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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Weltengeist am 31.03.2023 | 07:49

Titel: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Weltengeist am 31.03.2023 | 07:49
Hallo zusammen!

Ich frage mich in letzter Zeit, ob einfach nur mein Eindruck täuscht oder ob die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen (zumindest im Print-Bereich) schon seit längerem kontinuierlich sinkt?

Mein völlig subjektiver Eindruck ist, dass der Output fast aller deutschen Rollenspielverlage massiv nachgelassen hat und dass auch bei den größeren internationalen Spielereihen die Abstände zwischen zwei (Print-)Publikationen immer länger werden. Okay, WotC hat ja relativ zur eigenen Größe ohnehin einen erschreckend geringen Output, aber auch die mittelgroßen Verlage enttäuschen mich mit ewigen Abständen zwischen zwei Büchern. Und wenn ich mich beim Sphärenmeister freue, dass endlich mal ein Schwung neuer Sachen reingekommen ist, sind es oft Indie-Produkte.

Bin das nur ich? Habe ich da einen Bias, weil mich immer weniger Sachen interessieren? Oder wird die Zahl speziell der Print-Produkte bei den halbwegs bekannten Rollenspielen tatsächlich immer geringer?
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Hereagain am 31.03.2023 | 08:16
Ja.
Aber was ist daran schlimm? Die Schränke der meisten hier sind doch eh voll mit ungespielten Sachen.
Ich verfolge nur noch zwei Reihen an Spielen aktiv und freue mich über jedes interessante Rolenspiel, welches mit einem Grundbuch abgeschlossen ist.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Jiba am 31.03.2023 | 08:30
Was Hereagain sagt.

Ich hatte eigentlich lange Zeit angenommen, dass das Erschaffen eigener Szenarien, Welten oder Regeln – das Aufbauen auf den sporadischen Inhalten eines einzelnen Grundregelwerks oder Settingbuchs – das Füllen der weißen Flecken... dass diese Tätigkeiten essenzielle Spaßquellen des Rollenspielhobbies sind. Dass das "sich selbst etwas ausdenken" gerne betrieben wird. Dass es nicht ums Hinstellen, sondern ums Spielen geht. 

Ich will ja gar nicht unbedingt, dass Rollenspiele nur ein Grundregelwerk haben, die sollen auch Sourcebooks haben, klar. Aber diese endlosen Regalreihen voller Zusatzbücher, die finde ich persönlich ein stückweit aus der Zeit gefallen. Allein schon aus Ressourcengründen.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Waldviech am 31.03.2023 | 08:56
Man muss neben den geänderten Rahmenbedingungen ("weniger" große Reihen, dafür vergleichsweise viel Indie-Kram via Kickstarter usw.) vielleicht auch noch die momentane Wirtschaftslage mit einberechnen. Die Produktionskosten für Printpublikationen sind massiv nach oben gegangen und Rollenspiele sind nix, womit man eine wer weiß wie hohe Gewinnmarge erzielt. Das ist kein zu vernachlässigender Faktor, wenn ich ne Produktreihe plane.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Weltengeist am 31.03.2023 | 09:02
Aber was ist daran schlimm? Die Schränke der meisten hier sind doch eh voll mit ungespielten Sachen.

Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen. Und neue Filme, Lieder, Bilder braucht auch keiner - gibt ja schließlich genug von früher, was man sich erstmal anschauen und anhören kann. Und überhaupt kann man ja auch mal wieder selbst Musik machen...

War aber jetzt auch gar nicht mein Thema. Mir ging es hier nicht um eine Bewertung, sondern allein um Bestätigung oder Widerspruch zum subjektiven Eindruck "Die Zahl der Rollenspielprodukte wird weniger".
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: AndreJarosch am 31.03.2023 | 09:03
Die Anzahl der Rollenspieler (ausser D&D, welches durch Stranger Things, etc. neue Leute anzieht) stagniert.
Früher teilen sich 5 bis 10 Systeme alle Spieler. Dann teile sich die Szene auf ein paar Dutzend Systeme auf. Jetzt sind es hunderte Systeme, aber noch immer die gleiche Anzahl an Rollenspiel-Käufern.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Jiba am 31.03.2023 | 09:11
Zitat
Und neue Filme, Lieder, Bilder braucht auch keiner - gibt ja schließlich genug von früher, was man sich erstmal anschauen und anhören kann.

