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Medien & Phantastik => Sehen, Lesen, Hören => Lesen => Thema gestartet von: Alex am 24.08.2021 | 14:56

Titel: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 24.08.2021 | 14:56
Ausgehend von der Diskussion in "Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens" (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,120164.0.html), dient dieser thread der Diskussion von Fantasy-Welten und wie man sie in Erzählungen umsetzen kann, ohne dass man den Lesern mit zu vielen Informationen überfordert.
Auch stellt sich die Frage, ob man überhaupt eine Fantasy-Welt vollständig ausarbeiten sollte und sie nicht organisch mit der Erzählung (und den daraus entstehenden Bedürfnissen) wachsen lassen sollte.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Tele am 24.08.2021 | 15:25
Das berührt doch die Frage der Schreibtechnik. Ich habe einen groben Plot und schreibe los. Bei neuen Ideen im Bereich Worldbuilding muss ich zwar dauernd zurück gehen, kann das aber nicht anders...
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: unicum am 24.08.2021 | 15:34
Prinzipiell kann man auf zwei Arten herangehen:

Vom kleinen zum Großen und eben umgekehrt. Beides hat imho sein Vor- und seine Nachteile.

Deswegen sag ich an der Stelle das es wichtiger ist das die vorgehensweise dahingehend ist das es eben zu dem Schreiberling passt.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 24.08.2021 | 15:35
Ich für meinen Teil bereite mich gerne für alle Eventualitäten vor.
Die Hauptcharaktere sind soweit ausgearbeitet, dass ich jeder Situation genau weiß wie sie reagieren. Ebenso ist es für mich mit der Welt. Es darf eigentlich keine weißen Flecken geben, auf den Pfaden auf denen ich die Geschichte spielen lasse. Und wenn ja, schließe ich diese, bevor ich zu schreiben beginne.
Aber das ist auch eine Frage der Schreibtechnik - man kann auch voll ins Blaue schreiben und dann Dinge entwickeln, wenn man sie braucht.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 24.08.2021 | 15:35
Deswegen sag ich an der Stelle das es wichtiger ist das die vorgehensweise dahingehend ist das es eben zu dem Schreiberling passt.
Exakt so sehe ich es auch. Es gibt mMn kein richtig oder falsch.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Issi am 24.08.2021 | 15:45
OK, jetzt wo der Strang tatsächlich zuerst bei "Sehen" gelandet ist  ~;D, bleibt nur noch zu sagen:
"Schreiben ist doch wie einen (Kopfkino) Film zu drehen."
Sowie Du im Kino vergessen willst, dass du einen Film siehst, willst Du beim Lesen vergessen, dass du ein Buch liest."

Darum sollte ein Buch mMn. Keine Langweile oder Verdruss aufkommen lassen.

Auch nicht durch überflüssige oder schlecht verpackte Informationen.
Woran erkennt man die?

1. Sie bringen den Lesenden nix.
( Oder zumindest keine Erkenntnisse, die für die Geschichte von Bedeutung sind)
2. Sie schmälern die Unterhaltung einer bestimmten Szene.
(Sie fügen sich z.B. nicht organisch in ein Gespräch ein, sondern werden den Lesenden mehr oder weniger durch einen unnatürlich wirkenden "Vortrag" oder Monolog auferlegt.)

Edit folgt.
Von "Gärtnern" und "Architekten".
Denke, es kommt selbst für Gärtner der Punkt, an dem sie irgendwann Architekt sein müssen, damit das alles am Ende Sinn ergibt.
Wichtig ist mMn: Nicht alles was ausgearbeitet wurde, um die Welt zu erklären, ist für die Lesenden interessant.

Und gerade wenn es viele verschiedene Fraktionen und Personen gibt, muss man Prioritäten setzen. Und die, die in der Geschichte ne Bedeutung haben sollen, sollten durch ( Erscheinung, Auftreten, Persönlichkeit etc.) einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Fragen die ich stellen würde:
Was ist an dieser Figur einzigartig?
Was macht sie anders als andere?
Was macht sie aus?
Wodurch fällt sie auf?
Wie und wodurch kann sie bei den Lesenden möglichst schnell einen bleibenden Eindruck ihrer Persönlichkeit hinterlassen?

Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: KhornedBeef am 24.08.2021 | 15:52
Wie steht ihr denn zu inneren Monologen zur Vermittlung von Wissen?
Ich frage, weil das bei Abercrombies First Law - Trilogie, die ich gerade abschließe, ein häufiges Stilmittel ist. Das sind teils die unterhaltsamsten Passagen des Buchs. Ich denke, das liegt mit daran, dass die Perspektiven der Protagonisten in ihnen so deutlich, und unterschiedlich sind. Die Welt beschrieben, durch die Brille eines fühlenden Wesens, eben.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Aedin Madasohn am 24.08.2021 | 15:52
Auch stellt sich die Frage, ob man überhaupt eine Fantasy-Welt vollständig ausarbeiten sollte und sie nicht organisch mit der Erzählung (und den daraus entstehenden Bedürfnissen) wachsen lassen sollte.

es gibt ja das Sprichwort: die zweiten Gedanken (Ideen) sind die besseren

daher würde ich jedem Autor empfehlen, nicht zu viel zu früh "festgelegt" zu haben. Nachher braucht man es nicht (Sackgassen) oder halbgares Anfangs-Halbsatz-Zeug, dass dort keinen Mehrwert brachte als Bleiwüste zu generieren, verstellt den Weg zu einer guten Idee nach 100 Seiten.

Immer nur das setzen, was gerade auch "handelt" oder gebraucht wird. Wieviele exotische Völker soll es geben oder ausdrücklich nicht geben, wenn der/die Protagonist/in als

Mensch in einem Menschdorf

die erste Seite füllt? Genau. Erstmal gar keine Aussage zu.

Bei Bedarf kann der erste Elf/Zentaur/Querks ja noch immer eingeführt werden, wenn er in der Herberge beim Humpen Bier sitzt oder
Großvater erzählt odoeroder

Soll hingegen das Menschendorf unter der brutalen Fronherrschaft der blutrünstigen (alle howard´schen Klischeeknöpfe drücken) *Orks* stehen, dann...

- kann ich auf LOTR/D&D/DSA/Warhammer Vorbildung  >;D setzen

...und mich auf Seite 1 etwas anderem widmen, als den 7 Jährigen Orkkrieg zu rekapitulieren, wo König Sc`ripto´pfer von Ratgeber Ver`Rät`er in den Hinterhalt von Ol`ruk Bluthammer gelockt wurde.
Ausbeutung = Armut, Hunger und Elend
Brutal = Angst und Einschüchterung
lässt sich als Stimmungsbild einflechten, ohne es zu spröde als "soziologisch korrekte Studie" Fakt um Fakt runterzuratten.

