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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: sma am 1.07.2022 | 16:10

Titel: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: sma am 1.07.2022 | 16:10
Die nachfolgenden Beiträge entstanden zunächst im Uhrwerk-Partnerthread (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,67813.msg135082888/topicseen.html#new). schneeland.

Jeder, der selbstständig ist, muss für sich selbst die Rechnung aufmachen, ob sich die Arbeit lohnt. Wir können hier nur von außen draufschauen und raten. Und das passiert und daran werden dann Aussagen wie die obigen geknüpft.

Um mal ein Beispiel für die Größenordnungen zu geben: 2020 galten 1900€ als Mindesteinkommen für Selbstständige, um wenigstens mit ALG2 gleichzuziehen (466€ Miete, 648€ Lebenshaltung & Einstiegsgeld, dann Versicherungen usw.). Will man auch Urlaub haben, sind es eher 2200€.

IMHO müsste deutlich mehr abfallen, damit man sich die ganze Arbeit macht (wie gesagt aus 2200€ werden dann 648€, die man jeden Monat zur freien Verfügung für Essen, Kleindung und alles mögliche andere hat – wenn man nur 466€ Miete zahlt). Nehmen wir also 3333€ an.

Dann muss ein Verlag mit drei Leuten jeden Monat 10.000€ Gewinn machen. Ein GRW im Großhandel mag 10€ bringen, im eigenen Shop vielleicht 30€. Sagen wir daher im Schnitt 20€. Jeden Monat müssen also 500 Bücher verkauft werden. Entweder ist der Markt jeder Reihe so groß, dass immer neue Leute RuneQuest, Väsen, usw. entdecken und kaufen wollen oder man braucht immer wieder neue Reihen. Oder was dazwischen.

Aber glücklicherweise müssen wir uns hier ja nicht den Kopf für Uhrwerk zerbrechen ;-)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 1.07.2022 | 16:33
...
Um mal ein Beispiel für die Größenordnungen zu geben: 2020 galten 1900€ als Mindesteinkommen für Selbstständige, um wenigstens mit ALG2 gleichzuziehen (466€ Miete, 648€ Lebenshaltung & Einstiegsgeld, dann Versicherungen usw.). Will man auch Urlaub haben, sind es eher 2200€.

IMHO deutlich mehr abfallen, damit man sich die ganze Arbeit macht (wie gesagt aus 2200€ werden dann 648€, die man jeden Monat zur freien Verfügung für Essen, Kleindung und alles mögliche andere hat – wenn man nur 466€ Miete zahlt). Nehmen wir also 3333€ an.

Dann muss ein Verlag mit drei Leuten jeden Monat 10.000€ Gewinn machen. Ein GRW im Großhandel mag 10€ bringen, im eigenen Shop vielleicht 30€. Sagen wir daher im Schnitt 20€. Jeden Monat müssen also 500 Bücher verkauft werden. Entweder ist der Markt jeder Reihe so groß, dass immer neue Leute RuneQuest, Väsen, usw. entdecken und kaufen wollen oder man braucht immer wieder neue Reihen. Oder was dazwischen.
...

Und das ist der Grund warum ich in einem Angestelltenverhältnis bei einer großen Firma bin und das Verlegen eines Rollenspiels nur mein Hobby ist (auch wenn meine Frau behauptet, dass mein Zeitaufwand schon ein Zweitjob darstellt).
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Raindrop am 2.07.2022 | 00:11
sma, in der Regel sind Leute, die in einem Verlag arbeiten, dort angestellt.

Selbständige, die für einen Verlag arbeiten, leben in der Regel nicht allein von dieser Arbeit.

(ausgenommen Dienstleister wie Satz oder Druckerei)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Weltengeist am 2.07.2022 | 09:18
sma, in der Regel sind Leute, die in einem Verlag arbeiten, dort angestellt.

Selbständige, die für einen Verlag arbeiten, leben in der Regel nicht allein von dieser Arbeit.

Er meint ja nicht die ganze Freelancer, die die Produkte schreiben / zeichnen / lektorieren / layouten, sondern die Leute, die tatsächlich fest für Uhrwerk arbeiten. Und ob selbständig oder nicht - das sind meines Wissens derzeit tatsächlich ca. 3 Personen. Vermutlich möchten die am Ende des Monats schon ganz gerne genug auf dem Konto haben, um die Miete zu bezahlen. Ich halte smas Rechnung daher für durchaus valide (wenn auch in Sachen "Einnahmen pro Buch" für erheblich zu optimistisch).
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Raindrop am 2.07.2022 | 09:37
@Weltengeist, sma:

Okay, ich habe nicht ganz durchgeblickt, sorry. 2000+ Euro brutto als Redakteur in einem kleinen Verlag (Rollenspiele) und 3000+ Euro brutto in einem großen Verlag sind realistisch (ich arbeite selbst als Redakteur). In Führungspositionen dann mehr.

Wie viele Leute derzeit bei Uhrwerk arbeiten, wurde in einem der Streams gesagt. Es waren mehr als 10, aber nicht Vollzeit. Bedenkt, dass das nicht nur Leute in der Redaktion sind, sondern z. B. auch im Lager, in der Buchhaltung etc. oder auch mal jemand in einem Praktikum etc.

PS: Aus Verlagssicht gibt es dann noch Lohnnebenkosten, damit kenne ich mich aber nicht aus.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: sma am 2.07.2022 | 10:33
Bei der Aussage "10 Leute" hat Patric großzügig alle gezählt, die irgendwie in seinem Auftrag arbeiten und in den "Helft uns" Streams gab es ebenso die Aussage, dass Uhrwerk aus den drei Leuten aus den Streams besteht, die fest und – so meine Annahme – damit Vollzeit und exklusiv für den Verlag arbeiten.

Daher nahm ich an, dass die drei auch davon leben wollen. Uhrwerk ist allerdings keine GbR, sondern entweder sind die beiden Frauen ebenfalls (schein)selbstständig oder angestellt. Mit 2200€ könnte ein Arbeitgeber (Pi-mal-Daumen) ca. 1750€ Bruttogehalt (~1300€ netto) finanzieren. Das liegt aber unter dem ab Oktober gültigen Mindestlohn. Spätestens dann müssten es 2080€ brutto sein, was für den Arbeitgeber ca. 2600€ bedeutet. Meine angenommene 3333€ Gewinnausschüttung entspräche 2650€ Bruttogehalt (~1800€ netto).

Bei meiner Abschätzung habe ich übrigens sämtliche weitere laufenden Kosten wie Büro, Arbeitsmittel, usw. weggelassen, die Selbstständige oder Angestellte natürlich nicht dem Unternehmen schenken wollen. Dafür müsste man weitere Bücher verkaufen. Ebenso, wenn man weitere Leute beschäftigen will bzw. im Falle eines Steuerberaters muss.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 2.07.2022 | 12:38
Die nachfolgenden Beiträge entstanden zunächst im Uhrwerk-Partnerthread (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,67813.msg135082888/topicseen.html#new). schneeland.

Jeder, der selbstständig ist, muss für sich selbst die Rechnung aufmachen, ob sich die Arbeit lohnt. Wir können hier nur von außen draufschauen und raten. Und das passiert und daran werden dann Aussagen wie die obigen geknüpft.

Um mal ein Beispiel für die Größenordnungen zu geben: 2020 galten 1900€ als Mindesteinkommen für Selbstständige, um wenigstens mit ALG2 gleichzuziehen (466€ Miete, 648€ Lebenshaltung & Einstiegsgeld, dann Versicherungen usw.). Will man auch Urlaub haben, sind es eher 2200€.

IMHO müsste deutlich mehr abfallen, damit man sich die ganze Arbeit macht (wie gesagt aus 2200€ werden dann 648€, die man jeden Monat zur freien Verfügung für Essen, Kleindung und alles mögliche andere hat – wenn man nur 466€ Miete zahlt). Nehmen wir also 3333€ an.

Dann muss ein Verlag mit drei Leuten jeden Monat 10.000€ Gewinn machen. Ein GRW im Großhandel mag 10€ bringen, im eigenen Shop vielleicht 30€. Sagen wir daher im Schnitt 20€. Jeden Monat müssen also 500 Bücher verkauft werden. Entweder ist der Markt jeder Reihe so groß, dass immer neue Leute RuneQuest, Väsen, usw. entdecken und kaufen wollen oder man braucht immer wieder neue Reihen. Oder was dazwischen.

Aber glücklicherweise müssen wir uns hier ja nicht den Kopf für Uhrwerk zerbrechen ;-)

466€ Miete, da bekommt man in deutschen Großstädten ja oft nicht mal nen WG-Zimmer für. Ich frage mich tatsächlich, wo der Gewinn herkommen soll, selbst bei Ulisses. Verkauft sich das ganze Zubehör so gut?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: flaschengeist am 2.07.2022 | 14:20
Die nachfolgenden Beiträge entstanden zunächst im Uhrwerk-Partnerthread (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,67813.msg135082888/topicseen.html#new). schneeland.

Jeder, der selbstständig ist, muss für sich selbst die Rechnung aufmachen, ob sich die Arbeit lohnt. Wir können hier nur von außen draufschauen und raten. Und das passiert und daran werden dann Aussagen wie die obigen geknüpft.

Um mal ein Beispiel für die Größenordnungen zu geben: 2020 galten 1900€ als Mindesteinkommen für Selbstständige, um wenigstens mit ALG2 gleichzuziehen (466€ Miete, 648€ Lebenshaltung & Einstiegsgeld, dann Versicherungen usw.). Will man auch Urlaub haben, sind es eher 2200€.

IMHO müsste deutlich mehr abfallen, damit man sich die ganze Arbeit macht (wie gesagt aus 2200€ werden dann 648€, die man jeden Monat zur freien Verfügung für Essen, Kleindung und alles mögliche andere hat – wenn man nur 466€ Miete zahlt). Nehmen wir also 3333€ an.


Die Rechnung wirkt für mich plausibel  :d. Jetzt müssten wir noch die Umsatzrendite kennen, um zu wissen, wieviel Umsatz Uhrwerk mindestens braucht.

Edit: Was mich noch interessiert ist, welche Stundensätze für Freelancer in der Rollenspielbranche üblich sind. Ich befürchte ja, dass es weniger als 30 € sind (was für auskömmliche Selbstständigkeit aus meiner Sicht schon hart an der Schmerzgrenze wäre). Ich vermute, im Tanelorn tummeln sich einige Leute, die was dazu sagen können.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 2.07.2022 | 14:30
Die meisten Freelancer dürften kaum nach Stunden bezahlt werden. Nach Zeichen, Illustration oder gesetzten Seiten ist üblicher.
Und ich bezweifle ein wenig, dass da irgendwer auch nur in die Nähe der 30 Euro die Stunde kommt.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 2.07.2022 | 14:34
Der größte Verlag zahlt besser pro Zeichen als alle Zeitungen und Online-Medien, für die ich je geschrieben habe. Genaue Zahlen aus meinen Verträgen öffentlich zu diskutieren, halte ich für unangebracht.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: takti der blonde? am 2.07.2022 | 14:41
Der größte Verlag zahlt besser pro Zeichen als alle Zeitungen und Online-Medien, für die ich je geschrieben habe. Genaue Zahlen aus meinen Verträgen öffentlich zu diskutieren, halte ich für unangebracht.

Schade. Arbeitnehmer profitieren meistens davon, wenn sie sich über Gehaltspraktiken austauschen. :)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 2.07.2022 | 15:03
Naja, wir Autoren wissen untereinander, was wir verdienen. Aber das mit Branchenfremden zu diskutieren...weiß nicht.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AlucartDante am 2.07.2022 | 15:07
Ich hatte mich vor einer Weile auch als Redakteur bei einem Rollenspielverlag beworben, habe mein normales Gehalt halbiert und dann als Gehaltsvorstellung angegeben. Dann kam zurück, es sei deutlich zu hoch.

Also ich vermute mal, dass bei kleinen Verlagen man bei Anstellungen den Mindestlohn erreicht, bei Freelancern das eher nochmal runter geht. Bei größeren ist es etwas besser, insbesondere dann halt bei leitenden Jobs.

Ich kenne das von politischen NGOs. Es sind eben Bereiche, wo viele Leute einfach aus Spaß Aufgaben übernehmen und die eigentlichen Jobs schlecht bezahlt sind. Aber irgendwie ist es natürlich ein Traum in dem Bereich zu arbeiten und anders würde es eben gar nicht gehen.

Ich würde gerne wieder in dem Bereich arbeiten. Aber gerade würde mir das Geld fehlen. Leider wird man mit der Zeit eher anspruchsvoller, das macht es auch in Zukunft schwierig. Aber vielleicht finde ich irgendwann wieder die Zeit sowohl einen Brot- als auch einen Spieljob zu haben. Die Leute, die normalerweise für den Mindestlohn arbeiten, reichen ja eigentlich für einen Rollenspielverlag, es braucht ja viel know-how.

PS Normale Buchverlage zahlen übrigens oft auch nicht so gut...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Settembrini am 2.07.2022 | 15:41
Naja, wir Autoren wissen untereinander, was wir verdienen. Aber das mit Branchenfremden zu diskutieren...weiß nicht.

Solidarität geht auch über Betroffenheitsgrenzen hinweg.  :.)

Aber die Altherrenregel gilt?
Frag eine Dame nie, wie alt sie ist und einen Herren nie, wieviel er verdient.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 2.07.2022 | 15:41
Ich hatte mich vor einer Weile auch als Redakteur bei einem Rollenspielverlag beworben, habe mein normales Gehalt halbiert und dann als Gehaltsvorstellung angegeben. Dann kam zurück, es sei deutlich zu hoch.

Also ich vermute mal, dass bei kleinen Verlagen man bei Anstellungen den Mindestlohn erreicht, bei Freelancern das eher nochmal runter geht. Bei größeren ist es etwas besser, insbesondere dann halt bei leitenden Jobs.

Das klingt echt bitter. Ich frage mich, ob es helfen würde, wenn Rollenspielprodukte teurer wären. Sagen wir mal doppelt so hoch, also 100-120€ für ein normales Grundregelwerk, 40-80€ für ein Quellenbuch, 30-60€ für Abenteuer usw.
Ich wäre grundsätzlich durchaus bereit, dass zu bezahlen, wenn die Produkte dann entsprechend hochwertig (also vor allem auch lektoriert usw.) sind. Aber ich könnte dann natürlich auch nur weniger kaufen, insofern würde das vielleicht auch gar nichts bringen, wenn dann alle nur noch halb so viel kaufen.
Andererseits gibt es teilweise heute ja auch Rollenspielbücher zu Dumpingpreisen (10-20€ für ein GRW), ich weiß nicht ob das nicht langfristig gar nicht mal so gut ist, weil die Preiserwartung der Kunden sich vielleicht anpasst. Ein bisschen wie beim App-Markt wo viele Menschen auch nicht bereit sind, Geld zu bezahlen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 2.07.2022 | 15:51
Solidarität geht auch über Betroffenheitsgrenzen hinweg.  :.)

Aber die Altherrenregel gilt?
Frag eine Dame nie, wie alt sie ist und einen Herren nie, wieviel er verdient.

Naja, ich fühle mich nicht schlecht bezahlt, da ich einen ungefähren Überblick über weite Teile der textproduzierenden Branche habe. Wenn jetzt jemand das liest und sich denkt, dass sei ungerecht (aufgrund mangelndem Überblicks) und boykottiert deswegen die RPG-Verlage, habe ich mir selbst ins Knie geschossen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: klatschi am 2.07.2022 | 16:04
Das klingt echt bitter. Ich frage mich, ob es helfen würde, wenn Rollenspielprodukte teurer wären. Sagen wir mal doppelt so hoch, also 100-120€ für ein normales Grundregelwerk, 40-80€ für ein Quellenbuch, 30-60€ für Abenteuer usw.
Ich wäre grundsätzlich durchaus bereit, dass zu bezahlen, wenn die Produkte dann entsprechend hochwertig (also vor allem auch lektoriert usw.) sind. Aber ich könnte dann natürlich auch nur weniger kaufen, insofern würde das vielleicht auch gar nichts bringen, wenn dann alle nur noch halb so viel kaufen.
Andererseits gibt es teilweise heute ja auch Rollenspielbücher zu Dumpingpreisen (10-20€ für ein GRW), ich weiß nicht ob das nicht langfristig gar nicht mal so gut ist, weil die Preiserwartung der Kunden sich vielleicht anpasst. Ein bisschen wie beim App-Markt wo viele Menschen auch nicht bereit sind, Geld zu bezahlen.

Na ja, es gab schon entsprechende Modelle - Degenesis von SMV fällt mir ein, da hat das GRW 100 Euro gekostet
Hat sich nach Aussage von Marko auch nicht wirklich getragen
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: YY am 2.07.2022 | 16:18
Ich frage mich, ob es helfen würde, wenn Rollenspielprodukte teurer wären.
...
Ich wäre grundsätzlich durchaus bereit, dass zu bezahlen, wenn die Produkte dann entsprechend hochwertig (also vor allem auch lektoriert usw.) sind.

Da geht es ja aber nur darum, dass vom Gewinn jemand leben kann oder muss und gerade nicht um die Produktqualität - die kann der "Amateur" unterm Strich genau so erreichen oder stellenweise sogar übertreffen, u.A. weil er keinen Veröffentlichungsdruck hat.

Im Einzelfall kann das natürlich funktionieren, weil man ein konkretes Produkt haben will und es das eben nur zum Preis X gibt. Auf den ganzen Sektor gesehen ist es dann aber andersrum ein ordentlicher Konkurrenzvorteil, wenn man sagen kann "Ich muss ja nicht davon leben und kann es deswegen entsprechend günstiger anbieten/länger dran arbeiten etc.".


In einem meiner anderen Hobbies gibt es eine vergleichbare Konstellation mit dem Ergebnis, dass ein winziger Teil der Anbieter hauptberuflich unterwegs ist und riesige Horden ehrenamtlich oder nebenbei unnd zufrieden ist, wenn es am Ende null auf null aufgeht oder ein kleines bisschen was abwirft.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 2.07.2022 | 16:26
Leider wird man mit der Zeit eher anspruchsvoller, das macht es auch in Zukunft schwierig. Aber vielleicht finde ich irgendwann wieder die Zeit sowohl einen Brot- als auch einen Spieljob zu haben.

Also mein Plan ist: wenn ich in Rente gehe, steige ich ins Verlagswesen ein.  8)

In 15 Jahren kommt da sicher noch eine Welle von Rollenspiel-Veröffentlichungen auf uns zu. :korvin:
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Irian am 2.07.2022 | 17:09
Das klingt echt bitter. Ich frage mich, ob es helfen würde, wenn Rollenspielprodukte teurer wären. Sagen wir mal doppelt so hoch, also 100-120€ für ein normales Grundregelwerk, 40-80€ für ein Quellenbuch, 30-60€ für Abenteuer usw.
Ich wäre grundsätzlich durchaus bereit, dass zu bezahlen, wenn die Produkte dann entsprechend hochwertig (also vor allem auch lektoriert usw.) sind. Aber ich könnte dann natürlich auch nur weniger kaufen, insofern würde das vielleicht auch gar nichts bringen, wenn dann alle nur noch halb so viel kaufen.

Du schmeißt damit halt vermutlich mehr Zielgruppe raus als du gewinnst: Ältere Leute mit hohem Einkommen sind halt nicht die primäre Rollenspiel-Zielgruppe, idR will man ja da deutlich jünger einsteigen und da sind 100€ für ein Buch, egal wie hübsch, einfach utopisch.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Aedin Madasohn am 2.07.2022 | 17:30
idR will man ja da deutlich jünger einsteigen

 :think: ob genau in dieser Zielgruppe die Vorbehalte gegen PDF auch so hoch sind wie unter den ollen Säcken?  :think:

da wäre ja nach Layout und Lektorat schluss  ~;D (oder beginnt die Gewinnzone, je nach Blickwinkel)

kein Papierpreis-knappheit, Farbe kostet nicht extra, Farbechtheit über Jahre ist garantiert, Kleberstinkerei war gestern, Druckereisuche in einem garantielosen shanghaier Hinterhof entfällt, Containerstau am Suezkanal und Dieselpreisexplodierte LKW-Logistik in old-Germany ebenso
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 2.07.2022 | 17:31
wenn ich in Rente gehe,
In 15 Jahren

Ach Tarti, you sweet summer child!  ~;D
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: phant am 2.07.2022 | 17:46
Sorry, 100,-/GRW sitzen bei mir definitiv nicht drin.
Klar wollen Verlag(smitarbeiter) auch leben. Aber da bin ich raus. Soviel zahlt mein Arbeitgeber nicht, als dass ich mir dieses Hobby noch leisten könnte.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Gunthar am 2.07.2022 | 17:50
Du schmeißt damit halt vermutlich mehr Zielgruppe raus als du gewinnst: Ältere Leute mit hohem Einkommen sind halt nicht die primäre Rollenspiel-Zielgruppe, idR will man ja da deutlich jünger einsteigen und da sind 100€ für ein Buch, egal wie hübsch, einfach utopisch.
Wieso. Man muss die Regelbücher halt nur als Limited Edition verkaufen, dann klappt das schon mit den € 100/Buch.  ;)  8] ~;D *duck und weg*
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 2.07.2022 | 17:54
:think: ob genau in dieser Zielgruppe die Vorbehalte gegen PDF auch so hoch sind wie unter den ollen Säcken?  :think:

Ich bin einer und kaufe mir ggf das print zum pdf
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 2.07.2022 | 17:57
Also mein Plan ist: wenn ich in Rente gehe, steige ich ins Verlagswesen ein.  8)

In 15 Jahren kommt da sicher noch eine Welle von Rollenspiel-Veröffentlichungen auf uns zu. :korvin:

Als würden wir noch Rente bekommen :D

Ja, ich denke auch, dass eine Verteuerung vermutlich nicht funktionieren würde, bzw. vielleicht wenn alle mitmachen würden, aber selbst dann ist es vermutlich schwierig.

:think: ob genau in dieser Zielgruppe die Vorbehalte gegen PDF auch so hoch sind wie unter den ollen Säcken?  :think:

da wäre ja nach Layout und Lektorat schluss  ~;D (oder beginnt die Gewinnzone, je nach Blickwinkel)

kein Papierpreis-knappheit, Farbe kostet nicht extra, Farbechtheit über Jahre ist garantiert, Kleberstinkerei war gestern, Druckereisuche in einem garantielosen shanghaier Hinterhof entfällt, Containerstau am Suezkanal und Dieselpreisexplodierte LKW-Logistik in old-Germany ebenso


PDFs könnte ich mir als Lösungsansatz auch gut vorstellen. Dann am besten mit PoD Option.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Pyromancer am 2.07.2022 | 18:02
Ältere Leute mit hohem Einkommen sind halt nicht die primäre Rollenspiel-Zielgruppe,

Das ist nicht die primäre Rollenspiel-Spiel-Zielgruppe, aber es ist die primäre Rollenspielprodukt-Kauf-Zielgruppe.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 2.07.2022 | 18:05
Da geht es ja aber nur darum, dass vom Gewinn jemand leben kann oder muss und gerade nicht um die Produktqualität - die kann der "Amateur" unterm Strich genau so erreichen oder stellenweise sogar übertreffen, u.A. weil er keinen Veröffentlichungsdruck hat.

Mir ging es mit dem Vermerk zur Qualität darum, dass ich, wenn ich 100/120€ für ein Regelwerk bezahlen würde, ich dann aber bitte auch wirklich nicht sowas haben möchte wie das DER GRW. Das ist schon bei 50€ nicht okay, aber wenn ich dafür 100+ hingelegt hätte, wäre ich noch deutlich beleidigter, glaube ich ^^.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: schneeland am 2.07.2022 | 18:38
Selbst bei hoher Qualität bewegt man sich mit diesem Preise aber schon noch mehr in die Nische. Und auch wenn ich's mir gelegentlich leisten könnte - das läge schon klar über der Schwelle für Impulskäufe.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 2.07.2022 | 18:49
Selbst bei hoher Qualität bewegt man sich mit diesem Preise aber schon noch mehr in die Nische. Und auch wenn ich's mir gelegentlich leisten könnte - das läge schon klar über der Schwelle für Impulskäufe.

Ja, genau. Ich vermute das eine Preissteigerung im Endeffekt wieder beim selben Gewinn rauskommen würde. Außer man geht auf PDFs, macht die vielleicht etwas teurer und bringt Bücher nur noch als POD Option.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: takti der blonde? am 2.07.2022 | 18:50
Das ist nicht die primäre Rollenspiel-Spiel-Zielgruppe, aber es ist die primäre Rollenspielprodukt-Kauf-Zielgruppe.

Ich vermute auch stark, dass zumindest WotC ähnlich wie bei Magic auch bei D&D klar auf Wal-Jagd geht.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 2.07.2022 | 19:08
Ich vermute auch stark, dass zumindest WotC ähnlich wie bei Magic auch bei D&D klar auf Wal-Jagd geht.

Aber wird für Wale nicht deutlich zu wenig produziert? Wie soll ich den auch nur 10.000$ im Jahr bei D&D5 lassen?

Und bei den Beträgen fängt das Wal-Leben ja erst an...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Jens am 2.07.2022 | 19:14
PDF + POD sehe ich auch eher als die Zukunft, keine echten Bücher, auch wenn es mich schmerzt. Die Situation mit dem Papier, der Logistik etc. macht die Branche nicht mehr lange mit und das wird auch den großen Läden irgendwann zu sehr an die Substanz gehen.

Am Ende ist es halt GRW/Erweiterungsband/wasauchimmer PDF für 15-20€ und dann vielleicht Abenteuer für 5-15€ (je nach Länge da sind die Autoren dann auch freier) und vielleicht eine ganz limitierte Druck Geschichte wenn überhaupt für 60€+

Über PDF bekommt man die Masse raus und fixt neue Leute an.

Meine Meinung.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Rhylthar am 2.07.2022 | 19:14
Aber wird für Wale nicht deutlich zu wenig produziert? Wie soll ich den auch nur 10.000$ im Jahr bei D&D5 lassen?

Und bei den Beträgen fängt das Wal-Leben ja erst an...
Plünder die DMsGuild.  ;)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Jens am 2.07.2022 | 19:21
Quasi das AppStore von WotC/Hasbro? Eigentlich eine gute Idee, braucht halt genug Reichweite.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: YY am 2.07.2022 | 19:35
PDF + POD sehe ich auch eher als die Zukunft, keine echten Bücher, auch wenn es mich schmerzt.