Nee. Rollenspiele sind Katalysatoren kreativer Tätigkeit: Sie erfordern geradezu, dass man sich hinsetzt und das Geschriebene selbst weiterspinnt... eben bespielt. Wenn du einen Film nochmals schaust, ist er immer gleich. Wenn du ein Rollenspiel nochmals spielst, ist es immer anders. Nicht zu vergleichen.

Rollenspiele die nur gelesen werden und im Schrank stehen sind allerdings nur Bücher, keine Spiele.

Aber wahrscheinlich triggert mich aber auch der Begriff "enttäuscht" im OP. Das finde ich in einer Branche, in der Autor:innen und Künstler:innen oft wenig bis gar nicht für ihre Arbeit bezahlt werden und das nur aus Spaß an der Freude machen, ein hartes Wort. Als habe es vorher so etwas wie eine Versicherung von deren Seite gegeben, dass der Output immer gewährleistet bleibt. Aber die gibt's halt nicht: Wie Waldviech schreibt hat das alles auch viel mit der Wirtschaftslage zu tun.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: aikar am 31.03.2023 | 09:11
Dass das "sich selbst etwas ausdenken" gerne betrieben wird. Dass es nicht ums Hinstellen, sondern ums Spielen geht. 

Ich will ja gar nicht unbedingt, dass Rollenspiele nur ein Grundregelwerk haben, die sollen auch Sourcebooks haben, klar. Aber diese endlosen Regalreihen voller Zusatzbücher, die finde ich persönlich ein stückweit aus der Zeit gefallen.
Das hat nichts mit aus der Zeit gefallen zu tun, es gibt einfach solche und solche Rollenspieler:innen, ich kenne genug von beiden Ströhmungen. Bei mir variiert das z.B. auch nach System, manche leite ich lieber mit Worldbuilding und Improvisation, bei anderen erfreue ich mich an den Massen an Material (die ich auch lese und verwende).

Zum Thema: Systeme mit wirklich hohem Produktausstoß gab es eigentlich immer nur wenige und davon sind in letzter Zeit ein paar ins Schleudern gekommen. Splittermond wegen der Probleme vom Uhrwerk-Verlag, Bei Shadowrun ist die 6e nicht so gut angekommen (Der Ausstoß der deutschen Eigenproduktionen von Pegasus ist immer noch beeindruckend).
D&D...müsste ich mir mal die tatsächlichen Zahlen anschauen. Gefühlt würde ich sagen, die haben zurückgefahren und die kürzliche D&D Direct zeigt nochmal, dass sich der Fokus von WotC/Hasbro von den Printprodukten weg bewegt. Und viele Drittanbieter haben jetzt wegen der OGL-Debatte verzögert.
Cthulhu läuft immer noch gut und wirft Buch um Buch auf den Markt.
DSA...tu ich mir schwer einzuschätzen. Aber ich hab nicht den Eindruck, dass hier wenig raus kommt, zumindest präsentiert Ulisses jeden Monat neue Sachen in ihrem Vlog. Selbes für Pathfinder.

Zum Teil gibt es immer noch durch die Folgen von Corona immer noch Verzögerungen Liefer- und Produktionsprobleme von Printprodukten. Das könnte evtl. zum Gefühl eines nachlassenden Produktstroms beigetragen haben.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Jiba am 31.03.2023 | 09:18
Das hat nichts mit aus der Zeit gefallen zu tun, es gibt einfach solche und solche Rollenspieler:innen, ich kenne genug von beiden Ströhmungen.

Nicht falsch verstehen: Ich sage nicht, dass die Rollenspieler, die weiter Bücher sammeln wollen, aus der Zeit gefallen sind.

