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Pen & Paper - Spielsysteme => Systemübergreifende Themen => Pen&Paper-Rollenspiel mit Kindern => Thema gestartet von: Ludovico am 24.01.2023 | 20:13

Titel: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Ludovico am 24.01.2023 | 20:13
In diesem Thread möchte ich mit euch gerne die Besonderheiten sammeln, welche beim Spiel mit Kindern berücksichtigt werden sollte. Und wie man damit umgeht.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Ludovico am 24.01.2023 | 20:16
Ausdauer:
Ich schreibe aus der Perspektive eines Vaters einer 5jährigen Tochter. Aber generell scheint es so zu sein, dass kleine Kinder eine geringere Ausdauer haben. Bei meiner Kleinen und ihrer Freundin hab ich beobachtet, dass nach einer Stunde der Ofen ziemlich aus.
Abhilfe sind hier Pausen. Das Interesse ist nach kurzer Zeit wieder da und schon geht es weiter.
Aber auch wichtig anzuerkennen, wenn es wirklich nicht weitergeht.

Zusammenspiel:
Bei uns hab ich gemerkt, dass kleine Kinder eher für sich spielen. Teilweise kann es ziemlich kompetitiv zugehen (z.B. bei Spotlights).
Die elegantes Lösung meiner Meinung nach hat Little Wizards. Die Charaktere haben Tierbegleiter, die wiederum von einem Mitspieler dargestellt werden.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Sidekick-Kai am 24.01.2023 | 21:23
Ausdauer:
Ich schreibe aus der Perspektive eines Vaters einer 5jährigen Tochter. Aber generell scheint es so zu sein, dass kleine Kinder eine geringere Ausdauer haben. Bei meiner Kleinen und ihrer Freundin hab ich beobachtet, dass nach einer Stunde der Ofen ziemlich aus.
Abhilfe sind hier Pausen. Das Interesse ist nach kurzer Zeit wieder da und schon geht es weiter.
Aber auch wichtig anzuerkennen, wenn es wirklich nicht weitergeht.

Das kann ich als Vater eines Fünfjährigen nur bestätigen. Da bietet sich an, sehr kurze Szenarien mit einfacher Handlung (den Rollerdieb stellen, eine ausgerissene Katze wiederfinden, einen großen Fisch angeln...) zu spielen und dann mit der Zeit die Länge immer um ein paar Minuten steigern.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: NekoNeko am 22.06.2023 | 15:51
Hallo,

ich leite eine Gruppe mit meiner Frau und meinen 3 Kindern. 18, 13 und 7 Jahre alt. Der 18jährige dominiert die Szenen ziemlich. Die kleinste kommt kaum mit und die mittlere traut sich nicht aus sich raus. Ich habe kürzlich einmal ein Rollenspiel für die Kleine geschrieben. Da wurde die Gruppe verzaubert und die kleine musste durch komunikation und handlungen die Gruppe befreien. Das Ding war auf etwa 2 Stunden erledigt. Die Gruppe konnte nur mit der kleinen kommunizieren und die musste dann mit allen NPC verhandeln. War ein riesen Spaß. Ich überlege, das Abenteurer auch kostenlos zu veröffentlichen.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Sidekick-Kai am 22.06.2023 | 16:28
Hallo,

ich leite eine Gruppe mit meiner Frau und meinen 3 Kindern. 18, 13 und 7 Jahre alt. Der 18jährige dominiert die Szenen ziemlich. Die kleinste kommt kaum mit und die mittlere traut sich nicht aus sich raus. Ich habe kürzlich einmal ein Rollenspiel für die Kleine geschrieben. Da wurde die Gruppe verzaubert und die kleine musste durch komunikation und handlungen die Gruppe befreien. Das Ding war auf etwa 2 Stunden erledigt. Die Gruppe konnte nur mit der kleinen kommunizieren und die musste dann mit allen NPC verhandeln. War ein riesen Spaß. Ich überlege, das Abenteurer auch kostenlos zu veröffentlichen.

Lesen würde ich das schon sehr gerne.  :)
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Jens am 22.06.2023 | 20:02
Ich auch!

