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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: tartex am 6.07.2022 | 10:30

Titel: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 6.07.2022 | 10:30
Die folgenden Beiträge waren ursprünglich Teil der Diskussion Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag) (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,123004.0.html). schneeland

Da liegt ein Missverständnis vor. Gibst du 100.000 Zeichen ab und davon werden nur 50.000 gedruckt, wirst du für 50.000 bezahlt.

Ich weiß nicht, ob es ein Missverständnis ist. Denn das Problem im Rollenspielbereich ist ja, dass die gedruckten und bezahlten 50.000 oft auch noch von minderwertiger Qualität sind.

Mir wäre lieber es würden alle 100.000 abgelehnt werden und gar nicht gedruckt.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Tele am 6.07.2022 | 10:39
Ich weiß nicht, ob es ein Missverständnis ist. Denn das Problem im Rollenspielbereich ist ja, dass die gedruckten und bezahlten 50.000 oft auch noch von minderwertiger Qualität sind.

Mir wäre lieber es würden alle 100.000 abgelehnt werden und gar nicht gedruckt.

Was soll ich dir sagen? Du findest alles scheiße, was wir machen. Ist ja auch dein gutes Recht. Dann kauf es einfach nicht und mach's besser.

Du musst dir Mal überlegen, wie das wirkt. Jeder Post von dir ist mit einer Gemeinheit garniert. Willst du so gesehen werden? Wenn ich dir persönlich begegnen würde, hätte ich nicht einmal ein höfliches "Guten Tag" für dich. Du bist Teil der Rollenspiel-Community und dein Verhalten wirkt auf mich trollig und toxisch und auch in keiner Weise konstruktiv.

Willst du sagen können, meine Leistung des Tages war, dass ich die Arbeit anderer unkonstruktiv in den Dreck gezogen habe?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 6.07.2022 | 10:54
Was soll ich dir sagen? Du findest alles scheiße, was wir machen. Ist ja auch dein gutes Recht. Dann kauf es einfach nicht und mach's besser.

Sorry, ich habe keine Ahnung, wer du bist oder was du übersetzt hast. Ich kaufe auch schon lange keine Übersetzungen ins Deutsche mehr.

Warum du dich persönlich angegriffen fühlst, kann ich nicht im geringsten nachvollziehen.

Schreib mir einfach eine PM, was du so übersetzt hast, dann kaufe ich ein entsprechendes Buch und gebe gerne Feedback (auch privat), was ich von deiner Arbeit halte.

Vorher macht es ja wenig Sinn das auf dich zu beziehen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 6.07.2022 | 11:05
Klar gibt es immer wieder mal heftige Fehler in den Übersetzungen. Aber die halten sich für mich in Grenzen. Sprachliche Holprigkeiten stören mich auch nicht so sehr. Für mich sind Rollenspiele Arbeitsbücher und der Inhalt muss stimmen. Da ist die sprachliche Schönheit für mich sekundär.
Die Patzer die mich bei Rollenspielen am meisten stören kann ich daher selten den Übersetzern, als vielmehr den Lektoren ankreiden. Und da macht es mich wahnsinnig, wie offensichtlich manche Fehler sind und wie die von einem Lektor/Korrektor nicht gesehen werden.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 6.07.2022 | 11:17
Mein Paradebeispiel der engagierten Laienarbeit:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: schneeland am 6.07.2022 | 11:27
Ich weiß nicht, ob es ein Missverständnis ist. Denn das Problem im Rollenspielbereich ist ja, dass die gedruckten und bezahlten 50.000 oft auch noch von minderwertiger Qualität sind.

Mir wäre lieber es würden alle 100.000 abgelehnt werden und gar nicht gedruckt.

Nur um sicherzugehen: Dein Standpunkt diesbezüglich ist, wir machen die deutschen Rollenspielverlage besser einfach sämtlich zu und spielen nur noch mit englischem Material?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 6.07.2022 | 11:42
Nur um sicherzugehen: Dein Standpunkt diesbezüglich ist, wir machen die deutschen Rollenspielverlage besser einfach sämtlich zu und spielen nur noch mit englischem Material?

Nein. Mein Standpunkt ist, dass die Texte entweder neu übersetzt oder im Lektorat überarbeitet werden sollen, falls sie schlecht sind.

Tele gab irgendwie den Eindruck, dass ein Qualitätsstandard dadurch definiert wäre, was vom Verlag akzeptiert wird. Tatsache ist aber, dass viele Texte publiziert werden, die scheinbar gar nicht oder schlecht lektoriert sind.

Bin natürlich totaler Laie, aber wenn ich selbst aus dem Englischen übersetzte (habe ich für meine Arbeitgeber vor mehr als 10 Jahren schon öfters gemacht), gehe ich zumindest ein weiteres Mal ohne Blick auf die englische Vorlage drüber und versuche es so umzustellen, dass es dem alltäglichen Sprachgebrauch entspricht. Da entdeckt man viele Anglizismen im Satzbau, der Wortstellung und -wahl, die einem zuerst entgehen.

Bei schlechten Übersetzungen ins Deutsche - auch bei großen Rollenspielverlagen - scheint dieser Schritt manchmal zu fehlen. Vgl. auch mein Beispiel im Beitrag oben (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,123004.msg135084203.html#msg135084203).

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Tele am 6.07.2022 | 12:38
Du vergisst zwei Faktoren:

Die meisten RPG-Bücher, vor allem jedes GRW, sind echte Textbrocken, wo 500.000 Zeichen noch die dünneren sind. Das sind unfassbare Textmengen, die auch gern z.T. einmal in einem "tolkien-epischen" Fantasy Gebrabbel geschrieben sind. In allen Verträgen steht, dass der Charakter des Textes nicht verändert werden darf. Du kannst nicht einfach übersetzen, wie du magst.
Dann hast du noch einen Glossar, der das Leben manchmal nicht gerade erleichtert. Schon da holpert es oft.
Ein gutes Beispiel sind Warhammer Bücher von Dan Abnett. Sein Stil ist im Englischen prägnant, wortarm und...einfach speziell. Das klingt in Deutsch als wärst du ein bisschen doof. Aber du musst den Stil treffen als Übersetzer. Der Lektor darf gar nicht weit vom Original weg.

Dann das Layout, das auch berücksichtigt werden muss. Klar verändert sich die Gestaltung durch die Übersetzung, aber auch da werden z.T. von den Ursprungsverlagen Grenzen gesetzt.

Dann abgefahrene Grammatik- und Semantikprobleme, die feststehende Begriffe berühren. Der Horror!

Ich will dir nicht zu nahe treten, aber du stellst dir das zu einfach vor. Du kannst nicht einfach drauf los übersetzen. Und da sind wir wieder bei Kosten/Nutzen: Ich kann den Aufwand in schwindelerregende Höhe treiben, aber dann mache ich mit Lizenzgebühren irgendwann keinen Gewinn mehr und dann lasse ich das Buch sein.

 Es gibt keine perfekten Bücher (ich meine auch Romane), nur werden RPG-Bücher kritischer beäugt als alle anderen Medien, für die ich bisher gearbeitet habe. Was nicht schlimm ist, denn durch Kritik wird man besser, aber nicht durch Gemeinheiten.

Dein Beispiel ist ein Marketingtext eines gescheiterten CFs. Das tut mir Leid für den Verlag, sie werden draus gelernt haben. Wer nichts macht, macht nichts falsch, aber er macht halt auch nichts
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 6.07.2022 | 12:50
Du vergisst zwei Faktoren:

Die meisten RPG-Bücher, vor allem jedes GRW, sind echte Textbrocken, wo 500.000 Zeichen noch die dünneren sind. Das sind unfassbare Textmengen, die auch gern z.T. einmal in einem "tolkien-epischen" Fantasy Gebrabbel geschrieben sind. In allen Verträgen steht, dass der Charakter des Textes nicht verändert werden darf. Du kannst nicht einfach übersetzen, wie du magst.
Dann hast du noch einen Glossar, der das Leben manchmal nicht gerade erleichtert. Schon da holpert es oft.
Ein gutes Beispiel sind Warhammer Bücher von Dan Annett. Sein Stil ist im Englischen prägnant, wortarm und...einfach speziell. Das klingt in Deutsch als wärst du ein bisschen doof. Aber du musst den Stil treffen als Übersetzer. Der Lektor darf gar nicht weit vom Original weg.

Dann das Layout, das auch berücksichtigt werden muss. Klar verändert sich die Gestaltung durch die Übersetzung, aber auch da werden z.T. von den Ursprungsverlagen Grenzen gesetzt.

Dann abgefahrene Grammatik- und Semantikprobleme, die feststehende Begriffe berühren. Der Horror!

Ich will dir nicht zu nahe treten, aber du stellst dir das zu einfach vor. Du kannst nicht einfach drauf los übersetzen. Und da sind wir wieder bei Kosten/Nutzen: Ich kann den Aufwand in schwindelerregende Höhe treiben, aber dann mache ich mit Lizenzgebühren irgendwann keinen Gewinn mehr und dann lasse ich das Buch sein.

 Es gibt keine perfekten Bücher (ich meine auch Romane), nur werden RPG-Bücher kritischer beäugt als alle anderen Medien, für die ich bisher gearbeitet habe. Was nicht schlimm ist, denn durch Kritik wird man besser, aber nicht durch Gemeinheiten.

Dein Beispiel ist ein Marketingtext eines gescheiterten CFs. Das tut mir Leid für den Verlag, sie werden draus gelernt haben. Wer nichts macht, macht nichts falsch, aber er macht halt auch nichts

Über die guten Übersetzungen wird nicht gesprochen, nur auf die nicht so guten geschmipft. Ich finde die allermeisten Übersetzungen sind gut bis sehr gut gelungen und kleine Fehler werden auch in den englischen Originalen zu finden sein. Es wird immer eine Spur Geschmack (wie einzelne Wörter übersetzt sind) dabei bleiben und man wird es nie allen recht machen können. Dennoch ist der leise Teil sicherlich sehr Dankbar für die Übersetzungen. Kritik an den Übersetzungen habe ich selben, aber schon am mangelnden Lekorat. Vielleicht bin ich auch ein wenig blauäugig, wenn ich mir vorstelle die Person die das Spiel lekotriert sollte zumindest die Regeln verstanden haben sollte und wissen das Schlüsselwörter immer die selben sein sollen.

Grußsätzlich ist man ja auch Fan eines Spiels (oder Romans) und möchte es gut finden. Den Spaß den man damit hat, ist nicht in Gold aufzuwiegen. Also bei aller Kritik, hier mal ein Danke das du als Übersetzer tätig bist und auch ein Danke an all die jenigen die es dir gleich tun. Deutsche Bücher machen mir das Leben am Spieltisch unheimlich leichter. In meinem Umfeld haben nämlich nicht alle Englisch in der Schule gehabt und ich werde auch niemanden ausschließen, nur weil er/sie im hohem Alter nicht mehr die Schulbank drücken möchte.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: schneeland am 6.07.2022 | 13:15
Ich habe diesen Beitrag ausgelagert, weil sich der Fokus gänzlich weg von den Gehältern verschoben hat. Hier kann dann weiter über Übersetzungsqualität und Probleme diskutiert werden. Dabei bitte versuchen, auch bei Meinungsverschiedenheiten einen respektvollen Tonfall zu wahren.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 6.07.2022 | 13:25
Über die guten Übersetzungen wird nicht gesprochen, nur auf die nicht so guten geschmipft.

Gute Übersetzungen fallen halt leider einfach nicht auf, weil sie beim Lesen nicht wehtun.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 6.07.2022 | 15:10
Gute Übersetzungen fallen halt leider einfach nicht auf, weil sie beim Lesen nicht wehtun.

Ja, aber hier ist mir das Bild einfach zu oft verzerrt. Es wird wirklich viel Freizeit "geopfert" und mit viel Herzblut an den Übersetzungen gearbeitet. Da tun so Sätze die einfach alles in Frage stellen schon weh. Darum ist es mir auch wichtig zu sagen, ich bin mit den allermeisten Übersetzungen (und auch Lektoraten) sehr zufrieden. Und der Markt, wenn auch offentlichlich nicht gut genug bezahlt, für deutsche Bücher ist da. Sonst würden keine Übersetzungen bei den Verlagen erscheinen.

Edit: Vielleicht noch angemerkt. Ich habe dich zwar jetzt zitiert, aber die Aussage nicht auf dich bezogen, sondern ganz allgemein gemeint. :)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 6.07.2022 | 15:27
Ja, aber hier ist mir das Bild einfach zu oft verzerrt. Es wird wirklich viel Freizeit "geopfert" und mit viel Herzblut an den Übersetzungen gearbeitet wird.

Was wären denn ein paar Beispiele für großartige Übersetzungen, die du empfehlen magst?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: aikar am 6.07.2022 | 15:38
Was wären denn ein paar Beispiele für großartige Übersetzungen, die du empfehlen magst?
Ich würde mal alles von System Matters als sehr gut empfehlen.

Mit den YZE-Übersetzungen (Coriolis, Verbotene Lande, Vaesen,...) von Uhrwerk bin ich (!) auch sehr zufrieden.

Am meisten aufgefallen sind mir die Übersetzungsfehler tatsächlich kürzlich in "Van Richtens Ratgeber zu Ravenloft". Das erste D&D5-Produkt, das Wizards of the Coast selbst übersetzt hat. Nicht vernichtend, aber spürbar.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 6.07.2022 | 16:11
RANT!

Ich möchte mich mal outen: Ich kaufe deutsche Rollenspielbücher und es gibt nur ganz wenige, die so schlecht übersetzt waren, dass ich sie nicht spielen möchte.
(Arcane Codex und Frostzone zum Beispiel...)
Ich beherrsche Englisch durchaus in Wort und Schrift, und beruflich darf ich vorzugsweise die Konversation zu englischen Kunden betreiben oder Anleitungen in englischer Sprache verfassen. Das erfordert natürlich nicht die Sprachkenntnisse, um gleich Bücher zu übersetzen, aber ich schreibe das, um zu vermitteln, dass ich deutschsprachige Regelbücher nicht vorziehe, weil ich sie in englisch nicht verstehen würde...

Ich ziehe es aber in meiner Freizeit wirklich vor, Dinge in meiner Heimatsprache zu konsumieren.
Ich lese die Scheibenwelt auch in deutsch (oder höre sie als Hörbuch), auch wenn ich von vielen gepredigt bekomme, dass da ja eine Unmenge an Wortwitz und Anspielungen verloren geht. Und Serien schaue ich auch in der deutschen Fassung vor.

Es muss für meinen Konsum nicht perfekt übersetzt sein, sondern nur ausreichend gut, um mir den notwendigen Konsum-Genuss zu ermöglichen.
Ich kann es nicht leiden, wenn ich "das muss man aber in .... lesen, sonst entgeht einem doch das ganze Vergnügen" wahrnehme.
Und ich halte es teilweise für einen unglaublichen Snobbismus, wenn ich diese Anspruchshaltung wahrnehme. Das gilt ganz besonders fürs Rollenspiel.

Es gibt nämlich (gar nicht so wenig) Menschen, die nicht das Privileg genießen, das englische Original mit Hingabe konsumieren zu können.
Und ich kann mich auch noch an Zeiten erinnern, wo Rollenspiel nicht das Privileg derjenigen mit Abitur darstellte, sondern wo auf dem Schulhof der Realschule übers Rollenspiel gequatscht haben.
Als diese Zeiten (80er, frühe 90er Jahre) langsam zu Ende gingen, weil dieses Klientel durch ein "Besserspielertum" (und zugegebenermaßen natürlich auch durch Berufstätigkeit, die etliche Jahre (bei manchem Rollenspieler Jahrzehnte) vor dem Studienabschluss bei Realschulabsolventen stattfand) aus dem Hobby getrieben wurde, kam die 25 Jahre anhaltende Phase des "unser Hobby stirbt aus, denn es spielt ja niemand mehr, niemand kauft, man findet keine Leute" Mimimi, die anhielt, bis Critical Role die RPG TV Werbung neu erfand.
Seit dem geht es dem Rollenspiel wieder gut. Das ist schön, aber die vergraulten Leute sind trotzdem weg (und halten die meisten Rollenspieler für Idioten - und zwar nicht aus dem Nerd-Vorurteil heraus, sondern aus der gemachten Erfahrung)...
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Und für diese Menschen ohne gute Englischkenntnisse ist eine unperfekte Übersetzung in fast jedem Fall immer noch eingängiger als das, was sie bekämen, wenn sie sich durch das fremdsprachliche Original durcharbeiten müssten. Meistens werden die Regeln eher verstanden, es kommt zu weniger Fehlinterpretationen, die Leute sind sich einfach sicherer, dass sie es richtig verstanden haben und Spielregeln korrekt anwenden und die Lektüre ist trotz etwaiger Holperigkeit immer noch flüssiger gelesen als das Original.

Nun, ich bin einer der Realschüler (einer, der die Hochschulreife auf dem zweiten Bildungsweg erworben und dann auch sein Studium absolviert hat) von damals.
Und mich kotzt es ein bisschen an. Okay, ich will nicht unehrlich sein - also streichen wir das "ein bisschen". Und als Realschüler, dann Azubi hab ich irgendwann auch was von Solidaritäten wahrgenommen. Das für gemeinsame Interessen eintreten und so und dafür auch mal auf individuelle Vorteile verzichten.
Und auch deswegen kauf ich meinen Kram fürs Rollenspiel massiv vorzugsweise in deutsch ein. Und bin auch Leuten dankbar, die eigentlich viel mehr Geld verdienen könnten, wenn sie nicht als Rollenspielbuchübersetzer tätig wären. Dass jemand sowas macht, wird viel mit "da hineingewachsen, Hingabe an ein Hobby" und so was zu tun haben, aber viel zu oft halten Leute, die es wegen dem extrem schmalen Budget nicht ertragen, ein mäßig übersetztes Regelwerk zu lesen (und gleichzeitig aber den Thread "Bundle of holding" im Abo haben um ja nicht einen Cent zu viel auszugeben und das gesparte Geld dann im Auslandsurlaub mit gebrochenen Einheimisch in der sprachlichen Bestellung "klar muss der mich verstehen. ich bring schliesslich Devisen ins Land!" in Alkoholkonsum investieren) als "naja, als Geisteswissenschaftler würden sie sonst Taxi fahren oder Pommes verkaufen" Meinungsinhaber die Übersetzer für "unglaublich doof, sich so viel Arbeit für so wenig Geld zu machen und sie dann auch noch schlecht zu machen". Ich bin anderer Meinung. Ich bin dankbar, weil ihr es Leuten, die eben kein Fucking Abitur haben, ermöglicht, Rollenspiel zu machen. Und ja: Ihr müsstet mehr Geld kriegen und vielleicht würden dann auch andere Leute übersetzen, oder wir würden weniger lange warten, bis was erscheint. Wie auch immer.

Ich frag mich dann immer, was da schief geht. Also dass Leute wenig Geld bekommen obwohl sie mehr Geld verdienen sollten und so. Und natürlich, ob die Leute, die den Sprach-Snob raushängen lassen und damit sich anderen Leuten in den Weg zu einem Rollenspielvergnügen stellen, nicht nachdenken (können), vielleicht einfach nur egoistisch sind oder wie das so ist, wenn man sprachlich so gut drauf ist, dass man der Meinung sein kann "Rollenspiele sollten besser gar nicht erscheinen, bevor sie nur in mäßiger Qualität erscheinen - egal, wie viele Leute dadurch vielleicht gar nicht spielen können".

Zum Glück ist das hier ein Rant. Da darf ich übertreiben, weil es ja alles bewusst übertrieben dargestellt werden muss. Sonst wäre es ja kein Rant.
Und natürlich ist das alles übertrieben dargestellt. Ich mein das gar nicht alles so. Deswegen an alle Sprach-Snobbisten: Nix für ungut!

So, ach ja. Noch zum Thema: Wie gut muss für mich denn eine Übersetzung sein?
Ganz einfach: Sie muss so gut sein, dass man die Spielregeln verstehen und aus dem Verständnis heraus regelkonform spielen kann. Wenn sie besser ist, ist das natürlich schön. Wenn sie die Regeln klar falsch oder völlig unverständlich wiedergibt, ist sie zu schlecht.

PS: Ich weiss, dass es Sorten sind (und nicht Devisen).
PPS: Ich hasse nicht alle Menschen, die englische Rollenspiele kaufen, obwohl es die deutsche Übersetzung gibt - es ist ein Rant, und insofern hasse ich ALLE Menschen, egal was sie kaufen... ;)
PPPS: Ich muss noch einen drauflegen: Was noch viel scheissererer ist als eine mäßige aber verständliche Übersetzung eine Rollenspiels, ist ein 'native' deutschsprachiges Rollenspiel, dass seine Spielregeln und Fakten in so viel schwurbeligen Prosageschafel versteckt, dass man Krämpfe beim Leseversuch bekommt. Und ganz nebenbei: All diese sind natürlich von von den Besserspielern, Geisteswissenschaftlern, Sprachsnobbisten und Originalsprach-liebhabern dieser Welt verfasst, die auch an der Klimakatastrophe erheblichen Einfluss haben, werden ihre Regelwerke doch mit Klimakiller-Flugzeugen per Luftfracht von China über USA nach Deutschland verschifft!
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Infernal Teddy am 6.07.2022 | 16:18
ich kaufe Shadowrun, Battletech und Warhammer 40K immer nur auf deutsch.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 6.07.2022 | 16:28
Was wären denn ein paar Beispiele für großartige Übersetzungen, die du empfehlen magst?

Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau wozu es gut sein sollte. Ich sehe keinen Grund hier jetzt einzelne Übersetzungen zur Zielscheibe zu machen, wo vereinzelte Personen dann vielleicht noch ein Haar in der Suppe finden (wollen). Nicht böse gemeint. ;)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Eismann am 6.07.2022 | 16:32
RANT!

Ich möchte mich mal outen: Ich kaufe deutsche Rollenspielbücher und es gibt nur ganz wenige, die so schlecht übersetzt waren, dass ich sie nicht spielen möchte.
(Arcane Codex und Frostzone zum Beispiel...)
Ich vermute ich verstehe einfach die Aussage nicht richtig, daher frag ich mal nach: Arcande Codex ist doch eine deutsche Entwicklung, da ist nix übersetzt worden. Oder ist da was an mir vorbei gegangen?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 6.07.2022 | 16:41
RANT!

Ich möchte mich mal outen: Ich kaufe deutsche Rollenspielbücher und es gibt nur ganz wenige, die so schlecht übersetzt waren, dass ich sie nicht spielen möchte.
(Arcane Codex und Frostzone zum Beispiel...)
Ich beherrsche Englisch durchaus in Wort und Schrift, und beruflich darf ich vorzugsweise die Konversation zu englischen Kunden betreiben oder Anleitungen in englischer Sprache verfassen. Das erfordert natürlich nicht die Sprachkenntnisse, um gleich Bücher zu übersetzen, aber ich schreibe das, um zu vermitteln, dass ich deutschsprachige Regelbücher nicht vorziehe, weil ich sie in englisch nicht verstehen würde...

Ich ziehe es aber in meiner Freizeit wirklich vor, Dinge in meiner Heimatsprache zu konsumieren.
Ich lese die Scheibenwelt auch in deutsch (oder höre sie als Hörbuch), auch wenn ich von vielen gepredigt bekomme, dass da ja eine Unmenge an Wortwitz und Anspielungen verloren geht. Und Serien schaue ich auch in der deutschen Fassung vor.

Es muss für meinen Konsum nicht perfekt übersetzt sein, sondern nur ausreichend gut, um mir den notwendigen Konsum-Genuss zu ermöglichen.
Ich kann es nicht leiden, wenn ich "das muss man aber in .... lesen, sonst entgeht einem doch das ganze Vergnügen" wahrnehme.
Und ich halte es teilweise für einen unglaublichen Snobbismus, wenn ich diese Anspruchshaltung wahrnehme. Das gilt ganz besonders fürs Rollenspiel.

Es gibt nämlich (gar nicht so wenig) Menschen, die nicht das Privileg genießen, das englische Original mit Hingabe konsumieren zu können.
Und ich kann mich auch noch an Zeiten erinnern, wo Rollenspiel nicht das Privileg derjenigen mit Abitur darstellte, sondern wo auf dem Schulhof der Realschule übers Rollenspiel gequatscht haben.
Als diese Zeiten (80er, frühe 90er Jahre) langsam zu Ende gingen, weil dieses Klientel durch ein "Besserspielertum" (und zugegebenermaßen natürlich auch durch Berufstätigkeit, die etliche Jahre (bei manchem Rollenspieler Jahrzehnte) vor dem Studienabschluss bei Realschulabsolventen stattfand) aus dem Hobby getrieben wurde, kam die 25 Jahre anhaltende Phase des "unser Hobby stirbt aus, denn es spielt ja niemand mehr, niemand kauft, man findet keine Leute" Mimimi, die anhielt, bis Critical Role die RPG TV Werbung neu erfand.
Seit dem geht es dem Rollenspiel wieder gut. Das ist schön, aber die vergraulten Leute sind trotzdem weg (und halten die meisten Rollenspieler für Idioten - und zwar nicht aus dem Nerd-Vorurteil heraus, sondern aus der gemachten Erfahrung)...

Nun, ich bin einer der Realschüler (einer, der die Hochschulreife auf dem zweiten Bildungsweg erworben und dann auch sein Studium absolviert hat) von damals.
Und mich kotzt es ein bisschen an. Okay, ich will nicht unehrlich sein - also streichen wir das "ein bisschen". Und als Realschüler, dann Azubi hab ich irgendwann auch was von Solidaritäten wahrgenommen. Das für gemeinsame Interessen eintreten und so und dafür auch mal auf individuelle Vorteile verzichten.
Und auch deswegen kauf ich meinen Kram fürs Rollenspiel massiv vorzugsweise in deutsch ein. Und bin auch Leuten dankbar, die eigentlich viel mehr Geld verdienen könnten, wenn sie nicht als Rollenspielbuchübersetzer tätig wären. Dass jemand sowas macht, wird viel mit "da hineingewachsen, Hingabe an ein Hobby" und so was zu tun haben, aber viel zu oft halten Leute, die es wegen dem extrem schmalen Budget nicht ertragen, ein mäßig übersetztes Regelwerk zu lesen (und gleichzeitig aber den Thread "Bundle of holding" im Abo haben um ja nicht einen Cent zu viel auszugeben und das gesparte Geld dann im Auslandsurlaub mit gebrochenen Einheimisch in der sprachlichen Bestellung "klar muss der mich verstehen. ich bring schliesslich Devisen ins Land!" in Alkoholkonsum investieren) als "naja, als Geisteswissenschaftler würden sie sonst Taxi fahren oder Pommes verkaufen" Meinungsinhaber die Übersetzer für "unglaublich doof, sich so viel Arbeit für so wenig Geld zu machen und sie dann auch noch schlecht zu machen". Ich bin anderer Meinung. Ich bin dankbar, weil ihr es Leuten, die eben kein Fucking Abitur haben, ermöglicht, Rollenspiel zu machen. Und ja: Ihr müsstet mehr Geld kriegen und vielleicht würden dann auch andere Leute übersetzen, oder wir würden weniger lange warten, bis was erscheint. Wie auch immer.

Ich frag mich dann immer, was da schief geht. Also dass Leute wenig Geld bekommen obwohl sie mehr Geld verdienen sollten und so. Und natürlich, ob die Leute, die den Sprach-Snob raushängen lassen und damit sich anderen Leuten in den Weg zu einem Rollenspielvergnügen stellen, nicht nachdenken (können), vielleicht einfach nur egoistisch sind oder wie das so ist, wenn man sprachlich so gut drauf ist, dass man der Meinung sein kann "Rollenspiele sollten besser gar nicht erscheinen, bevor sie nur in mäßiger Qualität erscheinen - egal, wie viele Leute dadurch vielleicht gar nicht spielen können".

Zum Glück ist das hier ein Rant. Da darf ich übertreiben, weil es ja alles bewusst übertrieben dargestellt werden muss. Sonst wäre es ja kein Rant.
Und natürlich ist das alles übertrieben dargestellt. Ich mein das gar nicht alles so. Deswegen an alle Sprach-Snobbisten: Nix für ungut!

So, ach ja. Noch zum Thema: Wie gut muss für mich denn eine Übersetzung sein?
Ganz einfach: Sie muss so gut sein, dass man die Spielregeln verstehen und aus dem Verständnis heraus regelkonform spielen kann. Wenn sie besser ist, ist das natürlich schön. Wenn sie die Regeln klar falsch oder völlig unverständlich wiedergibt, ist sie zu schlecht.

PS: Ich weiss, dass es Sorten sind (und nicht Devisen).
PPS: Ich hasse nicht alle Menschen, die englische Rollenspiele kaufen, obwohl es die deutsche Übersetzung gibt - es ist ein Rant, und insofern hasse ich ALLE Menschen, egal was sie kaufen... ;)

Gut gebrüllt.

Im Internet ein Rant, aber am heimischen Spieltisch ein Ausschlußkritierum, wenn man den Menschen nicht auf Augenhöhe begegnet. Es sitzen auch Menschen mit Asperger Syndrom oder Legasthenie am Tisch, genau wie Menschen die keine Fremdsprachen können. Vom Straßenfeger (ohne große Ausbildung, nicht despektierlich gemeint), bis zum Arzt sitzt bei mir alles am Tisch. Es ist kein elitäres Hobby, welches nur von Studierten ausgeübt wird, die alle bis zur 13. Klasse Englischunterricht hatten. 
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Teetroll am 6.07.2022 | 16:49
Ich vermute ich verstehe einfach die Aussage nicht richtig, daher frag ich mal nach: Arcande Codex ist doch eine deutsche Entwicklung, da ist nix übersetzt worden. Oder ist da was an mir vorbei gegangen?
Das sind deutsche Rollenspiele, ja.
Sie wurden in deutscher Sprache entwickelt und nicht übersetzt ;)

Mit frischem Schwarztee und Tröpfchen Milch,
Teetroll
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 6.07.2022 | 16:59
Ich vermute ich verstehe einfach die Aussage nicht richtig, daher frag ich mal nach: Arcande Codex ist doch eine deutsche Entwicklung, da ist nix übersetzt worden. Oder ist da was an mir vorbei gegangen?