Ich behaupte mal, dass man sich bei der aktuellen Generation PoD schon sehr gut auskennen muss, um die als "unechte" Bücher zu erkennen.

Generell gehts mir ja heute schon so, dass einiges so tief in der Nische versteckt ist, dass man es eh nur über PoD als Printprodukt bekommt.
Wenn ich mehr oder weniger standardmäßig auf einer Verlagsseite X mehrere PoD-Optionen angeboten bekomme wie bei DTRPG, soll mir das allemal recht sein.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 2.07.2022 | 19:36
PDF + POD sehe ich auch eher als die Zukunft, keine echten Bücher, auch wenn es mich schmerzt. Die Situation mit dem Papier, der Logistik etc. macht die Branche nicht mehr lange mit und das wird auch den großen Läden irgendwann zu sehr an die Substanz gehen.
PDFs sind nicht wirklich billiger, weil die Hauptkosten in der Produktion sind. Was sie erleichtern, ist der Hobbybereich. Wenn du aber professionell arbeiten willst, sind die Kosten nur bei Stückzahlen relevant geringer, bei denen sich ein Verlag eh nicht tragen kann.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: sma am 2.07.2022 | 19:50
Wie soll ich den auch nur 10.000$ im Jahr bei D&D5 lassen?
Anfangen kannst du, indem du bei Beadle & Grimm die Deluxe-Varianten der Abenteuer und Settings (https://beadleandgrimms.com/products/platinum-edition-of-the-wild-beyond-the-witchlight) kaufst und das an einem Modular Game Table* von Wymwood spielst. Die haben auch Würfel (https://wyrmwoodgaming.com/products/wyrmwood-gemstone-dice-tigers-eye/) für dich, wenn du nicht zu exklusiveren Angeboten (https://norsefoundry.com/products/16mm-norse-foundry-tungsten-polyhedral-dice-set) greifen willst, die auch einen bleibenden Eindruck auf deinem Tisch hinterlassen. Er ist ja modular und du kannst die Tischplatten einzeln nachkaufen (falls lieferbar, was wohl ein Problem für das Unternehmen ist, die Tische nicht so schnell produzieren können, wie es Vorbesteller gibt).


*ich empfehle Wenge für's Gestell und Purpleheart für die Platte und Ansteckmodule. Damit kommst du locker auf $10000 beim großen Tisch. Alleine das Modul für den 30" Flachbildschirm kostet über $2000.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Flamebeard am 2.07.2022 | 20:06
Bei den Würfeln von Norse Foundry kann der DM auf jeden Fall auch true damage machen, wenn die Spieler nicht artig sind. 450 Gramm je Würfel...  :o
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Jens am 2.07.2022 | 20:10
PDFs sind nicht wirklich billiger, weil die Hauptkosten in der Produktion sind. Was sie erleichtern, ist der Hobbybereich. Wenn du aber professionell arbeiten willst, sind die Kosten nur bei Stückzahlen relevant geringer, bei denen sich ein Verlag eh nicht tragen kann.
Da gab es glaube ich mal eine Analyse wie hoch die Anteile an einem Buch sind... Hast du die noch irgendwo verlinkt, ich finde die nicht mehr :( da stand wie viel Anteil der Autor, das Lektorat, die Redaktion, das Layout, die Illustrationen und der Druck und das Lager kosteten...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Aedin Madasohn am 2.07.2022 | 20:11
PDFs sind ... die Kosten nur bei Stückzahlen relevant geringer, bei denen sich ein Verlag eh nicht tragen kann.

womit wir wieder beim Uhrwerk Verlag als solches und CF-überhängige-Totholzversprechen im speziellen angelangt sind

versprich im CF tolle Erweiterungen in PDF/Bilder/Druckfähiger Datei wahtauchefferdigital.
Kalkuliere jetzt du musst PDF Lizenzen, webstore, Bilderkosten, Layouter-Lektorat und deine schreiberische Energie
PDF output ist gleich kreative Masse mal Tastaturgeschwindigkeit im Quadrat (oder so ähnlich)

und wenn du richtig abgew... realistisch bist, ist der Layouter-Lektorat überhaupt erst ein erweitertes Ziel im CF  ;),
darunter lieferst du halt nur Hobbyware ab,
erst ab Summe X gibts professional design oben auf und alle wissen, wo sie stehen

(er)spare dir das eine Schlitzohr unter den vielen Partner, welche du zusätzlich für Totholz bräuchtest (einer reicht, um dich bei der "Logistik" auszunehmen wie-nee-Weihnachstgans, weil du nicht alles überblicken kannst für so kleine Hobby Mengen) und du kannst auch wieder ruhig schlafen bei deinem Liebhaberei-Verlagswesen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Chronist am 2.07.2022 | 23:35
Da gab es glaube ich mal eine Analyse wie hoch die Anteile an einem Buch sind... Hast du die noch irgendwo verlinkt, ich finde die nicht mehr :( da stand wie viel Anteil der Autor, das Lektorat, die Redaktion, das Layout, die Illustrationen und der Druck und das Lager kosteten...
https://www.voland-quist.de/buchkalkulation-was-verdienen-autor-und-verlag-an-buchern/

Das lässt sich nicht direkt mit Büchern im Rollenspielbereich vergleichen, gibt aber einen gewissen Überblick. Und eines der Hautprobleme (das in der Buchbranche gerade intensiv diskutiert wird): Bücher sind generell zu billig. Aber das ist ein komplexes Thema und es geht weniger um GRW für 100 Euro ;)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Daniel S. am 2.07.2022 | 23:38
Ich werde hier mein effektive Bezahlung natürlich auch nicht posten, aber von den Summen die der OP da vorrechnet kann man als freiberuflicher Übersetzer, Lektor, Korrektor, Redakteur, Grafiker whatever in der Rollenspielbranche nicht einmal in den wildesten Fieberträumen träumen ... ;) Und natürlich kann man argumentieren, dass man es eh nebenberuflich machen kann, aber dann ist es ja natürlich noch mal viel weniger Geld (und wenn man es korrekt versteuert hat man dann ja noch größere prozentuelle Abzüge, weil man dann beispielsweise schon in einer höheren Steuerklasse ist, als unbedeutender Nebenjob nicht so viel absetzen kann wie ein eigenes Arbeitszimmer usw. usf.) und ich persönlich würde beispielsweise nicht gerne eine 9 to 5 machen (mit Fahrt ins Büro) und dann nochmals jede Woche 20 Stunden Übersetzen in der Freizeit obendrauf knallen.

Ich mache meinen Job dennoch gerne und zwar seit 30 Jahren mit Rollenspielen, Brettspielen, Computerspielen, Webseiten, Romanen, Lösungsbüchern (hach, das waren noch Zeiten, als es die noch gegeben hat) aber tatsächlich ist in ALLEN diesen Bereichen die Bezahlung im Verlauf dieser 30 Jahre inflationsbereinigt alle 4-6 Jahre ein Stück weit nach unten abgerutscht und nach dieser langen Zeit hat sich das leider schon ziemlich aufaddiert ... Ich schiele eigentlich mit großer Angst auf die momentane Situation mit den explodierenden Herstellungskosten und gleichzeitig sinkendem Budget der meisten Leute für "Verlustigungen" aller Art. Weil wenn man entscheiden muss wohnen, heizen, kochen, essen oder sich amüsieren ist die Entscheidung ja meist klar. Ich hoffe dass das nicht noch übel für unsere und ähnliche Branchen enden wird und wir uns irgendwie von dem Trend, dre sich bereits bei Dingen wie Streaming, Kino, Kauf von Handys (Samsung sitzt auf 50 Millionen Stück Überschuss), Computern etc. abkoppeln können.

Last but not least ... falls irgendjemand von euch hier mitliest, der einen sagen wir nicht gut sondern "brauchbar" bezahlten Übersetzerjob für mich hätte, gerne mal per PM Kontakt aufnehmen und wir können schauen ob wir zusammenkommen. Ich kann de facto alle Systeme übersetzen und da ich ein sehr schneller und zugleich effizienter Übersetzer bin (Ts, ts, Eigenlob) habe ich fast immer irgendwie Zeitbudget frei. Ja, ich nutze diesen Thread gerade schamlos für mich aus, aber vielleiht kann ich ja im Gegenzug auch was beitragen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Ainor am 3.07.2022 | 01:31
Das klingt echt bitter. Ich frage mich, ob es helfen würde, wenn Rollenspielprodukte teurer wären. Sagen wir mal doppelt so hoch, also 100-120€ für ein normales Grundregelwerk, 40-80€ für ein Quellenbuch, 30-60€ für Abenteuer usw.

Ich wäre grundsätzlich durchaus bereit, dass zu bezahlen, wenn die Produkte dann entsprechend hochwertig (also vor allem auch lektoriert usw.) sind.

Der Preis für Rollenspielbücher hat sich ja bei etwa 40 Euro eingependelt. Es ist halt praktisch unmöglich zu sagen: mein Buch ist doppelt so teuer, aber dafür auch doppelt so gut. Das wird mir niemand glauben.  Die einzige Möglichkeit für einen hohen Pris ist ggf. ein berühmter Name.


Aber ich könnte dann natürlich auch nur weniger kaufen, insofern würde das vielleicht auch gar nichts bringen, wenn dann alle nur noch halb so viel kaufen.

Genau das. Damit Löhne steigen können müssten weniger Leute in dem Bereich arbeiten. Und eine wirklich verlässliche Möglichkeit die Leute dazu zu bewegen innerhalb des Rollenspielsektors mehr auszugeben hat noch niemand gefunden (Außerhalb schon. Ich würde mal vermuten WH40K und Magic Spieler geben mehr Geld für ihr Hobby aus.)



Andererseits gibt es teilweise heute ja auch Rollenspielbücher zu Dumpingpreisen (10-20€ für ein GRW), ich weiß nicht ob das nicht langfristig gar nicht mal so gut ist, weil die Preiserwartung der Kunden sich vielleicht anpasst.

Naja, die Preise kommen vermutlich dann wenn man es zum Originalpreis nicht mehr loskriegt. Das ist dann ggf. auch eine andere Kaufentscheidung.
Ich würde vermutlich keinen Vollpreis für etwas zahlen wo ich schon weiss dass ich es nie spielen werde, aber wenn es billig ist schaue ich vielleicht aus Interesse mal rein.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 3.07.2022 | 05:11
Naja, die Preise kommen vermutlich dann wenn man es zum Originalpreis nicht mehr loskriegt. Das ist dann ggf. auch eine andere Kaufentscheidung.
Das sind ja die Preise für die Shadowrun 5 bzw. 6 und 7te See Grundregelwerke. Ich glaube schon, dass man die auch anders losgeworden wäre (gut, bei SR 6 bin ich mir nicht so sicher). Ich nehme aber auch an, dass mit dem Preis kein Gewinn erzielt wird. Für SpliMo und Shadowrun 6 (letzteres zeitlich begrenzt) gibt bzw. gab es die PDFs ja sogar kostenlos. Vermutlich sind das Aktionen um Leute anzufixen, ich frage mich aber, ob das immer so aufgeht, da ja die GRWs das sind, was sich am besten verkauft.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Jens am 3.07.2022 | 07:01
Also macht man mit gedruckten Büchern so viel Gewinn, dass es ein hohes Risiko ist, auf PDF umzustellen? Nehme ich hier auf jeden Fall gerade so wahr und es stimmt natürlich, dass die Zeit und der Aufwand vom Schreiben, der Redaktion, dem Lektorat, den Illustrationen und dem Layout sich kaum ändern, wenn man nur noch digital arbeitet.

Da wären vielleicht andere Arten der Wertschöpfung eine Möglichkeit, passable Gehälter zu zahlen. Meine Grundidee "Wir verkaufen nur noch PDF aber dafür viel viel mehr" wäre ja auch nur dann halbwegs realistisch wenn man die Reichweite extrem erhöhen könnte und die Kaufbereitschaft der Leute hoch hält.

Also etwa so wie erfolgreiche Streamer:Innen deren Subscriber jede Menge Merch und anderen Kram kaufen, um die Person zu unterstützen... Ist ja teilweise bei unseren Verlagen schon so, nur halt bisher in einem sehr kleinen Rahmen.

Deswegen hat D&D5 ja im Grunde so abgehoben, ist zumindest mein Eindruck
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Aedin Madasohn am 3.07.2022 | 07:05
Vermutlich sind das Aktionen um Leute anzufixen, ich frage mich aber, ob das immer so aufgeht, da ja die GRWs das sind, was sich am besten verkauft.

was verkauft sich den im SR Bisz wie heißer Scheiß?! ;)
Gun/Gear PORN

wie viele Fantasy-Mitbewerber könnten einen Wummenquartet verhökern gehen, wenn es in den Knarren-Playboys eh schon mit dem Bild und jeweiligen Editionsstats drin war?

Klar

ohne einen begeisterten Inszenierer (Graphiker wie ASS) von blanken Stahl-futuristisch Kunststoff mit nicht hanebüchener Dysfunktionalität-Konstruktion (man denke an an frühere SR Editionen zurück...) würde sich das schnell erschöpfen, aber da im aktuellen SR dort ansprechende Optik geliefert wird, können Schattenhandbücher, Chrombooks, Waffenkataloge, HK-Werksvorführungen komplett anderes kalkuliert zu Liebhaberpreisen rausgehauen werden.

Statblock, ein paar Halbsätze Toppics (aktuelle Ordonanzwaffe der Futzzi Konzerntruupers), isolierte Shadowtalkssprüche, "BILD" = fertig

da muss sich kein (teueres aber benötigtes) Lektororat/layouter einen Kopf darum machen, in welcher Reihenfolge die Regelzusammenhänge präsentiert, abgesetzt und hervorgehoben werden müssen, um ein eingängiges GRW Werk abzuliefern.


Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Samael am 3.07.2022 | 08:59
Das Problem ist tatsächlich, dass die niedrigen Auflagen und die hohe Produktqualität (Hardcover, viele hundert Seiten, voller Bilder, bunt, aufwendiges Layout) nicht mit den Preisen zusammenpassen.

Ich rede von den Mainstreamlinien  der großen Verlage.

Ja, Rollenspielbücher müssten „das doppelte“ Kosten um angemessene Löhne zu ermöglichen.

Die Situation in den USA/UK ist sicher etwas besser, wegen des mindestens x5 größeren Marktes (der den deutschen ja auch noch teilweise kannibalisiert).

Natürlich würden viele Leute weniger oder keine Bücher mehr kaufen (können oder wollen), wenn faire Preise gefordert würden.

So ist das deutsche Rollenspielverlagswesen zwangsweise eine selbstausbeuterische „Industrie“, getragen von Idealisten.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Ainor am 3.07.2022 | 09:16
Vermutlich sind das Aktionen um Leute anzufixen, ich frage mich aber, ob das immer so aufgeht, da ja die GRWs das sind, was sich am besten verkauft.

Denke das unterscheidet sich stark, nach Haupt und Nebensystemen. Ein System das für viele Spieler/Runden Hauptsystemen ist wird viel mit dem Grundregelwerk umsetzten. Andere Systeme müssen erstmal viel überzeugungsarbeit leisten damit man sie überhaupt spielt.

was verkauft sich den im SR Bisz wie heißer Scheiß?! ;)
Gun/Gear PORN

Klar. Aber dafür muss man erst mal nennenswert begeisterte Spieler gewinnen. SR hat das damals geschafft, aber es war eines von wenigen.
Die ganzen Pathfinder Zusatzbücher fallen in dieselbe Kategorie.

So ist das deutsche Rollenspielverlagswesen zwangsweise eine selbstausbeuterische „Industrie“, getragen von Idealisten.

Solange genung Leute Bereit sind den Job mit niedrigem Verdienst zu machen wird sich das nicht ändern. Würde man deutlich mehr verdienen dann gäbe es vermutlich mehr Autoren. Die Anforderungen um in den Markt einzutreten sind ja eher gering. In anderen Industrien gibt es da ja teilweise Gatekeeper die die Zahl der Anbieter niedrig halten und die Löhne hoch. 
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 3.07.2022 | 10:46
Und eines der Hautprobleme (das in der Buchbranche gerade intensiv diskutiert wird): Bücher sind generell zu billig.
Das war schon vor langem so ( https://www.draketo.de/politik/buch-kosten ), es ist aber doch etwas komplexer: Je teurer Bücher sind (und je niedriger Gehälter), desto mehr Vielfalt kann es auf dem Buchmarkt geben.

Aktuell sind wir bei etwa 1 Euro pro Stunde Lesezeit. Wenn der Preis darunter fällt, leidet die Vielfalt.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: YY am 3.07.2022 | 11:13
Völlig OT, aber Reizthema ;D :

ohne einen begeisterten Inszenierer (Graphiker wie ASS) von blanken Stahl-futuristisch Kunststoff mit nicht hanebüchener Dysfunktionalität-Konstruktion (man denke an an frühere SR Editionen zurück...)

Joah...den Tiefpunkt hat man hinter sich gelassen (3.-4. Edition), aber Fehlgriffe gibt es da immer noch genug - und die werden nur noch deutlicher, wenn man teils lediglich ein bisschen verschnörkelte reale Vorbilder nimmt und teils sehr wirre "Eigenkonstruktionen".

Würde man deutlich mehr verdienen dann gäbe es vermutlich mehr Autoren. Die Anforderungen um in den Markt einzutreten sind ja eher gering.

Tja, mitmachen kann quasi jeder, aber nennenswert erfolgreich sind die wenigsten. 
Aber jeder "Filter" würde sich da auf alles mögliche beziehen, nur nicht auf irgendeinen Qualitätsstandard.

Von daher ist das schon ganz gut so - zumal eine recht ansehnliche Zahl derer, die das Ganze nebenher betreiben, genau das, was sie da zum Spaß machen, im Hauptberuf in einer anderen Sparte für halbwegs gutes Geld machen.
Das verzerrt die Betrachtung Profi vs. Hobby noch mal weiter.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 3.07.2022 | 11:53
Aktuell sind wir bei etwa 1 Euro pro Stunde Lesezeit. Wenn der Preis darunter fällt, leidet die Vielfalt.

Also lese ich zu langsam?  :-[

Naja, andererseits kaufe ich 10x so viel wie ich tatsächllich lese.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: sma am 3.07.2022 | 12:00
Vielleicht  ist das für alle offensichtlich, aber es werden hier verschiedene Punkte durcheinander geworfen. Es ging mir bei der Rechnung nicht darum, was jemand, der möglicherweise nebenbei für irgendwen irgendwas macht, bekommt, sondern was Selbstständige mit einem Verlag umsetzen müssen, um davon a) zu leben und b) auch so viel verdienen, dass das mit der Selbstständigkeit verbundene Risiko die ganze Aktion wert ist.

Meine Annahme war, dass der Verdienst besser als ALG2 und der Mindestlohn sein muss, was bedeutet, ich muss pro Person mindestens 2100€ pro Monat einnehmen. Das rechtfertigt IMHO aber noch nicht das Risiko, daher hatte ich einfach mal 3333€ aus der Luft gegriffen, weil das ein Drittel von 10.000€ ist.

Mein entscheidender Punkt war aber, dass man für 10.000€, selbst wenn man großzügig nach oben abgeschätzte 20€ mit einem Buch verdient, ziemlich viel verkaufen muss im Verhältnis dazu, für wie groß wir alle hier den Markt halten.

System Matters haben für sich z.B. die Rechnung aufgemacht, dass wenn sie für ihr WWW-Spiel 240 Leute motivieren können, vorzubestellen, dass es sich irgendwie lohnt. Bei 20€ Gewinn pro Buch wären das gerade mal 4800€. Da sind es nur zwei Leute und ich glaube, einer der beiden arbeitet noch nebenbei und daher zähle ich ihn nur halb. Dann passt das ziemlich genau zu den 3333€ "Wunschgehalt" (geschäftsführende Gesellschafter einer GbR beziehen kein Gehalt, ich weiß das). Aber ihnen müsste entweder so ein Stunt jeden Monat gelingen bzw. die aktuellen Reihen müssen jeden Monat soviel abwerfen. Es ist sicherlich irgendwas dazwischen.

Und zu bedenken ist, dass sie noch zusätzliche Einnahmen brauchen, um ihr Büro zu finanzieren, einen Steuerberater u.ä. zu bezahlen oder auch nur zu "Recherchezwecken" eine Sammlung an anderen Rollenspielen anzulegen.

Jedenfalls ist das Verlagsgeschäft keine Lizenz zum Gelddrucken.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Ainor am 3.07.2022 | 12:33
Tja, mitmachen kann quasi jeder, aber nennenswert erfolgreich sind die wenigsten. 

Das ist immer so wenn viele mitmachen. Ist in der Kunst/Literatur ja genauso.

Von daher ist das schon ganz gut so - zumal eine recht ansehnliche Zahl derer, die das Ganze nebenher betreiben, genau das, was sie da zum Spaß machen, im Hauptberuf in einer anderen Sparte für halbwegs gutes Geld machen.
Das verzerrt die Betrachtung Profi vs. Hobby noch mal weiter.

Hobby = nicht hauptberuflich. Ich weiß zwar nicht so genau welche Berufe genau dasselbe machen, aber ja, die Qualität der Hobbyproduktionen ist oft eher hoch.

Vielleicht  ist das für alle offensichtlich, aber es werden hier verschiedene Punkte durcheinander geworfen. Es ging mir bei der Rechnung nicht darum, was jemand, der möglicherweise nebenbei für irgendwen irgendwas macht, bekommt, sondern was Selbstständige mit einem Verlag umsetzen müssen, um davon a) zu leben und b) auch so viel verdienen, dass das mit der Selbstständigkeit verbundene Risiko die ganze Aktion wert ist.
 

Klar. Aber die Verdienstmöglichkeiten werden durch die Konkurenz aus Hobbyproduktionen sicher stark eingeschränkt.

Jedenfalls ist das Verlagsgeschäft keine Lizenz zum Gelddrucken.
 

Ich glaube da ist sich die große Mehrheit hier einig. Die Frage ist doch eher warum das so ist bzw. wa sich ändern müsste damit das ganze wirtschaftlich tragfähiger ist.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 3.07.2022 | 12:49
Ich glaube da ist sich die große Mehrheit hier einig. Die Frage ist doch eher warum das so ist bzw. wa sich ändern müsste damit das ganze wirtschaftlich tragfähiger ist.

Wenn man vergleichbare Bereiche sucht, dann landet man bei Belletristik und Graphic Novels:
Da sind die Gehälter/Bezahlungen auch nicht üppig aber ein Verlag kann genug erwirtschaften und Festangerstellte zu bezahlen durch Auflagenhöhe.
Also: Die MENGE machts!
Viele Arbeiten die anfallen und bezahlt werden müssen kosten das gleiche, egal ob man 100, 1000 oder 100.000 Exemplare druckt. Durch höhere Druckauflage sinkt der Anteilige Kostenfaktor pro Buch und dadurch bleibt mehr Gewinn.

Lösungsidee: Rollenspiel bekannter machen, so dass es Massenmarkttauglich wird.
Probleme: Viele Rollenspielthemen SIND NICHT Massenmarkttauglich.


Ich wage mal den Vergleich zum Sport:

Fußball
Fußball ist ein Massensport. Senderechte der Spiele, Tickets fürs Stadion, Mechandise der Mannschaften, etc. Und dann alles für Hunderttausende von Fußballfans.
Fußballspieler werden mit Millionensummen gehandelt.

Im Vergleich dazu: Dart
Dart ist ein Nischensport. Die Preisgelder sind dementsprechend niedrig und es gibt sehr wenige Leute die davon Leben können... fast alle Dartspieler sind Hobby-Sportler.

Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 3.07.2022 | 13:53
Hobby = nicht hauptberuflich. Ich weiß zwar nicht so genau welche Berufe genau dasselbe machen, aber ja, die Qualität der Hobbyproduktionen ist oft eher hoch.

Ich würde eher behaupten die Qualität der Profi-Produkte (vor allem vieler Übersetzungen, aber auch generelles Rollenspiel-Lektorat) ist auf hohem Hobby-Niveau.

Die Druckereien sind natürlich schon professionell, aber der Inhalt meist das Papier nicht wert.

Wen wundert es? Viele übersetzen und entwickeln ja "ehrenamtlich".
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 3.07.2022 | 14:40
Ich würde eher behaupten die Qualität der Profi-Produkte (vor allem vieler Übersetzungen, aber auch generelles Rollenspiel-Lektorat) ist auf hohem Hobby-Niveau.

Die Druckereien sind natürlich schon professionell, aber der Inhalt meist das Papier nicht wert.

Wen wundert es? Viele übersetzen und entwickeln ja "ehrenamtlich".

Edit: ich hatte erst ne böse Antwort geschrieben, aber dann jetzt doch geändert. Ich sollte in diesem Forum nicht mehr lesen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 3.07.2022 | 14:44
Die Druckereien sind natürlich schon professionell, aber der Inhalt meist das Papier nicht wert.

Autsch… aber ich verstehe deinen Punkt. Teilweise(!) hat man bei Rollenspielprodukten schon den Eindruck, dass sie recht „schlampig“ (würde das gerne diplomatischer ausdrücken, aber mir fällt gerade kein Wort ein) umgesetzt wurden. Ist aber auch kein rein deutsches Phänomen, wenn man mal auf Shadowrun schielt. Da würde ich sogar sagen, dass Pegasus sich sehr professionell verhält und die groben Schnitzer von Catalyst ausbügelt.

EDIT:

Um das noch mal kurz zu präzisieren. Ich finde es toll, dass es Menschen gibt, die es sich für das (vermutete) Gehalt „antun“ Rollenspiele in Deutschland zu entwickeln/übersetzen. Habe ich ja auch in dem Uhrwerk-News-Thread geschrieben.
Es kommt aber immer wieder vor, dass Bücher herausgebracht werden, wo ich mich als Kunde schon frage, wie das passieren konnte.
Man kauft halt ein, im vergleich zu sonstigen Büchern, recht teures Produkt und dann sitzt man da mit nem Buch, wo der Index vergessen wurde, auf dem Cover oder der Rückseite schon sehr offensichtliche Rechtschreibfehler sind (und ich bin bei Rechtschreibung echt nicht empfindlich), im Text öfter ein verweis auf „Seite XXX“ zu finden ist oder die Namen mal deutsch mal englisch sind oder Begriffe an verschiedenen Stellen verschieden benannt/übersetzt usw.
Da überlegt man sich schon, ob man in Zukunft vielleicht lieber nur noch zu PDFs greift. Und ich bin eigentlich ein Fan von richtigen Büchern (bzw. am liebsten einfach beides :)).
Trotzdem gibt es natürlich viele deutsche Rollenspielbücher die, für mein Empfinden, in allen Aspekten eine hervorragende Qualität bieten. Nur die Ausrutscher tun halt echt weh.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 3.07.2022 | 15:35
Ein wertiges Hardcover mit vielen Druckfehlern tut mir halt echt weh. Bei einem Fanzine ist es dagegen irgendwie charmant.