Meine Erfahrungen starteten mit einem einfachen Year Zero Nano im Setting der Avengers für den fünfjährigen, was ihm aber damals schon zu einfach war, sodass wir nach einem Ausflug ins viel zu komplexe DSA5 mit 6 Jahren (er wollte die aktive Parade!) jetzt bei D&D5 in den vergessenen Reichen angekommen sind (7 Jahre, Charakter ist mystischer Ritter 6, Hexenmeister 1). Bisher hat aber maximal noch meine Frau mitgespielt, das meiste ist 1:1, die Ausdauer steigerte sich mit der Zeit auf ca. 4h Sessions.

Das einzige Problem ist eine sehr niedrige Frustrationsgrenze bei anhaltendem Würfelpech...
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: phant am 22.06.2023 | 20:50
Haptische Hilfsmittel anbieten. Stifte, Papier usw.

K1: "Alsooo, das ist die Höhle...(kritzelkritzel)....wir stehen hier ....(malmal)....wo war der Wolf, Papa?"
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: NekoNeko am 23.06.2023 | 12:45
Sehr gerne zeige ich euch das Abenteuer. Ich würde mich dann auch über feedback freuen.
Ich schreibe es einmal ordentlich zusammen und stelle einen Downloadlink bereit. Kommt dann noch dieses Wochenende  :headbang:
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: unicum am 23.06.2023 | 12:51
Ich meine mal aufgeschnappt zu haben das Kinder recht "verschuckt" sind wenn im Rollenspiel vertrauenspersonen sich als Bösewichte entpuppen.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: bolverk am 23.06.2023 | 14:21
Es hat sich bewährt, Kindern, wie überhaupt allen Rollenspielneulingen, im Augenblick der Entscheidung mehrere Handlungsoptionen aufzuzählen und deren Erfolgsaussichten, bzw. Vor- und Nachteile grob zu umreißen.

Etwa: "Du stehst am Saum des Wilden Waldes. Wenn die Geschichten über ihn wahr sind, könnte es darin gefährlich für einsame Wanderer wie dich werden. Du könntest versuchen, den Wald zu umgehen, was länger dauert aber wahrscheinlich weniger gefährlich ist, oder willst du lieber einen Weg hindurchfinden, was schneller geht, dich aber höchstwahrscheinlich in Gefahr bringt? Als Waldläufer hast du immerhin gute Aussichten, dich nicht zu verlaufen."

Außerdem hatte ich gute Erfolge damit, mich stark an den Szenarien zu orientieren, welche die Kinder kennen. Das erleichtert den Einstieg und lässt die Spieler Genrekonventionen, Handlungsmöglichkeiten und Stimmung des Szenarios besser einschätzen.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Jens am 23.06.2023 | 16:08
Ich meine mal aufgeschnappt zu haben das Kinder recht "verschuckt" sind wenn im Rollenspiel vertrauenspersonen sich als Bösewichte entpuppen.

Auch liebgewonnene NSCs wie der freundliche Schurke sollten nicht einfach von einer Falle zerquetscht werden, weil sie schlecht gewürfelt haben... Sie dürfen am nächsten Spieltag wieder auftauchen und sagen, sie hätten sich mit einer magischen Schriftrolle in eine Maus verwandelt und sind so entkommen, mussten aber zwischenzeitlich vor ein paar Katzen fliehen...

Das hat mir zumindest einige Tränen erspart.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: NekoNeko am 25.06.2023 | 12:35
Ich habe das Abenteuer auf mein Dropbox geladen. Hier ist der Link: https://www.dropbox.com/s/vk0olujth9brk8y/Die%20entf%C3%BChrte%20Prinzessin%20des%20Waldes.pdf?dl=0

hoffe, das geht so und wie gesagt würde ich mich über konstruktives Feedback freuen.
 
Alternativ kann man es auch über meinen Blog: www.nekoblog.de downloaden
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Galrin am 19.07.2023 | 15:34
Ich habe das Abenteuer auf mein Dropbox geladen. Hier ist der Link: https://www.dropbox.com/s/vk0olujth9brk8y/Die%20entf%C3%BChrte%20Prinzessin%20des%20Waldes.pdf?dl=0

hoffe, das geht so und wie gesagt würde ich mich über konstruktives Feedback freuen.
 
Alternativ kann man es auch über meinen Blog: www.nekoblog.de downloaden
Vielen Dank fürs Zur-Verfügung-stellen. Wir werden Ende nächsten Monat eine Runde mit einem befreundeten Ehepaar und deren kleiner Tochter spielen. Mal sehen, wie "Die entführte Prinzessin des Waldes" ankommt. Ich berichte gern vom Ausgang der Runde.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: NekoNeko am 20.07.2023 | 07:58
Oh das ist toll!