Ist ja auch irgendwo eine Leistung, direkt so schlecht zu schreiben, dass man meinen könnte, so ein Text könnte nur durch eine schlechte Übersetzung zustande kommen :think:


Zum Thema:
Meine Gewohnheit, mir zum allergrößten Teil englische Regelwerke anzuschaffen, ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass vieles aus meinen Interessensgebieten einfach nie übersetzt wurde.

Davon ab habe ich persönlich von einer "normalen" Übersetzung keinen Schaden und keinen Mehrwert (wobei es Dinge wie Warhammer Fantasy gibt, die man mMn nicht verlustfrei speziell ins Deutsche übersetzen kann), muss aber trotzdem anerkennen, dass manche Übersetzungen einen spürbaren Mehrwert liefern - noch nicht mal unbedingt auf rein sprachlicher Ebene, sondern deswegen, weil es dort ein besseres (oder überhaupt ein) Lektorat gibt, Errata eingearbeitet sind usw. usf.
Eine übersetzte Ausgabe ist ja auch quasi eine neue Auflage und bietet zumindest eine Gelegenheit, Fehler des Originals auszubügeln, ohne neue einzubringen.


Bleibt also wie so oft nur die Nullaussage: Kommt drauf an  :P ;D
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Crackers am 6.07.2022 | 17:00
Ja, aber hier ist mir das Bild einfach zu oft verzerrt. Es wird wirklich viel Freizeit "geopfert" und mit viel Herzblut an den Übersetzungen gearbeitet wird. Da tun so Sätze die einfach alles in Frage stellen schon weh. Darum ist es mir auch wichtig zu sagen, ich bin mit den allermeisten Übersetzungen (und auch Lektoraten) sehr zufrieden. Und der Markt, wenn auch offentlichlich nicht gut genug bezahlt, für deutsche Bücher ist da. Sonst würden keine Übersetzungen bei den Verlagen erscheinen.

Edit: Vielleicht noch angemerkt. Ich habe dich zwar jetzt zitiert, aber die Aussage nicht auf dich bezogen, sondern ganz allgemein gemeint. :)

Das will ich mal aufgreifen. Für mich klingt das wie eine Entschuldigung für unrunde Produkte. Vorweg: Ich bin froh um Übersetzungen, denn das Englisch in einer meiner Runden ist auf dem Niveau das man halt erwarten kann, wenn bei zwei Mitspielenden als Fremdsprache Russisch und nicht Englisch an der Schule gelehrt wurde. Und auch ich selbst lese Regeltexte viel lieber in meiner Muttersprache.

Aber Herzblut und der kleine Markt wird allzu oft auch als Entschuldigung vorgeschoben. Ich weiß um diese Dinge, akzeptiere die aber nicht als Ausrede. Tatsächlich habe ich dann lieber weniger Produkte, als welche, die die es nicht auf die Reihe kriegen mir ihre Inhalte auch nahe zu bringen. "Sei froh, dass es überhaupt jemand macht" lasse ich da nicht gelten. Eben aus dem Grund, dass man die Arbeit halt nicht machen sollte, wenn es sich nicht lohnt diese vernünftig zu erledigen. Sich selbst zu lohndumpen ist einfach nicht okay. Gerade das Selbstausbeuten schneidet natürlich wieder einen anderen Diskurs an. Ab ich halte es für ungesund diese Dienste zu Preisen anzubieten die ein besseres und professionelleres Arbeiten verhindern. Am Ende schädigt jede "billig-Übersetzung"* den Markt in dieser Hinsicht weiter.

*Damit meine ich nicht die Qualität, sondern den aufgerufenen Preis, bitte nicht als Beleidigung der Übersetzung an sich verstehen.

...
Ganz einfach: Sie muss so gut sein, dass man die Spielregeln verstehen und aus dem Verständnis heraus regelkonform spielen kann. Wenn sie besser ist, ist das natürlich schön. Wenn sie die Regeln klar falsch oder völlig unverständlich wiedergibt, ist sie zu schlecht.
Dem stimme ich sehr zu, bis auf die Tatsache dass ich weniger dankbar sondern manchmal einfach ungläubig darüber bin, dass zu derart schlechten Bedingungen gearbeitet wird.
Der Textteil, den ich drin gelassen habe drückt meine Meinung sehr kurz und gut aus.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 6.07.2022 | 17:12
Das will ich mal aufgreifen. Für mich klingt das wie eine Entschuldigung für unrunde Produkte. Vorweg: Ich bin froh um Übersetzungen, denn das Englisch in einer meiner Runden ist auf dem Niveau das man halt erwarten kann, wenn bei zwei Mitspielenden als Fremdsprache Russisch und nicht Englisch an der Schule gelehrt wurde. Und auch ich selbst lese Regeltexte viel lieber in meiner Muttersprache.

Aber Herzblut und der kleine Markt wird allzu oft auch als Entschuldigung vorgeschoben. Ich weiß um diese Dinge, akzeptiere die aber nicht als Ausrede. Tatsächlich habe ich dann lieber weniger Produkte, als welche, die die es nicht auf die Reihe kriegen mir ihre Inhalte auch nahe zu bringen. "Sei froh, dass es überhaupt jemand macht" lasse ich da nicht gelten. Eben aus dem Grund, dass man die Arbeit halt nicht machen sollte, wenn es sich nicht lohnt diese vernünftig zu erledigen. Sich selbst zu lohndumpen ist einfach nicht okay. Gerade das Selbstausbeuten schneidet natürlich wieder einen anderen Diskurs an. Ab ich halte es für ungesund diese Dienste zu Preisen anzubieten die ein besseres und professionelleres Arbeiten verhindern. Am Ende schädigt jede "billig-Übersetzung"* den Markt in dieser Hinsicht weiter.

*Damit meine ich nicht die Qualität, sondern den aufgerufenen Preis, bitte nicht als Beleidigung der Übersetzung an sich verstehen.
Dem stimme ich sehr zu, bis auf die Tatsache dass ich weniger dankbar sondern manchmal einfach ungläubig darüber bin, dass zu derart schlechten Bedingungen gearbeitet wird.
Der Textteil, den ich drin gelassen habe drückt meine Meinung sehr kurz und gut aus.

Ich stimme ja zu, einige Übersetzungen und auch das Lektorat sind wirklich nicht gut und halten mich selbst auch vom Kauf auf. Mich stört hier so ein wenig das verallgemeinern, denn die meisten funktionieren gut. Man wird es immer haben, dass man ein Schlüsselwort selbst anders übersetzt hätte. Was ich mit Herzblut meine, anders geht es nicht, weil die Dinge in der Freizeit bei vermeintlich schlechter Bezahlung erledigt werden. Ist halt kein Vollzeitjob, wo man in einem Büro 8 Stunden am Tag alles noch zich mal durchsieht.

Also ja, einige genügen selbst dem einfachen Standard nicht, wirken wie durch Google übersetzt oder als ob sie nie ein Lekorat gesehen haben. Vielleicht ist der Anteil in der Pandemie oder bei bestimmten Verlagen auch leicht nach oben gegangen. Aber das sind genau die Projekte wo drüber geschrieben wird. All die guten Gegenbeispiele bleiben auf der Strecke.

Ich würde mir wünschen, neben den oft fehlenden Angaben wie Format und Seitenzahl, dass auch immer eine Leseprobe einsehbar ist. Dann weiß man zumindest ungefähr worauf man sich einlässt.

Die Krux ist doch, dass heute gefühlt jedes zweite Buch blind gekauft werden muss, weil es entweder per Crowdfunding (wo manchmal noch nicht mal die Übersetzung angefangen hat) oder per Vorbestellung verkauft wird. Vorbestellungen, wo es direkt nach dem Kauf oder Zeitnah schon die digitale Version gibt, mal ausgenommen. Dort könnte man noch vom Kauf des Buches zurücktreten und hätte dann "nur" die PDF erworben.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 6.07.2022 | 17:15
Ab ich halte es für ungesund diese Dienste zu Preisen anzubieten die ein besseres und professionelleres Arbeiten verhindern.

Es ist in einem der verwandten Threads schon angeklungen:
Eine "korrekte" Bezahlung gibt der Markt nicht her, daher ist es eben doch genau die Wahl, ob es so läuft, wie es läuft oder ob es gar nicht gemacht wird.

Auf der anderen Seite sind die Selbstausbeuter oft genug Leute, die hauptberuflich übersetzen und nicht nur im, sondern für den Rollenspielsektor unter Wert arbeiten.
Die stellen sich dort aber nicht doof und arbeiten schlechter, weil sie weniger Geld bekommen ;)

Dazu kann man marktphilosophisch stehen, wie man will, aber wo soll in der Konstellation für mehr Geld bessere Arbeit herkommen?

Andersrum gibts auch in anderen Bereichen Übersetzungen, wo man schreien möchte...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 6.07.2022 | 17:22
Ich würde mir wünschen, neben den oft fehlenden Angaben wie Format und Seitenzahl, dass auch immer eine Leseprobe einsehbar ist. Dann weiß man zumindest ungefähr worauf man sich einlässt.

Die Krux ist doch, dass heute gefühlt jedes zweite Buch blind gekauft werden muss, weil es entweder per Crowdfunding (wo manchmal noch nicht mal die Übersetzung angefangen hat) oder per Vorbestellung verkauft wird.

Ein Spruch, eure Ähren! ;)
1. Welche deutsche Übersetzung konnte man denn nur in Vorbestellung oder CF erwerben und es war anschliessend nicht im jeweiligen Verlagshop verfügbar?
2. Es gibt Rollenspielgeschäfte - anrufen und fragen ob das Buch da ist, ob man es einsehen kann, hinfahren und ansehen und lesen. Ggf. dem Verkäufer erklären, dass man eben keine schlechte Übersetzung kaufen will. Notfalls fragen, ob der Verkäufer selber eines hat (oder ein Angestellter) und das mal zeigen kann.
Wenn das genug Leute machen würden, würde das die Shops wieder etwas beleben und das Feedback (Du Verlagsmensch, hier kommen Leute, die gucken sich eure Bücher an und kaufen sie wegen der schlechten Übersetzung nicht) auch etwas bewirken.

Ich halte das wirklich für eine verkehrte Aussage. Es ist unsere eigene Blödheit, dass wir das Zeug immer sofort und gleich und als erstes haben müssen, anstatt die Geduld zu haben um dann zu prüfen, wie die Qualität ist - zumal auch viel Qualitätsinformation im Internet kurz nach der Veröffentlichung parat ist.
Und es ist unsere eigene Bequemlichkeit, lieber so einen Paketboten meine Kilometer fahren zu lassen, anstatt meinen Hintern selbst aus dem Gaming-Sessel zu ziehen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Raven Nash am 6.07.2022 | 17:27
Die eigentliche Krux ist doch - wie auch schon angesprochen - das Lektorat. Und das scheint im RP-Bereich generell entweder oberflächlich oder gar nicht stattzufinden. Und das nicht nur auf Deutsch, bitte!
Ich hab da so einige Bücher, in denen auch auf Englisch Tippfehler einfach dringelassen wurden, Sätze unvollständig sind, usw. FFG war da z.B. sehr "gut" drin.

Was auch immer der jeweilige Übersetzer abliefert, muss von einem (möglichst erfahrenen) Lektor gecheckt werden - und da hapert es halt gewaltig. Ulisses und Uhrwerk sind da für mich das Grausen, denn wenn sogar Karten nur teilweise übersetzt gedruckt werden, kann sich das keiner mehr angeschaut haben. Früher hatte man ja auch Druckfahnen, die erst freigegeben werden mussten - scheinbar erspart man sich das heute.

Zitat
Andersrum gibts auch in anderen Bereichen Übersetzungen, wo man schreien möchte...
Korrekt. Film- Seriensynchro z.B. Den letzten Vogel hat bei mir Mystery Road abgeschossen, wo man "Rugby" konsequent mit "Football" übersetzt hat. Offenbar war man der Meinung, das deutschsprachige Publikum kann sich sonst nichts darunter vorstellen...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Camo am 6.07.2022 | 17:36
Mein Paradebeispiel der engagierten Laienarbeit:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

OH, das kenne ich... und den Übersetzer. Der Verlag antwortet nicht mal, wenn man Werberunden anbietet. ;)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 6.07.2022 | 17:42
Wer nichts macht, macht nichts falsch, aber er macht halt auch nichts
Danke!  :d

Mal als Kontext: Ich lektoriere am EWS selbst. Bei jedem Gegenlesen finde ich neue Fehler, und wenn es andere gegenlesen, finden sie wieder neue Fehler.

Die gewohnte Qualität von Büchern der großen Verlage, bei denen auf 300 Seiten vielleicht 5 Fehler sind, ist wahnsinnig schwer zu erreichen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 6.07.2022 | 17:43
Die eigentliche Krux ist doch - wie auch schon angesprochen - das Lektorat. Und das scheint im RP-Bereich generell entweder oberflächlich oder gar nicht stattzufinden. Und das nicht nur auf Deutsch, bitte!
Ich hab da so einige Bücher, in denen auch auf Englisch Tippfehler einfach dringelassen wurden, Sätze unvollständig sind, usw. FFG war da z.B. sehr "gut" drin.

Was auch immer der jeweilige Übersetzer abliefert, muss von einem (möglichst erfahrenen) Lektor gecheckt werden - und da hapert es halt gewaltig. Ulisses und Uhrwerk sind da für mich das Grausen, denn wenn sogar Karten nur teilweise übersetzt gedruckt werden, kann sich das keiner mehr angeschaut haben. Früher hatte man ja auch Druckfahnen, die erst freigegeben werden mussten - scheinbar erspart man sich das heute.

Leider kann ich da nicht wirklich widersprechen, da gibt es wirklich ein paar Beispiele wo ich mich auch Frage was das soll. Hat zur Folge das ich von den Verlagen mittlerweile nichts mehr Blind kaufe, obwohl sicher auch viele positive Beispiele dort zu finden sind. Bei anderen Verlagen habe ich aber genug Vertrauen, die Bücher so zu kaufen und mich dran zu erfreuen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 6.07.2022 | 17:44
Ich lese die Scheibenwelt auch in deutsch (oder höre sie als Hörbuch), auch wenn ich von vielen gepredigt bekomme, dass da ja eine Unmenge an Wortwitz und Anspielungen verloren geht.
Scheibenwelt kenne ich auf Deutsch und Englisch, und ich finde sie auf Deutsch besser.

So: Das sind wahnsinnig gute Übersetzungen. Wollte ich hier jetzt auch noch gesagt haben.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Camo am 6.07.2022 | 17:46
Ich hatte mir - weil ich an einer Schule und mit Schülern arbeite - die deutschen D&D5-Regelwerke zugelegt... nur um dann festzustellen, dass zum Teil Spruchbeschreibungen oder andere Regeln zum Teil gravierend vom englischen Original abweichen... das funktioniert halt nicht und da "Herzblut" oder "geopferte Freizeit" keine Ausrede. Ich hab selbst schon übersetzt - klar ist das nicht einfach, deswegen muss man aber nicht pfuschen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Crackers am 6.07.2022 | 17:46
Ich stimme ja zu, einige Übersetzungen und auch das Lektorat sind wirklich nicht gut und halten mich selbst auch vom Kauf auf. Mich stört hier so ein wenig das verallgemeinern, denn die meisten funktionieren gut. Man wird es immer haben, dass man ein Schlüsselwort selbst anders übersetzt hätte. Was ich mit Herzblut meine, anders geht es nicht, weil die Dinge in der Freizeit bei vermeintlich schlechter Bezahlung erledigt werden. Ist halt kein Vollzeitjob, wo man in einem Büro 8 Stunden am Tag alles noch zich mal durchsieht.

Also ja, einige genügen selbst dem einfachen Standard nicht, wirken wie durch Google übersetzt oder als ob sie nie ein Lekorat gesehen haben. Vielleicht ist der Anteil in der Pandemie oder bei bestimmten Verlagen auch leicht nach oben gegangen. Aber das sind genau die Projekte wo drüber geschrieben wird. All die guten Gegenbeispiele bleiben auf der Strecke.

Das ist bei vielen Berufen so: Wenn es schlecht ist, fällt es auf und wird bemängelt. Wenn es gut ist, funktioniert es und ist keinen Kommentar wert. Das ist schade, denn Wertschätzung ist natürlich ein enormer Motivator.

Es ist in einem der verwandten Threads schon angeklungen:
Eine "korrekte" Bezahlung gibt der Markt nicht her, daher ist es eben doch genau die Wahl, ob es so läuft, wie es läuft oder ob es gar nicht gemacht wird.

Dann gibt es sie eben nicht. Genau das ist der Punkt. Jeder der zu den Bedingungen arbeitet, arbeitet an an der Aufrechterhaltung genau dieser. Vor allem wenn es als Argument für unrunde Produkte angebracht wird ist das doch Mist. Dann hat ja keiner was davon: Der Übersetzer kann davon nicht leben, der Kunde hat ein schlechtes Produkt und am Ende, nachdem es sich rumspricht bleibt der Verlag auf den Restexemplaren sitzen.

Zitat
Auf der anderen Seite sind die Selbstausbeuter oft genug Leute, die hauptberuflich übersetzen und nicht nur im, sondern für den Rollenspielsektor unter Wert arbeiten.
Die stellen sich dort aber nicht doof und arbeiten schlechter, weil sie weniger Geld bekommen ;)

Sie arbeiten für die Verlage, wenn sie das tun, aber sicher nicht für die eigene Branche. Wenn das Projekt sich nicht trägt, muss man es ablehnen.

Zitat
Dazu kann man marktphilosophisch stehen, wie man will, aber wo soll in der Konstellation für mehr Geld bessere Arbeit herkommen?

Von den Auftraggebern. Die Frage sollte nicht sein, ob es das Produkt dann halt nicht gibt, sondern ob der Verlag dieses Produkt dann halt nicht umsetzen kann. Gleiches Ergebnis, aber die Fragestellung ist eine andere. Wenn die Verläge keine Übersetzer mehr haben, müssen sie halt mehr für diese Leistung bezahlen. Lernen durch Schmerz. Und ja: Am Ende zahlt es der Kunde. Aber nach dem Lesen der Threads hier muss ich persönlich mir wirklich die Frage stellen, ob ich diese Wertschöpfungskette, die auf schlechter Bezahlung aller fußt, überhaupt noch unterstützen möchte.

Zitat
Andersrum gibts auch in anderen Bereichen Übersetzungen, wo man schreien möchte...
Mit dem Finger auf Andere Zeigen löst genau gar nichts.


Davon ab: Auch die Verlage müssen natürlich ihren Beitrag zu guten Übersetzungen leisten. Nicht nur bei der Bezahlung, sondern auch bei der Abnahme. Da fragt man sich nämlich durchaus auch wie das so abgenommen werden kann.


Zitat
Ich halte das wirklich für eine verkehrte Aussage. Es ist unsere eigene Blödheit, dass wir das Zeug immer sofort und gleich und als erstes haben müssen, anstatt die Geduld zu haben um dann zu prüfen, wie die Qualität ist - zumal auch viel Qualitätsinformation im Internet kurz nach der Veröffentlichung parat ist.
Und es ist unsere eigene Bequemlichkeit, lieber so einen Paketboten meine Kilometer fahren zu lassen, anstatt meinen Hintern selbst aus dem Gaming-Sessel zu ziehen.

Das stimmt. Viel wird einfach zu unkritisch gekauft. Aber wo hin, wenn nicht an die Kunden selbst, sollen die Verlage denn ihre Rezensionsexemplare schicken, damit wir uns vorher informieren können? Ich meine das gar nicht als Gegenargument zu dir, sondern als ernsthafte Frage.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Doc-Byte am 6.07.2022 | 17:50
ich kaufe Shadowrun[...] immer nur auf deutsch.

Ja gut, die Shadowrun Übersetzungen von Pegasus sind ja nun mal auch schlicht um Längen besser, als die vermurksten Originale von CGL...  8]

---

Ich hab im Laufe der Jahre auch hier und da mal den einen oder anderen Text übersetzt. Das meiste davon privat und für meine einzige große Arbeit für einen Verlag (https://www.13mann.de/unsere-rollenspiele/traveller/45/traveller-stolperfalle-kampagne) muss ich mich vermutlich eher entschuldigen (hab mich ehrlich gesagt nie getraut, das gedruckte Ergebnis noch mal zu lesen :-[), weil ich da noch wenig Erfahrung hatte und es heute (z.B. sind die Seiten 213-215 & 266-268 sowie der Infoskasten auf S. 262 hier von (https://www.dropbox.com/s/qldwiftfuwcxdyp/Star%20Reeves%20-%20Das%20Space%20Western%20Rollenspiel.pdf?dl=0) von mir übersetzt worden) wohl besser hinbekäme. Kurze Passagen (wie vor vielen Jahren mal Teile einer semi-offiziell Übersetzung der "Denver Missions" (https://www.dropbox.com/s/vc6xad29atkqqvs/Making%20the%20scene.pdf?dl=0)) oder (hypothetisch) auch ganze Abenteuerbände, meintewegen auch Quellenbücher, sind das eine, aber ein Regelwerk zu übersetzen, ist dann noch mal eine ganz andere Herausforderung. Auch das hab ich vor Jahren mal angefangen (hier (https://www.dropbox.com/s/8htmyd07hcri03q/Star%20Reeves%20D6.pdf?dl=0) ab Seite 46 nachzulesen) und ich gebe ganz ehrlich zu, dass es mir irgendwann vom Umfang her über den Kopf gewachsen ist. - Und dabei ging es wirklich rein um die Übersetzung, an andere Schritte hatte ich da noch nicht wirklich ernsthaft gedacht.

Jetzt bin ich natürlich kein Profi, der beruflich als Übersetzer oder Lektor unterwegs wäre, aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass im Rollenspielsektor genrell viel mit bzw. von Leuten gearbeitet wird, die das Ganze nur nebenher als Hobby (denn viel verdienen tut man damit mEn nicht) betreiben und tatsächlich häufig hauptberuflich ganz was anderes machen und einfach nur etwas mehr Erfahrung als ich haben. Und ich lehne mich jetzt einfach mal so weit aus dem Fenster, um zu behaupten, dass eine gute Übersetzung eines Rollenspielbuchs absolut nicht so "leicht und mal eben" gemacht ist, wie der eine oder andere scheinbar glaubt. Zumal dann ja - wie schon von anderen angesprochen - oft noch spezielle Konventionen dazu kommen, die es zu beachten gilt. Bspw. wenn man alle Adjektive groß schreibt, die mal als feste Regelbegriffe interpretiert. ('Großer Vorteil', 'Mittlere Reichweite' etc.) Da macht so mancher Leser gedanklich schon einen Rechtschreibfehler draus...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 6.07.2022 | 17:50
Danke!  :d

Mal als Kontext: Ich lektoriere am EWS selbst. Bei jedem Gegenlesen finde ich neue Fehler, und wenn es andere gegenlesen, finden sie wieder neue Fehler.

Die gewohnte Qualität von Büchern der großen Verlage, bei denen auf 300 Seiten vielleicht 5 Fehler sind, ist wahnsinnig schwer zu erreichen.

So ist das. Ich glaube es ist allen bewusst, es sind immer Fehler in Büchern vorhanden. Manche sind ja sogar Charmant. Hält zumindest mich nicht vom Kauf ab. :)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 6.07.2022 | 17:55
Die eigentliche Krux ist doch - wie auch schon angesprochen - das Lektorat. Und das scheint im RP-Bereich generell entweder oberflächlich oder gar nicht stattzufinden. Und das nicht nur auf Deutsch, bitte!
Ich hab da so einige Bücher, in denen auch auf Englisch Tippfehler einfach dringelassen wurden, Sätze unvollständig sind, usw. FFG war da z.B. sehr "gut" drin.

Was auch immer der jeweilige Übersetzer abliefert, muss von einem (möglichst erfahrenen) Lektor gecheckt werden - und da hapert es halt gewaltig. Ulisses und Uhrwerk sind da für mich das Grausen, denn wenn sogar Karten nur teilweise übersetzt gedruckt werden, kann sich das keiner mehr angeschaut haben. Früher hatte man ja auch Druckfahnen, die erst freigegeben werden mussten - scheinbar erspart man sich das heute.
Korrekt. Film- Seriensynchro z.B. Den letzten Vogel hat bei mir Mystery Road abgeschossen, wo man "Rugby" konsequent mit "Football" übersetzt hat. Offenbar war man der Meinung, das deutschsprachige Publikum kann sich sonst nichts darunter vorstellen...

Das ist der Punkt  :d Ich gehe noch einen Punkt weiter: Rollenspiele sind Spielanleitungen. Spielwerte und Regeln müssen richtig sein. Ebenso Karten.  Wenn da der belletristische Teil holprig ist, dann kratzt mich das nicht.

Beispiel: Bei Der Eine Ring greift Beorn mit einem "Holzhammer" an (to maul = zerreißen)
Bei Abenteuer in Mittelerde ist der Schadenwert völlig falsch (da scheint er wohl nen taktischen Atomsprengkopf zu benutzen). Dazu sind da die Charaktere auf einmal in Fertigkeiten geübt, die es gar nicht gibt.
Im Monster Manual - Deutsche Ausgabe (1. Auflage)von D&D5 sind alle Stats der Elementare falsch. Offenbar hat man das erste falsch gemacht und dann einfach mit copy&paste übernommen. Oder im Mythgart Weltenbuch sind in beinahe jeder Karte Fehler drin (nicht übersetzte oder sogar fehlende Städte).

Das sind für mich nur sehr bedingt Probleme der Übersetzer. Spätestens der Lektor muss sehen und wissen, dass Beorn nicht mit Holzhammern oder Atomsprengköpfen angreift. Von daher bringt es doch nichts jetzt die Übersetzer als nächste Sau durchs Dorf zu treiben um wieder nicht das eigentliche Thema anzusprechen: Viele Verlage (besonders Uhrwerk, Ulisses und Truant) versagen beim Lektorat.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 6.07.2022 | 17:59
Zum Meckern: Ich habe Robins Laws übersetzt — über drei Jahre hinweg in Freizeit (und in ungezählten Stunden). Dann habe ich es S.J. Games angeboten und die haben mich an Pegasus verwiesen. Die haben dann unerwarteterweise für die Textmenge fair bezahlt (ich war trotzdem deutlich unter 1 Euro pro Stunde Arbeitszeit). Es liest sich für mich auch heute noch gut.

Es wurde dann aber in einer Rezi wegen einem blöden Übersetzungsfehler, wo ich wirklich etwas falsch verstanden hatte (was aber für den Nutzen des Abschnittes nichts machte), übelst zerrissen.

Wie groß jetzt der Einfluss der Rezi war kann ich im Nachhinein nicht sagen. Was ich sagen kann: es war meine erste und letzte Übersetzung eines Rollenspielbuches.

Daher: danke an alle Übersetzer, die es mir trotz solcher Risiken ermöglichen, Bücher zu kaufen, die auch meine Familie lesen kann.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 6.07.2022 | 17:59
Ein Spruch, eure Ähren! ;)
1. Welche deutsche Übersetzung konnte man denn nur in Vorbestellung oder CF erwerben und es war anschliessend nicht im jeweiligen Verlagshop verfügbar?
2. Es gibt Rollenspielgeschäfte - anrufen und fragen ob das Buch da ist, ob man es einsehen kann, hinfahren und ansehen und lesen. Ggf. dem Verkäufer erklären, dass man eben keine schlechte Übersetzung kaufen will. Notfalls fragen, ob der Verkäufer selber eines hat (oder ein Angestellter) und das mal zeigen kann.
Wenn das genug Leute machen würden, würde das die Shops wieder etwas beleben und das Feedback (Du Verlagsmensch, hier kommen Leute, die gucken sich eure Bücher an und kaufen sie wegen der schlechten Übersetzung nicht) auch etwas bewirken.

Ich halte das wirklich für eine verkehrte Aussage. Es ist unsere eigene Blödheit, dass wir das Zeug immer sofort und gleich und als erstes haben müssen, anstatt die Geduld zu haben um dann zu prüfen, wie die Qualität ist - zumal auch viel Qualitätsinformation im Internet kurz nach der Veröffentlichung parat ist.
Und es ist unsere eigene Bequemlichkeit, lieber so einen Paketboten meine Kilometer fahren zu lassen, anstatt meinen Hintern selbst aus dem Gaming-Sessel zu ziehen.

Ja, ich verstehe bis heute nicht, warum so viel als Crowdfunding läuft. Gegen eine gute Vorbestellung eines kleinen Verlages, der einfach schauen muss wie viele Bücher er drucken muss, habe ich nichts.

zu 1. Keine Ahnung ob es das Wrestlingspiel bei System Matters in den Druck schafft. Ohne Vorbestellung ganz sicher nicht. Über Ulisses brauchen wir nicht zu reden.
zu 2. Das ist so nur die halbe Wahrheit. Ich fahre doch keine 100km um mir ein Buch in einem Laden anzusehen, sofern es überhaupt vorhanden ist. Auch zum Verlag kommt man nicht eben so. Cons helfen da ein wenig, wenn sie wieder Offline stattfinden. Zumindest was bestimmte Verlage angeht.
Ich fürchte solange die Crowdfundings weiter so gut laufen, wird da gar nichts passieren. ist halt ein Buch nicht brauchbar. Die Kunden wollen mehr als 50% des Kaufpreises zurück? Dann bekommen sie halt eine kleine PDF mit Bonusmaterial und sollen ruhig sein.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Zanji123 am 6.07.2022 | 18:12
die meisten die hier doch meckern haben KEINE Ahnung bzw. Ausbildung als Übersetzer sondern denken "ja also ich hab ne 1 in der Mittleren Reife / 1er Englisch Abi ich weis gar nicht was da so schwer dran sein soll...Übersetzungen hatten wir auch in der Schule"

HOH BOY ihr habt keine Ahnung.