Soll hingegen der/die Protagonist/in gleich auf Seite 1 den Wegruf ins Abenteuer erhalten, weil mystischer Bote Einhorn/Simurgh/Elf/Cherub/Orakel/Baumgeist mit der Tür ins Haus fällt, so ja nur darum, weil der Autor auf schnellen Einstieg setzt und nicht vom Ei der Leda aus die Story entwickeln will.

Wäre jetzt natürlich eine ziemliche Bremse, erst die letzten 10 Zeitalter dieser Kinder der Morgenröte aus dem off nachzuerzählen, bevor dann das Mensch=Kind-des-Herbstes zur Quest aufbrechen darf um auch mal die Welt retten zu dürfen.


Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: schneeland am 24.08.2021 | 15:53
Meine Tendenz diesbezüglich ist, dass idealerweise erstmal ein roter Faden eingezogen werden sollte (für zentrale Orte, Personen/Fraktionen, Ereignisse), man dann erstmal eine erste Version soweit wie möglich runterschreibt und anschließend mit dem Polieren beginnt. Das Risiko, sich ansonsten mit Details zu verzetteln, die ohnehin niemanden interessieren bzw. die, wie wir im anderen Faden ja schon diskutiert haben, die Leseerfahrung eher verschlechtern, ist m.E. relativ groß. Nachteil ist natürlich, dass es schon ziemlich schmerzhaft ist, etwas Geschriebenes (oder Gezeichnetes, etc.) nochmal wegzuwerfen und neu anzusetzen - für das Tolkien-Level braucht man dann schon eine ziemlich dicke Haut  :D

Edit:
Aedin hat das ja auch nochmal etwas mehr ausgeführt.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 24.08.2021 | 15:53
Generell bin ich voll bei dir Issi, aber es gibt einen großen Markt (oder Bedarf) an sehr ausschweifenden Büchern, auch außerhalb der E-Literatur.

Ein Beispiel dafür ist Hakan Nesser, der in manchen Krimis mörderisch viele Rückblenden hat um den Charakteren mehr Tiefe zu geben. Mich nervt das höllisch, weil ich eben will dass die Geschichte weitergeht, aber vielen anderen Leuten gefällt das und unzweifelhaft ist Nesser damit sehr erfolgreich.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Weltengeist am 24.08.2021 | 16:07
Wie steht ihr denn zu inneren Monologen zur Vermittlung von Wissen?
Ich frage, weil das bei Abercrombies First Law - Trilogie, die ich gerade abschließe, ein häufiges Stilmittel ist. Das sind teils die unterhaltsamsten Passagen des Buchs. Ich denke, das liegt mit daran, dass die Perspektiven der Protagonisten in ihnen so deutlich, und unterschiedlich sind. Die Welt beschrieben, durch die Brille eines fühlenden Wesens, eben.

Die Frage, die ich mir stelle (und die auch dem ursprünglichen Thread zugrunde lag) ist, ob es überhaupt ausreicht, Wissen über die Welt einmal erklärt zu haben. Es neigt ja jeder dazu, von sich auf andere zu schließen, so natürlich auch ich: Bei mir reicht "einmal gesagt" häufig nicht aus. Nicht alles, was geschrieben wurde, wird auch gelesen, nicht alles, was gelesen wurde, wurde auch verstanden, nicht alles, was verstanden wurde, wird auch erinnert...
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 24.08.2021 | 16:13
Die Frage, die ich mir stelle (und die auch dem ursprünglichen Thread zugrunde lag) ist, ob es überhaupt ausreicht, Wissen über die Welt einmal erklärt zu haben. Es neigt ja jeder dazu, von sich auf andere zu schließen, so natürlich auch ich: Bei mir reicht "einmal gesagt" häufig nicht aus. Nicht alles, was geschrieben wurde, wird auch gelesen, nicht alles, was gelesen wurde, wurde auch verstanden, nicht alles, was verstanden wurde, wird auch erinnert...
Das liegt mMn in der Art der Erklärung (wurde hier ja auch thematisiert). Wenn es Gerüchte über einen Drachen auf einem Berg gibt, dann ist das nicht so eindringlich, wenn der Drache mal runterkommt und die Gruppe angreift.
Bei mir gibt es eine Streitszene zwischen Fürsten, von denen die eine Seite den aktuellen König nicht akzeptiert. Kann man so als Info reinstreuen, aber wenn es ein Wortgefecht zwischen allen gibt und jeder seine Gründe für Pro bzw. Contra einwirft, dann wird dieser Konflikt sehr plastisch.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Issi am 24.08.2021 | 16:22
Wie steht ihr denn zu inneren Monologen zur Vermittlung von Wissen?

In manchen Szenen wirklich sinnvoll.
(Zum Beispiel um Kontakt zur Figur herzustellen, und wenn für die Lesenden gerade nicht abzuleiten ist, wie die Figur zu etwas steht.
Oder wie ihr gerade zumute ist)

In anderen kann das Verhalten einer Figur auf etwas oder jemanden manchmal mehr sagen als Worte. Und je besser eine Figur den Lesenden bekannt ist, desto leichter wird es sie einzuschätzen.

@
Alex
Es kommt immer darauf an, was das für ein Monolog ist.
Bei einem solchen muss man sich halt nicht mehr Fragen was eine Figur denkt und fühlt.
Ohne diese "Gewissheit" stellt der Leser selbst fest, wie die Figur sich nun fühlen müsste. Indem er sich in die hineinversetzt/ hineindenkt.

( Ich dachte in meinem Beitrag oben aber jetzt mehr an einen langen schlechten Vortrag durch eine zweite Person)
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 24.08.2021 | 16:52
@
Alex
Es kommt immer darauf an, was das für ein Monolog ist.
Bei einem solchen muss man sich halt nicht mehr Fragen was eine Figur denkt und fühlt.
Ohne diese "Gewissheit" stellt der Leser selbst fest, wie die Figur sich nun fühlen müsste. Indem er sich in die hineinversetzt/ hineindenkt.
Ich störe mich nicht an (inneren) Monologen - habe das bei meinem einzigen Buch, das aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, exzessiv gemacht. Mich stören nur Rückblenden. :)
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Megavolt am 24.08.2021 | 16:55
Das Worldbuilding muss vor allem einen Mehrwert liefern, wenn ich mich darauf einlassen soll. Nur "Wikingern" und "Arabern" einen neuen, komplexen Namen zu geben, und ihren Städte und ihren Tieren und ihren Waffen auch, was soll das.

Dies führt in meinen Augen zwingend zum nächsten Gedankenschritt: Es ist ziemlich schwer, den sweet Spot zu treffen, zwischen "es ist langweilig und abgedroschen" und "es ist originell und interessant und damit lesenswert" und "es ist zu viel abgedrehter Shit, der einen überfordert".