Ich sage mehr, dass das schiere Produzieren von gedrucktem, redaktionellem Content aus der Zeit gefallen ist, hinsichtlich der Wirtschaftslage, der Druckkosten und der Hinwendung zu sparsamerem Umgang mit Ressourcen.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 31.03.2023 | 09:20
Ich denke das liegt daran, dass mittlerweile oft viel auf einmal rauskommt durch die Crowdfundings. Verteilt man die aufs Jahr, ist das nicht wirklich viel weniger.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 31.03.2023 | 09:23
Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen. Und neue Filme, Lieder, Bilder braucht auch keiner - gibt ja schließlich genug von früher, was man sich erstmal anschauen und anhören kann. Und überhaupt kann man ja auch mal wieder selbst Musik machen...

Ist halt die Boomer-Logik, die da durchkommt. ;D
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: aikar am 31.03.2023 | 09:32
Ich denke das liegt daran, dass mittlerweile oft viel auf einmal rauskommt durch die Crowdfundings. Verteilt man die aufs Jahr, ist das nicht wirklich viel weniger.
Gutes Argument.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Grubentroll am 31.03.2023 | 09:48
Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen. Und neue Filme, Lieder, Bilder braucht auch keiner - gibt ja schließlich genug von früher, was man sich erstmal anschauen und anhören kann. Und überhaupt kann man ja auch mal wieder selbst Musik machen...

Da schließe ich mich Jiba an, weil ich ja auch finde, dass RPG ein durch und durch kreatives Hobby ist.

Das ist nicht wie die Jazzplatte im Laden kaufen, sondern mit den Jungs selber was zusammenjammen. ;)
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: aikar am 31.03.2023 | 09:50
Das ist nicht wie die Jazzplatte im Laden kaufen, sondern mit den Jungs selber was zusammenjammen. ;)
Zwischen Platte kaufen (=> Romane lesen) und Jammen (Völlig freies Rollenspiel) gibt es immer noch den großen Bereich des "Spielens nach Noten". Und genau da fügen sich die Kaufkampagnen und Hintergrundbände ein.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Grubentroll am 31.03.2023 | 10:01
Zwischen Platte kaufen (=> Romane lesen) und Jammen (Völlig freies Rollenspiel) gibt es immer noch den großen Bereich des "Spielens nach Noten". Und genau da fügen sich die Kaufkampagnen und Hintergrundbände ein.

Gut, da mag einfach meine persönliche Entwicklung von Kaufabenteuern weg mitreinspielen. Bin eher der RPG-Jazzer, glaub ich... :D
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Hereagain am 31.03.2023 | 10:04
Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen. Und neue Filme, Lieder, Bilder braucht auch keiner - gibt ja schließlich genug von früher, was man sich erstmal anschauen und anhören kann. Und überhaupt kann man ja auch mal wieder selbst Musik machen...

War aber jetzt auch gar nicht mein Thema. Mir ging es hier nicht um eine Bewertung, sondern allein um Bestätigung oder Widerspruch zum subjektiven Eindruck "Die Zahl der Rollenspielprodukte wird weniger".

Das ist aber eine plumpe Überspitzung. Da lohnt sich ja kaum die Antwort.
Es ging hier ja nie um „gar keine“ mehr sondern um „weniger“. Ist hier wieder die berühmte Diskussionskultur im Tanelorn am Start?
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: First Orko am 31.03.2023 | 10:16
Bin das nur ich? Habe ich da einen Bias, weil mich immer weniger Sachen interessieren? Oder wird die Zahl speziell der Print-Produkte bei den halbwegs bekannten Rollenspielen tatsächlich immer geringer?

Tja, ich kenne deine Interessen nicht. Ich nehme es aber ganz anders wahr als du. Für mich gleichen die aktuellen Rollenspielproduktionen seit 5-10 Jahren einer Fülle unterschiedlich großer und komplett voneinander unabhängiger Fließbänder an Material! Eine Shitload an RPG-Zeug jeglicher Coleur, was einem um die Ohren gehauen wird, wenn man neben Rollenspielläden mal die Augen aufhält bei:

- Kickstartern
- neuen kleinen und mittleren Verlagen (wie zBsp System Matters)
- Fanwerk auf drivethru und itch.io
- der jüngst erwachten Fanzine-Szene
- die riesige und unglaublich kreative DIY-OSR-Szene
- Bundle of Holdings
- und auch: Second Hand-Verkäufen hier im Forum
- ...