Traurig ist, dass die 80iger-Jahre- Schwarz-Weiß-Hefte oft deutlich besser lektoriert sind als neue farbige Hardcover.

Ulisses hat z.B. in die deutsche Neuauflage der Torg-Karten nicht das gesamte Errata eingearbeitet? Ich bin keine Sekunde überrascht.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 3.07.2022 | 15:36
Edit: ich hatte erst ne böse Antwort geschrieben, aber dann jetzt doch geändert. Ich sollte in diesem Forum nicht mehr lesen.

Klingt nach einem professionellen Problemlösungsansatz.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Gunthar am 3.07.2022 | 15:45
Das Desaster mit dem The Witcher-RPG, wo erst die dritte Auflage sauber war. Da wurde wohl vor allem bei der Qualitätssicherung gespart. Denn die kostet ja auch ein Gehalt.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: schneeland am 3.07.2022 | 15:48
Klingt nach einem professionellen Problemlösungsansatz.

Wenn ein Nutzer seinen Beitrag schon wieder löscht, trägt so ein sarkastischer Kommentar wenig zur konstruktiven Diskussion bei. Bitte unterlassen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: postkarte am 3.07.2022 | 16:16
sma hat mal früher geschrieben, dass den meisten Gewinn mit Rollenspiel als Hobby Coca-Cola macht und die Idee ist wahrscheinlich immer noch wahr. Wenn wir jetzt also diverse Influencer haben, die sich ihre Patreon finanzieren lassen, um Videos über Rollenspielmaterialien zu machen, anstatt dass das Geld den eigentlich Machern der Rollenspiele zukommt, trifft das genau diesen Punkt.

In diesem Sinn glaube ich, die Frage, was man daran machen kann, ist nicht innerhalb der typischen Verlagsarbeit lösbar, sondern man muss das Geld woanders reinholen. Ulisses und viele andere haben ganz viele Gimmicks, wie Spezialwürfel, Blips, Spielkarten usw. die tendenziell wahrscheinlich pro Stück eine deutlich höhere Gewinnmarge haben, billig genug zum Verschenken sind und tatsächlich nicht unpraktisch am Spieltisch. Man wird die benötigten Gelder jedenfalls nicht durch Preiserhöhungen auffangen können und auch viel größere Umsätze scheint mir unrealistisch.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Haukrinn am 3.07.2022 | 16:25
Ich glaube, das Entstehen qualitativ guter Rollenspielprodukte hat gewisse Parallelen zur Open-Source-Software. Es gibt geringe Investitionen in dem Bereich, von denen kann aber keiner leben. Mehr Investition lohnt sich auch nicht, denn für das Ergebnis wollen nicht genügend Leute bezahlen. Also liegt ein Großteil der Arbeit in dem Bereich, der freiwillig, mehr oder weniger unentgeltlich und primär aus Überzeugung und Spaß an der Sache geleistet wird.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Swafnir am 3.07.2022 | 16:29
Klingt nach einem professionellen Problemlösungsansatz.

Das ist das Problem bei dem Thema hier: Hier gibt es eine Melange aus Verlagsmitarbeitern und Fans und dann wird halt lieber über die armen Verlagsmitarbeiter geredet, die sich gegen ein Gnadenbrot aufopfern um uns mit Rollenspielen zu versorgen, anstatt über die mangelnde Qualität.
Um mal das Kind mal beim Namen zu nennen, ist der deutsche Rollenspielmarkt überwiegend eine Ansammlung aus abgebrochenen genuin englischsprachigen Reihen, die teilweise so eine miese Qualität haben, dass man sie kaum spielen kann. Besonders hervor tun sich da die drei Verlage Ulisses, Uhrwerk und Truant (hab mich am Sonntag wieder extrem geärgert, als wir Charaktere für Abenteuer in Mittelerde gebaut haben und da auf einmal Fertigkeiten geübt waren, die es gar nicht gibt).

Und letztlich hab ich dann einen anständigen Batzen Geld ausgegeben für ein Spiel, das fehlerhaft und/oder unvollständig ist.
Was nützt mir also ein großer Produktausstoß, wenn die Qualität schlecht ist? Nichts. Von daher würde es unserem Hobby vielleicht ganz gut tun, wenn es sich gesund schrumpfen würde. Pegasus liefert meist gute Qualität ab, die können das aber eben mit Brettspielen querfinanzieren. Und ansonsten fallen mir nur noch nebenberufliche Verlage (bzw. Vereine) ein, die teilweise eine wirklich vorbildliche Qualität abliefern. 

Wäre es ein großer Verlust, wenn wir nur noch halb so viele deutschsprachige Publikationen hätten, die aber in einer gute Qualität? Ich denke nicht.
Da muss halt jeder für sich selbst entscheiden, ob er weiter viel Geld für eine schlechte Qualität raushauen möchte, um ein offensichtlich nicht tragfähiges Modell zu unterstützen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 3.07.2022 | 16:36
Da ich in der Literaturszene recht gut vernetzt bin... nur ein winzig kleiner Teil der deutschen Belletristik-Autoren kann wirklich vom Schreiben leben. Der Rest macht das nebenbei, aus Liebhaberei - auch wenn die Steuer das anders sieht. Und da hat sich sehr deutlich erwiesen, dass Belletristik weniger gekauft wird, je teurer sie ist. Autoren dazu zu bringen, Stundenlöhne auszurechnen sorgt im Übrigen nur für Wellen an Depressionen, Mindestlohn oder auch ALGII sind meist nicht erreichbar. Das ist auch der Fall bei den Autoren, die ohne einen Verlag veröffentlichen und so mehr Geld aus jedem Verkauf bekommen.

Preise erhöhen dürfte also nicht die Lösung sein, das bedeutet, man müsste Kosten senken. Und ein nicht unbedeutender Kostenpunkt ist "vollfarbig, hochglanz"... brauchen wir das wirklich? Wenn ich mir die alten Bücher in meiner (recht umfangreichen) Sammlung anschaue, dann war früher das meiste auf normalem Papier und schwarz-weiß. Dafür gab es dann auch Boxen für umgerechnet 20 oder 30 Euro... wobei Letztere schon als teuer galten. Wie wäre es, statt Geld in Bunt und Hochglanz lieber Geld in Lektorat, Layout und Qualität zu stecken? Vor Allem braucht es Werbung... und das bedeutet nicht nur bei Twitch darüber reden, sondern auch schriftliche Werbung. Und natürlich - auch wenn ich mich wiederhole - Qualität. Es hilft niemandem auf lange Sicht, wenn man mangelnde Qualität aus "Loyalität dem Verlag gegenüber" hinnimmt, das wird dann nur Standard. Vernünftige Qualität wird normalerweise besser gekauft... und natürlich schauen, was die Kunden wollen. Dazu muss man den Markt im Auge haben und vor Allem die eigenen Kosten und Einnahmen. Das sollte eigentlich genereller Standard sein, aber wie Uhrwerk wieder mal beweist, ist es das nicht. Leider.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Gunthar am 3.07.2022 | 16:38
Mein The Witcher GRW hatte ich wegen den massiven Mängel dem Händler sogar zurück gegeben. Wäre eigentlich ein schönes RPG. Aber Seiten, die mit Druckerschwärze vollgesaut waren und dann viele Fehler drin.

Bei Ulisses nerve ich mich darüber, dass offenbar beim PDF von der DSA 1 Ausbaubox das Korrekturlesen eingespart wurde. So viele Wortfehler drin. Wurde vermutlich mit OCR gescannt.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 3.07.2022 | 16:41
Wie wäre es, statt Geld in Bunt und Hochglanz lieber Geld in Lektorat, Layout und Qualität zu stecken?

Die Frage ist halt wieviele Prozent der Käufer die Bücher sowieso beinahe ungelesen ins Regal stellen, weil sie sie als Sammler oder "für später" kaufen. Bunt und Hochglanz kriegt man da mit. Lektorat nicht.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 3.07.2022 | 16:50
Die Frage ist halt wieviele Prozent der Käufer die Bücher sowieso beinahe ungelesen ins Regal stellen, weil sie sie als Sammler oder "für später" kaufen. Bunt und Hochglanz kriegt man da mit. Lektorat nicht.

Naja, ich weise da z.B. auf die neue deutsche Übersetzung von Fading Suns hin, wo es auf die massive Kritik an Fehlern im Charakterbuch die lapidare Aussage gab "Wir können uns nicht leisten, das noch mal und fehlerfrei zu machen"... wo eigentlich der Verbraucherschutz mal anklopfen sollte.

Ist halt die Frage... wird produziert, um das ungelesen im Regal zu haben oder um es zu benutzen? Bzw. wollen dir Rollenspiele benutzen oder uns die nur hinstellen? Denn aktuell hört man auch immer mehr, dass durch inhaltliche Fehler die deutsche und die englische Version nicht immer kompatibel sind, die D&D5-Version von Ulisses war da ein nettes Beispiel, wo der deutsche Text nicht selten etwas anderes besagte als der englische Originaltext. Was möchten wir mit den Rollenspielprodukten tun, nutzen oder ins Regal stellen? Bei letzterem bräuchte man die Seiten innen ja nicht bedrucken, es würde dann sogar reichen, den Umschlag auf einen Karton zu basteln, was massiv Kosten sparen würde. ;)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Achamanian am 3.07.2022 | 16:51
Die Frage ist halt wieviele Prozent der Käufer die Bücher sowieso beinahe ungelesen ins Regal stellen, weil sie sie als Sammler oder "für später" kaufen. Bunt und Hochglanz kriegt man da mit. Lektorat nicht.

Das ist halt auf vielen Ebenen bitter. Sammeln ohne lesen ist einerseits legitim, mach ich ja selbst. Andererseits ist es Mist, dass das Geld zunehmend in die ressourcenintensiven und letztendlich auch abfallproduzierenden Bereiche fließt (Hochglanz-Vierfarb-Druck), anstatt z.B. ins Lektorat. Klar, die Rollenspielbranche ist da so klein, dass die ökologische Relevanz gegen null tendiert, trotzdem ist es als Grundprinzip Mist.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: klatschi am 3.07.2022 | 17:07
Naja, ich weise da z.B. auf die neue deutsche Übersetzung von Fading Suns hin, wo es auf die massive Kritik an Fehlern im Charakterbuch die lapidare Aussage gab "Wir können uns nicht leisten, das noch mal und fehlerfrei zu machen"... wo eigentlich der Verbraucherschutz mal anklopfen sollte.

Ich verstehe das irgendwie nicht - gerade wenn man eine Vorfassung an die Backer rausgibt und die um Feedback bittet, wie es beispielsweise Free League immer macht.

Natürlich ist es auch kacke, als Backer für das Lektorat genutzt zu werden, aber besser als fehlerhafte Übersetzungen in gedruckter Form…
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: YY am 3.07.2022 | 17:09
Ich weiß zwar nicht so genau welche Berufe genau dasselbe machen, aber ja, die Qualität der Hobbyproduktionen ist oft eher hoch.

Z.B. arbeiten Übersetzer und Layouter nebenher im Rollenspielbereich, die woanders genau dafür ordentlich bezahlt werden und bereit sind, ihre Arbeit für den Rollenspielsektor unter Wert anzubieten, damit es ein Produkt X a) überhaupt und b) in brauchbarer Qualität gibt.

Das kann man dann auch nicht mehr verbessern, indem man mehr bezahlt - den Profi hat man ja schon.


Ist halt die Frage... wird produziert, um das ungelesen im Regal zu haben oder um es zu benutzen? Bzw. wollen dir Rollenspiele benutzen oder uns die nur hinstellen?

Vielleicht sollte man Rollenspiele einfach klar nach Einsatzzweck kennzeichnen :think: ;D


Nein, im Ernst:
Wenn ich explizit die Wahl hätte zwischen hingeschludertem Hochglanzgedöns und einer gut durchdachten, funktionalen Bleiwüste mit ein paar einigermaßen ansehnlichen S-W-Zeichnungen, würde ich oft genug letzteres nehmen.

Aber so klar ist es ja einfach nicht und man bekommt neben den o.g. Varianten sowohl den Hochglanzkram mit ordentlichem als auch das hässliche Zeug mit unterirdischem Inhalt...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 3.07.2022 | 17:20
Nein, im Ernst:
Wenn ich explizit die Wahl hätte zwischen hingeschludertem Hochglanzgedöns und einer gut durchdachten, funktionalen Bleiwüste mit ein paar einigermaßen ansehnlichen S-W-Zeichnungen, würde ich oft genug letzteres nehmen.

Aber so klar ist es ja einfach nicht und man bekommt neben den o.g. Varianten sowohl den Hochglanzkram mit ordentlichem als auch das hässliche Zeug mit unterirdischem Inhalt...

Naja, da ist dann einfach der Kunde gefragt. Weniger "Lasst uns mit Verlag X solidarisch sein, die machen deutsche Sachen" und mehr "Die Qualität ist nicht gut, wir kaufen erst, wenn die Qualität besser ist". Da gibt es dann nur 4 Szenarien:
* Die Qualität wird nicht besser, keiner kauft das mehr, Verlag verschwindet
* Qualität wird besser, es wird gekauft und Verlag bleibt
* Qualität wird nicht besser, wird trotzdem gekauft, Verlag bleibt und alles bleibt wie es ist
* Qualität besser wird, keiner kauft, Verlag verschwindet.

Option 4 ist unwahrscheinlich, zumindest wenn die Preise gleich bleiben. Werden die allerdings stark erhöht, weil es ja "mehr Aufwand ist, Produkte guter Qualität zu machen" sollte man ein ernstes Wort mit den Verlagen reden... die Preise sind nämlich aktuell schon nicht günstig... wenn das die Preise für niedrige Qualität sind, läuft da etwas gewaltig schief.

Eigentlich dürfte die deutsche Szene aber nur gewinnen können dabei... denn es gibt durchaus viele Leute, die etwas machen wollen. Ist nicht so, dass da nur eine kleine Gruppe ist, die dadurch unantastbar ist.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 3.07.2022 | 17:33
Eigentlich dürfte die deutsche Szene aber nur gewinnen können dabei... denn es gibt durchaus viele Leute, die etwas machen wollen. Ist nicht so, dass da nur eine kleine Gruppe ist, die dadurch unantastbar ist.

Ich wurde aber auch schon von Leuten angeheischt, weil ich sie auf grobe Fehler im Waschzettel hinwies. Nach dem Motto:

"Ich tue mir so viel an und das ist der Danke dafür?"  :o

Wollte ja nur unentgeltlich helfen...

Andere haben dagegen mir als Dank dafür gratis PDFs geschickt - natürlich ihrer eigenen Produkte.  >;D
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 3.07.2022 | 17:34
Nein, im Ernst:
Wenn ich explizit die Wahl hätte zwischen hingeschludertem Hochglanzgedöns und einer gut durchdachten, funktionalen Bleiwüste mit ein paar einigermaßen ansehnlichen S-W-Zeichnungen, würde ich oft genug letzteres nehmen.

DAS ist der Ansatz des deutschen MYTHRAS:
Zwar "nur" schwarz-weiß und zwar mit "nur" ansehnlichen schwarz-weiß Zeichnungen, dafür aber gute Übersetzungen mit Lektorat und Korrektorat und eingearbeiteter Errata und auch sonst ausgebügelten Fehlern des englischen Originals.
Können wir aber auch nur machen, weil unser Herzblut dranhängt und wir NICHT davon Leben müssen. Ist eben "nur" ein Hobbyprojekt.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: YY am 3.07.2022 | 17:38
wenn das die Preise für niedrige Qualität sind, läuft da etwas gewaltig schief.

Das ist mMn eh zu abstrakt.
Wenn ich einem Vollhorst mehr Geld gebe, liefert der nichts besseres ab und wenn da einer mit Plan von der Sache zum Spaß dran hockt, wird der nicht schlechter, wenn es weniger Geld gibt - solange er nicht ganz aufhört, dann hat sichs natürlich erledigt.


Generell kaufe ich nichts, was mir nicht gefällt, egal wen ich damit unterstützen würde oder sonstwas.
Dafür sind die Feedbackschleifen viel zu indirekt - ich kann ja schlecht drauf hoffen, dass die dann irgendwann mal was machen, was mir gefällt.
Da ist der einzig sinnvolle Weg, unmittelbar das zu unterstützen, was mir gefällt und sonst nichts.


Und um das zu finden, was mir gefällt, schaue ich nicht auf Verlage (sofern die nicht sowieso aus 1-2 Leuten bestehen), sondern auf die Köpfe hinter einem Projekt.

Da ist dann die schiefe Überlegung von wegen "mehr Geld = höhere Qualität" komplett außen vor. Das greift in der Form eh nicht.

Und auf individueller Ebene funktioniert es auch nicht, den Markt mit dem eigenen Kaufverhalten zu formen.
Ich kann keine konkreten Produkte fordern und wenn es mal was gibt, das in die richtige Richtung geht, nehm ich das oder lass es bleiben, aber Verbesserungsvorschläge sind da auch kaum umsetzbar.
Bleibt also immer ein Stück weit Friss oder Stirb (oder machs selbst).


DAS ist der Ansatz des deutschen MYTHRAS:

 :d
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 3.07.2022 | 17:50
Zum Thema Bleiwüste vs. Hochglanz. Mit "Die schwarze Katze" hätte man ohne gute Illus, Farbe und Layout gar nicht antreten müssen. Zu argumentieren, man bräuchte das ja nicht, geht da meiner Meinung nach an der Realität im Laden oder Onlineshop vorbei.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: YY am 3.07.2022 | 17:52
Jep. Nur weil es Produkte gibt, die so funktionieren (und das sind oft genug "nur" PDF mit PoD-Option), heißt das nicht, dass der ganze Sektor damit besser fahren würde.

Und die Entscheidung ist eben nicht so binär und es gibt auch guten schicken Kram ;)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Bospa am 3.07.2022 | 17:54
Wenn ich explizit die Wahl hätte zwischen hingeschludertem Hochglanzgedöns und einer gut durchdachten, funktionalen Bleiwüste mit ein paar einigermaßen ansehnlichen S-W-Zeichnungen, würde ich oft genug letzteres nehmen.

Mir geht es ähnlich, bzw. ich präferiere sogar S-W Zeichnungen & Satz. Mit dem Lesen von "bunten Büchern" habe ich mittlerweile ab und zu Schwierigkeiten, vor allem bei schlechten Lichtverhältnisses. Bei gutem Artwork kann es allerdings für mich das Gefühl eines Settings deutlich besser unterstreichen.

So oder so bin ich aber gerne bereit, für ein gut lektoriertes, strukturiertes, qualitätsgesichertes und inhaltlich für mich spannendes Rollenspielbuch zwischen 50 und 100 Euro auszugeben. Das dürfte aber kein Massentauglicher Preis sein.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 3.07.2022 | 17:59
Und die Entscheidung ist eben nicht so binär und es gibt auch guten schicken Kram ;)
Ich halte diese angebliche Dichotomie auch für ziemlichen Quatsch.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Swafnir am 3.07.2022 | 18:02
Jep. Nur weil es Produkte gibt, die so funktionieren (und das sind oft genug "nur" PDF mit PoD-Option), heißt das nicht, dass der ganze Sektor damit besser fahren würde.

Und die Entscheidung ist eben nicht so binär und es gibt auch guten schicken Kram ;)

Gegen style and substance hat niemand was.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 3.07.2022 | 18:09
Ich verstehe das irgendwie nicht - gerade wenn man eine Vorfassung an die Backer rausgibt und die um Feedback bittet, wie es beispielsweise Free League immer macht.

Natürlich ist es auch kacke, als Backer für das Lektorat genutzt zu werden, aber besser als fehlerhafte Übersetzungen in gedruckter Form…

Das tun die meisten deutschen Verlage ja eher nicht. Bei Lex Arcana kam z.B. eine "noch nicht ganz layoutete Fassung mit noch falschen Grafiken" (weil man ja auch nicht vorher merkt, wenn man andere Grafiken braucht *seufz*) erst nach dem Termin, wo eigentlich alles nach erster Planung hätte fertig sein sollen. Bei nicht-deutschen Crowdfundings ist das im Endeffekt Standard, da Vorabversionen herauszugeben und immer verbunden mit "Wenn ihr noch was findet, tragt das hier ein"... und das ist ein durchaus gutes System, finde ich. Da haben alle was von.

Ich wurde aber auch schon von Leuten angeheischt, weil ich sie auf grobe Fehler im Waschzettel hinwies. Nach dem Motto:

"Ich tue mir so viel an und das ist der Danke dafür?"  :o

Wollte ja nur unentgeltlich helfen...

Andere haben dagegen mir als Dank dafür gratis PDFs geschickt - natürlich ihrer eigenen Produkte.  >;D

Ja, einige sind... komisch und erwarten Lobpreisungen einfach nur dafür, dass sie etwas tun.

DAS ist der Ansatz des deutschen MYTHRAS:
Zwar "nur" schwarz-weiß und zwar mit "nur" ansehnlichen schwarz-weiß Zeichnungen, dafür aber gute Übersetzungen mit Lektorat und Korrektorat und eingearbeiteter Errata und auch sonst ausgebügelten Fehlern des englischen Originals.
Können wir aber auch nur machen, weil unser Herzblut dranhängt und wir NICHT davon Leben müssen. Ist eben "nur" ein Hobbyprojekt.

Mythras ist super, ganz ehrlich. Und da zeigt sich, dass auch "ohne Vollfarb-Blingbling, dafür von guter Qualität" cool ist. Es ist tatsächlich eine Freude, in den Büchern zu lesen.

Das ist mMn eh zu abstrakt.
Wenn ich einem Vollhorst mehr Geld gebe, liefert der nichts besseres ab und wenn da einer mit Plan von der Sache zum Spaß dran hockt, wird der nicht schlechter, wenn es weniger Geld gibt - solange er nicht ganz aufhört, dann hat sichs natürlich erledigt.

Tatächlich ging es mir darum, das Geld eher in die inhaltliche Qualität als in die Optik zu stecken. Aktuell geht leider der Trend bei deutschen Verlagen eher in die umgekehrte Richtung, zumindest drängt sich der Verdacht auf. Und dass "mehr Geld" nicht unbedingt "bessere Qualität" bedeuten muss, ist auch klar. Das liegt dann aber am Markt. Wenn die schlechtere Qualität genau so gekauft wird wie die bessere Qualität und sogar noch gegen Kritik verteidigt wird, wäre es unlogisch, eine steigende Qualität zu erwarten. Warum auch, verkauft sich ja. Erst wenn der Markt schlechtere Qualität ablehnt, wird sich das verbessern.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 3.07.2022 | 18:21
Das tun die meisten deutschen Verlage ja eher nicht. Bei Lex Arcana kam z.B. eine "noch nicht ganz layoutete Fassung mit noch falschen Grafiken" (weil man ja auch nicht vorher merkt, wenn man andere Grafiken braucht *seufz*) erst nach dem Termin, wo eigentlich alles nach erster Planung hätte fertig sein sollen.

Das ist leichter gesagt als getan. Ich kenne das.
Eingeplant: Landkarten müssen auf deutsche Texte geändert und im Layout eingefügt werden, dann ist das Projekt fertig.
Ungeplante Schwierigkeit: Der Lizenzgeber schickt einem Karten mit Grafikelementen und Texten in einer Ebene. Auf Nachfrage erfährt man, dass es davon keine "nur Grafik-Version" gibt. Dann muss man selber noch mal ran, stellt fest, dass man das bei einfachen schwarz-weiß Karten hätte selber machen können, aber  grafisch aufwändigere Karten was ganz anders sind. Man sucht sich jemanden der das kann, ohne dabei das sowieso knappe Budget zu überreizen. Man findet jemanden, aber der kann das nicht zu nächster Woche, sondern zu übernächsten Monat machen.

Muss bei Lex Arcana nicht so gewesen sein, aber so können auch Verzögerungen entstehen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: YY am 3.07.2022 | 18:24
Gegen style and substance hat niemand was.

Ergänzend: style over substance zieht erschreckend gut und reine substance ist ein fieses Nischenprodukt  :-X

Erst wenn der Markt schlechtere Qualität ablehnt, wird sich das verbessern.

Wird nicht passieren - allein schon deswegen, weil es immer um konkrete Produkte geht, an denen sich nichts mehr ändert.
Sprich: Entweder kaufe ich sowieso und gehe dem Verlag auf den Keks mit meinen Vorschlägen oder ich kaufe nicht und stelle in Aussicht, dass ich irgendwann mal was kaufe...vielleicht in der nächsten Edition, wenn dann auch direkt das Grundregelwerk was taugt und nicht erst Abenteuer 125.

Im Massenmarkt, sprich jenseits von maßgeschneiderten Geschichten im Festauftrag, ist das mit dem Feedback eine echt undankbare Sache.
Doppelt und dreifach, wenn man einigermaßen exotische Ansprüche hat - die werden dann nämlich vom Geschmack der restlichen (ggf. schon tatsächlichen, s.o.) Kundschaft überrollt.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 3.07.2022 | 18:37
Das ist leichter gesagt als getan. Ich kenne das.
Eingeplant: Landkarten müssen auf deutsche Texte geändert und im Layout eingefügt werden, dann ist das Projekt fertig.
Ungeplante Schwierigkeit: Der Lizenzgeber schickt einem Karten mit Grafikelementen und Texten in einer Ebene. Auf Nachfrage erfährt man, dass es davon keine "nur Grafik-Version" gibt. Dann muss man selber noch mal ran, stellt fest, dass man das bei einfachen schwarz-weiß Karten hätte selber machen können, aber  grafisch aufwändigere Karten was ganz anders sind. Man sucht sich jemanden der das kann, ohne dabei das sowieso knappe Budget zu überreizen. Man findet jemanden, aber der kann das nicht zu nächster Woche, sondern zu übernächsten Monat machen.

Muss bei Lex Arcana nicht so gewesen sein, aber so können auch Verzögerungen entstehen.