Vielleicht muss man behutsam rangehen, aber dann begrenzte, klare und mutige Akzente setzen.

a) Eine mittelalterliche Welt, aber mit lauter bizarren Namen ist lahm und anstrengend.
b) Unsere Welt, in der alle tiere plötzlich sprechen können, ist ein ziemlich billig machbares, aber gleichzeitig spektakulär produktives Setting.
c) Eine Science-Fiction-Welt, in der sich jeder teleportieren und in der jeder Gedankenlesen kann, das hält man kaum aus.

Und dann ist ja auch noch die Frage, wie bedeutend die Welt eigentlich für den Plot ist. Vielleicht ist ja die Welt auch gar nicht so mega wichtig, wenn es viel um Innerlichkeiten oder Beziehungen geht oder so. Beim Liebesdrama Knappe/Prinzessin, da ist es doch letztlich Lampe, ob die Welt GoT-mäßig ausgearbeitet ist oder halt nicht, und ob überhaupt und wenn ja wieviele Drachen wo überall herumgurken.

Spannendes Thema!
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Crimson King am 24.08.2021 | 16:57
Die Frage, die ich mir stelle (und die auch dem ursprünglichen Thread zugrunde lag) ist, ob es überhaupt ausreicht, Wissen über die Welt einmal erklärt zu haben.

Manchmal reicht es sogar, die Sachen garnicht zu erklären. Eine pauschale Antwort gibt es da nicht. Dort, wo man konsistentes, in die Breite und Tiefe gehendes Worldbuilding betreibt, ist konsequentes show don't tell vermutlich die beste Methode. Die Information sollte nicht erklärt, sondern in der Vorstellung des Lesers verankert werden. Es solle sich nicht um Faktenwissen handeln, sondern um das Bild, das der Leser sich von der Welt macht. Auch sollte das Wesentliche, das erinnert werden soll, hervorgehoben und entsprechend ausgeleuchtet werden. Andererseits, wenn man sich anschaut, wieviel Unwesentliches im Herr der Ringe durchaus prominent platziert wird, gibt es offensichtlich Ausnahmen von dieser Regel.

Ich denke trotzdem, dass viel ältere Fantasy entweder oberflächlich bleibt und sich an den Notwendigkeiten der Story und der Stimmung orientiert, anstatt Story und Stimmung den Notwendigkeiten der Hintergrundwelt unterzuordnen, oder das sie von einfachen und bekannten Grundkonzepten ausgeht, die dem Leser die Orientierung erleichtern. Die Frage ist dann ggf., ob postmoderne Fantasy a la G.R.R. Martin oder Endlosepen wie Rad der Zeit nicht ggf. ein bisschen übermodulieren. Mir stellt sich dann nur immer wieder die Frage, weshalb Tolkiens Worldbuilding so gut für mich funktioniert.

Mit dem Lied aus Eis und Feuer hatte ich in der Fernsehvariante im Übrigen keine Probleme. Aber das Medium ist natürlich sehr sehr gut im Show don't tell.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Issi am 24.08.2021 | 17:01
Ich störe mich nicht an (inneren) Monologen - habe das bei meinem einzigen Buch, das aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, exzessiv gemacht. Mich stören nur Rückblenden. :)
OK  :D
" Ich kann mich jetzt wieder vage erinnern, an damals...in #9.." ~;D

( In Harry Potter fand ich Rückblenden, von der Dosis her informativ und erträglich. Wenn das zu häufig wäre, würde es mich vermutlich auch nerven)
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Crimson King am 24.08.2021 | 17:15
Originellerweise hatte ich mir im Verlauf der letzten zwei, drei Wochen diverse Youtube-Videos zum Thema Worldbuilding angesehen, unter anderem von Hello Future Me (https://www.youtube.com/channel/UCFQMO-YL87u-6Rt8hIVsRjA) oder auch dieses Video von shadiversity (https://www.youtube.com/watch?v=0j0mkPEFVIU), aber es gibt tonnenweise weiteren Stoff auf Youtube. Das meiste davon ist aus meiner Sicht vor allem nützlich, wenn man hartes, detailliertes Worldbuilding betreiben will, was auf mein eigenes Worldbuilding egal zu welchem Zweck nur selten zutrifft, aber ggf. hilft es anderen hier.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 24.08.2021 | 17:49
OK  :D
" Ich kann mich jetzt wieder vage erinnern, an damals...in #9.." ~;D
( In Harry Potter fand ich Rückblenden, von der Dosis her informativ und erträglich. Wenn das zu häufig wäre, würde es mich vermutlich auch nerven)
~;D
In einem etwas allgemeinerem Sinn mache ich das in dem neuen Fantasy-Buch. Die Protas müssen auf eine große, ferne Insel, deren Besiedelung mehrfach gescheitert ist. Die Siedler sind (samt später ankommenden Soldaten) einfach verschwunden, als wären sie eines Tages vom Essen aufgestanden und hätten sich in Luft aufgelöst.
Die alten Geschichte davon lasse ich erzählen um, den Leser schon mal vorzubereiten, dass auf der Insel etwas gar nicht in Ordnung ist. Soll ein Spannung aufbauendes Element sein - außerdem ist auf dem Seeweg zur Insel ja genug Zeit um so was zu erzählen. Ich nutze das auch, um etwas Tempo herauszunehmen, bevor die nächste "Action"-Szene kommt.

Aber Rückblenden um Charaktere mehr Tiefe zu geben, finde ich unverändert doof.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 24.08.2021 | 17:55
Das Worldbuilding muss vor allem einen Mehrwert liefern, wenn ich mich darauf einlassen soll. Nur "Wikingern" und "Arabern" einen neuen, komplexen Namen zu geben, und ihren Städte und ihren Tieren und ihren Waffen auch, was soll das.
Das war für mich ein Grund, dass ich keine Elfen, Orks, Zwerge usw. in meiner Welt haben wollte, denn von diesen gibt es schon so viele Arten und Varianten (und auch wirklich gute), dass man sich eigentlich abdrehten Kram ausdenken müsste, um sich abzugrenzen (wie du schon schreibst).

Bei neuen Völkern besteht natürlich das Risiko auch, dass sie so anders sind, dass es schon wieder bizarr wird, aber ich tendiere generell zum neuen Erschaffen, auch wenn das mehr Arbeit für den Leser bedeutet sich hineinzuarbeiten, denn bei den Worten "Elf" oder "Zwerg" hat jeder sofort ein Bild im Kopf.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Zed am 24.08.2021 | 17:58

a) Eine mittelalterliche Welt, aber mit lauter bizarren Namen ist lahm und anstrengend.
b) Unsere Welt, in der alle tiere plötzlich sprechen können, ist ein ziemlich billig machbares, aber gleichzeitig spektakulär produktives Setting.
c) Eine Science-Fiction-Welt, in der sich jeder teleportieren und in der jeder Gedankenlesen kann, das hält man kaum aus.