Background: ich bin gelernter Fremdsprachenkorrespondent für Englisch und Französisch (und Groß- und Außenhandelskaufmann) hab Mittlere Reife gemacht und dachte auch "yolo wird einfach".... bis du im letzten BFS Jahr dann DREI STUNDEN nen Wirtschaftstext in die Fremdsprache oder aus der Fremdsprache übersetzen musst. Ich hab gekotzt im Strahl da wir hier nicht nach Abi Noten oder so benotet worden sind.

Ich hätte dann noch weiter für Dolmetscher / Übersetzer studieren können und da gibt's eine Fachrichtung nur für Literatur (die am wenigsten verdienen / gesucht werden...am meisten für wirtschaftstexte und die "Top Verdiener" sind da Juristentexte) aber nachdem wir mal nen literatur text aus nem Buch (mir unbekannt) übersetzt haben und ich da grausig abgestunken habe (unser Lehrer WAR Übersetzer) war's für mich gelaufen damit.

Es geht eben NICHT nur um "ich übersetze" sondern du bekommst halt echt harte Vorgaben WIE du zu übersetzen musst. Dann gibt's noch das gemecker "das musst du freier übersetzen".... aber "das nicht ZU frei" und wenn ich jetzt bedenke das du das als Hobby nebenbei machst weil sich die Verlage garantiert keinen hauptberuflichen Übersetzer anstellen werden.

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Ma tetz am 6.07.2022 | 18:22
Ich kaufe Übersetzungen und ja die sind nicht fehlerfrei, aber die meisten sind doch benutzbar.

Aktuell besitze ich nur ein englisches Regelwerke, das aber nur weil es einfach sehr viel günstiger war, als die Übersetzung und mir schon klar war, dass ich das selten bis garnicht spielen werde. Sollte sich das ändern, würde ich mir auch die Übersetzung holen.

Ich kann Englisch und ich habe meine Diss auf Englisch geschrieben, im Rollenspiel brauch ich das nicht. Ich mag meine Muttersprache.

Herzlichen Dank an Alle die mir deutschsprachige Rollenspiele zugänglich machen, egal ob übersetzt oder originär deutsch.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Crackers am 6.07.2022 | 18:25
die meisten die hier doch meckern haben KEINE Ahnung bzw. Ausbildung als Übersetzer sondern denken "ja also ich hab ne 1 in der Mittleren Reife / 1er Englisch Abi ich weis gar nicht was da so schwer dran sein soll...Übersetzungen hatten wir auch in der Schule"

HOH BOY ihr habt keine Ahnung.

Background: ich bin gelernter Fremdsprachenkorrespondent für Englisch und Französisch (und Groß- und Außenhandelskaufmann) hab Mittlere Reife gemacht und dachte auch "yolo wird einfach".... bis du im letzten BFS Jahr dann DREI STUNDEN nen Wirtschaftstext in die Fremdsprache oder aus der Fremdsprache übersetzen musst. Ich hab gekotzt im Strahl da wir hier nicht nach Abi Noten oder so benotet worden sind.

Ich hätte dann noch weiter für Dolmetscher / Übersetzer studieren können und da gibt's eine Fachrichtung nur für Literatur (die am wenigsten verdienen / gesucht werden...am meisten für wirtschaftstexte und die "Top Verdiener" sind da Juristentexte) aber nachdem wir mal nen literatur text aus nem Buch (mir unbekannt) übersetzt haben und ich da grausig abgestunken habe (unser Lehrer WAR Übersetzer) war's für mich gelaufen damit.

Es geht eben NICHT nur um "ich übersetze" sondern du bekommst halt echt harte Vorgaben WIE du zu übersetzen musst. Dann gibt's noch das gemecker "das musst du freier übersetzen".... aber "das nicht ZU frei" und wenn ich jetzt bedenke das du das als Hobby nebenbei machst weil sich die Verlage garantiert keinen hauptberuflichen Übersetzer anstellen werden.

Glückwunsch! Du hast die bisherige Diskussion und wirklich jeden einzelnen Beitrag komplett ignoriert und einfach mal los gepoltert, wie dumm wir ahnungslosen doch alle sind.

Nicht einmal steht hier was davon, dass jemand es besser gekonnt hätte und dass alles so einfach wäre.
Stattdessen wurde hier angemerkt, dass der Aufwand für das Geld zu hoch ist, dass mehr Unterstützung durch Verlage (Lektorat) nötig wäre und dass die meisten das nicht aus wirtschaftlichen Gründen tun und damit, neben der Kritik die ich daran übe, durchaus Respekt verdienen.

Selten einen so wenig konstruktiven, besserwisserischen und überhaupt unangebrachten Kommentar gelesen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 6.07.2022 | 19:07
Dann gibt es sie eben nicht. Genau das ist der Punkt. Jeder der zu den Bedingungen arbeitet, arbeitet an an der Aufrechterhaltung genau dieser. Vor allem wenn es als Argument für unrunde Produkte angebracht wird ist das doch Mist. Dann hat ja keiner was davon: Der Übersetzer kann davon nicht leben, der Kunde hat ein schlechtes Produkt und am Ende, nachdem es sich rumspricht bleibt der Verlag auf den Restexemplaren sitzen.

So ist es aber in der Fläche nicht.
Stattdessen gibt es schlechte, mittelmäßige und gute Produkte (oder als Einzelteil: Übersetzungen) zu grundsätzlich gleichen Kosten.
Die Kunden bekommen dann auch mal ein schlechtes Produkt, aber nicht mit Masse.

Und ja, die Übersetzer können nicht (allein) davon leben - müssen sie aber auch nicht.
Die Alternative ist nur nicht, dass es allen besser geht, sondern dass es die Sparte in der Form schlicht nicht (mehr) gibt. Dann haben die Kunden gar keine statt qualitativ unterschiedliche Produkte und die Übersetzer kein Zubrot.

Es ist ja nicht so, dass noch nie jemand versucht hätte, an den Bedingungen was zu ändern, aber unterm Strich trägt der Markt einfach nur das.


Von den Auftraggebern. Die Frage sollte nicht sein, ob es das Produkt dann halt nicht gibt, sondern ob der Verlag dieses Produkt dann halt nicht umsetzen kann. Gleiches Ergebnis, aber die Fragestellung ist eine andere. Wenn die Verläge keine Übersetzer mehr haben, müssen sie halt mehr für diese Leistung bezahlen.

Die Frage war nicht, wo das Geld für bessere Arbeit herkommen soll, sondern wie für mehr Geld bessere Arbeit geleistet werden soll, wenn man für mehr Geld auch "nur" die gleichen Leute dran sitzen hat, die sich eben nicht je nach Bezahlung absichtlich blöd oder weniger blöd anstellen.


Freilich kann ich mich hinstellen und sagen: Dann soll es das eben alles nicht mehr geben, wenn es nicht "sauber" laufen kann.
Oder im Kleinen: Ich kaufe erst wieder Übersetzungen, wenn die Übersetzer ordentlich bezahlt werden und die Gesamtqualität stimmt - wenn man mit den Alternativen klar kommt, kann man das machen.


Aber solange die beteiligten Selbstausbeuter wollen, dass es die Produkte lieber zu den aktuellen Bedingungen gibt als gar nicht, wird sich nichts ändern.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 6.07.2022 | 19:09
Nicht einmal steht hier was davon, dass jemand es besser gekonnt hätte und dass alles so einfach wäre.
Es wurde schon viel über die Qualität gemeckert (allerdings nicht von allen).
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 6.07.2022 | 19:40
Tja, ich war bei RuneQuest noch einmal so naiv und dachte die würden sie sich schon Mühe geben, dann wurde ihnen gleich auf der ersten Seite von Chaosium das Carl-Jung-Zitat, das es in der englischen Fassung gab, gestrichen und ich hatte schon genug und habe mich der englischen Fassung zugewandt. Das war das letzte Mal, das ich eine Übersetzung erworben habe.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Zanji123 am 6.07.2022 | 19:52
Glückwunsch! Du hast die bisherige Diskussion und wirklich jeden einzelnen Beitrag komplett ignoriert und einfach mal los gepoltert, wie dumm wir ahnungslosen doch alle sind.

Nicht einmal steht hier was davon, dass jemand es besser gekonnt hätte und dass alles so einfach wäre.
Stattdessen wurde hier angemerkt, dass der Aufwand für das Geld zu hoch ist, dass mehr Unterstützung durch Verlage (Lektorat) nötig wäre und dass die meisten das nicht aus wirtschaftlichen Gründen tun und damit, neben der Kritik die ich daran übe, durchaus Respekt verdienen.

Selten einen so wenig konstruktiven, besserwisserischen und überhaupt unangebrachten Kommentar gelesen.

really?? GANZ SICHER??

Tartex Zita auf seite 1t:

Bin natürlich totaler Laie, aber wenn ich selbst aus dem Englischen übersetzte (habe ich für meine Arbeitgeber vor mehr als 10 Jahren schon öfters gemacht), gehe ich zumindest ein weiteres Mal ohne Blick auf die englische Vorlage drüber und versuche es so umzustellen, dass es dem alltäglichen Sprachgebrauch entspricht. Da entdeckt man viele Anglizismen im Satzbau, der Wortstellung und -wahl, die einem zuerst entgehen.



auch die Anmerkung von einigen "naja dann gibt's halt keine Übersetzung" ...... ja super gleich mal den Nachwuchs ausschließen deren Englisch evtl. nicht ganz so gut ist :) aber dann bitte nicht jammern "die Rollenspieler werden immer älter"

"Mehr Geld" für Übersetzungen wirds fast auch schwer geben da der Endkunde einfach nicht dafür bereit ist für die deutsche Version mehr zu zahlen als das englische weil "is ja nur ne Übersetzung". Das einzige wo man hier ansetzen köntte wäre halt das Lektorat und ja da wird schon arg geschlampt

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: schneeland am 6.07.2022 | 20:09
Bitte auf den Tonfall achten! Auch bei deutlich unterschiedliche Meinungen sollte das Ziel hier ein Mindestmaß an konstruktiver Diskussion sein.
Gleichermaßen sind persönliche Angriffe übrigens nicht erwünscht hier.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Crackers am 6.07.2022 | 20:14
Es wurde schon viel über die Qualität gemeckert (allerdings nicht von allen).

Etwas Qualitativ zu bewerten ist nicht damit gleichzusetzen, dass man es besser könnte. Fehlt nur noch das viel genutzte "machs doch selber besser!". Nein. Ich kann doch für mich selbst eine qualitative Einschätzung zu einem Text finden und formulieren ohne dass ich selbst in dem Feld tätig bin. Das mag zwar durchaus manchmal die Gefühle der Menschen dahinter verletzen, aber jeder hier im Thread hat Produkte und nicht die Menschen dahinter kritisiert. Das sollte man trennen.

So ist es aber in der Fläche nicht.
Stattdessen gibt es schlechte, mittelmäßige und gute Produkte (oder als Einzelteil: Übersetzungen) zu grundsätzlich gleichen Kosten.
Die Kunden bekommen dann auch mal ein schlechtes Produkt, aber nicht mit Masse.

Und ja, die Übersetzer können nicht (allein) davon leben - müssen sie aber auch nicht.
Die Alternative ist nur nicht, dass es allen besser geht, sondern dass es die Sparte in der Form schlicht nicht (mehr) gibt. Dann haben die Kunden gar keine statt qualitativ unterschiedliche Produkte und die Übersetzer kein Zubrot.

Es ist ja nicht so, dass noch nie jemand versucht hätte, an den Bedingungen was zu ändern, aber unterm Strich trägt der Markt einfach nur das.


Die Frage war nicht, wo das Geld für bessere Arbeit herkommen soll, sondern wie für mehr Geld bessere Arbeit geleistet werden soll, wenn man für mehr Geld auch "nur" die gleichen Leute dran sitzen hat, die sich eben nicht je nach Bezahlung absichtlich blöd oder weniger blöd anstellen.


Freilich kann ich mich hinstellen und sagen: Dann soll es das eben alles nicht mehr geben, wenn es nicht "sauber" laufen kann.
Oder im Kleinen: Ich kaufe erst wieder Übersetzungen, wenn die Übersetzer ordentlich bezahlt werden und die Gesamtqualität stimmt - wenn man mit den Alternativen klar kommt, kann man das machen.


Aber solange die beteiligten Selbstausbeuter wollen, dass es die Produkte lieber zu den aktuellen Bedingungen gibt als gar nicht, wird sich nichts ändern.

Okay, also doch keine Sache von Herzblut und geopferter Freizeit, mehr Geld würde die Übersetzung nicht besser machen. Dann ist das also eine reine Schutzhaltung? Die Frage meine ich ernst. Der Post auf dem ich mich in meinem ursprünglichen Beitrag hier bezog wurde von mir so gelesen. War das falsch? Ich dachte, wenn die Kosten keine gewissenhaftere Übersetzung zulassen, damit man am Monatsende was zu Essen im Kühlschrank hat (Menge der Aufträge/Zeitaufwand), dass mehr Geld den Übersetzern das Arbeiten erleichtern würde.

Also liegt der Grund für schlechte Bücher an anderer Stelle begraben: Beim Lektorat und damit bei der Qualitätskontrolle durch die Verlage. Dann muss aber auch die Argumentation des Herzblutes nicht mehr bringen. Du hast nach deinen Möglichkeiten gearbeitet und jemand Anderes hat seine Aufgaben vernachlässigt. Das ist dann keine Sache des Übersetzers mehr.

...



Wenn jemand aus seinen Übersetzungserfahrungen berichtet heißt das nicht, dass er sich einbildet besser zu sein. Im Gegenteil. Der User betitelt sich selbst als Laie, stellt seine Fähigkeiten also nicht heraus.

Ansonsten von mir zu dir nur noch folgendes Feedback: Ich werde deine Beiträge ab nun einfach ignorieren. Ich mag von dir nicht als "oh Boy" angesprochen werden, noch empfinde ich deine Art zu schreiben und zu antworten als wertschätzend. Ich bin durchaus bereit mich hier belehren zu lassen und dazu zulernen. Das löst zwar das Problem am Ende nicht, erzeugt aber Verständnis. Deine Posts tragen dazu leider nicht bei.
Bist bestimmt total nett, aber an weiterem Austausch mit dir nehme ich nicht teil.

Edit: Regelerinnerung ist angekommen. Werde zukünftig darauf verzichten.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: schneeland am 6.07.2022 | 20:38
Ansonsten von mir zu dir nur noch folgendes Feedback: Ich werde deine Beiträge ab nun einfach ignorieren. Ich mag von dir nicht als "oh Boy" angesprochen werden, noch empfinde ich deine Art zu schreiben und zu antworten als wertschätzend. Ich bin durchaus bereit mich hier belehren zu lassen und dazu zulernen. Das löst zwar das Problem am Ende nicht, erzeugt aber Verständnis. Deine Posts tragen dazu leider nicht bei.
Bist bestimmt total nett, aber an weiterem Austausch mit dir nehme ich nicht teil.

Ich verweise nochmal auf meine Moderationsanweisung direkt über Deinem Beitrag. Insbesondere das öffentliche Bekanntgeben, jemanden zu ignorieren gehört nicht hier her (siehe §7e der Hausordnung (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,115467.0.html)).
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Megavolt am 6.07.2022 | 20:45
Ich nehme drei Probleme wahr (wertfrei gesprochen, das ist rein deskriptiv):

- Jeder hält sich für sehr sprachkompetent, ist es aber nicht, sondern ist stattdessen in seinem individuellen Sprachsilo gefangen. Oder anders: Der eigene Horizont muss zwangsläufig wie der echte Horizont wirken, aber das ist falsch. Hier gibts massive blinde Flecken und die sind immer brutal. Letztlich ist jeder schwächer, als er denkt.

- Übersetzen ist oft Geschmackssache.

- Die Übersetzerei ist Fiddelarbeit. Ein Text, der von 5 Leuten konzentriert gelesen und gründlich überprüft wurde, der ist deshalb NOCH LANGE nicht fehlerfrei.

Die drei Probleme verstärken sich ungünstig.

(Schleichwerbeeinblendung (https://www.eskapodcast.de/2021/10/10/folge-182-my-dear-mr-singing-club-uebersetzungen-in-der-rollenspielliteratur/))
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 6.07.2022 | 21:01
Crackers: es gibt eine relativ begrenzte Menge an Geld, das die Leute im deutschsprachigen Raum bereit und in der Lage sind, umzusetzen.
Dieses Geld verteilt sich auf die Menge an Produkten.
Wenn die Kosten eines Produktes steigt, dann wirkt sich das auf den Markt aus.

Einige (nicht alle) denkbare Auswirkungen:
1. es gibt weniger Vielfalt, weil weniger Produkte produziert werden. Die Produzierten Produkte sind aber hochwertiger (zB in der Übersetzung).
2. es gibt genau so viele Reihen (Vielfalt bleibt gleich), aber die Auflagen der Produkte sinkt. Dadurch erhöhen sich Produktionskosten (zB der Preis für Druck pro Exemplar)
3. es gibt mehr einheimische Produkte, weil Übersetzungen gegenüber den nativen Produkten unverhältnismäßig teuer werden. Folge: weniger Übersetzer, mehr Autoren
4. Konsumenten sind gewillt, mehr für Übersetzungen auszugeben und deswegen lohnen sich heimische Produkte weniger. Folge: mehr Übersetzer, weniger Autoren
5. Verlage erhöhen die Preise der eigenen nativen Produktionen und machen mehr Gewinn.
6. Kunden kaufen lieber das preiswertere englische Produkt als die unverhältnismäßig (empfundene) teurere deutsche Übersetzung. Weniger Übersetzungen, weniger Übersetzer.

Wie Du siehst: Entwicklungen können in unterschiedliche Richtungen gehen.
Nicht alle sind positiv, aber manche durchaus. Nicht in jedem Fall verdienen Menschen plötzlich mehr.

Beispiel:
Ich wäre durchaus bereit für ein Regelwerk, dass ich wirklich gerne spielen möchte, auch mal 100,- zu bezahlen. Die absolute Schmerzgrenze für „was zahl ich für mein absolutes Lieblingssystem“ wäre wohl 150,-
Aber dann würde ich meine „Sammlung“ auf eher wenige Heartbreaker konzentrieren und mich auf vielleicht 1 Fantasy, 1 SF und 1 Near Future System beschränken.
Ganz bestimmt würde ich dann nicht mehr „klingt interessant, kauf ich mal“ denken und auch so handeln. Möglicherweise würde mein persönlicher Umsatz da sogar sinken. Und ich wäre wirklich wesentlich kritischer, was Regelsysteme, deren Mechanik und Qualität angeht. Das impliziert auch die Erwartung, dass ein System, das ich kaufe, dann auch vorher ordentliche Spieletests durchlaufen würde.
Kritische und umfangreiche Reviews und Actual Plays (um die Regeln vorher einschätzen zu können würden für mich dann sehr wichtig werden).
Einer neuen Regeledition wäre ich sehr kritisch gegenüber. Warum soll ich nach ein paar Jahren noch mal verdammt viel Geld ausgeben, wenn ich durch sorgfältige Auswahl vorher ein System erworben habe, mit dem ich wirklich zufrieden bin. Für das jeweilige Buch würde der Übersetzer besser bezahlt werden. Aber wahrscheinlich würden die Übersetzer insgesamt sehr viel weniger für mich Übersetzungen machen.

Es ist also nicht so einfach.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Infernal Teddy am 6.07.2022 | 21:06
Mit "oh boy" wird mitnichten eine person bezeichnet, vielmehr ist es ein genervter seufzer, vergleichbar dem deutschen "och neee". Stammt wenn ich mich recht erinnere aus dem amerikanischen Sprachraum. "Cracker" dagegen ist im bereich der Südstaaten tatsächlich eine beschimpfung...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Crackers am 6.07.2022 | 21:21
Crackers: es gibt eine relativ begrenzte Menge an Geld, das die Leute im deutschsprachigen Raum bereit und in der Lage sind, umzusetzen.
Dieses Geld verteilt sich auf die Menge an Produkten.
Wenn die Kosten eines Produktes steigt, dann wirkt sich das auf den Markt aus.

Einige (nicht alle) denkbare Auswirkungen:
1. es gibt weniger Vielfalt, weil weniger Produkte produziert werden. Die Produzierten Produkte sind aber hochwertiger (zB in der Übersetzung).
2. es gibt genau so viele Reihen (Vielfalt bleibt gleich), aber die Auflagen der Produkte sinkt. Dadurch erhöhen sich Produktionskosten (zB der Preis für Druck pro Exemplar)
3. es gibt mehr einheimische Produkte, weil Übersetzungen gegenüber den nativen Produkten unverhältnismäßig teuer werden. Folge: weniger Übersetzer, mehr Autoren
4. Konsumenten sind gewillt, mehr für Übersetzungen auszugeben und deswegen lohnen sich heimische Produkte weniger. Folge: mehr Übersetzer, weniger Autoren
5. Verlage erhöhen die Preise der eigenen nativen Produktionen und machen mehr Gewinn.
6. Kunden kaufen lieber das preiswertere englische Produkt als die unverhältnismäßig (empfundene) teurere deutsche Übersetzung. Weniger Übersetzungen, weniger Übersetzer.

Wie Du siehst: Entwicklungen können in unterschiedliche Richtungen gehen.
Nicht alle sind positiv, aber manche durchaus. Nicht in jedem Fall verdienen Menschen plötzlich mehr.

Das verstehe ich. Ich war ja dem Irrtum aufgesessen, dass die Übersetzer keine bessere Qualität abliefern können, weil sonst das Verhältnis von Zeit zu Bezahlung nicht stimmt. Nur deswegen schrieb ich von Selbstausbeutung, Liebhaberei und der Erhaltung des Status Quo, wenn man das so weiter betreibt. Wenn sich dieses Problem nun von den Übersetzern zu den Lektoren verschiebt, bleibt das ja gleich. Und klar: Wenn irgendwo mehr Geld auf ein Problem geworfen werden muss hat das Auswirkungen auf den Markt. Wenn davon aber alle beteiligten eigentlich leben können oder das kein strukturelles Problem ist, und das ist es ja nicht, schließlich ist der Großteil der Übersetzungen vollkommen in Ordnung, macht irgendwer seinen Job nicht, oder? Letztendlich müsste dann ja der Redakteur oder Verlag dem Lektor auf die Finger hauen und Nachbesserung fordern. Oder wird das in der Verlagsbranche dann als erneutes Lektorat beauftragt?

Mit "oh boy" wird mitnichten eine person bezeichnet, vielmehr ist es ein genervter seufzer, vergleichbar dem deutschen "och neee". Stammt wenn ich mich recht erinnere aus dem amerikanischen Sprachraum. "Cracker" dagegen ist im bereich der Südstaaten tatsächlich eine beschimpfung...

Ich erkläre dir gern per PN, warum ich auf Boy äußerst allergisch reagiere und woher "Crackers" stammt. Letzteres ist eine Zusammenziehung meines vollen Namens.

Ich nehme drei Probleme wahr (wertfrei gesprochen, das ist rein deskriptiv):

- Jeder hält sich für sehr sprachkompetent, ist es aber nicht, sondern ist stattdessen in seinem individuellen Sprachsilo gefangen. Oder anders: Der eigene Horizont muss zwangsläufig wie der echte Horizont wirken, aber das ist falsch. Hier gibts massive blinde Flecken und die sind immer brutal. Letztlich ist jeder schwächer, als er denkt.

Ich hatte das bisher nicht als stilistische Kritik, sondern vor allem als Sachkritik verstanden. Sprich: Falsch übersetzte Zauber, die von der Wirkung her vom englischen Original abweichen.
Klar, am Ende sind auch das Kleinigkeiten. Aber da die Übersetzung ja nicht geplaytested wird, können sich aus solchen Dingen ja gerade bei sehr regelfixierten Menschen echte Gamebreaker ergeben.

Ansonsten stimmt natürlich vor allem die Fiddelarbeit. Ich würde kein Rollenspiel übersetzen wollen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Tomas Wanderer am 6.07.2022 | 21:32
Carl-Jung-Zitat ... gestrichen
Alles richtig gemacht.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Infernal Teddy am 6.07.2022 | 22:05
Alles richtig gemacht.

Stimmt. Jung und Campbell sind etwas... problematisch
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Daniel S. am 6.07.2022 | 22:18
Das mit dem Zeitaufwand zu Bezahlung stimmt schon irgendwie. Ich gebe mir wirklich viel Mühe bei meinen Übersetzungen, beachte alle Glossare, erstellte selbst aufwendige und vollständige Glossare, damit andere Übersetzer, die dann später vielleicht mit meinen Texten weiterarbeiten müssen was in der Hand haben, halte mich an Terminologievorgaben, wühle metertief in bereits übersetzten Büchern, recherchiere metertief in Internetressourcen wenn ich Zeugs wie Warhammer oder Star Wars übersetze, aber am Ende des Tages muss auch ich eine bestimmte Seitenzahl schaffen, weil ich mir sonst irgendwann nicht mehr die Butter aufs Brot oder den Kaffee in der Tasse leisten könnte (ganz zu schweigen von so absurden Dingen wie den Strom für den Computer, an dem ich gerade tippe). Und jemand der es als Nebenberuf macht und in der Praxis vielleicht halb so schnell ist für die investierte Zeit wie ich, wird auch irgendwann den Punkt erreichen, wo er einfach abwägen muss wie viel mehr Zeit es pro übersetzte Seite noch bringt oder eh vergeudete Liebesmüh ist (vor allem da in den meisten Fällen, Versuche den oft sehr schlampigen Originaltext zu verbessern es nicht einmal in die Endfassung schaffen ... siehe unten).

Ich kann mich hier Tele (und anderen mit Praxiserfahrung) nur anschließen, der ganz am Anfang nur ein paar Schlaglichter auf Schwierigkeiten beim Übersetzen von Rollenspieltexten geworfen hat und in Wahrheit gibt es da noch viel, viel mehr und das alles schießt den Aufwand im Vergleich zu beispielsweise Romanübersetzungen durch die Decke und irgendwo ist einfach die Grenze dessen erreicht was der Übersetzer noch gerade ziehen kann. Ich meine in manchen Texten finde ich hunderte Fehler im Original. Da werden Schwierigkeitsgrade (Mindestwerte, Zielzahlen) falsch angegeben, da werden Fähigkeiten, Vorzüge, Talente, Zauber etc. verwendet, die es nicht gibt, da widerspricht sich die Beschreibung des einen und gleichen Regelelements von Seite A zu Seite B und manchmal innerhalb von zwei Absätzen, da ist der Fluff seitenweise völliger Blödsinn, der im klaren Widerspruch zu anderen Büchern der Reihe steht und, und, und. Dann dokumentiert man das vielleicht haarklein und gibt es an den Verlag weiter, der versucht das natürlich zu ändern und eine Genehmingung dafür einzuholen und dann kommt von den Linzengebern das "Njet, ihr dürft unsere Texte nicht verändern und wenn ihr es versucht kriegt ihr keine Druckfreigabe."

Und so weiter und so fort ... und schlussendlich landen all diese Dinge, von denen viele einfach außerhalb des Einflussbereichs eines Übersetzers liegen, dann in irgendeiner Diskussion vor den Füssen von uns Übersetzern. Natürlich sind nicht alle Diskutierenden so, aber man liest immer wieder, wie dieses oder jenes Buch zerrissen wird und natürlich ist für alles und jedes der Übersetzer verantwortlich. Und dann möchte man als Übersetzer ganz laut schreien und sich in die Diskussion einmischen, zuckt aber schlussendlich nur frustriert mit den Schultern weil man sich an Dutzende ähnliche Diskussionen erinnert, wo man bereits dabei gescheitert ist, seinen Standpunkt darzustellen.

Und ich bin mir einigermaßen sicher, dass es mir diesmal wieder mal so gehen wird, aber mich reitet gerade der Teufel und irgendwie finde ich all diese Nebendiskussionen, die sich gerade aus der Uhrwerksache entsponnen haben megaspanend. Also lasst mich nicht zu sehr dafür büßen, dass ich hier so offen rede.

Und da hier immer wieder konkrete Beispiele von den Leuten gefordert werden, was der betreffende Übersetzer/Autor, der sich da gerade zu Wort meldet so gemacht hat, hier ein paar von mir, damit ihr mich anhand von konkreten Beispielen "aufhängen" könnt ... ;)

Warhammer 40K Schwarzer Kreuzzug GRW
Warhammer 40K Deathwatch GRW
Warhammer 40K Freihändler GRW
AD&D 2 - Wüste der Verdammnis
D&D 3.5 - Das Zauberkompendium, Rote Hand des Unheils, Codex Diabolis, Codex Daimonis
D&D 4 - Edition - Spielerhandbuch, Spielleiterhandbuch
Star Wars - Macht und Schicksal GRW
OSE - Komplette Basic und Advanced Rules
Warhammer 1 - Alles was auf Deutsch erschienen ist außer GRW und Schatten über Bögenhafen

Das sind nur ein paar sehr wenige, wahllos herausgepickte Sachen, die vielleicht einigermaßen bekannt sind.

P.S. Ich will damit natürlich keineswegs negieren, dass es auch schlechte und fehlerhafte Übersetzungen gibt und dass das nicht gut ist, aber ich wollte eben jenen Punkt aufgreifen, den Tele und andere in den Raum geworfen haben und meine Meinung dazu darstellen.


Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Infernal Teddy am 6.07.2022 | 22:34
Ach ja, Liste könnte ich auch.

