Ein Hobbitjungendlicher, vielleicht 15 Jahre, einziger Überlebender des abgebrannten Hobbitdorfes. Wie begegnet er den Helden, die fragen, was hier los war. Oder: Wie kann man eine eindrückliche Figur aus dem Jungen machen?
1. Hobbitdorf, Idylle schon immer gewesen, jetzt der Geruch von kalter Asche und verbranntem Fleisch, (Haustiere und, ja, Hobbits) keine Überlebenden, außer dem Jungen Karlo.
2. Klischee: Traumatisierter Jugendlicher, spricht kaum. Aber vielleicht war Karlo schon immer etwas anders als andere Hobbits, nicht zufrieden mit dem Status Quo, sondern er stellte die Gesellschaft immer auch in Frage.
3. Die Gruppe (mittlere Stufe) erreicht das vor einer Woche niedergebrannte Hobbitdorf, und Karlo mit Brandwunden, zerschlissener Kleidung, sitzt verheult auf einem Erdhügel. Die Gruppe spricht ihn an, was er macht, und der völlig erschöpfte Karlo, dessen Hände blutig sind, sagt, dass er es nicht schafft. Was schafft? Ein Grab für alle zu schaufeln. Die Gruppe sieht das Loch, beeindruckend für einen Jungen, der vielleicht 5 Tage gegraben hat, aber zu klein für ein Dorf von 150 Hobbits. Was genau denn passiert sei? Ob sie helfen können?
4. (Die Gruppe hat für den örtlichen Adligen immer mal wieder Aufträge erledigt, und Karlo sieht die Gruppe daher zurecht als Vertreterin der Obrigkeit .) Karlo wird kalt. Die kalte Wut spricht mit seiner Stimme. Karlo fragt, ob er auskunftspflichtig sei? Ob er dem Baron und seinen Bediensteten noch irgendetwas schuldig sei.
5. SIE hätten schließlich das Versprechen gebrochen, dass die Dörfer dem Baron ihren Zehnten geben dafür, dass er sie beschützt. Wo waren sie, als die Zentaurenbande durch das Dorf zog? Als sein Vater sich ihnen entgegen stellte? Als er und seine Mutter sahen, wie er von einer Lanze aufgespießt wurde? Als seine Mutter versuchte, mit seinen kleinen Geschwistern durch die Hintertür Richtung Wald zu fliehen, während er, Karlo, versuchte, die Zentauren abzulenken.
Wo, als die Zentauren ihn lachend am Leben ließen, auch als er mit dem Spaten auf sie losging - weil sie wohl immer jemanden aus dem Dorf am Leben lassen, damit diese Person dann vom "Ruhm", vom Schrecken dieser Bande berichten kann.
Karlo hat nichts mehr zu verlieren, und er hat mit "dem System" gebrochen, das sein Dorf und ihn nicht beschützt hat, keinen Respekt vor dem Adel oder den Held:innen mehr, keine Almosen. Und wenn die Gruppe ihn wegen Respektlosigkeit anklagt, aufknüpft - das ist Karlo egal. Seine neue Einsicht musste er sich teuer erkaufen, diese Einsicht k a n n er nicht aufgeben, dafür war sie zu teuer.
Meine Gruppe damals war hin- und hergerissen - und das war völlig in Ordnung, denn egal, wie sie zu ihm standen, sie nahmen Karlo ernst: Einige fanden ihn aufdringlich und überheblich, nach dem Motto, er solle sich (trotz des Verlustes) nicht so anstellen. Ich würde sagen, dass diese Abneigung Karlo gegenüber Ausdruck ihrer Hilflosigkeit war. Die, die Mitleid zeigten und (auch hilflose) Hilfsangebote machten, fütterten Karlos kalte Wut nur noch mehr, denn diese Unterstützung kam zu spät.
Eine SC-Figur dann sagte nichts. Sie beschwor einen Erdelementar, das die Grube zuende aushob. Die Figur trug eigenhändig Leichname aus den Hausruinen zur Grube, sie stellte neben Karlo auf dem Erdhügel einen Heiltrank hin, den er nehmen konnte oder nicht. Alles ohne Worte.
Da drehte sich Karlo noch einmal um 90 Grad und wurde wieder ein Kind, das schlicht hemmungslos heulte, als das Grab fertiggestellt war und alle Hobbitkörper darin lagen, und der Zyniker, der er geworden war, war (vorerst) verschwunden.
Einige aus der Gruppe grummelten noch immer, aber die anderen boten ihm Ressourcen an. Karlo versprach, sich zu überlegen, was er sich von ihnen wünschte. Es wurde ein Stipendium der Ritterakademie, und sie werden sie ihm eines Tages wiederbegegnen, vielleicht als Zentaurenjäger-Ritter.