...

Spannendes Thema!
Ich möchte Megavolt in den Drei-Dingen-die-einen-Fantasy-Roman-instant-kaputt-machen ausdrücklich zustimmen.

Für das Finden von organischen Ortsnamen möchte ich eine Idee teilen, die ich vor ein paar Jahren bei meiner Welt angewandt habe:

Mit google-Maps geht es in eine Region, in der eine ferne und einigermaßen umreißbare Kultur lebt, zB Irland, Wales, Schottland, Nordfinnland, was weiß ich. Dort hineingezoomt geht es zu den kleinsten Ortschaften, Flüssen, Seen und Bergen, die einen Namen haben, und dann kann man sich gut bedienen: Diese Namen können nicht nicht-organisch sein. Und manchmal entdeckt man sogar Sprachgrenzen, die sich nutzen lassen, wie die Sprachgrenze und Mischzonen zwischen nordgermanischen (-up; by, -wik) und slavischen (-ow; -itz; -in) Ortsnamen in Norddeutschland.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Issi am 24.08.2021 | 18:20
Wegen (Welt) Informationen.
Wo können die überall herkommen.?
Hier Mal kurz meine Liste:

1. Gespräch
(1.1 Figur nimmt Teil am Gespräch)
(1.2. Figur belauscht)
2. Innere Gedanken einer Figur.
(2.1 Aktuelle Gedanken oder 2.2 Erinnerungen)
3. Figur beobachtet andere Personen, die bestimmte Dinge tun. (Und wie sie sich zueinander verhalten)
4. Figur träumt im Schlaf ( Macht Seelenreise)
5. Figur liest Schriftstück oder Buch
6. Figur hat Flashbacks, bei bestimmten Auslösern.
7. Figur bekommt eine Geschichte / ein Gerücht erzählt.
8. Es wird öffentlich ein Vortrag von jmd. gehalten. Oder ein Lied gesungen. ( Film, Theaterstück)
9. Figur hört Stimmen im Kopf.
10. Figur wird für etwas beschuldigt.
11. Andere Personen äußeren sich über die Figur. ( In ihrer Abwesenheit)
12. Andere Personen behandeln die Figur in besonderer Art und Weise oder reagieren in besonderer Weise auf sie ( Man kann nicht nicht kommunizieren)
13. Figur stellt fest, dass sie etwas bestimmtes kann oder nicht kann.
( Mag oder nicht mag)
14. Figur findet Hinweise ( Spuren, Gegenstände whatever)
15. Figur/ Person wird verhört  ( Wahrheitsserum)
16. Figur sieht Plakat oder Aushang
17. Figur studiert Karte oder Bild
18. Figur erkennt Symbol oder Zeichen, Inschriften, Rätsel wieder
19. Figur bekommt Unterricht. ( Unterweisung whatever)
20. Sinneseindrücke (auf Reisen, bei Begegnungen unter bestimmten Bedingungen oder an bestimmten Orten.)
21. Gerichtsverhandlung ( Zuhörer/Teilnehmer)
22. (Auktion, Fest, Messe, Bordell, Treffen)
23. Date
24. Medizinische Untersuchung/ Operation.
25. Zeitung, Depeche
26. Öffentliche Ausrufung, Alarm

Es gibt sicher noch mehr.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Aedin Madasohn am 24.08.2021 | 18:57

Für das Finden von organischen Ortsnamen...


um das zu ergänzen:

in den alten ADAC Europastraßenkarten standen auch die eingebo... einheimischen Namen in den Karten drin.

Gerne werden die ja in den weit verbreiteten Karten "internationalisiert" sprich für Schottland/Irland angliziert angegeben.

Wikipedia ist da ebenfalls eine Quelle, wo neben der üblichen schottischen Ortsbezeichnung auch noch die gällische Variante genannt wird.
Auch bei den Inseln oder den Hügeln darauf kann man vieles finden und sich dann bunt, aber halt konsistent, mixen.

Bei deutschen Orten/Landschaften als auch den Pflanzen findet man dann auch mittelalterliche Sprach/Schreibvarianten in der Wiki und im Internet diverse gotische, altsächsische und altfränkische Wörterbücher.

Personenname - hausen/dorf/hagen
Geschlechtername - ingen
Personenname/Fruchtname(nicht allgemeines Hochdeutsch, sondern aus der Dialekterubrik der Wiki)/Himmelsrichtung - felden





Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Gotham Rundschau am 25.08.2021 | 10:04

b) Unsere Welt, in der alle tiere plötzlich sprechen können, ist ein ziemlich billig machbares, aber gleichzeitig spektakulär produktives Setting.


Deswegen scheint sich auch (nicht nur im viel beworbenen Young Adult Bereich) in letzter Zeit Urban Fantasy/Contemporary Fantasy so gut zu verkaufen -  "bekannte Welt plus ein paar wenige phantastische Elemente" ist eine gute Erfolgsformel, weil es den Leser "abholt". Da könnte man einen Bogen spannen zu CrimeMystery-Serien (Rivers of London), Romantasy, Superheroes...

da hat es die "klassische" World-Building Fantasy deutlich schwerer, und deswegen lese ich ab jetzt hier mit und höre mit dem Hijacking auf ;-)
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Issi am 26.08.2021 | 08:48
Zu unorganischen oder unpassenden - Ortsnamen: Hat da jmd. Mal ein paar Beispiele für mich?
 ( Vielleicht hatte ich bislang Glück- aber mir ist sowas in einem Roman bislang noch nicht begegnet)

Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Zed am 26.08.2021 | 13:45
Meine "erste Krise" mit Fantasyliteratur ist schon etwas her. Damals lief die erste Fantasywelle im Nachklang von Tolkiens Bucherfolgen, Hohlbein war der bekannteste deutsche Fantasy-Romanautor.

Ich erinnere mich an Orts- und Personennamen, die bei vielen der Taschenbuch-Fantasyromanen kryptisch klingen* aussehen sollten und durch ihre Orthographie eine "Geschichte hinter diesen Namen" vorgaukeln sollten. "Leider" habe ich keine dieser Bücher mehr. Ich erinnere mich an Schreibweisen mit einer Flut von - ' und ` sowie "h" und "y", also meinetwegen "Ahr'G Wyh-Vhành". (Ich meine nicht Wolfgang Hohlbein, sondern die Romane der vielen "namenlosen" Autorinnen und Autoren.) *Die intendierte Aussprache dieser Begriffe blieb ein Rätsel.

