen "doofe Ohren machen schlau";
Auf Tisch-Ebene sollte die Gruppe dafür sorgen, dass der Elb dadurch nicht die Spottlightverteilung durchwirbelt und eine homogene Runde gebildet wird.

Titel: Re: Was ist für euch "balancing"
Beitrag von: nobody@home am 1.12.2021 | 12:48
Oder auch der Klassiker: Der Adel. Stand, Status im Allgemeinen.

Wobei sich der eigentlich leicht (und gar nicht mal so unglaubwürdig) "ausbalancieren" ließe, indem man einfach festlegt, daß alle SC bereits ab Werk adlig oder sonst von einigermaßen respektablem Stand sind. Die Zeit und Muße, um sich Flausen übers Leben als "Berufsabenteurer" überhaupt zu leisten und sogar darauf hin zu trainieren, hat schließlich gerade in Fäntelalterwelten längst nicht jeder dahergelaufene Bauernbengel...und auch im Quellmaterial bis hin zurück zum Gilgamesch-Epos sind Protagonisten nicht einfach bloß adliger, sondern gleich direkt königlicher Abstammung nicht so wirklich unterrepräsentiert. Die Präzedenzfälle lägen also in reichlicher Auswahl vor. ;)