Da kann man schonmal den Überblick verlieren ;) Ich für meinen Teil habe genug Systeme ausprobiert um zu wissen und schnell beurteilen zu können, was mir wohl gefallen wird, was nicht.
Dementsprechend: Es gibt imho nicht weniger sondern eher mehr - dafür aber ausdifferenzierteren Kram.

Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen.

Ich - für mich!- brauche derzeit auch keine neuen Romane. Ich lese derzeit hauptsächlich zwei Bücher: Ship of Theseus (https://www.amazon.de/S-Doug-Dorst/dp/0316201642) und "Klima" von Charles Eisenstein. Ersteres ein wunderschön aufwändig gestaltetes Kunstwerk mit vielen losen Blättern, mit Kommentaren in Schreibschrift an den Seitenrändern usw. Eines, was sicher ungelesen bei Vielen im Regal steht, weil es einfach nur hübsch ist.
Aber ich möchte sowas dann auch lesen.
Aktuell ist es ist mein "Abendbuch" wo ich vor dem Einschlafen kaum mehr als 5 Seiten schaffe. Auf deutsch wären es bestimmt ein paar mehr, aber es ist schon komplizierter zu lesen.
"Klima" lese ich tagsüber, wenn ich dazu komme. Als philosophisches Buch auch nicht unbedingt eines, wo man lange am Stück liest.

Beide ziehen sich mittlerweile knapp >1 Jahr. Daneben hatte ich noch Zeit für ein paar Rollenspielbücher und ein paar Urlaubslektüren. Am Ende kommen <12 Bücher im Jahre heraus.
Das reicht mir.  "Theseus" stand aber vorher schon Monate im Regal - aber mit dem festen Vorhaben, es zu lesen. Dafür brauchte ich aber Zeit. In der Zeit lese ich abends halt auch kein anderes Buch.

Ich "opfere" also "Möglichkeitszeit": Die Zeit, die ich für ein anderes Buch dann nicht habe.

Das ist bei allem so: Computerspiele. Bücher. Filme. Serien. Rollenspiele.
Alles konkurriert miteinander und der Zugang ist heutzutage extrem einfach  und  verlockend gleichermaßen - dank professionalisierter Vertrieb, Onlinehandel, Ebooks, Kickstarter, Bundles of Holding etc. s.o.

Ich habe in den letzten Jahren für mich erkannt, dass einfach nicht auf jeder medialen Hochzeit tanzen kann. Dafür reicht meine - deine, eure, unsere: Niemandens! - Lebenszeit nicht aus. Also muss ich mir überlegen: Für was möchte  ich Teile meiner Lebenszeit ausgeben?
Und ich habe beschlossen: Nicht für Medien, die ich nur konsumiere, weil ich sie habe. Und die ich nur habe.. um sie zu haben. Nicht für Besitz, um Teil einer "Kultur" zu sein.
Das macht mich langfristig nur unglücklich.

Und wenn ich mich so in diversen Threads hier umschaue, scheint mir das derzeit eine Zwickmühle zu sein, in der sich viele befinden: Das Gefühl, man müsse alles haben und konsumieren, weil wir an alles drankommen.


Disclaimer:
Ich verstehe, das es Sammeln als eigenständiges Hobby gibt. Das sehe ich als losgelöst von obigen Problem, weil Sammeln sich meist auf ein oder wenige Themen begrenzt. Wer fokussiert "Alle Rollenspiele zum Thema X" oder "Alle Bücher von Author·in Y" sammelt, befindet sich nicht in der obigen Konsumfalle.
Wer "Alles sammelt" macht sich dagegen meiner Ansicht nach was vor.