Ich habe eben eine Kurzrecherche durchgeführt: Entweder hat sich die Namensfindung heutzutage enorm gebessert, oder die Klappentexte von Fantasyromanen werden aktuell standardmäßig mit wenigen und lesbaren Namen bestückt: https://www.phantastik-autoren.net/januar-juni-2021

Vielleicht durch George Martin inspiriert scheint aktuell ein guter Weg zu sein, bekannte irdische Namen nur ganz leicht abzuwandeln, wie Jon statt John und Ser statt Sir.

Nebenbemerkung: Auf dieser  (https://www.phantastik-autoren.net/januar-juni-2021)Ausswahlliste (!) stehen nur für Juni 16 (!!!) deutsche Fantasyromane. Scheint zu laufen, das Genre. (Edit dank Rackhir,  :d)
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Rackhir am 26.08.2021 | 14:07
Nebenbemerkung: Auf dieser  (https://www.phantastik-autoren.net/januar-juni-2021)Ausswahlliste (!) stehen nur für Januar 56 (!!!) deutsche Fantasyromane. Scheint zu laufen, das Genre.

Ich zähle da für Januar nur 8. Sind die 56 eventuell für Januar-Juni?

Tatsächlich gibt es immer noch / wieder reichlich Lesestoff. Die Wahrnehmung eines Niedergangs oder einer Krise des Genres bezieht sich eher auf dessen Präsenz bei großen Verlagen, im Buchhandel, in Bestsellerlisten und der öffentlichen Wahrnehmung. Man müsste das jetzt genauer und über längere Zeiträume auswerten, aber bei den Büchern auf der verlinkten Seite ist der Großteil in Kleinverlagen oder im Selbstverlag. Das sagt nichts über deren Qualität, allerdings haben es diese Publikationen natürlich schwerer aufzufallen.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 26.08.2021 | 15:56
Tatsächlich gibt es immer noch / wieder reichlich Lesestoff. Die Wahrnehmung eines Niedergangs oder einer Krise des Genres bezieht sich eher auf dessen Präsenz bei großen Verlagen, im Buchhandel, in Bestsellerlisten und der öffentlichen Wahrnehmung. Man müsste das jetzt genauer und über längere Zeiträume auswerten, aber bei den Büchern auf der verlinkten Seite ist der Großteil in Kleinverlagen oder im Selbstverlag. Das sagt nichts über deren Qualität, allerdings haben es diese Publikationen natürlich schwerer aufzufallen.
Sehe ich genauso. Es gibt zu wenig Fantasy-Autoren in Deutschland, die gut davon leben können (da sind wieder die Handvoll, die ich im anderen Thread erwähnt habe).

Ich will keinem SP'ler zu nahe treten, aber mit einem Verlag ist vieles leichter. Ich bekomme einen Lektor, ein Korrektorat, eine Werbeagentur (o.ä.), die mein Cover macht, jemanden der den Satz erledigt, Leute die sich um Werbung kümmern ... Die Zusammenarbeit mit einem Profi-Lektor gibt einem Roman noch mal einen ziemlichen Zusatzkick (ich kenne beide Seiten, daher wage ich hier ein Urteil). Privat bezahlt reden wir hier von hohen vierstelligen Summen nur für den Lektor.
Würde sich deutschsprachige Fantasy mehr verkaufen und rentieren (wie in den USA), wäre der Markt auch größer und somit auch die Chancen generell sich zu professionalisieren. Verallgemeinert gesagt hat jemand der Hauptberuflich schreibt natürlich mehr Möglichkeiten entsprechende Werke zu veröffentlichen, als jemand der das am Wochenende in der freien Zeit machen muss und nach 2 Jahren Arbeit vielleicht 500 Bücher verkauft.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Issi am 26.08.2021 | 16:42
Zitat
Ich erinnere mich an Schreibweisen mit einer Flut von - ' und ` sowie "h" und "y", also meinetwegen "Ahr'G Wyh-Vhành".
;D  :d
Danke, ich habe herzhaft gelacht.
(Wobei ich finde, dass "Hennen" jetzt auch  Bissle umständliche Namen drin hat:z.B. 
Zitat
"Alathaias "
für die Hauptfigur)

Zitat
Vielleicht durch George Martin inspiriert scheint aktuell ein guter Weg zu sein, bekannte irdische Namen nur ganz leicht abzuwandeln, wie Jon statt John und Ser statt Sir.
Jepp
 
Wobei ich (Neue) Namen bauen jetzt nicht so schwierig finde. - Sie dürfen halt nicht zu lang, und zu umständlich sein,- Und man sollte sie auf einen Blick lesen können- (Statt sie zu entziffern)
Städtenamen sollten sich anhören wie Orte , die es tatsächlich geben könnte.
(Wenn man beim Lesen oder Aussprechen das Gefühl hat: Das passt nicht! (Dann passt es auch meistens nicht)

Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Zed am 26.08.2021 | 17:37
(Wenn man beim Lesen oder Aussprechen das Gefühl hat: Das passt nicht! (Dann passt es auch meistens nicht)
Ja, die Finnen zB können sich für mein Gefühl nicht kurz genug fassen:
(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=120183.0;attach=31840)


Aber irische und schwedische Namen könnte ich gut übernehmen.
(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=120183.0;attach=31842)

(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=120183.0;attach=31844)
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Issi am 26.08.2021 | 18:02
Zitat
Ja, die Finnen zB können sich für mein Gefühl nicht kurz genug fassen:
Em..ja Ok...die Finnen können das vermutlich ab... ~;D

Man kann es auch mal mit Endungen "klauen" bzw übernehmen versuchen:
Klassische Fantasy Endungen:
Mondor (ir, ar, ur ) Avalon (un, an, en), Camelot (et, it, ut), Fornost (ast, ust, ist, est), Rohan (in, on, un),Barovia (io, iu),  Ravenna (no, ni),
SyraKus (is, os, as, es), Burgund (and, ond, ind, end),  (ing, ung, ong)- aber auch - -tor, -land, -weil, -stätt,- hold, -hall, -tal, -wald, , (-ea, -ia, -io, -ei) (-ru, ra, ri, ro, re)
(-al, il, ul, ol, el),   (-ild, ald old, uld, eld)
( -ak, ik, uk, ok, ek), (-am, um, om, im, em)  (-ma, mu, mi, mo)
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Weltengeist am 26.08.2021 | 18:12
Aber irische (...) Namen könnte ich gut übernehmen.
(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=120183.0;attach=31844)

Wenn du die jetzt auch noch richtig aussprechen kannst... ~;D
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Zed am 26.08.2021 | 18:44
Wenn du die jetzt auch noch richtig aussprechen kannst... ~;D
Nicht, dass ich nicht neugierig wäre, wie man "Deirbhile (https://en.wikipedia.org/wiki/Darbiled)" richtig ausspricht, aber wenn man einen Realnamen als Inspiration für einen Fantasynamen nimmt, ist man bei der Aussprache ja wieder frei, bzw. man spricht den Namen einfach so aus, wie er "vielleicht im späten 13. Jahrhundert von den wenigen Norrmannen vor Ort" ausgesprochen wurde  ;D.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Isegrim am 26.08.2021 | 18:47
Wenn du die jetzt auch noch richtig aussprechen kannst... ~;D

Da bei irischen Worten Schreibung und Aussprache weitgehend unabhängig voneinander zu sein scheint: Elfriede. Immer. Ist zumindest eine ebenso gute Vermutung wie alles andere...
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Aedin Madasohn am 27.08.2021 | 08:59
Da bei irischen Worten Schreibung und Aussprache weitgehend unabhängig voneinander zu sein scheint: Elfriede. Immer. Ist zumindest eine ebenso gute Vermutung wie alles andere...