Jäger - Die Vergeltung
Return of the Mountain King
Schwarze Schuppen
Fleisch zu Stein
(Nicht veröffentlichtes Uhrwerk Projekt)
Monsterhearts
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.07.2022 | 22:40
Danke
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 6.07.2022 | 23:32
Zu „Geld könnte das nicht besser machen, weil es die gleichen Leute wären“:

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Timberwere am 6.07.2022 | 23:38
Der alte Spruch stimmt halt immer wieder: "billig, schnell, gut: such dir zwei davon aus."
Passt auf alles Mögliche, aber auf Übersetzungen auch und vor allem.

Deswegen kann und konnte ich mit dem Deal, den ich mit dem Rollenspielverlag meines Vertrauens habe, auch so gut leben: Ich weiß, es ist ein Hobby, ich weiß, ich kriege nicht viel Geld dafür, aber dafür kann ich mir halt dafür so viel Zeit lassen, wie ich brauche, und wenn währenddessen ein echter bezahlter Übersetzungs- oder Dolmetschauftrag reinkommt, dann hat der halt Vorrang, und ich mache an dem RPG-Projekt weiter, wenn ich kann und will. Dann dauert halt zum Beispiel ein Itras By auch mal 5 Jahre, bis es fertig ist (okay, nicht nur deswegen, aber das war mit ein Grund) aber dafür bin ich am Ende mit dem Ergebnis mehr als zufrieden, und die Leserschaft hoffentlich auch.
Aber ein solcher Deal ist eben leider nicht die Norm in diesem unserem schönen Hobby, das ist mir durchaus bewusst.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Crackers am 6.07.2022 | 23:43
Vielen Dank für den ausführlichen Einblick. Das bringt zusammen mit den Einwürfen von Tele einen nachvollziehbaren Eindruck. Zugegebenermaßen war mir der Teil mit der eigenen Recherche in anderen Publikationen und um Netz gar nicht bewusst. Oder besser gesagt habe ich mir das gar nicht bewusst gemacht.

Das erklärt mir dann auch die Aussagen zum Thema Herzblut, denn neben dem Geld geht es dabei um regelmäßige Scheitern und dennoch weitermachen (Das wegarbeiten von Fehlern, nur um sie dann doch gedruckt sehen zu müssen). So lese ich das jetzt jedenfalls im Nachhinein.

Ist natürlich auch ein reichlich schwieriges Thema. Viel Raum über den üblichen 50 bis 60€ für ein Regelwerk ist vermutlich kaum vorhanden, da ja auch viele der Rollenspieler wirtschaftlichen Zwängen unterliegen.

Gerade jetzt wo die Lebenshaltung und auch der Papierpreis immer weiter steigen dreht sich diese Spirale ja sogar recht akut weiter. Ohje.

___

Ich habe sogar einiges von der Liste von Daniel, aber dabei ist mir die Übersetzung nie bewusst aufgefallen, was vermutlich das einzige Lob ist, das es für Übersetzungen im Normalfall gibt: Keine großen Beschwerden.
Von mir daher ein Lob für deine Arbeit.  :)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Husk am 7.07.2022 | 00:08
Ich würde auch gerne noch auf drei Punkte deuten, obwohl das sicher schon von anderen gesagt worden ist:

1. Ich hab schon mehrfach jetzt gelesen, dass die Übersetzungsqualität nicht sinkt, im Hobbybereich, weil sie ja von den gleichen Leuten gemacht wird, die das auch beruflich machen und die werden ja nicht doof, nur weil kein Geld rausspringt. Den Zahn würde ich gerne ziehen. Ich hab lang genug als Übersetzer und mit Übersetzern, als Lektor und mit Lektoren zusammengearbeitet, und kann zumindest aus meiner persönlichen Erfahrung sagen: Davon gibt’s jede Menge, die den Satz kein zweites Mal lesen, die Texte abgeben mit fehlenden Textstellen, mit unvollständigen Sätzen und ich hab auch schon Lektoren gehabt, die der Meinung waren, ein Rechtschreibprogramm über den Text laufen zu lassen reicht ja wohl, wenn sie kein/kaum Geld dafür bekommen.

2. Erfahrungsgemäß ist das sehr oft einfach eine Problemkaskade. Schon das z.B. englische Original hat jede Menge Fehler und ist nicht anständig lektoriert, Regeln ergeben oft genug keinen Sinn, widersprechen sich selbst, ein Errata ist vielleicht für irgendwann mal geplant, aber damit fängt man nicht sonderlich früh an und hat auch keine Kapazitäten, wenn sich ein Verlag meldet, der die Übersetzung macht. Fehler im Original machen die Übersetzung oft sehr viel fehleranfälliger. Das müsste theoretisch dann der Lektor der Übersetzung auch noch ausbügeln, das scheitert aber sehr oft am Originalverlag, der einer substantiellen Änderung zustimmen müsste.

3. Die Motivation ist schnell mal weg. Das mag auch gerade an der Vielfalt an alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten liegen, aber zumindest bei mir persönlich liegt das quasi immer am unkoordinierten, planlosen oder sogar unfreundlichen Verhalten aller derer, die enttäuscht sind über den Zustand der Rollenspielwelt. Das mag der Redakteur sein, der sich bei mir beschwert, dass ich im Lektorat so viele Fehler gefunden habe („Was soll das? 1500 Korrekturen in dem Grundregelwerk, dabei ist das doch schon von jemand anders lektoriert worden, wie kann das sein, hast du eine Ahnung wieviel Arbeit uns das jetzt macht, wenn wir das alles korrigieren sollen, was meinst du, dass das falsch übersetzt ist, versteh ich nicht, muss das sein?“) über den Verlagsleiter, der einfach nie den vereinbarten Preis bezahlt und ignoriert, dass man die Übersetzung des nächsten Produktes erst abgibt, wenn man den Lohn vom vorherigen Buch gesehen hat („Sei nicht so kleinlich, die paar Euro, also wenn es daran scheitert, weiß ich auch nicht ob das noch eine sinnvolle Zusammenarbeit ist..“), über den Rollenspielladenbetreiber, der genervt reagiert, weil man nach einem Rollenspielbuch fragt, dass er nicht hat („Hab ich nicht, ist auch ein doofes Spiel, das kauf ich nicht, bestell das dir mal lieber selber vom Verlag oder so.“)

Deshalb schreiben Leute wie ich nicht mehr für Rollenspielverlage, noch machen sie Lektorat oder Übersetzungsarbeit…

P.S.: Das mag natürlich alles an meiner ganz persönlichen Erfahrung liegen und mag sich auch nur spezifisch auf die von mir gewählten Rollenspiele/Übersetzungsprojekte beziehen. Ich hoffe, dass sich niemand persönlich angegriffen fühlt.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Achamanian am 7.07.2022 | 00:58
RANT!
[...]


Eigentlich hast du recht.
Es überrascht mich selbst, dass ich das schreibe, schließlich bin ich traditionsgemäß einer der großen Übersetzungsmäkler hier. Und oft fühle ich mich auch in meiner Berufsehre als Übersetzer gekränkt, wenn andere sagen: "Was soll's, solange es halbwegs verständlich ist, sch*** ich auf Schönheit und Grammatik!" Schließlich habe ich gelernt, dass es wichtig ist, einen Text in ansprechendes, idiomatisches und dem Original adäquates Deutsch zu übertragen. Soll das jetzt alles nicht wichtig sein?

Doch, es ist mir wichtig. Aber da geht es um meinen Anspruch an meine Übersetzungen. Wenn andere diese Ansprüche teilen und meine Arbeit würdigen, ist das schön für mich, aber ich kann von niemandem verlangen, diese Ansprüche zu teilen, erst recht nicht, wenn sie völlig an der Realität des Rollenspielmarkts vorbeigehen. Das Modell "weniger, dafür professionellere Übersetzungen für mehr Geld" ist elitärer Bockmist, auch wenn es mir persönlich entgegenkäme. Da hat keiner was von, weil der Rollenspielmarkt das nicht hergibt.

Ich persönlich mache nur alle Jubeljahre eine Rollenspielübersetzung, nur, wenn ich wirklich will, und dann meistens gratis, weil ich weiß, dass das Honorar mich eh nur deprimieren würde. Ich lege an diese Texte die gleiche Messlatte wie an Romanübersetzungen an und hoffe, dass das dazu führt, dass sie nicht negativ auffallen (denn das ist ja eigentlich das große Ziel bei der Übersetzung - sie soll NICHT auffallen), und dass es unter den Leser:innen auch welche gibt, die sich im Stillen denken: "Ja, da hat jemand gute Arbeit abgeliefert." Aber letztendlich geht es bei Rollenspielübersetzungen für mich darum, dass ich selbst mit meiner Arbeit zufrieden bin, weil alles, was mit Rollenspiel zu tun hat, für mich Hobby und nicht Arbeit ist. Und da muss ich dann auch nicht über die Übersetzungen anderer schimpfen, wenn mir selbst klar ist, dass ich nie einen Schinken wie Coriolis oder Warhammer ins Deutsche übertragen würde. Ob ich ein Rollenspielprodukt auf Deutsch oder Englisch kaufe, mache ich schließlich mit mir selbst ab. Ich muss weder Verlage noch Rollenspieler:innen "erziehen". Es reicht, wenn ich mit dem, was ich mache, meine eigenen Ansprüche erfülle, wenn ich das, was mir positiv auffällt, würdige, und zu dem Rest einfach die Klappe halte.

Von daher: Danke für den Rant, Boba  :D
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Daniel S. am 7.07.2022 | 06:14

Ich habe sogar einiges von der Liste von Daniel, aber dabei ist mir die Übersetzung nie bewusst aufgefallen, was vermutlich das einzige Lob ist, das es für Übersetzungen im Normalfall gibt: Keine großen Beschwerden.
Von mir daher ein Lob für deine Arbeit.  :)

Danke. Tatsächlich ist das meist das größte Lob, das man als Übersetzer bekommt, wenn sich keiner groß darüber beschwert. Aber ist immerhin etwas ...   :d
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 7.07.2022 | 07:25
Danke. Tatsächlich ist das meist das größte Lob, das man als Übersetzer bekommt, wenn sich keiner groß darüber beschwert. Aber ist immerhin etwas ...   :d

Was leider sehr schade ist. Schließlich bereitet ihr so vielen Menschen so viele tolle Stunden. Im Gegensatz zu einem Roman hat man so ein Rollenspielbuch viel öfter in den Händen, zumindest wenn man sie aktiv einsetzt und nicht nur sammelt.

Leider klingt auch in Rezensionen das Lob oft nicht gut. ich meine wenn da sowas steht wie "Die Anzahl der Fehler war überschaubar und fallen kaum ins Gewicht" oder "Es liest sich gut, aber hier und da sind ein paar holprige Absätze" schwingt da imemr die Negativität mit. Ich würde mich freuen wenn da von den Übersetzungen häufiger mit mehr Begeisterung geschrieben werden würde und der Tonfall positiver wäre.


Und noch ein Wort zu den Regeln. Ja, sie sind schon im Original manchmal widersprüchlich. Ich lese da auch gerne mal quer, wenn ich etwas in der Übersetzung nicht verstanden habe. Aber auch hier jammern wir von einer  sehr luxeriösen Position. Okay, die Spielanleitungen der Brettspiele sind die letzten Jahre auch besser geworden. Aber diese, für einen deutlichen größeren Markt produzierten, lassen mich viel öfter mit Fragezeichen zurück. Im großen und ganzen habe ich noch alle Regeln bei den Rollenspielen verstanden.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 7.07.2022 | 07:39
Was ich für mich hier bezüglich der Qualität rauslese, wurde ja auch schon mehrfach hier erkannt.

Die Werke über die gemeckert werden sie die, welche irgendwie unfertig wirken. Es wirkt als mangelt es am Lekorat oder an der Fachkenntnis (Rollenspielbereich). Es wirkt als wäre es irgendwann egal gewesen wie der Zustand ist, Hauptsache es geht zum Druck. Die tatsächlichen Gründe sind vielleicht ganz andere, das mag ich nicht beurteilen. Es ist sehr unfähr es an den Übersetzer:innen auszulassen, die garantiert oft nichts dafür können.

Ich meine wenn ich lese das ein Buch bei einem Verlag in den Druck geht und fast kein Lekorat genossen hat weil die zuständige Person gerade an Corona erkrankt war, dann bin ich auf den Verlag sauer, der es trotzdem drucken lässt. nach dem Motto, scheissegal ... wird doch eh gekauft und wird schon nicht schlimm sein. Was sicherlich nicht die Gedanken der zuständigen Person wiederspiegelt, aber so wirkt es dann auf die Kunden. Einzelfälle, die einem im Kopf haften bleiben.

Das wirkt ist also überall bewusst Fett. Den von der anderen Seite aus betrachtet sitzen da bestimmt Gründe dahinter. Eine davon kenne ich selbst, eine Deadline ist nichts schönes, wenn man kreativ arbeitet.

ps. Es wirkt auch manchmal so, als sei die stetige Suche nach Fehlern auch ein Hobby. :)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Zanji123 am 7.07.2022 | 08:01
Danke. Tatsächlich ist das meist das größte Lob, das man als Übersetzer bekommt, wenn sich keiner groß darüber beschwert. Aber ist immerhin etwas ...   :d

auch von mir ein großes Danke an dich und alle anderen Übersetzer die diesen (echt anstrengenden meiner Meinung nach) Job machen :-)

Danke auch an @Husk der mal "n bisschen Hinter die Kulissen blicken lässt" und hoffentlich einigen der "boha die deutschen Übersetzungen sind schlecht das kann ich als Laie besser" mal etwas die Augen öffnet
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 7.07.2022 | 08:03
ps. Es wirkt auch manchmal so, als sei die stetige Suche nach Fehlern auch ein Hobby. :)

Und es wirkt auf mich so als gäbe es im Rollenspiel-Lektorat zu wenige Leute, die dieses Hobby zu ihrem Beruf gemacht haben.

Ich sage übrigens "wirkt" weil ich niemanden etwas unterstellen und mitklingen lassen will, dass mein Eindruck nur ein solcher ist.

Gleichzeitig finde ich die Selbstheroisierung der Übersetzer hier auch interessant. Es wirkt auf mich so als sähe ich meinen eigenen Beruf mit ein wenig mehr Humor und käme nicht auf die Idee Kritik an meinem Output als ehrenrührig zu empfinden. Da wirkt die Haut hier ziemlich dünn.

Übersetzen kann ja tolles Handwerk sein, aber mein Respekt liegt doch bei den Autoren. Selbst wenn manche nur epigonalen Schrott produzieren mögen, sehe ich die doch eine Ordnung darüber. (Und natürlich sind viele Übersetzer auch Autoren und umgekehrt.)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ghoul am 7.07.2022 | 08:05
Früher habe ich auch nach Fehlern in RPG-Übersetzungen gesucht und gemeckert.
Aber dann habe ich Mal in diverse alte Romane hineingeguckt, die ich in meiner Jugend gelesen hatte: Dort sprangen mir die Fehler gerade so entgegen (bspw. "Goelette-Brigg" aus dem Französischen statt "Schoner-Brigg")!
Jetzt bin ich auch nachsichtiger mit RPGs. Die spieltechnisch wichtigen Begriffe sollten allerdings wohlkingend übersetzt sein und die Regeln verständlich (nicht "rounds" mit "Runden" übersetzen, wenn Patronen bzw. Schuss gemeint sind  ~;D ).
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 7.07.2022 | 09:08
Von daher: Danke für den Rant, Boba  :D

äh, gern geschehen?

Es ist ja nicht so, dass ich nicht gerne wirklich gut geschriebenes lesen würde. Dazu zähle ich auch gut übersetztes.
Aber anstatt ständig die mäßigen Übersetzungen zu 'bashen', sollten wir lieber die richtig guten Übersetzungen abfeiern.
Denn das ankotzen motiviert keinen. Zu sehen, dass ein anderes Werk aber gefeiert wird, schon.

Mir ist noch was eingefallen:
1. Einige Studierte (von uns) haben ja schon mal eine Doktor- / Diplom- / Masterarbeit / Dissertation, was auch immer geschrieben. Und fast alle kennen den Effekt, wenn man nach der Abgabe nach einem kleinen bisschen Abstand das Werk noch mal aufschlägt und einem sofort irgendwelche Schnitzer ins Auge springen. Und das ist ein Werk, das meist von mehreren Korrektur gelesen wurde, an dem man selber jeden Absatz etliche male angeschaut und ggf. angepasst hat. "Wie konnte ich das nur schreiben und wieso ist uns das nicht aufgefallen?" Und das ist (idR) kein fremdsprachliches Produkt, es ist ein Werk, von dem der eigene Lebensweg maßgeblich abhängt, in die man Monate investiert hat und dass beruflich unglaublich viel entscheiden kann. Und trotzdem finden sich bei fast jedem da sprachliche Unmöglichkeiten, die man sich nicht erklären kann und für die man sich schämt. Eine Rollenspielübersetzung soll natürlich auch achtsam erstellt werden, mit Mühe und Sorgfalt. Aber es ist immer noch "nur" eine Auftragsarbeit, die einen eine Zeit lang beschäftigt und einen Zeitraum lang ein (meist geringes) Einkommen beschert hat. Ich möchte das nur einmal ins Verhältnis setzen...

2. etwas das nur indirekt damit zu tun hat...
Ulisses Spiele streamen ja auf Twitch und Youtube immer ein "alte Männer reden über alte Spiele" Format und darin wird der Ulisses Chef Markus Plötz (Hallo Markus! [falls Du das hier liest...]) nicht müde, zu betonen, dass man nicht in Rollenspielbücher schreibt... Und da sage ich: Doch, das kann man machen.
Und ich erkläre auch warum, bzw. bemühe mich um einen Vergleich: Würde ich die Telefonnummer eines(/r) Bekannten auf den Van Gogh, der bei mir (fikiv) im Wohnzimmer an  der Wand hängt kritzeln? Nein, natürlich nicht! Würde ich es auf den College-Block, der auf dem Tisch liegt schreiben? Ja, klar, ohne nachzudenken. So, okay - das sind die Verhältnisse. Was ist für mich jetzt ein Rollenspielbuch? Hier gehen jetzt die Meinungen auseinander. Und das ist (natürlich) legitim. Nur: Für mich (und viele andere) ist das Buch ein "Arbeitstier". Auf dem Arbeitskoffer meine Tauchsäge steht auch mein Name drauf - mit Edding drauf geschrieben. Und auf dem Werkzeug meine Initialien.
Ein Rollenspielbuch ist (für mich) zur Anwendung gekauft und nicht, um es im Schrank zu lagen und es ab und zu mal zur Bewunderung herauszuholen. Und für den zweiten Zweck ist es auch (eigentlich) nicht gedacht und gemacht worden. Ein Rollenspielbuch ist kein Kunstwerk (für mich). Und natürlich kann ich auch Notizen in mein Arbeitsbuch machen, wenn sie mir die Arbeit erleichtern.
Wie komm ich darauf? Relativ einfach: Daraus leitet sich auch mein Anspruch auf die enthaltene Sprache ab! Das Buch muss verständlich sein, es muss die Regeln korrekt wiedergeben. Aber ich muss nicht darin schwelgen und nachfolgende Generationen müssen nicht in Ehrfurcht erstarren, wenn sie es in meinem Regal erblicken.
Eine Kaffeemaschine muss (möglichst leckeren) Kaffee machen und als Bonus kann sie auch praktisch aufgebaut sein, aber es ist kein fucking Designkunstwerk. Und ein Rollenspielbuch ist eine Spielanleitung und kein Van Gogh. Und von der Spielanleitung meiner Brettspiele erwarte ich auch keine lyrischen Meisterwerke.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Kaskantor am 7.07.2022 | 09:28
Ich stimme dir eigentlich in allem was du schreibst zu Boba, ausser mit den "Kunstwerken".

Ich glaube, dass die Verlage "Kunstwerke" erschaffen wollen, damit sich die Spiele besser verkaufen.

Habe gerade Cthulhu 7 von Pegasus in der Hand. Oder DnD5, oder Pathfinder 2, diese Bücher haben garnichts mehr mit reinen Anleitungen zu tun.
Für mich persönlich sind PDF die neuen "Arbeitstiere". Da kann ich makieren wie ich will, kann mir Notizen reinschreiben usw.
Ich denke die wenigsten makieren wirklich was in ihren Büchern, schon garnicht, wenn man diese irgendwann wieder verkaufen möchte und diese zum Teil heute 60€ kosten.

Man könnte tatsächlich wieder auf schwarz/ weiß. 2 Spalten und wesentlich weniger Bilder zurückgreifen. Das würde das Leben der Verlage sicher einfacher machen und man würde schneller neues schaffen können, aber 1. wären dann die Bücher auch günstiger und 2. würden diese Bücher heutzutage überhaupt noch wer kaufen wollen?

Edit: ich persönlich würde mir Bücher kaufen, die ohne viele Bilder und sonstige Schönungen auskommen, wenn dadurch die Bücher auch wieder handlicher werden würden. So 600 Seiten Schinken machen echt kaum noch Spass, diese in der Hand zu halten...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: 3P_Manni am 7.07.2022 | 09:33
Gleichzeitig finde ich die Selbstheroisierung der Übersetzer hier auch interessant. Es wirkt auf mich so als sähe ich meinen eigenen Beruf mit ein wenig mehr Humor und käme nicht auf die Idee Kritik an meinem Output als ehrenrührig zu empfinden. Da wirkt die Haut hier ziemlich dünn.

Ich fühle mich hier nur bedingt angesprochen. Ich bin zwar stolz auf meine Arbeit, betrachte Kritik aber niemals als Majestätsbeleidung oder dergleichen. Wenn ich Mist gemacht habe, dann ist das so, und dann sehe ich das auch ein. Allerdings gibt es nach der Übersetzung auch ein Lektorat und ein Korrektorat. Und das Layout befasst sich auch nochmal mit dem Text. Und dann gibt es auch noch ein Fahnenlektorat der fertigen Datei. Normalerweise, denn, wie bereits gesagt, ist der Druck auf die Verlage mittlerweile - auch durch Papierkrise und gestiegene Energiekosten und dergleichen - mittlerweile so groß, dass gut übersetzte und lektorierte Bücher mMn nach immer mehr zu Wundern werden. Zeit wird knapper, Kosten steigen und Corona haut zunehmend das Personal aus den Latschen.

Es sind die Liebe zum Spiel, zum Produkt sowie der Stolz, den eigenen Namen im Impressum zu lesen, die uns dazu bewegen, zu diesen Konditionen zu arbeiten. Das muss man einfach so anerkennen, und es ist IMHO ein Stückweit ein Trade-Off: man bekommt ein Spiel auf Deutsch, aber es ist kein fehlerfreier Industriestandard, sondern letztenendes immer noch zu X Prozent ein Fanprodukt. Und je mehr die beteiligten Personen ein Spiel lieben, umso mehr Zeit sie freiwillig investieren wollen, umso besser wird das Endprodukt. Ich zum Beispiel übersetze nur Spiele, die mir wirklich am Herzen liegen (Kult, Darkmaster, Warbirds), bin aber trotzdem immer dankbar für konstruktive Kritik und behaupte, mich nicht zu heroisieren. Ich bin stolz drauf, aber das ist IMHO auch berechtigt.

Den vermeintlich berechtigten Anspruch auf ein fehlerfreies Produkt kann ich zwar nachvollziehen (immerhin sind die meisten Bücher recht teuer), aber wir arbeiten nicht zu angemessenen Konditionen. Wäre dies die Voraussetzung, gäbe es keine (oder eine sehr limitierte) Rollenspielbranche in Deutschland. Und die deutsche Anspruchshaltung, dass etwas, das Geld kostet, makellos zu sein hat, stelle ich hiermit infrage. Ich stimme zu, dass es Musterbeispiele gibt, die Ärger erregen (vor allem bei offensichtlichen Fehlübersetzungen von Spielbegriffen, extrem geschludertem Lektorat/Korrektorat oder Kapitelfehlern auf dem Cover oder im Klappentext), aber mMn nach gilt da - wie einige hier auch schon geschrieben haben -, dass ein gut lesbares und vor allem spielbares Produkt ein gewisses Maß an Fehlern überwiegt.

Das ist zumindest meine Sichtweise dazu.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 7.07.2022 | 09:36
Daraus leitet sich auch mein Anspruch auf die enthaltene Sprache ab! Das Buch muss verständlich sein, es muss die Regeln korrekt wiedergeben. Aber ich muss nicht darin schwelgen und nachfolgende Generationen müssen nicht in Ehrfurcht erstarren, wenn sie es in meinem Regal erblicken.
Eine Kaffeemaschine muss (möglichst leckeren) Kaffee machen und als Bonus kann sie auch praktisch aufgebaut sein, aber es ist kein fucking Designkunstwerk. Und ein Rollenspielbuch ist eine Spielanleitung und kein Van Gogh. Und von der Spielanleitung meiner Brettspiele erwarte ich auch keine lyrischen Meisterwerke.

Eine Übersetzung hat halt eine Problem: sie muss sich direkt mit dem Original messen. Da kann man ziemlich objektiv vergleichen und meist zu einem klaren Schluss kommen welche Version das bessere Werkzeug ist. Und bei gleichwertig funktionalen Werkzeugen spielt dann durchaus auch die Ästhetik eine Rolle.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 7.07.2022 | 09:45
Ich stimme dir eigentlich in allem was du schreibst zu Boba, ausser mit den "Kunstwerken".

Ich glaube, dass die Verlage "Kunstwerke" erschaffen wollen, damit sich die Spiele besser verkaufen.

Ich gebe da ausschließlich meine Einstellung wieder. Dass Markus (nur als Beispiel erwähnt) die Bücher als Sammlerobjekte sieht und damit anders bewertet, ist vollkommen legitim. Und auch, dass er damit zu einer anderen Einstellung kommt, wie die Werke sein müssen, um seine Ansprüche zu erfüllen.

Meine Aussage ist da: Es gibt Leute mit anderen Ansprüchen und deren sind genauso legitim wie die eigenen. Also hat man die auch zu akzeptieren.

Dass Verlage da teilweise gern kleine Kunstwerke schaffen möchten, da stimme ich dir zu (dass dem so ist).  Aber ich glaube, ganz oft führt das eben zu Produkten, die dann nicht mehr wirklich gut nutzbar sind und damit zu Verdruss derer, die das Werk eigentlich zum Spielen verwenden wollen und es nicht als Ausstellungsstück ihrer Sammlung betrachten und darin schwelgen möchten, es zu betrachten. Denn "schön" ist oft "unpraktisch".
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ghoul am 7.07.2022 | 09:47
Eine Übersetzung hat halt eine Problem: sie muss sich direkt mit dem Original messen. Da kann man ziemlich objektiv vergleichen und meist zu einem klaren Schluss kommen welche Version das bessere Werkzeug ist. Und bei gleichwertig funktionalen Werkzeugen spielt dann durchaus auch die Ästhetik eine Rolle.

Übersetze mal lapidares US-Englisch (das im Original cool und locker-flockig rüberkommt), ohne dass es auf Deutsch dumm klingt. Gar nicht so einfach! Wenn man es aber umformuliert, sind es nicht mehr die Worte des Verfassers.
Ich hoffe, ich habe bei den Texten von Jeff Rients in AbenteuerPunkt #8 den Mittelweg gut hinbekommen.   :-\
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Leonidas am 7.07.2022 | 09:50
Welche Rolle spielt im Qualitäts-Kontext denn eigentlich Übersetzung durch KI/Software?

Ich meine, in einem Ulisses-Video herausgehört zu haben, dass sie mit sowas experimentiern. Da ging es um die Übersetzung der Enemy Within Campaign (Warhammer). In einer Diskussion um die Qualität der italienischen DnD-Übersetzung durch WotC klang sowas auch mal an. Leider finde ich keine Belegstellen mehr.

Weiß da jemand etwas über den Stand der Dinge?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: felixs am 7.07.2022 | 10:03
Übersetze mal lapidares US-Englisch (das im Original cool und locker-flockig rüberkommt), ohne dass es auf Deutsch dumm klingt. Gar nicht so einfach!

Nicht ganz zum Thema, aber ich mag das schon auf Englisch nicht so richtig...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ghoul am 7.07.2022 | 10:04
Es ist Standard, erstmal eine Maschine über einen Text zu jagen und dann per Mensch zu überarbeiten. Das ist etwas billiger, als ohne Maschine, und wesentlich besser als ohne Mensch.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Leonidas am 7.07.2022 | 10:18
Ganz ohne Mensch ist also noch keine machbare Option?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: sir_paul am 7.07.2022 | 10:20
Eine Übersetzung hat halt eine Problem: sie muss sich direkt mit dem Original messen. Da kann man ziemlich objektiv vergleichen und meist zu einem klaren Schluss kommen welche Version das bessere Werkzeug ist. Und bei gleichwertig funktionalen Werkzeugen spielt dann durchaus auch die Ästhetik eine Rolle.
Und bei mir liegt im "objektiven" Vergleich meist die deutsche Übersetzung vorne.

Früher habe ich viele englische Regelwerke und Abenteuer genutzt. Heute muss ich mich eher dazu zwingen englische Dokumente zu lesen. Deutsche Übersetzungen lese ich hingegen gerne, die meisten sind für mich auch gut genug um sie als Werkzeug zu nutzen und die meisten Fehler fallen mir wohl auch einfach nicht auf. Kann also an meinen mangelnden deutschen Sprachverständnis liegen ;)

Zusammengefasst helfen deutsche Übersetzungen mir dabei mich produktiv auf eine Kampagne bzw. ein Abenteuer vorzubereiten und daher bin ich über (fast) jede Übersetzung froh.

Also auch von mir nochmal Danke an alle fleißigen Übersetzer und andere Beteiligte an den Übersetzungen!
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ghoul am 7.07.2022 | 10:23
Ganz ohne Mensch ist also noch keine machbare Option?