That said: Ich glaube, dass ich nicht der Einzige, der auf die Idee kommt, das weniger dann doch mehr ist. Und ich vermute mal, dass das sich in den Verkäufen so langsam auch wiederspiegelt und das sich der ungehemmte Markt von Riesen-Kickstartern und Mikro-Kleins-Fansachen in den nächsten Jahren etwas "gesundschrumpfen" wird.

Und ich persönlich halte das für eine gesunde Entwicklung, auch wenn ich mir damit jetzt wahrscheinlich ein paar Feinde gemacht habe  :-\
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Ludovico am 31.03.2023 | 10:37
Ich kann mir gut vorstellen, dass es mit der Pandemie und den damit gestörten Lieferketten zu tun hat.
Es kommt nicht sonderlich gut für einen Verlag in Sachen PR eine Veröffentlichung immer weiter zu verzögern, weil der Lieferant nicht zuverlässig liefern kann, da die Container in Shanghai festhängen. Und es gab sehr hohe Krankenstände, was auch die Entwicklung betrifft.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 31.03.2023 | 12:20
Gutes Argument.

Ist mir gerade wieder bei Savage Pathfinder aufgefallen. Fünf Publikationen auf einen Streich. Bei Deadlands Reloaded, den Hexxen-Crowdfundings oder Journey To Ragnaröck (5E) ist es ähnlich.

Früher hat sich sowas übers Jahr verteilt und es gab einen stetigen Produktausstoß. Jetzt kommen bei Ulisses halt richtige Pakete auf einmal. Das bewirkt bei mir, dass ich bei vielen Sachen einfach direkt abwinke. Ein einzelnes Buch hätte ich vielleicht mal angetestet, aber solche Pakete schrecken mich ab. Für Spieler die aber wissen, dass sie das System/Setting haben wollen, ist das aber logischerweise klasse, weil sie dann direkt mit allem loslegen können.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Waldviech am 31.03.2023 | 13:12
Zitat
Früher hat sich sowas übers Jahr verteilt und es gab einen stetigen Produktausstoß. Jetzt kommen bei Ulisses halt richtige Pakete auf einmal.
Stimmt, das ist tatsächlich ein Faktor, der gerne übersehen wird. Das pro Crowdfunding im Bestcase mehrere Bücher auf einmal rauskommen, ist ja gerade bei "größeren" Sachen nicht mehr so unüblich - auch abseits von Ulisses. Ist bei der Neuauflage von Talislanta ja gerade genauso.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Megavolt am 31.03.2023 | 13:41
Mein völlig subjektiver Eindruck ist, dass der Output fast aller deutschen Rollenspielverlage massiv nachgelassen hat und dass auch bei den größeren internationalen Spielereihen die Abstände zwischen zwei (Print-)Publikationen immer länger werden.

Ich habe den gleichen Eindruck, vor allem auf Deutsch kommt gefühlt kaum mehr was.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Schaut euch mal dieses Projekt aus heimischen Landen  (https://www.gameontabletop.com/cf836/noreturn-2-edition.html)an und erwägt eine Unterstützung.

Besonders auffällig ist die Ebbe, wenn man aus dem DSA-Stall kommt und diese kontinuierlich veröffentlichten dicken Wälzer gewohnt ist. Abseits davon weht ein kalter Wind. Diese "Alles auf einen Streich"-Sachen in den Kickstarter-Bundles sind auch etwas, mit dem ich noch ziemlich fremdele.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Weltengeist am 31.03.2023 | 15:41
Och, mögliche Gründe fallen mir durchaus einige ein:
Naja, mal sehen wie sich das langfristig auf unser Hobby auswirkt...
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Carus am 1.04.2023 | 01:23
Ich kann es nur für DSA richtig beurteilen und da kommt pro Jahr weit mehr an Abenteuern und Hintergrundbänden heraus, als ich bespielen könnte - und ich spiele recht regelmässig in zwei Gruppen. Es gibt im DSA-Kosmos aber auch Leute, die sich beschweren, das z.B. zwei Regionalbände pro Jahr nicht reichen, das ist wohl alles etwas subjektiv.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Torsten (Donnerhaus) am 1.04.2023 | 03:02
Wie definiert man denn eine "große" Rollenspielpublikation?