 :d

walisisch ist dafür auch so ein Kanidat.
der wichtige Punkt jedoch ist:

- sollen die Chars eines Historienromans lupenreine walisische Sprach/Schrift Clone sein? Würde es einen Mehrwert für den Leser bringen, wenn auf die konservierte Schrift-Form der Namen von 7.Jahrhundert aber aussprachliche Evolution für 12.Jahrhundert jeweils nebeneinander stehen für die Hyperkorrektheit?

meine starke Meinung dazu: NEIN

- wenn es jetzt nur um organische Namen für einen Fäntelroman geht? erst recht nicht! Namen sollen den Chars einen Wiedererkennungswert bringen. Ellenlange Namengedönselleien stören.
Oder soll der König mit mehr als nur "der König öffnete den Mund und sagte..." adressiert werden oder soll jedesmal "der ersten Menschen und Andalen, größter Raffzahn unter Praios Sonne, Bezwinger des Drachen Arkantor...." heruntergesambelt werden?
Klar, wenn 1000 Seiten Ziel sind, dann ist das ein Anfang, aber Lesegenuss ist anders.

also: auch hier nicht zu viel Ballast aufnehmen. Lieber bündige Namen "Jon" "Arya" "Leomar" als ein "Llevely`jin`ja da´i Schw´A´ffel´ya"


richtig problematisch wird der Gegensatz von Schrift/Silbenwert der Zeichen zu (angenommener) Aussprache wenn man seine "fäntel-Mysterien aus vergessenen Zeiten" mit Versatzstücken aus sumerisch und mit sumerischer Keilschrift geschriebenen akkadisch zusammenzimmert.

auch hier der Tipp: man schreibt ja nicht Universitäts-sumerisch, sondern eine Fäntelsprache, die sich daran nur orientiert (etwa wenn man die Tempelnamen recycelt)
und wenn die "Orientierung" sich nur an den Schriftwerten orientiert, nicht aber an der erschlossenen Aussprache, so ist das doch ein Achselzucken für Fäntel.

für das DSA Setting gilt ja auch: Bosparaner sprechen kein Latein, auch wenn es manchmal so scheint und wütende Latein-Lehrer mit Forke und Fackel angebliche Sprachpanscher lynchen wollen.

außerdem gilt gerade bei solchen "Fremdsprachen", dass weniger mehr ist. Es liefert gut organische Eigennamen.   

   
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Issi am 27.08.2021 | 11:58
Lustig wird es auf jeden Fall, wenn Figuren in fremder Sprache sprechen.
Also Ganze Sätze.
Auch hier würde ich im Zweifel einfach auf "klingt gut" setzen.
Eine funktionierende Grammatik ist zwar toll, aber solange es keine Langenscheidt Ausgabe gibt, ist nicht davon auszugehen, dass jmd vorhat, das zu sprechen oder zu lernen.

Zu Latein und Griechisch.
Das kann auch ne Namen Fundgrube sein.
Oder eine für Zaubersprüche.
Als gesprochene Fantasy Sprache eher nicht.

Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Bink am 1.11.2021 | 13:25
Ausgehend von der Diskussion in "Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens" (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,120164.0.html), dient dieser thread der Diskussion von Fantasy-Welten und wie man sie in Erzählungen umsetzen kann, ohne dass man den Lesern mit zu vielen Informationen überfordert.
Auch stellt sich die Frage, ob man überhaupt eine Fantasy-Welt vollständig ausarbeiten sollte und sie nicht organisch mit der Erzählung (und den daraus entstehenden Bedürfnissen) wachsen lassen sollte.
Das Problem ist meiner Meinung nach, dass viele Autorinnen und Autoren zu viel Wert auf Wordbuilding legen.

Besonders bei Self-Publishern aus der Rollenspielerecke, die viel Wert auf Details und Namen und Welt-Brimborium legen, aber am Schluss oftmals nur eine Heldentruppe aus dem Würfelarsenal der Rollenspielerbaukasten zusammenstellen – aus all den bekannten Klisches, die sich da so tummeln. Nimm einen Magier, einen Dieb, einen Söldner und schick sie auf eine Reise– am besten von Mykonoia, weil das so schön griechisch klingt, über War'al'Bashra, weil sich das "irgendwie" nach Wüste anhört nach Frøstheim in die Eishölle des Nordens.

Und weil sich diese Neuautorinnen und -autoren so viel Mühe mit dem Worldbuilding gegeben haben, bekommt man neben allerlei apostrophierten und vor Sønderzeichen strotzenden Namen am besten noch gleich neu erfundene Maß und Gewichtsangaben, Münzstückelungen und neue Zeitangaben.
Das liest sich dann ungefähr so:

"Es war am Mondtag der dritten Wucke im Monat des Bären im  2.145 Weltenumlauf altustianischer Zeitrechnung des vierten goldenen Zeitalters, als Jin'm' Chastitpupi, eine lodornische Würfelkämpferin aus dem Clan der Knobelbecher, einen Dunkelork vor ihren Doppelbogen bekam. "Oha", sagte sie pfiffig und stieß die Luft durch die grünschimmernden spitzen Zähne. "Dich werde ich mit meinen Farunpfeilen spicken, wie einen Whisk-Braten!", wisperte sie erregt, während sie spürte, wie sich bereit im ihrem Inneren die Mächte des M'rak in ihr breitmachten ...

Als Leser interessiert mich diese Details aber nur am Rande, und wenn, dann nicht so geballt.  Infodump in Reinstform, von Dosierung keine Spur. Viel wichtiger als das Worldbuilding (Setting) sind aber die Charaktere, die leider viel zu oft vernachlässigt werden. Aber diese sind es, die die Leser bei der Stange halten. Das, was sie tun, wie sie Schwierigkeiten überwinden.
Ob ich nun Sickel verwende, wie Rothfuss, oder Knuts, wie Rowling, ist nebensächlich. Bells & Whistles, mehr nicht. Die Welt kann noch so toll ausgearbeitet sein: Für gute Geschichten ist das nicht das Wichtigste. Erst kommen die Charaktere, dann der Plot und erst am Schluss das Setting.