Ich hab zwar mit Layouten oder sowas nix am Hut, kenne ähnliches aber von der Softwareentwicklung. Deshalb bin ich auch vorsichtig geworden mit "die müssen doch einfach nur schnell..."

Hier ein Video, dass die Problematik ganz gut erfasst:

https://youtu.be/8fnfeuoh4s8

 ;)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 3.07.2022 | 19:08
Zum Thema Bleiwüste vs. Hochglanz. Mit "Die schwarze Katze" hätte man ohne gute Illus, Farbe und Layout gar nicht antreten müssen. Zu argumentieren, man bräuchte das ja nicht, geht da meiner Meinung nach an der Realität im Laden oder Onlineshop vorbei.

Die Schwarze Katze hat halt aber zusätzlich auch noch interessante Cover und Illus.

Da haperts auch oft. Hochglanz, dann aber ganz schlimm uninspiriert. Das geht mir eh insgesamt ab, ich brauche mehr interesante Designs.

Ich meine, man merkt das ja im Kontrast auch sofort, wenn irgendwo mal eine ästhetische Saite angeschlagen wird, die eine Resonanz erzeugt.

Edit: Gemeinheit gegen DnD gestrichen, DnD ist großartig.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 3.07.2022 | 19:10
Ich meine, man merkt das ja im Kontrast auch sofort, wenn irgendwo mal eine ästhetische Saite angeschlagen wird, die eine Resonanz erzeugt. Man vergleiche das im Gegenzug mit den DnD5 Illus, die sind ja zu 99% grässlich seelenlos, passend zu den Inhalten.

Das ist jetzt aber auch sehr Geschmackssache.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 3.07.2022 | 19:12
Das ist jetzt aber auch sehr Geschmackssache.

Du warst der, der gesagt hat, Lamentations = OSR = Faschismus, gell? Nur, dass ich das korrekt zuordne.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Achamanian am 3.07.2022 | 19:13
DAS ist der Ansatz des deutschen MYTHRAS:
Zwar "nur" schwarz-weiß und zwar mit "nur" ansehnlichen schwarz-weiß Zeichnungen, dafür aber gute Übersetzungen mit Lektorat und Korrektorat und eingearbeiteter Errata und auch sonst ausgebügelten Fehlern des englischen Originals.
Können wir aber auch nur machen, weil unser Herzblut dranhängt und wir NICHT davon Leben müssen. Ist eben "nur" ein Hobbyprojekt.

Das ist auch ehrlich gesagt eine der Sachen, die mich immer wieder zu Mythras zieht - sowohl im englischen als auch im Deutschen. Das ist einfach solide und unaufgeregt. Und es ergibt auch Sinn, dass das in der deutschen Ausgabe eben eher als Hobby funktioniert, bei dem man sich die nötige Zeit lassen kann und keinen Trends hinterlerlaufen muss, als im professionellen Verlagswesen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Swafnir am 3.07.2022 | 19:14
Ergänzend: style over substance zieht erschreckend gut und reine substance ist ein fieses Nischenprodukt  :-X

Ist echt schwer seine Mitspieler dafür zu begeistern. Aber irgendwann sag ich dann einfach: So wir spielen das jetzt.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 3.07.2022 | 19:14
Du warst der, der gesagt hat, Lamentations = OSR = Faschismus, gell? Nur, dass ich das korrekt zuordne.

Hab ich nicht gesagt, aber willkommen auf meiner Blockliste :D
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Achamanian am 3.07.2022 | 19:16
Du warst der, der gesagt hat, Lamentations = OSR = Faschismus, gell? Nur, dass ich das korrekt zuordne.

????
Gibt's irgendeinen Zusammenhang zwischen dem von dir zitierten Beitrag und deinem Kommentar dazu?

Wenn irgendein neuer User so was bringen würde, würde man das Trolling nennen ...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 3.07.2022 | 19:21
????
Gibt's irgendeinen Zusammenhang zwischen dem von dir zitierten Beitrag und deinem Kommentar dazu?

Wenn irgendein neuer User so was bringen würde, würde man das Trolling nennen ...

Es gibt einen Thread, wo es um ein bestimmtes Produkt ging, dessen Titel ich und ein paar Andere problematisch finden, in dem ich geschrieben habe, dass ich den Eindruck habe, dass in der OSR-Szene auch einige sehr Rechte (oder auch Faschos) Unterwegs sind und das ich den Eindruck hatte, dass sich die des öfteren in der LotFP-Blase tummeln. Ich habe sicher nicht gesagt das LotFP = OSR ist (ich mag OSR und finde da vieles Interesssant und kaufe es auch) noch, dass das = Faschimsus ist.
Das ist eigentlich auch schon alles. Warum da jetzt auf meine, wie ich finde, recht harmlose Antwort auf das mit den D&D-Bildern so defensiv reagiert wird, weiß ich nicht. Aber ich finde es gar nicht schlecht, wenn sich Leute, mit denen ich nicht kommunizieren möchte, so outen, dann kann ich die blocken und niemand muss sich ärgern  :)

EDIT: hier mal der Link zu dem Thread (der in Teilen wirklich unschön verlaufen ist und zum Glück geschlossen), da kannst du dir selbst ein Bild machen:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122965.0.html
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 3.07.2022 | 19:21
????
Gibt's irgendeinen Zusammenhang zwischen dem von dir zitierten Beitrag und deinem Kommentar dazu?
Ist doch wichtig, dass man nicht versehentlich ein geächtetes Projekt lobt oder so.

Zitat
Wenn irgendein neuer User so was bringen würde, würde man das Trolling nennen ...
Ist schon recht. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es zwischen "Illus und Cover" und "interessante Illus und Cover" noch mal einen Unterschied gibt. Vielen Dank. Sorry für den Einwurf.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: schneeland am 3.07.2022 | 19:30
Du warst der, der gesagt hat, Lamentations = OSR = Faschismus, gell? Nur, dass ich das korrekt zuordne.

Ist doch wichtig, dass man nicht versehentlich ein geächtetes Projekt lobt oder so.

Bitte beim eigentlichen Thema bleiben und keine Nebenkriegsschauplätze eröffnen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Maarzan am 3.07.2022 | 20:12
Ich habe den Eindruck, dass sich der statistische Charakter der Rollenspielschaffenden über die Jahrzehnte geändert hat und nun die "Künstler" die deutliche Mehrheit sind gegenüber den "Technikern".
Ob das nun Henne und Ei zu den ähnlichen Entwicklung der entsprechenden Spielern ist "Erzählspieler" vs" SpielSpieler" weiß ich nicht.

Aber das führt meinem Eindruck nach zu der Tendenz, dass die Autoren lieber selber kreativen Inhalt schaffen wollen als anderen dafür nur Handwerkzeug zur Verfügung zu stellen.
(Und für Sammler/Leser ist das dann je nachdem sogar mehr wert, da passiv genossen gehaltvoller)

Entsprechend werden dann z.B. Hintergrundhandlung und deren NSCs dann von ihnen höher bewertet als die nur "trocken" spielrelevanten Qualitäten.
Da braucht es dann halt keinen Index, weil ja quasi als Roman gelesen/gedacht und es soll eher schön aussehen als tatsächlich schnell lesbar sein und z.B. Absatznummerierungen zur schnellen Referenz erinnert den Autor dann eher an Schule statt an der angestrebten Literatur.

Als zusätzlicher Gedanke: Für Leute, welche tatsächlich qualitative Dokumentation und Anleitungen schreiben können (oder auch in eben technischen Berufen untergekommen sind) konkurriert der RPG-Job dann eben auch nicht mit dem Mindestlohn, sondern mit ihrem Industriegehalt, was die Schwelle dann deutlich höher setzt als für einen auch in anderen Bereichen nicht all zu joch bezahlten Künstler.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: schneeland am 3.07.2022 | 20:25
Im Gegensatz zu den 80ern und 90ern konkurriert Rollenspiel aber auch stärker mit anderen Unterhaltungsformen - ein hypothetisch ideales, auf den Punkt geschriebenes Regelwerk muss am Ende eben auch genug Aufmerksamkeit erregen, damit es nicht als obskure Randgruppenbeschäftigung wahrgenommen und von der nächsten Serie oder dem aktuellen AAA-Videospiel verdrängt wird. Und ähnlich wie bei Videospielen die KI gegenüber der Grafik eher hinten dran hängt, weil man sie im Werbevideo nicht sieht, muss halt auch das Rollenspiel schauen, dass die Leute hinreichend motiviert sind, die 300+ Seiten zu lesen.

Man kann da natürlich sagen: ist uns egal, wir finden andere Prioritäten sinnvoller so wie Andre das für 100 Questen-Gesellschaft beschreibt, aber dann ist man halt auch wirklich in Hobbybereich, wo Produkte von Enthusiasten für Enthusiasten gemacht werden und das Ganze eher Vereins- denn Geschäftscharakter hat (wie YY schon anmerkt sagt das nicht unbedingt etwas über die Qualität der Produkte, aber es sagt eben schon etwas über die typische Reichweite).
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 3.07.2022 | 21:02
Ich habe den Eindruck, dass sich der statistische Charakter der Rollenspielschaffenden über die Jahrzehnte geändert hat und nun die "Künstler" die deutliche Mehrheit sind gegenüber den "Technikern".

Das war doch schon 1988 oder 1990 bei DSA und Dragonlance-D&D - sprich dem Mainstream - so. Klar, GURPS und Hero-System waren breiter aufgestellt. Und bei D&D3.X waren die Optimiererforen auch voll, aber dafür ist heute der Markt viel ausdifferenzierter.

Als zusätzlicher Gedanke: Für Leute, welche tatsächlich qualitative Dokumentation und Anleitungen schreiben können (oder auch in eben technischen Berufen untergekommen sind) konkurriert der RPG-Job dann eben auch nicht mit dem Mindestlohn, sondern mit ihrem Industriegehalt, was die Schwelle dann deutlich höher setzt als für einen auch in anderen Bereichen nicht all zu joch bezahlten Künstler.

Ich sehe es eher so: wenn man 30 Stunden Arbeit in ein Diagramm und eine Tabelle distilliert, hat man trotzdem nur 1 oder 2 Seiten zum Verkaufen und das Blatt beeindruckt die wenigstens - nur die die es am Tisch auch ausprobieren, und dafür müssen ja erst wieder irgendwie angeteasert werden. Wenn ich stattdessen die in 30 Stunden 20 Seiten Fließtext raushaut und noch ein paar Zeichnungen danebenpappe, haben die Leute was zum Regalstellen und wenn sie das alleine zu Hause lesen, kriegen sie evtl. schon Lust aufs Spielen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 3.07.2022 | 22:16
Option 4 ist unwahrscheinlich, zumindest wenn die Preise gleich bleiben. Werden die allerdings stark erhöht, weil es ja "mehr Aufwand ist, Produkte guter Qualität zu machen" sollte man ein ernstes Wort mit den Verlagen reden... die Preise sind nämlich aktuell schon nicht günstig... wenn das die Preise für niedrige Qualität sind, läuft da etwas gewaltig schief.
Die Preise für Rollenspielbücher sind im Vergleich zum Aufwand ein Witz. Das einzige Buch, das ich bisher gefunden habe, bei dem Preis und Aufwand vermutlich in sinnvollem Verhältnis zueinander standen, war Turbo Fate. 10 Euro für 70 Seiten A5 mit Schwarzweiß-Comiczeichnungen.

Auch dafür wären 15 Euro vermutlich fairer gewesen.

Das ändert natürlich nichts daran, dass die zum Aufwand passenden 70 Euro bei einem Shadowrun-Grundregelwerk halt kaum jemand einfach mal so zahlen würde. Sowas schenkt man nicht mal jemandem zum Geburtstag, und damit ist ein wichtiger Verbreitungsweg für Rollenspiele weg.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 3.07.2022 | 22:18
Bitte beim eigentlichen Thema bleiben und keine Nebenkriegsschauplätze eröffnen.
Danke!  :d
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 3.07.2022 | 22:25
Ich sehe es eher so: wenn man 30 Stunden Arbeit in ein Diagramm und eine Tabelle distilliert, hat man trotzdem nur 1 oder 2 Seiten zum Verkaufen und das Blatt beeindruckt die wenigstens - nur die die es am Tisch auch ausprobieren, und dafür müssen ja erst wieder irgendwie angeteasert werden.
Ha, 30 Stunden … da habe ich an den Kleidungstabellen deutlich länger gesessen, deren Hauptnutzen jetzt ist, zufällige SCs zu erzeugen :-)
(Bahnfahrten, viele viele Bahnfahrten)
Sind jetzt zwar auch 8 A5-Seiten, da ist aber der Aufwand noch gar nicht eingerechnet, über die Jahre doch immer noch was zu finden, das verbessert werden will.

In der Dualen Hochschule muss ich Projekte von Leuten auch nach „wirtschaftlichem Denken“ beurteilen. Da muss ich mir vermutlich mindestens eine schlechte 5 geben …
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 3.07.2022 | 22:33
Die Preise für Rollenspielbücher sind im Vergleich zum Aufwand ein Witz. Das einzige Buch, das ich bisher gefunden habe, bei dem Preis und Aufwand vermutlich in sinnvollem Verhältnis zueinander standen, war Turbo Fate. 10 Euro für 70 Seiten A5 mit Schwarzweiß-Comiczeichnungen.

Auch dafür wären 15 Euro vermutlich fairer gewesen.

Das ändert natürlich nichts daran, dass die zum Aufwand passenden 70 Euro bei einem Shadowrun-Grundregelwerk halt kaum jemand einfach mal so zahlen würde. Sowas schenkt man nicht mal jemandem zum Geburtstag, und damit ist ein wichtiger Verbreitungsweg für Rollenspiele weg.

Das ist aber ein selbstgemachtes Problem.
Rollenspielbücher fingen schwarz-weiß an, mit durchschnittlich dem Grundregelwerk unter 100 Seiten. Box mit Würfeln, Grundregeln und ersten Abenteuern umgerechnet 20 Euro.
Heute sind die Grundregelwerke im Durchschnitt 2-300 Seiten stark, vollfarbig und hochglanz... und entsprechend teurer. Wären derartige Preise damals am Anfang verlangt worden, gäbe es heute keine Rollenspielszene. Und damals ohne Internet musste man entweder selbst importieren oder einen Laden finden, der das tat und entsprechende Preise nahm. Und selbst das war um Längen günstiger als heute. Und da alles immer teurer wird, sinkt der Anteil, der für Luxusartikel wie Hobbyzubehör aufgebracht werden kann. Eine Preisanhebung wird also auf lange Sicht nichts Gutes bewirken... dafür möglicherweise eine recht starke Reduktion deutscher Werke.
Selbst aus kaufmännischer Sicht sehe ich als Lösung primär eine Reduzierung der Produktionskosten... und "vollfarbig" und "Hochglanz" wäre da mit das erste, was wegfallen könnte, ohne die Qualität des Produktes zu schmälern. Also normales Papier und schwarz-weiß. Dann sollte man tatsächlich überlegen, ob man (ich schaue da primär auf die Mainstream-Systeme) drölfzigtausend Regelzusätze und Optionen wirklich braucht. Oder ob 100 statt 2-300 Seiten nicht ausreichen. Das funktioniert ganz prima... ohne dass man nur Dungeoncrawls spielen muss... auch wenn das immer gern erzählt wird. ;)
Die generelle Preisentwicklung wird aber immer weniger dazu führen, dass die Leute viel Geld für das Hobby zur Verfügung haben. Und ich denke, das wird auf absehbare Zeit auch nicht besser werden. Umdenken und umgewöhnen könnte also tatsächlich dazu führen, das Problem vernünftig zu lösen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 3.07.2022 | 22:40
Am Ende muss halt der Aufwand irgendwo mit dem Ertrag zusammenfallen, und das ist halt bei Rollenspielpublikationen kaum gegeben.
Im Endeffekt gibt es da drei Sorte von Leuten, die dort zugange sind:
- Für viele, gerade bei Illustratoren, aber auch bei Autoren/Game Designern ist das eine Zwischenstation der Entwicklung, die dann in Bereiche weiterleitet, die besser bezahlt werden. Bei Illustratoren können das Kinderbücher genauso sein wie Magic (gilt durchaus als Adelung) oder Concept Art im digitalen Bereich. Autoren und Game Designer wandern in den Romanbereich ab (der auch wenig abwirft) oder weiter zu digitalen Spielen.
- Manche probieren sich kurz aus, beispielsweise weil sie eine Idee haben und schon immer mal ein Rollenspielbuch/Abenteuer/System schreiben wollten. Das gibt sich nach der ersten Publikation dann aber recht schnell, das Feedback rar und häufig auch wenig "gnädig" ist.
- Manche versacken in der Branche, so wie ich phasenweise. Die müssen sich dann halt darauf einstellen, dass man sich Teil- oder Vollzeit in dem Job leisten können muss.

Ich persönlich sehe da aber eine Perspektive, wenn man Rollenspiele nicht nur als Buchprodukt auffasst, sondern als Basis für eine IP, die auch andere Medien umfassen kann. Denn was Worldbuilding angeht, sind Rollenspiele oft anderen Medien weit voraus, schlicht weil sie nicht um eine Story herumgebaut sind, sondern unterschiedlichste Plots tragen können müssen.

Zu farbig und bunt vs. s/w, etc. pp:
Was nicht gut aussieht, verkauft sich schlecht. Ja, es mag einige Rollenspiel-Connaisseure geben, die schwarz-weiße Bleiwüsten genießen können. Aber das dürfte definitiv eine überschaubare Minderheit sein. Und was die schiere Menge an Publikationen in einigen Systemen angeht: Wenn man über das einzelne Produkt nicht den nötigen Umsatz erreichen kann, um den Laden am Laufen zu halten, muss man es halt über viele Standbeine und damit jede Menge Publikationen laufen lassen. Das dann auch noch runterzuschneiden führt dazu, dass man noch weniger Umsatz macht.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Bospa am 3.07.2022 | 22:46
Die Preise für Rollenspielbücher sind im Vergleich zum Aufwand ein Witz. Das einzige Buch, das ich bisher gefunden habe, bei dem Preis und Aufwand vermutlich in sinnvollem Verhältnis zueinander standen, war Turbo Fate. 10 Euro für 70 Seiten A5 mit Schwarzweiß-Comiczeichnungen.

Auch dafür wären 15 Euro vermutlich fairer gewesen.

Das ändert natürlich nichts daran, dass die zum Aufwand passenden 70 Euro bei einem Shadowrun-Grundregelwerk halt kaum jemand einfach mal so zahlen würde. Sowas schenkt man nicht mal jemandem zum Geburtstag, und damit ist ein wichtiger Verbreitungsweg für Rollenspiele weg.

Da stellt sich die Frage, was sinnvoll, fair oder auch wirtschaftlich ist? Individuell mag man den Preis für ein Produkt fair finden, allgemein kann das aber auch schon wieder anders aussehen. Was mir gefällt und wo ich bereit bin auch mehr zu zahlen, mag bei jemand anderem übel aufstoßen. Wie es im Durchschnitt ankommt, regelt der Markt. Entweder ein Produkt ist wirtschaftlich erfolgreich oder auch nicht. Hobbyproduktionen lasse ich hier mal raus.

Um bei Deinem FATE Beispiel zu bleiben: Ich habe fast alle FATE Print Produkte, würde sie aber nicht noch mal kaufen. Warum? Weil FATE nicht den Geschmack meiner Gruppe und mir entspricht. Ich wollte es wirklich mögen, aber das hat leider nicht funktioniert. Dementsprechend war der Kauf für mich nicht sinnvoll. Das Preis-Leistungsverhältnis würde ich auch eher mit OK denn als fair bezeichnen. Das ist aber mein subjektiver Eindruck.

Abgesehen davon ist die reine Seitenzahl bei einem Rollenspiel aus meiner Sicht nicht die relevante Größe. 400 Seiten Schwurbeltext haben eventuell nicht den gleichen qualitativen Charakter von 32 Seiten "echten" Regeltext. Aber auch diese Bewertung ist recht individuell und an die Erwartungshaltung geknüpft. Insofern sind wir wieder beim Markt, der regelt, was bleibt und was geht.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 3.07.2022 | 23:07
Da stellt sich die Frage, was sinnvoll, fair oder auch wirtschaftlich ist? Individuell mag man den Preis für ein Produkt fair finden, allgemein kann das aber auch schon wieder anders aussehen. Was mir gefällt und wo ich bereit bin auch mehr zu zahlen, mag bei jemand anderem übel aufstoßen. Wie es im Durchschnitt ankommt, regelt der Markt. Entweder ein Produkt ist wirtschaftlich erfolgreich oder auch nicht. Hobbyproduktionen lasse ich hier mal raus.
Sinnvoll, fair und wirtschalftlich finde ich es, wenn die Schaffenden davon Vollzeit gut leben können, wenn sie für einen zweistelligen Prozentbereich der Rollenspielszene interessant sind.

Zu 300-Seiten: Ich habe wirklich versucht, das EWS klein zu halten. Inzwischen ist es trotzdem bei 450 A5-Seiten, weil 4 Welten und Grundlagen von Rollenspiel, Erschaffung und Magie zusammen halt selbst in knappem Stil Seiten fressen.

Wobei ich es jetzt mal zum Testen als A4-Bleiwüste exportiert habe (keine Bilder, Tabellen als ASCII). Da wären es nur 190 Seiten, und ohne Welten, Magie und Fußnoten wären es nur 60 Seiten.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Bospa am 3.07.2022 | 23:22
Wobei ich es jetzt mal zum Testen als A4-Bleiwüste exportiert habe (keine Bilder, Tabellen als ASCII). Da wären es nur 190 Seiten, und ohne Welten, Magie und Fußnoten wären es nur 60 Seiten.

Wie ist denn das Feedback zum EWS bezogen auf den Regelkern? Wenn man ca. 60 Seiten Regeln zum Spielen lesen muss, sind die dann leicht verinnerlicht oder muss noch geblättert werden? Ich habe früher gerne sehr crunch-lastige RPGs gespielt und mich am Min-Max-ing erfreut. Heute habe ich allerdings nicht mehr die Zeit und die Ruhe dazu, vor allem das auch meiner Gruppe beizubringen. Daher bevorzuge ich Systeme mit einem soliden, knackigen Kern, welcher sich in 5min am Tisch erklären lässt und der Rest darf gerne viel Fluff sein. Für Neueinsteiger ins Hobby empfiehlt sich glaube ich auch eher ein Regelleichtes System, jedenfalls wenn es um Breitenwirkung geht.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 4.07.2022 | 00:43
Wie ist denn das Feedback zum EWS bezogen auf den Regelkern? Wenn man ca. 60 Seiten Regeln zum Spielen lesen muss, sind die dann leicht verinnerlicht oder muss noch geblättert werden?
Von den 60 Seiten ist der Großteil die Erschaffung. Die Regelf passt auf drei A4 Seiten (es gibt sie im Buch als Cheat-Sheet). Dazu passt, dass üblicherweise nicht geblättert wird.

Der wirkliche Regelkern passt auf eine A4-Seite — z.B. in den Flyerbüchern: http://flyer.1w6.org (das ist allerdings noch mit dem EWS 2.6 — ich sollte sie mal aktualisieren. Die Regeln für Wunden und Schwächen haben sich geändert) — dazu kommen dann allerdings je nach Sonderfähigkeiten Zusatzregeln, die auf die Rückseite einer Visitenkarte passen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Bospa am 4.07.2022 | 08:22
Die Regelf passt auf drei A4 Seiten (es gibt sie im Buch als Cheat-Sheet). Dazu passt, dass üblicherweise nicht geblättert wird.

... — dazu kommen dann allerdings je nach Sonderfähigkeiten Zusatzregeln, die auf die Rückseite einer Visitenkarte passen.

Das klingt super  :d
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Maarzan am 4.07.2022 | 13:46
Sinnvoll, fair und wirtschalftlich finde ich es, wenn die Schaffenden davon Vollzeit gut leben können, wenn sie für einen zweistelligen Prozentbereich der Rollenspielszene interessant sind.

Wie sähen die Zahlen denn dazu dann aus?
Wenn ich die 2600€ Personalkosten = 1800€Netto aus Post #5 nehme und die Buchkalkulation aus #41 mit gut 10% übrig bleibend, dann wäre selbst unter Vernachlässigung des Gemeinteils und des Verlegeranteils ein kontinuierlicher Umsatz von 24500€ monatlich notwendig. Scheibt ein Autor z.B. 3 Monate müsste das schon 73500€ ergeben, für den Jahresoutput 294000€.
Damit das passt, müsste jeder Autor also zu diesem Wert von seinen Anhängern unterstützt werden, oder?
Wobei was ist dann in dem Zusammenhang "interessant"? Danach dürfte es ja max 10 Rollenspielautoren geben, sonst fällt wer unter 10% . Nicht jeder der z.B. Shadowrun spielt holt sich nebenbei jedes Buch dazu.

Letztlich wäre wohl die grobe Rechnung: 300000€*10/Anzahl der kaufenden Rollenspieler im Land = aufzubringende "Jahresgebühr". Wer unter 10% Spieler bedient fällt raus.

Kommentare?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 4.07.2022 | 14:24
Wie sähen die Zahlen denn dazu dann aus?
Wenn ich die 2600€ Personalkosten = 1800€Netto aus Post #5 nehme und die Buchkalkulation aus #41 mit gut 10% übrig bleibend, dann wäre selbst unter Vernachlässigung des Gemeinteils und des Verlegeranteils ein kontinuierlicher Umsatz von 24500€ monatlich notwendig. Scheibt ein Autor z.B. 3 Monate müsste das schon 73500€ ergeben, für den Jahresoutput 294000€.
Damit das passt, müsste jeder Autor also zu diesem Wert von seinen Anhängern unterstützt werden, oder?
Wobei was ist dann in dem Zusammenhang "interessant"?
Interessant ist ganz einfach: wird von dem Anteil gekauft.
Zitat
Danach dürfte es ja max 10 Rollenspielautoren geben, sonst fällt wer unter 10% . Nicht jeder der z.B. Shadowrun spielt holt sich nebenbei jedes Buch dazu.
Das ist ein Fehlschluss: es müsste durch die Preisstruktur mindestens genug Geld für 10 in Vollzeit Rollenspiele Entwickelnde geben. Mehr zahlen geht schließlich immer. Da einige mehr verdienen würden, wären 10 Vollzeitstellen nicht garantiert. Mehr wäre aber immernoch möglich.
Zitat
Letztlich wäre wohl die grobe Rechnung: 300000€*10/Anzahl der kaufenden Rollenspieler im Land = aufzubringende "Jahresgebühr". Wer unter 10% Spieler bedient fällt raus.
Das wäre das Minimum für den Preis von fairer Rollenspielbuchproduktion. Vereinfacht: Von 3 Millionen garantiertem Umsatz pro Jahr ließen sich 10 Leute Vollzeit finanzieren.