Je nach Definition haben wir beispielsweise eine der größten Rollenspielpublikationen aller Zeiten rausgebracht. "Freude, schöner Götterfunken…" (https://www.donnerhaus.eu/spiele/freude/) kommt mit 4 Büchern, einer sehr detaillierten Kampagne, Würfeln, hunderten von Spielkarten, über einem Dutzend Landkarten, yadda yadda yadda. Mit ca. 3,8kg Gesamtgewicht ohne den Spielleiterschirm. Vom Umfang her ziemlich gewaltig und es ist eine 100% deutsche Publikation. System Deutsch, Druck in Deutschland, Konfektionierung in Deutschland und Versand auch.

ABER: Definiert man es aber nach dem Umfang der reinen Spielregeln, so wäre FSG ziemlich weit unten angesiedelt, denn unsere Regeln sind ein kompaktes B5 Heftchen und ein paar Spicker-Karten. Mit der Komplexität und Flexibilität hat das nicht viel zu tun, aber der reine Regeln/kg Wert ist ziemlich niedrig. Allerdings ist da aber auch spezifisch Arbeit reingesteckt worden, damit das so ist. Aufblähen ist leicht. Optimierung kostet Zeit (und damit Geld).

Geht man nach Veröffentlichungsfrequenz, dann müsste man sich ja auch noch die Frage stellen, ob es denn eine Stärke ist, viele Bücher zu produzieren, wenn viele davon womöglich redundant sind oder Produkte unnötig aufgesplittet werden. Und wie zählt man da mehrere Bücher, die als Paket verkauft werden? Wenn ich als Entwickler etwas auf zwei Bücher aufteile, damit die Leser es angenehmer handhaben können, zählt das dann als doppelte Publikationsrate? Ginge man da nach kg, Wörtern, Seiten…?

Und war denn die Zahl großer Rollenspielpublkationen (nach den meisten denkbaren Definitionen) in Deutschland jemals wirklich hoch?

Zählt eine Übersetzung genauso viel wie eine komplette Neuentwicklung? Vor allem, wenn man spezifisch über einen nationalen Markt spricht? Und sind Regelbücher, Quellenbücher, Abenteuer und Romane auf Augenhöhe miteinander oder würde man da gewichten?
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Weltengeist am 1.04.2023 | 08:16
Das Fass mit der formal richtigen Definition von "groß" wollte ich hier nicht aufmachen - mir ging es um die Systeme, die traditionell von vielen bespielt werden und mit (für die Verhältnisse des Marktes) mit hohen Auflagenzahlen und regelmäßigem Produktausstoß erscheinen.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Megavolt am 1.04.2023 | 09:11
Je nach Definition haben wir beispielsweise eine der größten Rollenspielpublikationen aller Zeiten rausgebracht. "Freude, schöner Götterfunken…" (https://www.donnerhaus.eu/spiele/freude/) kommt mit 4 Büchern, einer sehr detaillierten Kampagne, Würfeln, hunderten von Spielkarten, über einem Dutzend Landkarten, yadda yadda yadda. Mit ca. 3,8kg Gesamtgewicht ohne den Spielleiterschirm. Vom Umfang her ziemlich gewaltig und es ist eine 100% deutsche Publikation. System Deutsch, Druck in Deutschland, Konfektionierung in Deutschland und Versand auch.

Das stimmt, das ist echt ein richtig großes Teil.  :d
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Auribiel am 1.04.2023 | 10:52
Ich denke, der Output ist bei den Großen tatsächlich rückläufig. Habe aber auch den Eindruck, dass

a) wir in den Jahren davor mit einem gesteigerten Output der Großen verwöhnt wurden - ich bilde mir ein, dass da mehr kam, als Ende der 90er/anfang der 2000er.

b) der aktuelle Output - wenn auch gesunken - einen größeren Mehrwert für mich hat. Ich hatte (selber Zeitraum Ende 90er/Anfang 2000er) oft den Eindruck es viel mit Clanbüchern/Klassenbüchern o.ä. nützlich eingeschränkten Produkten zu tun zu haben. Und das aktuell die Produkte da einen breiter gestreuten Nutzen haben? :think:
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Torsten (Donnerhaus) am 1.04.2023 | 13:06
Das Fass mit der formal richtigen Definition von "groß" wollte ich hier nicht aufmachen - mir ging es um die Systeme, die traditionell von vielen bespielt werden und mit (für die Verhältnisse des Marktes) mit hohen Auflagenzahlen und regelmäßigem Produktausstoß erscheinen.