 
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Weltengeist am 1.11.2021 | 13:31
Leider erinnert mich das, was du da so am Beispiel beschreibst, vor allem an den Auftakt von so manchem Science-Fiction-Roman. Da habe ich immer mal den Eindruck, dass sich gewisse "anspruchsvolle" Autoren als Versager fühlen, wenn der Leser auf den ersten 50 Seiten irgendwas versteht...
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: JS am 1.11.2021 | 13:45
"Es war am Mondtag der dritten Wucke im Monat des Bären im  2.145 Weltenumlauf altustianischer Zeitrechnung des vierten goldenen Zeitalters, als Jin'm' Chastitpupi, eine lodornische Würfelkämpferin aus dem Clan der Knobelbecher, einen Dunkelork vor ihren Doppelbogen bekam. "Oha", sagte sie pfiffig und stieß die Luft durch die grünschimmernden spitzen Zähne. "Dich werde ich mit meinen Farunpfeilen spicken, wie einen Whisk-Braten!", wisperte sie erregt, während sie spürte, wie sich bereit im ihrem Inneren die Mächte des M'rak in ihr breitmachten ...

... womit es origineller und unterhaltender ist als 90% meiner sonstigen Fantasyliteratur der letzten 10 Jahre. Chapeau!
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Zed am 1.11.2021 | 13:57
Nimm einen Magier, einen Dieb, einen Söldner und schick sie auf eine Reise– am besten von Mykonoia, weil das so schön griechisch klingt, über War'al'Bashra, weil sich das "irgendwie" nach Wüste anhört nach Frøstheim in die Eishölle des Nordens.

Und weil sich diese Neuautorinnen und -autoren so viel Mühe mit dem Worldbuilding gegeben haben, bekommt man neben allerlei apostrophierten und vor Sønderzeichen strotzenden Namen am besten noch gleich neu erfundene Maß und Gewichtsangaben, Münzstückelungen und neue Zeitangaben.
Das liest sich dann ungefähr so:

"Es war am Mondtag der dritten Wucke im Monat des Bären im  2.145 Weltenumlauf altustianischer Zeitrechnung des vierten goldenen Zeitalters, als Jin'm' Chastitpupi, eine lodornische Würfelkämpferin aus dem Clan der Knobelbecher, einen Dunkelork vor ihren Doppelbogen bekam. "Oha", sagte sie pfiffig und stieß die Luft durch die grünschimmernden spitzen Zähne. "Dich werde ich mit meinen Farunpfeilen spicken, wie einen Whisk-Braten!", wisperte sie erregt, während sie spürte, wie sich bereit im ihrem Inneren die Mächte des M'rak in ihr breitmachten ...

Toll, jetzt kann ich meine Tastatur vom Kaffee reinigen, den ich darüber geprustet habe.

Aber es hat sich gelohnt, Bink, danke, Dein Text hat meine bRog'has in allerhöchste VwdEm-Hu versetzt  ;D
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Tele am 1.11.2021 | 14:12
Ich bin da auch voll bei euch. Mir geht übertriebenes Worldbuilding voll auf den Senkel, aber als ich noch jung und knackig war, habe ich das geliebt. So verändern sich Geschmäcker.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Weltengeist am 1.11.2021 | 15:26
Ich habe nicht mal grundsätzlich was gegen exzessives Worldbuilding. Ich habe nicht mal was gegen das eine oder andere Settinggeheimnis, das sich erst gegen Ende klärt. Ich hasse es nur, wenn man mich als Leser da nicht mitnimmt. Wenn man mir die Welt eben nicht erklärt, sondern mich stattdessen einfach so lange mit mir unbekannten Begriffen zukippt (jüngstes Beispiel: Das Königreich der Lüfte), bis ich das Buch entnervt weglege. Mag ja sein, dass sich das alles ab Seite 300 (des dritten Bandes) aufklärt, aber sorry - dafür reicht weder mein Gedächtnis noch meine Geduld.

 
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Aedin Madasohn am 1.11.2021 | 16:41
einfach so lange mit mir unbekannten Begriffen zukippt

hier vielleicht mal die Frage:

- wollt ihr Wochentags/Monatsnamen?
   ich habe viele Romane gelesen, wo der Autor das komplett ignoriert hatte und die Story hat trotzdem funktioniert.
   Waren halt Jahreszeiten und Feste bei Ploterfordernis genannt und ansonsten war gut. 

- andere Namen für Sonne und den Mond?

- andere Namen für Gewichtseinheiten? Münzen? Entfernungen
  der Schritt als 3/4 Meter und der Doppelschritt als 1,5. Davon Tausend (mille) 1,5 km. Elle, Finger/Zoll...
  ...500g Pfund, 50 kg Zentner - klingt doch schon exotisch genug  ;D
 
   
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 1.11.2021 | 16:42
Bei meinem Roman nutze ich maximal 5% des vorhandenen (und für mich beschriebenen) Lands und etwa 10% der vorhandenen Völker & Monster. Den Rest halte ich aber trotzdem für unabdingbar wichtig, um die Verstrickungen der verwendeten Völker zu entwickeln.
Auch ist es mit einer fertigen Welt leichter Szenen zu entwickeln, wenn man eine neue Idee hat, als wenn man sich dann erst um das worlbulding kümmern müsste.

Worauf ich bei dem Roman aber verzichte ist name-dropping. Ich lasse alle Völker aus, wenn ich sie nicht beschreiben kann. Dass Volk X mit Volk Y im Konflikt steht, erwähne ich nur, wenn X und Y beschrieben sind. Ansonsten bleibt ich das Element unerwähnt.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Alex am 1.11.2021 | 16:46

- wollt ihr Wochentags/Monatsnamen?
- andere Namen für Sonne und den Mond?
- andere Namen für Gewichtseinheiten? Münzen? Entfernungen
Völlig unironisch gefragt: Warum willst du das tun?
Macht es das Buch besser, passt es zu einem Volk oder zur Welt?
Wenn nein, dann macht es das Lesen nur schwerer.
Wenn es in die Atmosphäre passt, dann nehme es hinein.

Ich habe das soweit wie möglich versucht zu unterlassen. Einzig Meter habe ich mit Schritten ersetzt. Angaben wie Kilometer kann man bspw. mit Tagesreisen o.ä. ersetzen. Denn die Frage ist folgende: Ist es wichtig, dass es genau 5 Kilometer sind oder genügt es, dass es einfach weit weg ist?

Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Weltengeist am 1.11.2021 | 17:23
hier vielleicht mal die Frage:

- wollt ihr Wochentags/Monatsnamen?
   ich habe viele Romane gelesen, wo der Autor das komplett ignoriert hatte und die Story hat trotzdem funktioniert.
   Waren halt Jahreszeiten und Feste bei Ploterfordernis genannt und ansonsten war gut. 