Gäbe es 10.000 Rollenspiele Kaufende, die jedes Jahr 300 Euro für Rollenspiele ausgeben, wäre das erfüllt. Die Preisstruktur von Rollenspielen sollte fairerweise so sein, dass die Vielfalt, die wir uns wünschen, damit durch in Vollzeit Arbeitende und deutlich über dem Mindestlohn Bezahlte geschaffen werden kann.

Vermutlich müssten wir es verdoppeln, weil ja die unter 10% „Bedienenden“ auch etwas verdienen werden, aber halt nicht in Vollzeit.

(da ich allerdings die 10% grob aus dem Ärmel geschüttelt habe, ist da eine dicke Fehlermarge drin)

Spannend: Würden wir das als Verein aufziehen, wäre das nötige Geld Faktor 10 geringer, weil das Geld direkt an die Schaffenden gehen würde („wir bezahlen euch direkt und bekommen Bücher dafür“). Dafür würden alle Rollenspielläden sterben.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Noir am 4.07.2022 | 14:33
/Edit: Alles in Spoiler gepackt, weil eigentlich gar nicht Thema des Threads ...

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 4.07.2022 | 14:37
Dass Layouter, Lektoren, Illustratoren, Lageristen, Informatiker, die den Digitalshop betreuen, die Verwaltung etc. auch bezahlt werden wollen, habt ihr auf dem Schirm?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 4.07.2022 | 15:47
/Edit: Alles in Spoiler gepackt, weil eigentlich gar nicht Thema des Threads ...

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Unpopular truth: Ich hatte einen Rollenspielladen. Der Warenbestand stellte einen fünfstelligen Betrag dar. Spannenderweise haben sich die meisten "Kunden" bei mir beraten lassen, in die Sachen reingeschaut und sonstwie gestöbert, um es dann im Internet zu kaufen. Durch "Einführungsangebote" hab ich nicht wenig dazu beigetragen, dass Nachschub in die Szene kommt, das leisten Onlineshops nicht. Von daher... ja, das wäre schade.
Was "schneller und günstiger" angeht... spannend. Hamburg hatte mal mindestens 7 Läden. Inzwischen ist es glaube ich nur noch einer. Und je mehr Läden verschwinden, desto mehr Leute suchen eine Gruppe, oftmals ohne Glück... weil es eine mächtig zersplitterte Landschaft an Optionen gibt, wo man suchen kann. Ich hab damals recht gern und immer mit Erfolg geholfen, Gruppen zu finden. Und das wird noch schlimmer werden, denke ich.
Dazu kommt noch, dass jeder Laden, der "stirbt" seinem Inhaber mindestens einen vier-, eher einen fünfstelligen Berg an "Restware" beschert, die man irgendwo lagern muss, während man versucht, sie loszuwerden. Wobei dann natürlich erwartet wird, dass man das zum Spottpreis raushaut oder sogar verschenkt. Been there, seen that.

Was "unfreundliche Ladenbesitzer" angeht... das hat meist was damit zu tun, was sie erleben. Gerade das "beraten lassen und dann woanders kaufen" frustriert extrem und sorgt nicht dafür, dass die Laune gut bleibt. Wenn man dann noch immer mehr "Kunden" hat, die das alte Werbemärchen "Der Kunde ist König" glauben und sich entsprechend verhalten... nun ja. Die meisten versuchen, freundlich zu leiben, ist aber nicht ganz einfach. Zumal DAS nun wirklich Leute sind, die Vollzeit für die Szene arbeiten... und nicht selten weniger als H4 dabei rauskriegen... weil die meisten Gewinne reinvestiert werden müssen, da man ohne Neuheiten eh in der Gunst der Kunden absinkt. Nur mal zum Nachdenken, gerade auch weil "man muss davon leben können" für Verlagsangestellte als Ideal gefordert wurde. ;)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 4.07.2022 | 15:52
Mein Eindruck ist, dass sich andere Künstler nicht so sehr über den Verkauf ihrer Kunst finanzieren, sondern über Mäzenatentum. Man denke z.B. an das überteuerte Bandshirt, das ist ja letztlich das Gleiche. Kein Print auf Baumwolle ist 20 Euro wert, man zahlt es nur der Symbolik halber, aus Sympathie und für den Support. Die Konzerte tragen sich ja meist nicht und Platten verkaufen ist schwer.

Ist das schon mal im Rollenspielbereich probiert worden? Vielleicht sollte mal irgendwer ein Rollenspielmacherkombinat zusammenstellen, das seine Pläne öffentlich mitteilt, und es finanziert sich dann über Patreon. Bücher gehen am Ende zum Selbstkostenpreis oder per Print on demand raus, oder werden halt als PDFs einfach verschenkt.

Man müsste halt die Schwelle der Lebenshaltungskosten überschreiten, aber wenn man das mal hat, dann ist das doch eine Lösung mit einer Menge Vorteilen für alle.

Weiterer Gedanke: Die Rocket-Beans hatten doch so irre Absatzzahlen mit ihren Rollenspielen, oder? Am Ende ist das vielleicht das Einzige, was zählt: ein hoher Impact, eine hohe Reichweite und eine hohe Mobilisierungsfähigkeit, und Inhalt und Gestaltung sind letztlich zweitrangig.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 4.07.2022 | 15:56
Mein Eindruck ist, dass sich andere Künstler nicht so sehr über den Verkauf ihrer Kunst finanzieren, sondern über Mäzenatentum. Man denke z.B. an das überteuerte Bandshirt, das ist ja letztlich das Gleiche. Kein Print auf Baumwolle ist 20 Euro wert, man zahlt es nur der Symbolik halber, aus Sympathie und für den Support. Die Konzerte tragen sich ja meist nicht und Platten verkaufen ist schwer.

Ist das schon mal im Rollenspielbereich probiert worden? Vielleicht sollte mal irgendwer ein Rollenspielmacherkombinat zusammenstellen, das seine Pläne öffentlich mitteilt, und es finanziert sich dann über Patreon. Bücher gehen am Ende zum Selbstkostenpreis oder per Print on demand raus, oder werden halt als PDFs einfach verschenkt.

Man müsste halt die Schwelle der Lebenshaltungskosten überschreiten, aber wenn man das mal hat, dann ist das doch eine Lösung mit einer Menge Vorteilen für alle.

Macht Uhrwerk doch gerade. ;)
Und Patreon machen auch viele. Britannia hat das aber gerade eingestellt, weil nicht genug Leute dabei waren, dass es funktioniert hätte. Die haben sehr coole Sachen gemacht, ist sehr schade.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Maarzan am 4.07.2022 | 16:17
Dass Layouter, Lektoren, Illustratoren, Lageristen, Informatiker, die den Digitalshop betreuen, die Verwaltung etc. auch bezahlt werden wollen, habt ihr auf dem Schirm?
Die projektbezogenen Kosten waren im Link von  #41 mit drin, die Gemeinkosten nicht.
Deren Umlage würde dann halt auch stark davon abhängen, wie viele Autoren sich diese Gemeinkosten teilen.

Das wäre das Minimum für den Preis von fairer Rollenspielbuchproduktion. Vereinfacht: Von 3 Millionen garantiertem Umsatz pro Jahr ließen sich 10 Leute Vollzeit finanzieren.

fairer -> auskömmlicher
Jetzt müssen diese 10 halt noch kontinuierlich Material produzieren, welche zu dem dann geforderten Preis auch gekauft wird, sprich diesen Umsatz erzeugt.

Wenn der Kunde den Preis nicht auch fair findet (und das nicht nur mit Worten, sondern auch mit €)
scheitert das an genau dem nicht garantierten Umsatz.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 4.07.2022 | 16:18
/Edit: Alles in Spoiler gepackt, weil eigentlich gar nicht Thema des Threads ...

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Finde ich interessant, mach gerne einen Thread auf!  :)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Miles am 4.07.2022 | 16:28
Ist das schon mal im Rollenspielbereich probiert worden? Vielleicht sollte mal irgendwer ein Rollenspielmacherkombinat zusammenstellen, das seine Pläne öffentlich mitteilt, und es finanziert sich dann über Patreon. Bücher gehen am Ende zum Selbstkostenpreis oder per Print on demand raus, oder werden halt als PDFs einfach verschenkt.

Die DORP?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 4.07.2022 | 16:29
Die DORP?

Guter Hinweis! Und klappt das bei denen angemessen gut?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: sma am 4.07.2022 | 16:30
Vielleicht sollte mal irgendwer ein Rollenspielmacherkombinat zusammenstellen
Das widerspricht doch komplett der Prämisse, vom Verlegen von Büchern leben zu können. Es geht noch nicht darum, wie man sich noch besser selbst ausbeuten kann, sondern wie man verlässlich Geld verdienen kann. Effizienter als ein Selbstständiger kann man kaum* sein. Da hilft kein Verein und kein Kombinat.

Ich weiß, dass in alle Richtungen wild durcheinander diskutiert wird, aber es zählt eigentlich nur ein Blickwinkel und das ist der, der/derjenigen, der/die Bücher produzieren (lassen) will und damit mindestens 2080€ verdienen will.

Und da gibt es nur zwei Stellschrauben, wenn wir annehmen, dass die Produktionskosten (die immer wieder in diese Diskussion eingemischt werden) eine Konstante sind: Auflage oder Buchpreis.

Eine dritte Alternative wäre, das Geld mit was anderem als den Büchern zu verdienen. Das kann funktionieren und ich z.B. bin für sowas anfällig, habe ich doch zuhause 12 Tassen mit den Chibis der 12 aventurischen Götter stehen (und ich bin noch nicht mal DSA-Spieler), doch das bringt IMHO noch weniger. Ich vermute, pro Tasse verdiente Ulisses vielleicht 4€ an mir. Was ist wahrscheinlicher (wenn 20€ pro Buch bzw. 4€ pro Tasse realistisch sind): Das ich mir ein Rollenspielbuch bei Ulisses bestelle oder 5 Tassen?


* das hohe Risiko, was man alleine trägt, muss ja auch für was gut sein
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 4.07.2022 | 16:32
Konzepte für einen Rollenspielverlag:

1. Hobby-Verlag
Man bringt SEIN Rollenspiel als Hobby heraus und verdient seinen Lebensunterhalt mit einem "richtigen" Job.

2. Exklusiv-Verlag
Man verlegt ein Rollenspiel (oder auch mehrere) mit wenigen aber dafür Qualitativ sehr hochwertigen Büchern (ein Buch pro Quartal, aber Vollfarbe, Ledereinband, Goldschnitt, Limitiert, schnick & schnack) für eine exklusive kleine Gruppe von Gutverdienern/Hardcore-Fans.
250 Leute die 4 Mal im Jahr ein € 199 Buch kaufen ergeben auch einen Umsatz von dem eine Person gut leben, oder zwei Personen überleben können.

3. Trend und Masse
Man verlegt ein Rollenspiel, nicht weil man das Spielsystem oder den Hintergrund mag, sondern weil es gerade IN ist und man große Stückzahlen verkaufen kann.
Den Trend mitmachen. Nicht das verlegen was man selbst fürs Spiel als sinnvoll erachtet, sondern das was die breite Masse kaufen wird. Wenn der Trend nachlässt auf den nächsten Zug aufspringen.

4. Mischung
Eine gesunde Mischung aus den obrigen. Ein In-System das sich in Masse Verkauft, und ein Exklusiv-Rollenspiel welches nur auf Deluxeausgaben besteht. Von den Gewinnen dieser beiden Linien finanziert man seinen persönlichen Liebling, der kalkulatorisch eigentlich gar keinen Sinn machen würde.

Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 4.07.2022 | 16:34
Das widerspricht doch komplett der Prämisse, vom Verlegen von Büchern leben zu können. Es geht noch nicht darum, wie man sich noch besser selbst ausbeuten kann, sondern wie man verlässlich Geld verdienen kann. Effizienter als ein Selbstständiger kann man kaum* sein. Da hilft kein Verein und kein Kombinat.

Du hast bestimmt Recht, aber ich kapiers nicht. Wenn du die von dir errechnete Kohle jeden Monat einfach per Patreon rübergeschoben bekommst, und kannst gleichzetig relativ frei herumkünstlern, wo wäre denn das Problem? Das hat sicher auch seine Herausforderungen, aber es ist doch eine Verbesserung der Lage, keine Verschlechterung?

Okay, vielleicht ist es unrealistisch, eine ausreichende Summe einzusammeln, das kann ist nicht sagen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 4.07.2022 | 16:59
Oder man publiziert auf Englisch. Gibt zwar mehr Konkurrenz, aber auch viel mehr Publikum. Die Italiener machen es vor.

Deutsche Rollenspiele auch Stahl komme international sicher gut an. Leider sind die meisten deutschen Rollenspiele aber nun mal aus Mittelaltermarkt geschmiedet.  >;D
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 4.07.2022 | 17:08
Da kann es mit dem Englisch nicht weit her sein, wenn du die englischen Versionen der italienischen RPGs für vorbildlich hältst. Das ist eher so schlechtes Schulenglisch.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: YY am 4.07.2022 | 17:11
FL publiziert ja auch in Swenglish...ist aber besser geworden (oder mich täuscht mein Eindruck von T2K4, weil da auch Muttersprachler mit im Boot waren  :think:).


Weiterer Gedanke: Die Rocket-Beans hatten doch so irre Absatzzahlen mit ihren Rollenspielen, oder? Am Ende ist das vielleicht das Einzige, was zählt: ein hoher Impact, eine hohe Reichweite und eine hohe Mobilisierungsfähigkeit, und Inhalt und Gestaltung sind letztlich zweitrangig.

Die haben ihren Kram aber hauptsächlich abseits der etablierten Rollenspieler verkauft, weil denen der Inhalt nicht egal war...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Bospa am 4.07.2022 | 17:17
Offtopic im Spoiler.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 4.07.2022 | 17:21
Oder man publiziert auf Englisch. Gibt zwar mehr Konkurrenz, aber auch viel mehr Publikum. Die Italiener machen es vor.

Deutsche Rollenspiele auch Stahl komme international sicher gut an. Leider sind die meisten deutschen Rollenspiele aber nun mal aus Mittelaltermarkt geschmiedet.  >;D

Die englische DSA-Version ist eher nicht sooooo der Erfolg, ehrlich gesagt. Die italienische soll besser laufen, hörte ich aus Italien.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: sma am 4.07.2022 | 17:25
Du hast bestimmt Recht, aber ich kapiers nicht. Wenn du die von dir errechnete Kohle jeden Monat einfach per Patreon rübergeschoben bekommst, und kannst gleichzetig relativ frei herumkünstlern, wo wäre denn das Problem?
Na, dann bist du einfach selbstständig und verlegst Bücher. Rechtlich kein Unterschied, nur das Patreon nun auch noch Geld abbekommt. Du kannst höchstens argumentieren, dass du nun Großhandel und Einzelhandel umgehst, und Bücher so den Unterstützern direkt zuschicken kannst.

Wenn du annimmst, dass ein 50€ Buch 13€ in der Produktion kostet (dann würde mein 10€ Großhandel, 30€ Direktversand zusammen mit 7% Steuern ungefähr passen), könntest du das Buch für 33€ plus Versand verkaufen, und immer noch 20€ verdienen. Schaut man Lurch und Lama zu, brauchen die ca. 5min pro Paket. Sagen wir, du kannst 10 Bücher pro Stunde verschicken und willst ja 12€ pro Stunde verdienen. Dann hast du 1,2€ Arbeitskosten, plus Porto und Verpackung, sagen wir also 6€ und du kannst das Buch für 39€ plus Steuern, also 42€ (als ob ich's so geplant hätte) verkaufen.

Patreon will auch noch mal 5%-12% von den Einnahmen abhaben. Die gehen also zu Lasten deines Gewinns oder du musst das Buch für die Unterstützer um diesen Betrag teurer machen.

Wahrscheinlich – da bin ich nicht informiert – kannst du nicht einfach so von dem reduzierten Steuersatz von Büchern profitieren, wenn du einfach nur Kreativer bist und musst daher wahrscheinlich 19% Steuern abführen, wenn du nichts weiter machen willst.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 4.07.2022 | 17:32
Na, dann bist du einfach selbstständig und verlegst Bücher. Rechtlich kein Unterschied, nur das Patreon nun auch noch Geld abbekommt. Du kannst höchstens argumentieren, dass du nun Großhandel und Einzelhandel umgehst, und Bücher so den Unterstützern direkt zuschicken kannst.

Wenn du annimmst, dass ein 50€ Buch 13€ in der Produktion kostet (dann würde mein 10€ Großhandel, 30€ Direktversand zusammen mit 7% Steuern ungefähr passen), könntest du das Buch für 33€ plus Versand verkaufen, und immer noch 20€ verdienen. Schaut man Lurch und Lama zu, brauchen die ca. 5min pro Paket. Sagen wir, du kannst 10 Bücher pro Stunde verschicken und willst ja 12€ pro Stunde verdienen. Dann hast du 1,2€ Arbeitskosten, plus Porto und Verpackung, sagen wir also 6€ und du kannst das Buch für 39€ plus Steuern, also 42€ (als ob ich's so geplant hätte) verkaufen.

Patreon will auch noch mal 5%-12% von den Einnahmen abhaben. Die gehen also zu Lasten deines Gewinns oder du musst das Buch für die Unterstützer um diesen Betrag teurer machen.

Wahrscheinlich – da bin ich nicht informiert – kannst du nicht einfach so von dem reduzierten Steuersatz von Büchern profitieren, wenn du einfach nur Kreativer bist und musst daher wahrscheinlich 19% Steuern abführen, wenn du nichts weiter machen willst.

Nicht zu vergessen der erhöhte Aufwand in Sachen Steuern... Voranmeldungen etc.
Da steckt schon ein wenig mehr drin... auch ist der Werbeaufwand nicht einberechnet worden.
Außerdem sitzt man schon ein paar Wochen - eher Monate - an einem Werk... wenn man da den Mindestlohn erreichen möchte, kann man das eher vergessen, das werden dann Preise, die zahlt keiner mehr. Und um den Bogen zur Belletristik noch mal zu spannen... selbst wenn man in den Amazonlisten auf Platz 1-3 sitzt bedeutet das nicht, dass man davon leben kann.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 4.07.2022 | 17:33
Wenn du annimmst, dass ein 50€ Buch 13€ in der Produktion kostet
Die Idee ist, die eigenen Bücher "zu verschenken, zB als PDF", und derweil von diversen Token der Zuneigung zu leben. Die Analogie sind die Bands, die ihre Musik ebenfalls "auf YouTube verschenken".

Ich denke, wir reden aneinander vorbei. Aber das ist okay, das müssen wir an der Stelle jetzt hier nicht ausführen. Außerdem habe ich zu wenig Ahnung von Patreon, ob da genug Kohle zusammenkommt. Hatte allerdings schon den Eindruck, die Szene sei recht großzügig.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: sma am 4.07.2022 | 17:36
Die Idee ist, die eigenen Bücher "zu verschenken, zB als PDF", und derweil von diversen Token der Zuneigung zu leben. Die Analogie sind die Bands, die ihre Musik ebenfalls "auf YouTube verschenken".
Diese Idee mit dem "ich schenke dir A und du schenkst mir B" funktioniert nicht beim Finanzamt. Wenn die Summen nicht so klein sind, dass du unter die "das lohnt sich nicht" Grenze fällst, bist du geschäftlich tätig und damit selbstständig.

Zitat
Außerdem habe ich zu wenig Ahnung von Patreon, ob da genug Kohle zusammenkommt. Hatte allerdings schon den Eindruck, die Szene sei recht großzügig.
Dann sammle bitte damit sofort mal Erfahrungen, indem du's für euren Podcast einrichtest. Ich höre den nämlich gerne…
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 4.07.2022 | 17:38
Keine Illus., kein Layout, kein Lektorat. Keine Programme, mit denen du die Arbeiten sinnvoll erledigen kannst. Wenn du das alles noch alleine machst, brauchst pro Buch länger als ein paar Monate...

Ich hege den Verdacht, ihr stellt euch das zu einfach vor, aber lasse mich gern eines besseren belehren.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 4.07.2022 | 17:41
Diese Idee mit dem "ich schenke dir A und du schenkst mir B" funktioniert nicht beim Finanzamt. Wenn die Summen nicht so klein sind, dass du unter die "das lohnt sich nicht" Grenze fällst, bist du geschäftlich tätig und damit selbstständig.
Ich hätte gesagt, dann zahlen wir halt einfach Steuern auf die Patreon-Einnahmen? Ich mache jetzt hier aber nicht mehr weiter, sonst zerlegen wir ja den Thread. :)

Zitat
Dann sammle bitte damit sofort mal Erfahrungen, indem du's für euren Podcast einrichtest. Ich höre den nämlich gerne…
Oh je, vielen Dank für so ein schönes Lob aus dem Hinterhalt.  :d
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 4.07.2022 | 17:41
Was gibt es denn da so bisher bei Patreon?
Uhrwerk kriegt aktuell 667 Euro im Monat.
https://www.patreon.com/UhrwerkVerlag
Bei Orkenspalter TV wird die Summe nicht angezeigt, aber sie haben aktuell 1120 Patreons.
https://www.patreon.com/orkenspaltertv
Die Dorp hat aktuell 101 Patreons, die 250 Euro im Monat bringen.
https://www.patreon.com/diedorp
Donnerhaus hat 82 Patreons am Start, bei denen 471 Euro herumkommen.
https://www.patreon.com/donnerhaus
Und das sind schon die, die bei dem Thema relativ weit oben stehen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 4.07.2022 | 18:26
Da kann es mit dem Englisch nicht weit her sein, wenn du die englischen Versionen der italienischen RPGs für vorbildlich hältst. Das ist eher so schlechtes Schulenglisch.

Ich habe weder Brancalonia noch Broken Compass gelesen, bis jetzt aber nichts schlechtes über das Englisch gehört. Wird da was von den meisten Konsumenten und Rezensenten übersehen?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 4.07.2022 | 18:28
Die englische DSA-Version ist eher nicht sooooo der Erfolg, ehrlich gesagt. Die italienische soll besser laufen, hörte ich aus Italien.

Wie ich gesagt habe: DSA ist ja nicht aus Stahl, sondern aus Mittelaltermarkt geschmiedet. Das ist das Problem.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 4.07.2022 | 18:29
Ich habe weder Brancalonia noch Broken Compass gelesen, bis jetzt aber nichts schlechtes über das Englisch gehört. Wird da was von den meisten Konsumenten und Rezensenten übersehen?

Auch Lex Arcana war in der englischen Version völlig OK, ebenso Primi Rei / first Kings.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 4.07.2022 | 18:30
Wie ich gesagt habe: DSA ist ja nicht aus Stahl, sondern aus Mittelaltermarkt geschmiedet. Das ist das Problem.

Naja, welche deutschen Systeme wurden sonst noch ins Englische übersetzt? Aus dem Stehgreif wüsste ich da jetzt nix...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 4.07.2022 | 18:33
Naja, welche deutschen Systeme wurden sonst noch ins Englische übersetzt? Aus dem Stehgreif wüsste ich da jetzt nix...

Die Übersetzung von Aborea ist meines Wissens fertig. Mir ist aber nicht bekannt, ob die englische Versionen erschienen ist.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 4.07.2022 | 18:40
1. Hobby-Verlag
Man bringt SEIN Rollenspiel als Hobby heraus und verdient seinen Lebensunterhalt mit einem "richtigen" Job.
Das mache ich — zum Glück mit wenig genug Verdienst, dass es fürs Finanzamt egal ist. Mit Programmieren habe ich allerdings schon Projekte über 1000€ gehabt (mit OK meines Arbeitgebers), da frisst die Steuer fast so viel Zeit wie das eigentliche Projekt (und deutlich mehr Nerven, denn jeder Fehler könnte Steuerhinterziehung sein und damit übel schiefgehen).
Zitat
2. Exklusiv-Verlag
Man verlegt ein Rollenspiel (oder auch mehrere) mit wenigen aber dafür Qualitativ sehr hochwertigen Büchern (ein Buch pro Quartal, aber Vollfarbe, Ledereinband, Goldschnitt, Limitiert, schnick & schnack) für eine exklusive kleine Gruppe von Gutverdienern/Hardcore-Fans.
250 Leute die 4 Mal im Jahr ein € 199 Buch kaufen ergeben auch einen Umsatz von dem eine Person gut leben, oder zwei Personen überleben können.
Als Einzelperson 4 Mal im Jahr ein hochqualitatives Buch zu produzieren ist nicht wirklich leicht. Damit wärst du bei einem Output wie Hohlbein — damit produzierst du kein hochwertiges Rollenspielbuch. Mit guter Planung kannst du vielleicht die Arbeitsaufwändigen Regelteile über genug Bücher strecken. Eigenen Anspruch an deine Arbeit darfst du dann aber nicht zu viel haben. Das muss mechanisch durchrattern und darf nie schiefgehen, sonst bist du raus.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 4.07.2022 | 18:43
Die Übersetzung von Aborea ist meines Wissens fertig. Mir ist aber nicht bekannt, ob die englische Versionen erschienen ist.

Der "Players Guide" scheint zumindest als PDF fertig zu sein... aber "6th Edition", die deutschen Sachen scheinen in der 8ten Auflage zu sein.
Da die komplette Seite auf Deutsch ist und man ECHT suchen muss, um das eine englische PDF zu finden, rechne ich da nicht wirklich mit einem Erfolg, ehrlich gesagt. Und kurz bei Amazon geschaut:  "Aborea - Role-Play Game" lässt nicht unbedingt denken, dass die Übersetzung gut ist... auch "ABOREA Game ladder umbrella – The Arrival" klingt... komisch. Ist der Spielleiterschirm. Autschn oO
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 4.07.2022 | 18:43
Wie ich gesagt habe: DSA ist ja nicht aus Stahl, sondern aus Mittelaltermarkt geschmiedet. Das ist das Problem.
Stahl-Deutsch haben sich Amis mit Warhammer-Fantasy-Stahl ja schon selbst stahlgeschmiedet. Aus Stahl des Stahlwart von Stahlfurt. Da müsstest du schon ein Rammstein-Roadtrip-Rollelnspiel abliefern, um noch herauszustechen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 4.07.2022 | 18:45
250 Leute die 4 Mal im Jahr ein € 199 Buch kaufen ergeben auch einen Umsatz von dem eine Person gut leben, oder zwei Personen überleben können.