Ganz kommen wir ja nicht darum herum, das Fass der Größenfrage aufzumachen. Welche Auflagemenge würdest du da für den deutschen Markt als groß betrachten? 100, 200, 500, 1000,…?  ;)
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Eismann am 1.04.2023 | 13:28
Kommerziell groß? 1000+ bei Grundregelwerken würd ich persönlich ansetzen.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Weltengeist am 1.04.2023 | 14:51
Kommerziell groß? 1000+ bei Grundregelwerken würd ich persönlich ansetzen.

Ich auch, jedenfalls auf dem deutschsprachigen Markt. Wobei diese Zahlen von den Verlagen ja hartnäckig nicht offiziell herausgegeben werden, so dass uns das gar nicht so sehr hilft.

Außerdem trifft das Phänomen auf den englischsprachigen Markt genauso zu, und da habe ich schlicht überhaupt keine Ahnung, mit welchen Auflagen ein Pathfinder, ein Savage Worlds oder ein Runequest hantieren.

Unabhängig davon habe ich aber die Antwort auf meine Frage im Grunde schon bekommen. Wegen mir könnten wir den Thread jetzt zumachen, aber ich lasse ihn gerne offen, wenn ihr noch verwandte Themen diskutieren wollt. Ich selbst werde mich aber ab jetzt raushalten.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Kurna am 1.04.2023 | 15:47
Von Abenteuer 1880 weiß ich, dass die Erstauflage des Compendiums (des wichtigsten Hintergrundbandes) bei 1066 lag. Das steht so in der Hintergrundgeschichte des Verlags auf der Webseite, bei dem Abschnitt zur Neuauflage.
Wenn also so ein eher kleiner Verlag bei wichtigen Büchern auf die 1000 geht, würde ich auch sagen, dass das das Minimum sein sollte, welches man betrachtet.
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: Undwiederda am 1.04.2023 | 18:37
Shadowrun und Cthulhu sehe ich gerade kein Einbruch, obwohl Shadowrun 6 nicht so beliebt ist.
Splittermond wurde bereits mit der Insolvenz runter gefahren
Dsa habe ich keine Ahnung, weil da jeder Quatsch gecrowdfunded wird
WotC fährt ja seit Beginn der 5E eine schmalere Linie, dafür hat man aber trölfligsmillionen 3rd publishing
Übersetzungen sind entweder kleinere Linien,die schnell Mal fertig sind (viele spiele von Free League)
Oder manchmal dauert es ewig bis dazu was raus kommt (Warhammer Fantasy)
Oder werden ggf von dem Radar gar nicht empfangen (bei mir DCC oder die schwarze Katze)
Titel: Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
Beitrag von: postkarte am 1.04.2023 | 19:06
Vielleicht gab es mal einen noch größeren Produktausstoß, aber aktuell werden die klassischen Reihen DSA, Shadowrun, CoC, Pathfinder 2 und auch das vergleichsweise neue HeXXen doch sehr regelmäßig bedient. D&D kommt auch munter weiter auf Deutsch. Wer die Collector's Club Mails von Ulisses bekommt, kann sich da IMHO nicht über zu wenig neue Produkte pro Monat ärgern.

Klar sind Sachen weggefallen, aber jetzt nicht in dem Ausmaß, sondern hauptsächlich ist halt der Uhrwerk Verlag mit Splittermond, Space 1889 und Myranor komplett weggefallen. System Matters und Truant machen halt viel weniger und Midgard liegt auch fast im Schlaf bis die 6. Edition kommt.