Ich arbeite beruflich viel mit rein maschinellen Übersetzungen aus asiatischen Sprachen.
Privat nutze ich täglichen den Google-Übersetzer für Deutsch-Russisch.
Beides ist so naja. Besser als nichts. Aber ein Buch möchtest du so nicht lesen!
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Leonidas am 7.07.2022 | 10:27
Nee, sowieso lieber Mensch als Maschine.
Aber wenn es möglich ist, wird es gemacht werden, jedenfalls wenn es gewinnbringend ist. WotC und Ulisses würden dazu ja irgendwie passen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 7.07.2022 | 10:42
Was ich für mich hier bezüglich der Qualität rauslese, wurde ja auch schon mehrfach hier erkannt.

Die Werke über die gemeckert werden sie die, welche irgendwie unfertig wirken. Es wirkt als mangelt es am Lekorat oder an der Fachkenntnis (Rollenspielbereich). Es wirkt als wäre es irgendwann egal gewesen wie der Zustand ist, Hauptsache es geht zum Druck. Die tatsächlichen Gründe sind vielleicht ganz andere, das mag ich nicht beurteilen. Es ist sehr unfähr es an den Übersetzer:innen auszulassen, die garantiert oft nichts dafür können.

Ich meine wenn ich lese das ein Buch bei einem Verlag in den Druck geht und fast kein Lekorat genossen hat weil die zuständige Person gerade an Corona erkrankt war, dann bin ich auf den Verlag sauer, der es trotzdem drucken lässt. nach dem Motto, scheissegal ... wird doch eh gekauft und wird schon nicht schlimm sein. Was sicherlich nicht die Gedanken der zuständigen Person wiederspiegelt, aber so wirkt es dann auf die Kunden. Einzelfälle, die einem im Kopf haften bleiben.

Das wirkt ist also überall bewusst Fett. Den von der anderen Seite aus betrachtet sitzen da bestimmt Gründe dahinter. Eine davon kenne ich selbst, eine Deadline ist nichts schönes, wenn man kreativ arbeitet.

ps. Es wirkt auch manchmal so, als sei die stetige Suche nach Fehlern auch ein Hobby. :)

Es wirkt als meintest du die Rollenspiele wären eine milde Gabe. Sie sind aber hochpreisige Produkte. Wenn ich für 45€ ein unlektoriertes Buch verkaufe, dann schiebe ich meinen Kunden bewusst schlechte Qualität unter. Da sind mir die Gründe dahinter ziemlich egal, warum schlecht gearbeitet wurde. Das ist in höchstem Maße dreist und unprofessionell.

Glaub mir, ich kenne Kritik die einen Fassungslos macht. Vor ein paar Jahren haben wir in Zusammenarbeit mit dem Land einen großen internationalen Topstar zu einem Open-Air-Konzert bei uns gebracht. Der Eintritt war KOSTENLOS. Was ist passiert? Am nächsten Tag bekam ich ettliche Beschwerden auf den Tisch, weil die Leute in der Pfandschlange der Getränke so lange warten mussten. Das war unverschämt. Hätten sie dafür 100€ Eintritt gezahlt, hätte ich sowas gelten lassen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: schneeland am 7.07.2022 | 10:46
Wenn ich von meinen Erfahrungen mit DeepL ausgehe (Englisch <-> Deutsch), dann funktioniert das Ganze schon ziemlich gut und es beschleunigt die Übersetzung schon merklich, aber ohne Nacharbeiten merkt man schon noch an ein paar Stellen, dass da eine Maschine am Werk war.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 7.07.2022 | 11:00
Wenn ich von meinen Erfahrungen mit DeepL ausgehe (Englisch <-> Deutsch), dann funktioniert das Ganze schon ziemlich gut und es beschleunigt die Übersetzung schon merklich, aber ohne Nacharbeiten merkt man schon noch an ein paar Stellen, dass da eine Maschine am Werk war.

Ich glaube in 10 Jahren sind wir da noch einen deutlichen Schritt weiter. Dann ersetzen unsere Übersetzer hoffentlich die unfähig wirkenden Lektoren in die Rollenspiel-Verlagen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Kaskantor am 7.07.2022 | 11:05
Ich finde DeepL da auch schon sehr gut. Bei den Umbrüchen hakt es dann meistens etwas^^
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Rackhir am 7.07.2022 | 11:11
Ich sitze jetzt gerade (also nicht jetzt gerade - jetzt bin ich im Tanelorn, um mich vor der langweiligen Aufgabe zu drücken) daran, einen wissenschaftlichen Fachtext zu lektorieren, der mittels DeepL vom Englischen ins Deutsche übersetzt wurde. Die KI produziert schon erstaunlich gute, fehlerfreie Sätze, die auch gut lesbar sind. Sie scheitert aber regelmäßig daran, Fachbegriffe korrekt zu übersetzen, und mit inklusiver Sprache sieht es auch nicht gut aus. Deshalb ist nochmal eine ziemlich gründliche Durchsicht und Korrektur nötig. Ich würde davon ausgehen, dass bei Rollenspieltexten, die einerseits sehr technisch sind, andererseits aber auch Stimmung transportieren wollen, der Nacharbeitungsbedarf sogar noch größer wäre.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: takti der blonde? am 7.07.2022 | 11:13
Ich würde davon ausgehen, dass bei Rollenspieltexten, die einerseits sehr technisch sind, andererseits aber auch Stimmung transportieren wollen, der Nacharbeitungsbedarf sogar noch größer wäre.

Wenn es recht strukturierte, "technische" Texte sind, funktioniert DeepL sehr gut, zumal du ihm auch einen eigenen Glossar füttern kannst.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Azaghal am 7.07.2022 | 11:17
Hallo Tanelornis,

hier geht es ja hoch her und das schreckt mich normalerweise eher ab, an der Diskussion teilzunehmen.
Da ich mich kürzlich jedoch auch sehr über die Qualität (oder eher den Mangel daran) einer Übersetzung regelrecht geärgert und in der Folge länger darüber nachgedacht habe, möchte ich auch meinen Senf beitragen:

1. Mir geht es wie einigen anderen hier, dass ich zwar über ein durchaus verhandlungssicheres Englisch verfüge, gerne mal Buch (auch Sachbuch) oder Film im Original lese/schaue, aber in meinem Hobby (am Ende des Tages immerhin "nur" ein Spiel) lieber mit übersetztem Material arbeite. Das war nicht immer so, aber mit zunehmendem Alter stelle ich fest, dass es mich manchmal anstrengt, komplexe Regelwerke mit massig Text auf Englisch zu lesen.
Hinzu kommt ein sicherlich nicht kleiner Teil von RSP-Fans, deren Englisch nicht sattelfest genug ist. Das ist selbstverständlich keine Wertung der betreffenden Personen, sondern schlicht ein Umstand, dem Rechnung zu tragen ist. Schließlich soll unser Hobby ja keine Geheimwissenschaft für Anglistikprofessoren sein.
Die (verständliche) Haltung in einigen Beiträgen, doch bitte alles im Original zu konsumieren, ist also kein Allheilmittel und führt in der Debatte auch nicht weiter.

2. Es bedarf also der Übersetzung. Ich bin seit Mitte der 80er (in unterschiedlicher Intensität) im Hobby unterwegs, zu Beginn naturgemäß nur mit den großen Systemen. Von ganz wenigen, bezeichnenderweise schon sprichwörtlichen Aussetzern abgesehen (I'm lookin' at u torch), war die Qualität solide bis gut. Mir ist klar, dass damals in der Regel größere Verlage Übersetzung und Vertrieb übernommen haben, weil die Szene noch nicht so fragmentiert war und sie ein gutes Geschäft witterten. Entsprechend wurden wohl Ressourcen=Manpower in Übersetzung und Lektorat investiert bzw. waren einfach vorhanden. Obwohl man offenbar auch Laien/Quereinsteiger anheuerte, wenn man sich verdeutlicht, dass die späteren DSA-Gründer die ersten BECMI-Regelwerke übersetzt haben, obwohl sie mehr oder weniger frisch von der Uni waren. Aber die Übersetzung ist einwandfrei. Es geht also.

3. Bevor man mich einer "Früher war alles besser-Haltung" zeiht, stelle ich klar, dass es auch heute noch vernünftige Übersetzungen gibt. Das sind für mich solche, wo sich mir beim Lesen nicht die Fußnägel aufrollen, weil ich als Laie des Übersetzungshandwerks sofort die englische Satzstellung oder wortwörtliche Übersetzungen ohne Sinn im Deutschen erkennen kann. Möglicherweise sind die vernünftigen Produkte sogar in der Mehrheit, aber wie ein Vorredner schrieb, bleiben die Katastrophen eher in Erinnerung. Und natürlich geht die Rechnung nicht auf, dass eine gute Übersetzung eine schlechte wettmacht. Denn...

4. wir reden hier von käuflich zu erwerbenden Produkten. In dem Fall, der mir besonders sauer aufgestossen ist, hatte ich rd. 50 € hingeblättert. Da wäre eine Pediküre billiger gewesen (Fußnägel, Ihr wißt schon = pun intended). Die Übersetzungsmängel zogen sich durch das ganze Buch und auch die anderen Bände waren kein Stück besser. Das trübt die vorhandene sonstige Qualität (Illus, Layout, Druck, Bindung) ganz erheblich, für mich persönlich sogar maßgeblich. Da tröstet mich auch nicht, dass man ja trotzdem damit arbeiten kann. Und da kann ich auch den Hinweis nicht gelten lassen, dass viel Zeit und Herzblut hineingeflossen sind, oder die Vorgaben des Verlages eben so waren. Bei einem solchen Preis erwarte ich ein einwandfreies Produkt, das bei mir kein sprachliches Schleudertrauma auslöst. Wenn der Verlag das nicht gewährleisten kann/will, muss er sich über unzufriedene Kunden nicht wundern und hätte es verdient, dass ich hier Roß und Reiter nenne.
Aber da schließt sich der Kreis und mein eh viel zu langer Post endet: Ich will die Debatte nicht noch weiter polemisieren und schließe mit dem Appell, dass die Verlage doch bitte (mehr) auf die Qualität achten und wir uns als zahlende Kunden nicht mit minderwertiger Arbeit zufrieden geben.

Gruß

Azaghal
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 7.07.2022 | 11:41
Es wirkt als meintest du die Rollenspiele wären eine milde Gabe. Sie sind aber hochpreisige Produkte. Wenn ich für 45€ ein unlektoriertes Buch verkaufe, dann schiebe ich meinen Kunden bewusst schlechte Qualität unter. Da sind mir die Gründe dahinter ziemlich egal, warum schlecht gearbeitet wurde. Das ist in höchstem Maße dreist und unprofessionell.

Glaub mir, ich kenne Kritik die einen Fassungslos macht. Vor ein paar Jahren haben wir in Zusammenarbeit mit dem Land einen großen internationalen Topstar zu einem Open-Air-Konzert bei uns gebracht. Der Eintritt war KOSTENLOS. Was ist passiert? Am nächsten Tag bekam ich ettliche Beschwerden auf den Tisch, weil die Leute in der Pfandschlange der Getränke so lange warten mussten. Das war unverschämt. Hätten sie dafür 100€ Eintritt gezahlt, hätte ich sowas gelten lassen.

Ja, aber wo liegt da das Problem? Beim Verlag. Wenn ich unsaubere Arbeit abgeben würde, dürfte ich mich gleich wieder ran setzen. Der Verlag bestimmt doch ihren eigenen Massstab an Qualität. Ich gibt Verlage da kaufe ich schlicht keine Bücher mehr, weil sich das Thema da durch zieht. Okay, wenn ich in einer Runde spiele und einen Charakter bauen muss, hier und da mal ein GRW als PDF. Solange die CF's weiter mitgemacht und die Bücher gekauft und das nicht Nachbessern geschluckt wird, passiert da nicht viel.

Völlig verständlich sich daran zu stören, geht mir auch nicht anders. Aber man kann halt auch keinen Rundumschlag davon machen. Wir haben auch sehr viele gute Übersetzungen in Deutschland zur Verfügung. Die Diskussion sollte meiner Meinung nach eher in den Bereich gehen, welcher Verlag nicht sauber abliefert, als gegen die Übersetzer im Allgemeinen zu reden. :)

Dein Beispiel ist erschreckend, aber nicht überraschend. Wundern tut mich nichts mehr, tolle Gesellschaft eben. ;)

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 7.07.2022 | 11:47
Aber da schließt sich der Kreis und mein eh viel zu langer Post endet: Ich will die Debatte nicht noch weiter polemisieren und schließe mit dem Appell, dass die Verlage doch bitte (mehr) auf die Qualität achten und wir uns als zahlende Kunden nicht mit minderwertiger Arbeit zufrieden geben.

Word! Aber es gibt ja durchaus Beispiele, siehe Diskussion zum Fading Suns Crowdfunding. Der Versuch dort für die vermeintlich schlechte Qualität entschädigt zu werden, wird vermeintlich einfach weggelächelt. Im Anschluss zu fordern, scheint nichts zu bringen. Vor dem Kauf müsste man ansetzen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 7.07.2022 | 11:52
Ja, aber wo liegt da das Problem? Beim Verlag. Wenn ich unsuabere Arbeit abgeben würde, dürfte ich mich gleich wieder ran setzen. Der Verlag bestimmt doch ihren einen Massstab an Qualität. Ich gibt Verlage da kaufe ich schlicht keine Bücher mehr, weil sich das Thema da durch zieht. Okay, wenn ich in einer Runde spiele und einen Charakter bauen muss, hier und da mal ein GRW als PDF. Solange die CF's weiter mitgemacht und die Bücher gekauft und das nicht Nachbessern geschluckt wird, passiert da nicht viel.

Völlig verständlich sich daran zu stören, geht mir auch nicht anders. Aber man kann halt auch keinen Rundumschlag davon machen. Wir haben auch sehr viele gute Übersetzungen in Deutschland zur Verfügung. Die Diskussion sollte meiner Meinung nach eher in den Bereich gehen, welcher Verlag nicht sauber abliefert, als gegen die Übersetzer im Allgemeinen zu reden. :)

Dein Beispiel ist erschreckend, aber nicht überraschend. Wundern tut mich nichts mehr, tolle Gesellschaft eben. ;)

Gut, dann sind wir da auf einer Linie  :d Ich sehe die Übersetzer auch nicht als das Problem bei dem Ganzen. Das liegt vielleicht an der Gleichsetzung des Wortes Übersetzung. Einmal ist das Regelwerk als ganzes gemeint und einmal die Übersetzung an sich. Daher kommt wohl oft der Gedanke, dass bei beidem der Übersetzer schuld sein soll. Besser wäre es nicht von Übersetzungsqualität zu sprechen, sondern von der Produktqualität.
Und dafür sind die Verlage verantwortlich und keine Freelancer.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Raven Nash am 7.07.2022 | 12:01
Das war nicht immer so, aber mit zunehmendem Alter stelle ich fest, dass es mich manchmal anstrengt, komplexe Regelwerke mit massig Text auf Englisch zu lesen.
Finde ich lustig, bei mir ist es umgekehrt. Ich mag heute kaum noch Deutsch lesen. Natürlich ist das nicht unbedingt den schlechten Übersetzungen geschuldet, aber ich kann (insbesondere im Fantasy-Bereich) dem deutschen Idiom einfach nichts (mehr) abgewinnen. Was im Englischen noch flüssig und manchmal poetisch ist, wird auf Deutsch zumeist sprachlich so spannend wie die Betriebsanleitung für einen Fernseher.

Generell stelle ich fest, dass ich die Sprache deutscher RSP-(und Buch-)Autoren zumeist wie ein Baugerüst ist: funktionell ausreichend, aber ästhetisch furchtbar.

Wenn ich hier immer wieder lese, dass "Regelwerke ja vor allem die Regeln vermitteln sollen", passt das ins Bild. Zumindest ich möchte bei einem RSP-Buch keine Betriebsanleitung lesen. Informationsvermittlung kann auch sprachlich besser geschehen. Auch die Bleiwüsten deutscher RSP tragen da ihr Schärflein bei.

Ein bisschen mehr Blick nach Frankreich wäre nicht verkehrt. Man muss sich ja nicht nur an den USA orientieren.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 7.07.2022 | 12:11
Finde ich lustig, bei mir ist es umgekehrt. Ich mag heute kaum noch Deutsch lesen. Natürlich ist das nicht unbedingt den schlechten Übersetzungen geschuldet, aber ich kann (insbesondere im Fantasy-Bereich) dem deutschen Idiom einfach nichts (mehr) abgewinnen. Was im Englischen noch flüssig und manchmal poetisch ist, wird auf Deutsch zumeist sprachlich so spannend wie die Betriebsanleitung für einen Fernseher.

Generell stelle ich fest, dass ich die Sprache deutscher RSP-(und Buch-)Autoren zumeist wie ein Baugerüst ist: funktionell ausreichend, aber ästhetisch furchtbar.

Wenn ich hier immer wieder lese, dass "Regelwerke ja vor allem die Regeln vermitteln sollen", passt das ins Bild. Zumindest ich möchte bei einem RSP-Buch keine Betriebsanleitung lesen. Informationsvermittlung kann auch sprachlich besser geschehen. Auch die Bleiwüsten deutscher RSP tragen da ihr Schärflein bei.

Ein bisschen mehr Blick nach Frankreich wäre nicht verkehrt. Man muss sich ja nicht nur an den USA orientieren.

Rollenspielbücher sind halt ein hybrides Medium aus Spiel(anleitung) und Belletristik. Und daran legen verschiedene Nutzer eben unterschiedliche Ansprüche.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Zanji123 am 7.07.2022 | 12:35
Finde ich lustig, bei mir ist es umgekehrt. Ich mag heute kaum noch Deutsch lesen. Natürlich ist das nicht unbedingt den schlechten Übersetzungen geschuldet, aber ich kann (insbesondere im Fantasy-Bereich) dem deutschen Idiom einfach nichts (mehr) abgewinnen. Was im Englischen noch flüssig und manchmal poetisch ist, wird auf Deutsch zumeist sprachlich so spannend wie die Betriebsanleitung für einen Fernseher.

Generell stelle ich fest, dass ich die Sprache deutscher RSP-(und Buch-)Autoren zumeist wie ein Baugerüst ist: funktionell ausreichend, aber ästhetisch furchtbar.

Wenn ich hier immer wieder lese, dass "Regelwerke ja vor allem die Regeln vermitteln sollen", passt das ins Bild. Zumindest ich möchte bei einem RSP-Buch keine Betriebsanleitung lesen. Informationsvermittlung kann auch sprachlich besser geschehen. Auch die Bleiwüsten deutscher RSP tragen da ihr Schärflein bei.

Ein bisschen mehr Blick nach Frankreich wäre nicht verkehrt. Man muss sich ja nicht nur an den USA orientieren.


liegt das mit "poetisch und flüssig" nicht einfach an dem "kewl und tollen" Englisch mit dem man überall zugeballert wird und daher einige Begriffe einfach "cooler" "besser" klingen als die Wörter in der "langweiligen" Muttersprache?

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Kaskantor am 7.07.2022 | 12:38
Glaube das da gerade DnD5 wieder viel Mitschuld dran hat.

Als ich 2014 die 5. bei uns eingeführt habe, hieß es noch, dass die nie übersetzt werden würde und deswegen habe ich damals alles in englisch gekauft.

Und sobald man englische Bücher nutzt, zumindest bei uns, wird gedengelt.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Crackers am 7.07.2022 | 12:41
[...]
Eine Kaffeemaschine muss (möglichst leckeren) Kaffee machen und als Bonus kann sie auch praktisch aufgebaut sein, aber es ist kein fucking Designkunstwerk. Und ein Rollenspielbuch ist eine Spielanleitung und kein Van Gogh. Und von der Spielanleitung meiner Brettspiele erwarte ich auch keine lyrischen Meisterwerke.

So wie ich das mitbekommen habe, geht es hier auch weniger um stilistische Kritik, sondern um Regelfehler, Logiklücken und solche Sachen die Aufgrund der Übersetzung entstehen.
So ist jedenfalls meine Definition von schlechten Übersetzungen in dem Kontext und so habe ich sie auch von anderen gelesen. Tartex sieht das eventuell anders, hat aber ja auch keinen Bedarf für Übersetzungen aus dem Englischen.

Zitat
Aber anstatt ständig die mäßigen Übersetzungen zu 'bashen', sollten wir lieber die richtig guten Übersetzungen abfeiern.
Denn das ankotzen motiviert keinen. Zu sehen, dass ein anderes Werk aber gefeiert wird, schon.

Ich finde nicht, dass das Benennen von Fehlern bashen ist. Es ist ist erster Linie Kritik und sicher oft auch Ausdruck persönlicher Enttäuschung über ein Produkt, aber bashen wäre für mich deutlich weniger fundiert als es momentan bei zum Beispiel Fading Suns und Ulisses der Fall ist. Hier gibt es ja gravierende Fehler die man durchaus ankreiden können sollte und die von dir angesprochene Nutzung als Spielanleitung nur anhand von Errata oder viel Interpretation funktioniert.

Aber ja: Gelungene Übersetzungen sollten gelobt werden. Wenn ich allerdings ehrlich zu mir selbst bin, wird es bei mir genau so weitergehen wie bisher: Gute Arbeit wird hingenommen und schlechte fällt auf. Nach ein paar Wochen habe ich das Thema hier nicht mehr im Kopf und werde, vollkommen unbewusst, genau so weiter machen und mich nicht über gute Produkte freuen, sondern mich über schlechte ärgern.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: schneeland am 7.07.2022 | 12:48
liegt das mit "poetisch und flüssig" nicht einfach an dem "kewl und tollen" Englisch mit dem man überall zugeballert wird und daher einige Begriffe einfach "cooler" "besser" klingen als die Wörter in der "langweiligen" Muttersprache?

Ich würde mutmaßen, dass es teilweise auch mit dem von Rumpel erwähnten idiomatischen deutschen Ausdruck zu tun hat (der dann aber nochmal mehr Aufwand ist und vielleicht auch vom Lizenzgeber gar nicht genehmigt wird).
Abgesehen davon empfinde ich allerdings auch die Mehrzahl der englischen Rollenspieltexte, die mir untergekommen, nicht unbedingt als sprachliche Highlights.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Achamanian am 7.07.2022 | 13:04
Es ist Standard, erstmal eine Maschine über einen Text zu jagen und dann per Mensch zu überarbeiten. Das ist etwas billiger, als ohne Maschine, und wesentlich besser als ohne Mensch.

Ich kenne allerdings keine Person, die das bei Literaturübersetzungen machen würde - ich habe das einmal spaßeshalber probiert, es hat mir die Arbeit kein bisschen erleichtert, im Gegenteil. Man muss ja trotzdem alles mit dem Originaltext abgleichen und überarbeiten, und eine schon vorhandene (schlechte) Übersetzung steht einem da eher im Weg.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 7.07.2022 | 13:25
So ist jedenfalls meine Definition von schlechten Übersetzungen in dem Kontext und so habe ich sie auch von anderen gelesen. Tartex sieht das eventuell anders, hat aber ja auch keinen Bedarf für Übersetzungen aus dem Englischen.

Ich kann mich halt nicht mehr auf das Spiel/den Inhalt konzentrieren, sondern sehe nur noch einen wunderliche Übersetzung vor mir, die ich unbedingt mit dem Original abgleichen will, wenn ich sowas wie "Alles-in-einem-Paket" oder "sie entfachen den zündenden Funken für deine Vorstellungskraft, um alles zusammenzubringen" lese.

Wirft mich total aus dem Lesefluss und zerstört jede Suspension auf Disbelieve.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Dani96 am 7.07.2022 | 13:33
Ich kann mich halt nicht mehr auf das Spiel/den Inhalt konzentrieren, sondern sehe nur noch einen wunderliche Übersetzung vor mir, die ich unbedingt mit dem Original abgleichen will, wenn ich sowas wie "Alles-in-einem-Paket" oder "sie entfachen den zündenden Funken für deine Vorstellungskraft, um alles zusammenzubringen" lese.

Wirft mich total aus dem Lesefluss und zerstört jede Suspension auf Disbelieve.

Bei mir ebenfalls, zusätzlich noch der selbe Effekt bei gegenderten Texten.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Raven Nash am 7.07.2022 | 14:15

liegt das mit "poetisch und flüssig" nicht einfach an dem "kewl und tollen" Englisch mit dem man überall zugeballert wird und daher einige Begriffe einfach "cooler" "besser" klingen als die Wörter in der "langweiligen" Muttersprache?
Also bei mir nicht. Ich liebe z.B. die Carroux-Übersetzung des HdR und hasse das Krege-Machwerk. Letztere ist eigentlich näher am Original, trotzdem bringt erstere die Stimmung einfach besser rüber. Es hat also nichts mit der Sprache an sich zu tun, sondern damit, wie man damit umgeht. Und natürlich, wie gut der Übersetzer den Autor an sich verstanden hat (nicht rein sprachlich).

Im Übrigen mag ich Anglizismen nicht besonders.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Zanji123 am 7.07.2022 | 14:20
Also bei mir nicht. Ich liebe z.B. die Carroux-Übersetzung des HdR und hasse das Krege-Machwerk. Letztere ist eigentlich näher am Original, trotzdem bringt erstere die Stimmung einfach besser rüber. Es hat also nichts mit der Sprache an sich zu tun, sondern damit, wie man damit umgeht. Und natürlich, wie gut der Übersetzer den Autor an sich verstanden hat (nicht rein sprachlich).

Im Übrigen mag ich Anglizismen nicht besonders.


kann bei der ganzen Carroux / Krege diskussion nicht mitreden. Kenne nur letztere. Anscheinend wurde diese aber nochmals überarbeitet jedenfalls scheint's da ne dritte Version zu geben hab ich letztens so random mal im Netz gelesen.

mir ging's da aber auch mehr darum das viele wohl das Englische nutzen weil "klingt cooler als angestaubtes Deutsch" und dann bei Wörtern wie Geschicklichkeit gruseln weil DEX ja so viel besser klingt  (und ja ... es gibt solche)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 7.07.2022 | 14:31
So wie ich das mitbekommen habe, geht es hier auch weniger um stilistische Kritik, sondern um Regelfehler, Logiklücken und solche Sachen die Aufgrund der Übersetzung entstehen.

Ich verweise auf meinen Rant oben:
Wie gut muss für mich denn eine Übersetzung sein?
Ganz einfach: Sie muss so gut sein, dass man die Spielregeln verstehen und aus dem Verständnis heraus regelkonform spielen kann. Wenn sie besser ist, ist das natürlich schön. Wenn sie die Regeln klar falsch oder völlig unverständlich wiedergibt, ist sie zu schlecht.

Zumindest mir ging es nicht um "Regelfehler, Logiklücken und solche Sachen".
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 7.07.2022 | 14:43
Eine Übersetzung hat halt eine Problem: sie muss sich direkt mit dem Original messen. Da kann man ziemlich objektiv vergleichen und meist zu einem klaren Schluss kommen welche Version das bessere Werkzeug ist. Und bei gleichwertig funktionalen Werkzeugen spielt dann durchaus auch die Ästhetik eine Rolle.
Vergleichen kann nur, der die Sprache des Originals ausreichend beherrscht um das auch bewerkstelligen zu können.
Derjenige, der das nicht kann, wird dieses Urteil nicht treffen können. Und derjenige wird auch wahrscheinlich mit einem mäßig übersetzten Produkt besser dran sein,
als mit dem Original, das er schlecht oder gar nicht versteht.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Den Spoiler nur lesen, wenn man Sarkasmus, Ironie und Satire umgehen kann... Es ist niemand persönlich gemeint oder angegriffen...

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Azaghal am 7.07.2022 | 14:50
Zitat
Ich liebe z.B. die Carroux-Übersetzung des HdR
:d
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 7.07.2022 | 15:02
Okay, also doch keine Sache von Herzblut und geopferter Freizeit, mehr Geld würde die Übersetzung nicht besser machen.

Das ist doch gerade der Knackpunkt, dass es da einen "Herzblut-Anteil" gibt, wenn man auch für wenig(er) Geld gleich gute Arbeit macht.
Wenn man andererseits einfach nicht gut übersetzen kann, hilft alle Begeisterung nichts.


Letztlich sollte man vielleicht schlicht genauer hinschauen, auf welche Art von Kritik diese Aussage kommt; dann hat man schon ein ganz gutes Gefühl dafür, ob unfair kritisiert oder andererseits sich hinter solchen Aussagen versteckt wird.


Also liegt der Grund für schlechte Bücher an anderer Stelle begraben: Beim Lektorat und damit bei der Qualitätskontrolle durch die Verlage.

Grundsätzlich muss jeder so sauber wie möglich arbeiten; der Übersetzer sollte genau so den Anspruch haben, einen fehlerfreien Text abzuliefern, wie der Lektor den Anspruch haben sollte, jeden Fehler zu finden.
Auch wenn das quasi nie tatsächlich eintritt.

Davon gibt’s jede Menge, die den Satz kein zweites Mal lesen, die Texte abgeben mit fehlenden Textstellen, mit unvollständigen Sätzen und ich hab auch schon Lektoren gehabt, die der Meinung waren, ein Rechtschreibprogramm über den Text laufen zu lassen reicht ja wohl, wenn sie kein/kaum Geld dafür bekommen.

Da hilft dann nur fürs nächste mal aussortieren - und damit kommt man trotz des Kernthemas Geld auf den Trichter, dass es auf die konkreten Leute ankommt und nicht auf "Beliebiger Übersetzer X bekommt Summe Y".
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: General Kong am 7.07.2022 | 15:14
RANT!

(...)

PS: Ich weiss, dass es Sorten sind (und nicht Devisen).
PPS: Ich hasse nicht alle Menschen, die englische Rollenspiele kaufen, obwohl es die deutsche Übersetzung gibt - es ist ein Rant, und insofern hasse ich ALLE Menschen, egal was sie kaufen... ;)
PPPS: Ich muss noch einen drauflegen: Was noch viel scheissererer ist als eine mäßige aber verständliche Übersetzung eine Rollenspiels, ist ein 'native' deutschsprachiges Rollenspiel, dass seine Spielregeln und Fakten in so viel schwurbeligen Prosageschafel versteckt, dass man Krämpfe beim Leseversuch bekommt. Und ganz nebenbei: All diese sind natürlich von von den Besserspielern, Geisteswissenschaftlern, Sprachsnobbisten und Originalsprach-liebhabern dieser Welt verfasst, die auch an der Klimakatastrophe erheblichen Einfluss haben, werden ihre Regelwerke doch mit Klimakiller-Flugzeugen per Luftfracht von China über USA nach Deutschland verschifft!