Die 250 Leute will ich sehen. Und da reden wir dann von einem echt großartigen und wertigen Buch, nicht von irgendwas, was in 3 Monaten zusammengehauen wurde.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Skyrock am 4.07.2022 | 19:01
Ich habe 2018 mal Verdienstraten für Freelancer bei amerikanischen Verlagen gesammelt: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105858.0.html

LotFP: €(!)0.21/Wort
Shadow of the Demon Lord (Schwalb Entertainment): $0.15-0.20/Wort
D&D (WotC): $0.07-0.13/Wort
Chaosium: $0.02-0.05/Wort

"Andere" US-Verlage gingen laut Zak S bis maximal $0.05 pro Wort, tendenziell eher niedriger.

Auf dem deutschen Markt, wo Rollenspielprodukte weitgehend das Ergebnis von Liebhaberei und/oder Selbstausbeutung sind, dürften die Zahlen noch dürftiger aussehen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 4.07.2022 | 19:08
Ich habe 2018 mal Verdienstraten für Freelancer bei amerikanischen Verlagen gesammelt:

Was mich wundert: LotFP schreibt von Royaltys (https://de.wikipedia.org/wiki/Royaltys) (manchmal tut deutsche Rechtschreibung echt weh...) Tantiemen während der Rest wohl als Fixbeträge gelistet ist. Wie passt das zusammen? Oder wird das hier als Synonym verwendet?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 4.07.2022 | 19:13
Ich habe 2018 mal Verdienstraten für Freelancer bei amerikanischen Verlagen gesammelt: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105858.0.html

"Andere" US-Verlage gingen laut Zak S bis maximal $0.05 pro Wort, tendenziell eher niedriger.

Auf dem deutschen Markt, wo Rollenspielprodukte weitgehend das Ergebnis von Liebhaberei und/oder Selbstausbeutung sind, dürften die Zahlen noch dürftiger aussehen.

Wenn wir mal von 0,035 pro Wort ausgehen (Chaosium zwischen 0,02 und 0,05 je Wort), dann müsste jemand der davon Leben möchte (ca. 3300,00 Brutto) um die 95.000 Wörter pro Monat schreiben.

Ich habe da zum Vergleich "Buch der Questen" für Mythras mit 196 Seiten mit 123.000 Wörtern.
Ist aber auch nicht aufwändig illustriert... sonst wären dass wahrscheinlich noch 20 bis 50 Seiten mehr.

Daher rechne ich mit durchschnittlich 500 Wörtern pro Seite im fertig gedruckten Buch.

Dann müsste nach meiner Rechnung jemand der davon Leben können will jeden Monat ein 190 Seiten RPG-Quellen- oder Abenteuerband schreiben.

Ist das realistisch/machbar?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 4.07.2022 | 19:19
Dann müsste nach meiner Rechnung jemand der davon Leben können will jeden Monat ein 190 Seiten RPG-Quellen- oder Abenteuerband schreiben.

Ist das realistisch/machbar?

Es gibt zwar Texte die leichter und schneller zu schreiben sind als andere, aber 190 Seiten DinA4 (irgendwas um 3500 und 4500 Zeichen pro Seite) pro Monat halte ich für reichlich utopisch.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 4.07.2022 | 19:20
Wenn wir mal von 0,035 pro Wort ausgehen (Chaosium zwischen 0,02 und 0,05 je Wort), dann müsste jemand der davon Leben möchte (ca. 3300,00 Brutto) um die 95.000 Wörter pro Monat schreiben.

Ich habe da zum Vergleich "Buch der Questen" für Mythras mit 196 Seiten mit 123.000 Wörtern.
Ist aber auch nicht aufwändig illustriert... sonst wären dass wahrscheinlich noch 20 bis 50 Seiten mehr.

Daher rechne ich mit durchschnittlich 500 Wörtern pro Seite im fertig gedruckten Buch.

Dann müsste nach meiner Rechnung jemand der davon Leben können will jeden Monat ein 190 Seiten RPG-Quellen- oder Abenteuerband schreiben.

Ist das realistisch/machbar?

Ich muss mir gerade mal selber antworten:
Ein Heftroman mit 65 Seiten entspricht 130 Normseiten mit je 1800 Zeichen, also insgesamt ca. 40.000 Wörtern.
Autoren die davon leben Heftromane zu schreiben veröffentlichen 4 oder 5 Stück davon pro Monat.

4,5 x 40.000 Wörter = 180.000 Wörter

Ist also machbar.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 4.07.2022 | 19:23
Hunter & Friends hat 279 patreons und verdient damit 1248 € pro Monat

Ich halte die für "groß", und wenn ich Recht habe, dann zeigt das eigentlich, dass die auf Patreon engagierten Rollenspieler schon ganz ordentlich sind, also wenn ich Eismanns Zahlen oben anschaue. Die sind jetzt noch bizarr abgeschlagen oder so.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Bospa am 4.07.2022 | 19:35
Ich muss mir gerade mal selber antworten:
Ein Heftroman mit 65 Seiten entspricht 130 Normseiten mit je 1800 Zeichen, also insgesamt ca. 40.000 Wörtern.
Autoren die davon leben Heftromane zu schreiben veröffentlichen 4 oder 5 Stück davon pro Monat.

4,5 x 40.000 Wörter = 180.000 Wörter

Ist also machbar.

Soweit mir bekannt wird bei Groschenroman der grobe Inhalt vorgegeben und dann in Akkordarbeit "runtergeschrieben". Da dürfte wenig Kreativität und sehr viel mehr Handwerk dabeisein. Für solch eine Art der Unterhaltung ist das sicherlich OK, aber für ein Rollenspielprodukt? Das will man nach dem Lesen ja nicht weggeben/-werfen. Bezogen auf eine für RPG Produkte nötige "Mindest-Qualität" denke ich nicht, dass das realistisch ist.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 4.07.2022 | 19:41
Soweit mir bekannt wird bei Groschenroman der grobe Inhalt vorgegeben und dann in Akkordarbeit "runtergeschrieben". Da dürfte wenig Kreativität und sehr viel mehr Handwerk dabeisein. Für solch eine Art der Unterhaltung ist das sicherlich OK, aber für ein Rollenspielprodukt? Das will man nach dem Lesen ja nicht weggeben/-werfen. Bezogen auf eine für RPG Produkte nötige "Mindest-Qualität" denke ich nicht, dass das realistisch ist.

180.000 Heftromanwörter brauchen natürlich weniger Gehirnschmalz als ein Abenteuerbuch oder Quellenband für ein RPG.
Aber um auf dein Einkommen zu kommen braucht ein RPG-Autor aber auch "nur" einen Output von 90.000 bis 100.000 Wörtern im Monat.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Raindrop am 4.07.2022 | 19:46
Ein Heftroman besteht nur aus Text. Wer Erfahrung hat, kann den mehr oder weniger runterschreiben.

Ein Rollenspielbuch ist viel aufwändiger. Zusätzlich zu dem Text kommt u. a. hinzu:

Regelrecherche und Regelmechanismen austüfteln
Weltrecherche und Weltzusammenhänge austüfteln, Widersprüche vermeiden
Recherche in der realen Welt (z. B. Museen etc.)
Illustrationsbeschreibungen / Scribbles (z. B. entworfene Karten) und ggf. Rückmeldungen auf Entwürfe
Überarbeitungsschleifen nach Anmerkungen der Redaktion(en) bzw. des inhaltlichen Lektorats, der Kolleg*innen, übriger Testleser*innen, evtl. des Korrektorats (falls nicht direkt eingearbeitet), nach dem Satz
ggf. Teilnahme an Autorenkonferenzen
Absprachen mit anderen Autor*innen, Planung der Produkte mit der Redaktion
Testspielen (z. B. auf Cons, zu denen man ja auch hinfährt) und Überarbeitungen
...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 4.07.2022 | 19:49
Recherche in der realen Welt (z. B. Museen etc.)

Testspielen (z. B. auf Cons, zu denen man ja auch hinfährt) und Überarbeitungen
...

Haha, wer macht den sowas? Die Cthulhu-Redaktion?

Wikipedia ist ja schon für Streber.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Raindrop am 4.07.2022 | 19:54
Recherche in der realen Welt ist natürlich freiwillig, aber ich finde sie sehr inspirierend. Klar, für historische Rollenspiele, aber auch für Splittermond habe ich das gemacht, z. B. Sea Life, Meeresmuseum.

Testspielen sollte man schon für die Qualitätssicherung, wird auch gemacht. Nicht von der Redaktion, sondern von den Autor*innen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 4.07.2022 | 20:01
Ein Rollenspielbuch ist viel aufwändiger. Zusätzlich zu dem Text kommt u. a. hinzu:

Regelrecherche und Regelmechanismen austüfteln
Weltrecherche und Weltzusammenhänge austüfteln, Widersprüche vermeiden

Wenn der Autor für ein System schreibt dessen Spielsystem und Hintergrundwelt ihm bestens bekannt ist fällt das schon mal weg.


Recherche in der realen Welt (z. B. Museen etc.)

Kurze Googlesuche oder Wikipedia-Recherche vielleicht...

Illustrationsbeschreibungen / Scribbles (z. B. entworfene Karten) und ggf. Rückmeldungen auf Entwürfe
Überarbeitungsschleifen nach Anmerkungen der Redaktion(en) bzw. des inhaltlichen Lektorats, der Kolleg*innen, übriger Testleser*innen, evtl. des Korrektorats (falls nicht direkt eingearbeitet), nach dem Satz

Ja, gehört zu 50% zu den Aufgaben zu 50% zu dem des Lektorats


ggf. Teilnahme an Autorenkonferenzen
Absprachen mit anderen Autor*inen, Planung der Produkte mit der Redaktion

Das machen aber Autoren von Heftromanen auch (Perry Rhodan z.B.)


Testspielen (z. B. auf Cons, zu denen man ja auch hinfährt) und Überarbeitungen

Das ist dann Privatvergnügen. ;D
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Swafnir am 4.07.2022 | 20:03
Hunter & Friends hat 279 patreons und verdient damit 1248 € pro Monat

Ich halte die für "groß", und wenn ich Recht habe, dann zeigt das eigentlich, dass die auf Patreon engagierten Rollenspieler schon ganz ordentlich sind, also wenn ich Eismanns Zahlen oben anschaue. Die sind jetzt noch bizarr abgeschlagen oder so.

Hier werden Content-Creator die grundsätzlich erstmal kostenlose Sachen produzieren (Orkenspalter, DORP, Hunter&Frieds) mit Verlagen verglichen, die Rollenspielmaterialien verkaufen. 
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Raindrop am 4.07.2022 | 20:21
Das machen aber Autoren von Heftromanen auch (Perry Rhodan z.B.)

Ja, sorry, da hast du natürlich recht.

Ansonsten habe ich in den letzten 10 Jahren andere Erfahrungen gemacht, aber vielleicht war ich auch immer in Streberautorenteams unterwegs ;) Ich würde es bloß 'engagiert' nennen.


Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Skyrock am 4.07.2022 | 20:29
Wenn wir mal von 0,035 pro Wort ausgehen (Chaosium zwischen 0,02 und 0,05 je Wort), dann müsste jemand der davon Leben möchte (ca. 3300,00 Brutto) um die 95.000 Wörter pro Monat schreiben.

Ich habe da zum Vergleich "Buch der Questen" für Mythras mit 196 Seiten mit 123.000 Wörtern.
Ist aber auch nicht aufwändig illustriert... sonst wären dass wahrscheinlich noch 20 bis 50 Seiten mehr.

Daher rechne ich mit durchschnittlich 500 Wörtern pro Seite im fertig gedruckten Buch.

Dann müsste nach meiner Rechnung jemand der davon Leben können will jeden Monat ein 190 Seiten RPG-Quellen- oder Abenteuerband schreiben.

Ist das realistisch/machbar?
Wobei das dann auch nur die Bezahlung für ein einzelnes Buch ist. Jemand, der schon länger im Rollenspielgeschäft ist und sich über Jahrzehnte einen Katalog an Longsellern aufgebaut hat (z.B. Sandy Petersen oder John Wick, um mal bei Chaosium zu bleiben), zieht aus den Tantiemen dafür auch ein gewisses passives Einkommen, obendrauf zur Bezahlung für aktuelle Projekte (zumindest heutzutage in Zeiten von Kauf-PDFs und POD, wo physisch eingelagerte und präsentierte Druckwerke kein Flaschenhals mehr für die Verfügbarkeit von Rollenspielbüchern sind).

Und die alten Hasen, die seit den 80ern und 90ern dabei sind, konnten ihren Grundstock noch zu einer Zeit aufbauen, als noch Geld im Rollenspielmarkt gesteckt hat und es leichter war, davon zu leben (zumindest in der englischsprachigen Welt).

Jemand der 2022 ganz frisch, unbeleckt und unbekannt anfängt hat es natürlich wesentlich schwerer. Ausnahmen wie Jim Raggi (LotFP) oder Kevin Crawford (Stars without Numbers) existieren, aber die haben auch erst lange finanzielle Durststrecken durchstehen müssen, bis sie an dem Punkt angekommen sind wo sie heute stehen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 4.07.2022 | 20:31
Ok, da ja hier einige schon für Rollenspielverlage tätig waren: Wer von euch hält es aus eigener Schreiberfahrung heraus für machbar sagen wir für ein halbes Jahr jeweils einen 192 seitigen A4-Rollenspielband (sagen wir mal grob 3500-4000 Zeichen pro Seite) pro Monat zu schreiben?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Bospa am 4.07.2022 | 20:34
180.000 Heftromanwörter brauchen natürlich weniger Gehirnschmalz als ein Abenteuerbuch oder Quellenband für ein RPG.
Aber um auf dein Einkommen zu kommen braucht ein RPG-Autor aber auch "nur" einen Output von 90.000 bis 100.000 Wörtern im Monat.

Gehen wir mal von 90.000 Wörtern aus:

- Bei 20 Arbeitstagen pro Monat wären dass dann 4.500 Wörter pro Tag
- 4.500 Wörter pro Tag mit durchschnittlich 7 Zeichen ergibt 31.500 Zeichen
- 31.500 Zeichen durch 1.800 Zeichen pro "Standardseite" ergibt 17,5 Seiten pro Tag

Konstant 17 - 18 qualitativ annehmbare Seiten pro Arbeitstag zu produzieren halte ich für eine echte Herausforderung. Ich bin da immer noch skeptisch. Aber wer das hinbekommt, vor dem ziehe ich meinen Hut!

Oder hab ich mich da verrechnet?

EDIT:
Ich habe gerade noch mal etwas recherchiert. Demnach schafft ein druchschnittlicher Autor pro Jahr einen Roman mit ca. 300 Seiten.
Siehe:
Wie viele Wörter schreibt ein Schriftsteller am Tag? (https://sehpferd.de/index.php?/archives/913-Wie-viele-Woerter-schreibt-ein-Schriftsteller-am-Tag.html)
inklusive der verlinken Artikel, sowie
Andreas Eschbach - Wie die tägliche Arbeit aussieht (http://www.andreaseschbach.de/schreiben/fragen/arbeit/arbeit.html)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 4.07.2022 | 20:38
Ok, da ja hier einige schon für Rollenspielverlage tätig waren: Wer von euch hält es aus eigener Schreiberfahrung heraus für machbar sagen wir für ein halbes Jahr jeweils einen 192 seitigen A4-Rollenspielband (sagen wir mal grob 3500-4000 Zeichen pro Seite) pro Monat zu schreiben?

Das ist doch keine Frage. Locker, wenn ich gar nicht mehr schlafen, esse oder etwas anderes mache. Die Zahlen hier haben so wenig mit irgendeiner Realität zu tun...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AlucartDante am 4.07.2022 | 20:46
Ich glaube auch kaum, dass heute möglich ist oder erstrebenswert ist. Ich kenne schon Leute die sehr viel sehr schnell schreiben. Belletristisch mag das möglich sein, aber im Rollenspielbereich braucht das einfach alles viel mehr Überlegungen. Es ist viel einfacher und realistischer, dass man viele Leute gewinnt, die das ehrenamtlich oder für wenig Geld machen.

Wie viele Seiten hatte denn die DSA1 Box? Das wurde ja in unglaublich kurzer Zeit von verschiedenen Leuten in dieser extrem kurzen Zeit runtergeschrieben. Klar könnte man so etwas heute mit mehr Erfahrung besser machen. Aber damals gab es eben keine Konkurrenz. Heute müsste so ein "hingerotztes" Rollenspiel eben gegen diejenigen konkurrieren, in die viel mehr Aufwand und Liebe gesteckt wurde. DSA4.0 hat einfach mehr Zeit gebraucht.

Bei Musik oder Malerei kann ein Künstler heute noch theoretisch auch schnell fertige Dinge hinbekommen. Aber auch da gilt meistens, dass Kunst Zeit und Muße braucht.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Pyromancer am 4.07.2022 | 20:49
Ein Manntag pro Seite, WENN die Vorbereitung gut erledigt und dokumentiert ist - natürlich nur, wenn es GUT werden soll. Stumpfe Textproduktion geht erheblich schneller.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Bospa am 4.07.2022 | 20:53
Eine Manntag pro Seite, WENN die Vorbereitung gut erledigt und dokumentiert ist - natürlich nur, wenn es GUT werden soll. Stumpfe Textproduktion geht erheblich schneller.

Das deckt sich ja in etwa mit dem, was ich eben noch recherchiert und weiter oben rein-editiert habe.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Samael am 4.07.2022 | 20:55
Noch mal zu einem Punkt, der weiter oben genannt wurde: Ausgaben für Tabletop oder MtG. Ähnliche Zielgruppe. Gibt ohne mit der Wimper zu zucken 25€ für eine einziges kleines Plastikfigürchen oder 300-400€ (oder weit mehr!!) für ein Commanderdeck von 100 Karten aus. In meiner Runde hat jeder schon mehr oder weniger hohe zweistellige Beträge (mein eigener Rekord 55€) für eine einzige kleine bunte Pappkarte ausgegeben.

Daher glaube ich, dass im Rollenspielsektor höhere Preise durchsetzbar wären. Das nächste DSA Grundregelwerk (natürlich dick, mit herausnehmbarer Karte, spielgetestet und astrein lektoriert und illustriert) für 99€ - why not?

Glaubt ihr wirklich die Fans würden es deswegen in Scharen drangeben?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 4.07.2022 | 20:57
Ich glaube auch kaum, dass heute möglich ist oder erstrebenswert ist. Ich kenne schon Leute die sehr viel sehr schnell schreiben. Belletristisch mag das möglich sein, aber im Rollenspielbereich braucht das einfach alles viel mehr Überlegungen. Es ist viel einfacher und realistischer, dass man viele Leute gewinnt, die das ehrenamtlich oder für wenig Geld machen.

Das ist genau der Punkt:
Die gleiche Textmenge für ein Rollenspielprodukt zu schreiben benötigt viel mehr Zeit und Aufwand als die eines Romans.
Nicht ohne Grund hat W.K. Giesa (in den 90ern alleiniger Autor der Heftserie "Professor Zamorra") es abgelehnt für Rollenspiele zu schreiben, weil der Aufwand viel zu groß sei. "Wenn ich einem Romanhelden an ein paar Wachen vorbeischleichen lasse, dann schreibe ich einfach 'Er bewegte sich so geschmeidig, dass die Wachen nichts hörten.' in einem Rollenspielabenteuer muss ich viel mehr begründen und zwei Optionen schreiben, eine wenn die Wache den Helden nicht hört und eine falls doch." (sinngemäß aus dem Gedächtnis wiedergegeben)

Dieser Mehraufwand wird bei der Bezahlung nach Seiten, Wörtern oder Zeichen aber nicht berücksichtigt.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: schneeland am 4.07.2022 | 21:00
Glaubt ihr wirklich die Fans würden es deswegen in Scharen drangeben?

Ein größerer Teil würde vermutlich das machen, was man auch sonst tut, wenn einem irgendwas an einer neuen Edition nicht passt: erstmal die alte weiterspielen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 4.07.2022 | 21:06
Noch mal zu einem Punkt, der weiter oben genannt wurde: Ausgaben für Tabletop oder MtG. Ähnliche Zielgruppe. Gibt ohne mit der Wimper zu zucken 25€ für eine einziges kleines Plastikfigürchen oder 300-400€ (oder weit mehr!!) für ein Commanderdeck von 100 Karten aus. In meiner Runde hat jeder schon mehr oder weniger hohe zweistellige Beträge (mein eigener Rekord 55€) für eine einzige kleine bunte Pappkarte ausgegeben.

Daher glaube ich, dass im Rollenspielsektor höhere Preise durchsetzbar wären. Das nächste DSA Grundregelwerk (natürlich dick, mit herausnehmbarer Karte, spielgetestet und astrein lektoriert und illustriert) für 99€ - why not?

Glaubt ihr wirklich die Fans würden es deswegen in Scharen drangeben?

Ich denke auch das es durchsetzbar wäre, nur würde es vermutlich nichts daran ändern, wie viel insgesamt für Rollenspiele ausgegeben wird, da dann einfach weniger gekauft werden würde. Natürlich könnten die Verlage dann auch weniger produzieren und somit hätten die Mitarbeitenden dann mehr Zeit für ihren Brot-Job, was vielleicht gar nicht so eine schlechte Sache wäre.
Mal davon ab könnte ich mir gut vorstellen, dass Rollenspielbücher (also die Papierversionen) vermutlich eh deutlich teurer werden mit der Zeit, so wie die Welt gerade aussieht.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Samael am 4.07.2022 | 21:10
Ich bezweifele das. Ich glaube der Gesamtumsatz würde auch steigen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AlucartDante am 4.07.2022 | 21:10
Es lohnt sich zweigleisig zu fahren. Bei Dingen wie DSA mit einer Fangruppe alter gutverdienender Männer, ist es kein Problem 99 € für das Regelwerk zu verlangen. Wenn man Jugendlichen mal die Chance geben will einfach reinzuschnuppern, weil man langfristig etwas bekannt machen will, dann ist es eben eine Strategie wie Pegasus auch mal 20 € für ein Regelwerk zu verlangen.

D&D geht da sicher einen klugen Mittelweg mit 3x50 € für die Grundregelwerke. Führt aber dazu, dass es doch ein paar Leuten zu teuer ist, die es dann eher nicht kaufen. Ich glaube aber, dass sich nur DnD solche Preise leisten kann, weil sie so gut auf dem Markt positioniert sind.

Der Vergleich mit Magic oder Tabletop geht in der Form nicht, weil die Leute ja das Geld ausgeben um persönliche Vorteile zu haben. Möglich wäre ja ein Rollenspiel zu verkaufen, bei dem das Grundregelwerk extrem günstig ist, jeder Spielercharakter aber nur die Feats, Skills und Zauber anwenden kann, für die die einzelnen Spieler die entsprechenden Tradingkarten hat. Mein Magier kann dann geile Feuerbälle schleudern, weil ich 500€ ausgegeben habe, der von Anna kann halt nix, weil sie nur ein Starterkid hat. Das würde mich finanziell aber mehr als Verleger interessieren und weniger als Spieler. Was der Spielleiter sich dann kaufen müsste, weiß ich noch nicht. Aber vielleicht bekommt der einfach alle coolen Sachen für seine Charaktere gratis und so wollen mehr Leute Spielleiter werden und es gibt mehr Runden...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Daniel S. am 4.07.2022 | 21:12
Hier mal mein Input als Übersetzer. Ich schaffe pro Monat ca. 1.000.000 Anschläge zu übersetzen ohne mich zu stressen. Früher wie ich viel jünger war, keine Familie hatte und in Crunch-Phasen auch mal kaum was anderes pro Tag gemacht habe als zu übersetzen (beispielsweise bei Baldurs Gate 2, Neverwinter Nights oder Knights of the Old Republic) habe ich auch vorübergehend 1.500.000 Anschläge gemacht, aber da ist man dann nach 3-4 Monaten am Ende und braucht ne Pause.

Bin aber auch ein ziemlich schneller Übersetzer und die meisten Kollegen, die ich kenne, kommen maximal auf die Hälfte. 1.000.000 Anschläge sind dann ca. 150.000  - 160.000 Worte.

Wenn man den Text selbst schreiben muss (mit all den Dingen, die da dranhängen) halte ich maximal ein Drittel also ca. 50.000 - 60.000 Worte pro Monat für sinnvoll machbar, damit die Qualität passt.

Und bezüglich Romanschreiber. Perry Rhodan ist als Beispiel sicherlich sehr schlecht. Das ist ein so komplexes und ineinander vernetztes Universum, dass die Recherche ziemlich albtraumhaft ist, obwohl die durch die Arbeit von Rainer Castor (leider inzwischen verstorben) inzwischen eine ziemlich perfekte Datenbank haben, wo die Autoren auch gleich zusammen mit ihrem Expose einen Stapel Datenblätter zu relevanten Themen mitgeschickt bekommen. Dennoch schreibt da ein Autor ca. 3-4 Wochen an einem Roman (wird aber auch besser bezahlt als andere Romane). Ich habe einmal einen PR-Autor auf der Buchmesse in Frankfurt getroffen und mit dem ein wenig gequatscht. Aber bei anderem Zeugs wie beispielsweise Liebesromanen, die den Markt ja förmlich überfluten, kann man den Text sicher einfach so runterkloppen, dass es nur so raucht, wenn man die Erfahrung hat wie man das Genre bedient und was die Leser(innen) gerne haben.


Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 4.07.2022 | 21:15
Mein Magier kann dann geile Feuerbälle schleudern, weil ich 500€ ausgegeben habe, der von Anna kann halt nix, weil sie nur ein Starterkid hat.