- andere Namen für Sonne und den Mond?

- andere Namen für Gewichtseinheiten? Münzen? Entfernungen
  der Schritt als 3/4 Meter und der Doppelschritt als 1,5. Davon Tausend (mille) 1,5 km. Elle, Finger/Zoll...
  ...500g Pfund, 50 kg Zentner - klingt doch schon exotisch genug  ;D

Ich mag sowas grundsätzlich. Allerdings sollte man sich als Autor darüber im Klaren sein, dass der Leser sich nicht daran erinnern wird, dass Chthul der blaue, Vadriu der rote und Alamath der gelbe Mond ist, nur weil das irgendwo mal erwähnt wurde. Speziell wenn das irgendeine Bedeutung für die Handlung hat (oder man gerne hätte, dass der Leser das richtige Bild vor Augen hat), muss man das mehrmals wiederholen, bis es beim Leser irgendwann einsickert.

Bei den Einheiten mag ich tatsächlich den DSA-Ansatz, bei dem man spontan ein Bild vor Augen hat (Fingerbreit statt Zentimeter, Schritt statt Meter usw.). Speziell in der Fantasy hilft es vermutlich auch, sich daran zu erinnern, dass normierte Maßeinheiten den Spezialisten vorbehalten waren (Geometer, Kaufleute etc.) und dass "Otto Normalbürger" eher mit Veranschaulichungen ("zwei Mann hoch", "einen Steinwurf entfernt", "so schwer wie drei Pferde", "ein Faß voll", "zwei Tagreisen entfernt") hantierte.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Bink am 1.11.2021 | 23:33
Tja, Worldbuilding und Karten Zeichnen macht halt Spaß. Wieviel man von den Informationen später tatsächlich in die Geischte einfließen lässt, ist die Kunst. Zu viel, und es erschlägt die Leser, zu wenig, und es kommt leider oftmals das (für High-Fantasy) typische Mittelaltersetting heraus, in der Stadt A genau so aussieht wie Stadt B und die gesamte Stadtbevölkerung allem Anschein nach nur Schankwirten, Dirnen, Söldnern, Kaufleuten und ein paar (leicht zu übertölpelnden) Stadtwachen besteht.   


Details können – wenn sie glaubwürdig und anschaulich dargestellt werden, durchaus zur Immersion beitragen. Dem Herrn der Ringe merkt man an, dass Tolkien nur einen Bruchteil von Mittelerde mitgegeben hat, aber gerade darum wirkt er so authentisch. Das Gleiche gilt übrigens für Rowling und Patrick Rothfuss und Autoren wie Jack Vance.

Ob man unbedingt eigene Bezeichnungen für eigentlich bereits bekannte Sachen einführen muss? Wenn sie eine Rolle spielen, würde ich sagen. Ansonsten bevorzuge ich auch lieber  anschauliche Begriffe, wie 2 Fuß lang, eine Elle, eine Wagenladung usw. Ich muss das Rad nicht neu erfinden. Eigene Begriffe für Wochentage würde ich mir z.B. schenken.

Es stimmt allerdings, dass gerade im SF-Bereich oftmals Leser durch allzuviel Tech-Kauderwelsch verschreckt werden:
"Rok-Ti-Pyon, Kommandant des schweren Subraumkreuzers Patjomkin ziselierte sorgfältig den Zirbelgrutzler am Nullraum-Tiefenradar-Howitzer, der sogleich A-Partikelgranaten in die Schwarzschild-Diskontinuitäts-Plasma-Schirme des Tiefenraumers der Otzikotzer entsandte."

Aber: Manchen Leuten gefällt das. Mir nicht. Ich denke, man sollte sein Worldbuilding schon sorgfältig betreiben, aber nur dann etwas davon in die Welt entlassen, wenn es eine Geschichte glaubwürdiger macht und nötig ist.
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: Aedin Madasohn am 2.11.2021 | 18:34
Völlig unironisch gefragt: Warum willst du das tun?

ich frage hier nur nach euren Geschmäckern, um mir da ein Bild der Vorlieben zu machen. Nicht mehr.

Weltengeist hat es da gut auf den Punkt gebracht: eher hemdsärmlige Vergleiche aus der Sicht des Protagonisten als "genaue" Beschreibung.

Da aber Geschmäcker verschieden, sind halt mal mein Nachfragen.

Persönlich halte ich es da auch eher sparsam mit solchen Eigennamen für "Standards".
Sonne ist Sonne, auch wenn der Sonnengott Sol Invictus heißt.
Ein Schwert ist ein Schwert.
Golddukaten, Silbertaler - selbsterklärend. Denare, Schilling - aus der Geschichte geklaut. Aber eigentlich reichen auch "ließ eine silberene Münze springen und fragte: und du hast wirklich nichts gesehen?" aus, um die Geschichte zügig (info-balastfrei) voranzubringen.

Außer der Plot liegt in Kaiser Neros Münzverschlechterung begraben  ;D
aber das dürfte selten sein...

   
Titel: Re: Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer
Beitrag von: schneeland am 2.11.2021 | 19:30
Ich tendiere auch zu nein - wiedererkennbare Elemente aus der Geschichte bzw. bekannte Versatzstücke (wie bspw. Credits in SciFi-Universen) sind für Romane deutlich angenehmer, wenn es um Maßeinheiten, Währungen und andere orientierungsrelevante Dinge geht. Und speziell die Aussage
eigentlich reichen auch "ließ eine silberene Münze springen und fragte: und du hast wirklich nichts gesehen?" aus, um die Geschichte zügig (info-balastfrei) voranzubringen.
würde ich eindeutig unterschreiben.
Selbst in Rollenspielregelwerken ist es so, dass z.B. der Zehntag in den Vergessenen Reichen bis heute nervt :)

Etwas unschärfer wird es für mich, wenn es um Gegenstandsbezeichnungen und Speisen und Getränke geht. Auch hier bin ich zwar der Meinung, dass man sich besser an geschichtlich etablierten Dingen orientiert, aber m.E. können da punktuell durchaus Akzente gesetzt werden - es muss halt im Rahmen bleiben und erfordert Fingerspitzengefühl dabei, die notwendigen Erklärungen in den Text einfließen zu lassen, ohne dass es wie ein banaler Infodump rüberkommt - in einer antik angehauchten Welt dürfte also ein Legionär durchaus sein Pilum schleudern, oder sich etwas Garum über seine Speisen kippen, aber bitte keine eigenen Worte für Sandalen, Rüstung, etc.

Im Prinzip gilt ähnliches für Ortsnamen, wobei m.E. erneut auch die Feststellung zu Maßeinheiten zutrifft: vielleicht muss gar nicht so genau wissen, wie der dritte der fünfzehn Berge heißt, von deren Wipfeln sich dräuend Gewitterwolken ins Tal schieben.