Bin schon ganz aufgeregt!
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Ludovico am 20.07.2023 | 09:33
Ich hab bei meiner Kleinen mittlerweile festgestellt, dass Gewalt gegenüber NSCs weniger ein Problem ist. Bei Tiny Dungeon war sie die brutalste am Spieltisch und als wir die Hobbit-Trilogie gesehen haben, hat sie sich über getötete Orks gefreut.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Sidekick-Kai am 20.07.2023 | 12:02
Ich habe das Abenteuer auf mein Dropbox geladen. Hier ist der Link: https://www.dropbox.com/s/vk0olujth9brk8y/Die%20entf%C3%BChrte%20Prinzessin%20des%20Waldes.pdf?dl=0

hoffe, das geht so und wie gesagt würde ich mich über konstruktives Feedback freuen.
 
Alternativ kann man es auch über meinen Blog: www.nekoblog.de downloaden

Oh, das habe ich erst jetzt gesehen.

Vielen Dank fürs Teilen.  :d
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Jens am 21.07.2023 | 08:57
Ich hab bei meiner Kleinen mittlerweile festgestellt, dass Gewalt gegenüber NSCs weniger ein Problem ist. Bei Tiny Dungeon war sie die brutalste am Spieltisch und als wir die Hobbit-Trilogie gesehen haben, hat sie sich über getötete Orks gefreut.
Das kommt mir sehr vertraut vor. Aber wehe die Freunde des Charakters werden angegriffen oder er findet ein verfluchtes Schwert und kann kaum noch mit seinem Zweihänder kämpfen... 

Wie übt man mit jemandem, sagen wir er ist 7 Jahre alt, beim Rollenspiel Frustrationstoleranz?
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Sphyxis am 21.07.2023 | 08:59
Das kommt mir sehr vertraut vor. Aber wehe die Freunde des Charakters werden angegriffen oder er findet ein verfluchtes Schwert und kann kaum noch mit seinem Zweihänder kämpfen... 

Wie übt man mit jemandem, sagen wir er ist 7 Jahre alt, beim Rollenspiel Frustrationstoleranz?

Einfach häufiger mal frustrieren und dann herzlich belohnen.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: unicum am 21.07.2023 | 09:21
Kurze Anekdote dazu:

Im Verein gab es mal "Rollenspiel" als Ferienangebot (ich weis nicht ob das immer noch gemacht wird, bin nur noch sehr sporadisch in meinem Verein). Vor Jahren erzählte mir aber einer der Veranstallter darüber das (zumindest) beim ersten mal die Eltern sehr skeptisch waren und es deswegen ein Spieleabend mit den Eltern gab. Kurx war aber: Das Abenteuer welches auf Kinder ausgerichtet war, mit Optionen alles auch gewaltfrei zu lösen, wurde von den Eltern in gewaltexzessen ertränkt. Er meinte das es nach dem Spiel dann mit den Eltern Diskussionen darüber gegeben hätte und die Kinderrunden allesamt sehr viel gesitteter funktzionierten und da die Gewaltoption deutlich seltener gezogen wurde.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Sphyxis am 21.07.2023 | 09:28
Seien wir doch mal ehrlich: die Eltern, die sich am meisten  Sorgen machen, das Rollenspielen könnte für ihre Kinder zu gewaltsam sein, sind diejenigen dieselbst im Rollenspiel im Durchschnitt mehr Gewalt anwenden werden. 😅

Schaut einfach dass ihr kein System mit kleinteiliger Schadensberechnung und Trefferzonen spielt, damit die Auswirkungen von Schaden und Wunden abseits von "der Oger fällt um und rregt sich nicht mehr" gering bleinen und nicht exzessiv erzählt und ausgespielt werden. Dann gehts schon.

Und wer Hilfestellung braucht: Schaut euch an wie die Gummibärenbande und Lucky Luke und "One Piece", "Phineas und Phogg" das mit dem "Verhauen" darstellen und machen. ;)
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Ludovico am 25.07.2023 | 12:46
Ich muss gerade an das Video denken:
https://youtu.be/Y8uQyTEtCMM
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Namo am 13.02.2024 | 10:47
Ich habe am Wochenende auch zum ersten Mal ein Abenteuer mit meiner 10 jährigen gespielt. Also angefangen. Auch bei ihr ist die Aufmerksamkeitsspanne noch recht übersichtlich. Was aber offensichtlich auch daher stammt, dass sie total angespannt und aufgeregt ist. Total süß zu sehen. Und irgendwo beneidenswert - wie sehr sie sich das scheinbar vorstellen kann bzw. einfach "drin" ist in der Situation.