Haha, die Vorstellung ist gut  ;D
Ich denke das funktioniert bei Tabletops und TCGs halt vor allem, weil es kompetitiv und PvP ist. Man müsste ein Battle Royal Rollenspiel erfinden  :think:
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AlucartDante am 4.07.2022 | 21:19
Übrigens hat es für Redakteure große Vorteile, wenn der Verlag viele Festangestellte hat und man Löhne vergleichen kann. Ist man nämlich der einzige der da arbeitet, ist man mit Mindestlohn zufrieden. Arbeitet da aber noch eine Putzkraft, eine Grafikerin, ein Buchhalter, Lageristen, eine SocialMediaWerbefrau, etc will man als studierte Kraft nicht schlechter bezahlt werden als die. Und wenn die weniger nerdig sind, verlangen die eben die üblichen Löhne...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Brainworm am 4.07.2022 | 21:27
Ich bezweifele das. Ich glaube der Gesamtumsatz würde auch steigen.
Hm... Man weiß es natürlich nicht, aber ich kann mir, aus meiner Erfahrung, nicht vorstellen, dass der Gesamtumsatz groß steigen würde.
Wenn ich mein Kaufverhalten mal so beobachte, gebe ich in manchen Monaten jetzt schon sehr viel Geld für Rollenspielprodukte aus. Das können bei Cons oder so auch gerne mal 300€+ werden (natürlich sowieso viel mehr als ich spiele/lese).
Das ist dann aber auch langsam meine Schmerzgrenze. Wenn die Bücher jetzt teurer wären, dann würde ich (zwangsläufig) weniger kaufen. Ich würde dann unter Umständen die anderen Produkte, die ich mir nicht leisten konnte/wollte später kaufen, aber ich glaube das würde bei mir dafür sorgen, dass sich das einfach immer weiter verschiebt, weil ich ja nächsten Monat sowieso auch was anderes gekauft hätte.
Klar, kann jetzt natürlich bei anderen Menschen anders sein. Vielleicht bei denen die eh weniger kaufen, da wäre es dann einfach ein Umsatzplus. Andererseits würde man sicher auch wieder einige Leute über die Schwelle zum "ne für den Preis kaufe ich es dann doch nicht" schieben.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Raindrop am 4.07.2022 | 21:31
Das ist beeindruckend, Daniel! Damit schaffst du die 192 Seiten.

Sind Überarbeitungswünsche darin eingeschlossen?

Funktioniert das in der Geschwindigkeit auch bei Rollenspiel-Produkten?

Eine andere Frage wäre, ob Übersetzer*innen das gleiche Geld bekommen wie Autor*innen, aber da wird es zu persönlich - es sei denn, es gibt wieder veröffentlichte Zahlen.

(Ich kenne es im Rollenspielbereich im deutschsprachigen Raum übrigens nur, dass Anschläge gezählt werden, nicht Wörter.)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 4.07.2022 | 22:05
Ausnahmen wie Jim Raggi (LotFP) oder Kevin Crawford (Stars without Numbers) existieren, aber die haben auch erst lange finanzielle Durststrecken durchstehen müssen, bis sie an dem Punkt angekommen sind wo sie heute stehen.

Also irgendwie hatte ich nicht den Eindruck, dass Raggi damit zufrieden war, wo er vorletztes Jahr stand.

Zitat
Just want to thank everyone for a big year here at LotFP. We came really close to total disaster, but you all made sure we live on to fight another day.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 4.07.2022 | 22:09
Wie viele Seiten hatte denn die DSA1 Box? Das wurde ja in unglaublich kurzer Zeit von verschiedenen Leuten in dieser extrem kurzen Zeit runtergeschrieben. Klar könnte man so etwas heute mit mehr Erfahrung besser machen. Aber damals gab es eben keine Konkurrenz. Heute müsste so ein "hingerotztes" Rollenspiel eben gegen diejenigen konkurrieren, in die viel mehr Aufwand und Liebe gesteckt wurde. DSA4.0 hat einfach mehr Zeit gebraucht.

Bei Musik oder Malerei kann ein Künstler heute noch theoretisch auch schnell fertige Dinge hinbekommen. Aber auch da gilt meistens, dass Kunst Zeit und Muße braucht.

Trotzdem macht mir ein heruntergerotztes DSA1 100x mehr Spass als so ziemlich alles was später kam. Die Liebe in DSA4.0 habe ich bis jetzt nicht entdeckt. Naja, du scheinst einfach nicht so der DIY-Subkulturler zu sein.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 4.07.2022 | 22:27
Die Liebe in DSA4.0 habe ich bis jetzt nicht entdeckt.
Das geht mir aber auch so. DSA 4 macht eigentlich so gut wie alles richtig. Eine Einführungsrunde, alles schön illustriert, tolle Selbstreflektion, … — aber die Texte in 4.0 haben mich beim Lesen gelangweiligt.

Da waren die groben „Regieanweisungen“ toll, aber die kunsthandwerkliche Umsetzung ging schief. Ob das an den Schreibenden lag oder doch an anderen Forderungen o.ä. kann ich nicht sagen, sondern nur: Ich habe mich beim Lesen gelangweilt.

Bei DSA 1 packt mich schon der Text auf der Rückseite stärker.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Maarzan am 4.07.2022 | 23:27
Trotzdem macht mir ein heruntergerotztes DSA1 100x mehr Spass als so ziemlich alles was später kam. Die Liebe in DSA4.0 habe ich bis jetzt nicht entdeckt. Naja, du scheinst einfach nicht so der DIY-Subkulturler zu sein.

Wem verkauft man denn etwas im Stil von DSA1 als neu für die angedeuteten Preise?
Für die Neulinge wäre es wohl zu teuer als Einstieg, der Rest der Erfahreneren kann etwas auf dem Level auch spontan Improvisieren.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 4.07.2022 | 23:33
Wem verkauft man denn etwas im Stil von DSA1 als neu für die angedeuteten Preise?
Für die Neulinge wäre es wohl zu teuer als Einstieg, der Rest der Erfahreneren kann etwas auf dem Level auch spontan Improvisieren.

Dann kritzel mir mal einen Bryan Talbot hin. ich bin gespannt auf dein Improvisieren.  >;D

Und Nein, das ist nicht nur Nostalgie.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Eisner Award hat nicht jeder...
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Maarzan am 4.07.2022 | 23:37
Dann kritzel mir mal einen Bryan Talbot hin. ich bin gespannt auf dein Improvisieren.  >;D

Und Nein, das ist nicht nur Nostalgie.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Eisner Award hat nicht jeder...
Soll gemalt werden oder ein Spiel entstehen?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Bospa am 5.07.2022 | 00:00
Soll gemalt werden oder ein Spiel entstehen?

Also für mich waren die Zeichnungen von Talbot damals ein entscheidender Faktor für die Atmosphäre des Spiels. Alles was danach für DSA an Zeichnungen verwendet wurde hat leider nicht zu dem von Talbot in meinem Kopf 'gezauberten' Aventurien gepasst.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 5.07.2022 | 00:02
Passende Illustrationen und die Bezahlung von Illustratoren ist natürlich auch noch so ein Thema. Da sitzt der Euro ja auch nicht sonderlich locker.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 5.07.2022 | 00:28
Gehen wir mal von 90.000 Wörtern aus:

- Bei 20 Arbeitstagen pro Monat wären dass dann 4.500 Wörter pro Tag
- 4.500 Wörter pro Tag mit durchschnittlich 7 Zeichen ergibt 31.500 Zeichen
- 31.500 Zeichen durch 1.800 Zeichen pro "Standardseite" ergibt 17,5 Seiten pro Tag

Konstant 17 - 18 qualitativ annehmbare Seiten pro Arbeitstag zu produzieren halte ich für eine echte Herausforderung. Ich bin da immer noch skeptisch. Aber wer das hinbekommt, vor dem ziehe ich meinen Hut!

Oder hab ich mich da verrechnet?

EDIT:
Ich habe gerade noch mal etwas recherchiert. Demnach schafft ein druchschnittlicher Autor pro Jahr einen Roman mit ca. 300 Seiten.
Siehe:
Wie viele Wörter schreibt ein Schriftsteller am Tag? (https://sehpferd.de/index.php?/archives/913-Wie-viele-Woerter-schreibt-ein-Schriftsteller-am-Tag.html)
inklusive der verlinken Artikel, sowie
Andreas Eschbach - Wie die tägliche Arbeit aussieht (http://www.andreaseschbach.de/schreiben/fragen/arbeit/arbeit.html)

Wer das mal unverbindlich testen möchte... es gibt den sogenannten NaNoWriMo, den National Novel Writing Month (der gar nicht mehr national, sondern international ist)... das ist die freiwillige Selbstverpflichtung, binnen 30 Tagen im November einen Roman mit 50.000 Worten zu schreiben. Das sogenannte "Camp NaNoWriMo" ist genau das gleiche, aber im Juli. Das sind bei 30 Tagen täglich 1.667 Worte. Das ist schon eine nicht kleine Leistung, dazu braucht man durchaus nicht wenig Selbstdisziplin. Herrlichstes Wetter? erst schreiben. Ach, heute nicht, keine Lust? Muss man nachholen. Und je mehr man zurückhängt, desto mehr türmt sich das auf. Und das ist jetzt nur einfach heruntergetippt, das ist noch kein fertiger Text.
WEr mal reinschauen möchte, um zu sehen, was das an Aufwand und Selbstdisziplin ist... *klick* (https://nanowrimo.org/what-is-camp-nanowrimo)

Was den "Roman pro Jahr" angeht... das ist dann mit den üblichen 3-5 Überarbeitungsdurchgängen, die einen Roman irgendwann lesenswert machen. Wobei es ein paar Jahre dauert, bevor man von einem Roman pro Jahr leben kann. Im Romance-Sektor werden eher 2-3 Romane pro Jahr rausgehauen.

Was DSA 1 anging... das war eine Box mit 2 "Heften", "Buch der Regeln" mit 65 Seiten und "Buch der Abenteuer" mit 65 Seiten... verkauft für DM40 oder 45 damals... sprich 20-30 Euro heute. Schwarzweiß, Pappumschlag und Heftung, dazu ein Block "Pläne des Schicksals" und Charakterbögen sowie ein W20 und ich glaube 2 W6.
Die Abenteuer hatten einen ähnlichen Umfang, also um die 65 Seiten... wurden meine ich für DM 12,95 verkauft... also um die 8 Euro.
Das Fading Suns-Dossier Haus Hawkwood hat auch um die 66 Seiten und wird für 19,95 verkauft.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 5.07.2022 | 00:58
Soll gemalt werden oder ein Spiel entstehen?

Ein Rollenspiel entsteht als Gesamtpaket. Und ein gutes Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte Epigonen-Prosa.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Skyrock am 5.07.2022 | 01:02
Also irgendwie hatte ich nicht den Eindruck, dass Raggi damit zufrieden war, wo er vorletztes Jahr stand.
Ich weiß. Raggi's finanzielle Lage über die letzten zwei Jahre war und ist prekär, und er könnte wahrscheinlich besser und sicherer aufgestellt sein indem er Regale einräumt oder kellnert, aaaber: Raggi konnte Rollenspiel zu seinem alleinigen Lebensunterhalt machen, ohne vorherigen Ruf außerhalb der OSR-Nische.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Daniel S. am 5.07.2022 | 01:07
Das ist beeindruckend, Daniel! Damit schaffst du die 192 Seiten.

Sind Überarbeitungswünsche darin eingeschlossen?

Funktioniert das in der Geschwindigkeit auch bei Rollenspiel-Produkten?

Eine andere Frage wäre, ob Übersetzer*innen das gleiche Geld bekommen wie Autor*innen, aber da wird es zu persönlich - es sei denn, es gibt wieder veröffentlichte Zahlen.

(Ich kenne es im Rollenspielbereich im deutschsprachigen Raum übrigens nur, dass Anschläge gezählt werden, nicht Wörter.)

Ja natürlich bin ja gerade von Rollenspielübersetzungen ausgegangen. Und Computerspielübersetzungen sind effektiv noch wesentlich komplizierter als Rollenspielübersetzungen und Romane sind wesentlich leichter.

Überarbeitungen wären"theoretisch" mit eingeschlossen, aber ich weiß nicht so recht was du damit meinst. Ich halte mich natürlich an alle Vorgaben bezüglich Stil, Anrede und Terminologie und beachte alle vorliegenden Glossare und bereits auf Deutsch erschienene Bücher. Wenn es bereits Errata gibt, die ich einarbeiten soll, mache ich das auch (allerdings muss man mir da natürlich konkret die Anweisung dafür geben).

Dabei erstelle ich selbst einen ausführlichen Glossar für meine Arbeit, schicke den dem Redakteur/Lektor vor Abschluss zu und arbeite dann seine Änderungswünsche an den Begriffen vor der Abgabe noch mit ein. Kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich einen Text mit dem Wunsch auf Überarbeitung zurückbekommen hätte. Ich möchte da bitte nicht arrogant rüberkommen, aber normalerweise  sollte eine fertige Übersetzung ja so gut sein, dass das was dann noch zu ändern ist, ohnehin in die Bereiche Lektorat, Korrektat und Redaktion fällt weil das Dinge betrifft, die der Übersetzer ohnehin nicht enscheiden kann/darf/soll, oder es eben absurd aufwändig wäre, die Texte wegen Sachen, die mühelos vom Lektorat gerade gezogen werden können, ewig mit dem Übersetzer hin und her zu schicken.

Und ja ... über Geld spricht man nicht, aber wie gesagt, man wird damit vor allem in der heutigen Zeit wahrlich nicht reich. Und der Übersetzer kriegt im Schnitt pro Wort auch weniger als ein Autor. Wäre ja auch seltsam anders, weil etwas von Grund auf neu zu schreiben ist auf jeden Fall wesentlich aufwendiger als es zu übersetzen. (Und der Lektor kriegt weniger je Wort/SMS als der Übersetzer und der Korrektor kriegt weniger je Wort/SMS als der Lektor. Halt in der Regel.)

P.S. Ob man nun Worte, Anschläge, Standardzeilen oder Manuskriptseiten (1.000 oder 1.800 Anschläge) zählt ist doch völlig wurscht. Schlussendlich ist entscheidend wie viel dabei für die gesamte Textmenge an Kosten (für den Auftrageber)/Lohn (für den Beauftragten) herauskommt. Da die Diskussion mit Worten geführt wurde, habe ich halt meine Beispiele auch auf Worte runtergebrochen. Und ja, in der Praxis werden bei Rollenspielen meist Manuskriptseiten verrechnet, bei Computerspielen hingegen fast immer Worte. Und beim Untertiteln von Serien beispielsweise Minuten der Serienfolge.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Samael am 5.07.2022 | 06:21
Camo, du lässt gerade die Inflation völlig außer Acht. Die ist relevant, wenn du fast 40 Jahre zurückschaust.

 https://www.finanzen-rechner.net/inflationsrechner.php (https://www.finanzen-rechner.net/inflationsrechner.php)

Dieser Rechner hier geht von fast 100% in diesem Zeitraum aus. Du kannst also ruhig DM=EUR rechnen…
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Samael am 5.07.2022 | 08:17
Es lohnt sich zweigleisig zu fahren. Bei Dingen wie DSA mit einer Fangruppe alter gutverdienender Männer, ist es kein Problem 99 € für das Regelwerk zu verlangen. Wenn man Jugendlichen mal die Chance geben will einfach reinzuschnuppern, weil man langfristig etwas bekannt machen will, dann ist es eben eine Strategie wie Pegasus auch mal 20 € für ein Regelwerk zu verlangen.

D&D geht da sicher einen klugen Mittelweg mit 3x50 € für die Grundregelwerke. Führt aber dazu, dass es doch ein paar Leuten zu teuer ist, die es dann eher nicht kaufen. Ich glaube aber, dass sich nur DnD solche Preise leisten kann, weil sie so gut auf dem Markt positioniert sind.

Der Vergleich mit Magic oder Tabletop geht in der Form nicht, weil die Leute ja das Geld ausgeben um persönliche Vorteile zu haben. Möglich wäre ja ein Rollenspiel zu verkaufen, bei dem das Grundregelwerk extrem günstig ist, jeder Spielercharakter aber nur die Feats, Skills und Zauber anwenden kann, für die die einzelnen Spieler die entsprechenden Tradingkarten hat.

Da möchte ich noch etwas hinzufügen:

Ich glaube für viele Jugendliche sind 99€ kein Problem. Bedenke was für Videospiele, Konsolen, Smartphones etc ausgegeben wird. Und für diejenigen in prekären Verhältnissen ist es vermutlich egal ob das Buch 50€ oder 100€ kostet - es ist zu teuer.

Was du zu Sammelkarten sagst ist zum Teil wahr. Erklärt aber nicht die große Bereitschaft deutlich mehr für besonders gut erhaltene Karten oder solche mit besonderem Artwork auszugeben. Die sind nämlich von der Spielstärke exakt gleich wie die „Normalversionen“.

Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Raindrop am 5.07.2022 | 09:09
Daniel, das klingt dann ja nicht schlecht. Könnte man dann vom Rollenspielübersetzen als Hauptberuf leben?

Dass das als Rollenspielautor undenkbar ist, haben ja schon einige geschrieben.

Als angestellter Rollenspielredakteur geht es aber natürlich.

Interessant mit den fehlenden Überarbeitungswünschen bei Übersetzungen. Z. B. wurde Space: 1889 Deutsch nach Englisch von (englischeerfahrenen) Deutschen übersetzt und dann nochmal von einem Muttersprachler durchgecheckt (Proofreading). Ich weiß nicht, wer dann die Änderungen vorgenommen hat. Ich habe ein Space-Abenteuer Englisch nach Deutsch übersetzt, da gab es ganz normale Anmerkungen. Da ich es aber auch inhaltlich überarbeitet habe, bezogen die sich vermutlich eher darauf.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Daniel S. am 5.07.2022 | 11:39
Man kann momentan NOCH davon leben aber eben eher gerade mal so wenn man verdammt schnell ist (aber ich übersetze auch Computerspiele und Romane), aber wenn die aktuelle Krise die gezahlten inflationsbereinigten Effektiv-Löhne tatsächlich noch weiter runterkrachen lässt, dann ist das glaube ich vorbei. Aber das werden wir ja in den kommenden Jahren sehen, ob wir uns noch am Rand des Abgrunds festklammern oder schon ein paar kräftige Schritte weiter sind ... :headbang:

Auch habe ich ja in einer Zeit angefangen wo man sehr gut damit verdient hat und habe natürlich auch ein gutes Polster aufgebaut. Aber sich in der aktuellen Situation vor den Spiegel zu stellen und zu sagen: "Ich werde vollberuflicher Rollenspiel/Roman/Brettspiel/Computerspiel/Netflixuntertitel/etc.-Übersetzer und werde gut davon leben können" benötigt vermutlich entweder eine kräftige Dosis Größenwahn oder Realitätsverleugnung ... Aber he, folgt eurem Stern ...

Leider ist der Trend für uns Übersetzer (und auch viele andere Freiberufler) seit langem konsequent nicht gut. Wie ich vor gut 25 jahren angefangen habe, habe ich infaltionsbereinigt ungefähr das 3fache verdient wie jetzt. Einer meiner damaligen Chefs von einem Lokalisierungsstudio (der da als Chef natürlich ohnehin Geld wie Heu gemacht hat), hat davor natürlich auch lange selbst übersetzt und der hat so vor 30-40 Jahren wo das Internet tatsächlich noch Neuland war und wenn man mal einen guten Übersetzerjob hatte, den auch ewig hatte, inflationsberenigt gut das Doppelte verdient wie ich zu meiner besten Zeit. Das wäre dann das 6 bis 7fache wie jetzt !!!!!! Der hatte dann aber so viel Geld, das er vor ca. 15 Jahren hingeschmissen hat und jetzt seinen langen Ruhestand genießt ...;)

Überarbeiten> Wie gesagt, dass ist bei mir immer im Rahmen des Übersetzungsflows mitgegangen und war nie ein Thema. Tatsächlich arbeite ich meist so sorgfältig, dass ich bei einem längeren Regelband so ca. konkrete inhaltliche 50-100 Fehler im Englischen finde und die dann der Redaktion ausführlich dokumentiert mitschicke. Und die klärt das dann mit dem Originalverlag ob man das ändern darf.



Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 5.07.2022 | 16:15
Okay, mal an die RPG-Autoren unter uns: Wieviel Zeichen schafft ihr so an einem "Schreibtag", also wenn ihr euch wirklich für nichts anderes hinsetzt? Da ist jetzt die Zeit für Recherche, Ideensammlung und Konzeptionierung nicht mit eingerechnet.
Meine Erfahrung sieht da wie folgt aus: Es gibt Texte und Produkte, die sich relativ leicht und schnell schreiben lassen. Dazu gehören für mich Monsterhandbücher und Ausrüstungsbücher, dazu auch fluffige Abschnitte, speziell Ingame-Texte, in anderen Büchern. Abenteuer können schnell gehen, wenn ich sie vorher ein paar Mal geleitet habe und über Alternativlösungen etc. nachgedacht habe. Regelmechanismen (nicht Crunch) brauchen am längsten.
An einem guten Tag schaffe ich bei leichten Sachen bis zu 25.000 Zeichen.
Im Schnitt liege ich irgendwo bei 12.000 bis 15.000 Zeichen.
Bei Regeln kann das schnell runter gehen und auch mal ein paar hundert werden, wenns frickelig wird.
Wie sind da so die Erfahrungen?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: CAA am 5.07.2022 | 16:43
Bei den Wörter bzw. Zeichenzahlen pro Tag hab ich als "nicht Rollenspielauthor" irgendwie keinerlei Vergleichswerte. Ich frage mich aber, wie ich die Zahlen einsortieren soll. Was ist da viel, was ist da wenig? Wie viele Zeichen passen überhaupt auf ne Din A4 Seite?

Aber ich hab mal ne Masterthesis geschrieben. Als ich gegen Ende "gut im flow" war, hab ich so (mit allen zugehörigen Arbeiten) so 1-1,5 Seiten pro Tag geschaft. Eine zufällig ausgewählte Seite aus dem zuletzt geschriebenen Abschnitt hat 414 Wörter bzw. 2416 Zeichen.

Es fällt mir schwer mir vorzustellen dass Regeln die nicht einfach nur runtergeschrieben werden, sich deutlich schneller schreiben lassen. Da ists dann aber halt nicht in die Bib gehen, StackOverflow durchwühlen oder irgendwelche Diagramme malen, sondern halt PlayTest, Dokumentation von Entscheidungen und vergleich mit anderen Regeln.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Weltengeist am 5.07.2022 | 17:06
An einem guten Tag schaffe ich bei leichten Sachen bis zu 25.000 Zeichen.
Im Schnitt liege ich irgendwo bei 12.000 bis 15.000 Zeichen.

Dito. Wenn ich wirklich mal einen ganzen Tag Zeit habe und schon grob weiß, was es werden soll, schaffe ich typischerweise zwischen 15.000 und 25.000 Zeichen (also 6-10 Volltextseiten).
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 5.07.2022 | 17:16
Bei den Wörter bzw. Zeichenzahlen pro Tag hab ich als "nicht Rollenspielauthor" irgendwie keinerlei Vergleichswerte. Ich frage mich aber, wie ich die Zahlen einsortieren soll. Was ist da viel, was ist da wenig? Wie viele Zeichen passen überhaupt auf ne Din A4 Seite?
Auf eine halbwegs ansprechend gelayoutete A4-Seite passen so 3500 bis 5500 Zeichen, je nach Schriftart, Schriftgröße etc.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Maarzan am 5.07.2022 | 17:46
Ich weiß nicht ob das wem weiterhilft aus Hobbistanekdotenkiste:
Ich habe ein wenig Bucht geführt, wie viele Worte ich so an meinem Spiel geschrieben habe und bin an den Tagen, wo ich was gemacht habe, auf so im Schnitt 400-500 Worte gekommen, max. ungefähr bei 2500 Worten.
Später haben dann Neufassungsversuche die Statistik merklich geschossen.

Wobei "Fluff" sich so ungefähr 5 bis 10 mal schneller schreiben lies als wenn es Regeln waren.
Aber wenn es schon absehbar schwer beginnt, habe ich mich ja meist erst gar nicht hingesetzt oder an manchen Tagen nur den einen kurzen Gedanken zu Festplatte gebracht und dann auch irgendwann in eine Blockade gelaufen (OK, der Realjob hat da gut zu beigetragen).

Das kann sich ein Profi dann ja gar nicht leisten sondern muss kontinuierlich liefern.

Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Raindrop am 5.07.2022 | 18:57
Ich sag mal ca. 10000 Zeichen, also 2 Seiten. Mal mehr, mal weniger.

Das heißt dann aber bei mir: 20000 Zeichen schreiben und auf 10000 kürzen. Denn oft geht es ja nicht darum, VIEL zu schreiben, sondern WENIG. Man hat eine maximale Zeichenvorgabe und muss die einhalten. Ich schreibe also erst mal die doppelte Länge runter und verbringe dann viel Zeit mit Kürzen, wodurch der Text dann überhaupt auch erst gut wird, weil nur die guten Ideen und Formulierungen durchkommen. Für mich ist die eigentliche Kunst also, wenig Zeichen an einem Tag zu produzieren ;)

Monsterbeschreibungen finde ich in der Tat aufwändig. Das Monster muss ohne Widersprüche in seinen kulturellen Raum, Weltmechanismen (z. B. bei Feen oder Untoten) und Regelmechanismen passen. Ein Wertekasten mit allen Sonderfertigkeiten ist aufwändig, produziert aber nur wenig Zeichen. Manche Seiten verursachen sogar viel Aufwand, produzieren aber null Zeichen, z. B. ein ganzseitiger Stadtplan einer Großstadt (dafür gehen die Ortsbeschreibungen leicht von der Hand, wenn man schon vorher den Plan entworfen hat - also als Skizze für die Illustratoren).
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 5.07.2022 | 19:06
Eine Normseite hat 1800 Zeichen (60 Zeichen pro Zeile, 30 Zeilen pro Seite). Damit wird im Verlagswesen gerechnet.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Drakon am 5.07.2022 | 19:09
Eine Normseite hat 1800 Zeichen (60 Zeichen pro Zeile, 30 Zeilen pro Seite). Damit wird im Verlagswesen gerechnet.
Da mag in der Belle und z.T. auch im Sachbuch so sein, aber in keinem der drei deutschen Rollenspiel-Verlage, für die ich bislang geschrieben habe...

Zur Textmenge pro Tag: Hart unterschiedlich, in Crunch-Zeiten geht da schonmal 20.000 Zeichen am Tag, aber es gab auch seit 5+ Jahren keinen Tag mehr, an dem ich nichts anderes machen konnte als Schreiben und nach der Arbeit oder alternativ zwischendurch 2-3 Stunden an einem Familien-Tag geht halt nicht so viel.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: AndreJarosch am 5.07.2022 | 19:20
Da mag in der Belle und z.T. auch im Sachbuch so sein, aber in keinem der drei deutschen Rollenspiel-Verlage, für die ich bislang geschrieben habe...

Es geht um MANUSKRIPTseiten.