Danke dafür!  :d

Ich bin ein Geisteswissenschaftlern, Sprachsnobbisten und Originalsprach-Liebhabern und habe Labyrinth Lord mitübersetzt seinerzeit. Meine damaligen Hauptschüler konnten die Regeln nach einem Tag, war also wohl nicht zu schlecht übersetzt.  ;)

Ein Besserspieler bin ich allerdings nicht ... ich bin da einfach nur UNERREICHT TOLL!  ~;D
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 7.07.2022 | 15:23
Ich bin ein Geisteswissenschaftlern, Sprachsnobbisten und Originalsprach-Liebhabern ...
>;D

... und habe Labyrinth Lord mitübersetzt seinerzeit. Meine damaligen Hauptschüler konnten die Regeln nach einem Tag, war also wohl nicht zu schlecht übersetzt. 
Ich hatte nicht den Eindruck, das jemand an der Übersetzung von LL herumgekrittelt hat.
Ich hab das Werk leider nicht, deswegen werd ich dazu nix sagen.
Aber wie gesagt: Wenn es soweit korrekt übersetzt ist, dass man die Spielregeln versteht und richtig einsetzt, dann ist die Übersetzung okay für mich.

Der Kontinuität wegen:
Ein Besserspieler bin ich allerdings nicht ...

Es heisst: Ein Besserspielern bin ich allerdings nicht ..  ~;D
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Husk am 7.07.2022 | 15:30
Ich sehe die Übersetzer auch nicht als das Problem bei dem Ganzen. Das liegt vielleicht an der Gleichsetzung des Wortes Übersetzung. Einmal ist das Regelwerk als ganzes gemeint und einmal die Übersetzung an sich. Daher kommt wohl oft der Gedanke, dass bei beidem der Übersetzer schuld sein soll. Besser wäre es nicht von Übersetzungsqualität zu sprechen, sondern von der Produktqualität.
Und dafür sind die Verlage verantwortlich und keine Freelancer.

Wahre Worte. Würde ich genau so unterschreiben. Für den Käufer ist so gut wie nie ersichtlich, ob die Wortdoppelung auf der Rückseite vom Umschlag durch den Übersetzer, den Lektor, einem eventuellen Korrektor, den verantwortlichen Redakteur oder sonst wem zustande kam. Es fällt dem Käufer nur auf und er denkt sich: Das muss doch echt nicht sein.

Da hilft dann nur fürs nächste mal aussortieren - und damit kommt man trotz des Kernthemas Geld auf den Trichter, dass es auf die konkreten Leute ankommt und nicht auf "Beliebiger Übersetzer X bekommt Summe Y".

Die Logik erschließt sich mir nicht. Vielleicht versteh ich es auch nicht? Klingt für mich nach einem "unerlaubten" Umkehrschluss? Ich kenne Übersetzer und Lektoren, die leisten gute Arbeit bei Geld X und geben sich bei weniger Geld einfach keine Mühe mehr. Da kann ich für meinen Teil Geld nicht einfach aus der Gleichung streichen. Mir geht's nicht um einen beliebigen Übersetzer X, sondern um ganz konkrete Übersetzer, die bei Summe unter Y einfach deutlich weniger gründlich arbeiten. Ein beliebiger Übersetzer wird durch mehr Geld nicht besser, aber ein konkreter Übersetzer wird durch weniger Geld ohne Probleme schlechter. Das macht Geld ja in der Gleichung nicht irrelevant.


Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 7.07.2022 | 15:32
Mir geht's nicht um einen beliebigen Übersetzer X, sondern um ganz konkrete Übersetzer, die bei Summe unter Y einfach deutlich weniger gründlich arbeiten.

Genau darum gehts mir auch.
Und wenn der Rollenspielsektor mehr Geld nicht hergibt, bleibt nur noch: einen anderen Übersetzer suchen, bei dem genau dieses Verhalten nicht vorkommt.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Eismann am 7.07.2022 | 15:35
Ist halt die Frage, ob das "Verhalten" nicht schlicht daher kommt, dass aufgrund der geringen Bezahlung zu wenige Arbeitsstunden für das Textvolumen übrigbleiben, um inhaltlich korrekt und stilistisch ansprechend zu übersetzen. Da sind wir dann wieder bei schnell, gut und billig.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Husk am 7.07.2022 | 15:41
Genau darum gehts mir auch.
Und wenn der Rollenspielsektor mehr Geld nicht hergibt, bleibt nur noch: einen anderen Übersetzer suchen, bei dem genau dieses Verhalten nicht vorkommt.

Ah, dann hatte ich dich tatsächlich einfach nicht verstanden. Ja, dann sucht man. Immer wieder. Dann kommt halt auch schnell mal ein Spiel oder ein Zusatzbuch, der nächste Abenteuerband der Reihe oder das notwendige Errata erst ein Jahr später raus. Oder ein paar Jahre später. Das nicht zeitnahe Übersetzen des Spiels ist ja ebenfalls ein Aspekt der Produktqualität, eventuell nicht des einzelnen Buches, aber schnell mal der Produktqualität der ganzen Spielreihe.

In meinen Augen verschiebt sich da das Problem halt nur zwischen gut/schnell/günstig.
Da ist der Frust über die steigenden Preise, der Frust über den jahrelangen Verzug einer Übersetzung und der Frust über mangelnde Qualität gleichwertig legitim.


Ist halt die Frage, ob das "Verhalten" nicht schlicht daher kommt, dass aufgrund der geringen Bezahlung zu wenige Arbeitsstunden für das Textvolumen übrigbleiben, um inhaltlich korrekt und stilistisch ansprechend zu übersetzen. Da sind wir dann wieder bei schnell, gut und billig.

Exakt das.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: General Kong am 7.07.2022 | 15:46
>;D
Ich hatte nicht den Eindruck, das jemand an der Übersetzung von LL herumgekrittelt hat.
Ich hab das Werk leider nicht, deswegen werd ich dazu nix sagen.
Aber wie gesagt: Wenn es soweit korrekt übersetzt ist, dass man die Spielregeln versteht und richtig einsetzt, dann ist die Übersetzung okay für mich.

Der Kontinuität wegen:
Es heisst: Ein Besserspielern bin ich allerdings nicht ..  ~;D

Wen du mich veralbert will, dann tun ich, was Affe an Bestem könnt: Ich werfen mit Kot! Wirf geworfen tun. ... ähm ... ja

Und wegen der Qualität der Übersetzung von LL: Nö, hat keiner rumgemault. Aber ich dachte: Kannze ma fallen lassen und wat angeben, ne!  ~;D
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 7.07.2022 | 16:39
In meinen Augen verschiebt sich da das Problem halt nur zwischen gut/schnell/günstig.
Da ist der Frust über die steigenden Preise, der Frust über den jahrelangen Verzug einer Übersetzung und der Frust über mangelnde Qualität gleichwertig legitim.

Genau, da wirds dann persönlich.

Abseits der Radikallösung, erst gar keine Übersetzungen zu kaufen, würde ich das aber genau in der Reihenfolge in Kauf nehmen:
Ein hoher Preis tut mir einmal weh, eine Verzögerung nervt mich für ihre ggf. lange Dauer, aber mangelnde Qualität habe ich "für immer" an der Backe.
Könnte man es sich tatsächlich aussuchen, wäre mir also schnell und gut die liebste Variante und hilfsweise günstig und gut. Aber gut muss es einfach sein.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Eismann am 7.07.2022 | 16:41
Ist dann natürlich die Frage, was "gut" dann in der Praxis kostet.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 7.07.2022 | 16:48
In der Praxis kosten die guten und die schlechten Übersetzungen gleich viel - daher schrieb ich ja: wenn ich es mir aussuchen könnte.

Ich habe aber im echten Leben erst gar nicht die Wahl, teurere und dafür zuverlässig besser übersetzte Regelwerke zu kaufen, von daher ist das alles schöne Theorie.
Faktisch kaufe ich das (oder eben nicht), was aus irgendwelchen von mir nicht beeinflussbaren Gründen so im Regal steht, wie es da steht.
 
Das ist natürlich andersrum da von Vorteil, wo die Übersetzung eh gut ist.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Eismann am 7.07.2022 | 17:08
In der Praxis schwankt die Übersetzungqualität aber dann auch entsprechend. Wenn man sicher gleichbleibend hohe Qualität haben will, wird das eben kosten. Und die Frage ist dann natürlich: Wieviel eigentlich? Ich hab keine Ahnung, was im Vergleich zu dem, was bei Rollenspielen bezahlt wird, ein professioneller Übersetzer kostet.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 7.07.2022 | 17:15
Wenn man sicher gleichbleibend hohe Qualität haben will, wird das eben kosten.

Auch, aber nicht nur - oder vielmehr nicht nur direkt beim Übersetzer.

Es gibt ja auch im professionellen Bereich deutliche Qualitätsschwankungen und daran sind noch andere Faktoren beteiligt als nur die Bezahlung der Übersetzer. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: die sind eher relevanter.
Angefangen mit der Auswahl des konkreten Übersetzers und dem Arbeitsumfeld (Zeit, Teamstruktur etc.).
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 7.07.2022 | 17:23
In der Praxis schwankt die Übersetzungqualität aber dann auch entsprechend. Wenn man sicher gleichbleibend hohe Qualität haben will, wird das eben kosten. Und die Frage ist dann natürlich: Wieviel eigentlich? Ich hab keine Ahnung, was im Vergleich zu dem, was bei Rollenspielen bezahlt wird, ein professioneller Übersetzer kostet.

Ein professioneller Übersetzer müsste sich auch mit erstmal mit dem Fachgebiet "Rollenspiele" auskennen. Damit will ich nur sagen, dass eine wie auch immer professional geartete Ausbildung nur bedingt was bringt, wenn man sich nicht dort hineinversetzen kann. Es braucht ja auch immer ein gewisses Verständnis für die Abläufe und Regelelemente.

Natürlich würden sich bei entsprechender Bezahlung vielleicht mehr einarbeiten, die es in Vollzeit und nicht neben Beruf und Familie in der Freizeit ausführen.

Was nicht heißen soll, die Freelancer und Feierabendler es schlechter machen. Aber vermutlich wird  über einen längerern Zeitraum und zerstückelter übersetzt. Es könnte schon einen Unterschied machen, wenn man es hauptberuflich macht und täglich einfach 8 Stunden am Projekt sitzt und nicht erschöpft oder gestresst vom eigentlichen Job ist.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Camo am 7.07.2022 | 17:25
Tatsächlich SIND Übersetzer ein Teil des Problems... bestimmte Übersetzer, nicht als generelle Aussage gemeint. Genau wie Verlage, Lektoren und wer da sonst noch seine Finger drin hat Teil des Problems sind. ABER es sind auch wir Kunden Teil des Problems, die halt schlechte Arbeit verteidigen mit einem "Ach, man kann doch verstehen, was sie meinen, es funktioniert also".

Wir haben damals Tränen gelacht, als beim alten AD&D "Torch" mit "Taschenlampe" und "Healing Herbs" mit "zauberkräftiges Gemüse" übersetzt wurde. Zumindest "Taschenlampe" war ja irgendwie richtig, wenn auch nicht zum Thema passend. Schnitzer kommen immer mal vor, auch bei Originaltexten. Das ist im Endeffekt wumpe. Aber ich möchte mal hervorheben, wie das bei vielen englischsprachigen Crowdfundings gehalten wird, das gefällt mir nämlich tatsächlich sehr gut:
Die Rohtexte (und auch Übersetzungen ins Englische) werden den Unterstützern vorab zur Verfügung gestellt, die können dann Fehler, die ihnen noch auffallen, melden (meist in ein Textfile) und die werden dann noch behoben, bevor der Text druckfertig gemacht wird. Mehr Augen sehen mehr Fehler und das Produkt wird besser. Auch kann man vorher schon hineinschauen und fühlt sich sehr viel besser informiert. Das läuft dann auch nicht nur ein paar Tage, sondern durchaus ein paar Wochen. Das kostet nix, die Unterstützer fühlen sich ernstgenommen und leisten ihren Beitrag, was sie auch etwas näher an das Projekt bindet. Und es wird durchaus stark angenommen, jeder mag es, wenn Produkte besser werden.

Hierzulande wird man zum Teil noch angemault, wenn man Fehler meldet... und eine Nachbesserung eines schlechten Produktes wird abgelehnt... wobei ich mir tatsächlich nicht sicher bin, wie das da mit den rechtlichen Pflichten aussieht, da müsste ich mal nachschauen. Aber ernsthaft... "da steckt Herzblut drin" ist bei einem kommerziellen Produkt keinerlei Grund, Probleme nicht anzusprechen und Fehler nicht zu nennen. Oder wird es akzeptiert, wenn ich jemandem das Auto mit einem Topfschwamm lackiere und dann mit dem Verweis, dass da ja mein Herzblut drin steckt den Preis einer Lackiererei kassiere? ja, ich würde ausgelacht werden, obwohl das juristisch tatsächlich durchrutschen könnte, da niemand einen derartigen Auftrag so formuliert, dass eine Ausführung mit einem Topfschwamm ausgeschlossen wäre... tatsächlich wäre "Aber da steckt Herzblut drin" kein Argument, den Topfschwamm-Pfusch abliefern zu dürfen. Und nein, ich vergleiche jetzt nicht jeden Übersetzer mit dem Topfschwamm-Lackierer, das habe ich auch nie gesagt. Nur jene, die vergleichbare Arbeit abliefern. Und nein, ich nenne keine Namen.

Und ja, das klingt nach "Rundumschlag", ist es aber nicht. Es gibt durchaus Übersetzer, Lektoren und Verlage, die gute Arbeit abliefern... aber da diese Kritik aus sie nicht zutrifft, sind sie selbstverständlich nicht mitgemeint, das muss man auch nicht erwähnen. Es sagt ja auch niemand "Boah, Taschendiebe sind voll mies... natürlich meine ich nicht Anton, Willi, Theo und Annegret, die sind keine Taschendiebe"... und niemand protestiert, weil jeder weiß, dass so etwas komplett unsinnig und unnötig wäre. Warum ist das aber hier der Fall? Warum wird unsaubere Arbeit mit "Ach, man kann es doch verstehen, das funktioniert also" verteidigt? Vollfarbig und auf Hochglanzpapier legt ein hochwertiges Produkt nahe, auch wenn es inzwischen jeder nutzt. Man muss sich also an dem Eindruck messen lassen, den das Produkt erweckt. Damit wurde schon zu früheren Zeiten Schindluder getrieben, indem das Pferd "aufgehübscht" wurde... Gerichte haben es aber durchaus als Betrug angesehen. Und ja, ich hab auch schon einiges übersetzt.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Toa am 7.07.2022 | 17:26
Ich hab keine Ahnung, was im Vergleich zu dem, was bei Rollenspielen bezahlt wird, ein professioneller Übersetzer kostet.
Meiner Erfahrung nach bewegt sich die untere Einstiegsschwelle so zwischen Faktor fünf bis zehn von den im Rollenspielbereich üblichen Sätzen. Das ist aber wie immer sehr abhängig davon, was professionell übersetzt werden soll – bei juristischen Texten möchte ich es mir gar nicht erst ausmalen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Infernal Teddy am 7.07.2022 | 17:34
ich finde es irgendwo zwischen lächerlich und einfach dumm das hier immer und immer wieder wirklich uralte Fehler wie die Taschenlampe hervorgekramt werden. Wie viele Dekaden ist das mittlerweile her?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Camo am 7.07.2022 | 17:39
ich finde es irgendwo zwischen lächerlich und einfach dumm das hier immer und immer wieder wirklich uralte Fehler wie die Taschenlampe hervorgekramt werden. Wie viele Dekaden ist das mittlerweile her?

Danke, dass du mir Lächerlichkeit und auch Dummheit vorwirfst, wenn ich einen - vermutlich jedem bekannten und DARUM gewählten - klassischen Fehler nenne, um aufzuzeigen, was für mich NICHT das wirkliche Problem ist, sondern womit man meiner Meinung nach durchaus leben könnte... wenn es nicht überhand nimmt.
Geben das die Forenregeln her? Spannend...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 7.07.2022 | 17:50
um aufzuzeigen, was für mich NICHT das wirkliche Problem ist, sondern womit man meiner Meinung nach durchaus leben könnte... wenn es nicht überhand nimmt.

Allerdings sage ich bei diesem Beispiel oder bei false friends wie "handgun" und "Handfeuerwaffe" in CP RED:
Wenn mir so was beim ersten Durchblättern und/oder beim Blick aufs Charakterblatt auffällt, ist das Ding gelaufen - dann stell ich das Buch ins Regal zurück und es hat sich erledigt.

Nicht, weil das für sich genommen unerträglich schlimme Fehler sind, aber die sind handwerklich doch derart daneben, dass ich davon ausgehen muss, noch mehr von ähnlichem Kaliber zu finden und da hört der Spaß bzw. der Lesegenuss dann doch recht schnell auf.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Camo am 7.07.2022 | 17:53
Allerdings sage ich bei diesem Beispiel oder bei false friends wie "handgun" und "Handfeuerwaffe" in CP RED:
Wenn mir so was beim ersten Durchblättern und/oder beim Blick aufs Charakterblatt auffällt, ist das Ding gelaufen - dann stell ich das Buch ins Regal zurück und es hat sich erledigt.

Nicht, weil das für sich genommen unerträglich schlimme Fehler sind, aber die sind handwerklich doch derart daneben, dass ich davon ausgehen muss, noch mehr von ähnlichem Kaliber zu finden und da hört der Spaß bzw. der Lesegenuss dann doch recht schnell auf.

Schon... aber ich sehe darin tatsächlich nicht das Hauptproblem... immerhin lacht man seit bummeligen 20 oder 30 Jahren darüber. Über den Murks bei Fading Suns lacht kaum einer... außer eventuell bei Ulisses, weil das Zeug trotzdem gekauft wird.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 7.07.2022 | 17:58
Und ein Rollenspielbuch ist eine Spielanleitung und kein Van Gogh. Und von der Spielanleitung meiner Brettspiele erwarte ich auch keine lyrischen Meisterwerke.
Ich sehe das anders, denn für mich ist Kunst Software, die auf dem menschlichen Gehirn ausgeführt wird.

Kunst verändert uns, und das ist auch das Ziel von Kunst in Rollenspielen: Etwas bei uns zu bewirken (lyrischer: zum Klingen zu bringen) damit uns die Spiele mehr Spaß machen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Daniel S. am 7.07.2022 | 18:39
Tatsächlich ist das mit der Tachenlampe und all den schrecklichen Begriffen im ursprünglichen AD&D aber ein treffendes Beispiel dafür, dass eben mal wieder nicht die ÜBERSETZER dafür verantwortlich waren, und das ging so ...

Das hat damals Uwe Körner und seine Jungs für TSR in Amerika gemacht. Dann ging das ewig hin und her und TSR ha sich aus irgendwelchen dubiosen Gründen geweigert zu bezahlen und wollte nachträglich den Preis drücken und so weiter. Und dann haben sie einen Teil der übersetzten Dateien verschlampt und von Uwe gefordert, dass er sie doch gefälligst rasch nachliefern soll (damals noch mit Disketten rumschicken). Und Uwe hat gesagt, klar bekommt ihr die, aber jetzt zahlt mal erst.

Und dann waren die Amis sauer und haben sich selbst ein Lexikon geschnappt und die fehlenden Teile selbst übersetzt ... und dann kam der große Shitstorm von der Geschäftsleitung, Uwe wurde bezahlt und in Zukunft hat das dann besser geklappt.

P.S. Eigentlich dachte ich, die Geschichte müsste nach fast 40 Jahren so bekannt sein, dass schon jeder die Hintergründe kennt, aber wie man sieht, ist so etwas tatsächlich ein Kampf gegen Windmühlen ...   ~;D
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 7.07.2022 | 18:44
Und dann waren die Amis sauer und haben sich selbst ein Lexikon geschnappt und die fehlenden Teile selbst übersetzt ... und dann kam der große Shitstorm von der Geschäftsleitung, Uwe wurde bezahlt und in Zukunft hat das dann besser geklappt.

P.S. Eigentlich dachte ich, die Geschichte müsste nach fast 40 Jahren so bekannt sein, dass schon jeder die Hintergründe kennt, aber wie man sieht, ist so etwas tatsächlich ein Kampf gegen Windmühlen ...   ~;D

Also ich habe irgendwo gelesen dass sie eine Agentur anwarben, die vom Rest des Produkts nichts gesehen hatte und den Kontext nicht kannte.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Chaos am 7.07.2022 | 18:49
Tatsächlich ist das mit der Tachenlampe und all den schrecklichen Begriffen im ursprünglichen AD&D aber ein treffendes Beispiel dafür, dass eben mal wieder nicht die ÜBERSETZER dafür verantwortlich waren, und das ging so ...

Das hat damals Uwe Körner und seine Jungs für TSR in Amerika gemacht. Dann ging das ewig hin und her und TSR ha sich aus irgendwelchen dubiosen Gründen geweigert zu bezahlen und wollte nachträglich den Preis drücken und so weiter. Und dann haben sie einen Teil der übersetzten Dateien verschlampt und von Uwe gefordert, dass er sie doch gefälligst rasch nachliefern soll (damals noch mit Disketten rumschicken). Und Uwe hat gesagt, klar bekommt ihr die, aber jetzt zahlt mal erst.

Und dann waren die Amis sauer und haben sich selbst ein Lexikon geschnappt und die fehlenden Teile selbst übersetzt ... und dann kam der große Shitstorm von der Geschäftsleitung, Uwe wurde bezahlt und in Zukunft hat das dann besser geklappt.

P.S. Eigentlich dachte ich, die Geschichte müsste nach fast 40 Jahren so bekannt sein, dass schon jeder die Hintergründe kennt, aber wie man sieht, ist so etwas tatsächlich ein Kampf gegen Windmühlen ...   ~;D

Eigentlich gehört vor so einen Post eine Trigger-Warnung - ich hätte mich vor Lachen fast an meinem Getränk verschluckt!

Damals wie heute... der meiste Ärger rührt daher, dass Verlage nicht für Qualität zahlen wollen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 7.07.2022 | 18:53
Tatsächlich ist das mit der Tachenlampe und all den schrecklichen Begriffen im ursprünglichen AD&D aber ein treffendes Beispiel dafür, dass eben mal wieder nicht die ÜBERSETZER dafür verantwortlich waren, und das ging so ...

Das hat damals Uwe Körner und seine Jungs für TSR in Amerika gemacht. Dann ging das ewig hin und her und TSR ha sich aus irgendwelchen dubiosen Gründen geweigert zu bezahlen und wollte nachträglich den Preis drücken und so weiter. Und dann haben sie einen Teil der übersetzten Dateien verschlampt und von Uwe gefordert, dass er sie doch gefälligst rasch nachliefern soll (damals noch mit Disketten rumschicken). Und Uwe hat gesagt, klar bekommt ihr die, aber jetzt zahlt mal erst.

Und dann waren die Amis sauer und haben sich selbst ein Lexikon geschnappt und die fehlenden Teile selbst übersetzt ... und dann kam der große Shitstorm von der Geschäftsleitung, Uwe wurde bezahlt und in Zukunft hat das dann besser geklappt.

P.S. Eigentlich dachte ich, die Geschichte müsste nach fast 40 Jahren so bekannt sein, dass schon jeder die Hintergründe kennt, aber wie man sieht, ist so etwas tatsächlich ein Kampf gegen Windmühlen ...   ~;D

Wieso es ist doch weiterhin DAS Beispiel für eine schlechte Übersetzung. Es ist den Leuten nur eben egal, welche Person das jetzt letztlich war.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Daniel S. am 7.07.2022 | 19:30
Also ich habe irgendwo gelesen dass sie eine Agentur anwarben, die vom Rest des Produkts nichts gesehen hatte und den Kontext nicht kannte.

Also ich habe es von Uwe Körner, mit dem ich selbst gut 15 Jahre zusammengearbeitet habe, persönlich so erzählt bekommen.

Keine Ahnung wer von uns beiden jetzt näher an der echten Geschichte dran ist ...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Chaos am 7.07.2022 | 19:47
Wieso es ist doch weiterhin DAS Beispiel für eine schlechte Übersetzung. Es ist den Leuten nur eben egal, welche Person das jetzt letztlich war.

Und genau DAS ist das Problem: Es ist "den Leuten" egal, ob der Verlag ernsthaft Scheiße baut, sich weigert, die Übersetzer zu bezahlen, kostenlose Arbeit fordert, und dann auch noch selbst kräftig Murks liefert. Die Übersetzung taugt nichts, also einfach mal ordentlich auf die Übersetzer draufdreschen.

Nee, so läuft das nicht. Solange der Übersetzer die Arbeit leistet, für die er bezahlt wird, ist alles, was am Ende schiefläuft, einzig Schuld des Verlags. Und wohlgemerkt, die Arbeit für die der Verlag zu zahlen bereit ist, nicht die Arbeit, die der Verlag vom Übersetzer verlangt. Wenn der Verlag eine erstklassige Übersetzung will, aber die Arbeitszeit, für die er zu zahlen bereit ist, nur für Mittelmaß reicht, dann liegt es am Verlag, dass die Übersetzung Mittelmaß ist - es ist nicht Aufgabe des Übersetzers, unbezahlt zusätzlich zu arbeiten, um die Knauserigkeit und überzogenen Erwartungen des Verlags zu bedienen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 7.07.2022 | 19:50
Und genau DAS ist das Problem: Es ist "den Leuten" egal, ob der Verlag ernsthaft Scheiße baut, sich weigert, die Übersetzer zu bezahlen, kostenlose Arbeit fordert, und dann auch noch selbst kräftig Murks liefert. Die Übersetzung taugt nichts, also einfach mal ordentlich auf die Übersetzer draufdreschen.

Nee, so läuft das nicht. Solange der Übersetzer die Arbeit leistet, für die er bezahlt wird, ist alles, was am Ende schiefläuft, einzig Schuld des Verlags. Und wohlgemerkt, die Arbeit für die der Verlag zu zahlen bereit ist, nicht die Arbeit, die der Verlag vom Übersetzer verlangt. Wenn der Verlag eine erstklassige Übersetzung will, aber die Arbeitszeit, für die er zu zahlen bereit ist, nur für Mittelmaß reicht, dann liegt es am Verlag, dass die Übersetzung Mittelmaß ist - es ist nicht Aufgabe des Übersetzers, unbezahlt zusätzlich zu arbeiten, um die Knauserigkeit und überzogenen Erwartungen des Verlags zu bedienen.

Das ist genau das, was ich schon seit ein paar Posts schreibe  ;) Und: Ich bin sicher bis heute wussten hier die wenigsten, wie der Übersetzer hieß. Mir war nur bekannt, dass die Amis da "Scheiße gebaut" hatten. Letztlich haben die Verlage dafür gerade zu stehen, was sie veröffentlichen und es ist für mich irrelevant, welche Person es war. Der Verlag hat es so gedruckt und an mich verkauft.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 8.07.2022 | 06:51
Und genau DAS ist das Problem: Es ist "den Leuten" egal, ob der Verlag ernsthaft Scheiße baut, sich weigert, die Übersetzer zu bezahlen, kostenlose Arbeit fordert, und dann auch noch selbst kräftig Murks liefert. Die Übersetzung taugt nichts, also einfach mal ordentlich auf die Übersetzer draufdreschen.

Um es konkreter zuzuordnen, müsste man ja auch die Abläufe, die zu dem Ergebnis geführt haben, genauestens kennen - teils genauer, als direkt Beteiligte sie im Einzelfall kennen.

Da kann man eben nur auf das zeigen, was einem auffällt. Und es heißt ja sehr wohl "die Übersetzung ist schlecht" und nicht "der Übersetzer Hans Meier kann nichts!", auch wenn man von außen nicht erkennen kann, wo es jetzt genau gehakt hat und es ggf. heißen müsste "der Lektor hat gepennt" oder "das musste alles viel zu schnell gehen".
Wenn man die Abläufe immerhin gut genug kennt, um zu wissen, dass an einer Übersetzung nicht nur der Übersetzer an sich hockt, ist das zwar ganz nett, aber letztlich egal.

Weil  - siehe Swafnir - man am Ende sowieso nur die Entscheidung hat, das fertige Produkt zu kaufen oder nicht bzw. einen Schritt vorher, ob man das fertige Produkt gut oder schlecht findet, wie es nun mal ist.
Da ist es als Kunde mal so gar nicht meine Aufgabe, ganz genau zu gucken, wer was warum vermasselt hat.


Wenn der Verlag eine erstklassige Übersetzung will, aber die Arbeitszeit, für die er zu zahlen bereit ist, nur für Mittelmaß reicht, dann liegt es am Verlag, dass die Übersetzung Mittelmaß ist - es ist nicht Aufgabe des Übersetzers, unbezahlt zusätzlich zu arbeiten, um die Knauserigkeit und überzogenen Erwartungen des Verlags zu bedienen.

Grad in Sachen Einlesen ins Thema ist das eher eine Frage der Auswahl des Übersetzers. Die Einarbeitungszeit zu bezahlen, wäre utopisch, also kann man nur zusehen, dass man jemanden dransetzt, der sich schon mit dem Thema auskennt.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 8.07.2022 | 08:44
Also ich habe es von Uwe Körner, mit dem ich selbst gut 15 Jahre zusammengearbeitet habe, persönlich so erzählt bekommen.

Keine Ahnung wer von uns beiden jetzt näher an der echten Geschichte dran ist ...