Hab es als klassisches dreiteiliges Abenteuer angelegt um sie nicht zu überfordern und erstmal schauen wie sie zurecht kommt. Hab natürlich die Grundidee ein wenig geklaut um ihr den Übergang in die Fantasiewelt zu erleichtern. Das heißt angefangen hat das alles damit, dass sie mit ihrer besten Freundin bei uns im Wald unterwegs ist und da plötzlich ein Magierturm steht der da nicht hin gehört und dieser zu erkunden ist. In dem haben sie den Schicksalskompass gefunden (Witzig ihr Kommentar: Hey, der ist doch aus Gloomhaven oder? Weil wir vor kurzem Gloomhaven gespielt hatten und den gefunden haben  ;D - zuviel klauen ist ihr wohl zu offensichtlich)  der sie in ein Fantasiereich gebracht hat, aber beim Teleport ist nun ihre Freundin verschwunden und die muss sie suchen.

Durch das Einbeziehen ihrer Freundin, die ich ja auch kenne und so ganz gut nachahmen konnte, hat sie spürbar gleich einen ganz anderen Bezug dazu bekommen und sich in der Situation wohler gefühlt. Den Teil im Turm mussten wir nach 1,5 Stunden pausieren weil sie wirklich fertig war. Den haben wir dann ein paar Stunden später weiter gespielt, was ihr sichtlich gut getan hat. Ganz platt hab ich noch das Moria Rätsel eingebaut, was sie auch unheimlich angeregt hat und sie stolz war wie sie es gelöst hat. Und die etwas gruselig Spannung die ich teilweise aufgebaut hatte, wurde dadurch gelöst, dass die Geräusche die sie gehört haben vom leicht tolpatschigen Dienerwesen des Magiers kamen das selbst Angst vor ihnen hatte. Es war richtig zu spüren wie erleichtert sie darüber war.

Tatsächlich war es ganz interessant für mich zu sehen wie sensibel man wirklich auf sein Kind achten muss, da es die Situationen und alles drum herum einfach ganz anders wahrnimmt wie man selbst als Erwachsener. Da scheint auch jedes Kind anders zu sein. Aber nach der Erfahrung ist tatsächlich die erste Haupterkenntnis für mich, die Spielsitzung relativ kompakt und nicht zu lange zu halten. Ansonsten auch nicht zu viel fremd klingende Namen benutzen. Damit ist sie überhaupt nicht klar gekommen. Wer jetzt der gute und wer der böse Magier ist, hat sie glaub ich nicht so ganz verstanden.

Schön war dann aber auch zu sehen, wie schnell sie damit klar gekommen ist aus Sicht ihres Charakters zu sprechen. Also nicht in der dritten Person. Das fällt Erwachsenen Neueinsteigern ja deutlich schwerer.

Das nächste Mal wird sie dann erstmal ein Dorf besuchen, dass für die Zukunft die Homebase werden wird. Sie muss ja die wichtigste Abenteuererfahrung machen: ein Fantasie Gasthaus mit all seinen Gestalten kennen lernen. Danach geht es dann ans Eingemachte und es wird gegen ein paar Goblins ins Feld gezogen. Auf ihre Reaktion was das Kämpfen angeht bin ich auch gespannt muss ich sagen.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: felixs am 13.02.2024 | 11:08
Ich habe die These, dass Sensibilität generell sehr ungleich verteilt ist. Es gibt Kinder, die ziemlich viel vertragen und Erwachsene, bei denen das nicht so ist.
Insofern sind viele dieser Punkte generall übertragbar, würde ich meinen.

Was ich für das Spiel mit Kindern (nicht nur Rollenspiel, auch Brettspiele, Tabletop, auch alle anderen Aktivitäten) immer wieder bemerke und interessant finde, ist die Aufmerksamkeits- und Geduldsspanne. Die ist zwar auch ungleich verteilt, bewegt sich aber je nach Alter in vorhersagbaren Bereichen. Und tendentiell unterschätzt man, wie schnell die meisten Kinder am Ende ihrer Konzentrationszeit sind.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Metamorphose am 13.02.2024 | 11:09
Danke Namo für diesen schönen Erfahrungsbericht. Welches System habt ihr den benutzt?
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: aikar am 13.02.2024 | 12:17
Ich habe jetzt seit etwa einem Jahr unregelmäßig Runden mit Kindern zwischen 5 und 9. System war initial Tales of Equestria (My Little Pony) inzwischen bin ich auf So nicht, Schurke! gewechselt.