Wenn dein Lektor dich fragt: "Wie viele Seiten hat dein Manuskript denn?" dann will er nicht wissen wie viele Seiten du in dem von dir gewählten Formatierung hast (kann ja alles von 8 Punkt Arial bis 16 Punkt Comic Sans sein; mit schmalen Seitenrändern oder mit 5 cm Seitenrändern; von dicht an dich beschrieben bis zum doppelten Zeilenabstand), daher gibt es die "Normseite".
Ob sich Rollenspielverlage danach richtigen weiß ich nicht. Aber die Normseite (1800 Zeichen inkl. Leerzeichen) ist zumindest eine Größe mit der jeder Lektor etwas anfangen können sollte.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 5.07.2022 | 19:24
Es geht um MANUSKRIPTseiten.

Das ist korrekt, aber auch bei den Rollenspielverlagen, für dich ich bisher tätig war, wird einfach in Zeichen gerechnet.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Camo am 5.07.2022 | 19:29
... was daran liegen dürfte, dass deutsche Rollenspielverlage eher nichts mit den Verlagen im Rest des Literaturbetriebes gemein haben. Vom Verlagsstandpunkt her sind das eher "interessierte Laien"... sowohl von den Vorgehensweisen her als auch vom Aufbau her. Weswegen sie auch nicht mit der ansonsten universell genutzten Normseite arbeiten.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 5.07.2022 | 19:32
... was daran liegen dürfte, dass deutsche Rollenspielverlage eher nichts mit den Verlagen im Rest des Literaturbetriebes gemein haben. Vom Verlagsstandpunkt her sind das eher "interessierte Laien"... sowohl von den Vorgehensweisen her als auch vom Aufbau her.

Interessant, dass sich das nicht von den Droemer-Knaur-Tagen von DSA gehalten hat. 
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Drakon am 5.07.2022 | 20:15
Es geht um MANUSKRIPTseiten.
Danke fürs Erklären  ;)
Kann ja sein, dass es dir darum ging, aber die Rollenspielverlage, mit denen ich gearbeitet habe (Ulisses, Uhrwerk, Pegasus) haben mir als Vorgabe jeweils Zeichenzahlen, abgeleitet von den Druckseiten gegeben.

Ist übrigens auch in anderen Verlagen so, die ein festes Muster-Layout haben (meine Frau macht das in einem nicht ganz kleinen Verlag hauptberuflich), wie graphisch aufwendige Ratgeber, Kochbücher, DIY- oder Handarbeitsanleitungen, etc.
Da ist halt vorher interessant, wie der Text in die Kapitelplanung passt, auch im Zug auf Foto-/Illu-Kontingente, Weißraum, der mit Vignetten gefüllt werden muss, etc. Hat nix mit Comic Sans-Vorlieben beim Autor oder so zu tun, sondern ist in diesem Kontext deutlich praktischer als die Manuskriptseiten, weil die Textverteilung aufs Muster-Layout halt bereits klarer zu planen ist.

Sonst müsste man immer auf die Standard-Manuskriptseiten umrechen: Autor A gibt mit 5 St.-Man.-Seiten ab, sind 5 * 1800 = 9000 Zeichen, also etwas weniger als eine Doppelseite in unserem Layout mit 5.000 Zeichen pro Seite, dann kann Autor B ja da unten noch ein Eckchen (ca. eine halbe St.-Man.-Seite) haben bis die vollseitige Karte von Hastenichtgesehenhausen kommt - am besten sag ich ihm, dass er da noch nen Absatz machen soll - nach der Karte kommen von seinen 7 St.-Man.-Seiten noch 11600 Zeiche, also 2,32 Seiten ....

Eine Reihe hat normalerweise ein Standard-Druckseiten-Layout, das die Durchschnitts-Zeichenzahl vorgibt (z.B. die oben genannten 5.000 Zeichen/DS). Dann bekommst du ein Textkontingent und es wird gesagt: "Für das Kapitel über Halblings-Wikinger in der Südsee hast du mir bis [Deadline] 4 DS abzugeben."
Zumindest lief es bei mir in den letzten 15 Jahren immer so.

Zitat
Ob sich Rollenspielverlage danach richtigen weiß ich nicht. Aber die Normseite (1800 Zeichen inkl. Leerzeichen) ist zumindest eine Größe mit der jeder Lektor etwas anfangen können sollte.
Wie gesagt: Weder in den Verträgen, die ich kenne, noch in Vorgaben, Textverteilungsplänen, etc. wurde mit Standard-Manuskriptseiten kalkuliert.
Davon abgesehen weiß vermutlich jeder in der Szene, was das ist, es spielt aber in der Praxis - und nach der wurde mEn hier gefragt - eigentlich nie eine Rolle außer in den Romanreihen (bei denen Layout halt recht egal ist) - aber von denen war hier ja eher nicht die Rede.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 5.07.2022 | 20:16
... was daran liegen dürfte, dass deutsche Rollenspielverlage eher nichts mit den Verlagen im Rest des Literaturbetriebes gemein haben. Vom Verlagsstandpunkt her sind das eher "interessierte Laien"... sowohl von den Vorgehensweisen her als auch vom Aufbau her. Weswegen sie auch nicht mit der ansonsten universell genutzten Normseite arbeiten.

Im Vergleich zu Heyne und den zehn größten mag das sein, aber dass die Normseite für wissenschaftliche Bücher, Sachbücher, Ausstellungskataloge, Graphic Novels, Kinderbücher, Zeitungen und Zeitschriften (alles Bereiche, in denen ich auch schon gearbeitet habe) genutzt wird, wäre mir neu. Die Normseite gilt nur in der Belletristik und ist mitnichten universell. Warum sollte ich mit Normseiten rechnen, wenn die nicht die Norm bei meinen Produkten sind?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Daniel S. am 5.07.2022 | 21:15
Also ich hatte bei meinen Verträgen schon immer entweder mit Normseiten zu tun (eben die 1.800 Anschläge, die noch aus jener Zeit stammen wo man alles mit Schreibmaschine getippt hat und dann mit 1 1/2 fachen Zeilenabstand, damit der Lektor noch was zwischen die Zeilen schreiben konnte und damals eben mit den normalen Seitenrändern 1.800 Anschläge auf so eine Seite gepasst haben) oder heute werden oft auch 1.000 Anschläge gerechnet, weil das einfach übersichtlicher ist und leichter im Kopf überschlagen werden kann.

Oder eben Bei Computerspielen mit Worten (wobei dort nach Worten im Original und nicht mit Worten im Zieltext gerechnet wird). Wobei die ungefähre Wortlänge bei fast all meinen Übersetzungen bei einem großen Produkt sich tatsächlich bei ungefähr 6,7 Zeichen enpendelt. Noch ein dämlicher Fun-Fact das englische Original hat oft sogar etwas mehr Worte als die deutsche Übersetzung, aber da die meisten deutschen Worte deutlich länger sind als englische Worte kommt man eben dann meist auf das Ergebnis, das deutsche Texte in der Praxis ca. 20% bis 30% mehr Anschläge haben, wobei man bei +20% schon ziemlich diszipliniert Sätze bauen muss.

P.S. Die Normseite wird ja nicht genutzt um zu entscheiden wie viel Text in ein Buch geht oder wie viel Text man auf eine Seite klatschen kann (das hängt ja ganz stark von verwendetem Schriftsatz, Seitengröße, Illustrationsdichte etc. ab) sondern dafür, damit alle Beteiligten bezüglich Arbeitsaufwand, Bezahlung, Kosten etc. einen gemeinsamen Nenner haben und wenn man von Seiten spricht und jeder Beteiligte etwas anderes im Kopf hat (von 500 bis 7000 Zeichen oder so) geht das schwer.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Toa am 6.07.2022 | 06:39
Das ist korrekt, aber auch bei den Rollenspielverlagen, für dich ich bisher tätig war, wird einfach in Zeichen gerechnet.
Das kann ich so unterschreiben. Bis auf eine Ausnahme, die nach Wörtern berechnet, wurde bisher jede Übersetzung im Rollenspielbereich, an der ich in irgendeiner Form beteiligt war, nach Zeichen abgerechnet – anfangs meist noch an der Manuskriptseite orientiert (x € pro 1800 Zeichen inkl. Leerzeichen), inzwischen meist aber eher im intuitiveren x € pro 1000 Zeichen inkl. Leerzeichen, wodurch man sich den Kostenvoranschlag einfacher im Kopf ausrechnen kann.

Und selbst die "Normseite" ist nicht mehr das, was sie mal war. Ich kenne einzig noch eine Freundin, die als Übersetzerin im Comic-Bereich arbeitet und tatsächlich nach Manuskriptseiten im traditionellen Stil abrechnet (bzw. abrechnen darf), sprich, wo selbst "unvollständige" Zeilen als volle 60 Anschläge und Teilseiten als volle Seite abgerechnet werden. Die zunehmende digitale Abrechnung ist auch der Grund, warum die VG Wort (https://www.vgwort.de/auszahlungen/wissenschaftliche-publikationen/fach-und-sachzeitschriften.html) die Normseite inzwischen schlicht vereinfacht mit 1500 Zeichen statt mit "Zeilen mal Anschläge" angibt. Insofern ist der Begriff inzwischen extrem schwammig und bei Weitem nicht mehr so genormt, wie manche vielleicht noch meinen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Jens am 6.07.2022 | 09:04
Heftig wie sehr es um Quantität geht... Ist wie auf meiner Arbeit. Mache ich die schlecht, muss ich länger damit verbringen. Wird es auf der Baustelle eine Katastrophe, muss ich da länger bleiben. Alles Quantität, wo ich am Ende teilweise mit erheblich mehr Geld nach Hause gehe und die ganze Zeit über echt mies gearbeitet habe.

Bei guter Vorbereitung, gutem Verlauf und guter Arbeit verdiene ich am Ende weniger als die Kollegen, die zwei Wochen mehr als geplant ihre 60-70h (statt 45-50h) Wochen auf der Baustelle schieben "weil es leider nicht anders geht, muss am Ende ja funktionieren"

Und wenn ich hier lese wie hier "pro Zeichen/Wort/Seite" bezahlt wird, stelle ich mehr und mehr das grundlegende System in Frage.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Weltengeist am 6.07.2022 | 09:23
Au ja, lass uns mal bei der Gelegenheit in das Thema "Sinn und Unsinn von Kennzahlen" (for anything) einsteigen und das letzte bisschen, was vom Thread übrig ist, auch noch derailen... >;D

(Ist ein Lieblingsthema von mir, da geht mein Blutdruck bei der bloßen Erwähnung schon hoch.)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 6.07.2022 | 09:54
Au ja, lass uns mal bei der Gelegenheit in das Thema "Sinn und Unsinn von Kennzahlen" (for anything) einsteigen und das letzte bisschen, was vom Thread übrig ist, auch noch derailen... >;D

(Ist ein Lieblingsthema von mir, da geht mein Blutdruck bei der bloßen Erwähnung schon hoch.)
Machst du einen neuen Thread auf? Ich hätte dazu auch noch etwas Input :-)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 6.07.2022 | 10:22
Heftig wie sehr es um Quantität geht... Ist wie auf meiner Arbeit. Mache ich die schlecht, muss ich länger damit verbringen. Wird es auf der Baustelle eine Katastrophe, muss ich da länger bleiben. Alles Quantität, wo ich am Ende teilweise mit erheblich mehr Geld nach Hause gehe und die ganze Zeit über echt mies gearbeitet habe.

Bei guter Vorbereitung, gutem Verlauf und guter Arbeit verdiene ich am Ende weniger als die Kollegen, die zwei Wochen mehr als geplant ihre 60-70h (statt 45-50h) Wochen auf der Baustelle schieben "weil es leider nicht anders geht, muss am Ende ja funktionieren"

Und wenn ich hier lese wie hier "pro Zeichen/Wort/Seite" bezahlt wird, stelle ich mehr und mehr das grundlegende System in Frage.

Da liegt ein Missverständnis vor. Gibst du 100.000 Zeichen ab und davon werden nur 50.000 gedruckt, wirst du für 50.000 bezahlt.

Klar gibt es noch Sonderzahlungen für Outline und manche andere Schritte, aber für miese Texte gibbet kein Geld.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 6.07.2022 | 12:21
Könntet ihr dafür einen anderen Thread aufmachen?
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: schneeland am 6.07.2022 | 13:13
Ich habe das Thema "Übersetzungsqualität" mal ausgelagert - für weitere Diskussion bitte hier entlang (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,123046.0.html). In diesem Beitrag bitte den Fokus auf Gehälter und Arbeitsmodalitäten im Rollenspielbereich halten.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 6.07.2022 | 14:00
Heftig wie sehr es um Quantität geht... Ist wie auf meiner Arbeit. Mache ich die schlecht, muss ich länger damit verbringen. Wird es auf der Baustelle eine Katastrophe, muss ich da länger bleiben. Alles Quantität, wo ich am Ende teilweise mit erheblich mehr Geld nach Hause gehe und die ganze Zeit über echt mies gearbeitet habe.

Bei guter Vorbereitung, gutem Verlauf und guter Arbeit verdiene ich am Ende weniger als die Kollegen, die zwei Wochen mehr als geplant ihre 60-70h (statt 45-50h) Wochen auf der Baustelle schieben "weil es leider nicht anders geht, muss am Ende ja funktionieren"

Und wenn ich hier lese wie hier "pro Zeichen/Wort/Seite" bezahlt wird, stelle ich mehr und mehr das grundlegende System in Frage.

Um das mal in Relation zu stellen: Irgendwie muss man die Arbeit der Autoren quantifizieren. Nach Stunden funktioniert da eher schlecht, bleibt nur Volumen übrig. Wobei mir auch schon untergekommen ist, dass die Bezahlung auf 1000 Zeichen variiert nach Text, beispielsweise ob es rechercheaufwendig ist oder nicht.
Wenn ein Autor die Essenz dessen, was er ausdrücken will, auf 10.000 Zeichen kriegt, statt auf geplante 20.000 Zeichen, dann ist das natürlich eine schöne Sache (zumindest wenn das dann auch wirklich funktioniert und gut lesbar ist). Aber der Redakteur, der ein Buch mit einer bestimmten Seitenzahl und 3.500 Zeichen pro Seite plant, dem fehlen dann 3 Seiten. Andererseits sollte ein Autor auch in der Lage sein die fehlenden 10.000 Zeichen sinnstiftend (also NICHT mit Gelaber) füllen zu können und damit das Buch sogar noch aufzuwerten.
Wenn ein Autor hingegen zu viel Text abgibt, was durchaus auch öfter mal vorkommt, wird es unschön, denn dann muss gekürzt werden. Hab ich auch schon gemacht, aber ist eine wirklich unerfreuliche Arbeit. Denn ein Buch mal eben um zwei, drei oder auch zehn Seiten verlängern, nur weil ein Autor seine Texte nicht im Griff hat, ist gar nicht so einfach.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: takti der blonde? am 6.07.2022 | 14:03
Um das mal in Relation zu stellen: Irgendwie muss man die Arbeit der Autoren quantifizieren. Nach Stunden funktioniert da eher schlecht, bleibt nur Volumen übrig.

In anderen Branchen wird auch auf Projekt-Basis abgerechnet. Was spricht bei Rollenspielen dagegen? Vorgaben a la "Abenteuer zwischen X und Y Zeichen/Seiten" schaffen dann z.B. Planbarkeit auf beiden Seiten.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Weltengeist am 6.07.2022 | 14:42
Um das mal in Relation zu stellen: Irgendwie muss man die Arbeit der Autoren quantifizieren. Nach Stunden funktioniert da eher schlecht, bleibt nur Volumen übrig.

Nö, warum?

Wenn du ein Bild kaufst, sagst du ja auch nicht: "Hauptsache 10.000 Quadratzentimeter. Ob von van Gogh oder von Weltengeist besoffen nachts um eins ist mir egal".
Was du doch eigentlich willst, ist eine bestimmte Qualität. Da wäre es gar nicht unsinnig, einen Festpreis nach erwarteter Qualität (typischerweise: nach Erfahrung mit diesem Autor) zu vereinbaren.
Das Volumen (lies: die Zeichenzahl) brauchst du doch eigentlich nur, um abzuschätzen, welches Publikationsformat es am Ende wird. Aber nicht für den Preis.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 6.07.2022 | 14:58
Die Wahrheit ist halt: die Leute kaufen funktionale, stilistisch schwache Übersetzungen doch genauso wie etwas, in das nur die halbe Mühe investiert wurde. Aus unternehmerischer Perspektive wäre es also nicht ziehlführend teure Sprachfeinmotoriker an eine solche Übersetzung zu setzen.

Natürlich haben sich manche Verlage mit früheren Schandtaten einen schlechten Ruf erarbeitet, aber da geht es dann doch meist um die Übersetzungen, die nichtmals mehr funktional sind.

Die zu englische Satzstellung interessiert außer mich wohl kaum jemanden. Aber man wird das ja wohl noch sagen dürfen...  :o
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Aedin Madasohn am 6.07.2022 | 15:02

Was du doch eigentlich willst, ist eine bestimmte Qualität.

und die soll jetzt welcher Richter (be)messen, wenn Autor behauptet, "Qualität" schon geliefert zu haben und der die Bezahlung zurückhaltende Verlag sagt "drei Worte sind zu wenig"?

Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Pyromancer am 6.07.2022 | 15:12
und die soll jetzt welcher Richter (be)messen, wenn Autor behauptet, "Qualität" schon geliefert zu haben und der die Bezahlung zurückhaltende Verlag sagt "drei Worte sind zu wenig"?

Der gleiche Richter, der entscheidet, ob die 100.000 wie vereinbart gelieferten Zeichen ein Rollenspiel-Regelwerk (wie vereinbart) sind oder - wie der die Bezahlung zurückhaltende Verlag behauptet - "ein Haufen unverständlicher, unzusammenhängender Müll".
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Skyrock am 6.07.2022 | 15:13
und die soll jetzt welcher Richter (be)messen, wenn Autor behauptet, "Qualität" schon geliefert zu haben und der die Bezahlung zurückhaltende Verlag sagt "drei Worte sind zu wenig"?
Gegebenenfalls der Markt, wie man an Crowdfundings sieht die in erster Linie um Stardesigner aufgebaut waren. Numenera und 7th Sea haben nicht so abgeräumt wegen der Länge oder weil man gewusst hätte was genau drinsteckt, sondern weil Monte Cook und John Wick Haushaltsnamen sind die eine große Wolke zahlungswilliger Lüfterbuben hinter sich her ziehen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: tartex am 6.07.2022 | 15:25
Gegebenenfalls der Markt, wie man an Crowdfundings sieht die in erster Linie um Stardesigner aufgebaut waren.

Starübersetzer sind mir bis jetzt aber kein Begriff. Naja, außer Erika Fuchs für Donald Duck und H.C. Artmann für Lovecraft. Aber das sind ja bekanntlich keine Rollenspiele.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Chaos am 6.07.2022 | 15:33
Das Volumen (lies: die Zeichenzahl) brauchst du doch eigentlich nur, um abzuschätzen, welches Publikationsformat es am Ende wird. Aber nicht für den Preis.

Ich bezweifle, dass die meisten Verlage das Publikationsformat davon abhängig machen, was der Autor ihnen liefert.

Vom Format hängen die Produktionskosten ab, und damit der Preis den sie verlangen müssen, und damit die erwartete Anzahl verkaufte Produkte. Das sind zentrale Kennzahlen, die wollen im Voraus geplant sein. Die überlässt man weder dem Zufall noch den Launen des Autors.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Weltengeist am 6.07.2022 | 15:39
Ich bezweifle, dass die meisten Verlage das Publikationsformat davon abhängig machen, was der Autor ihnen liefert.

Nein, die werden natürlich vorher abgesprochen. Aber eben nicht, um den Preis festzulegen, sondern als Teil der Auftragsbeschreibung (in der auch solche Dinge stehen wie dass es sich um ein Splittermond-Abenteuer für Heldengrad 2 handelt).

Aber ich steige hier aus der Diskussion aus, das geht mir alles zu sehr durcheinander. Und ein Diskussionsziel kann ich auch schon länger nicht mehr erkennen (nicht mal "Erkenntnis"). Eismanns ursprüngliche Frage nach der Zeichenzahl hat er eigentlich gleich zwei Postings später selbst torpediert, indem er sein eigenes Thema derailt hat, und seither diskutiert hier gefühlt jeder was anderes. "Typisch Tanelorn", sagt eine kleine, böse Stimme neben meinem linken Ohr. "Ja, man muss sie einfach lieben" sagt das Engelchen neben dem rechten Ohr, aber es klang schon mal überzeugender...

Euch noch viel Spaß beim Recht haben.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Eismann am 6.07.2022 | 16:33
Entschuldigung, ich wollte den Thread nicht mit Infos, wie die Bezahlung von Autoren zustande kommt, derailen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Maarzan am 6.07.2022 | 16:37
und die soll jetzt welcher Richter (be)messen, wenn Autor behauptet, "Qualität" schon geliefert zu haben und der die Bezahlung zurückhaltende Verlag sagt "drei Worte sind zu wenig"?

Wenn das nicht ganz offensichtlich auch einem "Laien" ersichtlich ist, wird es eben keiner bemessen können. Die Firma wird den Autor dann kein zweites Mal beauftragen und andere, die davon Wind bekommen auch nicht. Ohne entsprechende Referenzen bekommst du dann vermutlich auch erst gar nicht einen Job in dem Bereich, sprich musst da ggf kostenlos (wenn auch unbedingt nicht für den Verlag selbst) vorarbeiten (wenn ich alte Geschichten richtig erinnere) .

Oder umgekehrt: die (Vermarktungs- und die zählt letztlich bei der Bezahlung)Qualität bestimmt letztlich der Kunde mit seiner Bezahlung. Und nur das kann ein Verlag - abzüglich der Kosten - auch wieder potentiell ausschütten.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Tele am 6.07.2022 | 17:07
Auf jeden Einblick in die Arbeitspraxis werden hier einem die Worte im Mund umgedreht und irgendwelche Geschichten mit Richtern, Quantifizierung und "es müsste doch" erdacht. Schickt Manuskripte hin, dann erlebt ihr die Praxis.

Der Umgang mit den RPG-Verlagen ist 100 Mal netter als mit Zeitungen, Sachbuch-verlagen und Wissenschaftsverlagen. Gerade die drei größten in der Branche, wo ich auch Uhrwerk zu zähle, sind super nett und keiner versucht, die Autoren zu übervorteilen. Jeder gibt sich da Mühe schöne Bücher zu machen und von der Professionalisierung waren bisher nur DeGruyter und die Zeit nochmal ne andere Hausnummer. Vor anderen Verlagen brauchen sich bspw. Ulisses und Pegasus nicht verstecken.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: ArneBab am 6.07.2022 | 17:37
Das Volumen (lies: die Zeichenzahl) brauchst du doch eigentlich nur, um abzuschätzen, welches Publikationsformat es am Ende wird. Aber nicht für den Preis.
Ein professionell gemachtes Buch ist eine Team-Arbeit. Du fängst nicht mit dem fertigen Text an, sonst sind die ganzen Bilder, Layouts, usw. erst fertig, wenn die Konkurrenz das aktuelle Thema schon besetzt hat. Seit ich mal zugeschaut habe, wie ein Buch mit Artwork wirklich sauber gesetzt wird, ist mir klar, wie viel mehr Aufwand das ist — und warum halt nicht am Ende nochmal alles umgeworfen wird (und warum eine Errata ans Ende gedruckt wird, statt einfach bekannte Fehler einzuarbeiten).

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Doc-Byte am 6.07.2022 | 18:27
Seit ich mal zugeschaut habe, wie ein Buch mit Artwork wirklich sauber gesetzt wird, ist mir klar, wie viel mehr Aufwand das ist — und warum halt nicht am Ende nochmal alles umgeworfen wird (und warum eine Errata ans Ende gedruckt wird, statt einfach bekannte Fehler einzuarbeiten).

Jo, im Zweifel wird eher der Text so umformuliert, dass er gescheit ins Layout passt, als dass eine große Änderung am Layout vorgenommen wird. - Aber für das Themenfeld 'Layout' könnte man glatt gleich den nächsten Thread eröffnen, fall es da auch Gesprächsbedarf geben sollte. ;D
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Skyrock am 6.07.2022 | 21:15
Starübersetzer sind mir bis jetzt aber kein Begriff. Naja, außer Erika Fuchs für Donald Duck und H.C. Artmann für Lovecraft. Aber das sind ja bekanntlich keine Rollenspiele.
Würde noch Rainer Brandt hinzufügen (Monty Python, Bud Spencer & Terence Hill, Die Zwei, Hogan's Heroes etc.) Der Mann war und ist eine absolute Koryphäe, die es hinbekommen hat dass viele seiner Übersetzungen noch besser geworden sind als das Original.

Nicht dass es jemanden gäbe, der im Rollenspielbereich einen ähnlichen Ruf hätte, oder sich eine ähnlich freie Übersetzung erlauben könnte ohne dass die Grognards aufschreien.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Gunthar am 6.07.2022 | 21:29
Es gab die Vergessenen Reiche Übersetzung mit dem Protagonisten Haplo. Die war hammermässig gut übersetzt gewesen.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Megavolt am 6.07.2022 | 21:30
Würde noch Rainer Brandt hinzufügen (Monty Python, Bud Spencer & Terence Hill, Die Zwei, Hogan's Heroes etc.) Der Mann war und ist eine absolute Koryphäe, die es hinbekommen hat dass viele seiner Übersetzungen noch besser geworden sind als das Original.

Nicht dass es jemanden gäbe, der im Rollenspielbereich einen ähnlichen Ruf hätte, oder sich eine ähnlich freie Übersetzung erlauben könnte ohne dass die Grognards aufschreien.

Der Andreas Brandhorst ist unglaublich gut, der Übersetzer vom Pratchett. Pratchett ist so nah an Rollenspiel, wie man sein kann, ohne es zu sein.
Titel: Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
Beitrag von: Chaos am 6.07.2022 | 22:41
Asterix ist auch immer genial übersetzt.

Da haben die Übersetzer aber wohl offenbar auch die kreative Freiheit, völlig neue Wortspiele und Andeutung zu verwenden, wenn sich die alten nicht übersetzen lassen.

(Das stört übrigens bei der deutschen Übersetzung von Robert Asprin ziemlich; der Mann hat stark mit Wortspielen gearbeitet, und wenn man die wörtlich übersetzt, fallens sie oft ziemlich auf die Schnauze.)