Ich glaube die beiden Versionen widersprechen sich nicht. Bei Körner klingt es halt danach als hätten irgendwelche TSRler in seiner Abwesenheit selbst übersetzt, während sie in der anderen Fassung doch noch eine andere Agentur kurzfristig engagiert haben.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Zanji123 am 8.07.2022 | 11:14
Allerdings sage ich bei diesem Beispiel oder bei false friends wie "handgun" und "Handfeuerwaffe" in CP RED:
Wenn mir so was beim ersten Durchblättern und/oder beim Blick aufs Charakterblatt auffällt, ist das Ding gelaufen - dann stell ich das Buch ins Regal zurück und es hat sich erledigt.

Nicht, weil das für sich genommen unerträglich schlimme Fehler sind, aber die sind handwerklich doch derart daneben, dass ich davon ausgehen muss, noch mehr von ähnlichem Kaliber zu finden und da hört der Spaß bzw. der Lesegenuss dann doch recht schnell auf.

bitte was ist bei der Übersetzung von Handgun -> Handfeuerwaffe jetzt "schlecht" den das ist nunmal die tatsächliche Übersetzung O_o   (für die ART der Waffe)

man KÖNNTE es noch als American English sehen und Pistole nehmen aber dann würde gemeckert das ne PISTOL ja was gaaaanz anderes ist (was korrekt ist da dies eine bestimmte Art der Handfeuerwaffe ist in der u.a. auch n Revolver fällt)


Ich glaube die beiden Versionen widersprechen sich nicht. Bei Körner klingt es halt danach als hätten irgendwelche TSRler in seiner Abwesenheit selbst übersetzt, während sie in der anderen Fassung doch noch eine andere Agentur kurzfristig engagiert haben.

wobei ich das echt interessant finde da nur Briten für Taschenlampe das Wort Torch nutzen. Amis sagen dazu Flashlight. Also welches komische Wörterbuch hatten die das dies nicht korrekt gekennzeichnet ist.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 8.07.2022 | 11:19
bitte was ist bei der Übersetzung von Handgun -> Handfeuerwaffe jetzt "schlecht" den das ist nunmal die tatsächliche Übersetzung O_o   

man KÖNNTE es noch als American English sehen und Pistole nehmen aber dann würde gemeckert das ne PISTOL ja was gaaaanz anderes ist

A handgun is a short-barrelled firearm that can be held and used with one hand.
Daher müsste es Faustfeuerwaffe heißen, denn die nutzt man mit einer Hand.

Jede Feuerwaffe die von einer Person ohne Hilfsmittel abgefeuert werden kann, ist eine Handfeuerwaffe. Egal ob mit einer oder zwei Händen. Also fallen da auch Gewehre drunter. 

Daher kann ich dir sagen, was daran schlecht ist: Es ist einfach falsch, weil Handfeuerwaffen neben Pistolen auch Gewehre usw. mit einschließt.

Praktisch für die Spieler: Ein Skill für alles.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 8.07.2022 | 11:32
Ja gut, aber dann muss man sein Gehirn schon ziemlich ausschalten. Wäre jetzt nichts was mich übermäßig stören würde. Unglücklich ja, aber mehr auch nicht.
1. Wird es neben Handfeuerwaffen noch weitere Fertigkeiten wie z.B. Gewehre geben, womit klar wäre, dass es nicht inbegriffen ist.
2. Gibt es Fertigkeitsbeschreibungen. Dort wird sicher geklärt was darunter fällt.
3. Sicher auch noch Waffenlisten, die definieren welcher Fertigkeit sie angehören.

Es ist also am Spieltisch eine Klärung von wenigen Sekunden und das Spiel funktioniert nicht schlechter da durch.


Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 8.07.2022 | 11:40
Ja gut, aber dann muss man sein Gehirn schon ziemlich ausschalten. Wäre jetzt nichts was mich übermäßig stören würde. Unglücklich ja, aber mehr auch nicht.
1. Wird es neben Handfeuerwaffen noch weitere Fertigkeiten wie z.B. Gewehre geben, womit klar wäre, dass es nicht inbegriffen ist.
2. Gibt es Fertigkeitsbeschreibungen. Dort wird sicher geklärt was darunter fällt.
3. Sicher auch noch Waffenlisten, die definieren welcher Fertigkeit sie angehören.

Es ist also am Spieltisch eine Klärung von wenigen Sekunden und das Spiel funktioniert nicht schlechter da durch.

Alternativ hätte man auch als Ahnungsloser, wie ich, zwei Minuten googeln können, wenn man schon so ein Setting übersetzt.
Spätestens der Lektor hätte das machen müssen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Zanji123 am 8.07.2022 | 11:41
A handgun is a short-barrelled firearm that can be held and used with one hand.
Daher müsste es Faustfeuerwaffe heißen, denn die nutzt man mit einer Hand.

Jede Feuerwaffe die von einer Person ohne Hilfsmittel abgefeuert werden kann, ist eine Handfeuerwaffe. Egal ob mit einer oder zwei Händen. Also fallen da auch Gewehre drunter. 

Daher kann ich dir sagen, was daran schlecht ist: Es ist einfach falsch, weil Handfeuerwaffen neben Pistolen auch Gewehre usw. mit einschließt.

Praktisch für die Spieler: Ein Skill für alles.


ok hab jetzt nochmal komplett wikipedia und sonstige Waffen Seite durchwühlt und jopp ok du hast recht. Für mich war Handfeuerwaffe immer mit "klein handlich "passt in die Hand"" gleichgesetzt und den Begriff Faustfeuerwaffe habe ich so noch nie gehört

dann sind aber 90 % der Übersetzungen falsch da ich mir zu 99 % sicher bin das ich das in irgend nem Cthulhu Regelwerk so gelesen habe. Gewehre hatten dann einen eigenen Skill

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Sosthenes am 8.07.2022 | 11:49
Ist allerdings mal wieder so eine sprachliche Stolperfalle, als ob Deutsch rein sprahhistorisch nicht eh schon zum legalistischen Ausdruck neigen würde.

Würde ich als Verleger/Autor also schon mal abwägen. Revolver-Fan-Inklusion oder handlicherer (sprühender Wortwitz hier) Begriff.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 8.07.2022 | 11:59
Alternativ hätte man auch als Ahnungsloser, wie ich, zwei Minuten googeln können, wenn man schon so ein Setting übersetzt.
Spätestens der Lektor hätte das machen müssen.

Hätte man tun können, aber ohne dir zu Nahe treten zu wollen (den ich lese deine Beiträge wirklich gerne), finde ich es zu kleinlich. Ist nun wirklich keine große Sache.

(Allgemein, nicht an dich persönlich :) ) In jedem Buch wird man Fehler finden und wenn einem solche Kleinigkeiten dazu führen, dass man das Buch nicht mehr geniessen kann, läuft in meinen Augen was falsch.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 8.07.2022 | 12:01
Alternativ hätte man auch als Ahnungsloser, wie ich, zwei Minuten googeln können, wenn man schon so ein Setting übersetzt.
Ich gehe davon aus, dass das an vielen Stellen gemacht wurde. Wenn mal eine Stelle übersehen wird, ist das ein Fall für die Errata.

Denn sowas passiert halt: wer nicht schon vorher Waffenbegeistert ist, wird vielleicht einfach nicht auf die Idee kommen, dass genau das so offensichtlich zu übersetzende Wort ein falscher Freund ist. Und wenn du nur Waffennarren als Übersetzer haben willst, leidet wahrscheinlich die Qualität an anderen Stellen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 8.07.2022 | 12:02
Ist nun wirklich keine große Sache.

(Allgemein, nicht an dich persönlich :) ) In jedem Buch wird man Fehler finden und wenn einem solche Kleinigkeiten dazu führen, dass man das Buch nicht mehr geniessen kann, läuft in meinen Augen was falsch.

Deshalb drehen wir uns hier irgendwie im Kreis.  >;D
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 8.07.2022 | 12:07
Und wenn du nur Waffennarren als Übersetzer haben willst, leidet wahrscheinlich die Qualität an anderen Stellen.

Wie wäre es, wenn man den Waffenbereich an einen Waffennarren fürs Fachlektorat und zum Erstellen eines Kompendiums gibt? Das scheinen ja doch eher die Grundlagen des Project Managements zu sein.

Und bei Rollenspielen sollen ja Waffen öfters vorkommen...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Sosthenes am 8.07.2022 | 12:11
Aber hoffentlich selten Anwälte.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Zanji123 am 8.07.2022 | 12:18
Aber hoffentlich selten Anwälte.

:-D gab's nich ein Rollenspiel mit Anwälten als Tiere???

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Skolman am 8.07.2022 | 12:23
Wie wäre es, wenn man den Waffenbereich an einen Waffennarren fürs Fachlektorat und zum Erstellen eines Kompendiums gibt? Das scheinen ja doch eher die Grundlagen des Project Managements zu sein.

Und bei Rollenspielen sollen ja Waffen öfters vorkommen...

Ich finde den Ausdruck 'Waffennarr' abwertend und diskriminierend.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 8.07.2022 | 12:30
Ich finde den Ausdruck 'Waffennarr' abwertend und diskriminierend.

Ich habe es bewusst aus dem oberen Post kopiert. Will natürlich keinem Waffenenthusiasten zu nahe treten. Lieber.  :-[
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Marduk am 8.07.2022 | 12:30
Allerdings sage ich bei diesem Beispiel oder bei false friends wie "handgun" und "Handfeuerwaffe" in CP RED:
Wenn mir so was beim ersten Durchblättern und/oder beim Blick aufs Charakterblatt auffällt, ist das Ding gelaufen - dann stell ich das Buch ins Regal zurück und es hat sich erledigt.

Nicht, weil das für sich genommen unerträglich schlimme Fehler sind, aber die sind handwerklich doch derart daneben, dass ich davon ausgehen muss, noch mehr von ähnlichem Kaliber zu finden und da hört der Spaß bzw. der Lesegenuss dann doch recht schnell auf.
Den besten Schnitzer hast du da noch gar nicht gesehen: „Sub Machine Gun“ wurde mit Maschinengewehr übersetzt und ich hab mich zuerst noch gewundert, dass MGs schlechter als Sturmgewehre sind ~;D
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 8.07.2022 | 12:31
Deshalb drehen wir uns hier irgendwie im Kreis.  >;D

Ja und solange das so ist, füllen sich die Seiten hier. ;D  Wir empfinden Dinge nunmal alle anders. Während der/die ein Haar einfach von der Pizza nimmt und weiter isst, kann der/die andere die Pizza einfach nicht weiter essen. Beides ist völlig legitim.

Bei den Übersetzungen ist aber nun mal das Problem, man kann es nicht allen recht machen. Wie auch? Das geht nicht. Wir haben kein so schönes schwarz/weiß wie bei dem Pizza Beispiel. Es gibt unzähle Abstufungen, die alle auf ihre Art berechtigt sind. Aber man muss die Kirche da auch mal im Dorf lassen können, wenn einem z.B. der Schreibstil nicht gefällt. Etwas künstlerische Freiheit muss sein und ja anders als bei Büchern, weiß man vorher meist nicht, wer es übersetzt hat und ob einem der Stil liegt.

Ist auch wieder nicht persönlich gemeint, weil ich die Gründe ja alle nachvollziehen kann. Ich für mich habe aber festgstellt, dass ich die englischen Originale teilsweise auch nicht schön zu lesen finde und ich auch dort meine Lieblingsautoren (wie bei den Büchern) habe. Aber auch ein nicht so gut geschriebener Text erfüllt bei mir noch seinen Zweck, nämlich meinen Spielenden das Spiel erklären zu können und damit durch den Abend zu leiten. Ich habe vermutlich auch das Glück, dass es mir nicht die Fantasy vermiest und ich trotzdem genug Ideen habe. Aber ja, manche muss ich auch nicht unbedingt öfter lesen als nötig oder mich etwas durchquälen. Alles für mich Geschmackssache, jemand anderes findet es vermutlich toll. Ich mag mittlerweile auch lieber klar Bücher, weg von dem "Geschwafel" (nicht wertend gemeint) vieler Fantasy Werke.

Wo bei mir der Spaß aufhört, wenn der Regelteil Fehler enthält, die mich das Spiel nicht mehr vernünftig spielen lassen. Und was den Text angeht, wenn es wie aus dem Googleübersetzer wirkt oder das Lekorat ganz versagt hat und einfach viel zu viele Fehler drin sind.

Ich will man ein Beispiel nennen, was mich zwar etwas ärgert, mich aber nicht vom Kauf abhält. Der Schatten des Dämonenfürsten. In den Abenteuer sind die Zauber der Gegner manchmal anders übersetzt als im GRW. Das verursacht etwas Arbeit, weil man bei der Menge an Zaubern erstmal schauen muss, welche den überhaupt gemeint sind, weil in den Abenteuern natürlich keine Beschreibung dabei ist, sondern nur der Name.
Woran liegt sowas? Es haben verschiedene Personen übersetzt? Verschiedene Personen lektoriert? Oder es hat wer nicht gut aufgepasst. Aber mit dem ganzen Rest komme ich gut klar, weswegen es für mich nicht so groß ins Gewicht fällt. Da mag aber jede/r anders denken, was auch okay ist.

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Chaos am 8.07.2022 | 12:40
Um es konkreter zuzuordnen, müsste man ja auch die Abläufe, die zu dem Ergebnis geführt haben, genauestens kennen - teils genauer, als direkt Beteiligte sie im Einzelfall kennen.

Da kann man eben nur auf das zeigen, was einem auffällt. Und es heißt ja sehr wohl "die Übersetzung ist schlecht" und nicht "der Übersetzer Hans Meier kann nichts!", auch wenn man von außen nicht erkennen kann, wo es jetzt genau gehakt hat und es ggf. heißen müsste "der Lektor hat gepennt" oder "das musste alles viel zu schnell gehen".
Wenn man die Abläufe immerhin gut genug kennt, um zu wissen, dass an einer Übersetzung nicht nur der Übersetzer an sich hockt, ist das zwar ganz nett, aber letztlich egal.

Weil  - siehe Swafnir - man am Ende sowieso nur die Entscheidung hat, das fertige Produkt zu kaufen oder nicht bzw. einen Schritt vorher, ob man das fertige Produkt gut oder schlecht findet, wie es nun mal ist.
Da ist es als Kunde mal so gar nicht meine Aufgabe, ganz genau zu gucken, wer was warum vermasselt hat.

Es ist aber schon ein Unterschied, ob man als Kunde mit der Einstellung rangeht, dass Übersetzer alles ahnungslose, unmotivierte Nichtsnutze sind und der Verlage halt niemand Besseren finden können - oder ob man davon ausgeht, der Verlag (sowohl der Herausgeber der Übersetzung als auch der des Originals, der gegebenenfalls Vorgaben für die Übersetzung macht) ist für die Qualität des Endprodukts verantwortlich.

Im ersteren Fall entlädt sich im Internet Hass und Häme gegen Übersetzer. Damit erreicht man, wenn überhaupt, nur eins: Nämlich dass noch weniger kompetente Übersetzer überhaupt bereit sind, die Arbeit zu machen, wenn sie neben miesen Arbeitsbedingungen auch noch im Internet für etwas angefeindet werden, wofür sie nichts können.

In letzteren Fall kriegt der Verlag die Dresche ab, und verkauft (vielleicht) weniger Produkte. Dann lernt (idealerweise) entweder der Verlag selbst, oder die anderen Verlage sehen das Schicksal dieses Verlags als mahnendes Beispiel. So oder so steigt die Übersetzungsqualität.

Zitat
Grad in Sachen Einlesen ins Thema ist das eher eine Frage der Auswahl des Übersetzers. Die Einarbeitungszeit zu bezahlen, wäre utopisch, also kann man nur zusehen, dass man jemanden dransetzt, der sich schon mit dem Thema auskennt.

Dann ist das aber auch wieder irgendwo spezialisiertes Wissen des Übersetzers, das sich eigentlich im Honorar widerspiegeln müsste.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 8.07.2022 | 12:44
In letzteren Fall kriegt der Verlag die Dresche ab, und verkauft (vielleicht) weniger Produkte. Dann lernt (idealerweise) entweder der Verlag selbst, oder die anderen Verlage sehen das Schicksal dieses Verlags als mahnendes Beispiel. So oder so steigt die Übersetzungsqualität.

Dann ist das aber auch wieder irgendwo spezialisiertes Wissen des Übersetzers, das sich eigentlich im Honorar widerspiegeln müsste.

Ich habe damit ein Problem. Weil es vom Verlag vielleicht auch falsch verstanden wird. Vielleicht wird auch einfach gedacht, das Rollenspiel (oder die Reihe) läuft nicht gut und die Lizenz wird fallen gelassen. Es gibt keine Zahlen, dass es an der Qualität der Arbeit lag.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 8.07.2022 | 12:48
Ich will man ein Beispiel nennen, was mich zwar etwas ärgert, mich aber nicht vom Kauf abhält. Der Schatten des Dämonenfürsten. In den Abenteuer sind die Zauber der Gegner manchmal anders übersetzt als im GRW. Das verursacht etwas Arbeit, weil man bei der Menge an Zaubern erstmal schauen muss, welche den überhaupt gemeint sind, weil in den Abenteuern natürlich keine Beschreibung dabei ist, sondern nur der Name.
Woran liegt sowas? Es haben verschiedene Personen übersetzt? Verschiedene Personen lektoriert? Oder es hat wer nicht gut aufgepasst. Aber mit dem ganzen Rest komme ich gut klar, weswegen es für mich nicht so groß ins Gewicht fällt. Da mag aber jede/r anders denken, was auch okay ist.

Ich würde sagen System Matters hat in dem Fall entweder verpasst eine Kompendium zu erstellen, das für alle Mitarbeiter verfügbar war, oder dessen Existenz schlecht kommuniziert. Oder wahrscheinlicher: das Kompendium wurde nach der Übersetzung nochmals geändert und das Lektorat hat dann nicht alle Texte upgedatet.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: flaschengeist am 8.07.2022 | 12:49
Allerdings sage ich bei diesem Beispiel oder bei false friends wie "handgun" und "Handfeuerwaffe" in CP RED:
Wenn mir so was beim ersten Durchblättern und/oder beim Blick aufs Charakterblatt auffällt, ist das Ding gelaufen - dann stell ich das Buch ins Regal zurück und es hat sich erledigt.

Leo.org würde einen bei der Übersetzung in der Irre führen (https://dict.leo.org/englisch-deutsch/handgun (https://dict.leo.org/englisch-deutsch/handgun)), sofern man nicht den ersten Forenbeitrag liest.
Das finde ich insofern exemplarisch, als heute in vielen Bereichen aufgrund von Arbeitsverdichtung unter hohem Zeitdruck gearbeitet wird und darunter leidet dann zwangsläufig die Qualität: Mal kurz bei Leo gucken ist drin, Forenbeiträge lesen schon nicht mehr.
Ob die Qualität deutscher RPG-Übersetzungen in diesem Kontext besonders negativ heraussticht, fällt mir persönlich schwer zu beantworten.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 8.07.2022 | 12:56
Ich finde den Ausdruck 'Waffennarr' abwertend und diskriminierend.
So ist er nicht gemeint. Kommt von „Vernarrt in Waffen“.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 8.07.2022 | 13:16
Ich gehe davon aus, dass das an vielen Stellen gemacht wurde. Wenn mal eine Stelle übersehen wird, ist das ein Fall für die Errata.

Denn sowas passiert halt: wer nicht schon vorher Waffenbegeistert ist, wird vielleicht einfach nicht auf die Idee kommen, dass genau das so offensichtlich zu übersetzende Wort ein falscher Freund ist. Und wenn du nur Waffennarren als Übersetzer haben willst, leidet wahrscheinlich die Qualität an anderen Stellen.

Das ist doch auch wieder nur eine faule Ausrede/Nebelkerze. Wenn ich Shadowrun, Cyberpunk oder andere Systeme übersetzte, die auch von "Gun Porn" leben, dann muss ich mich da schon drauf vorbereiten. Schließlich geht es da um Regelbegriffe. Und wenn ich da kein Faible für habe und nicht gewillt bin mich einzulesen, dann brauch ich den Job nicht machen. Dann bin ich die falsche Person. Ebenso wie der Lektor.

Und mal ganz ehrlich: Ein Übersetzer der leo.org als Ausrede benutzt, das ist doch schon sehr peinlich, oder?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 8.07.2022 | 13:22
Wir sind irgendwie schon beinahe auf "aber wenn der Hund die gute Übersetzung gefressen hat"-Niveau.  >;D Habe ich natürlich in der Schule erlebt, aber nie im Berufsleben.  ;D  ;)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: takti der blonde? am 8.07.2022 | 13:25
Mir scheinen die deutschen Rollenspielübersetzungen en gros ziemlich gut die Ressourcen zu reflektieren, welche die Rollenspielbranche bereit/in der Lage ist in ihre Produkte zu stecken.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Chaos am 8.07.2022 | 14:22
Ich habe damit ein Problem. Weil es vom Verlag vielleicht auch falsch verstanden wird. Vielleicht wird auch einfach gedacht, das Rollenspiel (oder die Reihe) läuft nicht gut und die Lizenz wird fallen gelassen. Es gibt keine Zahlen, dass es an der Qualität der Arbeit lag.

Wenn für uns Kunden klar genug zu erkennen ist, dass die miese Qualität an der Übersetzung liegt und nicht am Original, sollte das eigentlich kein Problem sein.

Da sehe ich dann den Kunden in der Pflicht, dem Verlag das mitzuteilen: "He Leute, die Übersetzung von Produkt X ist grottenschlecht. Ich habe gutes Geld bezahlt und erwarte ein gutes Produkt. Solange ich nicht mitbekomme, dass ihr bessere Arbeit liefert, kaufe ich von euch nichts mehr."

Einem Verlag, der das nicht versteht, ist nun wirklich nicht mehr zu helfen. Dann sollen sie meinetwegen die Lizenz fallenlassen, damit jemand mit mehr Verstand sie sich holen kann.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Sosthenes am 8.07.2022 | 14:37
Mir scheinen die deutschen Rollenspielübersetzungen en gros ziemlich gut die Ressourcen zu reflektieren, welche die Rollenspielbranche bereit/in der Lage ist in ihre Produkte zu stecken.

Ich denke wir haben eher ein universelles Problem, so hat Film & Fernsehen doch ungemein mehr Resourcen und generell auch eine bescheidene Qualität. Ich bin auch bei Sachbüchern selten begeistert, was ja noch das Verwandteste wäre.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 8.07.2022 | 14:39
Es ist also am Spieltisch eine Klärung von wenigen Sekunden und das Spiel funktioniert nicht schlechter da durch.

Es kann aber auch nicht der Maßstab sein, dass ich es ohne weiteres als Fehler erkennen und selbst korrigieren kann.

An einer Stelle: ja, kann mal vorkommen, geschenkt.
An mehreren Stellen bzw. systematisch bei einem Thema darf es aber nicht vorkommen, gerade wenn es um Begriffe mit recht intensivem Regelbezug geht.

Und auch wenn mir klar ist, dass mein Anspruch gerade bei dem Thema überdurchschnittlich hoch ist und mir Fehler da viel eher auffallen: Andere bekommen es reproduzierbar sauber hin, also läuft bei denen wohl etwas strukturell besser.


Da sehe ich dann den Kunden in der Pflicht, dem Verlag das mitzuteilen: "He Leute, die Übersetzung von Produkt X ist grottenschlecht. Ich habe gutes Geld bezahlt und erwarte ein gutes Produkt. Solange ich nicht mitbekomme, dass ihr bessere Arbeit liefert, kaufe ich von euch nichts mehr."

Einem Verlag, der das nicht versteht, ist nun wirklich nicht mehr zu helfen. Dann sollen sie meinetwegen die Lizenz fallenlassen, damit jemand mit mehr Verstand sie sich holen kann.

Leider gibt es dann doch ein paar andere Faktoren, warum ein Spiel trotzdem erfolgreich sein kann und sich nichts an der Übersetzungs- oder sonstigen Qualität ändert.

Gerade Shadowrun bei CGL (nicht bei Pegasus) widersetzt sich da erfolgreich jeder schönen Markttheorie :P :-\


Dann ist das aber auch wieder irgendwo spezialisiertes Wissen des Übersetzers, das sich eigentlich im Honorar widerspiegeln müsste.

Tjo, tut es eben nicht.

Eine Variante, um bei dem hier angeklungenen Themenbereich Waffen zu bleiben: Man lässt hinterher zusätzlich zum eigentlichen Lektor mal jemanden drübergucken, der sich damit auskennt.
Habe ich als mehr oder weniger zufällig greifbarer Waffennarr auch schon für einige Projekte gemacht - unentgeltlich, weil das weder "richtige" Übersetzung ist (soll ich für ein paar Dutzend Begriffe und Notationskorrekturen eine Rechnung stellen?) noch "richtiges" Lektorat (weil es sich auch wieder nur auf einen kleinen Teil bezieht).

Und in immerhin einem Fall hieß es genau wegen dieser früheren kleinen Zuarbeiten: Lass den das gleich komplett selbst machen.

Das war dann auch wieder "nur" normale Übersetzerbezahlung und das Fachwissen fiel jenseits der Personalwahl hinten runter.
Da bekommt man den Fachidioten halt darüber, dass er es selbst machen will, damit er am Ende mit dem Ergebnis zufrieden ist ;)

Den besten Schnitzer hast du da noch gar nicht gesehen: „Sub Machine Gun“ wurde mit Maschinengewehr übersetzt und ich hab mich zuerst noch gewundert, dass MGs schlechter als Sturmgewehre sind ~;D

Jo, hatte nur auf dem Charakterblatt geguckt und dort sind die ja anders einsortiert.
Diese Fehlübersetzung ist auch ein Klassiker und ich sehe mich immerhin darin bestätigt, den einen kleinen Fehler als tauglichen Indikator betrachtet zu haben ;)


Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 8.07.2022 | 14:46
Das ist doch auch wieder nur eine faule Ausrede/Nebelkerze. Wenn ich Shadowrun, Cyberpunk oder andere Systeme übersetzte, die auch von "Gun Porn" leben, dann muss ich mich da schon drauf vorbereiten. Schließlich geht es da um Regelbegriffe. Und wenn ich da kein Faible für habe und nicht gewillt bin mich einzulesen, dann brauch ich den Job nicht machen. Dann bin ich die falsche Person. Ebenso wie der Lektor.
Und wer macht den Job dann?

Mal konkret: Das wichtigste aller Gurps Bücher wurde nicht Übersetzt: Das Compendium 1.

Ich habe einen Verdacht, warum das so ist: Es ist eine Sammlung von Spezialbegriffen, bei denen alleine schon das Erstellen kanonischer Übersetzungen für die Benennungen eine Mammutaufgabe ist.

Die gleiche Mammutaufgabe braucht es für das Basisbuch der 4. Edition — an die sich nur die Koreaner gewagt haben. Sonst gibt es das einfach nicht übersetzt. http://www.sjgames.com/gurps/foreign.html

Ich will nicht, dass Shadowrun das gleiche Schicksal erleidet.
Zitat
Und mal ganz ehrlich: Ein Übersetzer der leo.org als Ausrede benutzt, das ist doch schon sehr peinlich, oder?
Finde ich nicht. Jetzt hat schon jemand nachgeschaut („ist das wirklich richtig? Hm, ja, Leo sagt das auch“) — dann noch mehr zu fordern, wenn klar wird, dass nachschauen nicht geholfen hätte, halte ich für überzogene Erwartungen an Übersetzer.

Submachinegun ist auch so ein Punkt, das habe ich früher auch schon falsch verstanden und mich über die Schadenswerte gewundert — wer kommt auch auf die Idee, dass SMG korrekterweise als MP übersetzt werden muss?

Eine Variante, um bei dem hier angeklungenen Themenbereich Waffen zu bleiben: Man lässt hinterher zusätzlich zum eigentlichen Lektor mal jemanden drübergucken, der sich damit auskennt.
Habe ich als mehr oder weniger zufällig greifbarer Waffennarr auch schon für einige Projekte gemacht - unentgeltlich, weil das weder "richtige" Übersetzung ist (soll ich für ein paar Dutzend Begriffe und Notationskorrekturen eine Rechnung stellen?) noch "richtiges" Lektorat (weil es sich auch wieder nur auf einen kleinen Teil bezieht).
Das finde ich dagegen eine gute Methode. Ich würde ja auch hoffen, dass bei Science-Fiction-Büchern sich jemand jemanden mit Physikstudium unter den Fans oder im Bekanntenkreis sucht und drüberschauen lässt. Am besten vor dem Endlektorat. Ob so jemand bekannt ist und sich die Zeit nimmt, ist dann aber auch eher Glückssache.

(gut, bei SR vielleicht nicht mehr — zumindest war das in den Zeiten der alten SR_D mailingliste kein Problem; braucht aber halt aktive Communitypflege, was wieder Zeit (also Geld) kostet)
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Fillus am 8.07.2022 | 14:50
Wenn für uns Kunden klar genug zu erkennen ist, dass die miese Qualität an der Übersetzung liegt und nicht am Original, sollte das eigentlich kein Problem sein.

Da sehe ich dann den Kunden in der Pflicht, dem Verlag das mitzuteilen: "He Leute, die Übersetzung von Produkt X ist grottenschlecht. Ich habe gutes Geld bezahlt und erwarte ein gutes Produkt. Solange ich nicht mitbekomme, dass ihr bessere Arbeit liefert, kaufe ich von euch nichts mehr."

Einem Verlag, der das nicht versteht, ist nun wirklich nicht mehr zu helfen. Dann sollen sie meinetwegen die Lizenz fallenlassen, damit jemand mit mehr Verstand sie sich holen kann.

In der Theorie ja. Stellt sich dich Frage wie viele z.B. Fading Suns gebacken oder ein z.B. ein Earthdawn Buch fast ohne Lekotrat gekauft haben und unzufrieden sind, beim nächsten Crowdfunding direkt wieder dabei sind? Viele schätze ich. Außerdem betreuen ja verschiedene Leute verschiedene Projekte in einem Verlag. Schwer die Qualität von einem Spiel auf ein anderes zu münzen. In der Praxis also durchaus komplizierter.