Erfahrungen, die ich mal gemacht und abgespeichert habe:

Alter ist nicht das Kriterium für die Aufmerksamkeitsspanne, Fähigkeit zur Zusammenarbeit oder Regeleinhaltung. Das ist eine Persönlichkeitssache. Letztes mal hat sich z.B. die älteste (9) nach einer Stunde zurückgezogen, während die jüngeren am Tisch (5 und 7) noch eine weitere Stunde weitergespielt haben.
Ebenso war der jüngste am engagiertesten dabei, seinen Kameraden im Rahmen der Regeln zu helfen, während die Älteste ihre Ressourcen nicht verbrauchen wollte.

Wie mutig Kinder sind bzw. was ihnen Angst macht, ist stark von der Tagesverfassung abhängig. Es kann helfen, wenn eine erwachsene Vertrauensperson am Tisch ist, dann trauen sie sich meistens mehr. Und: Die SL ist nicht diese Vertrauensperson. Selbst wenn man ein sehr gutes Verhältnis zu den Kindern hat, sie nehmen wahr, dass die SL als Erzähler:in der Geschichte eine andere Rolle einnimmt.

Kinder, die aufgeregt sind, wollen sich bewegen. Es empfiehlt sich, das ins Spiel einzubinden (z.B.ein Monster, das man durch Auf- und Abhüpfen oder Im-Kreis-Drehen besiegen kann).


Nebengeschichte, die mich sehr gefreut hat: Der Jüngste, der beim vorletzten Mal zum ersten mal mitgespielt hat, hat mir danach ein Couvert mit von ihm gezeichneten und beschriebenen Monstern zukommen lassen (inkl. Beschreibung, Gefahr und spezifischen Schwächen), was ich dann auch gemacht habe. Hat ihn dann sehr begeistert.
Titel: Re: Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Beitrag von: Namo am 13.02.2024 | 13:15
Kinder, die aufgeregt sind, wollen sich bewegen. Es empfiehlt sich, das ins Spiel einzubinden (z.B.ein Monster, das man durch Auf- und Abhüpfen oder Im-Kreis-Drehen besiegen kann).

Stimmt, das hatte ich vergessen und ist mir auch aufgefallen. Sie ist öfters mal aufgesprungen und hat dargestellt wie sie denn nun versucht zu schleichen und solche Dinge. Fand ich auch ganz witzig. Auch wenn ich ihr an einer Stelle dann doch stecken musste, dass sie schon auch eher erklären soll was sie macht. Ging dann aber auch wieder.

@Metamorphose Jetzt nicht erschrecken, aber da ich mich selbst gerade wieder in MERS einarbeite habe ich einfach das System als Grundlage geholt. Agiere da aber dann doch auch eher wie bei einem Computerrollenspiel. D.h. ich belaste sie jetzt nicht zu sehr mit Details und Statistiken, sondern lasse sie einfach würfeln und versuche eh das meiste erzählerisch zu lösen/darstellen. Den ersten Teil haben wir ohnehin relativ frei gespielt, weil ich sie nicht ablenken wollte, sondern ihr erstmal den Weg zum erzählerischen Rollenspiel öffnen wollte. Vorstellung von der Szene, Gespräche und verstehen, dass sie eigentlich alles machen kann. Und natürlich den sense of wonder den RPGs ja damals auch für mich hatten. Am Ende in der neuen Welt habe ich ihr auch erst ihr Charakterblatt gegeben und erklärt in was ihr Charakter gut ist und in was nicht so sehr. Ich denke vom "technischen" her wird sie auch nicht allzu viel Probleme haben.

Ich werde gelegentlich berichten wie es weiter gegangen ist wenn es dazu etwas besonderes zu erzählen gibt. War auf jeden Fall eine schöne Erfahrung als Altrollenspieler die eigene Tochter heran zu führen. Und hilft mir ganz uneigennützig wieder etwas rein zu kommen in das Spielleiten und auch das System.