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: takti der blonde? am 8.07.2022 | 14:56
Ich denke wir haben eher ein universelles Problem, so hat Film & Fernsehen doch ungemein mehr Resourcen und generell auch eine bescheidene Qualität. Ich bin auch bei Sachbüchern selten begeistert, was ja noch das Verwandteste wäre.

Kommodifizierungsschmerzen, quasi.
Wobei ich nicht weiß, wie gut oder schlecht deutsche Film-Synchros in Bezug auf die eigene Branche sind. Bei Rollenspielverlagen meine ich etwas fachkundiger zu sein und meinem Eindruck nach kommt bei deutschen Rollenspielverlagen etwa das heraus, was ich erwarten würde in Anbetracht der  Gehälter, Strukturen etc. Gibt sehr weniger under- oder overperformer in meinen Augen.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Sosthenes am 8.07.2022 | 14:57
Das finde ich dagegen eine gute Methode. Ich würde ja auch hoffen, dass bei Science-Fiction-Büchern sich jemand jemanden mit Physikstudium unter den Fans oder im Bekanntenkreis sucht und drüberschauen lässt. Am besten vor dem Endlektorat. Ob so jemand bekannt ist und sich die Zeit nimmt, ist dann aber auch eher Glückssache.

Gibt halt nicht viele Spiele die zu Waffen stehen wie Physik zur Hard Sci-Fi. Wird sind da eher im Space Opera Bereich, und für Retro-50er Weltraum-Romantik brauch ich keinen Astronomen.

Ich seh's ja fast als Bonus wenn Trigger Disziplinisten getriggert werden, aber  klar, wenn wir tatsächlich mal eine deutsche Ausgabe von GURPS 4E High-Tech bekommen, wär ein Fachlektorat sicher passend. (In dem spezifischen Fall aber wohl eher überflüssig, aber mir fällt eben sonst wenig in dem Sektor ein.)

Wobei ich nicht weiß, wie gut oder schlecht deutsche Film-Synchros in Bezug auf die eigene Branche sind. Bei Rollenspielverlagen meine ich etwas fachkundiger zu sein und meinem Eindruck nach kommt bei deutschen Rollenspielverlagen etwa das heraus, was ich erwarten würde in Anbetracht der  Gehälter, Strukturen etc. Gibt sehr weniger under- oder overperformer in meinen Augen.
Der deutsche Filmmarkt dürfte noch zu den größten zählen wo tatsächlich noch synchronisiert wird ausserhalb des Kinderprogramms. Aber wenn ich aus sozialem Zwang Synchro nicht vermeiden kann fällt mir fast ständig was auf.

Fachliteratur im IT Bereich sollte eigentlich ganz passabel Geld haben, macht aber auch viel falsch. Ausser es war im Original noch furchtbar trocken, natürlich.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: takti der blonde? am 8.07.2022 | 15:04
Fachliteratur im IT Bereich sollte eigentlich ganz passabel Geld haben, macht aber auch viel falsch. Ausser es war im Original noch furchtbar trocken, natürlich.

Wie würdest du denn die "Leistung" der deutschen Rollobranche bewerten in Bezug auf Qualität vor dem Hintergrund dessen, was wir so über Strukturen, Gehälter etc. wissen?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 8.07.2022 | 15:08
Submachinegun ist auch so ein Punkt, das habe ich früher auch schon falsch verstanden und mich über die Schadenswerte gewundert — wer kommt auch auf die Idee, dass SMG korrekterweise als MP übersetzt werden muss

Jeder, der innerhalb von 5 Sekunden den Namen des englischsprachigen und deutschsprachigen Wikipedia-Artikels abgleicht?

Habe das aber schon mit 14 geschnallt, als ich das erste Mal ein englischsprachiges Regelwerk in Händen hielt. Teenage Mutant Ninja Turtles & Other Strangeness um genau zu sein. Die Waffenkategorien von Palladium Games waren für mich da einleuchtend und irgendwie habe ich mir das seitdem gemerkt.

Waffenenthusiast bin ich aber nie geworden.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Sosthenes am 8.07.2022 | 15:41
Wie würdest du denn die "Leistung" der deutschen Rollobranche bewerten in Bezug auf Qualität vor dem Hintergrund dessen, was wir so über Strukturen, Gehälter etc. wissen?

Mein Hauptproblem ist eher die Lektoratsleistung. Das war aber auch schon immer so und betrifft auch sowohl muttersprachliche Produkte weltweit als auch Nicht-Übersetzungsthemen. Fehlende Indexe oder die berühmten "Page XX" Referenzen sind ja ein Klischee wie in sonst fast keinem Bereich.

So würd ich die meisten Übersetzungsmakel auch betrachten. Wird ja mitunter inzwischen an Profis abgeben, aber halt wohl nur einmal. Dann müsste man noch mehr drübergehen und Übersetzung und Thema (und auch Layout) zusammenbringen. Das sind dann die Vokabelkorrekturstellen. Flüssigerer Text ist eben eine Königsdisziplin die auch mit viel mehr Kohle und Iterationen selten erreicht wird, da braucht es fast Übersetzende die selbst fachlich berufen sind. Im Deutschen dann noch doppelt schwer.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: takti der blonde? am 8.07.2022 | 15:53
Mein Hauptproblem ist eher die Lektoratsleistung. Das war aber auch schon immer so und betrifft auch sowohl muttersprachliche Produkte weltweit als auch Nicht-Übersetzungsthemen. Fehlende Indexe oder die berühmten "Page XX" Referenzen sind ja ein Klischee wie in sonst fast keinem Bereich.

So würd ich die meisten Übersetzungsmakel auch betrachten. Wird ja mitunter inzwischen an Profis abgeben, aber halt wohl nur einmal. Dann müsste man noch mehr drübergehen und Übersetzung und Thema (und auch Layout) zusammenbringen. Das sind dann die Vokabelkorrekturstellen. Flüssigerer Text ist eben eine Königsdisziplin die auch mit viel mehr Kohle und Iterationen selten erreicht wird, da braucht es fast Übersetzende die selbst fachlich berufen sind. Im Deutschen dann noch doppelt schwer.

Da bin ich bei dir. Die Qualität des Produktes hängt an viel mehr Faktoren als der Übersetzungsarbeit. "Mehr Geld auf das Problem werfen" ist natürlich auch nicht die Lösung, das wollte ich auch nicht behauptet haben. Eben weil in der Rollenspielbranche so viel weniger Geld steckt als in anderen Branchen, wüsste ich nicht, warum ich von Rollenspielbüchern verhältnismäßig mehr Qualität als von IT-Fachliteratur erwarten sollte.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: flaschengeist am 8.07.2022 | 16:03
Das finde ich dagegen eine gute Methode. Ich würde ja auch hoffen, dass bei Science-Fiction-Büchern sich jemand jemanden mit Physikstudium unter den Fans oder im Bekanntenkreis sucht und drüberschauen lässt. Am besten vor dem Endlektorat. Ob so jemand bekannt ist und sich die Zeit nimmt, ist dann aber auch eher Glückssache.

Ja, Expertise aus verschiedensten Bereichen ist sehr hilfreich. In meinem Eigenbau hatte ich z.B. im Spielbeispiel beschrieben, dass sich ein Charakter in ein Eichhörnchen verwandelt, um im Wald Feinde auszuspähen. Irgendwann meinte ein Testspieler, der Biologe ist, dass Eichhörnchen kaum was sehen. Also vom Eichhörnchen in Wildkatze geändert. Ist natürlich nicht essentiell aber schön ist es schon :).
Kürzlich ist mir dann aufgefallen, dass in D&D 5 Großkatzen wie der Löwe "Keen Smell" (Vorteil auf Wahrnehmung von Geruch) statt "Keen Hearing" (Vorteil auf Wahrnehmung von Geräuschen) haben. Ist seit Ewigkeiten offenbar auch keinem der bei D&D 5 sicher zahlreichen Beteiligten aufgefallen. Und das, obwohl Katzen das häufigste Haustier in der westlichen Welt sind, weshalb es nicht unbedingt einen Fachmann bräuchte, um den Fehler zu erkennen. 
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Swafnir am 8.07.2022 | 16:20
Jetzt hat schon jemand nachgeschaut („ist das wirklich richtig? Hm, ja, Leo sagt das auch“) — dann noch mehr zu fordern, wenn klar wird, dass nachschauen nicht geholfen hätte, halte ich für überzogene Erwartungen an Übersetzer.

Es ist reine Spekulation ist, dass da bei leo.org nachgeschaut wurde. Aber es scheint ja offenbar eine Quelle zu finden, die genauso wenig Ahnung hat um sich rechtfertigen zu können.

Ich erkläre dir, was daran so peinlich ist: Als Übersetzer sollte man nicht bei einem anderen Übersetzer abschauen, sondern das deutsche Wort an sich recherchieren. So hab ich es nämlich gemacht. Ich hab zwei Minuten gebraucht. Ohne Vorkenntnisse.
Ich recherchiere doch die Bedeutung eines deutschen Wortes nicht bei leon.org. Da hätte ja auch im Kühlschrank nachschauen können  ~;D

Dem ganzen setzt Zanji123 dann noch die Krone auf. Belehrt hier die Leute wie die Welt läuft und behauptet dann noch im Brustton der Überzeugung es sei richtig, ohne offenbar selbst vorher mal nachzuschauen. Na wenn das in der Branche normal ist, dann brauch ich mich nicht mehr wundern.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 8.07.2022 | 16:31
Im Schwesterschiff der Sulaco im LEO (lower earth orbit):
Zitat
"Major, die da unten haben ein Wort falsch übersetzt. Dieses Buch ist unkaufbar und verursacht Augenkrebs! Man sollte den Übersetzer und seinen Lektor nach Feuerland-Mitte bis in die Steinzeit versetzen und dort schmoren lassen.
Was? Zivilisten versetzt man nicht? Das ist nicht Ihr Ernst!
In welcher Stadt sitzt der Verlag? Ach egal, sagen Sie mir lieber, in welchem Land!
Wie meine Freundin Ellen immer sagt: Nuke it from the orbit, there is only one way to be sure! Und dann schickt die Marines, damit sie auf die Asche pinkeln.
So, nächstes System. Was? Schon wieder jemand, der nicht weiß was "gun combat" bedeutet? Wieviele Nuklearwaffen haben wir noch? Reicht das für alle in Frage kommenden Nationen?
Na gut. Dann sehen wir uns mal die Qualität der Synchronisation von amerikanischen TV Serien ins polnische und türkische an..."
:Ironie:
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: schneeland am 8.07.2022 | 16:34
Dem ganzen setzt Zanji123 dann noch die Krone auf. Belehrt hier die Leute wie die Welt läuft und behauptet dann noch im Brustton der Überzeugung es sei richtig, ohne offenbar selbst vorher mal nachzuschauen. Na wenn das in der Branche normal ist, dann brauch ich mich nicht mehr wundern.

Wir wollten doch ein bisschen mehr über das Thema und ein bisschen weniger übereinander diskutieren.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Achamanian am 8.07.2022 | 16:37
Ich erkläre dir, was daran so peinlich ist: Als Übersetzer sollte man nicht bei einem anderen Übersetzer abschauen, sondern das deutsche Wort an sich recherchieren.

Ja, das stimmt schon. Aber das ist bei einem umfangreichen Text auch echt viel Arbeit, wenn du sorgfältig vorgehst.

Ich recherchiere beim Übersetzen ständig Begriffe, die ich kenne, einfach, um sicherzugehen oder um Alternativen zu suchen, wenn ich den Eindruck habe, dass die Übertragung, die ich kenne, es nicht ganz auf den Punkt trifft. Und dazu kommen Begriffe, die ich nicht kenne oder bei denen ich vermute, dass es sich um False Friends handeln könnte (was oft auch kontextabhängig ist - siehe den Offizier/Beamten).

Kurz: Die Recherche von Begriffen ist der Löwenanteil der Übersetzerarbeit, und es braucht auch einiges an Erfahrung, um da zuverlässig gute Ergebnisse zu Tage zu fördern. Und auch da sage ich wieder: Letztendlich muss ich Verständnis dafür haben, wenn der deutsche Rollenspielmarkt mit den dort üblichen Honoraren das schlicht und einfach nicht hergibt.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: flaschengeist am 8.07.2022 | 17:02
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Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 8.07.2022 | 17:04
Submachinegun ist auch so ein Punkt, das habe ich früher auch schon falsch verstanden und mich über die Schadenswerte gewundert — wer kommt auch auf die Idee, dass SMG korrekterweise als MP übersetzt werden muss?

Unter anderem deswegen brauchts zu jeder Waffe ein Bild und eine Kaliberangabe ;D
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 8.07.2022 | 17:33
Unter anderem deswegen brauchts zu jeder Waffe ein Bild und eine Kaliberangabe ;D
...nicht zu vergessen, die Zahl, wieviele Runden sie schiessen kann. -scnr-

 :btt:
Kommen wir mal zu dem eigentlichen Thema, das im Topic steht:
Wie sieht es denn eigentlich mit der Übersetzungsqualität 'deutscher Rollenspiele' aus?
DSA5 ist doch in anderen Sprachen erhältlich. Wie ist denn da die Qualität?

Und wie steht es eigentlich mit der Übersetzungsqualität von Rollenspielen, die auch ins deutsche übersetzt wurden, in anderen Sprachen als deutsch aus?
Wie sieht es denn mit D&D oder Pathfinder in anderen Sprachen als englisch und deutsch aus? (oder Cyberpunk, 2d20 Systeme, Free League RSPs, was auch immer)
Sind da auch so Schmankerl drin oder ist das alles immer piko bello?
Bitte nicht als whataboutism verstehen, aber vielleicht jammern wir hier nur auf unverschämt hohen Niveau.
Kann jemand was dazu sagen? Auch etwas zu der Vielzahl der in eine bestimmte Sprache übersetzten Systeme?
Müssen wir neidisch zu anderen Sprachräumen blicken, oder geht es uns eigentlich verdammt gut in Sachen Angebotsmenge des eingedeutschten und Qualität?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: postkarte am 8.07.2022 | 17:50
Eine Sache, die auf jeden Fall nichts mit dem Übersetzen zu tun hat, aber in meinen Augen viel zu häufig, immer nur bei den deutschen Ausgaben angekreidet wird, ist das schlechte Lektorat.

Ganz ehrlich, was Ulisses im Durchschnitt auf deutsch abliefert ist qualitativ nicht schlimmer als die englischen Originale bei Modiphiuso, Pinnacle oder Catalyst. Bei letzteren gilt sogar das Gegenteil: die deutschen Shadowrun Ausgaben sind besser erratiert als die englischen Ausgaben. 

Was ein Problem ist, ist eher der Versuch das Layout und Seitenzahlen möglichst zu übernehmen, was zu sehr kleiner Schrift führt. Das ist zwar auch nicht die Qualität der Übersetzung im eigentlichen, aber es mindert die Qualität der deutschen Ausgaben doch schon sehr.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Sosthenes am 8.07.2022 | 18:04
Wie sieht es denn eigentlich mit der Übersetzungsqualität 'deutscher Rollenspiele' aus?
DSA5 ist doch in anderen Sprachen erhältlich. Wie ist denn da die Qualität?

Bei DSA5 ganz gut, soweit ich das gesehen habe. Die hatten aber halt auch zwei Vorteile:

1) Eine lange Geschichte von DSA Übersetzungen. Angefangen mit den alten Computerspielen, wo ja die Begrifflichkeiten (DSA3 damals) auch schon dabei waren. DSA 4.0 wurde auch mal versucht, das Basis-Spiel wurde auch auf Englisch übernommen (und damit die einzige Version davon mit Errata und als Hardcover). Da wurde noch sehr viel etwas wörtlich und wörterbücherlich übersetzt - wenn ich mich recht erinne hatten die "Auelfen" einfach einen Namen den man unter "Au" im Langenscheidt findet, aber den praktisch kein Anglo benutzt, nicht mal altertümlich. DSA5 ist sauberer in der Hinsicht.

2) Deutsch ist eine sehr undankbare Zielsprache, umgekehrt nicht so. Und grobe Worstellungsfehler hat man auch nicht unbedingt. Solange man jetzt nicht die beliebten Halbseitensätze beibehaltet, kommt man recht gut weg.

Sonst fallen mir bei anderen Sprachen ins Englische eher die Negativbeispiele ein, z.B. Cadwallon.
Fria Ligan scheint recht gut angenommen zu werden.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: AndreJarosch am 8.07.2022 | 18:27
Ganz ehrlich, was Ulisses im Durchschnitt auf deutsch abliefert ist qualitativ nicht schlimmer als die englischen Originale bei Modiphiuso, Pinnacle oder Catalyst. Bei letzteren gilt sogar das Gegenteil: die deutschen Shadowrun Ausgaben sind besser erratiert als die englischen Ausgaben. 

Eine Übersetzung hat immer den Vorteil, dass schon gefundene Fehler der Originalausgabe (Errata) in die Übersetzung mit eingepflegt werden können.
Eine Übersetzung ist insofern häufig eine 2nd Edition, oder zumindest eine Edition 1.1 des Originals.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Aedin Madasohn am 8.07.2022 | 19:58
...oder Catalyst. Bei letzteren gilt sogar das Gegenteil: die deutschen Shadowrun Ausgaben sind besser erratiert als die englischen Ausgaben. 

im Pegasusforum hat dazu mal jemand gesagt, dass die im Original gefundenen... ...Schwachstellen... ...zur Freigabe sauber übersetzt nach Amerika gekabelt werden - und dann auch die Freigabe für erfolgt.

heißt aber noch lange nicht, dass nach dieser Pegasus-Vorarbeit  :d (die machen da einen guten Job) es englische Errata von geben würde  ;D

nachdem dann im Amiland sich das rumgesprochen hatte, kochte bei denen dann ein Forum über  >;D

man könnte also auch (kam ja schon, also) wieder fragen: Qualität von Vorlagen, die jemand (gnadenlos hoffnungsfroh ~;D ) ins deutsche übersetzen möchte und original-Inhaber-autorisches Desinteresse an Errata

da nicht ganz Rollenspiel
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Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: tartex am 8.07.2022 | 20:52
Bei DSA5 wurde über manche Begriffe gelächelt. "Middenrealm" ist nicht so günstig gewählt und bei "Rustpelt" denke ich eher an Pittsburgh.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Daniel S. am 8.07.2022 | 22:12
A handgun is a short-barrelled firearm that can be held and used with one hand.
Daher müsste es Faustfeuerwaffe heißen, denn die nutzt man mit einer Hand.

Jede Feuerwaffe die von einer Person ohne Hilfsmittel abgefeuert werden kann, ist eine Handfeuerwaffe. Egal ob mit einer oder zwei Händen. Also fallen da auch Gewehre drunter. 

Daher kann ich dir sagen, was daran schlecht ist: Es ist einfach falsch, weil Handfeuerwaffen neben Pistolen auch Gewehre usw. mit einschließt.

Praktisch für die Spieler: Ein Skill für alles.

Solange man da nicht wie in der ganzen verdammten Halo-Reihe "Seitenwaffe" drauß macht (und ja Microsoft hat glaube ich ein größeres Budget und sollte als weltweit tätiger Softwarekonzern ein bisschen was von Lokalisierung verstehen) finde ich das gar nicht mal soooo schlimm. ...  >;D

 Aber ja, ist natürlich falsch. Und spätestens seit Warhammer 40K bin ich Experte für reale und fiktive Waffen und für bescheuerte Verschmelzungen aus beiden Welten ...

P.S. Zum im Internet Begriffe recherchieren ... Ui, ui, ui ... da kommen ganz üble False Friends raus. Hat man uns schon vor vielen, vielen Jahren im Studium davor gewarnt und ist nur noch schlimmer geworden. Oft ist es ja so, dass sich ein falsche übersetzter Begriff in ein paar Übersetzungen einschleicht, der dann von anderen Übersetzern, Websiten usw. aufgegriffen wird, die denken, das steh im Internet, das muss schon so stimmen und innerhalb von Monaten oder auch Jahren verbreitet er sich wie eine Kaskade in diesen Aggregat-Seiten wie Leo und dergleichen aus.

Wenn ich tatsächlich mal einen Begriff nicht festnageln kann (der nicht ohnehin spezifisch für das Spiel ist), google ich ihn gerne, lies mir die ENGLISCHEN Sätze durch, in denen er vorkommt, um ihn im Kontext einordnen zu können und abschätzen zu können, was er ihm vorliegenden Fall bedeuten könnte und dann nehme ich mir ein gutes, altes Englisch-Englisch Lexikon wie das Collins oder das Oxford Dictionary und lies mir die dort meist endlosen Definitionen durch ... und dann habe ich das Mistding festgenagelt. Das kommt zum Glück nicht so oft vor, weil das ist tatsächlich eine Schweinearbeit.

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Camo am 8.07.2022 | 22:26
Solange man da nicht wie in der ganzen verdammten Halo-Reihe "Seitenwaffe" drauß macht (und ja Microsoft hat glaube ich ein größeres Budget und sollte als weltweit tätiger Softwarekonzern ein bisschen was von Lokalisierung verstehen) finde ich das gar nicht mal soooo schlimm. ...  >;D

 Aber ja, ist natürlich falsch.

Ah, "Sidearm". ;)
Wobei das "Seitengewehr" ja tatsächlich keine Schußwaffe ist, auch wenn das manchmal angenommen wird.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: YY am 9.07.2022 | 02:46
Solange man da nicht wie in der ganzen verdammten Halo-Reihe "Seitenwaffe" drauß macht (und ja Microsoft hat glaube ich ein größeres Budget und sollte als weltweit tätiger Softwarekonzern ein bisschen was von Lokalisierung verstehen) finde ich das gar nicht mal soooo schlimm. ...  >;D

Ist immerhin nicht falsch, aber holprig und kennen in der Zielgruppe zu wenige.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Settembrini am 9.07.2022 | 08:00
@Genosse Boba:
Die Ausgrenzung der nicht-schwurbelnden Bevölkerung hat mehrer Dimensionen, Übersetzungen sind definitiv ein Teil. Kirilow und ich haben da in der letzten dt.  Folge (37) ne längere Zeit drüber gesprochen. Markant war dann im Nachgang, daß Rumpel meinte: "mit Blue-Collar RPG meinte er ja Oberschicht SPIELT Blue-Collar SCs, nicht, Arbeiter spielen RPGs"...mehr bourgois geht kaum, Herr von Rumpel!  :-*

Faktisch war das z. B. bei uns so, daß ich als Jugendlicher oft englische Sachen geschenkt bekam, als die Deutschen rauskamen. Also die Mechwarrior-Rundenmitglieder haben sofort Neuerscheinungen auf englisch gekauft, aber sobald die auf Deutsch rauskamen dann ersetzt. So kam ich an eine Menge runtergereichter Sachen. Ich hatte ja damals kein Geld. Das war im Kleinen gelebte Solidarität.

Aber auch Sujets und Habitus sind ggf. große Ausgrenzer. DSA ist bekanntermaßen für mich da ganz vorne, wo aktiv seitens der Redax und Fans die angeblichen "Powergamer" und "Regelfuchser" abgekanzelt wurden (und werden?). Cthulhu ist fast schon Lächerlich, wenn man sieht, wie steil die auf die 20er Jahre gehen, aber alle sind Oberschicht. Neulich war nen LARP, der ausdrücklich zwar LBTQ* und aller Herren Länderherkünfte als volkommen gleich annahm (kontrafaktisch für die 20er), aber alle MUSSTEN Studenten spielen. Meine Anfrage, ob man auch Arbeiter, Dienstboten o. ä. spielen durfte wurde mehrfach überhört...selbst Downton Abbey, romantisierender Tory-Schmachtfetzen war da inklusiver...

Das D&D 5 Ding erlebe ich als Erschließung der Graphik- und Webdesigner als Publikum. Die sind tatsächlich ein neuer Kreis, durchaus prekär und unstudiert, aber so dermaßen voller Internet-Anglizismen, daß ich nicht genau weiß, wie sehr die Übersetzungen kaufen. Auch da bedeutet Inklusivität etwas Individuelles (Herkunft & sexuelle Vorlieben), nichts Gesellschaftliches.

In meiner Wahrnehmung sind das tatsächlich alles Elemente des Klassenkampfs von oben.

Um dem auch im OSR-Bereich entgegenzuwirken, übersetzen wir OSRIC für lau und Jedermann, freut Euch auf baldige Webseiten!

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Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 9.07.2022 | 08:46
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Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Settembrini am 9.07.2022 | 08:59
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Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 9.07.2022 | 09:25
Settembrini: Klassenkampf im Rollenspiel ist hier wohl OT. Bevor wir das Thema hier entführen, mach bei Interesse gern ein neues auf. Ich beteilige mich dann.
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Settembrini am 9.07.2022 | 11:10
Settembrini: Klassenkampf im Rollenspiel ist hier wohl OT. Bevor wir das Thema hier entführen, mach bei Interesse gern ein neues auf. Ich beteilige mich dann.

Danke, aber ich verliere bei ausgegliederten Threads quasi sofort das Interesse. Die Hauptargumente haben wir ja schon gebracht. Bei Gelegenheit machen wir dann weiter, wenn es sich ergibt!
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Boba Fett am 9.07.2022 | 12:16
Settembrini: Mach doch ein Podcast draus und lade mich ein...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Achamanian am 9.07.2022 | 14:08
@Genosse Boba:
Die Ausgrenzung der nicht-schwurbelnden Bevölkerung hat mehrer Dimensionen, Übersetzungen sind definitiv ein Teil. Kirilow und ich haben da in der letzten dt.  Folge (37) ne längere Zeit drüber gesprochen. Markant war dann im Nachgang, daß Rumpel meinte: "mit Blue-Collar RPG meinte er ja Oberschicht SPIELT Blue-Collar SCs, nicht, Arbeiter spielen RPGs"...mehr bourgois geht kaum, Herr von Rumpel!  :-*

Da ist was dran ... wobei ich zu meiner Verteidigung sagen muss: Wenn von Superhelden-RSPs die Rede ist, dann wird gemeinhin auch nicht davon ausgegangen, dass das RPGs sind, die von Superhelden gespielt werden. Oder das Fantasy-RPGs von Elfen und Zwergen gespielt werden. Oder bei Personengruppen, die es wirklich gibt: Agenten-RPGs sind RPGs um Agenten, nicht für Agenten. Und in meinem auslösenden Beitrag hier habe ich auch klar dargelegt, dass es mir um die Inhalte der RSPs geht, nicht um die Frage, wer die spielt. Von daher scheint mir das Missverständnis etwas absichtsvoll ...

Aber es stimmt natürlich, dass die Beziehung zwischen Inhalt und "Wer spielt das?" im Kontext von Diversity- und Inklusions-Debatten diskutiert wird und auch zu diskutieren ist. Dazu gehört es auch, wie legitim es ist, real existierende Menschen einfach als Quelle von Klischees zu missbrauchen, die man für das eigene Spiel ausschlachtet. Von daher steckt hinter meiner stillen Vorannahme, dass es um den Inhalt des Spiels und nicht die spielenden geht, schon ein Problem.

Mir fällt dabei übrigens auf, dass RSP für mich auch zu den Sachen gehört, die mich noch am ehesten aus meinem Akademikerdunstkreis rausgeführt hat, das waren/sind durchaus nicht alles Leute mit Abi oder aus Akademikerfamilien (allerdings schon in der Mehrzahl).
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Ogerpoet am 9.07.2022 | 16:07
Um dem auch im OSR-Bereich entgegenzuwirken, übersetzen wir OSRIC für lau und Jedermann, freut Euch auf baldige Webseiten!
Wie...? Was...? Wo...? Eine OSRIC Übersetzung auf deutsch?
Das ist ja voll an mir vorbeigegangen.
@Settembrini: Ich bin begeistert! Kann man dazu mehr erfahren?
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Koruun am 9.07.2022 | 18:25
Ah, seid ihr das hinter dem Alrik-Wiki (Abenteuer- und Labyrinth-Regelinformationskompendium)?

Die Seite hab ich schon letztes Jahr den nicht so englischaffinen Mitspielern empfohlen. Super Sache.  :d
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: takti der blonde? am 9.07.2022 | 18:28
Ah, seid ihr das hinter dem Alrik-Wiki (Abenteuer- und Labyrinth-Regelinformationskompendium)?

Die Seite hab ich schon letztes Jahr den nicht so englischaffinen Mitspielern empfohlen. Super Sache.  :d

Ist ja auch alles noch geheim und so...aber bald geht es so richtig an die Öffentlichkeit. :)
Titel: "
Beitrag von: Settembrini am 9.07.2022 | 20:06
[quote author=Rumpel link=topic=123046.msg135085153#msg135085153 date=1657368506

Mir fällt dabei übrigens auf, dass RSP für mich auch zu den Sachen gehört, die mich noch am ehesten aus meinem Akademikerdunstkreis rausgeführt hat, das waren/sind durchaus nicht alles Leute mit Abi oder aus Akademikerfamilien (allerdings schon in der Mehrzahl).
[/quote]

Das ist doch schön! Und das darf man auch gerne einfordern, das zu bewahren. Und wenn technisch brauchbare Übersetzungen dazugehören, dann ist das doch schon mal was ganz konkretes. Konkreter als vieles andere.

Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: Skolman am 15.07.2022 | 08:25
@ ArneBab
Das klingt so wie die Firma in der ich arbeite...
Titel: Re: Übersetzungsqualität deutscher Rollenspiele
Beitrag von: ArneBab am 15.07.2022 | 09:28
@ ArneBab
Das klingt so wie die Firma in der ich arbeite...
Yikes! Ich habe dazu übrigens grade noch mehr Inspiration bekommen: https://www.draketo.de/politik/kommentare#algorithmic → https://www.vox.com/the-highlight/2019/7/6/20681186/fast-food-worker-burnout